2 2 2 S5 22„„ — ——— 3 — Haufe l 0 ackfteive, achziegel ter usw ichſtele N. —— eh 1 1 llt ung. en Mügleber aud. 1 55 E N , lt und ihne Stell full g Mt eil 1 — U rde Viernheimer Nachrichten Bezugspreis: 80 Pf. monatlich einſchl. Bringerlohn. Dupch die Poſt bezogen Mk. 1.14 vierteljährlich. Fernſprech Nr. 20 Redaktion, Druck und Verlag von Wilh. Bin gener, Viernheim. Viernheimer Zeitung (Heſſiſch⸗badiſcher Grenzbote) Amtsblatt der Graßherzaglichen Vürgermeiſterei Viernheim Geleſenſte und verbreitetſte Seitung am hieſigen Platze g Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ — Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. Viernheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Gegründet 1334 Nr. 47. — Samstag, den 22. April 1011. 27. Jahrgang. Heute 2 glätter(S Zeiten) rd v Erklärung. In der Mainzer Volkszeitung und der Mannheimer Volksſtimme iſt eine angebliche Grabſchändung an dem Grabe des verſtorbenen Adam Mandel mit dem ſozialen Unterrichts- kurs, der letzten Winter im Freiſchütz ſtattfand, in Verbindung gebracht worden. Dieſe niederträchtige Beſchuldigung weiſen die Teilnehmer des Unterrichtskurſes als eine gemeine Ver⸗ leumdung mit Entrüſtung zurück. Viernheim, 22. April 1911. N. Schumacher, Kursleiter; Georg Kempf, Sekretär Michael Adler Karl Hofmann Adam Brechtel 2. Val. Hofmann 6. Adam Faber 1. Georg Hoock Hermann Groh Johannes Kirchner Konrad Jak. Haas 1. Jakob Kühlwein Michael Haas, Schneider Michael Mandel 7. Jakob Heckmann Sebaſtian Mandel Georg Heckmann 3. Jean Müller Johannn Jak. Helbig 2. Karl Müller Georg Helbig Th. Sturn, Kaplan Johann Jak. Herſchel Adam Winkler 9. Heinrich Hofmann Joſ. Heinrich Winkler 1. Johann Hofmann Nikolaus Winkler 12. Valentin Wunderle 1. u. a. Ein Leichenbegängnis mit Hinderniſſen ſo iſt ein Artieel der roten„Mannheimer Volksſtimme“ betitelt, in dem verſucht wird, die wohllöbliche Geiſtlichkeit herunterzu⸗ machen. Zur Steuer der Wahrheit ſtellen wir folgendes feſt: 1. Es ift eine lügneriſche Verdrehung, wenn es dort heißt:„Die woͤhllöbliche Geiſtlichkeit hatte nämlich anfangs die kirchliche Beerdigung abgeſagt, wenn der Arbeiter⸗ geſangverein Vorwärts, dem der Entſchlafene ſeit ſeiner Gründung angehörte und für den er Leib und Leben geopfert hätte, am Grabe ein Lied vortrage.“ Tatſache iſt: Der Verſtorbene hat nach dem Zeugnis der Verwandten den Willen geäußerſt, als Chriſt zu ſterben. Nachdem dies gewiß war, wurde das kirchliche Begräbnis zu⸗ geſagt. Von einer Abſage war gar keine Rede; denn die Berwandten gaben ſofort die verlangte ſelbſtverſtändliche Zu⸗ ſicherung, daß jede chriſtentums feindliche Kundgebung, wie das offtztelle Auftreten eines religtonsfeindlichen ſozialdemokratiſchen Vereines es iſt, unterbleiben werde. Das muß jeder über- zeugte Sozialdemokrat doch zugeſtehen, daß Sozialdemokratie und Chriſtentum die ſchärfſten Gegensätze ſind. Wer es nicht glaubt, der braucht nur die Oſterartikel der Mainzer Volks⸗ zeitung, der Mannheimer Volksſtimme ſich anzuſehen, die förmlich ſtrotzen von Gottesläſterungen. Entweder wird einer als Chriſt beerdigt oder als chriſtentume feindlicher Sezial⸗ demokrat. Beides zuſammen verträgt ſich nicht. Die hieſigen Genoſſen mögen ſich in der Offenbacher Gegend befragen. Dort