fg * N. or ¹ Ur N * 11 5 ge. wagutnz u Erg uuhedt unn Sg U dunlluz lliher 2 . vorm. ui dem Nuzn La ſih wegen , bet ſig zu wenden. Ahein. ö 5 . DDr rr—— D rr — Dre — — — SG — — 9 eee eee eee e ee eee Viernhei Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich: Dienſtag, Donnerſtag u. Samſtag mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: m. Amtsblatt 30 Pfg. monatlich einſchließlich Trägerlohn durch die Poſt Ml. 1.14 vierteljährlich. der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. Ferbreilellte und geleſenſle Zeitung am hieſgen Plaße, daßer beſles und Anzeiger Viernheimer Nachrichten. Anzeigen preis: 12 Pfennig die einſpaltige Petit⸗Zeile Lokal⸗Anzeigen 10 Pfennig. Reklamen: 30 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. herr. 20. ſirfungspolltes Inſerlions- Organ. Gegründet 1884. Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. Bei event. gerichtlicher Beitreibung oder im Falle eines Konkurſes kommt jeder Rabatt in Wegfall. Nr. 96. Wochenrundſchau. b Das Hauptintereſſe der Woche nahm unbeſtreitbar auch im nichtkatholiſchen Lager der Augsburger Ka⸗ tholikentag in Anſpruch. Der gläubige Chriſt, der ſich für ſeine Religion zu begeiſtern imſtande iſt, hat ſicherlich, ob er nun ſelbſt die Tage miterlebte oder an der Hand der ausführlichen Berichte geiſtig in der Mitte der Glaubensbrüder weilte, aus dieſer glänzenden Ver⸗ ſammlung neuen Glaubensmut, neues Liebesfeuer für Chriſtus und die Kirche gewonnen. Je höher aber das Niveau der Reden war, die gehalten wurden, je ge⸗ waltiger die Kundgebungen der gläubigen Chriſtenſcharen, deſto ängſtlicher haben die chriſtentumsfeindlichen Blätter es vermieden, ihre Leſer objektiv über die Veranſtaltung zu unterrichten. Man fürchtet, das treue„vorurteils⸗ loſe“ Leſepublikum, dem man Tag für Tag von den rückſtändigen Ultramontanen erfundene Schildbürgerſtück⸗ chen erzählt, werde in ſeiner Anſicht irre werden, wenn Kunde von katholiſchem Glaubens- und Geiſtesleben zu ihm dränge; und Aufklärung und objektive Beurteilung iſt ja der Todfeind des von Phraſe und Schlagwort lebenden Liberalismus. Das„Berl. Tagebl.“ ſucht da⸗ her ſein Publikum davon zu überzeugen, daß die Ver⸗ ſammlung in Augsburg ihren Schwerpunkt in einem katholiſchen Eſperantiſtenkongreß gehabt habe. Der„Vor⸗ wärts“ verzichtet auf eine ausführliche Berichterſtattung, da„der Inhalt der Reden immer der gleiche“ ſei. Wäh⸗ rend dieſe Organe demnach durch Nichtbeachtung ihre Geg⸗ nerſchaft zum Katholizismus an den Tag legen, ſcheut ein „demokratiſches“ Berliner Organ,„Die Zeit am Montag“ nicht vor einer gemeinen Flegelei zurück, um ſeinem Leſepublikum über den Katholikentag Sand in die Augen zu ſtreuen. Es erklärt den Arbeiterfeſtzug für eine Kaffernparade und führt die geſchloſſenen Verſammlun⸗ gen auf die„Scheu der ſchwarzen Brüder vor der Oeffent⸗ lichkeit“ zurück. Ob es nun Liberale gibt, die einſehen, auf welcher Seite Kultur und geiſtiger Fortſchritt zu ſuchen ſind? Die Poſener Kaiſertage, die Einweihung der neuen Kaiſerpfalz, hatten die Aufmerkſamkeit auf die Oſtmarkenpolitik gelenkt. Man erwartete im hakatiſti⸗ ſchen Lager aus dem kaiſerlichen Munde einen Kriegsruf gegen die Polen. Die Scharfmacher wurden enttäuſcht. Die kaiſerlichen Reden enthielten nicht die geringſte Ver⸗ letzung der polniſchen Gefühle, bargen aber wohl dieieni⸗ gen Gedanken, die als Grundlage einer Verſtändigung im Oſten dienen können⸗ Oeſterreich⸗Ungarn beging den 80. Geburtstag ſeines Kaiſers und Königs Franz Joſef. Wieder zeigte ſich, in welch hohem Maße die Einigkeit der in der Donaumonar⸗ chie vereinigten Stämme durch die Perſon des Herrſchers verbürgt wird. Allgemein war die Teilnahme an dem Feſte, aller Nationalitätenhader ſchwieg und herzlich miſchte ſich auch der Glückwunſch Deutſchlands in den Feſtesjubel des verbündeten Volkes zwiſchen den gelb⸗ ſchwarzen Grenzpfählen⸗ Unrecht Gut. Kriminalroman von Reinhold Ortmann. 4 Nachdruck verboten.) „In ſhrem eigenen Intereſſe?— Wieſo?“ „Aber das iſt doch klar. Als man dem ſauberen Patron hinter ſeine Schliche kam und ihn verhaftete, war natürlich die erſte Frage, wo er mit dem ſchrecklich vielen geſtohlenen Gelde geblieben ſei. Ich habe mir, als die Frau hier einzog und mir die Sommergäſte vor der Naſe wegſchnappte, mit vieler Mühe einen Zeitungsbericht über die Gerichtsverhandlung verſchafft. Und darum weiß ich alles ebenſo gut, wie wenn ich's mit⸗ erlebt hätte. Wo er mit dem Gelde geblieben ſei, wurde er gefragt, weil man bei der Hausſuchung nicht mehr als lumpige zweitauſend Mark vorgefunden hatte, und weil ſeine Wohnungs⸗ einrichtung nicht koſtbarer war, als er ſie ſich von ſeinem ſehr großen Gebalt bequem hatte anſchaffen können. Er hätte alles am Spieltiſch und in liederklcher Geſellſchaft durch— gebracht, erklärte er und blieb dabei bis zum letzten Augenblick. Geglaubt aber hat's ihm kein Menſch. Dazu war's viel zu viel geweſen, was er nach ſeinem eigenen Geſtändnis um die Ecke gebracht hatte. Selbſtverſtändlich wurde der Frau damals alles weggenommen, was ſie beſaß, aber es ſoll bei dem Ver⸗ kauf kaum genug herausgekommen ſein, um die Koſten des Gerichtsverfahrens zu decken. Und nun mit einem Male der Ueberfluß!— Merkſt du was? Hihi!“ „Könnte nicht irgendein Menſchenfreund der bedauerns⸗ werten Frau zu der Einrichtung der Villa behilflich geweſen ſein, Herr Hacker? Sie betreibt das Vermieten doch wohl als einen Broterwerb?“ Der Alte blinzelte den Fragenden aus ſeinen fatalen kleinen Augen verſchmitzt an. „Gibt's ſolche Menſchenfreunde, Herr Doktor?— Ich würde Ihnen dankbar ſein, wenn Sie mir die Adreſſen von einigen mitteilen könnten. Und was das Vermieten als Brot⸗ Samstag, den 27. Auguſt 26. Jahrgang. 1010. dußlands Beamtenſchaft ware beinahe in den Geruch der„Ehrlichkeit“ geraten, hätte man nicht ſchnell wieder eine große Unterſchlagungsaffäre ans Licht gebracht. Dies⸗ mal iſt die ſibiriſche Bahn die Geſchädigte geweſen. Durch Machinationen mit gefälſchten Frachtbriefen ſind auf den Stationen Omsk, Nowonikolajewsk, Kraßnojarsk und Ino⸗ kentjewskaj der Eiſenbahnverwaltung allein Verluſte von 50 Millionen Mark entſtanden. Hausſuchungen beim Betriebschef der Eiſenbahn ſowie anderen hohen Be⸗ amten veranlaßten deren ſofortige Entlaſſung und Ueber⸗ weiſung an das Strafgericht.— Der Korruptionsſumpf be⸗ ſteht alſo noch in größter Ausdehnung⸗ Am Balkan richtete ſich das Intereſſe, nachdem Bul⸗ garien und die Türkei Frieden gemacht hatten, auf den Ausgang der Wahlen zur griechiſchen Nationalverſamm⸗ lung. Hängt doch von dem Charakter dieſer Verſammlung das Schickſal der griechiſchen Dynaſtie, aber auch die Löſung der Kretafrage ab. Es ſcheint, daß die nationaliſti⸗ ſche Partei, die Kreta um jeden Preis von der Türkei los⸗ reißen will, den Sieg davongetragen hat. Vor allem iſt der Führer der Nationaliſten, Venizelos, mit großer Mehrheit gewählt worden. Er dürfte in der Verſammlung die Leitung der Dinge übernehmen, die jetzige Regierungs⸗ partei und ihre Führer beiſeite ſchieben und Griechenland aufs neue zum ſchroffen Gegner der Pforte werden laſſen. In der außereuropziſchen Politik erregte vor allem die Annexion Koreas, die ſich anſcheinend in den einfachſten Formen vollzogen hat, großes Aufſehen. Gegen dieſes neue Vordringen der Japaner in Oſtaſien ſcheint von den übrigen Mächten keinerlei Einſpruch erhoben zu werden. In der Revublik Nicaragua hat ſich der Bürgerkrieg ganz zu Ungunſten des bisherigen Präſiden⸗ ten, Madriz, gewandt. Er iſt geflohen und hat das Land ſeinem Geaner General Eſtrada überlaſſen⸗ Politiſche Nundſchau. Berlin, 26. Auguſt. Erweiterung des Poſtſcheckverkehrs. Der inter⸗ mationale Poſtgiroverkehr iſt bekanntlich ſeit dem 1. Fe⸗ bruar dieſes Jahres zwiſchen dem deutſchen Reich, Oeſterreich, Ungarn und der Schweiz eingerichtet. Dieſer Poſtüberweiſungsverkehr wird auf Belgien ausge⸗ dehnt werden. Die Reichspoſtverwaltung hat mit der belgiſchen Poſtverwaltung ein entſprechendes Abkommen getroffen. Die Einführung des neuen Verkehrs iſt zum 1. November in Ausſicht genommen. Die Bedingungen und Einrichtungen werden dieſelben ſein wie für den Ver⸗ kehr Deutſchlands mit Oeſterreich, Ungarn und der Schweiz. Die Gebühr für Ueberweiſungen nach Bel— gien wird ebenfalls nur mit ½ vom Tauſend des über⸗ wieſenen Betrages berechnet. Für Ueberweiſungen vom Ausland werden keine Gebühren erhoben. 