U M. 7 M. 0 M. 90 M. 5 7 90 M. 2 M. M. M. . erbert. 1 heim 1 all Hahn. N Tann. Viernhei Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich: Dienſtag, Donnerſtag u. Samſtag mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: er Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. Berbreitelſle und geleſenſte Zeitung am ſieſtgen Platze, daher bees und 30 Pfg. monatlich einſchließlich Trägerlohn' durch die Poſt Mk. 1.14 vierteljährlich. Biernheimer Nachrichten. Anzeigenpreis: 12 Pfennig die ein ſp altige Petit⸗Zeile Lokal⸗Anzeigen 10 Pfennig. Reklamen: 30 Pfg. die 8⸗ſpaltige Zeile. ee e. wirkungsvolles Inſerkions-Organ. Searirdet 1884 Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim. — Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Bei event. gerichtlicher Beitreibung oder im Falle eines Konkurſes kommt jeder Rabatt in Wegfall. Vr. 83. Wochenrundſchau. „ Nachdem die halbamtliche„Nordd. Allg, Ztg.“ in ihrem letzten Wochenrückblick ſozuſagen offiziös den An⸗ bruch der„Sauregurkenzeit“ verkündigt hat, wurde wenig⸗ ſtens von der königl. Staatsregierung der Gottesfrieden der Sommerferien nicht gebrochen. Auch der Staatsſekre⸗ tär v. Tirpitz, dem Rücktrittsgedanken nachgeſagt wur⸗ den, ſtörte den Frieden nicht; er blieb auf ſeinem Platze, um auch künftig die deutſche Marinepolitik zu leiten, die augenblicklich in den Mittelpunkt des Intereſſes ge⸗ raten iſt. Englands Premierminiſter Asquith hatte be⸗ kanntlich eine große Flottenrede gehalten und dabei auf die geſcheiterten Verhandlungen angeſpielt, die zwiſchen England und Deutſchland in der Flottenrüſtungsfrage ge⸗ pflogen worden ſind. Daß nach ſeiner Darſtellung die Schuld am Scheitern der Flottenvereinbarung der deut⸗ ſchen Regierung zufällt, hat bei uns großes Bedauern hervorgerufen. Jedenfalls muß ſich die Regierung, falls ſie in Kürze mit neuen Flottenforderungen kommen ſollte, auf zähen Widerſtand gefaßt machen. Im übrigen richtete ſich das politiſche Intereſſe der Woche auf die inneren Angelegenheiten zweier Parteien, der nationalliberalen und der ſozialdemokratiſchen. In beiden finden zurzeit bedeutungsvolle Auseinanderſetzun⸗ gen ſtatt, die ſich bei der Partei„Drehſcheibe“ an den Namen Baſſermann, bei den„Genofſen“ an die Tatſache der badiſchen Budgetbewilligung knüpfen. Baſſermann, die Brücke zwiſchen dem rechten und linken Lager der nationalliberalen Partei, wurde ſchein⸗ bar von rechts aus ſchwer bedrängt und ſollte um jeden Wahlkreis gebracht werden. Mit Baſſermanns Weggang wäre der kinke Flügel der Nationalliberalen frei für die Fuſion mit dem Freiſinn geweſen, die rechtsſtehenden Scharfmacher hätten wohl anſtandshalber auch auf das Beiwort liberal verzichtet: es hätte keine nationallibe⸗ rale Partei mehr gegeben. Da erbarmte ſich v. Bethmann⸗ Hollweg des Jammers, zwei Stunden langt neigte er den Klagen Baſſermanns ſein Ohr, verſprach die National⸗ liberalen zu ſeinen getreuen Prätorianern zu machen, ſie, die Bein von ſeinem Bein, verſprach, auf die in Baſſermann geeinten rechten und linken Nationalliberalen den vollſten Strahl der Regierungsſonne zu lenken: und ſiehe, die nationalliberale Verſtändigung war da, der Kampf um Baſſermann war beendet, im Namen der rhei⸗ niſch⸗weſtfäliſchen Gegner legte Dr. Streſemann dem be⸗ währten Führer 20 Wahlkreiſe— zur Kandidatur— zu Füßen. Dagegen hat der Kampf zwiſchen Reviſio⸗ niſten und Radikalen im roten Lager eine ſo ſchöne Schlichtung noch nicht gefunden; man merkt, daß den „Genoſſen“ die Hilfe eines Bethmann⸗Hollwegs fehlt, um die Nachwirkungen der badiſchen Budgetbewilligung, dieſer „Stinkbombe, die man in die Partei geworfen“, zu be⸗ ſeitigen oder abzuſchwächen. Samſtag, den 50. Juli 1910. den Generalräten, den Provinziallandtagen, der Regie⸗ rungsapparat wieder prompt gearbeitet. Die Regierungs⸗ partei, die in einem demokratiſchen Staatsweſen alle Op⸗ poſition durch wirtſchaftliche Benachteiligung auf dem Ge⸗ biete der Verwaltung ahnden kann, macht bekanntlich in der franzöſiſchen Republik von dieſer Möglichkeit aus⸗ giebig Gebrauch und formt daher von Wahl zu Wahl die Volksvertretungs⸗Körperſchaften immer mehr nach ihrem Bilde um. So haben denn auch die Generalrats⸗ wahlen neue Fortſchritte der radikalliberalen und der ſozialiſtiſchen Parteien, neue Niederlagen der Konſervati⸗ ven gebracht. In Spanien, dem Lande, deſſen heißblütige Bewohner bedenkenfreier als die Nordländer dem Gedanken die Tat folgen laſſen, hat die ſozialiſtiſche Verhetzung zu einem Attentat auf den konſervativen Exminiſter Maura geführt. Die Drohung, die der Führer der Sozialiſten in den Cortes gegen Maura ausgeſtoßen hatte, wollte ein junger Fanatiker aus Barcelona, diefer Unruheſtätte 1. Ranges, wahr machen. Glücklicherweiſe wurde der konſervative Staatsmann, der anſcheinend immer noch am beſten weiß, was Spanien not tut, gerettet, um vielleicht in nicht allzu langer Zeit das kulturkämpferiſche Regiment Canalejas abzulöſen. England wurde kurze Zeit infolge des Eiſenbahner⸗ ſtreiks auf den Nordbahnen von einer Verkehrskalamität heimgeſucht. Die Eiſenbahner ſahen aber bald ein, daß ein Generalſtreik auch ihnen nicht dienlich ſei und gingen auf die Vorſchläge der Geſellſchaften ein. Dieſer Vorgang, ebenſo wie die geringen Erfolge der ſtreikenden kanadi⸗ ſchen Eiſenbahner dürfte auch auf die Streikluſt der fran⸗ zöſiſchen Kollegen ſehr verſtimmend eingewirkt haben. Auf dem Balkan hat ſich der Schauplatz der Verwicke⸗ lungen vom Süden zum Norden verſchoben. Während die Türkei mit ihrem griechiſchen Nachbar nach der Beendi⸗ gung des Boykotts in ein ruhiges Verhältnis gelangt iſt, lodert ihr alter Hader mit Bulgarien infolge neuer Grenzzwiſchenfälle wieder auf. Harte Worte werden ge⸗ wechſelt, auch mit Truppenverſchiebungen iſt man bei der Hand, doch die Erfahrung aus früheren Fällen läßt die Hoffnung zu, daß es ſich auch hier handelt— um viel Lärm um Nichts. Hauſierhandel und Mittelſtand. Ausgehend von der Erwägung, daß der Hauſier⸗ handel zu einer immer drückender werdenden Konkurrenz für den Mittelſtand ſich auswächſt, hat der Verband deut⸗ ſcher Rabattſparvereine ſeit Jahren einen energiſchen Kampf gegen den Hauſierhandel und das Detailweſen geführt. Auch auf dem letzten in Freiburg i. Br. ſtatt⸗ gehabten Verbandstag deutſcher Rabattſparvereine bidete dieſe Angelegenheit den Gegenſtand lebhafter Erörterun⸗ gen. Aus einem beachtenswerten Referat des Herrn Jan⸗ ſer⸗Kempten geben wir. da die Frage weite Kreiſe unſeres 26. Jahrgang. Volkes intereſſiert, die wichtigſten Punkte hier wieder: Der Referent bezeichnete als