— gert ihr —— 15 mi W an; Viernhei Viernheimer Zeitung Viernheimer Machrichten Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einſchl. Bringerlohn. Durch die Poſt bezogen Mk. 1.14 vierteljährlich. Feruſprech⸗Nr. 20 Erſcheint Dienstags, er (He ſſiſc * h⸗badiſcher Grenzbote) 2 Samstags. Beilagen: Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim Geleſenſte und„„ Seitung am hieſigen Platze Donnerstags und„Sonntagsblatt“ und„Sonnta 1 iger Viernheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. gsfeier“ 1 2 5 N 5** 11 De 292 Redaktion, Druck und Verlag von Wilh. Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. Gegründet 1384 L Dienstag, den 29. Auguſt 1011. 27. Jahrgang. — 2 ä—— 0— Einvernehmen mit der Regierung. Wir erinnern nur an] ich gern erfuülte, wenn ich alles tue, was ich kann, um „Der r Einſiedler von Hohenfinow“. h Der Reichskanzler von Bethm ann Hollweg ſitzt auf ſeinem Gute Hohenfinow in der Mark und freut ſich ſeines Sommerurlaubs. Er unterbricht die ſommer⸗ liche Ruhe nur durch eine gelegentliche Reiſe, wie die nach Swinemünde und nach Wilhelmshöhe, um ſich dann gleich wieder vom Schauplatze der Politik in ſeine Be⸗ ſchaulichkeit zurückzuziehen. Jetzt melden ſich aber ſchon die Ruheſtörer und wollen den Kanzler aus ſeinem Sommeridyll aufſcheuchen. In der Preſſe werden Stim- men laut, die darüber hadern, daß der„ſchweigſame Philoſoph“, wie man den Kanzler getauft hat, nicht, wie weiland ſein Vorgänger, Fürſt Bülow mit dem Grübchenlächeln, die Politiker zu Gaſt lade. Anſcheinend hat es den Herren Politiken am Norderneyer Badeſtrand, wo ihnen die Gunſt des liebenswürdigen Zitatenkanzlers lächelte, und wo ihnen der Reichshund „Mohrchen“ zwiſchen den Beinen herumtänzelte, gefallen. Daher wollen ſie es jetzt auch mal mit der Gaſtlichkeit des Bethmannſchen Gutes verſuchen. Es wird hervor⸗ gehoben, daß beim Empfang der Politiker in Hohenfinow der Reichskanzler manche Mitteilungen über die marok⸗ kaniſchen Angelegenheiten machen könne. Dem⸗ gegenüber ſchreibt die„Deutſche e „Als Fürſt Bülow in den Jahren 1907 und 1908 in Norderney weilte, lagen die Dinge weſentlich anders als heute. Damals ſtanden wir im Zeichen der Blockpolitik. Fürſt Bülow hatte ſich im Reichstage eine Mehrheit geſchaffen, mit der er rechnen mußte und wollte. Es waren große geſetzgeberiſche Aufgaben in An⸗ griff zu nehmen und zu erledigen, über die eine Ver⸗ ſtändigung vor Beginn der parlamentariſchen Arbeiten herbeizuführen zweckmäßig war. Deshalb hatten die da⸗ maligen Beſprechungen manches für ſich. In dieſem Jahre ſind die Verhältniſſe ganz anders geartet. Weshalb ſollte der jetzige Reichskanzler Poli⸗ tiker nach Hohenfinow einladen? Darüber, was der Reichstag in ſeiner Herbſttagung noch erledigen ſoll, herrſcht im allgemeinen zwiſchen den verbündeten Regie⸗ rungen und den maßgebenden Parteien des Reichs tages Einverſtändnis. Neue große geſetzgeberiſche Aufgaben wer den dem Reichstage in ſeiner Schlußtagung nicht 7 7 5 breitet werden. Was aber die marokkaniſche Ange⸗ legenheit anlangt, ſo könnte der Reichskanzler, ſelbſt wenn er dazu bereit wäre, den ihn etwa beſuchenden Po⸗ litikern keine beſonderen Eröffnungen machen. Er würde ihnen kaum anderes ſagen können, als was ſchon in den Zeitungen geſtanden hat.“ Ganz können wir uns damit nicht einverſtanden er⸗ klären. Es herrſcht ſchließlich doch nicht über alles, was im Herbſt auf der Tagesordnung des Reichstages ſteht, ein Gerichtet Roman von Franz Wichmann. 28(Nachdruck verboten.) „Herr Förſter,“ ſprach er ernſt,„Sie werden verzeihen, ich wollte—“ Aber der Ergrimmte ließ ihn gar nicht ausreden. „Nichts da, nichts will ich hören!“ ſchrie er in höchſter Wut.„Daß Sie da ſind, iſt mir genug— übergenug! Sie ſind als ein Räuber in mein Haus eingedrungen,— nehmen Sie denn mit ſich, was Sie bereits geſtohlen haben!“ „Vater, ſo höre ihn doch nur erſt an!“ miſchte Klara ſich in bittendem Tone ein. Hellborn wandte ſich um. „Wenn Sie nicht hören wollen—“ Der Förſter verſchränkte mit finſterer Miene die Arme. „Nichts will ich hören! Hier iſt meine Wohnung, und dort“— er machte eine bezeichnende Bewegung nach der Tür, —„dort iſt die Schwelle! Verſtehen Sie mich?“ Hellborn ſenkte reſigniert den Kopf. „Ich gehe, da Sie mir kein Wort der Verteidigung gönnen,“ ſagte er.„Aber um eins bitte ich Sie: Laſſen Sie es dar Kind nicht entgelten, was meine Schuld war!“ „Herr,“ fuhr der Förſter ihn an,„wollen Sie mir Vor⸗ ſchriften machen? Kümmern Sie ſich um Ihre eigenen Sachen, Sie ſtehen ſchlecht genug! Gehen Sie, oder“— er wies mit drohender Gebärde nach der Wand—„ſehen Sie die Büchſe dort?“ „Um Gottes willen, Vater!“ Das Mädchen wollte ihm in den erhobenen Arm fallen, aber er ſtieß ſie zurück. Nenne mich nicht mit dem Namen,“ donnerte er ihr zu, „du haſt kein Recht mehr dazu!“ Hellborn warf noch einen langen, ſchmerzlichen Blick auf das Mädchen. „Leben Sie wohl, Fräulein Reiner!“ ſprach er, dann ving er. die Beratung der Strafprozeßreform, die wohl ganz erhebliche Schwierigkeiten bieten dürfte, 5 daß ſogar ſchon in der Preſſe, die allerdings amtlich dementierte Meldung auftauchen konnte, daß die Strafprozeßrform auf unbeſtimmte Zeit vertagt ſei. Aber darin müſſen wir der„Deutſchen Tageszeitung“ Recht geben, daß eine Viſite auf Hohenfinow, und wenn die Verpflegung noch ſo gut wäre, ziemlich zwecklos iſt. Auch über Marokko würde der Kanzler wenig plau⸗ dern können, da alles, was bisher verhandelt und be⸗ ſchloſſen iſt, wohl noch der Verborgenheit bedarf, da eine vorzeitige Veröffentlichung nur weitere Schwierig⸗ keiten in die Marokkobeſprechungen hinei ubringen könnte. Die franzöſiſchen Diplomaten, die doch ſonſt ſo gern ihren Namen in den Interviews in den Zeitungen gedruckt ſehen, ſind doch auch ſtumm wie ein toter Fiſch im Grabe. Das hat ſicher feinen guten Grund. Darum möge man dem Kanzler ruhig ſeinen kurzen Sommer⸗ nachtstraum in Frieden genießen laſſen und ihn mit politiſchen Viſiten verſchonen. Das Idyll wird ohnehin nicht mehr lange dauern, denn bald beginnen wieder die parlamentariſchen Arbeiten, und nachdem:„Auf in den Wahlkampf, Torrero...!