Ng 10 5 . Diernhei Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich: Dienſtag, Donnerſtag u. Samſtag mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. Nerhreilelle und geleſenſte Zeitung am ſieſigen Plate, daher heſtes und eee e, birfüngspolſles Juſerions-Organ. Sesrnde 1884 80 Pfg. monatlich einſchließlich Trägerlohn: durch die Poſt Mk. 1.14 vierteljährlich. Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim. Viernheimer Nachrichten. Anzeigenpreis: 12 Pfennig die einſpaltige Petit⸗Zeile Lokal⸗Anzeigen 10 Pfennig. Reklamen: 30 Pfg. die Z⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. — Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. Bei event. gerichtlicher Beitreibung oder im Falle eines Konkurſes kommt jeder Rabatt in Wegfall. Nr. 37. Der Kaiſer und der Friede. )(, Aus London kommen ſeltſame Meldungen: Der franzöſiſche Miniſter des Aeußern, Pichon, der als Führer der franzöſiſchen Delegation Frankreich bei dem Leichen⸗ begängnis König Eduards vertrat, iſt von Kaiſer Wil⸗ helm in ein längeres Geſpräch gezogen worden. Der Miniſter hat dem Korreſpondenten des„Matin“ fol⸗ gendes über die Unterredung mitgeteilt: Kaiſer Wilhelm entwickelte mit großer Beredſamkeit die ihm ſehr ſympathiſche Idee des europäiſchen Staatenbundes. Im Intereſſe der Menſchheit und der Ziviliſation, ſagte Kaiſer Wilhelm, ſollten die großen europäiſchen Välker einig bleiben, einander unterſtützen und einen großen Friedensbund bilden. Das erſte Mal wurde Miniſter Pichon, wie er er⸗ zählt, beim Frühſtück in Schloß Windſor auf beſonderen Wunſch der Königin Mary herangezogen. Es waren ſechs Tiſche errichtet worden; an einem hatte die Königin Platz genommen, zu ihrer Linken König Georg von Griechen⸗ land und zu ihrer Rechten Kaiſer Wilhelm; außerdem ſaßen an der Tafel Erzherzog Franz Ferdinand von Oeſterreich und Prinz Heinrich von Preußen. Zwiſchen dieſen beiden hatte Miniſter Pichon ſeinen Platz erhalten. Prinz Heinrich ſprach längere Zeit mit Miniſter Pichon, den er aus deſſen Botſchafterzeit in Peking näher kannte. Die zweite Begegnung Pichons mit Kaiſer Wilhelm er⸗ folgte am Donnerstag abend bei dem Diner im Bucking⸗ ham⸗Palaſt in London. Miniſter Pichon, der bemerkte. daß der König von Spanien ihm zuwinkte, verfügte ſich zum König, um ihn zu begrüßen. Neben dem König von Spanien hielt ſich Kaiſer Wilhelm auf. Als der Kaiſer den Miniſter herankommen ſah, trat er einige Schritte vor und ſtreckte ihm die Hand ent⸗ gegen. Der Kaiſer begrüßte den Miniſter ſehr herzlich, wie jemanden, den man ſchon lange und gut kennt. Pichon erzählte dem Korreſpondenten, daß das Geſpräch mit Kaiſer Wilhelm den Charakter großer Herzlichkeit getragen habe. Der Kaiſer erkundigte ſich zunächſt nach einigen ihm perſönlich bekannten fran⸗ zöſiſchen Perſönlichkeiten und lenkte ſodann das Geſpräch auf die allgemeine Politik, wobei er ſich in der ein⸗ gangs erwähnten Weiſe über den Gedanken eines euro⸗ päiſchen Friedensbundes ausſprach. *** Inwieweit dieſe Erzählungen des geſprächigen Herrn Pichon ernſt zu nehmen ſind, wird in dieſen Tagen der Kursſtand der Aktien der Kanonen⸗ und Kriegsſchiff⸗ fabriken zeigen müſſen. Politiſche Nundſchau. ; Unterſtützung der Tabakarbeiter. Die Reichsre⸗ gierung hat angeordnet, daß diejenigen Tabakarbeiter, die in dieſem Jahre ihre Militärzeit vollendet haben, Hohe Schule. f Roman von C. von Dornau. 84 a Nachdruck verboten.) Zähes Bebarrungsvermögen noch mehr wie die Notwendigkeit des Lebenserwerbs hielten ſie an dem einmal gewählten Berufe feſt, auch als ſie ſeine Schattenseiten immer klarer erkannte. So unruhig und wechſelvoll ihre äußere Lebensführung geweſen war ſeit ihres Vaters plötzlichem Tode— an Lolas innerem Menſchen waren dieſe vier Jahre faſt ſpurlos vorübergegangen. Einmal— einmal nur in dieſer Zeit war die kühle, har⸗ moniſche Stille ihres Weſens ſüßer, qualvoller, leidenſchaftlicher Unruhe gewichen. Das war in den ſtillen, ſonnigen Auguſttagen geweſen, die über dem lieblichen Walddorf geleuchtet hatten. Sie waren unwiderbringlich dahin, dieſe ſeligen Sommertage—— der Herbſt war gekommen und hatte das fröhliche Waldesgrün, die bunte Pracht der Blumen welken laſſen, und wie graue Herbſtfäden hatte es ſich auf Lola Aſtiers Herz geſenkt.—— Aeußerlich war ſie faſt ganz unverändert; nur ihr Lächeln war noch seltener geworden, und ein herber Zug hatte ſich um den kleinen, feſten Mund gelegt. In ihrer ganzen Umgebung fühlte vielleicht nur der junge Engländer dieſe Veränderung, aber auch er, ohne ſie zu verſtehen. Er ſuchte ihr ſtillbefliſſen in wortloſer Verehrung Unangenehmes aus dem Wege zu räumen und kleine Aufmerkſamkeiten zu erweiſen, wo immer er konnte, und war glücklich, wenn es ſeinen eifrigen Bemühungen gelang, dies ſeltene, liebliche Lächeln hervorzulocken. Auch heute nach⸗ mittag hatte er vorſorglich die Frau des Direktors darauf auf⸗ merkſam gemacht, welch herrlicher Septemberabend es doch zu werden verſpräche, und daß ein kleiner Spaziergang durch die berühmt ſchönen Promenaden ihres neuen Wohnortes ihr und Fräulein Aſtier gewiß gut tun würde. Heute abend war ja noch keine Vorſtellung, da der Zirkus erſt geſtern, ſpät in der Nacht, eingetroffen war, und der Direktor noch mit den maſchinellen und Balleteinrichtungen der großen Ausſtattungspant⸗mime bis ſpät Mittwoch, den 23. Mai 1910. ebenfalls aus dem Oispoſitionsfonds Unterſtutzungen er⸗ halten. i Vorausſetzung iſt, daß die Leute vor Eintritt zum Militär ſich ihren Lebensunterhalt ausſchließlich als Tabakarbeiter erworben und bis zu ihrem Austritt vom Militär eine andere Beſchäftigung noch nicht erhalten haben. Freiſinn, ade! Auf ihrer Generalverſammlung haben die Hirſch⸗Dunckerſchen Gewerkvereine fich im An⸗ ſchluß an den Geſchäftsbericht ſehr lebhaft beklagt, daß der Freiſinn keine Arbeiter in ſeinen Reihen habe, wäh⸗ rend z. B. das Centrum eine ganze Reihe Arbeiter- Mitglieder habe. In der Schlußſitzung der Tagung hat man dann in einer Reſolution dem Freiſinn den Stuhl vor die Türe geſetzt und völlige Parteifreiheit für die Suche der Hirſch⸗Dunckerſchen Generale nach Mandaten proklamiert; man hat beſchloſſen: „Der Verbandstag bedauert, daß genwärtig nicht ein einziger Gewerkvereinler dem Reichstag oder Land⸗ tag angehört. Es iſt dringend notwendig, daß ſowohl der Vorſitzende des Verbandes, wie auch andere Führer der Gewerkvereine in die Parlamente gewählt werden. In Wahrung der partei und kirchenpolitiſchen Unab⸗ abhängigkeit der Gewerkvereine iſt den Kollegen die Wahl der Partei zu überlaſſen, für die ſie als Kan⸗ didaten auftreten wollen.