1 1 A y Diernhei met Anzeiger 0 Viernheimer Zeitung. Amtsblatt Viernheimer Nachrichten. 5 der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. Erſcheint dreimal wöchentlich: Anzeigenpreis: 4 3 1 — 2 — — 1 3 2 * 32 8 * ö 2 pp r D — S—— 12 Dienſtag, Donnerſtag u. Samſtag 8 mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: Berbreiletſte und geleſenſte Zeitung am hieſigen Plate, daher heſles und bee.. birfungsbollſles Inſerlions-Organ. Gegründet 1884. 30 Pfg. monatlich einſchließlich Trägerlohn; durch die Poſt Ml. 1.14 vierteljährlich. 12 Pfennig die einſpaltige Petit⸗Zeile Lokal⸗Anzeigen 10 Pfennig. Reklamen: 30 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgäbe Rabatt. Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. Bei event. gerichtlicher Beitreibung oder im Falle eines Konkurſes kommt jeder Rabatt in Wegfall. Vr. 98. Kaiſer und Volk. Wenn wir geſtern am Schluß unſerer Beſprechung der Auslaſſung der„Norddeutſchen Allgemeinen Ztg.“ die Vermutung ausſprachen, daß jetzt den Kritikern erſt recht Waſſer auf die Mühlen geliefert worden ſei, ſo finden wir dieſe Vermutung heute bereits beſtätigt. Sämtliche Berliner und die größeren Provinzblätter beſchäftigen ſich am Dienstag mit der offiziöſen Auslaſſung, und zwar iſt die Kritik mit verſchwindend kleinen Ausnahmen durch⸗ aus abfällig. So geht die„Köln. Ztg.“ von der bekannten Novembererklärung des Kaiſers aus, in der er hatte er⸗ klären laſſen, er werde die verfaſſungsmäßigen Verant⸗ wortlichkeiten wahren, um dann einen auffallenden Gegen⸗ ſatz zwiſchen der Novembererklärung und der jetzigen Aus⸗ laſſungen zu konſtatieren: „Beſtehen bleibt die Tatſache, daß eine Aeußerung des Kaiſers wieder einmal eine miniſterielle Interpre⸗ tation notwendig gemacht hat. Es wäre im Intereſſe des Reiches förderlicher, wenn der Kaiſer ſich dem Volke verſtändlich machen wollte, ohne daß zwiſchen ihm und dieſem ein ſolches Blatt miniſteriellen Papiers geſchoben werden müßte.“ Das„Berliner Tageblatt“ wendet ſeine ganze Auf⸗ merkſamkeit ſeinem„lieben Freund“ v. Bethmann⸗Hollweg zu. So heißt es da: „Was man beſtimmt weiß, iſt nur, daß Herr v. Beth⸗ mann Hollweg den Kaiſer decken und die Geſchäfte weiter⸗ führen will. Auch damit iſt ſchon inſofern etwas ge⸗ wonnen, als nun an die Stelle des Kaiſers der Reichskanzler tritt. Er übernimmt die Verantwor- tung, er wird auch zu ſagen haben, in welcher Weiſe er die verfaſſungsmäßigen Rechte wahren will. Mit ſeinem Vorgänger hat ſich Herr v. Bethmann Hollweg in einen unlösbaren Widerſpruch geſetzt. Jetzt gilt es für den Reichstag, die Garantien zu fordern, die ähnliche Miß⸗ verſtändniſſe, wie ſie die Königsberger Kaiſerrede not⸗ wendig hervorrufen mußte, prinzipiell und nicht bloß von Fall zu Fall unmöglich machen.“ Wie immer, ſo ergeht ſich auch hier wieder der „Vorwärts“ in maßloſen Uebertreibungen, mit denen er auf den Abonnentenfang geht. Unter der Ueberſchrift: „Fürwahr, ſie treiben's toll!“ wird vor allem von Beth⸗ mann⸗Hollweg abgekanzelt, der jede Selbſtändigkeit preis⸗ gegeben habe und zum Höfling geworden ſei. Dann kommt am Schluß folgender„Appell an die bürgerlichen Par⸗ teien“: „Wenn aber die bürgerlichen Parteien ihre Pflicht täten, dann müßte die Regierung bald gezwungen werden, an dem gehörigen Orte Rechenſchaft abzulegen und den Reichstag einberufen. Unterlaſſen die bürgerlichen Par⸗ Donnerstag, den 1. September 1910. 26. Jahrgang. demokratie allein, für die bedrohte Verfaſſung und die Rechte des Volkes gegen das Gottesgnadentum den Kampf aufzunehmen, dann werden ſicher nicht wir es ſein, die das zu bedauern haben werden. Denn eines iſt ſicher: Vei den nächſten Wahlen macht das Volk die Zeche!“ Im Gegenſatz zum„Vorwärts“ vertritt das Berliner Centrumsorgan, die„Germania“, die Auffaſſung, daß der Kanzler mit dieſer Kundgebung einen Beweis ſeiner Selbſtändigkeit erbracht habe: „Man darf annehmen daß die Kungebung der „Nordd. Allg. Ztg.“ nicht ohne Wiſſen und Zuſtimmung des Kaiſers veröffentlicht worden iſt. Der Kanzler muß alſo dem Kaiſer klar gemacht haben, daß die Rede nicht ganz vorſichtig geweſen ſei. Hat der Kaiſer von der Kundgebung vorher nichts gewußt, ſo bekundet ſie noch mehr die Entſchloſſenheit des Reichs⸗ kanzlers, mit ſeiner Meinung auch dem Kaiſer gegenüber nicht zurückzuhalten und vor Reden, die einer böswilligen Auslegung fähig ſind, zu warnen.“ Eine hitzige Debatte im Reichstag wird von der„Täg⸗ lichen Rundſchau“, die ſich im allgemeinen auf den Stand⸗ punkt der„Nordd. Allg. Ztg.“ ſtellt, befürchtet. Sie glaubt jedoch, daß der ſozialdemokratiſche Anſturm verpuffen wird, wenn es dem Reichskanzler gelingt, den Parteien die Ueberzeugung beizubringen, daß künftig derartige Ueber⸗ raſchungen ausbleiben und der Kaiſer als aufrichtig kon⸗ ſtitutioneller Monarch auch derartige perſönliche Bekennt⸗ niſſe, ſofern ſie die allgemeine politiſche Lage betreffen, nur mit vorheriger und nicht nur mit nachträglicher Verantwortung ſeines Reichskanzlers abgeben wird. In der Stärkung dieſes Vertrauens, nicht in der Ausdeutung der Kaiſerworte oder in ſchneidiger Verfechtung von Un⸗ Khaltbarem liege die Rettung der Lage. Ein Blatt, das mit den Offiziöſen unentwegt durch Dick und Dünn geht, iſt das Organ des Bundes der Landwirte, die„Deutſche Tageszeitung“. Man kann ſich eines Lächelns nicht erwehren, wenn man da lieſt: „Wir haben zu dieſer Kundgebung, die wohl un⸗ mittelbar, wie aus der ganzen Faſſung hervorgeht, auf den Reichskanzler zurückzuführen iſt, unſererſeits nichts hinzuzufügen, da ſie im allgemeinen die Auf⸗ faſſung bekundet, die wir an dieſer Stelle mehrfach vertreten haben. Der Ton, in dem die„willkürlichen Auslegungen“ und„bösartigen Ver⸗ drehungen“ zurückgewieſen werden, iſt erfreulicher- und berechtigterweiſe ſcharf.“ Mit dieſer Auffaſſung ſteht nun freilich die„Deutſche Tageszeitung“„allein auf ſchwindelnder Höhe“ und wird den ſchärfſten Angriffen linksſtehender Blätter ausgeſetzt ſein, wie überhaupt das Thema„Kaiſer und Volk“ noch Das iſt bedauerlich, aber unvermeidlich, wenn endlich ein⸗ mal der Weg beſchritten werden ſoll, der zur Wahrung der verfaſſungsmäßigen Garantien führt. Volitiſche Rundſchau. 