n 6 — .—̃——— err.— rn r her 2. AA 2——————y—- 2 Viernhei Viernheimer Viernheimer Nachrichten er Zeitung (Heſſiſch⸗badiſcher Grenzbote) zeiger Viernheimer Volksblatt Bezugspreis: Anzeigen: 9 e. 5 1 1 Mier 1 Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Wi ene enen, Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Diernheim ne 4 f. Durch die Poſt bezogen itetſt eitun je ſige Bei größeren Aufträgen Mk. 1.14 vierteljährlich. 5 5 alnſenſer,. eee bee Sen 3 4 bieſis 5 e 5 5 entſprechender Rabatt. Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ 5 N Fernſprech Nr. 20 Redaktion, Druck und Verlag von Wil h. Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. Gegründet 1334 Fete ne 2. Aale 1. 27. Jahrgang. Wochenrundſ 3 s Das Intereſſe der Woche wendet ſich diesmal der Perſon des Kaiſers in ganz beſonderem Maße zu. Der Kaiſer hat in Altona und in Hamburg zwei Reden gehalten, die großes Aufſehen erregt haben. In Altona ſprach er von ſeinem Familienglück, ſtellte der Kaiſerin als Frau. und Mutter ein ehrendes Zeugnis aus und lobte auch, was er bisher ſelten getan hat, ſeine Söhne als ernſte Männer, die bereit ſeien, im Falle es ernſt werde, den Tod für das Vaterland zu ſterben. In Ham⸗ burg prägte er das Wort, daß die Konkurrenz der Na⸗ tionen untereinander im Frieden zum Austrag ge⸗ bracht werden könnte, ſprach aber auch von dem uns zuſtehenden Platz an der Sonne. Wenn dieſe Kaiſerreden auch wiederum Anbebin Friedensreden waren, ſo lag doch ein Unterton darin, der gewiſſermaßen als Ant⸗ wort auf die in der ausländiſchen Preſſe gemachten Ver⸗ ſuche, den Kaiſer als ſchwächlichen Nachgeber hinzuſtellen, betrachtet werden darf. Dieſe Kaiſerreden haben jeden⸗ falls von neuem gezeigt, daß das, dem verſtorbenen König Eduard von England zugeſchriebene Wort:„Mein Neffe will unter keinen Umſtänden einen Krieg“ nicht unbedingt richtig iſt. Auch für einen Friedenskaiſer gibt es einen Moment, wo er zum Schwerte greifen muß. Und wenn dem Ausland dieſe Tatſache zum Bewußtſein kommt, ſo iſt das eine beſſere Garantie des Friedens, als wenn ſie den Beherrſcher einer Weltmacht für einen ſchwächlichen Nachgeber hält. Die Marokkobeſprechungen werden Ende dieſer Woche wieder aufgenommen werden, wobei man dann 0 enſeitig die Forderungen und Kompenſationen ſchrift⸗ formulieren will. Ueber die Ausſichten dieſer Ver⸗ handlungen herrſcht ſowohl an der Spree wie auch an der Seine die optimiſtiſchſte Stimmung. Nirgends befürch⸗ tet man ernſte Verwickelungen, hofft vielmehr, daß man auf der„neuen Grundlage“ ſich baldigſt verſtändigen werde. Wie dieſe neue Grundlage ausſieht, davon weiß man allerdings im einzelnen noch nichts. Hoffentlich folgt dem zuverſichtlichen Beginn ein baldiges, allſeits befriedigendes Ende. Eine Störung hat der Marokkofriede, der in der vergangenen Woche angebrochen zu ſein ſcheint, aller⸗ dings erfahren. Und dieſe Störung kam von dem„ehr⸗ lichen“ Intriguanten England über Wien. In einem dortigen Senſationsblatte waren als Anſicht einer hoch⸗ ſtehenden engliſchen Perſönlichkeit gehäſſige Angriffe gegen Deutſchland veröffentlicht worden. Nicht mit Unrecht ſuchte man dieſe hochſtehende Perſönlichkeit im engliſchen Botſchafterpalais in Wien, in der Perſon des Botſchafters Cartwright. Dieſer Miſter hat bisher noch keine be⸗ friedigende Aufklärung darüber geben können, ob er als Inſpirator dieſer perfiden Intriguen in Betracht kommt. Deutſchland hat aber wohl ein Recht, zu verlangen, daß ein enaliſcher Botſchafter in Wien nicht die Deutſchen⸗ ſchaftler im klaren. hetze in der Preſſe betreibt und verſucht, die Dreibund⸗ mächte voneinander zu bringen. Wie ſich die deutſch⸗ engliſchen Beziehungen in Zukunft geſtalten werden, dar⸗ auf dürfte die Behandlung, die England dieſer noch un⸗ aufgeklärten Angelegenheit angedeihen läßt, nicht ohne Einfluß ſein. In England macht man wirklich dem Hochſtapler Dr. Schultz, der ſich als Kavallerieoffizier auszugeben verſtand, den Prozeß