u . Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich: Dienſtag, Donnerſtag u. Samſtag mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: iernhei Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. Verbreitellte und geleſenſe Zeitung am hieſtgen Plaße, daher befles und 30 Pfg. monatlich einſchließlich Trägerlohn · durch die Poſt Ml. 1.14 vierteljährlich. Anzeigen preis: 12 Pfennig die einſpaltige Petit⸗Zeile Lokal⸗Anzeigen 10 Pfennig. Reklamen: 30 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. ben. 20. irfungsvollſles Inſerlions-Organ. Segrändet 1884. Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Bei event. gerichtlicher Beitreibung oder im Falle eines Konkurſes kommt jeder Rabatt in Wegfall. Nr. 99. —— 26. Jahrgang Wochenrundſchau. In die ſprichwörtlich gewordene Stille der für unſere Redakteure mit manchen verlegenen Augenblicken verbundenen Zeit der ſauren Gurke hat der Kaiſer eine Abwechſelung gebracht, die noch lange Wochen Gegenſtand lebhafteſter ſpaltenlangen Erörterungen in der Preſſe ſein wird. In Königsberg hat der Kaiſer eine Rede ge⸗ halten, die wegen der aus ihr ſprechenden eigentümlichen Auffaſſung des Kaiſers von unſerem konſtitutionellen Staatsweſen namentlich die linksſtehenden Blätter und vor allem die ſozialdemokratiſchen zu ſcharfen Angriffen auf den Kaiſer und ſeinen Kanzler Veranlaſſung bot, und die nach ihrer Kommentierung in der„Nordd. Allg. Ztg.“ erſt recht das Objekt ſchärfſter Kritik geworden iſt. Man muß geſtehen, die Auslegung der Rede in dem offiziöſen Blatte war ſo ungeſchickt, ſo hilflos, daß ſie all— gemein überraſchte. Der Kanzler ſtellt ſich vollſtändig auf den Standpunkt des Kaiſers, den er allerdings anders auslegt als die Oeffentlichkeit, und dieſe Stellungnahme Bethmanns hat in der liberalen und roten Preſſe immer wieder den Ruf nach Einberufung des Reichstages laut werden laſſen. Die Sozialdemokratie glaubt in den Aus⸗ laſſungen des Kaiſers ein kräftiges Agitationsmaterial gefunden zu haben, ſo daß ihre Verſuche nach der agitatori— ſchen Seite alles bisher Dageweſene übertreffen. Dazu hat ſie nun noch den Fleiſchnotrummel als Waffengefährten erhalten, und ſo ſtehen denn wieder einmal die ſozial⸗ demokratiſchen Preſſeerörterungen im Zeichen eines vor— aus geahnten Siegestaumels. Ob die ſozialdemokratiſche Preſſe recht behalten wird, ob bei den nächſten Wahlen das Volk, ſo wie es von ihr verſtanden wird, die Zeche be⸗ zahlt? Die bürgerlichen Parteien haben jetzt noch das Heft in der Hand; mögen„die anderen“ ſehen, wie ſie mit den Genoſſen fertig werden! Das Centrum ſteht furchtlos da, im Vertrauen auf ſeine innere Kraft, die es noch nie im Stiche gelaſſen hat. Noch am Dienstag erfuhren wir das aufs neue, wo in Warburg⸗Höxter der Centrumskandidat Prof. Dr. Martin Spahn-Straßburg mit erdrückender Mehrheit gegen den Sozialdemokraten gewählt wurde. In Frankreich exiſtiert bekanntlich ein Verein jugend⸗ licher franzöſiſcher Katholiken, hervorgegangen im Jahre 1900 aus ſozialen Studienzirkeln, die auch noch bis jetzt die Grundlage bildeten. Der Verein erſtrebt Aufklärung und Organiſation der Volksmaſſen im Geiſt der chriſt⸗ lichen Demokratie, Verſöhnung des demokratiſchen Geiſtes der Republik mit der chriſtlichen Weltanſchauung, Ver⸗ teidigung der chriſtlichen Grundſätze unter Betonung fort⸗ ſchrittlicher Reform. Gegen dieſen Sillon ſind bereits r Samstag, den 3. September 1910. verſchiedene franzöſiſche Biſchöfe mit Zenſuren vorge⸗ gangen. Jetzt hat Papſt Pius X. mit einer Enzyklika eingegriffen. Darin werden die guten Abſichten und der begeiſterte Eifer vieler Silloniſten gelobt, aber betont, daß im Sillon ſelbſt Lehren und Anſchauungen ſich fänden, melche ſich als falſche chriſtliche Demokratie darſtellten und die weiſen Direktiven des verſtorbenen Papſtes Leo XIII. zu falſchen Zwecken ausbeuteten. Hoffentlich beherzigen die jugendlichen Stürmer die väterlichen Er⸗ mahnungen des Papſtes. In Portugal haben die Corteswahlen noch einmal eine Majorität für die Regierung ergeben, aber die repu⸗ blikaniſchen Stimmen haben eine derartige Höhe erreicht, daß die Tatſache nicht mehr hinwegzuleugnen iſt, daß Por⸗ tugal ernſten Zeiten entgegengeht. In ihrer Hilfloſigkeit betreibt nun die Regierung einen Kulturkampf nach ſpani⸗ ſchem Muſter. Damit iſt natürlich der Anfang vom Ende gemacht. Am Balkan riecht's wieder einmal nach Pulver. Von verſchiedenen Seiten ſind im Laufe der Woche Meldungen verbreitet worden, wonach eine Kriegserklärung der Tür⸗ kei an Griechenland unmittelbar bevorſtehen ſoll. Der Kriegsminiſter Mahmud-Schefket⸗Paſcha habe bereits Be⸗ fehl gegeben, die geſamten verfügbaren Mannſchaften mobil zu machen, ſowie ſämtliche auf Urlaub befindlichen Offi⸗ ziere einzuberufen. Es heißt ferner, daß man beabſichtigte, an der griechiſchen Grenze eine große Schlacht zu liefern und ſchon in drei Wochen vor der griechiſchen Hauptſtadt zu ſtehen. Dieſe Meldungen werden zwar halboffiziös dementiert, ſcheinen aber doch nicht ſo ganz jeder Unterlage zu entbehren. Wenn man die Spannung zwiſchen Griechen⸗ land und der Türkei berückſichtigt, die durch den Ausfall der Wahlen zur Nationalverſammlung noch verſchärft wor⸗ den ſind, dann kommt einem das türkiſche Dementi doch ſehr eigentümlich vor. Es heißt darin nämlich es handle ſich lediglich um ein Manöver, das dem Ernſtfall möglichſt nahekommen ſoll. Man wolle dem griechiſchen Volke zeigen, was die Türkei, die allein in den europäiſchen Teilen ihres Reiches über 180 000 Mann unter Waffen habe, an Trup⸗ penſtärke aufbieten könne. Demgegenüber iſt die Tatſache zu konſtatieren, daß noch vor wenigen Stunden, allerdings von unverantwortlicher Stelle, das Gerücht nach Deutſch⸗ land gedrungen iſt, eine Kriegserklärung der Türkei an Griechenland ſtehe bevor.