1 Das Zarenpaar in Deutſchland. Der Hofzug des ruſſiſchen Kaiſerpaares traf am Dienstag 3 Uhr in Friedberg ein. Beim Empfang waren anweſend die groß⸗ herzogliche Familie und Prinzeſſin Viktoria von Schles⸗ wig⸗Holſtein, die oberſten Hofchargen von Heſſen uſw. Die Kriegervereine bildeten beim Empfang Spalier. Die Poli⸗ zei hat zwei, augenſcheinlich betrunkene Perſonen verhaftet, die Drohungen gegen den Zaren ausſtießen. Auf einge⸗ gangene Anzeige aus Rußland fand eine beſonders ſcharfe Ueberwachung aller Bahnhöfe ſtatt, die vom kaiſerlichen Zuge paſſiert wurden. g .: Im Zeichen der beſſeren Zeiten. Im Juli d. J. ſind bei der Reichspoſt⸗ und Telegraphenverwaltung 68,87 Millionen Mark und bei der Reichs⸗Eiſenbahnverwaltung 11,0 Millionen Mark eingekommen. Dieſe Ziffern ſind (beſonders bei der Reichspoſt) bis jetzt die höchſten des laufenden Etatsjahres. Vom Beginn des Etatsjahres bis Ende Juli betragen die Einnahmen der Reichs poſt⸗ verwaltung 228,25 Millionen Mark und der Eiſenbahnen 43,27 Millionen Mark. Da für das ganze Jahr bei der Reichspoſt eine Einnahme von 693,27 und für die Eiſen⸗ bahnen eine ſolche von 122,32 Millionen Mark einge⸗ ſetzt iſt, ſteht die Poſteinnahme zur Zeit hinter dem Vor⸗ anſchlag zurück, während die Eiſenbahnverwaltung mehr eingebracht hat, als angenommen wurde. (10 In der Behandlung der franzoſenfreundlichen lothringiſchen Vereine iſt in der letzten Zeit ſeitens der Regierung ein eigentümlich berührender Umſchwung eingetreten. Dem Turnverein„Lorraine ſportive“ iſt es ſeit einigen Wochen verboten, mit klingendem Spiel, wie ſonſt, durch die Straßen der Stadt zu ziehen. Das letzte Vereinsfeſt dieſes Vereins war einer ſtrengen Zenſur unterzogen. Der Verein„Souvenir francais“, der ſich früher des beſonderen Wohlwollens des Metzer Bezirks⸗ präſidenten Grafen Zeppelin⸗Aſchhauſen erfreute, mußte ſeine Gedenkfeier weſentlich einſchränken und alle öffentlichen Kundgebungen unterlaſſen. Bei einer Gedenkfeier des„Souvenir francais“ an dem fran⸗ zöſiſchen Denkmal zu Noiſſeville wollte der Präſident Jean die Niederlegung eines Kranzes mit wenigen Worten begleiten. Er wurde aber von den anweſenden Gen⸗ darmen unter dem Hinweis auf eine eventuelle Verhaftung daran gehindert.— Ueber die Zweckmäßigkeit einer ſolchen Politik kann man zum mindeſten geteilter Meinung ſein. (, Eine große Enttäuſchung bereitet die„Tägliche Rundſchau“ allen, die ſich auf die Keilerei auf dem Magdeburger ſozialdemokratiſchen Parteitag gefreut hatten. Sie ſchreibt:„Wahrſcheinlich wird es gar nicht zu einer teien ihre Pflicht. überlaſſen ſie wieder der Sozial- lange Zeit hindurch die Oeffentlichkeit beſchäftigen wird. ausführlichen Erörterung der badiſchen Budgetbewilligung getan, ſchon deshalb nicht, weil es mir ſehr ſchmerzlich ge⸗ weſen wäre, dies Haus ſchon am nächſten Tage wieder ver⸗ laſſen zu müſſen. Denn ich fühle mich hier merkwürdig wohl, und nicht blos um der hübſchen Umgebung willen. Es iſt die Perſönlichkeit dieſer jungen Witwe, die mich intereſſiert und mich hier feſthält, obwohl ich den eigentlichen Zweck meiner Reiſe ſchon ſeit dem erſten Abend als erledigt anſehe. Ich habe ſie nach jener Unterredung nur noch ein paarmal flüchtig geſprochen, und es iſt nur von be⸗ deutungsloſen und unverfänglichen Dingen zwiſchen uns die Rede geweſen. Aber es iſt ein Vergnügen, ihr zuzuhören, auch wenn ſie etwas ganz Gleichgültiges ſagt. Und außer⸗ dem habe ich täglich Gelegenheit, ſie von dem efeuum⸗ ſponnenen Balkon meines Zimmers aus zu belauſchen, wenn ſie mit ihrem prächtigen kleinen Jungen im Garten iſt, um mit ihm zu ſpielen oder ihm Märchen zu erzählen. Man muß eine Mutter Märchen erzählen hören, Kurt, um ein Urteil über ihren Verſtand und ihr Gemüt zu gewinnen. Dieſer hier könnte ich ſtundenlang zuhören, ohne müde zu werden. Schon ihrer lieben, weichen Stimme wegen, die ſich ſo ſanft in Ohr und Herz ſchmeichelt wie der ſüße Klang einer von ferne herübertönenden Violine.— Wie ſie nur das Weib eines ſolchen Halunken werden konnte! So oft ich ſie anſehe, ſcheint mir's faſt undenkbar, daß ſie's wirklich ge⸗ weſen ſei.— Dafür, daß mir's in der Villa„Waldfrieden“ nicht gar zu paradieſiſch vorkommt, iſt übrigens hinlänglich ge⸗ ſorgt durch das Daſein der alten Wirtſchafterin oder Magd, mit der ich's leider faſt ausſchließlich zu tun habe. Sie iſt ſo eine Art von ehrwürdigem Inventarſtück der Römhildſchen Familie und ein lebendiger Gegenbeweis für die Annahme, daß das Geſchlecht der Drachen vom Erdboden verſchwunden ſei. Da ſie mich obendrein aus mir unbekannten Gründen ganz offenbar mit ihrer beſonderen Abneigung beehrt, magſt Du Dir ausmalen, wie angenehm ſich mein Verkehr mit dieſer ver⸗ ehrungswürdigen Greiſin geſtaltet. Fortſetzung folgt.) von ihrem Manne unterſchlagenen und vor ſeiner Verhaftung beiſeite geſchafften Summe geweſen ſei. Die Leute hier in der Gegend— ſehr ſchätzenswerte Zeitgenoſſen übrigens— ſcheinen denn auch dieſer Meinung zuzuneigen, aber der Brotneid ſpielt dabei wohl eine größere Rolle als die ehr⸗ liche Ueberzeugung. Und ich für meine Perſon hege jeden⸗ falls nicht den geringſten Zweifel, daß die Frau einer ſo un⸗ ehrenhaften Handlungsweiſe vollkommen unfähig wäre. Wo⸗ her auch immer ſie die Mittel genommen haben mag, ſich ein neues Leben aufzubauen, aus der Beute ihres Mannes ſtammen ſie unter keinen Umſtänden. Woher ich das weiß? Ja, mein Lieber, ein bischen Menſchenkenntnis muß ſich ein Arzt im Verlauf einer achtjährigen Praxis doch wohl er⸗ werben, und es gibt Geſichter, denen man's mit einem einzigen Blick anſieht, daß ſie nicht lügen können. Ich ſchäme mich noch jetzt vor mir ſelbſt, wenn ich daran denke, auf eine wie jämmerlich plumpe und unwürdige Weiſe ich die Frau in eine Falle zu locken verſuchte, indem ich durch ein ſcheinbar verführeriſches Anerbieten ihre