15 U Viernheimer Nachrichten Bezugspreis: 20 Pf. monatlich einſchl. f Bringerlohn. Durch die Poſt bezogen Mk. 1.14 vierteljährlich. Feruſprech⸗Nr. 20 ernheimer Viernheimer Zeitung (Heſſiſch⸗badiſcher Grenzbote) Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim Geleſenſte und verbreitetſte Jeitung am hieſigen Platze Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Redaktion, Druck und Verlag von Wilh. Bin gener, Viernheim. — Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. nzeiger Vieruheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pft. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Gegründet 1884 0 Vr. 7. Schutz der Jugend! Wir leben im„Zeitalter des Kindes“. Mehr und mehr ſind die Kulturvölker zur Einſicht gelangt, daß eine weitere Förderung der Kultur, eine weitere Hebung des Allgemein⸗Wohlſtandes, ſich nur erzielen läßt, wenn die heranwachſende Generation an Geiſt und Kör⸗ per eine geſunde Entwickelung findet. So haben ſich ſeit langen Jahren warmherzige Menſchenfreunde beſonders aus dem Lehrerſtande— was dieſem in der Kultur⸗ geſchichte ſehr hoch angerechnet werden wird— der viel⸗ fach bedrängten Jugend angenommen. Dabei hat ſich nach und nach ein Bild von der Lage der Jugendlichen ent⸗ wickelt, das geradezu erſchreckend war. Die ſoziale Not der in eitler Verkennung der induſtriellen Wirtſchaft, noch mehr aber in Ueberſchätzung der eigenen Kraft in den Großſtädten zuſammengeſtrömten Maſſen hat einem Teile der heranwachſenden Jugend grauenhafte Entwickelungs⸗ verhältniſſe geſchaffen. Nicht minder aber leidet ein Teil der Jugend unter dem Unverſtand und der moraliſchen Minderwertigkeit— Alkoholismus!— der Eltern und der Pflegeeltern und Arbeitgeber. Da will nun der Geſetz⸗ geber in ſeiner Vorlage über die Abänderung des Straf- geſetzbuches, mit der ſich der Reichstag am Freitag und Samstag zu befaſſen hatte, ſchon jetzt, vor der im Laufe dieſes Jahrzehnts in Ausſicht ſtehenden allgemeinen Straf— rechtsreform, eine Abänderung eintreten laſſen. Da die Verhandlungen im Reichstage ſich faſt nur um juriſtiſche Spitzfindigkeiten allerkleinlichſter Art drehten, ſei hier die Materie in ihren Einzelheiten dargeſtellt. Der Paragraph 223 R.⸗Str.⸗G.⸗B. droht Strafen an für Körperverletzung. Der Paragraph 223äa ſetzt für gewiſſe ſchwere Körperverletzungen eine Mindeſtſtrafe von zwei Monaten Gefängnis feſt. Die Strafgeſetznovelle fügt daran einen neuen Abſatz, der in der urſprünglichen Re⸗ gierungsvorlage lautete: „Gleiche Strafe tritt ein, wenn gegen eine noch nicht vierzehn Jahre alte oder wegen Gebrechlichkeit oder Krank⸗ heit wehrloſe Perſon, die der Fürſorge oder Obhut des Täters unterſteht, eine Körperverletzung mittels grauſamer Behandlung begangen wird.“ In der Kommiſſion ſind daran einige Veränderun⸗ gen vorgenommen worden, ſo daß der Kommiſſionsantrag in zweiter Leſung folgendermaßen lautete: „Gleiche Strafe tritt ein, wenn gegen eine noch nicht achtzehn Jahre alte oder wegen Gebrechlichkeit oder Krank⸗ heit wehrloſe Perſon, die der Fürſorge oder Obhut des Täters unterſteht oder ſeinem Haushalt angehört, eine Körperverletzung mittels wiederholter roher oder boshafter Behandlung begangen wird, oder wenn derjenige, der zur ürſorge oder Obhut einer ſolchen Perſon verpflichtet iſt, uldet, daß ein anderer gegen dieſe Perſon eine Körper⸗ verletzung der vorbezeichneten Art begeht.“ Im Schatten der Freilinde Erzählung aus dem 15. Jahrhundert von Hedwig Lange. 26(Nachdruck verboten) Mechthild ſchüttelte ſtill das Haupt. geſſen. Er litt durch mich noch mehr.“ „Nun alſo, ſo bleibt. Oder ſoll ich erſt mein Weib „Das iſt ver⸗ zu Hilfe rufen, daß es Euch überreden hilft?“ Kraftlos ſank Mechthild auf den verlaſſenen Sitz zu⸗ rück, und wie ſie einen Augenblick in Erſchöpfung das blonde Haupt an die hohe dunkle Rückwand des Armſtuhls lehnte und die Augen ſchloß, da ſah ſie ſo zum Erbarmen aus, daß es dem ſtillen Beobachter heiß zum Herzen wallte. Das liebliche Geſchöpf, wie hatte es gelitten, wie tapfer ſich erwieſen. Nun ſollte ſeine Leidenszeit zu Ende ſein, und was in ſeinen Kräften ſtand, das wollte er tun, es wieder glücklich zu machen. Ihm war in dieſem Augenblick, trotz des blaſſen Jammers vor ſeinen Augen und dem anderen nebenan, ſo lind und wohl ums Herz, als müßten ſich nun alle Zweifel löſen und alles zum guten Ende wenden. Konrad wurde ernſtlich krank. Noch in derſelben Nacht nach ſeiner Heimkehr fing er an, irre zu reden, und und das Fieber ſteigerte ſich von Tag zu Tag zu unheim⸗ licher Höhe. Von Mechthilds Gehen war nun nicht mehr die Rede. Sie fühlte ſelbſt, ſie konnte jetzt nicht fort, wo ſein Leben in Frage ſtand. Zudem brauchte die Tuche⸗ rin notwendig weibliche Unterſtützung bei der Pflege des Kranken. Brigitte konnte nicht immer zu Hauſe ſein, weil ſie ſelbſt einen Hausſtand und den Mann daheim hatte. Sa ſaß denn Mechthild manche Stunde bei Tag oder Nacht, wenn die erſchöpfte Mutter den verſäumten Schlaf Dienstag, den 17. Januar 1911. Sowohl über die Höhe des Schutzalters, wie uver die Definition des Vergehens und über die Art und Höhe der Strafe gingen nun im Plenum wieder die Meinungen ſehr auseinander. Ein Kompromißantrag Faßbender(Etr.) u. Gen., der u. a. das Schutzalter auf 16 Jahre feſt⸗ ſetzt und in beſonderen Fällen Zuchthausſtrafe zugelaſſen ſehen will, ſuchte den Reichstag auf einer mittleren Linie zu einigen, doch wurden gleich wieder, wie oben erwähnt worden iſt, zu dieſem Antrage verſchiedene Abänderungs⸗ anträge geſtellt. Die Vertreter der verbündeten Regie⸗ rungen befürworteten die Anſetzung des Schutzalters auf 16 Jahre, weil mit dieſem Alter Mädchen ſchon heirats⸗ fähig ſind und mit 17 Jahren ein junger Mann ſchon wehrfähig iſt. Auch über die Kennzeichnung der Tat als„roh“ oder„boshaft“ oder„grauſam“ war man ſich nicht einig. Bei den Abſtimmungen kam ſchließlich fol⸗ gender Wortlaut heraus, der ſich im weſentlichen an einen anderen Kompromißantrag, Dr. Dahlem(Ctr.) u. Gen., unter Berückſichtigung von Anträgen Frohme und Müller⸗ Meiningen anlehnte: „Gleiche Strafe tritt ein, wenn gegen eine noch nicht achtzehn Jahre alte oder wegen Gebrechlichkeit oder Krank⸗ heit wehrloſe Perſon, die der Fürſorge oder Obhut des Täters unterſteht oder ſeinem Haushalte angehört oder die der Fürſorgepflichtige der Gewalt des Täters über⸗ laſſen hat, eine Körperverletzung mittels grauſamer oder boshafter(oder„grauſamer oder roher?“) Behandlung be⸗ gangen wird.“ Der Schlußſatz des Antrages Dahlem, wonach in be⸗ ſonders ſchweren Fällen Zuchthaus bis zu fünf Jahren ſollte erkannt werden können, fand keine Mehr⸗ heit im Hauſe. Immerhin iſt mit dem, was hier unter führender Anteilnahme des Centrums erreicht worden iſt, ein er⸗ heblicher Schritt zu geſunden Verhältniſſen getan worden. Politiſche Rundſchau. .„Die Einführung kaufmänniſcher Geſchäftsführung in die Reichsverwaltung, die zu weſentlichen Erſparniſſen im Beamtenapparat führen muß, iſt bekanntlich ſeit dem Kieler Werftprozeß als Notwendigkeit nicht nur von den Volksvertretern, ſondern auch von der Regierung aner⸗ kannt worden. Man macht nun energiſche Anſtrengun⸗ gen, um auf dieſem Gebiete vorwärts zu kommen. Wie die„Mil. Pol. Korreſp.