————— 9———ůůĩ—ů—ů——— Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich: Dienſtag, Donnerſtag u. Samſtag mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: Viernhei Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. Ferbreitelſte und geleſenſte Zeitung am hieſigen Plate, daher beſtes und mer Anzeiger Viernheimer Nachrichten. Anzeigenpreis: 12 Pfennig die einſpaltige Petit⸗Zeile Lokal⸗Anzeigen 10 Pfennig. Reklamen: 30 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. 30 Pfg. monatlich einſchließlich Trägerlohn durch die Poſt Ml. 1.14 vierteljährlich. Talephon⸗ Nr. 20. irfungsvolltes Inſerkions-Jrgan. Cenründer 1888 Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. Bei event. gerichtlicher Beitreibung oder im Falle eines Konkurſes kommt jeder Rabatt in Wegfall. Nr. 104. Jauriſten und Todesſtrafe. Die ſchwerſte Strafe, die unſer Strafgeſetzbuch vor⸗ ſieht, die Todesſtrafe, iſt von jeher der Gegenſtand lebhaf⸗ teſter Erörterungen geweſen, und wohl um keinen anderen Streitpunkt auf dem Gebiete des öffentlichen Intereſſes wird ſo ehrlich, mit ſolcher Ueberzeugungstreue gekämpft, als um das Für und Wider der Todesſtrafe. Es iſt ein erfreuliches Zeichen vom Hochſtande unſerer Kultur, daß in einer Frage, in der es ſich um die Vernichtung von Menſchenleben durch die irdiſche Gerichtsbarkeit handelt, eigene und Parteiintereſſen vor ſachlichen, tiefgründigen Erwägungen zurücktreten. Dieſe erfreuliche Erſcheinung konnte man auch auf dem in Danzig tagenden deutſchen Juriſtentage konſtatieren, wo erprobte Männer des Rechts ihre Anſichten über die Todesſtrafe zum Ausdruck brach— ten. In den 60er Jahren noch ſprach ſich der Juriſten⸗ tag faſt einſtimmig gegen die Todesſtrafe aus, heute haben ſich die an ihm beteiligten Juriſten in zwei große Lager geteilt. Von Juſtizrat Friedmann⸗Glogau iſt jetzt in Danzig der Antrag auf Abſchaffung der Todesſtrafe ge— ſtellt worden. In der Debatte über dieſen Antrag trat die Spaltung unter den Juriſten ſcharf in die Erſcheinung. Wir laſſen einen kleinen Bericht über die Verhandlungen, die die Oeffentlichkeit ſehr intereſſieren dürften, hier folgen: Profeſſor Köhler- München widerſpricht dem An— trag, da das Staatsoberhaupt jedenfalls eines beſonderen Schutzes bedürfe. Er will aber im 8 100 die Todes⸗ ſtrafe nur für Mord und Mordverſuch an einem deutſchen Bundesfürſten, nicht aber auch für Vorbereitungshand⸗ lungen beibehalten. Oberſtaatsanwalt v. Prittwitz⸗ Naumburg ſpricht ſich entſchieden für die Beibehaltung der Todesſtrafe aus. Ihre Bekämpfung gehe nur aus übertriebener Humanität und Sentimentalität hervor. Auch beim Mord ſolle man die Todesſtrafe als zwingendes Recht beibehalten. Oberlandesgerichtspräſident von Plehwe-Königs⸗ berg: Der Staat wird auf die Todesſtrafe zu ſeiner eigenen Sicherheit niemals verzichten können. Wie könnten wir uns zum Beiſpiel einen Krieg denken, ohne daß für Verrat auch ſofort eine vollſtreckbare Todesſtrafe ange— droht iſt?(Lebhafter Beifall und Widerſpruch.) Rechtsanwalt Saul⸗-Duisburg wendet ſich entſchieden gegen die Todesſtrafe, welche die einzige Strafe ſei, die irreparabel wirke. Profeſſor Berner, der Altmeiſter der deutſchen Strafrechtslehre, ſagte einmal, das Volksem— pfinden gegenüber der Todesſtrafe komme zum Ausdruck in dem Abſcheu des Volkes gegen den Henker. Kriegsgerichtsrat Elsner v. Gronau⸗ Berlin iſt für die Beibehaltung der Todesſtrafe. In den heutigen Donnerstag, den 15. September 1910. 26. Jahrgang. Zeiten revolutionärer Regungen könne die Autorität des Kaiſers und der Bundesfürſten gar nicht ſcharf genug gewahrt werden. Er könne ſich überhaupt nicht denken, wie beim Mord und Mordverſuch gegen einen deutſchen Bundesfürſten mildernde Umſtände in Betracht kommen könnten.(Beifall und Widerſpruch.) Landesgerichtspräſident v. Staff⸗ Breslau hält es für ausſichtslos, die Todesſtrafe zu bekämpfen. Sie ſei allerdings irreparabel, aber dieſer Einwand habe für Deutſchland keine Bedeutung, denn niemand könne einen Fall nennen, in dem in Deutſchland, wenigſtens in mo⸗ 107 Zeit, jemand unſchuldig hingerichtet wurde.(Bei⸗ all. Rechtsanwalt Dr. Menzel⸗ Berlin iſt gegen die Todesſtrafe. Der Juriſtentag ſolle ſich nicht um eine klare Stellung herumdrücken. Die Todesſtrafe ſei eine rohe, unmenſchliche Strafe und verleuane das Erbarmen, das der Juſtiz niemals fremd ſein ſolle. Man ſage auch auf der einen Seite, das Volk fordere die Todesſtrafe und habe auf der anderen Seite Angſt, daß die Geſchworenen ſie niemals anwenden würden, wenn man mildernde Um⸗ ſtände zulaſſe.(Sehr aut!) Es folgen die Schlußworte. Geheimrat Profeſſor Kahl verteidigt die Todesſtrafe. Wo ſind die Juſtizmorde, die rechtfertigen würden, die Irreparabilität der Todesſtrafe gegen ſie anzuführen. Bismarck nannte es ein Zeichen ſittlicher Schwäche, wenn dieſer Geſichtspunkt zu ſehr hervorgehoben werde Ich habe einer ganzen Anzahl Hinrichtungen beigewohnt und immer nur das Gefühl der Gerechtigkeit dabei empfunden. Das Recht geht in dieſem Falle nicht weiter, als es der Schutz der Staats- ordnung verlanat. Im Frieden das Leben derer, die an der Spitze des Staates ſtehen, und im Kriege die Staats- ſicherheit durch die ſchärfſten Mittel zu ſchützen, iſt ſtaat⸗ liche Pflicht. a Geheimrat Senatspräſident Olshauſen will in ſeinem Schlußwort nicht auf die Frage der Strafmittel prinzipiell eingehen, bittet aber den Juriſtentag, keine papierenen Beſchlüſſe zu faſſen, ſondern nur Beſchlüſſe, die auch erfüllt werden können. Es habe daher keinen Zweck, einen Beſchluß über die Todesſtrafe zu faſſen, der doch ausſichtslos ſei. Die Todesſtrafe ſei übrigens auf ſo wenig Fälle beſchränkt, daß ſie praktiſch keine er⸗ hebliche Bedeutung mehr habe. Man einigte ſich ſchließlich auf folgende Reſolution: „Die Einſchränkung der Todesſtrafe iſt nicht über das geltende Recht hinaus auszudehnen. Bei mildernden Umſtänden iſt dem Richter allgemein ein nach dem ordentlichen Strafverfahren abgeſtuftes Strafmilde⸗ rungsrecht einzuräumen. Der Vollzug der Todes⸗ ſtrafe iſt für das Reichsgebiet einheitlich zu regeln. Mit der Todesſtrafe ſoll der Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte von Rechts wegen verbunden ſein.