Schäden des Hauſierun⸗ weßens 1. Verleitung zu oft unnützen Einkäufen, 2. Be⸗ läſtigung und Gefährdung, da mancher nur etwas kauft, weil man ſich fürchtet und den unbequemen Gaſt los ſein will, und 3. Schädigung des legitimen ſeßhaften Klein⸗ handels und Gewerbes. Es ſei deshalb das Verbot des Hauſierhandels erwünſcht Erfreulicherweiſe haben die bayeriſchen Staatsminiſterien in einem Erlaß vom 1. Junk dieſes Jahres das Hauſieren und Detailreiſen in den Amts⸗ und Schulräumen verboten. Nachdem aber ſonſt die Staatshilfe gegen dieſes Gewerbe, das ſchon zur Land⸗ plage geworden iſt, auf ſich warten läßt, hat der Süd⸗ deutſche Detailliſtenverband den Weg der Selbſthilfe be⸗ ſchritten und zwar 1. dadurch, daß er ſeinen Mitgliedern zum Selbſtkoſtenpreis„Hauſierverbotstafeln“ abgibt welche die Geſchäftsleute an die Bevölkerung verteilen ſollen, damit die Tafeln an ſichtbarer Stelle des Haus⸗ einganges angebracht werden; 2. fordert der Verband ſeine Mitglieder auf, durch Unterſchrift der ſeßhaften De⸗ tailliſten und Handwerker bei ihrer Ortsbehörde einen Gemeindebeſchluß herbeizuführen, nach welchem das Hau⸗ ſieren in der Gemeinde verboten und Tafeln mit dieſem Verbot an den Wegweiſern und Ortseingängen angebracht werden ſollen. Begründen läßt ſich die Eingabe damit, daß der Hau⸗ ſierer den anſäſſigen Geſchäftsleuten den Verdienſt ent⸗ zieht, die Steuerkraft ſchwächt und es der Gemeinde an jeder Handhabe fehlt, die Haufierer zu den kommunalen Laſten heranzuziehen. Leider iſt es gerade die Provinz⸗ bevölkerung, die das Hauſierunweſen noch unterſtützt und dadurch den Mangel an Arbeitskräften noch vergrößert, denn es ſind meiſt junge, kräftige Leute, die einer ehr⸗ lichen Arbeit aus dem Wege gehen und lieber hauſieren. Alte und krüppelhafte Leute dürften bei dieſen Beſchwerden außer Betracht gelaſſen werden. Da es in Bayern allein 20000 und mehr Hauſierer gibt, die Steuern zahlen— über die vielen anderen fehlt eine Statiſtik— ſo würden dem Bauern⸗ ſtande durch ein Hauſierverbot oder durch eine weſent⸗ liche Einſchränkung Tauſende von Arbeitskräften zugeführt werden können. Das über das Hauſierweſen Geſagte trifft zum größten Teil auch auf das Detailreiſen zu. In Bayern zahlt das ſogenannte fahrende Gewerbe, worunter man Hauſieren, Detailreiſen und Wanderlager verſteht, jährlich etwa 200 000 Mark Steuern, eine Summe, die ſeit 10 Jahren gleich geblieben iſt, obwohl dieſes Gewerbe ſtark gewachſen ſind. Dieſe Steuer iſt doch lächerlich klein und kann dem Staate nicht ſo wichtig ſein gegenüber dem Schaden, den der ſeßhafte Gewerbeſtand durch das fahrende Ge⸗ werbe erleidet. Wie andere Geſetze veraltet ſind, ſo gilt dies auch von der Gewerbefreiheit, die ſich ſchon mehr zu einer Gewerbefrechheit ausgebildet hat. Gegenwärtig ſollen nach einem Antrage Baverns im Reichsamte des In Frankreich hat bei Gelegenheit der Wahlen zu ————————————————— „Du ſollſt es nicht“ rief ſie, mit dem Fuße Hohe Schule. Roman von C. von Dornau. 601 Nachdruck verboten.) Fanny hatte den Burſchen, der ſie zurückweiſen ſollte, einfach beiſeite geſchoben—„ich habe notwendig mit meinem Bruder zu ſprechen, und ich weiß, daß er zu Hauſe iſt“, hatte ſie energiſch geſagt,„ich habe ihn ganz deutlich am Fenſter geſehen!“ Hans war ihr im Vorzimmer mit der Bitte entgegengetreten, ihn ein andermal aufzuſuchen, aber Fanny ließ ſich nicht abweiſen. Sie hatte am Morgen Lolas Brief erhalten, der ihr riet, ihrem Manne mit voller Offenheit zu beichten— bobnlachenb hatte ſie das Billet zerriſſen. Und nun war ſie zu Hans geeilt— er mußte ihr helfen! Er mußte den Klatſchbaſen die Mäuler ſtopfen! Georg, der hinter ihr die Treppe hinauf kam, hatte die Wohnungstür offen gefunden— der Burſche hatte vor Schreck vergeſſen, ſie zu ſchließen— und nun ſtanden ſie alle drei in der Tür des Wohnzimmers, aus dem ihnen undeutlich die leidenſchaftlich erregte Stimme des Herrn von Bergen ent⸗ gegengeſchallt war. Er ſtand jetzt bewegungslos mitten im Zimmer, und Lola Aſtier lehnte ebenſo unbeweglich am Fenſter. Bergen ſah die junge Exzellenz und trat mit einer Ver⸗ beugung auf ſie zu. Nur die Bläſſe ſeines Geſichts zeugte noch von dem Sturm, der ihn ſoeben durchtobt hatte. „Wollen mir Exzellenz geſtatten, Sie zu Ihrem Wagen zu führen“, ſagte er mit ausgeſuchter Höflichkeit,„es iſt hier augen⸗ blicklich nicht der richtige Platz für Exzellenz, Ihr Herr Bruder iſt anderweitig beſchäftigt!“ Georg Radeck legte die Hand auf den Arm des jungen Offiziers. „Du wirſt Herrn von Bergen in Gegenwart Deiner Frau Schweſter augenblicklich ſagen, wer dieſe Dame iſt, Hans!“ ſagte e in befehlendem Tone. „Bitte ſehr, Herr von Radeck, das wird Hans nicht tun!“ rief die ſchöne Exzellenz eiſig. Ihr Blick flog mit boshaftem Glitzern zu der dunkeln Geſtalt am Fenſter hinüber; wie ſie die Schweſter haßte ſeit heute früh! Sie batte ſich vergeblich tief vor ihr gedemütigt— jetzt wollte ſie doch eine kleine Rache haben! „Ich weiß bereits, wer dieſe Dame iſt—“, fuhr ſie achſel⸗ zuckend, mit bochmütigſter Kälte fort:„wir alle haben ja hin⸗ reichend Gelegenheit gehabt, Fräulein Aſtier im Zirkus zu be⸗ wundern— weiteres von ihr zu hören, kann mich wirklich nicht intereſſieren!“ Georg ſah auf Hans, der ſchweigend das Haupt ſenkte. Mit düſterem Geſichtsausdruck näherte der Jugendfreund der Machingenſchen Geſchwiſter ſich dem noch immer regungslos am Fenſter lehnenden Mädchen. „Kommen Sie, Lola!“ ſagte er ſanft; er ergriff zart ihre kalte Hand und führte ſie zur Tür. Ein einziger Blick nur voll tiefſter Verachtung ſtreifte Lolas Geſchwiſter, als er die willen⸗ los Folgende an ihnen vorbeiführte. Aber der Blick traf Hans in tiefſter Seele, und das weiße, ſchmerzerſtarrte Geſicht Lolas erweckte alles, was noch von Edlem und Unverdorbenem in ihm unter der genußfrohen, leichtſinnigen Oberfläche ſchlummerte. „Was tuſt Du da, Georg?“ rief er unſicher und ſtreckte die Hand nach dem Hinausgehenden aus. Georg drehte ſich um und ſah ihn kalt an. „Ich führe dieſe Dame aus einer Geſellſchaft fort, die ihrer nicht würdig iſt!“ ſagte er langſam, jedes Wort betonend. Fanny lachte höhniſch auf— Bergen machte eine zornige Bewegung— Hans von Machingen wandte ſich, das Geſicht mit Schamröte bedeckt, zu ihm. ö „Er hat recht, Herr von Bergen— wir ſind ſie nicht wert“, ſagte er mit ſchwerem Ernſt;„ſie iſt—“ Fanny ſprang auf den Bruder zu und packte ihn zornig am Arm. ſagen ſtampfend. Der junge Offizier hob Schweigen gebietend die Rechte. „Laß mich, Fanny— wir haben beide genug an ihr ge⸗ ſündigt!