“ Der Kaiſer über Handel, See⸗ geltung und Flotte. Bei dem Feſtmahl der Stadt Hamburg, das Sonntag abend der Senat im Saale des Rathauſes gab, ergriff auch der Kaiſer das Wort zu einer län⸗ geren Rede. Er dankte für den Empfang der Stadt Ham⸗ burg und hob hervor, daß die Hanſeſtädte in lebhaftem Intereſſe für die ihren Namen tragenden Regimenter einen neuen Beweis ihrer Hebe und Zuneigung zu geben im Begriff ſtänden. Die Anerkennung für das Heer, das nun ſchon ſo 1 den Frieden habe mit⸗ erhalten, ſei recht geweſen, denn Hamburg könne nur unter des Friedens Schirm ſeiner Arbeit nachgehen. Der Kaiſer fuhr dann fort: „Für eine Nation iſt es notwendig, wie für den menſchlichen Körper, zu atmen, um zu leben. Der Atem des Staatskörpers bringt ihm Leben und Kraft. Und dieſer Atem iſt der Handel. Schon der weitblickende Große Kurfürſt prägte S Wort:„Handel und Seefahrt ſind die beiden Haupt⸗ ſäulen meines Staates.“ Es iſt für mich eine Freude in den 23 Jahren, ſeitdem ich den Thron be⸗ den Fortſchritt zu verfolgen, den die und zumal Hamburg, genommen haben in Es iſt mir eine Pflicht, die geweſen, ſtiegen habe, Hanſeſtädte, vaſtloſem Vorwärtsſchreiten. meinerſeits den Hanſeſtäd ten zu helfen. Wir dürfen uns aber nicht darüber wundern, daß das Aufſtreben des Han⸗ dels in unſerem junggeeinten Vaterlande manchen in der Welt Unbequemlichkeiten gemacht hat. Ich meine jedoch, die Konkurrenz iſt auch auf kom⸗ merziellem Gebiete geſund. Sie iſt für die Staaten und Völker notwendig, um anzuſpornen und zu neuen Leiſtun⸗ gen anzuregen. So iſt es ja beim Sport, wie wir es heute auf dem ſchönen Rennplatz geſehen haben, wo vor den Augen von Tauſenden von Hamburgern und ſo vielen ſchönen Hamburgerinnen die Offiziere meiner Armee ge⸗ ritten haben. Da ſehen wir einen Reiter, der in Ge⸗ danken ſchon den erſten Preis errungen hat, und von rechts und links kommen die zwei Nächſten und arbeiten ſich an ihn heran, und es kommt zu ernſtem Kampf zwiſchen den Dreien. Da ergreift der, der zuerſt an der Tete war, zur Peitſche, aber nicht, um auf ſeinen kon⸗ kurrierenden Reiter zu hauen, ſondern auf ſein Pferd und gibt dem die Sporen. Darum kann die Konkurrenz der Na⸗ tionen untereinander in Frieden ausgekämpft werden. Der Schutz für Handel und Seefahrt iſt durch das deutſche Volk in den letzten Jahr eh geſchaffen worden in der mäch⸗ tig ſich entwickelnden und allerwärts durch ihre Mannes⸗ zucht und Diſziplin ſich auszeichnenden deutſchen Kriegs⸗ flotte. Sie iſt es, welche den Willen des deutſchen Volkes zur Seegeltung aufſtellt. Dieſe noch aufblühende junge Flotte erfreut ſich ganz beſonders des Intereſſes der Hamburger. Wenn anders ich den Ausdruck der Be⸗ geiſterung der Hamburger richtig verſtanden habe, ſo glaube ich annehmen zu können, daß es ihre Anſicht iſt, unſere Flotte auch fürderhin zu verſtürken, ſo daß wir ſicher ſein können, daß uns niemand den uns zuſtehenden Platz an der Sonne ſtreitig machen könne hebe ich mein Glas auf das Wohl der Hanſeſtädte und deren größter, Hamburg. Die Herren wiſſen ja. wie ich von Hamburg denke und mich Hamburg verbunden fühle. Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, ſpreche ich es nochmals aus: die Hamburger und ich, wir verſtehen uns. Die Stadt Hamburg hurra, hurra, hurra!“ Politiſche Rundſchau. Berlin, 28. Muguſt. g 7 Anweſerheit des Kae rpareοs uird Bes ſchwediſchen Königspaares fand Montag in Stettin große Parade ſtatt. So er * Der Marinehaushalt für 1912.13. anſchlag des Reichsmarineamtes, der im Februar an den Reichstag gehen wird, ſieht den Bau von zwei Der Vor⸗ Linienſchiffen und einem großen Kreuzer vor, hält ſich alſo genau an den Flottenplan von 1908. „Was ſtehſt du noch da?“ fragte der Förſter mit vor Zorn bebender Stimme die Tochter. „Gönnſt du mir kein Wort der Rechtfertigung?“ entgegnete Klara leiſe. „Nein!“ erwiderte der alte Mann hart.„Du haſt das Band zwiſchen uns zerriſſen. Ich kann keine Wortbrüchige zur Tochter haben. O, meine Kinder, meine Kinder!“ Und er ſchlug in herber Verzweiflung die Hände vor die Stirn.„So⸗ wie der Vater den Rücken kehrt, betrügen ſie ihn,— das Weib, der Sohn, die Tochter,— alle, alle!“ Der weinende Schmerz, der ſich in ſeinen Worten Luft machte, gab Klara noch einmal Mut, ſich ihm zu nähern. „Vater!“ entbebte es ihr. Da fuhr er wild auf: „Willſt du dich noch verteidigen, anderen gingſt, um deinen Buhlen derweil ungeſtört allein zu empfangen? Schande über Schande!“ „Vater,“ beſchwor ſie ihn,„wenn dieſe Schwelle hinter mir liegt;— ich fühle es, ich weiß es,— es gibt keinen Weg, der mich zurückführt! Willſt du das?“ Ein furchtbarer Blick des Vaters machte ſie verſtummen. „Wirf dich ihm an den Hals,“ rief er,„und ſei frei und offen, was du bis jetzt heimlich geweſen biſt; ſeine Geliebte!“ Alles Blut wich aus den Wangen des Mädchens, Marmor⸗ bläſſe überzog ihr Geſicht; ſie ſchien zu Stein zu erſtarren. Die Bewegungen, mit der ſie Mantel und Hut ergriff, waren ſo mechaniſch, als habe alles Leben ſie bereits verlaſſen. „Zu ihm?“ murmelten ihre Lippen.„Nein, ich kann nicht, niemals! Ins Elend denn!— Vater,“ wandte ſie ſich in der Tür noch einmal um,„dieſes Wort hat einen Abgrund zwiſchen uns geöffnet, den die Liebe nicht mehr überbrücken kann! Jetzt muß ich gehen!“ Mit abgewandtem Geſicht und ausgeſtrecktem Arm ſtand der Unbeugſame da.„Geh!“ war alles, was über ſeine Lippen weil du nicht mit den den Weg fand, und noch einmal:„Geh!