1 700 710 + 100 100 100 + 700 100 Pilo n pilo eich alſch Viernheimer Nachrichten Bezugspreis: Pf. monatlich einſchl. Bringerlohn. ch die Poſt bezogen 1.14 vierteljährlich. Fernſprech⸗Nr. 20 Viernheimer Anzeige Viernheimer Zeitung (Heſſiſch⸗badiſcher Grenzbote) Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim Geleſenſte und verbreitetſte Seitung am hieſigen Platze Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Redaktion, Druck und Verlag von Wilh. Bingener, V iernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. K f 15 5 1 Vet 1 7 Viernheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. [Gegründet 1884 —————— Nr. O4. Wochenrundſchan. O Der deutſche Reichstag hat ſeine Arbeiten be⸗ det und iſt mit dem Entſchluſſe, Anfang Oktober zu ner Schlußtagung dieſer Legislaturperiode wiederzu⸗ hren, heimgereiſt. Die Tagung, die hinter uns liegt, ſehr erſprießlich geweſen. Im letzten Augenblicke iſt Verabſchiedung zweier großer Vorlagen gelungen, ren Verwirklichung noch vor einigen Wochen nur wenige it Sicherheit ohne jeden Zweifel erwartet haben, die ſaß⸗lothringiſche Verfaſſungsvorlage ſowie die Reichs⸗ rſicherungsordnung.— Der preußiſche Landtag wird ch eine kurze Zeit nach Pfingſten zuſammen ſein müſſen, einige Reſte aufzuarbeiten und den Verlauf der Ar⸗ iten im Herrenhauſe abzuwarten. Große Sorgen macht an ſich in Bezug auf die Beratungen der„Herren“ ohl nirgends. Die Hoffnung, daß das Herrenhaus, dieſer ort der alten Tradition, gegenüber den liberalen Be⸗ rebungen der Leichenverbrenner-Vereine feſt bleiben öge, iſt ja ſehr gering. Sobald es ſich um Kultur⸗ agen handelt, dann zeigt es ſich immer, daß der ethiſche, 1 Bildungs⸗Liberalismus ſich ſehr leicht mit dem Por⸗ onnaie⸗Konſervativismus vereinigt. So wird das Her⸗ haus auch die Leichenverbrennungsvorlage annehmen, nd 9 ſicherer, als ſelbſt das Abgeordnetenhaus es ge⸗ at. Angelegenheiten unſerer Miniſter⸗Perſönlichkeiten ben in der letzten Woche hie und da eine Rolle ge⸗ ielt. Bethmann Hollweg ſollte Graf werden, weil er Reichstage ſo Gutes erreicht hat. Das klingt ſchon ie eine Möglichkeit. Wenig glaubhaft war die Be⸗ uptung, der Landwirtſchaftsminiſter v. Schorlemer erde gehen. Er hat bekanntlich neulich den ſcharfen orſtoß gegen den Oſtmarkenverein, die Vereinigung der olenfeinde, gemacht. Jetzt hat Reichskanzler und Mi⸗ iſterpräſident v. Bethmann Hollweg ein warmes Tele⸗ ramm an die Tagung des Sſtmarkenvereins in Poſen erichtet. Daraus ſchloß man auf Unſtimmigkeiten im iniſterium. Wenn die Preſſe des Oſtmarkenvereins das Telegramm des Reichskanzlers näher beſehen ben würde, hätte ſie weniger gejubelt. Es war wieder e bei allen Kundgebungen des Reichskanzlers: Auf en erſten Blick erſcheint alles von einer grandioſen larheit; blickt man aber tiefer hinein, dann erſchreckt an vor der Vieldeutigkeit, die alles auszeichnet, was r ſpricht, vor der Gewandtheit, mit der er ſich niemals ſtlegt. So bleibt Herr v. Schorlemer und der Oſt⸗ arkenverein freut ſich über das Kanzlertelegramm. In England iſt an die Stelle der Begeiſterungs⸗ hantaſien aus Anlaß des Kaiſerbeſuches eine ſehr nüch⸗ erne Erwägung getreten, die nämlich über den inneren uſammenhang des britiſchen Weltreiches. Die„Reichs⸗ nferenz“, in der man alle Vertreter der großen Kolo⸗ ien vereinigt hat, ſoll dieſen Gelegenheit geben, ihre ntereſſen an dem feſten Zuſammenhalten mit dem„Mut⸗ rlande“ kennen zu lernen. Aus den vielen, vielen Wor⸗ en, die da gemacht werden, hört man aber nur das eine eraus, daß die britiſche Regierung, um den Kanadiern, uſtraliern, Neu⸗Seeländern das Verbleiben im großen ritiſchen Reiche zu erleichtern, das allumfaſſende Reichs⸗ and immer lockerer geſtaltet. Der Sicherheit, daß Ka⸗ ada und Auſtralien eines Tages von England nichts ehr werden wiſſen wollen, verſchließt ſich ja heute nie⸗ and mehr, der die Verhältniſſe kennt. Frankreich fiſcht wieder im Trüben, in Marokko 0 Samstag, den 3. Juni 1911. 