II, wer“ f Gt. naß bet 1 mit r d „—— Viernheimer Nachrichten Bezugspreis: 20 Pf. monatlich einſchl. Bringerlohn. Durch die Poſt bezogen Mk. 1.14 vierteljährlich. Fernſprech Nr. 20 liernheimer Viernheimer Zeitung (Heffiſch⸗badiſcher Grenzbote) Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim Geleſenſte und verbreitetſte Seitung am hieſigen Platze Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Redaktion, Druck und Verlag von Wilh. Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. nzeiger Viernheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 18 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Gegründet 1884 Vr. 12. Zum Geburtstage des Kaiſers. Am 27. Januar d. J. vollendet der Deutſche Kaiſer, Wilhelm II., das 52. Lebensjahr. Nicht allein der engere ſcreis der Familie und Verwandtſchaft, der Fürſten und Hohen dieſer Erde entbietet ihm dazu Willkomm und Glückwunſch. Aus innig treuem, patriotiſchem Herzen jubelt ihm vor allem das deutſche Volk zu und ſendet inbrünſtige Gebete zum Himmel: Gott ſchütze und ſtärke den Kaiſer und möge ihn noch recht lange Jahre dem Throne und dem deutſchen Vaterland erhalten! Wir haben vor wenig Tagen das 40 jährige Jubi⸗ läum des Beſtehens des Deutſchen Reiches gefeiert. Mit ſeinem Aufblühen iſt die Regierungszeit Wilhelms II. auf das engſte verknüpft. Wir können für uns in An⸗ ſpruch nehmen, daß wir in der Verehrung des Deutſchen aiſers nie zu einer Art gelangt ſind, die in hohlem Byzantinismus erſtarrte. Wir haben ſchon manches Mal u ſeiner Majeſtät allergetreueſter Oppoſition gehört. Wir . aber, auf die Grundſätze unſerer Religion geſtützt, das Wort des Heilandes achten gelernt: Gebet dem Kaiſer, was des Kain und Gott, was Gottes iſt. Von Wilhelm II. kann man ſagen, daß er wie kaum ein anderer weltlicher Fürſt den zweiten Teil dieſes Bibel⸗ wortes reſpektiert. Sein ganzes Wirken und Schaffen in ſeinen Grundzügen war ſtets darauf gerichtet, Gott zu geben, was Gottes iſt. Um ſo leichter wird es auch uns, dem Kaiſer zu geben, was des Kaiſers iſt: vor allem —— 7 FFCCCCCVCCVVCVCCV 2 Eutlarvt Roman von Feller. 4(Nachdruck verboten) Habermann hatte mit kränkenden Bemerkungen nicht gegeizt; ihm war die Gelegenheit, ſeinem Groll gegen den Vater Roſas Luft machen zu können, willkommen. Theodor ſchwieg lange, aber er vermochte endlich ſeiner Entrüſtüng nicht mehr zu gebieten, er nahm den Kampf auf und ſagte ſeinem Gegner mit dürren Worten: er ſei ein boshafter Verleumder, den niedrige Rachſucht be⸗ feele. „Was ſagen Sie nur?“ fragte Wangenfeld ſeinen Buchhalter nach einiger Zeit.„Seit zwei Stunden iſt Sachs fort, und in einer halben Stunde konnte er bequem quem zurück ſein.“ „Ich gebe das zu“, erwiderte Theodor anſcheinend ruhig,„aber mein Vertrauen iſt dadurch nicht erſchüttert. Werner iſt nicht nur ein ehrlicher ſondern auch ein ver⸗ nünftiger Mann, und eine größere Torheit könnte er wahrlich nicht begehen, als— ich mag's nicht ausſprechen ſchon der Verdacht iſt eine Beleidigung.“ Ter alte Herr wiegte leicht das Haupt und ſchritt raſch zur Tür; als er ſie öffnete, drang aus dem Erd⸗ geſchoß der Schall einer rauhen Stimme herauf. „Sie haben kein Recht, mir Grobheiten zu ſagen!“ rief dieſe Stimme.„Sie haben mir nichts zu befehlen, küm⸗ mern Sie ſich um ihre eigenen Angelegenheiten und kehren Sie nicht vor den Türen anderer Leute.“ „Da hören Sie's,“ ſagte Wangenfeld, die Brauen zu ſammenziehend,„er hat zuviel getrunken.“ „Habermann hat ihn gewiß gereizt“, erwiderte Theo⸗ dor erregt. „Werner!“ rief der kleine Herr in befehlendem Tone, Samstag, den 28. Januar 1911. Serechtigtett in der Beurteilung der Willens und ſeiner Abſfichten. Dieſe Gerechtigkeit heißt uns feſtzuſtellen, daß unter den regierenden Fürſten der Völker Wilhelm II., ſo⸗ wohl was Gottesfurcht und Adel der Geſinnung, als auch was Energie, Tatkraft und Eifer in der Sorge um das Wohl des Vaterlandes angeht, unübertroffen daſteht. Es iſt in den Jubiläumsartikeln dieſer Tage immer wieder betont worden, daß die Blüte deutſchen Schaffens auf wirtſchaftlichem wie auf rein geiſtigem Gebiete vor allem den Segnungen des langen Friedens zu verdanken iſt, den wir unter der Herrſchaft Wilhelms II. genießen durf⸗ ten. Wenn aber trotz aller großen Gefahren, in denen der Friede zu den verſchiedenſten Zeiten ſchwebte, trotz der dräuendſten Gewitterwolken am internationalen poli⸗ tiſchen Himmel der Friede gewahrt blieb, ſo verdanken wir dies nicht zum wenigſten der friedlichen Geſinnung unſe⸗ res Kaiſers, der ſeinen Ehrgeiz nicht durch kriegeriſche Lorbeere befriedigen wollte, ſondern ſein ganzes Beſtreben auf die ungehemmte Entwickelung des Kulturfortſchritts des deutſchen Vaterlandes gerichtet hielt. So hat denn der Kaiſer nach jeder Richtung hin an⸗ regend und fördernd gewirkt. Sein Intereſſe galt nicht nur der Landwirtſchaft, dem Verkehr und der Induſtrie, ſondern auch dem Ausbau ſozialen Reformweſens, dem Wohle der gewerbefleißigen Stände, aber auch der reinen Geiſteskultur, der ſchöpferiſchen Erfindung, der Wiſſen⸗ ſchaft, der Künſte. Man braucht nicht in allem mit der Richtung einverſtanden zu ſein, in der der Geiſt des Kaiſers auf allen dieſen Gebieten vorwärtsſtrebt. Aber eines kann und ſoll man anerkennen und bewundern: daß er in ſeinen Zwecken und Zielen getragen iſt von der größ⸗ ten Lauterkeit der Abſicht und von den idealſten Empfin⸗ dungen. Wird dies von der ganzen Welt neidlos zu⸗ gegeben, ſo werden wir Deutſche uns gewiß nicht vom Auslande beſchämen laſſen. Das Wichtigſte aber iſt der chriſtliche Glaube, der allen Handlungen des Kaiſers ein granitenes Fundament verleiht. Wir haben gelernt, neben der geiſtlichen die weltliche Autorität zu achten und dafür zu kämpfen bis zum letzten Blutstropfen. Das tun wir als treue Söhne unſerer heiligen Kirche und als treue Söhne des Vater⸗ landes. Der Kampf, den wir gegen die immer frecher herandrängenden Schlammfluten des Unglaubens und des Umſturzes führen, wird nur erleichtert durch das Bewußt⸗ ſein, den Kaiſer in ſeiner Geſinnung, in ſeinem Denken und Tun auf unſerer Seite zu wiſſen. So lange die heiligſten Güter chriſtlichen Glaubens die ſtarke Stütze und die edelſte Zier des Thrones bilden, brauchen wir um die Zukunft des Vaterlandes nicht zu bangen. So wollen wir denn dem Kaiſer zu ſeinem Wiegenfeſte als ſchönſtes Geſchenk darbringen unſer Gebet zum Himmel: Gott ſchütze, erhalte und ſegne den Kaiſer noch viele, viele Jahre! Reinheit ſeines ohne auf die Bemerkung des jungen J widern.„Werner!“ Schwerfällig kam der Gerufene die Treppe herauf; Theodor wollte ſich entfernen, ein Wink ſeines Chefs ge⸗ bot ihm zu bleiben. „Der boshafte Lump!“ polterte Werner, in das Zimmer tretend.„Was geht es denn ihn an, wenn ich einmal länger ausbleibe?