— Hoffen wir, daß es nicht mitgeteilt. die Sozialdemakratie wolle unter der Politiſche Rundſchau. J Berlin, 2. September. ::„Friedensausſichten“. Vor einigen Tagen wurde Hand . Grundlage gedacht. D zu einer Einigung kommen. Wie das noch möglich ſein ſoll, iſt ſchwer erſichtlich angeſichts der folgenden Tat⸗ ſachen;:„Wir gehen mit gutem Gewiſſen nach Magde⸗ burg,“ verſichert der Führer der badiſchen Budgetbe⸗ williger, Reichstagsabgeordneter Frank, in Karl Kautskys „Neuer Zeit“. Er wirft Kautsky„unehrliche Spe⸗ kulation“, einen„plumpen Kniff“ und Be⸗ ſchmutzung der perſönlichen Ehre von Partei⸗ freunden durch den Vergleich von 17 Abgeordneten der eigenen Partei mit Streikbrechern vor, die ſich„byzan⸗ tiniſch“, wie„Sklaven“ oder„hündiſch“ benommen 3 Abg. Frank verteidigt den„Disziplinbruch“ wie folgt: „Der Kadavergehorſam, den man uns aufzwingen will, unterſcheidet ſich von der freiwilligen Diſziplin, die wir als unentbehrlich anerkennen, in folgendem Punkte: Der Soldat muß ſeinen Dienſtbefehl, auch den als unſinnig erkannten, ohne Widerrede ausführen. Er hat nach dem Vollzug das Recht der Beſchwerde. Genau dieſelbe Stellung möchte uns Genoſſe Kautsky zuweiſen. Wir ſollen eine Reſolution befolgen, auch wenn wir unter den Umſtänden, unter denen wir handeln müſſen, die Partei zu ſchädigen glauben; dafür aber gibt er uns wie den Musketieren und Dragonern das Recht der nach⸗ träglichen Beſchwerde an den vorgeſetzten Parteitag. Ein Abgeordneter, der ſich nach dieſem bequemen Schema richten würde, müßte ſich den Vorwurf der Pflichtver⸗ letzung gefallen laſſen.... Wir können keinen Reichs⸗ kriegsrat brauchen, der vom grünen Tiſch aus in grünem Hefte jeden Schritt unſerer Bewegung vorze e chnet.“ Das ſind ja allerliebſte„Friedensaus i ten“. 10 Ein Zwiſchenfall bei der Berliner Herbſtparade. An der Ecke der„Linden“ und Friedrichſtraße näherte ſich dem Automobil des Kronprinzen, der ſich auf der Fahrt zur Parade befand, eine Dame. Ehe die Schutz⸗ leute ſie daran zu hindern vermochten, hatte ſie dem Kronprinzen ein Schreiben überreicht, das dieſer an ſich nahm. Der Kronprinz ſetzte die Fahrt fort. Auf der Polizei⸗ wache, wohin ſie ſiſtiert wurde, gab die Dame an, ihr Mann ſei unſchuldig in Haft genommen, und ſie befinde ſich mit ihren drei Kindern in bitterer Not, deshalb habe ſie ſich an den Kronprinzen gewandt. f . Fabrik und Handwerk. Noch für dieſen Herbſt ſind vom Reichsamt des Innern auf Wunſch beteiligter Kreiſe der Induſtrie und des Handwerks Verhandlungen über die Frage der Abgrenzung zwiſchen Fabrik und Handwerk in Ausſicht genommen, zu denen außer den beteiligten Reſſorts des Reiches und der größten Bundes⸗ ſtaaten auch Vertreter der Handelskammern und Hand⸗ werkskammern zugezogen werden ſollen. Dieſe Beratun⸗ gen haben die Aufgahe, feſtzuſtellen, ob und auf welche Weiſe eine klare begriffliche Beſtimmung für die Unter⸗ ſcheidung von Fabrik und Handwerk herbeizuführen iſt. Die Löſung der ganzen Frage war auf reichsgeſetzlicher Nun bat ſich der deutſche Innunas⸗ Unrecht Gut. Kriminalroman von Reinhold Ortmann. 71(Nachdruck verboten.) Die einzige gute Eigenſchaft, die ich bisher an ihr habe entdecken können, iſt ihre wahrhaft abgöttiſche Liebe für den kleinen Erwin, das Söhnchen der Frau Römhild. Und weil der Junge wirklich ein lieber Kerl iſt, mögen ihr um dieſer rührenden Zärtlichkeit willen all ihre ſonſtigen Fehler in Gnaden verziehen ſein. Du wünſchteſt den Zeitpunkt meiner Rückkehr nach Berlin zu erfahren. Aber ich kann ihn noch nicht angeben. Denn einſtweilen gefällt mir's hier ſo gut, daß ich gar nicht an den Tag der Abreiſe denken mag. Die Ausſpannung tut mir wohl, und es war mir immer die beſte Erholung, mich in der Nähe eines menſchlichen Weſens zu wiſſen, dem meine Sympathie und meine aufrichtige Teilnahme gehörten. Auf ein noch ungewiſſes Wiederſehen alſo Dein Arnold.“ Der Doktor verſah den Brief mit der Adreſſe des Rechts⸗ anwalts Kurt Helbing in Berlin und machte ſich auf, um ihn ſelbſt zu der Poſtagentur im Dorfe zu tragen. Als er die erſten Häuſer erreicht hatte— es war inzwiſchen ſchon dämmerig geworden— kam ihm von dem Stege her, an dem die großen Elbdampfer anlegten, ein elegant gekleideter Herr von ungefähr dreißig Jahren entgegen. Sie mußten auf dem ſchmalen Ufer⸗ wege hart an einander vorüber, und trotz der ungewiſſen Be⸗ leuchtung konnte infolgedeſſen der Doktor für einen Moment das Geſicht des andern deutlich erkennen. Und da gewann es den Anſchein, als ob dieſer Mann ihm nicht mehr fremd ſei. Denn auf ſeinem Antlitz erſchien plötzlich wieder jener finſtere Ausdruck, vor dem ſich Frau Margarete Römhild bei ihrer erſten Begegnung ein paar Minuten lang gefürchtet hatte. Aber er ging doch ohne Gruß und Wort an dem neuen An⸗ kömmling vorüber. Und dieſer hatte ihn ſeinerſeits mit einem ſo flüchtigen und gleichgültigen Blick geſtreift, daß er wohl ſchwer⸗ lich einen alten Bekannten in ihm zu erkennen geglaubt hatte. Es war längſt völlig dunkel geworden, als Dr. Arnold Runge von ſeinem Spaziergange in die Villa„Waldfrieden“ zurückkehrte. Das Küchenmädchen brachte ihm ſein einfaches Abendeſſen, und trotz der empfindlichen Kühle des Spätherbſt⸗ abends trat der Arzt nach beendetem Mahle mit ſeiner Zigarre auf den Balkon hinaus, der zwar nur um ein Geringes höher lag als der Garten, zwiſchen deſſen Säulen ſich aber ein ſo dichtes Efeugerank ausſpannte, daß man einen hinter dieſer grünen Schirmwand Verborgenen von draußen kaum wahr⸗ zunehmen vermochte. Tiefe, friedliche Stille herrſchte in der Umgebung der ein⸗ ſam gelegenen Villa, und undeutlich nur tauchten als ſchwarze formloſe Maſſen die Büſche und Bäume des Gartens aus der Dunkelheit auf. Plötzlich ſchlug der Klang einer menſchlichen Stimme an das Ohr des Doktors, einer Stimme, die zwar vorſichtig ge⸗ dämpft war, deren Rede in dem tiefen Schweigen aber nichts⸗ deſtoweniger deutlich vernehmbar wurde. Es war ohne Zweifel ein Mann, der da ſprach. Und er ſagte: „Mach' doch keine Flauſen— ich bitte dich!— Als wenn ich nicht ſehr genau wüßte, was für ein hübſches Sümmchen ihr noch hinter der Hand habt. Sei zufrieden, daß ich nicht mehr verlange. Ein anderer würde unter gleichen Umſtänden wahrſcheinlich weniger beſcheiden ſein als ich.