werden ſie überall den roten Grundſatz antreffen: „Wenn der„Paff“ mit der Beerdigung geht, dann bleiben wir daheim. Das iſt das einzig Richtige. Oder iſt es kein Hohn auf jedes vernünftige Denken, wenn ein Mann als Chriſt beerdigt und im ſelben Moment als Chriſtentumsfeind gefeiert wird? i s 2. Daraus ergibt ſich auch die Antwort auf die Frage der Volksſtimme“: Ja warum, verehrter Kaplan, iſt es jedem Geſangverein in ganz Viernheim geſtattet, einem Vereinsmitgliede die letzte Ehre zu erweiſen durch den Vortrag vor einem dem Tage angepaßten Lied— nur nicht dem Arbeitergeſangverein„Vorwärts“? Sind denn dieſe Sänger keine Menſchen? Oder hatten ſie vielleicht Angſt, es ſet, wie man ſich damals im hieſigen„Kaplansblättchen“ aus drückte, lein„Revolutionslied“? Da haben ſte ſich aber gewaltig geirrt. O, nein, die katholiſche Geiſ lichkeit hat ſich nicht geirrt. Sie hat überhaupt nicht rach dem Geſangverein Vorwärts und ſeinem Liede gefragt. Sie hat auch nicht die blöde Be⸗ hauptung aufgeſtellt, daß dieſe Sänger keine Menſchen ſeien; ſie hat nur von den Verwandten die ſelbſtverſtändliche Ver⸗ ſicherung bekommen, daß kein ſozialdemokratiſcher Verein bei den chriſtlichen Ceremonien auftreten werde; denn jeder rote Verein hat die Vernichtung des Chriſtentums auf ſeine Fahne geſchrieben, und wenn ein ſolcher Verein auftritt und den Ver ſtorbenen als trenes Mitglied feiert, dann feiert er ihn fals einen Feind des Chriſtentums, während doch die Anweſen⸗ .— — UU— in„pietätvoller“ Weiſe aufgeführt wurden. beit des Geiſtlichen auf die chriſtliche Geſtnnung hinweiſt. Wir ſind der Anſicht, daß die Religion in den Verſammlungen und Zeitungen der Genoſſen genug verhöhnt und ver ſpottet wird. Sie braucht ſich nicht auch noch am Grabe verhöhnen zu laſſen. Verſtehen Sie jetzt, Herr Artikelſchreiber, warum alle nichtſoztaldemokratiſchen Geſangvereine am Grabe ſingen dürfen? Well ſie keine chriſtentums feindlichen Zwecke verfolgen und weil deshalb ihr Auftreten keinen Gegenſatz gegen das Chriſtentum ausdrückt, während das offizielle Auftreten eines ſoztaldemokratiſchen Vereins ohne Rückſicht auf den Inhalt eines vorgetragenen Liedes, dieſen Gegenſatz aufs ſchärfſte hervortreten läßt. 3. Wenn ſie meinen das„Koplänchen“ habe überhaupt keine Ahnung, was in dieſen verhaßten ſozialde; mokratiſchen Vereinen geübt wird, ſo ſind Sie auf dem Holzweg. Man braucht nur die zu Tage tretenden Früchte der ſozialdemok ratiſchen„Bildungsarbeit“ zu beobachten, dann hat man bald genug; man erinnere ſich an das große freie Turnerfeſt, das letztes Jahr hier ſtattfand, wo dieſe „gebildeten“ roten Jungmannſchaften durch die gemeinſten Anrempeleien gegen jedermann glänzten, wo ein Geiſtlicher auf dem Weg von der Kleinbahn bis zur Kirche nicht weniger wie fünfmal von den abziehenden Heldenſcharen verſpottet wurde. O, wir kennen die rote Bildungsarbeit nur zu gut und könnten noch manches davon erzählen. Wir ſind überdies der Anſicht, daß die roten Organe laut genug Zeugnis ab- legen von der roten„Bildung“ und„Wahrheitsliebe.“ 4 Sie ſelbſt liefern ja den beſten Beweis für die rote„Bildung“ in dem vorliegenden Artikel: Sie ſchlendern die Lüge in die Welt hinaus, daß „ſchon beim Eingang in den Friedhof Herr Kaplan Schumacher zu den Schülern geäußert haben ſoll“:„Wenn geſungen wird, gehen wir fort!