5 . 1 3 30 80 ö* el. Viernhei Viernheimer Nachrichten Bezugspreis: 80 Pf. monatlich einſchl. Bringerlohn. Durch die Poſt bezogen Mk. 1.14 vierteljährlich. [Ternſprech Nr. 20 Viernheimer Zeitung (Heſſiſch⸗badiſcher Grenzbote) Amtablatt der Großherzoglichen VBürgermeiſterei Viernheim Geleſenſte und verbreitetſte Jeitung am hieſigen Platze Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Redaktion, Druck und Verlag von Wil h. Bingener, Viernheim.— Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Geſchäftsſtelle: Vieruheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Gegründet 1384 Rathausſtraße Nr. 19. 27. Jahrgang. Donnerstag, den 24. Auguſt 1011. ——— Das„ſchwarz⸗weiß⸗ rote Herz“. Ein Marokko⸗ und Kolonialpolitik⸗Antrag für den ſozialdemokratiſchen Parteitag. Die Sozialdemokratie gibt ſich Mühe, gegen jede Kolonialpolitik des Deutſchen Reiches anzulaufen. In Verfolg dieſer ihrer Taktik reißt ſich auch die Ma⸗ rokkobeſprechungen herunter, wütet gegen die angeblichen Kriegsgelüſte der Regierung und erſchöpft ihre ganze Weisheit in dem einen Wort:„Schwindel!“ Schwindel ſoll alles ſein, was die deutſche Regierung bisher in der Marokkoaffäre unternommen hat. Schwindel der Beginn des Unternehmens, Schwindel die Beſprechung und Schwindel das Ergebnis. Aber es gibt innerhalb der Sozialdemokratie noch Kreiſe, die anders über die Marokko⸗ und Kolonial⸗ politik des Deutſchen Reiches denken. Der freireligiöſe Prediger, Genoſſe Maurenbrecher, der auch das ſchöne Wort vom„ſchwarz⸗weiß⸗roten Herzen“ geprägt hat, hat dieſes ſein Herz entdeckt und hat zum Partei⸗ tage in Jena einen Antrag eingebracht, in dem er nichts weniger unternimmt, als die deutſche Kolonial⸗ und Marokkopolitik zu verteidigen. Maurenbrechers Antrag verlangt einen dauernden Ausgleich internatio⸗ naler Gegenſätze, derart, daß„keine einzelne Nation in der kolonialen Verſorgung einen monopoliſtiſchen Vorſprung für ſich beanſprucht und keine ſich vom friedlichen Wettbewerb mit gleichen Chancen ge⸗ waltſam ausgeſchloſſen ſieht.“ Das Schönſte in dieſem Antrage ſteht zum Schluß. Dort heißt es: „Solange eine Verſtändigung auf einer dieſer Grundlagen nicht erreichbar iſt, wird ſich die deutſche Sozialdemokratie im Verein mit den übrigen Tei⸗ len des deutſchen Volkes allen Verſuchen anderer Kolonial⸗ mächte widerſetzen, ihre bereits unverhältnismäßig wert⸗ vollen Einflußgebiete unter ſyſtematiſcher Nicht⸗ achtung der deutſchen Wirtſchaftsbedürf⸗ niſſe durch weitere Beſitz⸗ und Vormachtsausdehnung immer noch mehr einſeitig zu vergrößern, denn dadurch würde der Spielraum der deutſchen Volkswirtſchaft un⸗ erträglich eingeengt und der kulturelle Aufſtieg der deut⸗ ſchen Arbeiter gehemmt oder von den unkrontrollierbaren Zufälligkeiten ausländiſcher Wirtſchaftspolitik abhängig gemacht werden. Soweit die deutſche Diplomatie kein anderes Ziel verfolgt als die Nichtbeachtung deutſcher Wirtſchaftsintereſſen durch die engliſche und franzöſiſche Diplomatie zu verhindern, ſoweit ihr Vorgehen alſo nur der Verteidigung berechtigter Geſam tintereſſen des deutſchen Wirtſchaftslebens dient, ſoweit hat die deutſche Sozialdemokratie keinen Grund, ihre Oppoſitions⸗ ſtellung aus der inneren auch auf die äußere Politik der Regierung zu übertragen.“ Dieſer Antrag läuft der ſozialdemokratiſchen Marokko⸗ politik konträr. Deshalb zieht auch der„Vorwärts“ gleich ganz fürchterlich gegen Maurenbrecher vom Leder. Er verſpottet die Reſolution Maurenbrechers, ſagt, ſie würde wohl gar nicht zur Verhandlung kommen, da ſie nur zwei Unterſchriften aufweiſe, und glaubt, ſie würde auf dem Parteitage nur einen Heiterkeits⸗ erfolg haben. Das einzig Ernſthafte an dem Antrage ſei— eine brüderlich⸗feine Unterſtellung des„Vorwärts“ — der Mißbrauch der Parteimitgliedſchaft zu per⸗ ſönlichen Reklamezwecken. Soviel iſt ſicher: Maurenbrecher unternimmt mit ſeinem Kolonialantrage ein großes Wagnis. Die Freiheit in der Partei geht ja nicht ſo weit, daß jemand eine eigene Meinung haben darf. Vielleicht wird es dem todesmutigen Genoſſen Maurenbrecher gehen wie dem ihm geſinnungsverwandten ſozialdemokratiſchen Schriftſteller Hildebrandt, der übrigens auch dem Kolonialantrage ſeine Unterſchrift gegeben hat. Hildebrandt„flog“ ſchon, und Maurenbrecher„fliegt“ vielleicht, wenn er nicht noch recht⸗ zeitig ſeinen Antrag zurückzieht. f Angefügt ſei hier noch eine intereſſante Rede, die zeigt, warum die Sozialdemokraten die Marokkopolitik in Grund und Boden verdammen, und warum ſie, trotz⸗ dem es niemandem einfällt, an Krieg zu denken, ſchon wettern:„Krieg um keinen Preis!“ Am letzten Sonn⸗ tag fand in Berlin eine der in den letzten Tagen ſo häufig gewordenen ſozialdemokratiſchen Proteſtverſamm⸗ lungen wegen der Marokkofrage ſtatt, und da ſagte der ſozialdemokratiſche Redakteur Däumig in ſeiner„Pro⸗ teſt“rede: „Die Gwerkſchaften würden unter einer Mobilmachung ganz außerordentlich leiden, da ein großer Teil ihrer Mitglieder als Reſerviſten und Landwehrleute eingezogen werden würde. Beiträge würden nur noch in geringem Maße eingehen, dagegen hätten ſie un⸗ geheure Unterſtützungen den Arbeitsloſen zu zahlen. Für die ſozialdemokratiſche Partei wäre aber der Ausbruch eines Krieges eine Frage von Sein oder Nichtſein. Es iſt deshalb dringend notwendig, die Arbeiter einmal für den politiſchen Maſſenſtreik vorzubereiten, der— das mögen ſich die Herrſchenden geſagt ſein laſſen— kein Spaß iſt.“ Alſo letzten Endes: eine Parteifrage. Wir, die ſozialdemokratiſche Partei, würden zu Grunde gehen, und darum verbieten wir es. Auf ſolche Begründung paßt allerdings als Antwort das Wort: Vaterlandsloſe Geſellen! Ein ſenſationeller Königsbrief. M Eine Berliner Montaasseitung veröffentlicht einen Brief König Manuels an einen engliſchen Finanz⸗ mann, deutſcher Herkunft. Der Brief, für deſſen Echt⸗ heit das Blatt die„vollſte Garantie“ übernimmt, be⸗ ſchäftigt ſich zunächſt mit der Möglichkeit der Wiederauf⸗ richtung der Monarchie in Portugal. Exkönig Ma⸗ nuel von Portugal ſchreibt darüber: 5 Darum wäre es wirklich kindiſch, gerade im gegenwärtigen Moment die Hoffnung, daß ſich alles ſehr bald zum Guten wenden wird, aufzu⸗ geben. Sie ſehen ja die Erfolge meiner tapferen Freunde, die ſich von Tag zu Tag mehren. Dazu kommt, daß ganz Portugal, wie mir immer und immer wieder verſichert wird, die Herrſchaft der Em⸗ pörer ſatt hat. Früher hieß es, auch in royalen Zei⸗ tungen, immer: der Exkönig. Jetzt nennen ſie mich alle, ſogar die Sozialiſten, wieder König Manuel. Was dem Regime der Republikaner noch anhängt, tut es, weil es eben das Regime iſt. Wirklich ehrliche, opfer⸗ bereite Freunde hat die jetzige Regierung im Volke ſo gut wie gar nicht. Kein Volk iſt ſeiner ganzen Natur nach ſo dazu geſchaffen, monarchiſch regiert zu werden, wie das meine. Das iſt nicht zu unterſchätzen. Gewiß haben Sie recht, wenn Sie ſagen, daß auf einen Beiſtand Englands nicht mehr zu rechnen iſt.