1 — —— ider Bal lat 1 hitkt lich die Sozialdemokraten, ſehr wohl erkannt und arbeiten Viernheimer Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich: Dienſtag, Donnerſtag u. Samſtag mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. Nerbreitetfte und geleſenſſe Zeitung am hiesigen Plate, daher beſles und 30 Pfg. monatlich einſchließlich Trägerlohn · durch die Poſt Ml. 1.14 vierteljährlich. Anzeiger Diernheimer Nachrichten. Anzeigenpreis: 12 Pfennig die einſpaltige Petit⸗Zeile Lokal⸗Anzeigen 10 Pfennig. Reklamen: 30 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. bee.. birkungsvolltes Inſertions-Drgan. Gesrandet 1884. Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Bei event. gerichtlicher Beitreibung oder im Falle eines Konkurſes kommt jeder Rabatt in Wegfall. Ar. 111. A———..— AIrb eit wartet auf alle treuen Centrumsanhänger. Un⸗ glaublich iſt die Verhetzung der Maſſen durch die Liberalen, und alle Anzeichen deuten darauf hin, daß der von den„Genoſſen“ prophezeite „rote Wolkenbruch“ uns bei den nächſten Reichstagswahlen wirklich„in die Bude regnen“ wird, wenn wir nicht auf der Hut ſind. Eine wuchtige Waffe in dem Abwehr⸗ kampfe gegen die drohende rote Ueberſchwemmung iſt unſere altbewährte. Preſſe, die uns ſchult und rüſtet zum Kampfe. Die Bedeutung der Preſſe haben unſere Gegner, nament⸗ an ihrer Hebung und Verbreitung mit aller Kraft. Noch in dieſen Tagen wurde auf dem Magdeburger Partei— tag von der ſozialdemokratiſchen Preſſe u. a. geſagt: „Die Parteipreſſe ſtieg auf 1 160 000 Abonnenten und die Einnahmen ſtiegen entſprechend an. Wenn die Centrumspreſſe ſchon auch ſehr viel Abonnenten hat, ſo weiſen die großen Zahlen doch darauf hin, daß auch für uns eine entſchloſſene Förderung unſerer Preſſe die unbedingte Notwendigkeit iſt.“ Der Hinweis auf die Centrumspreſſe muß für uns ein Anſporn ſein, nicht zu raſten und unſerer Preſſe eine Verbreitung zu verſchaffen, an die die Sozialdemokratie niemals heranreichen kann. Der Quartalswechſel ſteht vor der Tür. Verſäume niemand, rechtzeitig dafür zu ſorgen, daß am 1. Oktober die Zeitung nicht ausbleibt! Wir gehen ernſten Zeiten ent⸗ f gegen, Zeiten, in denen wir auf unfere Partei⸗ preſſe nicht verzichten können! kr Ein grauer Aſchermittwoch iſt jetzt für die Na⸗ In Maadebura iſt der Großblockaedanke für abfehbare Zeit tionalliberalen angebrochen. Der ſchöne Traum von einem Großblock nach badiſchem Muſter auch fürs Deutſche Reich iſt ausgeträumt, ein mehr als derber Rippenſtoß von ſeiten des roten Bundesgenoſſen in ſpe hat die Träumer um Baſſermann in die rauhe Wirklichkeit zurückgerufen und wilde Katergedanken, von denen die Oeffentlichkeit vor allem auf den bevorſtehenden Parteitag in Kaſſel er⸗ fahren wird, quälen die nationalliberalen Herrſchaften. Die Brillantagraffe. Erzählung von Reinhold Ortmann. 21(Nachdruck verboten.) „O!— Ich habe mich geſtochen,“ ſagte ſie.„Aber die Agraffe— mein Gott!— ſie iſt wirklich fort.“ Sowohl der Bankdirektor wie die beiden geladenen Herren, die der Zufall zu Zeugen dieſes kleinen Vorgangs machte, erinnerten ſich des Schmuckſtücks ſehr genau, denn ſeine Schönheit, wie die auffallende Stelle, an der Frau Myra es getragen, hatten ein Ueberſehen des Kleinods nahezu unmöglich gemacht. Es war ein ziemlich großer, aus Brillanten und Rubinen zuſammengeſetzter Schmetterling geweſen, der nach der Art ſeiner Faſſung ebenſowohl als Broſche wie als Schulterſchmuck verwendet werden konnte, und ſein Wert war ohne Zweifel nach Taufenden zu ſchätzen. „Ich muß ſie eben erſt verloren haben,“ fügte Myra in ſichtlicher Erregung hinzu,„denn ich weiß beſtimmt, daß ſie noch an ihrer Stelle war, als ich beim Verlaſſen des Muſik⸗ ſalons an einem Spiegel vorüberging.“ „Wollen Sie geſtatten, gnädige Frau—?“ ſagte einer der Herren, der als bedeutender Künſtler und als eine erſte Autorität in ſeinem Fach bekannte Hofjuwelier Bernwald. Und mit geſchicktem Griff löſte er die noch in dem Samt des Kleides ſteckende Nadel, an der der Schmetterling befeſtigt geweſen war.„Nach meiner Ueberzeugung haben Sie das Schmuckſtück nicht verloren, ſondern es wurde Ihnen geſtohlen.“ „Geſtohlen?!“ riefen der Bankdirektor und ſeine Gattin wie aus einem Munde. Und mit einem merklichen Anflug von Entrüſtung wiederholte der Gaſtgeber noch einmal: „Geſtohlen?!— Hier in meinem Hauſe?— Ah, welche ungeheuerliche Vermutung!“ Doch der, Juwelier, der die Nadel ſehr aufmerkſam von allen Seiten betrachtet hatte, ließ ſich nicht beirren. Samstag, den 1. Oktober 1910. 26. Jahrgang. ins Grab geſentrt worden; denn mag man den Nattongr⸗ liberalen auf Grund von Erfahrungen auch allerlei Prin⸗ zipienloſigkeit zutrauen, ſo ſehr können ſie doch nicht ihrer nationalen Deviſe vergeſſen, daß ſie ſich mit den„Ge⸗ noſſen“ verbrüderten, die in Magdeburg ſchärfer als je in ihrer Mehrheit ſich zur Revolution, zum Monarchenhaß bekannt haben; ſo ſehr kann doch auf keinen Fall die ZPartei der Gebildeten“ Selbſtverleugnung üben, daß ſie Freundſchaft ſchlöſſe mit den Geſinnungsgenoſſen Zubeils, Stadthagens und Roſa Luxemburgs, dieſen treuen Nach⸗ fahren kulturzerſtörender Jakobiner. Zumal die Abſichten dieſer Volksbeglücker in dieſen Tagen deutlich illuſtriert werden durch Vorgänge in der Reichshauptſtadt, die mit Revolution eine große Aehnlichkeit haben. Furchtbar däm⸗ mert's denn auch im nationalliberalen Lager, und als nun gar in Frankfurt a. O.