wegen Spionage. Nachdem man Schultz zwei Tage vor dem Polizeigericht verhört hatte, iſt er den ordentlichen Gerichten überliefert worden, wo bald der eigentliche Prozeß beginnen wird. Das engliſche Volk erfreut ſich dieſes Schauſpiels. Von der Türkei hörte man in den lasten Tagen nur Erfreuliches. Ingenieur Richter iſt endlich in Saloniki eingetroffen und ſo in eine kultivierte Gegend gekommen, von wo aus er die Heimreiſe antreten kann. Hoffentlich iſt jetzt dieſe Tragikomödie endgiltig zu Ende. — Der Kronprinz der Türkei, Juſſuf Izzedin, iſt auf einer Reiſe nach Berlin begriffen und wird am 1. September einer Parade des Gardekorps auf dem Tem⸗ pelhofer Felde als Gaſt des Kaiſers beiwohnen. Der Thronfolger ſteht bereits im 54. Lebensjahre; er iſt der älteſte Sohn des 1876 verſtorbenen Sultans Abdul Aſis und gilt als einer der reichſten Männer der Türkei. Der Beſuch dieſes zukünftigen Herrſchers der Türkei kann nur dazu beitragen, die zwiſchen Deutſchland und der Türkei beſtehenden guten Beziehungen noch zu verbeſſern. In Perſſen iſt ein klarer Ueberblick über die Lage noch immer nicht zu erhalten, doch ſcheint es Kennern der Verhältniſſe jetzt ſo, als ob der Exſultan gegen Teheran, der Hauptſtadt des Landes, die Offenſive er⸗ greife und ſie von allen Seiten einzuſchließen gedenke. Ueber den Ausgang dieſes Bürgerkrieges in Perſien läßt ſich noch. immer nichts ſagen. In Japan iſt der Miniſterpräſident, Fürſt Katſur a. infolge innerer Schwierigkeiten zurückgetreten. Die Tat⸗ ſache iſt für Deutſchland bedauerlich, denn Katſura war ein Deutſchenfreund, der ſeine geſamte Ausbildung in Deutſchland genoſſen und in Deutſchland längere Zeit ge⸗ lebt hatte. Er hat viel zu den guten Beziehungen zwi⸗ ſchen Deutſchland und Japan beigetragen. Als Nachfolger hat er Soionji empfohlen, der ſeine Erziehung in Frankreich genoſſen hat und demgemäß ſich auch wohl die Anſchauungen dieſes Landes zu eigen gemacht hat. Säuglingsfürſorge. Ein internationaler Kongreß. Daß für die Kleinſten der Kleinen, für die Säug⸗ linge, etwas geſchehen muß, um die auch heute noch übergroße Zahl der Sterblichkeit der Säuglinge herab- zumindern, darüber ſind ſich alle einſichtigen Volkswirt⸗ Beſonders wir in Deutſchland, die wir trotz aller unſerer ſanitären und ſozialen Einrich⸗ tungen in punkto Säuglingsſterblichkeit noch immer hin⸗ ter anderen Kulturſtaaten zurückſtehen, ſehen hierin eine ernſte Frage. Die Löſung derſelben muß uns umſo mehr beſchäftigen, als auch wir den Geburtenhöhepunkt überſchritten haben und eine Vermehrung der Volks⸗ kraft nur noch in der Bekämpfung der früheren Sterb⸗ lichkeit als Ausgleich der abnehmenden Geburten er⸗ blicken können. Wenn wir in der amtlichen Statiſtik des Jahres 1909, die sor kurzem herausgekommen iſt, leſen, daß von 7154 296 Sterbefällen allein 335 436 auf Kinder im erſten Lebensjahre fallen, ſo muß uns dieſe Tatſache mit Schrecken erfüllen. Freilich iſt ſeit 1909 viel zur Bekämpfung der Sterblichkeit der Kinder im erſten Lebensjahre getan. Wir erinnern nur daran, daß in vielen Städten von ſozialen Frauenvereinen ſoge⸗ nannte Mutterberatungsſtellen eingerichtet wor⸗ den ſind, die den jungen Müttern mit Rat und Tat zur Seite ſtehen. Mußten doch viele Kinder bisher an unzweckmäßiger Behandlung durch die Mütter, denen jede Kenntnis über Pflege und Wartung ihrer Säuglinge abging, zugrunde gehen. Auch auf anderem Gebiete iſt viel ſeit 1909 geſchehen. So gewähren zahlreiche Kran⸗ kenkaſſen Wöchnerinnen⸗Unterſtützungen, Wochenbeihilfen uſw. Stillprämien ſind ausgeſetzt, und in manchen Ge⸗ meinden beſtehen Vereine, die den armen jungen Müttern keimfreie Milch zur Ernährung der Säuglinge zur Ver⸗ fügung ſtellen. Auch die Einführung der Familienbehand⸗ lung in manchen Krankenkaſſen hat zur Bekämpfung der Säuglingsſterblichkeit beigetragen. Stand man doch bis- her in ärmeren Familien, wenn der Arzt ſelbſt be⸗ zahlt werden mußte, auf dem Standpunkte: Ein Arzt kann