Viernheimer Anzeiger Viernheimer Zeitung piernheimer Volksblatt Viernheimer Nachrichten Bezugspreis 2(Heſſiſch⸗badiſcher Grenzbote) Anzeigen: 70 di ena e, Amtsblatt der Großherzoglichen Vürgermeiſterei Piernheim me 40 Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Gegründet 1334 Durch die Poſt bezogen Mk. 1.14 vierteljährlich. Fernſprech⸗Nr. 20 Seleſenſte und verbreitetſte Jeitung am hieſigen Platze Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Redaktion, Druck und Verlag von Wilh. Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. 26. Jahrgang. Nr. 140. — ler nur ein im März dieſes Jahres feierlich gegebenes Verſprechen einlöſt, von manchen Seiten gelobt und namentlich von der fanatiſchen Gruppe der Alldeutſchen als viel zu weitgehend bekämpft wird, ſind andere Kreiſe damit ſehr unzufrieden und halten ihn für durchaus verbeſſerungsbedürftig. Am wenigſten zufrieden ſind die Elſaß⸗Lothringer, die da glauben, daß ſie durch das Ge⸗ ſetz in einer argen Vormundſchaft unter Preußens Führung verbleiben werden. Die Elſaß⸗Lothringer möch⸗ Samstag, den 24. dezember 1910. einer geiſtigen Natur nach aus dem ewigen Vorne, der einer übernatürlichen Welt entſpringt. Und dieſe ruht in ihren Grundfeſten auf dem Glauben, deſſen Urſprung wir in dem kleinen Stalle zu Bethlehem finden. Des⸗ halb hat auch nur diejenige Philoſophie, auf deren Haupte das ſtrahlende Diadem des chriſtlichen Glaubens prangt. für die Menſchheit dauernde praktiſche Werte zu zeitigen vermocht. Dieſe beſtehen heute in derſelben Fülle, in 5 0 Weihnacht. Und keine Bruſt bleibt liebeleer: O heil'ge Nacht— Die Glocken tönen Ein ſtilles Sühnen und Verſöhnen Geht unter deinem Fittich her. Es nahen gläubig Hirt und Herde 1 1 N 2 2 hr. 4 —— ———ůů ů—ů ů — eee —.. Dem Menſchenſohn, dem Gotteskind. Drum Friede allen auf der Erde, Die eines guten Willens ſind. Zum hochheiligen Chriſtfeſt. s Gehen wir hinaus in die Natur über Felder und durch Wälder, und laſſen wir unſere Seele anwehen von dem Odem der Schöpfung! Legen wir unſer Ohr an die Bruſt der Natur und lauſchen wir ihrem Atem⸗ zuge. Und indem wir uns an ſie wenden, erwecken wir ſie und laſſen ſie zu uns ſprechen: Friede iſt das Loſungswort, das ſie in unſer Herz legt— Friede und Liebe! Und über uns der mit unzähligen Sternen be⸗ ſtickte Himmel, wie ein ungeheurer, tiefblauer Teppich ber die Erde geſpannt, ſcheint ſich zu öffnen, und aus ſeinen Tiefen dringen zu uns herüber die harmoniſchen Klänge himmliſcher Muſik, und wir hören den ewigen Geſang der Engel: Friede auf Erden den Men⸗ ſchen, die guten Willens ſind! Heilige Weihenacht! Wie läßt du doch in den Herzen der Menſchheit, und ſeien ſie auch kalt und verſtockt, von Haß und Bosheit erfüllt, das Friedensbedürfnis auf⸗ keimen, das ſich löäuternd erhebt zu einer ſonſt wenig oder nicht bemerkten Sehnſucht nach dem Beſitze der ewigen Güter des Geiſtes. Wie vermittelſt du doch ſo klar die Erkenntnis von der Nichtigkeit und Unzuläng⸗ lichkeit aller irdiſchen Werte, deren Beſitz uns nur ein kurzes Augenblicksglück ſchaffen kann, während wir nach dem nimmer entſchwindenden, ewig dauernden Beſitze dürſten und ſchmachten! Heilige Weihenacht, die du das Gedächtnis der Geburt Chriſti in uns vermittelſt, des Heilandes der Welt! Blicken wir um uns und ſchauen wir zurück in die Vergangenheit des Menſchentums! Es hat ſich ſtets in der Geſchichte gezeigt, daß ein Geiſtesgebäude, von Men⸗ ſchengeiſt errichtet, und ſei es noch ſo reich und ſtolz emporſtrebend, auf die Dauer nicht ſtand halten konnte, und daß die Menſchheit nur zu oft mit der Nahrung zugleich ſüßes Gift einſog, um dadurch der ſeeliſchen Verirrung anheimzufallen. Denn der Menſch kommt mit der natürlichen Erklärung der Dinge nicht aus. Er ſchöpft Im Schatten der Freilinde Erzählung aus dem 15. Jahrhundert von Hedwig Lange. 17(Nachdruck verboten) Sie glaubte ſelber kaum an ihre Worte, es fehlte der guten Alten ja auch jede Erklärung für die jetzige ſonder⸗ bare Zurückhaltung des jungen Mannes, der noch vor em in ſo ſtürmiſcher Minne um Mechthild geworben haben ſollte, und ſie vermochte den Kummer des Mäd⸗ chens vollauf zu begreifen. VII. Es konnte nicht fehlen, daß, wo ſo vielen geſchwätzigen Weiberzungen das Geheimnis zweier Liebenden anver⸗ traut war, es bald die Spatzen von allen Dächern pſiffen. Schier ganz Nürnberg wußte nach kaum einer Woche, daß das Fräulein von Schweinsberg heimlich von Hauſe entwichen war, um ihrem Liebſten, dem Ratsherrnſohn Konrad Tucher, nahe zu ſein. Den hatte man ja ſchon hinter der Pforte des Beghinenhauſes verſchwinden ſehen, und deshalb brauchte man ſich nicht mit Zweifeln an der Warheit des Erzählten zu plagen. Es war auch durchgeſickert, daß das vornehme Fräulein es viel ernſt⸗ licher vermeine, als der ſchlichte Bürgersſohn. Sie hatte ihm doch einen ſtarken Schritt entgegengetan, während er ſich ſehr zurückhaltend benehmen ſollte. Und wie ein Gerücht immer zuletzt an diejenigen gerät, die es am nächſten angeht, erfuhren Konrads Angehörige erſt viel ſpäter davon, aber die mochten ihn ſelber nicht fragen, was Wahres an den Dingen ſei, dieſem unſerem offen geſiegelten Briefe gewahrt haben.