. 0 . Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich: Dienſtag, Donnerſtag u. Samſtag mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: er Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. Ferhreitelſte und geleſenſte Zeikung am hieſtgen Platze, daher beſtes und Anzeiger Biernheimer Nachrichten. Anzeigenpreis: 12 Pfennig die einſpaltige Petit⸗Zeile Lokal⸗Anzeigen 10 Pfennig. Reklamen: 30 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. 80 Pfg. monatlich einſchließlich Trägerlohn · durch die Poſt Ml. 1.14 vierteljährlich. Telephon⸗Nr. 20. Pirkungspollſtes Inſerkions-Frgan. Gegründet 1884. Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. eines Konkurſes kommt jeder Rabatt in Wegfall. Bei event. gerichtlicher Beitreibung oder im Falle Nr. 125. Wochenrundſchau. s In Berlin iſt der neue Gewaltige des ruſſiſchen Reiches angelangt und hat ſich den höchſten diplomatiſchen Perſönlichkeiten vorgeſtellt. Nach dem Sturze Iswolskis iſt Herr Saſonow an die Spitze des ruſſiſchen Auswärtigen Amtes getreten. Dieſe Stellung iſt für die internationale Politik, ja für den Weltfrieden, von höchſter Bedeutung. Wir erinnern uns, welche Schwierigkeiten Herr Iswolski, deſſen große diplomatiſche Unfähigkeit man nachträglich über den grünen Klee gelobt hat, den Mächten bereitete, und daß, wenn es nicht zu einem europäiſchen Kriege ge⸗ kommen iſt, man dieſes ganz gewiß nicht jenem Herrn nerdankt, deſſen perſönlicher Ehrgeiz die einzige Richt⸗ ſchnur ſeiner meiſt dunklen Handlungen bildete. Herrn aſonow geht der Ruf eines ruhigen und ſachlichen Poli⸗ tikers vorauf, und was das Wichtigſte iſt, er ſoll eine ge⸗ wiſſe Sympathie für Deutſchland haben, was bei einem ruſſiſchen Diplomaten ſchon viel ſagen will. Er wird ſich bei den leitenden Staatsmännern in Berlin hoffentlich davon überzeugt haben, daß uns eine Politik der Hinter⸗ haltigkeit ſtets fern gelegen hat und grundſätzlich überaus fern liegt. Die Parteien rüſten ſchon gewaltig zum Aufmarſch für den Wahlkampf. Aller Orten werden politiſche Verſamm⸗ lungen abgehalten, in denen die Führer ſich bemühen, eine möglichſt ausſchlaggebende und zugkräftige Wahlparole ausfindig zu machen. Die bedeutſamſten Stimmen aus dieſem Milieu waren wohl kürzlich zwei konſervative Reden, die eine, welche der konſervative Parteichef Frhr. v. Heydebrandt, und die andere, welche der Präſident des Reichstages, Graf v. Schwerin⸗Löwitz, der bekanntlich ebenfalls der konſervativen Partei angehört, gehalten haben. Beide Redner brachten es in präziſer Weiſe zum Ausdruck, daß die Konſervativen nicht gewillt ſein würden, ſich in liberale Schlepptaue nehmen zu laſſen, und daß die Sehnſucht liberaler Politiker nach der Wiederherſtellung des Bülowblocks ausſichtslos ſein werde. Beide Redner begegneten ſich in dem Bedauern über die unfruchtbare Hetzpolitik der Nationalliberalen, welche eine fruchtbare poſitive Politik ausſchließe. Die Verantwortung trügen lediglich die letzteren. Beide Redner endlich ſtimmten ein in eine ſcharfe Kritik der revolutionären Sozialdemokra⸗ tie, die in letzter Zeit immer frecher ihr Haupt erhebt, und in den Ruf aller bürgerlichen Parteien, ſoweit mög⸗ lich, zur Bekämpfung der drohenden revolutionären Ge⸗ fahr infolge der gewiſſenloſen ſozialiſtiſchen Agitation. Daß in dieſem Beſtreben die Konſervativen das Centrum ganz auf ihrer Seite haben, bedarf keiner Frage. „Der Beſuch des deutſchen Kaiſerpaares in Brüſſel hat ſein Ende erreicht. Die Brüſſeler Kaiſertage ſind in aller Harmonie, ohne jede mißliebige Störung, verlaufen. Das Häuflein demonſtrierender radikaler Sozialiſten hat keine Beachtung, ſondern die gebührende Verachtung gefunden. Der Beſuch hat gezeigt, daß die Bevölkerung Brüſſels dem deutſchen Kaiſerpaare und überhaupt dem Deutſchtum warme Sympathien entgegenbringt, die ſelbſtverſtändlich gegenſeitig ſind. Die guten Beziehungen beider Länder zueinander ſind notoriſch und traditionell, und es liegt kein Anlaß vor, zu befürchten, daß dieſe in Zukunft eine Trübung erfahren werden. Denn wenn chauviniſtiſche Franzoſen auch dieſen Anlaß wieder benutzt haben, Deutſchland zu verdächtigen, um ihm Annexionsgelüſte Belgien gegenüber unterzuſchieben, ſo kann das auf keinen Menſchen einen Eindruck machen; denn die maßgeben⸗ den Stellen in Brüſſel wiſſen viel zu gut, wie weit Deutſchland von ſoſchen utopiſtiſchen Plänen entfernt iſt. In der franzöſiſchen Kammer kam es zu ſturmbeweg⸗ ten Szenen. Die Kammer verhandelte über den Eiſen⸗ bahnerſtreik, der bekanntlich mit einem Fiasko der Strei⸗ kenden geendet hat. Es war von vornherein zu er⸗ warten, daß die Verhandlungen nicht glatt ablaufen wür⸗ den. Daß aber eine ſolche Flut von Leidenſchaft, Wut und Gehäſſigkeit ſich über die Staatsleituna ergießen werde, hatte man doch wohl nicht erwartet. Die radikalen Sozialiſten, für welche der Herr Jaures das Wort führte, hatte ſich eingebildet, die Staatsleitung werde, wie ſie es leider in den letzten Jahren zur Gewohnheit gemacht hat, vor dem Sozialismus Kotau machen. Darin hatten ſie ſich aber gründlich verrechnet. Der Miniſterpräſident, Herr Briand, ſchien doch endlich die Notwendigkeit einzuſehen, der Oberhoheit des Staates energiſch ihr Recht zu ver⸗ ſchaffen. Nach ſtürmiſcher Sitzung wurde dem Miniſter⸗ präſidenten ein glänzendes Vertrauens votum er⸗ teilt. Dennoch demiſſionierte das geſamte Ka⸗ binett, weil die Miniſter unter ſich nicht einig waren. Vorausſichtlich wird der ſiegreiche Briand mit der Neu⸗ bildung beauftragt werden. Der bisherige Miniſtervrüſident Venizelos iſt ein vor⸗ ſchauender Mann. Er denkt an den Ausfall der kommen⸗ den Wahlen zur Nationalverſammlung und möchte vor⸗ bauen,. damit nicht das Militär wieder einen maßgeben⸗ den Einfluß auf die Geſtaltung der Dinge gewinne. Des⸗ halb hat er ein Manifeſt an das Heer und die Marine erlaſſen, in dem er die Offiziere auffordert, ſich jeglicher Einmiſchung in den Gang der politiſchen Dinge zu ent⸗ halten und ſich lediglich ihren militäriſchen Aufgaben zu wid⸗ men. Ob dieſes Manifeſt bei den Beteiligten ſympathiſchen ate lang finden werde, ſteht freilich auf einem anderen eee eee Samstag, den 3. November 1910. 