“ Der König beleuchtet dann die ablehnende Haltung Englands, ihn wieder auf den Thron zu verhelfen und fährt dann fort: „Anders liegt der Fall bei Spanien und dem deutſchen Kaiſer. Insbeſondere, was dieſen letz⸗ teren anbetrifft, gebe ich mich der feſten Vorausſicht hin. daß Kaiſer Wilhelm, der der einzige Idealiſt unter den europäiſchen Fürſten und Diplomaten iſt, der mich ge⸗ gebenenfalls nicht im Stich laſſen wird. Ich weiß, warum ich das ſage. Alſo, lieber Freund, ſoweit Sie Ihre Sache auf die meine geſtellt haben, ſeien Sie guten Muts. Ich hoffe auf Gott. Ich fühle mich frei von dem Vorwurf, je etwas zum Schaden meines Landes und meines geliebten Volkes getan zu haben, und daher kann es nicht in Gottes Ratſchluß liegen, mir die an⸗ geſtammte Herrſchaft dauernd zu entziehen. Ich danke Ihnen für und für Ihre Bemühungen in den Kreiſen der engliſchen Diplomatie aber ich wußte, daß Sie keinen Erfolg haben würden. Es grüßt Sie, Ihnen immer geneigt, Manuel.“ Wenn das Schreiben nicht eine fette Ente iſt, dann wird ſich die Regierung allerdings darüber zu äußern haben. Eine ſolche Stellungnahme des Kaiſers könnte doch ſchwerwiegende Konſequenzen nach ſich ziehen. . 4 9* Politiſche Rundſchau. — Der franzöſiſche Botſchafter Cambon iſt in Paris eingetroffen. Er lehnte es ab, den Journaliſten irgend⸗ welche Auskunft über die Marokkobeſprechung zu geben. Gerichtet. Roman von Franz Wichmann. 261(Nachdruck verboten.) Klara wich unwillkürlich einen Schritt vor ihm zurück. „Das verſtehe ich nicht!“ erklärte ſie.„Sie müſſen mir ſchon deutlicher ſagen, was Sie wollen.“ Ihre ungeduldigen Worte brachten ihn nicht aus ſeiner ſelbſtbewußten Ruhe. „Gleich, einen Augenblick!“ verſetzte er.„Erlauben Sie vielleicht, daß ich mir ein Glas Waſſer einſchenke? Die Luft draußen iſt ſchwül und mir iſt ſehr heiß!“ Er trat ohne weiteres an den Sofatiſch und goß ſich aus der Karaffe ein Glas Waſſer ein. Klara ſah ihm erKaunt zu. „Wenn ich meinem Bruder bei ſeiner Heimkehr etwas aus⸗ richten kann,“ meinte ſie dann,„ſo ſagen Sie es mir bitte!“ Robert leerte das Glas auf einen Zug. „Otto denke ich ſpäter noch im Reſtaurant zu treffen,“ er⸗ widerte er,„gegenwärtig handelt es ſich um mich ſelbſt. Alſo warum ich eigentlich gekommen bin—“ „Herr von Hohlen,“ unterbrach Klara ihn energiſch,„ich muß Sie wirklich bitten, ſich kurz zu faſſen. Wenn mein Vater käme und Sie hier fände, allein bei mir, was ſollte er denken?“ Robert lächelte nur. „Ihr Herr Papa? Ach, das hat gar keine Gefahr, der ſitzt im, Adler“ und denkt nicht ans Heimgehen. Eilt es Innen denn gar ſo ſehr, mich wieder aus dem Hauſe zu ſchaffen?“ Er nahm die Zeitung auf und blickte hinein.„Ah, der mubere Apoſtel, dieſer Hellborn, treibt auch hier ſein Unweſen,— hält heute abend Vortrag in der Union,“— er legte die Zeitung auf den Tiſch zurück,„ein ehemaliger Offizier, es iſt un⸗ glaublich!“ Klara horchte auf. „Was ſagen Sie?“ fragte ſie geſpannt. ein ehemaliger Offizier?“ „Wie ich ſagte,“ meinte Robert mit überlegener Miene, „Herr Hellborn iſt „ich habe es ſelber erſt vor kurzem erfahren. Er hält es wohl⸗ weislich geheim. Hilft ihm aber nichts! Ich weiß ſogar noch mehr von ihm. Seit er in Paris mit Schimpf und Schande hat abziehen müſſen, hält er die guten Deutſchen für dumm genug, ihnen ſein Brimborium vorzumachen.“ Das junge Mädchen mußte ſich ſetzen, der Schrecken war ihr in alle Glieder gefahren, doch gewaltſam ſuchte ſie ihre Er⸗ regung zu verbergen. „Mit Schimpf und Schande— Hellborn? Das iſt nicht wahr!“ rief ſie.„Was die Verleumdung auch ſagen mag, er vermag nie etwas Schimpfliches zu tun!“ Herr von Hohlen ſetzte ſich breit auf einen Stuhl dem Mädchen gegenüber. 5 „Aber, liebes Fräulein, echauffieren Sie ſich doch nicht ſo! Was ich weiß, das weiß ich! Erinnern Sie ſich nicht Ottos und meiner Begegnung mit dem ſauberen Apoſtel in Fernau? Wir erzählten Ihnen damals in Grünwald davon. Ich ſchrieb über das närriſche Abenteuer auch an einen meiner Freunde in Paris, der mir vor einigen Tagen antwortete. Ich habe es inzwiſchen nur wieder ganz vergeſſen! Mein Freund ſchrieb mir alſo, daß der ſaubere Herr und ſeine Vergangenheit auch in Paris nicht unbekannt ſei!“ „Lüge, Verleumdung!“ rief Klara in flammendem Zorn. „Weil er nicht iſt wie die anderen, nur darum haſſen und ver⸗ leumden ſie ihn!“ Robert antwortete mit kalter Ruhe: „Glauben Sie, daß die Richter jemand verleumden?“ „Die Richter?“ wiederholte Klara.„Aber was will das ſagen? Er hatte ja auch hier mit dem Gerichte zu tun!“ „Nur hat es ſich in Paris um ganz andere Dinge ge⸗ handelt, und er wurde verurteilt!“ betonte Herr von Hohlen. „Ich kann es nicht glauben!“ ſträubte Klara ſich noch immer dagegen.„Sagen Sie doch, um was es ſich handelte?“ Es machte Herrn von Hohlen offenbar Freude, ſie auf die Folter zu ſpannen. Indem er ihr mit ſeinem Stuhle um ein Stück näher rückte. meinte er: Da muß ich Sie ein wenig Man „Ei, ei, Sie ſind neugierig! quälen! Neugier iſt die größte Sünde der Frauen! muß ſie beizeiten austreiben!“ Das Mädchen wurde verlegen. „Aber es iſt ja keine Neugierde, es iſt Intereſſe, oder nennen Sie es, wie Sie wollen, nur ſagen Sie mir, was—“ Robert ſchob ſeinen Stuhl noch weiter vor. „Vielleicht verrate ich Ihnen ſpäter einmal mehr,“ ſagte er. „Ich bin es nicht gewohnt, mir auf ſolche Weiſe etwas abver⸗ langen zu laſſen!“ Klara machte Miene, ſich zu erheben. „Ich ſoll Sie darum bitten?“ fragte ſie. „Warum nicht?“ entgegnete er.