“ die man ihnen da zutrug. Sie mußten ihn ja ſchonend wie einen Kranken behandeln. Die Wirkung jenes un⸗ demſelben Reichtum, wie vom Beginne an. Und wenn auch von allen Seiten die Feindſeligkeit der Gottloſen gegen ſie anſtürmt, um ſie zu vernichten, indem ſie eine Umwertung der auf dem Chriſtentum fußenden Kultur⸗ werte herbeiführen möchte: Wenn auch dieſe Feindſelig⸗ keit in ihrem raſtloſen Beſtreben die eceleſia militans immer von neuem zum Kampfe und zur Verteidigung zwingt, ſo dürfen wir uns dadurch nicht täuſchen laſſen. Denn wenn auch die Gefahren und Bedrängniſſe noch ſo groß ſcheinen, ſo erblicken vir doch andererſeits, wohin wir nur ſchauen, die holdeſten und zarteſten Blüten des Glaubens emporſprießen, und wir erkennen, wie die Aus⸗ breitung der heiligen Kirche in allen Erdteilen in be⸗ ſtändigem Wachstum ſich befindet. Es iſt eben nicht die Gewalt des Haſſes, die auf die Dauer die Gemüter zu beherrſchen vermag, ſondern die Gewalt der ewigen Liebe. Wie wir uns mühen ſollen, das Opfer unſeres geiſti⸗ gen Hochmutes zu bringen, um erſt zu rechter geiſtiger Ueberlegenheit emporzuſteigen, lehrt uns der Heiland, der zum hilfloſen Kinde wurde, um uns zuzurufen: So Ihr nicht werdet wie die Kindlein, werdet Ihr nicht in das Himmelreich eingehen! In dieſem Zuſammenhange ver⸗ ſtehen wir erſt klar die göttliche Verheißung. Folgen vir ihr im Hinblick auf das liebe Chriſtkindlein in der ſtrippe, und laſſen wir in uns einziehen jenen himm⸗ liſchen Hauch kindlicher Reinheit und Unbeflecktheit, der anſere Seele von allen Schlacken irdiſcher Unvollkommen⸗ zeit befreit. Dann wird uns die beilige Weihnachtszeit einführen in die vollen Freuden des Friedens und de Liebe, die das göttliche Kind über die ganze Welt aus gießt, die aber nur allen denen zu Gute kommen, welch wahrhaft auten Willens ſind! Wochenrundſchau. 8 Das politiſche Intereſſe der Woche wurde beherrſcht durch den Verfaſſungsgeſetzentwurf, welchen die Regierung für die Reichslande ausgearbeitet hat und welcher nun auch den Bundesrat paſſiert hat. Der Ent⸗ wurf ſoll dem Reichstage unmittelbar nach ſeinem Wieder⸗ zuſammentritt im Januar zugehen, und wird wahrſchein⸗ lich langwierige und erregte Debatten hervorrufen. Denn ſo ſehr der Entwurf. mit dem übrigens der Reichskanz⸗ ſeligen Ereigniſſes auf Kograds pmeren wie äußeren Menſchen hatte von ſeinen Nächſten natürlich nicht un⸗ bemerkt bleiben können. Und da der Sitz ſeines Leidens ſichtbarlich das Gemüt war— nach der Anſchauung ihrer Zeit hielten ſie ſeinen Zuſtand auf eine Art von Be⸗ ſeſſenheit von einem böſen Dämon— mußte man ihn mit äußerſter Vorſicht behandeln. Nur einen gab es; dem eine Ahnung des Zuſammenhangs von Konrads Veränderung mit den umſchwirrenden Gerüchten aufging: es war der Vater, der Mitwiſſer und Mitvollſtrecker des Fehmurteils an Schweinsberg, aber ſein Eid band ihm die Zunge den Seinen gegenüber, und gegen Konrad empfand er jene Scheu, die Angelegenheit zu beſprechen, mit der man es vermeidet, eine verborgene Wunde zu berühren. 8 Das über Konrad Tucher und Mechthild umgehende Gerede kam auch auf die Burg und zu Ohren der Brü⸗ der. Sie hatten ſich nach erfolgter Aufforderung zur Rückkehr an die Schweſter beruhigt; nun aber, da ſie den wahren Grund ihrer Flucht zu wiſſen glaubten, ſchno⸗ ben ſie vor Wut. Doch nicht gegen die Schweſter richtete ſich ihre Wut, ſondern nur gegen den vermeintlichen Ver⸗ führer. Nach ihrer und der in ihren Kreiſen allgemein giltigen Anſchauung gab es nur einen Weg, ihre beleidigte Ehre zu rächen uno ſich ſelbſt hinter den Schein des Rechts zu verkriechen, und ſo ſchickten ſie Konrad Tucher den Fehdebrief ins Haus, den ſie mit Bedacht und Kunſt und gemeinſchaftlicher ſaurer Arbeit abgefaßt hatten, um keine Mißdeutung zuzulaſſen. Er lautete alſo:„Wiſſet, Konrad Tucher, daß wir— Schenk und Wolf von Schweins⸗ berg— Euer und aller Eurigen Feind ſein wollen von wegen unſerer Schweſter, die Ihr zur Flucht aus un⸗ ſerem Hauſe beredet und in üble Nachrede gebracht habt. Und wi eſich die Feindſchaft fürder macht, es ſei Raub, Brand oder Totſchlag: ſo wollen wir unſere Ehre mit Mechthild zermarterte in den vielen müßigen Stun⸗ ten am liebſten ihr Vaterland als Bundesſtaat betrachtet wiſſen, wobei freilich auch innerhalb der Reihe der ande⸗ ren Bundesſtaaten ein überwiegender Einfluß des mächti⸗ gen Preußens nicht zu vermeiden wäre. Der Verfaſſungs⸗ entwurf der Regierung aber läßt die Reichsverweſung in der bisherigen Weiſe beſtehen. Daß die zweite Kammer mit dem gleichen, direkten und geheimen Wahlrecht aus⸗ geſtattet iſt, empfindet man zwar als einen großen Fort⸗ ſchritt. Demgegenüber aber ſteht als Regulativ die erſte Kammer und der Kaiſer, das heißt, das Berliner Kabinett iſt es, welches die Hälfte der Mitglieder zu dieſem Ober⸗ hauſe ernennt. Hiernach erſcheint die Unabhängigkeit der politiſchen Entwickelung der Reichslande freilich als nicht viel mehr denn als eine ſchöne Illuſion. Man wird ſehen, inwieweit es dem Reichstage gelingt, den Entwurf in einer auch den Elſaß⸗Lothringern einigermaßen ſchmack⸗ haften Form zu verbeſſern.— Inzwiſchen beginnen die Parteien ſich langſam für die kommenden Reichstags⸗ wahlen zu gruppieren. Nach den Stimmen, welche man in den letzten Wochen aus dem rechtsnationalliberalen Lager vernahm, konnten die Konſervativen hoffen, daß es gelingen werde, in einem Teil der Wahlkreiſe mit dem Liberalismus zuſammen gehen zu können. Dies darf jetzt als ausgeſchloſſen gelten. Die Wahlſiege in Wehlau⸗ Labiau und Oletzko⸗Lyck haben den Liberalismus in einen wahren Taumel verſetzt, und in ſeinem Rauſchzuſtande wähnt er bereits, daß der Anbruch eines liberalen Regi⸗ ments in Deutſchland für die nächſten Zeiten mit Sicher⸗ heit zu erwarten ſei. Die Liberalen glauben, das Ende der konſervativen Uebermacht ſei gekommen, und ſie wer⸗ den die Erbſchaft übernehmen. In dieſer Siegesraſerei findet ſich der im übrigen tief zerklüftete und in ſich hundertfach zerfallene Liberalismus vorübergehend einig zuſammen. Und der Traum eines geeinten Großlibe⸗ ralismus, wie ihn ſchon die Führer Bennigſen und Mi⸗ quel geträumt hatten, ſcheint ſich ihnen zu erfüllen Wenn ſich die Herren nur nicht gewaltig täuſchen. Zunächſt darf man erwarten, daß die Konſervativen den Fehde⸗ handſchuh aufnehmen und das in den beiden verlorenen Wahlkreiſen im Bewußtſein abſoluter Sicherheit Ver⸗ ſäumte nachholen