1 Fernſprech Nr. 20 Verwaltungsgerichtshofsgebäude. Es findet. plötzlich: Viernheimer Nachrichten Bezugspreis: 80 Pf. monatlich einſchl. Bringerlohn. Durch die Poſt bezogen Mk. 1.14 vierteljährlich. iernheimer Viernheimer (Heſſiſch⸗badiſcher Grenzbote) Zeitung Amtablatt der Großherzaglichen Bürgermeiſterei Viernheim Geleſenſte und verbreitetſte Zeitung am hieſigen Platze Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Redaktion, Druck und Verlag von Wilh. Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. ——— Viernheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Gegründet 139 Ar. 107. Dienstag, den 19. September 191. Revolution in Wien. I Teuerungskrawalle der Sozialdemokraten— Militär ſchreitet ein.— Barrikadenbau und Straßenkämpfe. Nach franzöſiſchem und belgiſchem Muſter hat die Sozialdemokratie in Wien am Sonntag eine Re⸗ volution aus Anlaß der Teuerungsperiode inſzeniert, wie ſie bisher in Oeſterreich einzig daſteht. Für den Vormittag war im Volkshauſe des Wiener Rathauſes von der Sozialdemokratie eine Volksvey⸗ ſammlung einberufen worden, um gegen die Teue⸗ rung zu demonſtrieren. Es nahmen daran zirka 70⸗ bis 80 000 Perſonen teil. Da der Volksſaal des Rat⸗ hauſes die große Menge nicht faſſen konnte, wurden ahlreiche Verſammlungen unter freiem immel abgehalten, in denen nicht weniger als 30 ſozialdem okratiſche Abgeordnete aufhetzende und aufrei⸗ zende Reden hielten. Durch die heftigen Worte der Redner, die gegen die Agrarier, gegen Zölle und gegen die Kartelle wetterten, bemächtigte ſich der Menge eine große Erregung. Man hörte Rufe wie: Hoch Portugal! Hoch die Revolution! Nieder mit den Pfaffen! Am Rathauſe wurde ein Schild angebracht, das einen an einem Laternenpfahl aufgehängten Miniſter zeigte, rote Fahnen mit der Aufſchrift: Hoch die Re⸗ volution wurden überall befeſtigt. Nachdem die Menge ſo in die genügende Erregung hineingebracht war, zogen die Demonſtranten zum Burgring, wo ein junger Burſche mehrere Feuer⸗ werkskörper explodieren ließ, die als Signal zum Be⸗ ginn der Revolution angeſehen wurden. Die Leute riſſen von der Reitallee der Ringſtraße Steine aus dem Boden und eröffneten einen Steinhagel auf das Te u nde von Fenſterſcheiben wurden zertrümmert. Auch die Laternen auf der Straße, darunter die prächtigen Bronce⸗ laternen vor dem kaiſerlichen Hofmuſeum, wurden zer- ſchlagen. Ebenfalls wurden die Fenſter der großen Cafes, Reſtaurants, des Deutſchen Volks⸗ theaters, die Fenſter der elektriſchen Straßen- bahnwagen durch Steinwürfe zertrümmert. Der Menge hatte ſich eine ſolche Wut bemächtigt, daß ſie alles zerſtörte, was ihr in den Weg kam. Beſonders heftig war der Angriff au die Wohnung Bürgermeiſters, die ſich im Rathauſe be⸗ Auch hier wurden zahlreiche Fenſterſcheiben zer⸗ trümmert. Nach mehreren vergeblichen Beruhigungsver⸗ ſuchen ſchritt die Polizei ein. Sie war aber gegen⸗ über den vielen Tauſenden machtlos. In dieſer Not wurde Kavallerie zur Hilfe gerufen. Huſaren, Dragoner und Ulanen kamen im Galopp herangeſprengt und ver⸗ zerſtreuen. ſuchten, die Menge zu Hinter dem Rat⸗ —— A — gauſe wurden jetzt von der Menge Bänke aus der Erde geriſſen und in den Straßen Barrikaden aufgebaut. Aus dieſer ſicheren Deckung warfen die Demonſtranten auf das Militär Steine, Biergläſer und Wein⸗ flaſchen ſowie ſonſtige gefährliche Gegenſtände. Aus den Wirtſchaften wurden Bierfäſſer herausgeholt und der anreitenden Kavallerie entgegengerollt, wodurch viele Pferde und Reiter zu Fall kamen und ſich verletzten. Schließlich ſetzte die Kavallerie ober doch über ie Barrikaden hinweg, und es kam zu einem heftigen Zuſammenſtoß, bei dem es zahlreiche Verwun⸗ dete