⸗Lebus aus hartem Stich⸗ wahlkampfe der Sozialdemokrat gegen den nationallibe⸗ ralen Kandidaten das Feld behauptete, ein neuer national⸗ liberaler Wahlkreis durch die nationalliberale Steuerhetze von der roten Flut verſchluckt worden war, da trat ſogar der nationalliberale Führer Fuhrmann mit einer Rede an die Oeffentlichkeit, in der er den Irrtum der bisherigen Parteipolitik eingeſtand, die Hetze gegen den„ſchwarz⸗ blauen“ Block bedauerte und ſogar dem Reichskanzler ein Vertrauensvotum erteilte. Es beſteht große Ausſicht, daß derartige Gedanken auf dem Kaſſeler Parteitag kräftigen Nachhall finden werden und der Sammlungsruf des Kai⸗ ſers auf dieſe Weiſe ſich Gehör verſchafft, leider erſt, nachdem die glaubens⸗ und ſtaatsfeindliche Sozialdemo⸗ kratie ſo viel Neuland erobert hat, vor allem auch in⸗ folge jener gegen das Centrum ſtets genährten Kon⸗ feſſionshetze, der von der Tagung des Evangeli⸗ ſchen Bundes in Chemnitz zum mindeſten nicht ent⸗ gegengearbeitet worden iſt. In Italiens kirchlich geſinnten Kreiſen nicht allein, ſondern in der ganzen katholiſchen Welt hat eine Rede des ſattſam bekannten Bürgermeiſters von Rom, Nathan, allgemeine Entrüſtung erregt, da dieſer Freimaurer den Jahrestag der Eroberung Roms durch die Piemonteſen benutzte, um au dem Katholizismus ſchnoddrige Kritik zu üben. Feierlich hat der hl. Vater gegen einen ſolchen Mißbrauch der Amtsgewalt durch einen italieniſchen Be⸗ amten Proteſt eingelegt, und, frech wie er iſt, hat Nathan unter Berufung auf unſern Herrgott, an den er doch nicht glaubt, ſeine Schmähungen der Kirche zu rechtfertigen verſucht. Aus Furcht vor Nathans Anhang wird die italieniſche Regierung ja nicht in der Lage ſein, auf die Interpellation, die von dem katholiſchen Senator Pel⸗ loux in der Nathanangelegenheit eingebracht worden iſt, eine dem Papſt genugtuende Antwort zu erteilen. Dem Oberlogenbruder, der bekanntlich eine Verſchandelung des römiſchen Stadthildes in die Wege geleitet hat, iſt jedoch auch ſo von offiziöſer italieniſcher Seite eine tüchtige Ohrfeige verſetzt worden: Giolittis Organ hat Nathan ermahnt. ſtatt reliaiöſen Fragen der„peinlichen“ Frage 3 „Bitte— ſehen Sie ſelbſt!— Die vorzüglich gearbeitet Befeſtigung iſt an zwei Stellen gewaltſam durchtrennt, und zwar, wie die glatten, glänzenden Schnittflächen beweiſen, mittels einer für ſolche Zwecke hergeſtellten Stahlſchere oder Zange, deren Handhabung allerdings mit außerordentlicher Geſchicklichkeit erfolgt ſein muß, wenn gnädige Frau nichts von der Manipulation bemerkt haben. Es iſt alſo vermutlich ein zünftiger Taſchendieb geweſen, der da ſeine Arbeit ver⸗ richtet hat.“ Trotz der Beſtimmtheit dieſer Erklärung und trotz der zweifelloſen Sachkenntnis deſſen, der ſie abgegeben, war keiner der Zuhörenden geneigt, an ihre Richtigkeit zu glauben. Das Ehepaar Mörner wies den Gedanken, daß ſich in dieſer nur aus intimeren Bekannten des Hauſes zuſammengeſetzten Ge— ſellſchaft ein mit Diebesinſtrumenten ausgerüſteter Langfinger befinden ſollte, als eine Lächerlichkeit zurück, über die zu reden gar nicht erſt der Mühe wert ſei; und Frau Myra ſelbſt er⸗ klärte es für ganz unmöglich, daß jemand auf ſolche Art an ihrer Schulter manipuliert haben könnte, ohne daß ſie etwas davon wahrgenommen hätte. Sie blieb bei der Annahme, daß ſich die Agraffe ohne fremdes Zutun von der Befeſtigung gelöſt habe und zu Boden geglitten ſei. Aber der Verluſt war ihr darum nicht weniger ſchmerzlich, denn der Schmetter⸗ ling war eins ihrer Hochzeitsgeſchenke geweſen, und ſie hatte gerade für dieſes überaus künſtlich und geſchmackvoll gearbeitete Schmuckſtück immer eine beſondere Vorliebe gehabt. Natürlich ſuchten die Gaſtgeber ſie nach Möglichkeit zu beruhigen. „Daß Sie die Agraffe einbüßen könnten, iſt ſelbſtver⸗ ſtändlich ganz ausgeſchloſſen,“ erklärte der Bankdirektor.„Da es ſicher ſcheint, daß Sie ſie innerhalb meiner Wohnung ver⸗ loren haben, muß ſie ſich auch wiederfinden, denn ein Ueber⸗ ſehen wird ja ſchon durch ihre Größe unmöglich gemacht. Iſt es einer unſerer Gäſte, der ſie findet, ſo wird er nicht zögern, ſie mir oder meiner Frau auszuhändigen. Geſchieht das nicht, ſo werde ich Sorge tragen, daß nach dem Aufbruch der Ge⸗ 2 B—— der römiſchen Straßenreinigung ſeine Aufmerkſamkeit zu ſchenken. 2 Für die Balkanſtaaten Griechenland und Türkei ſteht augenblicklich die Unterbringung größerer Anleihen im Vordergrund des Intereſſes; denn die extrem nationale Politik, die ſowohl in Athen wie in Konſtantinopel ge⸗ trieben wird, macht große Aufwendungen für Heer und Flotte nötig. Während nun die Griechen ohne Schwierig⸗ keiten eine 150 Millionen⸗Anleihe untergebracht haben ſollen, ſind die türkiſchen Anleiheverhandlungen mit den franzöſiſchen Finanzleuten auf erhebliche Schwierigkeiten geſtoßen. Nach altem Brauch wollte nämlich Frankreichs Regierung das Geldbedürfnis der Türken benutzen, um politiſchen Einfluß auf die Konſtantinopeler Regierung zu gewinnen. Der neuerwachte türkiſche Nationalſtolz zeigte ſich aber mehr als ſpröde, und die Türkei ſuchte und fand in dem engliſchen Bankier Sir Erneſt Caſſel einen weniger eigennützigen Geldgeber. Daß aber aus dieſem Geſchäft auch nichts zu werden droht, daran iſt die engliſch⸗franzöſiſche Entente cordiale ſchuld, denn augenſcheinlich hat das engliſche auswärtige Amt Herrn Caſſel von einer Konkurrenz gegen die Franzoſen abge⸗ raten. Doch die Türkei iſt noch nicht in Verlegenheit und hat Verhandlungen mit deutſchen Finanzkreiſen ein⸗ geleitet. Wenn nun auch dieſes Geſchäft nicht zu ſtande kommen wird und ſchließlich ein engliſch⸗franzöſiſches Kon⸗ ſortium den Geldbedarf der Pforte ſtillen wird, ſo hat doch die entſchiedene Haltung der Türkei ſicherlich Be⸗ dingungen vereitelt, die den deutſchen Intereſſen im Orient wahrſcheinlich nicht zum Beſten gewefen wären. Voliliſche Nundſchau. :: Keine Handwerker⸗Einjährig⸗Freiwilligen. In der letzten Woche hatte der in Köln tagende Kongreß deutſcher Kunſtgewerbetreibender und Hand⸗ werker beſchloſſen, eine Erweiterung des Einjährig⸗Frei⸗ willigen⸗Privilegs zu Gunſten der Handwerkslehrlinge bei der Regierung zu befürworten. Wie Berliner Blätter, die mit der Regierung in Verbindung ſtehen, hierzu er⸗ fahren, beſteht an den maßgebenden militäriſchen Stellen keine Neigung, den Paragraph 89 der deutſchen Wehrord⸗ ordnung zu erweitern. Nach dieſem Paragraphen kann ſchon jungen Leuten, die nicht die vorſchriftsmäßige Schul⸗ vorbildung beſitzen, infolge beſonderer kunſtgewerblicher Leiſtungen die Berechtigung zum einjährig⸗freiwilligen Dienſt nicht zugeſtanden werden.