— 8 5 1 84 5[Ternſprech Nr. 20 Viernheimer Nachrichten Bezugspreis: 2 20 Pf. monatlich einſchl. Bringerlohn. Durch die Poſt bezogen Mk. 1.14 vierteljährlich. Viernheimer Anzeiger Viernheimer Zeitung (Heſſiſch⸗badiſcher Grenzbote) Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim Geleſenſte und verbreitetſte FJeitung am hieſigen Platze Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Redaktion, Druck und Verlag von Wilh. Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Beilagen: „Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Viernheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Rathausſtraße Nr. 19. Gegründet 1884 Vr. 3. — Wochenrundſchan s Die Neujahrsfeier am königlichen Hofe hat ſich unter dem gewöhnlichen Prunk vollzogen. Be⸗ ſonders ausgezeichnet wurden diesmal unter dem großen Heere der Dekorierten und Beförderten drei verdiente deutſche Generäle, nämliche die Generaloberſten v. Schlief⸗ fen, v. d. Goltz und von Bock und Polach. Sie wurden zu Generalfeldmarſchällen befördert. Es iſt dies eine ſehr ſeltene Ehre. In früheren Jahren konnten Offiziere die Würde des Marſchallſtabes nur durch Kriegstaten er⸗ reichen. Für Friedenszeiten war der Rang eines General⸗ feldmarſchalls das Höchſte Ziel, welches für einen Militär erreichbar war. Die Zeiten haben ſich geändert. Wir haben eine lange Friedensperiode hinter uns, und dank der friedliebenden Politik Deutſchlands und ſeiner Ver⸗ bündeten iſt der Ausbruch gewaltiger Kämpfe in abſeh⸗ barer Zeit nicht zu befürchten. Da iſt es ganz richtig, daß man die alten verdienten Generale, auf die ſich für den Ernſtfall die ganze Hoffnung der Nation ſetzt, nicht bei dem Range der heck ten Würde, die der oberſte Heer⸗ führer zu verteilen hat, ſitzen läßt, ſondern daß man * mit der ſelbſt, an der natürlich die entſprechenden orteile hängen, ſchmückt. Notoriſch iſt es, daß die drei genannten Generale zu den hervorragendſten Taktikern und Strategen gehören, die die deutſche Armee jemals aufzuweiſen gehabt hat. Ein nachträgliches Weihnachtsgeſchenk erhielten wir durch eine gewaltige Millionenſtiftung, welche der amerikaniſche Multimillionär Carnegie Deutſchland überwieſen hat: ein Mann, der auf dem Gebiete der Millionenſtiftungen bisher jeden Rekord geſchlagen hat. Carnegie, der für ſeine Perſon ein ziemlich mäßiger und bedürfnisloſer Menſch iſt, weiß nicht recht, was er mit dem vielen Gelde anfangen ſoll, das ihm das launiſche Schickſal in den Schoß geworfen. Und da ſein Hirn voll iſt von hohem Idealismus und edlen, menſchenfreund— lichen Gedanken, ſo möchte er möglichſt die geſamte Menſch⸗ heit glücklich wiſſen. Das Glück aber erkennt er in der Hauptſache in der Aufrechterhaltung des Völkerfriedens und der Friedensidee hat er denn auch ſchon ganz unge⸗ heure Summen gewidmet. Diesmal gilt ſeine Schenkung den Helden; nicht jenen, die auf dem Kampfplatze blutige unden davongetragen. ſondern jenen friedlichen Helden, die ſich ausgezeichnet haben als kühne, todverachtende. unter Selbſtopferung wirkende Retter des Lebens ihrer vom Unheil bedrohten Mitmenſchen. Fürwahr, eine ſchöne Idee! Und ein durchaus richtiger Gedanke, denn viele tauſende ſolcher heroiſchen Menſchen, die durch ihre Tat vielleicht ſelbſt noch geſundheitlich zu Schaden gekommen find, leben unbeachtet und vielleicht in drückenden Sor⸗ gen und Entbehrungen im Verborgenen, ohne daß jemand eine Anerkennung für ſie findet oder auch ſich nur um ſie kümmert. Das ſchönſte an der Carnegieſchen Stiftung dürfte ſein, daß ſie einen gewaltigen Anſvorn bildet zu Im Schatten der Freilinde Erzählung aus dem 15. Jahrhundert von Hedwig Lange. 22(Nachdruck verboten) Dort gab es ſogleich eine lange heimliche Konferenz mit ihrer Vertrauten, der Kathi. Die wurde eingeweiht in den Plan, der Mechthild nach Hauſe geführt hatte, und ihre Aufgabe ſollte es nunmehr ſein, unter den männlichen Dienſtleuten der Burg— vielleicht durch ihres Peters Vermittlung— zu erforſchen, ob man in den letzten Tagen einen Gefangenen gemacht, und wem er zur Bewachung übergeben ſei. Nach ſtattgehabter ver⸗ traulicher Unterredung mit Peter kam Kathi, aufgeregt von guter Kunde, zu ihrer Herrin zurück. „Ja, Herrin,“ rief ſie,„ſie haben ihn wirklich, den Herrn Tucher aus Nürnberg, und denkt Euch nur, wie gut ſich das trifft, der Peter ſelbſt iſt es, der ihn in Obhut hat.