bei einem ſolchen kleinen Kinde doch nichts helfen. Aber es bleibt trotzdem noch unendlich viel zu tun übrig, bis wir unſere Pflicht in der Frage der Säug⸗ lingsſterblichkeit erfüllt haben. Beſonders das von einer Hitzeperiode heimgeſuchte Jahr 1911 mahnt uns von neuem an dieſe unſere Pflicht. War doch die Rubrik über zunehmende Säuglingsſterblichkeit in den letzten Wochen und Monaten eine ſtändige in allen Zeitungen. Aus allen Gegenden Deutſchlands wurden ganz erſchreck⸗ liche Zahlen gemeldet, die uns zu ernſter Gewiſſens⸗ erforſchung über das, was noch geſchehen kann, aneiferſt müſſen. Sind es doch wichtige Fragen der Lebensfähig⸗ keit des Volkes, die da auf dem Spiele ſtehen. Nicht nur die Frage der Wehrfähigkeit des Volkes kommt in Betracht. Auch die unblutigen Kämpfe, die ſich im hei⸗ miſchen Wirtſchaftsleben und auf dem Weltmarkte ab⸗ ſpielen, fordern alljährlich ganze Armeen von Menſchen, die erſetzt werden müſſen. Und je mehr Menſchen der Wirtſchaft geopfert werden, um ſo mehr müſſen wir darauf Gerichtet. Roman von Franz Wichmann 301(Nachdruck verboten.) „Nur Mut, Kind,“ ſprach ſie,„noch heute wird alles beſſer werden! Wenn der Vater dich wiederſieht, wird er ſchon andern Sinnes werden! Er kann dir doch nicht ewig zürnen, er muß dir ja verzeihen, wenn auch du— Klara ſchien zu wiſſen, was die Tante ſagen wollte, denn raſch fiel ſie ihr ins Wort: „Ich kann ihn nicht um Verzeihung bitten, Tante, denn ich bin mir keiner Schuld bewußt!“ „Willſt du eigenſinnig ſein?“ meinte die Tante, ein wenig ärgerlich.„Und wir haben doch alle Hoffnung auf dieſen Tag geſetzt! Das Mädchen ſuchte ſich zu bezwingen. „Ich will ja ſtark ſein,“ erwiderte ſie,„ich will ja tun, was ich kann! Aber wenn es mißlingt, dann kann ich deine Güte nicht länger in Anſpruch nehmen; auf eigene Hand muß ich dann in der Welt mein Glück ſuchen. Ich habe es ja gelernt, zu arbeiten!“ Frau Baumert wollte davon nun erſt gar nichts wiſſen. „Damit iſt es allein nicht getan,“ eiferte ſie,„es iſt ſchwerer, als du denkſt, für ein alleinſtehendes junges Mädchen, Arbeit zu finden!“ Klara erhob mutvoll und zuverſichtlich den Kopf. „Wer will, der kann, hat der Vater mich gelehrt!“ „Ja, wenn man ein Mann iſt— wie der Herr Hellborn!“ Die bedeutſame Betonung, welche die Tante auf den ſoeben genannten Namen gelegt, konnte Klara nicht entgehen. Sie er⸗ rötete und ihre Stimme klang ſehr leiſe und unſicher, als ſie erwiderte: „Du weißt, daß ich ſeinen Namen nicht mehr bören will!“ Der Kellner, der eben, mit Geſchirr beladen, herantrat, kam ibr ſehr gelegen. So, hier iſt! der Kaffee Sie habe warten laſſen, aber es gibt gar ſo viel zu tun.“ „Darf ich dir einſchenken, Tante?“ fragte Klara, die Kanne zur Hand nehmend. „Danke, danke,“ erwiderte die Gefragte, aber von dem an⸗ geſchlagenen Thema ließ ſie ſich auch durch ihr Lieblingsgetränk nicht abbringen. „Alſo du willſt nichts mehr von ihm wiſſen,“ fing ſie wieder an,„weil ein ſchlechter Menſch ihn bei dir verleumdet hat?“ „Ich habe dir geſagt, Tante, wart ſelber zugeſtanden hat—“ „Und daß du ihn nicht ausſprechen ließeſt!“ fiel die von Klara Unterbrochene ein. „Weil es für derartiges keine Entſchuldigung gibt!“ ent⸗ gegnete Klara ſchroff. Frau Baumert gab dennoch nicht nach. „Wenn nun aber Herr Hellborn wirklich ehrliche Abſichten gehabt hätte,— du glaubteſt es doch, aus ſeinen Worten ent⸗ nommen zu haben, daß er dich beſonders hochſchätzte—“ Klaras Ton wurde noch um eine Nüanee ſchroffer, als ſie einfiel: „Ich will von den ehrlichen Abſichten eines unehrlichen Menſchen nichts wiſſen! Es ſcheint faſt, Tante, du rätſt mir, mich einem Nichtswürdigen hinzuwerfen, nur um einen Unter⸗ ſchlupf zu haben, nachdem ich mein elterliches Heim verloren habe!“ „Kind,“ ſagte Frau Baumert, die erregte Sprecherin liebe⸗ voll anblickend,„trotz all deiner Klugheit kennſt du dich ſelber nicht! Wenn nicht etwas in deinem Herzen wäre, das ihn ver⸗ teidigte, du würdeſt ihn nicht ſo lebhaft anklagen!