— Dieſer Ruf immer weiterer Kreiſe nach der Berechtigung zum einjährig⸗frei⸗ willigen Militärdienſt charakteriſiert mehr und mehr die ganze Einrichtung als unhaltbar. Warum ſoll nicht der intelligente Handwerkersſohn geradeſo gut einjährig dienen können, als der Sohn des reichen Mannes, der ſich eine Berechtigung„erſeſſen“ hat?! (Eine„Extratour“ der Reviſioniſten? Die„Weſer⸗ Zeitung“ ſchreibt: rr 2*. ſellſchaft ſämtliche Räume auf das Genaueſte durchſucht werden. Und ich glaube mich demnach dafür verbürgen zu können, daß ſich der Schmetterling ſpäteſtens morgen früh wieder in Ihrem Beſitz befindet.“ Trotz dieſer beſchwichtigenden Verſicherungen äußerte Frau Myra den Wunſch, zunächſt ſelbſt nach dem verlorenen Schmuck Umſchau zu halten. Und bereitwillig bot ihr der Bankdirektor ſeine Begleitung beim Suchen an. „Hier in dieſem Spiegel habe ich die Agraffe zuletzt an meiner Schulter geſehen,“ ſagte die junge Witwe,„und von hier aus bin ich, ohne mich irgendwo aufzuhalten, in Ihr Bibliothekzimmer gegangen, um weiter in dem Kupferſtichwerk zu blättern, mit deſſen Beſichtigung ich vor den muſikaliſchen Aufführungen begonnen hatte. Als ich eben zu Ihnen trat, um mich zu verabſchieden, kam ich geradeswegs aus der Bibliothek. Es gibt alſo gar keinen Zweifel darüber, wo wir den Schmetterling zu ſuchen haben.“ Sie legten langſam den von Myra bezeichneten Weg zu⸗ rück, ſo aufmerkſam ausſpähend, als es geſchehen konnte, ohne die Beachtung der übrigen Gäſte zu erregen. Denn die junge Frau wünſchte natürlich nicht, aus ihrem Verluſt, wie ärger⸗ lich er ihr auch immer ſein mochte, eine Senſationsaffäre ge⸗ macht zu ſehen. Aber weder in einem der Räume, die Myra vorhin durchſchritten hatte, noch in dem Bibliothekzimmer ſelbſt fanden ſie den geſuchten Gegenſtand. Und der Bankdirektor ſprach, als die Ergebnisloſigkeit dieſer erſten Nachforſchung außer allem Zweifel war, die ziemlich einleuchtende Vermutung aus, daß ſich der Schmuck in der Schleppe eines Damenkleides feſtgeſetzt haben und auf dieſe Art unbemerkt in eins der andern Zimmer entführt worden ſein könnte. Sie waren eben an den Ausgangspunkt ihrer vergeblichen Wanderung zurückgekehrt, als Frau Mörner in Begleitung des Hofjuweliers und eines andern, vornehm ausſehenden alten Herrn mit aller Anzeichen lebhafter Erregung zu ihnen trat. r— (Fortſetzung folgt.) „Es iſt Tatſache, daß nach Schluß des Parteitages eine Anzahl reviſioniſtiſcher Genoſſen, darunter mehrere Führer dieſer Gruppe, den verſäumten Harzaus⸗ flug nachgeholt haben, indem ſie nach Harzburg gefahren ſind; natürlich ohne die orthodoxen Genoſſen. Allein zur Erholung von den Strapazen des Parteitages dürften ſie kaum dieſen Abſtecher gemacht haben. Da⸗ gegen ſpricht neben anderen Gründen auch der Umſtand, daß nicht nur der Leiter eines ſtenographiſchen Preß⸗ bureaus, ſondern auch deſſen Gehilfen— u. a. eine Steno⸗ typiſtin nebſt Schreibmaſchine und alle für eine umfaſſende Protokollfeſtſtellung nötigen Mitarbeiter— an dieſem Ausflug teilgenommen haben. Der Parteileitung ſcheint ſowohl dieſe Sondertagung, wie ihr Zweck nicht unbekannt geblieben zu ſein. Denn es wird von Leuten, die es wiſſen können, behauptet, der Verzicht auf die Feſtſetzung des Ortes für den nächſten Parteitag ſtehe im engen Zu⸗ ſammenhang mit dem Entſchluſſe der Reviſioniſten, ſich en petit comite über ihre praktiſche Stellungnahme zu den Parteitagsbeſchlüſſen in der Budgetfrage und über andere Fragen der Taktik zu unterhalten. Es heißt nämlich, daß die Parteileitung angeſichts dieſer Sondertagung der Re- viſioniſten ſich mit dem Gedanken trage,„nötigen⸗ falls noch einen außerordentlichen Partei⸗ tag noch vor den Wahlen einzuberufen“. Ob dieſe Abſicht verwirklicht werde, hänge davon ab, wie das Harzburger reĩviſioniſtiſche Sondermeeting ausgehe. Für alle Fälle wolle die Parteileitung aber freie Hand haben, gegen eine etwaige unbequeme oder gar gefährliche Stel⸗ lungnahme der Harzburger Reviſioniſtenkongregation ſchleunigſt eine außerordentliche Tagung der Geſamtpartei mobil machen zu können.“ So ganz unwahrſcheinlich klingt dieſe Meldung nicht! Parlamentariſches. 2 Ueber die Landwirtſchaftliche Unfallverſicherung wurde am Mittwoch und Donnerstag in der Reichsver— ſicherungskommiſſion verhandelt. Entſprechend einem Centrumsantrag wurde feſtgeſetzt, daß auch der Fried- hofsbetrieb, die Gärtnerei, die Park⸗ und Gartenpflege als landwirtſchaftlicher Betrieb im Sinne des Unfall⸗ verſicherungsgeſetzes zu gelten habe. Im übrigen er⸗ fuhren die Beſtimmungen der Vorlage keine weſentlichen Aenderungen. 7 Um die Zuſtändigkeit der Amtsgerichte handelte es ſich am Donnerstag in der Juſtizkommiſſion des Reichstags. Der entſcheidende Paragraph, der zur An⸗ nahme kam, lautet dahin, daß der Staatsanwalt Anklage erheben kann, wenn anzunehmen iſt, daß wegen der ſtraf⸗ baren Handlung auf keine ſchwerere Strafe als ſechs Monate Gefängnis oder Geldſtrafe von höchſtens 1500 Mark allein oder neben Haft oder in Verbindung mitein⸗ ander oder mit Nebenſtrafen erkannt wird. 2 Regierung gegen die Laienrechtſprechuna. In der Reichstagskommiſſion zur Vorberatung der Strafprozeß⸗ ordnung kam es am Donnerstag zu einer Auseinander⸗ ſetzung zwiſchen der Regierung und einer Mehrheit, die möglicherweiſe ein Scheitern der geſamten Vorlage zur Folge haben wird, da die Regierung wieder einmal ein „Un annehmbar“ ausſprach. Die Mehrheit der Kom⸗ miſſion, unter Führung des Centrums, verlangte ent⸗ ſchieden die Zuziehung von Schöffen in der Berufungs⸗ inſtanz, und dieſe Mehrheit beſchloß auch gegenüber der Regierung, die Strafkammer als erſte Inſtanz ſowohl als auch die Berufungsſtrafkammern mit drei Richtern und zwei Schöffen zu beſetzen 1 ö Heer und Marine. 