“ Mechthild ſprang von ihrem Lager empor, auf dem die gefeſſen hatte, und warf ſich Kathi um den Hals. „O Kathi, Kathi! Er lebt alſo! Den Heiligen ſei Tank! Und Peter hütet ihn? Da wird's ihm doch nicht altzuſchlecht ergangen ſein. Aber ſprich doch, Mädchen. Was ſagt denn der Peter, wie es ihm gehe?“ m, ſchön nicht, das künnt Ihr Guch wohl denken. wird halt ein eigen Ding ſein für ſo ein verwöhntes ſeines Stadtherrchen, auf nackten feuchtem Boden zu lie⸗ gen bei Wafſer und Brot und Mäuſen und Ratten zur Ge⸗ ſellſchaft. „Karhi!“ ſchrie Mechtheld entſetzt. Das haben ſie ihm angetan?“ Kathi hub die üppigen Schultern. „Iſt das wahr? „Ja, meint Ihr; ſie werden dem Herrn Konrad Tucher zuliebe ein beſonde⸗ ne. den 7. e Sr 1. 2c. Jahrgans. guten Taten. Das hat denn auch der deutſche Kaiſer in ſeinem Dankſchreiben an Carnegie gebührend anerkannt. In Oeſterreich iſt, wie voraus zu ſehen, war, der frühere Miniſterpräſident Bienerth vom Kaiſer mit der Neubildung des Kabinetts beauftragt worden. Der Polenklub, welcher den Sturz des Kabinetts Bienerth ſeinerzeit veranlaßt hatte, iſt mit ſeiner Berechnung nicht ganz auf die Koſten gekommen. Zu einem Schutz⸗ und Trutzbündnis mit den Tſchechen in dem Sinne, daß dieſe den Polen die Kaſtanien aus dem Feuer holen ſollten, iſt es nicht gekommen. Eine Errungenſchaft aber haben die Polen inſofern zu verzeichnen, als ihr befähigſter Führer Glombinski in das Kabinett eintritt und wahrſcheinlich das Kultusminiſterium übernehmen wird. Dadurch ge— 3 natürlich der Einfluß der Polen einen ſtärkeren alt. In Frankreich hat die Frage der Waden des Sozialiſtenführers und Arbeiterſekretärs Durand, der be⸗ kanntlich von dem Schwurgericht in Rouen wegen An⸗ ſtiftung zum Morde zum Tode verurteilt worden war, ungeheuer viel Staub aufgewirbelt. Die revolutionären Maſſen nahmen eine furchtbare drohende Haltung ein. Präſident Fallieres hat ſich der Macht der Radikalen gebeugt und Durand zu einer Gefängnisſtrafe von ſieben Jahren begnadigt. Aber auch damit ſelbſt ſind die Radi⸗ kalen nicht zufrieden. Sie verlangen die vollſtändige Freilaſſung Durands, den ſie für unſchuldig erklären, und zwar nicht auf dem Wege der Begnadigung, ſondern im Rechtswege. Von Portugal drangen alarmierende Nachrichten in die Welt, wo nach ſich das Land in einer furchtbaren Gärung befinde, Heer und Marine jeden Augenblick zu Ungehorſam und Meuterei bereit ſeien, und ſich in aller Form eine Gegenrevolution vorbereite zur Wiederherſtel⸗ lung der Monarchie. Die Nachrichten aus den Regie⸗ rungskreiſen leugnen das alles ab und verſichern, daß das Land in tiefſter Ruhe ſich befinde. Allein ſo ganz aus den Fingern geſogen können derartige Alarmnach⸗ richten nicht ſein, wenn ſie von großen, ernſten Blättern verbreitet werden. Tatſache iſt jedenfalls, Hdatz die portu⸗ gieſiſche Regierung noch nichts für das Land irgendwie Erquickliches geleiſtet hat, daß ſie vielmehr bis jetzt nur Zeichen von Unfähigkeit und Schwäche bewieſen hat, und daß ihr noch nicht gelungen iſt, dem heilloſen Wirrwarr im Lande zu ſteuern. Politiſche NRundſchau. — Freiherr Mumm v. Schwarzenſtein, der deutſche Botſchafter in Tokio, der ſich auf der Rück⸗ reiſe von Japan nach Deutſchland befindet, tritt wegen eines Augenleidens zurück. Ueber einen Nachfolger iſt noch nichts Näheres beſtimmt. — Das Schiedsgericht für Entſchädigungen in Ma⸗ rokko hat für deutſche Forderungen in der Höhe von res Gefängnis geſchafſen haben mit einem Ofen und einem Teppich unter dem Tiſch?