10 Wieder ein ſozialdemokratiſcher Sieg. Bei der Reichstags⸗Erſatzwahl im 20. ſächſiſchen Wahlkreiſe(Iſcho⸗ pau⸗Marienburg) iſt am Mittwoch der ſozialdemokratiſche Kandidat. der ebemalige Paſtor Göhre. erwerb betrifft— püh! Spiegelfechterei, ſage ich— Sand in die Augen! Damit würde ſie in fünfzig Jahren nicht ſoviel verdienen können, um die Koſten der pompöſen Einkichtung zu bezahlen. Nicht einmal den kümmerlichſten Lebensunterhalt für den langen Winter könnte ſie davon beſtreiten. Und die in der Villa„Waldfrieden“ laſſen ſich nichts abgehen, das können Sie mir glauben. Meine Frau und ich, wir haben ein Auge auf ſie, und wir wiſſen, wie es da zugeht.“ „Da ſehe ich ſchon das Wirtshausſchild und den Brief⸗ kaſten— Dank für die Begleitung, Herr Privatier Hacker!“ Mit einer läſſigen Handbewegung hatte Dr. Runge an die Krempe ſeines Hutes gegriffen und war gleichzeitig ſo rüſtig ausgeſchritten, daß es dem Alten unmöglich wurde, ſich an ſeiner Seite zu halten. Er antwortete auch nicht, als der würdige Mann hinter ihm her rief: „Wenn Sie Luſt haben ſollten, ſich gelegentlich zu verändern, Herr Doktor— mein Haus iſt immer zu Ihrer Verfügung.“ Ein Zucken wie von aufſteigendem Ekel nur ging bei dieſer freundlichen Mitteilung über ſein ernſtes Geſicht, und als er ſeine Karten in den Kaſten geworfen hatte, wählte er für die Heimkehr einen Weg, auf dem er dem geſprächigen Herrn aus der Nachbarvilla nicht wieder begegnen konnte. Eine andere unvermutete Begegnung aber wurde ihm ſtatt deſſen auf dieſem Heimwege zuteil. Er war nur noch um ein paar hundert Schritte von dem Hauſe entfernt, als er auf einer Bank, an der er unmittelbar vorüber mußte, eine ſchwarz gekleidete Dame von jugendlich anmutiger Erſcheinung ſitzen ſah. Die Sonne war ſchon untergegangen, aber in dem ſtumpfen Blau des Himmels ſchwammen noch ein paar roſige Wölkchen. Und an ihnen hingen die Blicke der einſam Raſtenden ſo traumverloren, daß ſie den Schritt des auf dem grasüber⸗ wachſenen Fußpfade Näherkommenden gar nicht vernahm. Vermutlich würde der Doktor mit ſtummem Gruße vorbei⸗ gegangen ſein, wenn nicht ein weißes Taſchentuch, das zu den Füßen der jungen Frau mitten auf dem ſchmalen Wege lag, ſtillſchweigend an ſeine Höflichkeit appelliert hätte. 3 a leich im — — ͤ—.?——— ü——. erſten Wahlgange gewählt worden Er erhiel 14443 Stimmen, während ſeine Gegner, der Kandidat der Reformpartei Fritſche 4544, der Kandidat der vereinigten Liberalen Brodauf 4672 Stimmen erhielt Ohne Stich⸗ wahl iſt alſo der Wahlkreis den Sozialdemokraten wieder zugefallen, denen er bei der Hottentottenwahl im Jahre 1907 von dem verſtorbenen Reformparteiler Zimmermann entriſſen worden war Damals erhielten bei der Stich⸗ wahl Göhre 11281, Zimmermann 14237 Stimmen Die bürgerlichen Parteien haben alſo 5207 Stimmen verloren, während die ſozialdemokratiſchen Stimmen um 3069 zu⸗ nahmen Aus dem Wahlergebnis auf die allgemeine volitiſche Lage zu ſchließen, iſt gerade bei dem Zſchopauer Fall am wenigſten geſtattet Die Bevölkerung des Wahl⸗ kreiſes, die jetzt der umfangreichen Wahlagitation des reviſioniſtiſch geſinnten Sozialdemokraten Göhre erlegen iſt, beſitzt faſt keine politiſche Schulung. Das zeigt deutlich die Geſchichte des Wahlkreiſes, der bisher nach⸗ einander in den Händen faſt aller Parteien geweſen iſt, 1867 entſandte der Wahlkreis zwei Abgeordnete in den Norddeutſchen Reichstag, einen freiſinnigen und einen kon⸗ ſervativen: 1871-77 war er nationalliberal vertreten, 1878 ſiegte zum erſtenmal ein Sozialdemokrat, 1881 ein Vertreter der Liberalen Vereinigung 1884— 93 beſaß die Reichspartei das Mandat, 1893 wurde wieder ein Konſervativer gewählt, bis 1898 die Sozialdemokratie das Mandat für zwei Legislaturperioden für ſich zurück⸗ eroberte Nachdem dann 1907 zur Abhwechſelung ein Anti⸗ ſemit geſiegt hatte, iſt der Wahlkreis nun wieder an die Sozialdemokratie zurückgefallen Daß die„Genoſſen“ nun wieder ein Triumphgeſchrei anſtimmen und von der„roten Fahne auf den Höhen des Erzgebirges“ ſchwärmen, iſt ſelbſtverſtändlich. Koloniales. — Steuerſorgen unſerer ſchwarzen Landsleute. Nach einer Meldung aus Deutſch⸗Südweſtafrika haben die Baſtards von Rehoboth eine Petition nach Berlin gerichtet, in welcher ſie um eine Abänderung der Grundſteuerverordnung gebeten haben, da ſie glauben, daß die Verordnung nicht im Einklang mit ihrem Schutz⸗ vertrag ſtehe. Am 16. d. M. hat der ſtellvertretende Gou⸗ verneur gelegentlich ſeiner Anweſenheit in Rehoboth dem Baſtardrat die Antwort erteilt, daß der deutſche Staats⸗ ſekretär des Reichskolonialamts v. Linde quiſt ge⸗ legentlich einer Inſpektionsreiſe, die er im näch⸗ ſten Frühjahr durch das Schutzgebiet anzutreten beabſich⸗ tigt, die Angelegenheit an Ort und Stelle regeln werde. Europäiſches Ausland.. Türkei. d R In Mazedonien und Albanien kehrt nun allmählich die Ruhe ein. Die aus der Heimat nach Bul⸗ garien geflüchteten Mazedonier kehren auf Grund der Verſtändigung zwiſchen den Regierungen in Konſtanti⸗ nopel und Sofia zurück. Um dieſe Flüchtlinge zu be⸗ ruhigen, hat der türkiſche Geſandte in Sofia eine Ab⸗ ordnung aus ihrer Mitte empfangen. Er gab ihnen Er bückte ſich, um es mit einem artigen Wort der Be⸗ ſitzerin zu überreichen. Und ſie war ſo verwirrt, ſich plötzlich dem Manne gegenüber zu ſehen, vor dem ſte noch vor einer Stunde gewarnt worden war, daß ihre Wangen erglühten und daß ſie ihren Dank leiſe und ſchüchtern herausbrachte wie ein weltfremdes junges Mädchen. Die Augen des Arztes aber ruhten auf ihrem, gerade um dieſer Befangenheit willen doppelt reizvollen Geſicht ſo feſt und ſo eindringlich, daß Frau Margarete Römhild unwillkürlich an das erinnert wurde, was ihr Babette über den Blick des Fremden geſagt hatte. „Ich bitte um Verzeihung— ſollte ich vielleicht die Ehre haben, mit Frau Römhild, der Beſitzerin der Villa„Wald⸗ frieden“ zu ſprechen?“ „Nicht der Beſitzerin. Aber Frau Römhild bin ich aller⸗ dings.“ „So darf ich mich Ihnen als Ihren Mieter vorſtellen. Dr. Runge, Arzt.— Ich würde nicht verſäumt haben, dieſer ſelbſtverſtändlichen Pflicht ſchon vorhin bei meinem Einzuge zu genügen. Aber die alte Frau, mit der ich wegen des Quartiers verhandelt hatte, erklärte auf meine Anfrage ziem⸗ lich kategoriſch, es läge nicht in Ihren Wünſchen, mit den Mietern in Berührung zu kommen, und ich würde es während der Dauer meines Aufenthalts ausſchließlich mit ihr zu tun haben.“ Die junge Witwe hatte noch immer mit ihrer Verlegenheit zu kämpfen. Dieſer Berliner Arzt benahm ſich ohne Zweifel durchaus höflich und korrekt, aber in der Gemeſſenheit ſeiner Rede und noch mehr in dem beinahe finſteren Ausdruck ſeiner Züge war etwas, das ihr ein ſtarkes Unbehagen, ja, eine Regung der Furcht verurſachte. „Es kann ſich dabei nur um ein Mißverſtändnis handeln, Herr Doktor,“ ſagte ſie unſicher.„Die Wirtſchafterin hatte von mir ſelbſtverſtändlich keinen Auftrag, derartiges zu äußern. Ich bitte Sie vielmehr, ſich mit etwaigen Wünſchen oder Be⸗ ſchwerden ſtets ohne weiteres an mich zu wenden.“ Fortſetzung folgt.) * ie Zuſicherung, daß ſie unbehelligt in ihre Heimat zu⸗ 3 5 1 Der bulgariſche Miniſter des Innern übergab dem Miniſter des Aeußeren eine Liſte der Flücht⸗ linge zur Uebermittelung an die türkiſche Geſandtſchaft. Die Anzahl der bis zum 19. dieſes Monats Geflüchteten betrug 1424 und dürfte ſeitdem noch zugenommen haben. In den türkiſchen Aufruhrprovinzen wurden inzwiſchen die geſperrten Kirchen und Schulen wieder geöffnet. Die Bevölkerung verhält ſich ruhig. Auf Grund des Berichts des Oberkommandierenden Albaniens iſt vorläufig eine Entlaſſung der Truppen unmöglich, da dieſe zur Unter⸗ ſtützung der Neuordnung der Verwaltung notwendig ſind. Deshalb iſt angeordnet worden, daß die Truppen in Albanien überwintern ſollen; die Vorbereitungen dazu ſind bereits getroffen. Aſien. Japan. : Die Annexion Koreas durch Japan findet jetzt die offizielle Beſtätigung. In Tokio iſt der Wortlaut der zwiſchen Japan und Korea abgeſchloſſenen Konvention den Vertretern der Mächte mitgeteilt worden. Soweit bis⸗ her feſtgeſtellt, iſt die Konvention am 22. Auguſt unter⸗ zeichnet worden. Auf Anregung des Miniſters des In⸗ nern ſind alle Blätter übereingekommen, nicht autoriſierte Mitteilungen bezüglich Koreas zu unterlaſſen bis zur Proklamierung über die Annexion, welche für den 29. oder 30. dieſes Monats erwartet wird. Auch an die europäiſchen Regierungen in Petersburg, London, Paris und Berlin iſt die amtliche Meldung gelangt, daß der Kaiſer von Korea in Gegenwart des geſamten Hofes und der Staatsbeamten feierlichſt auf ſeinen Thron und ſeine Rechte verzichtet hat. Von den Mächten iſt keinerlei Pro⸗ teſt zu erwarten. 