8 Die Abſchaffung der Küraſſiere ſoll nach der„Poſt“ in der Militärvorlage vorgeſehen ſein. Gemeint iſt damit natürlich nur eine mehr zeitgemäße Ausrüſtung dieſer Truppe, auf die andere Bundesſtaaten ſchon längſt ver⸗ zichtet haben. Die preußiſche Armee verfügt außer den Gardekorps und den Gardeküraſſieren noch über acht Küraſſierregimenter. Koloniales. — Der 9, deutſche Kolonialkongreß ſoll vom 6. bis 8. Oktober im Reichstagsgebäude tagen. In zahlreichen Sektionsſitzungen und drei Plenarſitzungen ſollen nicht weniger als 73 Vorträge ſtattfinden. In Vertretung des Reichskanzlers wird Staatsſekretär Delbrück und Unterſtaatsſekretär Dr. Böhmer namens des Kolonial⸗ amtes den Kongreß willkommen heißen. — Die Dampferlinie Deutſchland— Tſintau(Kiaut⸗ ſchou) iſt nunmehr definitiv eröffnet. Der Dampfer „Derfflinger“ als erſtes der von jetzt an regelmäßig verkehrenden Schiffe dieſer Linie iſt in Tſintau einge⸗ troffen.— Dort erwartet man übrigens zum 3. Oktober den Staatsſekretär a. D. Dernburg. Europäiſches Ausland. Niederlande. * Anſcheinend will auch Holland zum Schutzzoll übergehen. Der Brüſſeler„Daily⸗Expreß“-Korreſpondent meldet, daß ihm als erſtem Vertreter der Preſſe Einſicht in die neue Finanzgeſetzvorlage gewährt worden ſei. Nach der Vorlage würde Holland vom Freihandel zum Schutzzoll übergehen. Zum Muſter der Vorlage habe man den im Parlament niemals eingebrachten Tarif von Harte van Tecklenburg von 1903 genommen und ſchlage vier Grade von Zöllen vor, drei Prozent, ſechs Prozent, zehn Prozent und zwölf Prozent vom Werte. Halbfabdikate zahlen ſechs Prozent, Waren, die 75 Prozent des fertigen Artikels darſtellen, zehn Prozent und fertige Fabrikate zwölf Prozent. Der niedrigſte Satz von drei Prozent ſteht auf Waren, die nicht in Holland fabriziert werden können, Nahrungsmittel, Fleiſch und die ſonſt zur Notdurft des Lebens erforderlichen Sachen bleiben zoll⸗ frei. Auch werden Vergeltungszölle gegen ſolche Länder geplant, die gegen Holland beſondere Zölle erheben. Ab⸗ geſehen davon enthält der Tarif feſte und gegen alle gleiche Sätze. Rußland. * Der Bär will Finnland gänzlich verſchlingen. In Petersburger unterrichteten Kreiſen wird verſichert, daß die Würfel in der finnländiſchen Frage im Prinzip bereits gefallen ſeien, nachdem dort die Nachricht eingetroffen, daß der Zar in Schloß Friedberg über den letzten Beſchluß des finnländiſchen Landtages empört(1) geweſen. Man hält es für ſicher, daß der Zar den Vorſchlag des General⸗ gouverneurs von Finnland, Generals Seyn, der dieſen Ausgang vorausgeſagt hat, annehmen wird. Dieſer Vor⸗ ſchlag geht dahin, den finnländiſchen Landtag für immer au ſchließen, Finnland in eine Reihe ruſſiſcher Provinzen aufzuteilen und dieſen die Semſtwoverfaſſung und Vertretung in der Reichsduma zu geben. Wie weit dieſer unerhört radikale Vorſchlag Verwirklichung finden wird, darüber werden ſchon die nächſten Tage die Entſcheidung bringen, da Be⸗ amte mit wichtigen Staatsakten über dieſe Frage bereits nach Friedberg unterwegs ſind. England. „ Die Engländer ſcheinen allmählich einzuſehen, daß ſie„ihrem Spion“ nichts anhaben können. Leutnant Helm wird nämlich, entſprechend dem Antrage ſeines Ver⸗ teidigers, von dem Polizeigericht gegen eine Bürgſchaft von vierzigtauſend Mark, von denen je zehntauſend Mark von zwei engliſchen Bürgen zu ſtellen ſind, die Ent⸗ laſſung aus der Haft gewährt. Da die beiden engliſchen Bürgen nicht anweſend waren, mußte Helm noch einmal in die Polizeihaft zurückkehren. Der öffent⸗ liche Ankläger bemerkte im Laufe der Verhandlung über die zu ſtellende Bürgſchaft, der Angeklagte dürfe nicht annehmen, daß die Qualifikation des Falles als bloßes Vergehen endgültig ſei, und daß der Fall vor den Alſſtiſen in Wincheſter immer noch als ſchweres Verbrechen be⸗ handelt werden könne. Die Verhandlung gegen Leutnant Helm vor den Aſſiſen wird erſt Anfang November ſtatt⸗ finden.— Und dann kommt jedenfalls eine große engliſche Blamage. Türkei. * Zur türkiſchen Anleihe wird aus Konſtanti⸗ nopel gemeldet, die Deutſche Bank habe den Türken einen Vorſchuß von 120 Millionen angeboten, unbekümmert darum, wo die Anleihe aufgenommen wird.— In Kon⸗ ſtantinopel hält man nach wie vor an der Hoffnung feſt, daß die Anleihe in Paris zuſtande kommt. Die türkiſche Regierung will ihre Haltung gegen die Ottomanbank auf⸗ geben, und die franzöſiſche Regierung ſoll dafür die Ko⸗ tierung der Anleihe in Paris ohne weitere Umſtände nach Zuſicherung gewiſſer Konzeſſionen geſtatten. Der britiſche Botſchafter ſoll Rifaat⸗Paſcha verſichert haben, er werde eventuell die Sache der Türkei Frankreich gegen⸗ über vertreten.— Nach einem Telegramm aus der tür⸗ kiſchen Hauptſtadt hat die türkiſche Regierung einen Ver⸗ trag mit franzöſiſchen Werften über die Lieferung bon fünf Kanonenbooten abaeſchloſſen. Soziales. Zum Werftarbeiterſtreik. Die Ausgleichsverhand⸗ lungen zwiſchen den Vertretern der Metallinduſtriellen und den Arbeiterorganiſationen wegen Beilegung des Werftarbeiterſtreiks endeten am Mittwoch mit Vertagung. Die Verhandlungen werden am Montag, dem 3. Oktober, in Hamburg fortgeſetzt werden. Das Er⸗ gebnis der Verhandlungen wird geheimgehalten. — Die internationale Vereinigung für geſetzlichen Ar⸗ beiterſchutz hat ihre diesjährige Tagung in Lugano (Schweiz) abgehalten. Die Beſchlüſſe, mit denen dieſe einflußreichſte aller internationalen Vereinigungen in die parlamentariſche Tätigkeit einzugreifen gedenkt, verlangen zunächſt eine internationale Konferenz, auf der durch Staatsverträge ein Verbot der Nachtarbeit der jugend⸗ lichen Arbeiter ſowie der Zehnſtundentag für Frauen und Jugendliche in Gewerbebetrieben beſchloſſen werden ſoll. Außerdem ſollen die Landesſektionen bei ihren Re⸗ gierungen auf die Bekämpfung der Giftgefahren in den Betrieben, auf den Schutz für Arbeiter in Druckluft, auf die Beſchränkung der Nachtarbeit Jugendlicher in Wirt⸗ ſchaften, Läden und Bureaus, auf die Abkürzung der Arbeitszeit in gefährlichen Betrieben und Einführung der Achtſtundenſchicht im Kohlenbergbau hinzuwirken. Endlich iſt als neue Aufgabe auserſehen die Gleichſtellung ausländiſcher Arbeiter mit den Inländern in der geſamten ſozialpolitiſchen Verſicherung und eine Um⸗ frage über die Kinderarbeit.