“ Mechthild wand verzweifelt die Hände ineinander. Das Bild des Geliebten in ſeiner grauſamen Lage ſtand peinigend vor ihrer Seele. Wie mußte er leiden, körper⸗ lich und geiſtig, der feine Mann, der behagliche, freund⸗ liche Umgebung brauchte wie die Luft zum Atmen. Er lag im unterirdiſchen Raum, den kein Sonnenſtrahl fand, auf kaltem, modrigem Boden, Tag und Nacht. Ueber feine Glieder kroch ekles Ungeziefer, und kaltes Waſſer und trocknes Brot diente den frierenden Gliedern zum Unterhalt. und mehr noch als das körperliche Ungemach quälte den Unglücklichen die Seelenangſt: was wird nun aus Dir? Was haben Deine Peiniger weiter vor? Wollen ſie Dich töten, oder wollen ſie Dich langſam verſchmachten laſſen? Zwei gräßliche Nächte weilte er ſchon in ſeinem ſchauerlichen Verſteck, die dritte ſtand bevor. Wie viele würden es ihrer noch werden, bevor ſie ihn zu erlöſen vermochte?! „Kathi,“ ſagte Mechthild atemlos,„Du mußt mir den Peter herſchaffen. Wir wollen gemeinſchaftlich über⸗ legen, wie wir Herrn Tucher befreien. Mach's vorſichtig; niemand darf ihn kommen ſehen. Wähle den Augenblick klug.“ Kathi verſchwand. Nach einer bangen halben Stunde, die ſich dem angſtvoll wartenden Mädchen zu einer Ewig⸗ keit dehnte, pochte es vorſichtig, und gleich darauf ſtand Peter, von Kathi gefolgt, im Zimmer. Er war ſchon über das Anſinnen, das an ihn geſteltt werden ſollte, unterrich⸗ tet und deshalb im ſtarker ſeeliſcher Bedrängnis. Mit nie⸗ dergeſchlagenen Augen ſtand er vor Mechthild und drehte krampfhaft den Rand ſeines Baretts zwiſchen den Fingern. „Nun, Peter, Du weißt Befcheid? Was ſagſt Du zu unſerem Plan?“ 1271405 Frank die Summe von 650026 Frank be⸗ willigt, womit die Beteiligten zufrieden ſind. * (Die nächſten Reichstagswahlen werfen beſonders im Ruhrrevier ihre Schatten voraus. Bekanntlich macht die Sozialdemokratie dort den Verſuch, du rch künſt⸗ liche Lohnbewegungen auch die politiſchen Waſſer auf ihre Mühle zu leiten. Man hat dazu mit Hilfe des alten Bergarbeiterverbandes zwei ganz unwichtige Organiſa⸗ tionen, die polniſche und die Hirſch⸗Dunckerſche, in die rote Gefolgſchaft gebracht und kündigt jetzt allenthalben Belegſchaftsverſammlungen an, in der Unfriede geſchürt und das Intereſſe für die Sozialdemokratie genährt wer⸗ den ſoll. Der Gewerkverein chriſtlicher Bergarbeiter, der ſich gegenüber dieſem ſkandalöſen Treiben in der Ab⸗ e befindet, erklärt dieſem Treiben gegenüber. daß einſchneidende Beſchlüſſe nur von den Organi⸗ ſationen oder den Verſammlungen der organiſierten Arbeiter ſelbſt gefaßt werden könnten. Der Gewerkverein warnt ſeine Mitglieder und die unorganiſierten Arbeiter, ſich von den Sozialdemokraten mißbrauchen zu laſſen, insbeſondere ſollten ſich die Bergleute nicht durch radikale Redensarten und Streikrufe ſozialdemokratiſcher und anarcho⸗ſozialiſtiſcher Schreier beeinfluſſen laſſen, die zum größten Teil nicht einmal Bergleute ſeien. Für näch⸗ ſten Sonntag beruft der Gewerkverein zahlreiche Ver⸗ ſammlungen für das ganze Ruhrbecken ein. An demſelben Tage finden in allen Agitationsbezirken des Ruhrgebietes Konferenzen für die Vertrauensmänner ſtatt.— Ganz ohne ernüchternde Aufklärung werden die Maſſen ſomit dem ſozialdemokratiſchen Mißbrauch der 1 Bewe⸗ gung zu Parteizwecken nicht gegenüberſteher : Um das Enteignungsgeſet; ſtreiten ſich neuerdings die Leut; herum, als ob es ſich um den zur nächſten Faſtnacht mit Sicherheit zu erwartenden Ruin des Vater⸗ landes handle. Natürlich ſuchen die Hakatiſten die Re⸗ jerung mit allen Mitteln ſcharf zu machen und ergehen 5 in den beweglichſten Anklagen gegen ſie, daß ſie von der„Klinge der Geſetzgebung“ noch keinen Gebrauch gemacht habe wider die i Polen. Von anderer Seite wurde dann mehrfach, natürlich in aufdringlichſter Ten⸗ denz, verkündet, daß die Regierung überhaupt die Nicht— anwendung des Geſetzes beſchloſſen habe. Das wird dem Reichskanzler nun doch zu bunt und er läßt durch ſeine Moniteure verkünden, daß die Nachricht von der Nichtan⸗ wendung des Enteignungs geſetzes ſelbſtverſtändlich falſch fei. Die Staatsregierung treffe keine allgemeine Ent⸗ ſcheidung, durch die ein von ihr ſelbſt herbeigeführtes Geſetz annulliert würde. Beſchlüſſe über ſpezielle Fälle, in denen die Anwendung des Enteignungsgeſetzes in Frage komme, ſtänden noch aus.— Dies wird natürlich dem lieblichen Frageſpiel neue Anregung geben: Kommt die Anwendung des Enteignungsgeſetzes, oder kommt ſie nicht? 