“ Kapitel. In Aurichs Gartenreſtaurant, dem größten und beliebteſten Etabliſſement der Hauptſtadt, herrſchte auch heute wieder das bewegte Leben und Treiben, das ſich an ſchönen Sonntagnach⸗ mittagen hier ſtets zu entwickeln pflegte. Es war in der Tat ein prächtiger Aufenthalt unter den großen, ſchattigen Bäumen, zwiſchen denen ſich üppige grüne Anlagen mit anmutigen Bosketts und lauſchigen Lauben hin⸗ zogen. Überall, wo ſich ein freier Platz bot, waren Tiſche, Stühle und Bänke aufgeſtellt, und doch ſchienen ſie dem immer neuen Andrang von Vergnügungsluſtigen kaum zu genügen. Als die Muſikkapelle im Hintergrunde des Gartens ihre feierlichen Weiſen begonnen hatte, ſtrömten von allen Seiten auf den verſchlungenen, vielfach ſich kreuzenden, mit feinſtem Kies beſtreuten Fußwegen immer neue Scharen heran, und die Kellner, die mit fliegenden Fräcken und weißen Servietten in nervöſer Haſt ab und zu ſprangen, vermochten nur allmählich alle Wünſche der Hungrigen und Durſtigen zu befriedigen. Auf den breiten Stufen, die von dem langen, einſtöckigen Wirtſchaftsgebäude in den Garten hinabführten, blieb eine ſchlanke junge Dame ſtehen und wandte das blondlockige Haupt nach einer älteren Frau zurück. Beide waren ſauber und nett, doch im Gegenſatz zu den übrigen Beſuchern des Gartens nur ſchlicht und einfach, beinahe ländlich gekleidet. Die Jüngere ließ eine Weile ihre hellen Augen ſuchend über das Menſchengewimmel zu ihren Füßen hingleiten. „Sie ſind nirgends zu ſehen, Tante,“ ſagte ſie dann. „Werden ſie denn auch wirklich kommen?“ „Meiner Seel'“ erwiderte ihre kleine, lebhafte und trotz ihrer grauen Haare jugendlich bewegliche Begleiterin,„du wirſt doch nicht zweifeln, Klara, wenn ich dir's ſage? Deine Mutter hat mir's im Vertrauen mitgeteilt, daß ſie bei ſchönem Wetter ſicher herauskommen.“ Das junge Mädchen mußte dieſen Worten wohr oder übel Glauben ſchenken.(Fortſetzung ſolgt.) „ ——————— —— —————g—.—— : Tas preußiſche Staatsminiſterium ſoll nach den Ferien zum erſten Male in der zweiten Woche des September zuſammentreten. In dieſer Sitzung dürfte die Frage der Einberufung des Landtages auf dam Programm ſtehen. (Die Marokkoverhandlungen werden am kommen⸗ den Donnerstag in Berlin wieder aufgenommen wer⸗ den. Staatsſekretär von Kiderlen⸗Waechter trifft am Dienstag oder Mittwoch von ſeinem kurzen Urlaub wieder in Berlin ein. 11 Platz den Rauchern in der Eiſenbahn. Der preußiſche Miniſter der öffentlichen Arbeiten hat fol⸗ genden Erlaß an die preußiſch⸗heſſiſchen Eiſenbahndirek⸗ tionen gerichtet: „In der Preſſe wird darüber Klage geführt, daß es in den Zügen oft an den erforderlichen Plätzen für Raucher fehlt, während die Nichtraucher⸗ und Frauen⸗ abteile nur mäßig beſetzt ſind. Insbeſondere wird her⸗ vorgehoben, daß viele Frauen in den Raucherabteilen zum Nachteil der Raucher Platz nehmen. Wenn auch nicht in Frage kommen kann, die Vorſchriften über die Be⸗ zeichnung der Abteile in den Zügen abzuändern, ſo ſind die Zugbeamten doch anzuweiſen, in höflicher Form darauf hinzuwirken, daß einzelreiſende Frauen und Kinder möglichſt in den Frauen⸗ und Nicht⸗ raucherabteilen Platz nehmen.“ (7) Ein neues Geſetz gegen die Aufreizung zum Landesverrat? Eine Berliner Korreſpondenz meldet, daß die zur paſſiven Reſiſtenz der Wehrleute im Mobil⸗ machungsfalle aufreizenden Volksverſammlungsreden der Sozialdemokraten Däumig und Dr. Liebknecht und ein ähnlicher Artikel der„Leipziger Volkszeitung“. die amtlichen maßgebenden Stellen in Erwägungen darüber haben eintreten laſſen, ob der Schutz der beſtehenden Geſetze bei derartig unverblümten Aufforderungen zum Landesverrat wohl ausreicht. Die Prüfung dieſer Frage ſcheint ergeben zu ſollen, daß neue legislatoriſche Vorbeugungsmaßregelne dem Reichstage bald zur Beſchlußfaſſung vorgelegt werden dürften. Eine derartige Geſetzesnovelle wird beſtimmt hohe Frei⸗ heitsſtrafen gegen Agitatoren vom Däumigſchen und Liebknechtſchen Schlage vorſehen müſſen, ohne deshalb jedoch in irgendeiner Weiſe den Charakter eines Aus⸗ mahmegeſetzes zu erhalten. Die Strafandrohungen werden ſelbſwerſtändlich allein auf die Friedenszeit beſchränkt bleiben. Nach Ausbruch eines Krieges würden die mili⸗ täriſchen Befehlshaber ſtandrechtlich mit Verführern wie Verführten allerkürzeſten Prozeß machen.— Ein ſolches Geſetz tut angeſichts des täglichen ſozialdemokratiſchen Hochverrats not. ()„Der ſeinen Wahlkreis ſelbſt bezahlen muß. Das„Berliner Tageblatt“ teilt aus einer Zeitung, die es nicht nennt, folgendes allerdings ſehr bezeichnendes Inſerat mit: f „Deutſchnationaler Reichstagskandidat der ſeinen Wahlkreis ſelbſt bezahlen muß, bittet national geſinnte Männer und Frauen um Mithilfe. Die Namen werden ſpäter veröffentlicht. Gaben nimmt der Verlag dieſer Zeitung entgegen. Selten hat der Kampf ſo ſchwer getobt wie bei dieſer Wahl. Die Koſten ſind dadurch auch verdoppelt. Unſeren Gegnern ſtehen unerhört große Summen zur Verfügung. Die Wahlkreiſe ſind heute nur mit großen Geldmitteln zu erobern.“ Angeſichts eines ſolchen Inſerats könnte man wirk⸗ lich von einem Niedergang des Parlamentarismus reden. Heer und Marine. § Die großen Flottenmanöver nahmen am Montag von Kiel aus ihren Anfang. An den Manövern ſind fünf Verbände(drei Linienſchiffsgeſchwader und zwei Kreuzer⸗Aufklärungsgeſchwader) mit ſechs Torpedoboots⸗ flottillen beteiliat. 8 Das geſunkene Torpedoboot„T 21“ iſt wieder ge⸗ hoben und nach Kiel gebracht worden. Koloniales. — Rückkehr der Caprivizipfel⸗Expedition. Wie gemel⸗ det wird, hat der Gouverneur von Deutſch⸗Südweſtafrika das Gros der nach dem Okawangogebiet und dem Ca⸗ privizipfel entſandten militäriſchen Expedition zurück⸗ berufen, nachdem inzwiſchen die wohlbehaltene Rückkehr der Patrouille v. Frankenberg nach Schuckmannsburg be⸗ kannt geworden iſt und die Gerüchte über die Ermordung zweier Weißen im Okawangogebiet ſich nicht bewahrheitet haben. Nur eine kleine Abteilung der Expedition wird den Marſch nach der Polizeiſtation Kuring⸗ kuru am Okawango fortſetzen. f Frankreich. r Auch die Franzoſen haben jetzt wieder einen deutſchen „Spion“ feſtgenommen. In Vouziers verhaftete am Sonntag die Polizei einen neunzehnjährigendeut⸗ ſchen Studenten aus Leipzig, der ſich angeblich der Spionage ſchuldig gemacht haben ſoll. Auf dem Weg zur Bürgermeiſterei begleitete ihn eine wütende Menge, die ihn mit Schmährufen überhäufte. Die Menge war ſo erregt, daß ſie den Verhafteten lynchen wollte, und nur dem Eingreifen der Polizei iſt es zu verdanken, daß die Drohungen der Menge nicht verwirklicht wurden. Die Behörden verweigern über dieſe noch etwas dunkle Angelegenheit jede Auskunft. E In Frankreich geht man jetzt gegen die überhand⸗ nehmende antimilitariſtiſche Propaganda vor. Die Mili⸗ tärbehörde in Rennes ordnete eine ſtrenge Unterſuchung der Schränke der Soldaten an. Zehn Soldaten wurden im Beſitz revolutionärer Schriften ge⸗ funden und wurden ferner überführt, Geldſendungen von dem Allgemeinen Arbeiterbunde erhalten zu haben. Es wurde beſchloſſen, die Soldaten in andere Garniſonen zu verſetzen, namentlich in die von Süd⸗ und Oſtfrank reich. Rußland. E Wegen Staatsgefährlichkeit iſt die all⸗ ruſſiſche Eſperantiſten⸗Liga aufgelöſt worden. Afrika. 