“ ſagte er traurig. Er wandte ſich wieder an Bergen und ſah ibm feſt in die Augen:„Herr von Bergen, dies edle, reine Mädchen, das mit dem ſchimpflichſten Verdacht befleckt, von unerhörtem Hochmut beleidigt, uns verlaſſen hat— es iſt meine älteſte Schweſter, Leonore von Machingen!“ Zwanzigſtes Kapitel. Unten vor der Haustür angelangt, winkte Georg einem Wagen und hob ſeine halb bewußtloſe Begleiterin hinein. „Fahren Sie erſt eine halbe Stunde durch die Anlagen und dann nach dem Hotel Metropol!“ befahl er dem Kutſcher. Dann ſtieg er gleichfalls ein und ſetzte ſich neben die Jugendfreundin. So fuhren ſie wohl zehn Minuten hindurch, ohne daß ein Wort zwiſchen ihnen gefallen wäre. Lola ſah ſtarr aus dem Fenſter neben ihr in den von neuem fallenden Schnee hinaus, und Georgs Blick haftete mit leidenſchaftlicher Unruhe an ihrem blaſſen, unbeweglichen Profil. Finſtere, brütende Sorge lag in ſeinen Augen, und die Lippen hatte er feſt zuſammengepreßt, als ob er einen Aufſchrei unterdrücken müßte. Er ſchwieg und wartete. Jetzt rollte der Wagen unter ſchneebedeckten Bäumen dahin. Die weiße Landſchaft da draußen blendete ihre müden Augen— Lola wandte unwillkürlich den Blick ſeitwärts und be⸗ gegnete dem Auge des Freundes, in dem tiefſtes, innigſtes Mit⸗ empfinden lag. Das löſte die Eisſchicht, die erſtarrend über ihrer Seele gelegen— ſie lehnte den Kopf an ſeine Schulter und brach in leidenſchaftliches Weinen aus. „Haſt Du Dich nun müde geflattert, armer, kleiner Zug⸗ vogel?“ fragte Georg mit tiefer Traurigkeit. Sie umklammerte ſeine Hand, als wollte ſie ſich daran feſt⸗ halten:„O, Georg! Sie haben mir alle ſo web getan!“ rief ſie unter beißen Tränen. (Fortſetzung folat.) Auzeiger * Innern Erwägungen ſchweben über die Ausarbeitung einer Vorlage, welche die Erteilung des Wandergewerbe— ſcheines von der Bedürfnisfrage abhängig machen ſoll. Der Referent ſtellt ſchließlich folgenden Antrag:„Unſere Verbandsleitung möge an geeigneter Stelle dahin wirken, daß die Zulaſſung der Hauſierer und Detailreiſenden von dem Nachweiſe des Bedürfniſſes abhängig gemacht werden ſoll.“ Eine dahin lautende Reſolution wurde angenommen. Ohne zu den obigen Ausführungen ſelbſt Stellung zu nehmen, bemerken wir nur, daß die Bedürfnisfrage in allen Dingen ſich als eine äußerſt unerquickliche Sache erwieſen hat. Ihre Beantwortung iſt eben zu ſehr ſub⸗ jektiven Einflüſſen ausgeſetzt, was unbedingt zu Mißhellig⸗ keiten führen muß. Daß das tatſächlich der Fall iſt, lehrt uns auf Schritt und Tritt die Erfahrung. Meiſtens lehnen ſogar Behörden und Kommunen aus dieſen Gründen die Bedürfnisfrage als Entſcheidungsmoment glatt ab. Politiſche Nundſchau. (1)„MVarineintereſſenten“ gegen die Rüſtungsein⸗ einſchränkung. Das Alldeutſch⸗nationalliberale Organ der rheiniſch⸗weſtfäliſchen Großinduſtrie, die„Rhein.⸗Weſtfäl. Ztg.“, kann ſeinen wahren Charakter nicht verheimlichen. Im gegenwärtigen Augenblick, wo das Gros des deutſchen Volkes eine Rüſtungseinſchränkung herbeiſehnt, macht es wieder in Englandhetze, indem es ſchreibt:„Wenn wir zum notwendigen Schutz unſeres Handels in fernen Meeren und zum Schutz unſerer Küſten gegen frivole Be⸗ drohungen uns eine unſeren Bedürfniſſen angemeſſene Flotte ſchaffen, ſo kann unſer Vorgehen nur bei einer ſolchen Großmacht Bedenken erregen, die das erfreulich ſtetig wirtſchaftliche Wachſen und Emporrecken des deut⸗ ſchen Volkes mit ſcheeler Mißgunſt betrachtet und vielleicht an einem von langer Hand vorbereiteten Ge⸗ waltſtreich gegen unſere raſch zunehmende Bedeutung im Rat der Völker arbeitet. Als Napoleon zu Tilſit Preußen vorſchrieb, wie hoch die preu⸗ ßiſche, militäriſche Macht bemeſſen ſein dürfe, waren wir Beſiegte, Preußen lag zerſchmettert am Boden. Die Zu⸗ mutung an das unbeſiegte Deutſche Reich aber, an die größte Militärmacht der Welt, ſeine Flotte nach den Wün⸗ ſchen eines anderen Volkes zu beſchränken, iſt ſo unge⸗ heuerlich, daß es keinem deutſchen Staatsbeamten je an Worten ernſter Zurückweiſung fehlen kann.“— Dieſe „patriotiſchen“ Momente haben natürlich mit der Geld⸗ ſackpolitik nichts gemein! Wir wollen Geld verdienen und ſind darum gut deutſch. Hurrah! )1( Wir klagen zu viel an. Als kürzlich der Präſident des Oberlandesgerichts zu Hamm in Lüdenſcheid einen Vortrag hi,elt, um die Schaffung eines Fürſorgeaus⸗ ſchuſſes für dieſe Stadt anzuregen, ſprach er über die Urſachen der Zunahme der Zahl jugendlicher Verbrecher u. a. folgende Worte:„Wir klagen zu viel an, wir beſtrafen zu viel, aber wir denunzieren auch zu viel. Wenn alle die Leute, die bei der größten Kleinig⸗ keit, bei recht geringen Uebertretungen durch Kinder ſich fragen würden, was ſie für das Richtige hielten, wenn es ſich um das eigene Kind handelte, dann würden die An⸗ küngebehörden, die Gerichte nicht ſo oft in die Lage kommen, gegen die Kinder die Strafgeſetze in Anwendung zu bringen.“ Er habe hier ein Anzeigeformular ge⸗ funden, in dem gleich vorgedruckt ſtände: Für alle Fälle ſtelle ich hiermit Strafantrag.“ Die Geſetze zwingen die Behörden, anzuklagen und zu beſtrafen, aber die Schule und die Familien müßten dem vorbeugen. Wo aber die Familie im argen liege, ſolle der Fürſorgeausſchuß ein⸗ treten. Ueber die Zweckmäßigkeit der Fürſorgeerziehung und ihre Erfolge ſagte der Präſident, wie die„Soziale Praxis“ meldet: Die Erfahrungen ſeien ja noch nicht ab⸗ geſchloſſen, aber die Beſſerung der Zöglinge erreiche doch nur einen mäßigen Prozentſatz. :: Die Nationalliberalen haben ſich im württember⸗ giſchen Landtagswahlkreiſe Welzheim Zu Schritt⸗ machern der Sozialdemokratie„empor“-politiſiert. Bei der dort am Donnerstag ſtattgehabten Stichwahl iſt der ſozialdemokratiſche Kandidat Kinkel gewählt worden. Es erhielten Gemeinderat Kinkel(Soz.) 1448 Stimmen, Ge⸗ meinderat Wurſt(Fortſchr. Vp.) 1200 Stimmen und Moh⸗ ring(Bauernbund) 1079 Stimmen.— Die Nachwahl in Welzheim war infolge der Mandatsniederlegung des bis⸗ herigen nationalliberalen Abgeordneten Dr. Hieber not⸗ wendig geworden. Bei der Hauptwahl in der vorigen Woche ſtand der Sozialdemokrat an erſter Stelle. Für die Stichwahl hatten die Nationalliberalen, deren Kan⸗ didat vollſtändig ausgefallen war, die Parole für den Kandidaten der Fortſchrittlichen Volkspartei ausgegeben, ſo daß bei Addierung der volksparteilichen und national⸗ liberalen Stimmen der Sieg des Volksparteilers als ge⸗ ſichert gelten durfte. Das Centrum hat für den Bauern⸗ bund geſtimmt. Bleibt alſo nur die Möglichkeit, daß die nationalliberalen Herrſchaften ihre„nationale“ Geſinnung dadurch bekundeten, daß die ihre Stimmen größtenteils munter— für die Sozialdemokraten abgaben. Und das geſchah im Zeitalter der„Sammlung aller bürgerlichen Parteien“! :: Die Marienbader Entrevue. Herr v. Kiderlen⸗ Waechter und Graf Aehrenthal hatten in Marienbad eine Beſprechung. Dieſe diente zwar, wie verlautet, keinem ſpeziellen Zwecke, es wurden aber alle ſchwebenden Fragen behandelt, wobei beide Staatsmänner volle Uebereinſtimmung in ihren Anſichten und Urteilen konſtatieren konnten. 