s 2 2 1 —— ——— Viernhei Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich: Dienſtag, Donnerſtag u. Samſtag mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: der Großherzoglichen Bürgermeiſtere Nerhreitelle und geleſenſe Zeitung am ſieſgen Plabe, daher heſtes uud Amtsblatt 20 Pfg. monatlich einſchließlich Trägerlohn; durch die Poſt Mr. 1.14 vierteljährlich. i Viernheim. ger Viernheimer Aachrichten. Auzeigenpreis: 12 Pfennig die einſpaltige Petit⸗Zeile . Lokal⸗Anzeigen 10 Pfennig. Reklamen: 30 Pfg. die Z⸗ſpaltige Zeile. Telephon⸗Nr. 20. wirkungsvollſtes Inſertions-Irgan. Gegründet 1884. Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim. — Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Bei event. gerichtlicher Beitreibung oder im Falle eines Konkurſes kommt jeder Rabatt in Wegfall. Vr. 39. Soweit wären wir alſo! Der preußiſche Mini⸗ ſterpräſident und Kanzler des deutſchen Reiches hat den Wagen der preußiſchen Wahlrechtsvorlage glücklich in den Sand gefahren, ſo feſt gefahren, daß er ihn nicht wieder flott machen konnte und das ungelenkige Vehikel ver⸗ tieß! All die Arbeit der letzten Monate, die maßloſe gegenſeitige Verärgerung und Verketzerung, das Hoffen und Harren der preußiſchen Bevölkerung auf eine Be⸗ ſeitigung des elendeſten aller Wahlſyſteme iſt umſonſt geweſen, weil der Miniſterpräſident nach ſeiner„Be⸗ kehrung“ durch den Exkanzler Fürſten Bülow in Rom den Nationalliberalen zu Gefallen das Centrum aus⸗ ſchal ten wollte. Das Centrum hatte ſo deutlich, daß auch der Miniſterpräſident das verſtehen mußte, erklärt, daß ein Entgegenkommen gegenüber den nationallibe⸗ ralen Wünſchen auf eine plutokratiſchere Geſtaltung des Wahlrechts durch die Drittelung in größeren Bezirken für die Centrumsfraktion jede fernere Mitarbeit unmög⸗ lich mache. Trotzdem blieb v. Bethmann⸗Hollweg ein getreuer Knappe der Nationalliberalen, wohl in der Hoff⸗ nung, daß die Knoſervativen im letzten Augenblicke, um endlich Ruhe zu bekommen, umfallen würden. Er hat ſich verrechnet; die Konſervativen haben mehr Rückgrat gezeigt, als der Miniſterpräſident ihnen zugemutet hatte: ſie blieben feſt, und die Hoffnungen v. Bethmann⸗Holl⸗ wegs und der Nationalliberalen wurden zu Waſſer. Den Drittelungsparagraph nach dem Geſchmacke der beiden Verbündeten wurde abgelehnt, und da trat der Miniſter⸗ präſident den Rückzug an: er zog die Vorlage zurück und nimmt das Bewußtſein mit, das keineswegs er⸗ hebende, der erſten größeren Aufgabe ſeiner Amtstätig⸗ keit nicht gewachſen geweſen zu ſein. Welche Schluß folgerungen er daraus ziehen wird, wiſſen wir nicht. Bethmann⸗Hollwegs Größe beruht im Schweigen; man muß bei ihm auf alles gefaßt ſein. Natürlich hat mit dieſem vorläufigen Ausgang der Dinge die Hetze gegen das Centrum nicht aufgehört. Der „Vorwärts“ kündigt ein Fortfahren„im löblichen Tun“ an. Er ſchreibt:„Das Centrum wird es jetzt natür⸗ lich ſo darzuſtellen ſuchen, als habe es dem Volke ein Recht erobern wollen, woran es aber von der Regie⸗ rung verhindert ſei. Nutzen wird ihm dieſer jeſuitiſche Kniff nicht; wir werden es als unſere vornehmſte Auf⸗ gabe betrachten, dem Volke die Augen über die wahre Natur dieſer Partei zu öffnen.“ Und weiter:„Der innere reaktionäre Charakter des Centrums war freilich der So⸗ zialdemokratie kein Geheimnis; daß er aber auch den immer noch großen Maſſen, die dem Centrum bisher gefolgt ſind, kein Geheimnis mehr bleibe, dafür läßt ſich jetzt mit ganz anderem Erfolge und viel ſchlagen⸗ derer Beweiskraft arbeiten als zuvor. Die Loslöſung dieſer Maſſen aber aus dem Gefolge der Reaktion, für die der Wahlrechtsverrat des Centrums mächtig vorge⸗ Dienſtag, den 31. mai 1910. arbeitet hat, wird zu einem Ereignis von größter poli⸗ tiſcher Tragweite werden.“ Optimiſten! Sie werden ſich ſchon die Köpfe ein⸗ rennen. Belehrungsverſuche bedeuten bei den ſozialdemo⸗ kratiſchen Artikelſchreibern vergebliche Liebesmüh. Wenn wir davon nicht bombenfeſt überzeugt wären, dann würden wir ihnen raten, einmal mit Verſtand zu leſen, was die„Deutſche Tageszeitung“, das konſervative Or⸗ gan des Bundes der Landwirte über die Haltung des Centrums denkt:„Wie man auch ſonſt über die Tak⸗ tik des Centrums denken mag, in dieſer Frage ſcheint ſie uns einheitlich und natürlich geweſen zu ſein. Das Centrum hat bekanntlich die Einführung des geheimen, direkten und gleichen Wahlrechts auch in Preußen als Endziel proklamiert; aber das Centrum iſt ſeiner gan⸗ zen Veranlagung nach am meiſten geneigt und zugleich am meiſten befähigt, eine Politik des Erreichbaren zu betreiben. Es war nun von Anfang an klar, daß das gleiche Wahlrecht diesmal auf keinen Fall, das geheime und direkte Wahlrecht zuſammen bei der Haltung der Regierung und des Herrenhauſes auch nicht zu erreichen war. Die geheime Wahl war naturgemäß das Wiche⸗ tigere unter den beiden erreichbaren Zielen; ſo lag von Anfang an für das Centrum der Gedanke nahe, dieſes große Zugeſtändnis an den demokratiſchen Gedanken zu er⸗ langen, dem es in der Wahlrechtsvorlage grundſätzlich zuneigt. Hätte es in eine erhebliche Vergrößerung der Drittelungsbezirke gewilligt, ſo würde es nicht nur ſeine Parteiintereſſen direkt in einer Reihe von Wahlkreiſen geſchädigt, ſondern auch den Erfolg der Erreichung des geheimen Stimmrechts, der ihm bei ſeiner grundſätzlich radikalen Stellung zur Wahlrechtsfrage das Eingehen auf eine Abſchlagszahlung möglich machte, zum guten Teile wieder aufgehoben.— Ueberdies war es ſeit je ganz beſonders für die kleinen Drittelungsbezirke ein⸗ getreten. Nach ſeiner ganzen Stellung konnte man in dieſer Frage darum ein erheblicheres Entgegenkommen von ihm kaum erwarten.“ Ob das Centrum bei einer eventuellen Neuauflage der Wahlreform abermals der Regierung in ſo weitem Maße wie bisher entgegenkommen wird, halten wir für ſehr, ſehr zweifelhaft. Das hat die Regierung nach der Behandlung, die ſie dem Centrum hat angedeihen laſſen, einfach nicht verdient. Politiſche NRundſchau. (1) Prinz Ludwig von Bayern über die Schiffahrts⸗ abgaben. Auf der 44. Hauptverſammlung der deut⸗ ſchen Geſellſchaft zur Rettung Schiffbrüchiger in München ſagte Prinz Ludwig von Bayern u. a., in Bezug auf den Ausbau der Waſſerſtraßen ſei zu hoffen, daß bald der erſte Schritt gemacht werde, wenn die leidige Frage der Schiffahrtsabgaben erledigt ſei. Möge ſie auf eine Art erledigt werden, daß niemand berech⸗ Haher Schule. Roman vor C. von Dornau. 