“ mitteilt, haben ſich auf eine amtliche Einladung hin die Abgg. Nacken, Erzber⸗ ger und Dr. Weber in Begleitung eines Offiziers des Kriegsminiſteriums mit einem von den Verkehrstrup⸗ pen zur Verfügung geſtellten Armee⸗Kraftwagen nach Spandau begeben, um die Buchführung der mili⸗ täriſchen Werkſtätten und die auf die Kontrolle des Oberrechnungshofes ſich beziehenden Fragen zu ſtudie⸗ ren, die ähnlichen Reformen und Vereinfachungen unter⸗ im nebenan gelegenen Zimmer nachholte, bei dem Fie⸗ berndem, flößte ihm die vom Medikus verſchriebenen Mix⸗ turen achtſam zur vorgeſchriebenen Zeit ein, erneuerte ihm die Eisumſchläge auf der Stirn und hielt ihn mit ſanftem Zuſpruch auf ſeinem Lager feſt, wenn er in der Hitze ſeiner wilden Phantaſien hinauswollte. Mit Bangen und Staunen, mit Freude und Furcht erfuhr ſie nun aus unzuſammenhängenden Reden, welche Rolle ihre Perſon in ſeinem Geiſtesleben ſpielte. Mechthild und immer Mechthild! Bald rief er ihren Namen mit zärtlicher Sehnſucht, bald mit Abwehr und Grauſen. Auf wunderbaren Pfaden, auf welchen Mechthilds Verſtändnis ihm nicht zu folgen vermochte, wandelte ſein wirrer Geiſt: Er fühlte ſich als Verbrecher und Mörder, und brachte ſelbſt den Namen in Zuſammenhang mit ſeinen wilden Selbſtanklagen. Der Zufall wollte es, als eines Nachts Mechthild den Wachtdienſt hatte und auch der Ratsherr im Kranken⸗ zimmer weilte, daß Konrao ähnliche Fieberreden führte. Sie malten heute völlig das Bild des Gerichtsakts im Walde aus, und zum erſten Male ging Mechthild ſo et⸗ was wie Verſtändnis, wie eine Ahnung des wirklichen Zuſammenhanges auf. Ihr ſcheuer Blick ſtreifte Troſt und Erklärung ſuchend das Geſicht des Vaters, der mit tiefgeſenktem Haupte neben dem Lager ſaß und die fieber⸗ zuckende Hand des Sohnes in der ſeinen feſthielt. Da hob er den Blick, als ar Mechthilds bittende Augen fühlte; ſichtlich kämpfte er einen kurzen Kampf mit ſich. Dann ſtand er auf, zog das Mädchen mit ſich in den Hinter⸗ grund des Zimmers und raunte ihm hier zu:„Ja, ſiehe, das iſt nun die Löſung des Rätſels, das ſein Gemüt bedrückt hat all die lange Zeit her. Die Fieberreden des Kranken da haben Dir den Schleier zum größten Teil gelüftet; ich will es ganz tun, obwohl es gegen den Schwur iſt, den ich geſchworen habe unter der Freilinde zu Dortmund. Doch horch, welch' ſeltſamer Zufall legt 27. Jahrgang. zogen werden ſollen, wie dies— nach der Tirpitzſchen Erklärung in der Budgetkommiſſion vom letzten Donners tag— bei den Werftverwaltungen geplant und zum Teil bereits in Angriff genommen iſt. Dieſe drei Abgeord⸗ neten und Mitglieder der Budgetkommiſſion haben im September v. J. der Werft in Kiel einen Informations beſuch abgeſtattet und wollen am nächſten Montag ſich, einer Bitte des Reichsſchatzſekretärs entſprechend, die Buch⸗ führung der Reichsdruckerei anſehen. Aehnlich wie im Falle des Marineetats dürften die von den drei Parlamentariern zu machenden Beobachtungen ſich zu einer Reihe von Anträgen dahin verdichten, die Span⸗ dauer Betriebe und das Reichsdruckereireſſort ebenfalls ſtreng nach kaufmänniſchen Grundſätzen zu regeln, damit auch dort, bei der vielfach allein für die Potsdamer Reviſionsſtelle vorhandenen Buchung, Kon⸗ trolle und Aufſicht, zukünftig die Koſten für ganze Be⸗ amtenkategorien geſpart werden können. „:: Mißbrauch der Volkszühlungsliſten? Wie aus München gemeldet wird, bringt in Form einer Anfrage an die bayeriſche Staatsregierung die„Münchener Poſt“ die überraſchende Meldung, daß entgegen allen Ankündi⸗ gungen, die Volkszählungsliſten würden weder zur Steu⸗ er noch zu politiſchen Zwecken verwendet werden, fämt⸗ liche Regierungen und ſtatiſtiſchen Landesämter veran⸗ laßt worden ſeien, von jeder Zählkarte eines in Deutſchland wohnenden Ausländers eine Abſchrift an das Miniſterium des Innern zu ſchicken.— Man wirt abwarten müſſen, ob ſich dieſe Mel⸗ dung bewahrheitet. ;: Ein deutſcher Gemeindebeamtenverband ſoll auf Anxegung des Zentralverbandes der bayeriſchen Ge⸗ meindebeamten auf einem noch einzuberufenden 1. Deut⸗ ſchen Gemeindebeamtentag ins Leben gerufen werden 17 Der zweite deutſche Heimärveitertag trat in Berunm ßuſammen, um zu dem Entwurf eines Heimarbeiter⸗ geſetzes kurz vor der Entſcheidung im Reichstage Stel⸗ lung zu nehmen. Unter den erſchienenen Parlamenta⸗ riern befanden ſich vom Centrum die Abgeordneten Dr. Hitze und Trimborn. Es wurde eine umfangreiche Reſolution zur Beratung geſtellt, der wir das Weſent⸗ lichſte nachſtehend entnehmen: Der Entwurf eines Haus⸗ arbeitsgeſetzes wird begrüßt. Die Verbeſſerungen der Kommiſſion, namentlich die obligatoriſchen Lohntafeln und Lohnbücher, müßten aber erhalten bleiben. Ferner dürfe die Entlohnung der Arbeit nicht ſchrankenloſer Willkür überlaſſen bleiben, müſſe auch eine weſentliche Aufbeſſe⸗ rung erfahren. Die verſagende Kraft der Arbeiterorga⸗ niſationen müſſe durch die des Staates erſetzt werden. Dazu treten noch zahlreiche Einzelwünſche, die größten⸗ teils ſchon in früheren Eingaben und Kundgebungen for⸗ muliert ſind. Die Reichswertzuwachsſteuer, dieſe viel um⸗ ſtrittene Vorlage, die noch in dieſer Reichstagsſeſſion er⸗ ledigt werden ſoll, entfeſſelt, je näher die Entſcheidung rückt, umſo lebhafteren Widerſyruch in Intereſſenten unſerem Kranken juſt die Worte in den Mund, die wir beide an derſelben Stelle nachſprechen mußten.“ In der Tat, die trockenen Lippen des Fiebernden murmelten eben zuſammenhängende Sätze, in denen das Mädchen eine Schwurſormel erkannte, deren gewichtige Worte gleich Hammerſchläge ihr auf's Herz fielen. Der Anfang war ihr entgangen, doch weiter hörte ſie noch: „.... und verhehlen vor Weib und Kind, vor Vater und Mutter, vor Bruder und Schweſter, vor Feuer und Wind, vor allem, was die Sonne beſcheint und der Regen bedeckt, vor alle dem, was zwiſchen Himmel und Erde iſt.“ „Hörſt Du wohl, Mechthild? Vor Vater und Mutter, vor Weib und Kind, vor Bruder und Schweſter, und tvotz⸗ dem will ich Dir jetzt die ganze Wahrheit ſagen und hoffe, es ſoll mir nicht als Sünde gerechnet werden vor dem irdiſchen wie vor dem himmliſchen Richterſtuhl, denn es gilt gut machen, was Schlimmes hat geſchehen müſſen.“ Und dann erzählte er dem erſchüttert lauſchen⸗ den Mädchen von ſeiner und Konrads Zugehörigkeit zum Dortmunder Freiſtuhl und von dem unſeligen Zufall, der juſt Konrad und ihn ſelbſt zum Mitvollſtrecker des über ihren Vater gefällten Urteils machte. Wie Konrad ſelbſt unter dem Verhängnis gelitten, daß alle Welt hätte glau⸗ ben müſſen, ein unſeliger Dämon habe von ſeinem Geiſtes⸗ leben Beſitz ergriffen, und wie es doch nichts geweſen ſei als die vermeintliche Schulo dem Mädchen ſeiner Liebe gegenüber, die ihn ſo nieoergedrückt und ſo unmenſchlich gequält habe.