2— 8 8— 2 2 72& X * a. N———————— Üũäꝛ——•ꝛ—e᷑———nͥ— ᷑ꝙi:᷑.-——:'!———— b—'—...'... üiö. ᷑ r—̃—:⸗»—ññs:[—— è5?7?•jñ:;— K—k M—! v ———— H— Viernheimer Nachrichten Bezugspreis: 20 Pf. monatlich einſchl. Bringerlohn. Durch die Poſt bezogen. . 1.14 vierteljährlich. 1 Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Diernheimer Zeitung (Heſſiſch⸗badiſcher Grenzbote) Samstags. Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim Geleſenſte und verbreitetſte Zeitung am hieſigen Platze Bei Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ 1 Viernheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. 8 Begründet 18864 [Fernſpr Redaktion, Druck und Verlag von Wilh. Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. Gegründet 188 25 Ar. 7 Dienstag, den 4. Juli 1911.. Jabegans. tation der müßen lautet: Das anonenboot i in 1 Agadir. Ein Geſinnunßswechſel in der deutſchen Marokkopolitik? Wie wir ſchon meldeten, hat die deutſche Regierung am Samstag die politiſche Welt mit der Meldung über⸗ raſcht, daß das deutſche Kanonenboot„Panther“ mit ſeiner Beſatzung von 125 Mann, ſeinen zwei Schnelllade⸗ kanonen und ſechs Maſchinenkanonen in den ſüdmarokka⸗ niſchen Hafen von Agadir eingelaufen iſt. Das Kriegs⸗ ſchiff ſoll dort die deutſchen wirtſchaftlichen Intereſſen wahrnehmen. Ausdrücklich wird dazu in der amtlichen Note verſichert, daß keinerlei unfreundliche Abſicht gegen Marokko und ſeine Bewohner vorliege. Die intereſſierten Mächte ſind hier einfach vor eine vollendete Tat⸗ ſache geſtellt worden, die überraſchend wirkte. Es läßt ſich kaum beſtreiten, daß ſich in der deutſchen Marokko⸗ politik hinter den Kuliſſen ein durchgreifender Wechſel vollzogen hat. Noch am 8. Mai richtete das deutſche Regierungsorgan, die„Norddeutſche Allgemeine Zeitung“, eine geharniſchte Note an die Verbreiter der Nachricht, daß Deutſchland drei Kriegsſchiffe nach Marokko entſende. Die Norddeutſche nannte dieſe Nachricht einen„geführ⸗ lichen Unfug“, und heute ſtehen wir vor der vollendeten Tatſache! Der deutſche Miniſter des Auswärtigen, von Kiderlen⸗ Waechter, hatte kürzlich in Bad Kiſ⸗ ſingen eine Zuſammenkunft mit dem franzöſiſchen Bot- ſchafter in Berlin, Herrn Cambon. Die Unterredung war ſehr freundlich. Es ſcheint aber, daß gewiſſe Ab— machungen zwiſchen Herrn Kiderlen-Waechter und Herrn Cambon nicht rechtzeitig erfüllt worden ſind. Das hat anſcheinend die Sinnesänderung der deutſchen Regierung hervorgerufen. Die deutſchen Intereſſen in Südmarokko, „Panther“ vertreten ſoll, ſind übrigens gar nicht unbedeu⸗ tend. Wie die„Köln. Zeitung“ aus Berlin erfährt, gehören deutſchen Häuſern bei Agadir weit in deſſen Hinterland hinein große Landſtrecken mit landwirt⸗ ſchaftlichem Betrieb. Der Beſitz einer einzigen Fir⸗ ma hat die Größe eines Fürſtentums. Eine Firma beſchäftigt etwa 120 Perſonen, darunter 60 bis 70 Han⸗ delsagenten, die im Bef ſitze deutſcher Schutzbriefe ſind, und eine andere 60 W e Außerdem hat der deutſche Handel im Süden Marokkos zugenommen und ſteigt beſonders in den letzten Zeiten. Die Steigerung iſt in der Statiſtik nicht erſichtlich, weil eine große Menge Güter, deren Import und Export für England ge⸗ zählt wird, von deutſchen Firmen über Eng⸗ land ein⸗ und ausgeführt wird. Auch am Bergbau im Hinterlande Agadirs iſt Deutſchland erheblich intereſſiert. Die„Köln. Zeitung“ gibt noch eine offiziöſe Interpre⸗ kurzen amtlichen Mitteilung, die folgender- die der „Die Nachricht von der Entſendung des wird nicht verfehlen, „Panthers“ ſehr großes Aufſehen zu machen, aber es war vorauszuſehen, daß die Wen⸗ dung, die die Zuſtände in Marokko in den letzten Mo⸗ naten genommen haben, das Deutſche Reich zwingen würden, auch ſeinerſeits für die Wahrung ſeiner Intereſſen zu ſorgen. Die Lage in Ma⸗ rokko iſt nachgerade chaotiſch geworden, und von einer Autorität des Sultans kann kaum die Rede mehr ſein. Die vollſtändige Verwirrung im Norden