“ Er brach ab, ſein Blick war auf das ernſte Antlitz ſeines Chefs gefallen, er las in ihm eine Drohung, die ihn beſtürzte. „Dieſer Vorfall iſt mir ſehr unangenehm,“ ſagte der alte Herr in verzweifelndem Tone. Sie haben getrunken, Werner, am hellen Tage ſich einen Rauſch geholt, ich hätte das nimmer von Ihnen erwartet.“ Der Geſcholtene ſtrich mit der Hand durch ſeine grauen Haare und richtete den ſtarren Blick auf Theodor, als ob er bei ihm Hilfe ſuchen wollte. „Es iſt wahr,“ erwiderte er,„ich kann's nicht leug⸗ nen, aber ich hoffe, Sie werden es entſchuldigen und verzeihen. Ich traf einen alten Freund, den ich ſeit zehn Jahren nicht mehr geſehen habe, er iſt ſoeben nach Ham⸗ burg weitergereiſt, um ſich dort nach Amerika einzu⸗ ſchiffen. Die Zeit unſeres Beiſammenſeins war ſo kurz, und wir hatten uns ſo viel zu erzählen, da habe ich mich vergeſſen und mehr getrunken, als ich vertragen kann.“ „Das ſollte nie vorkommen, Werner!“ „Sie hätten zuvor hierher kommen und mir die Briefe bringen ſollen“, ſagte der Chef,„ich würde Ihnen Urlaub gegeben haben. Mir wäre dadurch eine große Unruhe erſpart worden!“ Wangenfeld vexſuchte das Käſtchen zu öffnen. „Was iſt das?“ fragte er erſtant. Kä ſtchen iſt nicht berſchloſſen.“ Sein Blick ſtreifte forſchend das Antlitz des alten Mannes, dem das Blut in die Wangen ſtieg. cannes etwas zu er⸗ „Tus 27. Jahrgang. Wochenrundſchau. s Die kritiſche Lage im Reichstage nimmt andau⸗ ernd das politiſche Intereſſe in höchſtem Maße in An⸗ ſpruch. Tatſächlich ſteht dort die Frage: Wird der Reichs⸗ tag aufgelöſt? auf des Meſſers Schneide. In langwieri⸗ gen Beratungen debattieren nun ſchon ſeid der vorigen Woche die Reichsboten über das Reichswertzuwachsſteuer⸗ geſetz, das mit einer ungeheuren Fülle von Abänderungs⸗ anträgen belaſtet iſt. Die Regierung legt auf das Zu⸗ ſtandekommen des Entwurfs den größten Wert. Denn ſie hat damit eine Etatforderung von vielen Millionen, ſie hat damit unglückſeliger Weiſe eine Etatforderung verkoppelt, zu deren Deckung ſie der Wertzuwachsſteuer bedarf. Wird dieſe nicht durchgeſetzt, ſo müſſen für die Kriegsveteranenbeihilfe und vor allem für die 20 Millio⸗ nen Mark betragende Mehrforderung des Militäretats neue Deckungsquellen geſucht werden. Dieſe zu finden iſt aber, da die Forderung neuer Steuern auf unüberwind⸗ liche Schwierigkeiten ſtoßen würde, eine ſcheinbar un⸗ mögliche Sache. Was bleibt alſo für eine Perſpektive? Entweder der Rücktritt des Reichsſchatzſekretärs Wermuth, der die Sachlage in keiner Weiſe verlaſſen oder klären würde, oder aber die Reichstagsauflöſung, die von den oppoſitionellen Elementen der Linken auf das eifrigſte er⸗ ſehnt wird, da ſie glauben, auf dieſe Weiſe die Früchte ihrer hetzeriſchen Agitatior zegen die Reichsfinanzreform kräftiger einheimſen zu können. Demgegenüber liegt es durchaus im Intereſſe der pofitiven Parteien, einen Krach zu verhüten. Leider aber iſt die Lage dadurch noch kom⸗ plizierter geworden, daß der Beſchluß der Kommiſſion, in⸗ bezug auf den Wertzuwachs die Steuerfreiheit der Landes⸗ fürſten im Geſetz feſtzulegen, die Mehrheit im Plenum nicht gefunden hat. Man ſteht jetzt vor der Alternative: Wird das Votum des Plenums des Reichstages in dieſer Angelegenheit bei der dritten Leſung aufrecht erhalten werden? Und wenn das der Fall ſein ſollte: Wird die Regierung ſich das gefallen laſſen, oder wird ſie die nach Lage der Sache alsdann gebotenen Konſequenzen ziehen? Die Entſcheidung muß in der nächſten Woche fallen, und mit der größten Spannung ſieht man ihr allerſeits entgegen. Wünſchenswert wäre es allerdings, wenn ein Ausweg gefunden würde, auf deſſen Grund⸗ lage ſich Regierung und Mehrheitsparteien einigen könn⸗ ten, vor allem auch ſchon deshalb, damit nicht jahre⸗ lange raſtloſe geſetzgeberiſche Arbeit mit eitem Schlage zu nichte gemacht werde. „ In Oeſterreich bereitet Jich eine ſtarke Oppoſition über die Schiffahrtsabgabenpolitik der deutſchen Re⸗ gierung vor. Gelegentlich der Beratungen über dieſen Gegenſtand im Deutſchen Reichstage war bereits auf die Gefahr hingewieſen worden, daß die auswärtigen Staaten den deutſchen Plänen Schwierigkeiten bereiten würden. Nachdem nun ſchon die Niederlande eine ſchroff ablehnende Stellung eingenommen haben, ſcheint ſich die öſterreichi⸗ —— a————— „Es muß verſchloſſen ſein,“ ſagte Werner,„ich habe geſehen, daß der Sekretär—“ „Aber ich ſage Ihnen, es iſt offen, der Schlüſſel war nicht umgedreht. Sie haben fünf Scheine erhalten. „Es werden auch fünf Briefe in dem Käſtchen ſein!“ Wangenfeld öffnete es raſch, Theodor trat, von einer bangen Ahnung getrieben, näher. „Vier Briefe,“ fagte der kleine Herr erbleichend,„ſehen Sie nach, ich finde den fünften nicht.“ Wieder warf Werner das Haupt empor, ein harter Zug umſpielte ſeine Mundwinkel; ſein Blick ruhte durch dringend auf dem Chef. „Wo die vier ſind, muß auch der andere ſein,“ er. widerte er rauh,„ich habe das Käſtchen nicht geöffnet, noch überhaupt bemerkt, daß es offen war.“ „Es fehlt ein Brief mit fünfzehntauſend Mark In. halt,“ ſagte Thomas Wangenfeld. Der alte Mann fuhr erſchreckt zuſammen. „Fünfzehntauſend Mark,“ wiederholte er.„Weshalb ſagten Sie mir das nicht, als Sie mir die Scheine über⸗ gaben?“ „Ich denke, daß ich es Ihnen geſagt habe!“ „Wenn das geſchehen wäre, würde ich unter allen Um⸗ ſtänden ſofort das Geld hierher gebracht haben,“ ſagte Werner im Tone gekränkter Unſchuld. „Sie hätten das ohnedies tun müſſen“, entgegnete der kleine Herr ärgerlich.„Wie kommt es, daß ich das Käſt⸗ chen offen fand?“ Der Sekretär wird es jedenfalls ſehr vorſichtig verſchloſſen haben, er wußte ja, welche Summe er hineinlegte.“ In dieſer Bemerkung ſpricht ſich der Verdacht den lich aus, daß ich den Brief herausgenommen haben ſol! ſagte Werner mit bebender Stimme. Fortſetzung folgt. ——— ſche Regierung dieſer ablehnenden Haltung anzuſchließen. Oeſterreich wird nach einer Erklärung des Miniſters Weiß⸗ kirchner auf ſeine auf alten Abmachungen beruhenden Rechte auf die Elbſchiffahrt nicht verzichten. Holland will die Schelde⸗Mündung am Hafen von Vliſſingen befeſtigen. Dies iſt zweifellos ſeine ureigenſte Angelegenheit, in die hineinzumiſchen kein anderer Staat das Recht hat. Nichtsdeſtoweniger maßen ſich England und Frankreich das Recht gegen den kleinen neutralen taat an und möchten bei der Maßnahme zuerſt um ihre Erlaubnis gefragt werden. Der Hintergedanke iſt klar erſichtlich. Durch die Befeſtigung Vliſſingens könnte die Einfahrt engliſcher oder franzöſiſcher Kriegsſchiffe in den Hafen von Antwerpen als Operationsbaſis in einem et⸗ waigen zukünftigen Kriege gegen Deutſchland behindert werden. Die holländiſche Regierung bleibt nun aber er⸗ freulicher Weiſe feſt, und da kein anderes Staatsweſen den genannten Mächten den Gefallen erweiſt, mitzutun— nicht einmal Belgien, ſo werden ſie wohl einſtweilen ihre frommen Wünſche in ihren Buſen zu rückdrängen müſſen. Die Türkei befindet ſich angeſichts