11 Zahnärzte, Dentiſten und Reichsverſicherungsord⸗ nung. Die Beratungen des gegenwärtig in Köln tagen⸗ den, von 36 Landes- und Provinzialvereinen beſuchten deutſchen Dentiſtenkongreſſes füllte zum großen Teil die Stellungnahme der Dentiſten zur Reichs verſiche⸗ rungsordnung aus. Die anweſenden Krankenkaſſen⸗ vertreter erklärten, daß es für die Krankenkaſſen nicht nur wünſchenswert, ſondern durchaus notwendig ſei, daß die Dentiſten wie bisher neben den Zahnärzten zur Krankenkaſſenbehandlung zugelaſſen werden. Die von den Zahnärzten verbreiteten Warnungen gegen die geſetzliche Feſtlegung der zahntechniſchen Behandlung der Mitglieder der Krankenkaſſen entſprängen dem Ver⸗ langen der Zahnärzte, ſich das alleinige Recht auf Kaſſen⸗ behandlung zu ſichern. Eine entſprechende Reſolution wurde einſtimmig angenommen. 910 Die alten Fünfzigmarkſcheine ſollen ausrangiert werden. Die mit dem Datum vom 10. Januar 1882 aus⸗ gefertigten Reichskaſſenſcheine zu 50, zu 20 und zu 5 Mk., + ſowie die mit dem Datum vom 5. Januar 1899 ausge⸗ fertigten Reichskaſſenſcheine zu 50 Mark werden vom 1. Januar 1911 ab nur noch bei der Kontrolle der Staatspapiere eingelöſt. (—) Chriſtlich⸗ſozialer Parteitag. Der diesjährige Parteitag der Chriſtlich⸗Sozialen wird vom 11. bis 13. September in Siegen abgehalten. Die Ver⸗ handlungen werden ſich außer mit den Berichten über Partei, Preſſe und parlamentariſche Arbeit mit der Be⸗ ratung über den Entwurf eines chriſtlich⸗ſozia⸗ len Programms und mit der Beſchlußfaſſung über neue Satzungen beſchäftigen. )— In Magdeburg wird's intereſſant werden. In den„Berliner Neueſten Nachrichten“ heißt es:„Herr Kolb, der„Hofgänger“, der Führer der badiſchen Sozial⸗ demokratie, verkündigt jetzt erneut den Entſchluß, den ſozialdemokratiſchen Vizepräſidenten der badiſchen Kam⸗ mer, Geiß, und die ſozialdemokratiſchen Schriftführer bei der ſilbernen Hochzeit des großherzoglichen Paares dem⸗ nächſt den Gang ins Schloß antreten zu laſſen. Kolb be⸗ gründet dieſe Haltung wie folgt: Die Geſchäftsordnung der Zweiten badiſchen Kammer enthält in dem Paragraph 74 die Beſtimmung, daß der Landtag an den Großherzog eine Deputation entſenden kann, die aus den Mitgliedern des Präſidiums und etwa noch dazu ausgeloſten weiteren Mitgliedern der Zweiten Kammer beſteht. Nun hat die Zweite Kammer beſchloſſen, dem Großherzog anläßlich ſeiner ſilbernen Hochzeit ihre Gratulation zu übermitteln, und damit das Präſidium auf Grund des Paragraphen 74 der Ge⸗ ſchäftsordnung beauftragt. Wollten wir nicht wort⸗ brüchig werden, dann blieb nichts übrig, als daß unſere Vertreter im Präſidium ſich ebenfalls bereit erklärten, den von der Zweiten Kammer ſeinem Präſidium er⸗ teilten Auftrag mit auszuführen.“ Im übrigen findet es„Genoſſe“ Kolb„zum Heulen und Schreien“, daß er gezwungen werde, die Gründe“ für ſolche Beſchlüſſe öffentlich anzugeben. Ganz unerſchüttert ſetzt er den Fall: die ſozialdemokratiſche Partei erobere in einem Bundesſtaate die Mehrheit und ſtelle den erſten Präſidenten.„Glaubt man, daß der ſozialdemokratiſche Präſident den Landesfürſten, der verfaſſungsmäßig nicht nur der Repräſentant des Staates, ſondern ein mitbeſtim⸗ mender Faktor in der Geſetzgebung iſt, einfach ignorieren könne?“ Ferner kommt er zu dem Schluß:„Ein Antrag, die monarchiſche Staatsform zu beſeitigen, wäre politiſcher Wahnwitz und hätte nicht die Beſeitigung der Monarchie, ſondern die Beſeitigung der ſozialdemokratiſchen Mehr⸗ heit zur Folge.“ Das alles trägt er zur Belehrung der„ſchulmeiſternden“ norddeutſchen Bundesbrüder vor, die die politiſchen Probleme nicht zu Ende denken konn⸗ ten. Aber all das werden dieſe wieder„zum Heulen und Schreien“ finden.— In Magdeburg wird es inter⸗ eſſant werden. ee Parlamentariſches. N 7 Der bayeriſche Landtag iſt bis zum 13. Auguſt verlängert worden. Die Kammer der Reichsräte hat das Berggeſetz ohne den Achtſtundentag angenommen. Heer und Marine. § Die Militärluftſchiffe in Fahrt. Das Militärluft⸗ ſchiff„M. 3“ iſt Donnerstag Nacht zu einer Fernfahrt aufgeſtiegen und am Donnerstag um 12½ Uhr glatt in Gotha gelandet.— Der für München beſtimmte„Par⸗ ſeval 6“ machte am Mittwoch eine wohlgelungene Probe⸗ fahrt über Bitterfeld.— Die Luftkreuzer„M. 2“ und „P. 1“, die außer„Z. 1“ noch in der Metzer Halle untergebracht ſind, nahmen ſeit Freitag auch an den Metzer Flugmanövern teil. 8 Unfall des„P. 5“. Als das Luftſchiff„P. 5“ am Donnerstag nachmittag in der Umgebung des Flug⸗ platzes von Wilhelmsruh bei Breslau manövrierte, riß plötzlich der Manometerſchlauch und fiel auf einen Propeller, wobei er einen Flügel verbog. Der Führer ſah ſich deshalb gezwungen, durch Ventilziehung eine Landung mit dem Schleppſeil zu bewerkſtelligen, die ihm mit Hilfe herbeieilender Leute auch glücklich gelang. Das Luftſchiff iſt unverſehrt und wird gleich nach der Reparatur ſeine Fahrten wieder aufnehmen. Europäiſches Ausland. Oeſterreich⸗Ungarn. : Das Miniſterium Khuen⸗Hedervary hat auf dem Wege ſeiner Erfolge wieder einen Schritt vorwärts getan. Am Donnerstag iſt nämlich im Reichstage nach nur drei⸗ tägiger Verhandlung die Indemnitätsdebatte zu Ende ge⸗ gangen, und das Haus hat der Regierung das Budget für das Jahr 1910 bewilligt. Damit hat der ſeit dem 1. Januar d. J. andauernde ſogenannte„Ex lex“⸗ Zuſtand in der Finanzgebarung des Landes endlich aufge⸗ hört. Mit dem Ende des„Ex lex“-Zuſtandes ſind nun⸗ mehr für die unluſtigen Steuernzahler Ungarns die „ſchönen Tage von Aranjuez“ vorbei. Faſt ſieben Mo⸗ nate lang hat man in Ungarn die Staatsſteuern nicht zu zahlen gebraucht; denn der Staat hatte geſetzlich keine Befugnis, die Steuern auf gewaltſamem Wege durch die Gerichtsvollzieher einzutreiben. Der ungariſche Staat ver⸗ fährt im übrigen gegenüber den ſäumig geweſenen Steuer⸗ zahlern ſehr kulant, gewährt ihnen jetzt beliebige Teil⸗ zahlungen und hebt für die rückſtändigen Steuern auch keine Verzugszinſen ein. Frankreich. : Die Frage, ob Bankier Rochette und ſeine Mitan⸗ geklagten ſchuldig ſind, iſt bejaht und Rochette zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden. In⸗ zwiſchen aber haben ſenſationelle Ausſagen des vielge⸗ nannten fingierten Klägers gegen