J ö Viernhei Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich: Dienſtag, Donnerſtag u. Samſtag mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. Verbreitete und geleſeule Zeitung am ſieſigen Plate, daher heſtes und Telephon⸗Nr. 20. birkungsvolllles Inſertions-Irgan. Gegründet 1884. 20 Pfg. monatlich einſchließlich Trägerlohn; durch die Poſt Mk. 1.14 vierteljährlich. Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: mer An iger Viernheimer Nachrichten. Anzeigenpreis: 12 Pfennig die einſpaltige Petit ⸗Zelle Lokal⸗Anzeigen 10 Pfennig. Reklamen: 30 Pfg. die g⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Nathausſtraße Nr. 19. Bei event. gerichtlicher Beitreibung oder im Falle eines Konkurſes kommt jeder Rabatt in Wegfall. Nr. 74. Nationalliberales. Das Verhalten der Nationalliberalen hat in der jüngſten Zeit auf verſchiedenen Seiten bedenkliches Kopf⸗ ſchütteln hervorgerufen. Die Neigung, den„Ruck nach Links“ immer energiſcher mitzumachen, iſt ja noch jüngſt in Friedberg⸗Büdingen klar zu Tage getreten, wo 40 Prozent der national(1) liberalen Herrſchaften ihre Stimme für den ſozialdemokratiſchen Kandidaten abge⸗ geben haben. Deutlicher aber iſt der allmähliche Links⸗ abmarſch eines großen Teiles der Nationalliberalen nie⸗ mals gefordert worden, als vor einigen Tagen, wo die nationalliberale„Magdeburgiſche Zeitung“ rundheraus die— Auflöſung des Reichstags verlangt hat. Was eine Auflöſung des Reichstags im gegenwärtigen Augenblicke bedeutet, dürfte auch der„Magdeburgiſchen Zeitung“ bekannt ſein: Der„rote Wolkenbruch“ würde uns in die Bude regnen. Daher iſt es durchaus zu⸗ treffend, wenn die„Konſervative Korreſpondenz“) das Verlangen des genannten Blattes alſo kennzeichnet: „Mit dreiſter Offenheit haben ſchon vor Jahren die Sozialdemokraten ausgeſprochen:„Wir wählen, um zu wühlen.“ Sie können ſich gar nicht genug Wahlbewegun⸗ gen wünſchen, um immer wieder ihre Wühlereien ins Werk zu ſetzen. Demgegenüber muß es in dem Wunſche jedes Baterlandsfreundes liegen, daß die Wahlbewegun⸗ gen möglichſt eingeſchränkt werden, und deshalb iſt die Einrichtung der fünfjährigen Legislaturperiode im Reiche und in Preußen dankenswert. Nur in ganz außerordent⸗ lichen Fällen wird darum auch zu der Auflöſung des Reichstags geſchritten; denn nur ſchwer wird der leitende Staatsmann und wird der Bundesrat ſich dazu ent⸗ ſchließen können, dem Kaiſer eine ſo ſchwerwiegende Maß⸗ regel zu empfehlen. Es müſſen ſchon ganz ſichere Vor⸗ ausſetzungen vorhanden ſein, um auf Grund nationaler Wahlparolen den ſozialdemokratiſchen Wühlereien erfolg- reich die Spitze bieten zu können, wenn der Reichstag aufgelöſt und eine allgemeine Neuwahl ausgeſchrieben werden ſoll. Es muß deshalb in hohem Maße wundernehmen, daß die nationalliberale„Magdeburgiſche Zeitung“ plötz⸗ lich und unmotiviert den Reichskanzler auffordert, den Reichstag aufzulöſen,„da ein Ausgleich der politiſchen Gegenſätze doch nicht mehr zu erwarten ſei“. Glaubt man denn im nationalliberalen Lager, daß ein ſolcher Ausgleich durch Neuwahlen in der jetzigen Zeit, da die Bevölkerung bis in die Tiefe aufgewühlt iſt, erreicht werden könnte? Das iſt auf keinen Fall anzunehmen; denn die Liberalen ſelbſt wollen ja gar keinen Aus⸗ gleich. Sie erwarten von den Reichstagswahlen abſolut nichts Gutes. Und trotzdem fordert man die Parlaments⸗ auflöſung! Fordert ſie ausgerechnet jetzt, alſo zu einem Zeitpunkt, da die Unterwühlung des Volkes den höchſten Grad erreicht hat. Welchen anderen Zweck kann die Sehn⸗ ſucht der Nationalliberalen nach Beſchleunigung der Reichstagswahlen haben als den. die Bevölkerung nicht Dienſtag, den 3. Juli 1010. zur Ruhe kommen zu laſſen? Es iſt faſt, als wollten auch die Liberalen den ſozialdemokratiſchen Grundſatz ſich zu eigen machen und wählen, um zu wühlen. Dabei haben die Liberalen aller Richtungen am eigenen Leibe erfahren, wie ſchlecht ihnen das Wühlen bekommt, und wie damit lediglich die Geſchäfte der Sozialdemokraten beſorgt werden. Die ſozialdemokratiſche Partei bietet alles auf, um die Erregung im Volke, die durch die liberale Steueragita⸗ tion herbeigeführt worden iſt, aufrecht zu erhalten. Das iſt von dieſer auf Zerſetzung des Volkslebens hinarbeiten⸗ den Partei begreiflich. Wenn aber auch die Liberalen noch immer beſtrebt ſind, das Volk in Erregung und Unruhe zu erhalten, ſo iſt das frivol und alles andere, nur nicht ſtaatserhaltend. Die Abgeordneten Baſſermann und Fuhrmann haben öffentlich bezeugt, daß ſie von den näch⸗ ſten Reichstagswahlen für unſer Vaterland nur Schlimmes erwarten. Statt nun dieſem Ergebniſſe entgegenzu⸗ arbeiten und wenigſtens mit der Volkserregung aufzu⸗ hören, verlangt man jetzt von nationalliberaler Seite Beſchleunigung der Wahlen, damit nur ja dabei die Be⸗ unruhigung voll zur Geltung komme. Dieſen national⸗ liberalen Zug muß man ſich merken.“ b Ja, dieſen Zug muß man ſich merken. Er iſt ein glänzender Beweis, wohin man im nationalliberalen Lager den Karren ſteuern will: zum Block von Baſſermann bis Bebel! Man ſieht, die nationalliberale Partei ver⸗ ſumpft in ihrer blinden Obſtruktionsraferei immer mehr, genau ſo wie der Liberalismus überhaupt. Mögen die Herrſchaften nur ſo fortwurſteln! Die„lachenden Drit⸗ ten“ werden die Sozialdemokraten ſein, die ſich aus deren Fellen dicke Riemen ſchneiden werden.„Glückauf“ auf den Wea! 2 Politiſche Nundſchau. f Berlin, 2. Juli: — Der Kaiſer beſuchte am Samstag das in Trave⸗ münde auf der Reede liegende Schulſchiff„Prinzeſſin Eitel Friedrich“, auf dem er mit dem Großherzog von Oldenburg etwa eine Stunde verweilte. — Der badiſche Finanzminiſter Dr. Honſell iſt am Freitag abend geſtorben. 6 * F 7 ( Bethmann⸗Hollwegs Pläne. Die Zeit der„ſauren Gurken“ richtet in den Köpfen verſchiedener Zeitungs⸗ ſchreiber allerlei Verwüſtungen an. Von„politiſch gut in⸗ formierter Seite“ gehen der„Berliner Morgenpoſt“ Mit⸗ teilungen über die Abſichten des Reichskanzlers zu, denen zufolge er vor allem beſtrebt iſt, die Macht in Händen zu behalten. Daher wird er mit jeder Mehrheit re⸗ gieren, die er bekommen kann. Das Reich braucht Geld; da aber direkte Reichsſteuern im Reichstage nicht durchzuſetzen ſeien und die geplante Wertzuwachsſteuer auch an dem Widerſtande des Eiſenbahnfiskus ſcheiterte. 