„Nun ſieh, Mechthild,“ ſchloß er ſeinen Bericht,„kannſt Tu über dieſen Punkt hinweg, kannſt Du ohne Schaudern die Hand faſſen, die ſchuldlos ſchul⸗ dig an Deines Vaters Tode wurde, ſo iſt— ſo wird alles gut. Du wirſt ihm mild und vorſichtig zu erkennen geben; was Du weißt, und daß Du ihn dennoch liebſt. Du wirſt die Schatten verjagen, die ſeinen Geiſt umlagern, und ſeine Augen wieder lehren, licht und freundlich ins Leben zu blicken.“(Schluß folgt) —= kreſſen. In Kaſſel haben ſich die Hausbeſitzer zu einer ſcharfen Proteſtreſolution aufgerafft, die folgen⸗ dermaßen lautet: „Die verſammelten Hausbeſitzer proteſtieren gegen die geplante Reichswertzuwachsſteuer, da dieſe auch den wohl- derdienten Wertzuwachs trifft, dem ſchon ohnehin ſchwergedrückten ſtädtiſchen Hausbeſitzerſtand eine weitere Be⸗ lastung auferlegt, das Großkapital ſchont, dem Gerechtig⸗ eitsgefühl widerſpricht und einen nicht unbedenklichen Schritt auf dem Wege der ſozialiſierenden Lehre bedeutet.“ Dieſe Stimmen werden ſich wohl noch vermehren, ſie werden aber das Zuſtandekommen des in ſeinem Kern gefunden Geſetzes ſchwerlich verhindern können. Parlamentariſches. Die Pripatbeamtenverſicherungsvorlage ſoll die Unterſchrift des Kaiſers erhalten haben und wird in den nüchſten Tagen veröffentlicht werden. Die Budgetkommiſſion des Reichstags hat unter dem Vorſitz des Abg. Freiherrn v. Gam p(Rp.) ihre Ar⸗ heit am Donnerstag aufgenommen. Zunächſt wird über den Marineetat verhandelt. Dazu liegen zwei Reſo⸗ lutionen vor, eingebracht von den Abgg. Erzber⸗ ger(Ctr.), Nacken(Ctr.) und Dr. Weber(utl.), die die Werften Kiel und Wilhelmshaven beſichtigt haben und beantragen, daß die Werften nach einheitlichen, Anfacheren Grundſätzen verwaltet werden ſollen, und daß Nr 1911 eine kaufmänniſche Bilanz für die Werft Wilhelmshaven aufgeſtellt werden ſoll. Die Rechnungs⸗ kontrolle müſſe an Ort und Stelle ausgeführt und ver⸗ einfacht werden. Der Centrumsredner führt hierzu aus, die Rechnungskontrolle des Rechnungshofes ſei in ihrer jetzigen Form nahezu wertlos. Die Koſten der Reviſion zeien größer als die Objekte, um die es ſich handle. Bei den Werftverwaltungen müßten anſtelle der unabſetz⸗ baren Beamten außeretatsmäßige Beamte auf Kündigung angeſtellt werden. Der Staatsſekretär v. Tirpitz be⸗ grüßt die Reſolutionen und erklärt, daß in Zukunft nach ihnen verfahren werden ſolle. Die völlig kaufmänniſche Berwaltung mit kündbarer Leitung würde in einem Reichsbetrieb allerdings ſchwer durchführbar ſein. Da auch der Schatzſekretär ſich mit den Reſolutionen einver⸗ ſtanden erklärte, wurde dieſe ein ſtimmig angenom⸗ men. 9 Die Reichsverſicherungskommiſſion beſchloß im Ge⸗ genſatz zu dem Beſchluß erſter Leſung, daß neben den all⸗ gemeinen Ortskrankenkaſſen ſchon Landkranken⸗ kaſſen gegründet werden können. wenn auch nur 250 Pflichtmitglieder vorhanden ſind. Früher waren 500 er⸗ forderlich. Der Beſchluß erſter Leſung, daß auth verſiche⸗ rungsfreie Ehefrauen der Verſicherten auf die Heb⸗ ammendienſte und ärztliche Geburtshilfe Anſpruch haben ſollten, wurde aus finanziellen Bedenken wieder beſeitigt. Koloniales. „Als Nachfolger des ermordeten Regierungsrats Döder auf der Inſel Ponape hat Regierungsrat Dr. Kerſting die Verwaltung dieſer größten Inſel der Oſt⸗ karolinen übernommen. Europäiſches Ausland. Italien. ? Erne kräftige Genugtuung haben die deut⸗ ſchen und öſterreichiſchen Katholiken dem heiligen Bater bereitet für die Unbill, die ihm der jüdiſche Bürgermeiſter Roms, Nathan, in einer öffentlichen Nede durch Beſchimpfung der katholiſchen Religion, wie bekannt, zugefügt hat. Ein Album mit Proteſtunter⸗ ſchriften iſt in Rom eingetroffen und dem Papſte über⸗ geben worden. Die Zahl der Unterſchriften reicht an 2 Millionen heran. Das Album iſt in Pergament ge⸗ bunden und mit Gold⸗ und Silberzieraten reich geſchmückt. In der dem Dokument beigegebenen Adreſſe, verſichern die Proteſtler den Papſt, daß ſie ihn 1912 für die Schmer⸗ zen dieſes Jahres mit Pilgerzügen und Gaben reich entſchädigen werden. Frankreich. R Die Beunruhigung in den chauviniſti⸗ ſchen Kreiſen über das durch die Potsdamer Entre⸗ Due herbeigeführte Verhältnis zwiſchen Deutſch⸗ land hat zu einer großzügigen Rede des Miniſters Pichon in der Kammer geführt, von der wir unſeren Veſern bereits Mitteilung gemacht haben. Darnach hat Pichon auf die erregten Wogen das Oel der Beruhigung gegoſſen. Gefolgt iſt ihm darin der Sozialiſtenführer Jaures, der ebenfalls eine politiſch hochbedeut⸗ ſame Rede hielt. Dieſe iſt von ſo großem Intereſſe, daß wir ihren Inhalt wenigſtens kurz ſkizzieren wollen: Jaures übte ſcharfe Kritik an der Haltung Ruß⸗ lands, weil dieſes nicht vorher die Ratſchläge Frank⸗ reichs und Englands eingeholt habe, bevor es mit Deutſch⸗ land in Unterhandlungen trat. Beſonders warf er der ruſſiſchen Regierung vor, daß ſie bei wichtigen Fragen über ihren franzöſiſchen Bundesgenoſſen einfach hinweg⸗ ſehe. Dann ſagte er wörtlich:„Miniſter Pichon hat eine beſondere Schwäche für den Grafen Aehrenthal, er ſieht ihm alles nach, er bewundert ſogar die Annektion von Bosnien und der Herzegowina und glaubt, daß, je ſtärker und autonomer Oeſterreich⸗Ungarn wird, deſto mehr könne die Macht des wirklichen Germanentums in der Weltfrage vermindert werden.“ Pichon habe recht, wenn er betont, daß zwiſchen Frankreich und Oeſterreich⸗-Ungarn keine Meinungsverſchiedenheiten beſtänden. Wenn er gute Beziehungen mit Wien anbahnen wolle, ſo tue er gut daran, er dürfe ſich aber nicht einbilden, Oeſterreich⸗ Ungarn von Deutſchland losreißen zu kön⸗ nen. Wenn ſich ſeinerzeit Delcaſſe erlaubte, mit der brünetten Italienerin eine Walzertour zu machen, die für Frankreich nicht ohne Gewinn geblieben iſt, ſo könne auch Pichon mit der blonden Oeſterreicherin nach den Klängen des Blaue⸗Donau⸗Walzers eine Walzertour machen, wenn er keine Entführungsgedanken hege. In bezug auf Elſaß⸗Lothringen ſagte Jaures: „Man kann zwei Waldbäume durch eine Mauer trennen, aber ihre Wurzeln werden ſich wieder vereinigen.“ Daß das durch einen Krieg herbeigeführt werden ſolle, davon äſt der Friedensenthuſiaſt Jaures natürlich kein Freund. Alles ſoll geſchehen durch die„Lraft der Idee“. Portugal. 2 Die durch den Eiſenbahnerſtreik her⸗ vor gerufene Kriſis dauert in unverminderter Hef⸗ tigkeit fort. Die Forderungen der ausſtändigen Bahn⸗ angeſtellten ſind von der Geſellſchaft im ganzen ab⸗ gelehnt worden. Es wurde ihnen aber eine allgemeine Lohnerhöhung von 25 Centimes und ein Zuſchlag von zehn Prozent auf ihren gegenwärtigen Lohn angeboten. Die Ausſtändigen ſind von dieſen Zugeſtändniſſen nicht befriedigt. Sie haben auch die Forderung des Mi⸗ miſters des Innern, den Südexpreß abfahren zu laſſen, zurückgewieſen. Der Ausſtand zeigt keine Veränderung. Die Babnböfe ſind verlaſſen. die Verſoraung der größeren Orte mit Lebensmitteln geſchieht durch Wagen und auf dem Waſſerwege.