fl. 182288 2 . A Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich: Dienſtag, Donnerſtag u. Samſtag mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. iernhei er Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. Berbreitelſte und geleſenſle Zeikung am hieſigen Platze, daher beſtes und Bezugspreis: 30 Pfg. monatlich einſchließlich Trägerlohn durch die Poſt Ml. 1.14 vierteljährlich. Anzeiger Niernheimer Nachrichten. Anzeigenpreis: 12 Pfennig die einſpaltige Petit⸗Zeile Lokal⸗Anzeigen 10 Pfennig. Reklamen: 30 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. chen. 20. irkungsvoflles Inſertions⸗ Organ. Begründet 1884. Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Bei event. gerichtlicher Beitreibung oder im Falle eines Konkurſes kommt jeder Rabatt in Wegfall. Nr. 122. Der Landesausſchuß der preu⸗ ßiſchen Centrumspartei, verſtärkt durch die nichtpreußiſchen Mitglieder des Vor⸗ ſtandes der Reichstagsfraktion ſowie durch mehrere Ver⸗ treter der Centrumspreſſe, hielt am Montag im Reichs⸗ tage in Berlin eine Sitzung ab, in der einige Zweifels⸗ fragen erörtert wurden. Bei der Gelegenheit gab Geheim⸗ rat Roeren nach eingehender Beratung folgende Erklärung ab, deren Veröffentlichung beſchloſſen wurde: „1. Ich trete nunmehr unzweideutig und vorbehalt⸗ los auf den Boden des Landesausſchuſſes-Beſchluſſes vom 20. Oktober 1909 und werde alle weitere direkte und indirekte Vertretung in anderer Formulierung unterlaſſen. 2. Nachdem es ſich gezeigt hat, daß die Schopenſche Broſchüre„Köln, eine innere Gefahr“ die Einigkeit in der Centrumspartei gefährdet hat, will ich die frühere Empfehlung derſelben nicht mehr aufrechterhalten. Ich hoffe und wünſche, daß der ganze Streit, der ſich an die ſogenannte Oſterdienstags-Konferenz geknüpft hat, auf ſeiten der Teilnehmer der Konferenz und ihrer Gegner weder in der Preſſe noch in den Verſammlungen fortgeſetzt wird.“ Die Verſammlung beſchloß ferner, die Centrumspreſſe zu erſuchen, die Polemik über alle an die ſogenannte Oſterdienstags⸗Konferenz anknüpfenden Streitfragen von jetzt an gänzlich einzuſtellen. Das deutſche Kaiſerpaar in Brüſſel. „ Der Beſuch des deutſchen Kaiſerpaares in Brüſſel wird im ganzen Lande auf das Sympatiſchſte begrüßt. Zu Ehren der Ankunft der kaiſerlichen Gäſte ſind die Straßen der Stadt Brüſſel mit Flaggen und vielfach mit Blumen reich geſchmückt worden. Der Nordbahnhof iſt im Innern reich dekoriert. Ein großes Aufgebot von Poli⸗ zei und Truppen auf den Straßen ſorgt ausgedehnt für Ordnung. Die revolutionären Hetzer haben es ſich nun doch nicht verſagen können, gegen Kaiſer Wilhelm zu„pro⸗ teſtieren“. Es fand am Montag in Brüſſel eine ſoziali⸗ e Demonſtrationsverſammlung ſtatt. Nach zahlreichen Reden, in denen ſcharfe Angriffe gegen die Hal⸗ tung des Kaiſers und der deutſchen Reichsregierung gegen⸗ über den Sozialdemokraten gerichtet wurden, gelangte eine Reſolution zur Annahme, in der es heißt:„Die Anweſen⸗ den ſenden dem deutſchen Volke ihre brüderlichen Grüße und drücken den Wunſch aus, daß die deutſche. speziell Die Prillantagraffe. Erzählung von Reinhold Ortmann.) 17¹(Nachdruck verboten.) Vielleicht haben Sie inzwiſchen ſchon Gelegenheit gehabt, liebe Frau Myra, ihn im Konzertſaal zu hören“, meinte er. „Die Berliner Zeitungen ſind ja ſeines Ruhmes voll. Und ich muß geſtehen, daß ich mich aufrichtig darüber gefreut habe. Steht doch geſchrieben, daß über einen geretteten Sünder tauſendmal mehr Freude iſt als über hundert Gerechte— oder ſo ähnlich.“ Ihre ängſtliche Spannung tapfer verhehlend, fragte die junge Frau: „Und weshalb über einen geretteten Sünder? Worin haben denn die Sünden des Herrn Szakaly beſtanden?“ „Na, darüber möchte ich doch lieber nicht reden. Es ſind ja auch alte, verjährte Geſchichten.“ „Aber ſie intereſſieren mich trotzdem. Oder fürchten Sie vielleicht, daß ich Mißbrauch mit Ihren Mitteilungen treiben könnte?“ „Das hat wohl keine Gefahr. Für das, was ich dem ehemaligen Schreiber Ihres Herrn Vaters nachſage, könnte ich außerdem in jedem Augenblick einſtehen. Aber Sie ſollten mir's trotzdem erlaſſen. Er war damals ein junger Menſch, und man muß dem Mangel einer ordentlichen Erziehung bei ihm wohl manches zugute halten, was man einem unter geregelten Verhältniſſen aufgewachſenen Jüngling nur ſchwer verzeihen würde. So vachte jedenfalls auch Ihr menſchenfreundlicher Vater, als er ihn in ſein Haus nahm und ihm durch allerlei Beweiſe ſeines Vertrauens den verlorenen moraliſchen Halt zurückzugeben ſuchte.“ „Und woher wußte mein Vater, daß ihm dieſer moraliſche Halt verloren gegangen war?“ 26. Jahrgang. Donnerstag, den 27. Oktober 1910. —— die preußiſche Arbeiterklaſſe bald vollſtändig emanzipiert werde.“ Dieſe Tagesordnung wurde unter lebhaftem Beifall angenommen. Unter Hochrufen auf die Sozial⸗ demokratie und Abſingen der Arbeitermarſeillaiſe ver⸗ ließen die Verſammelten das Lokal. Der Beſuch des deutſchen Kaiſerpaares in Brüſſel er⸗ weckt übrigens in der engliſchen Preſſe die alten Phan⸗ taſien von deutſchen Annexionsgelüſten gegenüber Belgien und Holland. So führt der„Daily Expreß“ aus: „Eine Beſetzung Hollands durch Deutſchland iſt un⸗ möglich, ſolange die engliſche Politik wacht. Wir dürfen und müſſen niemals erlauben, daß die Integrität der Niederlande auch nur angetaſtet wird. Ebenſo muß die Aufrechterhaltung der Unabhängigkeit Belgiens einer der führenden Geſichtspunkte der engliſchen Politik ſein. Bisher hat man England vertraut. Allen deutſchen Annexionsgelüſten ſah man in den Niederlanden ruhig entgegen, da man ein ſtarkes England im Rücken wußte. Jetzt ſcheint es anders geworden zu ſein. Das Ver⸗ trauen auf die engliſche Macht ſcheint infolge der un⸗ ſeligen Flottenpolitik erſchüttert.“— Aha! Ein politiſcher Schwadroneur. 