86 Nachdruck verboten.) Sie ſah ernſthaͤft zu ibm auf.„Ich habe oft an das ge⸗ dacht, was Sie mir zum Abſchied ſagten, Georg!“ ſagte ſie ge⸗ dankenvoll.„Ich habe vieles gelernt und manches verlernt in dieſen vier Jahren— ich war ſo weltunkundig damals! Aber ⸗müde geflattert“, wie Sie an jenem Tage ſagten, hat ſich der Zugvogel noch lange nicht! Er weiß jetzt, wie viele Netze und Fallen die böſe Welt ſtellt, und wie unbarmherzig ſie ſein kann. Aber er nimmt deshalb nicht minder feſt und unbeirrt ſeinen Flug— das glauben Sie mir!“ Sie warf ſtolz das Köpfchen in den Nacken und erhob ſich. Frau Ballini kam auf ſie zu und muſterte erſtaunt den Fremden, der ſich da ſo eifrig mit ihrem Schützling unterhielt. Sie machte ſich Vorwürfe, das junge Mädchen ſo allein gelaſſen zu haben. Sie batte unter den Klein⸗ ſtädtern, die bewundernd das Denkmal umſtanden, alte, liebe Jugendbekannte getroffen und ſich mit ihnen„feſtgeſchwatzt“. Die ſanfte, kleine Frau war gans beſchämt ob ihrer Unterlaſſungsſünde und entſchuldigte ſich lebhaft bei Lola, nachdem ſie dem ſtumm zanebenſtehenden Radeck eine linkiſche Verbeugung gemacht hatte. „Mir iſt es ebenſo gegangen, wie Ihnen, liebe Frau Ballini“, ſagte Lola lächelnd mit der liebevollen Freundlichkeit, die ſie der guten Frau ſtets erwies.„Ich habe auch einen alten Freund ganz unvermutet getroffen— Herr von Radeck iſt einer meiner älteſten Bekannten!“ Die kleine Direktorsgattin erwiderte Georgs Gruß mit einem abermaligen, ziemlich unbeholfenen Knix und ſagte dann ängſtlich: „Wir müſſen nun wohl ins Hotel zurück?“ Der vornehme, ele⸗ gante Herr ſchüchterte ſie ein. f „Darf ich die Damen begleiten?“ fragte Georg haſtig. „Aber natürlich!“ Lola faßte den Arm der alten Frau und ſah ihr lächelnd in die Augen.„Vor Herrn von Radeck brauchen Sie ſich nicht zu fürchten, liebe Signora!“ fuhr ſie neckend fort. „Er kennt Sie ſchon ganz genau aus meinen Briefen!“ »Und weiß, mit welcher mütterlich- Gül“ Si un de 26. Jahrgang. tigte Klagen darüber haben kann. Ich wünſche, daß auch wir im Süden an die See angeſchloſſen werden und glaube, wir ſind auf dem Wege dazu.— Bayern hat bekanntlich ein wirtſchaftliches Intereſſe an den Aus⸗ bau der Waſſerſtraßen und iſt deshalb im Gegenſatz zu anderen ſüddeutſchen Bundesſtaaten ſtets für die Schiff⸗ fahrtsabgaben eingetreten. ) Die Frage der Verſicherungsämter war am Sams⸗ tag der Gegenſtand lebhafter Erörterungen in der Kom⸗ miſſion für die Reichsoerſicherungsord⸗ nung. Während man auf der einen Seite die Zweckmäßigkeit der Verſicherungsämter betonte, ver⸗ langte man auf der anderen Seite, daß die Geſchäfte der unteren Aufſichtsbehörden in Angelegenheiten der Reichs⸗ verſicherungsordnung den Gemeinde⸗ oder Staatsbehörden übertragen bleiben ſollen. Ein klares Bild der Stel⸗ lung der Kommiſſion zu der Frage der Organiſation läßt ſich heute noch nicht gewinnen. Uebrigens hat die Kom⸗ miſſion ſich dahin verſtändigt, daß die Namen von Kom⸗ miſſionsmitgliedern und auch ſelbſt die Fraktionen, von denen Anträge geſtellt werden, nicht in der Preſſe ge⸗ nannt werden ſollen. :: Die„Alten“ gegen den„Ruck nach links“. Aus Altona wird die Gründung eines„patriotiſchen Ver⸗ eins“ gemeldet, welcher ſich von dem Großblock von Baſſermann bis Bebel losſagt. Satzungsgemäß ſind von dem Verein alle ausgeſchloſſen, die ſich auf ein Bünd⸗ nis mit der fortſchrittlichen Volkspartei oder der Sozial⸗ demokratie einlaſſen. Vorſitzender des Vereins iſt der Erſte Staatsanwalt Kobligk und ihm haben ſich viele feudale Männer, wie der Präſident der Altonger Handels⸗ kammer, Kommerzienrat Menck, und der Vorſitzende des Vereins der Ottenſener Induſtriellen, Olof Michaelſen. angeſchloſſen.— Zweifellos wird es in der national⸗ liberalen Partei über kurz oder lang zum Krach kom⸗ men denn die Portemonnaie, Nationalliberalen fürchten von der Zuneigung der„Jungen“ zu den Parteien der Linken für ihre kapitaliſtiſchen Intereſſen, die bei ihnen gleichbedeutend mit Patriotismus ſind. : Robert Koch tot! In Baden⸗Baden iſt am Frei⸗ tag Exzellenz Robert Koch, der berühmte Bakteriologe und Pathologe, einem Herzſchlage erlegen. Geheimrat Robert Koch, der im 67. Lebensjahre ſteht, litt ſchon ſeit langem an einem Herzübel. Er hatte ſich am 20. d. M. zur Kur nach Baden-Baden begeben.— Profeſſor Koch iſt der Entdecker des Tuberkelbazillus. (—) Ein neuer Arbeitgeberbund. Der„Mannheimer Generalanzeiger“, das Organ des nationalliberalen Ab⸗ geordneten Baſſermann, ſchreibt: Wegen der auf ernſte Lohnkämpfe in der Tabakinduſtrie hindeutenden Bewegung unter den Tabakarbeitern haben ſich die deutſchen Ar⸗ beitgeberverbände der Tabak- und Zigarreninduſtrie zu einem neuen Arbeitgeber bund zuſammenge⸗ ſchloſſen. In den geſchäftsführenden Vorſtand ſind Ver⸗ treter der Verbände von Sachſen. Bremen, Weſtfalen, —— Jugendfreundin ſtets entgegengekommen ſind. Ich bin Ihnen innig dankbar dafür, verehrte Frau!“ ſetzte Radeck mit warmer Freundlichkeit hinzu. Und die Worte kamen ihm vom Herzen. Er ſah nicht das komiſch Altfränkiſche im Aeußern und Weſen der einfachen Frau, ſondern nur die unendliche Güte und Sanftmut, die aus ihren Augen ſtrahlte und des geliebten Mädchens Leben wärmer und heller gemacht hatte. Die alte Frau fühlte, daß es kein leeres Kompliment ſei, was ihr da geſagt wurde. Sie errötete vor Freude und drückte den Arm ihres Lieblings an ſich. Dann trippelte ſie ſchweigend neben ihr dahin und freute ſich im ſtillen, wie heiter und an⸗ geregt die beiden miteinander plauderten. „Ihre letzten Nachrichten erhielt ich aus Walddorf“, ſagte Georg jetzt.