gab. Mit Hilfe der Infanterie, die im Lauf⸗ ſchritt mit aufgepflanztem Bajonett herangeſtürmt kam, gelang es, die Straße zu ſäubern und die Ruhe an dieſer Stelle wiederherzuſtellen. Noch ſchlimmer trieb es das aufgehetzte Volk im Bezirt Ottakring, einer Gegend, wo die ärmere Be⸗ völkerung Wiens wohnt. Die Menge ſtürmte ein Schul⸗ gebäude, in dem eine Abteilung bosniſcher Sol⸗ daten untergebracht war, und eröffnete ein Stein⸗ bombardement auf dieſes Gebäude. Der Komman⸗ dant der Soldaten ermahnte die Menge zur Ruhe, und als alles nichts half, kommandierte er mehrmals„Legt an!, und„Setzt ab!“, um der Menge zu zeigen, daß die Soldaten ernſt machen würden. Als auch dieſes nichts half, ließ er zwei Salven auf die Menge abgeben. Die Wirkung war eine ent⸗ ſetzliche. Wie berichtet wird, wurden ſieben Perſonen, darunter ein dreijähriges Kind, getötet, vierzig Per⸗ ſonen ſchwer und achtzig Perſonen leichter verwundet. Auch in dieſem Bezirk wurden neben dem Sturm auf das Schulgebäude zahlreiche Geſchäftshäuſer zerſtört. Der Pöbel drang in das Schulgebäude ein, riß alles was dort herumlag, an ſich, und warf es auf die Straße, wo die Bücher, Schulhefte und Einrichtungs⸗ gegenſtände angezündet wurden. Auch an meh⸗ reren Stellen des Ottakrings wurden ſolide Barrikaden aus Brettern, Balken und Zementfäſſern aufgebaut. Außerdem wurden Stacheldrähte quer über die Straßen gezogen, um die Kavalleriepferde zum Fallen zu bringen. Unter den Verletzten befinden ſich auch drei ſozialdemokratiſche Abgeordnete: David, Sever und Forſter. Erſt in ſpäter Nachtſtunde trat wieder Ruhe ein. Die Straßen an den Stellen, wo die Demonſtranten. gehauſt haben, ſind faſt ſämtlich in Dunkelheit gehüllt, da die meiſten Laternen zerſchlagen ſind. Man ſieht nur noch wenige Leute auf der Straße. Ueberall iſt Militär poſtiert, und die Soldaten lagern um die Ge⸗ wehrpyramiden. Die Hofburg iſt von allen Seiten von Militär umgeben. 5 Angeſichts des kritiſchen Verlaufs der Revolu— 27. Jahrgang. ton ſcheint es den ſozialdemokratiſchen Veranſtaltern Angſt und Bange geworden zu ſein. Sie erließen noch in ſpäter Abendſtunde von Parteiwegen einen Aufruf, in dem ſie beteuern, daß die Demonſtration gegen die Teuerung nur durch die Schuld des Pöbels einen ſolch bedauerlichen Abſchluß gefunden habe. Mit dieſem Aufruf wird die Sozialdemokratie ſich aber nicht rein waſchen können. Es gehen Gerüchte, in denen behauptet wird, daß die Gewalttätigkeiten im Anſchluß an die Teuerungsdemonſtration von vornherein geplant ſeien. Beſonders iſt es aufgefallen, daß die ſozialdemo⸗ kratiſchen Ordner, die ſonſt bei ähnlichen Demon⸗ ſtrationen immer in Tätigkeit treten, diesmal nicht da waren. Man behauptet, daß ſie mit Abſicht nicht in Tätigkeit traten, um die Möglichkeit der Unruhen zu erleichtern. Es wird der Sozialdemokratie alſo ſchwer fallen, die Schuld an dieſem Blutvergießen von ſich ab⸗ zuwälzen. Die moraliſche Schuld trägt ſie jedenfalls. ** Amtlich wird in Wien erklärt, daß bei Wiederholung ſolcher Krawalle das Standrecht erklärt werde. Die Polizeidirektion hat eine Kundmachung erlaſſen, in der anbefohlen wird, daß im Ottakring ſämtliche Häu⸗ ſer um 8 Uhr abends zu ſperren ſind, die öffentlichen Gaſt⸗ und Schankgewerbe müſſen bis längſtens 9 Uhr geſperrt ſein. Es wird jedermann aufgefordert, ſein Haus nicht zu verlaſſen, insbeſondere werden die Hauswirte und Familienvorſtände verpflichtet, ihre Haus⸗ und Fami⸗ lienmitglieder zu Hauſe zu behalten. Gegen Zuwider⸗ handlungen werden die ſchärfſten Maßnahmen angedroht. Als Kaiſer Franz Joſef am Montag von Schönbrunn nach der Hofburg fuhr, betrachtete er an der Ecke der Bellariaſtraße die Schäden genau und beſprach mit ſeinem Adjutanten lebhaft die Vorgänge, über die ihm Bericht erſtattet wurde. 