8 Der freiſinnige Abgeordnete Müller-Meiningen hat durch ſein politiſches Draufgängertum, das nur zu oft an die Taten des edlen Ritters Don Quixote erinnert, ſchon manchmal die Heiterkeit des ganzen Landes erregt. Nachdem in letzter Zeit eine ganze Anzahl nationallibe⸗ raler Abgeordneter ſich in öffentlichen Reden über die politiſche Lage geäußert haben, glaubt Herr Müller⸗Mei⸗ ningen, daß die Zeit auch für ihn gekommen ſei.„Ich kann nicht ſchweigen,“ denkt er bei ſich. Und ſo ließ er in München eine fulminante Rede vom Stapel, bei der der Reichskanzler recht ſchlecht davonkam. Herr Müller⸗ Meiningen ſagte u. a.: „Der jetzige Reichskanzler gibt vor, der Kanzler über den Parteien zu ſein; das iſt eine gefährliche Täuſchung, denn ſie trägt die große Gefahr in ſich, die Grundſätze, die eine zufällige Regierung aufſtellt, für ewige Staats⸗ zwecke zu halten, das heißt, die jeweilige Regierung mit dem Staat zu identifizieren. So autoritätslos war noch keine Regierung. Der Kurs iſt planlos. Das iſt der Sünde Schuld, daß Herr v. Bethmann Hollwag, der einſtige Blockgeneralſtabschef, ein politiſches Erbe an⸗ trat, vor dem ihm innerlich graute. Das politiſche Ein⸗ ſchwenken nach rechts, die Erklärung, daß man das libe⸗ rale Bürgertum nicht als gleichberechtigt anſehe, die in der Ablehnung der gemäßigten Forderungen des Liberalismus bei der Finanzreform und der preußiſchen Wahlreform liegt, hat wiederum zéhntauſende von ſozkaldemokrati⸗ tiſchen Mitläufern erzeugt. Die Wahlziffern zur Zeit des Blocks— ein ſtändiges Zurückgehen der Sozialdemokratie — und nach der Zertrümmerung des Blocks ſind ein klaſ⸗ Direktor Wallhofen lächelte. „Der junge Magyar war Herrn Ruthardt von dem Ver⸗ ein zur Fürſorge für entlaſſene Sträflinge empfohlen worden, liebe Frau Myra!“ Die junge Witwe bückte ſich nach ihrem abſichtlich zu Boden geworfenen Taſchentuch, um ihn nicht auf ihrem Ge⸗ ſicht leſen zu laſſen, wie tödlich ſeine ahnungsloſe Mitteilung ſie erſchreckt hatte. Mit äußerſter Anſtrengung nur vermochte ſie nach Verlauf einiger Sekunden zu fragen: „Aber dann— dann machte er doch durch ſein Verhalten alles wieder gut, was er vielleicht vorher in jugendlichem Un⸗ bedacht gefehlt?“ „Na, wie man's nehmen will. Erinnern Sie ſich denn nicht mehr, daß er eines Tages plötzlich fort war?“ „Ja— aber ich glaube zu wiſſen, daß die Beweggründe für ſein Verſchwinden nur danach angetan ſind, ihm Ehre zu machen.“ „Da möchte ich denn doch nicht unbedingt zuſtimmen. Den kühnen Griff in ſeine Privatſchatulle würde ihm Ihr Vater als einen Rückfall in die alten Neigungen ja vielleicht noch einmal verziehen haben. Daß er ihn aber bei einer Durch⸗ ſtöberung ſeiner ſekreten Briefſchaften betreffen mußte, hat er ihm jedenfalls ſo wenig zur Ehre angerechnet, daß er ſich ver⸗ anlaßt ſah, ihn Hals über Kopf zur Tür hinaus zu werfen. Aber ſeitdem ſind ja nun volle vier Jahre vergangen, und als ein Künſtler von anerkanntem Ruf dürfte Herr Szakaly gegen etwaige Rückfälle hinlänglich geſichert ſein.“ Als Frau Myra eine Viertelſtunde ſpäter ihren Beſucher zur Tür geleitete, hätte ſie kaum noch zu ſagen vermocht, wo⸗ von während dieſer letzten Viertelſtunde zwiſchen ihnen die Rede geweſen war. Denn in ihrem ſchmerzenden, fieberheißen Kopf war für nichts andres Raum geweſen als für den Ge⸗ danken an die fürchterlichen Dinge, die ſie da über Akos Szakaly gehört hatte und deren Richtigkeit ſie bei der über jeden Zweifel erhabenen Vertrauenswürdigkeit des Erzählers —UdNdg ——— ſiſcher Beweis für die Torheit der Regierungspolitik. Dazu die wirtſchaftspolitiſche Verbitterung, dazu die Klagen über die jetzige Fleiſchnot, die eine direkte Folge unſerer Broßgrundbeſitzerpolitik iſt. Zu dieſer wirtſchaft⸗ lichen Erbitterung kommen noch politiſche Erregungen der verſchiedenſten Art. So der Prozeß Becker vor dem Landgericht in Greifswald, dann Dinge wie die Königs⸗ berger Kaiſerrede, die mit ihrem abſolutiſtiſchen Myſti⸗ zismus weite Kreiſe erregte. Von geiſtigem Fortſchritt, wie es der Reichskanzler tat, zu ſprechen, und auf den Todfeind des geiſtigen Fortſchritts, den Ultramontanis⸗ mus, ſeine Politik zu ſtützen, das iſt ein ſchreiender Gegenſatz, der die ſchärfſte Kritik herausfordert. Nie⸗ mals war die politiſche Unklarheit größer als jetzt. Sie wird ſich auch durch die Arbeit des nächſten Winters nicht heben. Erſt die nächſten Reichstagswahlen werden Klar⸗ heit ſchaffen. Am größten iſt die Gefahr einer wachſenden konſervativ⸗klerikalen und klerikal⸗ſozialdemokratiſchen Mehrheit. Wenn die Sozialdemokratie in ihrem Rieſen⸗ duſel weiter ſolche Erfolge aufweiſt, wird die Lebens⸗ dauer des nächſten Reichstages eine ſehr kurze ſein.“ Der freiſinnige Führer will alſo keinen Reichskanz⸗ ler, der über den Parteien ſteht. Ja was für einen will er denn? Natürlich einen ſolchen, der ſich in ſeinen Regierungsmaximen ganz und gar auf die freiſinnige Partei einſchwört und ſich von Herrn Müller⸗Meinin⸗ gen kommandieren läßt. Wäre es in dieſem Falle nicht beſſer, Herr Müller⸗Meiningen würde ſelbſt die Zügel der Staatsleitung in die Hand nehmen und Reichskanzler werden? Gerade aus den Reihen ſeiner Partei ertönen in letzter Zeit immer heftiger die Rufe nach dem Sturze des Herrn v. Bethmann⸗Hollweg. Nach Bethmann Müller! Dann wird Europa wohl Ruhe haben. Politiſche Nundſchau. 4„ Der elſaß⸗lothringiſche Centrumsparteitag beſchäftigte ſichin den Delegiertenverhandlungen im weiteren mit der elſaß⸗lothringiſchen Verfaſſungsfrage. Es wurde einſtimmig folgende Reſolution angenommen:„Der Parteitag hält an dem Programm der Partei feſt und findet die voll befriedigende Löſung der Verfaffungsfrage nur in der Erhebung Elſaß⸗Lothringens zum gleichberech⸗ tigten Bundesſtaat. Er erwartet von den Reichstagsabge⸗ ordneten, im Reichstag mit allem Nachdruck für den An⸗ trag Delſor betreffend Einführung des allgemeinen, gleichen direkten und geheimen Wahlrechts einzustehen. Er ſpricht ſich auch dahin aus, daß die Wahlkreisbildung nicht im Verordnungswege, ſondern geſetzlich geregelt werden muß.“ 12 Deutſchland und Siam. Zum Tode des Königs Chulalongkorn von Siam ſchreibt das Regierungsorgan, die„Nordd. Allg. Ztg.