“ Kein Wort davon iſt wahr. Weder am Friedhof noch ſonſtwo hat der amtierende Geiſtliche eine der- artige Bemerkung gemacht. Ueberdies waren bei der Beerdigung keine Schüler, ſondern Schülerinnen beteiligt und letztere waren beim Eintritt in den Friedhof ſoweit von dem Geiſt⸗ lichen entfernt, daß er gar nicht mit ihnen ſprechen konnte. Die ganzen kirchlichen Ceremonien find in der größten Stille und Ruhe vorgenommen worden. Sie machen ferner den Geiſtlichen verantwortlich für das, was hinter ſeinem Rücken und ohne ſein Wiſſen am Grabe geſchehen ift. Er hat nichts davon gewußt, daß die Genoſſen gegen den Willen der Anverwandten während der kirchlichen Ceremonien ſingen und ſo die gottes⸗ dienſtliche Handlung ſtören wollten, er hat nichts davon ge⸗ wußt, daß aach Beendigung der kirchlichen Ceremonien und ſeinem Weggang von den Genoſſen noch erbauliche Scenen Das alles hat er erſt nachträglich erfahren. Das Eine weiß jeder der Be. teiligten, die kirchliche Beerdigung iſt ohne Hinderniſſe und ohne ſtörenden Zwiſchenfall verlaufen. Den Gipfel der Gemeinheit aber, verehrter Ar⸗ tikelſchreiber, erklimmen Sie in den letzten Abſchnitt ihres Berichtes. Sie reden von der Entfernung und Vernichtung der Kranzſchleifen, alſo von böswilliger Grabſchändung und machen dafür die Geiſtlichkeit, insbeſonder den ſozialen Unter⸗ richtskurs verantwortlich. Nein höher kann die Gemeinheit nicht ſteigen. Die Poltzei hat feſtgeſtellt und die Genoſſen haben es vorher ſchon gewußt, daß die Schweſter des Ver- ſtorbenen im Auftrage der hinterbliebenen Frau die Schleifen entfernt hat. Die Frau hat von ihrem Rechte als Eigen⸗ tömerin des Grabes Gebrauch gemacht, damit, wie ſie erklärte, das Grab ihres Mannes nicht fortgeſetzt das Ziel müßiger Gaffer bilde. Das iſt der Tatbeſtand und daraus wird eine Grab⸗ ſchändung gemacht, die den Geiſtlichen aufgebürdet wird 7! 2? Wahrhaftig, wenn das keine Gemeinheit iſt, dann gibt es keine Gemeinheit mehr; oder ſollen wir es„rote Bildung“ nennen? Die doppelſinnige Stellung des Freiſinns. s Das ſogenannte liberale Einigungswerk iſt bekannt⸗ lich durch die radikale Haltung des Linksliberalismus und ſein Liebäugeln mit der Sozialdemokratie bedenklich er⸗ ſchwert. Ein Teil der Nationalliberalen, die ſich noch nicht durch die Baſſermannſche Linksſchwenkung betören ließen, trägt die gewichtigſten Bedenken gegen eine An⸗ lehnung an die äußerſte Linke, und würde nur dann mit dem Freiſinn zu paktieren bereit ſein, wenn dieſer ſich entſchließen könnte, die Sozialdemokratie als Feind der geltenden Staats⸗ und Geſellſchaftsordnung energiſch auf der ganzen Linie zu bekämpfen. Das aber kann der Frei⸗ ſinn nicht, weil er in ſeiner Forteriſtenz ganz und gar von ————— — ͤ— der Sozialdemokratie abhängig iſt. Würde er ſich auf die ſozialdemokratiſchen Krücken nicht mehr ſtützen können, ſo wäre ſeine politiſche Bedeutungsloſigkeit vollends be⸗ ſiegelt. Dies nun wird von den liberalen Einigungsflickern eingeſehen. Und um nun die ſtutzig gewordenen rechts⸗ liberalen Elemente zu beſchwichtigen und gefügig zu machen, wird jetzt in den verſchiedenſten Blättern in Ar⸗ tikeln, die aber aus derſelben Quelle ſtammen, ein Lob⸗ 