werden. Auf der anderen Seite ſteht der ſozialdemokratiſche Bruder, ohne deſſen Hilfe es nicht geht. Dieſer wird natürlich ſeinen vollen Anteil ein⸗ fordern, und wer den Hauptnutzen aus dem unverſtändi⸗ gen radikalen Vorgehen der Nationalliberalen haben wird, das wird der Umſturz ſein. Das Centrum übrigens bleibt von dieſen Dingen ziemlich unberührt. Es wird den, die ihr das Leben im Beghinenhauſe gab, und in deen ſchlafloſen Nächten ihr Hirn um einen Ausweg aus dem Zwieſpalt, den ſie ſich ſelbſt mit ihrer Flucht ge⸗ ſchaffen hatte. Sie konnte nicht immer bei den guten Schweſtern bleiben ohne ausreichendes Entgelt. Sollte ſie nun reumütig nach Hauſe zurückkehren und den Brü⸗ dern ſagen:„Sehet, er hat mich verſchmäht, um deſſen⸗ willen ich in die Stadt gegangen,“ ſo würden ſie ihr wohl verzeihen, aber ſie mußte ſich wieder in das Leben finden, vor dem ihr graute, oder den Reppert heiraten, wovor ihr noch mehr graute. Doch nein— nein! Sie durfte ihnen den wahren Grund ihrer Flucht nicht ver⸗ raten, denn fürchterlich würde ihre Rache Konrad Tucher treffen. So ſehr ſie ihm zürnte, ſie wünſchte ihm nichts vöſes. Denn auch er litt. Sie mußte, wenn ſie klug war, ihre Tat als den Ausfluß einer jähen Laune oder des Ueberdruſſes an dem Leben daheim hinzuſtellen ſuchen. Ach, wie ihr graute vor dieſem demütigendem Zurückkehren in die alten Verhältniſſe, wo ſie ſich fortan mühen mußte zu lügen, zu heucheln und ſich die Augen zu verbinden vor den Dingen, die ſie nicht billigen konnte und gegen welche ſie doch machtlos war. Nein— nein, nicht zu⸗ rück! Wohin aber dann? Welch' einen Weg gab es noch? Das Kloſter! Und die zagende Seele begann ſich mehr und mehr dem Gedanken zuzuwenden, vor dem die junge, geſunde Natur bisher zurückgebebt war, und vor dem ſie ſich gefürchtet hatte, wie einer das Leben⸗ digbegrabenwerden fürchtet. Und mehr und mehr begann der Gedanke ſeine Schrecken zu verlieren, je weniger ſie die Welt freute; ja zuweilen vermochte ſie es ſich freund⸗ lich vorzuſtellen, das Leben in der engen Kloſterzelle, wo ſie ſich eine Welt für ſich, eine Welt der Träume und freundlicher Einrichtungen herrichten würde, ohne von außen daran geſtört zu werden a Fortſetzung folgt * lich wie immer auf ſich ſelbſt verlaſſen müſſen, und die Gegner werden es im entſcheidenden Augenblick vollkom⸗ men gerüſtet finden. a 2 In Oeſterreich führt das Kabinett die Geſchäfte einſt⸗ weilen weiter, damit die Erledigung der Staatsnotwendig⸗ keiten keinen für das Land unheilvollen Aufſchub erleide. Der Polenklub, welcher in Harmonie mit den Tſchechen das Kabinett Bienerth zum Sturz gebracht hat, dürfte das Ziel ſeiner Aktion indeſſen doch nicht ſo leicht erreichen, denn ſchon verlautet mit aller Beſtimmtheit, daß Bie⸗ nerth mit der Neubildung des Miniſteriums beauftragt werden ſoll. Es wird ſich in dem neuen Kabinett daher nur um einen kleinen Perſonenwechſel handeln, der für 3 volitiſche Richtung im weſentlichen nicht in Betracht ommt. In England ſind die Wahlen nunmehr beendet. Das Reſultat entſpricht im allgemeinen den Erwartungen, die man nach dem Verlaufe der Einzelwahlen hegen durfte. Es zeigt ſich, daß die Regierungspartei im Ganzen nur einen Sitz gewann, während die Sozialdemokraten ſich verheſſerten. Unter dieſen Umſtänden iſt ſchwer voraus⸗ zuſehen, ob die liberale Regierung ihren Kampf gegen die Lords wird erfolgreich durchführen können. In China ſind die Reformer, welche aus dem Reiche der Mitte einen Verfaſſungsſtaat nach europäiſchem Muſter machen wollen, im Vormarſch begriffen. Die Abſchaffung des Zopfes wird für die ganze Beamtenſchaft und auch für den Hof gefordert und iſt zum Teil ſogar ſchon durch⸗ geführt. Außerdem wird die Verantwortlichkeit des Thro⸗ nes vor einer konſtitutionellen Körperſchaft verlangt. Das Kaiſerhaus und ſeine Getreuen wehren ſich gewaltig da⸗ gegen. Doch wird man ſich auch dort dem fortſchrittlichen uge der Zeit ſchwerlich auf die Dauer entzieben können. Albion am Pranger. Es iſt wirklich noch nicht lange her, da konnte das ſtolze Albion glaubwürdig beteuern, es unterhalte keine Spionage. Der Prozeß vor dem Reichsgericht in Leipzig gegen die beiden in Borkum wegen Spionage verhafteten engliſchen Leutnants beweiſt, daß England in ſeiner Deut⸗ ſchenangſt von dieſer hohen, ſtolzen Stellung längſt herab⸗ geſtiegen iſt und gegenüber Deutſchland zu einem klein⸗ lichſten Spionageſyſtem gegriffen hat, das ſeine Zentral⸗ ſtelle in der Redaktion eines von dem Angeklagten Trench ſcherzhaft als„engliſcher Marine⸗Bädeker“ bezeichneten Geheimbuches des engliſchen Offizierkorvs hat. Um die Angaben dieſes Buches zu ergänzen und um die von anderer Seite, auch von engliſchen Agenten an der deut⸗ ſchen Küſte eingeſandten Ergänzungen zu kontrollieren, haben die beiden jungen Leute ſich zu dem gefährlichen Wagnis herzugeben, bei dem ſie langjährige ſchwerſte Strafe zu befürchten hatten. Es kann und wird ihnen nicht verborgen geblieben ſein, daß das von„Feinden ringsum“ eingekreiſte Deutſch⸗ land für Spione ſehr harte Strafen hat. Nach dem Geſetz vom 3. Juli 1893 iſt zu unterſcheiden zwiſchen Aus⸗ ſpähung und Verrat militäriſcher Geheimniſſe. Beider Vergehen haben ſich nach dem Leipziger Eröffnungsbe⸗ ſchluß die beiden engliſchen Offiziere ſchuldig gemacht, und zwar noch in gemeinſamer Verabredung(Komplott), für die beſondere Strafen vorgeſehen ſind. Bei vorſätz⸗ lichem Verrat, durch den die Sicherheit des Deutſchen Reiches gefährdet werden kann, kann neben Zuchthaus (nicht unter zwei Jahren) und Geldſtrafe bis 15 000 Mark, bei mildernden Umſtänden auch auf Feſtungshaft (nicht unter ſechs Monaten) und Geldſtrafe(bis zu 10 000 Mark erkannt werden. Dahingegen fehlen dieſe Vor⸗ ſchriften über Milderungsgründe in Paragraph 3, der den beſtraft, welcher