57. Generalverſammlung der Katholiken Deutſchlands in Augsburg. bee Augsburg, 23. Auguſt. Heute lag wieder über den Gefilden Schwabens der herrliche goldene Sonnenſchein der Katholikentage. Der heutigen Arbeit ging eine Männerwallfahrt vom hohen Dome zum Grabe des hl. Ulrich mit Predigt und Ponti⸗ fikalmeſſe voraus, die eine unzählige Menſchenmenge zu frommer Andacht vereinte und auf das feierlichſte verlief. Nach einer Sitzung des Vorſtandes des Volksvereins für das katholiſche Deutſchland folgte um ½10 Uhr die Generalverſammlung des Volksvereins. Der Volksverein iſt in den letzten Jahren in Bayern um 17000 Mitglieder gewachſen, und es wohnen nun⸗ mehr von den 652 645 Mitgliedern des Vereins ca. 65 000 in Bayern. Das Intereſſe in Bayern für den Volksverein kam auch in dem heutigen Beſuch des Volks⸗ vereins zum Ausdruck. Die Rieſenhalle erfreute ſich eines überaus großen Beſuches, als der altehrwürdige Präſi⸗ dent des Volksvereins, Fabrikbeſitzer Brands⸗M.⸗Glad⸗ bach die Tagung mit einer Begrüßung der Teilnehmer und beſonders der hochw. Herren Biſchöfe eröffnete. Der Referent ſchilderte dann die umfaſſende Tätigkeit des Volksvereins auf allen Gebieten der Kultur. Weiter ver⸗ breiteten ſich über Zweck und Ziele des Volksvereins Biſchof Maximilian Dr. Ritter von Lingg, Direktor Dr. Brauns, Oberlandesgerichtsrat Dr. Marx und Reichs⸗ tagsabgeordneter Gröber. * Während der Generalverſammlung des Volksvereins für das katholiſche Deutſchland begann um ½11 Uhr im großen Saale der Konzerthalle die zweite geſchloſſene Generalverſammlung. Das Thema der Verhandlungen bildete die Miſſions⸗ frage. Reichstagsabgeordneter Speck⸗München leitete die Verhandlungen. Er verlas zunächſt folgendes Antworttele⸗ gramm des Kaiſers: „Ich ſpreche den dort verſammelten deutſchen Katho⸗ liken für das freundliche Gedenken und die Verſicherung treuer Ergebenheit meinen Dank aus. Wilhelm J. R. Die Verſammlung ſtimmte begeiſtert in ein dreima⸗ liges Hoch ein. f Hierauf berichtete Amtsgerichtsrat Gießler⸗Mannheim über die Anträge zur Miſſionsfrage. Er empfahl u. a. die Annahme folgenden Antrages: „Die 57. Generalverſammlung der Katholiken Deutſchlands erinnert eindringlich an die bedeutungs⸗ volle Stellung, welche die Bekehrung der Heiden in dem Heilswerke der Kirche nach dem Willen ihres aött⸗ lichen Stifters einnimmt. Mit beſonderem Nachdruck richtet ſie die Aufmerkſamkeit der deutſchen Latholiken gerade in dieſer Zeit auf das Wirken der Miſſionen. in der die vollendete Aufteilung der unzuviliſierten Ge⸗ biete der Erde unter die chriſtlichen Staaten und das wiedererwachende Nationalgefühl der heidniſchen und mohammedaniſchen Kulturvölker die religiöſe Zukunft der Heidenländer zur Entſcheidung bringt. Auch weiſt ſie auf die Tatſache hin, daß die hohen Ziele wahrer Kulturarbeit in den Kolonien ohne die ungehinderte Mitwirkung der Miſſionare nicht erreicht werden können. Sie empfiehlt daher dem tatkräftigen Wohlwollen der deutſchen Katholiken alle Werke, welche der Ausbrei⸗ tung des heiligen Glaubens dienen, die Miſſionshäuſer, die ihre Mitglieder als Apoſtel in die heidniſche Welt ausſenden, und die Vereine, deren Gebete und deren Geldmittel die Erhaltung und Ausbreitung der Miſſio⸗ nen bezwecken.“ In einer längeren Beſprechung erbaten die einzelnen Ordensgeſellſchaften und Miſſionen die Unterſtützung ihrer Unternehmungen. Nachdem noch Pater Acker, der Reichstagsabgeordnete Erzberger und Vertreter aus Braſilien und Kalifornien geſprochen hatten, wurden die Miſſionsanträge einſtimmig angenommen. Es wurde beſchloſſen, 1911 den Katholiken⸗ tag in Mainz abzuhalten, anläßlich des hundertſten Geburtstages des katholiſchen Führers, des Biſchofs Frhr. v. Kettler. * Um 5 Uhr nachmittags eröffnete der erſte Vizepräſi⸗ dent, Graf von Schönburg⸗Glauchau, die zweite öffentliche Verſammlung in der Feſthalle. Obgleich das Wetter weniger günſtig war als am Sonntag, war doch der Beſuch außerordentlich ſtark. Der Präſident eröffnete die Verhandlungen mit der Verleſung des Kaiſertelegramms, das von der Ver⸗ ſammlung mit großem Beifall aufgenommen wurde. Der Präſident verlas dann weiter das folgende Telegramm der in Fulda verſammelten Biſchöfe: „Der am Grabe des hl. Bonifatius verſammelte Episkopat hat mit wahrer Freude Kenntnis von dieſem Beweiſe kirchlicher Treue und Geſinnung der 57. Ge⸗ neralverſammlung der Katholiken Deutſchlands entgegen⸗ genommen und erwidert dieſe tröſtliche Kundgebung mit ſeinen innigſten Segenswünſchen.“ Der Präſident brachte im Anſchluß an dieſes Tele⸗ gramm zum Ausdruck, daß auch dieſe Teilnahme die Verſammlung mit hoher Freude erfülle. Nachdem noch Erzbiſchof Meßner von Milwauke die Grüße der ame⸗ rikaniſchen Federation of Catholic Societe der Verſamm⸗ lung dargebracht, nahm als erſter Redner Univerſitäts⸗ profeſſor Dr. Karl Joſef Beck⸗Freiburg(Schweiz) das Wort zu ſeinem Vortrage über „Die innere Miſſion und die Großſtadtſeelſorge“. Der ruheloſe Wechſel der menſchlichen Kultur läßt der Seelſorge immerdar neue Aufgaben erwachſen, und nur wenn die Kirche ſich den Zeitforderungen gewachſen zeigt wird von der Seelſorge in reicherem oder geringerem Grade Segen ausgehen⸗ Verſtehen wir unter Seelſorge überhaupt die Vermittlung des Erlöſerwerkes an die Menſchen, ſo finden wir zwei große Saat⸗ und Ernte⸗ felder: die äußere Miſſion der Heidenvölker und die innere Miſſion zur Bewahrung des Glaubens⸗ lichtes und Glaubenseifers bei den chriſtlichen Völkern. Beide ſind gleich wichtig. Aber die brennende Frage der inneren Miſſion iſt das Problem der Großſtadt⸗ Seelſorge. In den Großſtädten ſehen wir ein neues Heidentum zur beherrſchenden Macht emporer⸗ ſtarken, während ein ſtarkes Glaubensleben in einigen Ländern nur noch draußen beim Bauernvolke zu finden iſt! Aber die Sehnſucht nach der„verlorenen Kirche“, um mit Uhland zu ſprechen, lebt noch im ſtädtiſchen Proletariat. Tatenloſes Verzagen iſt alſo ebenſo verderblich wie über⸗ großer Optimismus. Denn das große Werk der Seel⸗ ſorgereform muß dem katholiſchen Opferſinn und der katholiſchen Glaubenstreue gelingen⸗ Welches iſt nun aber das Ziel der Seelſorgereform in den Groß⸗ ſtädten? Hauptſache, unentbehrliche Vorausſetzung des Erfolges iſt die normale Größe von Pfar⸗ reien von 200 bis 6000 Seelen, wie ſie durch mehrere päpſtliche Verordnungen gefordert worden ſind. Mutig und planmäßig muß dieſe Arbeit in den Großſtädten er⸗ ſtrebt werden, mit Hilfe beſonders der inländiſchen Miſ⸗ ſionsvereine, des Bonifaciusvereins, des St. Ludwigs Miſ⸗ ſionsverein. Neben der Vermehrung der Seelſorger iſt wichtig ein perſönlicher Kontakt zwiſchen dem Seelſorger und den ihm anvertrauten Seelen. Auf dieſe Weiſe erſt können die wichtigſten Aufgaben der modernen Seelſorge in der Jugenderziehung, dem Eherecht und dem Familienleben eine befriedigende Löſung finden. Die Erfolge in London, Berlin und Köln zeigen ja auch, welche Bedeutung dieſer Hausbeſuch hat.(Beifall.) Naur ſo kann ſich die Seelſorge intenſiv geſtalten: und intenſivr muß die Stadtſeelſorge ſein, inten⸗ ſiver als die Landſeelſorge: das zeigt uns ſchon die Moral⸗ ſtatiſtik. Die ſittliche Dekadenz zeigt ſchon in den Groß⸗ ſtädten häufiger als auf dem Lande, ebenſo die Selbſt⸗ morde. Der Kinderſegen in der Stadt bleibt hinter dem auf dem Lande zurück. Mehr als drei Viertel aller Eheſcheidungen kommen auf die Städte. Gegen alle dieſe von Jahr zu Jahr ſich mehrenden Erſcheinungen der Ueberkultur und des ſittlichen Verfalls kann nur eine intenſive, tief und allſeitig durchgreifende Seelſorge heilend wirken. Zur Pflege dieſer intenſiven Seelſorge gehört vor allem die ſorgſame Pflege des religiöſen und ſo⸗ zialen Vereinsweſens, namentlich der ſo ſegensreich wirken⸗ den marianiſchen Kongregation, die eifrige Verbreitung guter Zeitungen und Schriften, dann das Laienapoſtolat, namentlich in den charitativen Vereinen, dem Vinzenz⸗ und dem Eliſabethenverein. Dann aber müſſen Stadt⸗ und Landſeelſorge zuſammenwirken, ſo bei der Fürſorge für die nom Lande Abwandernden und in ſo mancher anderen Veranſtaltung katholiſcher Liebe.(Beifall.) Die Reform der Großſtadt⸗Seelſorge iſt das michtigſte Zeit⸗ problem, aber auch eine gigantiſche Aufgabe: aber i der Aufgabe kann uns nicht entmutigen.(Bei⸗ all. Pater Norbert Weber, Abt von St. Ottilien, be⸗ handelte die „Lage und Wirkſamkeit der äußeren Miſſionen“. Für mehr als tauſend Millionen Heiden hebt eine ent⸗ ſcheidende Kriſis an. Die Kolonialmächte wollen einem Teile von ihnen die Kultur bringen, und der andere Teil, die großen heidniſchen Kulturſtaaten im öſtlichen Aſien, wollen ſich in dem kulturſtolzen Europa die äußere Zivi⸗ liſation, die Wiſſenſchaft, die Technik holen. In dieſer Situation gilt wiederum für uns:„Gehet hin in alle Welt!