9„* Der Aufruhr in Südchina. Die ſiegreichen Rebellen; die Regierungstruppen geſchlagen. Nach einem Telegramm der Londoner„Morning Poſt“ aus Schanghai iſt dort die Nachricht eingetroffen, daß Tſchengtu, die Hauptſtadt der Provinz Sze⸗Tſchwan, von den Aufrührern eingenommen worden iſt. Der Vizekönig iſt mit anderen hohen Beamten nach Tze⸗Tſchau entflohen; ſeine Familie aber ſoll von den Rebellen getötet worden ſein. Tſen⸗Tſchun⸗ Suan, genannt der„Schlächter“, früher Vizekönig der Kwang⸗Provinzen, iſt Sonntag von Schanghai nach Sze⸗ Tſchwan abgereiſt, um die Operationen zur Unter⸗ drückung der Revolution zu leiten. Der britiſche Konſul in Tſchungting dringt darauf, daß alle dort an⸗ langenden Europäer ſofort nach Schanghai wei⸗ Roman von Franz Wichmann. (Nachdruck verboten.) „Da haben Sie recht,“ ſtimmte er ihr bei,„es iſt die neue Zeit, welche wenigſtens in dieſem Falle ſchuld iſt. Allerlei neue Ideen haben die Köpfe der ſtädtiſchen Jugend verrückt gemacht; ſie betrachten das Militär als eine Sklaverei und ſchwärmen dafür von Freiheit und anderen Dingen!“ Es trat eine Pauſe ein. Dann fragte Lorenz Reiner 37 „Iſt der Deſerteur, den Sie ſuchen, auch vom zweiten Regiment?“ „Ja,“ beſtätigte der Gendarm,„er iſt aus Maienfeld ge⸗ hen vor einer drohenden Unterſuchung. Bei einer Nach⸗ forſchung in voriger Woche wurden in der Kaſerne aufreizende Schriften entdeckt, und als Verbreiter derſelben ward ein Ein⸗ jähriger ausfindig gemacht.“ „Der jetzige Deſerteur?“ fragte die Förſterin. .„Eben der. Er zog es vor, ehe man ihn vor Gericht ſtellte, die Flucht zu ergreifen.“ „Da wird es ihm freilich ſchlimm ergehen, wenn man ihn erwischt, meinte Frau Baumert. 2 Während die Unterhaltung ſich ſo noch weiter um die Vor⸗ gänge in Maienfeld drehte, betraten neue Gäſte den Garten. Zwei Herren, in Geſellſchaft von zwei elegant, doch auffallend gekleideten jungen Mädchen kamen lachend und ſcherzend die ſteinernen Stufen des Reſtaurants herab. Die Herren, von denen der eine— ein hochgewachſener junger Mann mit tief⸗ ſchwarzem Bart und einer großen Brille über der ſchmalen, ſcharfgeſchnittenen Naſe— helle Sommerkleider trug, während der andere ſich mit affektierten Geſten in einem modernen, doch etwas abgetragenen Promenadenkoſtüm bewegte, ſchritten, nach einem geeigneten Platz ausſpähend, ihren Begleiterinnen voran. ugſam und ſuchend gingen ſie von einem Weg in den andern und erreichten endlich den zuvor von Klara und ihrer Tante verlaſſenen runden Tiſch. Der Elegant blieb ſtehen und hielt die Mädchen, die mit dreiſten Manieren ihre Blicke durch den Garten ſchweifen ließen und ſich bald hier, bald dort eine ſpöttiſche Bemerkung über einen Bekannten zuflüſterten, zurück. „Das nenn' ich Glück,“ meinte er,„der einzige größere freie Platz, und gerade für vier Perſonen. Okkupieren wir ihn!“ „Zwei ſchwere und zwei leichte Perſonen, meinſt du!“ lachte der andere. „Was die Dämchen betrifft, allerdings das letztere!“ Der Schwarzbärtige, der mit unnatürlich hoher Stimme und ziemlich leiſe ſprach, trat näher an ſeinen Begleiter heran: „Nur immer frech, mitten hinein ins Getümmel! Da drinnen im Hauſe ſitzen Soldaten; die ſehen mir den Kameraden ſicher nicht an! Hahaha!“ „In der Vermummung kann dich kein Teufel erkennen, biſt ein geborener Komödiant!“ erwiderte der Stutzer und lauter fügte er hinzu:„Alſo ſetzen wir uns!“ Der Schwarzbärtige rückte ſeine Brille zurecht und nahm neben der blonden Schönen Platz. „Nicht einmal unſere Primadonna hat mich erkannt, gelt, Schatz?