e la- roll id ere 91 ft im. Viernheimer Nachrichten Bezugspreis: 90 Pf. monatlich einſchl. Bringerlohn. Durch die Poſt bezogen NI. 1.14 vierteljährlich. Diernheimer Anzeige Viernheimer Zeitung (Heſſiſch⸗badiſcher Grenzbote) Amtsblatt der Großherzaglichen Bürgermeiſterei Viernheim Geleſenſte und verbreitetſte Feitung am hieſigen Platze U. Viernheimer volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. 2 e, Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Fernſprech⸗Nr. 20 Redaktion, Druck und Verlag von Wilh. Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. 0 Gegründet 1884 Nr. 02. Dienstag, den 30. Mai u. Pfingſtferien. h Die Parlamente ſtehen wieder vor den Ferien, und da diesmal eine Vertagung bis zum Herbſt eintritt, darf man ihnen wohl eine Zenſur mit auf den Weg geben. Noch vor wenigen Wochen las man in den links- liberalen und ſozialdemokratiſchen Parteiblättern, das, was der Reichstag bei ſeiner Pfingſtvertagung zurück⸗ laſſen und das, worauf er zurückblicken könne, ſei nichts anderes als ein Berg von Scherben. Dem Freiſinn und ſeinen roten Verbündeten war dieſer Haufen zer⸗ brochenen Porzellans, den ſie vor ihrem geiſtigen Auge aufſteigen ſahen, eine ſüße Augenweide, und auf dem Scherbenberge zertrümmerter Geſetzentwürfe bauten ſie ihre Wahlhoffnungen auf. Doch wer auf Scherben baut, der hat auf ſchlechten Grund gebaut. Schon als gleich nach Oſtern der Reichstag die Beratung der Reichsverſiche⸗ rungsordnung begonnen und die Obſtruktionsgelüſte der Sozialdemokraten an dem feſten Willen der Mehrheit, poſitive Arbeit zu leiſten, und an der konſequenten Durch⸗ führung dieſer Abſicht zuſchanden wurden, da wurde es langſam ſtill im grünen und roten Blätterwalde. Man ſchimpfte zwar auf die„ſchweigſame“ Mehrheit, nannte ſie „Trappiſten⸗Block“, aber der Scherbenberg wurde ſchon langſam in den Hintergrund geſchoben. Bei Beendigung der zweiten Leſung des ſozialen Rieſenwerkes ſchob man eine ſpaniſche Wand vor den Scherbenhaufen, und jetzt, nachdem außer der Reichsverſicherungsordnung neben vie⸗ len anderen kleinen Geſetzeswerken auch noch die reichslän⸗ diſche Verfaſſung erledigt iſt, jetzt läßt man die Scherben⸗ ſtücke in der Verſenkung verſchwinden. Der Reichstag hat keine zerbrochenen Geſetzesentwürfe zurückgelaſſen, wie man es von Baſſermann bis Bebel im geheimen hoffte und wünſchte. Der Reichstag hat koſtbare Früchte gereift. Mit der Reichs verſiche⸗ rungsordnung hat er dem deutſchen Volke ein Werk beſchert, das die Krone unſerer unerreicht daſtehenden ſozia⸗ len Geſetzgebung darſtellt. Leider verſucht man nicht nur auf ſozialdemokratiſcher Seite hier Hundehaare hinein- zuhacken, ſondern auch der Freiſinn betätigt ſich eifrig an dieſer Verekelungstaktik. Noch bei der dritten Leſung hat Dr. Mugdan alle nur erdenklichen Schattenſeiten dem Geſetze nachgeſagt, um ſo dem deutſchen Volke die Freude an der großzügigen Reform zu rauben. Das iſt ein letzter Verſuch, die im Sinken begriffenen liberalen Wahlaktien dadurch, daß man in die Reichsſuppe ſpuckt, in die Höhe zu treiben. Hoffentlich wird dieſer durch⸗ ſichtige Verſuch nicht gelingen. Das deutſche Volk wird ſich die neue e e nicht verekeln laſſen, weder durch ſozialdemokratiſche Verſchandelung und Be⸗ ſchimpfung, noch durch freiſinnige Verkleinerung. Auch an der reichsländiſchen Verfaſſung wird herum⸗ genörgelt. Gewiß hat dieſes Werk, das das durch das Schwert eroberte Reichsland dem Reiche noch feſter an⸗ ſchließt und es im Grunde zu einem vollberechtigten Bun⸗ desſtaate erhebt, einige Schattenſeiten. Aber auch auf dieſes Werk kann der Reichstag ſtolz ſein. Wenn in der Herbſttagung noch das Privatbeamten⸗ penſionsgeſetz und die Reform des Strafrechts, ſowie die ſonſt noch vorliegenden kleineren Geſetzentwürfe erledigt werden, dann können die Reichstagsabgeordneten mit gutem Gewiſſen die Pforten des Wallotbaues hinter ſich zumachen und vor die Augen ihrer Wähler treten. Die ſchaffende Mehrheit hat dann eine Arbeit geleiſtet, die ihr ſo leicht von keinem anderen Reichstag, wie auch immer er zuſammengeſetzt ſein mag, übertroffen wird. Wohl dann den Parteien, die, wie das Centrum, überall kräftig mitgearbeitet haben zum Wohle des deutſchen Volkes. Die Wählerſchaft wird ſich ihm durch Treue dankbar erweiſen. Ueber diejenigen Parteien aber, die nörgelnd und Oppoſition treibend abſeits ſtanden, die mit leeren Händen vor ihre Wähler treten müſſen, wird das Wahlſtrafgericht, das von den Sozialdemokraten ſo oft an alle Wände gemalt worden iſt, hereinbrechen. Das Centrum kann wohlgemut in den Wahlkampf treten. Sekt als„Tiſchgetränk“. Vor einigen Tagen ſchrieb ein Franzoſe in einem Pariſer Blatte allerlei Nichtsnützigkeiten über das Auf⸗ tauchen kapitalkräftiger Deutſchen an der franzöſiſchen Riviera; er wußte alles Mögliche über die mangelnde Bildung der Deutſchen— natürlich„Bildung“ von ſeinem Standpunkte aus— zu erzählen und behauptete, eine pommerſche Gräfin habe beim Mittageſſen entzückt 27. Jahrgang. erklärt, Champagner ſei doch ein ausgezeichnetes Tiſch⸗ getränk. Das empörte ihn natürlich aus tieſſter Seele, da der gute Geſchmack— nicht bloß der Franzoſen— den Sekt als Tiſchwein natürlich ausſchließt. So ganz unrecht hat der Mann nicht. Es wächſt bei uns in Deutſchland eine Gruppe überreicher Schichten her- an, die auf dem Boden der liberalen Weltanſchauung ſtehend ſich jeder Selbſtzucht entäußert und ſich auf einen Luxus und eine Verſchwendung hinauslebt, die gerade— zu gemeingefährlich, gemeinſchädlich iſt. Ganz, als habe es ſeinen liberalen Charakter ganz vergeſſen, beſchäftigt ſich das leitende Freiſinnsblatt in Niederſchleſien, der „Bote aus dem Rieſengebirge“, mit dieſer trüben Ent⸗ wicklung. Dieſe Erſcheinungen des großſtädtiſchen Lebens haben den Artikelſchreiber zu der Erkenntnis gebracht, daß die Genußſucht in gewiſſen Kreiſen ein Maß erreicht hat, das erkennen laſſe, wie„unſere Wertung der Men— ſchen auf einer falſchen Bahn iſt“. Entrüſtet ſchreibt er: „Das Einkommen in Kreiſen der Induſtrie und des Großhandels iſt im letzten Jahrzehnt ſtark gewachſen, und es werden, namentlich in den Großſtädten und reinen Induſtriebezirken, Gewinne erzielt, die oft in gar keinem Verhältnis zu dem wirtſchaftlichen Werte der Tätigkeit ſtehen, durch die ſolche Ge— winne erzielt werden. Es bildete ſich eine breite Schicht wohlhabender Familien heraus, die durch äußeren Glanz, durch Aufwand und Verſchwendung zu imponieren ſuchen und dies auch bis zu einem gewiſſen Grade er— reicht haben.