hat jetzt ſchon die Folge gehabt, auch im Süden eine große Erregung hervorzurufen, und es iſt mit gro⸗ ßer Wahrſcheinlichkeit, wenn nicht mit Gewißheit anzu⸗ nehmen, daß auch der Süden in Mitleidenſchaft gezogen werden wird. Die bedeutenden wirtſchaftlichen Inter⸗ eſſen, die Deutſchland namentlich im Süden hat, mußten Deutſchland die Verpflichtung auferlegen, ſelbſt für die Intereſſen ſeiner Angehörigen einzutreten. Als Frankreich zum Schutze ſeiner Landsleute die Ex⸗ pedition nach Fez ſchickte, haben wir gegen dieſe Hand⸗ lung nicht proteſtiert, obgleich nach unſeren ſpäter anerkannten Nachrichten weder das Eigentum, noch das Leben der Europäer gefährdet war. Dieſelbe Zurückhaltung haben wir Spanien gegen⸗ über beobachtet. Beide Staaten haben Maßregeln ge— troffen, deren Bedeutung und Ausdehnung mit der von Deut ſchland jetzt eingeleiteten Aktion nicht ver⸗ glichen werden kann. Wenn Frankreich und Spa⸗ nien über die Bedingungen des Vertrages von Algeciras hinausgehend nicht nur Häfen beſetzt, ſondern im In⸗ nern von Marokko Stationen errichtet haben, ſo iſt es nur erklärlich, daß auch Deutſchland, dem Ver⸗ langen ſeiner Staatsangehörigen entſprechend, den „Panther“ nach Agadir ſchickte, um den erbetenen Schutz in greifbarer und wirkſamer Weiſe zu gewähren. Dieſe Maßregel richtet ſich nicht gegen Marokko, ſie ſoll auch kein Gegendruck ſein zu den von Frankreich und Spanien angeordneten Vornahmen, ſondern ſie geſchieht zur Wahrung unſerer bedrohten Intereſſen Wir haben nicht die Abſicht, uns dauernd in Agadir feſtzuſetzen, wohl aber wird der jetzt dort zu gunſten unſerer Landesangehörigen ausgeübte Schutz nicht eher aufgegeben werden können, als bis in Marokko geordnete Verhältniſſe zurückgekehrt ſein werden. Wir rechnen darauf, daß man im Auslande in Anerkennung des ſtets von Deutſchland bewährten Mafhaltens, Selbſtſchutz, den wir jetzt ausüben, mit derjenigen Ruhe und Unparteilichkeit beurteilen wird, die wir unſererſeits immer bei der Beurteilung der Aktion fremder Staaten bewährt haben. Ebenſo iſt drin⸗ gend zu hoffen, daß auch die deutſche Pre ſſe in dem Eintreffen des„Panther“ in Agadir nichts anderes ſehen wird, als was es bedeuten ſoll, eine Wah⸗ rung und Sicherung der Intereſſen unſe⸗ rer Landsleute, die wir, da ſie von Marokko nicht zu erwarten iſt, jetzt ſelbſt in die Hand nehmen.“ Gerichtet. Roman von Franz Wichmann. 7(Nachdruck verboten.) Er verſuchte den Biſſen, legte ihn aber, ſobald es unbe⸗ merkt geſchehen konnte, wieder beiſeite. „Ja, ja,“ griff der Vater ſeine Bemerkung auf,„wenn wir erſt in der Stadt ſind, wird es uns nimmer ſo ſchmecken wie hier! Darum greift nur tüchtig zu!“ Klara legte die Hand auf ſeinen Arm. „Denke doch nicht immer daran, Vater!“ bat ſie. Geduld findet man ſich auch in das Widerwärtigſte!“ „Haſt recht, Kind,“ knurrte der Alte,„man ſoll nicht un⸗ zufrieden ſein mit ſeinem Los; hab' dich das ſelbſt gelehrt. Aber ſchwer iſt's doch! Sapperment!“ Otto nahm eine wichtige Miene an. „Die Philoſophie, Papa, hat Troſt für alles,“ ſprach er. „Das habe ich auf der Hochſchule gelernt. Ein Weiſer wird ſich in jede Lage zu finden wiſſen!“ Lorenz Reiners Stirn legte ſich in leichte Falten. „Die Philoſophie?“ wiederholte er.„Früher ſagte man: der Glaube, die Religion. Aber jetzt hat man für alles neue Namen!“ Herr von Hohlen zuckte die Achſeln. „Die Religion iſt ein überwundener Standpunkt!“ ſagte er überlegen. „Das war er für die Gottloſen im ſchlagfertig. „Aber, Kind, wer wird ſo etwas Ungebildetes ſagen!“ rief die Förſterin entſetzt. Lorenz Reiner, der ſeine Pfeife wieder angezündet hatte, ſtand auf. „Herr von Hohlen, was Sie da ſagen,“— er nahm, was ner im Augenblick heftigſter Erregung geſchah, die Pfeife aus dem Munde,„was Sie da ſoeben ſagten, das iſt— verzeihen „Mit mer!