27. Jahrgang. ——— nämlich. Der Sultan Mulay Hafid ſoll kürzlich ſogar um Frankreichs Protektorat über Marokko gebeten haben! Natürlich ſchlägt Frankreich dieſe Bitte aus! Das ver⸗ ſtößt ja gegen die Akte von Algeciras. Aber die Anſtellung Dutzender und Aberdutzender franzöſiſcher Offiziere und Inſtrukteure in der marokkaniſchen Armee iſt ja doch auch ein viel ſicherer und bequemerer Weg, die Marokkaner an das Gefühl zu gewöhnen, daß ſie den Franzoſen zu parieren hätten. Langſam, aber ſicher entwindet Frank⸗ reich uns die Waffe der Verträge von Algeciras, bis es eines Tages anerkannter Herr von Marokko iſt. In Portugal haben die erſten Wahlen nach der Re⸗ volution ſtattgefunden. Früher ſchrie der Liberalismus immer von den tollen Wahlbeeinfluſſungen der Regie⸗ rung. Jetzt, wo ſie ſelbſt am Ruder ſind, treiben ſie es noch viel toller. So hat natürlich die Revolutionspartei „glänzend geſiegt“. Die Dinge drängen dort aber mehr und mehr auf eine ernſte Entſcheidung hin, und das entſchiedene Eingreifen des hl. Vaters mit der macht⸗ vollen Kundgebung in einer Enzyklika wird die Auffaſſung, die man in der Welt von dem konfuſen, gemeinſchäd⸗ lichen Treiben der Liſſaboner Kleinigkeitskrämer und Re⸗ gierungspfuſcher hat, gründlich klären und vertiefen. Der Kampf der offiziellen Türkei gegen die Auf⸗ ſtände in Arabien iſt einſtweilen wieder einmal be⸗ endet. In Albanien iſt man endlich auf den einzig richtigen Gedanken gekommen, die Quelle der Unruhen zu verſtopfen. Man hat die Grenze nach Montenegro ab⸗ geſperrt und jetzt wird es mit dem Aufſtande nicht mehr lange dauern. In Mexiko iſt Präſident Diaz mit ſeinen Millionen abgereiſt. Die Revolution wirkt aber trotzdem noch ſchwer nach. Beſonders bedenklich ſind beſonders die Aus- ſchreitungen gegen Chineſen geworden. ** 1 4 Die Pfingſtzenſur des Reichstags iſt ſowohl in der Preſſe, als auch in der Rede, die den Reichskanzler am Schluß der Tagung hielt und auch in direkt in dem kaiſerlichen Dankſchreiben an Bethmann: Hollweg überaus befriedigend ausgefallen. Ueberall und ſelbſt in der freiſinnigen und demokratiſchen Preſſe ſtelll man dem vertagten Reichstage das Zeugnis aus, daß en „bis zur Erſchöpfung“ und„erfolgreich“ gearbeitet habe. Intereſſant iſt es beſonders, wie die freiſinnige Preſſe. die einen„Scherbenberg“ von„dieſem“ Reichstage erhoffte, ſich um ihre durch die Tatſachen ins Gegentein verkehrten Vorausſagen herumdrückt. Am allernaivſten tut das die„Freiſinnige Zeitung“, die Gründung Eugen Richters, indem ſie ſchreibt: „Im wunderſchönen Monat Mai, wo die geſamte Natur Zeugnis von ihrem neuen Leben ablegt, hat es auch den Reichstag mit Macht ge⸗ faßt(J) und er hat ſich zu Arbeitsleiſtungen aufgeſchwun⸗ gen, die ihm noch zu Oſtern nur die hoffnungs⸗ freudigſten Optimiſten zugetraut haben. So iſt der kurze Seſſionsabſchnitt zwiſchen Oſtern und Pfingſten überaus ereignisreich geworden.“ Da iſt die freiſinnige„Tante Voß“, die„Voſſ. Ztg.“, die kürzlich einen neuen Beſitzer bekommen hat, doch ſchon etwas ehrlicher, wenn ſie feſtſtellt,„daß mehr Fleiß, mehr Eifer, zu poſitiven Ergebniſſen zu gelangen, ſelten aufgewendet wu rde“. Das iſt wohl das beſte Zeugnis, was einem Reichstage ausge⸗ ſtellt werden kann. Beſonders lange Erörterungen knüpfen ſich in der Preſſe an die Mitwirkung der Sozialdemokraten bei der Verabſchiedung der elſaß⸗lothringiſchen Ver⸗ faſſung. Die Sozialdemokraten ſtimmten bekanntlich für das Geſetz. An dieſe Tatſache haben einige Opti⸗ miſten übertriebene Hoffnungen geknüpft über eine weitere poſitive Mitarbeit der Sozialdemokratie an den Geſetzes⸗ werken. Dieſen Hoffnungsſchwärmern ſagt allerdings die ſozialdemokratiſche„Leipziger Volkszeitung“ fol⸗ gendermaßen die Meinung: „Wir haben für die reichsländiſche Vorlage geſtimmt, weil wir von der ſozialrevolutionären Wirkung des allge⸗ meinen Wahlrechts feſt überzeugt ſind. Wenn man das „poſitive Mitarbeit“ an einer„nationalen Aufgabe“ nennt, ſo kann's uns recht ſein.