„Der Brief wurde mir durch unſern Bremer Ver⸗ treter nach meiner Heimat nachgeſchickt— ich bin auf der Reiſe dorthin ganz in der Nähe Ihres Sommeraufenthaltes vorbei⸗ gekommen; hätte ich damals ſchon gewußt, daß Sie in Walddorf waren, ſo hätte ich natürlich erſt einen Abſtecher nach Ihrem ſtillen Waldidyll gemacht— Sie wollten dort doch vier Wochen bleiben? Mein Brief aber, den ich Ihnen ſofort nach meiner Ankunft beim Onkel ſchrieb, kam als unbeſtellbar zurückl“ „Eigentlich ja—“, verſetzte Lola jäh erblaſſend;„aber wir reiſten doch ſchon früher ab. Mlle. Héricourt und ich, und trennten uns nach einem kurzen Aufenthalte in einem andern Gebirgsorte—“ „Und ich blieb eine ganze Weile ohne jede Nachricht von Ihnen“, vollendete Georg ſtrafend;„als ich ſchließlich aus den Zeitungen erfuhr, wo ſich augenblicklich der Zirkus Ballini be⸗ fand, ſtarb mein alter Onkel, und es war mir unmöglich, Sie ſofort aufzuſuchen. Als ich endlich frei wurde, eilte ich hierher —— Sie hatten mir damals mitgeteilt, daß Sie Ende Sep⸗ tember hierherkommen würden—“ „Wir ſind geſtern abend eingetroffen!“ „Sehen Sie, das nennt man Glück! Ich erwartete Sie ſchon ſeit drei oder vier Tagen; jetzt endlich verkündeten die Zeitunger die Ankunft des Zirkus, ich ſtürzte nach Ihrem Hotel, das ich endlich glücklich ausfindig machte, hörte, daß Sie mit der Signora ausgegangen, deponierte für Sie meine Karte mit meiner Hoteladreſſe, nahm eine Droſchke auf Zeit und ließ mich durch die Anlagen ſpazieren fahren. Vielleicht iſt der Himmel dir anädig, und du ſiehſt ſie unterwegs, dachte ich.“ „Und der Himmel war ſo gnädig“, lachte Lola:„doch jetzt ſind wir vor unſerer beſcheidenen Herberge angelangt und müſſen uns für heute trennen— ich ſehe Sie doch morgen?“ „Welche Frage! Dieſen ſchönen Anblick eines kaffeebraun⸗ gebrannten Kaffeehändlers können Sie ſo viel haben, wie Sie nur irgend wünſchen und befehlen, meine Gnädigſte—— hoffentlich befehlen Sie recht oft! Wann darf ich mich morgen nach Ihrem Befinden erkundigen?“ „Morgen vormittag habe ich Reitprobe, und dann wollen wir auf die Wohnungsſuche gehen— nicht wahr, Frau Ballini?“ „Und natürlich darf ich den Damen dabei behilflich ſein! Ich werde mich gleich morgen früh nach vaſſenden Wohnungen uunſehen und Ihnen eine Liſte aufſetzen und mitbringen. Wann und wo ſoll ich Sie abholen?“ Lola lachte über ſeine energiſche Art und Weiſe, ihre Intet⸗ eſſen zu den ſeinen zu machen.„Sie ſind doch noch ganz der alte, gute, ſtürmiſche, eigenwillige Georg!“ „Ich wollte Fräulein Aſtier um zwölf vom Zirkusgebäude abholen— wir träfen uns dann vor dem Haupteingang“, be⸗ merkte Frau Ballini ſchüchtern. „Alſo um zwölf Uhr pünktlich!“ ſagte Georg gemütlich.„Bis dahin habe ich einige Wohnungen ausfindig gemacht— wieviel Perſonen im ganzen? Wieviel Zimmer? Ungefähre Preislage?“ Lola lachte von neuem. „Herr und Frau Direktor brauchen eine Wohnung von zwei bis drei Zimmern mit Küche: ich würde gern in demſelben Hauſe wohnen und zwei Zimmer mein eigen nennen; den Koſtenpreis zu erkunden, überlaſſen wir vorläufig Ihnen, Herr Kommiſſar!“ Sie ſchieden äußerſt beiter, und Frau Ballini konnte ſich garnicht genug tun den ganzen Abend über in Ausdrücken des Entzückens und der Bewunderung über ihre neue Bekanntſchaft.(Fortſ. f. Schleſien und Unterbaden gewählt worden. Ueber die gegenüber Arbeiterbewegungen einzuſchlagende Taktik ſei eine vollſtändige Einigung erzielt worden.— Es handelt ſich alſo um eine ausgeſprochene Kampforganiſation. Die Arbeiter werden natürlich ihre Konſequenzen daraus ziehen. (ſ—) Bundesrat. In der letzten Bundesrats wurde dem Entwurfe eines Geſetzes be— treffend die Aufſtands ausgaben für Südweſt⸗ afrika in der vom Reichstag beſchloſſenen Faſſung die Zuſtimmung erteilt. Annahme fanden ferner die Vor⸗ lage betreffend die Prüfung der Zoll- und Salsſteuer⸗ verwaltungskoſtenliquidationen für die Rechnungsjahre 1903 bis 1907, die Vorlage betreffend die Geſchäfts⸗ bedingungen der Börſe in Berlin für den Zeithandel in Roggenmehl und der Entwurf betreffend die Beſchäfti⸗ gung von Arbeiterinnen in Meiereien uſw. Die Vor⸗ lage betreffend den Entwurf von Ausführungsbeſtimmun⸗ gen zum Reichsſchuldenbuchgeſetze wurde genehmigt. :: Halbamtliche Tränen. Die„Norddeutſche Allge⸗ meine Zeitung“ ſagt:„Es ſei im Intereſſe des Landes tief zu bedauern, daß kein poſitives Reſultat erzielt worden ſei.“ Und„niemand werde der Staatsregierung den Vorwurf machen können, das Scheitern der Vor⸗ lage verurſacht zu haben,“ ſagt ſie weiter. Das Blatt ſchließt ſeine Betrachtung:„Es handelt ſich bei der Re— form des preußiſchen Wahlrechts um eine einſchneidende Aenderung der preußiſchen Verfaſſung und um eine Ma⸗ terte, in der nicht nur die Anſchauungen, ſondern auch die Intereſſen der Parteien weit auseinandergehen. Solche Fragen, um die in den meiſten Ländern ſchon lange gekämpft wurde, pflegen nicht auf den erſten Anhieb gelöſt zu werden. Die ſachliche Haltbarkeit der Löſung iſt für die Regierung und das Land wichtiger als ihre Schnelligkeit.“— Damit wird indirekt eine neue Vor- lage angekündigt. Hoffentlich erleben wir das noch! (1) Der Streit um Abdul Hamids Millionen. Das königliche Kammergericht hat das Urteil des Landge— richts 1 in Berlin, das bekanntlich die Klage des Ex⸗ ſultans Abdul Hamid gegen die Reichsbank auf Her⸗ ausgabe ſeines 12 800 000 Mark(16 Millionen Fres.) betragenden Depots abwies, in der Berufungsinſtanz um⸗ geſtoßen, und die Bank zur Herausgabe des Depots verurteilt. Damit hat der intereſſante Rechtsſtreit eine neue Wendung genommen. Indeſſen iſt er dadurch noch nicht beendet, vielmehr wird die Reichs- bank das Reichsgericht anrufen, um über die einſchlägi⸗ gen Rechtsfragen formeller Natur, über die bisher noch keine Entſcheidung vorliegt, ein prinzipielles Urteil her⸗ beizuführen. Plenarſitzung des Heer und Marine. S Ein neues Militärluftſchiff? Das Kriegsminiſte⸗ rium führt, wie mitgeteilt wird, Verhandlungen mit der Motorluftſchiffſtudiengeſellſchaft wegen Lieferung eines neuen P-⸗Schiffes. § Die Luftſchiffe ſollen„umgetauft“ werden. Die Militärverwaltung plant, wie verlautet, eine durch⸗ greifende Aenderung und Neuregelung der Benennung ihrer Militärluftſchiffe, um Verwechſelungen mit den in Händen privater Geſellſchaften befindlichen Luftſchiffen vorzubeugen. Zur Beratung hierüber iſt eine Kommiſſion zuſammengetreten. Koloniales. — Die Errichtung von Handelskammern in Deutſch⸗ Südweſtafrika iſt bekanntlich vom Staatsſekretär Dern⸗ burg bei ſeinem Aufenthalt im Schutzgebiet zugeſagt worden. Nunmehr hat der ſtellvertretende Gouverneur eine Zuſammenfaſſung aller kaufmänniſchen und gewerb—⸗ lichen Kreiſe für die Bezirke Windhuk und Swakopmund in Ausſicht genommen. Für Windhuk iſt eine„Kor⸗ poration der Kaufmannſchaft“ mit dem 1. April bereits in Kraft getreten. Die Errichtung einer Handelskammer für Swakopmund ſteht unmittelbar bevor. Von der Schaffung einer beſonderen Handelskammer für Lüderitz⸗ bucht iſt vorläufig Abſtand genommen, da dort die ge⸗ werblichen Intereſſen in der Hauptſache bergbaulicher Natur ſind und als ſolche in der bereits beſtehenden „Minenkammer“ ihre Vertretung finden. Europäiſches Ausland. Oeſterreich⸗Ungarn. : Böhmen ſteht vor dem Landes banke⸗ rot t! Der Landesausſchuß hat beſchloſſen, mit Rück⸗ ſicht auf die bekanntlich überaus traurigen Finanzen des Landes Böhmen die bewilligte Betriebsunterſtützung der Lokakbahnen im Betrage von einer halben Million Kro⸗ nen nicht weiter auszuzahlen.