“ Klara wurde verlegen, doch erwiderte ſie ſcheinbar kalt: „Er iſt mir gleichgültig! Was kann ich mehr ſagen? Aber es ſcheint, daß du dich für ihn intereſſierſt!“ „Nun, ja,“ gab die Tante zu,„warum ſoll ich es leugnen? daß er es in meiner Gegen⸗ ſogle er, n Sie, daß ich Er iſt ſo ganz anders als alle ſonſtigen Männer von beute!“ „Und er gefällt dir, willſt du ſagen?“ ſorſchte Klara. Frau Baumert ſuchte nach den rechten Worten:„Ja, er — er gefällt mir, weil er mich ſo an die gute alte Zeit er⸗ innert!“ Das junge Mädchen mußte unwillkürlich lächeln. „Wenn das alles iſt!“ meinte ſie.„Doch dann iſt es frei⸗ lich begreiflich!“ Sie horchte auf, da ſie auf dem knirſchenden Kies in ihrer Nähe Schritte zu vernehmen glaubte. „Es kommen neue Gäſte!“ ſagte ſie.„O, wenn ſie es doch wären, der Vater, die Mutter! Wie mir das Herz ſchlägt! Ich wage es nicht, hinzublicken! Tante, ſage du mir, ſind ſie es?“ Die Gefragten waren es nun zwar nicht, dafür aber war es Hellborn, der, ſeinen kleinen Knaben an der Hand führend, ſich vom Hauſe her näherte. Frau Baumert hatte ihn ſchon erkannt, ehe noch Klara ſie bat, ihr zu ſagen, wer da komme. „Es ſind andere,“ antwortete ſie jetzt,„ein Vater mit ſeinem Kinde,— ein Zufall muß ſie gerade jetzt hierher führen!“ „Wen meinſt du? Du kennſt ſie?“ fragte das Mädchen 5 2 1 neugierig. „So gut wie du! Es iſt der, von dem wir ſoeben ſprachen, mit ſeinem Knaben!“ „Hellborn?“ fuhr Klara auf.„Dann kann ich keine Minute länger hier bleiben! Er darf und ſoll mich nicht ſehen!“ Sie wollte aufſtehen, aber die Tante hielt ſie zurück: „Es iſt zu ſpät, er hat uns bereits bemerkt, aber ſie ſetzen ſich an einen andern Tiſch!“ Hellborn war in der Tat einen Augenblick ſtehen geblieben, um ſeine Augen über die Nächſtſitzenden ſchweifen zu laſſen. Dann war er zuſammengezuckt und hatte das Kind ſchnell an einen etwas abſeits ſtehenden Tiſch gezogen. „Dann müſſen wir bleiben!“ entſchloß Klara ſich.„Er ſoll nicht glauben, daß ich ihm ausweiche!“ Fortſetzung folgt.) 5 9 e — 3 71 —— —ꝛ————ê ——————— binarbeiten, der Wirtſchaft alles Leben zu erhalten, was eben zu erhalten iſt. Seit dem Jahre 1905 beſteht eine internatio⸗ nale Vereinigung für Säuglingsfürſorge, die es ſich zur Aufgabe gemacht hat, einen Austauſch der Erfah⸗ rungen, die die Völker mit ihren Maßnahmen in der Bekämpfung der Säuglingsſterblichkeit gemacht haben, her beizuführen. Die Zuſammenkünfte und Ausſprachen fin den alle zwei Jahre ſtatt. Der dritte Welt⸗Säuglings⸗ fürſorgekongreß wird in Berlin in der Zeit vom 11.—15. September veranſtaltet. Das Protektorat über den Kongreß, der im Reichstagsgebäude tagen wird, hat die Kaiſerin, die überhaupt in der Säuglingsbekämpfung eine führende Rolle inne hat, übernommen. Den Vorſitz im Ehren komitee führt der Reichskanzler. In einer allgemeinen Sitzung am 12. September werden neben dem deutſchen Redner Geh. Medizinalrat Profeſſor Dr. Heubner (Berlin), der ein rein wiſſenſchaftliches Thema, nämlich „Die Phyſiologie und Pathologie des Säuglingsalters im Univerſitätsunterricht“, behandelt, der Vertreter Frank⸗ reichs über die hiſtoriſche Entwickelung des Kinderſchutzes und der Vertreter Ungarns vom ſtaatlichen Säuglings ſchutz ſprechen. Der weſentliche Teil der Kongreßarbeit vollzieht ſich in den vier Abteilungen für Unter⸗ richt und Belehrung(Fortbildung der Aerzte und Hebammen, Ausbildung des Fürſorge- und Pflegeperſo nals, Belehrung der Bevölkerung); für die praktiſche Durchführung der Fürſorge(Stillpropaganda, Heime, Krippen uſw.); für Geſetzgebung und Verwaltungsmaß⸗ nahmen mit der Unterabteilung Vormundſchaftsweſen und für Statiſtik. Die Zuſammengehörigkeit von Mutter und Säuglingsſchutz kommt in einer Reihe von Referaten zum Ausdruck, die der Fürſorge für Schwangere und Wöchnerinnen und der Mutterſchaftsverſicherung gewidmet And. Möge der Kongreß den Erfolg haben, daß auch bei uns wieder einmal ſich die breite Oeffentlichkeit mit der ſo hochwichtigen Frage beſchäftigt. Das gute Wort wird dann auch im deutſchen Volke einen guten Ort finden und überall dort, wo der Staat noch nicht eingveifen kann, wird reine Menſchenliebe ſich bereit finden, mit zuarbeiten an dem Probleme der Bekämpfung der Säug— lingsſterblichkeit. Politiſche Rundſchau. ! Wieder etwas Deutſch⸗Offiziüſes über Marokko? Der„Berl. Lok.