8 Marokko. E Depeſchen aus Melilla, welche die Zenſur nur teil weiſe durchgelaſſen, melden, daß ein Angriff der Ma⸗ rokkaner auf ſpaniſche Truppen in der Nähe des Kers⸗ fluſſes, wo augenblicklich topographiſche Vermeſſungen vor⸗ genommen werden, ſtattgefunden habe. Nach der An⸗ griffsſtelle ſind vier Kompagnien des Afrikaregiments mit Kugelſpritzen, befehligt von einem Oberſtleutnant, als Ver ſtärkung abgegangen und haben das Feuer auf den Feind eröffnet. In letzter Stunde verlautet, daß vier Spanier getötet und mehrere verwundet worden ſeien. Die Verluſte der Marokkaner ſeien groß. Spanien. : Aus Madrid wird amtlich beſtätigt, daß vier Sol⸗ daten, darunter zwei Eingeborene, bei einem Angriff auf die ſpaniſchen Truppen am Ued Kert ge⸗ tötet worden ſind. Vier Kompagnien mit Maſchinen⸗ gewehren ſind von Melilla zu Hilfe geeilt und haben den Marokkanern beträchtliche Verluſte an Toten beigebracht. Die mauriſchen Notablen boten Spanien ihre Hilfe an, um die Schuldigen zu beſtrafen. Türkei. : Der türkiſche Kriegsminiſter Mahmud Schefket iſt unter choleraverdächtigen Erſcheinungen erkrankt. Afrika. Abeſſinien. : Negus Menelik, der Kaiſer von Abeſſinien, emp⸗ fing an ſeinem Geburtstage am Sonntag die Geſandt⸗ ſchaften und die Honoratioren. Menelik hütete das Zim⸗ mer.— Durch dieſe Nachricht erfährt man erſt, daß Me⸗ nelik, der ſchon ſeit einigen Jahren tot ſein ſoll, noch lebt. Er hütet das Zimmer. Das iſt das wenigſte, was ein ſeit Jahren Totgeſagter für die Erhaltung ſeiner Geſundheit tun kann! Frankreich und Marokko. Die franzöſiſchen Wünſche und Bedingungen. Nach Information der„Frankfurter Zeitung“ aus Paris iſt Frankreich bereit, die wirtſchaftliche Gleichheit in Marokko auch fernerhin zu reſpek⸗ tieren. Es wird alle bisher erworbenen Rechte Deutſch⸗ lands anerkennen, auch die Vergebung von Liefe⸗ rungen für öffentliche Arbeiten an ausländiſche Wett⸗ bewerber zulaſſen. Nur möchte es, daß alle öffent⸗ lichen Dienſte, alſo hauptſächlich die Eiſenbahn und Po ſt, völlig unter franzöſiſcher Leitung bleiben. Dieſe Forderung bringt natürlich eine Reihe von einzelnen Diskuſſionen mit ſich, ſo die Frage der Kapi⸗ taliſation der Poſtanſtalten anderer Länder, die Beibehal⸗ tung der italieniſchen Militärabteilung in Fez uſw. Es iſt ſchwer, in dem mit Deutſchland abzuſchließenden Ak⸗ kord bereits alle dieſe Einzelheiten zu regeln. Für Frank⸗ reich kommt es alſo in erſter Linie darauf an, in for⸗ meller Weiſe die Zuſtimmung Deutſchlands zu allen Maßnahmen zu erlangen, welche es in der Ver⸗ 3 der Protektoratsabſicht für nötig er⸗ achtet. Soziales. — Der große Berliner Verkehrsſtreik ſcheint ver⸗ mieden zu werden. In einer Verſammlung der Ber⸗ liner Straßenbahner wurde beſchloſſen, ſich mit mit den von der Direktion gebotenen Lohnaufbeſſerungen vorläufig ein verſtanden zu erklären. Die Einigungsverhandlungen in der ſächſiſch⸗thü⸗ ringiſchen Metallinduſtrie ſind am Freitag wieder abge⸗ brochen worden. + In der ſächſiſch⸗thüringiſchen Metallinduſtrie ſollen die abgebrochenen Einigungsverhandlungen zwiſchen Ar⸗ beitern und Arbeitgebern Dienstag wieder aufgenommen werden. Kontraktbruch durch Streik iſt entſchädigungs⸗ pflichtig. Eine im Prinzip wichtige Entſcheidung hat die Spruchkammer des Gewerbegerichts in Bar⸗ men gefällt. Zwei Firmen hatten gegen 67 ausſtän⸗ dige Metallarbeiter Entſchädigungsklagen wegen Kontraktbruches angeſtrengt. Das Gewerbegericht ent⸗ ſchied, daß die Klageanſprüche der beiden Firmen dem Grunde nach gerechtfertigt ſeien. Die Höhe der Entſchädi⸗ gungen konnte noch nicht feſtgeſtellt werden. Eine Fabrik bezifferte den ihrigen allein auf 25 000 Mark. Eine furchtbare Eiſenbahn⸗ kataſtrophe. (Auf der Strecke Rocheſter— Newyork hat ſich am Freitag aus noch unaufgeklärter Urſache ein ſchweres Eiſenbahnunglück zugetragen. Von einer Feſtlichkeit, die Veteranen des Bürgerkrieges mit ihren Damen in Ro⸗ cheſter im Staate Newyork abgehalten hatten, kehrten zahlreiche Feſtteilnehmer in einem Schnellzuge der Lehigh⸗ Valley⸗Bahn nach Newyork zurück. Kurz vor einer Brücke, die bei Mancheſter über einen etwa 6 Meter tiefen Fluß führte, entgleiſte plötzlich die Lokomotive, und der Zug, der ſich in voller Fahrt befand, ſtürzte über das Geländer der Brücke in den Fluß. Die Trümmer der Wagen bilde⸗ ten ein einziges Chaos, aus dem die gellenden Hilferufe der Verwundeten und das Stöhnen der Sterbenden dran⸗ gen. An der Unglücksſtätte wurden bisher 31 entſetzlich verſtümmelte Leichen aus dem Flußbett des Canandaiana hervorgezogen. Zehn von den Schwerverletzten ringen mit dem Tode. Einer alten Frau waren beide Beine abgefahren worden, und als man ihr ärztliche Hilfe bringen wollte, gab ſie nur noch ſchwache Lebenszeichen von ſich. Ihre Tochter verfiel in Wahnſinn, als ſie ihre Mutter in dieſem Zu⸗ ſtande erblickte. Ein alter Mann, dem nur die Arme ge⸗ brochen waren, ſtarb an dem erlittenen Schreck unter den Händen der Aerzte. Verſchiedene Frauen, die unter den Trümmern der zerſtörten Eiſenbahnwagen nach ihren Ver⸗ wandten ſuchten, zeigen jetzt ſchwere Gemütsſtörungen. Außerdem gab es noch Hunderte von Schwerverletzten. Obwohl der Fluß faſt ganz von der herrſchenden Dürre ausgetrocknet war, ſind doch viele der Verunglück⸗ ten ertrunken, weil ſie nicht mehr die Kraft hatten. ſich zu erheben.— Das Feſt, von dem die Veteranen heimkehrten, war eine jährliche Zuſammenkunft. Autobuskataſtrophe in England. 