Rochette, Picherau, vor der parlamentariſchen Unterſuchungskommiſſion die Draht⸗ zieher in dem Prozeſſe, insbeſondere den Kabinettschef des Polizeipräfekten Lepine, Herrn Durand, ſchwer be⸗ laſtet. Picherau erklärte, nur unter dem Druck des Kabi⸗ nettschefs des Polizeipräfekten Durand, des Senators Prevet und des Bankiers Gaudrion gehandelt zu haben, die von ihm einen Freundſchaftsdienſt forderten. Er er⸗ klärte, daß ſie ihn mißbraucht hätten. Hierauf wurde Bankier Gaudrion vernommen. Er ſagte unter dem Drucke von Fragen aus, daß Picherau nur als Stroh⸗ mann figurierte und er ihm für Einreichung der Klage 25 000 Francs bot. Picherau beſtätigt dies in vollem Umfange und behauptet, die Summe von 25 000 Francs nur als Darlehen erhalten zu haben. Es wird ange⸗ nommen, daß die Summe von dritter Seite geliefert worden iſt. Unter dem Eindruck dieſer ſenſationellen Ausſagen ſandte die Kommiſſion ſofort Boten nach dem Kabinettschef Durand und zu Staatsanwalt Monier. Beide ſollen nochmals vernommen werden. Aus dem Ver⸗ hör Gaudrions ging gleichzeitig hervor, daß er für die zur Verfügung des Privatklägers Picherau geſtellten Rochette-Aktien 100 000 Frances Entſchädigung und 25 000 Francs Kommiſſion erhielt. Dieſe Enthüllung übte auf die Kommiſſionsmitglieder um ſo ſtärkere Wir⸗ kung aus, als kurz vorher die Verurteilung Rochettes bekannt geworden war. Griechenland. : Die griechiſch-türkiſche Spannung ſcheint ſich wieder zu verſchärfen. Wir gaben bereits eine Mel⸗ dung aus Konſtantinopel wieder, die der beſtimmten Mei⸗ nung der Türkei Ausdruck gab, ſie könne einer Aufnahme von kretiſchen Delegierten in die griechiſche Nationalver⸗ ſammlung unter keinen Umſtänden zuſtimmen. Jetzt wird gemeldet, daß der türkiſche Miniſterrat dieſen Beſchluß den türkiſchen Botſchaftern bei den Schutzmächten tele⸗ graphiſch mitgeteilt hat. Da der türkiſche Botſchafter die Regierung in Athen darauf aufmerkſam gemacht, daß in dieſem Falle die Kriegserklärung unvermeidlich, dürfte die Aufnahme Venizelos— denn im Grunde han⸗ delt es ſich nur um dieſen— in die griechiſche Kammer ſehr ernſte Konſequenzen nach ſich ziehen, die zu tragen die griechiſche Regierung ſich wohl überlegen dürfte. Afrika. r Liberia. : Die Meldung von der Annexion Liberias durch die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika wird in Berlin dementiert. Es handelt ſich nach dieſer Darſtellung aus⸗ ſchließlich um den Wunſch der Regierung des Präſidenten Taft, in die dortigen finanziellen und wirtſchaftlichen Verhältniſſe, die ſich im Stadium größter Kalamität be⸗ fänden, mit hilfreicher Hand einzugreifen, und zwar, nach⸗ dem ſich Nordamerika mit den dort intereſſierten Mächten Deutſchland, England und Frankreich über die Mittel und Wege dieſer Finanzation ins Einvernehmen geſetzt hat.— Danach ſcheinen die Yankees ſehr uneigennützige Leute zu ſein. Aſien. China. ! Auch China hat, wie wir ſeinerzeit meldeten, den An⸗ fang dazu gemacht, ſich eine Volksvertretung zu geben. Indeß ſind bisher die beteiligten Kreiſe weder mit dem Wahlmodus zufrieden, noch haben die zu einer Art Vor⸗ parlament zuſammengetretenen Volksvertreter ſich über das Feld einer etwaigen Betätigung, bezw. die Ab⸗ grenzung ihrer Befugniſſe mit der zögernden und reſer⸗ vierten Regierung einigen können. Die meiſten der in Peking beim Regenten vorſtellig gewordenen Abgeord⸗ neten des Vorparlaments ſind in die Provinzen gereiſt, um neue Maſſenpetitionen vorzubereiten. In Regierungs⸗ kreiſen ſieht man der Entwickelung der Dinge mit großer Sorge entgegen, da man ſich kein beſtimmtes Bild machen 1125 und ſich weder der Truppen noch der Polizei ſicher ru 1 5 3 U : Nicaragua hat wegen der Einmiſchung der Ver⸗ einigten Staaten in ſeine inneren Kämpfe die Flucht in die Oeffentlichkeit angetreten. Die Regierung des Präſidenten Madriz wendet ſich in einer Zirkulardepeſche an die Re⸗ gierungen Deutſchlands, Englands, Frankreichs, Italiens und Spaniens ſowie an die der mittelamerikaniſchen Re⸗ publiken, worin auf die Einmiſchung der Vereinigten Staaten in die inneren Angelegenheiten des Landes hin⸗ gewieſen und um freundſchaftliche Intervention in Waſ⸗ hington gebeten wird.— Die Regierung von Mexiko hat daraufhin ſofort beim Präſidenten Taft im Sinne Nica⸗ raguas interveniert. Kuba. : Der kubaniſche Aufſtand iſt nunmehr be⸗ endet. Die Inſurrektion des Generals Miniet iſt, wie amtlich gemeldet wird, unterdrückt. Der General iſt mit zweien ſeiner Anhänger gefangen genommen wor⸗ den. die übrigen Meuterer ſind entflohen. Im Nebel verirrt hat ſich am Mittwoch die engliſche Schlachtflotte. Aus London wird unter dem 28. Juli gemeldet: Dichter Nebel lag über den Gewäſſern, als die Flotte geſtern von Torquag in der Tor⸗Bai auszog, um dem Könige von England das Schauſpiel einer„Schlacht“ zu bieten. Um 2 Uhr nachmittags, als der Nebel leichter geworden war, folgte das Flagſchiff„Dreadnought“, auf dem ſich der König befand, der Flotte. Zugleich ſtieg vom Ufer Graham White in ſeiner Flugmaſchine auf, überholte die„Dreadnought“ und kreiſte ein halbes dutzendmal in bedeutender Höhe über dem Schlachtſchiffe. „Nicht der König mit dem Aufgebot der ganzen Flotte hätte ihn da herabholen können,“ ſagte ein heutiges Morgenblatt, und weiß weiter mitzuteilen, daß auf der „Dreadnought“ ein lebhafter Meinungsaustauſch darüber ſtattgefunden habe, ob es möglich ſei, Schiffe durch Spreng⸗ ſtoffe von Flugmaſchinen aus zu zerſtören. Die„Dread⸗ nought“ entſchwand ſchließlich den Blicken, und Graham White kehrte ans Land zurück. Bald darauf tönte Ka⸗ nonendonner aus der Ferne, die Schlacht hatte begonnen. Der Nebel verdichtete ſich wieder derartig, daß man kaum 200 Meter weit ſehen konnte. Gegen 5 Uhr kam der König auf ſeiner Jacht zurück. Eine Anzahl Torpedo⸗ boote, ein paar Kreuzer folgten. Auch die„Dreadnought“ 11 langſam herbei und warf Anker in der einſamen ai. Wo war die Flotte geblieben? Es gab nur eine Ant⸗ wort: Im Nebel verirrt! Auf dem Flagſchiff herrſchte nicht wenig Beſorgnis— ſo lieſt man heute morgen in den„Daily News“— und um 6 Uhr beſchloß Admiral May, mit der„Dreadnought“ und„Dido“ auf die Suche auszufahren. Der Nebel war ſo dicht gewor⸗ den, daß die beiden Schiffe nur ganz langſam und mit der größten Vorſicht fahren konnten, und ſchon, nach⸗ dem eine Meile zurückgelegt wär, hielt es Admiral May für angezeigt, die„Dido“ wieder zurückzuſchicken. Aber auch die„Dido“ konnte den Weg nach„Torquag“ nicht zurückfinden und fand ſich plötzlich dem turmhohen Fels von Daddy Hole gegenüber, wo ſie ſicherheitshalber Anker warf. Auch die