⸗Anz.“ beſchäftigt ſich in einem offi⸗ 3 aufgemachten Artikel mit der„Entwickelung der Marokkofrage“ und ſtellt dabei feſt, daß von einer Ge⸗ bietsabtretung in Marokko bei der Berliner Ver⸗ handlungen niemals die Rede war. Die erſten Juli⸗ wochen der Beſprechungen ſeien mit einem Hin und Her über den Algecirasvertrag dahingegangen, auf den ſich Frankreich berufen und den Deutſchland als von Frank- reich ſchon durchbrochen hingeſtellt babe. Erſt allmählich hätten ſich die Franzoſen an den Gedanken gewöhnt, daß wenn ſie Deutſchlands Zuſtimmung zu dem Geſchehenen haben wollten, ſie etwas dafür za hlen müßten. Bei der Beſprochung der„Kompenſationen“ hätten die eng⸗ li ſchen Miniſter ihre unfreundlichen Reden für an⸗ gebracht gehalten. Die lange Dauer der Beſprechungen erklärt das Blatt folgendermaßen: 0 5 Die Erklärung hierfür lieat darin, daß für eine Großmacht es immerhin eine heikle Tatſache iſt, ein Stück ihres Gebietes für nicht materielle Zugeſtändniſſe herzu⸗ geben und daß daher das Feilſchen au S au 5 er ſt e getrieben wird. Außer dieſen zutage liegenden Grün⸗ den der Verzögerung handelt es ſich aber noch um die Regelung einer Unzahl von Details. Die Franzoſen ſagen nachdem Deutſchland den(oben erwähnten Algeciras⸗ Vertrag von 1909 für ſo hinfällig erklärt hat, daß es ihn heute nicht mehr zu Recht beſtehend anerkennen könne, müſſe der neue die allergenaueſten Beſtim mungen über das gegenſeitige künftige Ver Hätnis enthalten. Ganz recht, ſagen die Deutſchen, Auch wir haben gefunden, daß trotz des Vertrages von 1909 unſeren Kaufleuten und Schutzbefohlenen durchaus nicht die Gleichberechtigung zuteil geworden iſt, wie fte der Vertrag vorſah, und das darf in Zukunft nicht wieder vorkommen. Selbſt wenn die neuen Gru n d⸗ en, welche der franzöſiſche Botſchafter mitbringen wird, im großen und ganzen annehmbar ſein ſollten, was vermutlich das auswärtige Amt heute noch nicht weiß. wird man ſich wohl darauf gefaßt machen können, daß noch geraume Zeit verſtreichen wi rd, bevor alle Pünktchen auf die J geſetzt ſind. Die kriegeriſche„Friedens“ demonſtration. Die ſozialdemokratiſche Proteſtverſammlung im Treptower Park gegen einen Krieg iſt nach einer Konferenz im Miniſterium des Innern erlaubt worden. 17 Telephon in Eiſenbahnzügen. Wie verlautet, beab⸗ ſichtigt die preußiſch⸗heſſiſche Staatsbahnverwaltung Ver⸗ ſuche mit telephoniſchen Einrichtungen in Eiſenbahnzügen anzuſtellen. Europäiſches Ausland. Oeſterreich⸗Ungarn. Die Chriſtlich⸗Sozialen Wiens haben jetzt einen neuen Führer. Der frühere Abgeordnete Gemeinderat Leopold Steiner iſt zum Obmann der Wiener chriſt lich-ſozialen Partei gewählt worden. Belgien. Die belgiſche Heeres verwaltung entfaltet ſeit einigen Tagen eine ungewöhnlich eifrige Tätigkeit. Die Regierung fährt fort, Befehle für Truppenbewegun⸗ gen zu erteilen. Im Oktober ſoll die zweite Kaboallerie⸗ diviſion von Gent nach Mons verlegt werden. Zugleich wird der geſamte Stab der dritten Kavalleriebrigade von Tournan nach Mons verſetzt werden. Donnerstag nach⸗ mittag fand beim Kriegsminiſter in Lüttich eine Konfe⸗ renz ſtatt, an der der Militärgouverneur Generalleut⸗ nant Himburger, die die befeſtigten Punkte kommandieren⸗ den Generale und die gewichtigſten Militärbehörden teil⸗ nahmen. General Helleband führte den Vorſitz. Die Be⸗ ratungen wurden geheimgehalten. Während der letzten Tage ſind Patronen und andere Munition an die belgiſchen Forts verteilt worden, und die Kommandeure erhielten verſiegelte vertrauliche Inſtruk⸗ tionen vom Kriegsminiſter. Norwegen. Die Verhöre wegen der Meutereien in einzelnen