“ Die Ausſichten ſind gut, aber es iſt keine Zeit zu verlieren. Will ſich doch ſchon Japan, nachdem es kaum von Europa hinübergenommen hatte, um kulturell ſeiner Nachbarn Herr zu werden, wieder in die unnah⸗ baren Bollwerke nationaler Selbſtändigkeit zurückziehen und das Chriſtentum zurückhalten. Und wird nicht Chi na ſich dem europäiſchen Einfluſſe ebenſo ſchnell wieder ent⸗ reißen, nachdem die europäiſche Kultur durch die Breſchen der morſchen Mauern eingezogen ſein wird?! Afrikas Ausdehnung iſt ungeheuer, und was bedeuten die 1800 Mifſionare für einen ganzen Erdteil? Anders als bei Kulturvölkern Aſiens müſſen dort mühſame ſozi⸗ ale Vorbereitungen den Kulturboden bei den wilden Völkern bereiten. Auch in den alten heidniſchen Kulturländern Oſtaſiens iſt nur all⸗ zuoft aroße ſoziale Not zu bekämpfen, aber das wich⸗ tigſte Mittel, dieſe Völker für Chriſtus zu gewinnen. das iſt die Schule. Die Ernte iſt groß, aber der Arbeiter ſind wenige! Geld und Perſonal, das ſind die beiden Brennpunkte jeder Miſſionstätigkeit. Durch alle materiellen Sorgen drängt ſich noch die dringendere Bitte in den Vordergrund:„Sendet uns Mitar⸗ beiter, ſendet uns Prieſter!“(Anhaltender Bei⸗ fall.) Das größte Weltideal iſt das Kreuz. Das Miſſionsleben trägt den Kreuzſtemvel. Die vielen Gräber der Miſſion ſtehen unter dem Kreuz. In der langen Reihe der verſtorbenen Miſſionare unſerer Kongregationen ſind 75 Prozent unter 35 Jahren vom Tode dahingerafft worden. Und doch ſind alle ausgezogen in der Vollkraft des Mannesalters und in erklärter Tro⸗ pentauglichkeit. Stehen auch die Erfolge der Miſſionen mit den Opfern in Einklang? Erfolge! Gerade jetzt vor fünf Jahren ſah ich in Deutſch⸗Oſtafrika eine Reihe aufblühender Miſſionsſtationen bei einem Aufſtand in Aſche ſinken. Und heute? Heute ſcharen ſich anſtelle der 100 Schulkinder von damals wohl an die 2000! Wahrlich, Gottes Segen ruht auf dieſer Arbeit!(Lebhafte Zuſtimmung.) Freilich: Ohne Miſſionshäuſer und Miſſi⸗ ansſeminarien, ohne die kraftvolle Entwickelung der Miſſionsorden im Heimatlande fehlt der äußeren Miſ⸗ ſion der fruchtbare Boden. Ueberall auf dem weiten Erdenrunde wirken Deutſchlands Söhne und Töchter in der katholiſchen Miſſion. Deutſche Ingenieure haben die Bagdadbahn gebaut, die Gelehrſamkeit deutſcher Jeſuiten glänzt auf den Hochſchulen Indiens, deutſche Händler und Koloniſten dringen in aller Welt vor. Katholiſche El⸗ tern, wollt Ihr Eure Söhne und Eure Töchter abhalten, wenn ſie ihr Leben als Preis unſterblicher Seelen einſetzen wollen?! Nimmer ſoll der Wagemut der Welt den Opfer⸗ ſinn des Glaubens beſchämen!(Stürmiſcher Peifalf Welche Ehre, an Chriſti Liebeswerr mitarbeiten zu dürfen, Völker glücklich zu machen, Licht in die Heidenwelt zu bringen, Freude dem Himmel zu bereiten, Freude, die uns ſelber zufällt nach den Worten des Herrn, der da ſagt: Die viele zur Gerechtigkeit erziehen, werden leuchten wie die Sterne durch alle Ewigkeiten!(Langandauernder ſtürmiſcher Beifall.) Sodann ſprach Profeſſor Dr. Jakob Meyers⸗Luxem⸗ burg über: „Die Aufgabe der Weltkirche für die äußeren Miſſionen.“ Neben den berufsmäßigen Miſſionaren hat jeder gläu⸗ bige Chriſt die Pflicht, Miſſionsdienſte zu leiſten, durch materielle Unterſtützung und Teilnahme, durch Wort und Schrift. Der Redner geht im einzelnen auf die verſchiedenen Miſſionsorganiſationen der katholiſchen Kirche ein und fährt fort: Das Wort von der Weltmiſſion der katholiſchen Kirche darf nicht geſprochen werden, ohne daß wir den Blick erheben zu dem Völkerhirten in Rom. Es ſind Monate hindurch über ſein greiſes Haupt ſopiel Bitter⸗ keiten gegangen, daß ſich bei dieſer Gelegenheit ein Wort aus unſeren Herzen losringt, das im Sturmwind der Begeiſterung über die Alpen geht und lautet: Treu zu Papſt und Kirche!(Stürmicher Beifallſ.) Und wenn mir jemand entgegenträte und ſagte: Ihr ſeid ja willenloſe Knechte! ſo würde ich ihm antworten: du biſt im Irrtum: wohl ragt der Dom unſexer Kirche himmelan, aber die Steine, aus denen das Werk gefügt iſt, ſind nicht tote Maſſen ſondern vielmehr freie, ſelbſtändige Naturen, die ihren Willen an die Idee reſigniert haben, weil ſie in ihr die ewig göttliche Wahrheit und ihre Sendung auf Erden erkannt haben. In dem Fortbeſtand ihrer glor⸗ reichen Einheit der Lehre unter dem Hirtenſtabe der Nach⸗ folger Petri ſehen wir das notwendig von Gott geſetzte Fundament für die Weltmiſſion der Kirche, auf daß in der Ausbreitung des Glaubens und der Erweiterung des Reiches Chriſti auf Erden alle zuſammenſtehen und in dem Gelöbnis einig ſeien: Dem Hirten der Völker unſere treue Liebe bis in den Tod.(Minutenlanger ſtür⸗ miſcher Beifall.) Mit dem katholiſchen Gruße:„Gelobt ſei Jeſus Chriſtus!“ ging die glanzvoll verlaufene Verſammlung guseinander- 5 bec Augsburg, 24. Auguſt. Heute morgen erreichte die Arbeit des Katholiken⸗ tages ihren Höhepunkt. Der Beginn der dritten geſchloſſenen Verſammlung erfolgte nach einem feierlichen Requiem für die verſtorbe⸗ nen Mitglieder der Generalverſammlung der Katholiken Deutſchlands bereits um 8 Uhr, um recht viel Zeit für die Erledigung der zahlreichen Anträge zu gewinnen Kurz nach 8 Uhr eröffnete der Präſident, Landesgerichtsrat Dr. Marx, die Verſammlung mit dem katholiſchen Gruße: „Gelobt ſei Jeſus Chriſtus!“. Vor Eintritt in die Erörterung der Anträge über⸗ brachte ein geiſtlicher Herr aus Jowa in den Vereinigten Staaten Grüße des Volksvereins der Katholiken der Ver⸗ einigten Staaten, der Federation of Catholie Societe und machte Mitteilung von dem amerikaniſchen Katholikentage, der in dieſem Jahre in Newark im Staate New⸗Jerſey tagen wird. Die Federation of Catholic Societe hat in St. Louis eine Zentralſtelle eingerichtet nach dem Muſter der Zentralſtelle des Volksvereins für das katholiſche Deutſchland in M.⸗Gladbach. Der Redner betonte beſon⸗ ders die Bedeutung der katholiſchen Pfarrſchulen zur Er⸗ haltung der deutſchen Sprache in den Vereinigten Staaten. In einem Lande, wo der größte Teil der eingewanderten Deutſchen ſeinen Namen amerikaniſiert hat, wo jeder „Müller“ ſich„Miller“ nennt, ſei eine derartige Pflege der deutſchen Sprache von außergewöhnlicher Bedeutung. Die Anträge des Ausſchuſſes 2(Soziale Frage) und des Ausſchuſſes 3(Chriſtliche Charitas) wurden nach ein⸗ gehender Begründung durch die zunächſt beteiligten Her⸗ ren in der Faſſung der Ausſchüſſe angenommen. Beſondere Bedeutung beanſpruchte der Antrag über das Auswandererweſen. Er geht dahin, den Raphaelsrerein und ſeine Organe dem Wohlwollen der Katholiken der ganzen Welt zu empfehlen und die Geiſt⸗ lichkeit und die ſozialen und charitativen Vereine Deutſch⸗ lands für das Studium des Auswandererproblems zu intereſſieren. Etwaige Auswanderer ſollen an die zahl⸗ reichen Vertrauensmänner des Vereins verwieſen werden. Bei dieſer Gelegenheit nahmen Vertreter der deutſchen katholiſchen Auswanderer aus den verſchiedenſten Län⸗ dern das Wort, um ihre Lage darzulegen: Von beſon⸗ derem Intereſſe waren die Mitteilungen eines deutſchen geiſtlichen Herrn, der tief im Innern des braſilianiſchen Urwaldes die deutſchen Katholiken paſtoriert hat. Dort hat vor einiger Zeit ein deutſcher Katholikentag ſtatt⸗ gefunden, an dem 5000 deutſche Katholiken teilgenom⸗ men haben. Ein Teil von ihnen war bei ſchlechtem Wetter auf braſzſaniſchen Urwaldwegen 8— 10 Tage zu Pferde hergereiſt. Die Katholiken dort, welche im erſten Drittel des vorigen Jahrhunderts aus Deutſchland aus⸗ gewandert ſind, aus der Eifel und aus den weiten Heide⸗ ſtrecken Weſtfſalens, haben Jahrzehnte lang ohne Kirche, ohne Schule, ohne Lehrer, ohne Geiſtliche gelebt. Sie haben aber ihre Glaubenstreue bewahrt. Allmählich ent⸗ ſtanden Kapellen, aber es fehlten die Geiſtlichen. Und da richtete man Laiengottesdienſte ein, die noch heute viel⸗ fach beſtehen, beſtehen müſſen, weil man keine Prieſter bat. Eine kleine Beſſerung brachten die Jeſuiten, die dort mit offenen Armen aufgenommen wurden:„Denn wir fürchten die Jeſuiten nicht!“(Stürm. Beifall.) Am Nachmittage ſtanden in der dritten öffentlichen Verſammlung Bildungsfragen zur Erörterung. Wieder war eine große Zahl illuſtrer Perſönlichkeiten unter Führung des hochwürdigſten Herrn Biſchofs Ritter Maximilian Dr. ve Lingg und unzählbar große Teilnehmerſcharen in der Rieſenhalle zuſammen gekommen, als der zweite Vize⸗ präſident, Regierungsrat Speck, die Verſammlung eröff⸗ nete. Er erteilte das Wort dem Münchener Gelehrten Dr. Bernhart, der über das Thema Bildungsaufgaben der deutſchen Katholiken ſprach. Nach längeren Ausführungen über die Kulturauf⸗ gaben der Gegenwart fuhr der Redner fort: Möchten alle, die berufen ſind, es im ganzen Lande pre⸗ digen, daß es ein gutes Werk iſt, einen begabten Sohn dem Prieſtertum zuzuführen, daß es aber ein nicht minder gutes Werk iſt, einen gläubigen Menſchen von Talent und gutem Willen den Weg zu einem weltlichen gebildeten Berufe zu ebnen.