19 Eine Pepiſion des Snionanegeſetzes wurde im An⸗ Peter bekam nur ſchwer die Lippen auseinander. Ein ermunterter Stoß in die Seite von Kathis Hand brachte ihn jedoch einen Schritt vorwärts und zum Reden. „Herrin,“ ſtammelte er,„ſo gern ich Euch diene, aber dies iſt eine Sache, die mich Kopf und Kragen koſtet, wenn es herauskommt.“ „Aber Peter, wer will denn Dein Verderben! Wenn Du hilfft, den Tuchers den Sohn wieder zuführen, ſo wiſſen ſie aruch, was ſie Dir dafür ſchulden.“ „Ja, ganz gut mögen ſie es ſchon meinen, aber ſie haben doch nicht die Macht, mich vor dem Zorn der Herren zu ſchützen.“ Mechthild dachte einen Augenblick angeſtrengt nach, dann ſagte ſie:„Ja, Peter, hierbleiben und Dein Schickſal abwarten darfſt Du freilich nicht; dann biſt Dun verloren. Du fliehſt mit uns, und des Ratsherrn Tucher Aufgabe wird es ſein, Dir zu einem Fortkommen anders⸗ wo behilflich zu ſein. Die Kathi geht mit Dir, und ihr werdet Euch heiraten können. Paß auf, Peter, Du wirſt es nicht bedauern, einem reichen und angeſehenen Manne Deine Dienſte geboten zu haben. Waſt haſt Du, wenn Du als unfreier Knecht hier weiter dienſt? Dein karger Sold erlaubt Dir niemals, Kathi zu heiraten; alt und grau könnt Ihr über dem Warten werden, und mit der Jugend wird Eure Liebe vergehen.“ Die Zukunftsausſichten, welche die Worte der Herrin ihr vormalten, gewannen Kathi ſehr ſchmerl für den Plan, und ſo traf bald ein neuer ermunterter Rippenſtoß den unentſchloſſen daſtehenden Peter. „Beſinn Dich nicht lang, ſei kein Banghaſe und verlaß Dich im übrigen auf mich. Ich helf, daß die Sache gut ausgeht.“ „Ja, aber Fortſetzung ſolgt.) ——— 5— ſchluß an den Prozeß gegen die engrtſchen Offtstere ver⸗ ſchiedentlich gefordert und auch halbamtlich in Ausſicht ge⸗ ſtellt. Jetzt läßt die Regierung verſichern, daß die ge⸗ plante Reviſion mit dem genannten Prozeß in keinem Zu⸗ ſammenhange ſtehe. Sie ſei ſchon vor längerer Zeit vor⸗ bereitet worden. Es handle ſich auch nicht um eine Ver⸗ ſchärfung der Beſtimmungen, ſondern im weſentlichen da⸗ rum, die im geltenden Geſetz etwa vorhandenen Un⸗ ſtimmigkeiten auszugleichen. Nach den beſtehenden Be⸗ ſtimmungen muß nämlich der Verſuch der Spionage mit Zuchthaus beſtraft werden, während die vollendete Spio⸗ nage mit Feſtungsſtrafe geahndet werden kann. Dieſe ſeltſame Unſtimmigkeit iſt daraus zu erklären, daß ſeiner⸗ zeit bei der Entſcheidung des Reichstags über das Spio⸗ nagegeſetz noch in letzter Stunde die Zulaſſung mildernder Umſtände beantragt und beſchloſſen wurde, daß dies aber nur bei vollendeter Spionage beſchloſſen wurde, während man es verabſäumt hat, auch beim Verſuch der Spio⸗ nage mildernde Umſtände zuzulaſſen. Die Folge davon war, daß das Reichsgericht ſich meiſt bemühte, wo nicht allzu ſchwere Fälle vorlagen, nicht auf einen Spionage⸗ verſuch, ſondern auf vollendete Spionage zu erkennen, weil in dieſem Falle mildernde Umſtände zugebilligt wer⸗ den konnten. Um dieſe Unſtimmigkeiten zu beſeitigen, wird in erſter Linie die Reviſion des Spionagegeſetzes vorbereitet. )—(Ausweiſung deutſcher Induſtrieller aus dem Elſaß. Den vier Brüdern de Wendel, von denen einer, Charles, dem Reichstage angehört, iſt der weitere Aufenthalt in den Reichslanden unterſagt worden. Da die Wendels zu den größten Eiſenwerksbeſitzern des Deutſchen Reiches gehören, bedeutet die gegen ſie verfügte Maßregel für die deutſche Eiſeninduſtrie ein Ereignis, das um ſo größere Beachtung erheiſcht, als unter Umſtän⸗ den 30 bis 40 000 Arbeiter dadurch brotlos werden. Die Brüder haben ſich nach dem franzöſiſchen Orte Joeuf begeben, der hart an der deutſchen Grenze liegt. Den Verkehr mit ihren Werken vermitteln Automobile. Die Urſachen dieſer ſenſationellen Maßregel werden ſtreng ge⸗ heim gehalten. Der Abgeordnete de Wendel, von dem man ſagt, daß er ſich der Gunſt des Kaiſers erfreut habe, will nicht wieder kandidieren. Der Induſtrielle, der auch in den Staatsrat von Elſaß⸗Lothringen berufen war, will das franzöſiſche Bürgerrecht erwerben. Jedenfalls darf man von der Regierung baldige Aufklärung über den Fall erwarten. Europäiſches Ausland. Frankreich. : Eine neue Kolonialkataſtrophe im Wa⸗ daigebiet wird gerüchtweiſe in der franzöſiſchen Preſſe angekündigt. So erfährt man aus Lorient, einer Pro⸗ vinzſtadt in Frankreich: Der Leutnant L'herrou von der Kolonialarmee hat an ſeine Familie in Lorient ein Telegramm, datiert vom Militärpoſten Goure, ge⸗ wichtet, welches nachſtehenden Inhalt hat:„Goure, 20. Dezember. Schwerer Kampf im Wadai; große Ver⸗ kuſte. Ich bin verwundet.