“ Den Freiſinnigen beſonders hat dieſe Mitarbeit der Sozialdemokraten gefallen und zwar nicht ſo ſehr, weil die Sozialdemokraten dadurch aus ihrer prinzipiellen Ver⸗ neinungsecke herausgeholt wurden, ſondern weil die Kon- ſervativen dadurch einmal ausgeſchaltet wurden. Ihre Preſſe ſucht deshalb auch der Sozial⸗ demokratie gut zuzureden, jetzt immer hübſch weiter poſi⸗ tive Arbeit zu treiben. So ſchreibt die freiſinnige„Kö⸗ nigsberger Hartungſche Zeitung“: Wenn doch einerſeits der Reichskanzler unter dem Ein⸗ druck der letzten Vorgänge im Reichstag ſich von ge wi ſ⸗ ſen überkommenen Vorſtellungen, die am ſtärk⸗ ſten in den in Preußen regierenden Schichten der Bevölker⸗ ung leben, freimachen könnte, wenn doch ander⸗ ſeits die Sozialdemokratie ihre unſägliche Verbitterung in die Maſſen tragende Haltung der beſtehenden Geſellſchaftsord⸗ nung gegenüber aufgeben und in rege Mitarbeit an ihrer durchaus notwendigen Verbeſſerung eintreten wollte! Aber— jede menſchliche Entwick⸗ lung vollzieht ſich in Kurven— ſie wird wieder bei an⸗ deren Anläſſen in ihre unentwegte Oppoſition zurückfallen, ſich ſelbſt zur Unfruchtbarkeit verdammen. Indeſſen wird ſie uns damit nicht das wertvollſte Ergebnis dieſer Maien⸗ tage nehmen, nämlich die Möglichkeit, die Sozial⸗ demokratie zur Verſtärkung der Regierungs⸗ mehrheit mit heranzuziehen und weiter das gute Beiſpiel des Herrn Delbrück, vor den Entſcheidungsſchlach⸗ ten mit den Vertretern der Sozialdemokratie in vertrauliche Beſprechungen einzutreten. Die Sozialdemokratie darf ſich hinfort nicht mehr beklagen, daß ſie von der Regierung von aller poſitiven Mitarbeit ferngehalten werde. Die Reihe, ſich vorurteilsfrei zu zeigen, iſt jetzt an ihr, auch ſie möge den Beweis liefern, daß ſie vorwärts geht und nicht ſtillſteht. Den Konſervativen und den Uebernationalen iſt ſelbſt⸗ verſtändlich die Mitarbeit der Sozialdemokraten ein Dorn im Auge. Am ſchlimmſten gebärdet ſich der„Reichs⸗ bote“, der die Mitarbeit der Sozzaldemokratie als ein „überaus verhängnisvolles Experiment“ bezeichnet, das zu einer„Veränderung des ganzen Regierungskurſes“ und zu dem Endergebniſſe eines„politiſchen Chaos“ führen müſſe. Der„Vorwärts“, das Hauptorgan der Sozialdemokraten, verſpottet dieſe übertriebene Aengſt⸗ lichkeit nicht ſchlecht, indem er vom„Reichsboten“ er⸗ Pfingſten in der Natur. 5 Berlin, 3. Juni. Im fröhlichen Feſteskreiſe trägt wohl das Pfinuſt⸗ ſeſt in ausgeſprochenſtem Maße den Charakter der Lieb⸗ lichteit und Liebenswürdigkeit. Denn kein anderes bringt die Menſchheit mit der ſproſſenden und blühenden Natur und ihren Schönheiten in einen ſo engen Zuſammen⸗ hang. Daher iſt es auch durch Dichtermund beſonders verherrlicht und Gegenſtand vieler ſchöner Gedichte und Lieder geworden. Des Altmeiſters der deutſchen Dicht⸗ kunſt, Goethe, anmutige Tierfabel Reinecke Fuchs, be⸗ ginnt mit dem Hinweis auf Pfingſten, und ausdrücklich heißt es: Pfingſten, das liebliche Feſt, war gekom⸗ i Wenn uns zu Pfingſten die Kirche daran erinnert. daß durch die Herabkunft des heiligen Geiſtes ein Neu- erwachen des Menſchengeiſtes ſtattgefunden, das ihn der heidniſchen Sklavenfeſſeln entledigte und erſt befähigte, den Geiſt Gottes in und für ſich wirkſam werden zu laſſen, ſo zeigt der heilige Geiſt uns, auch wenn wir in den ge⸗ waltigen Tom der Natur hinaustreten, ſein Wehen und Walten an allen Orten und Enden. Und voll inner⸗ 3 eeliſchem Entzücken gewahren wir auf Schritt und ritt, wie herrlich ſich die Erde erneuert. 5 Wandelſt du im Morgengrauen, wenn die Blüten⸗ kelche ſich öffnen, und die Tautropfen wie ſtrahlende Diamanten in ihrem Schoße liegen, durch die Natur, ſo offenbart die ſchon zu ſchönſtem Reichtume entwickelte Flora Dir ihre zarteſten Reize. Du ſiehſt noch die duf⸗ tenden Fliederſtauden in ihrer violetten, roten oder weißen Pracht in den Büſchen bängen. Der Stamm der Platane beginnt ſich abzuſchälen und zeigt der neuen Rinde. Die in voller Entwicklung ſtehende Kaſtanie überſchüttet Dich mit dem Schnee ihrer Blüten. Daneben winkt Dir der Rotdorn mit ſeinen wunder- lieblichen, kleinen Blüten roſetten verlockend zu, und von ferne her grüßt Dich der üppige Goldregen und die rund⸗ lichen Schneeballen. Und während Dich von der Wieſe her die Primeln und Gänſeblümchen, die man in unſerer modernen Zeit Margariten nennt, anlachen, haucht Dir die purpur geſättigte Pfingſtroſe ihren keuſchen Liebes⸗ kuß entgegen. Und in all dieſe Herrlichkeit mitten hinein trällert die Lerche ihre Lieder, zwitſchert das Finkenpaar in der laubprangenden Buchenkrone, während der Specht an den Stämmen der Bäume hinaufſpaziert und mit dem Schnabel hämmert, als ob ſeine Arbeit im Akkord bezahlt würde. 