26. Jahrgang. Politiſche Rundſchau. Die Reiſe des deutſchen Kronprinzen nach Oſtaſien. welche zu Studienzwecken erfolgt, und dem Thronfolger Gelegenheit geben ſoll zur Erweiterung ſeiner Geſichts⸗ punkte für ſeinen künftigen verantworkungsvollen Be⸗ ruf, widmen die Blätter aller Ordnungsparteien ſympa⸗ tiſche Kommentare. Die„Nordd. Allg. Ztg.“ bringt noch folgendes genauere Programm der Kronprinzenreiſe: „Der Kronprinz und die Kronprinzeſſin werden ſich am 3. d. M. an Bord des Dampfers„Prinz Ludwig“ be⸗ geben. Port Said wird am 8. paſſiert, Colombo am 20. erreicht. In Ceylon gedenken die Reiſenden unter dem Inkognito Graf und Gräfin von Ravensberg drei Wochen zu verbringen. Von dort tritt die Kronprinzeſſin die Heimreiſe an, während der Kronprinz an Bord S. M. Kreuzers„Gueiſenau“ am 11. Dezember die Fahrt nach Bombay fortſetzen wird. In Indien wird der Kron⸗ prinz während eines Aufenthaltes von zwei Monaten alle ſehenswürdigen Stätten kennen lernen. Von Kalkutta wird Mitte Februar die Fahrt nach Singapore fortge⸗ ſetzt. Von dort begibt ſich der Kronprinz nach drei Tagen weiter nach Bangkok. Für den Beſuch in Siam ſind fünf bis ſechs Tage vorgeſehen. Von Bangkok geht die Reiſe in den erſten Tagen des März weiter nach Niederländiſch⸗ Indien. Batavia wird vorausſichtlich am 7. März er⸗ reicht. Die Abfahrt nach Hongkong ſoll Mitte März er⸗ folgen. Für Hongkong ſind unter Einſchluß eines Aus⸗ fluges nach Kanton fünf Tage angeſetzt. 8 folgt ein dreitägiger Aufenthalt in Schanghai und ein fünftägiger Beſuch von Kiautſchou. In Peking wird der Kronprinz gegen den 10. April eintreffen und zehn Tage verweilen. Für den Aufenthalt in Japan ſind, etwa vom 25. April an, 14 Tage in Ausſicht genommen. Die Rückreiſe er⸗ folgt über Sibirien um die Mitte des Mai.“ :: Zur Geſtaltung des neuen Etats entnehmen wir der„N. P. C.“ noch folgende Angaben: Der Scha tz⸗ an weiſungskredit wird von 450 auf 375 Millio⸗ nen Mark herabgeſetzt werden können. Der ordent⸗ liche Etat wird in Einnahme und Ausgabe mit rund 2 Milliarden 700 Millionen Mark abſchließen. Bei der Poſt werden die Ueberſchüſſe rund 71½ Millionen Mark, bei der Eiſenbahn verwaltung rund 18% Millio⸗ nen Mark betragen. Das ſind gegen das laufende Jahr rund 18% und zweieinhalb Millionen Mark mehr. Die Schuldentilgungsquote wird von 35% Millio⸗ nen Mark auf rund 90 Millionen Mark anwachſen und der Anleihebedarf ſelbſt 100 Millionen Mark nicht überſteigen; alſo gegen das laufende Jahr um mehr als 70 Millionen Mark zurückbleiben. Im Kolonialetat werden die Reichszuſchüſſe 25½ Millionen Mark betragen, gegen das laufende Jahr alſo eine Minderung von mehr als 3½ Millionen Mark aufweiſen. (— Deutſchland und die die„offene Tür“ in Perſien. Zum bevorſtehenden Zarenbeſuch in Potsdam ver⸗ öffentlicht die„N. G. C.“ eine Reihe von Bemerkungen, die, wie ſie ſagt, die Auffaſſung der maßgebenden Ber⸗ liner Kreiſe widerſpiegeln, und darin heißt es in Bezug auf die Stellung Deutſchlands zu den Vorgängen in Perſien: „Jedenfalls wird die Anregung zur Erörterung von Spezialfragen nicht von Deutſchland ausgehen, ſondern Saſanow, der ja als Gaſt hier weilen wird, müßte, nach diplomatiſchem Brauche, dieſe Fragen aus eigener Initiative anſchneiden. Käme das Geſpräch dann zum Beiſpiel auf Perſien, das die Aufmerkſamkeit der Di⸗ vlomaten ja gegenwärtig am intenſiveſten auf ſich lenkt, ſo würde Herr Sanaſow, wie wir glauben, die Verſiche⸗ rung erhalten, daß Deutſchland nichts unterneh⸗ men wird, um Rußland oder England aus Perſien hinauszudrängen, daß aber andererſeits eine Auf⸗ teilung Perſiens den Wünſchen Deutſchlands in keiner Weiſe entſpräche, fondern daß Deutſchland daran feſthält, daß der Grundſatz der offenen Tür für den Handel aller Staaten in Perſien aufrechter⸗ halten werden muß.“ Das iſt eine Sprache von erfreulicher Entſchieden⸗ heit. Hoffentlich hält man an dieſen Geſichtspunkten feſt. Für die deutſchen Handelsintereſſen wäre das dringend wünſchenswert. 19 Der Staatsbahnwagenverband und feine Wirkung. Als finanzielle Wirkung des ſeit dem 1. April 1909 beſtehenden Staatsbahnwagenverbandes im Jahre 1909 kann, wie der Stuttgarter„Staatsanzeiger“ erfährt, für Württemberg eine Erſparnis von rund 400 000 Mk., vornehmlich aus der Erſparung von Wagenleerläufen her⸗ rührend, angenommen werden. Eine Erſvarnis in dieſer Höhe iſt ſeinerzeit auch in der den Ständen vor⸗ gelegten Denkſchrift über die Bildung des Verbandes bei Aufſtellung des Eiſenbahnetats für 1909 in Ausſicht ge⸗ nommen geweſen. :: Der bevorſtehende Zarenbeſuch in Potsdam verur⸗ ſacht manchen politiſchen Kreiſen Englands ein begreifliches Bauchgrimmen. Und da verabreicht man ſich denn folgen⸗ des Beruhigungspülverchen: Der Petersburger Korre— ſpondent der„Times“ meldet, er habe die beſtimmte Ver⸗ ſicherung erhalten, daß der Beſuch des Kaiſers Nikolaus in Potsdam den Freunden des engliſch-ruſſiſchen Abkom⸗ ————————— mens keine Beunruhigung einzufloßen brauche. Welche Unterredungen auch für Potsdam geplant ſeien, ſie be⸗ deuteten keinen geheimen Schritt gegen die „Tripel⸗Entente“ von Seiten Rußlands. Dies ſei die feſte Ueberzeugung, die in maßgebenden Kreiſen Peters⸗ burgs herrſche. Der vortreffliche Korreſpondent der „Times“ hat auch diesmal ſicherlich vollſtändig richtig ge⸗ hört und gemeldet. Aber ebenſowenig wie in Peters⸗ burg herrſcht hier in Berlin die Auffaſſung vor, daß dieſer Beſuch irgendwie mit den Beziehungen Rußlands zu anderen Mächten in Verbindung gebracht werden kann. Es handelt ſich überhaupt um kein politiſches Ereignis an ſich. Man hat hier gar keinen Hintergedau⸗ ken, ſ ondern empfindet nichts als eine aufrichtige Genug⸗ tuung und Freude, daß der