— Nach Proklamierung der Republik waren die Gemeindebehörden von Liſſabon und Oporto als die einzigen im Amte gelaſſen worden mit Rückſicht auf ihre republikaniſche Geſinnung. Nunmehr hat die Gemeindevertretung von O porto kollektiv ihre Entlaſſung einger eicht und dies mit dem Mangel an Vertrauen ſeitens des Regierungsver⸗ treters in Oporto begründet. Der Gouverneur hat gleichfalls ſeine Entlaſſung eingereicht. Deutſcher Reichstag. Berlin, 13. Januar. Dem Reichstage, der heute die Beratung der kleinen Strafgeſetzreform fortſetzte, lag ein ſozialdemokratiſcher Antrag vro, der in Ergänzung des geſtrigen Beſchluſſes über Beleidigungen Ausnahmebeſtimmungen über die Wahrnehmung berechtigter Intereſſen feſtſetzen wollte. Nach längerer Geſchäftsordnungsdebatte trat die Mehrheit des Hauſes der Anſicht des Präſidenten bei, daß über einen ſolchen Antrag jetzt nicht mehr verhandelt werden könne. Da die Materie über Beleidigungen erledigt ſei, müſſe ein ſolcher Antrag für die dritte Leſung zurückgeſtellt werden. Man verhandelte ſodann über einen neuen Ab⸗ ſatz des Strafgeſetzbuches, der zum Schutze der Jugend⸗ lichen neue ſchwerere Strafbeſtimmungen feſtſetzt. Nach einem Kommiſſionsbeſchluß ſollen die Schutzbeſtimmungen allen Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahre zu gute kom⸗ men. Ein Kompromißantrag der bürgerlichen Parteien wollte das Schutzalter auf 16 Jahre herabſetzen, damit nicht junge Soldaten und jugendliche Ehefrauen unter die geſchützten Perſonen fielen. Nach längeren Verhandlungen über die redaktionelle Faſſung der Geſetzesbeſtimmung, an denen ſich wiederholt Redner aller Parteien beteiligten, hatte die Abſtimmung folgendes Ergebnis: Der Kom⸗ vromißantrag wurde in der Hauptfache angenommen, die Altersgrenze wird auf das 18. Lebensjahr feſtgeſetzt, als Tatbeſtand des Delikts wird Körperverletzung durch grau⸗ ſame oder boshafte Behandlung bezeichnet. Die Zucht⸗ hausſtrafe, die vor allem von dem Centrumsabgeordneten Dr. Faßbender verlangt worden war, wenn es ſich um heſonders ſchwere Fälle handele, ließ man fallen. Samstag Weiterberatung. U [Berlin, 14. Januar. Der Reichstag ſetzte nach debatteloſer Verabſchiedung einer geringfügigen Abänderungsvorlage zum Militär- ſtrafgeſetzbuch die Beratung über die kleine Strafrechts⸗ reform fort. Ein neuer Paragraph ſoll den Begriff des Notdiebſtahls in das Strafgeſetzbuch einführen, und zwar ſoll nach dem Regierungsentwurf in ſolchen Fällen auf Geldſtrafe erkannt und nur auf Antrag des Beſtoh⸗ lenen die Klage erhoben werden können. Abg. Becker (Ctr.) wünſcht, daß auch mildernde Umſtände bei Notdieb⸗ ſtahl zugebilligt werden können, doch wurde die Rege⸗ lung dieſer Frage auf die Vorſtellung des Regierungs⸗ treters für die große Strafrechtsreform zurückgeſtellt. Schließlich nahm man einen Antrag Groeber(Centr) an, der das Betteln aus unverſchuldeter Not ſtraffrei läßt. Bei dem Erpreſſungs⸗ Paragraphen handelt es ſich alsdann darum, Leute, die einen Ver⸗ mögensvorteil in landesüblicher Weiſe erſtreben, ohne an eine Schädigung des Vermögens eines anderen zu denken, wie es vor allem auf dem Gebiete des gewerblichen Lohn⸗ kampfes der Fall iſt, vor der Strafverfolgung wegen Er⸗ preſſung zu ſichern. Abg. Groeber(tr.) beklagte die zu große Ausdehnung der Anklageerhebungen wegen Er⸗ preſſung; doch wurden Anträge der Sozialdemokratie, die jetzt ſchon eine Reform herbeiführen wollen, abgelehnt. Die Beſtimmungen über Hausfriedensbruch und Siche⸗ rung des Telephongeheimniſſes wurden angenommen und das ganze Geſetz in zweiter Leſung verabſchiedet. Montag: Wertzuwachsſteuer. Soziales. Maſſenkundgebungen der Streikenden in Lüttich. Der Demonſtrationszug der Ausſtändigen, an dem ſich etwa 40 000 ausſtändige Bergarbeiter beteiligten, und der in Lüttich ſtattfand, war eine der gewaltigſten Kund⸗ gebungen, die man jemals in Belgien geſehen hat. Vom frühen Morgen an trafen aus allen Ecken des Induſtrie⸗ bezirks die Streikenden ein. Der Generalausſtand der Grubenarbeiter war allgemein, weil die Arbeiter den Wunſch hatten, ſich bei dieſer Manifeſtation mit ihren Kollegen ſolidariſch zu zeigen. Gegen 11 Uhr ſetzte ſich der Zug in Bewegung. Die Teilnehmer marſchierten in Reihen von etwa ſechs bis acht Mann, unterbrochen von zwanzig Muſikkorps. Ueber 6000 Frauen und Kin⸗ der waren mit im Zuge, der ſich durch die Hauptſtraßen Lüttichs bewegte und von Polizeibeamten und Gendarmen begleitet wurde, die ihren Ueberwachungsdienſt mit gro⸗ ßer Zurückhaltung ausübten. Vor dem Volkshauſe machte der Zug halt. Es wurden verſchiedene Anſprachen durch die Syndikatsſekretäre gehalten. Die Haltung der Mani⸗ feſtanten war vorzüglich, und auch die Reden der Streik⸗ führer hielten ſich in bemerkenswert ruhigen Grenzen. Der Zug bewegte ſich ſchließlich über die verſchiedenen Kohlenbergwerke der Umgebung und löſte ſich dann ohne weitere Zwiſchenfälle auf. — Der Schneiderſtreik in Wien, von dem wir unſern Leſern bereits vor mehreren Tagen Mitteilung gemacht haben, dauert immer noch fort. Die Verhandlungen zwi⸗ ſchen den ſtreikenden Schneidern und den Firmeninhabern ſind bisher ohne Reſultat geblieben. Die Zugeſtänd⸗ niſſe der Engroſſiſten waren von den Stückmeiſtern als un⸗ annehmbar erklärt worden, ſie wollen nunmehr den Kampf mit aller Energie fortſetzen. Der Reichsverband der Schneider rüſtet ſich für den Fall des Abbruchs der Einigungsverhandlungen zu einem Kampfe auf mindeſtens ſechs Wochen. 2 98 Internotiengle Abkommen über Arbeiterſchutz. Die neueſte Nummer des„Reichsgeſetzblattes“ veröffentlicht die Abmachungen der letzten internationalen Arbeiterſchutz⸗ konferenz über das Verbot der Nachtarbeit ge⸗ werhlicher Arbeiterinnen ſowie über das Verbot der Ver⸗ wendung von weißem(gelbem) Phosphor zur Anferti⸗ gung von Zündhölzern. Aus Nah und Fern. — Heppenheim, 16. Jan. Die unter dem Vorſttz des Kreis rats v. Hahn abermals ſtattgefundenen Einigungsver⸗ handlungen zwiſchen den Steinbruchbeſitzern und den Arbeitern führten zu einer Einigung. Eingeſtellt werden vorlaufig zwei Drittel der ſeither beſchäftigten Arbeiter.— Unberechenbaren Schaden richtete das letzte Regenwetter und der dabei an⸗ baltende Froſt an den Obſtbaumbeſtänden und Forſten der höher gelegenen Ortſchaften des ſüdlichen Odenwaldes an. In große Eisſchollen verwandelten ſich die Kronen der Bäume. Tauſende junge, und ſelbſt Rieſen von Bäumen ſind unter der Laſt des Eiſes geborſten. Selbſt ganze Schläge junger Gehege ſind bis zum Bo den gebeugt. — Nieder-Liebersbach, 16. Jan. Das Söhnchen des Landwirts Eck dahter geriet mit einer Hand in die gehende Rübenmühle und erlitt ſchwere Verletzungen. — Beusheim, 14. Jan. Geſtern fruͤb ſtürzte ſich die Frau eines hieſigen Schreinermeiſters vom Dach eines drei⸗ ſtöckigen Hauſes herab. Die Bedauerns werte fiel zunächſt auf eine Straßenlaterne und wurde ſchwer am Leib verletzt. Mit den Kleidern blieb ſte an der Laterne hängen und wurde von einigen Männern heruntergeholt. Man brachte ſie nach dem Krankenhauſe wo ſie bedenklich darniederliegt.