“ Das iſt eine ſehr beherzigenswerte Mahnung. Aber die Herren im Freiſinn mögen nur nicht glauben, daß ſolche Redensarten dagegen oder 70 entrüſtete Donner⸗ reden dagegen etwas ausrichten. s fehlt die Selbſt⸗ zucht dieſer Kreiſe, es fehlt 1 8 der heranwachſen⸗ den, von liberalen Ideen ve erſeuchten Generation der ernſte Wille und die gefeſtigte Lebensauffaſſung, die die alten durch Jahrhunderte hindurchgewachſenen Familien ziert, Dieſe Elemente, die die Ausbildung als„Lebenskünſtler“ zu ihrer Lebens aufgabe gemacht haben, die den Luxus in frivolſter Weiſe auf die allerhöchſten Auswüchſe treiben, die bauen damit nur dem Umſturz vor und rennen mit geſchloſſenen Augen ins Verderben. Man braucht ſich nur 27 5 r 2 5 Nafa- die Genoſſ enpreſſe anzuſehen. In der„Leipziger Volks⸗ zeitung“, dem radikalſten Genoſſenblatte, lieſt man zu dieſem Artikel in Anknüpfung an die Kämpfe um die Reichsverſicherungsordnung: „Während die Rechte der Arbeiter zerſtört werden, während um jeden Groſchen, der zur Fürſorge für kranke und verunglückte Arbeiter, für die Hinterbliebenen der Induſtrieopfer aufgewendet werden darf, gemarktet wird, als handele es ſich um Leben und Sterben der Induſtrie, amüſiert ſich die Bourgeoiſie in ihrer Art, feiert ſie ihre Feſte mit einem Luxus, der ein fortſchrittliches Organ betroffen macht und der gewiß nicht asketiſch gerußteten Landjunkerſeele der„Kreuzzeitung“ einige heftige Aeuße rungen brennenden Neides entlockt.“ Die Zeiten ſind ernſt. Mögen die, die es angeht, er kennen, daß es die höchſte Zeit zur Umkehr iſt! Politiſ che Nundſchau. E Berlin, 27. Mai. — Der Kronprinz wird als Vertreter des Kaiſers an der Flottenſchau zu Spithead gelegentlich der eng⸗ lichen Krönungsfeierlichkeiten teilnehmen. — Zum perſiſchen Geſandten in Hoohannes Chan auserſehen. * :: Der Geſamtausſchuß des Oſtmarkenvereins, jenes Berlin iſt Vereins, der ſich die Enteignung der Polen um jeden Preis und die Proteſtantiſierung des Oſtens zur Auf⸗ gabe gemacht hat, trat am Samstag in Poſen zu einer Tagung zuſammen. Der Riß, der ſich durch die deutlichen Erklärungen des preußiſchen Landwirtſchaftsminiſters, daß er die Enteignung nur als ultimo ratio betrachte und daß er ſie nicht dem Wunſche des Vereins gemäß in jedem Falle anwenden wolle, zwiſchen der Regierung und dem Verein herausgebildet hat, iſt auf dieſer Tagung erfreulicherweiſe noch um einiges verſchärft worden. In der Eröffnungsrede wies der Ritterautsbeſitzer Bermuth darauf hin, daß der Hakatiſten⸗Verein die Enteignung nur als einzig gangbaren Weg zur Löſung der Polen⸗ frage nach wie vor betrachtete und ſagte dann der Re⸗ gierung die Liebenswürdigkeit, daß der Oſtmarken⸗Verein es beſſer wiſſen müſſe, was not tut, als„die Herren vom grünen Tiſch“. In der Diskuſſion tat einer der Polenfreſſer den wirklich ſchönen Ausſpruch, die Re gierung hätte wenigſtens in einem einzigen Falle die Enteignung anwenden ſollen; ſie hätte dann wenigſtens gezeigt, daß ſie den nötigen Mut habe. Dieſer Vorſchlag zur Güte zeigt ſo recht die Empfindungen, aus denen heraus die Herren die Polenverfolgung als Sport be⸗ treiben.„Hebung des Deutſchtums“ wollen ſie nicht, ſon⸗ dern nur Bekämpfung eines katholiſchen Volkes und Proteſtantiſierung dieſes Landesteiles. Und dieſer Herren wegen Jollen die Polen von ihrer Scholle vertrieben wer⸗ den! Die Regierung kann man zu einem möglichſt weiten Abrücken von ſolchen Beratern nur beglückwünſchen. )⸗(Vom Hanſabunde erfährt man täglich intereſſan⸗ tere Details. Jetzt tritt ein„Schutzverband ehemaliger Angeſtellter und Mitarkeiter des Hanſabundes“ mit einem Schreiben an die Oeffentlichkeit, in dem ſich die Mit⸗ glieder dieſer Organiſation vor„Verdächtigungen und Schädigungen“, die der Hanſabund gegen ſie ausſtreut bezw. ihnen zufügt, zu ſchützen ſuchen. Daß ſich ſo kurze Zeit nach der Gründung des Hanſabundes ſchon ein „Schutzverband ehemaliger Angeſtellter“ bilden muß, iſt gewiß bezeichnend für dieſe liberale Muſter⸗ organiſation. Daß ſich Angeſtellte, die früher dem Bunde ihre Kraft widmeten, kurz darauf gegen Verdächtigungen und Schädigungen durch den Bund ſchützen müſſen, kann danach kein Wunder mehr nehmen. z: Begnadigung der engliſchen Spione? In Eng⸗ land ſucht man dem Kaiſer den Gedanken nahe zu legen, die beiden engliſchen Offiziere Trench und Brandon anläßlich der engliſchen Krönungsfeier zu begnadi⸗ gen.— Hoffentlich läßt ſich die Regierung bei aller Freundſchaft zu den engliſchen Vettern dazu nicht herbei. Parlamentariſches. 2 Die Reichstagskommiſſion für den deutſch⸗ſchwedi⸗ ſchen Handelsvertrag hat t dem Vertrag mit 11 gegen 5 Stimmen zugeſtimmt. Die Kommiſſion ſtimmte ſodann auch dem Handelsabkommen mit Japan zu. Koloniales. — Der neue Gouverneur von Togo. Gouverneur Brückner iſt im Schutzgebiet Togo eingetroffen und sat die Geſchäfte des Gouvernements übernommen. Kirche und Schule. T Ueber einen Ohnmachtsanfall des hl. Vaters berich⸗ teten liberale Zeitungen. Die Nachricht iſt frei erfunden. Die Leibärzte des hl. Vaters geben befriedigende Ver⸗ ſicherungen über das Wohlbefinden des hl. Vaters ab. Auch der Kardinalſtaatsſekretär hat allen, die ihn. dar⸗ nach fragten, beruhigende Verſicherungen über das Wohl⸗ ſein des Papſtes gegeben. Europäiſches Ausland. Frankreich. * Frankreich hat jetzt einen neuen Kriegsminiſter. Ge⸗ neral Gorran, Kommandeur des 6. Armeekorps, hat das ihm vom Miniſterpräſidenten angebotene Portefeuille des Krieges angenommen. In Paris begann vor dem Zuchtpolizeigericht