— Auch dem ſozialpolitiſch fortgeſchrittenſten Lande der Welt, dem Deutſchen Reich, wird die volle Verwirklichung dieſes großen Programms noch allerlei Zeit in Anſpruch nehmen. Immer ſchneidig! Auf dem Parteitage der ſozialdemokratiſchen Partei in Magdeburg hat der„Genoſſe“ Limbertz⸗Eſſen einen Erlaß des früheren Kommandierenden Generals v. Biſ⸗ ſing über das Verhalten und Einſchreiten des Militärs bei einem etwaigen Aufruhr verleſen. Der Erlaß hat auf dem Parteitage einen furchtbaren Entrüſtungsſturm hervorgerufen, und mit Recht wurde in der bürgerlichen Preſſe verſchiedentlich betont, daß derartige Dinge aufs neue Waſſer auf die roten Mühlen leiten würden. Hut ab vor der Schneidigkeit des preußiſchen Militärs! Wir haben ſie gewiß als iſoliert daſtehender Staat nötig, haben ſie unter gewiſſen Vorausſetzungen auch nötig im eigenen Lande, aber es macht auf den Staatsbürger doch einen recht eigentümlichen Eindruck, wenn er erfährt, wie das eigene Militär mit ihm verfahren wird in Fällen, in denen er ſich aus dieſem oder jenem Grunde einer Bewegung anſchließt, die ſich mit unſeren Verfaſſungszu⸗ ſtänden nicht in Einklang bringen läßt. Wenn ſo etwas bekannt wird, braucht man freilich nicht gleich aus der Faſſung zu geraten. Daß es der⸗ artige Vorſchriften gibt, weiß jedermann, und vernünftige Leute ſagen ſich auch, daß es ſie geben muß. Darum war auch der Zweifel an der Echtheit des Erlaſſes, der auf verſchiedenen Seiten laut wurde, von vornherein un⸗ begreiflich. Jetzt wird aber zum Ueberfluß noch feſtge⸗ ſtellt, daß die Verfügung des Generals v. Biſſing wirk⸗ lich echt iſt, und der„Vorwärts“ teilt aus ihr noch weitere Vorſchriften mit, die u. a. folgendes beſagen: „Im allgemeinen werden die Operationen in einer aufrühreriſchen Stadt ſo zu führen ſein, daß der Führer alle verfügbaren Kräfte in einer Zentralſtellung vereinigt, kleinere Wachen einzieht und nur die wichtigſten Gebäude beſetzt hält. Durch planmäßig fortſchreitende Angriffe aus dieſer Zentralſtellung heraus wird dann die Stadt all⸗ mählich wieder unterworfen, während gleichzeitig die Kavallerie und etwa von außen noch herangezogene Tru⸗ pen die Stadt einſchließen und den Truppen in der Stadt in die Hände arbeiten. Die Verbindung der verſchiedenen Abteilungen untereinander und mit der Führung muß mit allen Mitteln, auch durch Signale(Offiziere und Unter⸗ offiziere in Zivil) aufrechterhalten werden. Die Ein⸗ teilung der Stadt in Abſchnitte unter einem Abſchnitts⸗ kommandanten mit Abſchnittstruppen und unter Aus- ſcheidung einer Hauptreſerve kann zweckmäßig ſein. Die Truppen der einzelnen Abſchnitte müſſen dann gemeinſam operieren. Eine regelmäßige Ablöſung der Truppen vorderſter Linie iſt notwendig, hat aber ſo zu erfolgen, daß nie Gelände aufgegeben wird. Ruhetage ſind unter allen Umſtänden zu vermeiden. N Die Truppe wird immer untergebracht werden können, wenn auch nur in Maſſenquartieren. Um die nötige Ruhe zu ſichern, können ſich unter Umſtänden die Truppen ihrerſeits in ihren Bezirken verbarrikadieren. Unter keinen Umſtänden dürfen höhere oder niedere Befehlshaber auf Unterhandlungen mit Aufſtändiſchen ein⸗ gehen, es gibt nur eine Bedingung: Unterwerfung auf Gnade oder Ungnade. Eroberte Stadtteile ſind genau abzuſuchen, Gefangene ſofort nach auswärts abzuſchieben, falls ſie nicht an Ort und Stelle vor die Kriegsgerichte geſtellt werden. Alle Rädelsführer oder wer mit den Waffen in der Händ gefangen wird, iſt dem Tode verfallen. Die volle Strenge des Geſetzes iſt unbarmherzig an⸗ zuwenden.“ Das iſt nun freilich preußiſche Schneidigkeit im Quadrat. Ob ſie berechtigt iſt, darüber wollen wir nicht urteilen, wenn wir uns auch die Bemerkung nicht ver⸗ kneifen können, daß im allgemeinen der preußiſche Staats⸗ bürger von Jugend auf eine derartige Menge Disziplin mitbekommen hat, daß in der Praxis ſolche Mittel kaum angewandt zu werden brauchen. Die Ausarbeitung dieſer „Schlachtpläne“ war vielleicht eine gute und nützliche Uebung, ein Ausfluß militäriſchen Eifers und des Be⸗ ſtrebens, für alle Fälle gerüſtet zu ſein. Die Akten ge⸗ hören aber vor allen Dingen hinter Schloß und Riegel. Wie iſt es möglich, daß derartige militäriſche Geheim⸗ niſſe in die Oeffentlichkeit gelangten? Da iſt offenbar in dem einen oder anderen Bureau ſchwer geſündigt worden, und man muß unbedingt verlangen, daß eine Unterſuchung darüber eingeleitet wird, warum hier bei der Hütung militäriſcher Geheimniſſe die„Schneidigkeit“ glän⸗ zend verſagt hat. Abermals Kämpfe im Berliner Streikrevier. (*) Die unerhörten Ausſchreitungen, zu denen es in Berlin⸗Moabit infolge des Streiks bei der Kohlen⸗ firma Kupfer u. Co. gekommen iſt, haben in der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag ſich nochmals wiederholt, ſind aber von der Polizei ſo nachdrücklich unterdrückt worden, daß man ſie nunmehr als beendet anſehen darf. Im Laufe des Mittwochs waren von der Polizeibehörde umfaſſende Vorbereitungen auf die Nacht getroffen worden. So wurde nach einer Vereinbarung zwiſchen der Berliner und Charlottenburger Schutzmann⸗ ſchaft die Polizeiſtunde für die Reſtaurants im Moabiter und dem angrenzenden Charlottenburger Auf⸗ ruhrgebiet auf 5 Uhr nachmittags feſtgeſetzt. Ferner waren in den Kaſernen des 4. Garde⸗ Regiments und des Eliſabeth- Regiments, die dem bedrohten Bezirk am nächſten liegen, kriegsſtarke Kompagnien in. ſtändi⸗ ger Bereitſchaft, auf Erſuchen der Polizei ſofort auszurücken und ſich mit der