Teil der Armee ergaben, daß die Vorgänge ernſthafter * * waren, ars man erſt gegtaubt. In Stenrfaer fjag⸗ ten die Soldaten mit Steinen die Offiziere in die Flucht, als dieſe verſuchten, die Ordnung herzuſtellen. Die Offiziere, die ſich in der Dunkelheit mit Laternen verſehen hatten, mußten dieſe wegwerfen und die Flucht ergreifen. Die Soldaten zerſchmetterten Laternen, Fen⸗ ſter, Turngeräte, kurz alles, was ihnen im Wege ſtand. Es ſoll kaum mehr möglich ſein, die Leute im Zaum zu halten, da die Offiziere gegen die herrſchende Erregung machtlos ſind. England. Die engliſche Spionagefurcht treibt tolle Blüten. Die Wache des Munitionsmagazins in Southa m p ton iſt um zwei auf Kriegsſtärke gebrachte Kompagnien des zweiten Lincolnſhireregiments verſtärkt worden, und jetzt ſollen noch weitere Maßregeln für die Sicher⸗ heit des Magazins getroffen werden. Die Wachen haben Auftrag, jede Perſon, die ſich nähert, anzuhalten und, wenn verdächtig, zu verhaften. Rußland. Auch Rußland hat jetzt wieder ſeinen Spionage⸗ Prozeß. In den nächſten Tagen wird in Petersburg der Prozeß gegen den Stabskapitän des Generalſtabes Poſtnikow wegen Verkaufs militäriſcher Geheimniſſe an eine fremde Macht beginnen. Es ſind dreiundzwanzig Zeugen vorgeladen, unter ihnen der wegen des gleichen Vergehens zu Zwangsarbeit verurteilte Baron Ungern⸗ Sternberg, desgleichen die Gattin des vergifteten Bu- turlin ſowie ihre Schweſter Muſa Sieke, mit der Poſt⸗ nikow ein Verhältnis unterhielt. Poſtnikow wurde am 23. April verhaftet, als er ins Ausland flüchten wollte. Spanien. * In Spanien fand Mittwoch ein vierſtündiger Mi⸗ niſterrat ſtatt. Es wurde außer über die Marokko frage auch über die Anerkennung der Republik Portugal durch Spanien beraten. Ein genauer Be⸗ ſchluß wurde jedoch noch nicht gefaßt. Türkei. Kaiſer Wilhelm hat dem Sultan der Türkei den Schwarzen Adlerorden verliehen. Bei der Ueberreichung hielt der deutſche Geſchäftsträger in Konſtantinopel eine Anſprache, in der er erklärte, der Deutſche Kaiſer ver⸗ leihe zum Zeichen der Freundſchaft und als neuen Beweis für die Achtung, die er dem Sultan gegenüber hege, die Inſignien des Schwarzen und des Roten Adler⸗ ordens. Es ſei der lebhafte Wunſch des Kaiſers, daß die zwiſchen beiden Ländern beſtehenden freundſcha ft⸗ lichen Beziehungen, die niemals eine Trübung er⸗ fahren hätten, weiter andauerten und ſich immer inniger geſtalteten. Der Sultan entgegnete, er danke dem Kaiſer für die ihm bewieſenen Gefühle der auf⸗ richtigen Freundſchaft, und bat den Geſchäftsträger, ſeinen Dank dem Kaiſer zu übermitteln. Brände. In dem Dorfe Haſſendorf an der Bahnſtrecke Stargard—Callies brannten vier Gehöfte mit allen Sta lungen nieder; etwa 70 Schafe und viele Hühner und mehrere Schweine, Kälber uſw. kamen in den Flammen um. Infolge einer Benzinexploſion entſtand am Freitag morgen in einem Arbeitsraum der Buchdruckerei von Ihring u. Fahrenholz in der Köpenickerſtraße zu Ber lin ein großer Brand, bei dem ein in dem Betrieb beſchäftigter Arbeiter getötet, ein zweiter ſchwer verletzt wurde. Auch ein Feuerwehrmann zog ſich bei den Rettungsverſuchen nicht unerhebliche Brandwunden zu. Im Erzgebirge brannte das„Hotel zum Rat s“ in Oberwieſental vollſtändig nieder. Der haus Hotelbeſitzer Georg Keller kam in den Flammen um, ſein verkohlter Leichnam wurde nach mehrſtündigem Suchen geborgen. In Klemletſchitz bei Dobriſch in Böhmen brann ten am Donnerstag 17 Häuſer nieder. Richter in Saloniki. Mittwoch mittag hat Ingenieur Richter den Zug in Oſtrowo nach Saloniki beſtiegen. Er hat ſich unter wegs mit dem Kapitän Vahid, der ihm zur Begleitung mitgegeben war und fließend deutſch ſpricht, angeregt unterhalten. Vahid ließ durchblicken, daß bei Herrn Rich ter infolge ſeiner dreimonatigen Gefangenſchaft, während der er faſt gar nicht ſprach, die Fähigkeit des ge läufigen Sprechens zeitweilig geſtört ſei, und daß man ihm vor allem Zeit laſſen müſſe, ſich wieder völlig zu