5 Dieſes wunderliebliche Konzert, das in ſeiner Har⸗ monie zu keiner anderen Zeit ſo lauter und tief empfun⸗ den wird, wie zu Pfingſten, erfüllt auch das Herz des größ⸗ ten Philiſters und Melancholikers mit Wonne, hoffnungs⸗ voller Freude und Jubel. Und ſo ſehen wir, daß kein anderer Feiertag ſo ſtark wie das Pfingſtfeſt die Menſch⸗ heit in den Kreis der Natur zieht, in deren Zauber ſich die Herzen öffnen und verjüngen. Selbſt an dem Groß⸗ ſtädter, der teils von Berufswegen, teils aus alter, übler Gewohnheit abends das Bett nicht zu finden vermag, während er die Morgenſtunden bis zum letzten Reſt zum Schlafe auszunützen verſucht, vollzieht ſich das Wunder⸗ als er ſeine Natur umwendet, mit den Hühnern aus den Federn ſpringt und zum Frühaufſteher wird. Da treibt es ihn hinaus in die idylliſchen Vororte, wo ſchon um fünf oder ſechs Ubr moraens die Muſikkavellen ihr Früh⸗ das maleriſche Gelb konzert abſolvieren eine Sitte, die offen geſtanden, nicht nach meinem Geſchmack iſt. Denn die Blechmuſik braver Soldaten vertreibt ja nur die liebe, gefiederte Sän⸗ gerſchar, die ſich nun in das Waldesdickicht zurückzieht, und deren viel ſchöneres und viel mehr zu Herzen gehen⸗ des Konzert wir nun entbehren müſſen. Doch immer⸗ hin! Auf den im Großſtadtgetriebe ſeeliſch ſchwer ge⸗ drückten Menſchen kann es nur erziehlich wirken, daß er⸗ an Leib und Seele geſundend, im berückenden Zauber Pfingſtmorgens ſich der Wahrheit des Spruches bewußt wird: Morgenſtunde hat Gold im Munde! In früheren Jahrhunderten, als das Zuſammenleben der Menſchen ſich noch intimer abſpielte, weil es nicht geſtört war durch den raſenden Verkehr und ſeine höchſt proſa⸗ iſchen Martermittel, die die Menſchen mehr trennen und einander entfremden, die die Poeſie des Naturlebens und Genießens zerſtören, indem ſie alles originale Volks⸗ tum nivellieren, da ergötzte man ſich zu Pfingſten an den mannigfachſten Naturſpielen, die ſich in einigen Gegenden namentlich Süddeutſchlands noch bis in die heutige Zeit herübergerettet haben. Wo ſie heute noch beſtehen, ſind ſie die ſchönſten Dokumente menſchlichen Gemeinſinns und Solidaritätsempfindens, das uns armen im Kampfe ums Daſein ſo ſchwer gerüttelten und geſtoßenen Erdenkindern leider immer mehr abhanden zu kommen droht. Können wir das letztere nun einmal nicht ändern, ſo wollen wir doch Pfingſten, das liebliche Feſt, preiſen, weil es uns, wie kein anderes Heilkräutlein, die Vergün⸗ gung beſchert und uns das Leben im Strahle freundlicher Hoffnung zeigt, die uns befähigt, auch ſeinen Stürmen und Nöten ſtandhaft zu trotzen. e — wartet, daß er ſelbſt von dem Kaiſerbild, das der Kaiſer mit dem ehrenvollen Handſchreiben an Bethmann Hollweg ſandte, ſchreiben würde: Dieſem Kaiſer⸗ bilde haftet der Ludergeruch der Revolu⸗ tion an. Katholikentag in Mainz 1911. Einladung zum Feſtzug. Die Mitglieder aller katholiſchen Vereine Deutſch⸗ lands laden wir hiermit freundlichſt ein, ſich an dem Feſtzuge zu beteiligen, der gelegentlich der 58. General⸗ verſammlung der Katholiken Deutſchlands zu Mainz. Sonntag, den 6. Auguſt. nachmittags 2 Uhr, stattfindet. Die Aufſtellung beginnt pünktlich um 1 Uhr., Die Zugordnung iſt wie folgt gedacht: Lehrlings⸗ und Jünglingsvereine einſchließlich deren Kongregatio⸗ nen, Junggeſellen⸗Kongregationen, Geſellenvereine, Män⸗ ner⸗Kongregationen, Kaſinos, Volksvereine, Burſchenver⸗ eine, Männer⸗ und Arbeitervereine, Verſchiedene Ver⸗ eine und Kaufmänniſche Vereine und Kongregationen. Wir bitten dringend, dieſe Zugordnung einhalten zu wollen und Sonderwünſche im Intereſſe des Ganzen zu unterdrücken. Namentlich Jünglingsvereine, Geſellenver⸗ eine und Kaufmänniſche Vereine und Kongregationen ſind gebeten, in je einer Gruppe zu marſchieren, da es ſich nötig erwies, dieſe zu beſonderen Verſammlungen nach dem Zuge zuſammenzufaſſen. 