“ lachte er. „Nein, wahrhaftig,“ verſicherte das Mädchen, ihn von neuem betrachtend,„du biſt zum Fürchten! In deinem Vollbart ſiehſt du aus wie einer von den alten Deutſchen, die immer ſo viel tranken!“ „Das tun ſie auch noch!“ rief der andere,„und die jungen verſtehen es noch beſſer als die alten!“ Er winkte dem eben vorübereilenden Kellner.„He, Ganymed, fahren Sie mal eine Batterie Sekt auf!“ „Ganz wie mein Leutnant ſelig immer ſagte!“ „Iſt denn Ihr Leutnant geſtorben, Herr—“ „Still,“ fiel der junge Stutzer der Fragerin ins Wort, „keine Namen hier nennen!“ Und er ließ ſeine Blicke in die Runde ſchweifen, ohne Ver⸗ dächtiges zu erſpähen. Was das Grün der Lauben verbarg, konnte er ja nicht ahnen. „Für mich allerdings,“ beantwortete der Schwarzbärtige die Frage der Rothaarigen, ob ſein Leutnant denn geſtorben ſei,„die ganze Bande iſt tot für mich, ſeit ich ihr den Rücken gekehrt habe!“ „Aber du ſagteſt doch, du habeſt Urlaub genommen und habeſt nur aus Ulk und um ungeniert zu ſein, die Maske da angelegt!“ ließ ſein Begleiter ſich vernehmen. „Biſt du aber begriffsſtutzig!“ gab der Schwarzbärtige ihm zurück.„Haſt du denn nicht bemerkt, daß ich an unſerm vorigen Platz in Pauli's Biergarten nur den Geſichtern und Ohren in unſerer Nähe nicht recht traute? Lediglich darum band ich euch das auf! Aber hier kann ich's ja ſagen, hier hört uns ja niemand!“ Das Mädchen an ſeiner Seite lächelte wichtig. „Ich weiß es ſchon, ſeit der Flüchtling mich aufſuchte. Bei mir wußte er ſich ſicher, darum ließ er mich ſeine Geheim⸗ niſſe teilen!“ „Du biſt doch nicht gar durchgebrannt?“ fragte der Freund ſtockend. „Ich habe mir ſelber Urlaub gegeben wider ihren Willen, ſonſt hätten ſie mich für lange daran verhindert!“ entgegnete der Schwarzbärtige mit zyniſcher Offenheit. Die Rothaarige hielt jetzt nicht länger an ſich; ſie ſprach das gefährliche Wort aus: „Sie ſind deſertiert?“ Der Gefragte blickte ſich ſcheu um: „Still,“ raunte er,„nicht ſo laut, das darf man nur denken, nicht ſagen!“ Er beugte ſich über den Tiſch hinüber. „Sie haben es aber richtig erraten, Fräulein Elſa,“ fuhr er fort, „deſertiert bin ich ihnen! Es war die höchſte Zeit! Sie ſind hinter deine Broſchüre„International“ gekommen,“ richtete er an den Freund das Wort,„da hieß es ſich ſchleunigſt drücken und hier untertauchen. Aber lange darf ich ſelbſt hier nicht bleiben. Ich muß weiter fort, zunächſt nach Berlin; unſere Geſinnungsgenoſſen dort werden mich ſchon zu verbergen wiſſen!“(Fortſetzung folgt.) —— 8 * ker fahren.— Nach anderen Depeſchen ſoll der Vize⸗ rönig noch in Tſchengtu weilen, aber darauf vor⸗ bereitet ſein, ſich vor den Rebellen in den ſtark befeſtig⸗ ten Jamen zurückziehen zu müſſen und die Stadt preis⸗ zugeben. Nach einer Meldung aus Tze⸗Tſchau vom 16. d. M. haben die Aufrührer Mittwoch hundert Mann Regierungstruppen aus einem Hinterhalt in der Nähe von Kien⸗Tſchau angefallen und vernichtet und Tſchengtu erreicht, wo die Truppen die Verfolger zu⸗ rückwarfen und 100 von ihnen töteten. Die Truppen gewannen am Donnerstag Kien⸗Tſchau wieder. Der Pa⸗ laſt iſt befeſtigt worden, während die umliegenden Ge⸗ bäude zerſtört ſind. Die Lage iſt hoffnungsvoller. Nach einem Pekinger Telegramm hat der Komman⸗ deur der meuternden Truppen von Sze⸗Tſchwan ſich das Leben genommen. Politiſche Rundſchau. 12 Die Gegenmaßregeln der Sozialdemokratie im Falle eines Krieges. Auf dem ſozialdemokratiſchen Par⸗ teitage hat der Abg. Bebel aus wahltaktiſchen Grün⸗ den behauptet, daß die Sozialdemokratie beim Aus⸗ bruche eines Krieges gar nicht daran denke, einen Ge⸗ neralſtreik zu inſzenieren. In Buſſang an der deutſch⸗franzöſiſchen Grenze fand, wie aus Mülhauſen berichtet wird, eine„Friedens“demonſtration der Sozial⸗ demokraten ſtatt. In den Plakaten, die zur Teilnahme an dieſer Demonſtration aufforderten, hieß es, die So⸗ zialdemokratie wolle mit allen Mitteln ſich dem Kriege widerſetzen.