“ Die Nationalliberalen werden dieſe Einladung ja wohl verſtehen. Sie brauchen ja hie und da für ausſichtsloſe Kandidaturen Arbeiter, die ſich zur Erhöhung des natio⸗ nalliberalen Anſehens vorſchieben laſſen. Dazu werden ihnen die Hirſch⸗Dunckerianer gerade gut ſein. (Ein Prozeß über Bülow wird ſich über kurz in Königsberg abſpielen. Die freiſinnige„Königsberger Har tungſche Zeitung“ hatte dem früheren Regierungsrat R. Martin„dreiſte Geſchichtsfälſchung“ vorgeworfen, die er durch die Enthüllungen über die Novembertage in ſeinem Buche„Deutſche Machthaber“ begangen haben ſollte. Herr Martin gibt nun bekannt, daß er gegen die„Königs⸗ berger Hartungſche Zeitung“ die Verleumdungsklage ange⸗ ſtrengt hat. Da Martin in ſeinem Buche behauptet hatte, daß der Kaiſer weder im Burenkriege noch durch das „Daily Telegraph“-Interview in die amtliche Politik ein⸗ gegriffen habe, dürfte der Prozeß für weitere Kreiſe ſehr intereſſante Beiträge zur Naturgeſchichte des Blocks und ſeines Begründers bringen. :: Mit der internationalen politiſchen Lage be⸗ ſchäftigt ſich angeſichts der Anweſenheit des deutſchen Kaiſers in London der„Daily Telegraph“ in ſehr ern⸗ ſten, vielbeachteten Ausführungen. Da heißt es:„Wenn Kaiſer Wilhelm heute hinter dem Sarge unſeres toten Königs herreitet durch die Straßen von London, werden wir in im vielleicht die mächtigſte Perſönlich⸗ keit auf Erden anzuerkennen haben. Da der Tod bei uns eingekehrt iſt, ſind die Chancen des Kaiſers ge⸗ ſtiegen, aber auch ſeine Verantwortlichkeit iſt größer geworden. Das Ausſcheiden König Eduards rückt die Fiaur Kaiſer Wilhelms noch mehr in den Vor- abends heute vollauf zu tun hatte, wenn morgen, am erſten Ok⸗ tober, die Eröffnungs⸗Vorſtellung ſtattfinden ſollte. Lola war nicht in dieſem Ausſtattungsſtück heſchäftigt. Sie batte vor vier Jahren bei der Aufſtellung des Kontraktes als ausdrückliche Bedingung angegeben, daß ſie nur als Schulreiterin verpflichtet ſein wolle und zu keiner anderen Vorſtellung heran⸗ gezogen werden dürfe. Der Direktor hatte ſich bedingungslos ihrem Verlangen gefügt— er war ſo überaus glücklich, noch dicht vor Beginn der Saiſon an Stelle ſeiner früheren erſten Schulreiterin einen ſo glänzenden Erſatz engagieren zu können, daß er noch ganz andere Verpflichtungen eingegangen wäre, hätte die junge Dame hier es gefordert. Und bis jetzt hatten beide Teile den Kontrakt nicht zu bereuen gehabt. Der brave Direktor hatte unendlich viel Aerger mit ſeinen„Damen von der hohen Schule“, wie er ſie nannte, gehabt: die eine war ihm mit einem Jongleur und der Tageskaſſe durchgebrannt: eine andere hatte ſich mit einem reichen Metzgermeiſter in München verheiratet: die dritte hatte ſich bei einem flotten Souper eine Lungen⸗ entzündung geholt und war mitten in der Saiſon geſtorben. Fräulein Aſtier tat keins von den dreien, ritt nach wie vor muſterbaft ihre Pferde vor, erwies ſich infolge ihrer Kunſt und ihrer Schönheit als ein dauernder Kaſſenmagnet und ſetzte allen mehr oder minder verkappten Umwerbungen eine eherne Gleichgiltigkeit entgegen. Direktor Ballini aber rieb ſich vergnügt die Hände und behandelte ſeine reizende Untergebene mit ausgeſuchter Zuvorkommenheit, ja, mit einer an Ehrfurcht grenzenden Hochachtung. Er kannte ja auch ihren wirklichen Namen, den er freilich ſtrenaſtens geheim halten mußte, dämpfte in ihrer Gegenwart ſeine laute Stimme zu ſanfterem Tonfall und pflegte oft zu ſeiner Frau zu ſagen:„Ja, das Blut! Das vornehme Blut! Das läßt ſich nun mal nicht verleugnen! Wie ſie mich behandelt! Wie eine Prinzeſſin ihren Hofmarſchall! Und man fühlt ſich wahrhaftig noch geehrt dadurch! Als ob es wirklich ſo wäre! Wunderbar!“ Es gehörte allerdings eine ans Wunderbare grenzende Phantaſie dazu, um in dem kleinen, rot⸗ backigen queckſilbernen Manne mit der dröhnenden Stimme und 26. 7 dergrund. Seine Erfayrung in den Fragen, die die ganze Welt am allermeiſten angehen, iſt jetzt ganz ohne⸗ gleichen. Was folgt daraus? Daß die geſamte Menſch⸗ heit zu dem Oberhaupt des deutſchen Reiches aufblickt in der Erwartung, er möge in der europäiſchen Politik die Rolle Eduards des Friedensſtifters übernehmen, und wie kein anderer Mann, ob gekrönt oder ungekrönt, es vermag, dahin wirken, daß die Welt ſich nicht nur dieſer unbehaglichen Gnadenfriſt erfreuen möge, die weiter nichts iſt als die Abweſenheit des Krieges, ſondern jener Sicher⸗ heit und des feſten Vertrauens in die Dauer des Frie⸗ dens, welche der Monarch, den wir jetzt der Erde über⸗ geben, ſo wohl zu verbreiten verſtand. Mächtig, im eigent⸗ lichen Sinne des Wortes, iſt Kaiſer Wilhelms Gewalt zu binden und zu löſen, mächtig die materiellen Kräfte, die er beherrſcht, und ebenſo mächtig mag ſein Einfluß werden über die feinen moraliſchen Elemente des Ge— fühls der Völker gegeneinander, die unſer verſtorbener Monarch inſtinktiv zu leiten verſtand. In dieſer Sphäre gilt es, viel zu erhalten, viel iſt noch zu erſtreben. Kaiſer Wilhelm hat die Gaben für die Rolle eines Haupt⸗ friedensſtifters in dem neuen Sinne dieſes Amtes, das Eduard der Siebente geſchaffen hat.