— Durch die Unvorſichtigkeit eines Kaminfegers fiel am Donnerstag ein Ziegelſtein von dem Dache eines Hauſes einem Schulj ungen direkt auf den Kopf, ſo daß eine klaffende Wunde eniſtand, die durch den Arzt vernäht werden mußte. — Worms, 16. Jan. In der Konkursmaſſe der Schirmfabrik Molz und Forbach liegen etwa 30 Prozent, nicht wie anfaugs angenommen wurde, nur 10 bis 15 Prozent. Die Filialen wurden zu augemeſſenen Prelſen verkauft. — Mainz, 14. Jan. Zur Zeit liegen hier drei Geiſtliche ſehr bedenklich krank darnteder. Pfarrer Gillig von St. Bonifaz erlitt einen ſchweren Schlaganfall, Pfarr er Heyder von St. Peter kaͤmpft gegen eine ſchwere innere Krankheit und Domkaplan Mertens mußte letzten Samstag vom Beichtſtuhl aus direkt ins Hoſpital, wo an ihm ſofort eine Blinddarmoperation vorgenommen werden mußte.— Wie wir beſtimmt hören, haben dieſe Woche die letzten Dlözeſan⸗ geiſtlichen den vom Papſt verlangten Moderniſteneid abgelegt, ſo daß alſo nun alle Geiſtlichen, Religionslehrer, Profeſſoren uſw. dieſen Eid bereitwilligſt geleiſtet haben. — Oberwittſtabt(A. Boxberg), 16. Jan. Ein Montrur des Elekirizitätswerkes in Jagſthauſes, welches Werk gegenwärtig hier in der Umgegend die elektriſchen Leitungen und Anſchlüſſe vornehmen läßt, blieb, als er vom Obermonteur nach dem Trausformations haus geſchickt wurde, um dort die Hochſpannungs leitung von 5000 Volt aus zuſchalten, mit naſſen Handſchuhen an den Drähten hängen, was den augenblicklichen Tod des Monteurs zur Folge hatte. Der Getötete iſt 24 Jahre alt und von Oberkeſſach i. Württ. gebürtig. Eine ſchwer⸗ kranke Mutter betrauert den Tod des Ernährers. Aus Stadt und Land. *Der Nordpol iſt unentdeckt geblieben! Alſo endlich wiſſen wir's nun ganz genau: Auch der große For⸗ ſchungsheld Peary iſt nicht am Pol geweſen. Er teilt das Schickſal ſeines Kollegen Cook. Die ſenſationelle Nach⸗ richt kommt aus Waſhington und lautet: Die Erx⸗ perten, die die Prüfung der Dokumente des Komman⸗ danten Pear vorgenommen haben, erklären, daß Peary den Nordpol nicht erreicht hat. Er ſei ungefähr 16 bis 20 Kilometer vom Pol entfernt geblieben. Dieſes Telegramm ſcheint die Zweifel zu be⸗ ſtätigen, die einige Gelehrte an dem vollen Erfolg der Nordpolentdeckung Pearys gleich nach der Rückkehr des Forſchers ausgeſprochen haben. Erſt vor einigen Tagen iſt übrigens aus Newyork gemeldet worden, daß Kommandat Peary vor der Kommiſſion des Abgeordneten⸗ hauſes erſchien, um Beweiſe für den Erfolg ſeiner Nordpolfahrt vorzubringen, und daß die Kommiſſion ihm ohne Widerſtreit den Titel eines Kontre⸗ Admirals zuerkannt habe. Der Bericht der Experten aber, deſſen Inhalt das Telegramm aus Waſhington wiedergibt, wird nun den Kampf um die Frage der Nordpolentdeckung von neuem entfachen. Untergang eines Dampfers. Der Hamburger Dampfer„Maria Ruß“, der ſich auf der Fahrt von Hamburg nach Nantes befand, iſt in der Nähe des Feuer⸗ ſchiffes von Norderney untergegangen. Die See war bei dem herrſchenden Südweſt außergewöhnlich hoch. Unter⸗ wegs hatte der Dampfer ſchon einen Maſchinendefekt er⸗ litten. Die See hatte die Ladung bereits über Bord ge⸗ ſpült. Der Oldenburger Lotſenſchoner„Peter“ rettete drei Mann der Beſatzung unter äußerſt ſchwierigen Um⸗ ſtänden. Er arbeitete unentwegt von 11 Uhr abends bis gegen 4 Uhr morgens. Zwölf Mann der Beſatzung er⸗ tranken. Die bedrohten Seeleute hatten ſich durch alle möglichen Signale bemerkbar gemacht. Es war jedoch nicht möglich, mit einem Boot an den Dampfer heran⸗ zukommen. Schließlich wurde ein Rettungsboot der „Maria Ruß“ von Bord geſpült, in das ſich die drei Mann nachſtürzten. Auf dieſe Weiſe iſt die Rettung ge⸗ lungen. Die Geretteten ſind in Bremerhaven gelandet. Ein Offizier als vierfacher Lebensretter. Wie aus Hildesheim gemeldet wird, brachen vier Kinder im Alter von 11 bis 13 Jahren im Langenliniengraben beim Schlittſchuhlaufen ein, die ſämtlich von einem Offizier eines Hildesheimer Regiments gerettet wurden. ** Exploſion im Hafen von Pola. Bei der Revi⸗ dierung von Zehnzentimeter⸗Geſchoßzündern für das Schlachtſchiff„Radetzky“ iſt ein Zünder explodiert und hat einen mit ihm betrauten Militärvorarbeiter getötet. Die Urſache der Exploſion iſt nicht aufgeklärt, dürfte aber in unvorſichtigem Umgehen des Getöteten mit dem Zünder liegen. Das Rätſel v' zumbinnen. Die Unglaubwürdig⸗ keit der Ausſagen des Arbeiters Fiſcher, der ſich bekanntlich ſelbſt des Mordes an dem Rittmeiſter von Kroſigk bezich⸗ tigt hat, tritt immer mehr zu Tage. Drei Mitarbeiter des angeblichen Mörders des Rittmeiſters von Kroſigl äußerten ſich wie folgt: Fiſcher iſt ein Faxenmacher. Am vorletzten Samstag hatte er für 14 Tage ſeinen Lohn er⸗ halten, und ſeit dieſer Zeit iſt er bis zu ſeiner Feſt⸗ nahme in der Nacht zum Mittwoch überhaupt noch nicht nüchtern geweſen. Er hatte große Mühe, ſich beim Schau⸗ feln(er arbeitet beim Eiſenbahnerweiterungsbau der Strecke Haſte-Wunſtorf) auf den Beinen zu halten. Fiſcher kam vor etwa acht Wochen nach Haſte, arbeitete aber ſchon vordem ſechs Monate lang am Rhein⸗Leinekanal, der an der Stelle, wo ſich die Kantine der Eiſenbahner be⸗ findet, den Eiſenbahndamm durchſchneidet. Seine Sucht zu renommieren, war unter ſeinen Arbeits ollegen bekannt. Dem auf Veranlaſſung des Wirts herbeigerufenen Gendar⸗ men ſagte er bei ſeiner Verhaftung:„Sie laſſen mich ja morgen doch wieder los, ſolch Theater habe ich ſchon öfters gemacht!“ ** Im Brunnen verſchüttet. In Altmana(Nieder⸗ bee fte du l ft 0 in ger dünn te ft u l nch af legt Mt butde I 1 ben dug de ann eh Gulnhn c cf, naſſe he Due, Prager ft. her hei 1 5 Mun te nner Smit hu soit De diä. cbgeltt, oſeſſoren . Cn 00 Pak Nilungm thonteur bort die it naſſe blcklche 1 ft 24 e schwer. — endlich e For⸗ r teilt Nach⸗ ie Er⸗ mman⸗ „daß t. Er utferut zu he⸗ I der * des Tagen „ daß eten⸗ ſeiner n ihm itals deſſen „wird eckung burger t bon Feuer- ar bei inter⸗ ft er⸗ d ge⸗ kettete Un⸗ 9s biz g kl b alle jedoch eran⸗ t der brei 01 ge⸗ det. aus Alter heim fizier Nebi⸗ ucht l. dar⸗ nich hon der⸗ bayern) iſt der Brunnenmeiſter Ziſter, Vater von ſechs Kindern, bei einer Brunnen⸗Reparatur in einer Tiefe von 13 Metern verſchüttet worden. Die Rettungsarbeiten find im Gange, doch hält man den Verſchütteten für verloren. 