— Es iſt alſo ſchon ſehr weit gekommen. i England. * Die Parteikämpfe treiben in England von Zeit zu Zeit eigenartige Blüten. In dem iriſchen Dorfe Newmarket in der Grafſchaft Cork kam es dieſer Tage zu erbitterten Kämpfen zwiſchen den Anhängern der Ab— geordneten Redmond und O'Brien. Die Krawalle dauer⸗ ten mit Unterbrechungen den ganzen Tag. Abends wurde der Kampf ſo heftig, daß mehrere Häuſer zer⸗ ſtört wurden. Schließlich glich die Dorfſtraße einem Feuermeer. Der Polizeivorſteher hatte nur ein halbes Dutzend Konſtabler zur Verfügung, mit denen er blinde Schüſſe auf die Menge abgab. Schließlich, als ſie vom Mob überwältigt zu werden fürchteten, feuerten die Poliziſten ſcharf. Ein junger Mann namens Regan wurde dabei durch eine Kugel in den Kopf getroffen und ſtarb nach zwei Stunden. Die Kämpfenden zerſtreuten ſich danach. Frankreich. ? Die Streikbewegung in Mery⸗ſur⸗Oiſe hat zu großen Ausſchreitungen geführt. Es wurde das Bürgermeiſter⸗ amt, wo zwei Ausſtändige eingeſperrt waren, weil ſie Revolverſchüſſe abgefeuert hatten, von Streikenden be⸗ lagert. Ein Verhafteter wurde ſchließlich freigegeben. Mehrere hundert Erdarbeiter der umliegenden Ortſchaf⸗ ten zogen abends mit roten Gewerkſchaftsfahnen nach Mery, um ſich den Ausſtändigen anzuſchließen. Der Präfekt verlangte deshalb weitere Truppenverſtärkungen. Rußland. Alle Tage kommen aus Rußland„erbauliche“ Nach⸗ richten. Am Samstag meldete der„Rußkoe Slowo“ einen ſchweren Juſtizmord. Vor einiger Zeit wurde in Potſchep(Gouvernement Tſchernigow) die Familie By⸗ chowski ermordet. Als Mörder wurde der Kommis Glus⸗ ker zum Tode durch den Strang verurteilt. Das Ur⸗ teil wurde ſofort vollſtreckt. Am Freitag ſtanden vor dem Militärgericht in Tſchernigow die wahren drei Mör⸗ der. Sie wurden ſämtlich zum Tode verurteilt. Be⸗ züglich des gehängten Glusker ſoll die Sache einer Re⸗ viſion unterzogen werden. So äußerte ſich der Präſi⸗ dent des genannten Gerichsthofes.— Damit iſt aller⸗ dings dem unſchuldig Hingerichteten nicht mehr gedient. Perſien. * Die inneren Verhältniſſe Perſiens wollen ſich nicht wieder feſtigen. Die unruhigen und verbrecheriſchen Ele⸗ mente nützen die Schwäche der Regierung, welche durch die Haltung Englands und Rußlands noch vergrößert wurde, nach Kräften aus und laſſen ſich zu Gewalttätig⸗ keiten aller Art hinreißen. Von einem neuen Attentat meldet folgendes Telegramm: Emin el Mulk, der frühere Poſtminiſter„iſt am Samstag abend 9 Uhr ſchwer mit einem Mauſergewehr verwundet worden und bald darauf verſtorben. Der Mörder gehört zu den Mudjaeddins. Dieſe bilden eine immer größer werdende Gefahr. Bis⸗ her ſind faſt täglich Schießereien mit Poliziſten vor⸗ gekommen, von denen mehrere ſchwer verwundet und ge— tötet worden ſind. Das Waffenverbot iſt, wie erwartet, gerade auf die Mudjaeddins ohne Wirkung geblieben. Unlängſt wurde ein Attentat auf ihren eigenen Anführer noch rechtzeitig vereitelt. Das jetzige Attentat, bei wel⸗ chem 20 Schüſfe fielen, beweiſt das Vorhandenſein ge— heimer politiſcher Umtriebe. * Keine Hoffnung mehr! () Ueber den Zuſtand des geſunkenen Taucherbootes „Pluvioſo“ liegt folgende Meldung vor, die keine Hoff⸗ nung auf Errettung etwaiger Ueberlebender übrig läßt: — Calais, 27. Mai. Die Strömung hat das Wrack des Tauchbootes„Pluvioſe“ verſetzt; die Taucher, die das Boot in einer Tiefe von 22 Metern bei Flut vor⸗ fanden, haben ein Tau an dem Wrack befeſtigt, dann aber die Arbeiten einſtellen müſſen, die heute abend 10 Uhr wieder aufgenommen werden ſollen. Der Marineminiſter erklärte bei der Rückkehr von der Un⸗ fallſtelle, er habe keine Hoffnung mehr, daß die Be⸗ ſatzung des Tauchbootes ſich noch am Leben befinden könnte; wahrſcheinlich ſei das Boot beim Zuſammen⸗ ſtoß mit dem Dampfer geborſten. Der Miniſter ver⸗ mutet, daß die„Pluvioſe“ einige Augenblicke nach dem Zuſammenſtoß an die Oberfläche emvporgeſtiegen ſei, weil der Kommandant einen letzten Verſuch gemacht habe, das Tauchboot, in welches das Waſſer mit furcht⸗ barer Schnelligkeit einſtrömte, in die Höhe zu bringen. Ueber die vergeblichen Verſuche, den Verſunkenen Ret⸗ tung zu bringen, berichtet folgendes Telegramm: — Paris, 27. Mai. Heute früh um 4 Uhr wurden die Arbeiten zur Hebung der untergegangenen„Plu⸗ vioſe“ wieder aufgenommen und zwar in Gegenwart des Marineminiſters. Die Taucher ſtellten feſt, daß das Boot durch die Strömung ſeine Lage während der Nacht auf dem Meeresgrunde verändert hatte; es war noch um wei⸗ tere ſechs Meter geſunken und ruhte in einer Tiefe von 22 Metern. Erſt heute morgen gelang es den Tauchern nach vieler Mühe, an einem der Heberinge einen Strick zu befeſtigen. Die Taucher machten zuerſt mehrere ver⸗ gebliche Verſuche, ſich dem Boote zu nähern, weil die Strömung ſo ſtark iſt, daß ſie ſich nur mit Mühe aufrecht erhalten konnten: es koſtete ſie ſchwere Mühe, den Strick an einem Heberinge zu befeſtigen. Infolge der ſtarken Strömung änderte das Boot immer wieder ſeine Lage: die Taucher mußten die Arbeit ſchließlich aufgeben. Um 2 Uhr nachmittags ſtiegen ſie neuerdings in die Tiefe, und als ſie ſich wieder heraufziehen ließen, mußten ſie die ſchreckliche Mitteilung machen, daß das Unterſeeboot durch die Strömung derart abgetrieben wurde, daß ſie es überhaupt nicht mehr auffinden konnten. Es iſt offen⸗ bar noch weiter in die See hinausgetrieben. Eine An⸗ zahl von Torpedobooten mit Tauchern an Bord iſt gegen⸗ wärtig damit beſchäftigt, die„Pluvioſe“ wieder aufzu⸗ ſuchen, doch muß leider damit gerechnet werden, daß man das geſunkene Unterſeeboot überhaupt nicht