die Ausſpähung von Schriften, Zeich⸗ nungen und anderen Gegenſtänden, deren Geheimhaltung im Intereſſe der Landesverteidigung erforderlich iſt, in der Abſicht betreibt, daran zu einer die Sicherheit des deut⸗ ſchen Reiches gefährdenden Mitteilung an andere Gebrauch zu machen; Paragraph 3 ſpricht nur von Zuchthaus bis zu zehn Jahren und daneben möglicher Geldſtrafe bis zu 10000 Mark. Sind die verabredeten Verbrechen nicht zur Ausführung gekommen, ſo tritt Gefängnis nicht ——— Denket der Armen! O heil'ge Weihnacht, gnadenreiche Zeit, So nahſt du wieder unſerm deutſchen Herde! In neuer Pracht, in alter Herrlichkeit Steigſt du herab zur winterlichen Erde. Wohl dem, dem heut' in treuer Liebe Kreis Der Mutter Blick die holde Botſchaft kündet! Wohl dem, dem heut' das liebe Tannenreis Die Vaterband mit ſtiller Luſt entzündet. Doch jener denkt, die, bar jedweden Glücks, Von jeder Weihnachtsfreude ausgeſchloſſen, Durch eure Fenſter lugen trüben Blicks, Das Elend nur, die Trübſal zu Genoſſen. Ihr höchſtes Weihnachtswünſchen iſt ein Brot, Ein reines Linnen, eine warme Kammer— O, eure Hände öffnet ihrer Not! eure Herzen öffnet ihrem Jammer! Ja, denkt der Armen! Denkt in Schnee und Wind Heut' an der Witwe arme kleine Buben; Denkt an des Bettlers, an des Nachbars Kind Im Dachraum und in feuchten Kellerſtuben. Deu preiſ' ich, der der Armut nicht vergißt, Der ſie ſich lud zu ſeinen Weihnachtslichtern! Der ſchönſte Strahl aus ſeiner Krone iſt Der Freudenſtrahl auf trüben Angeſichtern! Olaß es leuchten in die Nacht hinein, Ins Kämmerlein der Darbenden, der Kranken, Laß es ein Weihnachtsfeſt für alle ſein, Zum Feſt der Liebe Gott durch Liebe danken. Junges Glück. Eine luſtige Weihnachtsgeſchichte von Paul Bliß. (Nachdruck verboten.) Mein Vetter, meine Freunde und alle meine Be⸗ unter drei Monaten und daneben Geldſtrafe bis zu 5000 Mark ein. In dem Augenblicke, in dem die jungen Leute alſo Aufzeichnungen in ihre Notizbücher gemacht hatten, hatten ſie die Anwartſchaft auf Zuchthaus, und zwar bis zu 10 Jahren, in der Taſche. Die Intelligenz des engliſchen Marineoffizierkorps ſcheint es nicht zu ſein, die die Spionage betreibt. Sonſt wäre es doch nicht möglich geweſen, daß die beiden ſich ſo fabelhaft dumm verhalten haben. Trotz aller Gefahren, trotz der furchtbaren ihrer wartenden Strafen haben ſie ihre Aufzeichnungen ſtets länger als nötig bei ſich be⸗ halten, es auch ſonſt an allen erforderlichen Vorſichts⸗ maßregeln fehlen laſſen. Und vor Gericht produzieren ſie den„Helden“, der einfach über alles, was ihm nicht paßt, die Ausſage verweigert, aber krampfhaft bemüht iſt, über die Frage des Richters hinaus Mitteilungen in die Oeffentlichkeit zu ſchleudern, die man in England nicht kennt und die dort für den freundlichen„Marine Bädeker“, dieſes wunderbaren Lexikon der Spionage, verwertet wer⸗ den können. Offenbar wollen die beiden in ihrer Heimat, wo ſie mit ihrem tollen Hineinfall unliebſamſtes Aufſehen erregt haben, einen guten Eindruck machen. Ihre Be⸗ grüßung nach Verbüßung ihrer Strafe wird dort aber ſicher ebenſo wenig wohlwollend ſein, wie die, die die wunderbare Komödie des Mainzer Leutnants Helm in Portsmouth bei uns gefunden hat. Vorläufig freilich iſt ihnen der Aufenthalt in deutſchen Zuchthäuſern auf einige Jahre ſicher, und dann wird ihr Wiſſen für den„Marine⸗ Bädeker“ ſicher veraltet ſein. Der Prozeß wird in ſeinem intereſſanten Teile hinter verſchloſſenen Türen verhandelt werden. Das aber, was man bisher gehört hat, zeigt, daß es mit den militäri⸗ ſchen„Geheimniſſen“ der Mächte recht eigenartig beſtellt iſt, daß die Mächte ſomit gut tun, ſich nicht darauf zu verlaſſen. Politiſche Rundſchau. Emme Jubildumsſtiftung hat der bayeriſche Prinz⸗ regent Luitpold erlaſſen. Er hat an den Kriegsminiſter Freiherrn v. Horn ein Handſchreiben gerichtet, in dem es heißt: n Jahre ſind verfloſſen, ſeit die bayeriſche Armee in ſchweren, ruhmreichen Kämpfen unvergängliche Beweiſe ihrer Kriegstüchtigkeit und hingebenden Opfer⸗ willigkeit erbracht und ſich hierdurch ſtete Dankbarkeit des Vaterlandes geſichert hat. Wenn ich jetzt in meinem neun⸗ zigſten Lebensjahre auf eine große Zeit zurückblicke, drängt ſich meinem Herzen das Bedürfnis auf, auch meinerſeits dem Gefühle der Dankbarkeit ſowie meiner vollen Aner⸗ kennung für die im Kriege und im Frieden bewährte Pflichttreue der Offiziere und Mannſchaften der Armee erneuten ſichtbaren Ausdruck zu geben. Darum ſtelle ich hiermit den Betrag von 200 000 Mk. zur Verfügung und beſtimme, daß zur Unterſtützung bedürftiger Kriegsvete⸗ ranen aus dem Feldzuge 1870-71 ſowie aus den Feld⸗ zügen und Kämpfen früherer und ſpäterer Jahre und 100 000 Mk. als Grundſtock einer Stiftung zur Er⸗ richtung eines Erholungsfonds für Offi⸗ ziere und Mannſchaften Verwendung finden ſol⸗ len.“ Europäiſches Ausland.. Norwegen. * Auf eine Flottenvermehrung arbeitet auch das friedliche Norwegen hin. Das Marinebudget ſieht den Beginn des Baues eines neuen Torpedojägers und zweier Untereſeeboote ſowie die Vollendung des Unterſeebootes Nr. 2 vor. Für Neubauten werden dreieinhalb Millionen Kronen vorgeſchlagen, einſchließlich der zwei Millionen, die der Storthing bereits im Vorjahre für Neubauten be⸗ willigte. Die Verteidigungskommiſſion hat einen Flotten⸗ plan ausgearbeitet, der den Bau von acht gepanzerten Küſtenverteidigungsſchiffen, ſechs Torpedojägern, 40 Tor⸗ pedobooten, 12 Unterſeebooten, vier Kanomenbooten, einem Linienſchiff und von einigen armierten Hilfsſchiffen vor⸗ ſieht.— Zu ſolchen finanziellen Anſtrengungen hat Nor⸗ wegen nach der politiſchen Weltlage zwar kaum eine Ver⸗ anlaſſung. Doch immerbin: auch das denken die Reaie⸗ ——.—.