2 lied des Freiſinns geſungen, als ob dieſer auf dem beſten Wege ſei, ſich ſtramm nach rechts zu entwickeln, ſo daß eine Einigung mit ihm vom nationalen Standpunkte aus keinerlei Gefahr bedeute. Am charakteriſtiſchſten vielleicht äußert ſich nach dieſer Richtung der„Hannov. Courier“, der u. a. folgendes ſchreibt: „Richter war noch der ſtarre Konfliktsmann. Heute bewilligen die Freiſinnigen das Quinquennat ohne Vor⸗ behalt und machen auch in den Hauptfragen der Marine keine Oppoſition; ebenſo iſt die Richterſche Abneigung gegen den Staatsſozialismus verſchwunden. Auf natio- nalem und ſozialpolitiſchem Gebiet ſind die kraſſen Dok⸗ trinäre zu Männern der praktiſchen Erwägungen und vo⸗ ſitiven Arbeit geworden, und auch auf wirtſchaftlichem Ge⸗ biete iſt zum mindeſten eine Verſchiebung zu verzeichnen. Die abſoluten Freihändler ſind faſt ausgeſtorben, und pro⸗ grammatiſch wird nur noch ein„allmählicher Abbau“ der „hohen Schutzzölle“ verlangt: das iſt ein Rahmen, dem nach den Umſtänden mancherlei Inhalt gegeben worden iſt. Was der Freiſinn heute hier bietet, iſt aller⸗ dings noch unzureichend, und ſeine Forderungen müſſen bekämpft werden aber die Art des Kampfes wird durch allerlei Erwägungen modifiziert wer⸗ den.“ Als Ergänzung dieſer überraſchenden Charakteriſtil kann man die Schilderungen betrachten, die in der links⸗ liberalen Preſſe über das Weſen der Sozialdemo⸗ kratie zu finden ſind. Wir ſtimmen der„Kreuzztg.“ durchaus bei, wenn ſie betont, daß darnach auch die ſozial⸗ demokratiſche Partei längſt nicht mehr die alte, alles ne⸗ gierende, das Beſtehende bedrohende Revolutionspartei. ſondern zu poſitiver Mitwirkung in den Parlamenten bereit iſt. Ihr Republikanismus beſtände nur in der Theorie und die Umſturzgefahr liege, wenn überhaupt von ihr geſprochen werden dürfe, weit im Felde. Eigent⸗ lich ſollte man meinen, daß die Nationalliberalen ihre ſozialdemokratiſchen Freunde genau kennen müßten, daß alſo die Schilderungen ziemlich authentiſch ſeien. Aber wenn dem ſo wäre, dann könnte doch nicht in der ge— ſamten linksſtehenden Preſſe von einem Zuge nach links unter den Parteien geſprochen werden. Man müßte vielmehr einen Zug nach rechts— zu dem feſten unveränderten Kern der inneren Politik, zum Na⸗ tionalliberalismus, konſtatieren. Dagegen müßten aber Fortſchrittler und Sozialdemokraten auf das ſchärfſte Verwahrung einlegen. Sie tun es nicht. Sie laſſen die Mauſerungsſchilderungen ſtillſchweigend über ſich ergehen. Es handelt ſich alſo offenbar um eine abgekartete Rederei, die verbreitet werden ſoll, um die liberalen Wähler, ohne daß ſie es gewahr werden, nach links zu ſchieben. Die rechtsſtehende Wählerſchaft wird ſich da⸗ durch nicht in das Garn der Linken locken laſſen. Sie weiß viel zu gut, daß die Liberalen wie die Sozialdemo⸗ kraten vor den Wahlen ganz anders ſprechen, als ſie nach den Wahlen handeln. Ob derjenige Teil der Nationalliberalen, der bis⸗ her wachſamen Auges die taltiſche Bewegung verfolgt hat, ſich verleiten laſſen wird, den hier angedeuteten Ver⸗ ſuchen zu folgen, müſſen wir abwarten. Wir glauben es aber nicht. Denn der rote Lappen der Sozialdemokratie ſchillert ſo grell und blutig, daß er ſelbſt noch auf das verbundene Auge abſchreckend wirkt. Die Fanatiker