“ Der Militärpoſten von Goure befindet ſich im Weſten des Tſchadſee in der Nähe von Tammergou. Das Kriegs⸗ und Marineamt teilt jedoch mit, daß es von einem ſolchen Kampfe keinerlei Nachricht erhalten habe. Man nimmt dort vielmehr an, daß ſich die beſagte Depeſche auf den Kampf bei Drijele vom November vorigen Jahres bezieht, und daß der Offizier wahrſcheinlich nur ſeine Familie beruhigen wollte. Hierzu wird noch bemerkt, daß der Poſten von Goure zirka 1000 Kilometer vom Wadaigebiet entfernt iſt. Aus Nah und Fern. — Herr Rechtsanwalt Soldan in Mainz hat der„Frkf. Zig.“ mitgeteilt, daß ibm von einer Aufſtellung als Kandidat der fortſchrittlichen Volkspartel im Wahlkrelſe Worms Heppenheim Wimpfen„noch nichts bekannt“ ſei. — Maunheim, 6. Jan. Stadtverordnetenvorſtands⸗ wahl. Bei der Wahl eines Erſatzmannes fär den verſtorbenen Stadtverordnetenvo ſtand Wilh. Fulda wurde der Stadtver⸗ orbneter Buchdruckereibeſitzer Iulius Bensheimer mit 78 Stimmen gewählt, 1 Zettel war weiß. Als Obmann wurde Stadtverorbnetenvorſtand Pfeiſfle mit 77 Stimmen gewählt. — Der 27 Jahre alte Spenglergeſelle Adam Wagner von Schwanheim ſtürzte ſich geſtern nachmittag um halb 4 Uhr aus dem fünften Stock des Hauſes J 4a 9 auf die Straße. Der Lebensmüde war ſofort tot. Er hatte das Genick ge⸗ brochen und ſonſtige tötliche Verletzungen erlitten. Der Kopf, auf den er geſtürzt zu ſein ſcheint, war ganz breit gedrückt. Wagner hatte erſt eine Stunde vor der Tat das Zimmer be⸗ zogen. Es ſcheint, daß er kein gutes Gewiſſen hatte, denn er verlangte zu wiſſen, ob die Kriminalpolizei nach ihm gefragt habe. Den Anmeldezettel hatte er noch nicht ausgefuͤllt. — Eich, 6. Jan. In trauriger Weiſe hat fur eine hieſige Frau das neue Jahr begonnen. Die Witwe Pflüger hatte ihr Enkelkind, einen 11 jährigen Jungen, bei ſich in Pflege. Die dünne Eisdecke hatte den Jungen verlockt, den Verſuch zu wagen, ob er vielleicht auf dem Altrhein dem Schlittſchuh- ſport huldigen könne. Zum Ueberfluß war er noch allein. Plötzlich hörten einige Kinder gellende Schreie und ſahen einen Menſchen mit dem Waſſer kämpfen. Einigen beherzten Bür- gern gelang es, den Knaben aus dem Waſſer zu ziehen. Er war aber ſchon tot. — Mainz, 6. Dez. Dee Fabrikant Dr. Martin Lewi, der ſich erſchoſſen hat, iſt erſt 30 Jahre alt, ledig und Mit⸗ inhaber der Oelfabrtk in Groß⸗Gerau. Er iſt außerdem ſehr vermögend. Das Motiv der Tat iſt noch unaufgeklärt, doch ulmmt man an, daß er die Tat krankheitshalber begangen hat, da er an einen hieſigen Arzt einen Brief hinterlaſſen hat. — Mainz, 4. Jan. Drei Schiffer begaben ſich am Neujahrsmorgen um 5 Ühr in fideler Stimmung zu ihrem am Hoftor vor Anker liegenden Schiffe„Winſchermann 7“ zurück. Der 36jährige Maſchiniſt Otio Müller aus Güſchs⸗ wagen, der als letzter Mann auf dem Laufbrett zu Boote ging, ſchaukelte dabei. Seine beiden Kollegen hörten plötzlich einen Fall und Müller war im Rhein verſchwunden. Müller kam nicht mehr zum Vorſchein. — Bühl, 6. Jan. Nach dem„A. u. B.-B.“ iſt bel der Staatsanwaltſchaft Offenburg eln Strafverfahren anhängig gegen einen hiefigen Arzt wegen Herausforderung zum Zwei⸗ kampf. Medizinalrat Dertinger ſoll eine Forderung von ſehr ſcharfen Bedingungen erhalten haben. 