— ꝙVq——— Und warum? Es iſt ja zu dumm! Einfach deshalb, weil ich mich in das ſchönſte und reichſte Mädchen verliebt hatte, das mir je zu Geſicht gekommen iſt. Wirklich zu dumm iſt's ja! Es iſt die blaſſe Eifer⸗ ſucht, die aus den guten Leuten ſpricht. Denn ſie alle, ſie haben der lieblichen, kleinen Emmy auch gehuldigt, und ſie alle, ſie haben einen Korb bekommen, während 1 mir die Sonne der lieblichen Kleinen leuchtete— ich ich war der Auserwählte— Das hat ſie alle rabiat gemacht. Ja, mir Glücklichen hat die Sonne ihrer Huld ge⸗ leuchtet. Nie werde ich dieſen Tag vergeſſen! Bitterkalt war es. Vierzehn Tage vor Weihnachten. Und natürlich auf der Eisbahn. Wir liefen zuſammen, Hand in Hand, die Liebliche und ich, da ſah ich es an ihren Augen, fühlte es in ihren Händen und hörte es an ihrer Sprache, daß ſie mich liebte. O, ich Glücklicher, ich Ueberglücklicher! Und dann acht Tage ſpäter bei dem Bazarfeſt, das man zum Beſten der Armenbeſcherung feierte, da ſah und fühlte und empfand ich es noch deutlicher, daß ich mich nicht getäuſcht, daß ich wirklich geliebt wurde. O du ſelige, fröhliche Weihnachtszeit, mir haſt du die beſte Gabe geſpendet, die zu vergeben war! „ Noch jetzt pocht mein armes, vielgeprüftes Herz, wenn ich, das ſüße, kleine Mädel ſo vor mir ſehe, wie es in dem lebenden Bild des Bazarfeſtes, prangend in jugend⸗ licher Schönheit, daſtand. Ich hatte ihr meine liebſte Rarität geliehen, ein prächtiges chineſiſches Seidengewand, dunkelrot, mit wundervoller Stickerei— ein feltenes Prunkſtück allererſten Ranges— und in dieſem Gewand ſtand ſie da wie eine Fürſtin aus jenem Sonnenreiche. Alle ſtaunten ſie an, huldigend, bewundernd. Sie aber hatte nur für mich ein Lächeln, nur für mich allein! Und da, einen Tag vor Weihnachten, da kommt es, das Wunderbare, das Herrliche: ein ganz kleines, zier⸗ rungsgewatrtigen, daß ſie die Mode der Großen mitmachen müßten. f Spanien. : Die Vorgänge in Barcelona, von denen wir unſeren Leſern bereits Mitteilung gemacht haben, und die daraus hervorgegangene Spaltung der Linken haben der republikaniſchen Richtung, wie nicht anders zu erwarten war, ſtarken Abbruch getan. In po⸗ litiſchen Kreiſen herrſcht eine ungemeine Aufregung über die Spaltung der Republikaner, die noch vor kurzem ſo ſehr auf ihre Geſchloſſenheit pochten. Die Gegner werfen ſich alle möglichen Beleidigungen an den Kopf. Die Ra⸗ dikalen nennen die Führer Azearate und Igleſias Verräter an der revolutionären Sache. Die Radikalen wollen eine geſonderte Gruppe bilden und die Ausführung ihres Pro⸗ gramms energiſch betreiben; ſie ſagen, Azearate und Ge⸗ noſſen wären ihre Fußfeſſel. Dagegen wird der gemã⸗ ßigte Führer Lerroux von den Gegnern angeklagt, alle möglichen Unterſchleife verübt, auch an die Regie⸗ rung und Monarchie ſich verkauft zu haben. Für die Katalonier, die die politiſche Selbſtverwaltung verlangen, iſt die Aufdeckung der Bareeloner ſtädtiſchen Unreinlich⸗ keiten ein Strich durch ihre Rechnung; die monarchiſche Sache gewinnt durch das ſeltſame Schauſpiel, das das republikaniſche Lager bietet, erheblich. 5 Türkei. ? Die ſtändigen Reibereien im Lager der Jungtürken erſchweren immer von neuem die Ste⸗ tigkeit der politiſchen Entwicklung. In der Folge iſt es neuerdings tatſächlich zu einer teilweiſen Miniſt er⸗ kriſis gekommen. Der Miniſter der frommen Stiftun⸗ gen hat ſeine Entlaſſung eingereicht, wie offiziell ver⸗ lautet, aus Geſundheitsrückſichten. Zu ſeinem Nachfolger wurde der Vizepräſident der Kammer, Cheiri, ernannt. Die Stellung des Miniſters des Innern ſoll er⸗ ichüttert ſein. Als ſein Nachfolger wird der Obmann der jungtürkiſchen Partei genannt. Das ſind die Vorboten von ernſteren Ereigniſſen, die jedenfalls für den Be⸗ ginn des neuen Jahres zu erwarten ſind. 2 — Furchtbare Grubenexploſion f in England. In dieſen Tagen, wo der Weihnachtsengel durch die Lande ſchreitet, um überall Frieden, Liebe und Glück zu verbreiten, durchzittert die Welt die Nachri:t von einer entſetzlichen Kataſtrophe, die alle Herzen erbeben macht: einer Kataſtrophe, die wieder einmal Hunderte von Menſchenleben mit einem Schlage vernichtet hat. Von der Exploſion auf der Hultongrube in England haben wir unſeren Leſern geſtern bereits Mitteilung ge⸗ macht. Das Unglück in ſeiner ganzen Größe zu er⸗ meſſen, iſt auch heute noch nicht möglich, doch geben die nachſtehenden neueſten Nachrichten davon ein einiger⸗ maßen anſchauliches Bild: Nach Meldungen aus Atherton in Lancaſhire fürchtet man, daß die Kataſtrophe in der Kohlengrube der Hulton⸗ Geſellſchaft ſich als eine der furchtbarſten der Neuzeit herausſtellen wird. Noch ſind 250 bis 350 Mann einge⸗ ſchloſſen, und bisher iſt man nur auf Leichen ge⸗ ſtoßen. Die Exploſion wurde durch Kohlengas verur⸗ ſacht und war nach allen Beſchreibungen von Augenzeugen von ſchreckenerregender Gewalt. Der Boden erbebte meilenweit wie vom Donner einer Lawine, und eine Stichflamme ſchoß 80 Fuß hoch aus dem Schacht. 800 Mann befanden ſich in zwei Schächten, dem Pretoria⸗ und dem Arley-Schacht. Die Exploſion zerſtörte die Ver⸗ bindung zwiſchen beiden, und die Förderanlage des einen Schachtes wurde zertrümmert. Aus dem Arley-Schacht konnten jedoch 440 Mann an die Oberfläche ge⸗ ſchafft werden. Helfer ſtürzten von allen Seiten her⸗ bei. Von der drei Kilometer entfernten Grubenrettungs⸗ ſtation Howe Bride wurden Mannſchaften mit Automobi⸗ len zur Stelle gebracht. Der Schacht, in dem die Explo⸗ ſion erfolgte, iſt 300 Meter, der Arley⸗-Schacht ungefähr 450 Meter tief. Die Rettunaskorps ſtieaen den Arley⸗ —..—...