Schutzmannſchaft zu ver⸗ einigen. Da in den letzten Nächten ununterbrochene An⸗ griffe durch Hausbewohner erfolgten, die ſich nach der Tat in die dunkelen Häuſer flüchteten und dieſe hinter ſich abſchloſſen, ſo waren von der Feuerwehr zahlreiche Spitzhacken und große Stemmeiſen entliehen worden, um die Haustüren ſchnell aufbrechen und die Exzedenten ver⸗ folgen zu können. Eine große Zahl von Magneſium⸗ fackeln war gleichfalls von der Wehr und von anderen Stellen zuſammengebracht worden, um beim Eindringen in die Häuſer und für den Fall einer erneuten Demo⸗ lierung der Straßenlaternen durch die Ruheſtörer das nötige Licht für die Operationen der Polizei zu ſpenden. Dem gleichen Zwecke ſollten zahlloſe elektriſche Lampen dienen, die an die Beamten verteilt wurden. Fa ſi tauſend Schutzleute hatte die Polizei, um für alle Fälle gerüſtet zu ſein, zuſammengezogen. Dazu kamen noch die in allen Wachen liegenden Reſerven, die bereit waren, jede Sekunde auf Alarm hin auszurücken. Trotz dieſer Vorbereitungen, die auf den feſten Ent⸗ ſchluß hindeuteten, aufs ſchärfſte gegen die Aufrührer vorzugehen, ſammelten ſich in den Abendſtunden in der Umgegend der Beuſſelſtraße wieder Tauſende an, höhn⸗ ten die Schutzleute und nahmen eine agreſſive Stellung ein. Um 8 Uhr entſtanden infolgedeſſen neue Kämpfe. Auf die dreimalige Aufforderung des Polizeioffiziers, den Platz zu räumen, wurde mit Hohnxufen und Stein⸗ würfen geantwortet. Damit war das Signal zur erſten Attacke gegeben, und mit blanken Waffen hieben die, Schutz⸗ leute in die Menſchenmauern ein. Jetzt ſuchten die Exze⸗ denten das Weite. Mehrere Hundert nahmen die Flucht in den Bahnhof und beſtiegen einen dort gerade ein⸗ gefahrenen Stadtbahnzug. Sie glaubten ſich nun in Sicher⸗ heit. Darin hatten ſie ſich aber getäuſcht, denn mit blanker Waffe wurden alle diejenigen, die keine Fahr⸗ karte vorzeigen konnten, aus den Abteilen herausgetrieben. Zur ſelben Zeit kam es zu einem Zuſammenſtoß an der Reformationskirche. Hier eröffneten die Anwohner aus den Häuſern ein Bombardement mit Blumentöpfen, Gläſern, Flaſchen uſw. auf die Schutzleute. 20 Berittene ſprengten die Straße hinunter und trieben die Menge vor ſich her. Dabei geriet einer der Berittenen ins Gedränge. Der Mob wollte ihn vom Pferde reißen, und er mußte von einer Anzahl Fußſchutzleuten herausge⸗ hauen werden. Als etwas ſpäter etwa 30 Erzedenten in ein Haus in der Beuſſelſtraße flüchteten und die Tür abſchloſſen, gab ein Polizeileutnant den Befehl zum Sturm auf das Haus. Die Haustür wurde erbrochen und die Schutzleute drangen ein. Doch waren Exzedenten nicht zu finden: ſie hatten ſich in den Wohnungen verkrochen. Als die Schutzleute ſie noch in den verſchiedenen Abteilungen des Hauſes ſuchten, wurden im Seitenflügel die Fenſter ge⸗ öffnet und Flaſchen auf die Beamten geworfen. Jetzt wurden Schüſſe von den Schutzleuten nach den Fenſtern abgegeben. g Erbitterte Gefechte ern 1 e N es wurden im Kleinen Tiergarten geliefert. Es war nämlich beim Kommando die Meldung eingelaufen, daß die Exzedenten einen neuen Plan gefaßt hätten; danach ſollte um 10 Uhr ein aus Tauſenden beſtehender Zug, der ſich im Kleinen Tiergarten anſammeln wollte, mit roten Fahnen nach der Sickingenſtraße durchbrechen, um dort das Kohlenlager von Kupfer u. Co. zu ſtürmen. Ob dieſe Meldung wirklich richtig war, konnte man nicht feſtſtellen, denn es wurden ſofort zahlreiche Schutzleute in den kleinen Tiergarten geworfen, um dieſen zu ſäubern. Dabei entſtanden Kämpfe, die ſich bis in die Nacht hinein hinzogen. Schätzungsweiſe ſind bei dieſen Kämpfen weit über hundert Perſonen verletzt worden. Viele Schwer⸗ verletzte wurden in das Krankenhaus Moabit eingeliefert. Leichter Verletzte ließen ſich in den verſchiedenen Ret⸗ tungswachen verhinden und andere wieder zogen es vor. ärztliche Hilfe nicht in Anſpruch zu nehmen, um der polizeilichen Feſtſtellung zu entgehen. f Mit dieſen Kämpfen ſchien aber der Sturm vorüber . S zu ſein. Um Mitternacht herrſchte in Moabit voll⸗ kommene Ruhe, und außer den Schutzleuten waren kaum noch Menſchen auf der Straße zu beobachten. Auch am Donnerstag deutete vieles darauf hin, daß allmählich den Unruheſtiftern die Beſinnung wiederkehrt und das Ende der Krawalle zu erwarten iſt. Leider hat der Bürgerkrie 5 1 b e g 5 ſchwere Schäden eee hinterlaſſen. Nach den bisherigen Feſtſtellungen beträgt die Zahl der in den Krankenhäuſern untergebrachten und auf den Unfallſtationen verbundenen Exzedenten 150. Etwa ebenſoviel ſind, wie man annimmt, zu Hauſe be⸗ handelt worden, ſo daß insgeſamt 300 Exzedenten bei den Unruhen verletzt ſein dürften. Am Mittwoch abend wurden im Krankenhaus zu Moabit im ganzen 26 Ver⸗ letzte aufgenommen, von denen ſechs wegen ſchwerer Ver⸗ letzungen dort verbleiben mußten. In der Unfallſtation in der Erasmusſtraße wurden 20 Verletzte eingeliefert, darunter eine 60 jährige Großmutter mit ihrem acht⸗ jährigen Enkel, die durch Säbelhiebe verletzt worden waren. Hier wurden auch ö zwei verletzte engliſche Journaliſten verbunden, die in der Turmſtraße mit den Schutzleuten zuſammengeraten waren. Der Vertreter von Reuters Bureau, Lawrence, befand ſich dort mit dem Vertreter der „Daily Mail“, Mr. Wile. Auf Veranlaſſung eines Kri⸗ minalbeamten, der die Herren wohl für Organiſatoren der Menge hielt, gingen Schutzleute gegen das Auto⸗ mobil vor und hieben auf die Inſaſſen ein. Mr. Law⸗ rence erhielt mehrere Hiebe über beide Hände, die rechte Hand iſt faſt durchſchlagen. Auch Mr. Wile erhielt mehrere Schläge über den Kopf. 5 Bedauerlicher noch als dieſe blutigen Wunden ſind ſicherlich die Wunden, die durch die nachfolgenden Straf- prozeſſe den Familien geſchlagen werden, die ſich an den Exzeſſen beteiligt haben. Die Polizei bietet alles auf, um möglichſt viele der Teilnehmer feſtzuſtellen. Die vor allem in politiſcher Hinſicht intereſſierte Feſtſtellung, welcher