1 ö Pl. ler . M. Viernheimer Nachrichten Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einſchl. Bringerlohn. Durch die Poſt bezogen Mk. 1.14 vierteljährlich. Fernſprech⸗Nr. 20 Viernheimer N kiger Viernheimer Zeitung Viernheter Belkeplatt (Geſſiſch⸗badiſcher Grenzbote) Amtsblatt der Großherzoglichen Vürgermeiſterei Viernheim Geleſenſte und verbreitetſte Seitung am hieſigen Platze Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Redaktion, Druck und Verlag von Wilh. Bingener, Viernheim.— Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Gegründet 1334 r. 129. Die Hakatiſten⸗Tobſucht hat gelegentlich einer Verſammlung des deutſchen Oſt⸗ marken⸗Vereins, die am Sonntag in Berlin ſtatt⸗ fand, einmal wieder ihre Orgien gefeiert. In dieſer Ver⸗ ſammlung wurde nach dem Vortrag des Juſtizrats Wag⸗ wer- Berlin folgende Reſolution einſtimmig ange⸗ nommen: „Der Geſamtausſchuß des Deutſchen Oſtmarken⸗ rereins hat zu der königlichen Staatsregierung das feſte Vertrauen, daß ſie entſchloſſen iſt, bei der ſeit einer Reihe von Jahren verfolgten Oſtmarkenpolitik zu ver⸗ harren. Nachdem der Erlaß des Geſetzes vom 20. März 1908(Enteignungsgeſetz) eine Zeitlang mäßigend auf das angriffsweiſe Vorgehen der Polen eingewirkt hat, hat neuerdings wieder eine ebenſo ſtarke wie erfolg⸗ reiche Tätigkeit gegen den deutſchen Beſitzſtand einge⸗ ſetzt, die mit einem unerhört gehäſſigen und rückſichts⸗ loſen Terrorismus geübt wird. Das ſegensreiche Werk der Anſiedlung läuft auf dieſe Weiſe Gefahr, in kurzer Zeit eingeſchränkt zu werden, wenn nicht ganz zu ver⸗ ſagen. Der Geſamtausſchuß hält es daher für dringend geboten, daß mit der Anwendung des Geſetzes vom 20. März 1908 ſchleunigſt vorgegangen und damit das ſchwindende Vertrauen der deutſchen Bevölkerung des Oſtens in die ſichere und ſtetige Fortführung unſerer Polenpolitik wieder gefeſtigt werde. Der Geſamtaus⸗ ſchuß richtet ferner wiederholt an die königliche Staats⸗ regierung die dringende Bitte, noch in der nächſten Land⸗ tagsſeſſion die ſeit langem erwartete Geſetzesvorlage einzubringen, welche die Güterteilung im Oſten von der Zuſtimmung der königlichen Behörde abhängig macht.“ Die Herrſchaften können es, wie man ſieht, nacht ab⸗ warten und ſuchen die Regierung mit allen Mitteln zu preſſen, damit das unſelige Enteignungsgeſetz, deſſen Mit⸗ förderung jetzt ſogar die Konſervativen als beſchämend für ſich zu betrachten beginnen, endlich zur rigoroſen Tat werde. Von ganz beſonders pikantem Intereſſe iſt die Stel⸗ lungnahme des Oſtmarkenvereins gegen eine preu⸗ ßiſche Wahlreform. Sie wollen davon durchaus nichts wiſſen, weil, wie Prof. Schäfer-Steglitz aus⸗ führte, gerade die Polenfrage ein allgemeines Wahl⸗ recht für Preußen unmöglich mache. Wenn wir näm⸗ lich eine Wahlreform mit erweitertem Wahlrecht haben würden, dann ſei es zweifelhaft, ob im preußiſchen Ab⸗ geordnetenhauſe noch eine Mehrheit für eine energiſche Polenpolitik zu finden ſein werde. Das heißt alſo mit dürren Worten: Man ließe eventuell wegen des Wahl⸗ rechtes mit ſich reden. Aber der Polen wegen geht das nicht. Da läßt man lieber die Volksrechte überhaupt unberückſichtigt, weil— die Polen als preußiſche Staats⸗ Dienstag, den 15. November 1910. 26. Jahrgang. bürger geknechtet und entrechtet bleiben ſollen. Zu ſolch einem Grade blinder Gehäſſigkeit hat ſich der hakatiſtiſche Fanatismus ſchon„durchgemauſert“. Auch die Reichsverſicherungsordnung ſoll nach einer weiteren Reſolution gegen die Polen beſonders zugeſchnitten werden. In der Reſolution wird empfohlen: „1. In der Krankenverſicherung den Arbeitgebern gleiche Stimmrechte mit den Arbeitern zu geben. 2. Für die Landkrankenkaſſen eine den Vorſchlägen des Bundesratsentwurfes entſprechende innere Ver⸗ faſſung vorzuſehen. 3. Zu beſtimmen, daß die Wahlen zu den Organen der Verſicherungsträger öffent lich zu erfolgen haben, wenn die oberſte Verwaltungsbehörde dies an⸗ ordnet. 4. Die deutſche Sprache als ausſchließ⸗ liche Geſchäfts⸗ und Verhandlungsſprache der Kaſſen⸗ verwaltungen feſtzuſetzen. 5. Bei der Regelung der Arztfrage das Syſtem der freien Arztwahl weder geſetzlich vorzuſchreiben, noch überhaupt zu fördern, und Maßnahmen vorzuſehen, die gewährleiſten, daß die Krankenkaſſen dieſes Arztiſyſtem nicht gegen ihren Willen einführen müſſen.“ Das genügt. Nun fehlt bloß noch eine Reſolution dahingehend, daß die Polen mit Heugabeln von dem Grund und Boden des deutſchen Reiches über die Grenze getrieben werden. Die Regierung aber möge ſich end— lich klar darüber werden, welchen Zielen wir entgegen⸗ treiben, wenn man den Maßloſigkeiten der Hakatiſten weiterhin nachgibt. Ob der Reichskanzler wirklich die— Mutloſigkeit findet, ſich unter das Kommando dieſer Ge— ſellſchaft zu ſtellen? Politiſche Rundſchau. 1 Berlin, 14. November. — Der Kaiſer beſuchte mit dem Fürſten zu Fürſten⸗ berg und deſſen Gemahlin von Donaueſchingen aus das Kloſter Beuron. — Der Kronprinz und die Kronprinzeſſin ſind auf dem„Prinz Ludwig“ in Aden eingetroffen. — Der bayeriſche Thronfolger Prinz Lud⸗ wig feiert am 19. dieſes Monats ſein fünfzigjähriges Armeejubiläum. Der Prinzregent wird an dieſem Tage ſeinem Sohne den Ludwigsorden in feierlicher Audienz überreichen. — Der geſamte Reichshaushaltsetat ſowie der Haushaltsetat für die Schutzgebiete werden dem Reichstage Ende dieſes Monats vorgelegt werden. — Die Reichstagskommiſſion für die Reichs ver⸗ ſicherungsordnung ſetzte eine Subkommiſſion ein zur Vorberatung eines Antrages für territoriale Glie⸗ derung der Berufsgenoſſenſchaften. 