der fortdauernden Unruhen im Lande in den größten Schwierigkeiten. Namentlich der Aufſtand im Yemen, dem arabiſchen Be⸗ zirke der türkiſchen Machtſphäre, breitet ſich immer mehr aus, und es iſt ſogar ſchon zu grauſamen und blutigen Metzeleien gekommen. Es iſt kein Wunder, wenn die Pforte unter dieſen Umſtänden an die Errichtung einer Militärdiktatur in den aufgeregten Gegenden denkt, die ſich aller Wahrſcheinlichkeit nach als unerläßlich erweiſen Tolitiſche Rundſchau. ( Die Schiffahrtsabgabenpolitik der Regierung hat bekanntlich vor dem Parlamente nur eine geteilte Auf⸗ nahme gefunden. Doch ſchien es, als ob die wider⸗ ſtrebenden ſüddeutſchen Elemente ſich fügen würden. Schon während der Verhandlungen aber iſt auf die vom Aus⸗ lande her drohenden Schwierigkeiten hingewieſen. Dieſe verdichten ſich nun in Oeſterreich in bemerkenswertem Grade. Auf eine diesbezügliche Eingabe des Volkswirt⸗ ſchaftlichen Ausſchuſſes in Wien nämlich erklärte der öſterreichiſche Handelsminiſter: die Regierung werde unentwegt an den ihr durch die Elbverträge ge⸗ währleiſteten Rechten feſthalten. Nunmehr wird es die Aufgabe der deutſchen Diplomatie ſein, hierzu Stel⸗ lung zu nehmen. : Mit Mindeſtpreiſen der Innungen, die dieſe für alle Handwerker bindend feſtlegen ſoll, hat ſich ſoeben der Zentralausſchuß der vereinigten Innungsverbände Deutſchlands in einer Sitzung beſchäftigt. Die Frage wird nämlich auf einer in dieſen Tagen ſtattfindenden Konfe⸗ renz aller Intereſſenten im Reichsamte des Innern zur Sprache kommen. Dazu nahm der Zentralausſchuß nun den Standpunkt des Allgemeinen Innungs⸗ und Hand⸗ werkertages ein, der die Aufhebung des Verbots bindender Mindeſtpreiſe durch Paragraph 100 der Gewerbeord⸗ nung verlangte. Man erſtrebt damit alſo für die Innun⸗ gen das Recht, Mindeſtpreiſe feſtzuſetzen. Doch ſoll das natürlich nur ein Recht bleiben und nicht etwa eine Pflicht werden, ſo daß alſo Innungen, die von der jetzt gewünſchten Befugnis nicht Gebrauch machen wollen, völlig freie Hand haben ſollen. Die Regierung dürfte ſich nach ihren bisherigen Aeußerungen zur Sache auf dieſes Verlangen nicht einlaſſen. 1! Die reichsländiſche Verfaſſungsfrage ſoll bekanntlich in nächſter Zeit den Reichstag beſchäftigen. Die Fraktio⸗ nen des Reichstages haben zum Teil langwierige Be⸗ æatungen darüber abgehalten, die nicht allgemein im Sinne der Regierungen ausgefallen zu ſein ſcheinen. Na⸗ tionalliberale und Fortſchrittler ſollen dafür ſein; dahin⸗ gegen nimmt man in Kreiſen, die Fühlung dahin haben, an, daß die Konſervativen den Wahlrechtsbeſtimmungen ablehnend gegenüber ſtehen. So würden der Verabſchie⸗ dung nicht allein von Seiten der Intereſſenten, die das Geſetz als ein nicht entfernt befriedigendes Entgegenkom⸗ men anſehen, Schwierigkeiten gemacht werden. : Die guten Wirkungen der Reichsfinanzreform wer⸗ den auch in den Bundesſtaaten bei der Budgetaufſtel⸗ lung wohltuend empfunden. So teilte beiſpielsweiſe in Valparaiſo, 22. Nov. 1910. Meine Reiſe nach Chile. Von Hans Sattig. 1 Nachdem vor einiger Zeit den Leſern des„Mannheimer Volksblattes“ Gelegenheit geboten war, den Bericht eines Herrn, der mit dem gleichen Dampfer wie ich eine Reiſe nach Buenos-Aires machte, über„Eine Fahrt nach dem La Plata“ zu leſen, wurde ich von befreundeter Seite gebeten, auch meine Reiſeeindrücke für das Gros der Bewohner meines lieben Heimatortes zu ſchildern. Dieſem Erſuchen will ich hiermit, ſo weit und ſo gut es in meinen Kräften ſteht, nachkommen. Der Abſchied war nicht leicht. Bei Nacht verlaſſe ich die Heimat, um getragen von dem Beſtreben, ein Teil Welt zu ſehen, meine Kenntnſſſe zu berelchern und zu ſehen, wie es mit der vielgerühmten Freiheit in überſeeiſchen Ländern beſtellt iſt, in die Fremde zu ziehen. Die Nacht verbringe ich im Zuge, der mich dem Meere entgegen bringt. Trotzdem ich faſt die ganze Strecke allein im Abteil bin und mich gemächlich aus⸗ ſtrecken kann, will ſich der rechte Schlaf nicht einſtellen. Noch iſt es dunkel, als ich in Hamburg den Zug ver- laſſe. Nachdem es Tag geworden und ich mich von dem Raſſeſtaub etwas gereinigt hatte, ſuchte ich zwei frühere Kollegen auf, die mir gern ihre Führer Dienſte durch die alte Handels⸗ ſtadt zur Verfügung ſtellen. Ich bringe alles bezüglich meines Billets und Gepäcks in Ordnung und ſehe mir das Wichtigſte der Stadt an. Der Himmel zeigt ſein, wie mir geſagt wird, gewohntes Bild: Nebel und trübe Wolken laſſen keinen Sonnen. ſtrahl auf die Erde gelangen. Von meinen Freunden wird mir eine Hafenrundfahrt ſehr empfohlen, die ich denn auch auf einer kleinen Dampffähre antrete. Nun erſt bekomme ich einen richtigen Begriff von der enormen Größe der Hamburger Handels-Häuſer und dem Fleiße ſeiner Bewohner. Welche Menge und welche unermeßlich großen Lagerhäuſer, die Waren aus aller Herren Lander bergen, ſind in die Fluten des der zwetten wurttembergtiſchen Kammer bet Beginn der Etatsberatung der Finanzminiſter v. G eß ler mit, daß das Jahr 1909 für Württemberg einen Ueber⸗ ſchuß von nicht weniger als 5 711000 Mark aufzuweiſen habe und daß für das Rechnungsjahr 1910 mit einem Ueberſchuß von mindeſtens drei Millionen zu rechnen wäre. Ohne das Zuſtandekommen der Reichs⸗ finanzreform wären dieſe günſtigen Ergebniſſe ſchon deshalb nicht möglich geweſen, weil dann die Lei⸗ ſtungen an das Reich eine unerſchwingliche Höhe ange⸗ nommen hätten. Miniſterpräſident Dr. v. Weizſäcker legte dar, die in Ausſicht genommenen Vereinfachungen in der Staatsverwaltung würden Erſparniſſe von jähr⸗ lich 2 578 000 Mark zur Folge haben. Wenn auch die württembergiſche Regierung gegen die Reichsfinanzreform in mancher Richtung ſchwere Bedenken gehabt hätte, müſſe ſie heute doch anerkennen, daß ſie für die württember⸗ giſche Landesfinanzreform den einzig möglichen Weg vor⸗ gezeichnet habe. Parlamentariſches. 2 Herr Baſſermann wird als Reichstagskandidat end⸗ lich untergebracht. Nach einer Meldung aus Saar⸗ brücken nahm die zahlreich beſuchte Vertreterverſamm⸗ lung des dortigen nationalliberalen Vereins einſtimmig den Vorſchlag einer Kandidatur Baſſermanns an, ſo daß die Proklamierung dieſer Kandidatur in der ſatzungsgemäßen zweiten Vertreterverſammlung, die am 22. Februar ſtattfindet, geſichert iſt. 7 Fürſt Hatzfeld, Herzog zu Trachenberg(Reichs⸗ partei), hat gebeten, von ſeiner weiteren Kandidatur als Reichstagsabgeordneter für den Wahlkreis Breslau⸗Oſt bei der bevorſtehenden Reichstagswahl abzuſehen. 2 Die Frage der Erſatzkaſſen iſt in der Reichs- verſicherungskommiſſion am Mittwoch entſchie⸗ den worden. Es gelangte folgender Paragraph 528 zur Annahme: Verſicherungsvereine auf Gegenſeitigkeit, denen als eingeſchriebenen Hilfskaſſen vor dem 1. April 1909 eine Genehmigung erteilt worden iſt, ſind auf ihren An⸗ trag für den an dieſem Tage durch die Satzung beſtimm⸗ ten Bezirk und Kreis ihrer verſicherungspflichtigen Mit⸗ glieder als Erſatzkaſſen zuzulaſſen, wenn ihnen dauernd mehr als 1000 Mitglieder angehören und ihre Satzung den neuen Krantenraſſenveſtimmungen genugt. Auf Antrag eines ſolchen Verſicherungsvereins kann für ihn die oberſte Verwaltungsbehörde ſeines Sitzes die Min⸗ deſtzahl der Mitglieder auf 250 berabſetzen.