Habſucht zu reizen unter⸗ nahm. Wäre ſie die Mitſchuldige ihres toten Mannes ge⸗ weſen, ſie würde gewiß nicht gezögert haben, meinem Vor⸗ ſchlage näherzutreten. Denn von meinen verwandtſchaft⸗ lichen Beziehungen zu Römhilds früherer Prinzipalin hat ſie keine Ahnung, und der Argwohn, daß ſie das Opfer einer Kriegsliſt, lag ihr ſicherlich ſehr fern. Aber ſie erklärte mir ſtatt deſſen ganz unumwunden, daß ſie eine arme Frau ſei, die von der Hand in den Mund leben müſſe, und dabei ſah ſie ſo unbefangen und unſchuldig aus, daß ich ſchon ein Schuft vom Kaliber unſers vortrefflichen Villennachbars hätte ſein müſſen, um noch länger an die Möglichkeit zu glauben, daß hier etwas für mich zu holen ſei. Auf die Ge⸗ fahr hin, von Dir ausgelacht zu werden, mein lieber Kurt: ich kam mir geradezu nichtswürdig vor in jenem Augenblick, und es fehlte nicht viel, daß ich ihr reumütig geſtanden hätte, in welcher Abſicht ich die Gaſtfreundſchaft ihres Hauſes in Anſpruch genommen. Das habe ich ja nun allerdings nicht rr Unrecht Gut. Kriminalroman von Reinhold Ortmann. 8¹(Nachdruck verboten.) Es war gegen Abend des vierten Tages ſeines Aufenthalts in der Villa„Waldfrieden“, als Dr. Runge neben dem offenen Fenſter ſeines Parterrezimmers vor dem Schreibtiſch ſaß, um das letzte Tageslicht für die Vollendung eines Briefes zu be⸗ nützen. Der große Bogen war ſchon ganz bedeckt mit ſeinen feſten, markigen Schriftzügen, und der Brief lautete: „Nun weiß ich's endlich ganz beſtimmt, mein lieber Kurt, daß ich nicht zum Detektiv geboren bin. Wenn Paul Röm⸗ hild von den hundertachtzigtauſend Mark, die er meiner armen ſeligen Tante Riemerſchmidt geſtohlen, wirklich etwas auf die Seite geſchafft hat— ich werde ſicherlich nicht heraus⸗ bringen, wo es ſteckt. Und die Hoffnung, mein beſcheidenes Erbteil durch die Wiedererlangung dieſer verſteckten Beute zu einem fetten zu machen, habe ich ohne allzu großen Kummer nunmehr endgültig begraben. Daß ich meinen abenteuerlichen Verſuch, hier eine Gaſtrolle 2 la Sherlock Holmes zu geben, nur auf Dein Anraten und nach recht⸗ ſchaffenem Widerſtreben unternommen habe, iſt Dir ja in der Erinnerung. Ich traute mir von vornherein herzlich wenig Geſchick für eine ſolche Aufgabe zu. Und gleich bei der erſten Probe, auf die ich meine kriminaliſtiſchen Talente ſtellte, war mir's ſo hundsmiſerabel zu Mute, daß ich auf alle weiteren bereitwilligſt verzichtet habe. Für einen, der die Witwe des Defraudanten nicht perſönlich kennen gelernt 1 hat, könnte es ja wirklich beinahe den Anſchein gewinnen, als ob die Begründung ihrer neuen Exiſtenz mit nicht ganz einwandfreien Mitteln bewirkt worden ſei. Die Einrichtung des Hauſes mag ein hübſches Sümmchen gekoſtet haben, und tin gewiſſes Betriebskapital muß für den Anfang doch wohl auch zu ihrer Verfügung geweſen ſein. Da läge es ja nun — dicht allzu fern, an⸗unehmen, daß dies Geld ein Teil der WWW 8 — W — — e— 2 — * * G kommen. Es find nämlich Veryandrungen zwiſchen der Parteileitung und führenden ſüddeut⸗ ſchen Perſönlichkeiten im Gange, um ein Kompromiß zu ſtande zu bringen, das den Streit noch vor Beginn des Parteitages friedlich ſchlichtet. Der Eindruck der Magdeburger Tagung, die der Oeffentlichkeit die rauſchende Sinfonie einer mächtig fortſchreitenden Partei vorführen ſoll, würde auf dieſe Weiſe nicht durch Mißklänge des Zankes im eigenen Lager geſtört werden. Die Geſchäfte der Sozial⸗ demokratie gehen zwar ausgezeichnet, immerhin wäre aber eine Neuauflage des Dresdener Jungbrunnens ein Luxus, der nur den Gegnern zu Gute käme. Deshalb ſoll dieſer Teil des Programms geſtrichen werden.“— Schade! Die 5 Genoſſen ſcheuen offenbar das Licht der Oeffent⸗ (—) Eine neue Wahnidee hat die Londoner„Daily Mail“ befallen. Als aus Anlaß der beiden der Spionage verdächtigen Engländer auf Borkum die deutſche Preſſe ſich ganz ruhig darüber ausſprach, daß Deutſchland viel⸗ leicht auch etwas ſchärferes Augenmerk auf die Dinge richten müſſe, wenn wir uns auch ſtets fern halten wollten von der lächerlichen Spionenriecherei, wie ſie in Frank⸗ reich und in— England an der Tagesordnung iſt, da wußte die„Daily Mail“ nicht laut genug zu zetern über den deutſchen Spionenkoller, von dem bei uns frei⸗ lich niemand etwas bemerkt hatte. Inzwiſchen iſt es bei uns von der Sache ganz ſtille geworden, weil man um Wichtigeres zu ſorgen hat hierzulande und weil man ſich ſagt, daß die Behandlung der Angelegenheit in den rechten Händen iſt. Nun aber wird es der„Daily Mail“ angſt und ſchwül. Sie, die zuerſt zeterte, weil man überhaupt ein Wort zu der Sache ſagte, findet jetzt das Schweigen der deutſchen Preſſe noch viel entſetzlicher. Sie übertrifft ihre früheren Albernheiten durch eine Depeſche ihres Emdener Berichterſtatters, in der es heißt: „Offenbar exiſtiert eine Verſchwörung des Schweigens in dem Falle der beiden Englander French und Brandon, die unter dem Verdacht der Spio⸗ nage in Emden gefangen gehalten werden. Keine Zei⸗ tung, die heute hier angelangt iſt, erwähnt ſie mit einem Worte. Alle Nachfragen begegnen der ſtrengſten 3 5 Wie es ſcheint, iſt das die Folge höherer Be⸗ e 5 e.