26. Jahrgang. ſo bleibe nur eine Erhöhung der indirerten Steuern übrig. Weiter plane der Kanzler in der neuen Militär⸗ vorlage eine ſo ſtarke Erhöhung der Forderungen für das Landheer, wie ſie Herr v. Einem zu fordern nicht gewagt hat. Um den ungünſtigen Eindruck der Militärvorlage zu verwiſchen, wird Herr v. Bethmann⸗Hollweg alles daran ſetzen, das preußiſche Wahlrecht zu ändern, und zwar auf der Grundlage des Antrages Schorlemer-Lieſer. Die Konſervativen werden dem Reichskanzler aber nur unter der Bedingung Gefolgſchaft leiſten, daß er alle Anſtrengungen macht, um das Reichstagswahlrecht dem ſo modifizierten Landtagswahlrecht anzupaſſen.“— Wenn ſo etwas ſchon jetzt möglich iſt, was muß man dann in den Hundstagen erſt erwarten? 10 Die freie Aerztewahl geſichert? Wie die frei⸗ konſervative„Poſt“ hört, ſoll es den Freiſinnigen ge⸗ lungen ſein, in der Kommiſſion für die Reichsverſiche⸗ rungsordnung eine Mehrheit für Abſchaffung der Kaſſen⸗ ärzte und allgemeine freie Aerztewahl zu ge⸗ winnen.— Wir möchten doch abwarten, ob ſich die von der„Poſt“ ſelbſt noch für unſicher gehaltene Meldung beſtätigt. (—) Wieder eine Ente erſchoſſen. Die Münchener Korreſpondenz Hoffmann teilt offiziell mit: Verſchiedene Blätter bringen wiederholt die Nachricht, es beſtehe in maßgebenden bayeriſchen Kreiſen der Plan, die Regent⸗ ſchaft zu beendigen und dem Prinzregenten die Königskrone anzutragen. Dieſe Nachricht beruht auch diesmal, ſamt den Angaben, durch die ſie glaub⸗ haft gemacht werden ſoll, auf reiner Erfindung.— Als wir vor einigen Tagen die hier dementierte Nachricht wiedergaben, haben wir von vornherein ihre Unwahr⸗ ſcheinlichkeit betont. Uebrigens iſt bei dem hohen Alter des unglücklichen Königs eine natürliche Löſung dieſer Angelegenheit nur eine Frage der Zeit. () Harden vor Gericht. Maximilian Harden, der aus der Eulenburgaffäre zuerſt der breiteren Oeffent⸗ lichkeit bekannt geworden iſt, hatte in der„Zukunft“ einen Artikel über den Allenſteinprozeß veröffentlicht, der von der Zenſur als unſittlich bezeichnet wurde, wes⸗ wegen die Beſchlagnahme der betreffenden Nummer der „Zukunft“ erfolgte. Dem„Tag“ zufolge, iſt jetzt gegen Maximilian Harden wegen des konfiszierten„Zukunfts“⸗ Artikels über den Allenſteinerprozeß von der Staats⸗ anwaltſchaft Anklage erhoben worden. : Wieder ein Opfer der„Kielereien“. Vizeadmiral v. Uſedom iſt von der Stellung als Oberwerftdirektor in Kiel enthoben und zur„Allerhöchſten Verfügung“ mit dem Wohnſitz in Kiel geſtellt worden. Sein Nach⸗ folger iſt Kapitän zur See, Henkel.— Uebrigens will ſich die Regierung für die Unterſchleife anſcheinend nach Möglichkeit ſchadlos halten. Der Marinefiskus hat gegen den aus dem Werftprozeß bekannten Magazindirektor a. D. Heinrich ſowie gegen den Kaufmann Repenning jun. und die Erben ſeines verſtorbenen Vaters Zivilprozeſſe auf Erſatz von rund 24000 Mark angeſtrengt. Der 5 9757 g 3 5 g. r Er konnte nicht ewig fortbleiben von zu ſteigen, daß ich es ſo ſchnell wie möglich überwunden haben Hohe Schule. Roman von C. von Dornau. Machdruck verboten.) ⸗Nun, daran iſt doch wohl vorläufig nicht zu denken!“ Radeck faſt erschrocken. Der Doktor blinzelte ihm vergnügt zu.„Warum nicht? Verſuchen kann ſie es allemal! Heute iſt Montag— übermorgen können wir das Experiment immerhin anſtellen. Sie hat ein rieſiges Verlangen darnach, wieder erſt mal auf einem Pferde⸗ 5 geſeſſen zu haben— ſie ſpricht von nichts anderem eute!ꝰ „Das erſcheint mir aber doch krankhaft——“ Dr. Lüders zuckte die Achſeln. „Wie geſagt. hingehen und probieren kann ſie ja am Mitt⸗ woch— ich werde natürlich dabei ſein, wenn ſie zu Pferde ſteigt. In der Manege reitet ſie mir ſelbſtverſtändlich in den nächſten Wochen noch nicht wieder— vor Neujahr iſt garnicht daran zu denken, wenn auch Ballini noch ſo ſehr ſeufzt und ſtöbnt. Aber warum ſoll ſie nicht ein wenig ſpazieren reiten im Freien, ſolange wir dies milde. berrliche Wetter haben? Das kann ihr nur gut tun. Und es gibt hier überall ſo ſchöne Reit⸗ wege— denken Sie nur an den Roſenhauſener Park! Und nun auf baldiges Wiederſehen, lieber Herr von Radeck!“ Dr. Lüders grüßte und ſtieg eilig in den Wagen, den er vor ein paar Wochen hatte zulegen müſſen ſeiner ſtets wachſenden Patientenzahl wegen. Georg ging langſam die Treppe hinauf. Vor Lolas Tür blieb er einen Augenblick ſtehen und ſeufzte tief. Was waren das für Wochen geweſen voll unendlicher Qual und Sorge! Und nun ſie geneſen war— was war nun im Grunde anders geworden und beſſer? Er hatte ſeinem Vetter geſchrieben, daß er vorausſichtlich einige Monate länger in Europa werde ver⸗ 491 rief weilen müſſen, als er zuerſt angenommen hatte. Aber hatte er damit viel gewonnen? ſeiner Arbeit da drüben, die ihm lieb und wert geworden war — nicht den kränkelnden Verwandten und Freund im Stich laſſen, der treu zu ihm geſtanden, ſolange er in Not war.— Und Lola dachte an nichts, wie an die baldmögliche Wiederauf⸗ nahme ihres Berufes—— Er legte aufſtöhnend die Hand über die Augen und ein Zug bitteren Wehs überflog das kühngeſchnittene, charaktervolle Geſicht. Einen Augenblick nur— dann richtete er ſeine kräftige Geſtalt hoch auf, nahm mit eiſernem Willen den Kummer aus ſeinen Augen, die Troſtloſigkeit aus ſeiner Seele, klopfte, ſteckte bei dem leiſen Herein, das drinnen ertönte, vorſichtig einen groen Veilchenſtrauß durch die Spalte der nur wenig geöffneten Tür und fragte ſcherzend:„Dieſe Veilchen möchten ihre Schweſter beſuchen— darf ich mit hereinkommen?“ Und ohne die Ant⸗ wort abzuwarten, öffnete er dann die Tür völlig, um ſie ſorg⸗ ſam wieder hinter ſich zu ſchließen, und ging auf den Fußſpitzen, möglichſt leiſe auftretend, mit den ängſtlichen, ungeſchickten Be⸗ wegungen, die faſt jeden Mann in einem Krankenzimmer aus⸗ zeichnen, auf das Fenſter zu. Dort ruhte Lola in einem Arm⸗ ſtuhl und ſtreckte ihm und ſeinen Veilchen fröhlich die Hand entgegen. „Ste brauchen garnicht ſo ängſtlich durchs Zimmer zu ſchweben“, ſagte ſie lachend,„ich bin abſolut nicht mehr ſchonungs⸗ bedürftig, treten Sie nur feſt auf. Ab, die herrlichen Veilchen! Welcher Duft! Tauſend Dank, Georg! Haben Sie Dr. Lüders noch geſehen?“ Georg zog ſich einen Seſſel herbei und ſetzte ſich neben ſie. „Geſehen und geſprochen!