der liberalen Einigung werden alſo auf andere, raffiniertere Mittel ſinnen müſſen, um den bockigen Teil der national⸗ liberalen Herde windelweich zu bekommen. Lokale Nachrichten. — Heſſiſcher Blumentag. In Stadt und Land, ſelbſt in den entlegenſten Dörfchen des Odenwaldes rüſtet man ſich zu einer erfolgreichen Durchführung des Blumentages. So hat ſich im Kreiſe Heppenheim auch nicht eine Gemeinde ausgeſchloſſen. Auch aus den anderen Kreiſen lauten die Nach⸗ richten überaus guͤnſtig. Wo es gilt, Opfer freudigkett für eine edle Sache zu bekunden, hat ſich Viernheim noch nie beſchämen laſſen. Für ein Blümchen der Barmherzigkeit hat wohl jeder, auch der ſchlichte Arbeiter, noch 10 Pfg. übrig. Wie bereits mitgeteilt, kommt der ganze Reinertrag lediglich armen Müttern und Säuglingen zu gute und wird größtenteils da verwandt, wo er eingeht. Die Vorbereitungen zum hieſigen Blumentag ſind ſo weit gediehen, daß ſie einen recht erfreulichen Erfolg verſprechen. Einige Anmeldungen als Blumenmädchen wären noch erwünſcht. Die Meldungen können bei Herrn Hauptlehrer Mayr und Sekretär Franz Winkenbach erfolgen. Um Be- denken junger Mädchen zu zerſtreuen, die ſich hinſichtlich der Kleidung einſtellen könnten, ſei ausdrücklich hervorgehoben, daß durchaus keine Vorſchrift darüber beſteht, daß ſämtliche Ver⸗ käuferinnen in weißen Kleidern gehen. Es wird lediglich Feſttagskleidung gewünſcht, ſo daß es jeder Dame freiſteht, anzulegen, was ſie will und was ſie ſelbſt für richtig hält. Meldeſchluß iſt Sonntag, den 23. April. Aus Stadt und Land. Ter bei Dresden verunglückte Luftſchiffer Haupt⸗ mau von Oidtmann hat am Mittwoch einige Male das Bewußtſein wieder bekommen. Der Kaiſer ſandte an Vater des Luftſchiffers, Generalleutnant von Oidt⸗ mann folgendes Telegramm:„Achilleion. Mit aufrichti⸗ ger Betrübnis empfing ich die Meldung von dem ſchweren Unfall Ihres Sohnes und hoffe von Herzen, daß er wiederhergeſtellt wird und daß Sie mit Gottes Hilfe vor dem Schwerſten bewahrt bleiben. Wilhelm.“ Auch der König von Sachſen ſprach ſeine Teilnahme aus. * Der Grunewald bei Berlin brennt! Ein Wald- Hrand brach am Donnerstag nachmittag im Grunewald ans. Das Feuer entſtand in einer Schonung und ver⸗ breitete ſich mit raſender Geſchwindigkeit über den ganz jungen Waldbeſtand. Als die Feuerwehren von Grunewald, Schmargendorf und Halenſee an der ſchon weithin am Himmel markierten Brandſtätte eintraf, ſtan⸗ den etwa 40 Morgen des 5 jährigen Baumbeſtandes in Flammen. Stellenweiſe loderten die Flammen hoch zum Himmel empor. Die Löſcharbeiten geſtalteten ſich infolge des beißenden Qualms, der den ganzen Wald durchzog, außerordentlich ſchwierig, doch beſteht Ausſicht, daß das Feuer auf die Schonung beſchränkt bleibt. * Der neue Leipziger Hauptbahnhof. Die umfang⸗ reichen, in großartigem Stile durchgeführten Umbauten des Leipziger Hauptbahnhofes ſind nach mehr als drei⸗ jähriger Arbeit ſo weit gediehen, daß der Neubau des rieſigen Hauptgebäudes nunmehr faſt völlig unter Dach gebracht iſt. Der neue Hauptbahnhof wird nach ſeiner Fertigſtellung das größte Bahngebäude der Welt dar⸗ ſtellen; er bedeckt mit ſeinem Gebäude und den Bahnſteig⸗ hallen einen Flächenraum von mehr als 96 000 Quadrat⸗ meter, das iſt mehr als der