„Schönen Frauen ſteht nichts reizender, als den Mann zu bitten!“ „Ach, laſſen Sie Ihre faden Redensarten!“ ſagte ſie ärger⸗ lich.„Ich will nichts von Ihnen wiſſen! Meinen Glauben nehmen Sie mir doch nicht! Meinetwegen behalten Sie Ihr Geheimnis für ſich! Dagegen muß ich Sie ernſtlich bitten—“ Robert ſtand gleich ihr auf. „Zu gehen!“ ergänzte er.„Nicht wahr, das wollten Sie doch ſagen?“ „Ja, das wollte ich!“ beſtätigte ſie. Gleichzeitig wich ſie einen Schritt vor ihm zurück.„Aber was wollen Sie denn noch?“ Robert ließ ſich nicht aus der Faſſung bringen. „Ich will nur, was ich brauche, um in den Klub der Wahrheitsfreunde gehen zu können:— meine Einladungskarte, die ich hier verloren haben muß!“ Er begann mit den Blicken umherzuſuchen.„Ich war nirgends anderswo—“ „Ihre Eintrittskarte?“ wiederholte Klara.„Es iſt unmög⸗ lich, daß Sie dieſelbe hier verloren haben ſollten, ich hätte ſie ſonſt gefunden—“ Herr von Hohlen näherte ſich dem Nähtiſch und bückte ſich plötzlich. Cortſetzung folgt.) —— —— —— :: Der Kampf um die Konkurrenzklauſel geht an⸗ ſcheinend ſeinem Ende entgegen. Im Reichsjuſtizamt ſind Vorarbeiten zur Herſtellung eines Geſetzentwurfs im Gange, der die Härten der Konkurrenzklauſel beſeitigen. aber auch den Wünſchen der Unternehmer Rechnung tra⸗ gen ſoll, die ihre Waren ſelbſt herſtellen und auch ſelbſt vertreiben, und die ſich durch den Verrat ihrer Produk⸗ tions⸗ und Vertreibungsmethoden geſchädigt fühlen. Im Kampf gegen die Schmutzliteratur geht die Schule mit den Buchhändlern zuſammen. In Braun⸗ ſchweig haben ſich ſämtliche Schreibwarenhändler. mit Ausnahme von zweien, bereit erklärt und verpflich⸗ tet, keine Schundliteratur zu führen. In den Schulen iſt nunmehr den Kindern verboten worden, in den beiden Geſchäften, die dieſe Verpflichtung nicht ein⸗ gegangen ſind, etwas zu kaufen.— Vielleicht wird das helfen. Am Geldbeutel ſind die Leute, die das non olet zu ihrem Prinzip gemacht haben, am empfindlichſten. 12 Eine„Poſt“⸗Geſchicht. Die Berliner übernatio⸗ nale Zeitung„Die Poſt“ veröffentlichte, wie bekannt, vor kurzer Zeit einen aufſehenerregenden Artikel, in dem ſie den Kaiſer in den Marokkohandel hineinzog und ihm den Vorwurf der Schwäche machte. Die„Nordd. Allg. Ztg.“ rüffelte die„Poſt“ gehörig ab, und auch die ganze freikonſervative Partei, als deren Organ das Blatt bisher gegolten hatte, rückte von der Poſt ab. Jetzt erklärt Frhr. v. Zedlitz, einer der bisherigen Haupt⸗ beteiligten der„Poſt“, daß dem betreffenden Redakteur, den Artikel verfaßt hat, gekündigt worden ſei. er anſcheinend ſoll die„Poſt“ trotzdem im Sinne dieſes Artikels weitergeführt werden, denn die„Kreuz⸗ Zeitung“ erfährt: „Die„Poſt“ iſt vom 1. Juli 1910 an ein neues Konſortium übergegangen, welchem kein Mitglied der frü⸗ heren G. m. b. H. angehört. Soweit bekannt, gehören der neuen Sozietät auch keine Mitglieder der Deutſchen Reichspartei oder der freikonſervativen Fraktion des Ab⸗ geordnetenhauſes an. Augenſcheinlich ſteht die„Poſt“ jetzt unter dem Einfluß alldeutſcher Kreiſe und rhei⸗ miſch⸗weſtfäliſcher Eiſeninduſtrieller.“ Dann ſcheint es ja bald, als wenn der frivole kriegs⸗ hetzeriſche Artikel der„Poſt“ beſtellte Arbeit der an einem Kriege intereſſierten Panzerplattenfabrikanten ge⸗ weſen wäre. „9, Der zwölfte Deutſche Handwerks⸗ und Gewerbe⸗ kammertag, zu dem ſich 250 Delegierte eingefunden haben. findet gegenwärtig unter dem Vorſitz des Herrenhausmit⸗ gliedes Obermeiſter H. Plate in Düſſeldorf ſtatt. Es wurde u. a. beſchloſſen, ein Jahrbuch herauszugeben, das ſtatiſtiſche Erhebungen und Feſtſtellungen des Hand⸗ werker⸗ und Gewerbekammertages und einen Ueberblick über die bisher entfalteten Arbeiten enthalten ſoll. Als Ort für die 13. ordentliche Vollverſammlung wurde Han⸗ nover beſtimmt.— Syndikus Dr. Wilden⸗Düſſel⸗ dorf ſprach über kommunale Handwerkerförderung. —( Der ſozialdemokratiſche„Flieger“. Die General⸗ verſammlung des ſozialdemokratiſchen Volksvereins in Solingen beſchloß, das Verfahren auf Ausſchluß Ger⸗ hard Hildebrands aus der Partei einzuleiten. Koloniales. 5 — Gouverneurwechſel in Kiautſchou. Der Gouver⸗ neur von Kiautſchou, Admiral Truppel, iſt mit Pen⸗ ſion zur Dispoſition geſtellt und an ſeine Stelle Kapitän z. S. Meyer⸗ Waldeck ernannt. Europäiſches Ausland. Frankreich. * Die franzöſiſche Marineverwaltung entwickelt einen auffallenden Eifer in der ſchnellen Inſtandſetzung ihrer Kriegsſchiffe. Mehreren Blättern wird aus Cherbourg gemeldet, der Seepräfekt habe im Auftrage des Marine⸗ miniſters den Arſenalarbeitern bekannt gegeben, daß ſie zur raſcheſten Inſtandſetzung der Unterſee⸗Tor⸗ pedoboote Ueberſtunden zu machen hätten. Gleich⸗ zeitig wurde vier Unterſeebooten, die am Hafen von Cherbourg Uebungen vornahmen, der Befehl erteilt, unverzüglich nach Calais, ihrem ſtändigen Hafen, zu⸗ rſickzukehren. Portugal. * Eine merkwürdige Nachricht, die mit der royaliſtiſchen Bewegung in Portugal in Verbindung gebracht wird, kommt aus Liſſabon. Danach ſoll der kleine geſchützte por⸗ tugieſiſche Kreuzer„Ad amaſtor“ vor drei Wochen in Verfolgung eines unbekannten Kriegsſchiffes den Hafen Oportos Leixoes verlaſſen haben und nach einigen Tagen mit zerſchoſſenem Schornſtein und Heck zu⸗ rückgekehrt ſein. Die Angelegenheit wird ſorgfältig ge⸗ heim gehalten. Serbien. A Die ſerbiſche Regierung zahlte der ruſſiſchen den letzten Reſt ihrer Schulden in Höhe von 1 725 000 Fr. Serbien iſt dadurch Rußland gegenüber ſchuldenfrei. Afrika. Marokko. * In Marokko haben die Franzoſen wieder ſchwere Kämpfe mit den aufſtändiſchen Stämmen zu beſtehen ge⸗ habt. Am 18. d. M. iſt es zu einem blutigen Zuſammen⸗ ſtoß zwiſchen Truppen des Generals Moinier und dem Stamme der Zaer im Fluſſe Ued⸗Bu⸗Regreg gekommen. Da die Zaer in großer Ueberzahl waren, telegraphierten die Franzoſen um Hilfe, und Hauptmann Fournier wurde zur Unterſtützung abgeſandt. Dieſen beiden Ab⸗ teilungen gelang es ſchließlich, die Zaer in die Flucht zu ſchlagen. Die Franzoſen verloren vier Tote, acht ſind verwundet. Perſien. * Eine Schar perſiſcher nationaliſtiſcher Freiwilliger hat Barferuſch beſetzt, das bisher als Bollwerk des Ex⸗ ſchahs angeſehen wurde. 