drahtloſe Telegraphie verſagte in dem dichten Nebel, und die„Dreadnought“ mußte ſich dar⸗ auf beſchränken, ihre verlorenen Schweſtern durch die „Sirene“ wieder zuſammen zu locken. Einige antworteten auch in der Ferne, aber um ½8 Uhr kam das Flagaſchiff, wieder allein nach Torquay zurück. Erſt gegen 9 Uhr begannen ſich die anderen Schiffe nach und nach einzu⸗ tell fall nic die weh a hat dab e die f um ber! lh, In berſch Aber das Die! ;veiſt Gem mut eine dem der bi N lach a 0 Ein u bon be ling LErmte werdet bönner an di Strei Arbei reich vrrde Stelle Nacht ernan cichtig ſcheldt amt Zelt am 1 ſpater Us ben Haufm waſung Auel eum Lkrooffe Hbalt erhalt ðFkeilun, dboß ez Vürgen ber He 0 ben Kin Zelt ſt Mutter. Kuuber ſcheint ben. 0 dibaten demokkt kreise gzabg Aagskan im den aus un politit dann —. ̃ ⅛˙— rat ban ſitze Reſul breite niſteri, handel reiſe n detblei, dan no unte in zetiſchen knut. 1 Steie ſie bor g doll e Ch 2 1 E * 8 n 1 . — — 2 die llten 1 ung Vir, ettez eint del. Nei- lber⸗ wir hluß tele die irfte gan mer die kgen die lin aus- ten chen he⸗ ach⸗ ten ind eue An⸗ ben. ot. ſich Ab⸗ er in otd⸗ teiſt, gs⸗ oßet ichen icher Ver⸗ die ten Ne⸗ ns Ne⸗ gten hin⸗ Daſ⸗ ö hat ſica⸗ be⸗ ſpie wol⸗ hellen, doch ſpät abends fehlten noch viele. Im Ernſt⸗ falle wäre eine furchtbare Kataſtrophe wohl ſelbſt nicht durch die größte Vorſicht zu vermeiden geweſen. Die Manöver mit den Torpedo- und Unterſeebooten hatten wegen des Nebels unterbleiben ntliſſen. Aus Nah und Fern. — Lampertheim, 29 Juli. Seit ungefähr 14 Tagen iſt ein hieſiger verheirateter Schneidermeiſter verſchwunden. Er hat ſich mit reichlichen Geldmitteln verſehen. Man nimmt an, daß er mit einer von ihrem Manne getrennt lebenden Frau, die ſeit einiger Zeit auswärts weilte, und mit ihm ein Ver⸗ hältnis unterhielt, das Weite geſucht hat. Seine eigene Frau war bei auswärtigen Verwandten zu Beſuch. Als ſie zurück. kehrte, war das Neſt leer. Bürſtadt, 29. Juni. Dle Buͤrgermeiſterwahl habe hier ſehr erregte Gemuͤter geſchaffen, meint eine Zuſchrift an verſch. Zeitungen. Die Gemüter ſind ſehr erregt. Das ſtimmt. Aber weniger über die„Bürgermeiſterwahl“, als vielmehr über das hoͤchſt eigenartige Vorgehen des Bensheimer Kreisamts. Die Mehrzahl der Gemeindewähler iſt gegen einen Berufsbuͤrger⸗ meiſter. Warum denn trotz dreimaliger Ablehnung durch den Gemeinderat ſteis der neue Verſuch, mit Hilfe von wankel⸗ mutigen Gemeinderäten gegen die Mehrheit der Bevölkerung einen Berufsbürgermeiſter der Gemeinde aufzuhalſen? Soll denn die Bürſtädter Bevölkerung mit Gewalt zerklüftet und der Sozialdemokratie in die Arme getrieben werden? Denn dieſe iſt allein bei dieſen höchſt beklagenswerten Vorgängen der lachende Dritte. Es wäre die höchſte Zeit, daß man endlich das auch in Bensheim einſehen wollte! Worms, 29. Juli. Fruchtmähen im Waſſer. Ein ungewöhnlicher Anblick bot ſich dieſer Tage auf dem Wege von der Petersau nach Möoͤrſch. Auf ſaͤmtlichen Grundſtücken längs des Rheins ſteht das Waſſer noch fußhoch, ſo daß die Ernte der Frucht unter erſchwerenden Umſtänden bewirkt werden muß. So mußten, um das überreife Korn mähen zu können, die damit betrauten Schnitter und Arbeiter bis faſt an die Knie im Waſſer ſtehen. Waren die Halme unter den Streichen einer Senſe gefallen, ſo wurden ſie ſofort von den Arbeitern geſammelt und nach höher gelegenen, vom Waſſer nicht erreichten Landſtellen gebracht, wo ſie zum trocknen ausgebreitet wurden. +Lenutershauſen, 29. Juli. Stelle mitgeteilt wird, iſt die von andrer Seite aus verbreitete Nachricht, als ob der Bürgermeiſter von Lentershauſen ſchon ernannt wäre, der Ernannte aber die Wahl abgelehnt habe, un⸗ cichtig. Ein Vorſchlag liege wohl beim Miniſterium, eine Ent- ſcheidung iſt aber noch nicht getroffen. O Flonheim, 29. Juli. Seitens des Großh. Kreis- amts zu Alzey und der hieſigen Bürgermeiſterei werden zur Zeit energiſche Schritte unternommen, um die Freilo ſſung des am 17. d. Mts. wegen Fahnenflucht verhafteten und 3 Tage ſpäter vom Kriegsgericht zu Darmſtadt zu 6 Monaten Gefäng⸗ nis verurteilten Deutſch⸗Amerikaners Ph. Schultheiß zu erwirken. Kaufmann Schultheiß hatte im Jahre 1886 vor ſeiner Einbe⸗ rufung zum Militärdienſt Deutſchland verlaſſen und 1894 in Amerika das Bürgerrecht erworben. Obwohl er bereits ſchon einmal im Jahre 1900 hier zu Beſuch ſeiner Mutter einge⸗ troffen war, und auch diesmal die Genehmigung zum Aufent · halt in Deutſchland durch das zuſtändige Kreisamt zu Alzey erhalten hatte, erfolgte die Verhaftung und ſofortige Verur⸗ teilung. Der Fall erregt hier großen Unwillen. Man hofft, daß es den vereinigten Bemühungen des Kreisamtes und der Bürgermeiſterei gelingen werde, wenigſtens eine Umwandlung der Haftſtrafe in eine Geldſtraft zu erlangen. J Hockenheim, 29. Juli. Bedauernswert ergeht es den Kindern des Bahnarbeiters Hafner. Vor nicht zu langer Zeit ſtarb nach langem und ſchwierigem Krankenlager deren Mutter. Geſtern Mittag erhängte ſich der Vater. Fünf Kinder im Alter von 2—13 Jahren ſtehen verwaiſt da. — Heidelberg, 29. Juli. Der rote Wolkenbruch ſcheint für die Sozialdemokratie bereits Tatſache zu wer⸗ den. In rührendem Optimismus ſtellt ſie überall Kan⸗ didaten auf. Jetzt hat eine Wahlkreiskonferenz der ſozial⸗ demokratiſchen Partei des 12. badiſchen Reichstagswahl⸗ kreiſes Heidelberg-Eberbach⸗Mosbach wieder den Land⸗ tagsabgeordneten Georg Pfeiffe⸗ Mannheim als Reichs⸗ tagskandidaten aufgeſtellt.— Der Kreis iſt augenblicklich in den Händen der Nationalliberalen. Wenn dieſe nicht aus uneigennütziger Rückſicht auf die badiſche Großblock⸗ politik Gottes Waſſer über Gottes Land laufen laſſen, dann iſt Herr Pfeiffer Durchfallskandidat. — Hanau, 29. Juli. Infolge des Ausſtandes der Straßenbahner iſt der Straßenbahnverkehr voll⸗ ſtändig eingeſtellt. Soeben finden unter dem Vor⸗ ſitze des Oberbürgermeiſters Berhandlungen ſtatt. Das Reſultat wird der Straßenbahnerverſammlung unter⸗ breitet werden. — Darmſtadt, 29. Juli. Ein höherer heſſiſcher Mi⸗ niſterialbeamter wird ſeit einiger Zeit vermißt. Es handelt ſich um einen Reviſionsbeamten, der eine Ferien. reiſe nach der Schweiz angetreten hat, und über deſſen Verbleib ſeit einigen Tagen jede Nachricht fehlt. Doch hält man noch an der Möglichkeit feſt, daß der betreffende Be⸗ amte in einer Schutzhütte feſtgehalten wird. Die ſchwei⸗ zeriſchen Behörden wurden mit den Nachforſchungen be⸗ traut.