der Prozeß gegen Rouet, Mai⸗ mon und Palliez, die der Spionage beſchuldigt wer⸗ den. Die Verhandlung findet unter Ausſchluß der Oeffent⸗ lichkeit ſtatt. Türkei. * Die Türkei wird keine weitere Antwort auf die ruſſiſche ſogenannte„Note“ geben. Es bleibt alſo bei einer mündlichen Antwort Rifaats, die dahin ging, daß die türkiſche Regierung ſich ſehr friedlich gegen ſeinen Nachbar gezeigt habe, daß alſo, wenn Vorſtellungen not⸗ wendig ſind, dieſe in Montenegro gemacht werden müſſen. Da zu dieſem abweiſenden Verhalten der Türkei der Re⸗ fus kommt, den Rußland ſich auch an anderen Stellen geholt hat, ſtellt ſich ſein Vorgehen, das den flawiſchen Balkanvölkern imponieren ſollte, als ein ſtarker diplo⸗ matiſcher Mißerfolg dar. Afrika. Marokko. * Schon wieder ſoll eine franzöſiſche Kolonne über⸗ fallen worden ſein. Aus Fez wird gemeldet, daß bei dem Fluſſe Beht eine franzöſiſche Kolonne, die unter dem Befehl des Oberſten Gourand ſtand, von den Ma rokkanern überfallen wurde. Es gelang jedoch der ſofort in Aktion getretenen franzöſiſchen Artillerie, den An⸗ griff abzuwehren, wobei die Marokkaner 120 Tote hatten. Auf franzöſiſcher Seite fielen fünf Mann, und 20 wurden verwundet. Amerika. Merito. * Das Abdankungsſchreiben des Präſidenten Diaz be⸗ ſagt:„Das mexikaniſche Volk, das mir dreißig Jahre lang die höchſten Ehren gewährte und meine patriotiſchen Bemühungen zu ſeiner ee Entwicklung unterſtützte, hat nunmehr revoltiert, und es wird behauptet, die Fort⸗ dauer der Macht in meinen Hän den ſei der Grund der Re⸗ volution. Ich weiß nicht, ob dieſe Behauptung von einem 2 Verſchulden meinerſeits rich tig iſt. Es iſt mög⸗ lich, daß ich unbewußt gefehlt habe. Indem ich den Willen des Volkes wie immer achte, trete ich ohne DSorvehalt von melnem Amte zuruck, weil mein Verbleiben im Amte Blutvergießen, Gefährdung des na⸗ tionalen Kredits, Schädigung des Nationalreichtums und internationale Komplikationen bedeuten würde. Ich hoffe, nach meiner Rückkehr das Land in Ruhe zu finden und einer richtigen Würdigung meiner ſtets auf das Volks⸗ wohl gerichteten Beſtrebungen zu begegnen.“— Der provi⸗ ſoriſche Präſident de la Barra leiſtete den Eid auf die Verfaſſung. Der bisherige Präſident Diaz iſt heimlich von der Hauptſtadt Mexiko nach Veracruz abgereiſt, um ſich, wie es heißt, nach Frankreich einzuſchiffen. Der Zug, in dem Präſident Diaz das Land verlaſſen wollte, wurde von merxikaniſchen Rebellen überfallen. Im Kampfe fielen ſieben Mann. Präſident Diaz iſt in Sicherheit. Aſien. China. * Die Meldungen aus Peking über die chi neſiſche Revolution lauten immer bedrohlicher. An der Spitze der Aufſtändiſchen ſteht Senai⸗hei⸗wen, ein Mann mit europäiſcher Bildung. Er behauptet, ihm ſtänden 40 000 Mann Infanterie und 8000 Mann Artillerie zur Verfügung. Ein großer Teil der regulären Armee iſt bereit, zu den Revolutionären überzutreten. Da die beinahe ganz gewonnen iſt, erwartet man, daß ſich der Sturz der Mandſchudynaſtie ohne Blutvergießen vollziehen wird. Eine weitere Forderung der Revolutionäre iſt: „Aſien den Aſiaten!“ und ihr Endziel ein Bund der aſiatiſchen Staaten unter der Hegemonie Japans. Deutſcher Reichstag. 0 Berlin, 26. Mai. Der Reichstag beeilt ſich in die Ferien zu kommen. Es läßt dann die Redeluſt plötzlich nach und in Bauſch und Bogen wird alles bewilligt, worüber man ſich hinter den Kuliſſen einig geworden iſt. So ging es heute. Zuerſt genehmigte man in erſter und zweiter Leſung den Bundes⸗ ratsporſchlag, daß die Reichsboten für die Herbſttagung im Oktober und November 700 Mark Extradiäten er⸗ alten ſollen. Gleiches geſchah mit der Neukontingen⸗ tierung der Zündholzfabriken. Dann kam die Verfaſ⸗ ſungs⸗ und Wahlrechtsfrage für Elſaß⸗Lothringen zur letzten endgiltigen Abſtimmung. Die einzelnen Parteien gaben nochmals ihre Gründe an für die ſchließliche Stel⸗ lungnahme: dann traten 5 Elſaß⸗Lothringer auf, von denen drei für, zwei gegen das ganze Geſetz ſprachen und das Ende war die Genehmigung des Verfaſſungswerkes mit 211 gegen 93 Stimmen bei 7 Enthaltungen. Nun kam die dritte Leſung der Reichsverſicherungsordnung an die Reihe und damit wechſelte das Bild. Die von der Linken bei der 2. Leſung ſpöttiſch als Trappiſtenblock bezeich⸗ neten Parteien holten zu einer kräftigen Antwort aus auf die Taktik der Linken bei der zweiten Leſung. Der Abg. Trimborn(Ctr.) gab in einer einſtündigen Rede einen klaren Ueberblick über die tatſächlichen Fortſchritte, die die Reichsverſicherungsordnung für die Verſicherten bringen wird. In dem Kampf zwiſchen der Mehrheit und der Linken, der bei den nächſten Wahlen um den Wert oder Unwert der Reichsverſicherungsordnung aus⸗ gefochten werden wird, bietet dieſe Darſtellung eine wert⸗ volle Waffe. Sie erhält eine Verſtärkung durch die heutige Rede des Konſervativen Schickert, der auf Grund einer vorſichtigen Berechnung darlegte, daß die von der Sozial⸗ demokratie bei der zweiten Leſung aufgeſtellten Forde⸗ rungen eine Mehrbelaſtuna des deutſchen Volkes um jähr⸗ lich weit über 2000 Millionen herbeigeführt hätte. Die Mehrheitsvarteien glauben, daß eine Politik, die mit ſolch phantaſtiſchen Zahlen operiert, nie und nimmer die Zu⸗ ſtimmung des deutſchen Volkes finden wird. Die Sozial⸗ demokratie nahm dieſe Reden auffallend ruhig hin: ſie iſt anſcheinend des Erfolges ihrer Taktik ſicher. Eine wert⸗ volle Unterſtützung bot ihnen der Freiſinn, deſſen Redner. Dr. Mugdan, es ſich, wie er ſagte, zur Aufgabe gemacht hatte, der vorzüglichen Darſtellung des Abg. Trimborn den Schatten beizufügen, den natürlich wie jedes Ding ſo auch die Reichsverſicherungsordnung hat. Zum Schluß erklärten die Freiſinnigen doch, in ihrer großen Mehr⸗ heit für das Geſetz ſtimmen zu wollen. Morgen 11 Uhr geht die Beratung weiter. e Berlin, 27. Mai. Im Reichstage erlebte man heute ein Vorſpiel der Parteikämpfe, die die Verabſchiedung der Reichsverſiche⸗ rungsordnung im Gefolge haben wird. Zeitweiſe ging es dabei recht lebhaft her. Der Sozialdemokrat Fiſcher⸗ Berlin begann mit