“ Die Anträge, die ſich auf Abſchaffung der Todes— ſtrafe bezogen, wurden abgelehnt. 1 Tolitiſche Nundſ chau. (1) Nochmals Bethmann⸗Hollwegs Wahlparole. Zu den Dementis der Behauptungen der„Frankfurter Ztg.“ erklärt dies Blatt, daß ſeine Nachricht zutreffend ſei und die verſchiedenen inſpirierten Dementis nichts an dieſer Tatſache änderten. Das treffe auch auf das De⸗ menti des Berliner Korreſpondenten der„Kölniſchen Ztg.“ zu. Natürlich habe der Reichskanzler bisher keine Wahl⸗ parole„ausgegeben“. Aber erörtert habe er dieſe Parole im engen Kreiſe.— Das iſt freilich ſehr wahrſcheinlich, aber belanglos, denn daß der Kanzler mit der„Samm⸗ zungspolitik“ ſein Glück noch einmal verſuchen will, iſt ſchon längſt bekannt. „: Neuerung im Poſtſcheckverkehr. Seit dem 1. April können die für einen Kontoinhaber durch Poſtauftrag oder Nachnahme eingezogenen Beträge mittels Zahlkarte ſeinem Poſtſcheckkonto überwieſen werden, ſofern der Sen⸗ dung eine vom Abſender ausgefüllte Zahlkarte beigefügt iſt. Bei Poſtaufträgen kann letztere einfach in den Auf⸗ tragsbrief gelegt werden, bei Nachnahmeſendungen mußte bisher der Abſender die mit einer Klebeleiſte verſehene Zahlkarte auf die Rückſeite der Poſtkarte, Paketadreſſe uſw. kleben und außerdem an der Sendung mittels Siegelmarke oder dergleichen befeſtigen. Dieſes Verfahren iſt ſo um⸗ ſtändlich und zeitraubend, daß ſeine Durchführung im ge⸗ ſchäftlichen Leben auf Schwierigkeiten ſtieß. Das Reichs⸗ poſtamt wird daher in Erfüllung eines ihm aus kauf⸗ männiſchen Kreiſen zugegangenen Wunſches nach dem Muſter der ſeit dem 1. Juli d. J. in Verkehr befind⸗ lichen Nachnahmekarten und Nachnahme⸗Paketadreſſen mit anhängender Poſtanweiſung vom 1. Oktober ab auch Nachnahmekarten und Paketadreſſen mitan⸗ hängender Zahlkarte einführen. Leider werden die neuen Formulare nur von den Poſtſcheckämtern an die Kontoinhaber zum Preiſe von 5 Pfennig für je 10 Stück abgegeben. An den Poſtſchaltern ſind ſie nicht käuflich. Dagegen können die Formulare zu Nachnahmekarten und Nachnahmepaketadreſſen mit anhängender Zahlkarte durch die Privatinduſtrie hergeſtellt werden. Sie müſſen alsdann mit den amtlichen Muſtern in Papier, Farbe, Format und Druck genau übereinſtimmen. 92(St. Bureaukratius immer noch in Ehren. Auf einen unglaublichen Bureaukratenſtreich macht die„Weſer⸗ zeitung“ aufmerkſam; nach dieſem Blatte ſind von der Witwe des bei dem Eiſenbahnunglück am 23. Dezember vorigen Jahres bei Scheeſſel tödlich verunglückten Privat⸗ dozenten der Bonner Univerſität Dr. Kölpin vom Land⸗ rat des Kreiſes Rothenburg auf polizeilichem Wege acht Mark für Reinigung und Säubern der Kegelbahn in Scheeſſel von Blutſpuren, die beim Aufbahren der Leiche entſtanden waren, unter Androhung von Zwangs⸗ vollſtreckung erhoben worden! Das genannte Blatt verbürgt ſich für die Authentizität dieſes Vorfalles, zu dem ſich jeder Kommentar erübriat. „„ ñ̃. v. TÄ———— Unrecht Gut. Kriminalroman von Reinhold Ortmann. 12(Nachdruck verboten.) Nicht in dem gebieteriſchen Tone eines ſtrengen Unter⸗ ſuchungsrichters hatte er geſprochen, ſondern mit der bei allem Ernſt doch warmen Eindringlichkeit, über die ein guter und warmfühlender Menſch auch dem Schuldbeladenen gegenüber verfügt. Und dieſer Ton im Verein mit der Erinnerung an ihren kleinen Liebling, der jetzt vielleicht hinter der Tür des Nebenzimmers mit dem Tode kämpfte, brach ihren ſtarren Willen, das koſtbare Geheimnis zu wahren. Für eine kleine Weile drückte ſie die harten Hände mit den hageren, knotigen Fingern vor das Geſicht, dann hob ſie den weißen, zerzauſten Kopf und ſah mit einem Blick voll hilfloſen Flehens zu dem fremden Manne empor. „Wenn das Kind ſtirbt, Herr— was liegt dann noch daran, ob ſie mich einſperren! Das könnt' ich ja doch nicht lange überleben. Es muß wohl wahr ſein, Herr, wenn es heißt: Unrecht Gut gedeiht nicht.“ Es war nicht Dr. Runges Abſicht geweſen, ſie in dieſer Stunde zu einem ausführlichen Bekenntnis zu drängen, aber nachdem einmal das entſcheidende Wort über ihre Lippen ge⸗ kommen war, ſchien die alte Frau ſelbſt das unwiderſtehliche Bedürfnis zu fühlen, ihr Herz zu erleichtern. Und daran hinderte er ſie nicht. Daran, daß ſie jetzt die volle Wahrheit ſprach, konnte er nicht zweifeln, und er war Menſchenkenner genug, um die Empfindungen zu verſtehen, die dies einfältige Gemüt nach und nach jeder Fähigkeit beraubt hatten, zwiſchen Recht und Unrecht zu unterſcheiden. ö Sie hatte für Paul Römhild, dem ſie faſt ſeit den erſten Tagen ſeines Lebens eine treue Pflegerin geweſen war, dieſelbe abgöttiſche Zärtlichkeit gehegt, mit der ſie jetzt ſein nach⸗ gelaſſenes Söhnchen in ihr Herz geſchloſſen. Sie war blind geweſen für ſeine Schwächen und voll verzeihender Nachſicht für ſeine Laſter. Denn daß er ſchwach und laſterhaft geweſen war, ſie verſuchte es jetzt nicht zu leugnen. Und als ſie von ſeiner Heirat und ſeiner freudloſen Ehe ſprach, tat ſie es nicht mit den harten Worten, deren ſie ſich wenige Tage zuvor gegen die junge Witwe bedient hatte. „Sie hat ihn ohne Liebe genommen,“ ſagte ſie,„das weiß ich. Aber ſie hat ſich auch lange geſträubt und ſie hat ihm offen geſagt, daß ſie es nur täte, um die letzten Tage ihres kranken, gelähmten Vaters ein bischen zu erleichtern, und weil er immer drohte, daß er ſich ein Leid antun würde, wenn ſie nicht ſeine Frau würde. Da konnte ſie ihm dann wohl freilich nach der Hochzeit nicht geben, was ſie nicht für ihn hatte, und es war eine traurige Ehe vom erſten Tage an. Er führte ein ſchlechtes Leben, das iſt nun mal leider wahr, und es konnte wohl kein gutes Ende nehmen. Eines Abends— es war ein paar Tage vor ſeiner Verhaftung— kam er zu mir und gab mir ein verſiegeltes Paket.