“ antwortete Klara Sie, daß ich's nicht ſo fein ausdrücken kann wie Sie— aber das iſt eine Frechheit, wie ſie noch nicht über 1 5 Schwelle dieſes Hauſes gedrungen iſt und in ſeinen Räumen auch nicht geduldet wird, verſtehen Sie mich, Herr von Hohlen?“ Dieſer wurde bei den rauhen Worten des Förſters ver⸗ legen. „Es tut mir wirklich leid, Herr Förſter, aber Sie haben mich mißverſtanden,“ ſuchte er einzulenken.„Das iſt ja auch gar nicht meine Anſicht, ich ſagte im Gegenteil nur, was die Welt heutzutage denkt!“ Der entrüſtete Alte ſetzte ſich wieder. „Wenn's ſo iſt, mag's meinetwegen hingehen,“ murrte er. „Ja, die Klara hat recht, ſie hat nur zu ſehr recht! Der Stand⸗ punkt der Gottloſen iſt's, worauf die jetzige Welt ſteht! Und darum auch ſind wir alle miteinander ſo armſelig und un⸗ glücklich!“ Abermals ſtand er auf und trat an den kleinen Tiſch im entgegengeſetzten Winkel des Zimmers, um ſeine Pfeife friſch zu ſtopfen. Frau Adelheid eilte ihm nach. „Warte,“ eiferte ſie,„ich werde dir friſchen Tabak einfüllen, es iſt nicht mehr genug darin!“ Während Klara mit der Kanne hinausging, um noch Kaffee nachzuholen, benutzte Otto die Gelegenheit, den Freund anzuſtoßen und ihm leiſe zuzuflüſtern: „Zum Teufel, ſei doch vorſichtig! wild machſt, geht alles ſchief!“ Robert lachte nur. „Iſt ja ſchon wieder gut, dein Alter! Habe mich brillant aus der Affäre gezogen, ſollte man meinen. Er hält mich für einen halben Engel!“ Auch Frau Adelheid ſprach leiſe auf den Förſter ein. „Lorenz, bedenke doch, der fremde, feine Herr—“ Er ließ ſie nicht ausreden und entgegnete halblaut: „Ich habe ihn nicht hergerufen! Meinſt du, ich werde mir von ſo einem den Mund ſchließen laſſen? Den Otto hat er mir ſchon verdorben! Blut und Hagel! Wenn man weiter Wenn du den Alten In einer weiteren amtlichen Auslaſſung wird erklärt, daß Deutſchland zunächſt keine Truppenlandung in Agadir beabſichtige; ebenſowenig ſei eine Beſetzung des Hin⸗ terlandes geplant. In Frankreich denkt man ſehr ruhig über die Ent⸗ ſendung des deutſchen Kriegsſchiffes; wenigſtens mahnt die ganze Preſſe zur Ruhe und Beſonnenheit. Das ein⸗ zigſte, was verſtimmt hat, iſt die Plötzlichkeit des deutſchen Eingreifens. Der franzöſiſche Miniſter des Aeußern wird erſt nach Rückſprache mit ſeinen Miniſterkollegen 8 Antwort auf die deutſche Mitteilung der Entſendung des„Panthers“ geben. Vorläufig hat die franzöſiſche Regierung von der Entſendung nur Kenntnis genommen. In Spanien herrſcht herzliche Freude über den Schritt, weil jetzt die Pariſer Preſſe gleichzeitig mit den Spaniern und den Deutſchen diskutieren könne. Politiſche Rundſchau. ().„Meine Sozialdemokraten.“ Zu der Aeußerung des Kaiſers;„Meine Sozialdemokraten ſind gar nicht ſo ſchlimm“, bemerkt die Lüdenſcheider Genoſſenzeitung, die„Volksſtimme“: „Wenn der Kaiſer nun auch die Sozialdemo⸗ kratie in eine derartige Beziehung zu ſeiner Perſon bringen wollte, ſo ſei das nicht ſinnvoller, als wenn Ludwig XVI., zum Schafott gekarrt, von„meinen Ja⸗ kobinern“ geſprochen hätte.“ Nichtswürdiger geht's wohl nicht mehr! () Die Regierung und das Wahlrecht in Preußen. Bei der Beſprechung des freiſinnigen Wahlrechtsantrages hatten ſich der Miniſter und ſeine Räte aus dem Abgeord⸗ neten hauſe entfernt. Zeitung“ formuliert jetzt die gierung zu dieſem Antrage, folgendermaßen: „An der jetzigen Verhandlung hat ſich die rung, entſprechend der Haltung, die ſie bei Initiativ⸗ anträgen grundſätzlich einnimmt, nicht beteiligt. Ver⸗ ſchiedentlich iſt eine Aufklärung darüber vermißt wor⸗ den, ob und inwiefern ſich ihre Stellung zum preu⸗ hiſchen Wahlrecht durch ihre Stellung zur elſa ß⸗ lothringiſchen Verfaſſungsreform geändert habe. Die Antwort darauf hat der Reichskanzler be⸗ reits im Reichstage bei Einführung der reichsländiſchen Verfaſſungsgeſetze gegeben. Der Reichskanzler hat da⸗ mals ausgeführt, daß die Ordnung des Wahlrechts in einem Bundesſtaate oder im Reichslande völlig un⸗ verbindlich iſt für die Geſtaltung des preußiſchen Wahl⸗ rechts. So wenig für Elſaß⸗Lothringen die Einführung des dort hiſtoriſch unbekannten und mit ſeiner Steuer⸗ verfaſſung unvereinbaren preußiſchen Klaſſenwahlrechts in Frage kommen konnte, ſo wenig kann jetzt die Rede davon ſein, das preußiſche Wahlrecht nach dem reichs⸗ ländiſchen Muſter zu reformieren. Derartige Konſe⸗ Die amtliche„Nordd. Allgemeine Stellungnahme der Re⸗ die übrigens bekannt iſt, Regie⸗ nichts lernt auf der Univerſität! Aber ich muß den Dingen auf den Grund ſehen!