1 Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Der frühere ſtädtiſche Aufſeher James Galagher wurde wegen eines Mordanſchlages auf den Newyorker Bürgermeiſter Gaynor zu zwölf Jahren Gefängnis ver⸗ urteilt. In Rom iſt der von einem Hamburger nach dem Muſter des Tierparks in Stellingen angelegte Zoologiſche Garten eröffnet worden. — Hanau, 6. Januar. Der verſtorbene Kommer⸗ zienrat Heyligenſtaedt in Gießen hat ſeiner Vaterſtadt Vacha in der Rhön 30000 Mark vermacht. Die Zinſen dieſes Kapitals ſollen alljährlich an bedürftige, ſtrebſame Handwerker der Stadt Vacha zur Verteilung kommen. — Aſchaffenburg, 4. Jan. In Sommerthal in der Nähe von Aſchaffenburg erſtach der 34jährige Marti Dorn die 22 jährige Tochter eines Oekonomen namen Emilie Moosbacher durch 15 Meſſerſtiche. Der Grund der Tat iſt in Eiferſucht zu ſuchen. — Nierſtein, 4. Jan. Bei Aufräumungsarbeiten von alten Requiſiten im Gemeindehauſe zu Nierſtein wurden verſchiedene wertvolle Gegenſtände zutage gefördert, ſo 3. B. eine Fahne der 48er Freiſchärler. — Niederrad, 4. Jan. In Niederrad wurde ein angeſehener Bürger unter dem Verdacht verhaftet, durch ketrügeriſche Angaben von der Spar⸗ und Leihkaſſe 180 000 Mk. erſchwindelt zu haben. — Jugenheim, 4. Jan. Das ſtarke Erdbeben, das wohl auf allen Erdbebenwarten regiſtriert wurde, war nördlich von Afghaniſtan, alſo in einer Gegend, die wiederholt durch ſchwere Erdbeben heimgeſucht worden iſt. — Gießen, 4. Jan. In einem Hauſe der Stein⸗ ſtraße in Gießen fand in der Neujahrsnacht eine Gasver⸗ giftung dadurch ſtatt, daß aus einem in der Straße ge— platzten Gasrohr Gas in das Haus gedrungen war. Die im zweiten Stock des Hauſes wohnhafte Familie Belz mußte in eine Klinik gebracht werden, wo ſich der Ehe⸗ mann jetzt noch ſchwer krank befindet, während Frau und Kinder außer Gefahr ſind. Eine zweite Familie hatte weniger gelitten, und die Bewohner des erſten Stocks ſind gar nicht in Mitleidenſchaft gezogen worden. — Darmſtadt, 4. Januar. In der Feſtſtellungsklage des Agnaten des gräflichen Hauſes zu Erbach⸗Erbach, der Grafen Konrad, Eberhardt und Alexander, gegen den Chef des Hauſes, den Grafen Georg Albrecht, die dahin⸗ geht, feſtzuſtellen, ob der Erbgraf Erasmus zu Erbach⸗ Erbach, der Sohn des Grafen Georg Albrecht, bei Ein⸗ gehung ſeiner ſpäter vom Landgericht Frankfurt a. M. für ungültig erklärten Ehe mit Dora Fiſcher geiſtesgeſtört war oder nicht, hatten die Agnaten anfangs im Armen⸗ recht geklagt. Dasſelbe wurde ihnen kürzlich vom Land⸗ gericht Darmſtadt wieder entzogen, wogegen die Agnaten Beſchwerde beim Oberlandesgericht eingelegt haben. Der Wert des Streitgegenſtandes beziffert ſich auf 12½ Millio⸗ nen Mark. Jeder Termin in der Sache koſtet das nette Sümmchen von rund 5000 Mk. Eine umfangreiche Zeugenvernehmung hat an den Amtsgerichten zu Frank⸗ furt a. M., Königſtein i. T., Brückenau, Dresden, Berlin, Darmſtadt, Michelſtadt i. O. und Bern ſtattgefunden. Ein neuer Verhandlungstermin ſteht an der 1. Zivil⸗ kammer des Landgerichts Darmſtadt bevor. — Wiesbaden, 4. Jan. Das alte Jahr ſchlecht ab⸗ geſchloſſen hat eine Frau mit reichem Kinderſegen, welche kurze Zeit in der Neroſtraße zu Wiesbaden wohnte. Weil allerhand fremdes Volk bei ihr verkehrte, und der Haus⸗ herr die Ueberzeugung gewann, daß ſie ein veritables Abſteigequartier unterhalte, hatte er ihr gekündigt. Sie verſchuldete ihm neben 190 Mk. Miete noch etwa 250 Mk. an Gerichtskoſten, nichtsdeſtoweniger verſuchte ſie, ohne vorher gekündigt zu haben, das Weite zu gewinnen, als plötzlich ein Gerichtsvollzieher auf dem Plan er⸗ ſchien und auf Kiſten und Möbeln ſein Pfandzeichen an⸗ brachte. So energiſch die Frau auch proteſtierte, Hausherr und Gerichtsvollzieher ließen ſich nicht erweichen, und unter dem Gejohle einer von Minute zu Minute an⸗ wachſenden Menſchenmenge wurde das Möblement ins Haus zurückgeſchafft. Aus Stadt und Tano. * Das unglückliche Spielen mit Feuerwaffen! In Bardenberg bei Aachen traf der achtjährige Sohn des dortigen Bürgermeiſters beim Spielen mit einer gelade⸗ nen Flaubertbüchſe eine bei ſeinen Eltern zu Beſuch weilende junge Dame. Der Schuß ging der Unglücklichen in die Bruſt und führte ihren ſofortigen Tod herbei. ** Ein Mißgriff in einer Apotheke in Allenſtein hat einen Todesfall nach ſich gezogen. Dem zweijähri⸗ en Töchterchen des Regierungsbaumeiſters Menne ver⸗ chrieb der Arzt ein Kalomelpulver gegen Verſtopfung. Nach