(Lebhafte Zuſtimmung.) Ge mehr Sie der Nation tüchtige Bürger, dem katholiſchen Glauben überzeugte Bekenner liefern, umſo ſicherer ſchaffen Sie die Klage aus der Welt, daß ſich die Gebildeten der Kirche entfremden.(Lebhafter Beifall.) Zum Schluß noch ein Wort über Literatur und Kunſt. Hegen wir eine genü⸗ gende Liebe zur deutſchen Sprache. Unſere Erbauungs⸗ literatur 2 ſich mit Saft und Kraft füllen, die Pflege der ſchönen Literatur muß uns unermüdlich beſchäftigen. einig, ſchieh geit des gat Forthil hafter es nich fehlt, f häuslic vord den geſti! hausw uſw. g tung g iſt her kann werd nur e gebräg Allſeit eſſe für lichkeit Feſtiaun Als Rede fo guf b. über r glor⸗ er Nach. gesetzte daß in itetung en und Völker r ſtür⸗ Jeſus lung gag. holiken⸗ erſtorbe⸗ tholiken geit fit l Kurz rat Dr. Gruße: lentage, „Jerſeh en Her⸗ i iber f, den len det e Geiſt⸗ deutſch⸗ ems zu ie zahl⸗ werden. eulſchen h aus⸗ Heide⸗ gitche, Tie ic en Und da t biel⸗ Priester en, di „Denn. l * die Krittt waite eyrlich fördernd wres Amtes, und nicht zuletzt muß man auch die Literatur gelten laſſen die ſich an die reiferen Katholiken wendet. Wieviel wäre ge⸗ wonnen, wenn unſer Volk gute Bücher verſtände und ſie 9 wie das tägliche Brot!(Beifall.) Möge der ö Verſtändnis in dieſem Sinne im Volke erwecken. Und wir glauben an die 1 der Zeit, uns bald eine Kunſt zu ſchaffen, vor deren Säulen und vor deren Bildern wir uns wie vor der alten Kunſt zur Andacht ſammeln. „Wie gebannt hing die 1000 köpfige Menge an den geiſtvollen Ausführungen des jungen feurigen Redners, den am Schluß toſender Beifall und brauſendes Hände⸗ klatſchen belohnte. Stürmiſch empfangen, nahm dann Prof- Dr. Maus⸗ bach⸗Münſter das Wort zu ſeinem Vortrag über „Frauenbildung und Frauenſtudium“. Statt der Frauenfrage im allgemeinen hat die heutige Tagung das Thema„Frauenbildung und Frauenſtudium“ auf ihr Programm geſetzt. Wird hier nun aber nicht das Wort des Kritikers der Frauenbewegung Geltung ver⸗ langen, daß die gelehrte, nervös abgearbeitete rau für die Zukunft des Volkes weniger edeute als eine friſche, blühende„Land⸗ pomeranze“?(Sehr richtig!) Das Chriſtentum wies dem Menſchen die ewige Wahrheit, darum kann die Kirche dem Fortſchritt der Geiſtesbildung nicht feindlich gegen⸗ überſtehen.(Beifall.) Gerade durch das Chriſtentum wurde der Frau in größerem Umfange der Zugang zur geiſtigen Bildung eröffnet. Alle katholiſchen Denker ſind darin einig, daß Mann und Weib bei allen unleugbaren Ver⸗ ſchiedenheiten doch im Tiefſten und Höchſten vollkommen gleich ſind. Wird die weibliche Geiſtesarbeiterin nicht auch bei glänzenden Erfolgen nicht das Herzensglück, das anderen Frauen blüht, ſchmerzlich entbehren, wird ſie nicht in vielen Fällen gern bereit ſein, wie Grill⸗ parzers Sappho den Lorbeer mit der Myrthe zu ver⸗ tauſchen, die Wiſſenſchaft dem Liebes⸗ und Familienglück opfern.(Lebh. Beifall.) Der Schwerpunkt des Lebens der meiſten Frauen liegt im Hauſe, in der Familie, und darum muß ſich die Ausbildung der Frau zuerſt auf die tüchtige Ausrüſtung für den Stand der Ehe und der Mutterſchaft richten. Dort liegt der umfaſſendſte Beitrag des Weibes zur Menſchheitskultur, deſſen Wert ſich getroſt der Kultur⸗ leiſtung des Mannes an die Seite ſtellen kann. Und dieſe weibliche Kunſt will erlernt ſein, zumal die Entwicke⸗ lung des gewerblichen Lebens Hunderttauſende aus dem Hauſe in die Fabrik zwingt und die Vorbereitung für den Mutterberuf erſchwert. Soll darunter nicht die Zukunft des ganzen Volkes leiden, ſo muß durch hauswirtſchaftliche Fortbildungsſchulen dieſer Mangel erſetzt werden.(Leb⸗ hafter Beifall.) In den beſſergeſtellten Kreiſen, in denen es nicht an der Möglichkeit einer ſolchen Ausbildung fehlt, fehlt es vielfach an der idealen Auffaſſung des häuslichen Wirkens. Gottſeidank iſt aber die Achtung vor dem mütterlichen Walten und Wirken in den beſonnenen Reformerkreiſen wieder geſtiegen. Sie hat zu höheren Bildungsformen für hauswirtſchaftliche Lehrerinnen, Kindergärtnerinnen uſw. uſw. geführt, und ſie hat ſich beſonders zur Geltung ge⸗ bracht bei der Frauenſchule, die den Töchtern höherer Stände nach dem Verlaſſen der Mädchenſchule Gelegenheit zur Ausbildung für alle Aufgaben einer deutſchen Frau und Mutter in geiſtiger, ſozialer und pädagogiſcher Rich⸗ tung geben ſoll. Das Frauenſtudium im engeren Sinne iſt der Weg zur höheren weiblichen Berufstätigkeit außer⸗ halb der Familie: denn die Frauen ſind nicht ausge⸗ ſchloſſen von der Wiſſenſchaft und Kunſt, von den übrigen Kulturgebieten. Die Frauen wollen ja ſchaffend Anteil nehmen. Wir Katholiken dürfen der heutigen Frauen⸗ bildung unſere Sympathie nicht verſagen. Unſer Intereſſe für das Frauenſtudium wird uns aber zur ſorgfältigen Prüfung der Perſonen und Bildungs⸗ fächer veranlaſſen müſſen, Das gelehrte Studium kann niemals für Frauen zur Standesſache werden, es iſt und bleibt Ausnahmeberuf. Es kann nur empfohlen werden bei ungewöhnlichem Talent. aus⸗ geprägter Neigung und geſundem, nervenſtarkem Körper. (Allſeitiger Beifall.) Und weiter wird uns unſer Inter⸗ eſſe für das Frauenſtudium veranlaſſen müſſen, die Mög⸗ lichkeit zu betonen, für die religiöſe Fortbildung und Feſtiaung der weiblichen ſtudierenden Jugend zu ſorgen. Als ſich der rauſchende Beifall, der dieſer begeiſterten Rede folgte, gelegt, beſtieg, ebenfalls ſtürmiſch begrüßt, —.— v. Peſtalozza die Rednertribüne, um einen Vortrag über Oberammergan und ſtine paſſiansſpitlt. Eine Reiſeſkizze von Haus Mayr, Hauptlehrer. IV. Der Morgen des großen Tages war angebrochen. Feier- liche Klaͤnge vom nahen Kirchturm, dazwiſchen harmontſches Schellengeläute einer ausziehenden Herde erwecken mich aus meinem Schlummer. Durch das blanke Dachfenſterlein fallen die erſten Morgenſtrahlen auf den blendend weißen Eſtrich. Ich erhebe mich von meinem Lager. Ein Blick nach den Bergen, die ſich ſcharf abgrenzen vom klarblauen Himmel, ſagt mir, daß ein ſonnenheller Tag bevorſteht. Das nennt man Glück in den Bergen! Waren doch ſchon Wochen lang die Feſiſptele durch Regenſchauer ſtark beeinträchtigt und die braven Spieler oft genug bei den unter freiem Himmel ſtatt⸗ findenden Maſſenſcenen den ſchlimmſten Witterungsunbillen ausgeſetzt. Heute aber ſollten ſich dieſe Volkſcenen im Strahlenglanz der Sonne abſpielen. Iſt Sonnenſchein in der Natur, dann iſt auch Sonnenſchein im Herzen der Spieler, Sonnenſchein im Herzen der Zuſchauer. Drei Böllerſchüͤſſe! Das Zelcken, daß es Zeit iſt zum Aufbruch nach dem Feſtſpielhaus. Und ſo ſchließe ich mich denn den Tauſenden an, die da voll Erwartung der Dinge, die da kommen, nach dem Paſſionstheater wallen. Vor dem⸗ ſelben finden wir die unvermeidlichen Verkaufsbuden, Buden mit Anſichtskarten, Photographien der Spieler, Albums, Er⸗ iunerungen an Oberammergau, Erfriſchungen uſw. Und ſie alle machen ein Bombengeſchäft. Was in Oberammergau lediglich in Anſichtskarten abgeſetzt wird, geht ins Unermeßliche. Ohne jegliches Gedränge ſuchen die Tauſende ihre Plätze, wobei zahlreiche Ordner ihnen behilflich ſind. Wir ſitzen in einer einfachen Rieſenhalle aus Eiſenkonſtruktion, die ich, um anſchaulich zu werden, mit der großen Einfuhrshalle des Frankfurter Bahnhofs vergleichen möchte. Die Halle iſt nach der Bühne zu vollſtändig offen, ſo daß die würzige Alpenluſt freien Zugang hat. Dadurch allein wird es dem Zuſchauer phyſiſch möglich, von morgens 8 Uhr bis abends uhr, eine 2.ſtündige Mittagspauſe abgerechnet, dem Spiele folgen zu können. Er ſitzt in reiner Alpenluft. „Modernes Freidenkertum“ zu halten. Redner verbreitete ſich über die verſchiedenen Richtungen im Freidenkertum, um dann fortzufahren: Ein abſolut freies Denken gibt es alſo nicht, aber es gibt ein freies Handeln. Ohne Gott aber gibt es für gieſes freie Handeln keine Moral! Nach Nietzſche iſt das Leben Ueberwältigung der Schwachen, Aufzwingung des eigenen Willens, Ausbeutung, Grauſamkeit. Wenn heute Leute, die den alten Glauben abgeſtreift haben, an der Sitte feſthalten, ſo tun ſie es, weil ſie ohne ihr Wiſſen noch immer ſchöpfen aus der Brunnentiefe des alten Glaubens.(Beifall.) Die Freidenker ſind im Herzen bettelarm geworden. So hat man Sonntagsfeiern ein⸗ geführt, in Paris ſogax mit feierlichen Zeremonien. Wahr⸗ lich, der Anfang des Bankerotts!(Stürm. Beifall.) Und welche Lehren ergeben ſich aus dem Freidenkertum? Vor allem die, daß es zum guten Teil ſeine Nahrung aus ſozialem und wiſſenſchaftlichem Gebiete findet. Er iſt nicht mehr eine Irrung einzelner, er will zur Epidemie werden. Da iſt es notwendig, dem Zuſammenhang zwi⸗ ſchen Brot und Glauben mehr als bisher nachzugehen, mehr ſoziales und wirtſchaftliches Verſtändnis zu wecken. Da wird zu unterſuchen ſein, ob nicht kleine ländliche Vereine zuſammengelegt werden können, damit die Groß⸗ ſtadt, der Tummelplatz des ſogenannten freien Gedan⸗ kens, einen Seelſorger mehr bekomme und endlich muß auch das Apoſtolat der Preſſe als notwendige Ergänzung der Predigt mehr noch Unterſtützung finden.