einer 2/ ſtündigen Rede, um den„Ar⸗ beiterverrat“ der Mehrheitsparteien zu beweiſen. Ihm folgten der Nationalliberale Horn⸗Reuß und der Staats⸗ ſekretär des Innern, Delbrück, die beide den Kompro⸗ mißcharakter der neuen Reichsverſicherungsordnung be⸗ tonten und die Fortſchritte hervorhoben. Die Polen er⸗ klärten durch den Abg. Korfanty, ſie würden ſich bei der Schlußabſtimmung der Stimmabgabe enthalten, um dar⸗ zutun, daß ſie die Vorlage für keine weſentliche Verbeſſe⸗ rung hielten. Danach kam der Centrumsabgeordnete Becker⸗Arnsberg zu Wort, der in einer tempermaentvollen Rede den Sozialdemokraten vorwarf, ſie trügen die Schuld, daß bei der ganzen Reform nichts Beſſeres herausge⸗ kommen ſei; denn durch ihre über alles Maß gehäuften Forderungen hätten ſie die Bildung einer Mehrheit mit ihnen unmöglich gemacht. Auch den Freiſinnigen hielt er vor, ſie hätten keine produktive Arbeit geleiſtet. Schließ⸗ lich ſpielte er gegen die Genoſſen einen kräftigen Trumpf aus. Er verlas aus dem Protokoll des Jenaer Partei⸗ tages der Genoſſen eine Rede Molkenbuhrs, worin er ſich gegen die Herabſetzung der Grenze für die Alters⸗ rente von 70 auf 65 Jahre erklärte, weil davon nur die Junker Vorteil hätten. Damals habe der Parteitag die Forderung einer ſolchen Grenzherabſetzung abgelehnt. Mit dieſer Haltung hielt der Abg. Becker nun die Angriffe zuſammen, die von Genoſſenſeite in der vorigen Woche gegen die Reichstagsmehrheit erhoben worden ſind, weil dieſe die Herabſetzung der Altersgrenze genau wie der Jenger Parteitag abgelehnt hat. Abg. Mugdan(Pp.) erwiderte die Vorwürfe Beckers gegen den Freiſinn mit der gleichen Münze und es entwickelte ſich eine bedenk⸗ liche Kampfſtimmung. In dieſe platzte ein Vertagungs⸗ antrag des Abg. Molkenbuhr, der offenbar Zeit gewinnen wollte für eine Erwiderung auf Becker. Da er mit dem Antrag ſchwerlich durchgedrungen wäre, bezweifelte er gleichzeitig die Beſchlußfähigkeit des Hauſes. Da im Prä⸗ ſidium die Anſicht über die Stärke der Beſetzung des Hauſes verſchieden war. eraab ſich die ſeit Jahren ſchon in eingetretene Notwendigkeit, durch Namensaufruf die Prfl⸗ fung feſtzuſtellen. Das ergab nun die Beſchlußfähigkeit des Hauſes, denn es waren 226 Abgeordnete anweſend (199 gehören zur Beſchlußfähigkeit). So war Molken⸗ buhr gegen ſeinen Willen gezwungen, ſofort ſeine Ver⸗ teidigung zu beginnen. Er behauptete, daß die Verhält⸗ niſſe für die Beurteilung der Altersrente ſich ſeit dem Jenger Parteitage erheblich verſchoben hätten. Darauf ſchloß die Generaldebatte und das Haus vertagte ſich auf Montag. Wahrſcheinlich wird man am Montag in die Ferien gehen. 88. General Verſammlupg der Katholiken Deutſchlands in Mainz(6.—10. Auguſt). Anträge für die vom 6.— 10. Auguſt in Mainz tagende 58. Generalverſammlung der Katholiken Deutſchlands mögen baldigſt bei dem unterzeichneten erſten Vorſitzenden der Rednerkommiſſton ein⸗ gereicht werden. Unter Hinweis auf die Geſchäftsordnung wird ausdrücklich bemerkt, daß Auträge, die ſpäter als vier Wochen vor dem Beginn der Verſammlung, d. h. nach dem 9. Juli, einkommen, auf Beratung nicht rechnen können. Mainz, den 23. Mai 1911. Die Rednerkommiſſion: Dr. Bendix, Domkapitular. Lokale Nachrichten. *» Vieruheim, den 30. Mai. — Herr Kaplan Dr. Neundörfer wurde mit Wirkung vom heutigen als 3. Kaplan von Hechtsheim hierher verſetzt. — Radfahrer Verein„Eintracht“. Wiederum konnte der Radfahrer Verein Eintracht am verfloſſenen Sonn tag preisgekrönt nach Hauſe ziehen. Derſelbe beteiligte ſich an dem 15 jähr. Stiftungsfeſte des Radfahrer-Klubs„Viktoria“ in Weinsheim und wurde ihm in Klafſe A der 2. Preis zu⸗ erkannt. Der Radfahrerverein Eintracht hatte in Klaſſe A mit dem Radfahrer⸗Verein Horchheim zu konkurrieren und trotz⸗ dem Letzterer an Fahrern überlegen war, wurde von Beiden gleiche Punktzahl erreicht. Durch Los wurde dann entſchieden und iſt dem Radfahrer⸗Verein Horchheim der 1. und dem Radfahrerverein Eintracht der 2. Preis zugefallen. Moͤge dieſer Erfolg den Vereinsmitgliedern ein neuer Anſporn ſein, das Wachſen, Blühen und Gedeihen des Vereins auch ferner⸗ hin zu fördern! — Stenographie. Einen herrlichen Erfolg hatte am Sonntag, den 28. cr. der hieſige Stenographen Verein „Gabelsberger“ anläßlich des diesjährigen Bezirkstages des Bezirks Bergſtraße Gabelsberger Stenographen zu verzeichnen. Zu dem gleichzeitig ſtattgehabten Wettſchreiben konnte der Verein wieder drei ſeiner beſten Wettſchreiber ſtellen, welche ſämtlich bei ſtarker Konkurrenz ſehr gut abgeſchnitten haben. Es erhielten die Herren Hans Jakob, Hans Haas und Albert Haas in den einzelnen Silbenklaſſen je einen 1. Preis, ſowie je einen Ehrenpreis.— Wir gratulieren und hoffen, daß dem Stenographen⸗Vertin ſowohl, als auch dieſen eifrigen Jüngern Gabelsberger fernerhin ſolche hübſche Erfolge beſchieden ſein mögen.— Wie wir noch aus zuverläſſiger Quelle vernehmen, beabſichtigen die Herren Hans Haas und Hans Jakob ſich noch im Laufe dieſes Jahres der Geſchafts- Stenographen⸗Prüfung zu unterziehen. Spargel. Dem Svargel ſpendete man ſchon im Altertum reiches Lob. Er durfte bei keiner Schmauſerei fehlen. In Deutſchland wußte man ihn zunächſt nur als Heilpflanze zu ſchätzen. Als ſolche wird er ſchon frühzeitig in den„Kräuterbüchern“ erwähnt. So ſoll er gegen die Gicht, gegen Waſſerſucht und Herzkrankheiten ein kreffliches Mittel ſein. Seine blutreinigende Wirkung aber wird noch heute anerkannt. Später lernte man auch bei uns den Spargel als Gemüſe ſchätzen, und ſeitdem hat er ſeinen Platz mit Erfolg behauptet. Um 1600 herum legte man ſchon allenthalben Spargelbeete in Deutſchland an. Andere Länder erhielten den Spargel erſt in noch ſpäterer Zeit. Es gibt mehrere Spargelarten, die verſchieden bewertet werden. Bei uns ißt man im allgemeinen nur den weißen Spargel, in Frankreich iſt auch der grüne beliebt. Ueber die beſte Zubereitung des Spargels ſind ſich die Feinſchmecker nicht einig. Der eine liebt nur die Spargelſuvve. ein anderer wieder läßt ſich die zarten Spitzen mit zerlaſſener Butter ſchmecken. Der Spargelbau hat in Deutſchfand infolge der ſtets wachſenden Nachfrage eine erhebliche Ausdehnung ge⸗ wonnen. In Berlin und Braunſchweig und in der Lößnitz (Sachſen) baut man bedeutende Mengen an, und doch muß man noch ßelaiſchen und öſterreichiſchen Spargel einführen, um den Bedarf zu decken. Jetzt braucht der Spargelſieb⸗ haber ihn auch im Winter nicht mehr zu miſſen, er kann durch ein neues Verfahren ausgezeichnet konſerviert werden, ohne daß er von ſeiner Friſche viel verliert. Aus Nah und Fern. — Mannheim, 29. Mal. Der 28; jährige Kutſcher Georg Brenner, beſchaftigt auf der Bensheimer Mühle, geriet auf der Fahrt nach hier unter den eigenen Wagen. Die Räder gingen ihm über die Bruſt. In bedenklichem Zuſtande wurde er ins Krankenhaus eingeliefert.