4 Nach einer Meldung aus Teheran fand zwiſchen den Truppen der Regierung und denen des Exſchahs ein hef⸗ tiger Kampf bei Barfuruſh in der Provinz Ma⸗ ſanderan ſtatt, in dem die Regierungstruppen ſiegreich blieben. Sardar⸗el⸗Aſhrad, einer der Haupt⸗ anhänger des ehemaligen Schahs, hat den Ort Semnau geräumt und ſich mit 150 Begleitern in die Berge zu⸗ rückgezogen. Soziales. . Der deutſche Steigerverband hielt in Kettwig bei Eſſen ſeine fünfte Generalverſammlung ab. Eine Mitgliederzunahme hat der Verband nicht zu verzeich⸗ nen, weil der Verband ſich nicht der Zuneigung der Berg⸗ werksdirektoren erfreut. Die Verſammlung bedauerte, daß ein Einſchreiten der königlichen Bergbehörde gegen die allzulange Dienſtzeit, die Strafſchichten und die regel⸗ mäßige Sonntagsarbeit bis jetzt noch nicht erfolgt ſei und allem Anſchein nach auch nicht eintreten werde, weil die ſtaatlichen Gruben im Ruhrrevier ſelbſt auf ihren An⸗ lagen dieſe Dienſtverhältniſſe mehr und mehr übernommen hätten. Zur Annahme kam eine Entſchließung, die ſich dagegen richtet, daß trotz des vorhandenen Steigerüber⸗ fluſſes noch ungeſchulte Leute als Beamte verpflichtet werden. Ferner richtet die Verſammlung an den Handels⸗ miniſter die dringende Bitte, keine neuen Berg⸗ ſchulen mehr zu genehmigen, da der Bedarf an Stei⸗ gern durch die Bergſchulen in Bochum und Eſſen vollauf gedeckt werden könnte. An den Reichstag richtete die Verſammlung die Bitte, die Grubenbeamten bei der Be⸗ ratung des Privatbeamten⸗Verſicherungsgeſetzes in der Knappſchaftskaſſe zu belaſſen. — Straßenbahnerſtreik. In Saarbrücken ſind die Straßenbahner in den Ausſtand getreten, weil die Ver⸗ waltung ihren Wünſchen auf Regelung der Lohn⸗ und Dienſtverhältniſſe nicht nachkam. Der Betrieb ruht. Der Streik der Metallarbeiter in Leipzig. Von den Metallinduſtriellen ſind jetzt genaue Zahlen über den Ausſtand bekanntgegeben, und es geht daraus hervor, daß bei weitem nicht alle Metallinduſtriellen volle 60 Prozent ihrer ganzen Belegſchaft ausgeſperrt haben. Wäh⸗ rend 60 Prozent ungefähr 12000 Arbeiter ergeben wür⸗ den, ſind in Wirklichkeit nur 8300 Arbeiter be⸗ ſchäftigungslos. Von dieſen ſtehen rund 1500 Ar⸗ beiter im Streik, ſind aber nicht ausgeſperrt. Neben den Metallarbeitern ſind auch 125 Holzarbeiter ausgeſperrt. Bis jetzt ſind von keiner Seite Verſuche gemacht worden, eine Einigung anzubahnen. Das Borgunweſen. ? Nichts ſchädigt wohl den Kleingewerbetre'benden. den Handwerker, den Detailliſten ſo ſehr, wie die geliebte Kundſchaft, die auf Pumv kauft. Ein Statiſt'ker, der und nur anmal anndyerno oie Summe verechnen wollte, die dieſe Leute in hren Büchern ſtehen haben, monate⸗ und jahrelang, würde ſich ein Verdienſt um unſer Wort⸗ ſchaftsleben machen. Das geehrte Publikum aber, das teils aus Läſſigkeit und Bequemlichkeit, teils aus Bös⸗ willigkeit und mit betrügeriſcher Abſicht auf Borg kauft, würde vor Erſtaunen die Augen weit aufreißen über die Summen, die ſo auf lange Zeit hinaus dem Wirtſchaftsleben entzogen werden. Das iſt gerade der ſpringende und ſchädigende Punkt dieſer Borg⸗ wirtſchaft, daß er kein geregeltes Kreditweſen, wie es ja auch der Handwerker und Kleinkaufmann ſeinem Liefe⸗ ranten gegenüber in Anſpruch nehmen muß, darſtellt, ſondern einen den pumpenden Kaufmann und Hand⸗ werker ſchädigenden Unfug und Auswuchs. Ein Kleingewerbetreibender, der ſeinem Lieferanten die Ware mit einem Wechſel bezahlt,„borgt“ auf ein geſundes Kreditſyſtem hin, denn ſeine„Bezahlung“ fleeßt weiter und kann von dem Lieferanten wieder als Zahl⸗ mittel benutzt werden. Ein Bürger aber, der bei einem Kaufmann borgt, gibt ihm dafür keine Gegen⸗ leiſtung; ſeine Forderung ſteht feſt zu Buch und kann nicht weiter verwertet werden. Dies Geld geht alſo, ſolange es zu Buch ſteht, der Wirtſchaft verloren. Der Geſchädigte iſt einzig und allein der Handwerker oder Gewerbetreibende, der über ſoviel wirklich totes Kapital verfügt. Es ſind allerlei Vorſchläge gemacht worden, dieſem Borgunweſen abzuhelfen. So vor allem hat man die „Diskontierung der Buch forderungen“, d. h. die Weiterbenutzung der Buchforderungen als Zahlungs⸗ mittel vorgeſchlagen. Dieſe„Umwertung“ erſcheint aber wenig geeignet, dem Borgunweſen abzuhelfen, da es ihm im Gegenteil förderlich iſt. Durch die Diskontierung der Buchforderungen werden nicht die Urſachen der Borg⸗ wirtſchaft aufgehoben. Ein anderes beſſeres Mittel, das das Borgunweſen tiefer, gewiſſermaßen bei der Wurzel anfaßt, iſt die Aus⸗ breitung des Ueberweiſungsverkehrs. Die Leute, di,e dieſes Mittel vorgeſchlagen haben, ſind den Urſachen des Borgunweſens nachgegangen und haben erkannt, daß meiſtens geborgt wird, weil im Augenblick kein Bargeld vorhanden iſt. Auf denſelben Standpunkt hat ſich der„52. Allge⸗ meine Genofſſenſchaftstag“ geſtellt, der gegenwärtig in Stettin ſtattfindet. Dort hielt der Direktor der Ge⸗ werbebank zu Hannover, Dr. Renke, einen Vortrag über die Bekämpfung des Borgunweſens, in dem er unter allgemeinem Beifall folgendes vorſchlug: „Die Barzahlung muß gefördert werden durch Ausbreitung des Rabattweſens, des Scheck⸗ und Ueberweiſungsverkehrs und die Gewöh⸗ nung des Publikums an die Benutzung von Bank⸗ noten. Einziehungsgenoſſenſchaften und Treuhändler⸗ inſtitute ſind zur Bekämpfung der Borgwirtſchaft unge⸗ eignet, weil ſie nicht die Urſachen, ſondern die Folgen der Borgwirtſchaft zu beſeitigen ſuchen. Die Tätigkeit der Kreditgenoſſenſchaften zur Bekämpfung der Borgwirt⸗ ſchaft muß ſich vereinigen in dem Beſtreben, kauf⸗ männiſches Denken, kaufmänniſches Handeln und kaufmänniſche Grundſätze in den Kreiſen der kleinen Geſchäftsleute zu verbreiten.