— Mehrere vermißte Touriſten vom Hochgrimming Wie von maßgebender ſie vor dem Schneeſturm Rettung geſucht und 36 qual⸗ 1 Steiermark wurden in einem Felſenloch gefunden, wo volle Stunden ohne Proviant verlebt hatten. Lokale Nachrichten. * Viernheim, 30. Juli. Die Eruteferien der hiefigen Schulen wurden des ungunſtigen Wetters wegen bis einſchl. Mittwoch, 3. Aug. berlängert. Der Unterricht beginnt Donnerſtag, 4. Auguſt. (Siehe diesbezügl. Inſerat in heutiger Nr.) * Marianiſche Jünglings⸗Sodalität. Am mor⸗ gigen Sonntag unternimmt unſer Mannheimer Bruderverein einen Ausflug nach hier. Alle Mitglieder der Sodalität, auch diejenigen, welche am morgigen Wettſpiel der Fußball abteilung nicht beteiligt find, wollen um halb 4 Uhr im Gaſthaus gemütliches Beiſammenſein. § Ein eigenartiger Unfall ereignete ſich am Mitt⸗ woch morgen im Hofe der Frau Wwe. Beikert, Alexanderſtr. Herr Schmiedemeiſler Wunderle hatte für letztere Stroh von der Dreſchmaſchine eingefahren. Hierbei geriet das Pferd auf einen zugedeckten Brunnen, deſſen Bretter jedoch plötzlich durchbrachen, infolgedeſſen das Tier in den Brunnen ſtuͤrzte. Nach mehrſtündiger angeſtrengter Arbeit gelang es, das Pferd aus dem Brunnen wieder heraufzuſchaffen; gluͤcklicherweiſe trug das letztere keine bedeutenden Verletzungen davon und kam, wie man zu ſagen pflegt,„mit dem Schrecken davon“. — Theater in Viernheim. Mit der Geſangspoſſe „Er iſt Baron“ oder„Was einem Schuſterjungen paſſieren kann“ hat die Direktion eine gute Wahl ge⸗ troffen, denn das Stück iſt ſo recht geeignet, die Lachmuskeln gehörig in Bewegung zu ſetzen. Die Hauptpartie des Stücke 8 den Schuſterlehrling Aug uſt ſingt Herr Sölch, die Rieke Frl. Sölch, den Melſter Vorſchuh Herr Direktor Kerſebaum. Wer ſich einige Stunden recht gut unter⸗ halten will, verſäume die Aufführung nicht, die unter der muſikaliſchen Leitung des Herrn Muſikdirektors Schwab ſich zu einer glanzvollen geſtalten wird. — Stahlbad Weinheim. Am mächtigſten wirkt auf alle Leidenden die wunderbare Zauberkraft der erwachen⸗ den Natur, wo auch die Vegetation am üͤppigſten iſt. Doppelt reichlich aber hat der Schöpfer ſeine Gaben da ausgeſtreut, wo außer der lachenden Natur über der Erde noch Heilkräfte unter der Erde walten, die zum Segen der leidenden Menſch⸗ beit zutage gefördert werden. Ein ſolcher Hort der Erholungs⸗ bedürftigen und Kranken iſt das Stahlbad Weinheim. In edener Lage gelegen, inmitten herrlicher Anlagen, grünender Fluren und eines ſchattigen Wäldchens iſt das neue modern ausgeſtattete Bad ſchon zahlloſen Kranken zum Heile geworden. Schon manchen ſah man mit mattem Körper und entmutigtem Sinn ſeine von Rheumatismus, Gicht und anderen Uebeln gepeinigten Glieder zu dieſer Quelle hinſchleppen, der geheilt in die Heimat zurückkehrte. Darum, wer an Rheumatismus, Gicht und anderen Erkrankungen der Bewegungsorgane leidet, kann auch Heilung reſp. Linderung im Stahlbade finden. Warum denn in die Ferne ſchweifen, wenn das Gute ſo nahe liegt. Aus Stadt und Land. * Rieſenunterſchlagung in einem Berliner Poſtamt. Im Poſtamt 17 in der Fruchtſtraße am Schleſiſchen Bahnhof hat der 33 jährige Briefträger Bergmann 50 000 Mark in barem Gelde, die er von einer Dienſtſtelle zur anderen innerhalb desſelben Amtes tragen ſollte, unter⸗ ſchlagen und iſt geflüchtet. Das Geld war in zwei Beuteln enthalten. In dem einen Beutel befanden ſich 3000 M. in Silber. in dem zweiten 47000 M. in Gold und Papier. Das Geld wurde Mittwoch abend in einem diebes⸗ und feuerſicheren Geldſchrank verwahrt und ſollte Donnerstag morgen von Bergmann innerhalb des Amtes von einer Dienſtſtelle in die andere getragen werden. B. benutzte dieſe Gelegenheit, um aus einem Seitenausgange mit den beiden Beuteln zu flüchten. Bisher hat man den ungetreuen Beamten nicht zu ermitteln vermocht. Aus dem Reich der Lüfte. Der Aviatiker Erich Lockner aus Aachen unternahm mit einer Euler⸗Flug⸗ maſchine in Darmſtadt einen Ueberlandflug, der 51 Minuten dauerte, und wobei er eine Höhe von 200 Meter erreichte. Er landete aus etwa 120 Meter Höhe im Gleitflug, weil ihm das Benzin ausgegangen war und der Motor ſtehen blieb. Die Landung erfolgte in einer Entfernung von etwa einem halben Kilometer vom Flugplatz. Nachdem der Aviatiker ſich neues Benzin ver⸗ ſchafft hatte, flog er wieder zurück und landete glatt, wenige Meter von der Halle entfernt. ** Aufhebung einer Spielhölle in Budapeſt. Der Budapeſter Hotelbeſitzer Jakob Neumann iſt von der Po⸗ lizei verhaftet worden. Es hat ſich herausgeſtellt, daß im„Hotel Neumann“, einem der größten und beſonders vom ungariſchen Adel vielbeſuchten Etabliſſement Buda⸗ peſts, eine Spielhölle eingerichtet worden war, in der allabendlich ein Umſatz von mehreren hundert⸗ rauſend Kronen zu verzeichnen war. Neumann be⸗ teiligte ſich ſelbſt am Spiel, ja, er ſoll ſich durch Falſch⸗ ſpiel und die gewaltigen Einnahmen der Spielhölle in wenigen Jahren ein Vermögen von über drei Millionen Kronen erworben haben. Neumann bot der Staatsan- waltſchaft eine Kaution von 50 000 Kronen gegen Haft⸗ entlaſſung an. Das Anerbieten wurde jedoch abgelehnt, da Fluchtverdacht vorliegt. * Schweres Automobilunglück. Der Fabrikbeſitzer Flot in Birmingham, der ſich mit ſeinem Automobil nach dem Bureau begab, überfuhr auf der Straße ein Kind. Infolgedeſſen überſchlug ſich das Automobil und warf ſich auf das Kind. Der Fabrikbeſitzer erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß er kurz nach ſeiner Einliefe⸗ rung in das Hoſpital ſtarb. Das Kind iſt ebenfalls tot, während der Chauffeur mit leichteren Verletzungen davonkam. a * Denn die Elemente haſſen.. Mittwoch abend gegen 10½ Uhr brach in der badiſchen Anilin⸗ und Sodafabrik in Ludwigshafen Großfeuer aus. In dem Gebäude 270, in welchem Anhydrid erzeugt wird, entſtand eine Exploſion, die binnen kurzem das ganze Gebäude vernichtete. Menſchen ſind nicht zu Schaden gekommen. 8 * Die Leipziger Mörder. In einem der wegen er- neuter* an dem Verlagsbuchhändler Weber verhafteten Brüder Koppius iſt nach der Auffaſſung der Leipziger Staatsanwaltſchaft der Schreiber der frü⸗ heren, in der ganzen Welt Aufſehen erregenden Weber⸗ ſchen Erpreſſerbriefe, welche in Verbindung mit der im November 1908 verübten Ermordung des Friedrichſchen Ehepaares ſtehen, durch die aufgefundenen Schriftproben und Fingerabdrücke feſtgeſtellt. Außer⸗ dem iſt Koppius zweifellos der Verüber des Raubanfalls auf den Geldbriefträger Rübner. * Bäckerhumor. Aus Winkel im Rheingau wird berichtet: In einem Blatt machte kürzlich ein Ein⸗ ſender den Bäckermeiſtern Vorwürfe wegen zu hoher Preiſe. Darob ergrimmt, beſtieg einer das Streitroß und ließ folgenden gewaltigen„Speech“ los:„Freude ſich deshalb zur Begrüßung zum Freiſchütz einfinden; daſelbſt und Jubel herrſcht im ſchönen Rheingau, und hochentzückt ſchlagen alle Hausfrauenherzen unter der Reformſchürze. Angeregt durch den Brotartikel der nächſten Nummer ſind die maßgebenden Kreiſe zuſammengetreten und haben nach ſtattgehabtem Kriegsrat folgendes beſchloſſen: Art. 1. Das Gewicht des Brotes wird auf ſieben Pfund erhöht. Art. 2. Der Preis erfährt eine Herabſetzung auf 40 Pf. Art. 3. Die Meiſter backen künftig ohne Verdienſt, ver⸗ zichten auf die gewohnte Badereiſe und treten allen An⸗ ſichten widerſpruchslos bei. Art. 4. Bei Entnahme von mindeſtens vier Broten wird eine warme Wurſt gratis verabfolgt, bei mehr erfolgt Ernennung zum Ehrenmit⸗ glied der deutſchen Mehlverwertungsgenoſſenſchaft. Art. 5. Gegen vorſtehende Beſchlüſſe ſteht allen Haus⸗ Feld⸗, Wald⸗ und Wieſenfrauen, ſowie jedem, der frei von Schuld und Fehl, Einſpecuch offen.