5 ä— (—) Deutſchland und Portugal. Auch Deutſchland hat in Liſſabon durch ſeinen dortigen diplomatiſchen Ver⸗ treter dem Miniſter des Auswärtigen der proviſoriſchen Regierung die Aufnahme offiziöſer Beziehungen ange⸗ kündigt. Dieſer Schritt bedeutet die förmliche Beſtäti⸗ gung eines ſchon beſtehenden Zuſtandes. Denn tatſächlich hatte die deutſche Geſandtſchaft in Liſſabon als eine der erſten unter den dortigen diplomatiſchen Ver⸗ tretungen offiziöſe Beziehungen zur proviſoriſchen Re⸗ gierung bereits ſeit einiger Zeit eröffnet. Mit Rückſicht darauf, daß andere Mächte die Aufnahme ſolcher Be⸗ ziehungen in die Form der Ueberreichung einer ſchrift⸗ lichen Note gekleidet haben, iſt eine entſprechende Note auch von Deutſchland der proviſoriſchen Regierung mit⸗ geteilt worden.. :: Entlaſtung der Juſtizbeamten. Der Juſtizminiſter hat zur Entlaſtung der höheren und mittleren Juſtiz⸗ beamten eine allgemeine Verfügung erlaſſen, die in der neueſten Nummer des Juſtiz⸗Miniſterialblattes veröffent⸗ licht wird. Danach werden Richter und Staatsanwälte dadurch entlaſtet, daß die Gerichtsſchreiber und Sekretäre ihnen bei den ſchriftlichen Arbeiten unter beſtimmten Vor⸗ ausſetzungen durch Anfertigung der Entwürfe, die in be⸗ ſonderen Anlagen näher bezeichnet werden, Hilfe zu leiſten haben. Von dieſer Hilfeleiſtung ſoll abgeſehen werden, ſoweit dies die Beſchäftigung der Referendare zu ihrer Ausbildung erforderlich macht. Die Richter und die Staatsanwälte ſind auch befugt, zu beſtimmten Arbeiten die Kanzlei heranzuziehen. Andererſeits können die Ge⸗ richtsſchreiber und Sekretäre durch Heranziehung der Kanzlei entlaſtet werden. Beſondere Beſtimmungen regeln die Entlohnung der Kanzleiarbeiter für beſondere Aus⸗ nahmeleiſtungen. Die Verfügung tritt am 1. Januar 1911 in Kraft. )( Die Dernburgſche Diamantenpolitik geht immer mehr in die Brüche. Vor längerer Zeit iſt bereits ge⸗ meldet worden. daß der Anſiedler Chriſtoph Schmidt die Entſcheidung des Lüderitzbuchter Gerichts darüber ange⸗ rufen habe, ob für die Diamantenförderer wirklich ein rechtlicher Zwang beſtehe, ihre Erzeugniſſe gemäß der be⸗ kannten Verordnung über die Diamantenregie bei dieſer abzuliefern. Wie die„Lüderitzbuchter Zeitung“ mitteilt, iſt das Gericht zu dem Urteil gelangt, daß die Nicht⸗ beachtung jener Verordnung nicht ſtrafbar ſei. Man muß natürlich die eingehende Begründung dieſes Gerichts⸗ ſpruches kennen, um über ſeine juriſtiſche Haltbarkeit ur⸗ teilen zu können; und man muß das Urteil der weiteren Inſtanzen abwarten. So viel aber kann jetzt ſchon ge⸗ ſagt werden: Dieſe gerichtliche Entſcheidung, wie über⸗ haupt die Durchbrechung der Regieverordnung wäre nicht erfolgt, wenn der frühere Staatsſekretär Dernburg ſeine Zuſage, die kleinen Geſellſchaften und Diamantenförderer angemeſſen an der Leitung der Diamantenregie zu be⸗ teiligen, wirklich gehalten hätte. Denn der Widerſtand richtete ſich in der Hauptſache gegen die einſeitige Be⸗ Im Schatten der Freilinde Erzählung aus dem 15. Jahrhundert von Hedwig Lange. 1 Machdruck verboten) I. Ein Julitag des Jahres 1456. Goldener Mittags⸗ ſonnenſchein lagerte über der fruchtbaren Ebene, welche die freie Reichsſtadt Dortmund umgab. Das reifende Korn leuchtete in intenſivem Goldgelb; die ſchweren Aehren neigten ſich gleichmäßig leiſe, wie träumend unter dem ſanftem Windſtrich, der die Wärme des Tages wohltuend dämpfte. an ie 1 3 b Nur! Fenn Die Feldwege waren heute belebter, als es ſonſt um dieſe Hochſtunde des Sommertages der Fall zu ſein pflegt; hier und dort ſah man Menſchen wandeln— einzeln oder in Gruppen— welche ſichtlich demſelben Ziel zuſtrebten. Die Leute waren entweder aus der Stadt gekommen, welche in ihrem Mauergürtel maſſig und geſchloſſen da⸗ lag, oder aus umliegenden Gehöften und hielten auf eine Uindenüberſchüttete Anhöhe innerhalb des Weichbildes von Dortmund zu. Den Hügel umgab ein Wall von Menſchen, Bürgern, Handwerkern im Arbeitskleide, Bauern, denen ſich die Neuankommenden zugeſellten, ehrfürchtig ſchwei⸗ gend oder Frage und Gegenrede im Flüſtertone aus⸗ tauſchend. Die Leute deckten die Augen mit der Hand zum Schutze gegen den ſcharfen Sonnenſchein und ſchauten voll ſichtbarer Spannung zu dem von der Linde überdach⸗ ten freien Platz empor. Ein Kreis von ſchwarzgekleideten barhäuptigen Männern umgab drei Seiten eines ſteiner⸗ nen Tiſches. Die zitternden Sonnenlichter, welche das Lindengezweig durchdrangen, umſpielten gleicherweiſe das Dortmunder Wappen— den Reichsadler— welcher dem Stein eingehauen war, ein blitzendes Schwert und einem weidengeflochtenen Strick. Der Dortmunder Freiſtuhl hielt Freiding, d. h. öffentliche Sitzung, daher war die Mal⸗ ſtätte heute außer den Schöffen und Wiſſenden jedem zugänglich, der Luſt hatte, einer Stuhlgerichtsverhand⸗ lung beizewohnen. Die Förmlichkeiten, welche der Eröffnung des Gerichts vorausgingen— ein Austauſch von Frage und Antwort zwiſchen dem Vorſitzenden und den Freiſchöffen— waren bereits vorüber, uund der Freigraf wandte ſich an den Fronboten mit der Frage, ob er die Ladung des Angeklag⸗ ten ordnungsmäßig vollzogen habe. Ein Mann, deſſen kurzer Rock ſeine untergeordnete Stellung in dieſem ge⸗ wichtigen Verbande andeutete, trat vor, holte aus ſeiner Taſche drei Holzplitter und legte ſie auf den Tiſch nieder, während er mit monotoner, unbewegter Stimme ſagte: „Sechs Wochen drei Tag' iſt es her, da bin ich nachts vor ſeiner Burg geweſen und hab aus dem Rennbaum die drei Späne gehauen, die ich zum Gezeugnis deſſen mitgebracht, und hab' dem Burgwärter zugerufen, daß ich einen Königs⸗ brief in das Tor geſteckt und eine Urkunde mitgenommen habe, und das er dem, der in der Burg ſitzt, ſagen möge, daß er ſeines Rechtstages warte an dem freien Stuhl bei den höchſten Rechten und des Kaiſers Bann.