“ Eine zweite Stimme gab Antwort. Aber was der Doktor von dieſer Antwort hörte, war nichts als ein undeutliches Ge⸗ murmel. In heftiger nervöſer Erregung die Zigarre zwiſchen ſeinen Fingern zerdrückend, trat er dicht an die Efeuwand und ſpähte angeſtrengt nach der Richtung hin, wo ſich die Sprechenden befinden mußten. Und nun unterſchied er wirk⸗ lich, wenn auch in unbeſtimmten Konturen, die beiden Ge⸗ ſtalten, die langſam auf einem der Gartenwege dahinſchritten. Es waren ein Mann und eine Frau. An ein Erkennen der Geſichter war nicht zu denken; Dr. Runge aber wußte nichts⸗ deſtoweniger genau, wen er da vor ſich habe. Die Begegnung. die er vorhin in der Nähe der Landungsbrücke gehabt, ſagte es ihm. Und weiter ſagte es ihm der weiße Kopfſhawl, den er hell aus dem Dunkel ſchimmern ſah, und den Frau Margarete Römhild bei ihren abendlichen Spaziergängen ſtets zu tragen pflegte. Nun hörte er wieder die männliche Stimme ſagen: „Und ich bleibe dabei, daß es mindeſtens noch fünfzig⸗ tauſend ſein müſſen. Ich kann doch rechnen. Da ſpielen die lumpigen fünfe, die du mir geben ſollſt, wahrhaftig keine Rolle. Was würdeſt du denn anfangen, wenn ich morgen zum Staatsanwalt ginge und ihm erzählte, was es mit eurem Reichtum—“ Weiter hörte der Doktor nichts mehr, denn er hatte ſeinen Standort verlaſſen und war in das Zimmer zurückgekehrt, bleichen und traurigen Antlitzes wie ein Menſch, vor deſſen Augen eben eine holde Illuſion oder eine liebe Hoffnung in klägliche Trümmer zerbrochen iſt. Wohl ein Dutzendmal ging er in dem kleinen Gemach auf und nieder, erſichtlich mit einem ſchweren Entſchluß kämpfend. Für ihn bedurfte es ja keiner Erklärungen zum Verſtändniſſe deſſen, was er eben wider ſeinen Willen erlauſcht hatte. Er hatte in dem Mann, der ihm vorhin am Landungsſteg begegnet war, den Buchhalter Emil Römhild erkannt, einen jüngeren Bruder des Defrau⸗ danten, der gleich dieſem eine Zeitlang im Kontor des von ſeiner jüngſt verſtorbenen Tante betriebenen Bankgeſchäfts be⸗ dienſtet geweſen, aber wegen verſchiedener Unregelmäßigkeiten entlaſſen worden war, lange bevor die ſchweren Verfehlungen ſeines Bruders an den Tag kamen. Freilich war er ihm nur ein paarmal flüchtig im Hauſe ſeiner Tante begegnet, ſo flüchtig, daß der andere bei dem heutigen Zuſammentreffen offenbar nicht recht gewußt hatte, wen er vor ſich habe. Aber ſein Gedächtnis für Phyſiognomien war untrüglich, und es ſtimmte ja auch alles ſo gut zuſammen, daß ein Zweifel eitel Torheit geweſen wäre. Cortſetzung folgt.) und Handwerkertag am vergangenen Montag auch mit dieſer Angelegenheit beſchäftigt und ſich dabei auf den Standpunkt geſtellt, daß von einer geſetzlichen Regelung kaum große Vorteile zu erwarten ſind, daß vielmehr auf dem Wege der Verſtändigung zwiſchen Handwerk und Induſtrie die ſtreitigen Fragen viel eher zu erledigen wären. Es wurde darauf hingewieſen, daß ſchon in einer ganzen Reihe von Fällen eine ſolche Verſtändigung herbeigeführt ſei.— Das wäre allerdings der einfachſte Weg zur Löſung ſehr ſchwieriger Fragen. (1) Die„Freiſinnige Zeitung“, gegründet von Eugen Richter, feierte am 1. September ihr 25 jähriges Beſtehen. — Infolge einer geradezu frappierenden geſchäftlichen Ungeſchicklichkeit hat das Blatt nie„auf den Damm“ kommen können, obwohl es die am allerbeſten redigierte freiſinnige Zeitung iſt, die im wohltuenden Gegenſatz zu den großen Schreiorganen der Provinz ſteht. : Zur Fleiſchteuerung. Die in Breslau erſcheinende „Schleſ. Ztg.“ ſchreibt:„Vor einiger Zeit hatte eine ſozial⸗ demokratiſche Volksverſammlung, die ſich mit der Fleiſch⸗ teuerung beſchäftigte, heftige Angriffe gegen die Breslauer Fleiſchermeiſter gerichtet, weil dieſe im Verhältnis zu den Viehpreiſen zu hohe Fleiſchpreiſe forderten. Die Ver⸗ ſammlung wählte auch eine Kommiſſion, die die Ange⸗ legenheit weiter verfolgen ſollte. Wie ein hieſiges frei⸗ ſinniges Blatt zu melden weiß, haben ſich darauf die Breslauer Fleiſchermeiſter gedrungen gefühlt, ſich vor der Breslauer Sozialdemokratie wegen der hohen Fleiſchpreiſe zu rechtfertigen. Der Vorſtand der Vereinigten Bres⸗ lauer Fleiſcherinnung erklärte ſich ſofort bereit, der Kom⸗ miſſion„jede gewünſchte Aufklärung über die Geſchäfts⸗ lage“ zu geben, und zur letzten Vorſtandsſitzung wurden drei Mitglieder der ſozialdemokratiſchen Kommiſſion zuge⸗ zogen, und es wurde ihnen der„Beweis“ erbracht, daß die Fleiſcher keine Schuld an der Fleiſchteuerung trügen, was nun in einer neuen Volksverſammlung bekannt ge⸗ geben werden ſoll. Man kannt geſpannt darauf ſein, mit welchen Argumenten ſich die„Genoſſen“ ſo ſchnell von 55 Unſchuld der Breslauer Fleiſcher haben überzeugen alien. — Grenzregulierung in Oſtafrika. Im Reichskolonial⸗ amt haben Verhandlungen zwiſchen Deutſchland, England und Belgien zur Regulierung der Einzel⸗ heiten für die neuen Grenzen in der Seengegend in Oſtafrika ſtattgefunden. Nach viertägiger Sitzung wurde ein in allen Punkten befriedigendes Einvernehmen hergeſtellt. Europäiſches Ausland. Spanien. ? Die inneren Verhältniſſe werden immer ſchwieriger. Der Kulturkampf nimmt weniger das öffentliche Intereſſe in Anſpruch als der Streik im Gebiete von Bilbao, der zu ſchweren Unruhen geführt hat. Eine größere Anzahl von Fabriken und faſt alle Geſchäftslokale haben ge⸗ ſchloſſen. Die Arbeiter halten ſich auf den Straßen auf und greifen die Truppen an, die auf- und abpatrouillieren, um die Ordnung aufrechtzuerhalten. Die Unterſtadt iſt voll von Soldaten. Die obere Stadt iſt von jedem Verkehr abgeſchnitten. Die Arbeiter bewarfen das Militär mit Steinen. Viele Verhaftungen wurden vorgenommen. In der Stadt herrſcht Panik. Türkei. * Die Spannung zwiſchen Griechenland und der Türkei verſchärft ſich immer mehr. Jetzt hat der grie⸗ chiſche Geſandte in Konſtantinopel Erklärungen über die Wahlen der Kreter in die griechiſche Nationalverſamm— lung abgegeben, die von dem türkiſchen Miniſter des Aeußern Rifaat⸗Paſcha als ungenügend bezeichnet wurden. Angeſichts dieſer Tatſache wollen die Gerüchte von einer bevorſtehenden Kriegserklärung nicht ver⸗ ſtummen. Oeſterreich-Ungarn. * Das Verhältnis zwiſchen Oeſterreich und Italien iſt bekanntlich manchmal nicht das beſte geweſen. Das ſoll nun anſcheinend gründlich anders werden. Nach einer Konferenz zwiſchen dem italieniſchen Miniſter des Aus- wärtigen di San Giuliano und dem Grafen Aehrenthal hat di San Giuliano in einer Audienz dem Kaiſer Franz Joſef ein Handſchreiben des Königs Viktor Emanuel überreicht, in dem der König ſeine dem Kaiſer zum Geburtstage telegraphiſch übermittelten Wünſche in den herzlichſten Worten erneuert und den verbündeten Herrſcher ſeiner freundſchatlichen Geühle verſichert. Kaiſer Oberanmetgan und ſtiut Paſſionsſpiele. Eine Reiſeſkizze von Gans Mayr, Hauptlehrer. V Die Gliederung der Handlung iſt einfach und leicht verſtändlich. Sie umfaßt die Leidensgeſchichte des Herrn von ſeinem Einzug