— Damit iſt die Gründung neuer Erſatzkaſſen unmöglich gemacht, was vor allem für die Gewerkſchaften von großer Bedeutung iſt. Gegen den Antrag ſtimmten ein Teil des Centrums, Volkspartei, Polen und Sozialdemokraten. 2 Das Unterſeeboot⸗Unglück bei Kiel wurde in der Fortberatung des Marineetats durch die Budgetkom⸗ miſſion des Reichstags nochmals beſprochen. Der Stgatsſekretär des Reichsmarineamtes ſtellte feſt, daß die Beſatzung in keiner Weiſe ihre Pflicht verletzt hätte, ſon⸗ dern bis zum letzten Augenblick vorſchriftsmäßig ver⸗ fahren worden ſei. Alle Gefahren ſeien bei dem Unter⸗ ſeebootweſen noch nicht auszuſchließen. Alle vorhande⸗ nen Sicherheitseinrichtungen hätten gearbeitet und zur Rettung der Leute weſentlich beigetragen.„U. 3“ ſei dabei ein älteres Noot; die neueren verfügten über noch vollſtändigere Einrichtungen. Selbſtverſtändlich ſeien durch den Unfall eine Reihe von Erfahrungen gemacht worden. die eingehend durchdacht und für die Vermehrung der Sicherheit des Perſonals benutzt werden würden. Man könne mit Recht ſagen, daß wir bezüglich der Sicher⸗ heitseinrichtungen hinter keiner Nation zurückſtehen und die Unterſeebootsbeſatzungen haben alle Urſache, dieſen Sicherheitseinrichtungen zu vertrauen. Im übrigen Ver⸗ lauf der Verhandlung wurde daran erinnert, daß mit dem diesmal neugeforderten Linienſchiff„S.“ und dem großen Kreuzer„K.“ die letzten Vermehrungsbauten nach dem Flottenplan in Angriff genommen wer- den. Als Bureaukratenſtückchen der Marine⸗ verwaltung wurde erwähnt, daß zur Feſtſtellung einer durch die Strandbatterien bei Danzig erfolgten Hausbe⸗ ſchädigung im Betrage von 95 Mark ſieben Herren, dar⸗ unter drei höhere Beamte, erſchienen ſeien. Die Diäten dieſer Beamtenſchar betrugen ungefähr das Dreifache des Schadenerſatzes. EF tegt vor Anker, zurückgekehrt beladen mit den Reichtümern der über- ſeeiſchen Länder oder bereit, Perſonen und Güter in fremde Welten zu bringen. Zum erſten Mal ſehe ich die Rieſen⸗ Dampfer, von denen ich mir vorher nur eine ſchwache Vor⸗ ſtellung machen konnte. So ſehe ich auch auf einem ſolchen am Vorderbug in großen Buchſtaben die Worte:„Cap Vilano, Hamburg“. Das alſo iſt das Schiff, das mich durch die Wogen der Nordſee und des atlantiſchen Ozeans nach dem fernen Lande tragen ſoll. Am 9. Dezember von 8 bis 9 Uhr abends findet die Einſchiffung von den„St. Pauli Landungsbrücken“ aus ſtatt. Begleitet von meinen beiden Freunden beſteige ich einen kleinen Dampfer, auf dem ſich bereits Hunderte von Menſchen, Aus⸗ wanderer und deren Freunde, die ihnen das Geleite geben, eingefunden haben. Bald bewegen wir uns dem„Cap Vilano“ entgegen. Von Deck des ſelben ertönen die lustigen Klänge der Kapelle. Wie eine Nuß⸗Schale iſt das Dampfboot, auf dem wir uns befinden, im Verhaltnis zu dem großen Ueberſeeer. Wir ſteigen die Falltreppe hinauf und werden auf deren oberſter Stufe vom Kapitän begrüßt. Schnell ſuchen wir meine Kabine auf, deren Nummer mir nach Beſtellung der Paſſage mitgeteilt worden war, um das Handgepäck unter- zubringen, und treten dann eine Wanderung durch die Schiffs⸗ räume an, die vorerſt im Rauchſalon ihr Ende findet. Die Gefühle, die mich beim Betreten des Schiffes und während der erſten Stunden meines Aufenthaltes darauf be⸗ herrſchten, zu ſchildern, iſt mir unmöglich. Wie ſtaunte ich, als ich die prächtigen Räume wie Speiſe⸗Saal, Converſations⸗ und Muſik-Saal, Wintergarten etc. erblicke. Wieder bringt ein Boot Paſſagiere und deren Freunde an Bord, das Schiff wimmelt von Menſchen. Im Rauchſalon, auf weichem Lederpolſter ſitzend, ver- bringe ich mit meinen Freunden beim goldenen Saft der Reben noch eine halbe Stunde, durchfliege die Briefſchaften, die mir von abweſenden Freunden eine„glückliche Reiſe“ bringen und ſchreibe ſchnell noch einige Abſchieds- Grüße. Um 10 Uhr er⸗ neee A nn Deutſcher Reichstag. [I Berlin, 24. Januar. Der Reichstag führte die Beratung des Reichswert⸗ zuwachsſteuergeſetzes bei Paragraph 49 fort, der die Ver⸗ teilung des Steuerertrages zwiſchen Reich und Gemeinden regelt. Nach dem Entwurf ſoll das Reich 50 vom Hundert, die Gemeinden 40 vom Hundert erhalten. den Bundes⸗ ſtagten ſollen 10 vom Hundert als Entſchädigung für die Koſten der Erhebung zufallen. Eine Reihe von Abände⸗ rungsanträgen ſuchte dieſe Verteilung zu gunſten der Ge⸗ meinden umzuſtoßen. Abg Trimborn(Ctr.) vertei⸗ digte einen Antrag, der den ſonſt benachteiligten 31 Feſtungsſtädten einen beſondexren Anteil an dem Ertrag gewähren will. Vom Schatzſe!„ ter wurden alle An⸗ träge, die den Ertrag für das Reich zu kürzen ſuchten, als unannehmbar abgewieſen. Die m ranenunterſtützung, die etatsmäßig erfolgen ſolle one iüſicht auf den Ertrag der Zuwachsſteuer, mache einen geneſſen Steuereffekt un⸗ bedingt notwendig. Ein ſozialdemskratiſcher Antrag, für die Vetergneufürſorge ſechs Millionen des Ertrages geſetz⸗ mäßig feſtzuſetzen, wurde von allen Seiten des Hauſes bekämpft, da er für den Fall einer Mindereinnahme zum Schaden der Veteranen ausſchlagen würde. In der Ab⸗ ſtimmung wurde der Verteilungsplan der Kommiſſion zum Beſchluß erhoben. Danach erhält von dem Steuerertrag das Reich 50, die Gemeinden 40 und die Bundesſtaaten 10 Prozent. Durch Annahme eines Centrumsantrages wurde ferner beſchloſſen, daß bis zum Erlaß eines Landes⸗ geſetzes die Regelung zwiſchen Gemeinden und Gemeinde⸗ verbänden durch die Landesregierung zu erfolgen hat, ſoweit es ſich um Grundſtücke handelt, die keiner Gemeinde angehören, und ſoweit Gemeinden in Betracht kommen, die ſchon Zuwachsſteuer erheben. Die Beſtimmung über die Gemeindezuſchläge wurde ſo gefaßt, daß Reichsſteuer und Zuſchlag zuſammen 30 Prozent der Wertſteigerung nicht überſteigen dürfen. Nach weiteren geringfügigen Aende⸗ rungen des Paragraphen 49b und des Paragraphen 50 vertagte ſich das Haus Für den Fall, daß morgen ni die Zuwachsſteuer, das Reichsbeſteuerungsgeſetz ſowie die Fernſprechgebührenordnung erledigt werden können, ſoll eine Abendſitzung anberaumt werden. i a Berlin, 25. Januar. Zunächſt wurde die Beratung des Zuwachsſteuergeſetzes bei den Beſtimmungen über die rückwirkende Kraft und die Beibehaltung des Umſatzſtempelzuſchlages fortgeſetzt. Schatzſekretär Wermuth trat mit aller Ent⸗ ſchiedenhet einem Antrag Weber(utl.) gegenüber, der den Umſatzſtempelzuſchlag vom 30. Juni 1912 aufheben wollte, während die äußerſte Linke gar die ſofortige Be⸗ ſeitigung des Zuſchlages verlangte. Da der Schatzſekre⸗ tär darauf hinwies, daß die Ausgaben für das Heer und die Veteranen die