(Stürm. Beifall.) Nietzſche ſagt:„Gott iſt tot.“ Und Profeſſor Trews ſagt:„Jeſus hat nicht gelebt!“ Da muß wieder wie ein überwältigendes Bekenntnis der Oſterruf die Men⸗ ſchen durchzittern:„Jeſus lebt!“(Anhaltender Beifall In Augsburg, der Stadt des hle Ulrich gedenken wir auch des mächtigen Gottesſtreiters. Vielleicht iſt da Freidenkertum für die Menſchheit ein gefährlicherer Feind als die alten Kulturzerſtörer von damals. Aber von ſeinem Grabe kommt uns rechter Mut und ſicherer Sieg eingedenk der Worte der Offenbarung:„Der da iſt, hat dich geſandt, der Gott der Väter, das iſt mein Name. mein Name ewiglich, und ſo ſoll man meiner gedenken von Geſchlecht zu Geſchlecht,“(Stürmiſcher Beifall und Hände⸗ klatſchen.) Mit dem katholiſchen Gruße:„Gelobt ſei Jeſus Chriſtus!“ wurde die glänzende Verſammlung geſchloſſen. Ihr folgte um 8 Uhr ein Gartenfeſt im Stadtgarten, das aber ſehr unter dem Einfluß des regneriſchen Wetters zu leiden hatte. Aus Stadt und Land. us Die Zeppelin⸗Vorexpedition iſt an Bord der „Mainz“ mit dem Prinzen Heinrich und dem Grafen Zeppelin wieder in Deutſchland eingetroffen und in Kiel ans Land gegangen. Die Studienreiſe hat die Aus⸗ führ barkeit wiſenſchaftlicher Luftſchiff⸗ fahrten mit Zeppelin⸗Luftſchiffen in den arktiſchen Regionen ergeben. Unter 30 auf Spitzbergen und im Polarſkreiſe verbrachten Tagen waren nur drei, an denen das Wetter für die Fahrt mit Luft⸗ ſchiffen hinderlich geweſen wäre. In Spitzbergen wurden geeignete Landungsplätze ermittelt; nach den ausgeführten Verſuchen wird die Verankerung von Luftſchiffen auf dem Polareiſe leicht in kurzer Zeit und mit der Beſatzung der Luftſchiffe auszuführen ſein. Der Arbeitsausſchuß iſt hiernach von der Ausführbarkeit ſeines Vorhabens, mit Zeppelin-Luftſchiffen in der Arktis wiſſenſchaftliche For⸗ ſchungsfahrten zu unternehmen, überzeugt. Er erblickt deshalb ſeine nächſte Aufgabe darin, für die Ausbildung von Luftſchiffern in langen Fahrten über See von der nordiſchen Zentralſtation Hamburg aus zu wirken; hier kommt in erſter Linie in Betracht, die Erzielung höchſter Betriebsſicherheit auf maſchinellem Gebiet, ſowie die Schu⸗ lung eines beſonderen Perſonals und die Ausbildung einer ſicheren Navigation. Mit ſo entwickelten Luftſchiffen wird alsdann der Arbeitsausſchuß mit aller Energie an die Verwirklichung wiſſenſchaftlicher Luftſchiffahrten in der Arktis herantreten. * Choleragefahr in Europa. Im heurigen Sommer hat die Cholera, die um dieſe Jahreszeit ja immer en verſtärktem Maße auftritt, ihren verderbenbringenden Weg weiter als ſonſt genommen. Am Mittwoch abend tönte auf den Berliner Straßen der unheimliche Ruf der Zeitungsverkäufer: Die Cholera in Wien! In der Tat ſind in der öſterreichiſchen Hauptſtadt drei cho⸗ leraverdächtige Erkrankungen feſtgeſtellt worden. Der Und nun zur Einrichtung des Ganzen. Vor dem Zu- ſchauerraum dehnt ſich unter freiem Himmel eine Vorbühne aus, die die ganze Breite der Halle einnimmt. Auf dieſer Vorbühne ſpielen ſich die großen Volkſcenen ab und tritt der Chor auf. Die intimeren Scenen und die vielen lebenden Bilder bekommen wir auf der Hauptbühne zu ſchauen, die ſich im Hintergrund der Vorbühne befindet: Eine gedeckte Bühne auf der ungedeckten. Links und rechts, der Hauptbühne ent⸗ lang, ziehen in die Tiefe zwei Straßen nach Jeruſalem. Die linke Ecke bildet das Haus des Pilatus, die rechte das Haus des Hohenprieſters Kalphas. Beide Paläſte, zu denen breite Stufen führen, haben geräumige Säulen⸗Vorhallen, auf denen und vor denen ſich verſchiedene Scenen abſpielen. An die Paläſte ſchließen ſich Wandelgaͤnge an, aus denen 18 mal die Chorſänger kommen, um nach den Geſängen wieder dort⸗ hin abzutreten. Hohe Alpenberge mit ſaftgrünen Matten und üppigen Wäldern bilden nach hinten einen natürlichen Abſchluß des ganzen Panoramas, ein Hintergrund, wie ihn wohl keine Bühne der Welt mehr aufzuweisen hat. Die Zuſchauerhalle iſt beſetzt bis zum letzten Plätzchen tief in der hintern Ecke. Es iſt, als ob die ganze Maſſe von einem einzigen Gedanken zuſammengehalten würde. Kein lautes Geſpräch! Kein unnützes Geſchnatter! Eine weihevolle Stimmung über dem Ganzen! Man fühlt das Volkstümliche dieſer Spiele jetzt ſchon mit elementarer Gewalt, man fühlt, daß das wirklich Große, das innerlich Erhabene nicht an äußere Pracht gebunden iſt. Ich habe mich in meinem ganzen Leben in keiner ſo ſtimmungs vollen Erwartung befunden, als in dieſen Augenblicken, wo ich dem Beginn des Spieles entgegen ſah. Da ſetzt auf einmal das Orcheſter ein, das dicht vor dem Zuſchauerraum in einer Vertiefung ſitzt. Die Muſikanten tragen die Gebirgsjoppe und den grünen Federhut. Bei der Beurteilung der Muſik muß man gerecht ſein. Man darf ſich hier nicht aufs hohe Roß ſetzen, nicht auf den Stand⸗ punkt des Künſtlers ſtellen und nicht auf den Standpunkt des Berufskritikers. Verfaßt von dem 1882 geſtorbenen, aus Oberammergau gebürtigen Ortslehrer Dedler, ist ſie beſtimmt, alle Chöre und lebenden Bilder zu begleiten. Ihr fließender erſte Fall betrifft die Gattin eines Schiffsſteuermannes, Magdalena Held, die in das Epidemieſpital eingeliefert wurde und dort geſtorben iſt, der zweite iſt der des 20 jährigen Dienſtmädchens Hoffmann; ſie wurde dem Epidemieſpital eingeliefert, ihr Zuſtand iſt ſehr ernſt. Die Perſonen, mit denen die beiden Erkrankten in Be⸗ rührung kamen, ſind ſtreng iſoliert worden. Es iſt auf fallend, daß die beiden mit Donauſchiffen aus Ungarn nach Wien kamen. Die ſtrengſten Vorſichtsmaßregeln ſind getroffen worden, zumal noch als dritter ein Matroſe choleraverdächtig erkrankt iſt.— In Italien iſt kein Fort⸗ ſchreiten der Erkrankungen zu verzeichnen. Der Pa pſt hat für die choleraverſeuchten Gebiete Italiens alle Faſten aufgehoben. In allen Kirchen werden Bittgebete zur Verſcheuchung der Seuche abgehalten. Das vatikaniſche Lazarett, das zu einem Pilgerhotel umgewandelt worden war, iſt jetzt wieder zu Hoſpitalzwecken für Cholera⸗ kranke hergerichtet worden. — Walfiſche an der hollanoiſchen Kutte. deeueroings ſind an der holländiſchen Küſte wiederholt Walfiſche ge⸗ ſehen worden. Nachdem erſt vor einigen Tagen ein toter Walfiſch bei Ymuiden angetrieben iſt, meldet der Ham⸗ burger Dampfer„Apollo“, der in Ymuiden eingetroffen iſt, daß er einige Meilen von der Küſte entfernt zwei mächtigen Walen begegnet ſei, die den Kurs des Dampfers mit einem Abſtand von hundert Metern kreuzten. s Von Zigeunern entführt. In einer Ortſchaft der italieniſchen Provinz Piemont hatte ein Trupp Zigeuner mehrere Kinder entführt. Glücklicherweiſe wurde der Vor⸗ fall gleich bemerkt. Eine Anzahl handfeſter Leute, mit Revolvern und Gewehren bewaffnet, machte ſich zur Ver⸗ folgung der Zigeuner auf, und es gelang ihnen auch, die Bande bald einzuholen. Bei dem nun entſtehenden Hand⸗ gemenge wurden zwei Zigeuner getötet. s„Deutſche Invaſion“ in Holland. Die holländiſche Regierung hat, um dem Ueberhandnehmen deutſchen Geldes in Holland zu ſteuern, eine Anordnung erlaſſen, in der die Verausgabung deutſchen Geldes in Holland unter Strafe geſtellt wird, und zwar wird bei erſtmaliger Uebertretung eine Geldſtrafe von 75 Gulden und für weitere Uebertretungen eine Geldſtrafe von fünfhundert Gulden angedroht. Dieſe Anordnung tritt am 1. Sep⸗ tember in Kraft. Im Laufe des Septembers ſind alle Kaſſen Hollands bereit, deutſches Geld gegen holländiſche Münzen zum Kurswert umzuwechſeln. ** Matroſe, Heizer, Bergmann, Portier— Graf. Das iſt die Karriere eines Mannes, der jetzt in Thames⸗ ditton in England die Augen geſchloſſen hat. Auguſt Arthur Perceval, der achte Earl von Eamont hatte ſich bis zu ſeinem 40. Lebensjahre als Matroſe. Heizer, Bergmann und Hausmeiſter durchgeſchlagen. Er war in Neuſeeland als Sohn eines ſubalternen Offiziers ge⸗ boren worden und hat ſich niemals Hoffnung auf den Titel und Reichtum der Egmonts gemacht, bis ihn der Tod eines Vetters plötzlich zum Erben beider machte. Jahrelang war er Heizer an den Spritzen der Londoner Feuerwehr, wo er ſeinen Kameraden unter dem Namen„Guſſy“ bekannt war. Später wurde er eine Art von beſſerer Hausdiener in einer Tanzhalle. Einmal, als in dieſer Halle eine Verſammlung von Libe⸗ ralen ſtattfand, ſchraubte„Guſſy“ den Schlauch an die Waſſerleitung und richtete ihn auf die eifrig Debattieren⸗ den. Das koſtete ihn ſeine Stellung, aber gerade damals hatte Guſſy 160 000 Mark geerbt und lud die halbe Be⸗ völkerung des dunkelſten Londons zu einem großen Feſte ein, das mehrere Tage dauerte. Was dann noch übrig blieb, legte er in einem Zementgeſchäft ſo „feſt“, daß er niemals einen Penny davon wiederſah. Nun wurde Guſſy Kohlengräber. 