“ * Der„eingeſeifte“ Barbier. Ein komiſches, aber wahres Hiſtörchen wurde in Dortmund erzählt: Einer der Inhaber der Niederdeutſchen Bank gab dem Barbier fürs Haarſchneiden jedesmal einen blanken Taler. Schließlich fragte er den Barbier einmal leutſelig:„Wieviel haben Sie ſich wohl mit Ihrer fleißigen Arbeit ſchon geſpart und wieviel Prozent Zinſen bringt's Ihnen ein?“ Der Barbier brachte nun ſeine erſparten 2000 Mark zur Niederdeutſchen Bank, die ein Prozent Zinſen mehr ver⸗ ſprach. und jetzt iſt er der„Eingeſeffte“. Der fliegende Hammel. Mit dem Rufe:„Es kommt ein Hammel geflogen!“ alarmierte ein Junge die Bewohner von Klein⸗Heinersdorf bei Schwiebus. Und richtig! man ſah einen lebendigen Hammel durch die Luft ſchweben; er hing an dem Schleppſeil eines Luftballons, das ihn aus einer Schafherde heraus mitgeriſſen hatte. Unter großer Heiterkeit begann nun eine Jagd hinter dem unfreiwilligen Luftreiſenden, den man aber nicht einholen konnte. Erſt in der Nähe des Bahnhofs Wutſchdorf wurde der Hammel an einem Kirſch⸗ baum abgeſtreift. » Erlebniſſe eines Sachſen in Hamburg. Ein Sachſe, der in Hamburg eine Erbſchaft von über 300 000 Mark entgegengenommen hatte, machte ſich mit einem Bruchteil der Erbſchaft in der Taſche zu einer Reiſe durch Ham⸗ burgs Sehenswürdigkeiten auf. Er durchwanderte ein Lokal nach dem andern in St. Pauli, beſuchte dann ein Hippodrom, beſtieg ein Pferd, ritt im Galopp, ſtürzte und verletzte ſich leicht. Dann ging er, um ſich abzukühlen, an den Hafen, wo er am Brückengeländer von einem Schutzmann, der einen Ausreißer vor ſich zu haben glaubte, verhaftet wurde. Am andern Morgen, als er ſeinen Rauſch ausgeſchlafen hatte, konnte er vernünftige Antworten geben und ſeine Heimreiſe antreten. a Für einen ſonderbaren„Freundſchaftsdienſt“ iſt von dem Gericht zu Boulogne ſur mer der Soldat Jakob Boleslas mit 15 Tagen Gefängnis beſtraft worden. Bo⸗ leslas hat an Stelle des in Leipzig wohnenden Franzoſen Mehaut in Frankreich die Dienſtpflicht geleiſtet? wegen der dabei begangenen Urkundenfälſchung traf ihn die Strafe. 5 a ** Das blutige Kriegsſpiel der Pariſer Apachen dauert fort: In letzter Nacht kletterten in Paris vier verwegene Apachen über das Gitter einer Villa in der Avenue St.- Germaine. Ein vorübergehender Bäckergehilfe ſtörte ſie in ihrer Arbeit. Er ſchrie nach der Polizei. Da klet⸗ terten zwei Apachen zurück, fielen über den Bäckergehilfen her und wollten ihn unſchädlich machen. Der Bäckerge⸗ hilfe ließ ſich jedoch nicht einſchüchtern, er ſchlug einen der Apachen mit einem Stock nieder, bemächtigte ſich dann deſſen geladenen Revolvers und ſchoß damit den zweiten Apachen nieder. Er hatte ihm eine ſchwere Verwundung in der Bruſt beigebracht. Inzwiſchen waren mehrere Polizeiagenten herbeigeeilt, die zunächſt die beiden von dem Bäckergeſellen übel zugerichteten Apachen auflaſen und ins Spital brachten, wo ſie dem Staatsanwalt zur Verfügung geſtellt wurden. Die anderen Agenten drangen in die Villa ein, um ſich der beiden anderen Apachen zu bemächtigen, die bereits eingeſtiegen waren. Nach hart⸗ näckigem Kampfe, in welchem drei Polizeiagenten ſchwer verwundet wurden, wurden die Apachen überwältigt. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Am Büchelberg bei Aſchaffenburg, wo bereits vor 7 Jahren ein bis heute unaufgeklärt gebliebener Mord an einem Mädchen begangen wurde, iſt ein neuer Mord an einer Frau verübt worden. Die Bauarbeiter von Chicago ſind in den General- ſtreik getreten. Es werden über 28 000 Arbeiter be⸗ troffen. In Münchaurach in Oberfranken hat ſich ein 13. jähriger Bauernjunge aus Furcht vor Strafe wegen eines geringfügigen Diebſtahls erhängt. Der Privatier Wilhelm Valentin iſt, 101½ Jahre alt, in München geſtorben. Er ſtammt aus Kaſſel. Sämtliche Former und Eiſengießereiarbeiter der Gör⸗ litzer Maſchinenbauanſtalt haben wegen Nichtbewilligung einer Lohnerhöhung die Arbeit eingeſtellt. Verantwortlich für die Redaktion: Wil hel m Bingener, Viernheim 22 5 f O- jahr. Praxis Mannheim. I0.- jahr. praxle! Nervenzerrüttung en Schwächezustände, Blases- zohlecbtskrankbelten„ Sowle ict, Rheum lachlas, Muskelschwund, Hysterle, Neuralgien, helten, Flechten, Bein eschwüre eto. Fine, behandelt mit e und Ge- n. schwere destem Erfolge ohne Berufsstörung arznellos durch Natur- und elektrisches Lichtheilverfahren girtfrele Kräuterkuren u. Elektrothsraphle Nn cle Direktor H einrich Schäfer kunft ertelit Lichtheil- Institut Elektron nur M3, 3, Mannheim vis-a-vis dem Restaurant Zum„Wilden Mann“. Sprechstunden: täglich von Sonntags von 9—12 Uhr. 9—12 und 2—9 Uhr abends 0 Wunderbare Erfolge. Hunderte Dankschreiben. Damenbedlenung d. 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Alle diejenigen Ortsbürger, welche Anſprüche an Bau- und Reparaturholz reſp. Vergütung dafür pro 1910 zu er⸗ heben gedenken, wollen ihre Anmeldungen davon vom 1. bis 15. Auguſt auf der Großh. Bürgermeiſterei dahier machen und bei den vorkommenden Neubauten auch zugleich die Pläne über dieſe Bauten überreichen. Ebenſo ſind auch alle diejenigen Bauten pp. nochmals zur Vergütung anzumelden, von welchen im Laufe des Jahres Anzeige gemacht wurde, für welche aber, weil nicht zur rich⸗ tigen Zeit angemeldet, eine Vergütung bis jetzt nicht gewährt werden konnte. Ausdrücklich wird darauf aufmerkſam gemacht, daß für Bauten keine Vergütungen gewahrt werden konnen, welche nicht rechtzeitig zur Anmeldung gekommen ſind, und daß die in der Anmeldung ſaͤumigen Bürger ſich die etwa daraus her⸗ vorgehenden Nachteile ſelbſt zuzuſchreiben haben. Viernheim, den 26. Juli 1910. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlwein. Achtung! Achtung! 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