“ „Was willſt du tun? Anſtand!“ Und leiſe und eindringlich ſprach ſie weiter auf den Er⸗ regten ein. Klara war, zurückkommend, wieder an den Tiſch getreten. „Darf ich noch einſchenken?“ fragte ſie, aber die jungen Leute wehrten ab.„Wenn die Herren nichts mehr nehmen, ſo kann ich wohl abräumen?“ ſprach ſie darauf. „Gewiß, Schweſterlein,“ rief Otto,„wir ſind vollkommen ſatt! Laß dich durchaus nicht in deiner Hausarbeit ſtören. Ich werde Robert mein Briefmarkenalbum zeigen, das aus meiner Schulzeit ſtammt. Er intereſſiert ſich ſehr dafür!“ Von Robert gefolgt, trat er an die altmodiſche Kommode. „Es liegt noch immer an ſeinem früheren Platz; ich glaube, wenn meine Alten hundert Jahre lebten, in dem Hauſe würde nichts geändert,“ raunte er dem Freunde zu. „Laß ſehen!“ Robert griff nach dem Buche. Doch die beiden blätterten nur zum Schein darin und führten eine leiſe Unterhaltung. Am andern Ende des Zimmers ſprach der Förſter noch immer erregt mit ſeiner Gattin. „Ach was, feiner Ton, Rückſichtnahme,“ räſonierte er, „laß mich damit zufrieden! Das ſind Redensarten, mit denen man der Ehrlichkeit den Mund verbieten will! Ein rechter Mann redet gerade heraus, wie ihm ums Herz iſt!“ „Aber ich bitte dich,“ beſchwor ihn die Förſterin,„nicht hier, nicht jetzt!“ „Ich will es, baſta!“ lautete ſeine kurze A leute haben nur zu gehorchen!“ „Wie lange bleiben wir denn noch?“ wandte Robert ſich inzwiſchen an Otto. Der Gefragte beugte ſich über Bedenke doch die Sitten, den ntwort.„Weibs⸗ das Album. (Fortſetzung folgt.) eee r . e 8 quenzen kann nur ziehen, wer das Wahlrecht für einen Gegenſtand hält, der nach theoretiſchen und ſchema⸗ tiſchen Dogmen zu regeln iſt.“ :: Der Zerſetzungsprozeß im Hanſabund geht weiter. Vie zu erwarten war, iſt die Schwerinduſtrie des Saar⸗ gebietes dem Beiſpiel der niederrheiniſch-weſtfäliſchen Bezirksgruppe gefolgt. In einer Sitzung der wirtſchaft⸗ lichen Vereine der Saar-Induſtrie in Saarbrücken haben die Vorſtände der ſüdweſtlichen Gruppe des Vereins deutſcher Eiſen⸗ und Stahlinduſtrie, des Vereins zur Wahrung der gemeinſamen wirtſchaftlichen Intereſſen der Saar⸗Induſtrie und des Arbeitgeber-Verbandes der Saar⸗ induſtrie den Austritt aus dem Hanſabund beſchloſſen. Schon vorher hatte der Vorſitzende des Stahlwerkver⸗ bandes, Kommerzienrat Louis Röchling aus Völklingen, dem Direktor des Hanſabundes ſeinen Austritt ange- zeigt, ebenſo Major Richard v. Vopelius, Mitglied des Direktoriums des Zentralverbandes deutſcher Judu ſtrieller. Auch der bisherige Geſchäftsführer der Orts⸗ gruppe Saarbrücken des Hanſabundes, Dr. Til le, Kom⸗ merzienrat Edmund Weisdorff, Generaldirektor der Burbacher Hütte und Hüttendirektor Theodor Müller aus Neunkirchen(Gebrüder Stumm) waren bereits aus⸗ geſchieden. Ferner zeigten die Vorſtandsmitglieder Kom⸗ merzienrat Karl Roth, Hermann Röchling und Dr. Max v. Vopelius ihren Austritt aus dem Hanſabunde an. — Der Vorſitzende des Altonner Zweigvereins des Hanſa⸗ Bundes, der Induſtrielle und Stadtverordnete Seidler hat ebenfalls ſein Amt niederge⸗ legt und iſt aus dem Hanſabunde ausgetreten. ! Der Prozeß Becker⸗Maltzahn vor dem Reichsgericht. Am Montag früh begann vor dem Reichsgericht in Lei p⸗ zig die Verhandlung gegen den Rittergutsbeſitzer Becker aus Bartmannshagen, der wegen Beleidigung des Landrats von Maltzahn vom Landgericht Greifswald be⸗ kanntlich zu einem Jahre Gefängnis verurteilt worden war. Becker iſt zur Verhandlung ſelbſt erſchienen. Kirche und Schule. Der Euchariſtiſche Weltkongreß iſt zu Ende ge⸗ gangen. An der Euchariſtiſchen Prozeſſion haben, wie jetzt feſtgeſtellt iſt, nicht weniger als ſechs Millionen Perſonen teilgenommen. Die Euchariſtiſche Kommiſſion ſpendete an die Armen von Madrid 50 000 Peſetas. Der nächſte Euchariſtiſche Kongreß findet, wenn der Papfſt die Genehmigung dazu erteilt, in Wien ſtatt. Europäiſches Ausland. Oeſterreich⸗Ungarn. 