“ Die„Daily Mail“ macht England vor der Welt lächer⸗ lich, indem ſie beweiſt, daß es dort ein Publikum, und zwar ein zahlreiches Publikum für derartig groteske Albernheiten gibt. Europäiſches Ausland. Rußland. * Die wahre Geſinnung Rußlands der Türkei gegen⸗ über kommt in Maßnahmen zum Ausdruck, die zweifellos eine Antwort auf den Ankauf der beiden deutſchen Schlachtſchiffe durch die Türkei ſein ſoll. Im ruſſiſchen Marineminiſterium werden mit großer Beſchleunigung Pläne für vier neue Schlachtſchiffe für die Schwarz- meerflotte ausgearbeitet. Die Koſten für dieſe Schlachtſchiffe ſollen ſich auf zwölf Millionen Rubel be⸗ laufen. Ferner ſoll die Schwarzmeerflotte eine große Unterſeebootflottille erhalten. Der Bau dieſer Flottille wird einer Petersburger Werft übertragen werden. Ruß⸗ land hat alſo immer noch ein habgieriges Auge auf die Türkei. Portugal. * Der Ausfall der Corteswahlen ſcheint für die Re⸗ gierung günſtiger zu ſein, als aus den erſten Meldungen hervorging. In einem anſcheinend auf Regierungsinfor⸗ mationen beruhenden Telegramm wird die Nachricht ver— breitet, daß nach den bis jetzt vorliegenden Wahlergeb⸗ niſſen 90 Miniſterielle, 40 konſervative Monarchiſten und 14 Republikaner gewählt worden ſeien. Von den Repu⸗ blikanern wurden zehn in Liſſabon, drei in Setubal und einer in Beja gewählt. Die Gerichtsbehörden werden noch die Geſetzmäßigkeit gewiſſer Wahlen zu prüfen haben. Die amtliche Stimmenzählung iſt noch nicht abgeſchloſſen. Bevor das nicht der Fall iſt, iſt natürlich ein richtiges Urteil unmöglich. Europäiſches Ausland. Frankreich. * Ein ganzer Bezirk in Südfrankreich lebt ſeit Wochen unter einer wahren Schreckensherrſchaft. Montag abend führten die Banditen in dem Orte Pegomas unweit Can⸗ nes ein neues Heldenſtückchen aus. Der Hausbeſitzer Henry Delphine lag vor ſeiner Haustür auf einer Bank aus⸗ geſtreckt, um friſche Luft zu ſchöpfen. Plötzlich traf ihn eine Revolverkugel, die ihn tötete. Die Kugel hatte die Lunge durchſchoſſen. Der Verwundete konnte nur noch angeben, daß er geſehen habe, wie vier bewaffnete Leute die Flucht ergriffen hätten. Sofort wurde von den Bewohnern ein Keſſeltreiben arrangiert, das aber kein Ergebnis hatte. Wenige Stunden ſpäter entdeckte man an verſchiedenen Stellen desſelben Dorfes Brandſtiftungen. Auch hier war es nicht möglich, der Täter habhaft zu werden. In der ganzen Gegend herrſcht große Angſt. Eigentümlich, daß man gegen das Apachen⸗ unweſen nicht aufkommen kann! Rußland. * Alle Unterſuchungen und Beſtrafungen in Rußland ſind erfolglos. Der Beamte ſtiehlt weiter und ſchont dabei weder Freund noch Feind. Aus Petersburg wird von einem Gerichtsvollzieher gemeldet, daß er nach einem Trinkgelage in der Wohnung ſeines Freundes dieſem die Geldtaſche ſtahl. So gewohnt iſt das ruſſiſche Volk an das Stehlen ſeiner Beamten, daß der Beſtohlene und der Dieb ruhig die beſten Freunde bleiben. Einem Rechts⸗ anwalt hingegen wurde es ſehr verübelt, daß er wieder⸗ holt bei ſeinem Hauswirt einbrach. Er wurde ver⸗ haftet und aus der Korporation der Rechtsanwälte aus⸗ geſchloſſen. Montenegro. * Das junge Königtum Montenegro iſt von einem Skandal bedroht, der die Feſtesfreude in Cetinje einiger⸗ maßen trüben dürfte. Zwei in Ueskueb verhaftete Monte⸗ negriner, Stevan Koſortſchewies und Stawro Maximies, die dort ein Attentat auf den montenegriſchen politiſchen Flüchtling Major Nikola Mitroviz verübten, haben ein⸗ geſtanden, daß die montenegriſche Regierung ſie um 25 000 Franken zum Morde gedungen hat. Dieſe und zahlloſe frühere montenegriniſche„Kulturtaten“ ähnlicher Art werden doch wohl den ärgſten Zweifler überzeugen, daß die Erhebung des kleinen Raubſtaates zum Königreich ein durchaus gerechter Akt, ſozuſagen eine ethiſche Not⸗ wendigkeit geweſen iſt. Afrika. Abeſſinien. * Tief im Innern Abeſſiniens tobt der Kampf um die Kaiſerin Taitu weiter. Die beiden feindlichen Heere unter Ras Mikael und Ras Olie lagern kampfbereit in Kanonen⸗ ſchußweite einander gegenüber. Die kaiſerlichen Scho⸗ aner, geführt von Ras Mikael, ſind 53 000 Gewehre und 10 000 Lanzen ſtark. Die Tigriner, geführt von Ras Olie, dem Bruder der Kaiſerin Taitu, zählen 20 000 Gewehre und viele Lanzen. Es ſieht demnach ganz danach aus, als ob in den nächſten Tagen eine Schlacht bevor⸗ ſtände. Soziales. E Auf der 16. Hauptverſammlung des Verbandes deutſcher Gewerbe⸗ und Handwerkervereine, die gegen⸗ wärtig in Regensburg tagt, wurde zur Reichs ver⸗ ſicherungsordnung eine Reſolution angenommen, in der der Wunſch ausgeſprochen wird, die Kranken⸗ und Invalidenverſicherungspflicht der ſelbſtändigen Gewerbe⸗ treibenden mit einem Jahreseinkommen bis zu drei⸗ tauſend Mark möge geſetzlich ausgeſprochen wer⸗ den. Durch die Schaffung der Verſicherungsämter dürfe die Selbſtverwaltung der Verſicherungsträger nicht beein⸗ trächtigt, das Verfahren nicht verlangſamt, und die Ver⸗ ſicherungsträger dürfen nicht mit weiteren Koſten be⸗ laſtet werden. An der Hälftelung der Beiträge für die Krankenverſicherung ſei feſtzuhalten. Die Errichtung von Innungs⸗ und Betriebskrankenkaſſen, wie ihr Beſtehen überhaupt ſei nicht zu erſchweren. Die Invalidenver⸗ ſicherungspflicht ſei geſetzlich für ſämtliche Hausgewerbe⸗ treibende auszuſprechen. Durch Schaffung höherer Lohn⸗ klaſſen oder überhaupt einer anderen Grundlage für die Rentenfeſtſetzung müſſe es ermöglicht werden, daß Ver⸗ ſicherte mit höheren Löhnen höhere Renten erhalten, daß beſonders Verſicherte in jüngeren Jahren in den Genuß höherer Renten gelangen können. Die Zuſatzverſicherung ſei auf den Fall des Eintritts der Erwerbsunfähigkeit zu beſchränken. Für die Hinterbliebenen⸗Verſicherung müßten freiwillig geleiſtete Beiträge in gleicher Weiſe gewertet werden wie Zwangsbeiträge. Die Cholera. (Y) Erleichtert atmet ganz Deutſchland auf, da es den Anſchein gewinnt, als ob das Geſpenſt der Cholera, das ſchon ſo drohend nahegerückt war, uns diesmal ver⸗ ſchonen wird. Wenigſtens iſt bisher— außer bei dem Ehepaar Sarnow in Spandau— unter den vielen cholera⸗ verdächtigen und unter Quarantäne geſtellten Fällen keine einzige Erkrankung an Cholera vorgekommen. Weder in Berlin nochin Spandau oder Charlotten⸗ burg iſt bei den beobachteten Perſonen ir⸗ gend ein Symptom für Cholera aufgetreten. Die bakteriologiſche Unterſuchung iſt allerdings noch nicht in allen Fällen beendet, doch verſichern die zuſtändigen Aerzte, daß nach den bisherigen Ergebniſſen Cholera ſo gut wie ausgeſchloſſen iſt. In einer halbamt⸗ lichen Mitteilung wird das bisherige Reſultat von maß⸗ gebender Seite wie folgt zuſammengefaßt: „Die bakteriologiſche Unterſuchung hat bei ſämt⸗ lichen Perſonen, die in Spandau wegen Beziehungen zu dem an Cholera erkrankten Ehepaar Sarnow abge⸗ ſondert oder unter Beobachtung geſtellt worden ſind, bisher keinerlei Anhalt für das Vorliegen einer Cho⸗ lerainfektion ergeben. Insbeſondere handelt es ſich auch bei dem Desinfektor Neumann und dem Polizei⸗ ſergeanten Robert, die als choleraverdächtig oder cholerakrank bezeichnet worden ſind, nach den bis⸗ herigen Befunden nicht um Cholera. Ebenſo iſt bei dem verſtorbenen Vogt aus der Oderberger Straße in Berlin und ſeinen Familienangehörigen nach den bis jetzt gewonnenen Unterſuchungsergebniſſen Cho⸗ lera ſo gut wie ausgeſchloſſen.