„Die Polizei verlangte aber, daß es in dem Plakate heißen ſolle:„mit allen geſetzlichen Mitteln“. Da die Sozialdemokraten dieſe Abfaſſung ber⸗ weigerten, wurden die ſchon angeklebten Plakate von der Polizei überklebt.— Der Vorfall zeigt, wie man in den Kreiſen der Sozialdemokratie die Antimaſſen⸗ ſſtreiksrede Bebels auffaßt. 8 „: Die Unterredung zwiſchen Kinderlen⸗Waechter und Cambon, die am Freitag nachmittag ſtattfand, dauerte bis ½7 Uhr abends. Bei den Verhandlungen hat ſich, wie der„Berl. Lok.⸗Anz.“ im offiziöſen Sperrdruck mit⸗ teilt, ergeben, daß in einigen wichtigen Punkten die fran⸗ zöſiſche Regierung den Standpunkt der deutſchen ange⸗ nommen habe. Inbezug auf einige weitere Punkte ſind nur noch redaktionelle Differenzen zu beſeiti⸗ gen, und es konnte feſtgeſtellt werden, daß bloß über gewiſſe Fragen und Garantien die Anſchauungen noch auseinandergehen. Bei dem guten Willen, der mach wie vor beide Diplomaten in ihren Unterhandlun⸗ gen leitet, ſteht jedoch zu hoffen, daß auch inbezug auf Dieſe letzten Differenzen eine Einigung unſchwer zu erzielen ſein wird. :; Die Reſerviſtenentlaſſung. Aus Anlaß des Ma⸗ rokkohandels wurden allerlei Gerüchte über die Reſer⸗ viſtenentlaſſung verbreitet. Die Reſerviſtenentlaſſung bei der deutſchen Flotte findet zur Septembermitte in ge⸗ wohnter Weiſe ſtatt. Auch beim Landheere werden die Reſerviſten, wie jetzt halbamtlich gemeldet wird, ſpäte⸗ ſtens am dritten Tage nach der Rückkehr aus den Manövern entlaſſen.— Auch in Frankreich gehen die Reſerviſtenentlaſſungen in der üblichen Weiſe vor ſich. ! Keine neue Flottenforderungen. Der Voranſchlag des Reichsmarineamtes für das Rechnungsjahr 1912 iſt feſtgeſtellt worden; er hält ſich dabei vollſtändig an dem alten Flottenbauplan. 12 Die Flugmaſchinen im Heeresetat. Das günſtige Neſultat, das die Erkundung der Fliegeroffiziere im Kaiſermanöver gezeitigt hat, wird dazu führen, daß das Kriegsminiſterium baldigſt an den Reichstag mit einer Forderung für Vermehrung der militäriſchen Flugzeuge herantreten wird. Der Kaiſer hat bereits, als er bei der Schlußkritik die einzelnen Flugoffiziere zu ihren Leiſtungen beglückwünſchte, auf die Notwendigkeit der Bereitſtellung größerer Mittel für die Militäraviatik hingewieſen. Angeſichts des bedeutenden Vorſprungs der franzöſiſchen Armee auf dieſem Gebiet iſt jedenfalls eine möglichſt ſchnelle Vermehrung unſeres kleinen Flieger⸗ korps ſehr am Platze, und der Reichstag wird auch hoffent⸗ lich die erforderlichen Mittel bewilligen. ) Der Schluß des roten Parteitages. In der Schluß⸗ ſitzung des ſozialdemokratiſchen Parteitages am Samstag wurden nach Annahme der alljährlichen Liebknechtſchen Reſolution zu Gunſten Finnlands, wobei Lieb⸗ knecht das Attentat auf Stolypin als Zeichen des Wie⸗ derbeginns der Revolution in Rußland begrüßte, die Vorſtandswahlen vorgenommen. Zum Vorſitzen⸗ den des Parteivorſtandes wurden gewählt: Auguſt Be⸗ bel und Rechtsanwalt Haaſe⸗ Königsberg, zum Kaſ⸗ ſierer Albin Geriſch-Berlin, zu Schriftführern Braun⸗ Königsberg, Ebert⸗Berlin, Molkenbuhr⸗Berlin, Hermann Müller⸗Berlin, Pfannkuch⸗Berlin und Scheidemann⸗Kaſ⸗ ſel; zur Beiſitzerin Frau Luiſe Zietz⸗Berlin. In die Kontrollkommiſſion: Bock⸗-Gotha, Brühne⸗Frankfurt a. M., Ernſt⸗Berlin, Geck⸗Offenbach, Hengsbach⸗Köln, Kaden⸗ Dresden, Stubbe⸗Hamburg, Timm⸗München und Frau Klara Zetkin⸗Stuttgart. Der nächſte Parteitag findet in Chemnitz ſtatt. Der Vorſitzende Dietz ſchloß mit einem dreifachen Hoch auf die Sozialdemokratie den Partei⸗ tag, die Delegierten ſangen die Marſeillaiſe, und die * Revolutionsinſtruktionsſtunde hatte ihr Ende erreicht. Heer und Marine. 