—— „tun ir es erreicht, nun iſt der Sieg mein! Ich werde zu ihr in die Familie geladen! Schweig' ſtill, mein Herz, ſchweig' ſtill. Und ich ſetze mich in meinen Triumphſtuhl, ganz dicht an den Ofen— denn es iſt kalt, und mein Kohlen⸗ lieferant pumpt nicht mehr— und ich träume, träume mich hinaus aus dieſer Junggeſellen⸗Miſere, träumte mir ein warmes, molliges, gemütliches Neſtchen, in dem wir beide friedlich mitſammen hauſen.. ach, was kann man mit einem bißchen Phantaſie nicht alles zuſammen⸗ träumen? Aber da, mit einem Mal fährt es mir durch die Gedanken— ein Schreck— ein Entſetzen! Ich bin zur Beſcherung geladen, und da darf ich doch nicht mit leeren Händen ankommen. Aber was, was? Was ſchenkt man? Nun, ganz einfach, ein paar Blumen, ein paar Roſen, von den herrlichen, langgeſtielten. „Stück zwei Mark,“ ſagte die Verkäuferin. Ich denke, daß mich der Schlag rühren ſoll. Stück zwei Mark. Und ich br uche mindeſtens zehn Stück für Mutter und Tochter. Man darf ſich doch nicht zu ſparſam zeigen. Das wären zuſammen zwanzig Mark— nur zwan⸗ zig Mark— daß ich nicht hohnlache! Ich weiß ſchon gar nicht mehr, wie ſo eine Doppelkrone eigentlich ausſieht. Und ich gehe, wie ehedem Moſes, und klopfe an das Herz meines bisherigen Geldgebers, aber der Stein gab kein Waſſer, ſchon zu abgepumpt. Und ich gehe zu meinen Bekannten— was wagt man nicht alles in ſolcher Not!— aber die guten Be⸗ kannten behaupteten, daß ſie ſchon kein Zehnmarkſtück mehr hatten, geſchweige denn eine Doppelkrone. Und nun ſah ich mich um in meiner„Bude“, was noch da war zum Verſetzen. Aber ach, es war nichts mehr da! Was nun? Was nun? Was nun? g „Dir winkt ein Königreich von Glück und Liebe, und dieſer Traum ſoll ſcheitern, weil du nicht die lumpigen liches Brieſchen— eine Einladung, den heiligen Abend kannten behaupten, daß ich vom Größenwahn befallen fei. in ihrer Familie zuzubringen. zwanzig Mark zuſammenbringen kannſt? Nein. dies Armutszeuanis will ich nicht baben. 1 Lan der G — 7 ſchwer die 3 wurde Bran Flaum Sha 14 ſion Leber — Gr. 4 Made zu ern 9000 tapi wiſſen Vurſc Stad die ö nich Tru Pöbe zer ſtr maſſe hegen ll hurt 0 Gli on einer macht: te bon et hat. gland as gts ig cht hinab und verſuchten, ſich einen Weg zu den eingeſchloſſenen Arbeitern zu bahnen. Der Unterinſpektor der Grube, Ruſhton, drang bei einem heroiſchen Verſuche, den Un⸗ lücklichen Hilfe zu bringen, ohne Apparat vor und er⸗ ag den giftigen Gaſen. Seine Leiche wurde an die Oberfläche gebracht: er hinterläßt eine Witwe und zwei Kinder. Die Rettungskorps ſandten drei Stunden nach der Exploſion zwei lebende Kanarienvögel in die Tiefe; als man ſie nach 20 Minuten emporzog, waren die Vögel noch am Leben. Man folgerte dar⸗ aus, daß die Retter mit Patentapparaten und Helmen hinabſteigen könnten. Der erſte, den ſie auffanden, war ein ſchwer verletzter Knabe. Er wurde noch lebend an die Oberfläche geſchafft. Sein Geſicht war voll⸗ kommen verbrannt; er konnte nicht rekognoſziert werden. Ungefähr ein Dutzend Leichen ſind ſeitdem ge⸗ funden. Tauſende umſtehen den Schachteingang, dar⸗ unter viele weinende Frauen mit kleinen Kindern auf dem Arm. Bei der Förderung der Leichen ſpielen ſich herz⸗ zerreißende Szenen ab. Nach der Exploſion brach ſofort Feuer im Schacht aus, das noch fortwütet. Die Lage der Eingeſchloſſenen gilt daher für faſt hoffnungslos. Die Gewalt der Exploſion muß enorm geweſen ſein. Die Rettungsmann⸗ ſchaften berichten, daß ſie abgeriſſene menſchliche Gliedmaßen auf dem Schachtboden auflaſen. Unter ſolchen Umſtänden iſt es erklärlich, daß es nur unter den größten Schwierigkeiten möglich iſt, die Ret⸗ tungsarbeiten erfolgreich und raſch durchzuführen. Ueber deren augenblicklichen Stand wird berichtet: Die Rettungsarbeit iſt durch die Flammen und nach⸗ ſtürzenden Trümmer aufs ſchwerſte behindert und äußerſt gefahrvoll. Die Retter konnten bisher nicht weiter als 200 Meter vordringen, trotzdem fanden ſie ſchon eine Anzahl von Leichen. Sie drückten ſämtlich die Beſorgnis aus, daß von den im Schacht ſelbſt Ein⸗ geſchloſſenen niemand mehr am Leben ſein kann. Man nimmt jedoch an, daß an 50 Arbeiter in entfernt gelegenen Gängen arbeiteten, und daß dieſe zum Teil noch zu retten ſind. Das Rettungswerk wird mit größter Energie fortgeſetzt. Der Direktor der Hulton⸗Grube, Mr. Brancker, erklärt, die Urſache der Exploſion ſei ihm rätſelhaft. Die Grube ſei eine der ſicherſten in England. Er vermutet, daß jemand ein Streichholz anzündete, oder daß eine Lampe zerbrochen war. Sprengſchüſſe durften in der Grube nicht abgefeuert werden. * 4* Das Unglück auf der Hulton⸗Grube erinnert an die ſchwere Kataſtrophe, von der am 12. November 1908 die Zeche„Radbod“ heimgeſucht wurde. Auch damals wurde durch eine Schlagwetterexploſion die Grube in Brand gesetzt, uno da es ſich als unmöglich erwies, die Flammen zu löſchen, mußte nach einigen Tagen der Schacht, in dem noch über dreihundert Bergleute einge⸗ ſchloſſen waren, zugemauert werden. Durch die Explo⸗ 18. und das Feuer kamen damals 341 Bergleute ums en. Große Cholerakrawalle auf Madeira. ee Die Liſſaboner Blätter bringen eine Meldung aus Madeira, nach der der Stand der Cholera auf Madeira zu ernſten Beſorgniſſen Anlaß gibt. Bis heute ſind über 3000 Todesfälle vorgekommen.„Seculo“ berichtet eine rapide Zunahme der Cholerafälle, an der die Un⸗ wiſſenheit der Einwohner ſchuld ſei, die ſich weigern, die Vorſchriften der Sanitätsbehörden zu befolgen. In der Stadt Machico griff eine Pöbelmaſſe von 2000 Menſchen die öffentlichen Gebäude und die Apotheken an und ver⸗ nichtete die neuzeitlichen Medikamente, bis ankommende Truppen, die mit ſcharfen Patronen feuerten, den Pöbel auseinanderjagten, der ſich nach allen Richtungen zerſtreute. Am folgenden Tag verſtärkten ſich die Volks⸗ maſſen aus der Umgegend auf 7000 Köpfe. marſchierten gegen die San und zwangen die Truppen und die ein⸗ flußreichſten Mitglieder der Bevölkerung zur Flucht in Segelbooten. Heraus aus dem Schrank, du meine letzte Rarität, du herrliches Seidengewand aus dem Reiche der Mitte— nun mußt du auch den Gang alles Irdiſchen tun, den Bang, der beim Trödler endigt. Alſo beide Augen zugedrückt— eingepackt— ſo, und nun zu dem erſtbeſten Raritätenhändler. Und ich bahne mir einen Weg durch die Menſchen mit den ſtrahlenden, hellen Geſichtern, aus denen ſchon die Freude des Schenkens ſpricht, und ich Aermſter, ich ſchleiche dahin und ſchleppe mein liebes, altes Prunk ſtück zum Trödler. Nach zehn Minuten iſt's getan. Ein mir bekannter Raritätenhändler hat es für dreißig Mark gekauft. Dreißig Mark! Hurra! Mir gehört die Welt! . Geld iſt ein Zauberwort. Nun ſtrahlt auch mein Ge⸗ ſicht in weihnachtsfroher Stimmung, nun kann auch ich gehen, meine Einkäufe zu beſorgen. Und ich kaufe die Roſen, dieſe herrlichen, duftigen, königlichen— zehn Stück für zwanzig Mark!