“ Die Hauptverſammlung des deutſchen Flottenver⸗ eins am Sonntag war von ca. 200 Delegierten, dar⸗ unter auffällig vielen Offizieren, beſucht. Der Präſi⸗ dent des Vereins, Großadmiral v. Köſter, eröffnete die Tagung mit einer längeren Rede zum Geſchäftsbericht. Aus dieſer Rede intereſſiert beſonders eine Stelle, die als eine Einleitung der Agitation für eine neue Flottenvorlage anmutet. Herr v. Köſter kam dann auf die Unterſeeboote zu ſprechen und gelangte zu dem Schluß, daß man dieſem Typ für die lokale Küſten verteidigung zwar alle Beachtung zuwenden ſolle, daß er aber kaum in abſehbarer Zeit das Hochſeetorpedoboot werde erſetzen können. „Der diesjährgie ſozialdemokratiſche Parteitag ſoll vom 18. bis 24. September in Magdeburg ſtaktfinden. Europäiſches Ausland. Frankreich. * Die franzöſiſche Armeeleitung kommt aus der Sorge nicht heraus: In Algier erwartet man allerlei Ueber⸗ raſchungen infolge der Entdeckung einer Deſertions-Agen⸗ tur in Tiaret, die bereits ſeit längerer Zeit ihre Tätig⸗ keit ausübt. Ein Fremdenlegionär, der ausgeriſſen war, aber von Reue ergriffen wurde und ſich wieder ſtellte, ver⸗ riet die Exiſtenz der Agentur. Er bekannte, er ſei zur Deſertion durch eine Bande veranlaßt worden, die eine ganze Organiſation zu dieſem Zweck beſitze, und nannte verſchiedene ihrer Angehörigen. Die von der Behörde angeordneten Hausſuchungen führten zur Feſtnahme zweier jungen Leute. Weitere Verhaftungen ſollen bevorſtehen. Dänemark. „ Die Neuwahlen zum Folkething haben für das radikal-ſozialiſtiſche Miniſterium eine ſchſanke Niederlage den feurig farbenprächtigen Schlipjen eine Aehnlichkeit mit einem fürſtlichen Hofmarſchall zu entdecken! Die Theſe von dem Blut, das ſich nicht verleugnen läßt, war ein Lieblingsthema des Direktors. Er behandelte es oft auch in Bezug auf ſeine Frau, wobei er ausdrucksvoll zu ſeufzen und die Augen gen Himmel zu drehen pflegte. „Sehen Sie ſich meine Frau an!“ ſagte er dann gewöhnlich beweis führend.„Wir ſind nun faſt dreißig Jahre verheiratet— ſieht ſie aus wie die Frau eines Künſtlers?? Bewahrel Nicht wahr? Aus dem Materialwarenladen habe ich ſie damals geholt, und noch beute könnte man ſie bequem hinter jeden Ladentiſch ſtellen und ſie würde gewiſſenhaft jedes Quentchen abwiegen— ja, da fehlt eben das Künſtlerblut, das Geniale!“ Und er ſeufzte wieder tief auf und ſtrich unternehmungsluſtig den ſchwarzgewichſten Schnurrbart. Ach nein! Wie eine„Künſtlers“⸗Frau ſah die gute Direktorin nicht aus! Eber wie eine würdige, kleinſtädtiſche Matrone, deren Leben zwiſchen Kochherd und Nähtiſch verläuft. Das friſche. hübſche Mädchen batte es dem blutjungen Kunſtreiter angetan, als er vor dreißig Jahren mit einer kleinen Wandertruppe durch das ſtille Landſtädtchen kam, das ihr Vater mit Kaffee und Zucker verſorgte. Die Eltern hatten gewarnt, geſeufzt und die Hände gerungen, aber das junge Paar hatte hier, wie ſo oft, den Sieg über alle elterlichen Bedenken davongetragen, und mit der Mit⸗ gift der kleinen Frau hatte Ballini den Grund zu dem jetzt ſo wohlrentierenden Zirkus gelegt. Aeußerlich war alles ſehr wohl ausgeſchlagen, und die Befürchtungen des wackeren Material⸗ warenhändlers hatten ſich nicht bewahrheitet. Aber die arme, kleine Frau hatte ſich nie heimiſch gefühlt auf dem neuen Boden, in den ihr Mann ſie verpflanzt hatte. Hilflos, angſtvoll war ſie in den Kreis eingetreten, der ihrem bisberigen ſo unähnlich war, und fremd und verſchüchtert ſtand ſie ihm noch jetzt, nach dreißig Jahren, gegenüber. Alles aber, was ſich im Laufe der Jahre an Güte und Liebe in dem freundlichen Herzen der kinderloſen Frau aufgeſpeichert hatte, brachte ſie ſeit dem erſten Sehen dem ſtillen, lieblichen Mädchen entgegen, das vor faſt vier Jahren in ihres Mannes Geſellſchaft eingetreten war.(Tortjſetzung folgt.) gebracht. Die Anzahl der Mandate der verbündeten Radt⸗ kalen und Sozialdemokraten blieb dieſelbe wie im aufge⸗ löſten Folkething, nämlich 20 Radikale und 24 Sozial⸗ demokraten. Ihre Hoffnung, die Mehrheit zu erobern, hat ſich nicht erfüllt. Die Konſervativen haben infolge ihrer Allianz mit der gemäßigten Linken acht Sitze ver⸗ loren. Die Mandatszahl der gemäßigten Linken iſt von 49 auf 57 geſtiegen, während die Rechte ſich mit 13 Plätzen im neuen Folkething begnügen muß. Hiernach verfügen jetzt die vereinigten Gruppen der gemäßigten Linken über genau die Hälfte der 114 Folkethingſitze; die Wahlen bedeuten alſo eine Niederlage des radikalen Miniſteriums Zahle, des demnächſt zurücktreten wird. Ungarn. k Der Wahlkampf verläuft weiterhin echt magyariſch. In Marginen im ungariſchen Wahlbezirk kam es zwiſchen Wählern des Regierungskandidaten und Wählern der ru⸗ mäniſchen Nationalpartei zu einem Zuſammenſtoß, bei dem zwei Perſonen getötet wurden. England. : Die Politik des eitlen O'Brien hat es glücklich fertig gebracht, die Irländer zu entzweien: In Cork kam es am Sonntag zu heftigen Kämpfen zwiſchen An⸗ hängern Redmonds und O'Briens. Das nationaliſtiſche Unterhausmitglied Shehan wurde dabei ſchwer mißhandelt. ehe er von der Polizei gerettet werden konnte. Zwölf Perſonen wurden ſo erheblich verletzt, daß ſie ins Hoſpi⸗ tal geſchafft werden mußten; viele andere wurden leich⸗ ter verletzt. Die Polizei trennte ſchließlich die Kämpfen⸗ den und bildete einen Kordon, um die Straßen frei zu halten. Die erregten Maſſen brüllten ſich einander noch lange über die Köpfe der Polizei hinweg Schimpfworte zu. : Ueber die Beiſetzung König Eduards in der St. Georgskapelle des Windſorſchloſſes wurde ſchon kurz berichtet. In feierlichem Zuge wurde der Sarg vom Bahnhof zu dem Schloſſe geführt.. Garden brachten ihn dort vor den Altar der Kapelle. Hinter dem Sarge folgte der König mit der Zarin-Mutter, der die beiden älteſten Söhne zur Seite ſchreiten, dann erſchien der Kaiſer mit der Königin⸗Mutter, der Herzog von Connaught mit der Königin. Hinter dieſen Hauptleidtragenden erſchien ein Parterre von Königen und Fürſten. Der Gottesdienſt beſtand aus Gebet und Chorgeſang. Zum Schluß wurde der Sarg in das Grabgewölbe verſenkt. Damit hatte die Trauerfeier ihr Ende erreicht.