“ erwiderte er ernſthaft.„Sie ſcheinen ja recht übermütig heute, mein Fräulein— wollen Sie denn im Ernſt Ihre Reitübungen ſchon wieder aufnehmen?“ Der freundliche Schimmer verſchwand aus Lolas Augen. Sie hob erblaſſend das Geſicht aus den Veilchen, in die ſie es verſenkt hatte, und ſah ihn düſter an. 5 „Ich muß ja, Georg!“ ſagte ſie traurig:„und es iſt mir ſolch ein ſchrecklicher Gedanke, zum erſtenmal wieder zu Sferde möchte. Wenn ich es erſt einmal wieder getan habe, iſt dieſe törichte Angſt gewiß vorbei—— und Ballini drängt mich auch—“ „Der gemeine Kerl!“ Georg war ſchon wieder aufgeſprungen und lief mißmutig im Zimmer auf und ab. „Das iſt er nicht“, verſetzte Lola ruhig;„er hat ſich ſehr gütig und geduldig gegen mich erwieſen und ſeine Frau nie ge⸗ bindert, ſich mir und meiner Pflege faſt ausſchließlich zu widmen—“ „Weil er wußte, daß Sie bei ſolch guter Pflege ſchneller ge⸗ ſund werden würden— der Egoiſtl“ Das junge Mädchen lächelte. „Ein ſehr ſchlimmer Egoismus!“ ſagte ſie ſcherzend.„Nein, Georg“, fuhr ſie wieder ernſt werdend fort,„wir dürfen nicht ungerecht ſein—— der Mann hat immerhin einen Ausfall zu verzeichnen durch meine Krankbeit, ſchon, weil er zeitweiſe hat andere Kräfte engagieren müſſen. Und nun ſetzen Sie ſich ein⸗ mal ruhig her und leſen Sie dieſen Brief? Was ſagen Sie dazu? Glauben Sie wohl, daß Mademoiſelle Heéricourt ſehr böſe auf mich iſt?“ „Sie haben ihr geſchrieben—— „Daß ich einen Teil ihres Namens mir fälſchlicherweiſe an⸗ geeignet batte: daß ich nicht in einem Stifte, wie Fanny ihr ge⸗ ſchrieben, weile, ſondern was mein wirklicher Beruf ſeit meines Vaters Tode iſt, kurz, die ganze Wahrheit endlich Ich hatte gefühlt, daß ich ihr das ſchuldig ſei— ſchon lange hat es mich gequält, daß ich mich ihr gegenüber nicht ganz loyal benommen babe. Wie eine Laſt fiel es mir von der Seele, nachdem ich ihr endlich gebeichtet hatte. Das war am Tage vor meinem Unfall geweſen. Ich hatte den Brief nach Paris gerichtet an die Adreſſe ihrer dortigen Verwandten; ſie war aber bereits wieder nach Köln abgereiſt, wo eine ibrer Schweſtern lebt. Dort⸗ bin ſind ihr meine Zeilen gefolgt— und jetzt endlich habe ich die Antwort in Händen!“ (Fortſetzung folgt.) Fiskus leitet ſeine Anſprüche aus dem Geſtändnis des von einem früheren Schwurgericht verurteilten Magazin⸗ aufſehers aus Dalldorf, Kankowski, her, wonach dieſer auf der Werft unterſchlagene Oelmengen auf Heinrichs Veranlaſſung an den verſtorbenen Kaufmann R. und deſſen Sohn verkaufte und den Profit mit Heinrich und Repenning zu gleichen Teilen geteilt haben will. )—(Giie vernünftige Verfügung. Der badiſche Ober⸗ ſchulrat hat eine Verfügung gegen den Verein„Wan⸗ dervogel“ erlaſſen, der„das Turnen und Touren- machen unter der Jugend fördern“ will. Der Erlaß be⸗ ſtimmt, daß die Beteiligungen an den Fahrten des Ver⸗ eins an ein Mindeſtalter von 16 Jahren ge⸗ bunden ſind. Außerdem erhält er die Beſtimmung, daß die Wanderfahrten nicht über Nacht ausgedehnt werden und daß an ihnen nicht Schüler verſchiedenen Geſchlechts teilnehmen dürfen.— Vernünftige Leute können dieſe Verfügung nur gutheißen. Parlamentariſches. 2 Dite Freiſinnigen und Nationalliberalen haben für die Reichstagserſatzwahl in Zſchopau-⸗ Marienberg jetzt endgiltig als gemeinſamen Kandidaten den freiſinni⸗ gen Landtagsabgeordneten Roch-Annaberg aufgeſtellt. Die Wahl findet am 24. Auguſt ſtatt⸗ Heer und Marine. § Der neue Militärluftkreuzer„M. 3“ ſtieg Sams⸗ tag früh 9 Uhr 10 Minuten zu ſeiner erſten Uebungs⸗ fahrt auf, nachdem er einer eingehenden Verbeſſerung unterzogen worden war. Die Fahrt ging bei einer Wind⸗ ſtärke von ſechs Sekundenmeter vom Tegeler Schießplatz in einer Höhe von etwa 250 Meter in der Richtung nach Spandau. Um 10% Uhr wurde der Luftkreuzer über Potsdam geſichtet, und gegen 11 Uhr kehrte er über Char⸗ lottenburg, Grunewald, dem Tempelhofer Feld und dem Tiergarten zum Tegeler Schießplatz zurück, wo trotz des Regens und des auf elf Sekundenmeter gewachſenen Windes die Landung glatt erfolgte. a Europäiſches Ausland. Oeſterreich⸗Ungarn. 1 * Bekanntlich obſtruieren im öſterreichiſchen Abgeord— netenhauſe die Südſlawen mit allen Mitteln gegen die Errichtung einer italieniſchen Rechtsfakultät in Trieſt. Um dieſe Obſtruktion zu brechen, hat nun die Majorität des Hauſes ſich entſchloſſen, den Budgetausſchuß in Per⸗ manenz zu erklären. Vom Samstag ab finden Tag⸗ und Nachtſitzungen ſtatt. In einem Saale des Parla⸗ ments werden Betten für die 37 Majoritätsabgeord⸗ neten aufgeſchlagen. Bei entſcheidenden Abſtimmungen während der Nacht wird der Präſident des Ausſchuſſes die ſchlafenden Abgeordneten durch ein Läutewerk, das er von ſeinem Platze aus in Bewegung ſetzen kann, aus dem Schlafe wecken und in den Beratungsſaal zitieren. Die Regierung hofft, auf dieſe Weiſe in fünf bis ſechs Tagen der Obſtruktion Herr zu werden.— Die Geſchichte kann ja noch heiter werden. England. E Der Kampf gegen das Vetorecht des Oberhauſes ſcheint doch nicht ſo leicht durchführbar zu ſein, wie die Liberalen und die Regierung ſich das vorgeſtellt haben. Ueber die bisherigen Verhandlungen und deren gegen⸗ wärtigen Stand äußert ſich ein wohlunterrichteter Par⸗ lamentarier:„Eine Einigung in der ganzen Angelegen⸗ heit iſt bisher noch nicht erzielt worden. Dies geht ſchon aus den Berichten hervor, die die beiderſeitige Preſſe veröffentlicht. Die widerſprechendſten Gerüchte werden da verbreitet. Bisher gibt es keinen einzigen Punkt, über den bei den Mitgliedern der Veto⸗Konferenz völlige Einigkeit herrſcht.“ Ein Mitglied des Miniſte⸗ riums Asquith äußerte ſich jüngſt mit ſatiriſchem Lächeln: „Den Konferenzteilnehmern gefällt es, ſich oft zu treffen. Sie bringen ihre Zeit ganz annehmbar zu. Die Veto⸗ Konferenz iſt in Wirklichkeit in den Händen der Führer das Mittel, um den drohenden Konflikt einige Zeit hinaus zuſchieben. Wenn das Budget angenommen worden iſt, dann wird in einer Herbſtſitzung des Parla- ments die Frage wieder aufgerollt werden und dann wird es zur Entſcheidung kommen.