“: a Mit Bedauern wird in Deutſchland die Nachricht 2 2 als unumſtößlich anſehen mußte. Sie fühlte ſich ſo in tiefſter⸗ Seele beſchämt, als wäre ſie ſelbſt auf einer ſchimpflichen Handlung ertappt worden, und das einzige, was ihr die Pein dieſer Stunde ein ganz klein wenig linderte, war die Zuverſicht, daß der Geiger doch unmöglich die Stirn haben könne, ihr noch einmal unter die Augen zu treten. Aber ſie mußte ſehr bald erfahren, daß dieſe Zuverſicht ſie getäuſcht habe. Direktor Wallhofen war noch nicht lange fort, als ſich Herr Szakaly melden ließ. Und wenn auch Frau Myra ſeine Karte verächtlich in eine Ecke des Zimmers geſchleudert hatte, ſo verweigerte ſie es doch nicht, ihn zu empfangen. Mit erhobenem Haupt und zornblitzenden Augen ſah ſie ihm entgegen, bereit, ihm die eben erfahrene Wahrheit ſchonungs⸗ los ins Geſicht zu ſchleudern. Aber die Erſcheinung des Ein⸗ tretenden entwaffnete für einen Moment ihren Unwillen. Denn der ſich da mit geſenktem Kopf über die Schwelle ſchob, war derſelbe Szakaly nicht mehr, der ſie geſtern mit der Miene des ſiegesgewiſſen Drachentöters verlaſſen. Langſam trat er ein paar Schritte ins Zimmer, dann, ohne ſeinen Hut aus der Hand zu legen, blieb er einige Schritte von Myra ent⸗ fernt ſtehen. „Nun?“ fragte ſie, ſich bemeiſternd.„Iſt es Ihnen ſo ſchnell gelungen, meine Bedingung zu erfüllen?“ „Ich habe nichts nach dieſer Richtung getan, Myra,“ erwiderte er leiſe und ohne ſie anzuſehen.„Ich konnte nicht, weil es gleichbedeutend geweſen wäre mit einer Vernichtung meiner Exiſtenz.“ „Ich verſtehe Sie nicht. Hätte ich nicht Ihre geſtrige Ent⸗ rüſtung noch ſo lebhaft in Erinnerung, ſo würde ich Ihren Worten kaum eine andere Deutung geben können als die, daß dieſer Herr Waldſchmidt—“ Eine ſchwache, flehende Handbewegung des Geigers hielt ſie ab zu vollenden. Fortſetzung folgt.) von dem Ableben des Herrſchers aufgenommen. Der verſtorbene König von Siam ſtand Deutſchland mit freundſchaftlicher Geſinnung gegenüber, und unſer Kron⸗ prinz würde ihn auf der bevorſtehenden Reiſe gern be⸗ grüßt haben. Sein älteſter Sohn Maha Majirawudh, der ihm auf den Thron gefolgt iſt, iſt am 1. Januar 1881 geboren und am 17. Januar 1895 zum Thron⸗ folger erklärt worden. Unter ſeiner Regierung werden, wie zu hoffen iſt, die beſtehenden guten Beziehun⸗ gen zu Deutſchland weiter gepflegt wer⸗ den.“ Daß wir eine neue Militärvorlage zu erwarten haben, iſt ſchon aus Andeutungen verſchiedener Regie⸗ rungsvertreter und auch des Reichskanzlers bekannt ge⸗ worden. Sie wird aber ſo geartet ſein, daß ſie ohne neue Steuerbelaſtung durchgeführt werden kann. In einer Korreſpondenz, die ſich gerne auf gute militäriſche Quellen beruft, und in einigen Blättern werden ſehr verſchieden⸗ artige Mitteilungen über die neue Militärvorlage ver⸗ breitet. Bald ſoll ſie ein Septennat, bald ein Quinquen⸗ nat ſein. Nach der einen Verſion enthalte ſie ſehr be⸗ ſcheidene Forderungen, nach der anderen belaſte ſie den Etat außerordentlich. Zwiſchen dem preußiſchen Kriegs⸗ miniſter und dem Reichsſchatzſekretär habe über die Vor⸗ lage ein erbittertes Ringen ſtattgefunden, wobei nach der einen Quelle der ſparſame Staatsſekretär, nach der ande⸗ ren der Militarismus den Sieg davongetragen habe.— Nach den„Münch. N. Nachr.“ iſt die Wahrheit, daß die Voranſchläge im vollen Einverſtändnis zwiſchen Kriegsminiſterium und Reichsſchatzamt aufgeſtellt worden ſind, die ſich über das militäriſch Notwendige und finan⸗ ziell Zuläſſige verſtändigt haben. Es iſt keine Forderung zurückgeſtellt worden, die das Kriegsminiſterium für die Ergänzung und Entwickelung der Wehrkraft für uner⸗ läßlich hält, und es iſt ebenſo zu erwarten, daß trotz dieſer Steigerung der Heereskredite, ſowie der geſetzmäßi⸗ gen Vermehrung der Flottenausgaben und der übrigen für 1911 fälligen Mehrforderungen der Entwurf des Reichshaushaltes ohne neue Steuern und unter Ver⸗ minderung der Anleihen nach dem Grundſatz:„Keine neuen Ausgaben ohne ſichere Deckung“ bilanziert wird. Parlamentariſches. ? Die Reichsverſicherungskommiſſion ſetzte Montag die Beratung des Abſchnittes über das Verfahren bei der Unfallverſicherung fort.§ 1564, der die Beſtim⸗ mungen über die ärztlichen Gutachten enthält, bleibt nach längerer Debatte und Ablehnung mehrerer Anträge un⸗ verändert. Ein nationalliberaler Antrag will in einem § 1564a ff. ein verbeſſertes Vorbeſcheidsverfahren ein⸗ führen. Das bisherige Vorbeſcheidsverfahren wird, wie aus den Darlegungen des Staatsſekretärs Delbrück her⸗ vorgeht, von allen Beteiligten für wirkungslos gehalten, deshalb wird es von der Regierungsvorlage ganz be⸗ ſeitigt. Nach dem Antrag eines Centrumsmitgliedes ſollen die Akten, falls der Einſpruch von ſeiten des Verſicherten oder deſſen Hinterbliebenen aufrechterhalten wird, an eine beſondere Kommiſſion gehen zur Feſtſetzung des Endbe⸗ ſcheides. Dieſe Anregung findet viel Sympathie. Die Beſchlußfaſſung erfolgt Dienstag. a 2 9588 Europäiſches Ausland. 3 Türkei. r Die türkiſche Anleihe iſt bekanntlich in Frank⸗ reich geſcheitert. Die Franzoſen haben es aber auch gar zu toll getrieben. Von dem Grade ihrer Anmaßung kann man ſich ein Bild machen, wenn man ihre Bedin⸗ gungen erfährt, die jetzt durch die Pforte halbamtlich bekanntgemacht werden. Danach verlangt Frankreich: 1. Die Ernennung eines franzöſiſchen Beirates. der in alle durch den Oberrechnungshof zu revidierenden Dokumente Einſicht nehmen und darüber wachen ſoll, daß die Befugniſſe des Rechnungshofes den Beſchlüſſen der Kammer entſprechend ausgeführt werden. 2. Die Ernennung eines franzöſiſchen Generaldirek⸗ tors des Zentralrechnungsweſens. 3. Die Pforte ſoll die im Sinne der Forderungen Frankreichs auf dem finanziellen Gebiete einzuführenden Reformen der fran⸗ zöſiſchen Regierung offiziell mitteilen. 