5 * Familientragödie. Großes Aufſehen erregt in Rixdorf eine Familientragödie. Das Ehepaar Braun, das früher in Trebbin eine Brauerei beſaß, aber wirtſchaft⸗ lich zurückgekommen war, betrieb ſeit einiger Zeit ein Milchgeſchäft, womit es nicht ſo recht gehen wollte. Der Mißerfolg brachte endlich Mutter und Tochter zur Ver⸗ zweiflung. Abends hörte Braun in dem hinter dem Laden gelegenen Raume plötzlich einen Schuß fallen. B. eilte hin und fand ſeine 48 Jahre alte Frau tot da⸗ liegen. Sie hatte ſich aus einem Revolver eine Kugel in den Kopf geſchoſſen. Nachdem er ſich von dem Schreck erholt hatte, ging er in die Wohnung hinauf, um ſeiner Tochter die Trauerbotſchaft zu überbringen. Da machte er die zweite ſchreckliche Entdeckung. Das Mädchen lag in ſeinem Zimmer entſeelt auf dem Bett. Es hatte Gift genommen. ** Die Tat eines Vandalen. Im Reichsmuſeum zu Amſterdam wurde das berühmte Rembrandt⸗Gemälde „Die Nachtwache“ durch mehrere Meſſerſtiche ſchwer beſchä⸗ digt. Der Täter, ein 28 jähriger ehemaliger Schiffskoch der Marine namens Sigriſt, wurde verhaftet. Er gibt an, aus Rache gegen den Staat gehandelt zu haben, weil er nach einer ärztlichen Unterſuchung nicht wieder ange⸗ nommen worden war. Die dem Bilde zugefügte Be⸗ ſchaͤdigung beſteht in einem ziemlich tiefen Stich in der Gegend der Knie der vorderſten Hauptgeſtalt, ferner in oberflächlichen Beſchädigungen in der Höhe der Bruſt bei der erſten und zweiten Hauptfigur. Man hofft, das Gemälde ſo gut wieder herſtellen zu können, daß von der ſchweren Beſchädigung nichts zu ſehen ſein wird. * Die Raubzüge einer Hochſtaplerin. Die in Peters⸗ burg verhaftete Hochſtaplerin Lebedewa, wie ihr richtiger Name lautet, iſt jetzt einer ganzen Reihe von Diebſtählen überführt worden. Außer dem in St. Moritz an dem 3 Gagarin verübten Juwelendiebſtahl, wegen deſſen ie verhaftet wurde, hat ſie u. a. der Petersburger Schau⸗ f zielerin Wulſſon Schmucksachen und beim Oberſten Waſ⸗ iljew 20000 Mark geſtohlen. Sie operierte zuſammen mit einem Koſaken Wolniskow. Die Lebedewa beſaß ein großes Haus. Eine Menge Koſtbarkeiten hatte ſie bereits verſetzt, viele davon ſind gefunden worden. Eiſenbahn⸗Zuſammenſtoß. Auf der Newyork⸗Zen⸗ tralbahn fuhr ein Zug auf einen anderen auf, bisher wurden ſechs Leichen geborgen. beträgt 18. Lokales und Vermiſchtes. Viernheim, 17. Jan. * Im ſozialen Unterrichtskurs wird heute Abend die Agrarfrage behandelt. Die Schaden im Bauernſtand, deren Urſachen, ſowie die Mittel zur Abhilfe werden den Gegenſtand des Vortrages bilden. Es iſt das ein Ausſchnitt aus dem großen Gebiete der ſozialen Frage, der in erſter inte allerdings den Stand der Landwirte angeht. Aber auch jeder Handwerker und jeder Arbeiter muß hierin Beſcheid wiſſen, wenn er ſoziales Verſtändnis haben will. Deshalb alle Mann an Bord heute Abend 1/9 Uhr. Mein lieber katholiſcher Arbeiter! Es kommt jetzt die Zeit, wo die Vereine ihre General- verſammlungen abhalten und Rechenſchaft ablegen. Du ſchüttelſt unwillig den Kopf und brummſt etwas in den Bart von der endloſen Vereinsmeierei. Ich ſtimme dir vollſtändig del. Aber eine Ausnahme, meine ich, muß auch dein Unwille gelten laſſen. Und dieſe Ausnahme trifft den Verein, der deinen Standes namen trägt und der deine heiligſten Intereſſen fördern will, den Arbeiterverein. So oft im Verlaufe des Jahres hat er ſeine Enladung an dich ergehen laſſen zu ernſtem Tun und Streben. Und erſt vor 8 Tagen hat er ſeine Angehörigen zu einem Famllienfeſt vereinigt. Warſt du dabei, dann haſt du es ſelbſt geſehen. Wenn nicht, dann laſſ es dir von deinem Kollegen erzählen, wie belehrend und wie ſchön es da zuging. Ernſte Wahrheit und heiterer Scherz Veraltete Katarrhe auszurotten iſt eine oſt recht ſchwierige Sache. Jeder, der ſchon einmal mit einem hartnäckigen Katarrh zu kämpfen hatte, kann davon ein Lied ſingen. Mit den gewöhnlichen Hausmittelchen, wie Huſtenbonbons und Paſtillen iſt da nicht viel anzufangen. Bei einem einfachen kleinen Erkältungshuſten, der ſowieſo ſchon nach einigen Tagen von ſelbſt zu verſchwinden pflegt, mögen derartige harmloſe Mittel ja ganz gut ſein. Aber, die Beſeitigung eines chroniſch gewordenen alten, immer wiederkehrenden Huſtens, der bei dazu Disponierten gar oft den Keim der Lungenſchwindſucht in ſich trägt,— wenn er nicht ſchon als Symptom dieſes Leidens aufgefaßt werden muß— erfordert eine ganz andere Aufmerkſamkeit und muß mit weſentlich anderen Mitteln behandelt werden, die den Feind ſozuſagen im Innern ſeines Lagers aufſuchen und ihn dann„von innen heraus“ vertreiben. Als eines der beſten Mittel zur Beſeitigung derartig Hroniſch gewordener Katarrhe mit ihren Folgezuſtänden alter Huſten, Verſchleimung, Aſthma, Bronchialka⸗ tarrh, Lungenſpitzenkatarrh uſw. galt den berühmten Aerzten des Altertums und gilt noch heute im ganzen Orient der ſogenannte Arabiſche oder Utu⸗Balſam, der naturreine Harzſaft eines in den Küſtenländern des Roten Meeres wachſenden Balſam⸗Baumes. Dieſer arabiſche Balſam war bis zur Entdeckung Amerikas die einzige Droge, der man den Namen„Balſam“ gab, und beziehen ſich daher alle älteren Literaturſtellen, in wiſſenſchaftlichen mediciniſchen Werken, in denen von„Balſam“ die Rede iſt, ebenſo wie die zahlreichen Hinweiſe der Bibel auf den Heilwert des Die Zahl der Verletzten gepaart machten den Abend zu einem Familienfeſt in des Wortes wahrſter Bedeutung, zu einem Lichtpunkt in des Lebens Alltag. Wie lebenswahr und ins Leben einſchneidend waren doch die Ausführungen des H. H. Pfarrers über die chriſtliche Erziehung der Kinder. Handle darnach, ſo kann man jedem Arbeiter zurufen, und du wirſt ein glückliches Familien · leben haben. Wie herzerquickend waren die Lachſalven, welche die vortrefflich geſplelten Schwanke:'s Hexenſtuͤckl und beſonders die„Heiratskandidaten“ bei allen Zuſchauern auslöſten. Wer da nicht lachen mußte, bei dem iſt Hopfen und Malz verloren. Es war deshalb anch allen aus dem Herzen geſprochen, als am Schluße der Präſtdent H. M. Mandel auf die wohl- gelungene Familienfeier einen Rückblick warf und Veran⸗ laſſung nahm, ſämtſichen Mitwirkenden den Dank des Vereines zu übermitteln. Aber, höre ich dich ſagen, was geht das mich an? Ich bin ja nicht in dem Verein. Das iſt es ja gerade, weshalb ich dieſe Zeilen ſchreibe. Willſt du es nicht einmal überlegen, wo dein Platz iſt. Willſt du es nicht in Erwägung ziehen, daß du nur vereint mit Gleichgeſinnten mitwirken kannſt an dem Fortſchritt des chriſtlichen Gedankeus und an der Förde⸗ rung des wahr en Wohles in der Arbeiterwelt? Säume nicht! Ziehe baldigſt deine Schlüſſe, damit der Arbeiterverein bei ſeiner demnächſtigen Rechenſchaftsablage auch deinen Namen als den eines überzeugungstreuen Mitgliedes in ſeinen Liſten finde. E Im Jahre 1911 regiert der Planet Mars. Die Marsjahre ſind in der Regel mehr trocken als feucht und wenn es auch einzelne naſſe Jahre darunter gibt, ſo ſind doch die meiſten vorherrſchend trocken. Der Frühling iſt trocken, rauh und kalt, weshalb man die Schafe weder auf Wieſen, noch auf Samen laſſen darf, wenn ſie gehörig ge- deihen ſollen. Bis zum 9. Juni ſind Reif und Froſt haufig. Der Sommer der Marsjabhre hat unter allen Planetenjahren die heißeſten Tage und Nächte, weshalb viele Quellen ver⸗ ſtegen und die Bäche und die Flüͤſſe klein werden. Der Herbſt iſt mehr trocken als feucht, weshalb ein guter Wein wächſt. Im Oktober wird es zwar mehrmals gefrieren, allein des halb wird der November doch warm ſein. Der Winter iſt mehr trocken als feucht, ziemlich unbeſtändig und kalt. Scherz und Ernſt. — Was alles erfunden wird. Daß die Peſſimiſten, die ſo gern alles Grau in Grau ſehen und auch behaupten, daß der menſchliche Erfindungsgeiſt abgenommen habe, im Un⸗ recht ſind, zeigt ein Blick in die Patentregiſter, in denen die merkwürdigſten Früchte des Erfindergeiſtes verzeichnet ſind. Der„Cri de Paris“ veröffentlicht einen amüſanten Auszug aus dem Patentregiſter des Pariſer Kunſt⸗ und Ge⸗ werbe⸗Konſervatoriums, in dem man gleich eine Reihe höchſt ſonderbarer Neuheiten verzeichnet findet. Da iſt das Patent Nr. 76389, das ein gewiſſer Herr Sturm aufgenommen hat:„Anwendung des Inſtinkts von Tieren zum Lenken von Dampfgefährten auf gewöhnlichen Straßen“. Eine andere Erfindung trägt die Nr. 161 282 und ſchützt„ein neues Ver⸗ fahren, das das Ziel verfolgt, alle Nahrungsmittel und Ge⸗ richte anreizender und ſchmackhafter zu machen durch Ver⸗ leihung eines Geruches von Haaren von Perſonen weiblichen Geſchlechts.