“— Der Liberalismus will alſo Zeit gewinnen, um— auf neue Wahlen vor⸗ bereitet zu ſein. Rußland. : Der Raub an Finnland ſoll anſcheinend recht gründlich durchgeführt werden. Die Rechtsradikalen in der ruſſiſchen Duma planen ein weiteres Vorgehen in der Finnlandfrage. Sie haben einen Geſetzentwurf ausgearbeitet, in welchem vollſtändige Gleichberechtigung der Ruſſen mit den Finnländern in Finnland verlangt wird. Dieſe Gleichſtellung ſoll auch auf das Landtags- wahlrecht und die Wehrpflicht der Finnländer in Rußland außerhalb der Heimat bezogen werden. Ferner ſoll, falls der Landtag die im Entwurf vor⸗ geſehene Wahl von vier Finnländern für die Duma ab⸗ lehnt, eine Aenderung des Wahlrechts vorgenommen wer— den, vielleicht ſogar die Abſchaffung des finnländiſchen Landtags überhaupt. Der Staatsſekretär im Miniſterium Finnlands, Langhoff, ſoll ſich mit Rücktrittsgedanken tragen, trotzdem ſeine Poſition vollkommen gefeſtigt er- ſcheint und er bei Hofe ſehr beliebt iſt.— Das iſt nach Lage der Dinge durchaus zu verſtehen. Rumänien. * Carmen Sylvas Ende ſcheint bevorzuſtehen. Ihr Befinden ſoll ſich neuerlich verſchlimmert haben. Es wer⸗ den immer heftiger ſich wiederholende Schwäche an⸗ fälle gemeldet, die von großen Schmerzen begleitet ſind. Die Königin verbringt die Nächte ſchlaflos. Daß keine Bulletins herausgegeben werden, gibt zu den wider- ſprechendſten Gerüchten Anlaß. Spanien. k Die an und für ſich ſchon ſehr ungünſtigen ſpani⸗ ſchen Finanzverhältniſſe haben ſich unter dem Einfluſſe des letzten marokkaniſchen Krieges derartig verſchlechtert, daß eine große Anleihe von anderthalb Milliarden Peſe⸗ tas(gleich 1200 Millionen Mark) notwendig geworden iſt. Bei der Einbringung des Budgets erklärte der Finanzminiſter in der Deputiertenkammer, der Feldzug in Melilla habe im Rechnungsjahr 1909 außerordent⸗ liche Koſten in Höhe von 53 829 000 Peſetas verurſacht, durch die im Budget ein Defizit von 35 332 000 Pe⸗ ſetas entſtanden ſei. Die Regierung bereite außer der Ausgabe von dreiprozentigen Schatzanweiſungen im Be⸗ trage von 81 000 000 Peſetas einen Geſetzentwurf betr. eine in zehn Jahren zu amortiſierende Anleihe von 1 500 000 000 Peſetas vor.— Der Etat des Kriegs⸗ miniſteriums ſieht ein ſtändiges Truppenkontingent von 115692 Mann gegen 80000 Mann im Vorfahre vor. Die Notwendigkeit dieſer Erhöhung hat ſich in erſter Linie aus der Verſtärkung der afrikaniſchen Garniſonen ergeben. 1 Griechenland. : Der Individualismus, der, wie die Griechen, ſo auch die Kreter vollſtändig beherrſcht, verhindert ſie, ſelbſt in dieſen für ſie ſchwierigen Zeitläuften ſich zu einheit⸗ lichem Handeln aufzuraffen. Ueber die dadurch auch für den Miniſterpräſidenten Venizelos geſchaffene Lage be⸗ richtet nachſtehendes Telegramm: Venizelos denkt, nach Meldung der„Eſtia“, daran, aus der aktiven Politik Kretas auszuſcheiden und in nächſter Zeit nach Athen zu dauerndem Aufenthalt überzuſiedeln. Dieſer Entſchluß wird mit dem Widerſtand zu erklären ſein, der ihm von ſeinen Parteigegnern gerade in den jetzigen wichtigen Fragen entgegengeſetzt wird und der ihn auch veranlaßt, in die gemiſchte Regierung nicht einzutreten, falls es zu ihrer Bildung kommt. Von irgend welcher Einigung unter den kretiſchen Parteien iſt trotz aller gegenteiligen Meldungen nach wie vor keine Rede und die Entwicke⸗ lung der dortigen Dinge weiter unüberſehbar.— Damit iſt das Barometer der Hoffnung, daß nun endlich Ruhe eintreten werde, bedenklich geſunken. Amerika. Vereinigte Staaten. a k Seit längerer Zeit kurſieren Gerüchte, daß Kanada eine Annexion durch die Vereinigten Staaten wünſche. Hierzu hat nunmehr der kanadiſche Finanzminiſter Fiel⸗ ding erklärt, daß in keinem Augenblick das Anhänglich⸗ keitsgefühl an das Mutterland größer geweſen ſei als gerade jetzt. Die geſchichtliche Entwickelung der Domion weiſe keinesfalls auf eine engere Verbindung mit Nord⸗ amerika hin. Gewiß hege ſie für die große, ſüdlich be⸗ nachbarte Republik die größte Sympathie. Es iſt ihr Be⸗ ſtreben, wenn möglich, die beſten Beziehungen zu Nord⸗ amerika zu pflegen und aufrecht zu erhalten. Doch beide Länder müſſen im übrigen getrennt ihre Wege gehen. Beide haben andere Aufgaben zu löſen, andere Pflichten zu erfüllen, und Kanada wird ſtets das bleiben, was es war, und was es iſt: engliſches Gebiet.— Dafür wird auch England ſchon ſorgen! Aſien. China. Der ſeinerzeit geflüchtete Dalai Lama muß bei den Tibetanern doch in hohem Anſehen geſtanden haben, denn ſeinetwegen droht in Tibet ein Aufſtand auszu⸗ brechen. Die Engländer entſenden ein bedeutendes Trup⸗ penkontingent nach dem Darjeling. Die Tibetaner ver⸗ langen die Rückkehr des Dalai Lama. China will das aber nur geſtatten, falls der Dalai Lama ſchriftlich ſich verpflichte, jeglicher Einmiſchung in die Politik fern zu bleiben und ſich darauf beſchränke, lediglich ſeine geiſt⸗ liche Würde zu repräſentieren. Dazu ſcheint aber der Dalai Lama abſolut keine Luſt zu haben. In der Irrenanſtalt. bec Allenſtein, 2. Juli. Das iſt das Ende dieſes ſenſationellen Prozeſſes: Frau von Schoenebeck-Weber iſt in die Irrenanſtalt Kortau überführt worden. Freitag nachmittag, zwiſchen 3 und 4 Uhr, unternahm, wie ſchon gemeldet, Frau von Schoenebeck-Weber ganz plötzlich und unerwartet, an⸗ ſcheinend halb im Wahnſinn, einen Selbſtmordverſuch, in⸗ dem ſie ſich die Pulsadern aufzuſchneiden verſuchte. Auf Veranlaſſung des Profeſſors Dr. Meyer-Königsberg wurde ſie darauf in die Provinzialirrenanſtalt Kortau gebracht. Der Selbſtmordverſuch Frau v. Schoenebecks ſpielte ſich folgendermaßen ab: Sie erſuchte ihre Angehörigen, ſie einen Augenblick allein zu laſſen. Die Angehörigen zöger⸗ ten zuerſt. Da ſie aber nach den bisherigen Erfahrun⸗ gen befürchten mußten, daß Frau Weber beim geringſten Widerſpruch ſofort in Krampfanfälle verfallen würde, gingen ſie auf ihre Bitte ein, nachdem ſie ihr das Ver⸗ ſprechen abgenommen hatten, ruhig im Bett liegen zu bleiben. Frau Weber hatte auch ihre Pflegerin hinaus⸗ geſchickt, weil ſie ganz allein ſein wollte. Nach einigen Minuten erſchien ſie totenbleich im anderen Zimmer und verlangte von ihrem Schwager ein Glas Sekt. Man gab es ihr und ſie ging in ihr Zimmer zurück. Zur Sicher⸗ heit aber folgte ihr der Bruder des Herrn Weber nach einigen Minuten. Er fand die Tür verſchloſſen⸗ Als Frau Weber hörte, daß jemand an ihrer Tür war, rief ſie:„Otto, komm hilf mir! Ich kann die Stelle nicht finden!