8 Die italieniſchen Marineſorgen. Der vor einigen Wochen im Golf von Neapel geſtrandete italieniſche Pan⸗ zerkreuzer„San Giorgio“ iſt jetzt flott gemacht worden. Europäiſches Ausland. Belgien. * Auch in Belgien meutern jetzt ſchon die Soldaten. Wie„Chronique“ meldet, meuterten in der Infants⸗ riekaſerne zu Gent Reſerviſten, weil die Regierung ſie vorläufig nicht entläßt. Hundert Infanteriſten hielten in einem ſozialdemokratiſchen Lokal eine Pro⸗ teſtverſammlung ab; Vorgeſetzte wurden ausgepfiffen. Frankreich. k In ſeiner Marokkorede auf dem ſozialdemokratiſchen Parteitage behauptete der Abg. Bebel, Frankreich habe Geld wie Heu. Das war eine direkte Unwahrheit. Das im nächſtjährigen franzöſiſchen Etat zu erwartende ſehr erhebliche Defizit macht außer anderen finanz⸗ techniſchen Maßnahmen auch die Einführung einer Anzahl von neuen Steuern notwendig. So ſoll u. a. eine Steuer auf Gas, elektriſches Licht ſowie auf Glühlampen eingeführt werden. * Die franzöſiſchen Miniſterreden, die die Bereitſchaft Frankreichs betonen, hören nicht auf. Bei der Einweihung eines Denkmals in Iſſoudun für die 1870 gefallenen Soldaten hielt Finanzminiſter Klotz eine Rede, in der er ſagte, Frankreich ſei heute in der Lage, ſich mit Würde auf ſein Recht zu ſtützen, das es triumphieren ſehen wolle. Er ſei glücklich, die nationalen Kräfte wiederhergeſtellt zu haben.— Bei einem militäriſchen Feſtmahl erklärte Handelsminiſter Couyba: Wir ſtehen der Stunde gegenüber, wo Frank⸗ reich entſchloſſen zu einem ehrenvollen und würdigen Frieden, im Vertrauen auf ſeine Beſtim⸗ mung, ſtark durch ſein Recht, ſein Bündnis und ſeine Freundſchaften einig iſt betreffes der Notwendigkeit einer durchdachten und fortgeſetzten Ausgeſtaltung der Lan⸗ des verteidigung. Rußland. * Stolypins Krankheitszuſtand hat ſich verſchlimmert. Der letzte amtliche Krankheitsbericht lautet folgender⸗ maßen: In der Nacht iſt eine Verſchlimmerung in dem Zuſtande des Miniſterpräſidenten Stolypin einge⸗ treten. Es erſchienen Anzeichen einer lokalen Peritoni⸗ tis im Zuſammenhang mit einem Bluterguß unterhalb des Zwerchfells. Um 6.30 Uhr früh betrug die Tempera⸗ tur 36,6, der Puls 80, der Atem 26 bis 28. Um 8.30 Uhr vormittags betrug die Temperatur 37, der Puls 104, der Atem 24 bis 26. Um 10 Uhr vormittags wurde ein neuer Verband angelegt. Die Wunde der Eingangs⸗ öffnung wurde in gutem Zuſtande befunden. Unterhalb des Schußkanals, an deſſen hinterem Ende wurde der Sitz des Geſchoſſes feſtgeſtellt. Die Kugel wurde nach lokalem Anäſtheſieren entfernt. Der Kranke überſtand die Entfernung des Geſchoſſes in völlig befriedigender Weiſe.— An der Grenze wurden politiſch verdächtige Per⸗ ſonen verhaftet, die ins Ausland fliehen wollten. Spanien. * In Barcelona iſt die Regierung einem geplanten revolutionären Gewaltakt auf die Spur gekommen. Ein Anarchiſtenkomitee hatte dort den Generalſtreik beſchloſſen ſowie die Zerſtörung aller Telegraphen⸗, Telephon⸗ und Eiſenbahnlinien. Die Mitglieder des revolutionären Komitees ſind bis auf drei verhaftet. Portugal. * In Liſſabon wurde am Sonntag ein Bombenattentat verübt. Gegen einen Vorpoſten am Arſenal wurde eine Bombe geſchleudert. Der Soldat aber konnte ſich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Türkei. * Nach längerer Pauſe kommen wieder einmal Nach⸗ richten über das Auftreten don Banden in Albanien. Stärkere Arnautenbanden beunruhigen fortgeſetzt die Um⸗ gebung von Ipek und Diakowa, überfallen kleinere Mi⸗ litärabteilungen und nehmen ihnen die Gewehre und die Munition ab. Eine ſtarke Arnautenbande umzlingelte in einiger Entfernung von Ipek ſogar 80 Reſerviſten und zwang ſie, die Waffen abzuliefern, worauf man ſie ſechs Stunden weit wegführte und dann laufen ließ. Blätter aus Sofia melden, daß 38 bulgariſche Kauf⸗ leute, die vom Markt in Nevrokop in Mazedonien zu⸗ rückkehrten, von einem Unbekannten ermordet worden ſeien.