Kaiſer Nikolaus ſeinem Auf⸗ enthalt in Friedberg dieſen freundſchaftlichen Beſuch folgen läßt. Man begrüßt ihn als den Souverän des Nachbar⸗ reiches, mit dem Deutſchland durch alte Bande der Freund⸗ ſchaft wie durch die Gemeinſamkeit wichtigſter Intereſſen verbunden iſt. Heer und Marine. S Fleiſchlieferungen für die Truppen. Das Kriegs⸗ miniſterium hat, der„Poſt“ zufolge, an die Intendan⸗ turen behufs Gewinnung eines möglichſt großen Bewerber⸗ kreiſes für die Fleiſchlieferungen für die Truppenküchen und zur Erleichterung des Lieferungsgeſchäfts die Ver⸗ fügung erlaſſen, daß a 1. von der Hinterlegung eines Haftgeldes nach eigenem Ermeſſen der Intendantur im einzelnen Falle abgeſehen werden kann, ſofern die betreffenden Unter⸗ nehmer als ſicher und leiſtungsfähig bekannt ſind; 2. Die Proviantämter uſw. bei Vorlage der Rech⸗ nungen ſeitens der einzelnen Unternehmer vor der Prüfung durch die Küchenverwaltungen eine Abſchlags⸗ zahlung in angemeſſenen Grenzen— etwa bis zur Hälfte der Forderung— gewähren dürfen: a 3. von der Anwendung der Beſtimmung, nach der eine Unternehmergruppe nur aus einer beſtimmten An⸗ zahl von Fachleuten beſtehen darf, abgeſehen werden kann, um Handwerkervereinigungen die Beteiligung an den Fleiſchverdingungen zu erleichtern. Kirche und Schule. . Fürſterzbiſchof Aichner, der im Jahre 1904 als Fürſtbiſchof von Brixen reſignierte, iſt im 97. Lebens⸗ jahre im Kloſter Neuſtift bei Brixen geſtorben. Europäiſches Ausland. 5 Serbien. : Die Korruption im ſerbiſchen Offizier⸗ korps wird wieder einmal durch einen militäriſchen Senſationsprozeß illuſtriert, der das weitgehendſte Intereſſe erreat. Wegen der zahlreichen Mißbräuche, die während der Balkankriſis bei der Abnahme der von einer franzöſiſchen Geſchützfirma gelieferten Artillerie- munition entdeckt worden ſind, iſt gegen einen höheren Offizier Anklage erhoben worden. Es wird darüber aus Belgrad gemeldet: Hier begann unter großem An⸗ drang des Publikums der Prozeß gegen den Oberſt Raſchitſch vor dem Militärgericht wegen inſtruktions⸗ widriger Abnahme der von Schneider-Creuzot gelieferten mangelhaften Schrappnells. Der Prozeß wird mehrere Tage dauern. ger Portugal. : Verhaftung des früheren Miniſterprä⸗ ſidenten Teixeira de Souza. Die republika⸗ niſchen Machthaber in Portugal ſcheinen mit ihren poli⸗ tiſchen Gegnern ſtreng ins Gericht gehen zu wollen. Nach⸗ dem ſie, wie gemeldet, bereits den konſervativen Führer Franco wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt zur Verant⸗ wortung gezogen haben, ließen ſie jetzt auch den letzten liberalen Miniſterpräſidenten verhaften. Darüber wird aus Liſſabon berichtet: Nach einer Meldung des „Diario de Noticias“ iſt der frühere Miniſterpräſident Teixeira de Souza auf ſeinem Schloſſe Cabairas bei Coimbra unter denſelben Beſchuldigungen wie Franco, daß er nämlich ſeine Amtsgewalt mißbraucht und dem königlichen Hauſe ungeſetzliche Vorſchüſſe ge⸗ währt habe, verhaftet worden. Türkei. * Die fortdauernde Beunruhigung des Landes durch freibeuteriſches Mordgeſindel ver⸗ anlaßt die verantwortlichen Stellen zu einem ener⸗ giſchen Eingreifen. Um den fortgeſetzten Bandenkämpfen an der ſerbiſchen und montenegriniſchen Grenze zu ſteuern, plant die Pforte die Errichtung zweier be⸗ ſonderer Grenzwachenregimenter und eine militäriſche Bewachung zum Schutze des Bahnnetzes. Ueber weitere Maßnahmen zum Schutze des Landes wird aus Saloniki gemeldet: In der Umgebung Sienitzas kam es zu einem Zuſammenſtoß zwiſchen einer achtköpfigen Serbenbande und türkiſchen Truppen. Zwei Serben wur⸗ den erſchoſſen, zwei verwundet und gefangen, die übrigen entkamen.— Bei Aviatli im Wilajet Koſſovo wurden 148 Gewehre, 18 Bomben, 12 Dynamitbüchſen, 7000 Pa⸗ tronen, 250 Revolver ſowie wichtige Schriftſtücke der Re⸗ volutionspartei im Felde vergraben vorgefunden. Zahl⸗ reiche Bulgaren wurden verhaftet und den Kriegsgerichten überliefert. Um die Reibereien an der monteneagriniſchen Grenze zu beendigen, bewilligte das Miniſterium eine Amneſtie für alle chriſtlichen und mohammedaniſchen Albaner, die nach Montenegro geflüchtet ſind. Die Flüchtlinge werden bei ihrer Rückkehr unbeläſtigt bleiben und nur die eigentlichen Rebellen der Form halber verhört und entwaffnet werden. Zu neuen Zuſammenſtößen, bei denen es auf beiden Seiten Tote und Verwundete gab, kam es bei Varoſch und Tuz. Soziales. + Der Ausſtand der Bergleute in den Kohlenberg⸗ werken des ſüdlichen Wales gewinnt immer größere Aus⸗ dehnung. Allem Anſchein nach wird das ganze Kohlen⸗ becken, in dem gegen 200 000 Leute beſchäftigt ſind, in Mitleidenſchaft gezogen werden. — Generalſtreik in Prag. Der in Prag abgehaltene Kongreß der Gewerkſchaften der tſchechiſch-ſlawö⸗ ſchen Sozialdemokratie hat nach einem Prager Telegramm beſchloſſen, ſich mit den übrigen Gewerkſchaften ins Einvernehmen zu ſetzen, um einen eintägigen Generalſtreik vor der Eröffnung des Parlaments zu veranſtalten als Demonſtration gegen die Teu⸗ rung und für die Abſchaffung der Lebensmittelzölle. Ein Vertreter der Organiſation der Eiſenbahner erklärte, die Eiſenbahner ſeien bereit, den Generalſtreik durch paſſive Reſiſtenz zu unterſtützen. Beendigung des Rieſenſtreiks in Newyork. Ein Kabeltelegramm meldet: Die nunmehr erfolgte Ankündi⸗ gung, daß den Poliziſten nicht mehr geſtattet ſein ſoll, die Wagen der Expreß⸗Kompagnie zu begleiten, hat eine beruhigende Wirkung auf die Ausſtändiſchen New⸗ horks ausgeübt, ſo daß ohne Zweifel von der Prokla⸗ mierung des Generalſtreiks abgeſehen werden dürfte. Einem weiteren Kabeltelegramm zufolge hat der Bürger⸗ meiſter von Newyork, Gaynor, bekanntgegeben, daß die Ausſtändigen der Expreß⸗Kompagnie ihre Zuſtimmung zu einem Schiedsgericht gegeben haben und bis zur Entſcheidung des Schiedsgerichts ihren Dienſt wieder ver⸗ ſehen wollen. —Streikunruhen in Chicago. Nach einem Telegramm aus Chicago iſt es dort zu ernſten Unruhen infolge des Schneiderſtreiks