“ Der Bruder glaubte, daß ſie den Weg zur Tür nicht finden könne und ſagte:„Komm doch her, ich bin es, ſchließe auf.“ Inzwiſchen war auch der Ehe⸗ mann Weber hinzugekommen. Sie hörte das und fragte: „Biſt du auch allein?“ Er ſagte:„Jawohl, ich will dir ja helfen und hineinkommen.“ Nach längerem Zu⸗ reden ſchloß Frau Weber die Tür auf. Der Ehemann Weber und ſein Bruder ſahen zu ihrem Schreck, daß auf dem Fußboden des Zimmers eine große Blutlache und daß der Arm der Frau Weber ganz blutüberſtrömt war. Auf dem gleichfalls ſtark mit Blut befleckten großen Reiſekoffer lag ein kleines Meſſer. Frau Weber hatte den Reiſekoffer gewaltſam erbrochen und dabei den dicken Ebenholzſtock ihres Gatten zerbrochen. Sie hatte nach Gift, einem Raſiermeſſer oder ähnlichem geſucht. Da man vorſichtigerweiſe aber alle ſcharfen Gegenſtände entſernt hatte, fand ſie im Koffer nur noch in einem Reiſeneceſ⸗ ſaire ein kleines, ganz ſtumpfes Meſſerchen, mit dem ſie ſich eine Anzahl Schnitte am linken Handgelenk beibrachte. Der Blutverluſt war ſehr ſtark und betrug etwa andert⸗ halb bis zwei Liter. Vorher hatte Frau Weber mit allen möglichen Inſtrumenten, unter anderm auch mit einer Nadelzange, ſich Verletzungen beizubringen geſucht. Es wurde ihr ſofort der Arm mit einem Handtuch feſt zugebunden und nach Aerzten geſchickt. Es war auch für den Arzt Dr. Salzmann, einen Bruder ihres Ver⸗ teidigers, nicht leicht, ihr den Notverband anzulegen, da ſie ſich mit Rieſenkräften dagegen ſträubte und unter fortwährendem Schreien Widerſtand leiſtete. Sie ſchrie: „Laßt mich! Ich will nicht! Ich will nicht verbunden werden! Ich will ſterben!“ und ähnliches. Später kamen Medizinalrat Kreisarzt Dr. Eberhardt und die Profeſſoren Puppe und Meyer hinzu. Man gab ihr eine ſtarke Mor⸗ phiumeinſpritzung, unter deren Einwirkung ſich Frau Weber beruhigte und in Schlaf verfiel. N Auf Veranlaſſung des Profeſſors Meyer⸗Königsberg wurde Frau Weber dann in die Irrenanſtalt Kor⸗ tau überführt, nachdem die ärztlichen Sachverſtändigen mit dem Vorſitzenden des Schwurgerichts. Geheimrat 0 Landgerichtsdirektor Bröſe Rückſprache genommen und ſein Einverſtändnis dazu eingeholt hatten. Der für die Unter⸗ bringung in der Irrenanſtalt erforderliche ſchriftliche An⸗ trag des Ehegatten wurde geſtellt und die Ueberführung ging am Spätnachmittag vor ſich. Damit iſt die letzte Hoffnung des Vorſitzenden und der Sachverſtändigen, vor Ablauf der geſetzlich zuläſſigen viertägigen Friſt am Samstag in die Verhandlung einzutreten, geſchwunden. Das Gericht hat eine kurze Sitzung abgehalten, die mit 0 vorläufigen Einſtellung des Verfahrens ihr Ende nahm. Ob Frau v. Schoenebeck-Weber jemals wieder ver⸗ handlungsfähig wird, muß nach ihrer Geiſtesverfaſſung und ihrem Geſundheitszuſtand ſtark bezweifelt werden, und man ſagt wohl kaum zu viel, wenn man den Allen⸗ ſteiner Prozeß, der ſeit Wochen die öffentliche Meinung beſchäftigt hat, für tatſächlich beendet erklärt. Aus Nah und Fern. — Maunheim, 4. Juli. Einen verhängnisvollen Wurf tat der Arbeiter Peter Hering bei einer Streitigkeit mit dem 34 Jahre alten Maurer Karl Schwarz mit einem Bierglaſe. Er traf denſelben mit ſolcher Wucht, daß ihm das rechte Ohr abgeriſſen wurde. — Leutershauſen, 2. Juli. Die geſtrige Bürger⸗ meiſterwahl teilte das Schickſal der beiden vorhergegangenen Wahlen, ſie verlief reſultatlos. Es erhielten Stimmen Pfiſterer 100, Schmitt 76, Hauck 75 u. Oech 39. Der Bürger- meiſter wird nun auf die Dauer von 2 Jahren vom Miniſterlum eingeſetzt. — Mörlenbach, 4. Juli. Die Bahnſtrecke Unter⸗ Waldmichelbach— Ober-Waldmichelbach wird zurzeit vollſtändig umgebaut und zwar handelt es ſich darum, die ſo gewaltige Steigung von 1: 29 auf dieſer Strecke zu beſeitigen, da ſelbſt die ſtärkſten Maſchinen ſolche Steigungen mit vielen Güͤter⸗ wagen nicht bewältigen können. Fürth, 4. Juli. Ein hieſiger Maurer kaufte kürzlich an der Straße gegen Steinbach einen Acker als Bauplätze. Darauf wird vorerſt die Baugenoſſenſchaft ein Gebaͤude errichten laſſen.— Das Elektrizitätswerk iſt in ſeiner Hauptleitung ſoweit fertiggeſtellt und ſoll das elektriſche Licht ſchon im Laufe dieſer Woche an einigen Stellen brennen. Die einzelne Hausleitung koſtet pro Lampe etwa 12 Mark. — Der Schloſſer Bitſch aus Ellenbach geriet in einer Fabrik in Welnheim mit dem einen Arm in eine Blechwalzmaſchine und wurde ſehr ſchwer verletzt. Er mußte in die Klinik nach Heidelberg verbracht werden. — Von der ſüdlichen Bergſtraße, 4. Juli. Im Walde bei Hückenloch entdeckte man die Leichen der 16 Jahre alten Tochter der Familie Winterbauer aus Lobenfeld und des 28 Jahre alten Taglöhners Winterbauer, der das Mädchen ſeit längerer Zeit mit ſeinen Liebesanträgen vergeblich verfolgt hatte. Durch ein geſchicktes Manöver wußte er das ahnungsloſe Mädchen in den Wald zu locken, wo er ſie erbarmungslos niederſchoß, worauf er die Mordwaffe gegen ſich ſelbſt richtete. — RNimhorn, 4. Jull. Eine hier bei Verwandten zur Erholung weilende Frau wurde von einem harten Schickſale betroffen. Ihr 1 Jahre altes Töchterchen fiel in unbe wachtem Augenblick in eine Jauchegrube und ertrank. — Undenheim, 4. Juli. Der Landwirt Dauten⸗ heimer hackte Holz. Als er ſich einen Augenblick entfernte, nahm das vierjährige Söhnchen das Beil und hackte ſeinem dreijährigen Schweſterchen zwei Finger ab. Die Hand wird ſteif bleiben. — Nierſtein, 4. Juli. Unter dem Hochwaſſer hat zurzeit die zum großen Teile dem Schifſerſtande angehörige Bevölkerung Nierſteins beſonders ſchwer zu leiden. Der andauernd ſehr hohe Waſſerſtand des Rheins begünſtigt derart die Großſchiffahrt, daß für die kleineren Schiffe ſo viel wie gar keine Aufträge vorliegen. Faſt ſämtliche Kleinſchiffer, die zurzeit des niederen Waſſer⸗ ſtandes fleißig zu tun haben, ſind jetzt völlig be⸗ ſchäftigungslos. Ihre Schiffe liegen in langen Reihen vor Anker, indes täglich lange Züge ſchwer belade⸗ ner Frachtſchiffe, von mächtigen Dampfern geſchleppt, rheinauf⸗ und abgehen. Die großen Rheindampfer können bei der reichen Waſſerfülle ihre volle Maſchinenkraft ent⸗ falten. Da namentlich die Großfirmen des Kohlenhandels die jetzige günſtige Zeit benutzen, um ihre Rieſenlager für Herbſt und Winter zu füllen, ſo iſt auch für den Reſt des Jahres für die Kleinſchiffahrt wenig Beſſerung zu erwarten. Verſchiedene Schiffer haben denn auch be⸗ reits der Schiffahrt den Rücken gekehrt und anderen lohnenden Erwerb geſucht.