doppelte Flächeninhalt des Auguſtusplatzes in Dresden. ** Eine Stadt in Indien vom Zyklon zerſtört. Die Stadt Santehar an der oſtbengaliſchen Eiſenbahn wurde am Mittwoch von einem furchtbaren Sturm heim⸗ geſucht. Ueber 60 Häuſer ſind vollſtändig zerſtört. Ein Eiſenbahnzug wurde vom Sturm die Böſchung hinab⸗ geworfen; eine Anzahl Perſonen wurde verletzt. Es ſollen auch viele getötet worden ſein. „Tragiſches Ende einer jungen Frau am Hochzeits kage. Am Donnerstag feierte in Leipzig ein Inge⸗ tieur Brandt aus Wismar Hochzeit. Das junge Paar begab ſich in die Wohnung der Brauteltern. Infolge eines eichten Unwohlſeins wollte die junge Frau Natron zu lich nehmen, verwechſelte jedoch zwei Büchſen und nahm ſtatt Natron Bitterkleeſalz. Die Unglückliche ſtarl nach kurzer Zeit unter furchtbaren Schmerzen. ** Eine„weiße Sklavin“ gerettet. Die Hamburger Polizei hatte in Erfahrung gebracht, daß ſich an Bord des nach Kanada abgegangenen Dampfers„Ida“ ein Zwiſchendeckspaſſagier Hans Roſenfeld befindet, der als Mädchen händler bekannt iſt. In ſeiner Begleitung befand ſich ein junges Mädchen. Als der Dampfer in Rotterdam ankam, wurde er dort auf Requiſition der Damburger Behörde durchſucht. Roſenfeld wurde erſt kurz vor Abgang des Dampfers bei einem Kontrollrundgang zefunden. Das Mädchen, das als ſeine Frau in die Paſſagierliſte eingetragen war, gab zu, daß es nur in Roſenfelds Begleitung nach Kanada reiſe. Beide wurden verhaftet. Roſenfeld ſoll bereits 16 Mädchen nach tanada verſchleppt haben. Zwei Mädchen durch Bonbons vergiftet! Das bei dem Kaufmann Auguſt Kurda in Guttentag bedienſtete Kinderfräulein Ziegler war während der Oſterfeier⸗ age zu Beſuch bei ihren Verwandten in Beuthen. Bei ihrer Rückkehr brachte ſie aus Beuthen Konfekt mit. von dem ſie kurz vor dem Schlafengehen aß und davon auch dem Dienſtmädchen gab. Beide Mädchen wurden am anderen Morgen tot aufgefunden. Der ſofort herbeige⸗ rufene Arzt ſtellte Vergiftung infolge Genuſſes von Nah⸗ rungsmitteln feſt. Durch einen Zufall wurde noch ſchwere⸗ res Unglück verhütet. Das Kinderfräulein wollte auch den drei Kindern des Herrn Kurda von dem mitgebrachten Konfekt zu koſten geben. Frau Kurda verbot es ihr aber, weil die Kinder bereits im Begriffe waren, ſchlafen zu gehen. * Die Aviatik hat in Frankreich wieder ein Opfer gefordert. Der 36 jährige Aviatiker Pierre Louis, der am Freitag auf dem Lagerfeld von Chalons während eines Uebungsfluges abſtürzte und ſich ſchwer verletzte, iſt am Donnerstag im Spital von Chalons ſeinen Ver⸗ etzungen erlegen. * Ein Prärie⸗Brand in England. In England er⸗ lebte man am Donnerstag ein Ereignis, das man bisher nur aus Indianergeſchichten kannte: eine ganze Land ſchaft zwiſchen Yorkſhire und Lincolnſhire ſtand in Flammen. Es handelte ſich nicht etwa um einen Gras⸗ oder Waldbrand, ſondern das Thornemoor, wie die faßt fünf Meilen breiten und acht Meilen langen Dorffelder in den oben genannten beiden Grafſchaften heißen, hatte Feuer gefangen. Das Feuer war zuerſt in den zum Trock⸗ ien aufgeſchichteten Torfſtücken ausgebrochen, teilte ſich aber ſehr ſchnell der Oberfläche des Erdbodens mit und überſprang unglaubliche Hinderniſſe. Seit Wochen anhaltende Trockenheit und ein ſtarker Wind kamen den Flammen zu Hilfe