mehr auf⸗ finden wird. Die Bemannung iſt ſelbſtverſtändlich be⸗ reits tot, darüber gibt man ſich keiner Täuſchung mehr hin, und der Marineminiſter hat denn auch bereits den Hinterbliebenen ſein Beileid ausdrücken laſſen. Von allen Seiten treffen jetzt mächtige Hebekräne ein. Im Auftrage und im Namen der deutſchen Regierung ſpyprach Fürſt Radolin der franzöſiſchen Regierung an⸗ läßlich der Kataſtrophe der„Pluvioſe“ die tiefſte Teil⸗ nahme aus. Unter den Hinterbliebenen der Opfer des„Plu⸗ vioſe“ befinden ſich zwölf Witwen und neun Waiſen. Der Kommandant Prat war unvermählt: ſeiner greiſen Mutter wagte man die volle Wahrheit nicht mitzuteilen. Der Seefähnrich Engel entſtammt einer elſäſſiſchen, bei Belfort anſäſſigen Familie. Die Matroſen waren zumeiſt junge Bretonen. *** Wieder ein franzöſiſches Unterſeeboot in Gefahr. Erſt jetzt erfährt man aus eingehenderen Berichten über die jüngſten Seemanöver an der Küſte Korſikas, daß das von Leutnant Pamard befehligte Unterſeeboot „Circe“ gleich am erſten Manövertage nahe daran war, in den Grund gebohrt zu werden.„Circe“, beauf⸗ tragt, das mit zwölf Knoten Geſchwindigkeit fahrende Küſtenſchiff„Admiral Trehouart“, anzugreifen, richtete gegen dieſen auf 100 bis 150 Meter Entfernung einige Torpillen. Der„Trehouart“ aber machte einige im neuen Reglement angeordnete Vorwärtsbewegungen, die ihn in unmittelbare Nähe des eben auftauchenden Unterſeeboots brachten. Dank der Beſonnenheit des Kommandanten des Küſtenſchiffes wurde eine Kataſtropyhe vermieden. Der Vorfall hatte zur Folge, daß die Abſendung von Tor⸗ pillen auf der bisher geſtatteten Entfernung von 100 bis 150 Meter unterſagt und als geringſte Entfernung 300 Meter beſtimmt wurde. a Aus Nah und Fern. Worms, 30. Mai. Ober bürgermeiſter Köhler, deſſen Dienſtzeit om 1. September d. J. abgelaufen iſt, wurde auf Beſchluß der Stadtverordnetenverſammlung einſtimmig auf Lebenszeit wiedergewählt. r. Mörlenbach, 30. Mai. In große Aufregung wurde die hieſige Gemein de am Fronleſchnamstag verſetzt. Als der Gottesdienſt vorüber war, machte unſer hochw. Herr Pfarrer die unangenehme Ueberraſchung, daß ein Dieb be⸗ ihm einen Beſuch abgeſtattet hat,(s ſollen ca. 600 Mk. ab- handen gekommen ſein. Dem Schutzmann Eſchwei aus Wein- heim, der mit ſeinem Polizeihund„Lady“ gerufen worden war, wurde der Auftrag, eine Spur auszuarbeiten. Der Hund ging, nachdem er Witterung genommen hatte, durch den Pfarrgarten über die Hofmauer und die Eiſenbahnſtrecke ent⸗ lang bis auf die Landſtraße. Hier hörte die Spur auf. Im Verlaufe dieſes Ergebniſſes und der Unterſuchung wurde feſt⸗ geſtellt, daß die Diebe den vom Hunde ermittelten Weg zu Fuß zurücklegten, von der Straße aus aber wahrſcheinlich mit einem Automobil— das Automobil iſt von einer Perſon beobachtet worden— weiterfuhren. Die Autonummer konnte feſtgeſtellt werden und ſo dürfte die Ermittelung des Täters erfolgen können. * Ober- Abtſteinach, 30. Mali. Zu den bekannten Baumrieſen des Odenwaldes, die bekanntlich das Altertums ſchutzgeſetz auch in ſeine Obhut genommen hat, gehört auch un⸗ ſtreitig ein Kaſtanienbaum vor der Wirtſchaft des Sebaſtian Jöſt auf unſerer Filialgemeinde Mackenheim. Der Baum, der zur Zeit in voller Blüte ſteht, hat einen Stamm von 4,75 Meter im Umfang oder einen Durchneſſer von 1,20 Meter. In einer Höhe von über drei Metern teilt ſich der Stamm in zwei Gabeln, wovon eine für ſich auch ſchon einen ſtattlichen Baum abgäbe. Der Baum iſt ſtcher ſchon 4—500 Jahr alt. — Heidelberg, 30. Mai. Vor der hieſigen Straf- kammer hatte ſich vorige Woche der Bürgermeiſter Wilhelm Steinbrunn aus Neckargemünd, deſſen Verhaftung ſeinerzeit das größte Aufſehen erregt hatte, zu verantworten. Stein- brunn war beſchuldigt, ein Vergehen gegen§ 175 Abſ. 2. des Reichsſtrafgeſetzbuches begangen zu haben. Die Verhandlung endete mit der Freiſprechung des Angeklagten. * Darmſtadt, 30. Mai. Der Raubmord in Dorndlel. Alle bisherigen Nachforſchungen nach dem Täter ſind leider erfolglos geweſen und die Ausſicht auf Ermittelungen erſcheint nach Lage des Falls recht gering. Alle vermeintlichen Spuren erwieſen ſich bei näherer Betrachtung als haltlos und die ſehr umfangreiche Tätigkeit der Behörde beſtätigte lediglich das Letztere. Hoffentlich ergibt ſich doch noch ein Anhaltspunkt, kommt eine günſtige Fuͤgung zu Hilfe, wie ſie ja mitunter nach⸗ träglich eingetreten iſt. — Menzingen(A. Bretten), 27. Mat. Vorgeſtern mittag wurde der 58 Jahre alte Landwirt Karl Vogel auf dem Feld vom Blitz erſchlagen. Der Blitzſtrahl war in einen in der Nähe ſtehenden Kirſchbaum gefahren und auf die Senſe des V. übergeſprungen. — Babeuhanſen, 30. Mai. Der Schneiderlehrling Alois Müller zu Wenigenſtadt ſchoß beim unvorſichtigen Han- tieren mit einem geladenen Revolver den 16 Jahre alten Maurerlehrling Friedrich Thomas in die linke Bruſtſeite, wo- bei die Kugel die Lunge durchbohrte. Der ſchwerverletzte Lehrling liegt rettungslos danieder. — Mannheim, 30. Mai. Auf ſeltſame Art wurde die Frau des Metalldrückers Max Vogel in Mannheim, als ſie mit ihrem Manne ſpazieren ging, vom Blitz getroffen. Der Frau wurden die Kleider vom Leibe geriſſen, wäh⸗ rend ſie ſelbſt wunderbarerweiſe nur mit einigen kleinen Brandwunden und einer leichten Betäubung davon kam. Der neben ihr gehende Mann blieb unverletzt. Die Frau erholte ſich in der Waldhausreſtauration ſehr ſchnell. — Mainz, 30. Mai. Der Kanonier Wendelin Hch. Heſſemer aus Gau⸗-Algesheim vom 27. Art.