10 Tote. Bei Conſett in Durham(England) ereignete ſich Samstag ein ſchwerer Automobilunfall, bei dem zehn Perſonen getötet wurden. Bis jetzt iſt über die Kata⸗ ſtrophe folgendes bekannt geworden: Die Verunglückten ge⸗ hörten einem Conſetter Geſangverein an und be⸗ fanden ſich auf der Fahrt nach einer Blumenausſtellung in Prudhoe, wo ſie fingen ſollten. Der Automo⸗ bilomnibus fuhr einen Hügel hinab, als plötzlich die Bremſe verſagte. Der Wagen raſte in Eilzugsgeſchwin⸗ digkeit den Berg hinunter. Der Chauffeur rief den In⸗ ſaſſen zu, daß ſie abſpringen ſollten. doch nur der Kon⸗ durteur tam dieſer Aufforderung nach; er zog ſich leichte Verletzungen zu. Chauffeur Wilſon bewahrte trotz der Angſtrufe der Frauen größte Kaltblütigkeit und lenkte den Wagen, der mit über 100 Kilometer Geſchwindigkeit den Berg hinabſauſte, um einige ſehr ſcharfe Kuc⸗ ven. Am Fuße des Hügels drehte ſich aber der Wagen um ſeine eigene Achſe, ſtieß an einen Baum und über⸗ ſchlug ſich dann. Der Chauffeur wurde nur leicht ver⸗ letzt; er befreite ſich aus den Trümmern und ſuchte den Verletzten Hilfe angedeihen zu laſſen. Neun Perſonen. fünf Damen und vier Herren, waren auf der Stelle tot; ein Herr ſtarb auf dem Wege zum Hoſpital. Zwei Damen ſind noch bewußtlos. Der Benzinbehälter wurde hundert Meter von der Unglücksſtätte entfernt gefunden. Unglück in einem amerikaniſchen Kinematographen. Eine ſchwere Exploſionskataſtrophe hat in dem kleinen pennſylvaniſchen Städtchen Cannons⸗ burgh zahlreiche Opfer gefordert. Im Opera Houſe von Cannonsburgh iſt ſeit einiger Zeit ein Kine⸗ matographentheater eingerichtet, das ſich zahlreichen Zu⸗ ſpruchs erfreute. Bei der Vorſtellung am Sonntag kam es infolge Kurzſchluſſes der Effektbogenlampe zu einer Exploſion der Films. Sofort war das ganze Theater, ein Holzbau, in Flammen, und eine fürchtbare Panik bemächtigte ſich der Zuſchauer, die größtenteils aus Frauen und Kindern beſtanden. Das Theater brannte völlig nieder. Bisher iſt es gelungen, 25 Leichen zu bergen, f während 40 Perſonen in die in ein Lazarett um! gewandelte Kirche der Methodiſtengemeinde transportiert wurden. Die Opfer der Kataſtrophe ſind größtenteils Kroatinnen und Ungarinnen, deren Angehörige in Gruben des Pittsburger Induſtriereviers beſchäftigt ſind. Unter den Toten befindet ſich auch der Elektrotechniker, der den kinematographiſchen Apparat bediente. Ueber die Kataſtrophe wird weiter gemeldet: Von den Schwerverletzten, meiſt Frauen und Kindern, ſtarben weitere ſechs, ſo daß man jetzt im ganzen 35 Tote, darunter 27 Frauen und Kinder, zählt. Die Panik entſtand infolge einer unbedeutenden Exploſion in der Kammer des Ma⸗ ſchiniſten. Es wurde Feueralarm gegeben, trotzdem nicht der geringſte Grund zu Befürchtungen vor⸗ handen war. Die Flammen wurden ſofort gelöſcht, und nur ein dichter Qualm drang aus der Kammer her⸗ vor. Die Zuſchauer, zum weitaus größten Teile Frauen und Kinder, wurden in eine derartige Aufregung ver⸗ ſetzt, daß ſie in wilder Eile nach dem einzigen Aus⸗ gange des Saales drängten. Von rückwärts geſtoßen, fielen zahlreiche Perſonen die ſteile Treppe hinunter, und auf dieſe Perſonen fielen dann weitere Zuſchauer, ſo daß in kurzer Zeit der Ausgang verſperrt war. Drei Meter hoch lagen die Menſchenleiber aufeinander⸗ getürmt. So groß war der Druck der Menſchenmaſſen, daß ſogar in der Menge, die auf die Straße hinausgedrängt wurde, hin und wieder Menſchen umfielen, die in dem Knäuel zu Tode gedrückt worden waren. Die meiſten der auf der Straße gefundenen Toten waren erſtickt, vielen von ihnen waren Arme und Beine oder das Rückgrat gebrochen. Die freiwillige Feuerwehr eilte ſofort zu Hilfe. Sie mußte zuerſt die Lebenden aus dem Saale auf die Straße bringen, ehe ſie an die auf der Treppe aufgehäuften, eng neben⸗ und übereinander liegen⸗ den Toten gelangen konnte. Bewundernswert benahm ſich die Klavierſpielerin des Theaters, die wäh⸗ rend der Panik einen langſamen Marſch ſpielte, wodurch ſchließlich ein Teil der Menſchen be⸗ ruhigt wurde und noch größeres Unglück vermieden wurde. Die Tatſache, daß das Theater im zweiten Stock liegt und nur mittels einer einzigen ſchmalen Treppe zugäng⸗ lich war, iſt wohl der alleinige Grund, daß ſo viele Perſonen der Kataſtrophe zum Opfer fielen. Die Explo⸗ ſion an ſich war ganz unerheblich und hatte ſelbſt den Maſchiniſten nicht gefährdet. Der Zwiſchenfall war je⸗ doch von einem betrunkenen Bergarbeiter bemerkt worden, der„Feuer!“ ſchrie. Wo bleibt die Gerechtigkeit? Anläßlich des Katholikentages in Mainz fand auch eine Verſammlung der katholiſchen Lehrer und Lehrerinnen ſtatt, in der Univerſitätsprofeſſor Ruville aus Halle, der bekannte Convertit einen hochaktuellen, wiſſenſchaftlichen Vortrag hielt. Zu dieſer Verſammlung waren alle katholiſchen Lehrer und Lehrerinnen eingeladen, und die Heſſiſchen Schulblätter hatten geſchrieben, man ſolle beim Urlaubnehmen nicht allzuängſtlich ſein, da jz auch proteſtantiſchen Kollegen und Kolleginnen der Urlanb zum Beſuch proteſtantiſcher Veranſtaltungen und Verſammlungen anſtands los erteilt worden ſei. Als nämlich im vergangenen Jahre in Mainz der Evangeliſche Bund tagte, wurde den evangeliſchen Lehrern und Lehrer⸗ innen amtlich mitgeteilt, daß alle, die der Verſammlung am 11. Juli beiwohnen wollten, die Stunden von 11—12 und von 2—3 frei hätten, mit dem Hinzufügen, wer wolle, könne ja die ausgefallenen Stunden nachhalten. Ferner war durch Verfügung vom 28. Juli 1910 den evangeltſchen Lehrern und Lehrerinnen Heſſens bekannt gegeben, daß vom 12.