“ In der Diskuſſion wurde dem Referenten allge⸗ mein zugeſtimmt. Allerdings kann durch dieſes Erzie⸗ hungsmittel zur Barzahlung nur der läſſige Borger herangebildet werden. Dem böswilligen Borger ge— genüber bleibt der Handwerker und Kleinkaufmann nach wie vor machtlos. Hier kann ihn nur ein vorſich⸗ tiges Kreditgewähren ſchützen. Leider iſt in den Handwerker⸗ und Kleingewerbetreibenden⸗Kreiſen der kauf⸗ männiſche Grundſatz, den Kunden auf ſeine Kredit⸗ würdigkeit einzuſchätzen, noch nicht genügend durch⸗ gedrungen. Der Handwerker fürchtet noch zu ſehr, einen Kunden zu verlieren und borgt auch jemandem, über deſſen Kreditverhältniſſe er nicht beſonders Gün⸗ ſtiges erfahren konnte. Da muß der Kaufmannsgrund⸗ ſatz: nicht Ueberkredit! mehr zur Geltung kommen. Lieber einen faulen Kunden verlieren, als bar Geld zugeſetzt. Hochſtapler und„Spion“. f:: Der engliſchen Regierung iſt eine tragik⸗miſche Geſchichte paſſiert, Sie hat mit viel Geheimnistuerei einen deutſchen„Spion“ verhaftet, der den nicht ſeltenen Namen Schultz trägt und Oberleutnant ſein will. In keiner Rangliſte iſt aber dieſer Schultz zu entdecken. Jetzt ſtellt ſich heraus, daß es ſich um einen früheren Hauslehrer handelt, der, nachdem er einer Frankfurter Witwe 20000 Mark unterſchlagen hatte, in Frankfurt das Leben eines Hoch ſtaplers führte. Er trat in Frankfurt unter dem Namen eines Fürſten Uruſſow auf, verkneipte in kurzer Zeit in Bars und Kabaretts mit Brettl⸗Mädeln 15000 bis 18000 Mark und trieb allerlei Schwindeleien. So zeigte er Wechſel von Weltfirmen über 100 000 bis 150 000 Mark vor, die er aber alle ſelbſt fabriziert hatte. Anſcheinend leidet dieſer pp. Schultz an einer krank⸗ haften Ren om m ierſucht und Wichtigtuerei, daher auch ſeine Selbſtbezichtigung, er ſei deutſcher Spion. 5 185 „Die engliſche Polizei tut nach wie vor äußerſt wichtig mit der Entdeckung dieſes„Spionen“ und verhandelt hinter verſchloſſenen Türen. Der Spionageverdacht wurde wie folgt geſchöpft: Am Healmfluß iſt eine Küſtenwach⸗ ſtation. Der Angeklagte ſoll den Anwalt Duff zu über⸗ reden verſucht haben, von dieſer Station ihm eine Kopie des Schlüſſels zu den Signalen des geheimen Dienſtes zu verſchaffen. Auf die Entwickelung dieſer Spionageaffäre darf man geſpannt ſein. Aus Stadt und Land. ** Endlich Richters Befreiung? Der deutſche Kon ſul in Konſtantinopel ſoll ſich jetzt in direkter Fühlung mit den Entführern Richters befinden und die Befreiung nur noch die Frage einiger Tage ſein. „Bombenattentat auf der Eiſenbahn. Auf der Bahnſtrecke Uesküb— Zibeftche in der Nähe des Bahnhofs Adſcharbar wurde Montag ein Bomben an ſchlag verübt, wodurch die Gleiſe zerſtört wurden und ein Güterzug entgeiſte; ein Arbeiter blieb tot, vier wurden verletzt. Der Anſchlag wird bulgariſchen 76 zugeſchoben, die in größerer Anzahl aufgetaucht ſind. * Eine geborſtene Scheune. Eine ſonderbare Ex ploſion ereignete ſich in dem oberpfälziſchen Dorfe Wald⸗ münchen. Der Bauer Wirnshofer füllte ſeine Scheune derart mit Getreide an, daß das Gebäude nachts, wohl infolge der ſich entwickelnden Gaſe, unter einem furcht⸗ baren Krach auseinanderbarſt. Das ganze Dorf fuhr erſchreckt aus dem Schlafe. Dem Bauern erwächſt ein Schaden von mehreren tauſend Mark. ** Der Schutzmann als Erbe. Von einem vor eini⸗ ger Zeit in Auſtralien verſtorbenen Onkel, einem ge⸗ borenen Schleſier, der in Auſtralien die Goldgräberei betrieb und 1 500 000 Dollars hinterließ, fällt einem Ra⸗ tiborer Schutzmann namens Noak die hübſche Summe von 800000 Mark zu. Der größte Teil der ganzen Hinterlaſfſenſchaft geht nach Schleſien. ** Zehn Arbeiter unter einer Lokomotive begraben. Aus Roſenheim wird gemeldet: Beim Bau der Wen⸗ delſteinbahn iſt eine Lokomotive abgeſtürzt und hat zehn Arbeiter unter ſich begraben. Vier wurden ſchwer verletzt hervorgezogen. Aus Eiferſucht. In Hohenſchönhauſen bei Berlin wurde der 26 jährige Barbier Mitz aus Wil⸗ helmsberg⸗Lichtenberg nach einem Wortwechſel von dem Schuhmacher Kliemt hinterrücks erſtochen. Mitz hatte ſich mit der Wirtſchafterin des K., einem jungen Mädchen. unterhalten. * Hotelbrand in Heſſen. In Heppenheim an der Bergſtraße iſt der Anbau des bekannten Hotels„Hal⸗ ber Mond“ am Dienstag nacht in Flammen aufgegan⸗ gen. Eine Dame, die zur Kur dort weilte, konnte ſich durch einen Sprung aus dem Fenſter in den Garten retten. Die übrigen Gäſte verließen in voller Ordnung die gefährdeten Räume. ** Schweres Touriſtenunglück in Oberſteiermark. Auf dem Großen Pyrgas ſind drei Touriſten, der Gymnaſial⸗ profeſſor Forbelsky mit zwei Damen, einer Fabri⸗ kantentochter aus Wien namens Brunner und einer Brün⸗ ner Dame namens Fürtner, infolge eigener Un⸗ vorſichtigkeit abgeſtürzt, und alle drei haben ihr Leben eingebüßt. Sie verließen den ungefährlichen Promenadenweg, um auf einem Touriſtenweg den Gipfel früher zu erreichen. Sie waren ohne alpine Ausrüſtung. * Drei Frauen verbrannt. Bei einem Brande im Dorfe Altenfließ am Woitſchiſenſee kamen drei Frauen ums Leben. Verzweiflungstat eines ſchwäbiſchen Bauern. In Rottenacker in Oberſchwaben hat ein mit ſeiner Fa⸗ milie in Unfrieden lebender Bauer ſein Haus ange⸗ zündet und ſich in die Flammen geſtürzt, nach⸗ dem er zuvor das Haus verkauft und den Erlös dafür in Papier zu ſich geſteckt hatte. Das ganze Anweſen iſt niedergebrannt. Der Selbſtmörder hinterläßt eine Frau und ſechs Kinder. ** Der Blitz im Mailänder Dom. In Mailand ſchlug Montag ein Blitz in den Dom ein und traf eine auf der höchſten Zinne ſchwebende Madonnenſtatue, der der rechte Arm zertrümmert wurde. * Die Juwelen des früheren Sultans der Türkei, Abdul Hamids, unter dem Hammer. Im November dieſes Jahres werden die Juwelen, die in dem Palaſt des abgeſetzten türkiſchen Sultans Abdul Hamid beſchlag⸗ nahmt wurden, in Paris zum öffentlichen Verkauf ge⸗ langen. Jedem Objekt iſt, um volles Vertrauen einzu⸗ flößen, ein Urſprungszeugnis beigegeben. * Schwere Unwetter in Frankreich. Schwere Ge⸗ witter ſind Montag in verſchiedenen Teilen Frankreichs niedergegangen und haben großen Schaden angerichtet. Ind er Umgegend von Biarritz wurden drei Per⸗ ſonen vom Blitz erſchlagen. Die Weinberge und Obſt⸗ plantagen in der Nähe von Moulin haben ſtark ge⸗ litten. In Cyonnar ſind die Schuppen, in denen man Flugapparate untergebracht hatte, teilweiſe zerſtört worden. In Cherbourg und Umgegend ſchlug der Blitz in einen Baum, unter dem zwei junge Leute Schutz geſucht hatten. Beide wurden getötet. * Ein Italiener in Frankreich gelyncht! Die Be⸗ völkerung von Meyrargueſy bei Marſeille lynchte den Italiener Baiardi, der den 76 jährigen Franzoſen Landmann Julien beraubt und ermordet hatte. Baiardi I 1g 2 2 1 7 U gesch war, als die Gendarmerie eintraf, eine unkenntliche Maſſe infolge der erlittenen