“ Das Berliner Virchowkrankenhaus hat am Dienstag nachmittag acht weitere Verdäch⸗ ti ge aufgenommen: den 31 jährigen Arbeiter der deut⸗ ſchen Munitionsfabrik in Reinickendorf Paul Friedrich aus der Korſöerſtr. 20, ſeine Frau und ſeine vier kleinen Kin⸗ der. Friedrich erkrankte in der Nacht zum Montag an Brechdurchfall. Er wurde zunächſt nach der Unfallſtation in der Gaudyſtraße gebracht und von dort dem Virchow⸗ krankenhaus zugeführt. Im benachbarten Inſtitut für Infektionskrankheiten wurde die bakteriologiſche Unter⸗ ſuchung alsbald eingeleitet. F. leidet augenſcheinlich nicht an Cholera, ſondern an einer ſchweren Magen- und Darmerkrankung, die bei ihm beſonders heftig auftritt. Seine Familie fand nicht als choleraverdächtig, ſondern als anſteckungsverdächtig in einem beſonderen Pa⸗ villon Aufnahme. Sowohl die Mutter als auch die vier Kinder ſind vorläufig vollkommen friſch und geſund und zeigen keinerlei verdächtige Symptome.— Am Abend wurden dann noch die beiden Kinder des Portiers Enge— mann aus dem Nachbarhauſe, Korſöerſtr. 21, eingeliefert, die beim Spiel mit den Friedrichſchen Kindern in Be⸗ rührung gekommen waren.— Den anderen im Virchow⸗ krankenhauſe untergebrachten Verdächtigen geht es durch⸗ aus gut. Es ſind dies, wie erinnerlich, die Frau und die beiden kleinen Kinder des wahrſcheinlich einem Darm⸗ leiden erlegenen Hausdieners Voigt aus der Oderberger⸗ ſtraße 47, die Schweſter der Frau ſowie die Frau des Ar⸗ beiters Schulz aus dem gleichen Hauſe. Aus Spandau wird in Ergänzung der bisherigen Mitteilungen noch ge⸗ meldet; Das Befinden des an der Cholera erkrankten Re⸗ viſors Sarnow iſt recht befriedigend; auch der Zuſtand des Desinfektionsarbeiters Neumann hat ſich weſentlich ge⸗ beſſert. Die bakteriologiſche Unterſuchung iſt noch immer nicht abgeſchloſſen, es iſt alſo auch noch nicht feſtgeſtellt, daß N. cholerakrank iſt. Die in dem Hauſe Weißenburger⸗ ſtraße 16 wohnende Frau Strunk, die an Brechdurch⸗ fall leidet, iſt auf dem Wege der Beſſerung. In dieſem Hauſe wohnt bekanntlich auch die Familie Sarnow. Das Befinden des Fräuleins Szweda, die in Charlottenburg er⸗ krankte und nach dem Krankenhaus Weſtend gebracht wurde, iſt verhältnismäßig gut. Ihre Familie, beſtehend aus Vater, Großmutter und 14 jähriger Schweſter, wurde im Spandauer Krankenhaus in Quarantäne gebracht. Die Cholera im Ausland. „ Wien, 31. Auguſt. Das Miniſterium des Innern richtete an das Miniſterium des Aeußern und an das ungariſche Miniſterium des Innern die Mitteilung, daß in den mehr als fünf Tagen ſeit der im Franz⸗Joſef⸗Hoſpital erfolgten Iſolierung zweier Cholerakranken ein neuer Cho⸗ lerafall nicht aufgetreten, daher jede Gefahr einer Weiterverbreitung der Krankheit beſeitigt ſei. — Preßburg, 31. Auguſt. Die an Cholera erkrankte Antonie Trinka, die auf dem Dampfer„Regensburg“ be⸗ dienſtet war, iſt im hieſigen Epidemiehoſpital geſtorben. — Petersburg, 31. Auguſt. Während in einzelnen Gouvernements die Cholera im Rückgang begriffen iſt, kommen aus anderen Gegenden neue beunruhigende Mel⸗ dungen. So ſind im Gouvernement Cherſon in drei Tagen 300 000 Perſonen an der Seuche erkrankt. Ueber 3000 ſind in derſelben Zeit geſtorben. Im Gou⸗ vernement Poltawa ſind von 24135 Kranken 1020 ge⸗ ſtorben. In Charkow mußten 1465 der 3284 Erkrank⸗ ten ihr Leben laſſen. In der Stadt Odeſſa waren bisher 505 Cholerafälle zu verzeichnen, von denen 270 tödlich verliefen. a Aus Nah und Fern. — Die alten Fünfziger. Die Fünfzigpfennigſtücke der älteren Geprägsformen mit der Wertangabe„50 Pfennig“ gelten ſeit dem 1. Oktober 1908 nicht mehr als geſetzliches Zahlungsmittel. Es iſt aber bekanntlich ſeitens des Bundes- rates nachgelaſſen worden, daß die Fünfzigpfennigſtücke dieſer Gattung bei den Reichs und Landeskaſſen noch bis zum 3 0. September 1910 ſowoßl in Zahlung als auch zum Um⸗ tauſch angenommen werden. Zur Vermeidung von Verluſten wird auf den bevorſtehenden Friſtablauf nochmals aufmerkſam gemacht. — Heddesheim, 31. Aug. Geſtern wurde hier „Sandblatt“ gehandelt, und wurden mehrere Partien um 35 bis 38 Mark pro Zentner verkauft. — Mörlenbach, 31. Aug. Vom herrlichſten Wetter begünſtigt fand das Kirchweihfeſt dahtier ſtatt. Der Beſuch war infolgedeſſen auch ganz enorm.— In unſerem Filial⸗ dorf Weiher iſt vor kurzem ein ſozialdemokratiſcher Wahlver ein gegründet worden, dem ſofort 28 Mitglieder beitraten. — Wald⸗Michelbach, 31. Aug. Die vollgefüllte Scheune des Landwirts Jakob Herbig in Eitersbach brannte vollſtändig nieder. Mit Streichhölzern ſpielende Kinder ſollen den Brand verurſacht haben.— Am 11. September, nach⸗ mittags 3 Uhr, wird im Darmſtätter Hof die Ortsgruppe Wald-Michelbach des Kreisobſtbauvereins eine größere Ver- ſammlung veranſtalten. Kreisobſtbautechniker Orthmann aus Heppenheim wird einen Vortrag über Blumenpflege halten. — Gerusheim, 29. Aug. Geſtern nachmittag wurden die drei Opfer der furchtbaren Blitzkataſtrophe vom letzten Freitagnachmittag auf dem hieſigen Friedhof im Beiſein einer unüberſehbaren Menſchenmenge zur letzten Ruhe beſtattet. Wie jetzt feſtſteht, hätte das eine der Mädchen, die 15jährige Tochter des Landwirts Nikol. Wenzel 3. noch gerettet werden können, wenn raſch Hilfe zur Stelle geweſen wäre. Die kreis ⸗ ärztliche Unterſuchung ſtellte nämlich feſt, daß das Mädchen nicht durch den Blitz ſelbſt getötet wurde. Es fand wohl den Tod durch Betäubung und ſpäter auch durch die Flammen. Aus Mund und Naſe war das Blut hervorgekommen. Ihre 14jährige Schweſter dagegen wurde vom Blitz direkt getötet. Der Blitz traf das Mädchen an der Bruſt, von wo aus er am Korſett herunterlief