ſammeln. Als der Zug gegen acht Uhr auf dem Bahnhof in Sa⸗ loniki eintraf, hielt Richter an die ihn umdrängenden Zeitungsvertreter mit tonloſer Stimme eine kurze An ſprache, in der er die Herren bat, ihn zu entſchuldigen. Er ſei über alle Beſchreibung müde und könne den Herren heute noch kein Interview gewähren. Er müſſe zwei bis drei Tage ungeſtörte Ruhe haben, um die Reihenfolge der Ereigniſſe während ſeiner zwölfwöchi⸗ gen Gefangenſchaft im Geiſte zu vednen und ſchriftlich niederzulegen. Man reſpektierte ſeine Bitte und ließ ihn unbehelligt ziehen. Kapitän Vahid Bey begleite Richter zum Militär⸗Kommandanten von Saloniki, in deſſen Obhut Richter ſich während ſeines dortigen Aufent⸗ haltes befinden wird. Richter gedenkt, hier in Saloniki einen Verwandten aus Deutſchland abzuwarten, um in deſſen Begleitung die Rückreiſe nach Jena anzutreten. ** * Was der gerettete Ingenieur Richter erzählt. Ingenieur Richter hat mit dem Kaimakam von Elaſſona eine Unterredung gehabt, worüber dieſer be richtet:„Richter erzählte mir, ſein Aufenthaltsort ſei ihm unbekannt geweſen, er glaube aber, er habe ſich in Griechenland befunden. Zeitweilig kamen verklei⸗ dete Perſonen zu ihm, die griechiſch ſprachen, äber gar nicht das Ausſehen von Räubern hatten. Richter gab an, er würde dieſe Leute leicht wiederkennen, weil er ein gutes Gedächtnis für Phyſiognomien beſitze. Wäh⸗ rend ſeiner dreimonatigen Gefangenſchaft habe er in ſeinem geheimnisvollen Verſteck einmal Hurrarufe gehört. Jemand habe in gewiſſer Entfernung das Wort„Ger⸗ manos“ ausgeſprochen, worauf Richter ſchon mit Rufen erwidern wollte, von den Räubern aber zum Schweigen gezwungen wurde. Richter glaubt, es ſeien griechiſche Gendarmen geweſen.“ Aus Stadt und Land. * Schon wieder ein Berliner Bankier als Defrau⸗ dant. Der Inhaber des Bank- und Wechſelgeſchäfts Otto Ramdohr u. Co. in Berlin, Neue Promenade 8, Wiechert, hat ſich in der Nacht zum Donnerstag erſchoſſen. In Börſenkreiſen glaubt man, daß Depotunterſchla⸗ gungen vorliegen. Das Bankgeſchäft beſteht ſeit 1873 und hatte bisher einen guten Namen. * Der„Jagowhut“ iſt der neueſte Schlager der Berliner Wintermode. Die Putzbranche hat ſich das ſo heißumſtrittene Verbot, im Theater Hüte zu tragen, ſchnell zu nutze gemacht, und ihre neueſte Schöpfung nach dem Urheber dieſes Verbotes, Herrn v. Jagow, benannt. Eine hieſige Putzfirma hat, laut„Confectio⸗ nair“, dem aktuellen Hut den Namen„Jagowkäpp⸗ chen“ gegeben; er ſtellt eine kleine, aber kleidſam ge⸗ arbeitete Theatercoiffure in Käppchenform dar als Er⸗ ſatz für die bisherigen großen, vom Polizeipräſidenten nunmehr verbannten Theaterhüte. ** Diebſtahl von Kunſtwerken. Aus der Marien⸗ kirche in Lübeck ſind einige alte Holzſchnitzereien ge⸗ ſtohlen worden. Die Kirche enthält zahlreiche unerſetz⸗ liche Kunſtwerke. Die Diebſtähle veranlaßten die Kir⸗ chenbehörde, in Beratungen über beſſeren Schutz der Kunſtwerke einzutreten. *Verhaftete Scheckfälſcher. Der Reiſende Fritz Lohſe, der dringend verdächtig iſt, ſeinerzeit einen gefälſch⸗ ten Scheck der Deutzer Gasmotorenfabrik im Betrage von 45 000 Mark beim Schaaffhauſenſchen Bankverein ein⸗ gelöſt zu haben, wurde nunmehr von Hildesheim, wo er kürzlich verhaftet wurde, ins Kölner Gefängnis einge⸗ liefert. Es ſcheint, daß die Polizei mit der Verhaftung einen guten Fang gemacht hat, da Lohſe gleichfalls mit einem Schwindeltrick ähnlicher Art in Nürnberg, wobei er 30000 Mark einſtrich, in Zuſammenhang gebracht wird. k. Der Hochſtapler„Graf“ de Paſſy in Amerika? Das deutſche Konſulat in Newyork unterſucht die Aehn⸗ lichkeit zwiſchen einem Manne in mittleren Jahren, der ſich Albert Marcel de Paſſy nennt und am Dienstag im Stadthauſe heiratete, und Max Schiemangk, der vor einiger Zeit in Heilbronn aus dem Gefängnis ent⸗ ſprungen iſt. de Paſſy erklärte nach Poughkeepſis gehen zu wollen. **. Hinrichtung eines Lehrers. In Inſterburg wurde am Donnerstag früh der Lehrer Okto Czwaling aus Enzuhnen, Kreis Stallupönen, der am 23. September 1910 ſeine Geliebte, ein Dienſtmädchen, erſchoſſen hat, durch den Scharfrichter Schwietz hingerichtet. * Zwei Grubenkataſtrophen in Bochum. Auf der Zeche„Hannibal“ in Bochum platzte am Mittwoch abend der Sauerſtoffkeſſel eines Schweißapparates, wo⸗ durch der Vorarbeiter Franz Thiele und ein Schweißer ſchwer verletzt wurden. Erſterer ſtarb.