Mißhandlungen. ** 10 Perſonen lebendig verbrannt! In den Stahl⸗ werken in Sormovo in Rußland hat ſich beim Gießen eines Stahlankers eine entſetzliche Kataſtrophe ereignet. Die Form zerſprang infolge einer Nachläſſigkeit, und 1000 Kilogramm flüſſiges Metall ergoß ſich in den Ar⸗ beitsraum. Es verbrannten dabei zehn Ar⸗ beiter. ** Rieſenfeuer in Krain. In dem Marktflecken Nas ſenfuß in Unterkrain iſt am Montag früh ein ge⸗ waltiges Feuer ausgebrochen. Nach den bisher vorliegen⸗ den Nachrichten ſind dem Brande 43 Wohnhäuſer und 110 Wirtſchaftsgebäude zum Opfer gefallen. Der Schaden wird auf zwei Millionen Kronen ge⸗ ſchätzt. Es herrſcht Waſſermangel. ** Ein Tornado in Amerika. Am Montag hat in Grandforks(North Dakota) ein Tornado ge⸗ wütet, bei dem acht Perſonen umkamen und vierzig ver letzt worden ſind. Man glaubt, daß die Zahl der Toten noch bedeutend höher iſt. ** Beim Verſuch, den Bruder zu retten, ertrunken. Beim Baden in der Saar ertranken am Sonntag, wie aus Trier gemeldet wird, nachmittag zwei Brü⸗ der im Alter von 17 und 19 Jahren. Der ältere ging bei dem Verſuche unter, den jüngeren zu retten. Sie waren die einzige Stütze ihrer verwit⸗ weten Mutter. ** Durch einen Eiſenbahnzug geköpft! Der Preis⸗ ſchwimmer Favier, der ſich zu einem Sportfeſt nach Vichy hegeben wollte, beugte ſich während der Fahrt aus einem Abteilfenſter heraus und wurde dabei von einem Zuge, der aus der entgegengeſetzten Richtung kam, buchſtäblich enthauptet. ** Ein Grubenunglück in England. In der neuen Maltby⸗Kohlengrube bei Rotherham fand eine ſchwere Exploſion ſtatt. Mehrere Arbeiter wurden in der Grube eingeſchloſſen. Rettungskorps ſind hin⸗ untergeſtiegen. Drei von den eingeſchloſſenen Arbeitern wurden bereits tot aufgefunden. Aus Nah und Fern. * Lampertheim, 23. Aug. Hier iſt ein Milchkrieg zwiſchen den Produzenten und den Händlern ausgebrochen. Die Milchhändler haben den Preis kürzlich von 20 auf 22 Pfg. erhöht. Dagegen fordern jetzt die Produzenten von den Händlern 18 Pfg., gegen den früheren Preis von 16 Pfg. Die Händler ſind bereit 17½ Pfg. zu zahlen. Eine Eini⸗ gung iſt bis jetzt nicht zu Stande gekommen. Wie man hört, wollen die Händler von auswärts Milch beziehen. —, Heppenheim, 23. Aug. Am Sonntag morgen brannte hier das Gaſthaus zum„Halben Mond“ faſt voll⸗ ſtändig nieder. Auch vom benachbarten Wirtſchaftsgebäude wurde der Dachſtuhl eingeäſchert. Der Schaden iſt betrachtlich. Heppenheim, 23. Aug. Aus der hieſigen Landes⸗ irrenanſtalt iſt der Schloſſer Heinrich Reuker entwichen, der vor 2 Jahren von der Strafkammer Gießen wegen wieder- holter Einbruchsdiebſtähle uſw. zu 15 Jahren Zuchthaus ver- urteilt worden war. Reuker, der 32 Jahre alt iſt, iſt von ſehr ſtarkem Körperbau und führt vorausſichtlich Waffen bei ſich. —, Fürth, 23. Aug. Die Erben eines begüterten Holzhändlers namens Gern werden von der amerikaniſchen Regierung im Odenwald geſucht. — Zwingenberg, 23. Aug. In dem zwiſchen hier und Bickenbach gelegenen Kiefernwald entſtand ein Brand, der einen großeren Beſtand zer ſtörte. Mainz, 23. Aug. Hler ſind bereits reife Trauben aus unſeren Nachbargemeinden verkauft worden. Ebenſo bemerkenswert iſt es, daß man an einzelnen Traubenſtöcken in den Weinbergen neben reifen Trauben vollſtändig blühende Rebſtöcke findet. — Nieder-Modau, 23. Aug. Gegen den flüchtigen Rechner Philipp Adam iſt jetzt auf ſtaatsanwaltſchaftlichen Antrag vom Amtsgericht Reinheim Haftbefehl wegen Unter- ſchlagung, Urkundenfälſchung und Untreue erlaſſen worden. Es gelang auch, eine Photographie Adams zu ermitteln, welche die Fahndung erleichtern wird. Ein Einzelbild Adams war nicht vorhanden, doch eriſtiert die Gruppenaufnahme einer vergnügten Geſellſchaft, in deren Mitte der jetzt Verſchwundene gut getroffen zu ſehen iſt. Recht tragikomiſch wirkt in Anbe⸗ tracht der jetzigen Sachlage dieſes Bild, denn in ſeinem Vordergrund zeigen zahlreiche Sektflaſchen, daß Adam zu leben wußte. Außer den von Adam zum Nachteil des Kreditvereins begangenen Verfehlungen kommen auch ſolche in ſeiner Eigen⸗ ſchaft als Gemeinde- und Kirchenkaſſenrechner, alſo als Be⸗ amter in Frage. In dieſer Richtung muß beſtehender Vor⸗ ſchrift gemäß die Entſchließung des Miniſteriums eingeholt werden, ob eine Vorentſcheidung des Verwaltungsgerichtshofes über das Vorliegen eines Amtsdeliktes veranlaßt oder auf eine ſolche verzichtet werden ſoll. Während für die übrigen Verfehlungen Adams die Zuſtändigkeit der Strafkammer ge⸗ geben iſt, würde, falls er als Gemeinderechner die Veruntreu⸗ ung im Amt durch Bücherfälſchung verſchlelert hat, das vor das Schwurgericht gehörende Verbrechen im Amt vorliegen. — Ettlingen, 23. Aug. Der Sohn des Landwirts Berg kletterte mit anderen Kindern auf der Kirchhofmauer herum, wobei ſich eine Steinplatte löſte und mit dem Knaben herunterftel. Dieſer ſpießte ſich auf einer Einzäunung auf und wurde ſchwer verletzt. Lokale Nachrichten. — Von einem tragiſchen Geſchick wurde am Samſtag abend voriger Woche der Maurer Phil ipp Bu⸗ ſalt von hier betroffen. Auf dem Heimwege zur Bahn von ſeiner Arheitsſtätte in Mannheim begriffen, wollte B. der Elekriſchen ausweichen, wurde in demſelben Augenblick jedoch von einem Auto erfaßt, überfahren und eine Strecke weit geſchleift. Bewußtlos ins Krankenhaus gebracht, erlag der Verunglückte alsbald den erhaltenen ſchweren Verletzungen. Der Witwe mit zahlreicher Familie, welche den Tod ihres Ernährers beweinen, wendet ſich die allgemeine Teilnahme zu. : Radſport. Der 28. Bandestag des Deutſchen Radfahrer⸗Bundes, der in Frankfurt a. M. bel einer Beteili- gung von über 10 000 Radfahrern tagte, iſt zu Ende. In ausführlicher Weiſe berichtete die Tagespreſſe über den Ver⸗ lauf des Bundestages, beſchrieb den impoſanten Feſtkorſo, an welchem ſich über 200 Vereine beteiligten, brachte die Reſultate der Radrennen und vergaß auch nicht der offiziellen Feſtlich⸗ keiten, an denen ſich die Frankfurter Behörden und Burger neben den Radlern beteiligten.