4. Frankreich ver⸗ langt die Ueber weiſung des größten Teiles der Beſtellungen aus dem Ertrag der Anleihe. Der Finanzminiſter hat den Vertretern der Preſſe erklärt, die einfache Lektüre der Bedingungen genüge, um den ab⸗ lehnenden Standpunkt der Pforte zu verſtehen, und hin⸗ zugefügt, er werde unverzüglich Verhandlungen mit einer Gruppe der größten deutſchen Banken beginnen, die entweder einen Vorſchuß gegen Schatzſcheine zu ge⸗ währen oder die Anleihe zu übernehmen bereit ſei. Im Anſchluß hieran wird aus Wien gemeldet, daß die öſter⸗ reichiſchen Bankinſtitute ſich an der türkiſchen Anleihe beteiligen werden, wenn dieſelbe in Deutſchland zum Abſchluß gelangen ſollte. Die Beteiligung der öſter⸗ 3 Inſtitute wird verhältnismäßig geringfügig ein. 1 * Griechenland. R Vertrauensvotum für den Kabinetts⸗ chef Venizelos. Die griechiſche Kammer in Athen hat dem Miniſterpräſidenten auf deſſen entſchiedenes Ver⸗ langen ein glänzendes Vertrauensvotum gegeben, und zwar mit 208 Stimmen, alſo mit der überwiegenden Majorität. Die Sitzung begann mit einer Erklärung von Venizelos, worin er ſeine und ſeiner Miniſterkollegen Erwägungen klarlegte und auf ein abſolutes Vertrauens⸗ votum beſtand. Nach vielſtündiger, unendlich ermüdender und belangloſer Vielrederei von etwa fünfzehn Depu⸗ tierten erklärten endlich Theotokis, daß er under Vor⸗ behalt für die Vertrauensfrage ſtimmen werde, Rallis, daß er ſich der Abſtimmung enthalte, und Mauromichalis, daß er dagegen ſtimmen werde. Das Ergebnis der Ab⸗ ſtimmung wurde von einer ungeheuren Menſchenmenge, die alle Straßen um die Kammer geduldig ſtundenlang füllte, mit großer Begeiſterung aufgenommen. Venize⸗ los und die übrigen Miniſter waren Gegenſtand enthuſi⸗ aſtiſcher Kundgebungen, während die übrigen Parteiführer mit allen Zeichen des erregten Mißfallens vom Publi⸗ kum begleitet wurden und ſich unter militäriſcher Be⸗ deckung nach Hauſe begeben mußten. Alle Vorſichtsmaß⸗ regeln zur Aufrechterhaltung der Ordnung waren ge⸗ troffen. In weitem Umkreiſe um die Kammer hielt Mili⸗ tär die Straßen und Plätze beſetzt. Aſien.* 55 Perſien. f e : Sie können das Hetzen gegen Deutſchland nicht laſſen— die franzöſiſchen Provokateure nämlich. So glaupt ſich der Pariſer„Temps“ berufen, Deutſchland vor Rußland und England in ſeinen Abſichten auf Per⸗ ſien zu verdächtigen und den Konkurrenzmächten gute Ratſchläge zu geben. Das Blatt führt aus:„Seit langem ſchreibt man Deutſchland den Plan zu, eine Eiſen⸗ bahnlinie Kamikin—Kermanſchah—Homodan— Teheran zu bauen, welche für die Bagdadbahn einen trefflichen End⸗ punkt bilden würde. Wenn auch die Umſtände eine bal⸗ dige Verwirklichung des Planes nicht geſtatten, wird doch ſchon die der Weſellſchaft bewilligte Schiffahrtskonzeſſion auf dem Urmiaſee in Petersburg als Verſuch angeſehen, Rußland aus überwiegenden Handelsſtellungen zu ver⸗ drängen. Dieſe deutſche Drohung(1), vereint mit der drohenden Haltung der Türkei und dem Vorgehen der Jungtürken, ſowie die Konſtantinopler Proteſtverſamm⸗ lung zeigen wohl hinreichend, welche Ratſchläge die Wilhelmſtraße der Pforte bei Gelegenheit erteilen könnte. Wir ermahnen die Petersburger und Londoner Regierung zu vorſichtiger Politik. Sobald die ruſſiſche Regierung ſich entſchließen wird, ihre Truppen zurück⸗ zuziehen, deren Anweſenheit auf perſiſchem Boden die Kingeborenen erbittert und die perſiſche Regierung des un⸗ umgänglich notwendigen Anſehens beraubt, wird die Be⸗ ruhtgung Perſiens vorausſichtlich raſche Fortſchritte ma⸗ chen.“— So: nun wiſſen Rußland und England, was ſie zu tun haben. Schreckliche Verheerungskataſtrophe in Süd⸗ italien. Das arme Süditalien wird von immer neuen ent⸗ ſetzlichen Kataſtrophen heimgeſucht, welche die unglückliche Bevölkerung bis zur Erſchöpfung lähmen und das blühende and zu einer hoffnungsloſen Trümmerſtätte machen. So melden die neueſten Telegramme von einem ver- heerenden Wolkenbruch. der den Golf von Neapel heim⸗ geſucht hat und von einer Wetterkataſtrophe, durch welche die Inſel Ischia faſt völlig der Zerſtörung anheimgefallen iſt. Die Mitteilungen beſagen: Aus Neapel dringt die Kunde, die Stadt Caſamicciola auf Ischia ſei durch Ueberſchwemmung faſt völlig zerſtört: eine Anzahl Bewohner ſeien unter den Trümmern ihrer Huuſer vegraven. Die Nachricht ſei von einem dem Un⸗ glück entronnenen Karabiniere von Caſamicciola in einer Barke nach Procida gebracht worden. Die Nachricht rief natürlich große Aufregung hervor, da das am Fuße des ſteil emporragenden, erloſchenen Vulkans Epomeo gelegene Städtchen durch herabfließende Waſſerſtröme in Wirklich⸗ keit leicht Gefahr laufen kann. Die Kabelverbindung zwi⸗ ſchen Ischia und dem Feſtland iſt zerſtört. Aus Torre Soretta eingetroffene Leute erzählen, um 2 Uhr nachts habe ſich ein furchtbarer Wirbelſturm, begleitet von einer Sindflut, über Ischia entladen und viele Häuſer zerſtört. Das Telegraphenamt von Ischia habe von Procida drin- gend Hilfe erbeten. Ein weiteres Telegramm habe geſagt, von Caſamicciola ſei wenig übrig geblieben, vom Unwetter ſeien faſt alle Häuſer vernichtet. Auch der Miniſterpräſi⸗ dent iſt bis jetzt noch nicht im Beſitze beſtimmter Nach⸗ richten. Nach bei ihm eingetroffenen Meldungen ſei die Stadt durch ein Unwetter ſchrecklich mitge⸗ nommen. Dieſe Nachricht brachte ein Handelsdampfer nach Neapel, der ſofort mit Soldaten und Hilfsmaterial nach Ischia zurückgeſandt wurde. Nach der letzten Zer— ſtörung durch ein Erdbeben im Jahre 1883 iſt die Stadt nur aus leichtem Fachwerk wieder erbaut worden. Die erſte verläßliche Meldung von der Kataſtrophe auf der Inſel Ischia gelangte in die Präfektur von Neapel durch einen Polizeiſoldaten, der ſich mit Lebensgefahr auf einer Fähre von der Inſel nach Neapel begeben hatte, um Hilfe für die Ueberſchwemmten zu ſuchen. Der Polizei⸗ ſoldat erzählte, daß in Caſamicciola und Umgebung der Wirbelſturm und die Ueberſchwemmung während der Nacht weitaus heftiger waren als die gleichartigen Er⸗ ſcheinungen während der Kataſtrophe von 1883, die der Erzähler miterlebt hat. Der Präfekt ließ ſofort zwei Dampfer mit dem