— Auf der Zeche„Zollern 2“ in Bochum ereignete ſich am Don⸗ nerstag vormittag eine Dynamitexploſion, wobei zwei Bergleute lebensgefährlich verlezt wurden. Dem Schießmeiſter Scheuermann krepierten zwei Dynamitpatro⸗ nen, die er in der Hand trug. Der linke Arm wurde ihm abgeriſſen und das linke Bein ſo ſchwer verletzt, daß es amputiert werden mußte. Ferner erlitt ein Häuer ſchwere Brandwunden am Kopf und Arm, ſo daß man an ſeinem Aufkommen zweifelt. 0 ** Automobilunglück im Reichslande. Am Mittwoch abend verunglückte das Automobil eines Straßburger Unternehmers beim Ausweichen vor einem Handwagen auf der Landſtraße. Der Chauffeur wurde getötet, die zwei Begleiter eines Kranken, der in dem Wagen ſaß. erlitten leichte Verletzungen, während dieſer unverſehrt blieb. Das Auto wurde vollſtändig zertrümmert. ** Die Cholerakrawalle in Italien. Amtliche Feſt⸗ ſtellungen ergeben, daß die Wut der Bevölkerung von Verbiaco auf die Schließung der Brunnen zurückzuführen iſt, deren Waſſer von den Aerzten als verſeucht erklärt wurde. Die Ermordung des Gemeinde⸗ ſekretärs erfolgte wegen der letzten Volkszählung, in welcher die Bewohner die Abſicht der Regierung erblickten, einen Teil der Bevölkerung umzubringen, weil das Land nicht mehr als eine beſtimmte Zahl von Bewohnern haben dürfe. Ein Teil der Preſſe ſtellt feſt, daß überall, wo die Cholera auftritt, das ſchlechte Trinkwaſſer die Urſache iſt, und daß das große Problem Italiens die Einrichtung von Waſſerleitun⸗ gen ſein müſſe. * Schon wieder Unwetter in Tirol. In Inns⸗ bruck wütete ein heftiges Gewitter mit Orkan. Viele Blitze zündeten. Nächſt Hall brannte ein Haus ab. Viel Vieh iſt in den Flammen umgekommen. Von einem Gaſthaus in Windegg bei Hall wurde das Dach abge⸗ riſſen und weit fortgeſchleudert. In St. Gerold(Vor⸗ arlberg); kamen beim Brande eines Hauſes zwei kleine Kinder um. * Ueber das Unglück beim Bau einer Eiſenbahn⸗ brücke im Unterengadin(Linie Bevers—Schuls), wobei zwölf italieniſche Arbeiter getötet und fünf ſchwer ver⸗ wundet wurden, werden aus Zernez folgende Einzel⸗ heiten gemeldet: Das Unglück ereignete ſich in dem Augenblick, als die gewaltige Steinbrücke über der Mela⸗ ſchlucht oben verſperrt werden ſollte. Das mächtige Holz gerüſt ſamt den beiden Teilen des nahezu vollendeten Steingewölbes ſtürzte krachend in die Tiefe, etwa 50 Meter auf den Grund des Tobels, ſämtliche Arbeiter unter Trümmern und Steinblöcken begrabend. Von der Bauleitung befand ſich niemand darunter. Kaum zehn Minuten vor dem Einſturz war noch ein Ingenieur der Rhaetiſchen Bahn mit ſeinen Gehilfen auf dem Gerüſte der Unglücksbrücke. Ein Flugzeug, das in der Luft ſtill ſteht. Einem ruſſiſchen Aviatiker iſt es gelungen, auf dem Gebiete der Aviatik eine bedeutungsvolle Erfindung zu machen Er hat einen Aeroplan konſtruiert, der durch beſondere Konſtruktionen in der Luft verweilen kann, ohne ſich fortzubewegen. Das ruſſiſche Kriegsminiſte⸗ rium will dieſen Apparat ankaufen und hat dem Avbiati⸗ ker 17000 Rubel dafür geboten. ** 20000 Mark bei der Dresdener Bank unter⸗ ſchlagen. Nach Unterſchlagung von 20000 Mark iſt der Beamte der Dresdener Bank Fritz Taubert aus Ber⸗ lin flüchtig geworden. Die Unterſchlagung beſtand darin, daß Taubert für 20000 Mark Kanada⸗Aktien an ſich brachte, für 10000 Mark davon bei einer anderen Bank zu Gelde machte und mit dieſem und mit 10000 Mark Aktien am Freitag in Begleitung ſeiner Geliebten aus Berlin flüchtete. Taubert iſt erſt 23 Jahre alt. dals auftich gen, N. beſond auf m. Regier. 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