— Der Gauverband des Deutſchen Radfahrer-Bundes beteiligte ſich in der intenſipſten Weiſe an dem Frankfurter Bundestage. Es konkurierten 8 Vereine im Preis korſo; 2 Vereine beteiligten ſich am Mann- ſchaftsrennen, das von 32 Vereinen beſtritten wurde, weiter ſah man 1 Verein im Duettfahren und 2 Mitglieder ſtellten im Kunſtfahren ihren Mann. Nach den heute veröffentlichten amtlichen Reſultaten der Konkurrenzen ſchnitt der Gauverband V außerordentlich gut ab, denn nicht weniger als 10 Preiſe konnten deſſen Vereine und Mitglieder einheimſen.— Nach dem offiziellen Ergebniſſe errangen im Preiskorſo: Gruppe A 2. Abt. bis 20 Mitglieder der Radfahrer-Verein Dillweißen⸗ ſtein den 1. Preis. Gruppe B der Radfahrer⸗Verein Mun⸗ denheim den 5. Preis. Abt. über 125 Km der Radfaher⸗ Verein Birkenfeld den 4. Preis. Gruppe C Abt. A der Radfahrer-Verein Weinheim den 3. Preis. Abt. B der Rad- fahrer-Verein„Schwalbe“ Ellmendingen den 4. Preis. Im Mannſchaftsrennen 100 Km wurde der Radfahrer⸗Verein „Schwalbe“ Ellmendingen in 3 St. 26 M. 28 Sek. ſechſter und der Radfahrer-Verein Bauſchlott in 3 St. 32 M. 35¼ Sek. achter. Im Kunſtfahren wurde Heinrich Weller, Lud⸗ wigshafen zweiter. Das Ler Niederrad⸗Kunſtfahren errangen die Herren Hch. Weller und Ludwig Bechtel vom Radtouren⸗ klub Ludwigshafen a. Rh. mit 11,96 Punkten gegen den Radfahrer⸗Verein Roland Bremen.— Sehr großen Beifall fand die Radfahrer⸗Vereinigung von 1885/97 Frankenthal mit ihrem geſchmackvollen Arrangement im Blumenkorſo und hatte auch die Freude mit dem 1. Preis ausgezeichnet zu werden. — Zur Reichstagswahl. Das in Frankfurt er⸗ ſcheinende nationalliberale Wochenblatt„Die Mainbrücke“ be⸗ ſchäftigt ſich mit dem Gerücht, Frhr. v. Heyl ſei mandatsmüde und gedenke, nicht mehr bei kommender Reichstagswahl zu kandidieren. Die„Tägl. Rundſchau“ erhielt auf ihre Anfrage bei Herrn v. Heyl die drahtliche Verſicherung, die obige Mitteilung ſei völlig unzutreffend. — Das Züchtigungsrecht au Fortbildungs- ſchulen. Die Frage, ob den Lehrern an Fortbildungs⸗ ſchulen ein Züchtigungs recht zuſteht, iſt vom Reichsgericht be⸗ jaht worden. Da der Fortbildungsſchullehrer nicht nur zu unterrichten, ſondern auch die Pflicht zur Erziehung der ihm anvertrauten Schüler habe, mſſe er auch das Recht beſitzen, innerhalb der durch den Erziehungszweck gezogenen Grenzen angemeſſene Zuchtmittel in Anwendung zu bringen. Der Badeſchwamm. Ein Schwamm iſt ein merk⸗ würdiges Ding. Früher rechnete man ihn zu den Pflanzen, heute rechnet man ihn der Gruppe von niederen Tieren zu, die auf dem Grunde des Meeres leben. Die Benutzung eines Schwammes beim Waſchen iſt durchaus dienlich, denn durch ihn wird das Waſſer filtriert, da er die Unreinlichkeiten in ſeinen Zellen feſthält. Natürlich hat dieſe Aufnahmefähigkeit auch ihre Grenzen. Daher muß der Schwamm hin und wieder gereinigt werden, indem man ihn zunächſt in einer ſtarken Sodalöſung und dann in einer ſchwachen Salzſäurelöſung wäſcht, worauf er mit kaltem Waſſer abgeſpült, ausgedrückt und an der Sonne getrocknet werden muß. Die Form der Schwämme iſt ganz ver⸗ ſchieden; ihre Farbe iſt gelb. Der Schwamm ſiedelt ſich auf dem feſten Meeresgrunde an, wo ihn die Schwammfiſcher ernten. Solche Schwammfiſcherei wird an allen Küſten des Mittelmeeres, an der ſyriſchen Küſte, im Roten Meere und auf vielen griechiſchen Inſeln ausgeübt, und zwar in der Zeit vom Mai bis zum September. Man unterſcheidet verſchiedene Sorten von Schwämmen. Die beſſeren werden gut bezahlt. In Smyrna werden die feinſten Waſch⸗ und Badeſchwämme gehandelt und in die ganze Welt ver⸗ ſandt. Die großen, gröberen Pferdeſchwämme kommen von der afrikaniſchen Küſte des Mittelmeeres. Die Schwämme werden mit einer langen vierzinkigen Gabel bei windſtillem Wetter von den Fiſchern äußerſt geſchickt vom Meeresgrunde losgeriſſen. Bei tie⸗ ferem Waſſer unterziehen ſich jedoch Taucher dieſer mühevollen Arbeit. Am Ufer ſäubert man dann die Schwämme. Sie ſind ſo gebrauchsfertig, wenn man ſie nicht noch vor dem Gebrauch bleichen läßt, um eine gleichmäßige Farbe zu erzielen. Das Schwamm⸗ fiſchen iſt ein mühſeliges Brot, denn der Hauptver⸗ dienſt an den Schwämmen fließt in die Taſchen der Händler. — Wie ein Thenteridyll aus längſt vergangenen Zeiten mutet die Ankündigung einer in Welzheim gaſtierenden Theatergeſellſchaft an, die ſich ſtolz„Saiſontheater in Welz⸗ heim“ bezeichnet. Um die Abſchiedsvorſtellung, in welcher zwei Luſtſpiele,„Denk an Vielliebchen“ oder„Rache iſt ſüß“ und„Zeppelin als Heiratsvermittler“ gegeben wurden, beſonders zugkräftig zu geſtalten, kündigte die Direktion einen Scherzrebus in Form eines lebenden Bildes an. Es wird dar⸗ über geſagt:„Dasſelbe bleibt zirka 5 Minuten ſtehen. Wer die Löſung findet und zuerſt laut ausſpricht, erhält als Preis eine Kabinettphotographie der Familie Lindner (Gruppenbild) zur freundlichen Erinnerung an unſere Theater⸗ ſaiſon. Zum Schluß Dank⸗ und Abſchiedsrede.“— Mehr kann man nicht verlangen. „ Spitzbuben⸗Fachleute. Auf der Strecke zwiſchen der Oberförſterei Köpenick und Sadowa wurden 120 Pfund Fern⸗ prechdraht abgeſchnitten und geſtohlen. Die Diebe gingen ſo geſchickt zu Werke, daß die an den Maſten angebrachte Alarmleitung nicht in Tätigkeit trat. „i dDie verkannten Films. Eine Auffklärung, die der Komik nicht entbehrt, hat die Verfolgung eines angeblichen Mädchenhändlers erfahren, mit der die Kriminalpolizei be⸗ auftragt war. Vor einigen Tagen gab ein Ausländer auf dem Bahnhof Friedrichſtraße in Berlin an einen Hamburger Agenten eine Depeſche folgenden Inhalts auf:„Komme morgen dorthin, kaufe Anna und die Morphiniſtin.“ Dieſe Depeſche wurde, da man in dem Abſender einen Mädchen⸗ händler vermutete, der Kriminalpolizei übergeben. Dieſe er⸗ mittelte jedoch in Hamburg. daß„Anna“ und„Die Mor p. inkſtin“ Bezeichnungen für zwei kinematographiſche Films ſind. 5 5 988 Aus den„Meggendorfer Blüttern““ Pennbruder⸗ logik.„Netzt haben wir keinen Knopf mehr im Beutel, in der„ ächſten Wirtſchaft werden wir alſo ſo ſicher hinaus- geſchmiſſen, wie zweimal zwei vier iſt.“—.„Das macht nix, wenn ſie un. nur erſt hereinlaſſen.“— Ein edler Spitz⸗ bube. Rich er:„Sie wußten natürlich, daß die beiden Leuchter einen Wedeutenden antiquariſchen Wert hatten?“ Angeklagter:„Neun, im Gegenteil, Herr Richter ich. wollt' was recht Billiges ſtehlen und hab' ſie genommen, weil ſie alt und gebraucht ausſchauten.