—21. Oktober in Berlin ein evangeliſch apologetiſcher Kurſus abge halten werde, und daß allen, die daran teilnehmen wollten, anſtandslos Urlaub gewährt würde. Man hätte meinen ſollen, was den Proteſtanten Recht iſt, ſei den Katholiken billig; was den evangeliſchen Lehrern nicht bloß erlaubt, ſondern ſogar angeboten wird, das dürfe den katholiſchen Lehrern auf ihre Bitte nicht verweigert werden, zumal es ſich um eine Lehrerverſammlung handelte. Allein es kam anders: Von der Kreisſchul⸗ kommiſſion Offenbach wurde nämlich der nachgeſuchte Urlaub für den Beſuch der Ver⸗ ſammlung katholiſcher Lehrer und Lehrer- innen zu Mainz am 9. Aug uſt verweigert. Nicht eine Stunde Urlaub wurde gegeben, ja es wurde nicht einmal geſtattet, eine Stunde zu verlegen. Es iſt dieſe Behandlung wirklich ein ſtarkes Stück und —ͤ. ˙ A1 — 1 ee 24 21 2 — 2 r — r S 17 — 7 ut Li nen fat, f behännte 1 fil. rer und ier alen mingſti iam en A ö nämlich eu he 0 Lchrer⸗ Jumlung damm 12 11-1 er vile, unn vn on ch doch wiederum nur eine neue Seite der Intoleranz gewiſſer obrigkettlicher Stellen, die ſich nicht ſcheuen in Wort und Tat und ſogar in amtlichen Schriftſtücken die Katholiken in der gröblichſten Weiſe zu verletzen. Noch mancher Beleg zu dieſem traurigen Kapitel ruht in den Akten und harrt des Tages⸗ lichtes. Eines aber müſſen wir Katholiken aus dieſen Vor⸗ kommniſſen folgern, was auch das Organ des kath. Lehrer⸗ vereins ſo entſchieden zum Ausdruck gebracht hat: „Wir erklären hiermit kurz und bündig: Eine ſolche Behandlung laſſen wir uns nicht gefallen, und wir werden dafür Sorge tragen, daß die Sache an anderer Stelle zur Sprache kommt, und daß uns dort eine Klare, unzweideutige Antwort gegeben wird. Entweder wird der Urlaub für alle konfeſſionellen Veranſtaltungen und Verſammlungen verweigert, dann fügen wir uns willig ohne Murren und Klagen. Oder aber es wird hierin bei katholiſchen Verſammlungen und Veranſtaltungen geradeſo verfahren wie bei evangeliſchen. Etwas anderes kann und darf es nicht in einem paritätiſchen Staate geben. Wir wollen keine Bevorzugung und keine Sonderrechte; wir laſſen uns aber auch keine Zurückſetzung und keine un⸗ gleiche Behandlung bieten. Wir verlangen vielmehr— und zwar mit allem Nachdruck— auch in dieſem Falle: Bleſches Recht für alle.“ So ſprechen überzeugungstreue Männer, die durch Wort und Beiſpiel für Staat und Kirche ein gottesfürchtiges und königstreues Geſchlecht heranziehen. Und ſolche Männer brauch: unſere charakterloſe Zeit, wo aus dem Sumpfe der „von Wiſſenſchaft ſtrotzenden“ Borniertheit und Gottloſigkeit die Schilfrohre ſo üppig emporſchießen. Lokale Nachrichten. Viernheim, 29. Aug. L Die 50jährige Feier der 1881er. Zwecks Veranſtaltung einer 50jährigen Jubelfeier der 1861 Geborenen tagte am verfloſſenen Sonntag im Gaſthaus„Zur Eintracht“ ine Verſammlung, welche ziemlich gut beſucht war. Es wurde beſchloſſen, daß eine weitere Beſprechung hierüber am Sonn⸗ tag, den 3. September d. Is., nachmittags/ 4 Uhr eben- falls im Gaſthaus„Zur Eintracht“ ſtattſinden und zu welcher alle Altersgenoſſen und Genoſſinnen ſchriftlich eingeladen werden ſollen. Die bereits gemachten Beratungen verſprechen eine gute Durchfuhrung dieſer edlen Sache und werden alle Beteiligten gebeten, zu der am kommenden Sonntag ange⸗ ſetzten Beſprechung, auch ſolche an die Einladungen nicht er- gangen ſind, recht zahlreich und pünktlich zu erſcheinen. — Die Einſtellung der Rekruten wird in dieſem Jahre erfolgen dei der Infanterie am 13. Oktober, dei der Kavallerie am 5. Oktober, bei der fahrenden Feldartillerie am 12. Oktober, bei der reitenden Feldartillerie am 5. Oktober, bei der Fußartillerie am 12. Oktober, bei den Pionieren am 12. Oktober, beim Train am 5. Oktober, bei den Jägern am 13. Oktober, bei den Militärkrankenwärtern und Oekono⸗ miehandwerkern am 3. Okober. Aus Nah und Fern. — Heddesheim, 28. Aug. Vereinzelt wurde bereits mit dem Tabakbrechen begonnen. Allgemein wird die Tabak; ernte dieſe Woche einſetzen, ſofern das Wetter gut iſt. Durch den Regen glaubt man, daß der Tabak in Quantität und Qualität nur noch gewinnt, deshalb wäre das Brechen gar nicht ſo eilig. Immerhin wird der Ertrag leider hinter dem der Vorjahre zurückſtehen. — Bürſtadt, 28. Aug. Der Gemeinderat hat be⸗ ſchloſſen, für eingelieferte Feldmäuſe je 1 Pfg., für alte Hamſter 15 und für junge Hamſter 10 Pfg aus der Ge⸗ meindekaſſe zu zahlen. L Großſachſen, 28. Aug. Der vorige Woche niedergegangene Regen hat die ganze Vegetation neu belebt, und der Landmann ſieht mit neuen Hoffunngen der Zukunft entgegen; denn wir ſtehen noch auf des Sommers Höhe und erwarten deshalb vom kommenden Herbſt noch gar vieles. Gewiß, manches wird im Preiſe hoch kommen, aber alles hat ſeine Grenzen und fiudet ſchließlich einen Ausgleich in anderen gut geratenen Erzeugniſſen. Darum darf man noch nicht den Mut verlieren. — Ludwigshafen, 28. Aug! Steuerhinterziehungs. ſache Reichsrat von Clemm. Wie verlautet, haben ſich die Erben des Herrn v. Clemm unter Verzicht auf jede Berufung bereit erklärt, den hinterzogenen Steuerbetrag, ſowie die Strafe — 115 Sie dürfen insgeſamt 600 000 Mk. zu zahlen aben. * Schreckliches Familiendrama in Heſſen. In Ren⸗ del bei Großkarben Geſſen) hat der vor einem Jahre nach London geflüchtete 27 Jahre alte Wilhelm Gunder⸗ loch, der Freitag nacht in der Behauſung ſeiner Schwieger⸗ eltern wieder eingetroffen war, am Samstag früh ſeinen Schwiegervater, Friedrich Eberhardt, ſeine Schwiegermut ter, ſeine Frau, ſeinen Schwager und feine Schwägerin erſchoſſen. Der Täter iſt geflüchtet.— Gunderloch hat bereits vor ſechs Jahren ſeinen Bruder erſchoſſen; die Geſchworenen erkannten jedoch damals nicht auf Schul⸗ dig, da Gunderloch nachweiſen konnte, daß er in Not⸗ wehr gehandelt habe. * Verheerende Unwetter im Rheingau. Ueber den Rheingau und Rheinheſſen ſind in den letzten Tagen ſchwere Unwetter niedergegangen. In kürzeſter Zeit waren, wie aus Rüdesheim gemeldet wird, die im Rheintal liegenden Gemarkungen überſchwemmt, und gewaltige Waſſermengen rauſchten durch die abfallenden Weinbergszeilen, den ganzen Erdboden mit ſich reißend. So haben beſonders die Rauenthaler Berge gelitten In den Dörfern ſammelten ſich, von angeſchwollenen Bächen herbeigeſchleppt, Bretter, Baumſtämme uſw. In Hattenheim wurden die Waſſermengen durch zu⸗ ſammengetragenes Geröll in den Weinbergen aufgehalten und überfluteten Häuſer und Ställe. Aus Stadt und Land. * Zugzuſammenſtoß auf dem Lübecker Bahn hof, In der Nacht zum Montag paſſierte der kaiſerliche Son⸗ derzug den Bahnhof in Lübeck auf ſeiner Fahrt von Hamburg nach Stettin. Er hatte auf dem Lübecker Bahn⸗ hofe einen Aufenthalt von 37 Minuten. Während dieſer Zeit fuhr der Eutiner Nachtzug auf einige im Gleiſe ſtehende Waggons auf und zertrümmerte dieſe. Von den Paſſagieren des Zuges wurden 30 Perſonen leicht verletzt. Das Getöſe der zuſammengeſtoßenen Wagen war