5 Nur ſolche Männer und Jünglinge, welche das Feſt⸗ zugsabzeichen, eine Ketteler⸗Münze, die zum Preiſe von 20 Pfg. im voraus von der Feſtzugskommiſſion pur beziehen iſt, können am Zuge teilnehmen. Ueber alle einſchlägige Fragen geben die Frage⸗ bogen der Zugs⸗ und Verkehrskommiſſion, die be: dem unterzeichneten erſten Vorſitzenden der Feſtzugskommiſſion erhältlich ſind, Auskunft. a Wir bitten, dieſelben bis ſpäteſtens 15. Juni beantworten zu wollen, da es nur dann möglich iſt, von Seiten der Bahnverwaltung die nötigen Sonderzüge, durch welche die Fahrt faſt um die Hälfte verbilligt wird, zu erhalten. Außer dieſer Einladung zur Beteiligung am Feſt⸗ zuge können keine weiteren an die einzelnen Vereine erfolgen. Wir bitten die Vereine, ſich aus ſich ſelbſt zu melden. Auf zum goldenen M ainz! Zeigen wir dort wiederum, daß unſer Glaube noch feſte Wurzeln ſchlägt in den Herzen der katholiſchen Männer und Jünglinge! Das Lokal⸗Komitee: Juſtizrat Dr. Schmitt, Vorſitzender. Des Kaiſers Dank. — Reichskanzler v. Bethmann Hollweg hat 3 Donnerstag folgendes kaiſerliche Handſchreiben er⸗ halten: „Mein lieber von Bethmann Hollweg! Mit Befriedigung habe ich aus Ihrer Mel⸗ dung erſehen, daß nach dem glücklichen Zuſtande⸗ kommen des Geſetzes über die Verfaſſung von Elſaß⸗Lothringen nun auch die Vorlage der Reichsverſicherungsordnung die Zuſtim⸗ mung des Reichstages gefunden hat. Wenn es ge⸗ lungen iſt, dieſe beiden bedeutungsvollen Ge⸗ ſetzgebungswerke nach langwierigen Ver⸗ handlungen und nach Ueberwindung man⸗ nigfacher Schwierigkeiten in einer den In⸗ tereſſen des Reiches entſprechenden Weiſe zum Abſchluß zu bringen, ſo iſt dieſes erfreu⸗ liche Ergebnis nicht zum mindeſten Ihrem verſön⸗ lichen Eingreifen. Ihrer ſtaatsmänniſchen Kunſt und zielbewußten Arbeit zu verdanken. Ich kann es Mir daher nicht verſagen, Ihnen zu dieſem Erfolge Meinen wärmſten Glückwunſch und Meinen Kaiſerlichen Dank auszuſprechen. Um aber Meiner Anerkennung und Meinem Wohlwollen noch einen beſonderen Ausdruck zu geben, habe Ich Ihnen Mein beifolgendes Bildnis verliehen. Bei deſſen Anblick ſeien Sie allezeit einge⸗ denk der herzlichen Dankbarkeit Ihres wohlgeneigten (gez.) Wilhelm l. R. Neues Palais, den 31. Mai 1911.“ Vor einigen Tagen war die Meldung durch die Preſſe gegangen, der Reichskanzler würde in den Grafen⸗ ſtand erhoben werden. Dieſe Meldung hat ſich bis jetzt nicht beſtätigt. Zweifellos iſt aber, daß dem Kanzler dieſe Würde offen geſtanden hätte, wenn er Wert auf eine ſolche Ehrung gelegt hätte. Gleichzeitig ging nämlich das Gerücht, der Reichskanzler lege auf eine Grafen⸗ krone kein Gewicht. Das Schreiben des Kaiſers iſt be⸗ ſonders herzlich gehalten. Den Konſervativen, die bei der Verfaſſungsfrage, wie Herr v. Oldenburg ſagte, ſich um die„kaiſerliche Standarte“ ſcharten und ſie gegen⸗ über dem Reichskanzler verteidigen zu müſſen glaubten, wird allerdings die Wendung, von den„bedeutungsvollen Geſetzeswerken“, die„in einer den Intereſſen des Reiches entſprechenden Weiſe zum Abſchluß gebracht ſind, wenig Vergnügen bereiten. Ihnen wird hier allerhöchſt atte⸗ ſtiert, daß ſie einem Geſetzeswerke, das im Intereſſe des Reiches lag, entgegengearbeitet haben. Die Belobigung der ſtaatsmänniſchen Kunſt des Reichskanzlers wird in den Kreiſen ſeiner Gegner auf heftigen Widerſtand ſtoßen. Aber trotzdem läßt ſich nicht hinwegleugnen, daß z. B. bei der Verteidigung der reichs⸗ ländiſchen Verfaſſung der Kanzler ein außerordentlich großes ſtaatsmänniſches Geſchick gezeigt hat, das mit den verächtlichen Phraſen vom„trockenen Philoſophen“ und mit der Ledebourſchen Beſchimpfung als„dürre Ver⸗ beg beitsunzülänglichkeit“ nicht aus der Welt geſchafft wird. Politiſche Nundſchau. E Berlin, 2. Juni. — Kaiſer Franz Joſeph iſt in Wien eingetroffen; er wurde jubelnd von der Bevölkerung