“ „Iſt der Angeklagte erſchienen,“ fragte der Weiß⸗ bärtige. Er ſah ſich im Kreiſe um und blickte in die Menſchenanſammlung hinunter, welche die Malſtätte um⸗ gab. Atemloſes Schweigen. Nichts rührt ſich, um eine etwa vortretende Geſtalt durchzulaſſen. Der Vorſitzende zog die Brauen hoch, wiederholte die Frage und begann nach einer kleinen Pauſe des Wartens auf's neue:„Wir haben nun den Angeklagten zum letzten Male geladen und auf ihn gewartet, bis die Sonne auf dem höchſten geweſen bis mittag in die dritte Uhr, und er iſt nicht erſchienen. Nun rufe ich ihn noch viermal bei ſeinem Namen,“ und der ehrwürdige Greis erhob ſich von ſeinem Sitz, wandte ſich nach allen vier Himmelsrichtungen und rief dabei den Namen des Angeklagten:„Kunz, Retter von Schweins⸗ berg!“ mit immer lauter werdender Stimme hinaus. Um⸗ ſonſt. Auch diesmal begegnete ihm lautloſe Stille. Nach. einer feierlichen Pauſe nahm der Freigraf wieder Platz und fragte in den Kreis der Umſtehenden hinein:„Iſt auch niemand da von ſeinetwegen, der ihn verantworten will zu ſeinen Rechten und zu ſeiner Ehre?“ Abermals dasſelbe Schweigen, Die Spannung zog ihre Kreiſe immer enger um das lauſchende Volk, das den Vorgängen da oben mit Empfindungen folgte, die ſich aus Schauer und Wohlgefühl zuſammenſetzten. Handelte es ſich doch da um einen Reichen, dem es an den Kragen gehen ſollte, um einen der großen Herren, die ſich meiſtens ſo ungeſtraft ihrer Uebergriffe und Gewakttaten freuen durften, die ſo hoch, hoch ſonſt über dem ge⸗ meinen Volk zu thronen ſchienen, daß er wohl manch⸗ mal meinen durfte, für ſie gäbe es keine Richter und keine Geſetze. Solche Gedanken drückte wohl das Kopf⸗ nicken aus, das die Richterworte begleitete, ſpiegelten ſich in den Augen wieder, die einander verſtändnisvoll begegneten, aber kein geflüſtertes Wörtlein, kein Hauch ſtörte die feierliche Stille, welche auch der letzten Frage folgte. 3 Der Ankläger trete vor,“ erklang jetzt die Aufforde⸗ rung des Freigrafen. Aus dem nächſten Umkreis der Schöffen trat die Geſtalt eines Mannes in mittleren Jahren und behäbiger Körperverfaſſung, deſſen Kleidung auf den wohlhabenden Kaufmann ſchließen ließ.„Seid Ihr bereit, Eure An⸗ klage zu wiederholen und zu beſchwören?“ „n Fortſetzung folgt. ſetzung und gegen behauptete praktiſche Mißſtände in der Diamantenregie, nicht aber gegen die Einrichtung ſelber Ferner aber muß auch ſchon ausgeſprochen werden, daß die Diamantenregie nicht das gehalten hat, was ſie ver⸗ hieß. Ob alle Beſchwerden über ihre Geſchäftsführung berechtigt ſind, wird freilich noch erſt entſchieden werden müſſen; daß dieſe Beſchwerden aber nicht ganz grundlos find, ſteht heute ſchon feſt. Damit iſt zugleich erwieſen, daß auch die Organiſation der Regie in manchen Punk⸗ ten ein autokratiſcher Fehlgriff des Staatsſekretärs Dern⸗ burg war. Die Regie aber galt doch als ſeine hervor⸗ ragendſte und einwandfreieſte Schöpfung auf dem Gebiete der Diamantenvolitik. Die Zeit der Metzelſuppe, die Zeit des häus⸗ lichen Schweineſchlachtens, iſt gekommen. Die moderne Entwickelung hat allerdings die Hausſchlachtungen erheb⸗ lich eingeſchränkt. Früher hielt iede Familie, die es nur irgend vermochte, ein quiekendes Schwarzvieh. Die Miets⸗ häuſer der Neuzeit machen das unmöglich. Aber in den kleinen Städten und vor allem auf dem Lande werden noch viele Schlachtfeſte abgehalten. Es iſt wirklich ein Feſt für die ganze Familie, ſolch ein Schweineſchlachten, ein„Familienfeſt“ im wahren Sinne des Wortes, dem Alt und Jung mit aller Freude entgegenſieht. Der No⸗ vember war von jeher der Schlachtmonat, in dem Wurſt⸗ und Fleiſchwaren für die Weihnachtszeit und den weiteren Winter in den Rauch gehängt wurden. Im Abendlande, und vor allem in Deutſchland, wußte man den Schweine⸗ braten ſchon frühzeitig zu ſchätzen. Er war auch ein be⸗ vorzugtes Weihnachtseſſen. Die deutſchen Wälder mit ihrem Reichtum an Eicheln und Buchenkernen eigneten ſich vortrefflich zur Schweinezucht. Im neunten Jahr⸗ hundert galt ein Schwein etwa— neun Pfennige. Im 13. Jahrhundert koſtete ein fettes Schwein 20 bis 24 Pfennige. Aber ſchon 1450 koſtete in Augsburg das Pfund Schweinefleiſch 7 Pfennige. Und heute im Zeichen der Fleiſchnot? Parlamentariſches. 7 Die zweite Leſung der Strafprozeßordnung iſt von der Reichstagskommiſſion zu Ende geführt worden. Eine längere Ausſprache veranlaßte nur noch der in erſter Leſung von der Kommiſſion in den Entwurf eingefügte, von der Regierung und den Nationalliberalen bekämpfte Paragraph 471 a, wonach gegen Mitglieder geſetz⸗ gebender Verſammlungen des deutſchen Reiches und der Bundesſtaaten während der Sitzungsperiode der Verſammlung nur mit deren vorheriger Genehmigung eine Freiheitsſtrafe in Vollzug geſetzt werden darf. Die Abſtimmung ergab die Beibehaltung des Paragraphen. Auch das Einführungsgeſetz wurde erledigt, ſo daß damit die Strafprozeßkommiſſion ihre Arbeit beendet hat. :: Strafprozeßordnung. Der Abſchluß der Vorbe⸗ ratung über die Strafprozeßordnung in der Juſtizkom⸗ miſſion des Reichstags wird halbamtlich mit folgenden anerkennenden Worten begleitet:„Die Ergebniſſe dieſer hingebenden Arbeit können, wenn auch vereinzelte Be⸗ ſchlüſſe zu ernſten Bedenken Anlaß geben, als eine durch⸗ aus geeignete Grundlage für die weiteren Ver⸗ handlungen im Plenum des Reichstags angeſehen werden.“ 7 Der Centrumsabgeordnete Dr. Heiſig, der den 4. Wahlkreis Oppeln im preußiſchen Abgeordnetenhauſe ver⸗ trat, iſt plötzlich am Herzſchlag geſtor ben. Europäiſches Ausland. England. E Die Parlamentsauflöſung ſcheint tatſächlich vor der Tür zu ſtehen. Das Scheitern der Vetokonfe⸗ renz hat eine gewaltige Spannung zwiſchen den Par⸗ teien hervorgerufen, die ein Ventil finden muß. Schatz⸗ kanzler Lloyd⸗George hat den Zeitungen ein Schreiben zugeſandt, in dem es heißt:„Wir haben vergebens jedes Mittel angewandt, auf verſöhnlichem Wege für alle Briten die gleichen politiſchen Rechte zu erlangen. Jetzt ſind wir zum Kampf getrieben worden um eine unparteiiſche Behandlung im Heimatlande. Wir weiſen den Anſpruch der 600 Tory-Peers zurück, daß ſie dazu geboren ſeien, das Schickſal von 45 Mill. Landleuten zu lenken und deren Wünſche nach einer guten Regierung mit Füßen zu tre⸗ ten.