1897 ſtarb der ſiebente Earl von Egmont, und jetzt kehrte Guſſy als achter Earl nach London zurück und trat das überaus reiche Erbe der Fa⸗ milie an. Noch manchmal vergaß Guſſy, daß er jetzt Earl of Egmont war, und wurde mehrere Male im Po⸗ lizeigericht wegen allerhand Skandale abgeſtraft. Der achte Earl hinterläßt keinen Leibeserben, und das rieſige Einkommen fällt deshalb an ſeinen Bruder, der noch bis ** Der entſtellte Himmel. Der bekannte engliſche Schriftſteller Mr. Richard Le Gallienne veröffentlicht im „Smart Set“ einen jammervollen Klageruf über die böſen Luftſchiffe und Flugmaſchinen, die bald die blaue Poeſie des plflauen Himmels verſtänkern mürden. Er ſchreißt: Gang, ihre leicht verſtändlichen Melodien ſollen auf die Maſſen wirken, nicht auf den Künſtler. Und dieſen Zweck erfüllt die Muſik voll und ganz. Sie trägt ihren guten Teil bet zu der hehren Stimmung, die bis zum Schluß des Spieles anhält. Nachdem die Ouverture verklungen, tritt der Chor auf die Vorbühne, 40 Maͤnner und Frauen, 20 von rechts und 20 von links, würdevoll hintereinander ſchreitend, in langer, faltiger, überaus farbenprächtiger Gewandung, bibliſche Ge⸗ ſtalten. Schon ihr vornehmer Gang und ihre vornehme Haltung erregen Bewunderung. Ruhig und ſtcher iſt jede Bewegung, mit muſterhafter Präziſion, welche niemals mechaniſch wirkt, ſchließt ſich ihre Reihe, welche die ganze Front der Vorbühnen einnimmt. „Wirf zum heiligen Staunen dich nieder, von Gottes Fluch gebeugtes Geſchlecht!“ So beginnt der Chor ſeinen einführenden Geſang, gut ausgeglichene, prächtige, klangvolle Naturſtimmen, ungekünſtelt im Vortrag, dabei doch ſo anſorechend und durch die Rein⸗ heit der Harmonie dem Ohre ſo wohltuend. „Wirf zum heiligen Staunen dich nieder!“ Wie oft habe ich ſchon an dieſe einleitenden Worte des Chores gedacht, an dieſe Worte, welche von der ganzen Zuſchauermaſſe ſo getreulich befolgt werden. Ja, ein heiliges Staunen vor der erhabenen Handlung, aber nicht minder ein heiliges Staunen vor dem erhabenen Spiele ſelbſt ſetzt mit den Klängen des Chores ein und hält an, bis der Chor nach 8⸗ſtuͤndigem Spiele mit den Jubelworten ſchließt: „Halleluja! Preis, Ruhm, Anbetung, Macht und Herrlichkeit Sei dir von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ Noch ſind die Sänger beim erſten Chor, da erhebt ſich hinter ihnen der Rieſenvorhang der eigentlichen Buͤhne. Die Sänger treten ſeltwärts. Die großartige Scenerie der Bühne ſtellt das Paradies dar. Ein packendes lebendes Bild iſt ge⸗ ſtellt. Es iſt die Vertreibung aus dem Paradieſe. Ein Cherub, auf einem Felſen ſtehend, mitten in der wunderbaren Scenerie des Paradieſes weiſt mit ſeinem blinkenden Schwerte nach dem Ausgang. Dort ſehen wir Adam und Eva, notdürftig „Keiner wird mehr imſtande ſein, die feierliche Pracht eines Sonnenuntergangs oder die bezaubernde Einſamkeit der Morgenröte mit Worten zu malen. Durch die delikaten Himmels farben wird ein ſchmie⸗ riger Zug von Standard⸗Oel⸗Luftſchiffen oder eine gröhlende Geſellſchaft von Nacht- ſchwärmern da herkommen, die auf Hupen tuten und Tingeltangellieder ſingen. Wahr⸗ lich, der Anblick des Himmels vor den Tagen des Luft⸗ ſchiffes wird etwas Seltſames und Merkwürdiges werden, an das die Menſchen ſich nur mit Verwunderung erinnern. Das Luftſchiff ſelbſt zwar wird einige maleriſche Möglich⸗ keiten in ſich bergen, die zweifellos eine gewiſſe ent⸗ zückende bizarre Kunſt hervorbringen werden, wie z. B. die rauchenden Schlepper und Fabriken der Themſe unter dem magiſchen Pinſel Whiſtlers Farbe und Schönheit annehmen; aber ſolche eigenartige Kleinkunſt wird uns kaum für den Verluſt der großen kosmiſchen Himmels⸗ kunſt entſchädigen, wird uns ſchwerlich über den Verluſt des ſilbernen Myſteriums des aufgehenden Mondes tröſten.“— Peter, laß den Mut nicht ſinken!“ * Wie man billig nach Brüſſel reiſt. Für Leute, die gern in Brüſſel geweſen ſein möchten, findet ſich, wie der„Kunſtwart“ hervorhebt, in mehreren Zeitungen fol⸗ gendes Inſerat: Gegen Einſendung von einer Mark ſende ich Ihnen durch mein Bureau in Brüſſel ſechs Anſichts⸗ karten der Brüſſeler Weltausſtellung, die ſie mir mit Text und Adreſſe verſehen retournieren. Dieſelben werden dann durch mein Bureau in Brüſſel zur Poſt gegeben, ſo daß Ihre Freunde und Bekannte Sie auf der Brüſſeler Welt⸗ ausſtellung glauben. Verblüffende, großartige Ueber⸗ raſchung. Für jede Karte ſind für Porto weitere 20 Pf. in Marken beizufügen. X. Y. in Z.— Der Mann iſt offenbar Menſchenkenner. es Der„ausgeflogene“ Flieger. Vor einigen Wochen hatte ſich der ruſſiſche Aviatiker Baskine bei einem Sturze aus beträchtlicher Höhe ein Bein gebrochen und war zu ſeiner Pflege in einem der erſten Hotels Paris aufge⸗ nommen worden. Der ruſſiſche Gaſt erhielt das beſte Zimmer angewieſen, und der Wirt überbot ſich, dem Gaſt die beſten Speiſen vorzuſetzen, ohne große Sorge für deren Bezahlung zu tragen, da Baskine angeblich einer der vornehmſten Familien Rußlands angehöre. Nun hatte ihm der freundliche Wirt eigens einen beſonderen Lecker⸗ biſſen bereitet und brachte ihm dieſen perſönlich aufs Zimmer. Sein Erſtaunen aber war groß: Baskine war unbemerkt„ausgeflogen“, und zwar durch das Fenſter, ohne die Rechnung zu bezahlen. s Sieg des Gaſes über die Elektrizität. Aus Lon⸗ don wird gemeldet, daß vom Herbſt und Winter ange⸗ fangen die elektriſche Straßenbeleuchtung in den Bezirken, in denen die Kontrakte abgelaufen ſind, durch Gasbe⸗ leuchtung abgelöſt wird. Der Bezirk, in dem die be⸗ deutenderen Verkehrsadern ſind, hat mit der Gas Light and Coke Co. einen Vertrag geſchloſſen, der dieſer Ge⸗ ſellſchaft von nun ab die Beleuchtung dieſes Stadtteils übergibt. Das Gaslicht, das in Weſtminſter zur An⸗ wendung gelangen wird, ſoll nun ein viel ſtärkeres Licht geben als die elektriſchen Lampen; es hat die Eigenſchaft, nicht zu flackern, und außerder ſollen, was in London wichtig iſt, ſeine Strahlen den Webel leichter und ſchärfer durchdringen. Die Lampen werden in der Kerzenſtärke zwiſchen 1000 und 3000 variieren. Die neuen Inſtalla⸗ tionen ſind nach dem ſogenannten Keith-Hochdruckſyſtem eingerichtet. * Die erſte Europäerin an den Quellen des Nils. Kapitänleutnant Paaſche, ein Sohn des Reichstagsabge— ordneten, trifft in dieſen Tagen mit ſeiner Gattin nach faſt einjahriger Abweſenheit aus Deutſch-Oſtafrika in Marſeille ein. Das junge Paar hat große, zum Teil ſtrapaziöſe Expeditionen in das Innere gemacht, die Strecke vom Viktoria⸗Nyanza⸗ bis zum Kiwu⸗ See durchquert und iſt dann über Urundi, Kagera an den See und die Küſte zurückgekehrt. Frau Ellen Paaſche hat als erſte Europäerin die Quellen des Nils beſucht und die berühmten Vulkane am Kiwuſee erſtiegen. Die Gatten, die auch vom Jagdglück recht begünſtigt wur⸗ den, bringen reiche Ausbeute an ethnologiſchen, zoologi⸗ ſchen und botaniſchen Funden heim. * Schweres Eiſenbahnunglück in Nordamerika. Das durch die furchtbaren Waldbrände der letzten Tage ſchwer ——— bekleidet mit Schafsfellen. Nochmals ſchauen ſie nach dem zürnenden Cherub, als wollten ſie Gnade von ihm erflehen. Heilige Furcht ſpricht aus ihrer Haltung, heilige Furcht aus dem Ausdruck ihres Geſichtes. Das iſt es eben, was die lebenden Bilder der Oberammergauer ſo hinreißend, ſo ganz unvergeßlich macht, daß die Darſteller aufgehen in ihren Rollen. Die lebenden Bilder ſind nicht lediglich geſchickt gruppierte Perſonen, ſtarr und nichtsſagend wie Puppen oder Wachsfiguren, nein, die Perſonen ſpiegeln in ihrer Stellung, ihrer Haltung, ihren Gebärden, was innerlich in ihnen vorgeht. Der Vorhang fällt, der Chor ſchließt wieder ſeine Reihe. Der Chorführer ſetzt ein. Er ſpricht mit klarer, voller, bis in den entfernteſten Winkel vernehmbaren Stimme den Prolog: „Alle ſeien gegrüßt, welche die Liebe hier um den Heiland vereint, trauernd ihm nachzugehen auf dem Wege des Leidens bis zur Stätte der Grabes ruh. Die von nahe und ferne heute gekommen ſind, alle fühlen ſich hier Eines im Bruderſinn, als die Jünger des Einen, der für alle gelitten hat! Der ſich hingab für uns, treuer Erbarmungsvoll, in den bitterſten Tod. Ihm ſeien zugewandt unſere Blicke und Herzen in einmütigem Dankgefühl. Zugekehrt ſeien ihm unſ're Gedanken all! Belet, betet mit uns, da ſich die Stund' erfullt, daß des heil'gen Gelübdes Schuld wir zahlen dem Ewigen.