in Jeruſalem bis zur Auferſtehung in 3 Ab⸗ teilungen und 17 dramatiſchen Scenen. Jeder dieſer Scenen geht ein lebendes Bild aus dem alten Teſtamente voraus, ſo daß eine ſtändige Parallele zwiſchen dem alten und neuen Bunde gezogen iſt. Zu den lebenden Bildern tritt jedesmal der Chor auf, der Führer ſpricht einen kurzen Prolog und der Chor ſingt den erläuternden Text. Ich bin von ver- ſchiedener Seite eindringlichſt erſucht worden, das Paſſions⸗ ſpiel als ſolches ja recht ausführlich und anſchaulich zu ſchil⸗ dern. Obwohl ich weiß, daß das dem Charakter einer Reiſe- ſkizze wenig entſpricht, will ich doch dem Erſuchen ſtattgeben, insbeſondere klar zu machen ſuchen, in welcher ſinnigen Weiſe ſich Bild an Bild, Handlung an Handlung reihen. Nach⸗ ſtehende Ueberſicht der lebenden Bilder und der ſich an- 3 Handlungen mag zunächſt dem erwähnten Zwecke enen: 1. Vorſtellung. Lebendes Bild: Die Söhne des Patriarchen Jakob beſchließen, ihren jüngeren Bruder Joſeph aus dem Wege zu räumen. Handlung: Die Hohenprieſter und Schriftlehrer halten Rat, wie ſie Jeſum in ihre Gewalt bringen können. 2. Vorſtellung. Lebende Bilder: 1. Der junge Tobtas nimmt Abſchied von ſeinen Eltern.— 2. Die liebende Braut beklagt den Verluſt ihres Bräutigams.(Hohelied 5, 17.) Handlung: Chriſtus zu Bethania wird von Maria geſalbt. Er nimmt Abſchied von ſeiner Mutter u. ſeinen Freunden. 3. Vorſtellung. Lebendes Bild: König Aſſuer verſtößt die Königin Vaſtht und erhebt die Eſther. Franz Joſef ſandte dem König Viktor Emanuel ein Dank⸗ telegramm, in dem er den König bittet, überzeugt zu ſein, daß er die ihm ausgedrückten Gefühle aufrichtiger Freund⸗ ſchaft und Bundesgenoſſenſchaft auf das wärmſte erwidere. Die Cholera. (0 Schon glaubte man, daß die Choleragefahr für Berlin und ſeine Nachbarſtädte beſeitigt ſei, als am Donnerstag ein neuer Fall von echter Cholera aſiatica in Spandau feſtgeſtellt wurde. Bei der Waſchfrau Heubeck, die die Wäſche der verſtorbenen Frau Sar⸗ now beſeitigt hatte, und die vor mehreren Tagen unter choleraverdächtigen Erſcheinungen erkrankt war, iſt auf Grund der bakteriologiſchen Unterſuchung Cholera kon⸗ ſtatiert worden. Das Befinden der Frau iſt vorläufig zufriedenſtellend. Zur Vorſicht wurden auch ihr Mann und ihre vier Kinder zur Beobachtung im Spandauer Krankenhaus interniert. Die Wohnung wurde polizeilich geſperrt und desinfiziert. Ferner wurde unter cholera⸗ verdächtigen Erſcheinungen der Baggermeiſter Kreu⸗ zinger, der auf einem Bagger im Großſchiffahrts⸗ kanal Berlin⸗Stettin angeſtellt iſt, in das Krankenhaus eingeliefert. Patronenkiſten als Choleraherd. Gleichzeitig iſt es den Bemühungen der Spandauer Geſundheitsbehörden gelungen, den mutmaßlichen Herd der Cholera zu entdecken. Anfangs war man der An⸗ ſicht, daß die Infektion durch ruſſiſche Auswanderer, die auf dem Bahnhof Ruhleben in Quarantäne gelegen hatten, hervorgegangen ſei. Da jedoch die Eheleute Sarnow, bei denen Cholera aſiatica konſtatiert wurde, mit den Ruſſen nicht in Berührung gekommen waren, ſo wurde dieſe Annahme bald verworfen. Sarnow iſt bekanntlich Hilfsreviſor in den königlichen Munitionswerken zu Span⸗ dau. Die Cholerakommiſſion glaubte deshalb feſtſtellen zu müſſen, ob ſich Sarnow vielleicht in ſeinem Beruf infiziert habe. Am Donnerstag nachmittag begab ſich die Cholerakommiſſion nach den königlichen Munitionswerken in Spandau. Dort erregten vor allem die Kiſten, in denen die Munition und Patronentaſchen verpackt ſind, Verdacht. Die Kiſten waren mit Schmutz und Schim⸗ mel bedeckt, und es wurde aus den Büchern nachgewieſen, daß mehrere der Kiſten die ruſſiſche Grenze paſſiert hatten. Die Aerzte vertraten die Anſicht, daß in dem Schimmel Choleraerreger enthalten ſind. Die Kiſten wur⸗ den ſofort beſchlagnahmt. Gleichzeitig wurden Proben des verdächtigen Schmutzes an das bakteriologiſche Inſtitut in Berlin zur Prüfung überſandt. Es iſt nachgewieſen, daß Sarnow in der letzten Zeit mit der Reviſion der Munitionskiſten zu tun hatte. Die Choleragefahr in Berlin iſt jetzt faſt völlig beſeitigt. Am Donnerstag nachmittag wurden ſämtliche Patienten, die unter Choleraverdacht in das Rudolf Virchowkrankenhaus eingeliefert worden waren, bis auf drei wieder entlaſſen, da die bakteriologi⸗ ſchen Unterſuchungen keinen Anhalt mehr dafür boten, daß die Verdächtigen noch krank ſind. Der Mechaniker Karl Otto, Frau Anna Meleczynska und Frau Marta Schulz werden noch einige Tage zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben. Neueinlieferungen ſind nicht erfolgt. Die Leiche des verſtorbenen Arbeiters Paul Friedrich iſt zur Beerdigung freigegeben worden. Auch in Char⸗ lottenburg ſind alle im Krankenhaus Weſtend als cholera⸗ verdächtig internierten Perſonen als geſund wieder ent⸗ laſſen worden. Im Befinden des im Spandauer Kranken⸗ haus liegenden Desinfektors Neumann iſt abermals eine Verſchlimmerung eingetreten, und es beſteht jetzt kaum noch Hoffnung. ihn am Leben zu erhalten. Die Cholera im Auslande. Aus außerdeutſchen Gebieten liegen folgende Mel⸗ dungen vor: „— Wien, 1. Septbr. Wie das Stadtphyſikat mit⸗ teilt, haben ſich die Erkrankungen der im Franz⸗Joſef⸗ Hoſpital mit Magen⸗ und Darmkatarrhen eingelieferten Perſonen als vollſtändig unbedenklich erwieſen. Geſtern wurden wieder zwei magen⸗ und darmerkrankte Perſonen eingeliefert. Bei einer heute vormittag im All⸗ gemeinen Krankenhauſe zur Behandlung aufgenommenen Frau Anna Chalupski aus Tulln ſtellte ſich bald nach der Einlieferung beftiger Brechdurchfall ein. Es wurden Handlung: Chriſtus geht mit ſeinen Jüngern wieder nach Jeruſalem und weint bei dem Anblick der ſündigen Stadt, die auch ihn bald verſtößt. 4. Vorſtellung. Lebendes Bild: Der Herr gibt dem israelitiſchen Volke in der Wuͤſte das Manna und die Weintrauben aus Kanaan. Handlung: Jeſus hält mit ſeinen Jüngern das letzte Paſcha- mahl und ſtiftet das Mahl des neuen Bundes zu ſeinem Andenken. 5. Vorſtellung. Lebendes Bild: Die Söhne Jakobs verkaufen ihren Bruder um zwanzig Silberlinge. Handlung: Judas wird mit den Phariſäern einig, ihnen um 30 Stiberlinge ſeinen Herrn und Meiſter auszuliefern. 6. Vorſtellung. Lebende Bilder: 1. Adam muß im bittern Schweiße ſeines Angeſichtes ſein Brot eſſen.