und machten es ihnen möglich, ſogar einen Graben von ſieben Meter Breite zu überſpringen. Als die Behörden das ſahen, gaben ſie alle Anſtrengungen, das Feuer durch Wälle einzudämmen zuf. Tauſende von Menſchen ſtanden bis ſpät nachts an den Grenzen von Thorne Moor und ſtaunten das ſelt— ame Schauſpiel an, während durch ihre Reihen hindurch Jaſen, Ratten, Füchſe und Schlangen in paniſchem Schrecken vor der unbekannten Gefahr flüchteten. Die Erde glimmte und rauchte, aber man hörte nicht das geringſte Geräuſch, ſelbſt dann nicht, wenn das Feuer auf neue Haufen geſtochenen und getrockneten Torfs ſtief und jäh aufflammte. Gegen Mitternacht hatte der Brand die Grenze des Moors erreicht und verlöſchte hier. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Im eichsfeldiſchen Marktflecken Lin dau, wo am Oſterſonntag 38 Wohnhäuſer eingeäſchert wurden, ent ſtand durch Flugaſche in der letzten Nacht ein neuer Brand, der ſechs Gehöfte zerſtörte. Der Geſamtſchaden beträgt 650 000 M. Die Ortſchaft Borſzow bei Lemberg ſteht in Flam men. Es ſind ungefähr hundert Häuſer abgebrannt. Nach einem Wirtshausſtreit überfiel in Haſenfeld ein junger Mann den 56jährigen Schuhmachermeiſter Knepper und erſtach ihn auf offener Straße. Der Täter flüchtete. Der Ermordete hinterläßt eine Frau und acht Kinder. In Erfurt verurteilte die Strafkammer den Polizeikommiſſar Toenniges wegen Unterſchlagung im Amte zu zwei Jahren Gefängnis und drei Jahren Ehr⸗ verluſt. Bei Oberkunzendorf(Regierungsbez. wurde die Auszüglerwitwe Wyrwick mit eingeſchlagener Schädeldecke tot aufgefunden. Vermutlich iſt die Frau in ihrer Wohnung ermordet worden. In der Glashüttenwerke-Aktiengeſellſchaft Fiſch⸗ mann bei Teplitz(Böhmen) vernichtete ein großer Brand drei ausgedehnte Magazine mit Tauſenden von Flaſchen. Liegnitz) 7 8 Soziales. Im mitteldeutſchen Braunkohlenbergbau verſchärft ſich die Lage mit jedem Tage. Unter den Belegſchaften der Braunkohlenbergwerke ſind bereits Kündigungszettel ver teilt worden, die am 20. d. M. eingereicht werden ſollen. In der Ablehnung des eingereichten Tarifvertrages halten alle Braunkohlenbergwerke im Königreich Sachſen, in Sachſen⸗Altenburg, in der Provinz Sachſen und in Braun⸗ ſchweig einmütig zuſammen. Die Ausſperrung von Arbeitern in der Textil⸗ induſtrie in Nürnberg erreicht bereits die Zahl von 5000. Am 23. erfolgte die Ausſperrung der Teppich⸗ arbeiter. Falls die Arbeit auch dann nicht aufgenom⸗ men wird, ſoll die Ausſperrung auf die Au gs burger Textilinduſtrie ausgedehnt werden. Arbeiter verlangen die Freigabe des Samstag Nachmittags. Handwerker und chriſtliche Gewerkſchaften. Der rheiniſche Handwerkerbund tagte am Mittwoch unter An⸗ weſenheit mehrerer Land⸗ und Reichstagsabgeordneten in Köln. Auf dieſer Tagung wurde beſchloſſen, mit den chriſtlichen Gewerkſchaften in enge Verbin⸗ dung zu treten. Des weiteren wurde eine Erklärung angenommen, in welcher der Bund eine ſtaatsbürgerliche Erziehung ohne Einfluß der Religion für verfehlt hält und aus dieſem Grunde die Einführung des Re⸗ ligionsu nterrichts als verpflichtenden Unterrichts⸗ gegenſtand für die Fortbildungsſchulen verlangt. Gottesdienſt⸗Oronung der kathsliſchen Gemeinde Viernheim von Sonntag, den 23 April bis einſchl. Samſtag, den Ptarramtllohe Mittellung 29. April.