— Schwere Lynch⸗ juſtiz verübten radfahrende Arbeiter an dem 22jährigen Fabrik- arbeiter Heinrich Hartin, der einen von ihnen überfallen hatte. Er flüchtete in eine Lehmgrube, wurde aber verfolgt und halb totgeſchlagen. In hoffnungsloſem Zuſtande wurde er ins Krankenhaus eingeliefert. Die Täter ſind noch nicht ermittelt. Worms, 29. Mal. Der hieſigen Ortskrankenkaſſe wurden aus Darmſtadt 200 Mk. anonym überſandt, mit der Bemerkung, daß dies zu viel verlangte Krankengelder geweſen ſeien und zurückerſtattet würden.— Der Schreinerſtreik dauert noch fort, nur ein kleiner Teil der Schreiner iſt durch kleine Lohnerhöhung befriedigt wieder in Arbeit getreten. — Lorſch, 29. Mai. Es iſt jetzt feſtgeſtellt, daß Goͤbel, der ſich im Lamrertheimer Haftlokal erhängte, auch die vor einigen Monaten hier vorgekommenen Diebſtähle und Einbrüche verübt hat. r. Mörlenbach, 29. Mai. Von einem Unglücks fall betroffen wurde heute der hieſige Fabrikarbeiter Ad. Gräber der Maſchinenfabrik Badenſa Weinheim. Dem ſelben fiel beim Transport von Stämmen ein ſchwerer Stamm auf ein Bein und mußte der Verunglückte per Droſchke nach Hauſe gefahren werden; ob das Bein gebrochen iſt, wird die ärztliche Unterſuchung ergeben, da das Bein ſtark angeſchwollen war. — Heidelberg, 29. Mai. Ein ſchweres Unglück er⸗ eignete ſich im Stadtteil Handſchuhsheim. Der 26fährige Landwirt Lenz war mit Abholen von Holz beſchäftigt. Beim Transport brach plötzlich ein Rad an dem ſchwer beladenen Wagen, wobei Lenz unter das Fuhrwerk zu liegen kam und ſich ſchwere innere und äußere Verletzungen, darunter einen kom⸗ plizierten Schädelbruch, zuzog. Der Zuſtand des Verletzten iſt hoffnungslos. — Friedberg, 29. Mai. Bei der Obduktion der Leiche der getöteten Frau Wagner worden innere Verletzungen nicht konſtatiert. Es ſteht feſt, daß die Verſtorbene infolge eines Nervenſchocks, hervorgerufen durch die brutalen Miß⸗ handlungen ſeitens der Bornträger verſchieden iſt. — Neuſtadt a. d. H., 29. Mai. Auf dem hieſigen Bahnhof ereignete ſich ein erheblicher Unfall. Der in den 40er Jahren ſtehende Lokomotivführer Hantz wurde beim Uebergang uber das Bahngeleiſe vom Dürkheimer Zuge erfaßt; Hantz kam zwiſchen die Gleiſe zu liegen und der ganze Zug ging über ihn hinweg. Schwerverletzt wurde der Unglückliche ins Krankenhaus gebracht. — Rohrbach, 29. Mai. Ein etwa 5 ½ jähriger Knabe hantierte mit einem Gewehr. Plötzlich ging der Schuß los und dem 4½jährigen Wilh. Michels in den Kopf, der lebensgefährlich verletzt wurde. — Altheim(A. Ueberlingen), 29. Mai. Das bei Gailhof niedergebrannte Hofgut des Landwirts Vogler iſt von einer 14jährigen Dienſtmagd angezündet worden. Das Mädchen hat nach kurzem Leugnen eingeſtanden, das Feuer im Holz- ſchopf aus Rachſucht gelegt zu haben. Aus Stadt und Land. ** Ein pommerſches Dorf in Brand. Im Dorfe Roſen ow bei Maſſow im Kreiſe Neugard brach am Freitag abend ein Feuer aus, das ſich bei der großen Trockenheti ſchnell ausbreitete. Zwölf Wohnhänſer, das Schulgebäude und das Pfarrhaus brannten nieder. Im ganzen wurden 35 Häuſer durch Feuer zerſtört. Großfeuer. In Meſcherin a. O. brach ein Großfeuer aus, das ſich auf acht Bauerngehöfte über⸗ trug. Vier Gehöfte wurden eingeäſchert. Auf einem kam der geſamte Viehbeſtand um, auf einem andern wurde er teilweiſe in Mitleidenſchaft gezogen. Bei den Löſcharbeiten wurde der 56jährige Hofinſpektor der Meſche⸗ riner Zuckerfabrik Goll durch eine einſtürzende Wand erſchlagen. . Ein 11 jähriger Selbſtmörder. Wegen eines Ver⸗ weiſes hat der 11 jährige Schulknabe Gabrie in Debreczin vor den Augen ſeiner Eltern ſich eine Rero ver⸗ kugel in den Kopf gejagt. Er brach, tödlich getroffen, zuſammen. * Hirth— Sieger im Oberrhein⸗Flug. Im deut⸗ ſchen Zuverläſſigkeitsflug am Oberrhein iſt nunmehr der 25 jährige Oberingenieur Hirth auf ſeinem Etrich⸗ Rumpler⸗Eindecker endgiltig Sieger. Er abſolvierte die letzte Etappe Darmſtadt— Frankfurt am Sams⸗ tag. Die Ankunft am Schlußziel des ganzen Fluges in Frankfurt a. M. erfolgte um 6 Uhr 32 morgens. Er er⸗ hielt den erſten Zuverläſſigkeitspreis von 35000 Mark und den Sonderpreis des Kriegs⸗ miniſteriums von 5000 Mark. *Der 30 jährige Sieger im Fluge Paris Madrid, Vedrines, hatte bei ſeiner Ankunft in Madrid alle Mühe, ſich den Umarmungen der Frauen aus der beſſeren ſpaniſchen Geſellſchaft zu entziehen. Man riß und ſchnitt ganze Stücke von ſeiner Joppe. Einer der Blumenſträuße, die ihn trafen, hätte ihn bei⸗ nahe ernſtlich am rechten Auge verletzt, wenn er nicht rechtzeitig noch die Mütze in die Stirn gedrückt hätte. Eine Straße in dem von Vedrines überflogenen Oſten Madrids wird nach dem kühnen Flieger benannt werden. Vedrines Stundengeſchwindigkeit betrug zeitweiſe 120 Kilometer. Der König von Spanien verlieh Vedrines das Kreuz des Alfons⸗XII.