— Die Zahl der Un⸗ fälle unter den Zuſchauern bei der Leichenfeier war ſehr groß. Viele Perſonen wurden ohnmächtig, kamen zu Fall und die Menge ſtampfte über ſie hinweg. Die Herausſchaffung der Verunglückten aus der Menge war mit großen Schwierigkeiten verknüpft. Es heißt, daß ſich über 2000 Unfälle ereignet haben. Spanien. : Die Königin von Spanien iſt am Samstag morgen 2½ Uhr von einem toten Knaben entbunden worden. Das Befinden der Mutter iſt durchaus befriedigend.— Aus der Ehe König Alfons VIII. mit Victoria Eugenio (Ena), geborenen Prinzeſſin von Battenberg, die am 31. Mai 1906 geſchloſſen wurde, gingen bis jetzt drei Kin⸗ der hervor, und zwar: Alfonſo, Fürſt von Aſturien, ge— boren am 10. Mai 1907, Infant Jaime, geboren 23. Juni 1908 und Infantin Beatriz, geboren am 22. Juni 1909. König Alfons von Spanien befindet ſich bereits auf der Rückreiſe von London nach Madrid. Griechenland. : Alſo darauf läuft es hinaus! Die Schutzmächte Kretas ſind zum Schrecken der Türkei total untätig. Sie ſollen allerdings unter dem Drucke der türkiſchen Entrüſtung Zwangsmaßregeln planen, aber ſolche, bei denen die Türkei vom Regen in die Traufe kommen würde. Es heißt, man hoffe, die Kreter für die fran⸗ zöſiſchen Vorſchläge zu gewinnen, die ihnen eine weit⸗ gehende Autonomie unter türkiſcher Souveränität ſichern wollen. Man wird den Kretern begreiflich machen, daß eine Autonomie ſpäter, ja ſchon nach eini⸗ gen Jahren, wenn die Türkei erſtarkt und ihrer ſonſti⸗ gen Schwierigkeiten Herr geworden, ſchwer zu erreichen ſein würde. Man rechnet für die Verwirklichung dieſes Programms auf die Hilfe des Regierungschefs Veniſelos. dem eine ähnliche Stellung eingeräumt wird, wie dem Fürſten von Samos.—„Fürſt Veniſelos“ würde dann zweifellos weitgehendſte Sorge tragen, daß„ſein Reich“ möglichſt bald„frei“ von den„Banden des Is- lam“ werden würde. Türkei. : Die Meldungen über den Aufſtand in Albanien widerſprechen ſich bedenklich. Die Nachrichten aus eng⸗ liſcher und franzöſiſcher Quelle möchten die Lage natür⸗ lich möglichſt trübe darſtellen. Unter dieſem Geſichts⸗ winkel hat man die folgende Meldung zu beachten: Trotz der fortſchreitenden Beruhigung in einzelnen Bezirken Al⸗ baniens wird die Lage noch als zweifelhaft bezeichnet. Nach den Angaben der Arnauten ſtehen noch bei Djakova 17000, im Gebiet von Drenitza 20 000 und zwiſchen Prizrend und Tettow noch 8000 Aufſtändiſche. Die letz⸗ teren werden von dem früheren Gendarmeriekommandan⸗ ten Romadan Zoſſida befehligt. Alle aus Samſun einge⸗ troffenen acht Bataillone, von denen ein Teil für die theſſaliſche Grenze beſtimmt war, gehen nach Albanien ab. Afrika. Marokko. : Für Mulay Hafid rückt eine bedenkliche Zeit heran. Er ſoll nämlich Schulden anerkennen: Um die Ange⸗ legenheit der Zahlung der Schulden des Machſens zu fördern, hatte der deutſche Geſandte auf Ende April eine Verſammlung des diplomatiſchen Korps veranlaßt, worin Einzelheiten über die Umbildung der marokkaniſchen Schuldenprüfungskommiſſion beſchloſſen wurden. Das diplomatiſche Korps hat ſich inzwiſchen über den Wort⸗ laut des Reglements über die Befugniſſe dieſer Kom⸗ miſſion geeinigt und das Reglement in arabiſcher Ueber⸗ ſetzung dieſer Tage nach Fez geſandt. Sobald der Sul⸗ tan die im Reglement vorgeſehenen acht neuen Mit⸗ glieder ernannt hat, können die fremden Forderungen baldigſt geregelt und aus der Anleihe beglichen werden. Man hofft, daß die Kommiſſion ihre Tätigkeit Anfang Juni beginnen wird. Ein bitterernſtes Kapitel. Unter den Vertretern der ärztlichen Wiſſenſchaft wird gegenwärtig mit einer gewiſſen Erregung das Ka⸗ pitel„Lungenheilſtätten„behandelt. Die Statiſtik be⸗ weiſt zwar in den letzten Jahren einen Rückgang der furchtbaren Volksſeuche Schwindſucht oder Tuberkuloſe, aber in ärztlichen Kreiſen traut man dieſer Statiſtik on aus den verſchiedenſten Urſachen heraus nicht, beſonders nicht ihren Angaben über jene Zeit niederen ärztlichen Erkennensvermögens, die nunmehr einige Jahrzehnte zu⸗ rückliegt, die aber in der Statiſtik noch immer zur He⸗ bung mediziniſcher Gegenwartsleiſtungen herhalten muß. Für den Laien, der offenen Auges die Verhältniſſe unſerer Großſtadtbevölkerung ſtudiert, ſind ja die Behauptungen dem angeblichen Rückgang der Schwindſucht ſchon aus ganz allgemeinen biologiſchen Gründen ganz un⸗ glaubhaft geweſen; für den kleinen Mann aber in der Großſtadt iſt die Statiſtik immer ein ſehr ſchwacher Troſt geweſen, wenn er um ſich herum unter ſeinen Arbeitsge⸗ noſſen, Nachbarn ꝛc. ſo ſehr viele offenbar Schwind⸗ ſüchtige ſah. Der Kampf gegen die Schwindſucht hat in vielen Punkten überaus ſegensreich gewirkt. Gerade in den hohen Herrſchaften, die ſich für dieſen Kampf intereſ⸗ ſierten, fanden die entſchloſſenen Vorkämpfer für eine Beſſerung der Wohnungsverhältniſſe eine tatkräftige Un⸗ terſtützung gegen die Allmacht jener an ſchlechten Woh⸗ nungsverhältniſſen intereſſierten Erwerbsgruppen. Auch die Aufklärungsarbeit hat ſehr ſegensreich gewirkt und nicht minder auch die Einwirkung auf die vielfach un⸗ geſunden Verhältniſſe in den Arbeitsräumen. Den Glanzpunkt dieſes Kampfes gegen die Schwind⸗ ſucht aber hat man allgemein geſehen in der direkten Pflege der Kranken in Lungenheilſtätten, und dieſer Teil des Kampfes wird jetzt als nutzlos an⸗ gegriffen, und zwar von hervorragend berufener Seite. Als ſ. Zt. die Idee der Lungenheilſtätten aufkam, da glaubten manche urteilsfähigen Sozialpolitiker, es ſei beſſer, die ungeheuren Summen für Lungenheilſtätten in Arbeiterwohnungen auf dem Lande anzulegen, in denen man eventuell— eine Erwägung allerdings mit ſehr zahlreichen Vorausſetzungen!