2 Kaiſer Franz Joſeph wird, wie jetzt verlautet, den Reichsrat am 17. Juli mit einer Thronrede ſelbſt er⸗ öffnen. Hofrat Neußer hat den Kaiſer in letzter Zeit unterſucht und erklärt, der Kaiſer habe das Herzeines Vierzigjähriaen. Soziales. — Die rhneiniſchen Schiffsmaſchiniſten ſind in den Ausſtand getreten. Sie verlangen eine Erhöhung des Wochenlohnes von 40 auf 43 Mark, zwei freie Sonntage im Monat, ſowie Verkürzung der Arbeitszeit an den Ar⸗ beitsſonntagen. Eine Demonſtrationsverſammlung der Kruppſchen Arbeiter. In einer von etwa zwölftauſend Per⸗ ſonen beſuchten Verſammlung in Eſſen unter freiem Himmel proteſtierten die Kruppſchen Arbeiter gegen die jetzigen Lohn⸗ und Arbeitsbedingungen auf dem Krupp⸗ ſchen Werk. Sie fordern vor allen Dingen eine durch⸗ greifende Erhöhung der Löhne, Verkürzung der Arbeits⸗ zeit, Regelung der Akkordarbeit und Einſetzung eines aus gleichen, geheimen, direkten Wahlen hervorgegangenen Arbeiterausſchuſſes. Lokale Nachrichten. — Eine Familien Unterhaltung mit Volksbe⸗ luſtigungen veranſtaltet am Sonntag, den 9. Juli, der Militär⸗Krieger⸗Verein„Haſſia“ im Hofe der Götheſchule. In dankenswerter Weiſe hat der hieſige Männer- geſangverein ſeine Mitwirkung bel der Unterhaltung zugeſagt, ſodaß allen Beſuchern derſelben ein ſchöner Genuß in Ausſicht ſteht. — Das Halten von Lehrlingen. Die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen mußte im letzten Jahre von der heſſiſchen Handelskammer in 553 Fällen verſagt werden. Die Antragſteller vurden auf die Ablegung der Meiſterprüfung verwieſen. Nach dem 100. jähr. Kalender ſoll das Wetter ſich wie folgt geſtalten: Jult beginnt mit großer Hitze, daher viel Gewitter und Schloßen. Vom 12. bis 28. wird es trübe, kühl und regneriſch; der Regen dauert fort bis ans Ende. Aus Nah und Fern. — Mauunheim, 3. Juli. Beim Baden im Neckar an der Riedbahnbrücke ertrank der 15 Jahre alte Gymnaſiaſt Franz Szekyrka. Zwei Kameraden verſuchten ihn vergeblich zu retten. Die Leiche iſt noch nicht gefunden.— Der 39 Jahre alte Kaufmann Joſef Baumgartner aus Todtmoos⸗Au, der als Vorſtandsmitglied der Süddeutſchen Genoſſenſchafts⸗ bank m. b. H. Wechſel im Betrage von über 100 000 Mk. fälſchte und einen Schaden von rund 50 000 Mk verurſachte, wurde von der hieſigen Strafkammer zu einer Zuchthausſtrafe von 2 Jahren 6 Monaten, 500 Mk. Geldſtrafe oder weiteren 50 Tagen Zuchthaus und Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 10 Jahren verurteilt.— Der hieſige Vertreter der Brauerei- Geſellſchaft„zur Sonne“ in Speyer, Ludwig Braun, iſt ſeit 8 Tagen verſchwunden und wird ſtick⸗ brieflich verfolgt. Die Rrviſton der Kaſſe ergab Unter⸗ ſchlagungen von 8000 Mk. Von dieſer Summe ſollen 3000 Mk. durch die Angehörigen gedeckt ſein. — Worms, 3. Juli. Erſchoſſen hat ſich in Worms der 50 Jahre alte Bürgermeiſtereigehilfe Joh. Pfeil. Der Grund ſoll in unheilbarer Krankhelt zu ſuchen ſein. » Lorſch, 3. Juli. Unſer Ort, der durch die Ueber- reſte der ehemals ſo berühmt geweſenen Abtei mit den Gräbern von ſieben Karolingern ein gut Stück deutſcher Geſchichte birgt, wird nun auch durch die neuen Funde prähiſtoriſcher Nieder⸗ loſſungen weiter berühmt. Denn die noch nicht abgeſchloſſenen Grabungen haben bereits mit aller Beſtimmtheit eine größere prähiſtoriſche Siedelung zutage gefordert. Die ſorgfältigen Arbeiten, welche unter der bewährten Leitung des Herrn Leutnant Gieß- Heppenheim ſtehen, haben bereits die genaue Abgrenzung