gekommen. Berittene Polizei mußte gegen die Menge mehrere Male mit blanker Waffe vor⸗ gehen. Es wurden zahlreiche Verhaftungen vorgenommen; unter den Verhafteten befindet ſich eine ganze Anzahl Frauen der beſſeren Geſellſchaft, die ſich zur Unterſtützung der Arbeiterinnen mit ihren Automobilen nach dem Platze, wo die Kundgebungen ſtattfanden, be⸗ geben hatten und die Ausſtändigen durch Zurufe er⸗ mutigten. Sturm und Wetter. * Alljährlich um dieſe Zeit toben die Herbſtſtürme und richten zu Lande wie auf dem Meere Verwüſtungen an. Auch heute müſſen zahlreiche Nachrichten von Kata⸗ ſtrophen und Unglücksfällen regiſtriert werden. Die neue⸗ ſten Meldungen beſagen: In ſchwerem Sturmwetter ſind nachts auf dem Scharhoeriff drei kleinere Segler mit der ganzen Beſatzung untergegangen. Die Namen der Schiffe ſind noch nicht feſtgeſtellt. „In Südbayern, beſonders in der baheriſchen Hochebene, haben ſchwere Föhnſtür me gehauſt, die großen Schaden angerichtet und namentlich auch den Drahtverkehr vielfach unterbrochen haben. Ein heftiger Südweſtorkan ging über ganz Dänemark nieder und richtete verſchiedentlich beträcht⸗ lichen Schaden an. In Kopenhagen ſelbſt war der Schaden nur gering. Die im Hafen liegenden Schiffe konnten durch Legen eines zweiten Ankers noch rechtzeitig Havarien ver⸗ meiden. An der Weſtküſte von Jütland dagegen, wo der Orkan am heftigſten raſte, ereigneten ſich zahlreiche Schiffs⸗ unfälle. In mehreren Häfen ſtieg das Waſſer ſo weit, daß es die am Hafen liegenden Stadtteile überſchwemmte. In Thiſted wurden zwei Männer, die ſich auf die Hafen⸗ mole begeben hatten, von einer Sturzwelle erfaßt und mit ins Meer zurückgezogen. Fünf Schiffer, welche verſuch⸗ ten, die beiden Verunglückten zu retten, wurden gleich⸗ falls von den Wellen erfaßt und ſtürzten ins Meer. Drei Mann konnten ſich retten, während die vier übrigen ertranken; ihre Leichen wurden ſpäter ans Land ge⸗ trieben. In Esbjerg riſſen von dem Schlepper„Hammo⸗ nia“, der verſuchte, den Harburger Segler„Anna“ in Esbjerg einzuſchleppen, die Schlepptroſſen. Der Segler wurde in die Nordſee zurückgetrieben und iſt ſpäter untergegangen. Die aus fünf Mann beſtehende Beſatzung ertrank In Skagen wurde die nor⸗ wegiſche Galeaſſe„Agel“ von den Wellen gegen die Hafen⸗ mole geſchleudert und zertrümmert. Die Mannſchaft konnte ſich nur mit Mühe retten. „Nachdem ein Orkan von ſeltener Stärke mit einem Winddruck von 100 Kilogramm pro Quadratmeter, be⸗ gleitet von einem ungeheuren Wolkenbruch, mit einer Ge⸗ ſchwindigkeit von mehr als 20 Meter in der Sekunde über Belgien hingezogen war, brach ein mehrere Stunden dauerndes, ſehr ſchweres Gewitter aus, eine für den Monat November höchſt ungewöhnliche Erſcheinung. Man e viele Unglücksfälle und auch Schäden an er Küſte. Ueber Paris wütet ein heftiger Sturm, der einen wolkenbruchartigen Regen im Gefolge hatte. In vielen Stadtteilen und in den Vororten iſt großer Schaden angerichtet. Ein 150 Kilogramm ſchwerer Eiſenmaſt der drahtloſen Telegraphenſtation des Eiffelturmes wurde zur Erde geſchleudert, glücklicherweiſe ohne Perſonen zu ver⸗ letzen. In Avenue Parmentier ſtürzte ein 1,50 Meter hoher Schornſtein auf die Straße und traf einen Paſſan⸗ ten, der ſchwer verletzt ins Hoſpital geſchafft werden mußte. Der anhaltende Regen läßt den Seineſpiegel ſteigen, ſo daß Hochwaſſergefahr für Paris beſteht. Der Pegel zeigt 1,34 Meter. Im Kanal wütet ebenfalls ein heftiger Sturm. Ein Weſtwind brauſt über Le Havre hinweg und läßt zahl⸗ reiche Schiffsunfälle befürchten. Ein von Trouville kom⸗ mendes Fiſcherboot wurde bei der Hafenmole zerſchellt und iſt untergegangen. Die Beſatzung konnte gerettet werden. * 15* Sturmwarnungen durch Funkentelegraphie. Die Sturmwarnungen, die von der Deutſchen See⸗ warte in Hamburg den Küſtenſignalſtationen und Hafen⸗ ämtern zugehen und dort durch Hiſſen beſtimmter Sig⸗ nale allen Schiffen und Fiſchereifahrzeugen mitgeteilt werden, erfüllen, wie dem„Tag“ von fachmänniſcher Seite geſchrieben wird, nur teilweiſe ihren Zweck, da ſie natur⸗ gemäß nur den im Hafen oder in Sichtweite der Signal⸗ ſtationen befindlichen Schiffen und Fahrzeugen, nicht aber den auf hoher See befindlichen bekannt werden. Von jetzt ab ſoll daher auch die Funkentelegraphie in den Dienſt der Wetternachrichten geſtellt werden, und man darf mit Recht hoffen, daß dieſe neue Einrichtung beſonders unſerer Hochſeefiſcherei zu gute kommt.— Nachdem im Laufe des Sommers die Verhandlungen zwiſchen den in Frage kom⸗ menden Reichsämtern zum Abſchluß gelangt ſind, wird von jetzt ab die Funkentelegraphieſtation Norddeich Sturm⸗ warnungen und zweimal täglich auch kurze Wetterberichte über die Nordſee und den weſtlichen Teil der Oſtſee ver⸗ breiten. Da die kleinen Fiſchereifahrzeuge nicht mit einer funkentelegraphiſchen Station ausgerüſtet ſind, kann man ſich von dieſer Maßnahme nur dann einen Nutzen für unſere Hochſeefiſcherei verſprechen, wenn alle mit einer funkentelegraphiſchen Station verſehenen Fahrzeuge die empfangenen Sturmwarnungen alsbald durch optiſche Sig⸗ nale an etwa in der Nähe befindliche Fiſcher weitergeben. Auf Anregung des Reichsmarineamtes ſind bereits alle deutſchen Handelsſchiffe durch die Seeberufsgenoſſenſchaft entſprechend angewieſen worden. Auch die Schiffe der kaiſerlichen Marine und die Marineſignalſtationen wer⸗ den ihre Funkentelegraphie und ihre optiſchen Signal- mittel für dieſen Wetternachrichtendienſt nutzbar machen und damit ihnen obliegenden zahlreichen Friedensaufgaben um eine neue vermehren, die ohne Zweifel ſehr ſegens⸗ reiche Folgen haben kann. Aus Nah und Fern. — Worms, 4. Nov. Die Nachricht, daß der Inhaber der in Konkurs geratenen Firma Molz und Forbach vor ſeinem Verſchwinden noch einen größeren Betrag, den er zum Einlöͤſen eines Wechſels erhalten hatte, mit ſich genommen habe, entſpricht nicht den Tatſachen. Aus den Büchern geht hervor, daß dieſer Betrag zur Begleichung verſchtedener Schulden verwendet worden iſt.