(Nachdruck verboten. Weißer Sonntag. In der neuen Kirche: 6 Uhr hl. Meſſe. 7 Uhr hl. Meſſe. ½9 Uhr Hochamt. 2 Uhr Andacht, Predigt und Weihe der Kinder an die Mutter Gottes. In der alten Kirche: 10 Uhr Kindermeſſe. 1 Uhr Kindergottesdienſt. In der neuen Kirche an Werktagen: Montag: 6 Uhr 2., ½7 Uhr 3. S.⸗A. für ledig 1 Margaretha Klee. Dienſtag: 6 Uhr beſt. A. in der Tagesfarbe für Magdal. Pfenning geb. Kempf, Tochter Cäcilie geehl. Ringhof, beiderſeitige Großeltern. Darauf Markus⸗Prozeſſion. Mittwoch: ¼6 Uhr 1. S.⸗A. für Anna Maria Winkenbach geb. Ringhof. 77 Uhr beſt. Br.⸗A. zu Ehren der hl. Familie für Beikert und Knapp. Donnerſtag: 6 Uhr 2., ½7 Uhr 3. S.⸗A. für Adam Mandel 10. Freitag: 6 Uhr 1., ½7 Uhr 2. S.-A. für Jak. Winkler 7. Samſtag: 6 Uhr 2., ½7 Uhr 3. S.⸗A. für Maria Knapp geb. Faltermann. Am Montag iſt bei den Engl. Fräulein und am Donnerſtag bei den Barmh. Schweſtern um 6 Uhr hl. Meſſe. In der alten Kirche an Werktagen: Mittwoch: ½6 Uhr geſt. S.⸗A. für ledig 7 Magdalena Martin, Eltern und Geſchwiſter. Freitag: ½6 Uhr geſt. S.-A. für Kaſpar Hornbach, Ehefrau Sabina geb. Platz und Angehörige. Samſtag: ½6 Uhr geſt. S.⸗A für Michael Klee 1., Ehe- frau Kath. geb. Kühlwein, Kinder und Großeltern. Nächſten Sonntag iſt gemeinſchaftliche hl. Kommunion für die Schülerinnen der H. H. Lehrer Fertig u. Gillig. Beicht Samſtag 2 Uhr. Der Beichtſtuhl an Samſtagen beginnt von jetzt ab wieder um 5 Uhr. Verkündete: 1. Michael Klee und Margaretha Effler Ztenmal. 2. Karl Hofmann und Katharina Hofmann 2tenmal. Limburger⸗, Rahm⸗ u. Schweizerkäſe in beſter Qualität. 1 Friſche Butter u. Eier empfiehlt zu billigſten Preiſen Auton Fiſcher 1 Lie Ecke Ernſt⸗Ludwig⸗ und Lorſcherſtraße. 555 Theater- Anzeiger. Spielplan des Großh. Hof- und National Theaters in Mannheim. Sonntag, 23. April.„Die Afrikanerin.“ Hohe Preiſe. Anfang 7 Uhr. Donnerstag, 27. März.„Meyers.“ Kleine Preiſe. Anf. 8 Uhr. Sonntag, 30. April.„Die Hochzeit des Figaro.“ Mittl. Preiſe. Anfang 6 ½ Uhr. Neues Theater. „Roſenmontag.“ Anfang 8 Uhr. „Der Herr mit der grünen Krawatte.“ Anfang 8 Uhr. Bekanntmachung. Betr.: Amtstage des Großh. Kreisamts Heppenheim. Wir bringen zur öffentlichen Kenntnis, daß der Amts⸗ tag der unterzeichneten Behörde auf Mittwoch Vormittag jeder Woche feſtgeſetzt iſt und nur an dieſem Tage mündliche Erledigungen dienſtlicher Angelegenheiten— inſoferrn es ſich nicht um eilige Angelegenheiten handelt— ſtattfinden können. Heppenheim, den 6. April 1911. Großh. Kreisamt Heppenheim. v. Hahn. Sonntag, 23. April. Sonntag, 30. April. „Cyprienne.“ Vorſtehende Bekanntmachung bringen wir zur allgemeinen Kenntnis. Viernheim, den 18. April 1911. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlwein. Schulbücher 5 18 Schreibhefte ſowie alle Schreib⸗ und Ns 2.* 2* 4. 2*—.* 2*—* 2— 5999989989 0 * 5 L 5 5 Seichen⸗Utenſilien empfiehlt 5 % Joh. Schweikart; 12 Buchhandlung. 15 Eſt. Bismarckheringe große Nollmops Prima holl. Vollheringe in Doſen billiger Stück 7 Pfg Stück 7 Pfg. Stück 6 Pfg. Schwere Eier Stück S Pfg. Back-Oel% Liter 40 Pfg. Speiſe-Oel„ Liter 44 Pfg. Falat-Oel 44, 50, 60, 78 Pfg. Schnitt-gohnen 1 Pfd.-Doſe 30 Pfg. 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