⸗Ordens, legte ihm perſönlich die Inſignien an und gratulierte ihm warm. * Abſturz eines ruſſiſchen Fliegers. Der Flieger Scharsky, Sohn eines Generalleutnants, unternahm mit einem Farmanapparat einen Flug von Gatſchina nach dem Hypodrom Kolamaggi bei Petersburg in Be⸗ gleitung eines Paſſagiers. Der Aeroplan ſtürzte infolge eines Motordefekts, als er ſich über einem Walde befand, ab, Scharsky brach beide Beine. Der Paſſagier er⸗ litt eine Fußverrenkung. Der Apparat iſt vollſtändig zertrümmert. e Menſchenfleiſch als Krankenſpeiſe. Ein alter Ma⸗ rabut(Wanderheiliger) in Tunis, der ſich der Arznei⸗ kunde widmete, hatte der Familie eines kranken Einge⸗ borenen geraten, dem Patienten Menſchenfleiſch zu eſſen zu geben. Die Mitglieder der Familie bemäch⸗ tigten ſich darauf hin zweier Kinder eines benach⸗ barten Stammes, töteten ſie und ſetzten das Fleiſch dem Kranken vor. Die Angelegenheit iſt zu den Ohren des Gouverneurs gekommen, der ſofort eine eingehende Unterſuſtung eingeleitet hat. e Den Nebenbuhler im Fauſtkampf erſchlagen. Am Freitag kam es in Newyork zu einer Schlägerei auf offener Straße zwiſchen dem Aviatiker Tonny Phoul und einem Herrn Henwood. Sie bewarben ſich beide um die Gunſt einer ſehr bekannten Schauſpiekerin. Als ſich die Nebenbuhler nun zufällig auf der Straße trafen, griff der Flieger ſeinen Rivalen an. Dieſer ſetzte ſich zur Wehr und ſchlug ſo heftig auf Phoul ein, daß dieſer zu⸗ ſammenbrach und unter den Fauſthieben ſeines Gegners ſtarb. Einige Vorübergehende, die die beiden Kämpfenden auseinanderbringen wollten, wurden gleich⸗ falls von Henwood mit ſo heftigen Schlägen bearbeitet, daß ſie ſchwere Verwundungen erlitten. e Das Seebad von Newyork in Brand. Auf Coney⸗ Island, dem bekannten Seebade bei Newyork, wütet eine Feuersbrunſt. Das Hauptvergnügungslokal der Inſel „Dreamland“ wurde bereits ein Raub der Flammen, die ſich immer noch ausbreiten. * Goldfunde in Bolivia. Zwei Iren namens Steven und Patrick Odonoghue waren vor einigen Jahren nach Nordamerika ausgewandert und kommen jetzt nach die dr ſcheint ganzer und Der ſchmu 3 Volſe am ien Jas 1 Im feſſelt waren. vielen Verſuchen, ihr Glück zu machen, mit einem Sack Gold aus Bolivia zurück, wo ſie eine im Jahre 1901 aufgegebene Goldmine für 20000 Mark kauften. Die Mine ſtellte ſich aber als noch ſehr goldhaltig heraus. ie Brüder bekamen bereits 52 Millionen Mark dafür geboten, ſie lehnten jedoch dieſes Angebot ab, da ſie die Mine ſelbſt ausbeuten wollen. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Der Gadepilot Karl Schall aus Roſtock ſtellte mit einem Höhenflug von 2150 Metern einen neuen deut⸗ ſchen Höhenrekord auf. In Paris herrſcht eine außerordentlich große Hitze. Viele Perſonen ſind an Hitzſchlag erkrankt. Beim Reinigen einer Düngergrube wurden in Duis⸗ burg zwei Arbeiter durch giftige Gaſe getötet. Beim Brande eines Hauſes in der Königſtraße zu Fulda kam der zehnjährige Sohn der Witwe Jahn in den Flammen um. Aus Furcht, zu ſpät zum Dienſt zu kommen, warf ſich der Hoboiſt Schunke vom Infanterieregiment 173 bei Metz aus einem Zuge und wurde getötet. Der Buchhalter Ludwig Sartow, der in Düſſeldorf bei einer Fabrik für Kleinbahnbedarf angeſtellt war, iſt nach Unterſchlagung von 23 000 Mk. flüchtig geworden. Aus einer chemiſchen Fabrik in Ludwigshafen wurde ein Platinſchmelztiegel im Werte von zehntauſend Mark geſtohlen. Bei Lößnitz im Erzgebirge wurde der Rentier Fiſcher von einem Privatautomobil überfahren und getötet. Das Automobil ſetzte ſeine Fahrt in vollem Tempo fort, ohne ſich um den Ueberfahrenen zu kümmern. k 3 1 Gerichtsſaal. Der Bonner„Budenzauber“ vor dem Kriegsgericht in Köln. Das Kriegsgericht der 15. Diviſion verurteilte den wegen Teilnahme an der Mißhandlung des Einjäh⸗ rigen⸗Unteroffiziers Veith in Bonn und wegen Haus⸗ friedensbruch angeklagten Leutnant v. Pleſſen zu 1 Woche Gefängnis. Der mitangeklagte Leutnant Frei⸗ herr v. Kapherr wurde freigeſprochen. In der Urteilsbegründung wurde bedauert, daß Pleſſen verur⸗ teilt werden müſſe, da er eigentlich nur mitgeſchleppt worden ſei. Scherz und Ernſt. Ein Ehemann, der ſeinen Willen hat. Die„Neuwieder Zeitung“ erzählt: Dieſer Tage erſchien ein älterer Mann in einem Geſchäft in Neuwied und verlangte eine Signal⸗ pfeife. Es wurden ihm verſchiedene vorgelegt. Während er auswählt, öffnet ſich die Tür, und ſeine beſſere Hälfte erſcheint auf der Bildfläche.„Wozu brauchſt du ein Pfeif⸗ chen? Schämſt du dich nicht?“ So und ähnlich eifert die Frau, dann zu Wütend fährt jetzt die Frau auf ihn los. Doch der Mann läßt ſich nicht im geringſten ſtören, ſondern fordert, als die Frau es recht toll macht, noch ein Pfeifchen. Nun ſcheint die Frau zu ahnen, daß ihr Mann ſchließlich den ganzen Vorrat an Pfeifen aufkauft, wenn ſie weiter wettert, und ſo verſchwindet ſie denn ſchleunigſt vom Schauplatz. Der Mann bezahlt darauf ſeine drei Pfeifen und folgt, ſchmunzelnd über den errungenen Sieg, ſeiner Frau. Ein probates Mittel. Ein Leſer ſchreibt dem„Stadt⸗ anzeiger“ in Köln: Mein Hausburſche hatte Zahnſchmerzen. Ein Gaſt ſagte ihm, er ſolle den Mund voll Waſſer nehmen und ſich auf den Ofen ſetzen, es ſei das beſte Mittel gegen Zahnſchmerzen. Kaum hatte er dies vernommen, als er ſchon den Mund voll Waſſer hatte und mit Hilfe eines Stuhles und eines Tiſches auf den großen Reſtaurations⸗ ofen kletterte, der leider nicht brannte. Trotz hartnäckigen Rufens des Prinzipals war er von dem Ofen nicht her⸗ unterzubringen, als Antwort gab er nur immer und wies auf den mit Waſſer gefüllten Mund. er nicht mit Gewalt heruntergeholt worden wäre, würde er vielleicht jetzt noch da ſitzen. Als ihm bedeutet wurde, daß der Ofen hätte brennen müſſen, bis das Waſſer koche, meinte er: Glauben macht ſelig, man muß alles verſuchen. — Der Grenzenwirrwarr Grenzverhältniſſe beſtehen in Thüringen. Verwickelte in der Gegend von Bad Sulza. Dort ſieht man auf einem Grenzſtein bald die Buchſtaben „G. S. W.“, bald dagegen„H. S. M.“ Das ſoll„Groß⸗ herzogtum Sachſen⸗Weimar“ und„Herzogtum Sachſen⸗Mei⸗ ningen“ heiſſen. Der Volkswitz hat ſich indes der Sache in anderer Weiſe bemächtigt; er lieſt:„Gehen Sie weiter!“ und„Halten Sie mal!