— Bei der Wahl der Arbeitnehmer zur Ortskrankenkaſſe errangen die Sozialdemokraten ſämtliche Vertretungen.— Die Bürgermeiſterei Worms hat die Baukoſten für eine etwaige Fortführung der elektriſchen Straßenbahn bis Lampertheim auf etwa 525 000. Mark berechnet. Die Betriebskoſten ſind derartig, daß eine Rentabtlität nicht zu erreichen iſt, zumal die Eiſen⸗ bahnverbindung vorzüglich und ſehr billig iſt. Auch in den Kreiſen der Bürgerſchaft hat man ſich von der Ausſichtsloſig⸗ keit des Projektes uͤberzeugt. — Weinheim, 4. Nov. In einem Hauſe in der Nähe des Marktplatzes zog der 23jährtge Kaufmann Holtzinger während einer Außetnanderſetzung mit ſeiner Geliebten einen Revolver hervor und ſchoß ſich in den Mund. Schwerverletzt wurde er ins Krankenhaus überführt.— Der Volksſchüler Amend füllte am Samstag eine Patronenhülſe mit Knallplätichen und wollte dieſe mittels eines Stiftes durch Anſchlagen an die Wand zur Entzündung bringen. Die Hülſe platzte jedoch und zerriß dem Jungen die Hand. — Heppenheim, 4. Nov. Die Steinhauer von hier und einigen Nachbarorten ſind in den Streik getreten. Der noch bis zum nächſten Jahre geltende Tarif ſieht für Stein⸗ ſtoßen Tagelohn vor. Die Prinzipale wollen Akkord einführen. — Mörlenbach, 4. Nov. Die bieſige Bezirksſpar⸗ kaſſe feiert in dieſen Tagen ihr 75jähriges Jubiläum. Aus dieſem Anlaſſe findet ein Eſſen ſtatt, an dem u. a. auch die Ortsvorſtände der beteiligten Gemeinden teilnehmen. — Vom Odenwald, 4. Nov. Bei dem letzte Woche im dritten Jagdbezirk der Gemeindejagd in Gammelsbach ab⸗ gehaltenen Treiben wurden 20 Hirſche angetroffen, wovon 4 Stück erlegt wurden. Anderes Wild durfte nicht geſchoſſen werden. Im 1. Bezirk erlegte man 10 Rehe und 4 Haſen, während man Hochwild laufen ließ. Im 2. Bezirk, wo man das meiſte Hochwild erhofft, wird erſt in einigen Tagen ge⸗ trieben. — Heidelberg, 4. Nov. Auf dem Hilsbacher Pfad beim Kümmelbacher Hof wurde der 28jährige Reiſende Eber⸗ hard Geck aus Ludwigsbu“g als Leiche aufgefunden. Er hatte ſich durch einen Revolverſchuß aus unbekannter Urſache entleibt. — Darmſtadt, 4. Nov. Seinen Austritt aus der ſozialdemokratiſchen Partei erklärte, nach einer Meldung des „Vorwärts“, der frühere ſozialdemokratiſche Reichs- und Jand⸗ tagsabgeordnete Balthaſar Cramer von hier.— Bekanntlich legte er vor einigen Jahren ſein Reichstags⸗ und Stadtver⸗ ordnetenmandat nieder, weil ſtreng kritiſiert wurde, daß er zur Wahrung ſeiner Grundſtücksſpekulantenintereſſen den Groß⸗ herzog gezen die Stadtverwaltung angerufen hatte. Seitdem ſpielte er keinerlei Rolle in der Partei mehr. O Ober-Ramſtadt, 4. Nov. Das F5jährige Kind einer hieſigen Bürgerfamilie ſtürzte in einem unbewachten Augenblicke in einen mit kochendem Waſſer gefüllten Behälter und erltit derart ſchwere Verbrühungen, daß es nach einigen Stunden entſetzlicher Qualen verſchled Seligenſtadt, 4. Nov. Ein Unfall ereignete ſich bei einer Fahrt zur Trauung nach der Kirche, indem ein 5jähriger Knabe von dem Gefährt überfahren wurde und ſchwere Ver⸗ letzungen am Kopfe und an den Beinen davontrug, ſo daß an ſeinem Aufkommen gezweifelt wird. Der Kutſcher iſt unſchuldig. Gießen, 4. Nov. Die hieſige Staatsanwaltſchaft hat das Verfahren gegen den Abg. Köhler⸗Langsdorf wegen ſeines Artikels über die Automobiliſten eingeſtellt. Rechtsan⸗ walt Sieger und Finanzaſſeſſor Zimmer ⸗Darmſtadt wurden mit ihrem Antrag auf öffentliche Anklage wegen Beleidigung abgewieſen und auf den Weg der Privatklage verwleſen. — Frankfurt am Main, 2. November. Der Aufſichts⸗ rant der deutſchen Luftſchiffahrts⸗Geſellſchaft hielt in Frankfurt a. M. eine Sitzung ab und beſchloß unter all⸗ gemeiner Zuſtimmung, von einer Inbetriebſetzung der „Deutſchland“ für dieſes Jahr abzuſehen wegen der da⸗ durch entſtehenden bedeutenden Koſten. Dagegen wurde der Bau eines zweiten Luftfahrzeuges in Auftrag gegeben. ſo daß die Geſellſchaft im nächſten Jahre über zwet Luftfahrzeuge verfugen rann. Der neue Frankfurter Luftſchiffhafen, der demnächſt erbaut wird, ſoll im Frühjahr eröffnet werden. Ferner beſchloß die Leitung der„Delag“ eine Beteiligung an dem Bau eines aerologiſch⸗ meteorologiſchen Obſervato⸗ riums auf dem Feldberg, das durch den Frank⸗ furter Phyſikaliſchen Verein errichtet wird. Die Luft⸗ ſchiffe ſollen ſich durch drahtloſe Telegraßhie mit dem Obſervatorium in Verbindung ſetzen. — Darmſtadt, 2. November. Der Zar hat zum beſten der örtlichen Wohltätigkeitsanſtalten und der ärmeren Be⸗ völkerung von Friedberg und Bad Nauheim 10 000 M. geſpendet und dieſen Geldbetrag durch den Miniſter des kaiſerlichen Hauſes dem Staatsminiſter Dr. Ewald zur Verfügung geſtellt. — Aus der Pfalz, 2. November. Eine Landesplage ſeltener Art tritt in der Weſtpfalz auf. Dort kommt die graue Ackerſchnecke jetzt ſo maſſenhaft vor, daß in ganzen Gemarkungen die junge Saat umgeflügt und der Schädling dann durch Kalk und giftige Stoffe vertilgt werden muß. Das iſt nach der Mißernte für die ohnehin notleidende Bevölkerung ein ſchwerer Schlag. Man hat ſich bereits an die Regierung um Hilfe gewandt. Lokales und Vermiſchtes. Viernheim, 5Nov. Die Zeutrumsverſammlung, welche am letzte n Sonntag im„Freiſchütz“ ſtattfand, war äußerſt gut beſucht. Ueber 300 Zentrums männer begrüßten den Herrn Reichs- und Landtagsabgeordneten Uebel bei ſeinem Eintritt in den Saal mit Hochrufen. Herr Pfarrer Wolf eröffnete kurz nach 4 Uhr die Verſammlung, dankte für das ſo zahlreiche Erſcheinen und ermahnte die Zentrumsmänner zur Treue fur die Zentrumsſache. Nun beſtieg Herr Reichstagsabgeordneter Uebel das Podium, um in 1½ ſtündigen Ausführungen auf den Ernſt der gegenwärtigen Situation hinzuweiſen. Seine Rede, vermiſcht mit geſundem Humor und ſatyriſchen An- ſpielungen fand dankbare Aufnahme bei den Zuhörern. Zu⸗ nächſt kennzeichnete der Redner die ſchwankende Haltung des Reichskanzlers v. Bethmann⸗Hollweg. Das Zentrum, ſo führte der Redner aus, muß auf der Hut ſein, einerlei auf welche Seite der Reichskanzler neigt. Soviel ſteht heute ſchon feſt, „zentrumsfreundlich wird die Politik v. Bethmann ⸗Hollwegs nicht ſein.