⸗Regt., der bisher unbeſtraft iſt, hatte mehrmals verſucht, auf alte Urlaubspäſſe Militärfahrkarten nach Bingen, Wies⸗ baden und Mainz zu erhalten. Der Kartenausgeber, dem das gefälſchte Datum auffiel, brachte ihn zur An⸗ zeige. Wegen verſuchten Betrugs und Urkundenfälſchung wurde Heſſemer zu 3 Monaten und 1 Tag Gefängnis ver⸗ urteilt. Das Gericht will jedoch ein Begnadigungsgeſuch befürworten. Mainz, 30. Mai. Auf der Fahrt nach Straßburg fiel von dem Anhangſchiffe„Joſ. Stenz“ von Mainz in der Nähe von Kehl ein Kind eines Schiffers von Bord in den Rhein. Die Mutter des Kindes ſprang ihm nach, verſchwand aber bei dem Rettungswerk ſamt dem Kinde in den Wellen. Die beiden Leichen wurden ſpäter gelandet. Die Tragödie ereignete ſich Donnerstag vormittag im Kehler Hafen. Das 2½jährige Söhnchen des Schiffers Hofmann auf Kahn„Joſef Stenz II“ hatte ſich anſcheinend zu nahe an den Rand des Schiffes gewagt, bekam das Uebergewicht und ſtürzte in die Fluten. Auf das Hilfegeſchrei des Kindes eilte die Mutter herbei und ſprang, um ihren Liebling zu retten, in das Waſſer. Mutter und Kind verſchwanden jedoch in der Tiefe, ſo⸗ daß die ſofort herbeigeeilten Schiffer nichts mehr zur Rettung tun konnten. Die Leiche der Mutter wurde nach einer Viertelſtunde gelandet, die des Kindes eine Stunde ſpäter. Lokale Nachrichten. * Viernheim, 31. Mai. Das Gebirgsturufeſt des Bergſtraß⸗Neckar⸗ Turngaues nahm, wie nicht anders zu erwarten, einen recht ſchönen und echt turneriſchen Verlauf. Das Feſt war von der Turngenoſſenſchaft„Germania“ in allen Teilen exakt arrangiert, was beſonders zum guten Gelingen beigetragen hat. Am Wetturnen beteiligten ſich 187 Turner, von denen 113 preisgekrönt wurden. Die mitkonkurrierenden Turner der hieſigen Vereine haben ſich wieder wacker gehalten. Das Ergebnis wird in der nächſten Nr. bekannt gegeben. — Sänger-Einheit. Mit einem ganz bedeutenden Erfolge ſchnitt die Sänger⸗Einheit auf dem am letzten Sonntage in Bürſtadt ſtattgefundenen Geſang swettſtreit ab. Dank der bewährten und tüchtigen Leitung des Vereins durch ſeinen wackeren Dirigenten, Herrn Lehrer Seitz aus Worms, wie auch durch den Eifer und die Begeiſterung für die edle Geſangesſache, die die Sänger durch fleißigen Beſuch der Uebungsſtunden bekundeten, konnte der Verein mit drei errungenen Preiſen gekrönt nach Hauſe ziehen. Der Verein beteiligte ſich in der 1. Klaſſe, welche dret Vereine zahlte; das Reſultat war folgendes: 1. Preis mit 203 Punkten Sänger⸗Einheit⸗Viernheim Ant 8 Liederkranz⸗Groß⸗Zimmern 24„ 5 Sängerbund⸗Worms-Neuhauſen. In jeder Klaſſe war auch ein Dirigentenpreis ausgeſetzt, der mit dem 1. Preis errungen werden konnte und errang tllal⸗ ut bol brill gen nen net Das enden lag . unc ins, edle det * el Dar fteilt 1ſt. L 1 die Sänger-Einheit ſomit auch den Dirigentenpreis der 1. Klaſſe. Die richtige Auffaſſung des aufgegebenen Preis⸗Chores„Das Geiſterſchiff“ von Julius Wengert hatte nur die Sänger⸗Einheit, da ſie von den Preisrichtern in Auffoſſung die böchſt erreichbare Punktzahl verzeichnet bekam. Der ſelbſtgewählte Kunſtchor„Walther von Birbach“ von Joſ. Werth kam in allen ſeinen ſchwierigen und ſchönen Stellen ebenfalls exakt und anſprechend zum Vortrag.— Eine halbe Stunde nach beendigtem Klaſſenſingen begann das Ehrenpreisſingen. Auch hier erreichte die Sänger- Einheit, die in dieſem Singen nur mit Groß Zimmern konkurrierte, die Siegespalme. Mit Dregeri's„Blau- Blämlein“, das ſie mit ſeinen wunderbar ſchönen Pianoſtellen wirkungsvoll vorzutragen wußte, errang ſie mit bedeutender Punktmehrzahl den höchſten Ehrenpreis, beſtehend in einem von Frh. Dr. Cornelius v. Heyl zu Herrnsheim geſtifteten prächtigen ſilbernen Pokale. Wir gratulieren der Sänger Eindeit zu ihren errungenen Preiſen. Mögen ſie für die Sänger ein Anſporn ſein, auch fernerhin die Pflege des deutſchen Liedes hochzuhalten; die Erfolge werden dann nicht ausbleiben, zum Ruhme des Vereins, zum Ruhme und zur Ehre unſrer Gemeinde Viernhelm. r. Sport. Der Fußballklub Allemanſa focht am 22. Mai mit der Fußball⸗Abteilung des Männer⸗Turn⸗Vereins ein Wettſpiel aus, welches mit einem vollen Erfolg für die Alle mania endete. Letztere gewann 1: 2, die Fußballabteilung brach das Spiel ab. — An die See. Die vom Flottenverein veranſtalteten, aber auch Nichtmitgliedern zugänglichen Gefellſchaftsfahrten an die Waſſerkante erfreuen ſich zunehmender Beliebtheit bei den Binnenländern. In der Form einer herrlichen Sommerreiſe führen ſie ein in das Leben und Treiben an der Küſte, geben ein Bild von der Größe unſeres Ueberſetverkehrs, zeigen die Machtmittel, die ihn ſchützen. Der Heſſiſche Landes ausſchuß fuhrt in der Zeit vom 16. bis 23. Juli ſeine aus Damen und Herren beſtehende Reiſegeſellſchaft nach Hamburg— Helgo⸗ land—Kiel, für jeden Ort 2 Tage vorſehend, daunt das Sehenswerte ohne Ueberanſtrengung genoſſen werden kann. In dem mäßigen Preis von 110 Mark ſind nicht nur gute Verpflegung und Unterkunft eingeſchloſſen, ſondern auch die Trinkgelder.— Eine Anſchlußfahrt Kiel— Koppenhagen— Saßuſtz vom 23. bis 26. Juli iſt vorbereitet(65 Mark).— Da nur bei frühzeitiger Vereinbarung guter Verlauf zu er- warten iſt, muͤſſen Anmeldungen baldigſt erfolgen bei: Heſſiſchem Landesausſchuß des Deutſchen Flottenvereins Darm⸗ ſtadt, Waldſtraße 4, von dem auch Programme zu beziehen ſind. Aus Stadt und Land. ** Großfeuer. Ein verheerendes Großfeuer iſt in Parchim in Mecklenburg⸗Schwerin ausgebrochen. Bis jetzt iſt ein Straßenzug völlig eingeäſchert. Bei dem herrſchenden Sturme iſt die Feuerwehr machtlos und beſchränkt ſich darauf, die Nachbargebäude zu beſchützen. Trotzdem wütet das Feuer noch. e Eine Handſchrift Chriſti? Die Senſationspreſſe hat glücklich wieder Material bekommen. Eine notoriſch durchaus unzuverläſſige Wiener Korreſpondenz weiß mit⸗ zuteilen, daß jüngſt jemand auf dem Wiener Tandelmarkte ein altes Buch kaufte, in dem er eine Handſchrift in hebräiſcher(2) Sprache abgefaßt, vorfand. Er ließ das Schriftſtück von jemand überſetzen, der feſtſtellte, daß dieſe Handſchrift von Jeſus Chriſtus herrühre(h und eine Bot⸗ ſchaft des Heilandes an ſein Volk enthalte. Der Käufer ließ das Schriftſtück in einer Bank hinterlegen; es wird demnächſt in der photographiſchen Abbildung und Ueber- ſetzung veröffentlicht werden.— Der Mann hätte mit ſeiner Phantaſie uns beſſer bis zu den Hundstagen ver— ſchonen ſollen; man hätte ihm dann wenigſtens mil⸗ dere Umſtände zubilligen können. ** Hofrichter zum Tode verurteilt? Es verlautet, daß das Kriegsgericht über Oberleutnant Hofrichter das Todesurteil gefällt hat. Die authentiſche Beſtätigung, daß das Urteil bereits gefällt iſt, ſteht noch aus. e Hungertyphus in Ungarn. Im Bereger Komitate iſt der Hungertyphus ausgebrochen. Man zählt bis⸗ her an 200 Krankheitsfälle, in einer einzigen Gemeinde an 120. Die Regierung hat die Sperre dieſes Komi⸗ tates ausgeſprochen.