“ und ſpielt dabei wohl auch auf die verſchiedenen Beſtimmungen an, die hüben und drüben gelten. Beſonders ſchlimm iſt es nun mit der Emſenmühle bei Sulza, die ſich zum kleineren Teile auf weimariſchem, zum größeren Teile aber auf preußiſchem Gebiet befindet. Bei ihrer kürzlichen Zwangsverſteigerung mußten daher zwei Termine abgehalten werden, einer von dem weimariſchen, der andere von dem preußiſchen Gericht. Bei dem erſten Termin konnte jedoch der Zuſchlag nicht erteilt werden, weil man nicht wußte, ob der Höchſtbietende für den vreußiſchen Anteil nicht auch den andern übernehmen werde. Ein Fabrik⸗ beſitzer aus Noſſen i. S. erſtand dann in der Tat das ganze Anweſen. — Ein Erlebnis am Kornblumentag. Eine ungewöhnliche Epiſode erlebte an dem in Hanau abgehaltenen Korn⸗ blumenverkaufstage eine junge Blumenverkäuferin am Ha⸗ nauer Oſtbahnhof. Die junge Dame trat dort an eine Gruppe von drei auf einer Bank ſitzenden Herren heran und bot ihnen Kornblumen zum Kauf an. Zwei Herren holten auch bereitwilligſt ihren Obolus aus der Taſche und erſtanden je eine Blume, während der dritte keinerlei Anſtalten dazu machte. Pflichtſchuldiaſt animierte ihn deshalb die junge Dame noch einmal mit freundlichen Worten zum Kauf. Statt] jeder Antwort reckte der Mann ſeine beiden Hände hoch, und nun ſah die Dame, daß ſie ihm mit Ketten ge⸗ Die beiden Herren ihm zur Seite waren ſeine Hüter. — Der eigenſinnige Parkwächter. Ein kleines Abenteuer hatte dieſer Tage der Kaiſer, das ihn anſcheinend amüſierte. Er wollte die berühmten Kew⸗Gärten in London beſuchen. ein Automobil traf aber vor 2 Uhr nachmittags dort ein, während der Mann ruhig ſeine Auswahl trifft und ö der Verkäuferin ſagt:„Noch ſo ein Pfeifchen!“ geſchriebenen Beſuchszeit niemanden einlaſſen. Er blieb auch bei ſeiner Weigerung, als man ihm mitteilte, daß es der Kaiſer ſei. der Einlaß begehre. Dem Kaiſer blieb nichts anderes übrig, als ſich in das Bureau des Gartendirektors zu begeben und ſich dort eine verſönliche Erlaubnis zum Beſuch der Gärten zu beſorgen. beine niedliche Kleinbaynidylle ereignete fi auf der Station Allmannsweiler der Lahrer Straßenbahn. hatte ſich der Zug in Bewegung geſetzt, als ein greller Pfiff ertönte, dem raſches Halten folgte. Ueberraſcht ſchauten die Paſſagiere aus dem Wagen, um ſich nach der Urſache der Un⸗ terbrechung der Fahrt zu erkundigen— die meiſten vermuteten ein Unglück— bis ſich herausſtellte, daß ein Ferkel aus dem Gepäckwagen entſprungen war, auf das der Schaff⸗ ner Jagd machte. Dank ſeiner ſchnellen Beine holte er auch den Ausreißer ein und brachte das Tierchen, das am Rüſſel blutete, in den Gepäckwagen zurück. Dann konnte, laut„Lahr. Ztg.“, das Zügle ſeine ſchnelle Fahrt fortſetzen. 3 Ein Erfolg der Wünſchelrute. Auf einem Gelände bei Juditten in Oſtpreußen hat das Waſſerſuchen mit der Wünſchelrute nach langen vergeblichen Grabungen ſchließlich zu einem Ergebnis geführt. Der Waſſerſucher Edler v. Gräve hatte, ſo leſen wir in den„Königsb. N. Nachr.“, genau eine Stelle bezeichnet, an der in 18 bis 20 Meter Tiefe eine Waſſerader vorhanden ſei. Als bei 24 Meter Tiefe angeblich kein Waſſer gefunden war, jubelten die Geg⸗ ner der Wünſchelrute. Aber ſie hatten zu früh gejubelt! Schon einen Meter tiefer ſtieß man auf eine außerordentlich ausgiebige Waſſerader, die für die Zwecke der Grabung voll⸗ ſtändig ausreichte.„Bei genau 25 Metern erbohrte man eine ſehr grobe Kiesſchicht, welche erfahrungsgemäß als reichlich und gut waſſerführend zu bezeichnen iſt. Dieſe erwies ſich als 1.35 Meter ſtark, worauf man wiederum in eine Ton⸗ ſchicht kam. Das Waſſer ſtieg bis 3,3 Meter unter Tage. Es fanden nun Probepumpungen ſtatl. Die Probepumpung ergab bei ſtändigem Pumpen, daß die Waſſerhöhe nur um etwa 1,75 M. herunterging und ſich auf dieſer Höhe dauernd bei einer Waſſerentnahme von einem Liter pro Sekunde, alſo 3,6 Kubikmeter pro Stunde, hielt. Man darf alſo auf eine außerordentlich ergiebige Waſſerquelle ſchließen. — Ein Stadtoberhaupt, wie es ſein ſoll. Der neue Tel⸗ tower Bürgermeiſter gibt bekannt, daß es ihm angenehm ſein und häufig dem Intereſſe der Sache dienen würde, wenn ſich ein recht reger perſönlicher Verkehr zwiſchen den Stadtein⸗ geſeſſenen und ihm entwickelte. Es wäre ihm namentlich lieb, wenn die minderbemittelte Klaſſe der Bevölkerung ihn mit ihren Sorgen und Nöten vertraut machte. Auch ſei er gerne bereit, im Intereſſe einer ausreichenden Befrie⸗ digung des Bedürfniſſes Unbemittelter nach Rechtsbelehrung dieſe zu erteilen. Die Beamten ſeien mit gleicher Anweiſung verſehen, auch ſtreng unterrichtet, niemals Schwierigkeiten zu machen, wenn jemand ihn perſönlich ſprechen wolle. „‚Schmugglers Leid“. Die„Weſtd. Landesztg.“ berich⸗ tet: Ein Ehepaar von Bregel kam Sonntags von einer Reiſe von Venlo zurück.„Sie“ hatte den Bedarf für län⸗ gere Zeit an Kaffeebohnen dort eingekauft und dieſe vorſoralich unter den Röcken dem Auge des Geſetzes entzogen. Im Eifer des Geſpräches mit ihrem Ehegatten merkte ſie nicht, wie die Röcke immer leichter werden, bis ſie endlich durch das Geſchrei der Kinder auf der Straße aufmerkſam wird, daß etwas paſſiert ſein muß. Sie ſtellt feſt, daß ihr nach und nach über ſechs Pfund Kaffee entfallen waren. Zu dem Scha⸗ den hatte ſie nun auch noch den Spott der Umſtehenden. Vielleicht kommt auch nachträalich noch der Zöllner. Katholiſcher Kirchen-Chor. Morgen Mittwoch abend 9 Uhr Geſang-Probe. Vollzaͤhliges Erſcheinen.(Pfingſtfeſt). N Der Dirigent. Bekanntmachung. Nächften Donnerſtag, den 1. Juni 1911, nachm. balb 6 Uhr, findet eine Sitzung des Gemeinderats auf dem Rathauſe mit nachſtehender Tagesordnung ſtatt. Viernheim, den 30. Mai 1911. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlwein. Tagesordnung: 1. Prüfung der Ftechnung der Gemeindekrankenverſicherung für 1910, „Schulhaus neubau; hier Rückgabe verſchiedener Kautionen, Anſchaffungen für die Schulen, Handarbeitsunterricht an der hieſigen Volksſchule, „Ausführung der Friedhofsordnung; hier Beanſtandung verſchiedener Mängel, „ Herſtellung der Lampertheimer⸗, verlängerten Anna- und eines Teils der Seegartenſtraße, Geländeerwerb in der Sandſtraße, „Unterhaltung der Dächer der Göͤtheſchule u. des Rathauſes, Wahl eines Mitgliedes der Tabakſchätzungskommiſſion für den verſtorbenen Johann Hofmann 9., . Rezeßangelegenheiten, „ Unterſtützungs⸗, Sparkaſſe⸗ und Friſtgeſuche, 12. Verſchiedenes. Bekanntmachung. Mittwoch, den 31. d. Mts., vorm. 8 Uhr werden auf dem Rathauſe dahier 1. zwei in der Moltkeſtraße liegende Bauplätze, 2. die Allmendgrundſtücke Unterbruchweide 15. Gewann Nr. 15 und Unterbruchweide 10. Gewann Nr. 2 in Pacht an die Meiſtbietenden verſteigert. Viernheim, 27. Mai 1911. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. D S N g —— 2 Bekanntmachung. Betr. Die Erhebung der Beiträge zu den Kanzleikoſten der Großh. Handelskammer Worm. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntnisnahme, daß das für die Erhebung der Beiträge zu den Koſten der Handelskammer im Etatsjahr 1911 für die Gemeinde Viern⸗ heim aufgeſtellte Hebregiſter 10 Tage lang, ab 25. ds. Mts., auf der Großh. Bürgermeiſterel Lampertheim zur Einficht der Wahlberechtigten offen liegt. Einwendungen gegen dasſelbe ſind innerhalb der 10. tägigen Friſt bei der Handelskammer ſchriftlich geltend zu machen. Viernheim, den 26. Mai 1911. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlwein. Bekanntmachung. Nachſtebende Bekanntmachung bringen wir hiermit zur allgemeinen Kenntnis. Viernheim, den 20. Mai 1911. Grofherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlwein. Bekanntmachung. Betr. Ausbruch der Maul⸗ und Klauenſeuche in Viernheim. Nachdem in Viernheim die Maul⸗ und Klauenſeuche wiederholt ausgebrochen iſt, ordnen wir unter Aufhebung unſerer Bekanntmachung vom 4. Mai l. Js.(Kreisblatt Nr. 19), betr. Erlöſchen der Maul- und Klauenſeuche in Viernheim, auf Grund der 88 57 ff. der Reichsinſtruktion zu dem Reichs ⸗ geſetz, die Abwehr und Unterdrückung von Viehſeuchen betreffend, vom 23. Juni 1880, 1. Mai 1894 und auf Grund der Ausſchreiben Großh. Miniſteriums des Innern vom 10. März 1908 zu Nr. M. d. J. II. 1215, 22. Februar, 8. und 24. April 1911 hiermit folgendes an: J Es wird ein Sperrbezirk gebildet. Dieſer Sperr- bezirk umfaßt den Ort und die ganze Gemarkung Viernheim. II. Für den Sperrbezirk werden folgende Anordnungen getroffen: 1. Sämtliche Wiederkäuer und Schweine des Sperrbezirks unterliegen der Stallſperre. Dieſe Stallſperre dauert ſo lange, bis ſie von uns ausdrücklich aufgehoben wird. Die Benutzung von Rindviehgeſpannen aus nicht verſeuchten Ge⸗ hoͤften zur Feldarbeit iſt nur den Perſonen geſtattet, die ſich im Beſitz eines beſonderen, von der Bürgermeiſterei Viernheim erteilten Erlaubnisſcheines befinden. 2. Die Plätze vor den Stalltüren und die Straßen vor den Gehöftseingängen ſowie die gepflaſterten Wege an den Ställen und auf dem Hofe von verſeuchten Gehöften ſind dreimal täglich durch Uebergießen mit Kalkwaſſer zu des infizieren. 3. Das Geflügel iſt ſo einzuſperren, daß es den Hof nicht verlaſſen kann. 4. Die Hunde ſind feſtzulegen, Katzen, die gewohnheits⸗ mäßig den Hof verlaſſen, ſind einzuſperren. 5. Durch den Sperrbezirk darf Klauenvieh weder ge · trieben, noch geführt, noch im Geſpann gefahren werden. Ausnahmen können in beſonderen Bedürfnisfällen von uns zugelaſſen werden. Dagegen darf ſolches Klauenvieh in den Sperrbezirk eingeführt werden, das ſofort geſchlachtet wird. Auch kann das Führen an der Leine gehender Tiere aus einem nicht verſeuchten Gehöft des Sperrbezirks nach einer innerhalb dieſes liegenden Schlachtſtätte von der Bürgermeiſterel geſtattet werden, wenn der Fleiſchbeſchauer den ganzen Viehſtand des betr. Gehöftes ſeuchenfrei befunden hat. 6. Die Beſitzer verſeuchter Gehöfte dürfen die Ställe von Niemanden außer von den mit der Wartung beauftragten Perſonen oder den zugezogenen Tierärzten betreten laſſen. Sie haben dafür Sorge zu tragen, daß dieſe Perſonen nur nach gehöriger Reinigung und Desinfektion des Schuhwerks und nach dem Wechſel der Kleidung außerhalb des Gehöftes verkehren. 7. Das Weggeben der Milch in rohem, ungekochtem Zuſtand behufs unmittelbarer Verwendung zum Genuß für Menſchen und Tiere ſowie an Sammelmolkereien iſt verboten. Das Gleiche gilt für Magermilch, Käſe, Buttermilch und Molken. Als ausreichende Erhitzung der Milch gilt auch eine ſolche über offenem Feuer bis zu wiederholtem Aufkochen, oder Erhitzung durch unmittelbar oder mittelbar einwirkenden, ſtrömenden Waſſerdampf auf 850 Celſius oder Erhitzung im Waſſerbad auf 85 Celſius für die Dauer einer Minute oder auf 70 Celſius für die Dauer einer halben Stunde. 8. Ferkel und Einlegeſchweine dürfen aus einem unver⸗ ſeuchten Gehöft Viernheims in ein anderes unver ſeuchtes Ge⸗ hoͤft dieſes Ortes unter der Bedingung verbracht werden, daß die Seuchenfreiheit beider Gehöfte jedesmal durch den zuſtän⸗ digen Fleiſchbeſchauer unmittelbar vor dem Beſitzwechſel der Ttere feſtgeſtellt wird und daß dieſer ohne jede Unterbrechung und unter polizeilicher Aufſicht erfolgt. Die einmal in ein anderes Gehöft gebrachten Tiere dürfen während der Sperre aus dieſem Gehöft nicht mehr entfernt werden. III. Zuwider handlungen gegen vorſtehende Anordnungen werden mit hohen Strafen geahndet und zwar, wenn ſte wiſſentlich begangen werden, auf Grund des§ 328 R.⸗Str.- G.-B. mit Gefängnisſtrafe. Heppenheim, den 17. Mai 1911. Großh. Kreisamt Heppenheim. v. Hahn. als die Tore noch geſchloſſen waren. Der Parkwächter, Kühlwein ein ehemaliger Sofdat. erklärte, er fzune vor der vor⸗ 5 FFF 22 Mæue fariung 2 Alas * b dürfen heute in keinem gutgeleiteten Haushalt fehlen. Sie ſind unentbehrlich für die große Wäſche, wie beim Haus⸗u. Küchenputz. Leichtes, müheloſes Arbei⸗ ten, aber glänzender Erfolg. Die erfah⸗ rene Hausfrau weiß dies zu ſchätzen und ebenſo die wertvollen Ge Ceschenk Nr. 42 Niockelkaffee-Service. a U ſchenke. 2 9 0 a 8 — Sind Dungenleiden heilbar? Schwindsucht, Lungenspitzenkatarrh, veralteten Husten, Verschleimung, lange bestehender Diese äusserst wichti drage beschäftigt wohl alle, die an Asthma, Lungen-, Kehlko ftuberkulose Me ee ee N NI 3 J N 5. 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