“ Mehrere konſervative Zeitungen erheben nach dem Scheitern der Vetokonferenz heftige Vorwürfe gegen das Kabinett, daß es von der iriſchen Unterſtützung abhängig ſei. Nicht nur England allein, ſondern das ganze bri⸗ tiſche Reich ſei einer unerhörten Beſchämung und Gefahr ausgeſetzt durch den Verſuch, die britiſche Verfaſſung mit amerikaniſchem Gelde zu zertrümmern. Dieſer Vorwurf bezüglich der friſchen Homerule wird wahrſcheinlich ein Hauptpunkt der konſervativen Wahlparole ſein. Die Kampfesfreudigkeit der Iren zeigte ſich, als der iriſche Nationaliſtenführer Redmond von ſeiner Reiſe nach Amerika zurückkehrte. Es wurde ihm ein glänzender Em⸗ pfang bereitet, wie er ſeit der Rückkehr Parnells aus Amerika im Jahre 1880 nicht mehr vorgekommen iſt. Als ſein Dampfer geſichtet wurde, loderten Freudenfeuer auf den Höhen längs der ganzen Nüſte empor bis nach Queenstown. Salutſchüſſe wurden abgegeben, und Ra⸗ keten ſtiegen auf. Bei ſeiner Landung in Queenstown erklärte Redmond, die Wärme ſeines Empfanges in Ame⸗ rika ſei unvergleichlich geweſen. Die Summen, die er durch Subſkription für die iriſche Sache erhalten habe, beliefen ſich auf 200 000 Dollar.— Auch dem iriſchen Nationaliſtenführer O'Connor, der ſoeben von einer politiſchen Reiſe durch Kanada zurückgekehrt iſt, wurde von den in London lebenden Iren eine begeiſterte Kund⸗ gebung dargebracht. O'Connor erklärte, Amerika ſei be⸗ reit, die Beſtrebungen der Iren zu unterſtützen.— Red⸗ mond erklärte in ſeinen Anſprachen in Cork und Dublin, die Ereigniſſe nähmen eine Entwicklung, die den Triumph der Homerule ſichere. Er gehe nach London, um von den engliſchen Parteien in ihrer ſchwierigen Lage die beſten Bedingungen zu erlangen, die möglich ſeien. Der gegen⸗ wärtige Kampf der Parteien untereinander gewähre Ir⸗ land eine unvergleichliche Gelegenheit und könne nur mit der ſchleunigen Beſeitigung des einzigen Hinderniſſes für die Errichtung eines iriſchen Parlaments enden. Aſien. China. : Von den Unruhen, welche der Fremdenhaß im Reiche der Mitte wiederum gezeitigt hat, haben wir unſern Leſern bereits Mitteilung gemacht. Inzwiſchen ſchreitet die fortſchrittliche Bewegung unaufhaltſam fort. Die chineſiſchen Reformer, die in ihrem Lande den Parla⸗ mentarismus einführen und zu dem Zweck mög⸗ lichſt ſchnell eine verfaſſunggebende Vertretung des Volkes einberufen haben wollen, können einen großen Erfolg verzeichnen. Der Prinzregent hat ihrem Wunſche nach⸗ gegeben und den ſofortigen Beginn der Vorar⸗ beiten für das Parlament befohlen. Nach dem noch von der Kaiſerin Tſehſi erlaſſenen erſten Verfaſſungs⸗ edikt ſollten die Reformen in Chinas Verwaltung, Schule, Heer und Marine bis zum Jahre 1916 abgeſchloſſen ſein und dann gleichſam als Schluß des ganzen die Einbe⸗ rufung des Parlaments efrolgen, bis dahin aber ein ſo⸗ genannter Reichsausſchuß als beratendes Vorparlament tätig ſein. Unter dem Druck der Reformbewegung jedoch, der ſich auch der Reichsausſchuß anſchloß, wurde die Friſt für die Einberufung des Parlaments auf 1913 verkürzt, und nunmehr hat man auch von dieſem Aufſchub abge⸗ ſehen, da die öffentlichen Kundgebungen für die ſofortige Einberufung immer zahlreicher und wirkungsvoller wurde. Das Ende des Abſolutismus in China iſt alſo gekommen, und die Aera des Verfaſſungsreiches bricht an. Der Moabiter Krawallprozeß. E Berlin, 12. November. Nach eintägiger Pauſe wurde der Moabiter Prozeß am Samstag wieder aufgenommen. Vor Beginn der Ver⸗ handlung fand eine Beſprechung des Vorſitzenden Land⸗ gerichtsdirektor Lieber mit den Verteidigern Rechtsan⸗ wälten Heine und Bahn ſtatt, durch die angeblich der ge⸗ reizten Stimmung der Boden entzogen werden ſollte. Als die Verteidiger ſich zu ihren Plätzen begeben, finden ſie auf ihrem Tiſch einen Brief vor, adreſſiert:„An die geſamten Verteidiger im Moabiter Krawallprozeß“. Unter⸗ zeichnet iſt das Schreiben von dem„Verein deutſcher Männer, die das Recht vertreten und das Unrecht ver⸗ folgen“. Die Anwälte werden in dieſem Schreiben mit den unflätigſten Ausdrücken belegt und ſogar mit Prü⸗ geln bedroht. Zu Beginn der Sitzung beantragt der Staatsanwalt, die Sache der angeklagten Frau Reinhard von dem Prozeß abzutrennen, da es ſich um eine hochgradig nervöſe Perſon, die an einer ebenfalls auf nervöſer Baſis beruhenden Herzkrankheit leidet, handelt. Sie iſt zwar noch haftfähig, aber, wie der Augenſchein lehrt, nicht ver⸗ handlungsfähig. Aus dem gleichen Grunde ſei die Unter⸗ ſuchungshaft aufzuheben. Das Gericht beſchließt dem⸗ gemäß. 8 Hierauf tritt der Vorſitzende in die neue Verhandlung ein und teilt mit, daß zu heute nur die Angeklagten geladen worden ſind. Die erſten Zeugen, und zwar die⸗ jenigen der Staatsanwaltſchaft, ſeien erſt zum Dienstag geladen. Dann ſtellt Rechtsanwalt Heinemann aufs neue den ſchon am erſten Tage eingereichten Antrag, diejenigen Sachen abzutrennen. die nach dem Geſchäftsplan nicht vor die dritte Straf⸗ kammer gehören. Mehrere andere Verteidiger treten den Ausführungen Heinemanns bei. Nach einer ausführ⸗ lichen Replik der Staatsanwaltſchaft zieht ſich der Ge⸗ richtshof zur Beſchlußfaſſung über die geſtellten Ab⸗ trennungsanträge zurück. Nach einer längeren Beratung verkündet der Vor⸗ ſitzende die Ablehnung aller Abtrennungsanträge, da die genauere Prüfung der von der Verteidigung vorge⸗ brachten Gründe für die Abtrennung dasſelbe Ergebnis wie am 9. November gehabt habe, was juriſtiſch nochmals eingehend motiviert wird. Daraufhin wiederholten alle Verteidiger mit Ausnahme der Rechtsanwälte Coßmann und Ulrich unter gleicher Begründung wie am Donnerstag ihre Anträge auf Ablehnung des Gerichtshofes wegen Befangenheit. Rechtsanwalt Bahn insbeſondere hebt hervor: Das Beſtreben der Staatsanwaltſchaft gehe