nächſten fünf Jahre ohne den Ertrag des Zuſchlages nicht gedeckt werden können, alſo der Grundſatz:„Keine Ausgabe ohne Deckung“ verlaſſen wer⸗ den müſſe, zogen Nationalliberale und Centrum ihre Ab⸗ änderungsanträge zurück. Darauf gelangte ein Kompro⸗ miß zur Annahme, nach dem, entſprechend dem Wunſche der Regierung, der Zuſchlag bis zum 30. Juni 1914 fortbeſteht, dagegen nur Verkäufe bis zum 1. Januar 1911 rückwirkend von der Steuer getroffen werden, die Rück⸗ beziehung auf den 1. April 1910 alſo aufgegeben wird. Die weitere Debatte drehte ſich um die Ermächtigung des Bundesrates zum Erlaß von Ausführungsbeſtimmungen, die eine Umgehung des Geſetzes verhindern ſollen. Die Vollmacht zum Erlaß ſolcher Beſtimmungen wurde dem Bundesrate aber ſchließlich gemäß dem Kommiſſionsbe⸗ ſchluſſe erteilt. Eine hitzige Debatte entſpann ſich dann über die Beſtimmung, daß die Fideikommiſſe an Stelle der Zuwachsſteuer in dreißigjährigen Zeitabſtänden eine Wertſteuer in Höhe von einem Drittelprozent zu zahlen haben. Während gemäß dem Kommiſſionsbeſchluß die Landesfürſten von dieſer Abgabe befreit werden, wurde auf einen Centrumsantrag hin die Abgabenfreiheit der Prinzen und Standesherren beſeitigt. Nachdem das Geſetz mit der Ablehnung eines ſozialdemokratiſchen Antrages auf Aufhebung der Zündholzſteuer erledigt war, wurde das Reichsbeſteuerungsgeſetz in zweiter Leſung erledigt und die Fernſprechgebührenordnung in die Budgetkom⸗ miſſion zurückverwieſen. Aus Stadt und Land. * Peſtpanik in Peking. In Petersburg liegen Alarmnachrichten vor über eine gewaltige Pa⸗ nik, die in Peking infolge der dort vorgekommenen Peſt⸗ fälle ausgebrochen iſt. Aus dem Europäerviertel beginnt eine allgemeine Flucht nach dem Meere zu. Hunderte P tönt ein Trompetenſignal, für die Nicht⸗Paſſagtere das Zeichen, daß es Zeit iſt, das Schiff zu verlaſſen. Die Abſchieds⸗Seenen beginnen. Das Umarmen und Händeſchütteln will kein Ende nehmen. Das Boot mit den an Land Zurückkehrenden ſtößt ab, unſere Kapelle ſpielt das alte und immetſchöne, beſonders aber in dieſem Angenblicke ergreifende und tief empfundene: „Muß i denn, muß t denn zum Städtele hinaus“, ein letztes „Lebe wohl“„auf Wiederſehen“ auf beiden Seiten, ein letztes Hut und Tücher⸗ Schwenken— und wir liegen allein, die Brücken hinter uns ſind abgebrochen. Mit offenen Augen träumend ſchlendere ich noch eine Weile auf dem Promenade. Deck umher, laſſe meine Blicke hin⸗ überſchweifen auf das Lichtermeer der Stadt, ſchaue hinab in die feuchte Flut, in der ſich die Lichter ſpiegeln, und blicke hinauf zu den Sternen, zu ſehen, ob ſie mir eine gute Relſe verheißen. Bald wird es ruhiger auf dem Dampfer, einer nach dem andern ſucht ſeine Kabine auf, um die erſte Nacht auf „ſchwankendem Boden“ zu verbringen. Gern wäre ich munter geblieben, bis die Anker gelichtet wurden, doch da ich von einem Schiffs-Angeſtelten erfuhr, daß die Stunde der Ausfahrt noch nicht feſtgeſetzt ſei und dieſe eventl. erſt gegen Morgen ſtattfände, begebe auch ich mich in meine Kabine, begrüße meinen bereits in den Federn liegenden Kabinen-Kollegen und klettere in mein über deſſen Bett an der Wand befeſtigtes Lager hinanf. Bald merke ich, daß dieſes vorzüglich iſt, und wache erſt wieder am hellen Tage auf. Zu meinem Erſtaunen bemerke ich, daß wir uns nicht bewegen, und ſehe auf einen Blick aus der Lucke, daß wir zwar nicht mehr auf der alten Stelle liegen, aber uns anſcheinend noch immer im Hamburger Hafen be- finden. Bald wurde mir meine Vermutung beſtätigt. Wir hatten des niedrigen Waſſerſtandes und eingetretenen Nebels halber nicht auslaufen können. Nachdem ich im Speiſe⸗Salon einen kleinen Imbiß eingenommen habe, begebe ich mich auf das Promenadedeck, um etwas friſche Luft zu atmen und einige geeignete Bekanntſchaften zu machen. Kaum merke ich es, als der Dampfer ſich in Bewegung ſetzt. Nun geht es dem Meere zu. Nach 4 Stunden ruhiger Fahrt die Elbe abwärts ſind 10 t 1 „ 9 fiche“ 10 wude mit f nen großen zu and gta frier gernde us 1 den Hunge Ihre handn * gefüh an gen d Aar türlich nterſt were Viberſſ Sache Meirut, lege d ** Nomen Aich — n daſpel dur Elbe mh . ub n beote, ud ein b ab liegen e Pa⸗ i Peſt⸗ egintt mderte rr Zeichen, E in Cube en ht onbers bene? lte Aleztes i, die c elne i hiu⸗ nab in blicke g Relſe r ach t auf unter 5 dn fahrt orgen neinen lettelk al. weder „ f 8 del lege, n h Uk cel Galen f uf cage als ſeere sud europäiſcher Familien verlaſſen die chineſiſche Hauptſtadr and ſuchen mit der nächſtbeſten Schiffsgelegenheit aus China zu flüchten. Der kaiſerliche Palaſt wurde von Truppen vollſtändig eingeſchloſſen. Nach der Chineſen⸗ vorſtadt von Charbin, nach Fudsjadin, von wo die Seuche ihren Ausgang genommen hat, haben ſich chineſiſche Trup⸗ penabteilungen unter Führung engliſcher Aerzte begeben, um alle verſeuchten Stadtteile niederzubrennen, und man iſt davon überzeugt, daß von der ganzen Vorſtadt bei dieſer Prozedur kaum ein Haus übrig bleiben wird. Da ſeitens der chineſiſchen Bevölkerung in Charbin gegen die Ergreifung einer ſolchen ebenſo notwendigen wie dra⸗ koniſchen Maßnahme Unruhen erwartet werden, ſo haben die Soldaten Befehl, jeden Aufruhr mit unnach⸗ ſichtlicher Strenge niederzuſchlagen. * Ein Rathaus überſchwemmt. In Simbach am Inn iſt durch Bruch des Waſſerrohres das neue Rat⸗ haus überſchwemmt worden, da der Defekt längere Zeit nicht bemerkt wurde. Der Feſtſaal, das Bürgermeiſter⸗ zimmer, das Standesamt, der kleine Sitzungsſaal, ſämt⸗ liche Bureaus und das Untergeſchoß ſtehen unter Waſſer. * Verhaftung von Mädchenhändlern. In Czenſtochau wurde ein aus Warſchau kommender Eiſenbahnwaggon mit jungen Mädchen angehalten, die über die preußiſche Grenze nach Hamburg und weiter nach Amerika in ver⸗ rufene Häuſer gebracht werden ſollten. Die den Zug be⸗ gleitenden, elegant gekleideten Händler, wurden verhaftet. * Frecher Ueberfall in der Bank von England. Ein elegant gekleideter Herr trat in London zu einem Kaf⸗ ſierer in der Bank von England und verlangte, Geld. Dieſer ging ſcheinbar auf das Verlangen ein und wies ihn an zwei Detektive. Während die Geheimpoliziſten mit ihm redeten, verſuchte er einen Revolver aus der Taſche zu ziehen, wurde aber überwältigt und nach der Eloak⸗Lane⸗Polizeiſtation übergeführt. Hier fand man einen Revolver und zwanzig Patronen bei ihm. Der Mann, deſſen Name noch unbekannt iſt, wurde in Haft behalten; vermutlich handelt es ſich um einen Wahn⸗ ſinnigen, wie bei dem Abenteuer Sir Thomas Liptons vor wenigen Tagen. ** Wolfsplage in Südfrankreich. Aus Limoges kom⸗ men ſchwere Unwetternachrichten. Der Schnee, der in großen Maſſen gefallen iſt, hat teilweiſe eine Höhe bis zu anderthalb Meter erreicht und den Verkehr ins Stocken gebracht. Die Kälte, die immer mehr ſteigat, hat den friſchen Schnee in Eismaſſen verwandelt, und die hun⸗ gernden Wölfe aus den