— Es iſt nicht unmöglich, daß es ſich dabei um eines jener unſauberen Wahlmanöver han⸗ delt, die für den ungariſchen Globus bezeichnend ſind, denn anderen Nachrichten zufolge ſoll der Hungertyphus bei weitem nicht jene Dimenſionen angenommen haben, wie vorſtehend mitgeteilt. ** Radium in Portugal? Ein Londoner Ingenieur Harry March will in dem Diſtrikt von Guarda in Por⸗ tugal äußerſt radiumreiche Uranium⸗Lager gefunden haben. Sie ſollen ungefähr anderthalb Kilometer breit und zweieinhalb Kilometer lang ſein und monatlich 1000 Tonnen Uranium liefern können. Die Felsformation, in der das Uranium liegt, ſoll ſich ſo nahe an der Oberfläche befinden, daß ſie leicht bearbeitet werden kann. Den Londoner Blättern zufolge befindet ſich das Lager in britiſchen() Händen. * Vom Blitz erſchlagen. In Klein⸗Kniegnitz in Schleſien traf der Blitz das Wohnhaus des Schuhmachers Spiller und ſetzte es in Flammen. Spiller wurde betaubt, ſeine Frau wurde getötet.— In Peterwitz wurde der Förſterſohn Halemba vom Blitz erſchlagen. * Eiſenbahnunglück in der Schweiz. Am Sonntag ſind auf der Birſigthalbahn hinter Schloß Bottmingen um 1 Uhr 15 Min. nachmittags zwei Züge mit Ausflüg⸗ lern von und nach Baſel in voller Fahrt an einer Kurve aufeinandergefahren. Fünfzehn Perſonen wur⸗ den verwundet. Der Materialſchaden iſt groß, der Verkehr an der Unfallſtelle einſtweilen gehindert. * Zuſammenbruch eines Stierzirkus. In Alhaurin (ſpaniſche Provinz Malaga) ſtürzte der Stierzirkus in dem Augenblicke ein, als die Tiere geprüft werden ſollten. Eine ungeheure Panik brach aus, als die Zuſchauermenge plötzlich den Boden krachend ſinken fühlte. Viele Per⸗ ſonen wurden unter den Trümmern begraben. Elf davon ſind ſchwer, über 40 leicht verletzt worden. Die Bau⸗ techniker, die kurz vor der Kataſtrophe ein günſtiges Gut⸗ achten über die Feſtigkeit des Baues abgegeben hatten, ſollen gerichtlich belangt werden. 2270 8 — 5——— ä————— f 5— ——.——. ä ee SSS Das im Hafer voricalais mit d. ganzen Besatz. uriq uritergegarigene französische E Unterseeboot, pluviöse'“. * Ein Vergnügungsdampfer im Kugelregen. Ein Vergnügungsdampfer von der Clyde befand ſich am Mitt⸗ woch bei Arran, wie jetzt bekannt wird, längere Zeit unter dem Feuer der mit Schießübungen beſchäftigten engliſchen Kriegsſchiffe. Kugeln fielen rings um ihn ins Waſſer. Die Schiffe waren wegen des Nebels nicht ſichtbar. Der Kapitän ließ die Dampfſirene ver- geblich ertönen. Hätte ein Schuß getroffen, ſo wäre der Dampfer unfehlbar untergegangen. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Beim Abbruch eines Hauſes an der Alexandrinen⸗ ſtraße in Berlin ſtürzte eine Giebelwand zuſammen; acht Arbeiter wurden in die Tiefe geriſſen; zwei waren auf der Stelle tot; die übrigen trugen ſchwere Verletzungen davon. Am Roßberg beim Schwyzer Dorf Sattel iſt eine mehrere Tauſend Quadratmeter große Erdfläche in Be⸗ wegung. Die langſam niedergehenden Maſſen haben be⸗ reits mehrere Häuſer zerſtört. Die Wohnungen werden geräumt. In Blomberg bei Detmold geriet der Arbeiter Hell⸗ meier in eine Trockenmaſchine und wurde in Stücke zer⸗ riſſen. Aus dem Reich der Lüfte. () Von Erfolgen und— Unglücksfällen der modern gewordenen Aviatiker lagen am Montag eine ganze Reihe von Nachrichten vor, von denen wir die wichtigſten hier wiedergbeen. Einer Meldung aus London zufolge hat der engliſche Aviatiker und Aeronaut Leutnant J. W. Dunne das Problem des automatiſchen Gleichgewichts des Aeroplans ſehr glücklich gelöſt. Dunne ſoll ſich bei einem Auſſtiege zu Sheppey bis zu 20 Meter über den Boden erhoben und dann die Steuerhebel ſeines Zwei⸗ deckers völlig freigegeben haben. Ganz ſich ſelbſt über⸗ laſſen, ſchwebte der Aeroplan ſodann trotz eines leichten Windes während 4 Kilometer in ſchönem, ruhigem Fluge dahin, und erſt, als ein Hügel zu vermeiden war, er⸗ griff der Aviatiker wieder ſeine Hebel und ließ den Flieger ſanft zur Erde gleiten. Die Nachricht begegnete in den Pariſer aviatiſchen Kreiſen lebhaftem Intereſſe, und man ſieht den noch ausſtehenden Einzelheiten mit Spannung entgegen. Bisher verdankten die Aeroplane bekanntlich ihre Stabilität der Betätigung kleiner be⸗ weglicher Seitenflächen oder auch der Verbindung der Tragflächen ſelbſt, und die betreffenden Manöver ſind von den Piloten mit größter Aufmerkſamkeit zu ver⸗ richten. Die automatiſche Steuerung würde dem Avia⸗ tiker geſtatten, ſich nur um ſeinen Motor und ſeine Richtung zu bekümmern, ganz abgeſehen davon, daß er bei jedem Winde fliegen könnte. Der Apparat des Leut⸗ nants Dunne iſt ein Zweidecker, deſſen Flügel doppelt gekrümmt und hinten aufgebogen ſind. Als Richtungs⸗ ſteuer dienen zwei kleine, am hinteren Rande der oberen Tragfläche angeordnete Flächen. Der Apparat iſt mit einem 50 pferdigen Motor verſehen und wiegt 850 Kilo⸗ gramm. Ein Dauerflug Eulers. Der Frankfurter Aviatiker Auguſt Euler führte auf dem Truppenübungsplatz Darmſtadt einen Dauerflug, mit dem ein Ueberlandflug verbunden war, aus und blieb eine Stunde 1½ Minuten in der Luft. Euler flog in einer durchſchnittlichen Höhe von 80 Meter und erreichte bei ſeinem Ueberlandflug, wobei er die Ortſchaften Griesheim, Klein⸗Gerau, Groß-Gerau und Eſchollbrücken überflog, Höhen von 250 bis 300 Meter. Die geſamte durchflogene Entfernung beträgt etwa 112 Kilometer. Der Flug wurde mit einer neuen Euler⸗Flugmaſchine aus⸗ geführt, die weſentliche Aenderungen gegen den bisheri⸗ gen Eulertyp aufweiſt. Die Maſchine hat voneinander unabhängige Höhen⸗, Seiten⸗ und Schräglagenſteuer. welche ſämtlich mit einem Handgriff zuſammen betätigt werden können. Die Schräglagenſteuerung erfolgt durch von den Hauptflächen unabhängige Schlagflügel. Die inneren Seitenſtabiliſierungswände ſind in Fortfall ge⸗ kommen. Die ganze Maſchine iſt viel kleiner und niedri⸗ ger als die bisherigen Eulerſchen Flugmaſchinen. Im Aeroplan über den Hudſon. Der amerikaniſche Aviatiker Curtiß, der im Vor⸗ jahre den Bennettpreis für Flieger gewann, iſt über den Hudſonriver geflogen. Er ſtieg in Albany im Staate Newyork auf, überflog den Hudſon und nahm bei Poughkeepſic eine Zwiſchenlandung vor, um Oel auf⸗ zufüllen. Dann ſtieg er wieder auf und landete in Governors Island, wo er von einer tauſendköpfigen Menge lebhaft begrüßt wurde. Todesſturz im Aeroplan. Die franzöſiſchen Flieger ſind vom Unglück verfolgt. Erſt ſtürzte Kapitän Ferber, dann Delagrange und vor kurzem der junge Hauvette⸗Michelin zu Tode, und am Sonntag