— Da bietet ſich für unſere Sozialpolitiker ein reiches Arbeitsfeld. Wie kann hier er⸗ folgreich ohne Schaden für beide Teile eingeſchritten werden? — Frankfurt a. M., 4. Juli. Der 22 jährige Kauf⸗ mann Theodor Recknagel wurde von der Frankfurter Schreibſtube für arbeitsloſe Kaufleute als kaufmänniſche Hilfskraft nach Dettingen geſandt, wo er 14 Tage auf einem Bureau einer Gewerkſchaft beſchäftigt wurde. Bei ſeiner Rückkehr zahlte ihm der Kontrolleur der Schreib- ſtube 27 Mark zu viel aus, die Recknagel, ohne ein Wort zu ſagen, in ſeine Taſche ſteckte. Der junge Mann wurde dann für vier Tage auf das Bureau eines Rechts⸗ anwalts beordert. Hier bemerkte er dem Bureauvor⸗ ſteher beiläufig, daß es jetzt Mode wäre, der von der Schreibſtube Beorderte rechne direkt mit dem Arbeitgeber ab. Die Folge war, daß Recknagel in den Beſitz von 16 Mark gelangte, die eigentlich an die Schreibſtube gezahlt werden mußten. Wegen Betrugs und Urkundenfälſchung wurde Recknagel von der Strafkammer zu 6 Wochen Gefängnis verurteilt. — Camp(Rhein), 4. Juli. Das Städtchen Camp am Rhein, das ſeit Monaten keinen Bürgermeiſter mehr hatte, hat nun plötzlich deren zwei. Nachdem, wie mit⸗ geteilt, der gewählte Bürgermeiſter von Bad Flinsberg Mäurer unmittelbar vor ſeiner Einführung die Annahme der Wahl mit Rückſicht auf ſeine Geſundheit abgelehnt hatte, wurde Referendar Kindiaus Kiel gewählt. Nunmehr hat Bürgermeiſter Mäurer mitgeteilt, daß er wieder ge⸗ ſund ſei und die Wahl annehme. Wer wird nun Bürger⸗ meiſter in Camp? e i 10 7 0 be we, Shi gung fade mute Blum gänge la pelkil 501 Alan ib koma pon Rall am Bla Aut ffn Fl fuel afin tulen nomme Nauge Gele. 10 Vunſe Mitgl ſtehen laſſn laufen nacht Mitgl. 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Der Vorſtand habe bereits das ſeither ſtief⸗ mätterlich behandelte Kriegerdenkmal mit einem reizenden Blumenſchmuck verſehen und mit einem Drahtzaun umgeben laſſen, im Walde ſeien für Erholungsbedurftige und Spazier⸗ gänger nicht weniger wie 2 Dutzend Ruhebänke geſtellt, des- gleichen 2 an den Bahnhöfen. Auch dem Namen„Verkehrs⸗ verein“ ſei Rechnung getragen worden, durch Anbringung von Wegweiſern, welche am Gaſthaus„zum Walfiſch“ Lokal- unkundigen den Weg nach Lorſch, nach dem Hauptbahnhof und nach Mannheim zeigen. Als neue zunächſt in Betracht kommende Projekte wurden in Ausſicht geſtellt: Schaffung von Bahnhofsanlagen, einer Zierbaumallee in der erweiterten Rathausſtraße, desgleichen in der erweiterten Lorſcherſtraße, am Madonna-Denkmal und Erſatz der Friedenslinde im Blauhut. Ein Teil der Projekte ſoll bereits im Herbſte zur Ausführung gelangen. Der Vorſitzende konnte auch die er⸗ freuliche Mitteilung machen, daß auf eine Anregung hin das Kreisbauamt die Pflanzung einer einſeitigen Lindenallee vom neuen Friedhof bis zum Wald in ſeinen Koſtenvoranſchlag aufgenommen habe. Die vom Vorſtand ausgearbeiteten Sta- tuten wurden von der Generalverſammlung einſtimmig ange- nommen. Der Vorſtand wurde auf 9 Mitglieder erweitert. Neugewählt wurden Herr Steueraufſeher Dölcher und Gärtner Eiſele. Der Verein zählt nunmehr 250 perſönliche Mitglieder und 17 Vereine als korporative Mitglieder. Mit dem Wunſche, daß ſich bis zur nächſten Generalverſammlung die Mitgliederzahl verdoppeln möge, insbeſondere die noch fern ſtehenden Vereine ſich als korporative Mitglieder einzeichnen laſſen möchten, ſchloß der Vorſitzende die ſehr anregend ver- laufene Verſammlung. — Volksliederabend der Sänger Einheit, Am nächſten Sonntag, 10. Juli, wird die Sänger ⸗Einheit ihren Mitgliedern und deren Angehörigen abends halb 9 Uhr im Saale des Vereinslokals„Freiſchütz“ ein Familien-Konzert geben, in dem der Verein nur für Männerchor geſetzte Volks⸗ lieder und Volksweiſen zum Vortrag bringen wird. Wie uns mitgeteilt wird, ſind auf dem Programm auch die mit 1. Ehrenpreiſen gekrönten Lieder„Blau Blümlein“ v. Dregert und„Abſchied vom Schätzel“ v. Fr. Zureich verzeichnet; ferner werden u. a. zum Vortrag kommen: „Beim Scheiden“ v. Sonnet,„Herber Abſchied“ v. Silcher,„Iwa Sternlan“(Kärntner Volksweiſe), „Im Feld des Morgens früh“ u. ſ. w. Wie weiter mitgeteilt wird, ſoll auch das große Singſpiel„Das Roſel vom Schwarzwald“, das ſicher allen Beſuchern des letzten Neujahrskonzertes wegen ſeiner herrlichen Geſangsſzenen und ſeines anſprechenden humorvollen Inhalts noch in beſter Erinnerung iſt, an dieſem Abend zur Aufführung gelangen. Nach Abwickelung dieſes reichhaltigen Programms findet Tanz ſtatt, um den Wünſchen der Mitglieder gerecht zu werden. Wie aus dieſen Zeilen zu erſehen iſt, ſcheinen den Beſuchern des Konzertes wieder einige genußreiche und vergnügte Stunden in Ausſicht zu ſtehen, was Zeugnis gibt von einem regen, aufwärtsſtrebenden Vereinsleben. Aus Stadt und Land. ** Neue Hochwaſſergefahr im Rheinland. Dem ge⸗ ſamten Rheingebiet droht neue Hochwaſſergefahr. Die Kölner Pegelhöhe des Rheins iſt auf über fünf Meter geſtiegen. Weite Strecken des Oberrheins ſind be⸗ reits überſchwemmt. Der Hochwaſſernachrichtendienſt iſt eingerichtet. Der oberrheiniſche Schleppverkehr iſt ſehr behindert, auch in den Ruhrhäfen ſind neue Verkehrs⸗ ſtörungen eingetreten. ** Das Schmugglerunweſen an der deutſch⸗ruſſiſchen Grenze. Wie aus Kattowitz gemeldet wird, floh bei der Verfolgung eines ruſſiſchen Schmugglers durch einen ruſſi⸗ ſchen Grenzſoldaten der Schmuggler in der Gegend zwi⸗ ſchen Kattowitz und Milowice auf preußiſches Ge⸗ biet, indem er den Grenzfluß Brinitza durchwatete. Der ruſſiſche Grenzſoldat gab Feuer und tötete den Schmugg⸗ ler. Hierauf begab ſich der Soldat zu dem Toten und ſchleppte ihn auf ruſſiſches Gebiet, um dann Anzeige zu erſtatten. Am Freitag mittag fand in Anweſenheit von ruſſiſchen und deutſchen Beamten ein Lokaltermin ſtatt. Unwetter in Oberſchleſien. Schweres Unwetter hat in mehreren oberſchleſiſchen Kreiſen großen Schaden an⸗ gerichtet. Im Zirkus Blumenfeld, der in Ratibor gaſtiert, riß der Sturm mehrere Zelte um. Die Pferde ſtürmten davon; im Publikum brach eine Panik aus, ſo daß die Vorſtellung abgebrochen werden