naheliegenden Wäldern von Cha⸗ lus wagen ſich bis in die Dörfer hinein, wo ſie auf den Höfen in die Geflügelſtälle einbrechen, um ihren Hunger zu ſtillen. Die Bevölkerung hat in den letzten Jahren verabſäumt, durch rationelle Jagden dem Ueber⸗ handnehmen der Beſtien zu ſteuern. * Der Mord an den Deutſchen Unger in Haiffa geſühnt. Der Prozeß gegen die Mörder des in Haiffa ermordeten Deutſchen Unger hat ſein Ende gefunden. Der Hauptangeklagte wurde zum Tode verurteilt, mehrere andere erhielten längere Zuchthausſtrafen. Das Gerichtsverfahren gegen die Mörder Ungers iſt, wie man ſich erinnert, erſt nach wiederholten energiſchen Vorſtellun⸗ gen des deutſchen Botſchafters Freiherrn von Marſchall zu ſtande gekommen. Vorher hatten die türkiſchen Lokalbehörden durch alle möglichen Mittel die Unterſuchung und Verfolgung der Schuldigen zu er⸗ ſchweren geſucht. Es bedurfte erſt mehrfacher Vexrſetzungen widerſpenſtiger höherer Beamten und Verweiſung der Sache vor das urſprünglich nicht zuſtändige Gericht in Beirut, bis es gelang, den ungeſtörten Gang der Rechts⸗ pflege durchzuſetzen. . Als ein ungewöhnlich maſſiver Schwindel hat ſich die Geſchichte von dem auf den Bremer Dom geplanten Bombenattentat herausgeſtellt. Der Denunziant hat ge⸗ logen. Was den Mann ins Waſſer getrieben hat, iſt unaufgeklärt. Jedenfalls hat er verſucht, Selbſtmord zu begehen, ſich dann aber ſeiner Tat geſchämt und die Bombengeſchichte erfunden. Heil Kaiſer dir! Zu einem Konflikt zwiſchen den ſtädtiſchen Bebörden iſt es in Bad Köſen aus Anlaß C ͤĩ³§Vbi. wir in Kuxhafen.(Die mit einem der Rieſen⸗Dampfer zum Beiſpiel nach Nord-Amerika Reiſenden beſteigen erſt hier ihren Dampfer, da dieſe ihres großen Tiefganges wegen nicht die Elbe aufwär es bis Hamburg fahren konnen). Bald ſehen wir nur noch au der einen Seite Land, wir ſind im Meere. Weit draußen erblicken wir zahlreiche Segel, boote, von denen aus die Mannſchaft die Fiſch⸗Netze auswirft und einzieht, und die auf der bewegten See hin und her auf und ab ſchaukeln. Die Nacht bricht herein und wir ſehen zur Linken die Leuchtfeuer der Kuͤſte, während wir rechts nur das weite Meer vor uns haben. Bereits hinter Kuxhafen ſpürt man eine eigentümliche Bewegung des Schiffes, es iſt kein Schaukeln und kein Schwanken, ſondern etwas Neues, für das ich keinen Ausdruck habe. Hervorgerufen wird dieſe Bewegung durch die ewige Unruhe der Wellen, durch die ſich der Dampfer ſeinen Weg bahnt. Doch ſolange es nicht ſchlimmer wird, hält es jeder- mann ans. Am nächſten Tage ſehen wir wieder die Küſte, zuerſt die holländiſche, und die davor liegenden frieſiſchen Inſeln, dann die belgiſche und franzöſiſche. Gegen Abend merken wir, und zwar zuerſt nur an dem hellen Schein einiger Leuchttürme, die uns von links und rechts durch ihr Licht auf die Gefahren der Riffe aufmerſam machen, und dann aus dem allmähligen Auftauchen von endloſen Lichterketten zur Rechten und zur Linken, daß wir uns in dem„Kanal“ befinden, der England von dem Feſtlande trennt. Rechts England, links Frankreich. Die Lichter vergrößern ſich, wir nähern uns der engliſchen Küſte, und bald liegen wir draußen im Hafen von Dover vor Anker. Wir nehmen einige Paſſagiere an Bord, die auf einem kleinen Dampfer ankommen, und außerdem eine ſehr wertvolle Ware: Viele wohlverſtegelte Kiſtchen voll von eng⸗ liſchem Gold, das eine ſüdamerikaniſche Bank gekauft hat und das an dieſe geſandt wird. Mit großer Sorgfalt wird es an feuer⸗, waſſer⸗(dies natürlich nur ſolange keine Kataſtrophe eintritt, bei der alles zu Grunde geht) und diebesſicheren Ort gebracht. Bald werden die Anker gelichtet, um nach ca. 2 der Vorberettungen zu der offiziellen Kaiſerge⸗ burtstagsfeier, die die Stadt veranſtaltet, gekom⸗ men. Der Stadtverordnetenvorſteher General v. Heyde⸗ kampf erklärte, er werde ſich an der Feier nicht be⸗ teiligen, weil der Bürgermeiſter Kretſchmer wie⸗ der die Feſtrede übernommen habe. Der Bürgermeiſter, ein fanatiſcher Alkoholgegner, habe mit ſeinen abſtinenz⸗ leriſchen Tendenzen im vorigen Jahre eine„Buß⸗ und Moralpredigt“ gehalten und dadurch die Feſtſtimmung aller Teilnehmer auf das empfindlichſte geſtört. Bei der bekannten religiöſen Betätigung des Bürgermeiſters ſei zu befürchten, daß er auch diesmal den Feſtakt empfindlich ſtören werde. Bürgermeiſter Kretſchmer, der übrigens Reſerveoffizier iſt, betonte, daß ſeine vorjährige Rede mit dem Schlußſatz:„Deutſchland für Gott durch Gebet und Arbeit!“ allerdings viel Anſtoß erregt habe, aber er werde jede offizielle Gelegenheit dazu benutzen, ſich als Be⸗ kenner Jeſu zu zeigen. Das Verhalten des Stadt⸗ verordnetenvorſtehers ſtehe in vollem Gegenſatze zu der Rede, die der Kaiſer in Mürwick gehalten habe: „Wir leben in einer Zeit, wo alle Autorität ſchwindet. Da muß man kräftig ſein und den Religionsſtandpunkt wahren.“ Vorbildlich für ſeine diesjährige Kaiſergeburts⸗ tagsrede werde ihm die Rede des Kaiſers in Mürwick ſein. Die Stadtverordnetenverſammlung lehnte darauf⸗ hin einſtimmig die Beteiligung am offiziellen Feſtakt ab, weil ſie im Gegenſatz zum Bürgermeiſter auf dem Stand⸗ punkt der alten Deutſchen verharrt, die bekanntlich immer noch eins tranken. Aus Nah und Fern. — Lampertheim, 27. Jan. Von einem ſchweren Schickſalsſchlag wurde die Familie des in der Falterwegſtraße wohnenden Fabrikarbeiters Ludwig Schmitt betroffen. Am Dienſtag nachmittag trocknete die Frau wie immer das Bett⸗ chen des/ Jahr alten Kindes in der Nähe des Ofens, legte das Kind in den Kinderwagen und ging für einige Stunden ihrer Arbeit in der Cigarrenfabrik nach. Als das ältere Kind von der Schule nach Hauſe kam, bemerkte es die Stube mit Rauch erfüllt und holte die Nachbarin herbei. Dieſe fand das Kind⸗ chen in den letzten Zügen liegend vor. Trotz ſofort herbeige⸗ holter ärzilicher Hilfe war dasſelbe vom Erſtickungstod nicht mehr zu retten. — Worms, 27. Jan. Am Montag vergnüuͤgte ſich eine Anzahl Kinder auf der Eisflaͤche des Teiches im Hoch⸗ heimer Park. Dabei brach ein etwa 4 Jahre altes Mädchen an einer dünnen Stelle ein. Ein 12jahriger Oberrealſchüler konnte das Kind aus dem Waſſer ziehen. — Biblis, 27. Jan. Am Montag abend entſtand in dem Hauſe des Heinrich Schnitzer in der Hintergaſſe durch Umwerfen einer Petroleumlampe ein bedauerlicher Unglücksfall. Das brennende Petroleum ergoß ſich uber die 17jährige Tochter des Herrn Schnitzer und im Nu ſtand das Mädchen in hellen Flammen; es eilte in ſeiner Angſt noch ins Freie. Die Bedauernswerte ſoll ſchreckliche Brandwunden davongetragen haben. Auch der 19jährige Sohn hat ſich an Händen und Armen ſchwer verbrannt. Arzt und Krankenſchweſtern waren bald zur Stelle. — Ingenheim, 27. Jan. Vorgeſtern Nacht iſt ein Nebenbau der Villa Merck in Brand geraten und niederge⸗ brannt. Das Amtsgericht Zwingenberg ſtellt heute Er⸗ mittelungen an. — Darmſtadt, 27. Jan. Im Finanzauſchuß der Zweiten Kammer wurde geſtern mit der Regierung zuſammen das Kapitel der direkten Steuern behandelt. Es hat dabei eine ausführliche Beſprechung über die direkten Steuern in Verbindung mit der Erhöhung der Gehalte der Beamten oder doch eine Teuerungszulage ſtattgefunden. Bei der überaus knappen Geſtaltung des Budgets wurde von der Regierung erklart und von dem Finanzausſchuß anerkannt, daß ohne Er- höhung der Steuern es unmöglich ſei, auch nur zu einer Teuerungszuſage zu gelangen. Weiter wurde aber geſagt, daß nach der erheblichen Steuerhöhung des Vorjahres die Er⸗ höhung der Steuern in dieſem Jahre nicht möglich ſei. Es kann deshalb, ſo ſehr das von allen Seiten bedauert wurde, zu einer Aenderung in der Beamtenbeſoldung im Steuerjahr 1911 nicht lommen. — Aus Reinheſſen, 27. Jan. Bei einer in Dolgesheim ſtattgefundenen Verſteigerung wurden für 90 Klafter Weinberg 60 bare Mark bezahlt. Das ſind das Klafter 66 Pfennig oder der Morgen 213 Mark.