—;: wie ein Kröſus komme ich mir vor. Dann nach Hauſe, Toilette gemacht, veinlich und ſorgfältig, und dann um ſechs Uhr zu ihr. Mein Herz klopft ſo laut, als wäre ich noch ein grüner Sekundaner, und mein Geſicht glüht vor freudi⸗ diger Erwartung. Der Herr Papa empfängt mich— freundlich, lieb und nett, aber ein bißchen reſerviert— dann kommt Mama⸗ n— ſchon etwas entgegenkommender, zutraulicher— meine Roſen machen entſchieden Eindruck, ich bekomme einen feſten, freundſchaftlichen Händedruck. Und dann kommt die Liebliche ſelber, Emmy, der Tauſendſaſſa, der alle Herzen im Sturm erobert. 554 17 za 3 ich 1 9 74 3 0 „O, ſo koſtbare Blumen!“ ſagte ſie und dankt m lieblſchem Erröten. a 1 ch aber denke: ja, wüßteſt du nur! „Dann wird der Chriſtbaum angezündet, und im feier⸗ lichen Glanz der Kerzen findet dann die Beſcherung ſtatt. Ich ſtehe am Ende der Tafel und ſehe mit leuchten⸗ den Blicken. wie Emm ihre Gaben verteilt. Das We⸗ Funchal und Santa Cruz wurden von zahl⸗ reichen Pöbelmaſſen angegriffen. Infolge des tödlichen Feuers des 27. Infanterie⸗Regiments, das dort in Garniſon ſteht, zogen ſich die Aufrührer zurück, verſuchten aber noch dreimal, die Stadt zu nehmen, wur⸗ den jedoch jedesmal zurückgeſchlagen. Auch aus anderen Städten werden ernſtliche Zuſammen⸗ ſtößſe gemeldet. Die genaue Zahl der Getöteten und Verwundeten iſt unbekannt. Die Behörden in Camara Lobos telegraphierten, daß der Pöbel verſucht habe, die öffentlichen Gebäude mit Bomben in die Luft zu sprengen. Die proviſoriſche Regierung ergriff die not⸗ wendigen Maßregeln zum Schutz des Eigentums und des Lebens der zahlreichen auf Madeira wohnenden Deut⸗ ſchen. Aus Nah und Fern. — Zeitig die Rechnungen ausſtellen und pünktlich die ſelben bezahlen! Mit dem Schluſſe dieſes Jahres ſind für den Handwerker eine Reihe von Ver- pflichtungen fällig, zu denen er baren Geldes dringend bedarf. Die Tatſache, daß der Handwerker oft über ſeine Verhältniſſe und ungewöhnlich lang Kredit gewähren muß, bedeutet für ihn eine ſchwere Schaͤdigung. Im Intereſſe des Handwerker⸗ ſtandes kann deshalb nicht oft genug hingewieſen werden, daß der Handwerker nur dann konkurrenzfähig und wirtſchaftlich ſelbſtaͤndig bleiben kann, wenn er Löhne und Einkäufe pünkt⸗ lich zu bezahlen im Stande iſt. Deswegen muß immer wieder daran erinnert werden:„Bezahlt den Handwerkern die fälligen Rechnungen“. Es darf hierbei aber nicht verkannt werden, daß auch von den Handwerkern ſelbſt auf pünklicheren Eingang ihrer Außenſtände dadurch hingewirkt werden kann, daß ſie die Buchführung nicht als Nebenſache anſehen und ihre Rechnungen nicht erſt dann ausſchreiben, wenn die Kaſſe leer iſt, oder nach ſolanger Zeit, daß die Kunden die Lieferung beinahe ſchon vergeſſen haben. Darum ergeht ebenſo dringend das Mahnwort:„Handwerker, ſeid nicht nachläſſig im Ausſtellen der Rech- nugen.“ Jeder für ſeinen Teil, Publikum und Handwerker möge beitragen einen Uebelſtand zu beſeitigen, der ſchwer em pfunden wird und doch verhältnismäßig leicht bei gutem Willen obgeſtellt werden kann. Man wird nicht fehl gehen in der Annahme, daß kein Kunde etwas darin finden wird, wenn mit Ablieferung der Arbeit, für Reparaturen vielleicht monat⸗ lich, Rechnung ausgeſtellt wird, ſofern dieſes allgemein zur Einführung gelangt; liegt es doch im Interſſſe beider Teile, ſchon um Streitigkeiten zu vermeiden. Zum Jahresſchluß richten wir deshalb die Mahnung an alle Beteiligten:„Zeitig die Rechnungen ausſtellen und pünktlich die ſelben bezahle nl“ — Maunheim, 23 Dez. Ein trauriger Unglücks⸗ fall ereignete ſich am Schmoller'ſchen Warenhaus zwiſchen P 1 und P 2. Eine Frau hatte ihren Kinderwagen mit dem ¾ Jahre alten Kind in den Vorplotz des Warenhauſes geſtellt und war hineingegangen um Einkäufe zu beſorgen. Als die Frau herauskam, umſtand eine Menſchenmenge ihr totes Kind. Es war aus dem Wagen geſtuͤrzt und durch den Sturz auf den Kopf das Gehirn herausgetreten. Die Mutter war über den Verluſt ihres Kindes faſſunaslos. — Mörlenbach, 23. Dez. Welch reiche Obſternte es in dieſem Herbſt im Odenwald gegeben hat, kann man jetzt noch ſehen an den vielen Wagen Aepfel, die den größeren Städten, wie Mannheim und Worms zugeführt werden. Die Handler haben reichlich zu tun, um den noch vorhandenen O ſtſegen an den Mann zu bringen. Der Preis iſt nahezu noch ſo niedrig wie im Herbſt. Es wurde der Doppelzentner zu 12— 16 Mk. verkauft, beſſere Sorten zu 18— 20 Mark. — Unſere Poſthalterſtelle iſt düſer Tage unvermutet ſchnell in andere Hände übergegangen. Dieſelbe erhielt Herr Schreiner⸗ meiſter Georg Berg von hier. — Darmſtadt, 22. Dez. In den Tod getrieben wurde der zirka 85 Jahre alte Ochſenmetzgernteiſter Carl Hein in der Karlſtraße hier, der, wie die„Rl. Pr.“ meldet, im Beſitze eines eigenen Hanſes und eines alten, vom Vater über. Unde kommt herein, nimmt ſeine Geſchenke in Empfang jeder Dienſtbote bekommt zu ſeiner Gabe noch ein paar freundliche Scherzworte von der Kleinen, und jeder iſt beglückt und zufrieden. e, Ganz erregt kommt ſie zu mir, die Liebliche. Mit neckiſchem Lächeln beginnt ſie:„Ihnen hab' ich eine ganz beſondere Freude bereiten wollen. Ich kenne ja Ihre Vorliebe für fremdländiſche, wertvolle Koſtüme, da bin ich denn heute durch alle Kunſt⸗ und Raritäten⸗ handlungen gegangen— leicht war das nicht!