— die Lungenkranken an⸗ ſiedeln könnte. Die mediziniſche Mode aber warf dieſe Bedenken nieder, und ſo ſind ſeit zwei Jahrzehnten Mil⸗ lionen über Millionen für Lungenheilanſtalten ausge— geben worden. Sie haben ganz unbeſtreitbar ſehr viel zur Hebung der Volksgeſundheit beigetragen, aber ihre Arbeit blieb auf die Dauer ohne den erhofften durch⸗ ſchlagenden Erfolg, weil ihr Wirken eben nur halb war. Nicht bloß in ärztlichen, auch in ſozialpolitiſchen Kreiſen iſt augenblicklich die Frage der„Nachpflege“ aktuell. Was nützt den Kranken die Heilſtättenpflege, wenn ſie ſogleich nachher wieder in die alten geſund⸗ heitlich ſchädlichen Wohnungs⸗ und Arbeitsverhältniſſe zurückgeſtoßen werden? Und wer ſchützt die Angehörigen und Mitarbeiter vor der Anſteckung durch jene, die nicht als geheilt aus den Heilſtätten zurückkehren, vor der Anſteckung durch jene, die die Heilſtätten nicht aufnehmen, weil ſie wiſſen, daß ihre Kunſt in Fällen auch nur halb⸗ wegs entwickelter Tuberkuloſe wirkungslos iſt? Das iſt, ſo erkennt man mehr und mehr, der ſpringende Punkt, über den man in berufenen Kreiſen eifrig diskutiert. Aber welche Bahnen ſoll denn nun der unumgäng⸗ lich notwendige Kampf gegen dieſe Volksſeuche einſchlagen. Medizinalrat Prof. Heidenheim kommt darauf ſoeben in einem ſehr beachtenswerten Aufſatze im„Tag“ zu ſprechen. Er führt da aus: Die Zahl der„Geheilten„iſt ſtets ſehr gering: die Zahl der„Gebeſſerten“ dagegen iſt recht groß. Dieſe Beſſerung verſpricht gar nichts für die Zukunft: die Zahl der letzten Klaſſe(„Unverändert“) der Entlaſſenen hat keinen Nutzen in der Anſtalt erfahren und— gehörte gar nicht in die Anſtalt hinein... Die an offener Tuberku⸗ loſe— ich ſage abſichtlich nicht: erkrankten, ſondern— hinſiechenden Perſonen gehören nicht in eine Lungen- heilſtätte, ſondern in Pflege an ſtalten, in denen ſie bis zu ihrer Erlöſung gepflegt werden. Die offene Tuber⸗ kuloſe— d. h. die Erkrankung, bei der jeder Auswurf Millionen von Bazillen enthält, die für andere ge⸗ fährlich werden können— ſteht im Gegenſatz zu den chroniſchen Lungenkranken, die keine Bazillen heraus⸗ befördern. Dieſe Klaſſe der Erkrankten gehört in Lungen⸗ heilſtätten, welche wie in der Schweiz durch die klima⸗ tiſchen Verhältniſſe eine erfolgreiche Behandlung mit Tuberkulin ermöglichen. Wenn die Statiſtik jetzt für das verfloſſene Jahr eine weſentliche Tuberkuloſe-Sterb⸗ lichkeitsabnahme berichtet, ſo iſt hierauf nicht viel zu geben; eine wirkliche Abnahme der Tuberkuloſe, eine ge— ſundere Generation wird für das Vaterland erſt erzielt werden, wenn die Errichtung der Lungenheilſtätten ein⸗ geſtellt wird, um der Errichtung von erſtens Pflege- ſtätten für unheilbar an Tuberkuloſe Erkrankte und zweitens Anſtalten für Aufnahme von Kindern an Tuber⸗ kuloſe erkrankter Eltern zu weichen. Aus Südweſtdeutſchland. — Coblenz, 23. Mai. Der von Oberlahnſtein kom⸗ mende Güterzug 8821 ſtieß innerhalb des Güterbahn⸗ hofs Coblenz(Rhein) in den Nebengleiſen mit einer Ran⸗ gier⸗Lokomotive ſeitlich zuſammen. Es entgleiſten die beiden Lokomotiven und ein Packwagen. Drei Lokomotiv⸗ beamte und ein Zugbeamter erlitten leichte Verletzungen. Der Materialſchaden iſt nicht erheblich. Der Betrieb war nicht geſtört. — Aus Heſſen, 23. Mai. Der 25 Jahre alte Por⸗ zellanmaler Karl Weber aus Breitenloh war im vorigen Jahre nach Kronach zum 19. bayeriſchen Inf. Regt. gezogen. Er begab ſich aber vor ſeinem Eintritt nach Paris und war nahe daran, zur Fremdenlegion zu gehen. Er ging dann über die Schweiz wieder zu⸗ rück und wurde in Worms, wo er ſich unter falſchem Namen aufhielt, ergriffen. Obwohl W. nach der An⸗ gabe des Anklagevertreters vor dem Kriegsgericht in Darmſtadt für dienſtuntauglich gilt, wurde er zu 6 Mo⸗ naten Gefängnis verurteilt und in die zweite Klaſſe des Soldatenſtandes verſetzt. — Darmſtadt, 23. Mai. Anders als„Submiſſions⸗ Skandal“ läßt es ſich nicht abtun, was beim Bahnhofs⸗ bau in Darmſtadt herausgekommen iſt. Das höchſte An⸗ gebot auf die Maurerarbeit für das Empfangsgebäude des neuen Bahnhofes gab die Geſellſchaft für Hoch⸗ und Tiefbau, A.⸗G., Frankfurt, mit 154000 M., das nied⸗ rigſte Angebot die Firma Fiſcher-Guſtavsburg mit 88 500 Mark ab.— Alſo ca. 90 Proz., Differenz, das iſt ein bischen arg. — Darmſtadt, 23. Mai. Soeben wird berichtet:„Das ruſſiſche Zarenpaar wird mit Familie und großem Ge⸗ folge am 24. Auguſt in Darmſtadt eintreffen und zu Beſuch des Großherzogs bis Mitte November im Jagd- ſchloß Wolfsgarten Wohnung nehmen. Vom 28. dieſes Monats wird bekanntlich das Großherzogliche Hoflager Zum letzten Mal weilte das ruſſtſche September 1903 bis 7. No⸗ Am 5. November hatte dahin verlegt.— Herrſcherpaar vom 25. vember 1903 in Wolfsgarten. der Deutſche Kaiſer in Wolfsgarten eine wichtiger ge⸗ wordene Beſprechung mit dem Zaren. — Babenhauſen, 23. Mai. Der Leichtſinn beim Böllerſchießen iſt den meiſten Beteiligten zur Gewoͤhn⸗ heit geworden, obgleich es doch immer und immer wieder Unglücksfälle gibt. So wollte in Hösbach(Heſſen) der dortige Fabrikarbeiter Adam Graf, ein Mann von 36 Jahren, gelegentlich einer Vereinsfeier in Unteraffer⸗ bach einen Böllerſchuß abgeben. Er hatte gehörig geladen und wollte eben nochmals nachſehen, als der Schuß un⸗ verſehens losging und dem Unvorſichtigen das rechte Bein in der Mitte des Oberſchenkels glatt abriß. Dem Schwerverletzten wurde das Bein vollſtändig amputiert. Er ſchwebt noch jetzt in hoher Lebensgefahr.— Ei⸗ gentlich ſollte dieſe Schießerei nur unter polizeilicher Aufſicht geduldet werden. — Mannheim, 23. Mai. Das Bürgermeiſteramt in Mannheim erläßt folgende gewiß zeitgemäße Bekannt⸗ machung:„Das Wäſſern der Spargeln— zum Zwecke der Gewichtsvermehrung— iſt als Nahrungs⸗ mittelfälſchung ſtrafbar. Der Verkauf gewäſſerter Spar⸗ geln kann außerdem als Betrug oder Betrugsverſuch ver⸗ folgt werden. Es wird vielfach verſucht, die Käufer da⸗ durch zu täuſchen, daß die Spargel nach der Wäſſerung wieder mit Erde bedeckt werden, als kämen ſie friſch aus der Erde. Durch Wäſſern werden Spargeln ge⸗ ſchmack⸗ und wertlos. Wir empfehlen, gewäſſerte Ware unter allen Umſtänden zurückzuweiſen und Fälle, wo die Wäſſerung erſt nachträglich bemerkt wird, zur An⸗ zeige zu bringen. Wir werden ſelbſt genau kontrol⸗ lieren laſſen. Die Verkäufer gewäſſerter Ware haben Einziehung und ſtrenge Beſtrafung zu gewärtigen.