— In nicht geringe Aufregung verſetzte der 12jährige Sohn des Arbeiters Selzer in Gimbsheim ſeine Eltern. Er entfernte ſich am Montag abend von zu Hauſe und war am folgendem Tage noch nicht zurückgekehrt. Da er auf dem Eiſe geſehen worden war, ver⸗ mutete man, daß der Junge eingebrochen und ertrunken ſel. J'tzt aber gelangt die Nachricht zu den Eltern, daß ihr hoff⸗ nungsvoller Sprößling eine— Spazier fahrt nach Mainz unternommen hat. — Mainz, 27. Jan. Die 78jährige Witwe Ellſabetha Stefan, die bei ihrem Schwiegerſohn, dem Oberwerkmeiſter Droſte in der Neutorſtraße 3 wohnt, iſt auf ſchreckliche Weiſe ums Leben gekommen. Die Frau, die ſich am Herdfeuer wärmen wollte, und mit dem Rücken gegen den Herd ſtand, geriet durch Herausfallen einer glühenden Kohle geſtern nach mittag in helle Flammen. Die Angehörigen wickelten die Bedauernswerte ſofort in Teppiche ein und erſtckten die Flammen. Die noch ſehr rüſtige Frau hatte aber derartige Brandwunden erhalten, daß ſie alsbald im Hoſpital ſtarb. — Ober Beerbach, 27. Jan. Ein großes Schaden⸗ feuer iſt geſtern Nacht hier ausgebrochen. Dem Landwirt gner find zwei große gefüllte Scheuern ein Raub der Flammen geworden! Anſcheinend liegt Brandſtiftung vor. * Ladenburg, 27. Jan. Sonntag nachmittag meldete die Sturmglocke Feuer. In dem Schäferſchen Anweſen in der Eintrachtgaſſe war ein Brand ausgebrochen, der in kurzer Zeit eine mit Stroh gefüllte Scheuer, ſowie Stall und Schuppen zerſtörte. Der verurſachte Schaden wird auf ca. 7000 Mark geſchätzt. — Seckmauern, 27. Jan. Der ſeltene Fall, daß auch die„holde Weiblichkeit“ das Handwerk eines Einbrechers betreibt, iſt von hier zu melden. Es iſt dies die von ihrem Manne geſchiedene 22 Jahre alte Frau Margaretha Werner, die bei ihren nächtlichen Streifzügen Geld, Lebensmittel, Kleider etc. zu erbeuten ſuchte, was man der Frau nicht zugetraut hätte. Nur dem Umſtande, daß ſie ein kleines Kind zu ſtillen hat, hat ſte es zu danken, daß ſie noch nicht hinter den „ſchwediſchen Gardinen“ ſitzt. Geſchäftliche Mitteilungen. Die Firma Hermann Schmoller u. Co., Mann heim beginnt am Montag, den 30. Januar mit ihrem Sonder- verkauf die„Weiße Woche“. Die bekanntlich alljaͤhrlich nur einmal wiederkehrende Kaufgelegenheit, die ſich kei der geſammten Damenwelt einer ganz beſonderen Beliebtheit erfreut, wird in dieſem Jahre hervorragende Vorteile bieten. Schon vor Monaten waren die Einkäufer der Firma an den entſprechenden Induſtrieplätzen des In- und Auslandes, um große Warenpoſten beſonders vorteilhaft für dieſen Sonderverkauf zu erſtehen. Speziell die Abteilungen Tiſch, Bett und Leibwäſche, Le inen und Baumwollwaren, Gardinen, Spitzen und Stickereien und Haushalt ꝛc. werden ganz beſonders vorteilhafte Angebote bringen. Keine Hausfrau, kein Penfionat, kein Hotel ſollte dieſe Gelegenheit für Neuanſchaffungen oder Ergänzungen der Vorräte unbenützt voruͤber gehen laſſen. Die Waren ſind im feſtlich dekorierten Hauſe überſichtlich ausgelegt. Der Verſand nach auswärts erfolgt prompt. Sehr zu empfehlen iſt es, für den Einkauf auch die Vormittagsſtunden zu benützen, da bekanntlich der Andraug in den Nachmittags⸗ ſtunden ein ganz enormer iſt. Die Spezialangebote folgen. Stunden an der franzöſiſchen Kuͤſte, im Hafen von Boulogne wieder herabgelaſſen zu werden. Nach einſtündigem Aufent- halt geht es auch von hier nach Aufnahme einiger Paſſagiere wieder weiter. Der Kanal iſt von allen Seefahrern des meiſtens dort herrſchenden Nebels und der Stürme, die gewöhnlich dort hauſen, gefürchtet. Von dem Nebel blieben wir verſchont— ich hatte hier in Valparaiſo ſchon Gelegenheit, den Nebel auf dem Meere kennen zu lernen, und verſtehe nunmehr die Ge⸗ fahr, die er in ſich birgt, denn man kann dabei kaum einen halben Meter weit ſehen, alles andere iſt mit elnem abſolut undurchdringlichen Schleier bedeckt,— aber von dem Winde ſollen wir etwas abbekommen. Bald ſpürt man ein richtiges Schwanken und Schaukeln des Schiffes, und wie ſo mancher meiner Reiſegefaͤhrten, muß auch ich an dieſem Abend dem Meeresgott meinen erſten, und wenigſtens auf dieſer Reiſe, meinen letzten Tribut zahlen. Nun geht es in den atlantiſchen Ozean hinein, um die Nord⸗ und Weſtküſte von Frankreich herum. Zu ſehen ſind die Wolken über uns, das Waſſer unter und um uns, die Moͤven, die unſer Schiff umfliegen, und hin und wieder weit draußen ein kleiner Dampfer oder Segler. Als ich am 14. Dezember morgens erwache und durch die Luke blicke, ſehe ich, daß wir uns in nächſter Nähe des Landes befinden. Ich wußte, wir näherten uns der kleinen ſpaniſchen Hafenſtadt Vigo. Schnell kleide ich mich an und gehe an Deck. Ein prächtiges Bild habe ich vor meinen Augen. Langſam fahren wir zwiſchen mächtigen Felſenriffen, die in allen Größen und Seſtalten aus dem Meere herausragen, hindurch, die aufgehende Sonne beſtrahlt die grünen Anhöhen, die die Bucht wie beſchützend links und rechts umſchließen und auf denen verſtreut einige niedliche Häuschen hängen, am Ende der Bucht das Städtchen, von deſſen höchſten Punkt uns ein kleines Fort begrüßt. Ein unvergeßliches Bild. Noch über eine Stunde währt dieſe Zauberfahrt, bis wir gegen 9 Uhr Anker werfen. Allmaͤhlig ſind auch die Langſchläfer zum Vor⸗ ſchein gekommen und weiden ihre Augen an der Schönheit dieſes Anblickes. Der dortige Agent der Dampferlinie und die Hafen- polizei kommt an Bord, erſterer um wegen der Dauer des Aufenthaltes etc. ſeine Beſtimmungen zu treffen und dem Kapitän ſonſtige Mitteilungen zu machen, letztere, um pro forma ſich zu vergewiſſern, ob an Bord keine anſteckenden Krankheiten herrſchen und keine geſuchten Verbrecher ſich unter den Paſſagieren befinden. Außerdem kommen einige Boote ſpaniſcher Händler, die den Zwiſchendeckern ihre Waren wie allerlei Früchte, Sardinen, Sardellen etc. anbieten. Dieſe Händler befeſtigen kleine Körbe mit ihrem Inhalt an einem Seil und