Berufsklaſſe die Aufſtändigen angehören, wird in Kürze von der Polizei veröffentlicht werden. Natürlich ſind die Koſten der Unruhen recht erheblich. Bekanntlich hat die Gemeinde bei Land⸗ friedensbruch und den daraus entſtehenden Folgen, d. h. für den dabei angerichteten Schaden, aufzukommen. Die Schadenerſatzanſprüche, die namentlich die Moabiter Haus⸗ beſitzer an die Stadt ſtellen werden, ſind ganz bedeutend. In dem Reformationsviertel ſind faſt ſämtliche Fenſter der Haustüren zertrümmert und viele Schaufenſter einge⸗ ſchlagen; faſt alle Fenſter der Häuſer ſind durch Revolver⸗ ſchüſſe in der erſten und zweiten Etage durchlöchert. Dazu kommen noch die vielen zerſtörten Laternen. Dazu treten Pflaſterreparaturunkoſten, die Beköſtigung der in Moabit ſtationierten Schutzleute aus anderen Revieren uſw. Man wird nicht fehlgehen, wenn man die Schadenerſatzſumme und die anderen Unkoſten, die durch den Aufruhr ent⸗ ſtanden, auf insgeſamt 150000 Mark ſchätzt. Aus Stadt und Land. * Aus Furcht vor Strafe. Nicht geringes Auf⸗ ſehen erregte der Selbſtmord des angeſehenen, vermögen⸗ den Bäckermeiſters Wilhelm Wachenfeld in Wolfhagen. Wachenfeld ſollte vor der erſten Strafkammer in Kaſſel erſcheinen, um ſich wegen ſchwerer Amtsbeleidigung gegen den Kaſſeler Bürgermeiſter zu verantworten. Aus Furcht vor Strafe hat er ſich nun in ſeinem Hauſe erhängt. Er war früher Mitglied des Stadtverordnetenkollegiums und des Magiſtrats. Ein Pferd als Brandſtifter. Auf eine eigenartige Urſache iſt ein großes Schadenfeuer zurückzuführen, das in Spreenhagen bei Fürſtenwalde zum Ausbruch kam. Auf dem Gute des Landwirts Görsdorf ſchlug ein Pferd, das ſich aufbäumte, einem Knecht die brennende La⸗ terne aus der Hand. Das Petroleum explodierte und das Feuer ergriff bald einen anliegenden Heuhaufen. Nach kurzer Zeit hatte ſich das verheerende Element über den Stall, die Scheune und die angrenzenden Gebäude verbreitet. Große Erntevorräte ſowie eine Dreſchmaſchine wurden ein Raub der Flammen. ** Schwerer Automobilunfall. Am Mittwoch abend egen 6 Uhr ereignete ſich in der Nähe des Bahnhofes andhofen ein ſchweres Automobilunglück. Ein neues Automobil der Firma Benz wurde Probe gefahren und kam in raſcher Fahrt in der Nähe der Fabrikkolonie vor⸗ bei, als ein Kind über die Straße ging. Der Chauffeur konnte noch rechtzeitig ausweichen, doch fuhr das Fahr⸗ zeug jetzt gegen eine Telegraphenſtange, überſchlug ſich und flog in den Straßengraben, an dem die Frau des Arbeiters Heintz mit ihren zwei Kindern ſaß. Ein 4½⸗ jähriges Mädchen wurde ſofort getötet. Dem 12 Jahre alten Mädchen wurden beide Beine abgefahren während die Mutter einen Schädelbruch und ſchwere Quet⸗ ſchungen erlitt: an ihrem Aufkommen wird gezweifelt. Der Chauffeur Johann Peter Wegele kam mit dem Schrecken davon. Einem Inſaſſen des Autos wurden drei Finger der rechten Hand abgeriſſen. Das Automobil iſt teilweiſe zertrümmert. Der Chauffeur wurde verhaftet. Prinz Ludwig von Bayern und Graf Zeppelin im Parſevalluftſchiff. Intereſſante Paſſagiere hatte am Mittwoch das in Munchen ſtationierte Paſſagierluftſchiff „B. 6“ an Bord. Es wird darüber aus München ge⸗ meldet: Das Luftſchiff„P. 6“, das um 13¾ Uhr auf geſtiegen war. erreichte geaen 2½ Uhr Garmiſch⸗Parten⸗ kirchen und fuhr von dort nach dem Eibſee. Vom Eib⸗ ſee kehrte es nach München zurück, wo es um 5½ Uhr latt landete. Am Landungsplatze hatten ſich die Vor⸗ tandsmitglieder des Deutſchen Muſeums, die zur jähr⸗ ichen Tagung in München zuſammengetreten waren, ein⸗ gefunden. 20 Minuten ſpäter ſtieg„P. 6“ mit Prinz udwig und Graf Zeppelin an Bord unter Führung des Oberleutnants Stelling zu einer Fahrt über München auf. Die Fahrt ging über die Stadt München hinweg und dauerte etwa 20 Minuten. Nach der um 6 Uhr 10 Minuten erfolgten Landung ſprach Prinz Lud⸗ wig dem Führer Oberleutnant Stelling ſeinen herzlich⸗ ſten Dank aus. Graf Zeppelin ſandte an Major Parſeval in Berlin nachſtehendes Telegramm: Gelegentlich der Jahresverſammlung des Deutſchen Muſeums war es mir vergönnt, mit dem Prinzen Ludwig eine Fahrt in Ihrem . Luftſchiff auszuführen, und ich möchte für 0 e Freude meinen herzlichſten Dank zum Ausdruck zu ringen. „ Todesſturz des Fliegers Plochmann. Der Mitt⸗ woch hat wieder einem Flieger den Tod gebracht. Dies⸗ mal iſt es ein deutſcher Pilot, der zu Tode ge⸗ ſtürzt iſt: Auf dem Habsheimer Flugfeld bei Mülhauſen im Elſaß iſt der Aviatiker Ernſt Plochmann aus einer Höhe von etwa 50 Meter mit einem Aviatik⸗Doppel⸗ decker abgeſtürzt. Er wurde ſchwerverletzt und beſinnungs⸗ los in das Krankenhaus gebracht, wo er in der Nacht, ohne das Bewußtſein wieder erlangt zu haben, ſeinen Ver⸗ letzungen erlegen iſt.— Die deutſche Aviatik hatte bis⸗ her ſeit Lilienthal nur ein Todesopfer zu beklagen: Thad⸗ däus Robl, der in Stettin am 18. Juni tödlich verun⸗ glückte. Der junge Plochmann iſt, wenn man den Alt⸗ meiſter der deutſchen Fliegerkunſt mitzählt, der dritte Deutſche, der im Dienſte des Flugſports ſein Leben ge⸗ laſſen hat. * Die Erſchießung eines Schweizers durch einen Wachtpoſten in der Nähe von Metz, die wir bereits mel⸗ deten, hat ſich folgendermaßen abgeſpielt: Mehrere Kühe von der Farm Pierrejeux bei Peltre durchbrachen am Mittwoch vormittag die Umzäunung des Forts Cheny. Der Melker, der aus der Schweiz ſtammt, verſuchte das Vieh zurückzutreiben und wurde, als er das Gebiet des Forts betrat, von dem Poſten feſtgenommen. Beide ſchienen in einen Wortwechſel geraten zu ſein, in deſſen Verlauf der Schweizer die Flucht ergriff. Der Poſten rief ihm zu, ſtehen zu bleiben und machte, als der Flücht⸗ ling dem dreimaligen Zuruf nicht Folge leiſtete, von der Schußwaffe Gebrauch. Das Geſchoß drang dem Unglück⸗ lichen links hinten in die Seite, zerriß den Magen und die Eingeweide und trat rechts wieder heraus, ſo daß der Getroffene auf der Stelle tot war. Ee Wegen Giftmordverſuches