hat wieder einen franzöſiſchen Aviatiker eine Kataſtrophe betroffen. Der Schlußtag der Fliegerwoche von Verona bat mit einem traurigen Unfall geendet. Der franzöſiſche Aviatiker Dur ay iſt im Momente des Aufſtieges geſtürzt. Die Maſchine begrub ihn und ver⸗ letzte ihn ſo ſchwer, daß er bald darauf ſtarb. Duray, der einen Farmanapparat benutzte und auf der Flieger woche in Verona einige kleine erfolgreiche Flüge unter⸗ nommen hatte, war früher ein ausgezeichneter Automobil⸗ rennfahrer und ſtartete oft mit Erfolgen in den inter⸗ nationalen Rennen. Eine Löwenjagd in Stendal. ** In Stendal gibt gegenwärtig der Wanderzirkus Carlo Corty Vorſtellungen. Bei dem Transport des Zirkus zum Aufſtellungsplatze am Freitag ſind vier Löwen ausgebrochen und haben zwei Pferde zerfleiſcht. Ein Augenzeuge gibt von dem aufregenden Vorfall fol⸗ gende Darſtellung: Während heute früh gegen ½7 Uhr der Transport des Wagenparks des Zirkus Carlo Corty nach dem freien Platz vor der ſtädtiſchen Turnhalle vor ſich ging.“ rte ſich in einem von zwei alten und zwei jungen Löwen ebeſetzten Käfig ein Brett des Bodenbelegs. Der älteſte Löwe hatte den Defekt zuerſt wahrgenommen, das Brett zum Teil herausgeriſſen und das Weite ge⸗ ſucht. Gleich darauf brachen das Löwenweibchen und die beiden Jungen aus. Während der alte Löwe ſofort die beiden Geſpannpferde ſeines Wagens anfiel, begab ſich ſeine ihm in der Gefangenſchaft angetraute Gattin mit den beiden Kleinen auf eine benachbarte Wieſe und ſpielte. Die beiden Geſpannpferde brachen unter der Laſt des Löwen zuſammen, vermochten ihn aber abzuſchütteln und erhoben ſich wieder; der Wüſtenkönig unternahm dann einen zweiten und dritten Angriff, bei dem die Pferde übel zugerichtet wurden, ließ dann aber plötzlich von ihnen ab und wandte ſich nach der Schützenſtraße. Hier attackierte er die drei Pferde eines vor einem Reſtaurant haltenden Ackerwagens, von denen er eins furchtbar zerfleiſchte. Die beiden anderen Pferde ſuchten ſich des Angreifers mit heftigen Hufſchlägen zu erwehren. Als dem Löwen ein Sprung auf eins dieſer Pferde miß⸗ lang und er zur Erde rollte, ließ er von ſeinen Opfern ab und lenkte ſeine Schritte gemächlich in ein Gebüſch der nahen Promenade. Neben einem Stallgebäude ließ er ſich zur Ruhe nieder. Schutzleute, Offiziere und Mann⸗ ſchaften des Stendaler Ulanenregiments verſuchten jetzt, ihn einzufangen. Indeſſen ſo leicht, wie es ſchien, ging das nicht. Endlich kam man auf den Gedanken, ihm vom Dache des Stallgebäudes aus eine Schlinge um den Hals zu werfen. Das gelang. Im Moment, da der Löwe das Tau um den Hals fühlte, fuhr er knurrend auf, die Schlinge zog ſich zu und man hatte den unge⸗ berdigen Ausbrecher. Es war ohne viel Mühe möglich, in ähnlicher Weiſe ihm Vorder⸗ und Hinterfüße zu feſſeln und ihn in den ſchleunigſt herbeigeholten Käfig zu ſtecken. Viel leichter war es, der Löwin und der beiden Jungen ſich zu bemächtigen. Sie ſpielten während des ganzen aufregenden Vorganges immer noch friedlich auf der Wieſe im Sonnenſchein und ließen ſich ruhig in den Käfig locken. Als ein Glück darf es betrachtet werden, daß der Ausbruch kurz nach dem Schulbeginn erfolgte. Eine Viertelſtunde früher und unter den zur Schule ge⸗ henden Kindern wäre zum mindeſten eine fürchter⸗ liche Panik entſtanden. Gerichtsſaal. * Verworfen! Das Reichsgericht verwarf, wie aus Leipzig telegraphiert wird, die Reviſion des Tiſchler⸗ geſellen Valentin Kosziol, der, wie berichtet, vom Schwurgericht in Liſſa am 14. April wegen Mordes und Sittlichkeitsverbrechens in zwei Fällen zum Tode verur⸗ teilt worden war. Nach einem früheren Urteil war er wegen der gleichen Straftaten viermal zum Tode verur⸗ teilt worden, aber das Reichsgericht hatte in zwei Fällen dieſes Urteil aufgehoben.— Kosziol iſt danach wohl be⸗ ſtimmt dem Tode verfallen. Marktbericht. — Weinheim, 28. Mal. Milchſchweine waren zu- geführt 322 Stück, verkauft 285 Stück, das Paar zu 26— 42 Mark. Läufer war 1 Stück zugeführt, welches zu 40 Mark verkauft wurde. Verantwortlich für die Redaktion: Wilhelm Bingener, Viernheim Städtische Sparkasse Weinheim unter Garantie der Stadtgemeinde Weinheim verzinst sämtliche Einlagen 1 mit 4 Prozent. Kassenstunden: jeden Werktag von 9—12 und 3—5 Uhr. Telephon-Nr. 23. Helmsparbũchsen. Landw. Bezugs- U. Absatz- Genossenschaft. Wir laden unſere verehrlichen Mitglieder zu der am Sonntag, den 5. Juni, nachmittags/ Uhr im Gaſt⸗ haus„Zur Roſe ſtatifindenden ordentlich en General-Verſammlung hiermit höfl. ein. Tages⸗Ord nung: 1. Bekanntgabe der Bilanz pro 1909, 2. Entlaſtung des Vorſtandes, 3. Wahl eines Vorſtandsmitgliedes, 4. Verſchiedene Beſprechungen über Tabaksbau, Steuer etc. Die Bilanz liegt von heute ab in unſerem Geſchafts⸗ zimmer zur Einſicht der Mitglieder offen. Für den Aufſichtsrat: Fäͤr den Vorſtand: Nik. Gutherle 4. Adler Viernheim, den 20. Mai 1910. Wir fordern die Schuldner von Dreſchgeldern hiermit nochmals auf, ſolche binnen 14 Tagen zu begleichen. Der Vorſtand. Bauern-Verein Viernheim. Bezug von Kohlen und Kleie. Diejenigen Mitglieder, welche durch den Verein Kohlen zu beziehen wünſchen, wollen ihren Bedarf beim Vorſtand Valentin Winkler angeben. Anmeldungen zum Kleie⸗Bezug ſind beim Diener Mich. Niebler zu machen. Preis 2. Sorte Nußkohlen ab Bahn Mk. 1.25 Preis Hildebrand'ſche Weiß⸗Kleie Mk. 5.20 Viernheim, den 25. Mai 1910 Der Vorſtand. Fußball⸗Klub„Allemania“. Freitag, den 3. Inni, abends halb 9 Uhr Vorstands- Sitzung im Gaſthaus„Zum goldenen Karpfen“. Rechner: Gutperle. Sonntag, den 5. Juni, mittags 1 Uhr, im Gaſthaus„Zum neuen Bahnhof“ bei Witwe Schneider aussblofdentliche Cenefal-Versammlung. Tages⸗ Ordnung: Sports- Feſt. Vollzahliges Erſcheinen erwartet Der 1. Vorſtand. Nathol. Kirchenkassg. Alle rückſtändigen Gelder ſind bei Vermeidung der Klage bis 5. Juni ds. Js. zu entrichten. Martin, Rechne. PPC Gust. Kannewurf Schuhmacherei Lorſcherſtraße, neben dem Gaſthaus„Zur Traube“ empfiehlt ſich zur Anfertigung jed. Massarbeit unter Garantie fur tadelloſen Sitz u. erſtklaſſige Ausführung Aebernahme ſämtlicher Reparaturen bei Verwendung beſten Materials zu billigſt geſtellt. Preiſen. Empfehle amerikaniſche Gummiabſätze. Annahmeſtel le: Joh. Phil. 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