„Das ſoll für meinen kleinen Jungen ſein,“ ſagte er,„damit er keine Not zu leiden braucht und zu einem tüchtigen Menſchen erzogen werden kann. Aber du darfſt keinem Menſchen verraten, woher du's haſt— auch meiner Frau nicht. Der am allerwenigſten. Wenn mir was paſſiert, werden ſie ihr alles wegnehmen. Dann mußt du ihr mit dieſem Gelde beiſtehen, und du wirſt ſchon eine Ausrede finden, daß ſie denken kann, es käme wirklich von dir. Bis an dein Lebensende ſoll das Geld in deiner Verwahrung bleiben, aber du mußt gleich morgen ein Teſtament machen, daß niemand dich beerbt als mein Erwin!“ Ich habe das Geld angenommen, Herr Doktor, und ich habe ihm verſprochen, was er von mir verlangte. Gleich nachher kam dann die Geſchichte mit ſeiner Verhaftung und Verurteilung und all dem Schreck⸗ lichen, was damit zuſammenhing. Sie haben damals in ſeiner Wohnung wohl an die ſechsmal Hausſuchung gehalten und dabei das Unterſte zu oberſt gekehrt. Gefunden aber haben ſie nur ein paar hundert Mark, und darauf, daß ich das Geld in Verwahrung haben könnte, iſt keiner verfallen.“ „Und iſt Ihnen nie zum Bewußtſein gekommen, daß Sie nach dem Geſetz und vor Ihrem Gewiſſen die Pflicht gehabt hätten, das Geld an die Beſtohlene auszuliefern. Denn aus Ihrer Erzählung geht ja klar hervor, daß Sie ſeine Herkunft kannten.“ „Natürlich hab' ich daran gedacht. Aber die Frau Riemer⸗ ſchmidt, der das Bankgeſchäft gehörte, war eine reiche Dame, und der kleine Erwin wäre ein Bettelbube geweſen, wenn ich das Kapital hergegeben hätte, das mir ſein totkranker Vater — denn er war ſchon damals totkrank— für ihn anvertraut hatte. Da hab' ich denn gedacht: Lieber läßt du dich auf deine alten Tage ins Gefängnis ſperren, wenn es heraus⸗ kommt. Ich hab' eben den Jungen lieb, Herr Doktor— ſo lieb, wie ich ſeinen Vater gehabt habe. Und wenn ich jetzt auch eine große Sünderin bin vor den Menſchen, vor dem da oben will ich ſchon beſtehen.“ Arnold Runge war nicht in der Stimmung, mit ihr über ihre Auffaſſung zu rechten. Denn für ihn gab es in dieſer Angelegenheit nur eine einzige Frage von Bedeutung. Dieſe eine Frage aber beſchäftigte ihn ſo ſehr, daß er ſich's nicht ver⸗ ſagen konnte, ihr Worte zu geben. „Und Frau Römhild— ſie hat wirklich nicht geahnt, welchen Urſprung in Wahrheit Ihre vermeintlichen Wohltaten hatten?“ Mit der Entſchiedenheit einer felſenfeſten Ueberzeugung ſchüttelte die Alte den Kopf. „Nichts hat ſie geahnt— keinen Schimmer! Ich kann ja nicht gerade ſagen, Herr Doktor, daß ich ſie liebte— aber das muß ich ihr laſſen; rechtſchaffen iſt ſie, viel zu rechtſchaffen für dieſe erbärmliche Welt, in der doch blos jeder darauf aus⸗ geht, den andern zu betrügen— die Klugen unter dem Schutz des Geſetzes und die Dummen, indem ſie ſich gegen das Geſetz vergehen. Wenn ihr auch nur der geringſte Verdacht gekommen wäre, nicht einen Pfennig hätte ich behalten dürfen, und das Hemd von ihrem Leibe würde ſie hergegeben haben, um zu er⸗ ſetzen, was ſie erſetzen konnte.“ (Schluß folgt.) — )! Weshalb man in Oldenburg eingeſperrt werden kann. Von der achtmonatigen Inhafthaltung eines un⸗ beſcholtenen ländlichen Dienſtmädchens berichtet der Reichs⸗ tagsabgeordnete Dr. W. Struve in der„Kieler Ztg.“. Ein Landmann auf der Inſel Jehmarn hatte am 12. No⸗ vember 1908 die polniſche Galizierin Joſepha Kaſtan als Dienſtboten gemietet und, weil er mit ihr zufrieden war. ſie über ihren Vertrag hinaus behalten. Am 5. Januar 1910, alſo nach 14 Monaten, wird ſie auf Anordnung des Landrates des Kreiſes Oldenburg verhaftet, weil ſie, 5 es in der Anordnung heißt, als Ausländerin das deutſche Stgatsgebiet ſpäteſtens am 20. Dezember 1909 hätte verlaſſen müſſen. Eingaben des Arbeitgebers wie des Mädchens fruchten auch beim Regierungspräſidenten nichts; die Haftentlaſſung wird„nach Lage der beſtehen— den Vorſchriften“ abgelehnt. Anfang September wurde die Magd nach Neumünſter gebracht. Ihr Brotherr ſoll die Koſten dieſer achtmonatigen Haft Agen; er weigert ſich natürlich. Mit Recht fragt Dr. Struve: „Mit welcher Berechtigung konnte man dies Mädchen acht Monate ſeiner Freiheit entziehen? Wollte man es aber ausweiſen, warum tat man es nicht ſofort? Wo blieb das zuſtändige Amtsgericht? Eine Aufklärung über die Rechtsgrün de zu dieſem Vorgehen muß entſchieden gefordert werden; wir kennen ſie nicht.“ (2) Eine Erinnerung an die„Doppelte Moral“. Der „Verlagsbuchhändler“ Peter Ganter, der, wie noch er⸗ innerlich iſt, vor zwei Jahren durch ſeine„blauen Briefe“, mit denen er ſeinen Kolportageroman„Doppelte Moral“ vertrieb, in weiten Kreiſen in ganz Deutſchland lebhafte Beunruhigung hervorrief und dafür vom Land⸗ gericht München IJ zu einem Jahre Gefängnis verurteilt wurde, iſt von der Polizeidirektion München aus München und Bayern ausgewieſen worden. Die von ihm bei der Regierung von Oberbayern eingelegte Beſchwerde wurde abgewieſen. Parlamentariſches. 2 Im Reichstagswahlkreis Poſen⸗Koſten⸗Neutomiſchel iſt als polniſcher Kompromißkandidat für den verſtorbenen Abgeordneten Dr. v. Skarzynski Franz v. Morawski aufgeſtellt worden. Kirche und Schule. 1 Der Euchariſtiſche Kongreß wird im Jahre 1911 in Sevilla, 1912 in Wien, 1913 in Lyon und 1914 vielleicht in den Vereinigten Staaten abgehalten werden. 