und den Leib vollſtändig zerriß. Das 5jährige Töchterchen des Landwirts Joh. Kalter 4., eine Couſine der beiden älteren Mädchen war bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Die drei Mädchen hatten im Felde Kartoffel ausgemacht, als ſie vom Gewitter überraſcht wurden und in einem der vielen dort liegenden Strohhaufen Schutz ſuchten. Während alle anderen Haufen unverſehrt blieben, ging gerade ihre Zufluchtsſtatte, vom Blitzſtrahle getroffen, in Flammen auf. Da die Mädchen bald vermißt wurden, ſuchte und fand man ſie kurze Zeit nach dem Unwetter in der Aſche des verbrannten Strohhaufens. — Vielbrunn, 31. Aug. Infolge Blitzſchlags brannten 3 Scheunen von Adam Arras und Jakob Weyrich ab. —GHöchſt i. O., 31. Aug. Das Tjährige Söhnchen des Arbeiters Nikolaus Diehm iſt am Samſtag in der Müm⸗ ling ertrunken. — Beerfelden, 29. Aug. Der Blitz ſchlug in der Nacht auf Samſtag in die Stallung des Zigarrenfabrikanten Salomon ein und zündete. Stall und Scheune brannten ab. Eine Kuh wurde vom Blitz getötet. Die Scheune war ganz gefüllt mit Stroh und Heu. f — Aus Heſſen, 31. Aug. Die ungünſtigen Wein⸗ ernten der letzten Jahre und die dadurch veranlaßte Un- rentabilität des Weinbaues veranlaoſſen viele Beſitzer, ihre bis⸗ her mit Reben beſtellten Kulturböden lieber mit anderen Er. zeugniſſen der Landwirtſchaft, von denen ſie beſſere Erträge erhoffen, zu beſtellen. Dies dürfte der Hauptgrund ſein, daß der Weinbau in Heſſen nach der neueſten Statiſtik nicht un⸗ weſentlich zurückgegangen iſt. Die geſamte mit Reben bebaute Fläche belief ſich in Heſſen im vorigen Jahre noch auf 14 567 Hektar: jetzt beträgt im Jahre 1910 die Geſamtweinbergsflaͤche nur noch 14 300 Hektar, mithin iſt in einem Jahre die ange- baute Weinbergsflaͤche um 267 Hektar zurückgegangen. — Alzey, 31. Aug. Die Frau des Landwirts Phil. Freitag von Spiesheim half bei den Erntearbeiten im Felde, wobei ſie der Mähmaſchine zu nahe kam. Die Maſchine er⸗ faßte die Frau und ſchnitt ihr den Fuß vollſtändig ab. Die Verunglückte wurde in bedenklichem Zuſtande nach dem Kranken⸗ hauſe zu Alzey gebracht. — Darmſtadt, 31. Auguſt. Wegen Fahnenflucht won vom Kriegsgericht in Darmſtadt der Deutſch-Amerikaner Schultheiß zu ſechs Monaten Gefüngnis verurteilt worden. Er war vor etwa 25 Jahren in Rheinheſſen zum Militär ausgehoben worden, wanderte jedoch noch vor ſeiner endgültigen Einſtellung nach Amerika aus und begründete in Newyork einen eigenen Familienſtand: ſpäter wurde er Inhaber eines Geſchäfts. Als er im letzten Frühjahr mit Erlaubnis der zuſtändigen heſſiſchen Behörden zum Beſuche des Grabes ſeiner Mutter in der alten Heimat eintraf, wurde er verhaftet und vor das Kriegsgericht der 25. Diviſion geſtellt, das auf die ge⸗ nannte Strafe erkannte. Auf ein von ihm eingereichtes Gnadengeſuch wurden ihm jetzt vier Monate im Gnadenweae erlaſſen. e . Herbrech 5 gelbe 90000 auszuſc det jon botterik mit der 1 jedem 9 Anſprüch berübt Schmidt, und sel Schulm mit dic er beſin feſtſtelle dels be verha Wee. gingen Rampke gleich ſofortig total nit hielt der beamten doch hatt Huld Hunde ke Nanöber ein ſchwe geſcoß,! hot 00 0 luft. zwichen läuſet der qu att. Lerte! 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Die Lot⸗ terie beſtand aus 300 000 Loſen a 1 Mark mit Gewinnen im Geſamtwerte von 100 000 Mark. Die Generaldebi⸗ teure hatten vertragsmäßig das Recht, bei nicht genü⸗ gendem Abſatz der Loſe die Lotterie um 60 000 Loſe und 20 009 Mark zu verringern, um eine Ziehungsverlegung auszuſchließen. Dieſer Fall iſt tatſächlich eingetreten. Auf der ſoeben erſchienenen Ziehungsliſte der Ausſtellungs⸗ lotterie iſt folgender Vermerk enthalten:„Zufolge Erlaß des Herrn Oberpräſidenten der Provinz Heſſen⸗Naſſau iſt die Anzahl der Loſe um 60 000 Stück und der Gewinn⸗ betrag um 20 000 Mark vermindert worden.“ Es hat ſich jetzt herausgeſtellt, daß von dieſen Loſen eine große Anzahl bereits längſt vor der Ziehung verkauft worden war. Die Inhaber dieſer Loſe, die naturgemäß durch den Erwerb ein Recht auf Teilnahme an der Ziehung erworben haben, proteſtieren gegen den Erlaß und ſtützen ſich dar⸗ auf, daß nur ſolche Loſe von der Ziehung ausgeſchloſſen werden dürften, die noch nicht verkauft waren. Trotzdem ſoll die Ziehung für gültig erklärt werden. Allerdings iſt man bereit, die verkauften Loſe, die durch die Ver⸗ fügung des Oberpräſidenten von der Teilnahme an der Ziehung ausgeſchloſſen werden, gegen Zurückzahlung des Kaufpreiſes wieder zurückzunehmen. Es fragt ſich nun, ob die Ziehung überhaupt gültig iſt, und ob die Los⸗ beſitzer, die auf dieſe Weiſe um ihre Gewinnchance ge⸗ kommen ſind, nicht Schadenerſatzanſprüche geltend machen können. Jedenfalls iſt zu erwarten, daß ſich das Gericht mit der Angelegenheit wird befaſſen müſſen, da ſich in jedem Falle dieſer oder jener geſchädigt fühlt und ſeine Anſprüche gerichtlich geltend machen wird. — Rodheim v. d. H., 31. Auguſt. Ein grauenhaftes Verbrechen iſt in dem heſſiſchen Flecken Rodheim v. d. H. verübt worden. Der 47 jährige Zimmermann Konrad Schmidt wurde von ſeinem 23 jährigen Sohne Wilhelm und ſeinem taubſtummen Neffen, einem 30 jährigen Schuhmachergeſellen namens Schmidt, nach einem Streit mit dicken Buchenknütteln ſolange mißhandelt, bis er beſinnungslos liegen blieb. Der Arzt konnte nur noch feſtſtellen, daß der Tod durch Zertrümmerung des Schä⸗ dels bereits eingetreten ſei. Die beiden Täter wurden verhaftet. Aus Stadt und Land. * Unter ſchweren Vergiftungserſcheinungen ſind in Wetzlar die Ehefrau des Kaufmanns Chriſtian Klaus, ſeine vier Söhne ſowie das Dienſtmädchen erkrankt. Alle ſechs Perſonen wurden zur Beobachtung ins Kranken- haus überführt.— In Wirkringen in Luxemburg ſind fünf Perſonen unter Vergiftungserſchei⸗ nungen erkrankt: ein Kind iſt geſtorben.