“ Aber noch rätſelhafter als dieſe Erfindung eines merkwürdigen Feinſchmeckers iſt das Patent Nr. 260 792, „Unterarme für Damen; ſie können mit Waſſer gefüllt wer⸗ den, um ihre Undurchdringlichkeit zu erweiſen.“ Eine andere „praktiſche“ Neuheit wird durch das Patent Nr. 220 186 ge⸗ ſchützt:„Schwimmkoffer für Fußgänger und Radfahrer.“ Unter der Nr. 221 388 hat Chouet, genannt Honore, geſetzlich Muſter⸗ ſchutz erlangt für„ein Mittel zur Herſtellung: 1. größter op⸗ tiſcher Linſen für die Aſtronomie und die Wiſſenſchaft; 2. größter photographiſcher Objektive; 3. größter metalliſcher Reflektoren aus einem einzigen Stück; bei der Herſtellung wird der Eiffelturm als Hauptgerät benutzt, um die Matrizen zu den drei neuen Objekten zu gewinnen: Linſen, Objektive und Reflektoren.“ Zum Schluß ſei noch das Patent 299 889 erwähnt:„Apparat, um die Wellen in die Badewanne zu leiten“; jedermann kann alſo gewiſſermaßen den Ozean im eigenen Heim haben. — Die explodierende Zigarre. hat ſich in Oranienburg ereignet. Dort ſaßen in einem Gaſthof mehrere Herren beim Glaſe Bier beiſammen, dar⸗ unter auch der Buchhändler Lehmann aus Sachſenhauſen. Als dieſer ſich nun eine Zigarre anſteckte, explodierte ſie mit lautem Knall, wobei L. an der rechten Hand erheblich verletzt wurde und ſich ſofort in ärztliche Behandlung be⸗ Ein eigenartiger Unfall ue geben mußte. Wodurch die Exploſton verurſacht iſt, konnte bisher noch nicht feſtgeſtellt werden. Die Zigarre war kurz vorher aus einer von einer Bremer Zigarrenfabrik an den Beſitzer des Reſtaurants gelieferten Kiſte entnommen worden. Der Knall der Exploſion war ſo ſtark, daß ein in dieſem Augenblick in das Zimmer tretender Mann glaubte, es ſei geſchoſſen worden, und ſchleunigſt flüchtete. „Sieben Häuſer und keine Schlafſtelle“ iſt eine beliebte Berliner Redensart. Auf eine Perſon angewendet, bedeutet ſie, daß dieſe äußerlich wohlhabend erſcheint, dabei aber doch nichts beſitzt. Eigentümlich iſt die Entſtehung dieſer Redens⸗ art. Sie wurde geprägt im Geſchäftsverkehr mit einem Unternehmer Krafft, der Ende der vierziger Jahre des ver⸗ gangenen Jahrhunderts am ſüdlichen Teil des Moritz platzes in Berlin die erſten, und zwar ſieben Wohnhäuſer errichtete, die noch heute bewohnt ſind. Er hatte ſich dabei aber wohl verſvekuliert und mußte ſich deshalb öfter vor dem Anſturm ſeiner Gläubiger unauffindbar machen. Da der ſiebenfache Hausbeſitzer meiſt nicht anzutreffen war, weil Geld⸗ forderungen fällig wurden, ſo hieß es ſchließlich, Krafft habe wohl ſieben Häuſer, aber keine Schlafſtelle. Der Berliner aber verallgemeinerte die Erfahrungen mit Krafft und ſagte dann bei jeder paſſenden Gelegenheit:„Dir jeht es ſo wie Krafften— ſieben Häuſer und keene Schlafſtelle.“ — Die Höhe der„Kultur“ haben jetzt die Engländer erreicht. Mitglieder dieſer ſo ziviliſierten Nation ſind zu Bekennern des Islam herabgeſunken und wallfahren nach Mekka zum Grabe Mohammeds. Die engliſchen Mekka⸗ pilger ſind bereits in Dſchidda eingetroffen. In London beſteht nämlich ſchon ſeit einem Jahrzehnt eine ſtarke ſtetig wachſende islamitiſche engliſche Gemeinde, die ſogar einen eigenen engliſchen Scheil ul Islam beſitzt, der ſeinerzeit in Konſtantinopel ausdrücklich vom Sultan Abdul Hamid beſtätigt wurde. Infolgedeſſen hat die türkiſche Regierung auch 1 dieſen ungewohnten Pilgern die Erlaubnis zur Hadſch(Wall f von nun ab werden ſich alljährlich Engländer den„Ehrentitel“ eines Hadſchi erwerben. Es iſt tief bedauerlich, daß in unſerer ſo fortgeſchrittenen Zeit Menſchen das Chriſtentum mit der moraliſch ſo erbärmlichen Lehre des„Propheten“ vertauſchen können. — Der Kampf gegen die Seehunde. Die Seehunde ſind bekanntlich den verſchiedenſten Verfolgungen aus⸗ geſett. Nun ſoll die Jagd auf Seehunde länas des Meeresſtrandes ſowie bis fünfhundert Meter in See ver⸗ boten werden. Die mecklenburgiſchen Oſtſeefiſcher ſind darob ſehr beunruhigt, und eine Petition der Fiſcher von Arendſee, Brunshaupten, Meeſchendorf und Alt⸗Gaartz wendet ſich an den mecklenburgiſchen Landtag, in welcher geſagt wird, daß die Freßluſt des Seehundes, der von Ok⸗ tober bis Ende März die deutſche Küſte heimſucht, durch Vernichtung des Fanges der Fiſcher wie durch ſchwere Beſchädigung der Fanggeräte ernſten Schaden anrichtet. Erſt als man ſich entſchloß, mit dem Gewehr durch Schrecken und Schießen vorzugehen, ſei es möglich gewor⸗ den, der Seehundsplage wenigſtens etwas Herr zu wer⸗ den. Würde nun eine Vorſchrift, welche das Jagdrecht bis fünfhundert Meter in See ausdehnt, Geſetz, ſo wäre der Ruin des Kleinfiſchers beſiegelt und eine große Anzahl Eriſtenzen brotlos gemacht. Beſonders hervorgehoben wird noch, daß der Seehund ein Verfolger des Dorſches ſei, der Dorſchgrund ſich aber innerhalb der 500-Meter⸗ Grenze befindet. Das an den Landtag gerichtete Anſuchen geht dahin, das Jagdrecht am Strande und auf See in der bisherigen Weiſe freilaſſen zu wollen. Der„dicke“ Byron. Byron, das Ideal der ſchwär⸗ meriſchen Jugend, nicht nur ſeiner eigenen romantiſchen Periode, war immer in Gefahr, dick zu werden, und niemand wußte beſſer als der junge Lord, daß ein fetter Dichter illuſionsſtörend ſei. Deshalb verſuchte er alle möglichen Mittel, um ſich ſchlank zu erhalten. In einem kürzlich aufgefundenen Briefe an ſeinen Advokaten iſt fol⸗ gende Stelle zu leſen:„Ich trage ſieben Weſten und einen Mantel darüber. Ich laufe und ſpiele Cricket in dieſem Aufzug, bis ich durch übermäßige Perſpiration ganz erſchöpft bin. Auf dieſe Weiſe iſt es mir gelungen, meine Haut dünn zu erhalten, und meine Kleider mußte ich ſchon um ein halbes Yard enger machen laſſen.