“ Dann kam der Redner auf den ſozialdemokrati⸗ ſchen Parteitag in Magdeburg zu ſprechen, der klar bewieſen habe, daß die ſog. Revlſtoniſten im richtigen Lichte betrachtet noch gefährlicher ſeien als die ſog. Radikalen. Nun verwies der Herr Abgeordnete auf die Tagung der Natlonalliberalen in Kaſſel, wo man dem Zentrum offen und verſteckt die nationale Geſinnung abſprach. Die Nationalliberaler wollen ſich die Feſtſtellung des Redners merken, welche lautet:„Wir im Zentrum haben ſchon im Hinblick auf unſeren patriotiſchen Standpunkt kein Intereſſe an der völligen Niederwerfung des Nattonalliberalismus. Was wir verlangen iſt aber Erhaltung unſerer politiſchen Selbſtändigkeit und was wir uns verbit ten iſt, daß man uns die nationale Geſinnung abſpricht, ſo wle es auf der Kaſſeler Tagung wieder durchgeklungen iſt. Ganz be⸗ ſonders betonte der Redyer die geſchichtlich feſtgelegte Tatſache, daß das Zentrum bei auen wahrhrha t patriotiſchen Geſetzen und Großtaten mitgewirkt hat. Was die Stellung des Zentrums zu den Nationalliberalen anlangt, ſo wird immerhin die Zentrumsſcheu, die in Kaſſel gepflegt wurde, auch fernerhin bet den Nationalliberalen noch vorherrſchend ſein. Die Links⸗ liberalen träumen ſchon von dem Zerfall des Zentrumsturmes. Mit den Linksliberalen werden wir uns auf einen Kampf bis aufs Meſſer einzurichten haben. Als Fazit der gegenwärtigen Lage könne man den Kampf zweier Weltanſchauungen bezeich⸗ nen, hie Chriſtentum, hie Antſchriſt. In dieſem Kampfe wird das Zentrum den Hauptſtoß auszuhalten haben. Auch auf das große Werk der„Reichs finanzreform“ kam der Redner zu ſprechen. Er zeigte uns klar und deutlich den korrekten Standpunkt des Zentrums und die unehrliche Haltung der Liberalen und Sozialdemokraten bei der Erbſchaftsſteuerfrage. Der Redner referierte dann noch über die angebliche Fleiſch⸗ not und zeigte klar und deutlich an Hand der autlichen Statiſtik, daß wohl von einer Fleiſchteuerung, aber von einer eigentlichen Fleiſchnot nicht geſprochen werden kann. Die eigentlichen Fleiſchverteurer ſeien die Großhändler. Würde die Grenze aufgemacht, ſo ſei die Gefahr der Seuche eine ſehr große, zumal in den meiſten Nachbarländern zur Zeit eine allgemeine Viehſeuche herrſche. Welch enorme Verluſte da⸗ durch entſtänden, ſet gar nicht zu berechnen. Herr Abgeord⸗ neter Uebel kam zum Schluſſe noch auf die„Borromäus-Enzyk⸗ lika- Hetze“ zu ſprechen, führte ſie als Beweis dafür an, d aß jene Leute, die immer dem Zentrum nachſagen, es verquicke Polttik und Religion, ſich nicht ſcheuen, das, was ſie andern fälſchlicherweiſe andichten, ſelbſt tun, ſobald ſie glauben, damit dem Zentrum Schaden zufügen zu konnen. Aber all dieſe Hetzverſuche werden die Katholiken in der Treue zum hl. Vater und der Liebe zur Kirche nicht wankend machen. Mit Nachdruck proteſtierte der Redner gegen die Beſchimpfungen unſeres hl. Vaters ſeitens des Burgermeiſters von Rom. Die Zeiten ſind ernſt, ſie deuten auf Sturm. Mit der eindring- lichen Mahnung, die Einigkeit zu wahren, die Zentrumspreſſe mehr als bisher zu unterſtützen, zu werben und zu arbeiten für die Zentrumsſache, ſchloß der Redner mit hoffnungsvolle Ausblick in die Zukunft unter ſtürmiſchem Beifall.— Nach elner kleinen Pauſe richtete Herr Val. Wunderle an Herrn Abg. Uebel das Erſuchen, in der Kammer dahin zu wirken, daß der Wald nunmehr vollſtändig mit einem Zaume umgeben werde, und daß bei Wildſchäden eine mehr als bisher angemeſſene Entſchädigung vergütet werde. Der Herr Abge- ordnete erklärte ſich bereit, in der Kammer die Angelegenheit zur Sprache zu bringen. Herr Pfarrer Wolf dankte dem Herrn Abgeordneten Uebel für ſeine vorzüglichen Ausführungen und Belehrungen und erſuchte die Anweſenden ſchon jetzt mit der Agitation für die zukunftigen Wahlen zu beginnen. Handeln wir nach den erhaltenen Belehrungen und benützen wir die gemachten Erfahrungen, ſo wird der Sieg in Zukunft unſer ſein. zin z des Keb nahnſt * bahnun furchtb durch, eines ſonenz der zl ſtark Reiſer Zugpe ver! wurde ſchwer erwar ſchwer der R * der w. brach Die Gebäu ſteingt ub. later euch. c; ben lutz iche für later W uf Sul U Ag. Ju J. Ded führte welche fet, lbegz tat nfeſen lacht wies alen dee vollen „lt chen 11 ltung inn wle dee d und tum dle chin lz, nt. 1 lgen c mird 4 er en der 1 ch chen iner Die rde ſeht ue ha 51 * 00 ice un nit ſtſe fler it 1 ft — Bierverbrauch. Seit 1900 geht der Vierver⸗ brauch in allen Bundesſtaaten von Jahr zu Jahr zurück. Beſonders groß iſt dieſer Rückgang im letzten Jahre geweſen. Nach den Mittetlungen der Großh. Heſſ. Zentralſtelle für die Landesſtatiſtik wurden 1909 in Heſſen nicht weniger als 228 081 Hektoliter verkaufsfertiges Bier weniger hergeſtellt als im Jahr vorher, d. h. es ging der Konſum pro Kopf der Bevölkerung von 113 Liter auf 94 Liter zurück. Urſachen dieſes Rückganges ſind Erhöhung der Bierſteuer und die ſich daran anſchließende Proteſtbewegung, die naßkalte Witterung im Jahre 1909 und ſchlechte Geſchäftslage, nicht zum wenigſten aber auch die immer ſtärker werdende Alkoholenthaltungsbe- wegung, die neuerdings auch merkbarer in weiten Kreiſen der Arbeiterſchaft propagiert wird. — Eine einfache, aber eindringliche Wieſen⸗ betrachtung. Zur Erzeugung von 80 dz Hen pro ha be⸗ nötigt die Wieſe unter anderen Nährſtoffen etwa 60 kg Phosphorſäure. Daraus ergibt ſich folgende Tatſache: Fehlt auch nur 1 kg Phosphorſäure an den erforderlichen 60, ſo ſinkt der Ertrag gleich um/ dz Heu. Man erſieht hieraus die große Verwertungskraft der Wieſen und wie man ſich ſchädigt, wenn man die Phosphorſäure bei der Düngung ver⸗ nachläſſigt. Man gebe daher den Wieſen im Herbſt— in Verbindung mit Kainit— als Anfangsdüngung 6—8 dz Thomasmehl pro ha, eine Gabe, die