7 Wiederzulaſſung verwitweter Lehrerinnen. Die Re⸗ gierung in Trier hat ſich im Prinzip über die Frage aus⸗ geſprochen, ob Witwen als Lehrerinnen wieder zugelaſſen werden können. Die Regierung erklärt, daß die defini⸗ tive Anſtellung verwitweter Lehrerinnen, die kinder⸗ los ſeien, erfolgen könne. Falls Kinder vorhanden ſind. ſo hat die königl. Regierung jedesmal ſorgfältig zu prüfen, ob die Erfüllung der Amtspflicht durch die Kinder ver⸗ hindert wird oder nicht. Im letzteren Falle kann eben⸗ falls die definitive Anſtellung erfolgen. Europäiſches Ausland. Frankreich. * Allmählich widmet man auch in Frankreich der Arbeiterfürſorge mehr Intereſſe. Finanzminiſter Cochery wird in der Budgetkommiſſion die Bewilligung von 45 Millionen Franks beantragen, die zur Durchführung des Arbeiterverſorgungsgeſetzes für die Hälfte des Jahres 1911 notwendig ſind. Die beantragte Summe ſoll durch progreſſive Abſtufung einer gewiſſen Anzahl von Stempelabgaben, Erhöhung der Erbſchaftsſteuer für den Fall, daß nur ein Kind vorhanden iſt, und durch Erſetzung des jetzigen Quittungsſtempels durch einen progreſſiven Stempel aufgebracht werden. Türkei. * Nun ſoll Hakki Paſcha in Frankreich doch Glück gehabt haben. Aus Konſtantinopel wird nämlich gemel⸗ det: Wie die Jeni Gazetta aus authentiſcher Quelle erfährt, hat die franzöſiſche Regierung die Zulaſſung der türkiſchen Anleihe zur Pariſer Börſe bedingungslos bewilligt. Daß ein Einvernehmen zwiſchen der fran⸗ zöſiſchen und der türkiſchen Regierung in Betreff der Kotierung der türkiſchen Anleihe endlich zuſtandegekommen iſt, erſcheint vielleicht nicht ausgeſchloſſen. Unwahrſchein⸗ lich iſt nach der ganzen Sachlage indeſſen, daß die franzö⸗ ſiſche Regierung ſich„bedingungslos“ den türkiſchen Wün⸗ ſchen gefügt haben ſoll. So ſelbſtlos ſind die Franzoſen wirklich nicht. 2 2 5 Griechenland. * In Athen zirkulierten am Dienstag Gerüchte von einer bedenklichen Verſchärfung des griechiſch-tür⸗ kiſchen Konflikts. Sie waren durch die Meldung von der Abreiſe des griechiſchen Geſandten Gryparis aus Konſtantinopel veranlaßt worden. Die griechiſche Re⸗ gierung erklärt jedoch, wie ein offizielles Telegramm aus Athen meldet, dieſe Gerüchte für falſch. Wie ſie bekannt gibt, iſt der Geſandte Gryparis nach Athen berufen wor⸗ den, um der Regierung einige Auskünfte zu erteilen. Er wird ſich von dort unverzüglich auf ſeinen Poſten zurückbegeben. Es wird in Abrede geſtellt, daß eine Spannung in den Beziehungen zwiſchen Griechenland und der Türkei eingetreten ſei. Immerhin darf nicht über⸗ ſehen werden, daß eine neue Schwierigkeit im Kreta⸗ ſtreit durch die unerwartete Haltung des zuſammen mit Venizelos in die griechiſche Nationalverſammlung ge⸗ wählten Kreters Pologeorgis entſtanden iſt. Während Ve⸗ nizelos auf ſeine kretiſchen Aemter verzichtet hat„und die drei anderen in Griechenland gewählten Kreter die auf ſie gefallene Wahl überhaupt nicht annehmen, wei⸗ gert ſich Polgeorgis, ſeine Beziehungen zur Inſel Kreta abzubrechen. Den Wünſchen der Schutzmächte nachkommen, ſagt er, hieße ein lebenslängliches Exil aus der Heimat auf ſich nehmen. Die Pforte iſt aber entſchloſſen, ihre Rechte in dieſem Punkte mit Nachdruck zu verfechten Wie ein Telegramm aus Konſtantinopel meldet, hat der Miniſter des Aeußern Rifaat bei dem Empfange mit den Botſchaftern der Kretamächte den Fall Pologeorgis beſprochen und dabei nicht verhehlt, daß die Annahme ſeiner Wahl in Athen ohne vorherige Niederlegung ſeines kretiſchen Mandats die Lage außerordentlich ſchwierig geſtalten könnte. Aus Kanea wird noch telegraphiert, daß Dr. Maris, ein Parteigänger Veni⸗ zelos“ an deſſen Stelle in die proviſoriſche Regierung von Kreta eingetreten iſt. Portugal. * Portugal hat in Spanien Schule gemacht. Unter dem Vorwande. eine Ordensniederlaſſung treibe Politik. hat man ſie einfach aufgelöſt. Ein tendenziös gefärbtes Telegramm lautet: Liſſabon, 13. Septbr. Eine Unterſuchung, die bereits im Jahre 1908 ihren Anfang genommen hat, hat ergeben, daß das Prieſterkolleg von Aldeia da Ponte, eine Jeſuitenniederlaſſung, ſich in die innere Politik Portugals eingemiſcht hat, während das Geſetz nur den Unterricht zuläßt. Der heutige Staatsan⸗ zeiger verfügt nun offiziell die Schließung des Kol⸗ legs und die Auflöſung des Ordens und verbietet eine neue Kloſtergründung von Jeſuiten auf portugieſiſchem Gebiet.— In Wirklichkeit werden die Dinge natürlich ganz anders liegen. Aber wenn man Orden vernichten näll, dann findet man ſchon einen Grund. China. * Trotz aller reaktionärer Gegenſtrömungen ſchreitet der„Modernismus“ doch langſam vorwärts. Jetzt ſind ſämtliche Vizekönige und Gouverneure von China nach Peking zu einer Konferenz beſchieden worden. Es ſollen unter anderem das Projekt zur Einrichtung eines natio⸗ nalen Senats, die Währungs⸗ und Finanzfragen, die Teilung Tibets in zwei Provinzen und die Ab⸗ ſchaffung des Zopfes oder doch die Erlaubnis zum Abſchneiden dieſes Kopfſchmuckes erwogen werden. Wahr⸗ ſcheinlich wird die Bureaukratie große Aenderungen er⸗ fahren. Es wird eigentlich auch einmal Zeit dazu. Amerika. Vereinigte Staaten. ö * Die Republikaner verlieren immer mehr Anhänger. Aus Auguſta(Maine) wird unter dem 13. September gemeldet: Die erſten über die geſtrigen Gouverneurs⸗ und Legislaturwahlen eingelaufenen Nachrichten, die etwa ein Sechſtel des Geſamtreſultats darſtellen, laſſen einen demokratiſchen Stimmenzuwachs von 12 Pro⸗ zent und einen republikaniſchen Stimmenverluſt von 6 Prozent erkennen. Nach den bisher vorliegenden Ergeb⸗ niſſen der Wahlen im Staate Maine, der bisher eine Hoch⸗ burg der Republikaner war, iſt der demokratiſche Kandidat für den Gouverneurspoſten Plaiſted gegen den bisherigen republikaniſchen Gouverneur Fernald ge⸗ wählt worden, und zwar, wie das demokratiſche Komitee behauptet, mit einer Mehrheit von fünftauſend Stimmen. Ferner ſind— nach der Ausſage des Vorſitzenden des re— publikaniſchen Staatskomitees— drei demokrati ſche Kandidaten für die Staatslegislatur gewählt wor⸗ den. Soziales. e Miniſter und Fleiſchnot. Die Vorſtandsmitglieder des Deutſchen Fleiſcherverbandes ſind Diens⸗ tag mittag vom preußiſchen Landwirtſchaftsminiſter Frei⸗ herrn v. Schorlemer⸗Lieſer empfangen worden. Die De⸗ putation, die aus dem Vorſitzenden des Verbandes Marx⸗ Frankfurt a. M., Lamertz⸗Köln und Schmidt⸗Hannover und dem Geſchäftsführer des Verbandes Zerbes beſtand, überreichte dem Miniſter eine Denkſchrift, in der die durch die Fleiſchnot entſtandene Situation eingehend dargelegt und Vorſchläge zur Abhilfe gemacht werden. Wie verlautet, ſagte der Miniſter ſein lebhaftes Intereſſe an dieſer Frage und an ihrer möglichen Löſung zu. Die Cholera. () Während in Berlin die Choleragefahr ſo gut wie beſeitigt erſcheint, ſind in