dahin, die Sache gerade vor die dritte Strafkammer zu bringen. Dies ſei geeignet, Mißtrauen gegen die Un⸗ parteilichkeit der Kammer zu erwecken. Dieſe Anſicht werde auch geſtützt durch die Faſſung der Anklage. Die Staatsanwaltſchaft führe aus, daß die Sträfkaten eine Folge politiſcher Verhetzung ſeitens der Sozialdemokratie wären. Eine Rechtsſache ſoll aber, abgeſehen von gewifſen, an ſich gegebenen Ausnahmen, ohne politiſche Tendenz behandelt werden. Weiter habe die Kammer gegen ihn eine Ordnungsſtrafe verhängt unter Umſtänden, welche geeignet ſeien, Mißtrauen gegen die Unparteilichkeit der Richter zu rechtfertigen. Der Verteidiger rügt dann, daß die höchſte Ordnungsſtrafe für einen an ſich harmloſen Vorgang verhängt worden ſei, daß die Verhängung der Ordnungsſtrafe ungeſetzlich ſei, weil das Wort außerhalt der Sitzung geſprochen worden ſei. Es handle ſich alſo um ein Privatgeſpräch zwiſchen dem Vorſitzenden und dem Verteidiger. Der Vorſitzende Landgerichtsdirektor Lieber nimmt hierauf die dem Gerichtshof übermittelten Ablehnungs⸗ anträge entgegen und verkündet, daß die Verhandlung auf Montag vertagt wird. Die Sitzung wurde hierauf geſchloſſen. ö Aus Stadt und Land. * Das winterliche Unwetter, das am Freitag über ganz Weſt⸗ und Mitteleuropa hereingebrochen iſt, hat leider ſchwere Schäden angerichtet und auch Menſchen⸗ leben gefordert. Hochwaſſer bedroht vor allem die Rhein⸗ lande. Sämtliche Seitentäler des Rheins ſind über⸗ ſchwemmt, auch weitere Niederungen des Oberrheins. Ein⸗ zelne tiefer gelegene Ortſchaften mußten in den letzten Nächten einen Sicherheitsdienſt einrichten. Die reißende Nahe hat die Anlagen des Badeortes Kreuznach ſtark mit⸗ genommen. Der Ellerbach iſt zum reißenden See ge⸗ worden. Im Unterlaufe der Wupper mußten zahlreiche Schleifereien ihren Betrieb einſtellen. Im Orte Fiſchenich wurde morgens 4 Uhr eine Bauersfrau die ihre Waren zum Markte bringen wollte, vom heftigen Sturmwind erfaßt und gegen einen Güterzug geſchleudert. Die unglückliche Frau wurde vollſtändig zermalmt. Auch das Waſſer der Moſel war erſchreckend geſtiegen. Der Pegelſtand bei Trier betrug 6,15 Meter. Das iſt der höchſte Stand ſeit dem Jahre 1882. Die Umgebung Triers gleicht einem See. Der Strom treibt viel Bauholz, Haus⸗ geräte und tote Tiere fort. Im unteren Stadtteile wird der Verkehr mit Kähnen bewerkſtelligt. Auch die fran⸗ zöſiſchen Flüſſe ſteigen meiterbin und in Paris beat man große Beſorgnis, daß die hochgehende Seine eine neue Ueberſchwemmung wie im Frühjahr 1910 herbeiführen könnte. Heftige Schneeſtürme ſcheinen mehr das nörd⸗ liche Deutſchland getroffen zu haben. Auf dem Brocken herrſcht bei 6 Grad Kälte ſtarker Schneeſturm, der Brocken iſt nur auf Schneeſchuhen zu erreichen. Auch auf der Wilhelmshöhe bei Kaſſel iſt der Winterſport in vollem Gange. In Sachſen tobte ebenfalls ein Schneeſturm, und in Schleswig verurſachte ſtarker Schneefall viele Ver⸗ kehrsſtörungen. Aus Südhannover und Thüringen wer⸗ den ungewöhnlich heftige Schneeſtürme gemeldet. Vielfach ſtockt der Bahnverkehr im Gebirge. Der Berliner Tele graphenverkehr war am Samstag ſehr ſchwer geſtört. Im telegraphiſchen Verkehr erlitten Verzögerun⸗ gen die Depveſchen nach dem ganzen Rheinland, über⸗ haupt nach Weſtdeutſchland und England. Stürme haben vor allem an den Küſten des Kanals getobt. In der Nordſee und der Elbmündung wütete ein orkanartiger Südoſtſturm. Auf dem Scharhoernriff iſt der Dampfer „Düſſeldorf“ geſtrandet. Der Schoner„Peter Anderheid“ wurde leck eingeſchleppt. Das Sturmwetter war beſonders für die franzöſiſche Fiſcherbevölkerung verhängnisvoll. Der Logger„Suffren“, mit 24 Mann an Bord, wurde nahe der Hafeneinfahrt vom Dampfer„Malta“ angerannt und gegen den Strand geworfen. Die Bemannung wurde von einem Boot der Rettungsſtation aufgenommen. Das Boot aber kenterte infolge der Ueberlaſtung. 11 Fiſcher werden vermißt, drei wurden tot an den Strand ge⸗ bracht. Auch andere Schifferboote gingen unter. 30 Leichen wurden bereits geborgen. ** Berliner Sittenbild. Um Schutzhaft bat in Berlin ein 11 Jahre alter Knabe, der Sohn eines Arbeiters. Sein Vater ſitze im Gefängnis, und ſeine Mutter halte ihn an, Lebensmittel aller Art aus den Kaufmannsläden und von den Märkten zu ſtehlen. Wenn er nichts nach Hauſe bringe, ſo bekomme er furcht⸗ bare Schläge. Er wolle unter keinen Umſtänden wieder nach Hauſe zurück. Die Polizeibehörde entſprach ſeiner Bitte und leitete zugleich gegen die Mutter eine Unter⸗ ſuchung wegen fortgeſetzter Verleitung zum Diebſtahl ein. * Verhinderter Duellunfug. In der Jungfernheide bei Berlin ſollte am Samstag in früher Morgenſtunde ein Piſtolenduell zwiſchen Angehörigen einer ſchlagenden Verbindung ſtattfinden. Die Polizei erhielt jedoch von dem Duell Kenntnis und ſtellte in weitem Umkreiſe Wäch⸗ ter aus. Die Verbindung muß jedoch gleichfalls von den Maßnahmen der Polizei verſtändigt worden ſein, denn 1 Gegner und ihr Gefolge ließen ſich nicht blicken. * Auf der Höhe der Zeit iſt der Polizeihund „Lux“ des, pommerſchen Kreiſes Dramburg. Er beſitzt nämlich ſeit kurzem— plombierte Zähne. Vor ſeiner Ausbildung zu ſeinem jetzigen Berufe waren dem Tiere von dem damaligen Beſitzer aus irgend einem Grunde die vier Eckzähne abgeſchliffen worden. Nach und nach wurden dieſe immer ſchlechter, ſo daß ſchließ⸗ lich der Nerv bloß lag, und infolgedeſſen war es dem Hunde unmöglich, harte Gegenſtände anzupacken und feſt⸗ zuhalten. Man ließ nun die Zähne von einem Dentiſten reparieren: der Hund wurde mittels Morphiums be⸗ täubt, und nachdem ſodann der Nerv aus den kranken Zähnen entfernt worden war, wurden die Wurzelſpitzen gefüllt und die Zähne mit einer Silberamalgamfüllung regelrecht plombiert. Wenn nicht die Schneelandſchaft das Gegenteil bewieſe, könnte man ſich beim Leſen der Nachricht in die Hundstagszeit