begrüßt. Der greiſe Kaiſer ſah friſch und wohl aus. — Prinz Joachim befindet ſich, trotzdem er noch andauernd Schmerzen leidet, auf dem Wege zur Beſſe⸗ rung. 5 Der endgiltige Abſchluß der Eiſenbahnverwaltung für 1910 geſtaltet ſich noch beträchtlich günſtiger, als nach den Monatsabſchlüſſen zu erwarten war. Vor⸗ ausſichtlich werden dem Ausgleichsfonds nahezu 70 Mil⸗ lionen Mark zugeführt werden können. Der Betriebs- koeffizient iſt beträchtlich unter 68 v. H. herabgedrückt worden. Die erſten Monate des laufenden Jahres geſtalten ſich weiter ebenſo günſtig, wie die des Vor⸗ jahres. Einheitliche Regelung der Weineinfuhr? Die bayeriſche Staatsregierung hat eine einheit⸗ liche Regelung der Einfuhr von Weinen beim Deutſchen Reiche angeregt. :: Die Belohnungen. Auch die Mꝛ'tarbes ter des Reichskanzlers ſind für ihre Arbezt, die ſie bei der Er— ledigung der Reichsverſicherungsordnung und der reichs⸗ ländiſchen Verfaſſung geleiſtet haben, ausgezeichnet wor⸗ den. Der Kaiſer hat dem Staatsſekretär des Innern, Dr. Delbrück, das Großkreuz des Roten Adlerordens mit Eichenlaub und Brillanten, dem Direktor im Reichs- amt des Innern, Caſpar, den Wilhelmorden und dem Direktor im Reichsamt des Innern, Dr. Lewald, den Stern zum königl. Kronenorden 2. Klaſſe verliehen. Auch eine Anzahl Vortragender Räte iſt durch Orden belohnt worden. 17 Was koſtet die Reichsverſicherungsordnung und die Privatbeamtenverſicherung? Die Koſten der beſtehenden ſozialen Verſicherung haben ſich im Jahre 1909 auf insgeſamt 810,7 Millionen Mark belaufen, wovon 51,5 auf das Reich, 415,6 auf die Arbeitgeber und 343,6 auf die Arbeitnehmer entfielen. Sobald die Reichs⸗ verſicherungsordnung in Wirkſamkett treten und außerdem die Angeſtelltenverſicherung nach dem vorge- legten Entwurf eingeführt iſt, dann erhöhen ſich dieſe Koſten um 284 Millionen Mark auf insge⸗ ſamt 1094,7 Millionen Mark. Mehr als eine Mil⸗ liarde wird dann alſo alljährlich für die ſoziale Ver⸗ ſicherung in Deutſchland aufgebracht. Hiervon entfallen auf das Reich 78,5, die Arbeitgeber 534,1 und die Arbeit⸗ nehmer 482,5 Millionen Mark. Der württembergiſche Miniſter über die Kranken⸗ kaſſen. In der Zweiten Kammer in Stuttgart er⸗ klärte Miniſter v. Piſchek bei der Beratung des Etats des Innern: Die Organiſation der Krankenkaſſen, wie ſie ſchließlich vom Reichstage geſtaltet wurde, habe die württembergiſche Regierung auch nicht befriedigt. Die Regierung ſei davon ausgegangen, daß die Beiträge von den Arbeitgebern und Arbeitnehmern halbiert würden. Zu dieſer Stellungnahme habe ſie die Erwägung beſtimmt, daß ſich ein großes Mißtrauen in weiten Kreiſen geltend gemacht habe, daß die überwiegenden Zweidrittel der Arbeitervertreter im Vorſtande ihre Macht nicht ganz ſachgemäß angewandt hätten. Deshalb habe die Regierung die Hälftelung vertreten. Auch hätte er, der Miniſter, es für wünſchenswert gehalten, die Altersgrenze von 70 auf 65 Jahre herabzuſetzen; aber aus finan⸗ ziellen Rückſichten ſei dies unmöglich geweſen. :: Der neugewählte Stuttgarter Oberbürgermeiſter, Regierungsrat Karl Lautenſchlager, iſt jetzt vom König von Württemberg beſtätigt worden. 27 Die Evangeliſchen Arbeiter⸗Vereine Deutſchlands halten in der Pfingſtwoche ihren diesjährigen Kongreß in Leipzig ab. n. J Deutſcher Reichstag. IJ Berlin, 31. Mai. Qu Beginn der heutigen Reichstaasſitzung machte der Präſident Mitteilung von dem Ableben des Centrums abgeordneten Kirſch in Tüfſeldorf. Darauf wurde der Regierungsantrag auf Vertagung des Reichstags bis zum 10. Oktober 1911 angenommen. Es folgte dann die zweite Leſung des deutſch⸗ſchwediſchen Handelsver⸗ trages. Dabei wurden zwei Reſolutionen angenommen, die Gebühren für Beeren-⸗Leſeſcheine in fiskaliſchen Forſten zu beſeitigen und die Eiſenbahnausnahmetarife zu Gun⸗ ſten der Hartſteininduſtrie möglichſt ſchnell auszubauen. Da nunmehr die Beratung der geſtern zurückgeſtellten Paragraphen des Einführungsgeſetzes zur Reichsverſiche⸗ rungsordnung, die die Kaſſenangeſtelltenverträge regeln, beginnen ſollte, wurde auf Antrag