der Nähe von Marienburg mehrere Todesfälle vorgekommen, bei denen es ſich zum Teil zweifellos um Cholera aſiatica handelt, zum Teil der Verdacht der Seuche mit ziemlicher Sicherheit vor⸗ liegt. Wie bei den Fällen in Spandau, Freiburg a. d. Elbe und Pirna ſcheint es ſich auch hier um ſporadiſche Er⸗ krankungen zu handeln, und es iſt, da ſofort von den Sani⸗ tätsbehörden alle zweckdienlichen Maßnahmen getroffen ſind, mit Sicherheit anzunehmen, daß der Choleraherd bei Marienburg keine weitere Ausdehnung gewinnen wird Wir geben nachſtehend die über die Erkrankungen aus⸗ gegebene amtliche Meldung wieder: — Marienburg, 14. Septbr. Vom Bakteriologiſchen Inſtitut in Danzig iſt die telegraphiſche Nachricht ein⸗ gegangen, daß es ſich bei dem hier unter choleraverdäch⸗ tigen Erſcheinungen verſtorbenen Ziegelſtreicher Lange um einen Fall von Cholera aſiatica handelt. Bis jetzt ſind von den unter Choleraverdacht Eingelieferten zwei erwachſene männliche Perſonen und vier Kinder ihrer Krankheit erlegen, vier Perſonen befinden ſich im hieſi⸗ gen Diakoniſſen⸗Krankenhauſe; 100 Perſonen ſind unter Quarantäne geſtellt.— Die zweijährige Tochter des Arbeiters Dombrowski iſt geſtern mittag unter choleraähnlichen Erſcheinungen verſtorben. Ueber Art und Umfang der Erkrankungen wird folgendes mitgeteilt:„Unter choleraverdächtigen Er⸗ ſcheinungen ſind bisher der 45 jährige Invalide Auguſt Fiſcher, deſſen anderthalbjähriges Söhnchen Max, der 51⸗ jährige Ziegelarbeiter Wilhelm Lange und der 1% Jahre alte Paul Dombrowski geſtorben. Der Invalide Fiſcher. der in ſeiner Wohnung ſtarb und ebenſo ſein Sohn ſind unter Anwendung von Vorſichtsmaßnahmen bereits be⸗ erdigt worden. Ihre Krankheit, ebenſo wie die der anderen beiden Toten, bei denen nun die Obduktion angeordnet wurde, ſtellte ſich als akuter Brechdurchfall dar. Da jedoch eines der beiden Kinder des verſtorbenen Invaliden Fiſcher, die im Diakoniſſenhaus zu Marienburg in der Iſolierſtation untergebracht ſind, bei der letzten Unter⸗ ſuchung Bazillen aufwies, ſind alle Maßnahmen getroffen worden, die bei Choleraerkrankungen zur Anwendung kom⸗ men. Außer den beiden Fiſcherſchen Kinder befindet ſich noch der Vater des verſtorbenen Knaben Dombrowski unter Quarantäne. Vier weitere Perſonen, die mit den genannten Familien in Berührung gekommen waren, ſind gleichfalls im Diakoniſſenhaus unter ſorgfältigen Iſolie⸗ rungsmaßnahmen untergebracht worden. Hierzu kommen gegen 100 Anſteckungsverdächtige, meiſt Angehörige und Arbeitskollegen der erwähnten Per⸗ ſonen. Dieſe wurden ebenfalls von den Behörden unter Beobachtung geſtellt und in leerſtehende Häuſer der Stadt aufgenommen, die ſie vorderhand nicht verlaſſen dürfen. Bisher iſt es noch nicht gelungen, den Cholera⸗ herd feſtzuſtellen. Der naheliegende Gedanke, die Weichſel habe die Seuche von Rußland her, wo ſie zur⸗ zeit wütet. eingeſchleypt. konnte bisher noch nicht durch einen ſicheren Nachweis erhärtet werden. Inzwiſchen wer⸗ den die gleich beim Auftreten der Cholera in Rußland deutſcherſeits getroffenen Schutzmaßnahmen noch verſtärkt, was beſonders für die Bewachung der Grenzen und der Stromläufe gilt. In allen Fällen iſt die bakteriologiſche Unterſuchung im bakteriologiſchen Inſtitut zu Danzig ſo⸗ fort in die Wege geleitet worden.“ Aus Stadt und Land. ** Typhusepidemie in Oldenburg. In der Stadt Oldenburg iſt eine Typhusepidemie ausgebrochen. Bisher wurden 21 Krankheitsfälle und ein verdächtiger Fall konſtatiert. Die Erkrankten, die aus Oldenburg und dem Nachbarort Everſten ſtammen, ſind in den Kranken- häuſern iſoliert worden. Als Krankheitsherd iſt eine Mol⸗ kerei feſtgeſtellt worden, die gründlich desinfiziert wor⸗ den iſt. ** Der Schafbock im Nationalitätenſtreit. Aus Poſen wird berichtet: Bei einem Vergnügen eines polniſchen Vereins in Hohenſalza war von dem Vergnügungskomitee als Hauptgewinn für eine Lotterie ein Schafbock an⸗ gekauft worden, und zwar zufälligerweiſe von einem deut⸗ ſchen Landwirt. Die Mitglieder empörte es aber gar zu ſehr, daß dies ein deutſcher Bock war, ſie ſandten den Bock zurück mit dem Bemerken, es müſſe notgedrungen ein po lniſcher Bock ſein.— Das riecht wieder ſtark nach ſauren Gurken. * Flucht aus dem Gefüngnis. Der im Juli in dem oldenburgiſchen Badeorte Niendorf verhaftete Münz⸗ verbrecher, Agent Otto Wilde aus Berlin, iſt aus dem Gerichtsgefängnis in Lübeck ausgebrochen und entkommen. Wilde war mit dicken Ketten gefeſſelt. Verhaftung eines Schutzmannes unter Meineids⸗ verdacht. In Bremen wurde in einer Gerichtsverhand⸗ lung ein Schutzmann unter dem dringenden Verdacht, einen Meineid geleiſtet zu haben, verhaftet. Er hatte gegen ein unter ſittenpolizeilicher Kontrolle ſtehendes Mädchen die Beleidigungsklage angeſtrengt. Das Mäd⸗ chen erbrachte aber durch zahlreiche Zeugen den Wahr⸗ heitsbeweis für ſeine Behauptungen, daß der Schutz⸗ mann ſeine Amtsgewalt den Proſtituierten gegenüber miß⸗ braucht habe. Die Angeklagte wurde daraufhin freige⸗ ſprochen und der Schutzmann in Haft genommen. * Verhaftung von Ozeandieben. An Bord des Dampfers„Friedrich der Große“ wurde ein Deutſcher in Begleitung einer Dame verhaftet. Die Behörde glaubt in beiden Mitglieder der vielgeſuchten, intern ationalen Diebesbande gefunden zu haben, die ſeit Monaten die Ozeandampfer unſicher macht und es auf die Juwelen der reichen Amerikanerinnen abgeſehen hat. Die beiden Verhafteten werden an Bord des„Kaiſer Wilhelm II.“ nach Bremen befördert werden. Schwerer Bootsunfall. Aus Arad in Ungarn wird gemeldet: Ein Boot, in dem ſich 16 Arbeiter befanden, kenterte beim Ueberſetzen des Maros. Hierbei ertran⸗ ken vier Männer, mehrere andere wurden verletzt; der Bootsführer wurde in Haft genommen.