— und habe allenthalben herumgeſucht und geſtöbert, bis ich endlich dann etwas fand, was Ihnen wohl Freude machen wird“ Pale mit verſchmitztem Lächeln überreicht ſie mir ein aket. Ich zittere vor freudiger Erregung, und mit beben⸗ den Fingern wickle ich das Papier auf. Da!— Was iſt das!— Ich bin ſtarr! Vor mir liegt mein geliebtes chineſiſches Prunkge⸗ wand, das ich geſtern verſilbert hatte. a Mit ſtiller, heimlicher Freude ſtaune ich es an. Welch' ein Wiederſehen! Eine Träne will mir ins Auge kommen, aber mann⸗ haft halte ich ſie zurück. J a 0 Da tritt die Kleine ganz dicht zu mir heran, ſieht mich an, lieb und herzig, und ſagt ganz leiſe, ſo daß nur ich es höre:„Sind Sie mir denn auch nicht böſe Es weiß ja ſonſt niemand davon.“ Und da vergeſſe ich alles, alles— den Papa und die Mama und die kleine Blamage wegen des verſilberten Gewandes— alles iſt mir gleichgiltig, denn vor mir ſteht die Lieblichſte von allen, ſie, der all' mein Denken und Fühlen gilt— und ſo nehme ich dies liebliche, neckiſche, kleine Mädel und ziehe es an mich und küſſe es mit heißer, inniger Liebe. l Papachen macht ein leicht erſtauntes Geſicht. Mamachen aber zuckt lächelnd die Schultern, als wollte ſie ſagen: ja, nun iſt das Unglück mal geſchehen und nicht mehr zu ändern. 1. Und der ſtrahlende, helle Chriſtbaum ſieht mit lachen⸗ den Augen hernieder auf unſer junges Glück i nommenen Geſchaͤftes, in der letzten Zeit über die ſchlechten Geſchäfte viel zu klagen hatte. Er war geſtern noch auf dem Fronkfurter Viehmarkt und wurde heute früh mit einem Schuß in der Schläfe in der Tanne tot aufgefunden. Er hinterlaͤßt eine kränkliche Frau und zwei Kinder. — Offenbach, 23. Dez. Die Sektion der Leiche der Anna Göbig ergab keine Anhaltspunkte dafür, ob Selbſtmord oder ein Verbrechen vorliegt. Wie ſeiner Zeit gemeldet, war die Verſtorbene am Abend dee 11. November, kurz vor 8 Uhr, von Hauſe weggegangen unter dem Vorwand, den Stenographieunterricht beſuchen zu wollen. Gegen 10 Uhr abends war ſie noch in der Frankfurterſtraße geſehen worden. Sie iſt zweifellos noch an demſelben Abend in den Main ge angen. l— Friedberg, 23. Dez. Am Montag wurde durch die hleſige Gendarmerie im Burghotel ein gefährlicher Ein⸗ brecher und Hochſtapler verhaftet und gefeſſelt ins Gefängnis gebracht. Vor einigen Tagen hatte er ſich in Ober-Ros bach ins Waldſchlößchen einlogiert, angeblich der geſunden Luft wegen, bat aber dort geſtern noch die Poſtkaſſe erbrochen, ohne viel zu finden. Dem Wirte des Walbdſchlößchens teilte er mit, daß er ins Bur hotel ziehen wolle, wo er mehr Abwechſelung finden würde. Bei ſeiner Ankunft in Friedberg fand er ſchon die Gendarmerie vor, die ihn in Haft nahm. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. i In Pabianice an der ruſſiſch-polniſchen Grenze wurde das Ehepaar Getreidehändler Adler in der Nacht er⸗ mordet und beraubt. In Zittau ſtarb die älteſte Frau Sachſens, Eleonore Geier, geb. Becker, kurz vor Vollendung ihres 105. Le⸗ bensajhres. Sie war bis kurz vor ihrem Tode geiſtig und körperlich rüſtig. r zu Teplitz verſtorbene Bergwerksbeſitzer Adolf Schneider hat für die Errichtung eines Waiſenhauſes teſta⸗ mentariſch vier Millionen Kronen hinterlaſſen. Gerichtsſaal. Im Prügelprozeß von Mieltſchin wurde die Be⸗ weiserhebung, die nichts von beſonderem Intereſſe mehr zutage förderte, geſchloſſen. Es folgt zunächſt das Plädoyer des Staatsanwalts. Er führt u. a. aus: Breithaupt habe immer ohne Unterſuchung gezüchtigt, und dies ſei gerade das Unglück, daß er auf gewiſſenloſe Denunziationen hin derartige Züchtigungen vorgenommen habe. Er habe ſo auf die Zöglinge in einer Weiſe ein⸗ gewirkt, die nicht mehr gutzumachen ſei. Daß nicht mehr vorgekommen iſt, und daß er kein Menſchenleben auf dem Gewiſſen habe, dafür möge er ſeinem Schöpfer danken. Vom Mai bis Ende Juli ſei täglich durchſchnittlich einmal in Mieltſchin geprügelt worden, in Lichtenberg ſeien viel⸗ leicht in ſieben bis acht Prozent der Fälle Schläge aus⸗ geteilt worden, während es ſich in Mieltſchin um eine Un⸗ zahl Fälle handelt. Der Staatsanwalt kommt ſchließlich zu dem Reſultat, daß vorſätzliche und ſelbſtverſtändlich auch gefährliche Körperverletzung vorliege. Stöcke ſeien immer gefährliche Werkzeuge, ferner liege auch gemeinſchaftliche Körperverletzung vor. Denn wer den Akt fortſetze, den ein anderer angefangen habe, handele mit ihm in Gemeinſchaft. Schließlich ſeien auch die Merk⸗ male der lebens gefährlichen Behandlung und der Freiheitsberaubung vorhanden. Die Ein⸗ ſperrung ſei zwar berechtigt geweſen, nicht aber die Dauer dieſer Einſperrung.— Sodann ergreift namens der Staasanwtaltſchaft Dr. Simon das Wort und erörtert die einzelnen Fälle.— Der Staatsanwalt Reiner bean⸗ tragte hierauf unter Freiſprechung der Angeklagten Bro⸗ ſinski und Habedank folgende Geſamtſtrafen: Breithaupt 1 Jahr Gefängnis und Verhaftung, Engels 4 Monate Gefängnis, Wrobel 2 Monate Gefängnis, Wendland 1 Monat Gefängnis, Riemſchneider 60 Mk. Geldſtrafe und Schüler und Lanz je 30 Mk. Geldſtrafe.— Nachdem Rechtsanwalt Dr. Roſenfeld als Vertreter des Neben⸗ klägers Ruppert erſucht hatte, Breithaupt keine mil⸗ dernden Umſtände zu bewilligen, trat eine Pauſe ein, nach deren Beendigung Rechtsanwalt Illich das Wort für den Angeklagten Breithaupt erariff.. Selten gute Enistenz! Abbtuch-Material bietet ſich auch für Nicht⸗ 1 Vom Abbruch der ehemaligen kaufmann durchllebernahme La. 809 füad Mannheim m 85 einer kleinen Filiale eines Conſum⸗Artikels. 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