“— 4 0 05 intereſſiert dieſes Vorgehen auch anderswo die Olizet. — Lampertheim, 24. Mal. Der verhaftete Friedrich Kiſſel befindet ſich ſeit geſtern wieder auf freiem Fuß. Wie man hört, reichten die bisher geſammelten Beweiſe nicht aus, um eine Anklage wegen des kürzlich verübten Friedhoff revels herbeizuführen.— Der Gaſthof„Rheiniſcher Hof“ mit Neben⸗ haus und Garten ging um die Summe von 62000 Mark aus dem Beſitz des Herrn Franz Hüber in denjenigen eines Herrn Raſor aus Mannheim über. Der„Rheintſche Hof“ war bei⸗ nahe 100 Jahre im Beſitz der Familie Hüber. * Gorxheim, 24. Mal. Unter Anw'ſenhett des Kreisbauamts Heppenheim wurde in einer am letzten Freitag ſtattgefundenen Gemeinderatsſitzung wiederholt über die Er⸗ richtung einer zweiten Schulſtelle beraten. Von vier vorge- ſchlagenen Projekten entſchloß man ſich endlich für das des Kreis bauamtes, nämlich für Neubau. Der proviſoriſche An- ſchlag beläuft ſich auf 14000 Mark. Mit dem Bau wird nächſtes Jahr begonnen, ſo daß die Schule bis 1912 bezogen werden kann. Das neue Schulhaus kommt neben das früher erbaute zu ſtehen und muß das Gelände von Herrn Bürger- meiſter Schmitt angekauft werden. Worms, 21. Mal. In Niederſaulheim iſt der Landwirt Brückner vom Blitz erſchlagen worden. Er wurde anderen Tages tot auf dem Felde aufgefunden, noch ein Stroh⸗ dündel in der ſtarren Hand haltend, mit dem er eine Rebe feſtbinden wollte. + Neckarau, 24. Mal. Beim Baden im Altrhein ertrunken iſt der 17 Jahre alte Taglöhner Bauer von Neckarau. Die Leiche desſelben konnte ſofort geborgen werden. * Gernsheim, 24. Mal. Aus Liebeskummer ſprang ein junger Mann von hier in den Rhein. Das naſſe Bad muß ihn abekühlt haben, denn er ſchwamm ans Ufer zurück. — Oppenheim, 24. Mal. In dem Nachlaſſe eines hieſigen Juriſten, der vor wenigen Wochen geſtorben iſt, ſind große Unregelmäßigkeiten entdeckt worden. Es ſoll ein Fehl⸗ betrag von 150,000 Mark feſtgeſtellt worden ſein. * Hergershauſen, 23. Mal. Der Faſelwärter Heinrich Funk von hier geriet ſo unglücklich unter den Faſel, ſo daß ihm der Bruſtkorb eingedrückt wurde. Der Unglückliche ſtarb alsbald. Schwetzingen, 24. Mal. Der Dragoner Iſele aus Lahr, der bei der hieſigen(4. Eskadron des Dragoner⸗ Regiments Nr. 21 diente, iſt infolge ſchwerer Mißhandlungen durch Kameraden eines älteren Jahrganges geiſteskrank geworden und mußte, als ſein Bruder ihn beſuchen kam, einer Heilan⸗ ſtalt übergeben werden. Schläge auf den Kopf hatten eine Eiterung im Gehirn hervorgerufen. „Halleys“ Abſchied vollzieht ſich allmählich mit großer Schnelligkeit. An den letzten Abenden kam vielfach auch das große Publi⸗ kum einigermaßen auf ſeine Koſten, denn der Halley hatte ſich allmählich ſo weit von der Sonne entfernt, daß er erſt faſt drei Stunden nach deren Untergang unter dem Horizont verſchwand. Allerdings war er auch am Sonntag nur ein heller Nebelfleck, den man ſich erſt mühſam auf dem dunklen Untergrund ſuchen mußte. Die Sichtbarkeit wird weiter vom Wetter abhängen. Bei auch nur teilweiſe bewölktem oder doch nur dunſtigem Himmel iſt nichts zu ſehen. Das Schuldkonto„Halleys“ als Wettermacher wächſt immer mehr an. Ganz Südweſtdeutſchland wurde am Samstag von einem entſetzlichen Unwetter heimge⸗ ſucht, das mehrfach Störungen des Eiſenbahnverkehrs zur Folge hatte und in den Weinbergen ſchweren Schaden anrichtete. Bei Hatten he im wurde eine Ackerer⸗ familie auf freiem Felde vom Blitzſtrahl getroffen; der ältere Ackerer und ein Kind wurden gelähmt. In Köln⸗ Lindenthal ſchlug der Blitzſtrahl in einen Kirchturm. Der Küſter und die Knaben wurden verletzt. Bei A ß⸗ mannshauſen ſetzte ein Wolkenbruch beide Rhein⸗ gleiſe unter Waſſer, ſo daß zeitweiſe der ganze ober⸗ rheiniſche Bahnverkehr unterbrochen war. Infolge des Dammrutſches entgleiſte die Schnellzugmaſchine. Ein amtliches Telegramm meldet hierzu aus Ingelheim noch folgendes: Durch den Niedergang eines wolken⸗ bruchartigen Regens wurden abends 7 Uhr bei Kilometer 13,5 der Strecke Bingen— Mainz zwiſchen den Bahn⸗ höfen Ingelheim und Heidesheim beide Hauptgleiſe über⸗ ſchwemmt. Die Lokomotive des D⸗Zuges 169 entgleiſte mit den erſten Achſen in den angeſchwemmten Erdmaſſen. Beide Gleiſe waren um 9 Uhr 45 Minuten wieder ſahr⸗ bar. Die Züge erlitten teilweiſe erhebliche Verſpätungen. 14* f Erdbebe ſucht.! luſten a Antillen Naqric⸗ * 9 der Aug 0 In d Lokalter In die ſein dür Mark en thener an eine gewicht an den Eiſenbah dien ma M —. türkiſche Tode inricht des Ne dieſer ſch auf den dat aber fehl des hafter. 0 der Stra Hutet, er Urlaub g Garniſon ** N augenblick laniſchen zu hen 1 dusſieht, doffnen Forſchung ſannerſr den diblo Nacforſch den gebor 4 0 Ameritar 1 3 das Vert 1 kunde 90 KX . Families ſelen, 60 chaft Di werft be e rr „„“ N 00 Aus brũche dis Stadt oft verwòsrere. Der Krate rd. vol ans von lvazo beĩ Cartago, der dorch Sen 8 f W i Erabeberi zerstòrte Stadt Carta go in Costa rica. 1 5 7 b f V Was ein Mensch in einem Jafce verzehrt Aus Stadt und Land. * Neues Erdbeben auf Coſta Rica. Wieder hat ein Erdbeben mit einer ſchweren Hochflut Coſta Rica heimge⸗ ſucht. Berichte aus San Joſe ſprechen von großen Ver⸗ luſten an Menſchenleben und Eigentum. Auch auf den Antillen fürchtet man ſchweren Schaden. Von dort ſtehen Nachrichten noch aus. *Die Gefahren der Großbetriebe für die Moral der Angeſtellten wird einmal wieder bedenklich beleuchtet: In der Königshütte fand in Oberſchleſien ein gerichtlicher Lokaltermin wegen dort entdeckter Durchſtechereien ſtatt. In die Unredlichkeiten, die ſchon längere