man ſpäter auf 4—6 dz ermäßigen kann. Aus Stadt und Land. Scheußliches Verbrechen. Nach einer Meldung aus Kattowitz ermordeten im ruſſiſchen Grenzort Wlo⸗ zina zwei Einwohner aus Rache die vier Töchter des Koloniſten Brezinska. Die Eltern wurden vor Schreck wahnſinnig. ** Zur Eiſenbahnkataſtrophe bei Charleroi. Das Eiſen⸗ bahnunglück von Luttre bei Charleroi hatte nicht den furchtbaren Umfang, den man anfänglich annahm. Da⸗ durch, daß eine rangierende Lokomotive der Lokomotive eines mit 40 Kilometer Geſchwindigkeit fahrenden Per⸗ ſonenzuges in die Flanke fuhr und ſie umwarf, wurde der zweite Wagen vollſtändig in den erſten Wagen des ſtark beſetzten Perſonenzuges hineingedrückt. Sämtliche Reiſenden in den erſten beiden Wagen und das geſamte Zugperſonal im Schutzwagen wurden zum Teil ſchwer verletzt. Eine ältere Frau, der der Kopf zerquetſcht wurde, blieb auf der Stelle tot. Fünf Perſonen ſind ſo ſchwer verletzt, daß bei ihnen ein Wiederaufkommen kaum erwartet werden kann. 23 Perſonen wurden weniger ſchwer verletzt. Die Schuld an dem Unfall ſoll der Führer der Rangierlokomotive haben. „Großfeuer in der Lanzſchen Maſchinenfabrik. In der weltbekannten Lanzſchen Maſchinenfabrik in Mannheim brach ein Großfeuer aus, das großen Schaden anrichtete. Die Zentrifugenabteilung, ein langgeſtrecktes zweiſtöckiges Gebäude, ſowie die Abteilung A, ein fünfſtöckiges Back⸗ ſteingebäude von 100 Meter Länge, in dem ſich land⸗ wirtſchaftliche Maſchinen befanden, wurden eingeäſchert. Das Gebäude der Abteilung A ſtürzte mit großem Ge⸗ töſe zuſammen. Die Vorderfront dieſes Gebäudes fiel auf die Straße. Perſonen wurden nicht verletzt. Der Schaden iſt ſehr beträchtlich. Die Entſtehungsurſache des Feuers iſt unbekannt. * Das Geheimnis des Mädchenmordes gelüftet. Zu dem gemeldeten Raubmord an dem ſchulpflichtigen Mäd⸗ chen namens Gahl wird der Breslauer„Volkswacht“ ge⸗ meldet, daß der Mörder ein Geſtänd nis abgelegt hat und nunmehr auch ſeine Perſonalien feſtgeſtellt wor⸗ den ſind. Es iſt der obdachloſe, 50 Jahre alte Pferde⸗ knecht F. Kretſchmar. Die Staatsanwaltſchaft beſichtigte den Schauplatz der Tat und ordnete die Ueberführung der Leiche nach dem ſtädtiſchen Schauhauſe an. Die Leiche ſelbſt bot einen ſchrecklichen Anblick: Das Kopfhaar war ſtellenweiſe herausgeriſſen, das Geſicht bis zur Unkennt⸗ lichkeit entſtellt, die rechte Halsſeite war durchſchnitten und der Oberkörper aller Kleidung entblößt und völlig mit Blut beſudelt. Glücksſpieler und Wechſelfälſcher. Der angeſehene Advokat und Krakauer Gemeinderat Dr. Hermann Sein⸗ feld hatte im Haſardſpiel an einen Lemberger Groß⸗ grundbeſitzer Michael Ritter v. Tovanicki eine hohe Summe verloren und übergab ihm zur Deckung ein Sparkaſſebuch von über 7100 Kronen und Wechſel im Betrage von 20 000 Kronen. Als Tovanicki bei der Sparkaſſe das Geld abheben wollte, ſtellte es ſich heraus, daß das Buch ge⸗ fälſcht war und tatſächlich nur über eine Einlage von zehn Kronen lautete. Auch die Wechſel waren gefälſcht. Seinfeld wurde verhaftet. Die von ſeinen Verwandten angebotene Kaution von 200 000 Kronen wurde vom Ge⸗ richt abgelehnt. Die Ermittelungen haben ergeben, daß er im Laufe der letzten Jahre im Haſardſpiel nicht weni⸗ ger als 600 000 Kronen verſpielt hat. Von ſeinen Ver⸗ wandten waren erſt im Vorjahre 200 000 Kronen zur Deckung einer Spielſchuld aufgebracht worden. Der Bru⸗ der Seinfelds iſt ein ehemaliger Reichstagsabgeordneter und Staatseiſenbahndirektor in Stanislau. Der Verhaftete ſelbſt iſt Verwaltungsrat vieler induſtrieller Unter⸗ nehmungen. Ein Fiſchereidampfer geſunken. Wie Llonds be⸗ ſtätigen, iſt der Fiſchereidampfer„Augsburg“ nach dem Zuſammenſtoß mit dem Fiſchereidampfer„Präſident Her⸗ wig“ mit voller Ladung 300 Meilen von Island ge⸗ ſunken. Der Kapitän, der Maat, der zweite Inge⸗ nieur und vier Matroſen ſind gerettet, ſechs Per⸗ ſonen ſind ertrunken. * Große Unterſchleife in einer ruſſiſchen Kadetten⸗ anſtalt. Aus Omsk wird gemeldet, daß ſich der Oberſt⸗ leutnant Schirriakoff, Leiter des dortigen Kadettenkorps, erſchoſſen hat, nachdem der Senator Medem bei ſeiner Re⸗ viſion große Unterſchleife und Mißbräuche bei der Ver⸗ waltung der Kadettenanſtalt aufdeckte. Vorher legte Sch. ein umfaſſendes reumütiges Geſtändnis ab. ** Das Telephon auf der Straße. Die Stadtver⸗ waltung in Detroit(Vereinigte Staaten) hat, wie die „Deutſche Verkehrszeitung“ berichtet, eine praktiſche Ein⸗ richtung getroffen, um ihre Sicherheitsbeamten zu kon⸗ trollieren; dieſe ſind angewieſen, ſich in beſtimmten Zwi⸗ chenräumen bei der Hauptſtation telephoniſch zu melden. Dies geſchieht nun in der Weiſe, daß die Beamten einen leichten Fernſprechapparat in Taſchenformat und eine Stöpſelſchnur bei ſich führen, mit der ſie ſich an Steck⸗ kontakten anſchließen können, die von einer Telepbon⸗ Geſellſchaft daſeloſt an Straßenecken, öffentlichen Plätzen uo. angebracht und mit der Fernſprechzentrale verbunden ſind. Die einzelnne Steckkontakte, ſogenannte„Wayſide“⸗ Stationen(insgeſamt über 500) ſind über die ganze Stadt verteilt und liegen höchſtens eine engliſche Viertelmeile voneinander entfernt. Auch die Teilnehmer der genann⸗ ten Geſellſchaft erhalten gegen die geringe monatliche Zu⸗ ſchlagsgebühr von 50 Cents dieſen Fernſprechapparat, mittels deſſen ſie ſich bei den Steckkontakten einſchalten und mit dem Amt und anderen Teilnehmern in Verkehr treten können. da der Staat das Recht hat, den Wiederanbau in be⸗ ſtimmten Diſtrikten für einzelne Jahre zu verbieten, ſo⸗ bald eine Ueberproduktion einzutreten droht. Einer ſolchen iſt zugleich durch den anfehnlichen Export vorgebeugt, den die Japaner mit fertigen Erzeugniſſen, insbeſondere Ziga⸗ retten, treiben. Die bedeutendſte Fabrik, die ſich mit dieſer Ausfuhr befaßt, befindet ſich in Murai; ſie beſitzt amerikaniſche Maſchinen von höchſter Präziſion und hat Filialfabriken in ſämtlichen großen Städten des Landes, ſowie auf den