mußte. Ueber Peterwitz ging ein Wolkenbruch nieder. Der Gemeindebote Burda ertrank im Gemeindeflutgraben. Im Coſeler Oder⸗ Hafen wurden zwei Kräne in das Hafenbecken geſchleu⸗ dert. Die Kräne, von denen jeder 28 000 Mark gekoſtet hat, ſind zertrümmert und unbrauchbar geworden. * Tragiſches Ende zweier Zwillingsbrüder. Vor einiger Zeit wurde einer der Zwillingsſöhne des Guts⸗ beſitzers Beets aus Danewitz bei Eberswalde bei einem ſchweren Gewitter vom Blitz getroffen und auf der Stelle getötet. Jetzt hat auch der andere Zwillingsbruder einen gewaltſamen Tod gefunden. Auf dem Wege nach Ebers⸗ walde wurden an einer Biegung die Pferde des von ihm gefahrenen Wagens vor einem heraneilenden Automobil plötzlich ſcheu, gingen durch und raſten gegen einen Tele⸗ graphenmaſt. Der junge Mann wurde aus dem Wagen herausgeſchleudert und zwar ſo unglücklich, daß er das Genick brach und ſofort tot war. * Ein Wahnſinniger als Mörder ſeiner Kinder. In Collantico bei Rom ſchnitt ein Gutspächter ſeinen drei 4 bis 7 jährigen Kindern die Hälſe ab, legte die Leichen nebeneinander in den Garten und entfloh. Vermutlich liegt Wahnſinn vor. e Eine Hauptmannsfrau als Wechſelfälſcherin. Die Frau eines Hauptmanns namens 1 Willyams in Cornvall in England iſt wegen großer Pech ſerfaul⸗ ſchungen verhaftet worden, und ihr Gatte ſteht im Ver⸗ dachte der Mitſchuld. Die Familie Willyams iſt eine der angeſehenſten von Cornwall, weshalb der Fall große Senſation hervorgerufen hat. Die Anklage macht geltend, daß die Frau die Wechſel auf die Vorſpiegelung hin zu verſilbern im ſtande war, daß ſie die Erbin von Miſter Brydges Willyams, dem Haupt der Familie, ſei. Zum Beweis hierfür zeigte ſie Briefe vor, die deſſen Unterſchrift trugen und geeignet waren, den alten Herrn als den Geliebten der jungen Frau erſcheinen zu laſſen. In dieſen Briefen, die von Zärtlichkeiten überflie ßen, werden Frau Willyams größere Summen, wie 100 000 Mark, ſofort und noch mehr teſtamentariſch verſprochen. Einem Briefe iſt folgende Stelle entnommen:„Ich bin nicht eiferſüchtig, und wenn du irgend einen Mann kennſt, der deinem Herzen naheſteht, ſo würde ich alles für ihn tun, denn ich habe noch Einfluß. Ich kann nicht erwarten, dich ganz für mich allein zu behalten, du reizende Frau! Halte mich nicht für einen alten Narren, ſo wie dich habe ich noch keine Frau geliebt.“ Die Anklage behauptet, daß dieſe Briefe— es liegen mehrere vor— von Frau Willyams gefälſcht worden ſind. Ihr Gatte, der Hauptmann und Mitangeklagte, iſt der Neffe des alten Herrn, der lange Jahre ein hervor— ragendes Mitglied des Unterhauſes war. 3 Cine Damen⸗Spielhölle wurde in Petersburg von der Polizei entdeckt, wobei Karten und eine Menge Geld konfisziert wurde. Sämtliche Spielerinnen ſowie die Wohnungsinhaberin wurden auf das Polizeibureau ge⸗ bracht. Eine Dame, welche Anzeige erſtattete, hatte 40 000 Mark verſpielt.— Rußland wird wie Amerika immer mehr zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten. ** Cin Mordverſuch im Eiſenbahncoupe iſt am Frei⸗ tag kurz vor Paris verübt worden. In dem Tunnel von Saint Mande wurde eine Dame, die allein in der erſten Klaſſe ſaß, von einem elegant gekleideten Mann überfallen, der auf der Station Nogent in das Coupe geſtiegen war. Der Verbrecher ſchlug mit einem eiſer⸗ nen Spazierſtock, der als Griff einen Bleiknopf hat, auf ſeine Reiſegenoſſin ein. Dieſer gelang es jedoch, die Not⸗ bremſe zu ziehen und ſo den Zug zum Stehen zu bringen. Als der Angreifer bemerkte, daß ſeine Tat entdeckt wer⸗ den würde, ſprang er während der Fahrt auf die Gleiſe und wurde von einem Zug der in entgegengeſetzter Rich⸗ tung heranfuhr, getötet. In dem Verbrecher wurde ein heruntergekommener Zahntechniker Ballieux erkannt, den wahrſcheinlich die Not zu dem Verbrechen getrieben hat. Sein Opfer iſt mit einigen ungefährlichen Wunden am Kopf davongekommen. ** Zuſammenſtoß zweier Aeroplane. Einen eigen⸗ artigen Unfall hatte am Freitag der Präſident des Ver⸗ bandes des Aeroklubs der Vereinigten Staaten, Herr W. K. Vanderbilt, der bei einem Fluge mit einem ſeiner Frau gehörigen Doppeldecker in Gefahr kam, mit einem anderen Flieger zuſammenzuſtoßen. Er zog die Steuer- hebel zu ſchnell, und der nach unten ſtürzende Apparat wurde noch einmal ſo heftig nach oben geſchleudert, daß er mit ſeinem hinteren Teil mit einem anderen Aero⸗ plan zuſammenſtieß. Der Anprall war ſo ſtark, daß beide Flieger zertrümmert wurden. Die Inſaſſen kamen unverletzt davon. * Die„Schwarze Hand“. Die Untaten der„Schwar⸗ zen Hand“ häufen ſich in erſchreckender Weiſe. Auf die Mitteilung von der Ermordung des entführten Sohnes des Dr. Seimeca kommt jetzt die Nachricht von einem anderen Verbrechen. Auguſtino Piccolo, ein italieniſcher Kaufmann in Brooklin war vor einer Woche auf offener Straße überfallen und ſchwer verwundet worden. Seine Angreifer entkamen. Der Schwerverletzte wurde in ein Spital gebracht, wo ſich ſein Zuſtand immer mehr ver⸗ ſchlimmerte. Am Donnerstag abend drangen Fremde in die Wohnung des Kaufmanns und erdroſſelten ſeine Ehefrau, die ſchon im Bett lag, und ſtachen ihr obenein mit einem Meſſer in den Leib. Zu gleicher Stunde verſtarb der Gatte im Hoſpital. Aus ver⸗ ſchiedenen Anzeichen und aus der Art und Weiſe, wie die Brutalitäten begangen wurden, nimmt die Polizei an, daß es ſich auch hier wieder um eine Tat der„Schwar⸗ zen Hand“ handelt. Die Erregung in der Bevölkerung wächſt immer mehr. * Rieſenwaldbrand an der amerikaniſch⸗kanadiſchen Grenze. Aus Newyork wird telegraphiert, daß an der amerikaniſch-⸗kanadiſchen Grenze große Waldfeuer wüten, die bereits viele Millionen Dollar Schaden verurſacht haben. Auch die kleinen Waldſtädtchen Devlon und Lavalles in Ontario ſind dem Feuer zum Opfer ge⸗ fallen. Hunderte von Anſiedlern ſollen ver⸗ brannt ſein. Seit Wochen iſt kein Regen gefallen, und aller Wahrſcheinlichkeit nach wird der ganze mit Wald bedeckte Diſtrikt, hundert Meilen lang entlang der Grenze, von den Flammen überflutet werden. ** Opfer der Hitze in den Vereinigten Staaten. In⸗ folge Hitzſchlages ſind am Freitag in Newyork vier, in Philadelphia ſechs, in Pittsburg vier, in Chicago vier und Detroit eine Perſon geſtorben. Auch aus anderen Orten wurden Todesfälle infolge