an ſeiner Gattin wurde in Biel der älteſte Sohn des Buchbindermeiſters Stotz verhaftet. Seit längerer Zeit hatten ihn ſeine Eltern bedrängt, ſich von ſeiner Frau, Mutter von zwei Kindern, ſcheiden zu laſſen. Da jedoch keine Scheidungsgründe vorlagen, entſchloß er ſich, dem Eſſen ſeiner Frau Grün⸗ ſpan beizufügen. Stotz iſt geſtändig. Verhaftung von Schwindelbankiers. Durch die ſchweizeriſche Behörde aufmerkſam gemacht, beſchäftigte ſich die Pariſer Polizei mit einer Gruppe dort anſäſſiger Spekulanten, die ſeit geraumer Zeit ungeſtört Finanz⸗ operationen unternahmen, die keine andere Grundlage hatten als die Ausbeutung des leichtgläubigen Publikums. In Umlauf geſetzt wurden unter allerlei verführerisch klingenden Bezeichnungen Effekten, deren Geſamtwert auf zehn Millionen Francs angegeben wird. Wie viel davon in die Taſchen des Konſortiums gefloſſen iſt, wird die parallel mit Bern und Paris geführte Unterſuchung lehren. Unter den in Paris verhafteten fünf Teilhabern befindet ſich ein Enkel des jüngſt verſtorbenen bekannten Malers Alfred Stevens, ferner ein Neffe des Fechtmeiſters Breittmaier und der Belgier Felicien Maes. Das geiſtige Oberhaupt der Geſellſchaft Maes trieb in Paris unge⸗ wöhnlich Aufwand und verkehrte in beſſeren Finanz⸗ kreiſen. Man nannte ihn den„neuen Rochette“. Geſucht werden noch mehrere andere Angehörige der Gruppe, die ins Ausland geflüchtet ſind. I.. e Dampferkolliſſion bei Vliſſingen. Der neuerbaute Dampfer„Prinzeß Juliana“ der Schiffahrtsgeſellſchaft Zeeland kollidierte am Mittwoch auf der Reiſe von Vliſ⸗ ſingen nach Queenboro in dichtem Nebel mit dem belgi⸗ ſchen Dampfer„Prinzeß Clementine“. Die„Prinzeß Ju⸗ liang, wurde über der Waſſerlinie havariert und konnte die Reiſe fortſetzen. Die„Prinzeß Clementine“ mußte nach Antwerpen zurückdampfen. ** Ein Feſt in der Marienburg iſt für nächſtes Jahr geplant. Wie weſtpreußiſche Blätter berichten, hat der Kaiſer bei der Paradetafel in der Marienburg erklärt, daß er im Mai 1911 aus Anlaß der 600 jährigen Wieder⸗ kehr des Tages, an dem der Hochmeiſterſitz von Venedig nach Marienburg verlegt wurde, ein Feſt in der Marien⸗ burg veranſtalten werde. Die Gäſte ſollen dazu im Koſtüm der alten Ritterfräulein und Ritter erſcheinen. Gleich⸗ zeitig wird vorausſichtlich ein Ordenskapitel des Johan⸗ niterordens in der Marienburg abgehalten werden. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. In Schönhagen bei Pritzwalk ermordete ein Knecht den Bauer Klein und deſſen Ehefrau und raubte etwa 11 Mark. Er entkam auf einem Damenrade. Als in Leipzig ein Schutzmann einen Fahrraddieb auf friſcher Tat ertappte, wurde er von dem Verbrecher erſchoſſen. Der Täter wurde von Paſſanten gelyncht. Eine folgenſchwere Bombenexploſion erfolgte auf dem Bahnhof Baſel, durch welche zwei Beamte ſchwer verletzt wurden. Aus Nah und Fern. * Kirſchhauſen, 30. Sept. Herr Lehrer Pörtner, der 11 Jahre in hieſiger Gemeinde wirkte, erhielt Dekret nach Eberſtadt und wird Ende nächſter Woche dorthin über- ziehen. Sein Weggang wird allgemein, beſonders von ſeinen Schülern bedauert. An ſeine Stelle kommt Herr Schulver⸗ walter Degen von Cberſtadt hierher. — Ein ſchweres Automobilunglück ereignete ſich vorgeſtern abend in der Arbeiterkolonle der Süddeutſchen Jute⸗ induſtrie in Sandhofen. Ein Auto der Firma Benz überfuhr die Arbeſterin Heinz aus Olmütz(Mähren) und zwei Kinder. Das fünfjährige Kind wurde getötet. Die Mutter, die das Kind, das über die Straße gelaufen war, zurückreißen wollte, kam ebenfalls unter das Auto und erlitt ſchwere Quetſchungen Sie mußte ins Sandhofener Krankenhaus gebracht werden. Das andere Kind, ein 12jähriges Mädchen, erlitt Hautabſchürfungen. Das Automobil rannte gegen eine Telegraphenſtange, wobei einer der Inſaſſen eine ſchwere Verletzung an der rechten Hand erlitt. * Bürſtadt, 30. Sept. Wegen eines auf dem Felde in der Nähe des Rheindammes verübten Verbrechens gegen 8 176 Poſ. 3 Str. G. B. wurde der 19jährige Arbeiter Philipp Keck von hier in Unterſuchungshaft genommen. — Hattersheim, 28. Sept. Vorgeſtern abend kurz vor 6 Uhr ereignete ſich hier auf der Mainzer Landſtraße ein ſchweres Unglück. Der 6.jährige Sohn des Fabrikarbeiters Feſter wurde von einem Automobil überfahren und getötet. * Nen-Iſenburg, 30 Sept. Die Gemeinderatswahl endete mit einem Sieg der Sozialdemokraten. Es wurden 5 Gemeinderäte gewählt. Der Gemeinderat beſteht jetzt aus neun Sozialdemokraten und ſechs Nationalliberalen. — Groß Steinheim, 20. Sept. Unterſuchungen wegen Religionsvergehen— Beſchimpfung der Muttergottes und Religionsſpötterei ſchweben augenblicklich gegen zwei Arbeiter der R.⸗Fabrik. Beide ſind katholiſch und natürlich Sozlaldemokraten, denen Religion Privatſache iſt! Verantwortlich für die Redaktion: Wilhelm Bingener, Biernheim aner. Meckarstadt im flause der Engel-Apotheke Mittelstr. Mannheim Messnlatz. 6 Telephon 3532. 2 Hautleidden Lupus, Flechten, Hautjucken, gut- und bösartige, sowie tuber- i kulõse Geschwüre, delenkentzündungen, chronische Nasen-, Hals-, Bronchial- und Lungenkatarrhe. Behandlung mit 5 Röntgen— Bestrahlungen elektr. Hochfrequenzströmen, sowie mit Motor- und elektrischem Lichtheilveriahren. l Tant erteilt Direktor Heinrich Schäfer Lichtheil-Iustitut Elektron nur N 3, 3 Mannheim vis-à · vis dem Restaurant„Zum wilden Mann“. Sprechstunden tägl. von 9—12 Uhr u. 2—9 Uhr abends 8. Sonntags von 9—12 Uhr. Wunderbare Eriolge. Hunderte Dankschreiben. Damenbehdlg. durch Frau Rosa Schäfer Zivile Preise. Prosp. gratis. Tel. 4320. Erst., gr. u. bedeutenst. Inst. am Platze. Ausführliche Broschüre gratis. Zur gerhſl⸗ Saif 58 empfehle mein großes Lager in modernen Herren⸗ u. Knaben⸗ Filzhüten ſteifen Hüten, ſeidenen Hüten u. Klapphüten. Große Auswahl in allen Sorten Herbst- u. Winter Mützen. Nur gute Ware zu den denkbar billigſten Preiſen. 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