werfen das andere Ende geſchickt in die Höhe auf das Deck, wo es von den oben ſtehenden aufgefangen wird. Durch alle möglichen Zeichen und Gebärden— denn die Zwiſchendecker, die bis dahin an Bord waren, verſtanden ja kein ſpaniſch— macht man ſich verſtaͤndlich und ſchließt den Handel ab. Das Geld wird an Stelle der erſtande⸗ nen Ware in den Korb gelegt und am Seil herabgelaſſen. Ferner kommen eine Menge Faͤhrleute mit ihren Booten heran⸗ gerudert, jener ſchildert die Schönheiten der Stadt und fordert die Paſſagiere auf, an Land zu kommen. Der eine überbietet den anderen im Schreien und Anpreiſen ſeines Bootes und unterbietet ihn im Preiſe für die Ueberfahrt(wir liegen ca. 500 Meter vom Ufer ab.) Da die auf unſerem Dampfer von Hamburg bis hierher im Kohlenvorrat entſtandene Lücke hier ausgefüllt werden ſoll, iſt vom Agenten das Nötige ver⸗ anlaßt worden. Zwei mächtige Kohlenkähne werden an die beiden Seiten des Dampfers geſchleppt und einige Hundert Hände bringen die Kohlen im Bauche des Schiffes unter. Die Zeit unſerer Abfahrt wird auf vier Stunden ſpaͤter ange⸗ ſetzt, wir haben alſo Zeit, den Fuß auf ſpaniſches Gebiet zu ſetzen. Nachdem wir den Preis der Ueberfahrt hin und zu⸗ ruck von M. 2 50 auf 1 Mark heruntergehandelt haben, be- ſteige ich mit einigen Paſſagteren ein Boot, und von kräftigen Armen gerudert geht es dem Lande zu (Fortſetzung folgt.) Hellmann& Rl, I Mannheim Grosses Lager in Kleider- u. Kostüm-Stoffen] in jeder Art und Preislage. Blusen-Stofffe in Baumwolle, Wolle und Seide.— Riesige Auswahl. 1 Weisswaren nur allererste Fabrikate für Leib- u. Bettwäsche. Federn und Daunen Anfertigung sämtlicher Leib- u. Bettwäsche Fertige Wäsche Schlafdecken, Kamelhaardecken, Steppdecken, Bettdecken, Tüll- und Spachteldecken(ein- und zweibettig), Tischdecken, Vorhänge(abge- passt und am Stück), Bettvorlagen. Normalwäsche für Damen und Herren Sämtliche Artikel in nur guten Qualitäten zu Flechten nls. u. trockene Schuppenflechta ekroph. Ekrema, Hautausschläge, offene Füße Zeinschaden, Beingeschwüre, Aden. deine, böse Finger, alte Wunden ind oft sehr hartnäckig; wer bisher vergeblich hoffte eilt zu werden, mache noch einen ertuch mit der bestens bewihrten Rino-Salbe frei von schidl. Bestandteilen. Dose Mark 1, 18 u. 2,28. Dankschreiben gehen tägllch ei. Nur echt in Originalpackung weiß- grün- rot und mit Firma Schubeft Co., Weinböhla- Dresden. Fülschungen weise man zurück. Zu haben in den Apotheken. Heydt Marktplatz Frauen ⸗ Haare ausgekämmt od. geschnitten für 100 Gramm Mk. 1.40. Kesel& Maier 0 7, 4 Mannhelm 0 7. 4 Eekladen(Vktorla). — eee eee gbr 0 ieee eee eee ee e. 175 Dünn sähen, aber stark ungen! f Auch für die Frünjahrsbestellung mache sich jeder Landwirt diesen von Wissenschaft und Praxis als richtig anerkannten Ratschlag z. Regel. Als beste u. vorteilhafteste Phosphorsäàuredungung empfehlen wir eine starke Thomasmehldündung. Garantiert reines und vollwertiges Thomasmehl liefert nachbenannte Firma nur in plombierten Säcken mit Schutz- marke und mit Gehaltsangabe versehen. 2„ Thomasphosphatfabriken . d. m. b. H., Berlin W345. 0 Wegen Offerte wende man sich an die bekannten Ver- kaufsstellen oder direkt an die vorgenannte Firma. billigsten Preisen. 8 n HGrüne Rabattmarken oder 5 Prozent in bar. Enerme Auswahl in —..fV!—— 1 alen Artis* Ge währe zu den billigen Preisen noeh Stopfen un Mehrjährige Garantie. FP 4, 10. te Ach mesch neh bestes Fabrikat, vorzüglich geeignet zum Mähen vor- u. rückwärts jeder Kundin wird das Zuschneiden extra und 8 unentgeltlich gelernt, ebenso Stopfen u. Sticken. Reparaturen prompt und billigst. Extra-Rabanl. Sichtbare Preise. d Sticken Cänsefedern 1 429 160, 180, (feinste 250), Daunen 25, Federn, wie man meist in fertig. Betten erhält, 35 u. 85 Pfg. F. Kollmann, Federn- grosshdl. und-Entstäubung Lenne Naähmaschinen⸗Co. 5408 5 Hildesheim. Proben frei! ler für moderne Photographie 2 und Vergrösserungsanstalt 8 5 4 2 H. Oeser, Weinheim 8 Hauptstrasse 77, Telephon 249 2 liefert erstklassige Arbeiten zu mässigen preisen. 4 2 15 6 Auswärtige Aufnahmen ohne Preisaufschla 0 SSS 3 eee 9 In nur prima neuer Ware aus letzter Zufuhr 1 empfehle: la. bosn. Zwetschen oalif. Aprikosen etra chois Ia. balamala ESskranz- Feigen la. Hallowee Datteln la. amerik. Dampfäpfel Prima Mischobst nach eigener Zuſammenſtellung Flora- Drogerie E. Richter 0 85 Rathausstraße 15 und 68. 21 6 1 Extra große Hellerlinſen Pfd. 24 Wachtelbohnen. Pfd. 22 Pfg. gauze grüne Erbſen Pfd. 28 Pfg. Haferflocken. Pfd. 24 Pfg. Bruchreis. Pfd. 16 Pfg. hat zu verkaufen Ph. Lahres. ——— — 1 —. üg——— Wegen vorgerückler Haiſon empfehle üben⸗Mühlen zu bedeutend herabgeſetzten Preiſen. Jean Wunderle. M-Jahr. Praxle! 1-Jahr. Praxis! Nervenschwache Nervenzerrüttung en, Schwächezustände, Blasen - und 6 e- sohlechtskrankhelten„ Sowle Glont, Rheumatismus, lschlas, Muskelschwund, tHys tere, Neuralgien, Haarkrank-. heiten, Flechten, Belngeschwüre oto., auoh alte u. schwere Fille, behandeit mlt bestem Erfolge ohne Berufsstörung arznellos durch und elektrisches Lichtheilverfahren gftrrele Kräuterkuren u. Elektrotheraphle daa are, Direktor Heinrich Schäfer! ichtheil institut Elektron nur N 3,3, Mannheim vis-à-vis dem Restauragt zum„Wilden Mann“. g Sprechstunden: täglich von 9—12 und 2—9 Uhr abends 5 Sonntags von 9—12 Uur. Wunderbare Erfolge. Hunderte Dankschreiben. Damendedlenung d. Frau Rosa Sohäfer c Zivile Prelse. Prosp. grat. Tel. 4320 25 Erst., gr. u. bedeut. lnstitut am Platze Ausführliche Broschüre gratis. N 1* 14* 7 7* rr N 1* 7 4 Holl. Voll⸗Heringe Stück 5 Pfg. Sismarkhe ringe Stück 8 Vfg. Fſt. große Nollmõ pffe 5„ Schöne Eſſig- Gurken 1 cErtraſcharfer Tafelſenf N für Wiederverkäufer und Wirte billigſte Preiſe Vollfetter Emmenthaler Aäſe, Münſter-Kas la. Limburger Ef. gelbes Pflanzenfett per Pfd. 60 Pfg. Et. Margarine beſter Erſatz für Land hutter Pfd. 90 Pfg. Siüßruhm-Tafelbutter. Nikolaus Werle, Hügelstr. 2. Natur- 222. Wenn Innen daran liegt Weinheim für wenig Geld gute gediegene Schuhwaren zu er⸗ halten, ſo empfehlen wir Ihnen, Ihren Einkauf jetzt zu machen, denn ein großer Teil unſeres großen La⸗ gers iſt bedeutend heruntergezeichnet. Sämtliche Winter-Artikel verkaufen wir jetzt zu Verluſtpreiſen und ohne Rückſicht auf den früheren Preis um für die neueintreffenden Frühjahrswaren Platz zu gewinnen. Denken Sie an uns bei Ihrem nachsten Bedarf. Schuh-Haus Hirsch Viernheim ui en! nie der! ber Ding Reichstag eum neh“; lberalen eilen und lichten,! inet unb Punkten Das it die k Fulenbur die Pre der Beli loch nicht sationen! politiſchen ernſtlich; der Ange ſich trotz Süden n einwirkt. 70 daß! Reichstag beilskamm punkt, der nach. J „Ein groß dem Ausf ummern num niem ſic, wenn halten, die men. A ten und J lingen der her Hälfte ge auch Widerspruch nit der B. der Verwal Du dritte ſchermng, ich d erſt uit —