— In Weſterland auf Sylt ſind infolge von Hummergenuß in einem Reſtaurant etwa dreißig Perſonen an Vergiftungserſcheinungen erkrankt. Teilweiſe wurde das Krankenhaus in Anſpruch genommen. Zu ernſtlichen Beſorgniſſen iſt glücklicherweiſe zurzeit kein An⸗ laß. Polizeilicherſeits ſind alle notwendigen Unterſuchun⸗ gen eingeleitet. Dreifache Brandſtiftung. Am Dienstag morgen gingen drei Beſitzungen der Landwirte Zimmermann, Rampke und Ladiges in Süldorf bei Hamburg zu leicher Zeit in Flammen auf. Sie ſind trotz ofortigen Einſchreitens der Feuerwehr der Nachbarorte total niedergebrannt. In der Beſitzung des Ladiges unter⸗ hielt der Landwirt Ellerbruch eine Schweinezüchterei. 60 wertvolle Tiere ſind in den Flammen umgekommen. Die Bewohner retteten nur das nackte Leben. Sämt⸗ liches Mobiliar und Inventar verbrannte. Es liegen drei Brandſtiftungen vor. Eine Belohnung von 1500 Mark für die Ermittelung der Täter iſt ausgeſetzt. Die Polizei⸗ beamten waren mit Polizeihunden an der Brandſtätte, doch hatte der Regen jede Spur verwiſcht, ſo daß die Hunde keine Spur aufnehmen konnten. Tödlicher Unfall im Manöver. Beim Scharfſchießen des Würzburger zweiten Feldartillerieregiments auf dem Manöverfelde bei Scheßlitz unweit Bamberg ereignete ſich ein ſchwerer Unfall. Ein Schuß aus einem Haubitzen⸗ geſchoß, das ſein Ziel verfehlte, explodierte dicht bei deen Beobachtungsmannſchaften. Durch die Exploſion wurde ein Artilleriſt getötet und ein Sergeant namens Schmitt tödlich verletzt. Ein Kanonier wurde leicht verletzt, ein Pferd getötet. Das Schießen wurde ſofort abgebrochen. * Wettlauf zwiſchen Pferd, Radler und Schnell⸗ läufer. In Chemnitz fand am Sonntag ein Wettrennen zwiſchen einem Pferd, einem Radfahrer und einem Schnell- läufer über eine Strecke von 300 Meter im Innenraum der Radrennbahn der Ausſtellung für Sport und Spiel ſtatt. Sieger war das Pferd. Als zweiter paſ⸗ ſierte der Radfahrer, der dritte Platz wurde von dem Schnellläufer belegt. In Sportkreiſen glaubte man, der Radfahrer werde als Sieger aus dem Rennen hervor⸗ gehen, er kam bei der kurzen Strecke aber nicht in Schwung. ** Maſſenerkrankungen bei einer Felddienſtübung. Nach einer Felddienſtübung, die das zurzeit in München untergebrachte 15. bayeriſche Infanterie-Regiment aus Neuburg a. d. Donau auf der Fröttmaninger Heide ab⸗ gehalten hat, iſt eine große Anzahl von Mannſchaften, man ſpricht von 70 Mann, infolge der Hitze er⸗ krankt. Als das Regiment nachmittags ſich auf dem Rückmarſch auf der Schwabinger Landſtraße befand, fielen die Leute zu Dutzenden um. Die Anwohner eilten her⸗ bei, um den erſchöpften Soldaten Hilfe zu bringen. Eine Anzahl der ſchlapp gewordenen Leute konnte ſpäter mit der Straßenbahn zur Stadt fahren, andere mußten mit dem Sanitätswagen abgeholt werden. Bei einem total erſchöpften Einjährigen⸗Unteroffizier zeigten ſich krampf⸗ artige Erſcheinungen. Es war ſeit längerer Zeit wieder ein außerordentlich heißer Tag geweſen.— Hat denn das „Schlappwerden“ der Mannſchaften wirklich keinen ande⸗ ren Grund? * Schwerer Unfall bei einer Kavallerieübung. Bei einer Regimentsübung ſtürzten ſechs Soldaten des Kol⸗ marer Dragoner⸗Regiments Nr. 14 vom Pferde. Einer brach das Genick und war ſofort tot, zwei ſind ſchwer verletzt, die drei anderen leich“. ** Ehe⸗ und Liebestragödien berichten folgende Mel⸗ dungen: In Magdeburg lauerte ein 24 jähriger Arbeiter ſeiner Geliebten auf dem Wege zu der Arbeitsſtelle auf und verletzte ſie nach lebhafter Auseinanderſetzung töd⸗ lich durch einen Schuß in dem Rücken. Er ſelbſt richtete dann die Waffe gegen ſich, verwundete ſich aber nur unbe⸗ deutend am Kopf,— Der Gutsbeſitzer Berlanda aus Broſino(Südtirol) tötete ſeine Frau auf offener Straße durch Erwürgen. Der Volksmund beſchuldigt den als brutal bekannten Menſchen auch der Ermordung ſeiner zwei erſten Frauen.— Der Angeſtellte einer Speditions⸗ firma in Bern namens Simon hatte mit ſeiner Frau die Verabredung getroffen, ſich, ſeine Frau und ein vier⸗ jähriges Pflegekind umzubringen, weil gegen ſeine Frau eine Unterſuchung wegen Diebſtahls ſchwebte und ihm des⸗ wegen ſeine Stellung gekündigt war. Simon tötete mit einer Piſtole das Kind und ſchoß dann auf ſeine Frau und verletzte ſie ſchwer; ſie dürfte jedoch mit dem Leben davonkommen. Simon lief dann, weil ihm im letzten Augenblick der Mut fehlte, auch ſich ſelbſt umzubringen, auf die Straße, wo er ſchließlich verhaftet wurde. „ Polizeibeſuch in den Spielhöllen von Spa. Auch in Spa, wie jüngſt in Oſtende, hat am Samstag abend die Staatsanwaltſchaft einen unerwarteten Beſuch in den Spielſälen des Kaſinos gemacht. Da die großen Renn⸗ wochen augenblicklich ſtattfinden, vermuteten die Behör⸗ den eine beſonders lebhafte Teilnahme der Sportgeſell⸗ ſchaft am Spiel. Man hatte ſich darin nicht getäuſcht. Die Summe der beſchlagnahmten Einſätze war ſehr hoch; die Spieltiſche wurden konfisziert, die Spieler feſtge⸗ nommen und die Säle verſiegelt. e Spitzbubenrazzia in Oſtende. Die Spitzbuben haben in Oſtende zugleich einen guten und böfen Tag gehabt. Am Montag abend ſang nämlich Caruſo im Oſtender Kur⸗ aal, und der Andrang zu dem Konzert war außerordent⸗ lich groß. Die Polizei hatte erfahren, daß ſich aus allen Teilen der Welt die Taſchendiebe in Oſtende Ren⸗ dezvous gegeben haben. Deshalb wurden an allen Ein⸗ gangstüren des Kurſaals Kriminalbeamte aufgeſtellt, die die Photographien der bekannteſten Taſchendiebe bei ſich hatten. Hierdurch konnten gleich zu Anfang zwanzig Taſchendiebe verhaftet werden. Aber auch im Innern des Saales war ein ganzer Stab von Kriminal⸗ ſchutzleuten verteilt. Dieſe Beamten nahmen noch im Laufe des Abends vi erzehn Spitzbuben feſt. Einer von ihnen hatte ſchon eine ſehr reiche Beute gemacht. Man fand bei ihm elf volle Portefeuilles und dreizehn Portemonnaies und noch eine ganze Anzahl von ande⸗ ren Wertſachen. f ** Erdbeben in Süditalien. Ein ſehr heftiger Erd⸗ ſtoß iſt Dienstag früh gegen 3 Uhr Minuten in Reggio di Calabria verſpürt worden. Die Bevölkerung lagert im Freien. Auch in Meſſina, Gerace, Monteleone, Gallina, Milazzo und Mileto iſt der Erdſtoß verſpürt worden. Die Inſtrumente des Obſervatoriums zu Mileto, die außer dem Hauptſtoß drei