—„Journal“ berichtet aus Neapel: Der transatlantiſche „Nordameerika“ iſt im hieſigen Hafen mit dem Dampfer „Cerſea“, der von Alexandrien kam, zuſammengeſtoßen. Der„Cerſea“ wurde ſchwer beſchädigt. Ein Ma⸗ troſe wurde verletzt. Sonſt iſt aber niemand zu Schaden gekommen. . Ein Familiendrama in Neapel. Der wegen zahl- reicher Duelle bekannte Advokat Cer niglaro in Neapel geriet mit ſeiner 53 jährigen Schwiegermutter in Streit, in deſſen Verlauf er die Aermſte durch zwei Revolver⸗ ſchüſſe zu Boden ſtreckte. Dann ſchoß er ſich ſelbſt eine Kugel in die Bruſt. Der furchtbaren Szene wohnte die Frau Cerniglaros bei, die vor Entſetzen in Ohnmacht fiel. Der Mörder hatte ſeine Schwiegermutter in letzter Zeit durch Detektivs überwachen laſſen, weil ihm hinterbracht worden war, ſie unterhalte ein Liebesverhältnis. Die De⸗ tektivs trieben ihn durch ihre Mitteilungen zu der Tat. * Großfeuer in den Pariſer Zuckerlagern. In den Zuckerlagerhäuſern des Quai de la Gare in Paris brach in der Nacht gegen Mitternacht ein heftiges Feuer aus, das bald großen Umfang annahm. Um 111 Uhr morgens waren ſämtliche Spritzen des linken Seineufers, des Generalſtabes der Feuerwehr und der Feuerwehr- kaſerne der Rue Jaques Rouſſeau an Ort und Stelle und bekämpften die Feuersbrunſt mit aller Macht. Es gelang, gegen ½2 Uhr den Herd des Feuers zu beſchränken und weiteres Unheil zu verhindern. Perſonen ſind dabei nicht zu Schaden gekommen. Der Sachſchaden iſt jedoch ſehr bedeutend, zurzeit aber noch nicht annähernd abgeſchätzt. Eine Unterſuchung über die Urſachen der Kata⸗ ſtrophe iſt eingeleitet. Die Befürchtung, es handle ſich um Brandſtiftung, ſcheint ſich vorderhand nicht zu beſtätigen. ** Die Lebensmittelteuerung in Paris. Die allge⸗ meine Teuerung der Lebensmittel, unter der zurzeit auch ganz Frankreich und in erſter Linie Paris zu leiden hat, macht ſich vor allem in der dortigen Zentralmarkthalle bemerkbar. Am Montag blieben zum erſten Male, wie mitgeteilt wird, bedeutende Milchlieferungen aus, ſo daß der Preis für die vorhandene Milch anzog. Trotz der gegenwärtigen Rebhuhn⸗Saiſon waren bei Eröffnung des Marktes nur 200 Hühner angefahren.„Noch im vorigen Jahre,“ bemerkte ein Verkäufer,„erhielten wir ſtarke Zufuhr von auswärts, beſonders aus Deutſchland. Das iſt in dieſem Jahre anders geworden. Alles iſt ausge⸗ blieben. Auch Haſen und Kaninchen ſind im Preis ge⸗ waltig geſtiegen. Ein franzöſiſcher Haſe für 15 Fres. iſt Durchſchnittsware. Kaninchen hat man aus Auſtralien einzuführen verſucht. Am Montag abend ſind die erſten eingetroffen. Ihre 30 tägige Reiſe zwiſchen Eis hat ſie aber ſo mitgenommen, daß das Fleiſch ſofort nach dem Auspacken zu riechen begann und in Fäulnis überging. Trotzdem wurde für ſie 7,50 Fres. für das Stück erzielt. Wachteln ſind ſchon eine Seltenheit geworden. Findige Köpfe haben daher lebende Wachteln aus Aegypten ein⸗ geführt, um ſie in Frankreich zu mäſten und dann zum Verkauf zu bringen.“ Mit der Autodroſchke in den Teich gefahren. Der Führer einer Motordroſchke wurde in der Nacht in Paris von vier weiblichen Weſen aufgefordert, ſie nach dem Bois de Boulogne zu fahren. Der Chauffeur, der gerade einige Gläſer getrunken hatte, ſah nicht ganz klar mehr, nahm den Teich des Bois de Boulogne für eine vom Monde hell beſchienene Wegfläche an und fuhr tapfer darauf los, bis ihn das Ziſchen des Motors im feuchten Elemente be⸗ lehrte, daß er auf falſcher Fährte ſei. Verſpätete Spazier⸗ Dampfer Robe Hage unte ſechs z nal“ mpfer. npfer ohen. Ma⸗ gaden und ang, und abei Den nd gänger, die auf die Hilferufe der Weiblichkeiten hin her⸗ beigeeilt waren, retteten nicht ohne Mühe alle aus dem mitternächtlichen kalten Bade. Nur die Autodroſchke mußte ihrem Schickſale im Teichſchlamme vorläufig überlaſſen bleiben. Der Chauffeur ſoll plötzlich völlig nüchtern ge⸗ worden ſein. Ein geſtrandeter Wallfiſch. An der Küſte von Scarborough iſt ein großer Wallſiſch geſtrandet. Das Tier, das mehr als 70 Fuß lang iſt und etwa 50 Tonnen wiegen ſoll, muß ſchon mehrere Tage tot geweſen ſein. Es ſoll in Stücke zerſchnitten und begraben werden, einſt⸗ weilen aber bildet es eine große Attraktion für Touriſten und die Einwohnerſchaft in weitem Umkreiſe. ** Ein Ehedrama nach dem Scheidungstermin. In Anhalt verletzte der Arbeiter Fehſe auf dem Heimweg vom Amtsgericht, wo ein Eheſcheidungstermin ſoeben für ihn ungünſtig ausgefallen war, ſeine Frau durch zahl⸗ reiche Meſſerſtiche lebensgefährlich. Dann ergriff er die Flucht und erhängte ſich in ſeiner Wohnung. i ** Das neue ruſſiſche Zentralzuchthaus. Wie aus Petersburg berichtet wird, wird in der Schlüſſelburger Feſtung am 1. Oktober ein rieſiges Zentralzuchthaus nach belgiſchem Muſter, mit vier großen Gebäuden, eingerichtet. Die Baukoſten betragen 2½ Millionen Mark. Nach dem Portsmouther Friedensvertrag darf Rußland bekanntlich nicht mehr nach Sachalin ſeine Verbrecher deportieren. Der letzte Verbrechertransport dorthin iſt im Juli abge⸗ gangen. Das zum Bau der Amurbahn herangezogene Schlüſſelburger Zentralzuchthaus umfaßt eine Menge Werkſtätten, wo ſowohl politiſche wie Kriminalverbrecher arbeiten müſſen. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Bei Ausſchachtungsarbeiten in der Lederfabrik von Steyer in Freiburg i. S. ſtürzte ein altes Kellergewölbe ein und begrub zwei Arbeiter, einen 28 Jahre alten Maurer und einen 17jährigen Maurerlehrling, unter ſich. Beide konnten nur als Leichen geborgen werden. In Augsburg wurde die 56jährige Diakoniſſe Mar⸗ garete Dennerlohr, als ſie einer alten Dame beim Ein- ſteigen in die Straßenbahn behilflich war, von einem Auto⸗ mobil überfahren und ſo ſchwer verletzt, daß ſie bald darauf verſtarb. Die Strafkammer in Kiel verurteilte den Kaufmann Robert Hagemann, früher Mitinhaber der Kieler Firma Hagemann und Möllgaard, die er durch jahrelange Ver⸗ untreuungen um 129 000 Mark ſchädigte, zu einem Jahr ſechs Monaten und vierzehn Tagen Gefängnis. Auf der Bahnſtrecke Idaweiche— Kattowitz wurden zwei Streckenarbeiterinnen von einer Lokomotive über⸗ fahren und getötet. Aus Nah und Fern. — Worms, 14. September. Schwere Anklagen gegen die preußiſche Eiſenbahn verwaltung werden von der unabhängigen liberalen„Wormſer Volks- zeitung“ erhoben. Vor einigen