ſo groß, daß der Kaiſer recht unſanft aus ſeinem Schlafe geweckt worden ſein dürfte. Die drei Wagen, die durch die Schuld des dienſttuenden Aſſiſtenten auf dem Gleiſe ſtehen geblieben waren, gingen in Trümmer. Der Hofzug konnte ohne Unterbrechung ſeine Fahrt fort⸗ ſetzen. * Raubmord im Erzgebirge. An der ſächſiſch⸗böhmi⸗ ſchen Grenze wurde am Sonntag ein Raubmord entdeckt. Der Eiſenbahninſpektor der Auſſig⸗Teplitzer Bahn, Karl Tucha aus Teplitz, war am Samstag zum Beſuche ſeiner in Reizenheim weilenden Gattin abgereiſt. Auf einer Station ſtieg er aus, um eine Fußtour durch das Erzgebirge zu machen. Unterwegs wurde er von einem unbekannten Täter überfallen und ermordet. Man fand am Sonntag die Leiche bis auf die Fingerringe aus⸗ geraubt in der ſogenannten Hölle bei Sebaſtiansberg. ** Juwelendiebſtahl auf dem Königsberger Haupt⸗ bahnhof. Einer mit dem D-Zug nach Berlin abfah⸗ renden Artiſtenfrau aus London ſtahlen Sonntag auf dem Königsberger Hauptbahnhof internationale Diebe eine Taſche mit Schmuckſachen und Juwelen im. Werte von 30 000 Mark. ** Eine blutige Familientragödie hat ſich in Allen⸗ ſtein zugetragen. Die Frau des Arbeiters Krutzki in Niederwitz war mit ihrer zehnjährgien Tochter auf dem Bahnhof eingetroffen und wollte ſich zu ihren Eltern begeben. Auf dem Wege dorthin lauerte ihnen ihr Mann, der von ihr getrennt lebt, auf dem Felde auf. Er feuerte einen Schuß auf die Frau ab, der ſie in den Kopf traf. Sie war ſofort tot. Einen zweiten Schuß feuerte der Mann auf ſeine Tochter. Der Schuß ging jedoch fehl, und das Mädchen entkam. Der Mörder ſchoß ſich hierauf ſelbſt eine Kugel in den Kopf und verletzte ſich lebensgefährlich. ** Jagow gegen die großen Damenhüte. In einem Erlaß des Berliner Polizeipräſidenten von Jagow wird das Tragen der großen Hüte in den Theater⸗ logen verboten und für jeden Fall der Zuwider⸗ handlung den Theaterdirektoren eine Geldſtrafe von hundert Mark angedroht. ** Frauenmord in Spandau. Die 48jährige ge⸗ ſchiedene Ehefrau Minna Wolter aus Spandau wurde Sonntag nacht an der Falkenhagener Chauſſee ermordet aufgefunden. Sie war erſchoſſen worden. ** Ein großer Kirchenraub wurde in München⸗ reuth im Bayeriſchen Wald ausgeführt. Die Diebe drangen durch die Sakriſtei in die Kirche, erbrachen ſämt⸗ liche Türen und Opferſtöcke, und der geſamte Inhalt mit den koſtbaren Altargeräten fiel ihnen zur Beute. ** Eiſenbahnunglück. Beim Zuſammenſtoß eines von Berlin kommenden Schnellzuges in der Nähe von Bu⸗ kareſt wurde ein Bremſer getötet: 17 Rumänier er⸗ litten Verletzungen * Ueber 100 Perſonen von Tollwut befallen. Im ruſſiſch⸗polniſchen Induſtriegebiet herrſcht Tollwut in be⸗ denklicher Weiſe. Während am Samstag von Sielce allein 52 von einem tollen Hunde gebiſſene Perſonen nach Warſchau geſchafft wurden, hat man Sonntag 50 Perſonen aus Sosnowice dahin übergeführt. In Sale⸗ jowie wurde ein Mädchen von einem Hunde gebiſſen; nach einigen Tagen ſtellte ſich Tollwut bei ihm ein, und es ſtarb unter ſchrecklichen Qualen. Während der Krankheit biß das Mädchen die Mutter und einige andere Perſonen. * Scheidung der Frau Hofrichter. Wie Wiener Blätter melden, hat Frau Hofrichter, die Gattin des bekanntlich wegen Giftmordes zu lebenslänglichem Kerker verurteilten ehemaligen Oberleutnants, einen Wiener Rechtsanwalt damit beauftragt, die Scheidung von ihrem Gatten einzuleiten. ** Fürchterliche Exploſion eines Garniſonmaga⸗ zins. Bei der Exploſion eines Garniſonmagazins zu San Joſe CCoſtarica) ſind fünf Soldaten und zehn Zivilperſonen getötet worden. Der an⸗ gerichtete Schaden iſt beträchtlich. * Raubanfäll. Zwiſchen Mölln und Koberg über⸗ fielen zwei Männer mit Revolvern einen Perſonen⸗ omnibus und raubten die Poſtpakete. Ein Räuber wurde feſtgenommen, er trug die geraubten Sachen größ⸗ tenteils bei ſich. * Großer Dorſbrand im Hunsrück. Am Samstag morgen brannten in Kempfeld zehn Häuſer nebſt Scheu⸗ nen und die evangeliſche Torfkirche nieder. Die Kemp⸗ felder Wehr ſowie mehrere benachbarte Feuerwehren waren zur Stelle; ſie waren jedoch dem Feuer gegenüber macht⸗ los, da eine große Waſſers not herrſcht. *Der Typhus in Deutſchland. In der Sommer⸗ friſche Lychen in der Uckermark ſind 25 Erkrankungen an Typhus amtlich gemeldet.— In Schneidemühl kamen neuerdings wieder ſechs Typhuserkrankungen vor. * Das eigene Kind geköpft. Ein furchtbares Fami⸗ liendrama ereignete ſich in Chemnitz in der Familie des Schloſſers und Chauffeurs Bleies. Die 26 jährige Frau Bleiel begab ſich in einem Anfall von Geiſtes⸗ ſtörung mit ihrem Kinde nach dem Boden des Hauſes und befahl dem Kinde, ſich hinzulegen und die Augen zu⸗ zumachen, worauf ſie mit einem Beile den Hals des Kindes durchhieb. Lautſchreiend bezichtigte ſie ſich dann ſelbſt der Tat. . Die furchtbare Tat eines Familienvaters. In Plauen i. Vogtl. überfiel der Zimmermann Hager nachts ſeine Ehefrau und brachte ihr mit einem Raſier⸗ meſſer eine tiefe Wunde bei, ſo daß die Eingeweide bloßlagen. Dann brachte er ſeiner neunjährigen Tochter mit dem Raſiermeſſer einen tiefen Schnitt am Kopfe bei und erariff die Flucht. Auf einem benachbarten Grundſtuck ſchnitt er ſich alsdann die Kehle durch. Der Mann hat die Tat in einem Anfall von Geiſtesge⸗ ſtörtheit verübt. r Mörder und Selbſtmörder. In dem Dorfe Nie⸗ ſerwitz bei Allenſtein erſchoß der Arbeiter Krutzki ſeiine Frau auf der Straße. Ein zweiter Schuß auf ſeine Tochter ging fehl. Sodann ſchoß ſich Krutzri ſelbſt eine Kugel in den Kopf, die ihn lebensgefährlich ver letzte. a 75 35 g * Ingenieur Eduard Richter befand ſich ſeit ſeiner Freilafſſung aus der Gefangenſchaft griechiſcher Räuber in Oſtrowo in Quarantäne und wurde am Samstag in Saloniki erwartet. f * Tas alte, verhängnisvolle Spiel. Der 15 jährige Sohn des Gutsbeſitzers Wehrauch in Seiferdau bei Schweidnitz erhielt von ſeinem Vater den Auftrag, ein Jagdgewehr zu reinigen. Der junge Mann beachtete nicht, daß noch eine Kugel im Laufe ſteckte. Er legte das Gewehr im Scherz auf das in der Nähe befindliche 17 jährige Dienſtmädchen des Hauſes an; plötzlich krachte der Schuß und das Mädchen brach durch das Herz ge⸗ troffen tot zuſammen. ** Ein Reviſor a la Köpenick. Am Freitag abend erſchien beim Gemeindeeinnehmer Hees in Monzbeirm ein Unbekannter unter dem Vorgeben, beauftragt zu ſein, die Kaſſe zu revidieren. Als Legitimation legte der Mann ein Schriftſtück mit gefälſchter Unterſchrift vor, die der Beamte für echt hielt. Nach der Reviſion ver⸗ ſchwand der Unbekannte mit 2080 Mark. ** Ein öſterreichiſcher Truppentransportdampfer ge⸗ ſtrandet. Der mit Truppen beladene Dampfer„Zeged“ von der Adria⸗Geſellſchaft iſt auf einen Felſen bei San Marco auf der Höhe von Porto Re aufgelaufen. Es wurden ſofort 5 Schiffe an den Ort der Strandung geſandt. Der Dampfer iſt mit 600 Mann Truppen von den dalmatiſchen Manövern beladen. Näheres über den Unfall iſt nicht bekannt. 