“ Schlichte Worte und doch ſo wirkungsvoll, wirkungs⸗ voller als manche Charfreitagspredigt. Und wieder hebt ſich der Vorhang. Ein zweites Bild nimmt uns gefangen: Die Verehrung des hl. Kreuzes. Wiederum ſetzt der Chor eine ſtimmungsvolle Weiſe ein. Dann tritt er ab, voran der Chorführer mit ſeinem Stabe, alle in würdevoller Haltung, wie ſie gekommen. Das Vorſpiel iſt beendet. Die heilige Handlung ſelbſt beginnt.(Fortſetzung f.) heimgeſuchte Nordamerika hat wieder ein ſchweres Un— glück zu verzeichnen. Bei einem Eiſenbahnzuſammen— ſtoß in der Nähe von Michigan kamen 19 Perſonen ums Leben. Aus Newyork wird telegraphiert: Nach einem Telegramm aus Durand in Michigan fuhr ein Perſonenzug auf der Grand-Trunk-Eiſenbahn, nicht weit von Durand, mit voller Gewalt in den hinteren Teil des Chicago- und Montreal-Expreßzuges. Der Pullman⸗ wagen wurde zerſchmettert und auf die Seite geworfen, ſo daß alle Paſſagiere darin, von denen zurzeit die meiſten ſchliefen, darunter eingeſchloſſen waren. Die Trümmer gingen ſofort in Flammen auf, und neunzehn Perſonen unter dem Pullmanwagen verbrannten zu Aſche. Zwanzig andere Paſſagiere wurden verletzt, dar— unter eine Anzahl ſehr ſchwer. Wie weiter gemeldet wird, ſind alle Inſaſſen des Schlafwagens getötet wor⸗ den. Von den Schwerverletzten ringen mehrere mit dem Tode, und auch mehrere Paſſagiere des Perſonenzuges wurden verletzt. ** Von den Waldbränden in Nordamerika liegt fol⸗ gende Nachricht vor: Bisher wurde feſtgeſtellt, daß drei— hundert Menſchen den Waldbränden zum Opfer ge⸗ fallen ſind, mehrere hundert werden vermißt. In eini⸗ gen Gegenden iſt das Feuer bereits ausgebrannt. Viel⸗ fach hat man die Löſcharbeiten eingeſtellt, um erſt die Menſchen zu retten. Regen und Schnee helfen die Brände zu erſticken. In Miſſoula wurde eine Anzahl don Perſonen unter dem Verdacht verhaften, die Brände angelegt zu haben. Der Rauch macht ſich ſelbſt an der atlantiſchen Küſte bemerkbar. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Die magdeburgiſchen Stadtverordneten nahmen eine Veteranenſpende in Höhe von 20 000 Mark einſtimmig an. Im Bade Taſchmannsdorf brannte das 200 Fremde faſſende Kurhotel vollſtändig ab. In Urlau im württembergiſchen Algäu hat eine ſter⸗ bende Frau bekannt, daß ſie vor etwa zehn Jahren in Gemeinſchaft mit ihrem Manne ihre Tochter ertränkt habe, weil dieſe ein Verhältnis hatte, das die Eltern micht billiaten. Im Militärlager bei Moskau ſtürmten etwa ſechzig junge Offiziere die Baracke eines abweſenden unbeliebten Generals und zerhackten mit ihren Säbeln das geſamte Mobiliar. Zwei Oberfeuerwehrmänner und acht Mann der Ber⸗ liner Feuerwehr haben ſich zum Schutze der deutſchen Ausſtellung nach Brüſſel begeben. In Calabrien ſind wiederum ziemlich heftige Erd— ſtöße in der Gegend von Regaio verſpürt worden. Die Bevölkerung geriet in große Aufregung. Eine große Feuersbrunſt wütete in dem ruſ⸗ ſiſch⸗volniſchen Fabrikorte Schydlow. 95 Gebäude ſind niedergebrannt. Beim Manöver öſterreichiſcher Truppen in Südtirol ſind während eines Gewitters zwei Offiziere und vier Soldaten abgeſtürzt. Zwei Soldaten wurden getötet. Das Fiſcherboot„Saint⸗Pierre“ aus Portel iſt von dem holländiſchen Küſtendampfer„Ary Scheffer“ buchſtäblich entzweigeſchnitten worden. Von der aus 14 Mann beſtehenden Beſatzung des Fiſcherbootes ſind ſieben Aus Nah und Fern. — Maunheim, 26. Aug. Eine beſtialiſche Tat führte zur Verhaftung eines 19 Jahre alten Taglöhners von hier. Der Unhold flößte in Abweſenheit ſeiner Geliebten, einer ledigen Näherin, ihrem beiderſeitigen Kinde Salzſäure ein. Er erreichte ſeine Abſicht, das Kind ſtarb nach gräßlichen Schmerzen im Diakoniſſenhaus. — Birkenau, 26. Aug. Die Lokomotive des Mittagszuges von Fürth entgleiſte am Dienstag kurz vor der Einfahrt in den hieſigen Bahnhof, an derſelben Stelle, an der dies zum drittenmale geſchah. Da der Zug eine zweite Maſchine mitführte, dauerte die dadurch entſtandene Verzögerung nur eine gute Viertelſtuade. — Lorſch, 26. Aug. Der Mörder, von dem mitgeteilt wurde, daß er die Marg. Schäfer aus Lorſch tötete und dann Selbſtmord beging, iſt der 22jährige Monteur Robert Kleiſer aus Triberg. — Sandhofen, 26. Aug. Flüchtig iſt ſeit Samstag Nacht der in den 40er Jahren ſtehende Maſchiniſt Jak. Höf⸗ lich von hier. Er ſoll ſich an ſeiner Tochter unſittlich ver⸗ gangen haben. — Offenbach a. M., 26. Aug. Dle an Skandal- geſchichten ſo reiche Stadtverwaltung Offenbach beſitzt eine neue„Affäre“. Beigeordneter Walter, der Stadtbaurat von Offenbach, dem auch hauptſächlich die verfehlte Anlage des Kanalnetzes, die der Stadt eine rieſige Schädigung brachte, zugeſchrieben wird, ſoll ſeine baupoltzeilichen Befugniſſe in un⸗ zuläſſiger Weiſe ausgeführt haben. Eine Anzahl Beamten des Baupolizeiamts haben dieſerhalb eine Eingabe an die Bürger meiſterei gemacht, worin ſie 15 Fälle nochweiſen, in denen die Baupolizei wider beſſeres Wiſſen mit zweierlei Maß ge⸗ meſſen habe. Die Bürgermeiſterei gab die Angelegenheit der Staatsanwaltſchaft weiter und dieſe ließ nunmehr durch die Kriminalpolizei ſämtliche Akten, die ſich auf die betreffend en Falle beziehen, beſchlagnahmen. —. Ober- Wöllſtadt, 26. Aug. Nachdem die am Samſtag vor 8 Tagen vorgenommene Beigeordnetenwahl mit Erfolg angefochten war, fand am 21. d. Mts. eine zweite Wahl ſtatt. Eine ſchwere Bluttat hatte dieſe im Gefolge, indem Ph. Wendt nachts nach unbedeutendem Wortwechſel von dem noch nicht 18 Jahre alten Heinrich Odenweller niederge⸗ ſtochen wurde. Die Verwundung iſt ſo ſchwer, daß der Arzt befürchtet, Wendt werde nicht wieder aufkommen. — Holzheim, 26. Aug. Eine Blutvergiftung durch eine Diſtel zog ſich eine hieſige Bauersfrau bei der Ernte zu. Die Frau iſt an den Folgen geſtorben. — Aus dem Linzgau, 26. Aug. Bei Friedberg hatte ſich eine Magd das ſonderbare Vergnügen gemacht, während der Veſperpauſe einem anderen Mädchen heimlich einen Froſch in den Hals zu ſtecken. Das Mädchen erſchrack, drehte ſich ſchnell und ſchnitt dabei dem anderen Mädchen mit der Senſe den Hals durch, ſodaß ſie tot zu Boden ſank. — Oberhauſen, 26. Aug. Ein junges Dienſtmädchen, das unreife Pflaumen gegeſſen und darauf Waſſer getrunken hatte, ſtarb nach einigen Stunden. — Brühl, 26. Aug. Beinahe wäre hier ein 5 Jahre altes Knäblein zum Mörder geworden. Der 6 Jahre alte Knabe des Dominſco Fabretto ſpielte in der Küche ſeines elter⸗ lichen Wohnhauſes mit einem 9 mm Flobert und ſchoß dabei auf den jährigen Knaben des Math. Geſchwill. Der Schuß traf dieſen direkt ins Auge. Der arme Junge kommt nun fürs ganze Leben um ſein Auge. —ᷣ· Frankfurt a. M., 26. Auguſt. Der Kaiſer und die Kaiſerin von Rußland treffen, falls nicht in letzter Mi⸗ nute die Dispoſitionen noch geändert werden, am Mon⸗ tag nachmittag in Friedberg ein. Auf dem Bahnhofe findet nur ein kurzer Empfang ſtatt, zu dem Photo⸗ graphen nicht zugelaſſen ſind. Während des Aufent⸗ haltes des Zarenpaares im Friedberger Schloß werden nur Prinzeſſin Andreas von Griechenland und die Prin- zeſſin von Battenberg zugegen ſein. Mit Rückſicht auf den ſehr leidenden Zuſtand der Zarin hat, der„Frankf. Ztg.“ zufolge, der deutſche Kaiſer ſeinen in Ausſicht ge⸗ ſtellten Beſuch abgeſagt. — Lachen, 26. Auguſt. Die Lachener Kirchweihe hat ein Menſchenleben gefordert. Der Tagner Chriſtian Jäger geriet mit mehreren Burſchen in Streit, wobei ihm einer mit einem Pickel auf den Kopf ſchlug. Bewußtlos wurde er ins Krankenhaus Neuſtadt gebracht, wo er ver— ſtorben iſt. Die Gendarmerie hat als mutmaßliche Täter zwei Arbeiter in jugendlichem Alter verhaftet, die jedoch beide die Tat in Abrede ſtellen. — Mainz, 26. Auguſt. In Mainz kam ein ungera⸗ tenes Früchten nach Verbüßung von drei Wochen Ge— fängnis im„Palazzo Kittchen“ nach Hauſe zurück. Dort ſetzte es gehörigen„Krach“ ab. Das Herrchen war ver— wöhnt durch die drei Wochen Wohlleben, ſchimpfte über die ſchlechte Wohnung, in der man es nicht aushalten könne, und lobte ſich dafür ſeine prächtige und freundliche Zelle, die ſehr luftig ſei. Wenn der Burſche nun Ge⸗ legenheit ergreift, ſeine häuslichen Verhältniſſe nach den im Gefängniſſe gemachten Erfahrungen zu verbeſſern, dann könnte man froh ſein. Das Gegenteil wird wohl wahr werden, und es wird ſich wohl bald ieder Gelegen⸗ heit finden, der Villa am Mainzer Schloßplatz einen Ferienheſuch abzuſtatten Marktbericht. — Seckenheim, 24. Aug. Der geſtrige Schweine⸗ markt war mit 107 Stück Milchſchweinen befahren, von denen 100 Stuck zum Preiſe von 22 bis 30 Mark pro Paar ver⸗ kauft wurden. Verantwortlich für die Redaktion: Wilhelm Bingener, Viernheim Weinheim Stahlhad. D EIcktro- physik. Heil-Anstalt. Elektriſche Lichtbäder, Gicht, Rheumatismus, Maſſage, Herz⸗ u. Lungenleiden Waſſerheilverfahren, Magen- u. Darmkrank⸗ Natürli diz. 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