— Wenn ſich dieſe Meldung beſtätigen ſollte, ſo kann ſie zu ernſten politiſchen Verwicklungen zwiſchen der Tür⸗ kei und Bulgarien führen. E Die Meldung bulgariſcher Blätter über die angeb⸗ liche Ermordung 38 bulgariſcher Kaufleute bei der Rück⸗ kehr vom Markte in Perlepe wird vom türkiſchen Mi⸗ niſterium des Innern dementiert. Afrira. Marokko. * Die neuen Kämpfe in der Nähe von Fez, die die Franzoſen möglichſt ſchlimm dargeſtellt haben, um wieder Grund zum„Eingreifen“ zu haben, ſcheinen nicht ſo be⸗ deutend geweſen zu ſein. Die Kolonne Bremonds, die von Fez aufgebrochen war, iſt ohne Schwertſtreich in Sefru eingetroffen. Inzwiſchen iſt es zu einer neuen Schlacht gekommen. Nach einer Meldung aus Tanger griffen die Ait⸗Juſſi trotz ihrer Niederlage am 9. d. M. die Mahalla Bre⸗ mond am 13. d. M. neuerdings an, wurden aber auch diesmal durch heftiges Geſchützfeuer der ſcherifiſchen Truppen unter ſtarken Verluſten zurückge⸗ ſchlagen. Ein Teil der Kolonne des Generals Dalbietz verließ Fez, um, wenn nötig, der Mahalla Bremonds Beiſtand zu leiſten. Aſien. China. * Die Revolution in Südchina erfordert beſondere Maßnahmen. Das chineſiſche Miniſterium hat den Kaiſer gebeten, wegen der Revolutionsgefahr in Südchina den bekannten Staatsmann Juanſchikai zum Vizekönig der Kwangprovinzen zu machen. Auf die Nachricht hin, daß Tcheng⸗tu von Zehntauſenden von Revolutionären belagert wird, befiehlt ein Erlaß des Kaiſers, daß Tuan⸗fang unverzüglich mit Truppen dort⸗ hin ausrücke. Gleichzeitig wird dem bei der Bevölke⸗ rung angeſehenen ehemaligen Generalgouverneur von Sze⸗ Tſchwan befohlen, gemeinſchaftlich mit dem jetzigen Ge⸗ neralgouverneur Maßregeln zur Beilegung der Unruhen zu treffen. Soziales. Das Ende der Metallarbeiterausſperrung. In einer Samstag mittag im Volkshauſe in Leipzig abge⸗ kaltenen Verſammlung der Gelbmetallarbeiter wurden mit Zweidrittelmajorität die Bedingungen der Arbeitgeber an⸗ genommen und beſchloſſen, die Arbeit am Dienstag wieder aufzunehmen. . In England droht ſchon wieder ein Eiſenbah⸗ nerſtreik. Die Arbeiter der verſchiedenſten Eiſenbahn⸗ geſellſchaften drohen mit Streikausbrüchen; ſo ſteht der Streik auf der Great Southern Railway bevor. In Ir⸗ land haben einzelne Eiſenbahnarbeitergruppen die Ar⸗ beit bereits niedergelegt. Der Automobilwahnſinn. In Syracuſe im Staate Newyork hat ſich am Sonn⸗ tag nachmittag ein entſetzliches Unglück ereigenet. An⸗ läßlich der dort ſtattfindenden Staatsausſtellung fand ein über 50 Meilen führendes Automobilrennen ſtatt, deſſen Anfang Präſident Taft beiwohnte. Bei der 43. Meile durchbrach plötzlich ein Knorwagen. der von dem be⸗ rannten amerttaniſchen Fahrer Lee Oldfield geführt wurde, bei einer Kurve die Umzäunung und fuhr mit großer Geſchwindigkeit in die dichtgedräng⸗ ten Zuſchauermaſſen hinein. Die Wirkung war furchtbar. Sechs Perſonen wurden ſofort getötet, und drei erlitten ſo ſchwere Verletzungen, daß ſie bald darauf im Krankenhauſe ſtarben. Außerdem wurden vierzehn Perſonen ſchwer verletzt, darunter fünf ſo ſchwer, daß ſie kaum mit dem Leben davonkommen werden. Das Unglück wird darauf zurückgeführt, daß die Bahn vor Beginn des Rennens befeuchtet wurde, um ſie für eine Fahrt des Präſidenten Taft ſtaubfrei zu machen. Die