verſetzt glauben. * Unter einen Laſtzug gerieten in der Nähe von Bakw(Böhmen) vier Perſonen. Infolge des herr⸗ ſchenden Sturmes hatten die Unglücklichen das Heran⸗ nahen des Zuges überhört und fanden daher nicht mehr Zeit, ſich noch in Sicherheit bringen zu können. Zwei von ihnen, ein Eiſenbahnbeamter und ein Gendarmerie⸗ wachtmeiſter, wurden ſofort getötet, während ein anderer Bahnbeamter ſchwer und ein zweiter Gendarm leichter verletzt wurde. Lotales. Felft den Schulkindern! Die Novembermorgen ſind meiſt kalt und unbehaglich. Oft klatſcht der Regen an die Fenſter, und um die Straßenecken pfeift der Wind. Der Weg zur Schule aber muß gemacht werden, ſelbſt von den Kleinſten, wenn die Elemente nicht gar zu ſehr toben. Den Kindern beſſer geſtellter Eltern tut das Un⸗ wetter nicht viel. Sie haben ein warmes Frühſtück ge⸗ noſſen und ſind in warme Kleider gehüllt. Wie iſt es aber mit den Armen? Ein warmes Frühſtück kennen ſie meiſt nur vom Hörenſagen. Der Vater iſt ſchon früh zur Arbeit gegangen, und die Mutter mußte gleichfalls fort, um außer dem Hauſe zu arbeiten, zu waſchen oder die Zeitung auszutragen. Die armen Kleinen kommen ohne warme Nahrung an die kalte Luft; ein Stück Brot war alles, was ſie dem Magen angeboten haben. Daß ſolche Zuſtände auf die Dauer den ſchwachen kindlichen Organis⸗ mus erheblich ſchädigen müſſen, läßt ſich nicht leugnen. Darum haben es ſich auch viele große Städte bereits angelegen ſein laſſen, aus ſtädtiſchen Mitteln arme Schul⸗ kinder in der Schule mit warmem Frühſtück zu verſorgen. In einzelnen Städten ſorgen private Wohltäter dafür, daß die Kinder einen warmen Trunk zum frühen Morgen bekommen. Hoffentlich finden dieſe Beiſpiele Nachahmung. Beſonders auf den Dörfern, wo die Kinder in ſtrenger Kälte oft einen weiten Weg zurücklegen müſſen, müßte man 9 angelegen ſein laſſen, ihnen etwas Warmes zu ver⸗ olgen. —„Im Schatten der Freilinde.“ Mit dem Ab⸗ druck dieſer hochſpannenden Erzählung haben wir heute begonnen. Aus Nah und Fern. — Käfertal, 11. Nov. Einen folgen ſchweren Schuß tat geſtern abend der Wirt Bernhard Herberth. Gegen 11 Uhr pochten zwei Leute an ſeinem bereits verſchloſſenen Lokal und begehrten Einlaß. Er rief ihnen aus ſeiner im zweiten Stock gelegenen Wohnung zu, er habe bereits das Lokal geſchloſſen, ſie ſollen ſich entfernen. Die zwei Einlaßbegehrenden waren jedoch hiermit nicht zufrieden und begann ihm die Wirt⸗ ſchaft mit Backſteinen zu bombardieren. Herberth rief ihnen zu, wenn ſie nicht aufhören würden, würde er ſchießen. Er gab denn auch einen Schuß in die Luft ab. Offenbar hier⸗ über erboſt, kamen die beiden nach einer Weile wieder und eröffneten wieder aufs Neue das Bombardement. Der Wirt gab hierauf einen zweiten Schuß ab und traf hierbei un⸗ 3 0 ba fa 2 Bete Ir f Witteru versaut gaben, Nach ordnu Riege. exalte ſämtl Jahr Anſch kannt zur Tage 9 N Nede Turn unge zl zogen Sul n ei ber N. wertet 10 80 sha t alt! davo bei 1 unge haupt den 4 hie u Sbiele vom 6 des G. gelehtt, iu herz ische Feurnt. L da u Helm de 1 lub g über h lungen Aden An K Aut ger ktör der die! 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In der letzten Stadt- rats ſitzung kam u. a. eine Verfügung Großh. Kreisamts zur Verhandlung betr. die Wahl eines Bürgermetſters. Durch den erfolgten Tod des ſeitherigen Bürger meiſters Höhn iſt die Stadt in die Lage verſetzt, eventuell einen Berufsbuͤrgermeiſter anzu- ſtellen.(Heppenheim zählt über 6000 Einwohner.) Der Stadtrat kam jedoch zu keinem entgültigen Entſchluß, ſondern entſchied dahin, ſich in einer der nächſten Sitzungen durch einen vom Großh. Kreis amt zu beſtellenden Referenten einen Vortrag uͤber„Pflichten und Tätigkeit eines Berufsbürgermeiſters und eines Bürgermeiſters im Ehrenamt“ halten zu laſſen. r. Mörlenbach, 15. Nov. Unter ſehr zahlreicher Beteiligung fand am vorletzten Sonntag, den 6. November in Mörlenbach im Gaſthaus„Zur Krone“ die letzte diesjährige Turnwartsverſammlung des Odenwald Jah n- gaues ſtatt. Nachdem Gauturnwart Flößer⸗Gorxheim um 12 Uhr die Verſammlung eröffnet hatte, ſtellte er die An⸗ zahl der angetretenen Vereine feſt. Daß im Odenwald-Jahn⸗ gau großer Eifer und Begeiſterung für die Turnerei herrſcht, geht daraus hervor, daß von den 24 Vereinen des Gaues die ſtattliche Anzahl von 22 Vereinen erſchtenen waren und nur 2 Vereine, denen es widriger Verhältniſſe halber nicht möglich war teilzunehmen, fehlten. Trotz der ſchlechten und ungünſtigen Witterung war die in Mörlenbach angeſetzte Gauturnwarts⸗ verſammlung, von denen 5 im Jahre 1910 ſtattgefunden haben, wie aus obigen Angaben hervorgeht, die beſtbeſuchteſte. Nach Feſtſtellung der anweſenden Vereine ging es zur Tages⸗ ordnung über, deren 1. Punkt Kuͤrübungen waren. In drei Riegen wurden verſchiedene ſchwierige Kürübungen in ſchöner exakter Weiſe vorgeführt, und haben dieſelben bewieſen, daß ſämtliche Vereine des Odenwald⸗Jahngaues im Laufe des Jahres 1910 ihre volle und ganze Schuldigkeit getan haben. Anſchließend hieran wurden die von Flößer im Kreisblatt be- kannt gegebenen Frelübungen durchgeturnt und fielen auch ſie zur allgemeinen Zufriedenheit aus. Unter Punkt 3 der Tagesordnung folgten alsdann Keulenübungen, vorgeführt von 9 Mann des Tv. Gorxheim mit Muſikbegleitung nach dem Liede„Mit dem Pfeil den Bogen“. Den hieran beteiligten Turnern wurde auf Grund der ſchönen und exakten Ausführ⸗ ungen genannter Uebungen wohlverdienter und reicher Beifall gezollt. Hiermit waren die Uebungen im Saal beendet und zogen deshalb die Verfreter der Vereine auf den Turn- und Spielplatz des hieſigen Turnvereins, wo von allen Intereſſen⸗ ten ein neuer, noch nie in unſerer Gegend gebotener Zweig der Turnerei, das Fauſtballſpiel, mit großer Spannung er⸗ wartet wurde. Das Spiel wurde von den Vereinen Birkenau und Gorxrheim in 2 Abteilungen