der Siedelung ſowie deren vier Tore, die ganze Umwallung mit vorliegenden Gräbern uſw. bloßgelegt. — Lindenfels, 3. Juli. Das 6. jährige Söhnchen des Zimmermanns Höbel hantierte im Hofe, als einem daſelbſt beſchäftigten Arbeiter der Hammer aus dem Stiele flog und den Kleinen am Leib traf. Er iſt an den erhaltenen Ver⸗ letzungen geſlorben. — Langen, 3. Juli. Ein hieſiger Bahnbedienſteter fand auf ſeinem Dienſtgange ein Handtäſchchen mit über 4000 Mk. Inhalt, das einer Dame aus dem Zug gefallen war. Der Finder erhielt 50 Mk. Belohnung. * Offenbach, 3. Juli Hier wurde der Portefeuille⸗ arbeiter Aquilin Graab von einem Radfahrer angefahren und ſo heftig zur Erde geworfen, daß er eine ſchwere Gehirner⸗ ſchütterung erlitt, an deren Folgen er geſtorben iſt. Ein ſchreckliches Familien⸗Drama. Drei Kinder vom Vater erſtochen! (In dem Vorort Niederrad, der zu Frankfurt a. M. gehört, hat ſich am Sonntag ein blutiges Drama abge⸗ ſpielt. Der in der Schwarzwaldſtraße wohnhafte 43⸗ jährige Stellmacher Schneider kam früh nach Hauſe, nahm ſein Taſchenmeſſer und ſtach blindlings auf ſeine in den Betten ſchlafenden fünf Kinder ein. Die 10 jährige Marie flüchtete ſchreiend und blutüberſtrömt in den Flur eines Nachbarhauſes, wo ſie tot zuſammenbrach. Lunge und Herz waren förmlich durchbohrt. Der 11jährige Willy und die 12 jährige Martha konnten trotz ſchwe⸗ rer Stichwunden dem raſenden Vater entfliehen; die beiden jüngſten Kinder im Alter von ſieben und zwei Jahren ſind durch unzählige Stiche ſofort im Schlafe getötet worden. Der Mörder ging nach der Tat auf die Straße, wo ſich inzwiſchen durch das Geſchrei der Kinder viele Menſchen angeſammelt hatten, und ließ ſich ruhig verhaften. Bei ſeiner Vernehmung war er ſehr kaltblütig und gab an, daß der ſchlechte Lebens⸗ wandel ſeiner Frau ihn zu der ſchrecklichen Tat veranlaßt habe. Seine Frau ginge jeden Sonntag auf den Tanzboden und betrüge ihn; ſie habe ihm noch dazu die ganze Sorge für den Haushalt überlaſſen. Er habe ſie noch in der Nacht gebeten, ſie möge doch heim⸗ kommen, was ſie aber nicht tat. Am Sonntag früh war die Frau noch nicht daheim, da habe er Schluß machen wollen und es für das beſte gehalten, die Kinder aus dem Wege zu räumen. Die zwei verletzten Kinder, die ſchwerkrank darniederliegen, wurden in das ſtädtiſche Krankenhaus übergeführt. Aus Stadt und Land. * Die Eintragungen in das Reichsſchuldbuch ſind im Juni 1911 weiter um 13,7 Millionen Mark ge⸗ ſtiegen und belaufen ſich jetzt auf 1079,7 Millionen Mark. ** Felix Mottl. der bekannte Komponiſt und Hof⸗ operndirektor, iſt Sonntag in München nach längerem Krankenlager im 56. Lebensjahre geſtorben. Mottl hatte ſich erſt kürzlich mit der Tochter eines Prager Agenten, der Sängerin Faßbender, verheiratet. Dies war zum Anlaß einer Hetze gegen ihn genommen worden, die ihn ſo erregte, daß der Direktor erkrankte. An den Folgen dieſer Krankheit iſt Mottl jetzt geſtorben. * Der Rundflug der Lüfte. Während am Samstag lediglich Hoffmann den Flug von Köln nach Dort⸗ mund— die erſte Etappe des Rückfluges nach Berlin— unternommen hatte, folgten am Sonntag noch Voll möl⸗ ler, König und Dr. Wittenſtein. Sie erreichten denn auch im Laufe des Tages alle wohlbehalten das Ziel bei Dortmund. Lindpaintner und Schauenburg verzichte⸗ ten dagegen auf dieſe Etappe. * Rangierunglück. Auf dem Bahnhof Witten⸗ berge ſtießen zwei rangierende Zugteile zuſammen; da⸗ bei wurden zehn Perſonen verletzt. * Ungetreue Poſtbeamte. Das Landgericht in Hamburg verurteilte die beiden Poſtboten Braun und Fiſcher, die aus einem Poſtbeutel Werte in Höhe von einer Million Mark raubten, zu zwei Jahren reſp. 18 Monaten Gefängnis. r Typhusepidemie in Schneidemühl. Typhuserkrankungen iſt Die Zahl der nach amtlicher Mitteilung auf 245 geſtiegen. In den Krankenſtationen ſind 125 Perſonen untergebracht. Im Kinderheim 11 Kinder. Der Krankheit erlegen iſt geſtern eine 32jährige