— 2. Joab, unter dem Vorwande, dem Amaſa den Freundſchaftskuß aufzu⸗ drücken, ſtößt ihm den Dolch durch den Leib. Handlung: Chriſtus leidet bittere Todesangſt,— wird von Judas mit einem Kuſſe verraten,— von der Rotte gefangen genommen und weggeführt. 7. Vorſtellung. Lebendes Bild: Michäas, der Prophet, bekommt einen Backen⸗ ſtreich, weil er dem König Achab die Wahrheit ſagte. Handlung: Jeſus wird Annas vorgeſtellt und ins Angeſicht ge⸗ ſchlagen. 8. Vorſtellung. Lebende Bilder: 1. Der unſchuldige Naboth wird durch falſche Zeugen zum Tode verurtellt.— 2. Job erduldet von ſeinem Weibe und ſeinen Freunden viele Beſchimpfungen. Handlung: Chriſtus wird zu Kalphas geführt und auf falſche Zeugen hin des Todes ſchuldig erklärt. Er wird von Petrus verleugnet, von den Dienern verſpottet und mißhandelt. deshalb zur Beobachtung der verdächtigen Krankheits⸗ erſcheinungen ſofort alle entſprechenden Vorkehrungen ge⸗ troffen. Die bakteriologiſche Unterſuchung ergab, daß es ſich nicht um Cholera handelt. — Brünn, 1. Septbr. 350 aus Jeruſalem zurück⸗ kehrende Pilger mußten ſich auf Anordnung der hieſigen Behörde einer ärztlichen. Unterſuchung auf Choleraver⸗ dacht hin unterziehen. Bis auf zwei, die einige Tage iſo⸗ liert bleiben, wurden alle nach der Unterſuchung als ge⸗ ſund entlaſſen. — Bukareſt. 1. Septbr. Bei einer unter Cholera⸗ verdacht ins Hoſpital eingelieferten Markthallen⸗Verkäufe⸗ rin wurde Cholera aſiatica konſtatiert. Die Behörde hat daraufhin die Schließung ſämtlicher Markthallen angeordnet. Alle Verkäufer und Verkäuferinnen, die ihre Stände in der Nähe der Erkrankten haben, müſſen ſich einer ärztlichen Unterſuchung und mehrtägigen Iſolierung unterziehen. . Rom, 1. Septbr. In den letzten 24 Stunden ſind in Barletta fünf Erkrankungen und fünf Todesfälle an Cholera feſtgeſtellt worden, in Trani ein Todesfall, in Molfetta zwei Erkrankungen und ein Todesfall, in Spinazzola eine Erkrankung und ein Todes⸗ fall, in Bitonto eine Erkrankung, in Margherita di Sa⸗ voia eine Erkrankung und vier Todesfälle, in Trinitapoli zwei Erkrankungen und ein Todesfall und in Cerignola zwei verdächtige Erkrankungen und zwei Todesfälle. Aus Nah und Fern. — Nicht beſtätigt hat ſich die Heidelberger Meldung, wonach der Nürnberger Raubmörder Dick in Beerfelden im Odenwald ergriffen worden ſein ſollte. Dagegen meldet man aus Unter⸗Moſſau im Odenwald: In der Wirtſchaft zum Bauernhof hielt ſich angeblich letzten Sonntag der wiederholt ſteckbrieflich verfolgte Nürnberger Mörder Dick auf. Als man ihn feſtnehmen wollte, machte er ſich aus dem Staube. Die für ſeine Perſonalien charakteriſtiſche Warze am Halſe hatte ihn verraten. Ob es ſich auch hier um den Vielgeſuchten handeln mag, muß bezweifelt werden. — Lampertheim, 2. Sept. Bei der Einfahrt des Arbeiterzuges auf Station Lnzenberg wurde der 17 Jahre alte Technikerlehrling Wehrle im Gedränge von einem bis jetzt Un- bekannten unter den noch im Gange befindlichen Zug geſtoßen. Er kam dabei mit dem einen Fuß unter ein Rad und wurde ihm derſelbe oberhalb des Knöchels abgefahren. Der Bedauerns- werte kam ins allgemeine Krankenhaus. — Lorſch, 2. Sept. In der Schweiz verhaftet wurde der nach Unterſchlagungen zu Ungunſten der Zigarrenfabrik Reis fluͤchtig gegangene und durch die Staatsanwaltſchaft Darmſtadt verfolgte Werkführer Konrad Koch von hier. Er wurde zur Aburteilung abgeliefert.— Die Frau des Val. Fehres hier iſt plötzlich irrſtnnig geworden. Sie war zugegen, als die Leichen der Greta Schäfer und des Robert Kleiſer ge⸗ borgen wurden und muß durch den Anblick den Verſtand ver⸗ loren haben. Frau Fehrers hatte am Freitag Nachmittag die Fabrik verlaſſen und wollte ſich in einem Graben im Felde ertränken. Zwei in der Nähe weilende Männer zogen die Un⸗ glückliche heraus und brachten ſie nach Hauſe. — Heppenheim a. d. Bergſtr., 30. Aug. Der tapfere Odenwälder. Der aus unſerer Kreisgemeinde Hammelbach ſtammende, beim hieſigen Schornſteinfegermeiſter Platter als Lehrling beſchäftigte, nunmehr zu Wermertshauſen (Harburg) tätige Schornſteinfegergehilfe Adam Stein wurde dieſer Tage im Walde auf offener Landſtraße von 5 Zigeunern über- fallen und zu berauben verſucht. Der wackere Odenwälder aber ſpaltete mit ſeiner einzigen Waffe, ſeiner„Kratze“, dem erſten Angreifer die Kinnlade, ſodaß der Raͤuber bewußtlos zu⸗ ſammenbrach. Als nun die übrigen 4 Kerle ſich ſeiner be⸗ mächtigen wollten, erſchien zufällig die Gendarmerie auf dem Plane, worauf die Zigeuner ſchleunigſt Reißaus nahmen und im dichten Walde verſchwanden. Der niedergehauene Räuber aber wurde verhaftet. — Seckenheim, 31. Aug. Geſtern ſollte hier eine Trauung ſtattfinden. Der Standesbeamte brauchte jedoch ſeines Amtes nicht zu walten, da die Braut zu dieſem Akte nicht er⸗ 9. Vorſtellung. Lebendes Bild: Der Brudermörder Kain, von Gewiſſensbiſſen gequält, irrt unſtät und flüchtig auf der Erde umher. Handlung: Der verſammelte hohe Rat beſtätigt das über Chriſtus ausgeſprochene Todesurteil.— Judas kommt voll Reue in die Ratsverſammlung, wirft die dreißig Silberlinge hin, geht von Verzweiflung getrieben davon und erhängt ſich. 10. Vorſtellung. Lebendes Bild: Die Landvögte verklagen den Daniel bei dem Könige Darius und drängen darauf, daß er in die Löwengrube geworfen werde. Handlung: Chriſtus wird zu Pilatus abgeführt und von den Prieſtern vor demſelben verklagt.— Dieſer erklärt ihn für unſchuldig und läßt ihn zu Herodes führen. 11. Vorſtellung. Lebendes Bild: Der gefangene Samſon muß den Philiſter⸗ fürſten zu höhnender Kurzweil dienen. Handlung: Herodes behandelt Chriſtum mit Spott und Hohn und ſendet ihn zu Pilatus zurück. 12. Vorſtellung. Lebende Bilder: 1. Joſephs Rock wird mit Blut beſprengt.— 2. Der zum Opfer beſtimmte Widder im Dornenſtrauch. Handlung: Jeſus wird gegeißelt und mit Dornen gekrönt. 13. Vorſtellung. Lebende Bilder: 1. Joſeph wird als Landesvater dem Volke vorgeſtellt.— 2. Loſung uber die zwei Böcke, von denen der eine entlaſſen, der andere für die Sünden des Volkes geſchlachtet wird. Handlung: Pllatus ſtellt den gegeißelten und gekrönten Chriſtus dem Volke vor; dieſes verlangt die Freilaſſung des Barabbas und den Tod Chriſti. Die Standhaftig- keit des Pilatus wird durch Drohungen erſchüttert; er ſpricht Barabbas frei und über Jeſus das Todesurteil. 