der Einnahme des Pulvers fiel das Kind ſogleich in einen tiefen Schlaf, aus dem es nicht mehr erwachte. Wie ſpäter der Bruder des Baumeiſters, ein auswärti⸗ ger Arzt, feſtſtellte, hatte das Kind ſtatt des verſchriebe⸗ nen Mittels ein Morphiumpulver bekommen. Der Staats⸗ anwalt hat das Pulver beſchlagnahmt und eine Unter⸗ ſuchung eingeleitet. Die Schuld an der verhängnisvollen Verwechſelung ſoll einen nicht geprüften Apothekergehilfen treffen, der das Pulver angefertigt hat. Von ſeinen Fahrgäſten erſchlagen wurde in Unter⸗ mais bei Meran ein Fiaker, der ſie nachmittags von Gaſthaus zu Gaſthaus geführt hatte und dem ſie das Fahrgeld verweigerten. Die Leiche wurde auf der Straße gefunden; die Täter wurden verhaftet. Ein internationales Schnee⸗Unwetter hat einge⸗ ſetzt. Wie in Berlin, wie in ganz Deutſchland, ſo ſchneit es auch im Lande, wo die Zitronen blühen, in Ober⸗ italien, unaufhörlich. Infolge der heftigen Schneefälle und des Unwetters in Oberitalien ſtockt überall der Zug⸗ verkehr. Züge aus Mailand treffen nicht mehr in Rom ein. Drei norditalieniſche Linien ſind durch Schneemaſſen unterbrochen.— Aus Trieſt wird noch gemeldet: Seit mehreren Tagen wütet hier ein ungewöhnlich heftiger Sturm. Zahlreiche Perſonen in der Stadt wurden durch den Orkan zu Boden geſchleudert; 13 Perſonen wurden mit ſchweren Verletzungen, zumeiſt Knochenbrüchen, in das Spital gebracht. *Die ſpaniſchen„Schatzgräber“ haben den Schau⸗ Matz ihres Schwindels jetzt nach Amerika verlegt und trei⸗ ben es dort gleich— echt amerikaniſch!— im Großen. Auf einen neuen Gaunertrick verfällt eine amerikaniſche Betrügergeſellſchaft. Sie forderte in einem Schreiben einen Beamten in Thorn auf, ihr Adreſſen von Leuten einzuſenden, die eventuell Verwandte in Amerika beſitzen und Erbſchaften erwarten. Er ſoll auch dafür ſoraen. daß zuerſt das Geld für die entſtehenden Unkoſten abge⸗ fandt wird. Davon werden ihm beſtimmte Prozente zu⸗ geſichert. Natürlich ſoll auch er zuerſt einen Sicher⸗ heitsfonds von 20 Mark einſchicken. —Entgleiſung des Berlin— Kopenhagener D⸗Zuges. Der D⸗Zug Berlin— Kopenhagen iſt am Donnerstag abend bei Station Granſee verunglückt. Die Inſaſſen wurden plötzlich durch einen kräftigen Ruck durcheinander gewor⸗ fen. Die Lokomotive des D⸗Zuges war in einen Güter⸗ wagen, der mit acht bis zehn Ochſen beladen war, mit ſolcher Wucht hineingefahren, daß ſie ſich tief in den Wagen eingebohrt hatte und mit den Vorderrädern hoch in die Luft ragte. Die Tiere lagen teils tot, teils ſchwer verletzt auf den Schienen. Das Zugperſonal des D⸗Zuges und die Inſaſſen kamen glücklicherweiſe mit leichteren Kontuſionen und Hautabſchürfungen davon. Anſcheinend iſt der Zuſammenſtoß durch ein Verſehen beim Rangieren des Güterwagens entſtanden. Ein weiteres Todesopfer des Winterſports. Auf der Rodelbahn am Riſſerſee bei Garmiſch in Oberbayern ereignete ſich ein ſchweres Bobſleighunglück. Ein mit vier Münchener Studenten und einer Dame beſetzter Bobfleigh, auf dem den ganzen Tag über trainiert wor⸗ den war, ſtieß bei der letzten Fahrt an eine vier Meter hohe Schneewand. Sämtliche Fahrer wurden hinausge⸗ ſchleudert. Der 21 jährige Studierende der Zahnheilkunde Fritz Oberüber aus Preußiſch-Eylau, der an einen Baum flog, wurde ſofort getötet, die übrigen Studenten und die Dame aus München erlitten nur leichte Ver⸗ letzungen. * Die Waden bringens' an den Tag. In Herzogs⸗ reuth im bayeriſchen Wald fielen einem Gendarmen die dicken Waden eines böhmiſchen Handwerksburſchen auf. Er unterſuchte ihn, und ſiehe da, die Waden und der ganze Mann war mit Sacharin ausgeſtopft, deſſen Schmuggel an der bayeriſch-böhmiſchen Grenze nach wie vor mit allen Schikanen betrieben wird. ** Eine ehemalige Negerſklavin in einem Tiroler Kloſter. Im Kloſter der Tertiarſchweſtern in Mühlbach (Puſtertal) ſtarb die Laienſchweſter Aloiſia Alima, eine Negerin, die im Jahre 1855 mit anderen Negermädchen in Kairo aus der Sklaverei losgekauft und nach Tirol ge⸗ bracht worden war. Die Verſtorbene war die Tochter eines Häuptlings und wirkte im Kloſter als