75 ** Vöerſuchte Lynchjuſtiz in Courrieres. In Courrie⸗ res, dem Schauplatz der Bergwerkskataſtrophe von 1906, verſuchte am Freitag eine wütende Volksmaſſe zwei Män⸗ ner zu lynchen, die im Verdacht ſtanden, einen acht⸗ jährigen Knaben ertränkt zu haben. Der eine war des Kindes Vater, der andere ſein Vetter. Mit Stockſchlägen und Steinwürfen drangen die Leute auf die Beſchuldigten ein, ſo daß der Weg zum Bahnhof Schritt für Schritt erkämpft werden mußte, wobei Gerichtsperſonen und der Polizei gleichfalls übel mitgeſpielt wurde. Vergebens ſuchte der Unterſuchungsrichter am Bahnhofe die Menge zu be⸗ ruhigen. Steine flogen und zerſchmetterten die Scheiben des Bureaus, wo die zitternden Angeſchuldigten geborgen wurden. * Seine Schülerin ermordet. In Bachmut(Ruß⸗ land) erſtach der Lehrer Ball ſeine 16 Jahre alte Schülerin Gerſtein aus Eiferſucht im Sommer⸗ theater während einer Aufführung. In dem Theater brach eine Panik aus. Mehrere Damen wurden ohn⸗ mächtig. Der Mörder wurde verhaftet. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Eine heftige Feuersbrunſt hat am Freitag abend die Automobil- und Radfabrik von Tukeiner in Mailand vollſtändig zerſtört. Der Schaden beläuft ſich auf 600 000 Francs. In einem Hochofenwerk in Roux ſtürzte am Freitag plötzlich ein 48 Meter hoher Hochofen in ſich zu⸗ ſammen und begrub drei Arbeiter unter ſich. Sie wurden als Leichen unter den Trümmern hervorgezogen. Gerichtsſaal. I Um einen Hühnerpreis. Um auf der Windsbacher Geflügelausſtellung den Oekonomen Rupp⸗Schalkhauſen als Preiskonkurenten auf Minorkahühner auszuſchalten, erwirkte der Volksſchullehrer Glück aus Ansbach durch eine briefliche Irreführung des Ausſtellungskomitees die Zurückſendung der Ruppſchen Hühner. Dadurch erhielt der Lehrer wirklich den erſten Preis. Die Strafkam⸗ mer in Ansbach verurteilte deshalb Glück wegen Privaturkundenfälſchung zu 14 Tagen Gefängnis. Marktbericht. — Weinheim, 26. Aug. Schweinemarkt. Zugeführt waren 352 Milchſchweine; verkauft wurden 340 Stück, das Paar zu 12—24 Mk. Läufer waren 16 Stück zugeführt, verkauft wurden alle, das Paar zu 45— 70 Mk. Bekanntmachung. Mittwoch, den 30. Auguſt 1911, vormittags 10 Uhr werden auf dem Rathauſe dahier: 1. verſchiedene Allmendgrundſtücke auf die Dauer der Genuß⸗ zeit in Pacht an die Meiſthietenden, 2. das Anfahren von 200 cbm. Bruchabfall aus dem Porphyr⸗ werk Weinheim in die Sandſtraße und Berlichsweg und 3. die Anlieferung von ca. 60 Ztr. Stroh für den gemein⸗ heitl. Faſelſtall an die Wenigſtnehmenden verſteigert. Das Anliefern von ca. 60 Ztr. Hafer zur Fütterung des gemeinheitlichen Faſelviehes ſoll auf dem Submiſſionswege vergeben werden. Diesbezügliche Offerten ſind unter Vorlage von Muſtern und Preisangabe bis längſtens 1. September 1911, nachmittags 6 Uhr auf unſerem Büro einzureichen. Betr. Die 40. Jahresfeier des Friedensſchluſſes 1870/71. Die in der Dankſagung des Unterzeichneten vom 26. Auguſt 1911 enthaltenen Fehler find durch ein unliebſames Verſehen der Zeitungsredaktion entſtanden. Betr.: Impungen gegen Schweinerotlauf. Im 2. Halbjahr 1911 ſoll nach Erlöſchen der Maul⸗ und Klauenſeuche eine allgemeine Schutzimpfung vorgenommen werden. Die Schweinebeſitzer unſerer Gemeinde werden hiermit aufgefordert, ihre Schweine bis längſtens 1. September zur Impfung anzumelden, bei Meidung des Verluſtes des Entſchädigungsanſpruches für die nicht gemeldeten und an Rotlauf eingehenden Schweine. Im Falle nachträglicher An⸗ meldung hat die Impfung auf Koſten der Beſitzer zu geſchehen. Damit der Bürodieuſt nicht in ſehr hohem Maße beeinträchtigt wird, find die Aumeldungen an Sonntagen oder Mittwochs und Samſtags Vormittags zu bewerkſtelligen. Viernheim, den 11. Auguſt 1911. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlwein. Orts⸗Gewerbe⸗Verein Viernheim. Der Vorſtand hat verſchledenen Wünſchen der letzten General- Verſammlung entſprechend, die evtl. Wiederer⸗ richtung der Zeichenſchule für Knaben von 12—14 Jahren in letzter Sitzung ins Auge gefaßt. Um einen Ueberblick der Rentabilität bezw. der Errich- tung dieſer Schule zu haben, da der Lehrer an derſelben nur aus dem zu erhebenden Schulgelde beſoldet wird, werden die Eltern ſolcher Söhne gebeten, die Anmeldung derſelben bis zum 31. Auguſt bei den Rechner Hr. Zöller zu machen, damit entweder dieſer Entſchluß fallen gelaſſen oder weitere Schritte hierzu unternommen werden können. Wir bitten hiervon gefl. Kenntnis nehmen zu wollen. Der Vorſtand. Radfahrer⸗Hlub„Wanderer“. Donuerſtag, den 31. Anguſt, abends halb 9 Uhr im Gaſthaus„Zum roten Löwen“ bei Mitglied Phil. Sax Mitglieder Berſammlung. Tages Ordnung: Ausflug nach. laſere Fernfahrt, Verſchiedenes. Die verehrl. Mitglieder werden gebeten, pünktlich und vollzählich zu erſcheinen. Der Vorſtand. Münner⸗Turn⸗Verein Viernheim. Die Turner und Zöglinge werden dringend gebeten, wegen dem bevorſtehenden Gartenfeſt die Tu ruſtunde zu beſuchen. Die Turnwarte: Kirchner. Müller. Neu eingetroffen; Kaffeeſerviee von Mk. 2.50 au 1 2 2 Liqueurſerviee 5 1 von Mk. 1.20 an Wein ſervieene 8 8 von Mk. 1.10 an Bierſervice von Mk. 3.50 an ferner alle Gelegenheitsart tikel in Glas⸗ und Porzellanwaren zu billigſten Preiſen mit 5% Rabatt. Für Brautleute ſehr günſtige Kanfgelegenheit in Haushaltungsgegenſtaͤnden. 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