14. Vorſtellung. Lebende Bilder: 1. Iſaak, zum Opfer beſtimmt, beſteigt mit pabiere Kinde. eine E der ſic wußte, Reſerbe kein“ bet die 0 kein abe Militär wie jede erſt eine treffende gangen, eſſant iſt wahlen i ein Deu die Liſte von Du Mann k Frankfu auf deſſt deren J Geg von ſich Vorhänt nächſt d ſolide men, ale Brimbor neue He. an der Ei herein. g aus Hullurg: ſathe Din bben Mahn Handlung 2 Alt Be Jeſ Volg n Jeſu ter Slutte bung, n in f Nan zum holt an Due haun aubeln t bez e alte gt Un. ſohm, wurde lerns⸗ burde abr haft Er ö dal. gehen, 2 ge⸗ 1 in die Felde Un det ande veſſet auſen dieſer über- alder dem ö zu · t bes 1 ub in aher eine feines t en — ſin het. bet nt l vabol dem die den 1 ſter⸗ Hohn a0 . Jolle vol den ſchien. Sie war in aller Stille in der Frühe abgereiſt, wohin ſteht nech nicht genau feſt. — Heidelberg, 2. Sept. Aus Furcht vor Erblindung hat ſich der hieſige angeſehene Arzt Dr. Brian erſchoſſen. Dr. Brian hatte den Feldzug 1870—71 als Arzt bei der badiſchen Felddiviſion mitgemacht und war mit dem 5. Feldlazarett in die Gefangenſchaft Garibaldis geraten. Obwohl eine im Krieg davongetragene Verwundung am Bein ihm ſehr hinderlich war, übte Dr. Brian ſpͤter eine ſehr umfangreiche ärztliche Praxis aus. — Aus dem Ried, 2. Sept. Die Weißkrauternte fallt heuer ſo reich aus, wie ſeit Jahren eine ſolche nicht er⸗ lebt wurde. Die Preiſe ſind daher ungewöhnlich niedrig. — Mannheim, 2. September. Ueber einen kurioſen Fall von einem in Mannheim wohnenden Deutſchen, der doch kein Deutſcher iſt, berichten pfälziſche Blätter. Er wurde 1875 in Speyer geboren, wuchs dort auf und meldete ſich als junger Mann vorſchriftsmäßig zur Stammrolle an. Er wurde auch genommen, diente ſeine zwei Jahre beim 17. bayriſchen Infanterieregiment in Germersheim ab und wurde auch ſpäter zur Neſerve- und Landwehrübung eingezogen. Vor drei Jahren verheiratete er ſich, und die Trauung wurde auf Grund ſeiner Militär⸗ papiere vollzogen. Später, als er bei der Geburt eines Kindes Papiere beibringen mußte, machte die Behörde eine Entdeckung, die ihn aus allen Himmeln riß. Er, der ſich ſtets als Deutſcher fühlte und es nicht anders wußte, der zwei Jahre beim Militär gedient hatte, eine Reſerve⸗ und eine Landwehrübung machen mußte, iſt kein Deutſcher. Er wollte es ſelbſt nicht glauben, aber die Behörde bewies es ihm ſchwarz auf weiß. Sein Vater, ein Pfälzer, war einſtmals nach Amerika aus⸗ gewandert, aber 1875, alſo vor der Geburt ſeines Sohnes, wieder nach Speyer zurückgekehrt. Jedenfalls aus Un⸗ kenntnis hat er das bayriſche Staatsbürgerrecht nicht wieder erworben. Des amerikaniſchen Bürgerrechts war er inzwiſchen verluſtig gegangen, und ſo kommt es, daß ſein Sohn heimatlos iſt. Amerikaner iſt er nicht, Deut⸗ ſcher, trotzdem er dienen mußte, auch nicht, es ſei denn, er legt zirka 180 Mark, ſoviel koſtet die Erwerbung der bayriſchen Staatsangehörigkeit, auf den Tiſch der Be⸗ hörde. Dagegen ſträubt ſich aber der Betreffende. Er iſt der Meinung, daß er als Deutſcher, der nur aus Verſehen kein abgeſtempelter Deutſcher iſt, der zwei Jahre beim Militär dienen, Uebungen machen mußte uſw., genau wie jeder, der ein richtiger Deutſcher iſt, daß der nicht erſt eine ſolche Summe zu zahlen braucht. Der Be— treffende iſt nun ſchon verſchiedene Inſtanzen durchge- gangen, aber überall mit negativem Reſultat. Inter⸗ eſſant iſt, daß der Betreffende bei den letzten Reichstags⸗ wahlen in Mannheim gewählt hat, denn er glaubte doch, ein Deutſcher zu ſein. Er war auch ordnungsmäßig in die Liſten eingetragen und wurde nicht beanſtandet. — Frankfurt a. M., 2. September. Bekanntlich iſt in Frankfurt a. M. vor einigen Tagen der Reichsgraf von Dunin⸗Borkowski in Haft genommen worden. Der Mann betrieb großen Pomp und Aufwand. Wem iſt in Frankfurt nicht ſchon der elegante Landauer aufgefallen, auf deſſen Bock zwei hellbraun gekleidete Bediente ſaßen, deren Zylinder Silberſchnüre aufwieſen? Wer bewun— derte nicht die edlen Pferde vor dem Wagen, die durch ihre Farbe ſofort ins Auge fielen, und wer intereſſierte ſich nicht für die tiptop gekleidete Geſtalt, die ſich vor— nehm in den Wagen zurücklehnte? Jener geſchniegelte und gebügelte Herr war der Reichsgraf, der aus ferner Gegend nach Frankfurt geeilt war, um in ganz Frankfurt von ſich reden zu machen. Er wohnte hinter blauſeidenen Vorhängen im Parterre eines Hauſes des Sandwegs, nächſt der Schellingſtraße. Die neugierigen Nachbarn, ſolide Bürgersleute, ſteckten natürlich die Köpfe zuſam⸗ men, als eines Tages ein ſo vornehmer Herr mit großem Brimborium ſeinen Einzug in die Wohnung hielt. Der neue Herr richtete ſein Heim ſehr hübſch ein. An den Fenſtern ſtanden immerfort Vaſen mit herrlichen Blumen. Hier und da ertönte von dort auch die Stimme eines exotiſchen Vogels, der da in triſter Gefangenſchaft lebte. Wenn man abends an der Wohnung vorbeiging, waren alle Zimmer hell erleuchtet, und es hielt womöglich eine Equipage vor dem Tor, oder ein galonierter Diener ſtand an der Eingangspforte und geleitete die Gäſte des Herrn herein. Hinter den blauen Vorhängen wurden nur Unter⸗ haltungen zwiſchen Männern gepflogen, es wurde mancher Flaſche Sekt der Hals gebrochen, manche Importen ge— raucht— oder. wenn aar nichts anderes übrig blieb— dem Holze beladen den Berg.— 2. Moſes erhöht eine aus Erz gegoſſene Schlange an einem Kreuzespfahl. Handlung: Ehriſtus, mit dem Kreuze beladen, wird nach Gol⸗ gatha geführt und begegnet ſeiner betrübten Mutter.— Simon von Cyrene wird gezwungen, das Kreuz zu ubernehmen. 15. Vorſtellung. Melodrama: Jeſus auf Golgatha. Handlung: Jeſus wird, an das Kreuz geheftet, erhoben.— Spott über ihn.— Jeſu letzte Worte u. Hinſcheiden.— Abnahme vom Kreuze.— Vorkehrung der Juden zur Bewachung des Grabes.— Beerdigung des Leichnams Jeſu. 16. Vorſtellung. Prolog und Grabgeſang. Jeſus erſteht glorreich aus dem Grabe.— Die Wäch⸗ ter erſchrecken.— 17. Vorſtellung. Schlußtableau: Triumph und Verherrlichung Chriſti.