erforderlichen Perſonal und Genie⸗ truppen ſowie ein Porpedoboot nach Ischia abgehen. Das Torpedoboot wird vorläufig den Verkehr zwiſchen Neapel und Ischia unterhalten. Ueber die Zahl der Todes- opfer auf der Inſel herrſcht noch volle Ungewißheit. Ueber das Unwetter am Veſuv wird aus Rom gemeldet: Ein Unwetter hat in allen Städten am Golf von Neapel großen Schaden angerichtet. Die niedrig gelegenen Stadtteile Neapels waren ſtunden⸗ lang überſchwemmt. Infolge Blitzſchlags brannten die Räume des Künſtlervereins an der Piazza Ferdinando aus. Die Feuerwehr war viele Stunden beſchäftigt, den Brand zu löſchen. Viele Gemälde moderner neapolitani⸗ ſcher Meiſter, darunter Arbeiten von Palizzi, Altamura, Morelli und Conſtantini, ſind vernichtet. Die Eiſen⸗ bahnen ſowie Telegraph und Telephon in Neapel ſind zer⸗ ſtört, die am Golf entlangführende Via Caracciolo iſt ſtark beſchädigt. Durch Einſturz von Häuſern wurden ganze Familien begraben. In Torre del Greco ſtürzten zwei Häuſer ein, aus deren Trümmern drei Tote und acht ſchwer Verwundete herausgezogen wurden. * 4* 8 5 Die Inſel Ischia liegt am nordweſtlichen Eingang des Golfs von Neapel, etwa 10 Kilometer von der italieniſchen Küſte entfernt. Die Inſel iſt etwa 46 Quadratkilometer groß und zählt 27000 Einwohner. Sie iſt durchweg vulkaniſchen Ur⸗ ſprungs. Außer dem 800 Meter hohen Monte Epomeo zählt die Inſel noch zwölf allerdings erloſchene Kegel. Hauptſtadt iſt Ischia, das 3000 Einwohner hat. Caſa⸗ micciola, das jetzt zerſtört worden ſein ſoll, iſt ein wundervoll an der Nordſeite der Inſel gelegenes Städt⸗ chen und weltberühmt wegen ſeiner Schwefelthermen. Es zählt etwa 4000 Einwohner. Lacco Ameno, das an⸗ ſcheinend am meiſten gelitten hat, liegt ebenfalls im Norden der Inſel, nicht weit von Caſamicciola. Die Inſel iſt außerordentlich fruchtbar und bringt hauptſächlich Wein und Südfrüchte hervor. Sie iſt mit Neapel durch Dampfſchifflinien verbunden. Ob die wiederholten Erd⸗ beben, die Ischia heimſuchten, vulkaniſchen Urſprungs oder durch Unterwaſchung durch dite Thermen hervor⸗ gerufen ſind, darüber ſind ſich die Gelehrten noch nicht einig. Aus Stadt und Land. „ Alpenſportkataſtrophe in der ſächſiſchen Schweiz. Ein junges Dresdener Brautpaar, das eine Kletterpartie unternommen hatte, verirrte ſich in der Dunkelheit auf dem Heimwege in den Felſen. Zur Ueberwindung einer Felspartie ſeilte der junge Mann ſeine Braut an. Das Seil riß und die junge Dame ſtürzte in die Tiefe. Als ihr Bräutigam das bemerkte, ſprang er nach und blieb bewußtlos liegen. Die Braut, die ſich nur leich⸗ tere Verletzungen zugezogen hatte, rief laut um Hilfe, wurde aber nicht gehört. Schließlich machte ſie ſich auf ihr unbekannten Wegen auf, um Hilfe zu holen, und es glückte ihr, einige Männer aus Groß⸗Röhrsdorf zu treffen. Am andern Morgen früh um 8 Uhr fand man erſt die Unglücksſtätte wieder. Der Abgeſtürzte war noch immer bewußtlos; er hat ſehr ſchwere Verletzungen erlitten. ö * Verwegenes Räuberattentat. Bei Grottau an der ſächſiſch⸗tböhmiſchen Grenze wurde der vom poſtführenden Abendzuge kommende Poſtwagen unweit des Poſtamtes von drei Individuen überfallen. Der eine von ihnen hielt die Pferde feſt, der zweite erkletterte den hin⸗ teren Teil der Poſtkutſche, der dritte verſuchte, den Kut⸗ ſcher vom Bock zu reißen. Der gefährlichſte der An⸗ greifer, der dem Kutſcher gewalttätig auf den Leib rückte, wurde in der Perſon des nach Böhmiſch⸗Ullersdorf zu⸗ ſtändigen Ernſt Friedemann ermittelt. Der Kutſcher ver⸗ ſetzte ihm einige Schläge ins Geſicht, ſprang vom Bock, erfaßte ihn am Halſe und überlieferte ihn der Gendar⸗ merie. Der Begleiter des Kutſchers brachte den Poſt⸗ wagen in ſchnellem Tempo in Sicherheit, während die beiden anderen Angreifer das Weite ſuchten. ** Schreckliches Bootsunglück. Ein ſchwerer Boots⸗ unfall ereignete ſich an der Weſermündung. Ein Wirt namens Feldmann unternahm trotz des heftigen Sturmes in ſeinem Segelboot mit ſeiner neunjährigen Tochter und drei jungen Leuten eine Segelpartie nach der Weſer. Unweit des Leuchtturmes ſchlug das Boot um, wobei 4 Perſonen ertranken. Ein Elektrotechniker namens Götte konnte von einem Fiſchdampfer gerettet werden. Außer Feldmann und ſeiner Tochter ſind die Matroſen Auguſt und Dietrich ertrunken. * Brandunglück im Schwarzwald. In Adelsberg Schwarzwald) brannten ſechs Gebäudegruppen nieder. Zwölf Familien ſind obdachlos. Eine Frau iſt in den Flammen umgekommen. ** Einbruch in eine Kirche. Wegen eines Einbruchs in die deutſche St. Petrikirche zu Kopenhagen wurde der Deutſche Brandt verhaftet. Er gab als Mitſchuldigen einen Deutſchen namens Etrich an, der ietzt gleichfalls aufgegriffen wurde. Dabei ſtellte ſich heraus, daß Etrich vor drei Jahren als Direktor einer Aſphaltfabrik in Kopenhagen wegen Unterſchlagung zu zwei Jahren Zucht⸗ haus verurteilt worden war, ſich aber durch die Flucht damals der Beſtrafung zu entziehen wußte. ** Wetterkataſtrophen in Italien. Die Provinz Ve⸗ nezien und die Umgebung de Lago Maggiore iſt von einem ſchweren Unwetter heimgeſucht worden, das großen Schaden angerichtet hat. In Treviſo hat Hagel an Bäu⸗ men und Häuſern viel Schaden getan. In Livorno hat der zyklonartige Sturm Dächer abgedeckt, Schornſteine umge⸗ ſtürzt, Bäume entwurzelt und eine Glasfabrik zur Hälfte zerſtört. Aus allen Gegenden laufen Hiobspoſten ein, wonach der angerichtete Unwetter-Schaden bereits viele hunderttauſend Lire beträgt. Vielfach ſind auch Menſchen zu Schaden gekommen. ** Maßregelung eines revolutionären Bürgermeiſters. Der Bürgermeiſter von Corneille-la⸗Reviere, der kürzlich die landwirtſchaftlichen Arbeiter des Ortes zur Arbeitsein⸗ ſtellung aufforderte und auf der Mairie die rote Fahne hißte, iſt ſeines Amtes enthoben worden. ** Blutiges Drama an Bord. An Bord des engli⸗ ſchen Dampfers„Foreſt Moor“, der im Hafen von Hull vor Anker liegt, ſpielte ſich ein blutiges Drama ab. Ein Schiffskellner namens Scott gab auf den deutſchen