“ . fahrt) geben müſſen; Marktbericht. — Weinheim, 14. Jan. Zugeführt Milchſchweine 249 Stück, verkauft 244 Stuck, das Paar zu 18 bis 28 Mk. Läufer zugeführt 3 Stück, verkauft alle, das Paar zu 45 Mk. — Seckenheim, 14. Jan. Der letzte Schweinemarkt war mit 85 Stuck Milchſchweinen befahren, welche alle zum Preiſe von 18 bis 26 Mark pro Paar verkauft wurden. —— „Balſams“ nur auf ihn. Schon das Wort„Balſam“ zeigt uns die Wertſchätzung, in der das Mittel bei den Alten ſtand: das Wort„Balſam“ ſtammt aus dem Alt⸗Hebräiſchen und heißt ſoviel wie„König der Oele“. Erſt ſpäter kamen aus dem neuentdeckten Amerika weitere Balſame, wie der Perubalſam, der Tolubalſam uſw., nach Europa und noch ſpäter belegte man ſogar eine Anzahl künſtlicher, balſam⸗ ähnlicher Erzeugniſſe mit dieſem Namen, der aber eigentlich nur dem Arabiſchen Balſam zuſteht. Daß ſich dieſer echte, Arabiſche Balſam bisher noch nicht in unſerem Heilſchatz eingebürgert hat, lag an ſeiner großen Seltenheit und dem dadurch hervorgerufenen, ganz ungeheuer hohen Preiſe, der Jahrhunderte hindurch den Preis des ungemünzten Goldes um das Doppelte überſtieg. Die Schwierigkeiten, die ſeiner Beſchaffung im Wege ſtanden, gelten indeſſen heute als behoben und heute kann das von den alten Aerzten ſo ſehr empfohlene Mittel ſchon zu einem Preiſe in den Handel gebracht werden, der ſeine Anwendung auch Minderbemittelten ermöglicht. Seit wir den Arabiſchen Balſam in den Handel ge⸗ bracht haben, hatten zahlreiche Patienten Gelegenheit, den⸗ ſelben zu verſuchen und berichten heute ſchon Hunderte von Briefen uſw., die ganz unverlangt bei uns einge⸗ laufen ſind, von den gehabten guten Erfolgen. Die Wirkungen des Arabiſchen— oder Utu⸗Balſams, von dem wenige Tropfen pro Tag genügen, ſind in Kurzem folgende: Der Balſam macht den Auswurf flüſſig und vermindert ihn. Infolgedeſſen hört ſchon nach verhältnismäßig kurzer Zeit der Huſtenreiz und damit auch der Huſten auf. Infolge der Entfernung der in dem Auswurf enthaltenen Zerfallprodukte tritt da, wo Fieber vorhanden war, eine Abnahme des Fiebers ein. Aus demſelben Grunde vermindern ſich auch die Nachtſchweiße, die mit der Zeit ganz aufhören. Ein ge⸗ —. —— befindens pflegt einzutreten. Außerdem wirkt der Utubalſam magenſtärkend und appetitanregend und bedingt dadurch eine größere Nahrungszufuhr und hierdurch wieder eine Gewichts⸗ zunahme. Der Patient bekommt durch das Verſchwinden der katarrhaliſchen Erſcheinungen und durch die Beſſerung ſeines Allgemeinbefindens wieder neuen Lebensmut und größere Luſt und Ausdauer zur Arbeit. Wer auch noch ſo viel andere Mittel ohne Erfolg be⸗ reits benutzt hat, der möge trotzdem in ſeinem eigenen Intereſſe einmal einen kleinen Verſuch mit Utu⸗Balſam machen. Er wird dieſen Verſuch ſo leicht nicht bereuen. Wir verſenden koſtenlos und franko eine Probe des Balſams an jeden, der uns mit dem beifolgenden Beſtellzettel(den man ausſchneiden und in einem offenen, mit 3 Pfg. frankiertem Briefumſchlag uns einſenden möge) darum erſucht. Den Herren Aerzten ſtellen wir zu Verſuchszwecken ein größeres Quantum des Balſams koſtenfrei zur Verfügung. Morgenländiſche Drogen ⸗ Import Geſellſchaft Berlin W 5. ſunder Nachtſchlaf und damit eine Beſſerung des Allgemein⸗ Senden Jie mir eine Probe Utu-Balſam koſtenlos und portofrei zu. Name: 5 0 seruf oder Stand: . Nähere Adreſſe: Kath. Männer-Verein Saale„Zum Engel“ der diesjährige statt. Ernst und Heiterkeit sollen sich vereinen, bieten. Herzlich willkommen sind auch nebst Mitglieder des Kirchenchores, schönerung des Abends beitragen wird. Schulpflichtige Kinder haben keinen Zutritt Die Wahl der Getränke ist jedermann freigestellt. Beginn präzis 8 Uhr. 0 Eine besondere, personliche Einladung wird dieses Jahr nicht erfolgen. Zu der am Schlusse stattfindenden Verlosung bitten wir unsere verehrl. Mitglieder, um Stiftung von hierzu geeigneten Gegenständen. Dieselben können abgelietert werden bei Herrn Georg Heckmann(Präsi- dent) und Herrn Peter Weidner(Rechner) oder 1 Dank. Der Vorstand. — eee ee Am nächsten Sonntag, den 22. Januar 1911, findet 50 Familien Abend deren erwachsenen Familienangehörigen einen genussreichen Abend zu der in dankenswerter Weise zur Ver- Kath. Kirchen- Chor. Morgen Mittwoch abend halb 9 Uhr 94 Gesang-Probe für ſämtliche Männer ſtimmen. Der Dirigent. Violin-Lehrer fuͤr mehre ue Schüler geſſ icht. Offerten unter M. S. V. an die Geſchäftsſtelle ds. Bl. Abbruch- Material Vom Abbruch der n . 0 8 Mannheim M 8, 9 ſind s 9 Bruchſteine, 0 Backſteine, Bauholz, Bretter, Feuſter, Läden, Brennholz uſw. ſofort abzugeben. Näh. Abbruchſtelle Tel. 7237. 2 Zimmer (parterre) nebſt Zubehör an junge Leute zu vermieten. Kirchstrasse Nr. Ii. Mernneim. 5 den Mitgliedern sowie Angehörigen sämtliche im Lokal. Im Voraus Der. 2—— 238 rr Radfahrer⸗Club„Wanderer“ 1 6 a 11 8 N 8 INI A un f Zu dem am Donntag, den 22. ds. Mts. 0 abends 8 Uhr im Saale des Gaſthauſes 9 1 Roß“ ſtattfindenden 12 BALL. 9 verbunden mit Reigenfahren laden wir 1 1 werten Mitglieder nebtt Familienangehoͤrige, ſoute f 5 Freunde und Gönner des Vereins höfl. ein. Der Vorſtand. Die geſtifteten Gegenſtände zur Verloſung müſſen 9 bis ſpäteſtens 3 Uhr im„Weißen Roß“ abge- 07 geben werden. —— bee.. eee Holland. Zucker-Fabrik bezahlt für den Doppel- Ctr. Zuckerrüben 2.25 Ml. Anmeldungen nimmt entgegen 1 Heil!“ 0 1 Möbl. Zimmer an Dame oder Herrn zu vermieten. Näheres in der Expedition ds. Blattes. Bekanntmachung. Nächſten Donnerſtag, den 19 ds.„5. und an den folgenden Zahltagen wird an Riceßholz pro 1911 abgegeben: Wohnung beſtehend aus 2 Zim mern und Küche zu vermieten. Valentin Helbig Neuhaͤuſerſtraße. Großes Losholz vom älteſten Bürger bis Georg. Renner 1. Wwe. 13.50 Kleines Losholz Kiefern Scheit von Georg Grab 1. bis zum letzten Bezugs⸗ berechtigten Mathias Weidner 2. und vom älteſten Bürger bis Joh. Eder 1. 2.20 Kiefern Knüppel von Ch. Heinrich Adler 1. bis Michael Köhler 1. 2.20 Kiefern Stöcke von Eugen Wieland 1. bis Cor⸗ nelius Diehl 1. 3.60 Kiefern Wellen v. Kaſpar Froſchauer 6, Maurer bis Valt. Schloſſer 3.(v. Jak. 1.) 2.00 Eichen Knüppel von Jakob Fiſcher 1. Wwe. bis Michael Kalt 1. Wwe. 3 60 Eichen Wellen von Ad. Englert 3., Milchhändler dis Nik. Schalk 1., Bäcker. 2.20 Eichen Stöcke von Friedrich Weidner 1. bis Philipp Hanf 2. Wwe., Luiſenſtr. 3.60 Viernheim, den 17. Januar 1911. Der Gemeinde · Einnehmer J ö ſt. Danksagung. Für die vielen Glück- und Segens- wünsche u. überaus zahlreichen Geschenke, die uns anlässlich unserer silbernen und grünen Hochzeit zuteil geworden, sprechen wir unseren innigsten Dank aus. Familie Adam Bergmann l. und Kirchner. Hochzeitsfeier erwieſenen flufmerk⸗ 5 die uns 8 anlüßlich unserer ſilbernen ſamkeiten ſagen wir auf dieſem ö Wege unseren & innigſten Dank. 8 f Besonderen Dank dem Gesang- Verein „Harmonie“ für gie ſchöne Opation. N Hnòdreas Bergmann& Frau Maria geb. lee. 2 ̃—Pi—J—J—J— Mittwoch, Donnerſtag und Freitag treffen verſchiedene Sorten d frische Fische eln zu billigſten Preiſen. Beſtellungen werden angenommen. Täglich warm gebackene Fiſche bei Jakob Beyer, fathaussti, PPPPCPCCCCCPPPGTPVPTPPPTGTGTGTTbTPTCTPTCTCTCTCTCTCT(TbTbTTbbbe Dünn sähen, aber stark düngen!. Auch für die Frühjahrsbestellung mache sich jeder Landwirt diesen von Wissenschaft und Praxis als richtig anerkannten Ratschlag 2. Regel. Als beste u. vorteilhafteste aeg empfehlen wir eine starke Thomasmebldungung Garantiert reines und vollwertiges Thomasmehl liefert nachbenannte Firma nur in plombierten Säcken mit Schutz- marke und mit Gehaltsangabe versehen. ** Thomasphosphatfabriken G. m. b. H., Berlin W 35. kaufsstellen oder direkt an die vorgenannte Firma. S ö Wegen Offerte wende man sich an die bekannten Ver- Am Bügeln empfiehlt ſich Frau Franz Lammer Holzſtraße 23. Korn und Haferſtroh R I, Ugorg Kempf 8. Räthausstrassg. Joh. 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