Frau und ein 16jähriger Lehrling, ſo daß bis jetzt 5 Todes- fälle eingetreten ſind. E Exploſion einer Pulverfabrik in Ingolſtadt. In der Pulverfabrik bei Ingolſtadt explodierte Samstag nach⸗ mittag aus noch nicht geſtellter„ ſache eine Nitril⸗ zentrifuge. Ein Arbeiter iſt tot, ein anderer wurde ſchwer verletzt. Ein norwegiſches Schiff mit 56 Mann unter⸗ gegangen. Ein aus Rolfſöhavn bei Hammerfeſt zurück⸗ gekehrter Kutter meldet, daß das norwegiſche Eisfahr⸗ zeug„Eclipſe“ aus Chriſtiania mit 56 Mann an Bord während eines Sturmes bei Lauganes an der Nordküſte von Island untergegangen iſt. Der Kutter hat die Nachricht von dem Walfiſchfänger„Hvalroſſen“ erhalten, welches Schiff Zeuge der Kataſtrophe geweſen iſt und beinahe ſelbſt deſſen Schickſal geteilt hätte. 43 Perſonen vom Blitz erſchlagen. Im Kreiſe Pawlograd im ruſſiſchen Gouvernement Jekaterinos⸗ law wurden 43 Perſonen vom Blitz erſchlagen. ' Einſturzkataſtrophe in Kiew. In der Lwowſtraße in Kiew ſtürzte ein bedeutender Teil eines fünfſtöcki⸗ gen Neubaues ein. Eine große Zahl Arbeiter wurde verſchüttet. Die Feuerwehr förderte 25 zutage, darunter vier Tote und zehn ſchwer Verletzte. Die Rettungs⸗ arbeiten dauern fort. *** Opfer der Berge. Von den in der Hohen Tatra verſchollenen Touriſten Chefchemiker Jane von der Donnersmarckhütte und Baumeiſter Koczynsky aus Zabrze iſt letzterer tot aufgefunden worden, er hatte durch den Sturz furchtbare Verletzungen erlitten und war faſt gar nicht zu erkennen. Jane iſt zweifellos ebenfalls tot. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Der Internationale Kongreß für Kin⸗ dergerichtshöfe in Paris hat in ſeiner Schlußſitzung eine internationale Kommiſſion eingeſetzt, in die für Deutſchland Amtsgerichtsrat Dr. Kohne⸗Berlin gewählt wurde. Gerichtsſaat. a* Ein ſenfationeller Betrugsprozeß hat Samstag in ſpäter Nachtſtunde vor dem Gericht in Glogau ſeinen Abſchluß gefunden. Graf v. Königsmarck wurde zu vier Monaten Gefängnis verurteilt, der Kaufmann Leon⸗ hardt zu neun Monaten, der Leutnant a. D. Ernſt von Arnim zu 150 Mk., der Leutnant a. D. Franz v. Arnim zu 50 Mk. Geldſtrafe und der Kaufmann Domarus zu einem Monat Gefängnis. Es handelt ſich um den ſchwindelhaften Ankauf eines Rittergutes, den die Angeklagten, trotzdem ſie über keinen Pfennig Geld ver⸗ fügten, vorgenommen bezw. vermittelt hatten. Der Zweck des Kaufes ſollte eine reiche Heirat ſein, die die„Ritter⸗ gutsbeſitzer“ machen wollten. Verurteilung eines amerikaniſchen Truſtpräſidenten zu Zuchthausſtrafe. Der Präſident der Carnegie-Truſt⸗ Company Reichmann, der ſchuldig befunden wurde, dem Bankdepartement des Staates falſche Angaben ge⸗ macht zu haben, iſt, einer Meldung aus Newyork zufolge, zu viereinhalb Monaten Zuchthaus verurteilt Scherz und Ernſt. tk Der franzöſiſche Prätendent Viktor Bonaparte, der noch nicht darauf verzichtet hat, Kaiſer zu werden, trägt den Schnurrbart wie ſein Onkel Napoleon III. Als dieſer noch nicht Kaiſer war und ſich vorbereitete, Präſident der Republik zu werden, wurde er einmal von dem Mi⸗ niſter Thiers zu Tiſch geladen. Bei dem Eſſen wurde von Politik und der kommenden Präſidentenwahl ge⸗ ſprochen. Thiers nahm das Wort und erzählte, daß die neue„Societe“ bürgerlich geſinnt ſei, und daß der Prä⸗ ſident nichts Militäriſches an ſich haben dürfte.„Sehen Sie,“ ſetzte er hinzu, indem er ſich gegen den Prinzen wandte,„Sie werden bald zum Präſidenten der Re⸗ publik gewählt werden. Nur um der Mode der Neuzeit zu entſprechen, müſſen Sie Ihren Schnurrbart ſchneiden laſſen.“ Sprachlos hörte der Prinz dieſem ernſten Manne zu, der ſo begeiſtert gegen den Schnurr⸗ bart ſprach, und ſchließlich ſagte er:„Wir wollen doch eſſen.