Tagen waren auf der Eiſenbahnſtrecke Worms—Gundheim durch Exploſion der Maſchine der Lokomotivführer und der Heizer ſchwer ver⸗ wundet worden. Nun bringt das genannte Blatt, dem natürlich die Verantwortung für ſeine Angaben überlaſſen bleiben muß, die Mitteilung, die betreffende Maſchine ſei ſeit längerer Zeit reparaturbedürftig geweſen, und bereits dreimal ſeien die entſprechenden Einträge in das Reparaturbuch erfolgt, zulezt noch unmittelbar vor dem Unfall, ohne daß die Aufſichtsbehörde die Reparatur vor- genommen hätte. Bei dieſer Gelegenheit weiſt das Blatt darauf hin, daß vor kurzem ein Wormſer Lokomotiv⸗ führer die Verantwortung für eine Fahrt ablehnte, weil die Maſchine drei loſe Radreifen hatte, und daß ein an⸗ derer Lokomotivführer beſtraft wurde, weil er ſich wei⸗ gerte, mit einer defekten Maſchine zu fahren. — Vom Odenwald, 14. Septbr. Die zweite Heuernte iſt nun bei uns in vollem Gange und fällt gleich lder erſten Ernte ſehr gut aus. Jetzt nur noch ſchönes Wetter, und die Landwirte bekommen bei uns einen Futtervorrat. wie ſeit Jahren nicht. Viele wiſſen nicht, wohin mit dem reichen Ernteſegen. Deshalb iſt es gut, daß bereits jetzt ſchon vieles Heu aufgekauft wird, um die Ueber⸗ ſchwemmungsgebiete damit zu verſorgen. Der Preis be⸗ läuft ſich auf drei Mark pro Zentner.— Die letzte Woche ſtattgehabten Obſtverſteigerungen erzielten hohe Preiſe, obwohl beſonders die Aepfelernte bei uns gut ausfällt. Auf den Kreisſtraßen wird für die einzelnen Loſe mehr als doppelt ſoviel bezahlt wie in dem letzten Obſtjahr 1908. Der Preis des Brechobſtes dürfte ſich im Durch⸗ ſchnitt bei uns auf ſechs bis ſieben Mark ſtellen. Schüttel⸗ obſt wird mit 2,50—3 Mark bezahlt. — Pfullendorf, 14. Septbr. Man ſchreibt den„M. N. N.“: Ein Hausbeſitzer in Pfullendorf(Baden) hatte ſeine Fenſter mit einerlei Malerei von grellen, bunt⸗ farbigen Streifen umrahmen laſſen, was nichts weniger als ſchöna usſah. Außer der Malerei kann man an dem Haus auch noch folgende Inſchrift bewundern:„Mir g fallts eſo.“— Damit wollte der Mann offenbar einem abfälligen Urteil über ſein ſonderbar geſchmücktes Haus vorbeugen. — Frankfurt(Main), 14. Septbr. Das aus Char⸗ lottenburg wegen Unterſchlagung ſteckbrieflich verfolgte Lehrmädchen Eliſe Roloff wurde in Frankfurt(Main) feſtgenommen. Sie hatte ein mit der Unterſchrift des Geſchäftsführers verſehenes Scheckformular entwendet und dieſes mit 1500 Mark ausgefüllt. Dieſe 1500 Mark er⸗ hob ſie am 29. vorigen Monats bei der Deutſchen Bank in Berlin. — Höchſt a. M., 14. September. Die Stadtverord⸗ neten beſchäftigten ſich in längerer Sitzung mit der Bürgermeiſter⸗Reuwahl. Von 36 Wahlberechtigten(30 Stadtverordneten und 6 unbeſoldeten Magiſtratsmit⸗ gliedern) waren 35 erſchienen. Nach dem Berichte der Wahlkommiſſion ſtanden außer dem ſeitherigen Bürger⸗ meiſter Palleske zur engeren Wahl: der Bürgermeiſter von Neu⸗Treptow bei Stettin Dr. Janke und der zweite Bürgermeiſter von Worms Dr. Wewers. Im erſten Wahl⸗ gange erhielt Palleske 4, Janke 15, Wewers 16, bei der engeren Wahl erhielt Dr. Janke 18, Dr. Wewers 17 Stimmen, ſo daß erſterer auf zwölf Jahre gewählt iſt. Dr. Janke, welcher als Kandidat der Farbwerkspartei bezeichnet wurde, tritt mit achttauſend Mark Gehalt am 1. April 1911 ſein neues Amt an. Er mußte ſich ver⸗ pflichten, ſeinen Wohnſitz in Höchſt zu nehmen. durch ſchlechte Lektüre verführt. Das Luftſchiff„Z. 6“ vollſtändig verbrannt. Luftſchiffhalle Oos. 14. Sept., 3 Uhr nachm.„L. 3. 6“ iſt heute mittag 3 ¼ Uhr infolge Benzinentzündung in der hinteren Gondel explodiert und vollſtändig zerſtört worden. Mehrere Angeſtellte der Luftſchiffhalle erlitten Verletzungen. Die Urſachen der Kataſtrophe. Baden⸗Baden, 14. Sept.„L. Z. 6“ war heute vor⸗ mittag/ 12 Uhr zur Ztelfahrt nach Heilbronn aufgeſtlegen. Ueber Karlsruhe machte ſich ein Motordefekt bemerkbar, der zur Umkehr zwang. Das Luftſchiff landete glatt vor der Halle. Die Monteure wollten den Defekt beheben. Kurz nach 3 Uhr fing der Ballon Feuer und zwar durch Einſchlagen eines Funkens in ein mit Benzin gefülltes Gefäß an der hinteren Gondel. Die Huͤlle ſtand ſofort in Flammen und war in kaum 5 Minuten zerſtört. Die Halle iſt nicht beſchädigt. Vier Monteure erlitten leichte Brandwunden. Das Skelet des Schiffes liegt in der Halle und bietet einen troſtloſen An⸗ blick. Tauſende von Menſchen halten ſich auf dem Platz vor der Halle auf. Baden-Baden, 14. Sept. Es ſtellt ſich heraus, daß die Halle doch ziemlich ſtark beſchädigt iſt. Die Laufſtege ſind völlig zerſtört. Zwet der Verunglückten mußten von der Sanitätswache ins Krankensaus gebracht werden. Baden- Oos, 14. Sept. Von der Führung des„L. Z. 6“ wird dem Suͤddeutſchen Korreſpondenz⸗Bureau über den Un⸗ fall folgendes gemeldet: Das Feuer iſt dadurch entſtanden, daß beim Reinigen des Motors das Benzin, das ſich natur⸗ gemäß im offenen Behälter befand, explodierte. Die Flammen ſchlugen hoch empor, worauf das Schiff Feuer fing. Inner⸗ halb 10 Minuten ſtand das ganze Schiff in Flammen, auch das Gerippe iſt vollſtaͤndig zerſtört. Es iſt nichts übrig ge⸗ blieben als die beiden Motore. Ein Hilfsarbeiter, der mit dem Reinigen des Motors beſchäftigt war und ein Monteur wurden verletzt. Die Verletzungen ſind nicht lebensgefährlich. Die Leiſtungen des„Z. 6“. Baden⸗Oos 14. Sept. Zu der heutigen Fahrt des„L. 3.16“ wird von der Luftſchiffahrt⸗Geſellſchaft mitgeteilt: Das Luftſchiff„L. Z. 6“, das ſich auf der Fahrt nach Heilbronn befand, mußte infolge Motordefektes wieder umkehren und iſt glatt vor der Luftſchiffhalle gelandet. Es iſt dies die erſte Fahrt, die nicht programmgemäß geendet iſt, nachdem 78 3. 