Kellner Friedrich Wommelsdorf einen Revolverſchuß ab, der den Deutſchen auf der Stelle tötete. Zwiſchen den beiden Kellnern beſtand bis dahin ein Freundſchaftsver⸗ hältnis. Aus einer ganz unbedeutenden Urſache war ein Streit zwiſchen ihnen ausgebrochen, der zu der Mord⸗ tat führte. Der Täter wurde verhaftet. Als man ihn feſtnehmen wollte, rauchte er ruhig eine Cigarette. ** Schwere Beſtrafung eines Wüſtlings. Der 56⸗ jährige Oberlehrer Friedrich Köhler in Gera, der ſich in zahlreichen Fällen in ſeiner Dienſtwohnung und auch in ſeiner Privatwohnung an Schulmädchen im Alter von 12 bis 14 Jahren vergangen hatte, wurde vom Landgericht zu 4 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverluſt verurteilt. * Die Brüder Coppius machen Schule. Am vorigen Freitag iſt in Leipzig ein junger Menſch verhaftet wor⸗ den, der an den Inhaber der Firma J. J. Weber Er⸗ preſſerbriefe geſchrieben hat, den ſich bekanntlich auch die Gebrüder Coppius als„Obiekt“ ausgeſucht hatten. Der Verhaftete hatte ſich der Polizei gegenüber als Friſeur ausgegeben. Nunmehr iſt feſtgeſtellt worden, daß es ſich um den 18 jährigen Sohn eines hochgeachteten Leipziger Profeſſors handelt. Der Burſche, der noch eine höhere Schule beſucht, behauptet, er habe ſich nur einen Scherz machen wollen. Dem widerſpricht aber, daß er auch an andere Perſonen ähnliche Briefe gerich⸗ tet hat. Als ex ſeinen Zweck nicht erreichte, hat er nicht nur dieſe Perſonen auf offenen Poſtkarten beleidigt, ſondern, um ſich zu rächen, auch Waren auf ihren Namen beſtellt. Von dem Inhaber der Firma Weber hatte der junge Menſch 300 Mark verlangt. * Auf offener Straße verhaftet wurde in Kaſſel der Bergwerksdirektor Auguſt Burſchmann auf Veranlaſſung der Staatsanwaltſchaſt in Hannover. Burſch⸗ mann, der Direktor der Gewerkſchaft„Graf Schwerin“ iſt, ſteht im Verdacht, einen Rechtsanwalt in Hannover unter Vorſpiegelung falſcher Tatſachen zum Ankauf min⸗ derwertiger Kuxe bewogen zu haben. Außerdem ſoll er ſich der Unterſchlagung ſchuldig gemacht haben. Soweit bisher feſtſteht, hat Burſchmann auch in Kaſſel zahlreiche Leute um erhebliche Summen geſchädigt. Vor dem Königs⸗ tor hatte er ſich eine luxuriöſe Villa eingerichtet, die er aber in der letzten Zeit nicht zu betreten wagte, da er von ſeinen nach Dutzenden zählenden Gläubigern förm⸗ lich verfolat wurde. Statt ſeiner auartierte er in der Vila fra n A5 zur 1 an der ihrenden voſtamtez on ihnen en lin⸗ den fut. der N. ib rück, dorf zu⸗ ger her⸗ u Bot, Hendar⸗ u Poſ⸗ dend die t Notz in Pitt Sturmes chter und t Peſet. n, wobei namens werden. Mattoſen lelsber klitdet tin den kinbruchs urde der chulbigen eichfalls aß Etrich ſbtik in n Zucht⸗ ie Flucht in Be⸗ iſt hon ace an Päu⸗ o hat der ne umge⸗ Ir Hälſte ſten ein, ats diele Menſchen mmeiſters. r Hitzlih cheitsein⸗ te ahne s engli⸗ on Hull ma al. ſeutſchen chuß ab, chen den haftsber⸗ war kin r Molb⸗ nan ihn . 5⸗ ſich in N auch Atet de donn ö Juhten vorigen tet wol het Er- Namen tte det Kastl un u, einen fungen Mann ein, der die Gläubiger empfangen und mit höflichen Worten„auf beſſere Zeiten“ vertröſten mußte. ** Reitertod. Oberleutnant Graf von der Schulen⸗ burg vom Ulanen⸗Regiment Nr. 16 in Salzwedel ſtürzte auf dem Gelände zwiſchen Salzwedel und Zietnitz beim Nehmen einer Hürde ſo unglücklich, daß er ſich das Ge⸗ nick brach und auf der Stelle tot war. Seine Kame⸗ raden vermißten ihn erſt nach geraumer Zeit, als ſie ihn fanden, veranlaßten ſie ſeine Ueberführung ins Gar⸗ niſonlazarett, wo man nur den Tod feſtſtellen konnte. ** Deutſche Opfer der Waldbrände in Montana. Halb⸗ amtlich wird mitgeteilt: Die in dieſem Jahre vorgekomme⸗ nen Waldbrände in den Vereinigten Staaten ſind ſo be⸗ deutend, daß es den amerikaniſchen Behörden bisher nicht möglich geweſen iſt, den Umfang des Schadens feſtzuſtellen. In einer Liſte über die im Dienſte der Forſtverwaltung bei den Waldbränden in Montana umgekommenen Per⸗ ſonen befinden ſich folgende deutſche Namen: Oskar Wei⸗ gert„Frank Sanders, L. Schwartz. Es empfiehlt ſich, Anfragen an das kaiſerliche Konſulat in Seattle nicht allgemein zu halten, ob und welche Perſonen deutſcher Staatsangehörigkeit und Herkunft zu Schaden gekommen ſeien, ſondern dem Namen auch alle diejenigen Angaben hinzuzufügen, die zur Feſtſtellung der betreffenden Perſon führen können. ** Von einem Elefanten zu Tode getrampelt. Einer der Wärter auf Bartells Tierfarm in Jerſey City wurde von einem Elefanten getötet. Bei ſeinem Eintritt in das Elefantenhaus brach das Tier, das ſchon vorher Zeichen von Bosheit an den Tag gelegt hatte, in Wut aus. Ehe der Mann entrinnen konnte, ſchlang ihm der Elefant ſeinen Rüſſel um den Leib und ſchleuderte ihn mit furcht⸗ barer Gewalt gegen die Wand. Er fiel bewußtlos nieder, und die Beſtie trampelte ihn zu Tode. ** In die Luft geflogen iſt nach einer Newyorker Meldung die Keſſelfabrik zu Green Point am Eaſt⸗Fluß. Sechs Feuerleute wurden getötet und zwei tödlich ver⸗ letzt. Unter den zweitauſend Frauen und Mädchen, die in dem Gebäude bei der Arbeit waren, brach eine furcht⸗ bare Panik aus. Familientragödie auf der Brüſſeler Weltausſtellung Auf der Prachtſtraße der Weltausſtellung, der„Avenue de Mot“, verurſachte ein Gattenmord große Bewegung unter den Menſchenmaſſen, die von der Ausſtellung heim⸗ kehrten. Chemiker Francais erwartete dort ſeine junge Frau, die mit ihrem Vater und dem vierjährigen Töch⸗ terchen die Ausſtellung beſucht hatte. Er lebte getrennt von ihr, und weil ſie nach eingeleiteter Scheidung ſich weigerte, wieder zu ihm zurückzukehren, tötete er ſie durch einen Schuß in den Kopf vor den Augen ihres ent⸗ ſetzten Vaters und des Kindes. Ein zweiter Schuß in die eigene Schläfe ließ ihn entſeelt neben der Leiche der Gattin zuſammenbrechen. *Exploſion einer Höllenmaſchine. Aus Paris wird gemeldet: Auf einem Parterrebalkon des Hauſes Quai d'Orſay 109, das dem Deputierten Allaſſeur gehört, ex⸗ plodierte eine Höllenmaſchine. Durch die Exploſion wur⸗ den einige Fenſterſcheiben und die an einem Fenſter ſtehenden Vogelbauer zertrümmert. Nennenswerter Scha⸗ den wurde nicht angerichtet. Niemand wurde verletzt. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Der Gattenmörder Dr. Crippen iſt vom Londoner Gericht zum Tode verurteilt worden. Auf einem Neubau in München ſind die Zimmer⸗ leute Wimmer und Reiß abgeſtürzt. Wimmer iſt tot, Reiß wurde ſchwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Lokale Nachrichten. » Vieruheim, 27. Okt. — Theater in Viernheim. Ein Theatergenuß erſten Ranges kann man für Sonntag den 30. Oktober die Erſt⸗ aufführung des Schauſpfels nennen, das uns hier Dir. Kerſebaum bereitet. Zur Aufführung gelangt das ſenſationelle Schauſplel „Der Strom“, oder„Gottes wege führen wunderbar'. Man ſieht, die Direktion nimmt es ernſt mit der Kunſt, denn ein derartiges groß angelegtes Stück iſt hier noch nicht auf⸗ geführt worden. Um die Aufführung des Stückes zu ermoglichen, ſind die Herren Tröndle und Renkert als Gäſte gewonnen worden, ebenſo wird Frl. Alice Winner, welche als Gänſe⸗ gretel eine vorzügliche Leiſtung bot, in der Partie der Renate mitwirken. Die Vorſtellung findet zum Benefice für Herrn Paul Mug ſtatt, und wollen wir hoffen, daß in Anbetracht des großartigen Stückes das Haus total ausverkauft iſt. Ueber den weiteren Inhalt des Stückes werden wir in der Samstagsnummer näheres berichten. — Eine Bitte um milde Gaben zu dem ſo not⸗ wendigen Bau einer Kirche in Züllchow richtet in einem Auf- ruf, welcher der heutigen Nummer d. Bl. beigelegt iſt, Herr Pfarrer Steinmann in Stettin an die kath. Leſer unſerer Zeitung. Möchte der dringenden Bitte recht oft entſprochen werden. — Sport. Kommenden Sonntag ſpielt die 1. Mann⸗ ſchaft der Fußball⸗Klub Sodalität gegen diejenige des kath. Jünglingvereins Mannheim Schwetzinger Vorſtadt. Letztere ſteht bei den Verbandsſplelern der badiſchen Jünglingsvereine an 1. Stelle. Das Spiel dürfte großes Intereſſe erregen, indem auch die hieſige Mannſchaft vollzählig iſt. — Falſches Geld. Auffallend viel falſches Geld befindet ſich gegenwärtig im Umlauf. In der Hauptſache handelt es ſich um falſche Zwei- und Fünfmarkſtücke. Die erſteren tragen das Münzzeichen A mit dem Bildnis Kalſer Wilhelms II. und der Jahreszahl 1905, die Fünfmarkſtücke ſind mit D und der Jahreszahl 1908 bezeichnet und mit dem Bildnis Könſg Ottos von Bayern geſchmückt. Die Falſifikate fühlen ſich glatt und fettig an, ihr Klang ähnelt ſtark den echten Stüuͤcken. Märkte und Meſſen, die in manchem Ort beſonders zur Herbſtzeit noch in größerem Umfange ſtattfinden, haben durchmeg ihre frühere Bedeutung verloren. Früher waren ſie für den Handelsverkehr unumgänglich not⸗ wendig. Auf ihnen wurden die Geſchäfte für's ganze Jahr abgeſchloſſen; denn der Geſchäftsreiſende, der es dem Kunden jetzt ſo bequem macht, der ihm die Warenproben ins Haus bringt, exiſtierte damals noch nicht. In der Nähe der Kirchen fanden dieſe Märkte meiſt ſtatt. Nach Beendigung der hl. Meſſe ſuchten die Käufer ſie auf: ſchließlich nannte man den Markt auch Meſſe“. Ver⸗ ſchiedene Meſſen erlangten bald Weltruf. Die Fürſten, in deren Gebiete dieſe großen Meſſen ſtattfanden, ſorgten für ſicheres Geleit der Kaufleute, denn dieſe brachten viel Geld ins Land. Zur Meſſezeit herrſchten beſondere Frei⸗ heiten, und zahlreiche Luſtbarkeiten waren im Gange. Als die Eiſenſchienen aber den Verkehr ſchneller vermittelten, verloren die Meſſen an Wert und wurden bald zu einem Anachronismus. Nur einige Meſſen haben noch Bedeu⸗ tung. Die Leipziger Meſſen z. B. haben ihre alte An⸗ ziehungskraft noch nicht verloren. Allein der Umſatz an Leder und Häuten beläuft ſich dort jährlich auf 8 Millio⸗ nen Mark. Die wichtigſte ruſſiſche Meſſe iſt die in Niſhny⸗Nowgorod. Auch in Indien und in Afrika gibt es große Meſſen von wirtſchaftlichem Werte. Aus Nah und Fern. Weinheim, 26. Okt. Bei der Rückfahrt des einen Automobils des Herrn Freudenberg von Schönberg nach Weinheim verunglückte der Spenglerlehrling Boch von hier, indem er während der Fahrt abſti g. Beim Aufſteigen rutſchte derſelbe aus und das ſchwere Auto ging demſelben über den einen Fuß, ſodaß derſelbe vollſtändig zerquetſcht wurde. Den Leiter des Autos ſoll keine Schuld treffen. — Mörlenbach, 26. Okt. Wegen Ueberhandnahme der Felddiebſtähle ſah ſich die hieſige Ortspoltzei veranlaßt, Hausſuchungen vorzunehmen. Da führte der Weg auch in das Haus einer Witwe, die ſich auffallender Weiſe in dem Kleider- ſchrank verſteckt hatte. Die weitere Unterſuchung ſoll denn auch recht ergiebig ausgefallen ſein.— Auf ſeinem Acker unter dem Kartoffelſtroh vorborgen, fand ein hieſiger Landwirt vier Säcke geſtohlenes Kraut. — Beusheim, 26. Okt. Das von Herrn Fried. Albach ſ. Z. für 173000 Mark erworbene Hotel„Zum Deutſchen Haus“ wurde verſtelgert. Der Inſtaberin der 2. Hypothek, dem Arbeiter⸗Bildungsverein in Worms, wurde das Auweſen zum Preiſe von 105 000 Mark zugeſchlagen. — Darmſtadt, 26. Okt. Unter dem Titel„Darm- ſtädter Nachrichten“ erſchien hier die erſte Nummer einer neuen Tageszeitung, die ſich als das Organ der Darmſtädter Kathollken bezeichnet. Gedruckt und verlegt wird das Blatt in Offenbach. — Offenbach, 26. Okt. Insgeſamt ſind bel der Stadtratswahl 11,087 Stimmen abgegeben worden. Das be⸗ deutet eine Wahlbeteiligung von 85.64 Prozent. Bei der Wahl im Jahr 1907 ſind von 10,720 Wahlberechtigten 9274 Stimmen= 86,5 Prozent abgegeben. Die Anzahl der Wahl⸗ berechtigten betrug diesmal 12,946. Mit dem Sieg der Sozialdemokraten und der Freiſinnigen haben die Sozialdemo⸗ kraten mit 25 Stimmen wieder die Mehrheit im Stadt⸗ parlament. Die Mehrheit, die die Kandidaten der Sozlal⸗ demokraten auf ſich vereinigten, betrug durchſchutttlich 770. * Speyer, 25. Okt. Geſtern abend gegen 9 Uhr fuhr der Fuhrwerksbeſitzer Bils aus Knittlingen(Baden) mit einem vollbeladenen Wagen, auf welchem ſeine 18jährige Tochter ſaß, in der Nähe der Rheinhäuſer