“— Vo m Kaſernen⸗ hof. Unteroffizier(zuen Einjährigen):„Schon wieder'ne Feder am Uniformrock.... Sie wollen wohl Aviatiker werden?“ — In der Schlacht bei Gravelotte verlorene Papiere wiedergefunden. Nach 41 Jahren wurden einem Privatier in Eddelak(Provinz Schleswig⸗Holſtein) ſeine Militärpapiere wieder zugeſtellt, die er in der Stolacht bei Grabelotte, wo er verwundet wurde, verloren hatte. Ein Kamerad fand die Papiere und nahm ſie mit in die Heimat. Jetzt, nach ſo langer Zeit, gelang es ihm, die Adreſſe des damals Verwundeten zu erfahren. Ein„junges“ Brautpaar. Eine Ehe, wie ſie nicht zu den Alltäglichkeiten gehört, wurde vor dem Standesamt in Stoboll im ſchleſiſchen Kreiſe Rybnik geſchloſſen. Der Bräutigam war 76 Jahre alt, die Braut 83 Jahre. Von den„jungen Brautleuten“ war weder der Bräutigam noch die Braut früher verheiratet. Eine neue Erdgasflamme. Ein Naturereignis, das an die gewaltigen Erdgasbrände in Neuengamme bei Hamburg erinnert, hat ſich jetzt an der Küſte des Friſchen Haffs zugetragen. Wie aus Elbing gemeldet wird, ſchoß in einem an der Küſte des Haffs gelegenen Steinbruch mit großer Gewalt und heftigem Getöſe Erdgas hervor, das ſtunden⸗ lang brannte und eine 15 Meter hohe Feuerſäule bildete. Erſt in ſpäter Abendſtunde gelang die Ableitung des Gaſes. Bunte Steinchen. — In Japan werden große Flächen mit Kirſchbäumen bepflanzt, die nie Früchte tragen; es geſchieht dies, um ſich einige Monate an der Kirſchblüte zu erfreuen. * — Die Waſſerniederſchlagsmenge aus der Luft auf die Erde beträgt jährlich 464174 620 000 000 Tonnen. Gleich mäßig verteilt, würde die Erde 91 Zentimeter hoch mit Waſſer bedeckt ſein. 1 a — Ein Kleinbahnidyll trug ſich dem„Geſelligen“ zufolge dieſer Tage im Raſtenburger Walde zu. Ein Wagen verlor zwei Räder, glücklicherweiſe wurde alles in nächſter Nähe gefunden. Das Zügle war mit allen Erſatzteilen und allem Handwerkszeug wohlausgerüſtet. Während ſämtliche Fahrgäſte in den Wald nach Haſelnüſſen gingen, war der Schaden in einer Stunde ausgebeſſert. Ein Pfiff der Lokomotive rief alle Fahrgäſte herbei, und mit einer Verſpätung von ungefähr zwei Stunden traf der Zug auf der Halteſtelle ein. — Aus den„Meggendorfer Blättern“(Be⸗ trachtung.)„Ich hätte nicht Diplomat werden ſollen, ſchreibt mir mein Onkel geſtern. Ja, was denn nachher?“—(Aus der guten alten Zeit.) Die Kompagnie iſt in ein Dorf eingerückt. Die mitgeführte Kanone wird auf dem Kirchplatz aufgepflanzt, und der Soldat Meyer, im bürgerlichen Beruf Schneider, als Schildwache daneben geſtellt, während ſich die andere Mannſchaft mit dem Hauptmann an der Spitze im Dorfkruge gütlich tut. Nach einiger Zeit erſcheint dort auch die Schildwache Meyer.„No, was iſch?“ haucht ihn der Hauptmann an,„i hann dr doch geſait, du ſollſch bim Kanönele bliebe!“„Ha no,“ antwortet Meyer,„jetzi hann denkt, oin Mann ſchleppt's Ka⸗ nönele net weg, zwei au no net, un wann mehner komme, kann i's alloin au net halte!“ 2400 Mark für einen Hund erzielte, dem„Hann. Cour.“ zufolge, der als Züchter deutſcher Schäferhunde bekannte Buchhändler Kronbauer in Göttingen. Er hatte erſt vor einigen Monaten einen Hund an einen Züchter in Lille für 8000 Mark verkauft. Der Tod im Humpelrock. Zwei Schweſtern er⸗ tranken in einem Sommerkurorte bei Petersburg, we⸗ nige Meter vom Ufer entfernt, weil ſie den modernen, aber unpraktiſchen Humpelrock mit einem Gürtel unter dem Knie trugen. Die beiden Mädchen, wohlbewandert in der Schwimmkunſt, unternahmen, begleitet von einem Studenten, eine Bootfahrt. In geringer Ent⸗ fernung vom Lande kippte das Boot um. Der Stu⸗ dent konnte ſich ans Ufer retten. Die Mädchen ſtrengten ſich einige Zeit an, indem ſie zum Schwimmen nur die Arme gebrauchten, aber vergebens. Schließ⸗ lich verſanken ſie; ihre Leichen konnten erſt einige Stunden ſpäter geborgen werden. Für Mode und Haus. Hochzeitskleider für Bräute, Brautmütter, Braut- führerinnen, ſowie Feſtkleider für Knaben und Mädchen enthält das zweite Auguſt⸗Heft:„Hochzeit“ der„Deutſchen Moden⸗ Zeitung“ in einer ſo ſtaunenswerten Reichholtigkeit, daß keine Hausfrau und keine Schneiderin wegen der Wahl eines ge⸗ ſchmackvollen Kleides in Verlegenheit kommen wird. Die dar- geſtellten Kleider können alle ſowohl in weißen, wie in ſchwarzen und farbigen Stoffen gearbeitet werden. Der reich⸗ haltige Unterhaltungsteil bringt ferner eine große Anzahl von Artikeln, Gedichte und Vorſchlägen, welche es geſtatten, das ſchöne Feſt einer Hochzeit würdig vorzubereiten. Selbſt die Rubriken„Geſelligkeit“,„Haus, Küche und Garten“ ſind in ihrer Zuſammenſtellung auf dieſes feierliche Fomilienfeſt ge⸗ ſtimmt, und man muß darüber ſtaunen, in welcher geſchickten Form die„Deutſche Moden ⸗ Zeitung“ dieſes alles bietel. Jede Buchhandlung und Poſtanſtalt liefert für den billigen Preis von M. 1.25 pro Vierteljahr dieſes ſchöne Familienblatt. Der heutigen Nummer liegt ein Proſpekt der Großen Frankfurter Lotterie bei, welcher allen Spiel. luſtigen zur gefl. Beachtung empfohlen wird. . aarkkrankheiten 1 Haarschwund, beginnende e N keit, Schuppen ot. behandelt Sfenlict nach Profeſſst Krona r 3 Liehtheil- Institut Elektron, nur M 3, 3 Mannheim. 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Mannheim Gebr. Jacobi, I 5, 304. Radfahrer⸗Verein„Eintracht“. Sonntag, 27. I. Mts., mittags 1 Uhr im Lokal Mitglieder⸗Verſammlung. Tagesordnung wird im Lokal bekannt gegeben. Da wichtige Punkte der Tagesordnung zu erledigen ſind, wird um pünktliches und vollzähliges Erſcheinen aller Mitglieder gebeten. Der Vorſtand. Die städt. Sparkasse Weinheim Reichsbankgirokonto Postscheck-Konto Karlsruhe 1180. verzinst sämtliche Einlagen mit 4 Prozent, gewährt a. Hypotheken-Darlehen auf ertragsfähige Liegenschaften ev. bis zu 66 Prozent der amtlichen Schätzung b. Lombard-Darlehen auf Wertpapiere 5 c. Darlehen an Private auf Schuldschein gegen 2 gute Bürgen d. Liegenschaftskaufschillinge— Güterzieler— unter günstigen Bedingungen. ktags V 912, Nacl 3—5 Kassenstunden Sanin e Heimsparkassen Telephon Nr. 23. Betr.: 9 NN 8 — 2 - 1 108 Wc 40 10 N deshalb der natürlichste Volkstrunk Huch in 50 und 150 Literpaketen zu baben. 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