6“ in nunmehr 18 Tagen bei teilweiſe ungunſtiger Witterung 34 Fahrten ausgefuhrt hat. Die geſamte Strecke, die das Luftſchiff bierbei zurückgelegt hat, beträgt 3100 Km. Mehr als 300 Paſſagiere wurden von dem Luftſchiff befördert. Die Durchſchnittsgeſchwindigkeit betrug 47 Km. Gerichtsſaal. + Staatsſekretüär und Köchin. Der Gerichtsſchreiber des Amtsgerichts Charlottenburg gibt in einer„öffent⸗ lichen Zuſtellung“ bekannt, daß der Staatsſekretär a D. Dr. Dernburg in Grunewald gegen die unverehelichte Anna Dietrich, zurzeit unbekannten Aufenthalts, Klage erhoben hat. Die Beklagte, die früher als Köchin bein Kläger bedienſtet war, habe dieſen um 284 Mark 47 Pf. geſchädigt,„indem ſie in die von ihr geführten Wirtſchafts⸗ bücher eine andere Zahl bei der Addition einfügte, als die Additionsſumme tatſächlich ergab, Beträge als bezahlt in Rechnung ſtellte, die ſie tatſächlich bei den Lieferanten nicht beglich, und 24 Mark des ihr gegebenen Wirtſchafts⸗ geldes nicht belegen konnte“. Natürlich will der Staats⸗ ſekretär ſeine 284 Mark und 47 Pfennig wiederhaben und vier Prozent Zinſen dazu. Und die Kochmamſell wird am 11. November vor Gericht Rechnung legen müſſen. TE Traurige Zuſtände ſcheinen auf Helgoland zu herr⸗ ſchen. Wegen Sittlichkeitsverbrechen an Kindern, die ſie gemeinſam mit einem Uhrmacher Bäckers und mehreren anderen Perſonen verübt hatten, mußten ſich die Brüder K. aus Helgoland vor der Strafkammer in Altona ver⸗ antworten. Sie hatten längere Zeit hindurch die halb⸗ wüchſigen Kinder verſchiedener Helgoländer Schifferfami⸗ lien an ſich gelockt und ſie durch Süßigkeiten wie auch Wie die Verhandlung ergab, ſind auch verſchiedentlich Kurgäſte in uner⸗ laubte Beziehungen zu den Kindern getreten. Die unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit geführte Verhandlung endete mit der Verurteilung der Gebrüder K. zu zweieinhalb Jahren, bezw. neun Monaten Gefängnis. Das Gericht billigte beiden Angeklagten mildernde Umſtände zu, da an den kleinen Zeugen und Zeuginnen nach Anſicht des Gerichts nichts mehr zu verderben geweſen ſei, (11!) als ſie in die Hände der Angeklagten fielen.— Da muß man ſich doch fragen: Wie kommt das? Die Erklä⸗ rung des Gerichts läßt ja auf geradezu ſchauerliche Zu⸗ ſtände ſchließen. Verantwortlich für die Redaktion: Wilhelm Bingener, Viernheim — Magenkranke Kinder bedürfen vor allem einer leicht verdaulichen Nahrung, wie z. B. der Milch, welche der Zuſotz von„Kufeke“ im Magen feinflockiger gerinnbar und dadurch leichter verdaulich macht, wodurch Gärungen und Katarrbe verhütet werden. Geſchäftliche Mitteilungen. Es W den Grundſätzen der Geſundheits⸗ pflege, daß man die notwendigen Anſprüche an eine ſaubere Verpackung der Nahrungsmittel ſtellt. Auf die Ware darf weder Staub noch Feuchtigkeit im Handel einwirken, damit ſie vor den unzähligen ſchädlichen Bakterien bewahrt bleibt. Die Gewähr bieten Bahlſens Tet⸗Packungen(D. R. P.), in denen ſich Kakes, Biskuits und Waffeln„Marke Leibniz“ riſch und knuſprig halten. 5 135— Ein glückliches Familienleben iſt der höchſte Wunſch jeder Frau, doch wie oft wird es getrübt durch die Sorgen, die die Hausfrau hat, um es bei der heutigen Teue⸗ rung zu erwöglichen, daß es im Haushalt an nichts fehle. In allen hauswirtſchaltlichen Fragen iſt ein treuer, nie ver ſagender Ratgeber„Vobachs Frauen- u. Moden-Zeitung“. Dies Lieblingsblatt der Hausfrau bringt abwechſelnd zahlreiche Acker-Pfl Modelle für Damen- und Kinderkleidung und Wäſche mit gebrauchsfertigen Schnittmuſterbogen, die die Hausfrau in die Lage ſetzen, durch Selbſtanfertigung der Garderobe für ſich und ihre Kinder Erſparniſſe zu machen. Weihnachts hand- arbeiten bringt in reicher Auswabl das neue Quartal. Der umfangreiche hauswirtſchaftliche Teil bildet eine Sammlung erprobter Kochrezepte und erſtrebt durch erſchöͤpfende Behand⸗ lung aller Fragen des Haushalts eine gute oirtſchaftliche Schulung der Hausfrau. Gediegene Romane und belehrende Artikel, ſowie Lektüre für die Kinderwelt ſorgen für Unter⸗ baltung und geiſtige Anregung. Die Beilage„Illustrierte Chronik der Zeit“ bringt die intereſſanteſten Zeitereſguſſſe im Bilde. Bei aller Reichhaltigkeit und Vielſeitigkeit koſtet „Vobachs Frauen- und Moden-Zeitung“ nur 15 Pfg. wöchentlich oder Mk. 1.80 vierteljährlich. Wer ſich aber nur für Moden intereſſiert, kann die Modenbeilage auch apart be- ſtellen unter dem Titel:„Moden Zeitung fürs Deutſche Haus“. Alles Nähere wolle man aus dem unjrer heutigen Nummer beiliegenden Proſpekt erſehen. Abonnements nehmen alle Buchhandlungen und Poſtanſtalten entgegen. Bekanntmachung. Betr: Die Beſtimmungen über die bei Hochbauten anzunehmenden Belaſtungen und die Beanſpruchungen der Bauſtoffe, ſowie die Berechnungsgrundlagen für die ſtatiſche Unter- ſuchung von Hochbauten. Von jetzt ab werden die zur Genehmigung vorgelegten Baugeſuche hinſichtlich der bei Hochbauten anzunehmenden Be⸗ laſtungen und Beanſpruchungen der Bauſtoffe auf grund der Vorſchriften eines Runderlaſſes des Königlich Preußiſchen Miniſteriums der öffentlichen Arbeiten vom 31. Januar 1910 geprüft. Sonderabdrücke dieſer Beſtimmungen können zum Preiſe von 80 Pfg. für das Stück von der Firma Wilhelm Ernſt und Sohn Berlin W. 66 Wilhelmſtraße 90 bezogen werden. Auf Wunſch kann der Bezug auch durch uns erfolgen und ſind Anmeldungen bis ſpäteſtens 1. Oktober ds. Js. erwünſcht. Wir machen dies im Intereſſe der Bauenden, im Kreis der Architekten, Bauhandwerkern, Planfertigern bekannt, damit vermieden werden kann, daß Bauvorlagen auf grund anderer Annahmen über Belaſtungen, Gewichte, Beanſpruchungen zu⸗ ſtande kommen und zur Abänderung zurückgegeben werden müſſen. Viernheim, den 10. September 1910. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. een —— Venues ſelbſt eingemachtes Sauerkraut Pfd. 10 Pfg. Servelat- u. Salami-Wurſt Zwetſchen Pfd. 18 Pfg. Fſt. Margarine beſter Erſatz für Mei exrei-Butter Pfd. 90 Pfg. empfiehlt Mikolaus Werle, Hügelstrasse 2. Frauenleiden N 1— 7 buen D* arznei- und operationslose Berat und Behandl nach Phure- Brandt* Natur- und Lichtheil- Verfahren, schwedische Heilgymnastik. Frau Direktor Hch. Schäfer Sohlllerla von Dr. med. Thure-Brandt. Mannheim nur M 3, 3 Mannheim VIs-a-vis dem Restaurant„Zum wilden Mann. 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