Fähre in den Rhein. Pferde, Wagen, Mann und 18jährige Tochter wurden ein Opfer des Rheins. Marktbericht. — Weinheim, 22. Okt. Zugeführt wurden 297 Stück Milchſchweine, verkauft 284 Stück, das Paar zu 12 bis 24 Mk. Läufer waren 15 Stück zugeführt, verkauft 15 Stück, das Paar zu 32 bis 46 Mk. Land wirtſchaftliches. — Die auhaltenden Regenfälle im vergangenen Sommer und Herbſt haben leider die diesjährige Futterernte ſchwer geſchädigt. In vielen Gegenden konnte ſchon das Heu nur teilweiſe und in recht mangelhaftem Zuſtande geborgen werden, und mit der Grummeternte war es dann noch viel ſchlimmer. Auch bei Rüben und Kartoffeln iſt in weiten Ge⸗ bieten geradezu eine Mißernte zu verzeichnen. Die Kartoffeln faulen vielfach ſchon jetzt, ſodaß manche Wirtſchaft in dieſem Winter ſchwer unter Futtermangel zu lelden haben wird. Damit wenigſtens im kommenden Jahre viel und gutes Futter geerntet werden kann, muß eine fachgemäße Wieſen⸗ pflege ſchon jetzt im Spatherbſt einſetzen. Man bringe daher noch vor Winter alle Ent⸗ und Bewäſſerungsanlagen in Ord- nung; denn auf einer zu naſſen, verſauerten Wieſe, die nur ſchlechtes Futter hervorbringen kann, iſt eine Düngung zwecklos. Der in der eigenen Wirtſchaft gewonnene Kompoſt, der gegebene naturliche Wieſendünger, genügt bei weltem nicht, um alle Wieſen damit überfahren zu können. Auch Jauche und Stall miſt ſtehen in den meiſten Wirtſchaſten nicht in ſo großen Mengen zur Verfügung, daß auch die Wieſen damit gedüngt werden können. Auf den Feldern, beſonders zu den Hackfrüchten, finden dieſe Wirtſchaftsdünger ja eine viel zweckmäßigere Ver⸗ wertung. Um Höͤchſternten von nährſtoffteichem Heu und Grummet zu erzielen, müſſen neben Wiriſchaftsdüngern die Wieſen in erſter Linie noch reichliche Beigaben von Phosphorſäure- und kalkhaltigen Kunſtdüngern, am beſten Thomasm⸗bl, erhalten. Daneben kommt dann noch Kalidüngung in Frage. Die Slickſtoffdüngung hat für Wieſen und Viehweide nicht dieſelbe ausſchlaggebende Bedeutung wie auf den Feldern wegen der ſtickſtoffſammelnden Eigenſchaften der Klee. und Wickenarten. Für eine etwa alle 4—5 Jahre vorzunehmende Stickſtoff⸗ düngung iſt, wie bereits angedeutet, guter Kompoſt am em⸗ pfehlenswerteſten. Durch Kompoſt wird nicht allein Stickſtoff zugeführt, ſondern es werden auch die verſchiedenen nützlichen Bodenbakterien ſtark vermehrt, und dieſe Bakterien erhalten zugleich auch reichliche organiſche Nahrung, ſodaß dadurch ihre ſtickſtoffſammelnde Tätigkeit um ſo energiſcher wird. Bei Mangel an Kompoſt, Jauche oder Stallmiſt kann natürlich auch ſchwefelſaures Ammoniak oder Chiliſalpeter gegeben werden; es fehlt dabei dann allerdings die Bakterienzufuhr. Nicht mit Kompoſt, Stallmiſt oder Jauche gedüngte, aber in Mulden und Talſenkungen zwiſchen Aeckern liegende Wieſen ſowie auch Bewäſſerungswieſen erhalten häufig mit ſeitlicen Druck- oder Rieſelwäſſern zwar Kali, meiſt auch Stickſtoff, aber keine Phosphorſaäͤure. Solche Wieſen brauchen eine mäßige Kalidüngung und notwendig eine regelmäßige Thomasmehldungung. In den weitaus meiſten Fällen wirb aber nicht mit Kompoſt, Stallmiſt oder Jauche gedüngt, und es findet auch keine Nährſtoffzufuhr durch ſeitliche Druckwäͤſſer oder Berleſelung ſtatt; hier muß gleichzeitig mit Kallſalzen und Thomasmehl gedüngt werden, und zwar in den erſten Jahren, um den Boden mit Phosphorſäure anzureichern, mit ſtärkeren Gaben; in ſpäteren Jahren, wenn nur noch der Ent⸗ zug durch die Ernten erſetzt zu werden braucht, genügen ſchwächere Gaben. unſerer heutigen Nummer liegt ein Proſpekt der 5. Jenaer Geldlotterie zum beſten einer Felerabendſtätte für deutſche Dichter und Denker bei, auf welchen wir beſonders aufmerkſam machen. Loſe dieſer Lotterie ſind durch das General- debit Guſtav Seiffert, Lotteriebank G. m. b. H. in Eiſenach zu beziehen. Verantwortlich für die Redaktion: Wilhelm Bingener, Viernheim vorzügliche Georgi Nraziella S Bekanntmachung. Betr.: Ortsbauplan Viernheim; hier Feſtſtellung der Straßen⸗ fluchtlinien eines Teils der Ring⸗ wund Karlſtraße und der Georgſtraße. Der Gemeinderat hat in ſeiner geſtrigen Sitzung die Breite fuͤr die in dem Teil der Ringſtraße von Bahnhof- bis Karlſtraße anzulegenden Vorgärten auf 3 m feſtgeſetzt. Für die Straße verbleibt außer dem Fußſteig noch elne Breite von über 4 m. Den in Betracht kommenden Grundſtücks⸗Egentümern und ſonſtigen Intereſſenten geben wir hiermit Gelegenheit, ſich zu dieſem Gemeinderatsbeſchluß bet uns binnen einer Woche zu äußern. Der Plan liegt während dieſer Zeit bel uns offen. Betr.: Inſtandſetzung der Maſtbrücke. Die erforderlichen Maurerarbeiten zur Inſtandſetzung der gemauerten Bruſtwehr an der Maſtbrücke ſollen im öffentlichen Wettbewerb vergeben werden. Die Angebotsvordrucke können bei uns bis zum Mon⸗ tag, den 31. d. Mis, nachm. 5 Uhr gegen Erſtattung der Selbſtkoſten in Empfang genommen werden und findet zu dieſem Termine die Eröͤffaung ſtatt. Die Angebote ſind verſchloſſen und portofrei bei uns einzureichen. Zuſchlag erfolgt ſofort. Viernheim, den 27. Oktober 1910. Sroß herzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlwein. SSe Lleberraschung. 000 ark werden verschenkt! Jeder, der auf neben- stehendem Bilde Schnee- 1 1 0 R vittchen sucht und mit r 17 n N 00— Blaustift ubermalt, erhält N 1 20 Mark N geschenktl 2 Bedingung ist, dass jeder 8= Einsender eine Bestellung auf den beliebten„Illustr. Ff Familien- Kalender“ an den, Arminius-Versand Jherlinw. ss“einschiekt. — 2 5 E Die Verteilung der Geld- 2 geschenke erfolgt Ende 18 A PHPenxember. Unterzeichneter bestellt hiermit den Illustr. Familien-Kalender für beiliegende lk. 1,10 in Marken oder durch Postanweisung. 1 ** Wohnort: Strasse ——— arznei- und operationslose Beratung und Behandlung nach Thure-Brandt. Natur- und Lichtheil- Verfahren, schwedische Heilgymnastik. Frau Direktor Hch. Schäfer Sohlllerin von Dr. med. Thure-Brandt. 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