ausgeführt. Bei der 1. Mann- ſchaft ſiegte To. Gorxheim mit 60 Bällen gegen To. Birkenau mit 38 Bällen, während bei der 2. Mannſchaft Tv. Birkenau mit 40 Bällen gegen Tv. Gorrheim mit 36 Bällen den Sieg davontrug. In Anbetracht deſſen, daß die Turnſpiele noch bei uns in den allererſten Anfängen ſtehen, waren die Leiſt⸗ ungen beider Vereine als ganz vorzüglich zu bezeichnen. Ueber- haupt iſt die von Gauturnwart Flößer ausgehende Beſtrebung den Turnern bei ihren oft ſehr anſtrengenden Turnübungen, hie und da auch eine ſchöne und zwangloſe Stunde mit dieſem Spiele zu bereiten, ſehr zu begrüßen und hoffen wir, daß die vom Gauturnwart gegebene Anſpornung von allen Vereinen des Gaues Nachahmung finden möge. In den Saal zurück gekehrt, begann die Beſprechung. Gauturnwart Flößer dankte in herzlichen Worten allen Anweſenden für ihr zahlreiches Erſcheinen und beſprach in kurzen Zügen den vorher durch⸗ geturnten Uebungsſtoff. Alsdann erteilte er dem 2. Gau ſchriftwart Lehrer Winter Unter-Abtſteinach, der an Stelle des aus dem Gau ausgeſchiedenen 1. Gauvertreter Lehrer Heldmann als Delegierter unſeres Gaues den Kreisturntag des 10. Kreiſes in Konſtanz beſuchte, das Wort. In ſchöner und anmutiger Form erbrachte er einen eingehenden Bericht über die auf erwähntem Kreisturntag ſtattgehabten Verhand⸗ lungen. In erfreulicher Weiſe konnte er unter anderem be⸗ richten, daß unſer Kreis in fortwährendem Wachſen begriffen iſt und die Mitgliederzahl im letzten Jahr um 4000 geſtiegen iſt. Während unſer Kreis früher an 8. Stelle der deutſchen Turnerſchaft ſtand, iſt er zur Zeit bereits an 4. Stelle vor- gerückt. Nachdem hierauf noch einige einſchneidende Fragen erörtert waren, konnte Gauturnwart Flößer den offiziellen Teil der Verſammlung gegen 5 Uhr ſchließen. In Hinſicht auf die hohe Bedeutung, die die Turnerei ſowohl für alle einzelnen Mitglieder wie auch fur die Geſamtheit, fur Vaterland und Staat hat, wünſchen und hoffen wir, daß wie die Turnerei im ganzen deutſchen Reiche, ſo auch in unſerm Gau weiter blühen und gedeihen möge und rufen dem Odenwald⸗Jahngau ein kräftiges„Gut Heil“ zu. Möge jeder Turner ſeines Wahlſpruches:„Friſch, fromm, froh, frei!“ ſtets eingedenk ſein! — Neuſtadt i. O., 14. Nov. In ſeiner Wohnung erhängte ſich der 24 Jahre alte Wilhelm Rebſcher. Kurz vor⸗ her hatte er gelegentlich einer Streitigkeit einen Müller- burſchen durch einen Schlag auf den Hinterkopf betäubt. Rebſcher hielt den Burſchen für tot und ſchritt dann aus Furcht vor Beſtrafung zum Selbſtmorde. Mainz, 14. Nov. Ein trauriger Rekord. Am Gericht wurde ſeit 1. Januar die 100. Eheſcheidung be⸗ antragt. — Nieder- Ingelheim, 14. Nov. In unglaublich roher Weiſe mißhandelte hier ein 22 Jahre alter Burſche ſeinen 71jährigen Vater. Wegen einer Kleinigkeit kam es zu einem Diſput. Der Sohn ſchlug den bedauernswerten Mann ſolange, bis er zuſammenbrach und warf ihn ſchließlich in den Stall, wohin er gehöre“. Um ſich wieder zu befreien, brach der Vater die Angeln aus der Wand. Vor zwei Jahren wurde der Sohn wegen der Gebrechlichkeit ſeines Vaters vom Militär frei, um dem Alten eine„Stütze“ zu ſein. — Gan- Algesheim, 14. Nov. Ein Prozeß, der weithin beſonderes Aufſehen erregt, ſchwebt gegenwärtig zwiſchen der hieſigen Gemeinde und Niederingelheim. Gau Alges heim ſchloß nämlich ſeinerzeit mit der Gemeinde Niederingelheim als Beſitzerin des dotigen Gruppengaswerks einen vom Miniſterium genehmigten Vertrag ab, demzufolge ſich erſtere Gemeinde zur Abnahme von Gas aus dem letztgenannten Gaswerke auf die Dauer von 25 Jahren verpflichtete. Während dieſer Zeit ſollte Gau⸗Algesheim von keiner andenen Seite eine Licht⸗ Lieferung zulaſſen. Nun hat aber die Firma Avenarius zu Gau⸗Algesheim ein eigenes Elektrizitätswerk erbaut und der dortige Gemeinderat die Lieferung von Elektrizität an Privat- leute in der Gemeinde gutgeheißen. Die Gemeinde Nieder- ingelheim klagt nun hiergegen auf ſtrenge Einhaltung des ver⸗ einbarten Vertrages. — Lauterbach, 14 Nov. Der ſchwere Einbruch bei Oekonomierat Backhaus, der ſeinerzeit die Gemüter heftig er⸗ regt, iſt jetzt geklaͤrt worden. Die Unterſuchung hat ergeben, daß der 17jährige Gymnaſtaſt Vogt aus Schwerin a. d. Warthe, ein Enkel des Ehepaars Backhaus, ſeinen Großeltern einen Beſuch abgeſtattet hat, weil er Geld brauchte. Die alten Leute müſſen gewußt haben, wer der Täter war, ſie lenkten aber den Verdacht auf eine falſche Spur und klärten die Beamten, die die Unterſuchung führten, nicht darüber auf, wo der Täter zu ſuchen ſei. Der jugendliche Täter ſoll mittels Fahrrad von Fulda hierher gefahren ſein und die Tat begangen haben und nicht, wie man anfangs vermutete, den erſten Zug zur Weg⸗ fahrt benutzt, ſondern auch mittels Fahrrad den Weg nach Fulda zurückgelegt haben. Eigentümlich iſt das Verhalten des Pollzeihundes, der nach dem Bahnhof bis auf den Bahnſteig eine Spur verfolgte. Die bei dem Einbruch ſchwer verletzten alten Leute, ſind jetzt wieder ſoweit hergeſtellt, daß ſte ihre Wohnnng verlaſſen können. Der junge Vogt iſt, die Zeit be⸗ nutzend, nach Amerika geflohen.— Gegen einen hieſigen Rechts⸗ anwalt ſchwebt ſchon ſeit längerer Zeit ein Verfahren wegen Untreue, Unterſchlagung und Gebuͤhrenüberhebung. — Frankfurt a. M., 14. November. Bei den Stadt⸗ verordnetenwahlen, die bekanntlich unter lebhaf⸗ tem Widerſpruch von vielen Seiten am Sonntgg ſtatt⸗ fanden, wurden 10 Kandidaten der vereinigten Liberalen und 8 Sozialdemokraten gewählt. 