leichtere Erdſtöße verzeich⸗ neten, wurden beſchädigt. Soweit bekannt, iſt kein Schaden angerichtet worden. * Verhängnisvoller Deckeneinſturz in einem Waren⸗ hauſe. In der großen Verkaufshalle eines Warenhauſes in Lancaſter in England ſtürzte, als der Saal voll von Menſchen war, die Decke ein und begrub die Mehr⸗ zahl der Käufer und Verkäuferinnen unter ſich. Der größere Teil der Käufer beſtand aus Bauern der umliegen⸗ den Ortſchaften. Viele von ihnen retteten ſich in den Keller, der infolge des ſtrömenden Regens der letzten Tage bis über die Hälfte mit Waſſer gefüllt war. Eine unbe⸗ ſchreibliche Panik brach im Saale aus. Kinder und Frauen lagen mit gebrochenen Gliedern und blutüberſtrömt unter den Trümmern der ſchweren Decke. Die Zahl der Toten iſt noch nicht feſtgeſtellt, dürfte aber 20 wohl überſchreiten. Die Leichen weiſen durchweg Schädelbrüche auf. Eine große Anzahl von Perſonen iſt aus den Trümmern der Decke mit gebrochenen Armen und Beinen, zerſchmetter⸗ ten dern nelerp und Schlüſſelbeinen hervorgezogen worden. Unwetter an der engliſchen Küſte. Seit drei Tagen wütet ein ſchwerer Sturm an der engliſchen und iriſchen Küſte. Zahlreiche Schiffsunfälle werden berichtet. Das Baggerſchiff„Walter Glynn“ der Morscy Dock-Co. iſt mit Mann und Maus geſunken. Das Torpedoboot„Nr. 13“ aus Portsmouth iſt bei Firth of Clyde geſtrandet, desgleichen der Torpedobootszerſtörer„Succec“ an der Küſte der Grafſchaft Dumbarton. Der Dampfer„Cam⸗ bria“, der den Verkehr zwiſchen England und Irland vorſieht, iſt durch den hohen Wellengang und den ſtarken Sturm ſchwer beſchädigt worden. Ein Matroſe wurde über Bord geſpült und iſt ertrunken. Infolge der beftigen Regengüſſe haben in der Grafſchaft Roscommon(Irland) Erdrutſche ſtattgefunden. Die Einwohner mehrerer größe⸗ rer Ortſchaften verlaſſen panikartig ihre Wohnungen. * Ein geheimnisvoller Banknotenſpender. Die In⸗ ſaſſen eines nach deutſchem Muſter erbauten Hauſes mit zahlreichen kleinen Wohnungen, einer ſogenannten moder⸗ nen Mietskaſerne in Glasgow, erlebten neulich abends eine eigenartige, angenehme Ueberraſchung. Bei jedem Mieter erſchien ein diſtinguiert gekleideter Fremder, fragte an, ob er ihm nicht etwas Gutes erweiſen dürfe und drückte dem Erſtaunten, ehe er etwas erwidern konnte, eine Banknote in die Hand. Nachdem jeder im Hauſe anweſende Mieter einen Geldſchein empfangen hatte, war der Fremde ebenſo plötzlich, wie er gekommen, wieder verſchwunden. Als bald darauf der Wirt auf der Bild⸗ fläche erſchien, von ſeinen Hausbewohnern die ſeltſame Geſchichte von dem Erſcheinen des Banknotenſpenders hörte und nach kurzer Prüfung erkannte, daß es ſich um vollkommen echte Ein⸗Pfund⸗Noten(20 Mk.) handelte, machte er der Polizei davon Mitteilung. Bisher hat man von dem auf ſo ungewöhnliche Weiſe ſich ſeines Mammons entledigenden Philanthropen nicht die geringſte Spur entdecken können. „P. o und der Bürgermeiſter von Tölz. Das Luftſchiff„Parſeval 6“ hatte eine Fernfahrt von München nach dem Tegernſee und Bad Tölz angeſetzt. Vor dem Antritt der Reiſe benachrichtigte die Parſeval⸗Luftfahr⸗ zeuggeſellſchaft in München das Bürgermeiſteramt in Tegernſee von der Fernfahrt und erklärte, daß„P. 6“ gegen Zahlung von 400 Mark zwei ſchöne Schleifen über dem Tegernſee und Bad Tölz machen würde. Der Bürger⸗ meiſter von Tölz ließ aber den Brief unbeantwortet, und ſo kam es, daß der„P. 6“ geſtern den Tegernſee nur an ſeiner Weſtſpitze bei Gmunden überſchnitt, dann wen⸗ dete und den Tölzern nur ſein Hinterteil zeigte. ** Ein ſchmerer Autamobilunfall in München. Als nach Schluß der„Walküre“ das Publitum am Dienstag abend in der zehnten Stunde aus dem Prinzregenten⸗ Theater ſtrömte, fuhr in der Nähe der Reſtauration ein großes ſchweres Mietautomobil, deſſen Chauffeur aus noch unbekannter Urſache die Steuerung verloren hatte, plötz⸗ lich mitten auf den Bürgerſteig in die dichtge⸗ drängte Menſchenmenge hinein. Eine Dame, angeb⸗ lich namens Birmingham, wurde ſofort getötet und ihre Schweſter ſchwer verletzt. Eine dritte Dame kam mit leich⸗ teren Wunden davon. Die Getötete hatte einen ſchweren Schädelbruch erlitten, und der Bruſtkorb war ihr von dem ſchweren Gefährt eingedrückt worden. Die Verletzte trug eine Gehirnerſchütterung und Quetſchungen an der Bruſt und am Knie davon. Die beiden Verunglückten waren, wie es heißt, in einer Penſion in der Ottoſtraße zu Mün⸗ chen abaeſtiegen. f In Waldkirchen(Bayern) wurde eine Bauerntochter auf offener Straße von einem Unbekannten durch Meſſer⸗ ſtiche getötet und beraubt. Die Leiche hat der Mörder dann in den Bach geworfen. Verantwortlich für die Redaktion: Wilhelm Bingener, Viernheim Bekanntmachung. Mittwoch, den 7. September l. Is., vorm. 10 Uhr werden auf dem Rathauſe dahier: 1. Verſchiedene Allmen dgrundſtücke auf die Dauer der Ge⸗ nußzeit in Pacht an die Meiſtbietenden, 2. das Anliefern von ca. 100 Ztr. Stroh in den Faſelſtall und 3. das Anfahren von ca. 300 cbm Straßenſchotter auf die gemeinheitl. Straßen und Wege an die Wenigſt- nehmenden verſteigert. Die Gemeinde beabſichtigt, die Lieferung der im Winter 1910è11 für Schul- und Rathaus erforderlich werdenden 400 Zir. Ruhr⸗Nußkohlen auf dem Wege der Sub⸗ miſſion zu vergeben. Diesbezügliche Offerten ſind bis Dieuſtag, den 6. d. Mts., abends 6 Uhr bei uns einzureichen, woſelbſt auch die Lieferungsbedingungen von heute an zur Einſicht der Intereſſenten bereit liegen. Viernheim, den 1. September 1910. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlwein. Jillige Kohlen* Offeriere in prima Qualität ab meinem Lager: la. Fettschrot per Zentner M. O, 90 la. Hausbrand NM. II, n 1, O5 la. Ruhr N. I per Zentner Mk. 1515 la. Ruhr L IL per Zentner Mk. 1520 Briketts, Koks Schmiedekohlen eto. eto. Hermann Seeger, Konlenbanilung Mannheim Büro Laurentiusstr. 30 Telephon 1387 Fast gänzlich schmerzloses Zahnziehen 1.— Mk. Von uns endlich erreicht und zur grössten Berühmtheit der Reform-Zahn-Praxis geworden. 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