“— Er behielt ſeinen Schnurrbart und wurde Kaiſer. Ob beides zuſammenhängt? Und ob Viktor Bonaparte auch dieſe Hoffnung in ſeinen Schnurrbart ſetzt? — In der Stahltonne durch die Niagarafälle. berühmten Niagarafälle haben ſchon die waghalſigſten Unternehmungen geſehen. Den Amerikanern kommt es bekanntlich auf ein paar Menſchenleben nicht an, und vor Jahren wunderte man ſich gar nicht ſo ſehr dar⸗ über, daß der bekannte Drahtſeilkünſtler Blondin ein Seil über die Niagarafälle ſpannen ließ, um ſeine Kunſt⸗ ſtückchen zu zeigen. Blondin trug dann auch einen Mann, — einen Lebensmüden— von einem Ende des Seiles zum anderen. In dieſen Tagen ſind nun auch die Niagara⸗ fälle mehrmals mit Aeroplanen glücklich überflogen wor⸗ den. Mr. Robert Leach durchſchwamm, wie aus New⸗ hork gemeldet wird, in einem Stahlfaß die gefähr⸗ lichen„Whirlpool Rapids“ unterhalb der Niagarafälle. Nachdem er drei Stunden lang in dem Stahlfaß herum⸗ geſchleudert war, fiſchte man das Faß auf und zog ihn heraus. Zunächſt hielt man ihn für tot. Er lebt jedoch noch und liegt beſinnungslos in einem Hotel in der Nähe der Fälle. Leach hatte dieſes waghalſige Unter⸗ nehmen des Durchſchwimmens der Fälle in einer eigens konſtruierten Tonne vorbereitet. Sie beſteht aus dünnem, aber ſtarken Stahl und iſt im Innern gepolſtert. Drei⸗ hunderttauſend Menſchen ſahen dem aufregenden Schau⸗ ſpiel von beiden Ufern aus zu. — Doppelſinnige Grabſchrift. Während einer Wan⸗ derung durch Thüringen fand ein Touriſt in Pößneck einen originellen Grabſtein auf dem alten Friedhof. Die In⸗ ſchrift lautet:„Unſer treuer Vater Gotthilf David Schmidt, Doktor der Medizin, ging nach langjährigem Wirken zum Wohle der Menſchheit ins beſſere Jenſeits hinüber, den 25. Januar 1848.“ — er Ablatiter als Postbote. Ver engliſche Flieger Sopwitch vollbrachte ein aviatiſches Bravourſtück. Ein von dem amerikaniſchen Milliardär John Wannamaker, dem Be⸗ ſitzer des weltbekannten Warenhauſes, an Herrn Atlee Burpee, der ſich an Bord des transatlantiſchen Dampfers„Olympie“ befand, adreſſiertes Paket ſollte dieſem noch zugeſtellt werden. Mit einem Paſſagier an Bord ſeines Flugzeuges flog Sopwitch von Garden City ab. Bei Fort Hamilton erreichte er den Dampfer. Er ließ das Paket auf die Kommandobrücke des „Olympic“ fallen, wofür er ſtürmiſchen Beifall der Schiffs⸗ paſſagiere und Mannſchaften einheimſte. Darauf kehrte er nach Brooklyn zurück. Die Sache klingt echt amerikaniſch. Wenn ſo etwas bei uns geſchehen würde, könnte ſich der kühne Flieger unter Umſtänden hinterher noch wegen Ver⸗ letzung des Poſtgeſetzes verantworten. Hoffentlich lernen aber unſere„Kraetkeboten“ auch bald fliegen. —„Schmugglerkniffe“. Der wegen großen Saccharin⸗ ſchmuggels in Heringsfäſſern verhaftete Fiſchkonſerven⸗ großhändler Oskar Wunſch in Bodenbach an der Elbe wurde zu einer zweimonatigen Arreſtſtrafe und zur Zahlung von 20 000 Kronen verurteilt. — Die Weltproduktion an Bier Tellt ſich nach ober⸗ flächlicher Schätzung auf 40 Milliarden Liter; das füllt einen See aus, der bei zwei Meter Tiefe vier Kilometer lang und fünf Kilometer breit iſt. — Von den 487 landrätlichen Kreiſen Preußens haben von 1905—1910 trotz der gewaltigen Vermehrung der deut⸗ ſchen Bevölkerung infolge Abwanderung zur Induſtrie 68 eine Verringerung ihrer Bevölkerung zu verzeichnen. — Der Verkehr im Kaiſer Wilhelm⸗Kanal nimmt ſtetig zu. An reinen Kanalabgaben ſind 3372 792 Mark erhoben worden gegen 2 965751 Mark im voraufgegangenen Jahre, alſo über 400 000 Mark mehr. — Infolge des ſozialdemokratiſchen Schnapsboykotts iſt in Deutſchland im Rechnungsjahr 1909/10 auf 1,783 Mill. Hek⸗ toliter, alſo auf unter 3 Liter pro Kopf der Bevölkerung geſunken iſt gegen 2,6 Millionen Hektoliter, 4 Liter auf den Kopf, im Jahre vorher. 2 — In Berlin mit Vororten gibt es zirka 8000 Schutzleute. * — Der Zuzug vom Lande in die Großſtädte beträgt 1 25 Proz. Bei Gründung des Deutſchen Reiches nur 5 Pros. 77 ³⁰¹-w TP Der heutigen Gesamt-Auflage ist eine Beilage der Firma Gebr. Rothschild, Mannheim K 1,1 beigegeben. Dieselbe wird einer geneigten Beachtung bestens empfohlen. 7 cc q Die 1