— Soweit das erhabene Stoffgebiet. Schon der geniale Aufbau desſelben erregt unſere ganze Bewunderung. Durch den ſtändigen Wechſelaltteſtamentlicher Vorbilder mit neuteſtament⸗ licher Handlung iſt nicht nur jeder Eintönigkeit des Spieles vorgebeugt, ſondern wird auch jene Mannigfaltgkeit und Pracht der Scenerie ermöglicht, die unſer„heiliges Staunen“ noch vermehrt. Schon oft habe ich mich im Stillen gefragt: Was hat dich mehr gepackt, die bezaubernden Bilder oder das hin⸗ reißende Spiel. Die Antwort bin ich mir ſelbſt noch ſchuldig. Einige der Bilder haben ſich mir unauslöſchlich ins Gedächt⸗ nis eingeprägt. Ich denke dabei vor allem an das„Manna in der Waſte“. Vom Himmel regnet es die weißen Körnlein. Eine Volksmenge von 300 bis 400 Perſonen ſieht dem Him- melswunder zu. Viele ſchauen dankerfuͤllten Herzens auf zum] Geber alles Guten, andere ſind zur Erde geſunken und leſen gierig das Himmelsbrot auf. Jedes Menſchenalter iſt quer geſchrieben. Die Finanzen des Grafen ſollen nämlich ſehr ſchlecht geweſen ſein, und er ſetzte ſeine ganze Hoff⸗ nung auf eine Heirat mit einer ſehr vermögenden Frank⸗ furter Witwe. Die Dame hatte den Grafen überhaupt nicht gekannt und nur einmal gehört, daß er ſich ihr vorzuſtellen wünſche, was ſie aber dankend ablehnte. Der Bewerber aber erzählte überall von der„bevorſtehenden Verlobung“ mit jener Witwe und ſchilderte in den glü⸗ hendſten Farben, welche Goldhaufen dann ſein Eigen wären. Wechſel über viele Tauſende von Mark ſetzte er in Kurs, indem er ſeine Lieferanten damit bezahlte, die nachher die Wechſel ſelbſt einlöſen mußten, da der Graf hierzu nicht imſtande war. Als die Geſchichte mit der Verlobung nicht mehr zog, brachte der Hochſtapler eine neue Heirat auf das Tapet. Die Glückliche ſollte eine be⸗ güterte Lebedame ſein. Schließlich trauten die Geſchäfts⸗ leute den Wechſeln und dem Grafen nicht mehr, und der Reichsgraf ſiedelte nach Ginnheim über, wo jetzt ſeine Verhaftung erfolgte. Lokale Nachrichten. Viernheim, 3. Septbr. — Herr Pfarrer Georg Helfrich von Ockenheim iſt in Bad Salzſchlirf, wo er ſich zur Wiederherſtellung ſeiner angegriffenen Geſundheit aufhielt, geſtorben. Der Verewigte, welcher in Viernheim nahe Verwandte beſitzt, ſtammte aus Birkenau und war am 16. April 1838 geboren, wurde am 14. Auguſt 1864 zum Prieſter geweiht und war ſeit 1873 Pfarrer von Ockenheim, wo er überaus ſegensreich gewirkt hat. Vorher war er Kaplan zu Heidesheim bis 19. Auguſt 1864; dann Kaplan zu Heuſenſtamm bis 30. Auguſt 1866; ferner Kaplan in Ockenheim bis 25. Oktober 1866; Pfarr⸗ verwalter zu Ockenheim 17. November 1873 nach dem Tod des Geiſtl. Rates Bender, der über 50 Jahre Pfarrer in Ocken⸗ heim geweſen war. Pfarrer in Ockenheim 10. September 1874. Ein erfolgreiches Prieſterleben hat jetzt ſeinen Abſchluß ge⸗ funden. Seine ihm anvertraute Herde wird dem Verſtorbenen ſicherlich ein gutes Andenken bewahren, und ſeiner im Gebet gedenken. Der Tod des Herrn Pfarrers Helfrich trat infolge Lungenentzündung Mittwoch Nacht um halb 4 Uhr ein. — Verband der kath. Jugendvereinigungen der Diözeſe Mainz. Am Dienstag, den 6. September, nachmittags 2 Uhr, findet im kath. Vereinshaus zu Darmſtadt elne Vorſtands-Sitzung mit ſehr reicher Tagesordnung ſtatt. In erſter Linie dient die Sttzung der Vorbereitung der 7. Präſtdes-Konferenz. — Der pfälziſche Wetterprophet Heinrich Stürzenuacker prognoſtiziert für den Monat September das Wetter wie folgt: In den erſten Tagen dieſes Monats ſteht unbeſtändiges Wetter in Aus ſicht und werden es beſonders der 3. und 4. September ſein, welche größere Gewitter-Nieder- ſchläge bringen. Schöne, klare, zumeiſt ſonnige Tage werden dieſen Tagen folgen, um Mitte September zeitweiſe durch Strichregen erſetzt zu werden. Vereinzelt wird ſich dabei Nebelbildung zeigen. Größere Regenfälle und zwar ſtrichwelſe mit Gewittern werden in den Tagen des 18. und 19. September nieder ehen, während von dieſen Tagen an bis zu Ende September ſchönes, zumeiſt heiteres, jedoch von vereinzelten Strichreden begleitetes Wetter eintreten wird. Aus Stadt und Land. ** cine Rutengängerin. Mit der Wünſchelrute nach Waſſer geſucht hat auf den Bahnhöfen in Norkitten und Wehlau im Auftrage der Inſterburger Eiſenbahnbetriebs⸗ inſpektion die Tochter Lisbeth des in Eydtkuhnen wohn⸗ haften Klempnermeiſters Paulat. Frl. P. hat die Waſſer⸗ adern an den betreffenden Stellen bezeichnet, wo die Bohrverſuche für Brunnenanlagen gegenwärtig vorge⸗ nommen werden. Als Entſchädigung erhielt die Dame je 75 Mark. Frl. P. arbeitet bereits mehrere Jahre, und zwar mit großer Sicherheit, mit der Wünſchelrute. Denn vor etwa zwei Jahren ſuchte ſie in Eydtkuhnen auf dem Markte mit der Wünſchelrute nach Waſſer und be⸗ zeichnete mit Sicherheit die Stelle, wo eine unterirdiſche Waſſerader ſich befindet. Die Bohrverſuche beſtätigten dies, und der Brunnen liefert reichlich autes Trinkwaſſer. vertreten, Greiſe und Greiſinnen, Männer und Frauen, Jünglinge und Jungfrauen, auch viele Mütter mit Kindern auf dem Arme. Dazwiſchen ſteht auf einem Felsblock die hohe ehrfurchtgebietende Geſtalt des Moſes. Viele haben ſich vor ihm auf die Kniee geworfen, als wollten ſie ihm Dank zollen und ihm huldigen als dem großen Wundertäter, er aber hebt ſeinen Stab gegen den Himmel und zeigt dem Volke den wahren Helfer. Und nochmals treffen wir Moſes im Lebenden Bilde inmitten ſeines Volkes, diesmal aber das Volk in anderer Stimmung. Es hat gemurrt gegen ſeinen Herrn, gemurrt gegen ſeinen Gott, der ihm ſo viele Beweiſe ſeiner väterlichen Huld gegeben. Mit giftigen Schlangen hat der Herr geant⸗ wortet. Da liegen ſie nun die Wankelmütigen hundertweis auf dem Boden, gebiſſen vom giftigen Gewürm, das ſich zwiſchen ihnen durchwindet. Hunderte haben ſich um Moſes geſchart, ſchauen flehend auf zu ihm, er möge doch das Un⸗ heil wieder abwenden. Und Moſes zeigt mit ſeinem Stab nach einer mächtigen ehernen Schlange, die er an einem Kreuzespfahl erhoht hat, als wollte er ſagen:„Dorthin rich⸗ tet Eure Blicke, ſchaut vertrauensvoll auf zum Kreuze und ihr ſeid gerettet.