Philippinen, in Indien und in Auſtralien eingerichtet. * Zuckerrübenkultur in England? In Dorſetſhire werden, wie man aus London meldet, eifrig Verſuche gemacht, die Zuckerrübenkultur einzuführen. Lord Alling⸗ ton hat 550 Acres ſeines Gutes hergegeben unter der Bedingung, daß auch die Farmer einen beſtimmten Teil ihres Landes dem Rübenbau widmen, um den Aufbau einer Zuckerfabrik zu rechtfertigen. Die Farmer bringen der Sache wenig Sympathie entgegen, ſo daß vorläufig aus dem Bau einer Zuckerfabrik nichts wird. Auch in anderen Diſtrikten werden Verſuche gemacht, jedoch ohne nennenswerten Erfolg. Einige Farmer hatten für hol⸗ ländiſche Firmen Zuckerrüben angebaut; das Ergebnis war 800 Tonnen pro Acre. Daß man in England, nachdem man der Induſtrie zuliebe die Landwirtſchaft vernichtet hat, jetzt mit der Einführung neuer landwirtſchaftlichen Kulturen zu beginnen verſucht, iſt immerhin ſehr lehrreich 185 9 Hetzer gegen die agrarfreundliche Schutzzoll⸗ politik. i Deutſch⸗holländiſcher Tabakſchmuggel. Der Um⸗ ſtand, daß die Tabak- und Zigarrenpreiſe in Holland etwa 50 Prozent niedriger ſind als in Deutſchland, wird von den Grenzbewohnern ſehr oft und reichlich ausgenutzt. Dasſelbe geſchieht mit Kaffee. Es wird in jeder Weiſe ſtets verſucht, dieſe Waren zollfrei über die deutſche Grenze zu bringen. Die Großkaufleute Alt⸗ metten und Ficker aus Metten betrieben dieſe Schmug⸗ geleien in der Weiſe, daß ſie Schiffsladungen Kartoffeln aus Holland über den Rutenbrocker Kanal bezogen und ſo verluden, daß unten im Schiff Ballen Kaffee und Zigarren verſtaut waren und obenauf zur Täuſchüng die Kar⸗ toffeln lagerten, die bekanntlich zollfrei ſind. Dieſes Manöver wurde aber den holländiſchen Zollbeamten ver⸗ raten, und ſo konnte die ganze Ladung beſchlagnahmt werden. Die beiden Kaufleute wurden verhaftet. Es ſollen auch noch weitere angeſehene Bürger von Metten in Unterſuchungshaft genommen ſein. * Japaniſcher Tabak. Es iſt noch wenig bekannt, daß der Tabak in großem Maßſtabe in Japan ange⸗ baut und verbraucht wird. Die Pflanze iſt nicht ein⸗ heimiſch, ſondern wurde am Anfange des 17. Jahrhun⸗ derts durch die Portugieſen eingeführt. Das Rauchen wurde bald allgemein, und die Japaner behielten die An⸗ gewohnheit bei, trotzdem ihre Herrſcher eine Reihe von charfen Edikten gegen den Gebrauch des neuen Genuß⸗ mittels erließen. Man raucht gegenwärtig(außer Zi⸗ garetten und Zigarren) hauptſächlich Pfeife und zwar eine ſolche mit kleinem Kopk, die alle baar Augenblicke aus⸗ geklopft und neu geſtopft werden muß. Dem Beiſpiele europäiſcher Staaten folgend, hat die Regierung das Tabakmonopol ſich vorbehalten; ſie kauft teils bedeutende Quantitäten ausländiſchen Tabaks an, teils behält ſie den Ertrag der einheimiſchen Ernte zu ihrer Verfügung, um ihn ſodann den Fabriken zur Verarbeitung zu über⸗ liefern. Die Tabakkultur, die übrigens ſehr ungleich⸗ mäßig über den Archipel verbreitet iſt, ergibt eine erſte Ernte im Auauſt. eine zweite gegen Ende September. Volkswirtſchaftliches. Die neue Viehzählung. Am 1. Dezember findet be⸗ kanntlich im preußiſchen Staate eine außerordentliche Viehzählung ſtatt. Der Miniſter des Innern hat mit Bezug hierauf eine Verfügung erlaſſen, worin es unter anderm heißt. Wie bei früheren Zählungen, ſo wird es vorausſichtlich auch diesmal gelingen, Perſonen zu ge⸗ winnen, die ſich dem Zählgeſchäft ohne Anſpruch auf eine Vergütung unterziehen. Zu dieſem Zwecke empfiehlt es ſich, die Staats⸗ und Gemekndebeamten des dortigen Bezirks, insbeſondere die Lehrer, zur Beteiligung an der Zählung anzuregen. Vergütungen an Zähler können aus der Staatskaſſe nicht gewährt werden. Die Gemeinden und Gutsbezirken, denen die örtliche Ausführung der Zählung obliegt, werden daher die Annahme von Zäh⸗ lern gegen Bezahlung zu vermeiden haben, ſofern ſie die Koſten der Bezahlung nicht ſelbſt zu übernehmen be⸗ reit ſind. Der Tag der Viehzählung ſowie die Aus⸗ führungsbeſtimmungen hierzu ſind durch Bekanntmachung in den Amts⸗ und Kreisblättern, durch Beſprechung in den Gemeindeverſammlungen ſowie in den Schulen und auf andere geeignete Weiſe zur allgemeinen Kenntnis zu bringen. Der unter der Bevölkerung immer wieder auf⸗ tretenden irrtümlichen Annahme, daß die Viehzählung zu irgendwelchen ſteuerlichen Zwecken erfolge, iſt nach⸗ drücklich entgegenzutreten. Wie im Vorjahre, iſt bei der Zählung nicht das Gehöft, ſondern die viehhaltende Haus⸗ haltung als Zähleinheit zu grunde zu legen. Alle An⸗ ordnungen, welche im allgemeinen und nach den beſon⸗ deren Verhältniſſen des einzelnen Bezirkes geeignet er⸗ ſcheinen, die pünktliche und genaue Ausführung der Zäh⸗ lung tunlichſt ſicherzuſtellen, ſind tunlichſt bald zu treffen. Insbeſondere iſt darauf Bedacht zu nehmen, daß Ver⸗ anſtaltungen, welche die ordnungsmäßige Ausführung der Viehzählung in einzelnen Orten gefährden können, am Zählungstage unterbleiben. Die auf den 1. Dezember dieſes Jahres fallenden Kram⸗ und Viehmärkte ſind als⸗ bald auf andere Tage zu verlegen. 0 Verantwortlich für die Redaktion: Wilhelm Bingener, Biernheim Die Damenwelt liebt eine roſiges, jugendfriſches Antlitz und einen reinen, zarten, ſchönen Teint. Alles dies erzeugt Steckenpferd⸗ 5 Lilienmilch⸗ Seife von Bergmann u. Co., Radebeul Preis à St. 50, ferner macht der Tilienmilch-Cream Dada rote und ſpröde Haut in einer Nacht weiß und ſammetweich. Tube 50 Pf. in Viernheim: Emil Richter, Otto Schmitt; in Lampertheim: Willy Grunert Gute Existenz! der Landwirtschaftl. erhalten kostenlos Junge Leute ausführl. Prospekt Lehranstalt und Lehrmolkerei, Braunschweig, Madamenweg 158.— Tausende von Stellungen besetzt. Direktor Krause. A In 16 Jahren über 3000 Schüler.& Kartoffeln Verkaufe Kartoffeln per Pfd. 4 Pfg. Abnahme bel 5 Ztr. 3.80, bei 10 tr. 3.60, bei größerer Abnahme noch billiger. Zwiebeln per Pfd. 6 Pfg., Ztr. 5.50 Jakob Helfrich Neerkerſtr. 12. 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