11 vereinigte Libe⸗ rale und 11 Sozialdemokraten kommen in die Stichwahl. — Gießen, 14. November. In der letzten Gieße⸗ ner Stadtverordnetenverſammlung wurde mit allen gegen 2 Stimmen eine Eingabe an das heſſiſche Staatsminiſte⸗ rium beſchloſſen, in der dieſes erſucht wird, im Bundes⸗ rat auf eine Milderung der Fleiſchnot durch Geſtattung der Einfuhr von lebendem Vieh aus Holland, Frankreich und Dänemark nach Heſſen und durch Ermäßigung der Futtermittelzölle uſw. hinzuwirken. — Aus dem Rheingau, 14. November. In Dromers⸗ heim haben die Winzer ſich entſchloſſen, weit mehr wie ſeither ſich der Viehzucht zuzuwenden; denn man erhofft von den Weinbergen wenig Rettung. Gibt es ein gutes Weinjahr, ſo ergibt die Erfahrung, daß durch die Abhängigkeit der Winzer von den Kommiſſionären und deren Intereſſenten dennoch die Not zum Zwangs⸗ mittel gebraucht wird und ſomit die Rentabilität immer in Frage kommt, während bei den anderen landwirt⸗ ſchaftlichen Produkten und bei der Viehzucht der Einzelne mehr freie Hand hat. — Von der Eifel, 14. November. Zu den Gold⸗ funden in der Eifel, worüber wir mehrfach be⸗ richteten, wird weiter gemeldet, daß außer den Gold⸗ feldern, die den erſten Findern verliehen wurden, jetzt weitere beträchtliche Entdeckungen gemacht worden ſind. Außer dem von den erſten Findern ge⸗ bildeten Konſortium iſt ſeit einigen Wochen ein zweites unter ſachkundiger Leitung von Fachmännern tätig. Es iſt ſchon mehrfach gediegenes Walzgold gefunden worden, auch verlautet, daß bald Geſellſchaften gebildet werden ſollen zur Gewinnung des Goldes durch Waſſer und Kon⸗ denſationsbetrieb. In der diluvialen Ablagerung zeigt ſich das Gold in gediegenen Körnchen und Blättchen. Die Körner ſind verſchieden im Umfang bis zu Erbſengröße, die Blätter entſprechend bis zur Linſengröße. Neben dem Gold kommt auch in größeren Mengen Magneſia vor, ferner etwas Schwefelkies und ein lichtgraues, platin⸗ ähnliches Metall von hohem ſpezifiſchen Gewicht ſowie zuweilen Silber und Antimon. Was die Rentabilität der neuen Goldfelder betrifft, ſo ſollen auf einem Felde bei Jveldingen aus 25 Kubikmeter Maſſe 55 Gramm gediegenen Goldes gewonnen worden ſein, ferner aus 15 Kubikmeter Maſſe 50 Gramm. Im allgemeinen ſoll der Goldgehalt von— 3 Gramm auf den Kubikmeter ſchwan⸗ ken und die Mächtigkeit der Gold führenden Ablagerung von ½ 15 Gramm. Scherz und Ernſt. — Jeder iſt ſeines Glückes Schmied. Wenn ſonſt ſo oft durch den Gewinn des großen Loſes neben der Freude und dem Glück dunkle Leidenſchaften aufgepeitſcht werden, Genußſucht und Geiz die Gemüter durchwühlen und oft den Frieden des Familienlebens zerſtören, ver mittelt die Ziehung der großen franzöſiſchen Lot⸗ terie diesmal einen Einblick in ein Idyll von reinem, ſtillen Glück, in das der Klang des Goldes keinen Mißton trägt. Der Gewinner der Million iſt ein ehrſamer, fleißiger Schmiedegeſelle im Dorfe Somain, der Schmied Francois Puvion, der friedlich ſeine Pferde beſchlug, als ſeine beiden Töchter ihm die Freudenbotſchaft verkündeten. „Ruhig, Kinder, ruhig!“ erwiderte Puvion, ohne ſeinen Hammer beiſeite zu legen,„Ihr werdet mir noch die Pferde erſchrecken.“ Dann, als das Hufeiſen ſaß, über⸗ zeugte er ſich von der Wahrheit der frohen Nachricht. Die Nachbarn waren herbeigeſtrömt, der Schmied iſt als ein guter, wohltätiger Bürger bei allen beliebt, man gra⸗ tulierte, aber Puvion, der Schweigſame, meinte nur lächelnd:„Nun werde ich ein wenig wohltätig ſein können,“ und dann fuhr er fort:„Aber zuerſt muß ich ſofort ein Telegramm ſchicken, etwas, was ich in meinem Leben noch nie getan habe.“„Ein Telegramm?“ fragte alles,„ein Telegramm zur Bank?“„Nein, nein, ein Telegramm an Dumoulin.“ Das iſt ein alter Freund des Schmiedes, ein Fahrradhändler im Nachbardorf. Pu⸗ dion beſaß bereits ſein Los, als er mit dem Freunde über⸗ einkam, noch ein zweites zu kaufen und dann beide ge⸗ meinſam zu ſpielen. Der Freund hatte ihm die zehn Franken für das zweite Los auch gegeben, aber ſchließlich hatte man es doch nicht gekauft, und der Vertrag war alſo nicht zur Ausführung gekommen. Doch für Pu⸗ vion iſt es trotzdem ſelbſtverſtändlich, daß der alte Freund, der ſich bitter plagt, ſeinen Anteil erhält.„Wir haben jeder 500 000 Franken gewonnen, alter Freund,“ ſo lautete ſein Telegramm. Denn für ihn iſt die Teilung eine Selbſtverſtändlichkeit. Und während die Nachbarn ein wenig beſchämt und kopfſchüttelnd von dannen gingen, griff der Schmied wieder zu ſeinem Hammer, denn trotz des Geldes will er ſeinem Handwerk treubleiben und weiter arbeiten. — Dem„Guckkaſten“, Paul Kellers illuſtrierter Zeit⸗ ſchrift für Humor, Kunſt und Leben, die in ihrer jüngſten Nummer neben reizendem Bilderſchmuck eine Fülle poe⸗ tiſchen und witzigen Unterhaltungsſtoffes bietet, ent⸗ nehmen wir folgende Proben: N — Ein nettes Spiel. Der kleine Willy:„Was wollen wir jetzt ſpielen, Fritz?“ Der kleine Fritz:„Piano: du legſt dich auf die Erde und biſt das Piano, und ich ſchlage und trete drauf herum!“ — Der klaſſiſche Geſchäftsmann:„Nu, Fichtenſtamm, was werdſt de machen, um dein Holzhandel recht ßu bringen in die Höhe?“„Werd ich inſerieren: „Nehmet Holz vom Fichtenſtamme!“ — Beruhigend. Papa:„Ich ſage, du bekommſt keine Trommel zu deinem Geburtstage, Fredi,— ich kann das Trommeln nicht vertragen.“ Fredi:„Aber, Papa, wenn ich dir ſchon ſage, daß ich nur trommeln will, wenn du ſchläfſt!“ — Ein Vorſichtiger. Unter die Kinder ſind Pflaumen verteilt worden, jedes hat acht Stück bekommen. Georg ſchleicht ſich mit ſeinem Schatz in eine Gartenecke und wird dort beobachtet, wie er mit geſchloſſenen Augen ſeine Pflaumen verzehrt. Gefragt, warum er denn bei dem Schmauſe die Augen ſo feſt zugedrückt habe, ſagt er: „Ich wollt's nich ſehen, wenn etwa'ne madige drunter wäre.“ — Dauernd. Herr:„Ich werde nie heiraten. Ich liebte einſt ein Mädchen, und ſie machte einen Narren aus mir.“ Dame:„Sie hat alſo einen dauernden Eindruck auf Sie gemacht?“ Marktbericht. — Weinheim, 11. Nov. Zugeführt Milchſchweine 269 Stück, verkauft 255 Stück das Paar zu 10— 25 Mark. Jäufer zugeführt 10 Stück, verkauft 5 Stück das Paar zu 30-48 Mk. 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