Zeit betrieben ſein dürften, da bis jetzt ſchon Unterſchleife bis zu 32 000 Mark entdeckt wurden, ſind ein Wagemeiſter und ein Beu⸗ thener Eiſenhändler verwickelt. Ein Kontrollbeamter hatte an einem bahnfertigen Waggon ein beträchtliches Ueber⸗ gewicht feſtgeſtellt, und ſo kam das unredliche Verfahren an den Tag. Zu den Großbetrieben, in denen die vom Eiſenbahnminiſter eingeſetzte Verwaltungskommiſſion Stu⸗ dien machen kann, gehört die Königshütte ſomit nicht. L„Militäriſches“ aus der Türkei. Unter den Gar⸗ niſonstruppen in Uesküb herrſcht große Erregung gegen den Major Riſa Mirſa Bey wegen folgenden Vorfalls: ein albaniſcher Notabler, ehemals ein Offizier in der türkiſchen Armee, wurde als Rebell gefangen und zum Tode verurteilt. Unter den zur Vollſtreckung der Hinrichtung ausgeloſten zwölf Soldaten war ein Sohn des Verurteilten. Er bat vergebens um Enthebung dieſer ſchrecklichen Dienſtpflicht; der Major zwang ihn, auf den eigenen Vater zu ſchießen. Der Sol- dat aber ſchoß in die Luft und wurde deswegen auf Be⸗ fehl des Majors noch an der Leiche des Vaters ver⸗ haftet. Er erhängte ſich aus Gram und aus Angſt vor der Strafe am Fenſterkreuz des Gefängniſſes. Wie ver⸗ lautet, erhielt der unmenſchliche Major den Befehl, einen Urlaub anzutreten, um Ausbrüchen der Erbitterung der Garniſon auszuweichen. * Von Indianern getötet. Die Gegend, um die ſich augenblicklich der Streit zwiſchen den beiden ſüdameri⸗ kaniſchen Republiken Peru und Equador dreht, gehört zu den unerforſchten Teilen Südamerikas. Wie es do ausſieht, zeigt folgende Meldung: Nach in Prag einge⸗ troffenen Meldungen wurde der bekannte öſterreichiſche Forſchungsreiſende Profeſſor Albert Fritſch bei einem Zu⸗ ſammenſtoß mit Indianern in Südbolivia getötet. Da Fritſch auch im Auftrage der Petersburger Akademie der Wiſſenſchaften wiſte, hat die ruſſiſche Regierung auf dem diplomatiſchen Wege bei der Regierung in Bolivia Nachforſchungen unternehmen laſſen. Profeſſor Fritſch. ein geborener Prager, hat im September 1908 auf dem Amerikaniſtenkongreſſe in Wien heftige Angriffe gegen das Berliner und das Hamburger Muſeum für Völker⸗ kunde gerichtet. ** Schreckliche Folgen der Arbeitsloſigkeit. Eine Familientragödie, der fünf Menſchenleben zum Opfer fielen, hat ſich in Sunderland, in der engliſchen Graf⸗ ſchaft Ducham, abgeſpielt. Dort ermordete ein Schiffs⸗ werftarbeiter ſeine Frau und vier Kinder, indem er ihnen die Kehle abſchnitt. Dann verſuchte ſich der Mörder ſelbſt die Kehle zu durchſ:neiden. Es heißt, daß der Mann jahrelang arbeitslos geweſen war. . Ein Rieſenſkandal bei Barnum. Am Sonntag geriet in Schenectady(Staat Newyork) Barnums Cirkus in Flammen. Zwölftauſend Menſchen ſuchten in wilder Angſt den Ausweg. Die Angeſtellten ſchafften Notaus⸗ gänge durch Zerreißen der Zeltwände. Die Aufregung wurde erhöht durch das Brüllen der geängſtigten Tiere im benachbarten Menageriezelt. Trotzdem entkam die Menge, ohne daß jemand ernſtlich verletzt wurde. Der Kampf geoen die Wäſcherstochter. In dem neuen Prozeß um die Erbfolge im Hauſe Erbach, bei dem es ſich hauptſächlich um die Frage handelt, ob der Erbgraf bei der eingegangenen Ehe mit der Wäſcherin Dora Fiſcher geiſtesgeſtört war oder nicht, hatte die Gattin des Erbgrafen Erasmus, Dora, Tochter des Wäſchers Fiſcher, das Zeugnis verweigert. Durch ein Zwiſchenur⸗ teil hat das Landgericht in Darmſtadt jetzt Dora Fiſcher zur Zeugnisausſage verpflichtet. Das Gericht hat ſich auf den Standpunkt geſtellt, daß das ſeinerzeitige Urteil des Frankfurter Gerichts rechtskräftig iſt, das die Ehe des Erbarafen auf Betreiben der Familie Erbach, das die Frau des Erasmus v. Erbach nicht in die nehmen wollte, für nichtig erklärt hatte. Dora Fiſcher könne ſich alſo auch nicht auf die Wohltat der Zeugnis⸗ verweigerung berufen. Die Koſten dieſes Zwiſchenurteils hat Dora Fiſcher zu tragen. . Der Tarnowska⸗Mordprozeß in Venedig, der ſeit Monaten das heiße Blut der italieniſchen Bevölkerung mit pikanteſten Einzelheiten aus dem Leben der ruſſiſchen Gräfin Tarnowska und ihrer um ihrer Gunſt willen zu Mördern des Bräutigams der Tarnowska, des Grafen Komarowski, herabgeſunkenen Verehrer aufpeitſchte, iſt zu Ende: — Venedig, 21. Mai. Im Tarnowskaprozeß wurde das Urteil geſprochen. Es lautete gegen den Studenten Naumow auf drei Jahre einen Monat, gegen die Tarnowska auf acht Jahre vier Monate, gegen den ehemaligen Rechtsanwalt Prikolow auf zehn Jahre Gefängnis. Bei der Verleſung des Urteils zeigte ſich Naumow tief ergriffen; die Tarnowska blieb ruhig und warf einen Blick voll Sympathie auf die Perier. Das Publikum nahm das Urteil beifällig auf. Der Staatsanwalt hatte gegen Naumow unter Zubilligung der Unzurechnungsfä⸗ higkeit drei Jahre vier Monate, gegen die Tarnowska, bei der halbe Unzurechnungsfähigkeit anzunehmen ſei, acht Jahre vier Monate und gegen Prikolow unter Be⸗ ſagung mildernder Umſtände zehn Jahre beantragt. Das Gericht hat angenommen, daß Naumow, der den verhäng⸗ nisvollen Schuß abfeuerte, ein willenloſes Werkzeug in der Hand des verantwortlichen Anſtifters Prikulow ge⸗ weſen iſt. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Für das 14. deutſche Bundeskegeln vom 11. bis 17. Juni 1910 in Kiel hat der Geſamtvorſtand des Bundes 14000 Mark zur Anſchaffung von Ehren⸗ preiſen bewilligt. Eine internationale Luftſchiffahrtskon⸗ ferenz tagt augenblicklich in Paris. Die Charcotſche Südpolarexpedition iſt an Bord der„Pourquoi pas“ bei den Azoren eingetroffen. Verbrecher⸗Deportation. Die vielfachen Verhandlungen der letzten Jahre über die Reform des Strafvollzuges haben ein greif⸗ bares Ergebnis nicht gehabt. Man hat einen Ausweg aus dem Labyrinth einander widerſprechender Gedanken noch nicht zu finden vermocht. Es iſt eine erſchreckende Tatſache, daß der längere Aufenthalt in Zuchthäuſern und Gefängniſſen faſt immer zur Schwindſucht führt, die Menſchen auch nicht beſſert und ſie vor allem für ein weiteres erſprießliches Wirken und Arbeiten zum eigenen Wohle und dem Wohle der Geſamtheit unfähig und gegenüber dem Rückfalle ins Verbrechen weniger widerſtandsfähig macht. Es iſt ferner aber auch Tat⸗ ſache, daß dieſes heutige Syſtem mit ſeinen erheblichen Fehlern immer teurer wird und das Leben im Zucht⸗ hauſe und Gefängnis in ſeinen direkten Wirkungen dem einzelnen mit der Gefahr der Schwindſucht und mit den Nachteilen längerer Abgeſchloſſenheit für ſeine Zu⸗ kunft nicht vertrauten Verbrecher oft als das Beſſere gegenüber den harten Anforderungen des Lebens in der arbeitsharten Freiheit erſcheint. Das ſind die Gründe der alten furchtbaren Zweifel an der Richtigkeit und Berechtigung dieſes Syſtems, und dieſe Zweifel haben ſoeben auch eine Beſprechung dieſer Materie auf dem 1. Kongreß der Internationalen Vereinigung für Rechts⸗ und Wirtſchaftsphiloſophie herbeigeführt. f Das Geſamtergebnis dieſer Beratungen iſt, und das iſt das wichtigſte und intereſſanteſte dabei, ein zweifel⸗ loſes Vorandringen der Deportationsidee (Verſchickung von Verbrechern auf einſame Inſeln uſw. zur ländlichen Arbeit in der Freiheit, ſoweit der Ab⸗ ſchluß von der Menſchheit Freiheit ſein kann). Der Referent über dieſen Gegenſtand, Dr. Grote⸗ wold⸗Berlin, war unbedingter Anhänger dieſer Idee: Schattenſeiten ſieht er nicht. Er erklärte, geradezu fas⸗ ziniert zu ſein von dem Gedanken, unſeren Kolonien die notwendigen Arbeitskräfte auf dem Wege der Deportation von Strafgefangenen zuzuführen. Es ſei auch gerade⸗ zu eine Sünde, gegen 100 Millionen jährlich auszu⸗ geben für den Strafvollzug, zumal in den Zuchthäuſern Familie auf⸗ und Arbeitshäuſern nutzloſe Arbeit geleiſtet werde, da⸗ mit man den freien Gewerben keine Konkurrenz mache. Unſer Strafvollzug habe vollſtändigen Schiffbruch er⸗ litten. Die Einwände gegen das Syſtem der Deporta⸗ tion können als ſtichhaltig nicht anerkannt werden. Wenn Frankreich in Cayenne, Rußland in Sibirien ſchlechte Erfahrungen gemacht habe, ſo beruhe das auf den Fehlern des Syſtems. Nachdem man das Syſtem geändert habe, habe Frankreich in Numäa und Rußland auf Sacchalin recht gute Erfahrungen gemacht, und ganz vorzüglich ſeien die Erfahrungen Englands in Auſtralien, das ſich ja lediglich aus einer Deportationskolonie entwickelt habe Die früher ſo geläufigen Gegengründe gegen die De⸗ portation ſcheinen mehr und mehr erledigt zu ſein. Es war früher immer über ſehr ſchlechte Erfahrungen der Franzoſen und Engländer zu berichten. Das ſcheint aber an dem Syſtem gelegen zu haben. Das, was dieſes Mal dagegen vorgebracht wurde, enthielt dieſe Hinweiſe nicht. Als unbedingter Gegner der Deportation erſchien nur Geheimrat Geheimrat Laſſon mit folgendem Hinweiſe: Handle es ſich um Deportation in Lander mik gefähr⸗ lichem Klima, ſo ſei ſie eine durch nichts gerechtfertigte Grauſamkeit. Länder, die ſpäter einmal Kulturländer werden könnten, mit Deportierten zu beſetzen, ſcheine das Widerſinnigſte, was es geben könnte. Dieſer Einwand erſcheint aber nicht durchſchlagend. Wenn die Deportation für Neu⸗Vorpommern oder Neu-Mecklenburg vorgeſchlagen wird, die vollkommen geſund ſind, ſo wird die Beſiede⸗ lung dieſer einſamen, unendlich abgelegenen Inſeln für die Kulturwelt doch kaum einen merklichen Abbruch be⸗ denten. So iſt es mit Freuden zu begrüßen, daß dieſe ſo ſehr einflußreiche Tagung ſich für einen Verſuch im Kleinen mit der Deportation ausgeſprochen hat. Dann gibt es wenigſtens Klarheit. Scherz und Ernſt. — Wurſt und„wurſteln“. Die Redensart„das iſt mir Wurſt“ geht, ſo plaudert Söhns⸗Hannover in der Sprachecke des deutſchen Sprachvereins, auf die Bratwurſt zurück, die, ſo geſchätzt ſie auch ſonſt von jeher bei uns war, in dieſem Falle doch etwas ſehr Wertloſes bezeich⸗ net. Wenn Hans Sachs ſagt: Unſer thun iſt ſtarck verrigelt, Gleichwie mit einer bratwurſt verſigelt, wenn Luther an ſeinen Schutzherrn 3„Kurfürſt⸗ liche Gnaden wiſſen das beſſer, denn ichbs ſagen kann, daß ſolcher Vertrag mit einer Bratworſt verſiegelt iſt“ und an einer andern Stelle,„zuletzt war das alles mit einer Bratwurſt verſiegelt“, ſo heißt das nichts anderes, als daß dieſes Siegel nicht nur nicht vollwertig, ſon⸗ dern daß es überhaupt keins iſt, daß es für die Be⸗ glaubigung, den Wert der Sache völlig bedeutungslos, gleichgiltig, nichts als— Wurſt iſt. Wurſt und ſeine Weiterbildung wurſtig als Bezeichnung für etwas Gleich⸗ giltiges gingen ſpäter beſonders in die Studentenſprache über, die Wurſtigkeit aber iſt nach Büchmann erſt 1835, und zwar als„gänzliche Wurſchtigkeit“ von O. v. Bis⸗ marck geſchaffen worden, der bei ſeiner volkstümlich der⸗ ben Natur auch volkstümliche Ausdrücke durchaus nicht mied, im Gegenteil eine gewiſſe Vorliebe für ſie hatte, wie ſie in ſeinen Reden und Geſprächen(Tiſchgeſpräche zu Verſailles) oft genug hervortritt. Auch wurſteln wird von den einen auf die Wurſt zurückgeführt und bezeichnet nach dieſer Herleitung gedankenloſe Arbeit, wie ſie der beim Stopfen des Darmes alles durcheinandermengende Wurſtmacher verrichtet, während andere es auf das niederdeutſche worſtelen gleich ringen, kämpfen zurück⸗ gehen laſſen. Die Bedeutung, in der wir das Wort ge⸗ brauchen, ſcheint mehr für die„Wurſt“ zu ſprechen: wer „ſo hin“ und„ſo weiter“ wurſtelt,„macht“ eben auch nur in ganz gleichgiltigen, for die Sache bedeutungs⸗ loſen Dingen, die nicht von ſonderlichem Nachdenken zeugen. Verantwortlich für die Redaktion: Wil helm Bingener, Viernheim Bodenöl.. p. Schopp. 0.20 Mk. Fſt.Salatöl.. p. Ltr. 1.05 Mk. ferner tägl. friſche Tafelbutter Palmin u. Palmona Philipp Lahres 1. Original Matrrosen-u. Turnkleider genau nach Vorschrift Srõsstes Spezialhaus Sud Westdeutschland Weisse Skickerei-Kinder-Keider Farbige Wasch- Kinder- Kleider Noinw. Mousseline Kinder-Kleider L. 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