von Hitzſchlägen ge⸗ meldet. * Tauſend Chineſen ertrunken. In der Umgebung von Tſchangte(Provinz Hunan) ſind infolge Ueberſchwem⸗ mung durch den Huangkiangfluß über 1000 Menſchen ertrunken; ein großer Teil der Bevölkerung iſt an den Bettelſtab gebracht, da die Reisernte vernich⸗ tet iſt. Die Lage in der Provinz Hunan hat ſich da⸗ durch verſchärft. Im Ueberſchwemmungsgebiet kommen beſondere deutſche Intereſſen nicht in Betracht. * Gin Stadtmiſſonar verbrannk. Sonntag nacht iſt die Arbeitsſtätte der Kieler Stadtmiſſion abgebrannt. Da⸗ bei kam der Stadtmiſſionar Brockmann in den Flammen um. Die verkohlte Leiche wurde an einem Fenſter aufgefunden. Zweifellos liegt Brandſtiftung vor, die auf einen Racheakt zurückzuführen iſt. ** Verunglückte Sängerfahrt. Sonntag früh ſtieß ein Sonderzug mit dem Linzer Chriſtlich⸗Deutſchen Sän⸗ gerbund, der einen Ausflug nach dem Königsſee zu machen beabſichtigte, in der Station Frankenmarkt mit einer Vor⸗ ſpannlokomotive zuſammen. Die Maſchine, der Tender und ein Perſonenwagen des Sonderzuges entgleiſten. Vier Bahnbeamte wurden ſchwer, drei Ausflügler leicht ver⸗ letzt. * Automobilunglück in Ungarn. Am Sonntag nach⸗ mittag fuhren die beiden Jockeys Jannek und Finan, der Befitzer der größten Budaveſter Automobilgarage Hirſch und zwer Fahrgäſte mit dem Automobil Hirſchs in einem 80 bis 96⸗Kilomitertempo von Alag nach Dudapeſt. Auf der Fahrt ſtieß man plötzlich mit einem Laſtwagen zuſammen, und das Automobil wurde durch den heftigen Anprall zertrümmert. Hirſch geriet unter das Fahrzeug und wurde ſofort getötet, Jannek erlitt ſchwere Arm⸗ und Rippenbrüche; alle anderen wurden ebenfalls ſchwer verletzt. ** Wieder ein Todesſturz im Aeroplan. Gleich der erſte Tag der Reimſer Flugwoche, die am Sonntag be⸗ gann, ſchloß mit einem tödlichen Unfall ab. Der Antoi⸗ nette-Pilot Charles Wachter, der am Vor⸗ und Nach⸗ mittag trotz des heftigen Windes glänzende Flüge ausge⸗ führt hatte, ſtürzte gegen Abend um 6 Uhr aus einer Höhe von 100 Meter ab. Man ſah die Flügel des Eindeckers, der in einer Entfernung von etwa drei Kilo⸗ meter von der Tribüne ſchwebte, ſich plötzlich nach oben richten, und im nächſten Augenblick fiel der Apparat mit rieſiger Geſchwindigkeit ſenkrecht auf den Boden nieder, wo er zerſchellte. Die Fachleute und Sanitäts⸗ perſonal eilten hinzu, und man zog den Aviatiker mit großer Vorſicht unter den Trümmern der Flugmaſchine hervor, konnte aber nur einen Toten bergen. Er war auf der Stelle getötet worden, die Bruſt war ihm einge⸗ drückt, das Geſicht völlig zerſchmettert, außerdem waren ein Arm und ein Bein gebrochen. Alle noch in der Luft befindlichen Aviatiker landeten ſofort. Wachter flog für die Firma Antoinette, er ſtand im 40. Lebensjahre, Seine Mutter und Schweſter waren Zeugen ſeines Todes⸗ ſturzes. Der Sturz wird auf den Bruch der die Flügel haltenden Drahtſpannung zurückgeführt. Die Flüge wur⸗ den für Sonntag ſofort eingeſtellt.— In England ſind am Sonntag nicht weniger als 6 Aviatiker abge⸗ ſtürzt. Dieſe Abſtürze verliefen aber weniger unglücklich. 5** Großfeuer in Peterhof. Eine Feuersbrunſt ver⸗ ſetzte in der Nacht zum Sonntag die Bewohner der ſtillen Sommerreſidenz des Zaren, Peterhof, in Auf⸗ regung; das Theater des Kaiſers nebſt einer Anzahl Landhäuſer ſind einem Brande zum Opfer gefallen. Nach angeſtrengteſter Tätigkeit ſämtlicher Feuerwehren der Nachbarorte gelang es ſchließlich, das Feuer zu lokali⸗ ſieren. LAusreiſe der Zeppelin⸗Vorexpedition. Der Lloyd⸗ dampfer„Mainz“ iſt am Samstag morgen 10 Uhr 25 Minuten mit den Teilnehmern der Vorexpedition für die deutſche arktiſche Heppelin-⸗Luftſchiff⸗Expedition von Kiel durch den Kaiſer Wilhelm⸗Kanal nach Spitzbergen abge⸗ gangen, nachdem kurz vor 10 Uhr Prinz und Prinzeſſin Heinrich vom königl. Schloß an Bord gefahren und dort am Fallreep empfangen worden waren. Prinzeſſin Hein⸗ rich begleitet ihren Gemahl, der mit ſeinem Adjutanten an der Expedition teilnimmt, bis Brunsbüttel und kehrt dann nach Kiel zurück.„C Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Der Koburger Landtag hat beſchloſſen, für den Bau der Steinachtalbahn Neuſtadt⸗Hof⸗Weidhauſen eine Mil⸗ lion Mark zur Verfügung zu ſtellen. Unter dem Verdacht, den Kaufmann Nikolaus Lind⸗ ner aus Meſeritz vom Volksfeſtplatz in Würzburg aus verfolgt und in den Main geworfen zu haben, wurde der Eiſendreher Sikora aus Schleſien verhaftet. Auf dem Friedhof zu Eßfeld hat ein Zyklon faſt ſämt⸗ liche Grabmonumente umgeriſſen und zertrümmert. Am Freitag nachmittag ſchlug der Blitz in die Zen⸗ trale der ſtädtiſchen Elektrizitätswerke in Innsbruck und beſchädigte einen Generator. Das Werk mußte kurze Zeit den Betrieb einſtellen. Wegen verſchmähter Liebe hat ein auf Domäne Berg⸗ heim beſchäftigter Schweizer ſeine Geliebte erſchoſſen und ſich dann ſelbſt erhängt. Im Johannſchacht in Bruch bei Brix wurden infolge einer Exploſion zwei Maſchinenwärter getötet. Die an⸗ deren ſind gerettet. 5 Marktbericht. —, Weinheim, 2. Jull. Schweinemarkt. Zugeführt 442 Stück Milchſchweine, verkauft 352 Stück, das Paar zu 24 bis 39 Mk. Läufer waren keine zugeführt. Verantwortlich für die Redaktion: Wil helm Bingener, Viernheim — Städtische Sparkasse Weinheim unter Garantie der Stadtgemeinde Melnheim verzinst sämtliche Einlagen 1 mit 4 Prozent. Kassenstunden: jeden Werktag von 9—12 und 3—5 Uhr. Telephon-Nr. 23. Helmsparbüchsen. S reSaeeaeeeeer ee Man abonniert jederzeit auf das ſchönſte und billigſte Familien-Witzblatt Meggendorker-Blätter München S Eeitſchrift für Humor und Kunſt. Vierteljqährlich 15 nummern nur M. 3.—, bei direkter O Euſendung wöchentlich vom Verlag M. 3.25 Abonnement bei allen Zuchhandlungen und poſtanſtalten. Verlangen Sie eine Gratis-probe- nummer vom Verlag, München, Theatinerſtr. 47 Kein Beſucher der Stadt München ſollte es verſäumen, die in den Räumen der Redaktion, Theatinerſtraße run befindliche, äuherſt intereſſante Rus ſtellung von Originalzeiqnungen der Meggendorfer-Blätter zu beſicktigen. fkäglich geöffnet. Eintritt für jedermann krei! Dre rr err eee Se rerezeeeee reren DDr Dr rer er rer r r —— 5— „0.—————— haus„Zum Ochſen“ außerordentliche Mitgliederverſammlung. Freitag, den 8. 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