Blumenmacherin 271 Köchin. Sie hat alle ihre Schickſalsgenoſſinnen über⸗ ebt. * Die Leiche des Fliegers Grace, der, wie gemeldet, vor zwei Wochen bei einem Fluge über den Kanal ver⸗ unglückte, iſt jetzt gefunden worden. Beim belgiſchen Aero⸗ klub iſt ein Telegramm aus Oſtende eingelaufen, wonach der Leichnam des verunglückten Kanalfliegers nebſt Brille und Kappe bei Marie Kerke angeſchwemmt worden iſt. Marie Kerke iſt ein kleiner Ort unweit von Oſtende. ** Ein teufliſcher Anſchlag. Auf der Dampfſtraßen⸗ bahn zwiſchen Ilpendamm und Zunderdorp in Nordhol⸗ land wurden zwei Flaſchen Nitroglyzerin mit einer Lunte gefunden. Ein Mann aus Amſterdam, der der Tat drin⸗ gend verdächtig iſt, wurde im Schellingwoude verhaftet. * Der vermißte Ballon„Hildebrandt“ ſollte nach einer Stockholmer Meldung in Schweden am Donnerstag geſichtet worden ſein. Man ſah dort einen Ballon in ſchnellem Fluge vorüberſchweben, den man für den Ber⸗ liner Ballon hält. Gegenüber dieſer Annahme wird allerdings von fachmänniſcher Seite eingewandt, daß es ſich ſchwerlich um den Ballon„Hildebrandt“ handeln könne, da ſich derſelbe höchſtens bis zum Sonntage habe in der Luft halten können. Inſaſſen hat man übrigens in der Gondel des Ballons nicht bemerkt. * Einbruch in ein Alpenhotel. Das Hotel Ferdi⸗ nandshöhe auf dem Stilfſerjoch wurde von Einbrechern teilweiſe an Fenſtern und Türen demoliert und ver⸗ ſchiedener Eß⸗ und Trinkwaren beraubt vorgefunden. Die Täter, die jedenfalls mehrere Tage in Küche und Kutſcher⸗ ſchwemme gehauſt haben, waren zu früh ausgeflogen. Blutiger Kampf bei einer Richterwahl. Anläßlich einer in Monnay(Ungarn) ſtattfindenden Wahl eines Richters kam es zwiſchen den beiden ſich gegenüberſtehen⸗ den Parteien zu einem blutigen Kampfe. Zwei Perſonen wurden getötet, fünf ſchwer und eine Anzahl anderer leichter verletzt. * Durch freiwilligen Opfertod hat ein ruſſiſcher Weichenſteller bei Odeſſa ſeine Fahrläſſigkeit im Dienſte gebüßt. Der Weichenſteller Bondaruch hatte durch falſche Weichenſtellung verſchuldet, daß zwei Züge auf demſelben Gleiſe einander entgegenraſten. Bondaruch warf ſich, das Signal ſchwingend, platt auf die Schienen und verhinderte ſo einen Zuſammenſtoß, der bei den ſtark be⸗ ſetzten Zügen furchtbare Folgen gehabt hätte. Der Beamte ſelbſt büßte dabei ſein Leben ein. Für ſeine Familie wird die Bahnverwaltung ſorgen. ** Hungerſtreik franzöſiſcher Soldaten. In Toulon meuterten etwa hundert Mann der Handwerkerkompagnie des 10. Fußartillerie-Regiments, indem ſie ſich weigerten. die Arbeit, zu der ſie kommandiert waren, aufzunehmen; ſie gaben an, die Mittagskoſt ſei ſchlecht und nicht aus⸗ 1 genug. Den Vorgeſetzten gelang es endlich, ſie nach em Arbeitsplatze zu bugſieren. Doch dort erklärten die Leute den ſogenannten Streik der gekreuzten Arme, das heißt, ſie taten nichts. Am Abend verweigerten ſie die Einnahme des Abendbrotes. Endlich gelang es dem herbei⸗ gerufenen Oberſten nach vielem Parlamentieren, die Leute vorläufig zur Vernunft zu bringen, indem er ihnen eine Unterſuchung der Nahrungsangelegenheit zuſagte und ver⸗ ſprach, daß ſo etwas nie mehr vorkommen werde. Darauf wurde die Arbeit, obſchon widerwillig, wieder aufge⸗ nommen. ** Der feuergefährliche Punſch. Die Unterſuchung der franzöſiſchen Militärbehörde über die Urſachen eines Brandes, der eine Kaſerne in Compiegne zerſtörte, hat bereits zu einem ſeltſamen Ereignis geführt: Die Generale Vautier und Dournee haben nämlich feſtgeſtellt, daß an jenem Tage eine Anzahl beurlaubter Soldaten in einem Zimmer der Kaſerne einen Punſch bereitet haben. Beim Anzünden des Alkohols gingen ſie unvorſichtig zu Werke und verurſachten ſo das Feuer. Sie werden ſich nicht vor einem Kriegsgericht verantworten müſſen, haben aber immerhin Haftſtrafen bis zu 60 Tagen zu erwarten. dDer heutigen Nummer liegt ein Proſpekt des Inſtitut„Aesculap“, Stadtamhof(Bayern) bei, welcher allen Intereſſenten zur gefl. Beachtung empfohlen wird. 2 3 Veſſcle Ahe, f ande Aachen! Nut ten b. bt. eint Jalegftt 8 an Hal Stellun chung Verlaui mm! Vahle Imi vatib rech fi M5 J. M N.