der Sozialdemokraten, die zu dieſen Paragraphen erſt in der Fraktion noch einmal Stellung nehmen wollten, die Sitzung um eine Stunde vertagt. In der wieder aufge⸗ nommenen Sitzung wurde der Geſetzentwurf über die Handelsbeziehungen mit Japan in 2. Leſung angenom⸗ men und ebenfalls nach zwei kurzen ſozialdemokratiſchen Reden die Beamtenparagraphen des Einführungsgeſetzes zur Reichsverſicherungsordnung. Darauf wurde die Sitzung wieder unterbrochen und auf 49%ë Uhr vertagt. In dieſer dritten Sitzung wurden die 3. Leſungen ſämt⸗ licher noch unerledigter Vorlagen debattelos erledigt und dann nach Dankreden des Präſidenten und des Reichs⸗ kanzlers, der eine Kabinettsordre des Kaiſers verlas, der Reichstag bis zum 11. Oktober vertagt. Schluß ½6 Uhr. Aus Stadt und Land. 3 Löſegeld für Ingenieur Richter. Die Ver⸗ folgung der Räuberbande, in deren Händen ſich der Ingenieur Eduard Richter befindet, iſt eingeſtellt worden. Die türkiſche Regierung iſt bereit, ein Löſe⸗ Teld nach Bekanntgabe der geforderten Höhe zu erlegen. Der Abgeſandte des deutſchen Konſulates verſuchte ſelbſt, mit den Räubern wegen Freilaſſung Richters zu ver- handeln. K 5 Beim Ningkampf zu Tode geſtürzt. Auf der Blohm u. Voßſchen Schiffswerft in Hamburg führten während der Arbeitspauſe zwei Arbeiter im Scherz einen Ringkampf auf. Dabei kamen ſie der Ufermauer zu nahe und ſtürzten in eine dort vertaute Schute. Durch den Sturz aus beträchtlicher Höhe wurde der eine Ar⸗ beiter getötet, der andere ſchwer verletzt. 1 Hinrichtung. Am Freitag früh um 8 Uhr wurde in Halber ſtadt der Invalide Becker aus Ilſenburg, der wegen Ermordung ſeiner Frau, ſeiner Schwieger⸗ tochter und deren zwei Kinder vom Schwurgericht zum Tode verurteilt worden war, hingerichtet. * Geldſchrankraub in einem Stationsgebäude. Auf — Die Königin von Belgien iſt jetzt vollſtändig wiederhergeſtellt. der der Berna in Oldenburg führten Einbrecher in der f inen kühnen aus. Sie fuhren in Raub einem ſogenannten Bahnmeiſterwagen auf die Statton, drückten ein Fenſter ein und drangen in das Stations⸗ Hier holten ſie den vier Zentner ſchweren Geld⸗ gebäude. ſchrank heraus, luden ihn auf einen Wagen und fuhren damit auf die freie Strecke hinaus. Geldſchrank erbrochen und 1200 Mark in bar geraubt. Den Geldſchrank ließen ſie dann auf dem Wagen ſtehen. Von den Tätern fehlt jede Spur. “ Grenzenloſer Leichtſinn. In Mayken bei Babi⸗ nitz ereignete ſich infolge unvorſichtigen Umgehens mit einem geladenen Gewehr auf einem Hochzeitsfeſt ein Un⸗ glück. Ein zur Hochzeit der Tochter des Hausbeſitzers Hanulock in Mayken als Gaſt geladener Grenzbeamter bajonettierte zum Scherz mit dem Vater des Bräutigams Bogiel, wobei er ſein geladenes Gewehr benutzte. Dabei entlud ſich das ſchlecht geſicherte Gewehr, und Bogiel ſtürzte tot zu Boden. * Vom Schwiegervater erſtochen. Im Dorfe Ober⸗ planitz bei Zwickau wurde der 37 jährige Tiſchler Franke von ſeinem Schwiegervater, dem ehemaligen Hüttenarbeiter Laubert, durch mehrere Meſſerſtiche in der Küche ſeiner Wohnung getötet. Den Mörder fand man blutbefleckt neben der Leiche ſeines Opfers. Er hatte ſich mit einem Küchenmeſſer die Pulsadern zu öffnen verſucht und wurde ſchwer verletzt in das Zwickauer Krankenhaus geſchafft. Die Tat hat Laubert wahrſcheinlich im Zuſtand geiſtiger Umnachtung begangen. Er hat früher ſchon längere Zeit im Irrenhaus zugebracht. Der ge⸗ tötete Franke hinterläßt zwei Kinder. „.Die aſiatiſche Cholera in Graz. Am Donnerstag iſt in Graz ein zweiter Fall von Cholera aſiatica feſtge⸗ ſtellt worden, und zwar iſt die Kaffeeſchänkerin Marie Lebinger erkrankt. * Dynamitanſchlag auf die Nariſer Valizei. Die Pariſer Polizei verhaftete einen Goldſchmiedege⸗ hilfen und zwei Handelsangeſtellte die im Verdacht ſtehen ſollen, an einer Verſchwörung zum Zwecke eines Dynamitanſchlags gegen die Polizeipräfek⸗ tur beteiligt zu ſein. Einer der Verhafteten ſei durch das Los beſtimmt worden, den Anſchlag auszuführen. * Zollhinterziehungen in Nordamerika. In New⸗ vork wurde ein bekannter Importeur von Meſſerſchmiede⸗ waren, Joſef Landesberg, unter der Beſchuldigung ver⸗ haftet, vier Kiſten in Deutſchland angefertigte Taſchen⸗ meſſer unter Angabe eines zu geringen Wertes eingeführt zu haben. Landesberg wurde nach Stellung einer Bürg⸗ ſchaft wieder freigelaſſen. Der Hilfsbundesdiſtriktsanwalt Whitney erklärte, die Agenten des Schatzamtes hätten ſchon lange den Handel mit deutſchen Meſſerſchmiede⸗ und Eiſenkurzwaren verfolgt. Andere wichtige Verhaftun⸗ gen ſeien zu erwarten. Die Zolldefraudationen bei der Einfuhr dieſes Artikels ſeien ebenſo ausgedehnt wie fene bei der Einfuhr engliſcher Wollwaren. Es wird behaup⸗ tet, daß hier Mengen deutſcher Eiſenkurzwaren unte den Herſtellungskoſten der entſprechenden amerikaniſchen dare verkauft werden. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Lebendig verbrannte in Spandau das Dienſtmäd⸗ chen Schotte, das Spiritus auf einen Kocher ſchüftete, wobei ihre Kleider Feuer fingen. Während der Landbeſtellung erlitt der Briefträger von Euchenberg(Lothringen) einen Hitzſchlag, dem er nach kurzer Zeit erlag. Der Rentier Linau in Neuſtadt(Holſtein) ſtiftete 50 000 Mk. für die körperliche und geiſtige Ausbildung der Jugend. In der Lorzen bei Zug ſchnitt ein Gras mähender Landwirt ſeinem kleinen Sohne, der ſich in dem Graſe unbemerkt niedergelegt hatte, mit der Grasmähmaſchine ein Bein ab. Auf einem Neubau in Breslau brach ein Gerüſt ein, wobei zwei Maurer und ein Arbeiter drei Stock tief in einen Lichtſchacht ſtürzten. Einer von ihnen iſt tot, die beiden anderen ſind ſchwer verletzt. Aus Nah und Fern. — Gorxheim, 31. Mai. Geſtern Mittag halb 6 Uhr ging über unſere Gegend ein ſchweres Gewitter mit Hagelſchlag in der Größe eines Taubeneies nieder. Die Kartoffel- und Dickrübenfelder ſind vernichtet; was der Hagel verſchonte, nahm das ſtroͤmende Waſſer, das gleich Bächen floß, mit ſich ins Tal. Stolz konnte ſeither der Landwirt auf ſeine Früchte ſehen, aber jetzt iſt all ſeine Hoffnung dahin. Seit Menſchengedenken hat ein ſolches Hagelwetter noch nicht gehauſt. — Heppenheim, 1. Juni. In den 70 Gemeinden des Kreiſes werden im laufenden Rechnungsjahre rund 620000 Mk. Kommunalſteuern erhoben. Der Ausſchlags- Koeffizient überſteigt in 15 Gemeinden 200 Prozent der Staatsſteuern, während er in nur 4 Gemeinden unter 100 Prozent beträgt. 51 Gemeinden zahlen alſo zwiſchen 100 und 200 Prozent der Staatsſteuern. Den hoͤchſten Ausſchlag zahlt die Gemeinde Ober⸗Laudenbach mit 267¼ Prozent und den niedrigſten die Gemeinde Ober⸗Liebersbach mit 49 ¼ Prozent. Heppenheim erhebt 134000 Mk., Viernheim 130000 Mk., Wimpfen 65000 Mk., Birkenau 41000 Mk., Neckar⸗ ſteinach 39000 Mk, Hirſchhorn 35000 Mk. Kommunalſteuern. — Heppenheim, 30. Mai. Der Arbeitsausſchuß der hieſtigen Zweigſtelle für Mutter- und Säuglings fürſorge hielt geſtern unter dem Vorſitz des Herrn Kreirat v. Hahn eine Sitzung ab. Nach eingehenden intereſſanten Erörterungen wurde beſchloſſen, alsbald Mutterberatungsſtellen in Heppen⸗ heim, Birkenau und Viernheim ins Leben zu rufen. Bezüglich der Einrichtung einer ſolchen Stelle in Wimpfen, die von einigen Mitgliedern als empfehlenswert bezeichnet wurde, ſollen zunächſt noch Erhebungen insbeſondere auch dahin angeſtellt werden, ob man überhaupt die Schaffung in jmem Ort wünſcht, bezw. ob ein Bedürfnis dafür beſteht. Die Löſung der Lokalfrage und die Einrichtung der Stellen ſelbſt in den einzelnen Orten ſoll den Ortsausſchuͤſſen über⸗ laſſen bleiben, nur wurde es als notwendig erachtet, die Unterbringung in Krankenhäuſern zu vermeiden. Bezuͤglich der Aerztefragen wurde beſchloſſen, den örtlichen Ausſchüſſen die Regelung zu überlaſſen, wo mehrere Aerzte an einem Ort vorhanden ſind, ſolle moͤglichſt dieſen anheimgegeben verden, ſich uͤber die Art der Mitwirkung zu verſtändigen, für überaus vorteilhaft wurde es bezeichnet, daß der Wechſel der Aerzte Hier haben ſie den dn 1. fe der N. loten! ſett al vor n. Jünge zeit du hatte, daß ſie zu en Chriſt in de Lobli, ihrer ſich i e Ein 0 bebend Studer 10 bedi ſäcen toten ſeſchür ihre T Menau freun