“ Ein Bild von überwältigender Kraft. Wohl ſcheinen manche Bilder für den erſten Augenblick etwas zu überladen, aber auch ſie ſind mit feinem künſtleriſchen Sinn erfaßt und zeigen neben großer Innigkeit der Em⸗ pfindung eine meiſterhafte Bewältigung der Maſſen. Und dann dieſe märchenhaft ſchöne, berauſchende Farbenharmonie! Dieſe bewundernswerte Auffaſſung bibliſcher Vorgänge! Dieſes Aufgehen eines jedes Einzelnen in ſeiner Rolle! Machen dieſe Vorzüge ſchon die lebenden Bilder zu Meiſterwerken, wie um ſo mehr kommen dieſelben den dramatiſchen Scenen zu ſtatten. Greifen wir einzelne derſelben heraus, zunaͤchſt die packendſte aller Scenen: Chriſti Einzug in Jeruſalem. (Fortſetzung folgt). *Der Urheber des Münchener Automobilunglücks, dem, wie berichtet, zwei amerikaniſche Damen zum Opfer fielen, ſtellte ſich der Polizei. Es iſt ein Wagenbauer, der neben dem Chauffeur ſaß und ohne Erlaubnis das Automobil in Bewegung geſetzt hatte, um etwas näher an den Rinnſtein heranzukommen. Wie er auf der Polizei erklärte, habe er dann den 60 pferdigen Wagen nicht wieder zum Stehen bringen können. Die beiden verunglückten Damen, die 31 jährige Juwelierswitwe Alwine Goodrich, die getötet wurde, und ihre Schweſter, die Ländereihänd⸗ lerswitwe Roſa Buckingham, hielten ſich mit zwei Freun⸗ dinnen nach einer längeren Reiſe durch Deutſchland ſeit dem Frühjahr in München auf. Das Befinden der Frau Buckingham hat ſich bedeutend gebeſſert, ſo daß für ihr Leben keine Gefahr mehr beſteht. Der zunächſt feſtge⸗ nommene Chauffeur das Automobils iſt aus der Haft ent⸗ laſſen worden, da ſich der eigentliche Schuldige ſelbſt ge⸗ bellt Paß ahjſtoriſcher Grabfund in der Oberpfalz. Von dem Medizinalrat Thenn iſt bei Beilngries in der Ober⸗ pfalz ein intereſſanter prähiſtoriſcher Grabfund gemacht worden. Medizinalrat Thenn entdeckte ein von einem Steinkreis umgebenes Opfergrab, in dem ſich zwei um⸗ ſchlungene, nach Oſten gerichtete Skelette befanden, um⸗ geben von Urnen und Schmuckſachen aus der Bronzezeit. Der Fund iſt dem prähiſtoriſchen Muſeum in München überwieſen worden.—.—— 4 * Große Defraudation bei der Budapeſter Wechsler⸗ bank. Der Chef der mittelſtädtiſchen Filiale der Wechsler⸗ bank„Merkur“, Aladar Oblatt, iſt nach Entwendung von Wertpapieren im Werte von 58000 Kronen flüchtig geworden. Oblatt hatte ſeinen diesjährigen Urlaub in Abbazia verbracht. Von dort reiſte er nach Wien. Seitdem fehlt jede Spur des Flüchtigen. Er ſoll ſich angeblich nach Berlin gewandt haben. Hinter Oblatt iſt ein Steckbrief erlaſſen worden. ** Neues Erdbeben in Italien. Am Mittwoch wurde die Stadt Reggio in Kalabrien wieder von einem ſtarken Erdbeben heimgeſucht. Es entſtand eine Panik unter den Bewohnern, die noch durch einen Brand in den Militärbaracken vergrößert wurde. Das Feuer verurſachte eine Exploſion, und infolgedeſſen flog ein Muni⸗ tionsdepot in die Luft; ferner wurden ſämtliche Ställe eingeäſchert. Nur mit größter Mühe gelang es der Feuerwehr, den Brand zu lokaliſieren. *Mit 1600 000 Mark Schulden verſchwunden. Der Naphtha⸗Induſtrielle Medamejew aus Baku iſt, nachdem er auf der Meſſe in Niſchni⸗Nowgorod große Einkäufe gemacht hatte, mit Hinterlaſſung von 800 000 Rubeln Verbindlichkeiten ins Ausland geflüchtet. * Selbſtmordverſuch einer verkannten Dichterin. Aus Newyork wird gemeldet: Am Dienstag abend erſchien eine ſehr elegante und auffällig hübſche Dame im Aſtor⸗ Hotel, drängte ſich durch zahlreiche, die Gänge füllende Gäſte und ſchoß ſich dann eine Revolverkugel in die Herzgegend. Schwer verwundet brachte man die Dame nach dem Hoſpital, wo feſtgeſtellt wurde, daß die Kugel die Lunge durchbohrt hat. Es beſteht wenig Hoff⸗ nung, die Unglückliche am Leben zu erhalten.— Nach einer weiteren Meldung handelt es ſich um Miß Vera Fitch, eine Couſine des amerikaniſchen Dramatikers Clyde Fitch. Miß Fitch hatte ſich bemüht, ſich ſchriftſtelleriſch zu betätigen, doch ohne rechten Erfolg. Darüber verfiel ſie in Trübſinn und ſuchte nun ihrem Leben gewaltſam ein Ende zu machen. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Auf dem Kohlenbergwerk Trifail bei Graz wurden beim Abräumen zehn Arbeiter von Geſteinsmaſſen ver⸗ ſchüttet. Bisher iſt eine Leiche geborgen worden. Am Südufer der Krim iſt ein großer Waldbrand aus⸗ gebrochen. Militär iſt herangezogen worden, um die kaiſerlichen Forſten zu ſchützen. Auf dem Frankfurter Hauptbahnhof ſtieß in der Halle beim Rangieren ein Leerzug gegen einen Poſtwagen. Mehrere Poſtbeamte wurden leicht verletzt. In Hittfeld bei Harburg a. E. iſt eine Diphtheritis⸗ epidemie ausgebrochen. Die Krankheitsfälle haben ſich ſo vermehrt, daß die Volksſchulen geſchloſſen werden mußten. In Biebersdorf bei Reinerz brannte das Gaſthaus „Zum Hirſchwald“ nieder. Von zwei jungen Leuten, die auf dem Heuboden nächtigten, fand einer den Tod in den Flammen, der andere erlitt ſchwere Brandwunden. In einem Dresdner Gaſthauſe hat der 28 jährige Joſef Fabatra aus Prag ſeine Geliebte, das Dienſtmädchen Anna Lukeſofa, erſchoſſen und ſich dann lebensgefährlich verletzt. In München droht ein Milchkrieg auszubrechen. Die Milchhändler haben den Beſchluß gefaßt, vom 1. Sep⸗ tember ab das Liter Milch an Detailliſten nur noch für 17 Pfennig zu liefern. Am 1. Oktober ſoll ein weiterer Preisauiſchlag um einen. Pfennig erfolgen. Marktbericht. = Seckenheim, 31. Aug. Der geſtrige Schweinemarkt war mit 174 Stück Milchſchweinen befahren, von denen 120 Stück zum Preiſe von 16 bis 22 Mk. verkauft wurden. Verantwortlich für die Redaktion: Wilhelm Bingener, Viernheim J r Trunksucht Eine Probe von dem POUDRE ZENEN TO wird gratis gesandt. Die Neigung zu berauschenden Getränken kann dauernd vernichtet werden, Sklaven der Trunksucht können jetzt e befreit werden, sogar ade gegen ihren eigenen % inen. Ein harmloses % alver, FouDbRE ZkE- NEN TO genannt, ist erfunden worden; es ist leicht zu nehmen, für jedes Geschlecht u. Alter geeignet u. kann in Speisen oder Ge- — ä. vrinzken gegeben wer- den, selbst ohne Wissen des Betreffenden. P 0 U D R E Z ENENT O wird als ganz unschädlich garantlert. Diejenigen, die einen Trunkstehtigen in ihrer Familie oder Bekanntenkreise baben, sollten nicht versäumen elne Gratis-Probe von dem POURDE ZENENTO zu verlangen. Dieselbe wird per Brief geschickt. Korrespondenz ist deutsch. POUDRE ZENENTO Co. 76, Wardour Street, LONDON 828,(England) Porto für Briefe 20 Pfg., für Postkarten 10 Pfg · 15 f * 3 f SD— Turn⸗ 9 f f 7 12 S DASS D DS ⸗Perein Piernheim. 1 7 Ake 9 8 E 0 5 1 Am Sountag, den 4. Sept. d. Is., 1 5 0 2 1 beginnend, hält der Verein 9 5 ofort geſucht. I Sommer- Feſt. „ Sommer⸗Feſt 5 l i 8 5e 1 5 N Näheres zu erfragen in der Expedition 6 er f 5 5 dieſes Blattes. 5 a e eee Aufführun⸗ 8 7 f 755 gungen. Abends; 14 eke de e* Ohmetgras⸗ Verſtei rt bei bengaliſcher Beleuchtung. E ne 0 b Am Montag, den 8 e. die verehrl. Einwohner- N 0 iſt Kindern nicht ſo NN 1 e eee, A er I. Is., vorm. Ii⸗ ſch 3 6 Rathauſe daſelbſt das ee ee 2 845 dem Der Vorſtand. 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