Teilnehmer am Rennen weigerten ſich zuerſt, auf der feuchten Straße zu fahren, ließen ſich aber ſchließ⸗ lich doch dazu überreden. Mitten im Rennen erlitt Old⸗ field einen Pneumatikdefekt, ſein Wagen ſprang hoch in die Luft und raſte dann in das Publikum hinein. Oldfield erlitt mehrere Rippenbrüche und auch innere Ver⸗ letzungen, dürfte aber mit dem Leben davonkommen. Der hinter ihm fahrende De Palma merkte nichts von dem Unglück und ſetzte ſeine Fahrt fort. Obgleich die Menge in die Bahn hineinſtürmte, konnte ſein Wagen noch recht⸗ zeitig zum Stehen gebracht und weiteres Unglück ver⸗ mieden werden. Aus Stadt und Land. Millionenunterſchlagungen eines Bankdirektors. Bei der Augsburger Wechſel⸗ und Diskonto⸗ bank ſind umfangreiche Unterſchlagungen und Be⸗ trügereien entdeckt worden. Nach den bisherigen Feſt⸗ ſtellungen handelt es ſich um Fehlbeträge von mehr als einer Million Mark. Als Schuldiger wird der 31 Jahre alte Kaufmann Friedrich Hetzner be⸗ e der die Stellung eines zweiten Direktors und rokuriſten bei der Bank bekleidete. Hetzner hat die Flucht ergriffen. Ein Opfer der Rückſichtsloſigkeit ves Berliner Publikums. In Tegel bei Berlin wurde Sonntag abend die 51jährige Frau Krebs bei dem allſonntäg⸗ lichen Anſturm auf die Straßenbahnwagen von der rückſichtsloſen Menge unter einen Anhängerwagen der Straßenbahn gedrängt, der die Frau zu Tode ge⸗ quetſcht hat. ** Ein falſch deklariertes Paket. Auf dem Poſt⸗ zollamt 1 in Berlin explodierte am Sonntag ein als„Modewaren“ deklariertes Paket, das Knallkorken enthielt. Durch die Exploſion entſtand ein großes Feuer, durch das 200 Pakete mit zum Teil ſehr wertvollem Inhalt verbrannten. ** Von Ediſons Auto überfahren. In dem Städt⸗ chen Laufen bei Nürnberg hat Sonntag nachmittag gegen 6 Uhr das Automobil des amerikaniſchen Er⸗ finders Thomas Alva Ediſon den 12jährigen Knaben Lederer überfahren und auf der Stelle getötet. Ediſon war von dem Unfall tief erſchüttert. Den Chauffeur trifft keine Schuld an dem Unglück. * Wurſtvergiftung beim Hochzeitsmahl. In St. Ingbert ſind vierzehn Perſonen nach einem Hochzeitsmahl erkrankt. Die Erkrankungen rühren von Wurſtvergiftungen her. ** Eine Künſtlertragödie. Auf Schloß Ricklin⸗ gen(Hannover) erſchoß ſich in der Nacht der Schloß⸗ beſitzer und Kunſtmaler Paul Huver, nachdem er zu⸗ vor ſeine Frau und ſeinen 9jährigen Sohn durch Schüſſe getötet hatte. Der Grund ſcheint in finanziellen Schwierigkeiten zu liegen. ** Sie iſt ihm verekelt. Der gegenwärtige Gatte der Frau Toſelli hat ſeiner Ehehälfte auf Grund der Veröffentlichung ihres Buches nach Brüſſel tele⸗ graphiert:„Ich bin mit deinen Wegen Richt einver⸗ ſtanden, und du biſt mir vollſtändig verekelt. Mein Entſchluß iſt gefaßt.“— Man kann dem Muſiker Toſelli das nicht übel nehmen. * Schwerer Eiſenbahnzuſammenſtoß in Belgien. Am Sonntag vormittag ereignete ſich auf der Eiſen⸗ bahnſtrecke Terneuzen⸗Paers in der Nähe der Station Malines ein ſchwerer Eiſenbahnunfall. Ein ſogenannter Fiſcherzug ſtieß auf einen anderen Zug auf. Etwa zwanzig Perſonen wurden ver⸗ letzt, darunter mehrere ſehr ſchwer, ſo daß wenig Hoffnung auf ihre Rettung vorhanden iſt. Der Ma⸗ terialſchaden iſt bedeutend. ** Blutiger Zwiſchenfall an Vord des franzöſi⸗ ſchen Kreuzers„Mirabeau“. Ein blutiger Zwiſchen⸗ fall ſpielte ſich am Sonntag an Bord des Linien⸗ ſchiffes„Mirabeau“ im Hafen von Toulon ab. Am Nachmittage hatten ſich die Offiziere und Mannſchaften zu einem Ball zuſammengefunden, zu dem auch Ver⸗ wandte und Bekannte der Beſatzung Einladungen er⸗ halten hatten. Während eines Tanzes wurde plötzlich der Matroſe Felix Julien von Freunden überfallen und mit einem dolchartigen Meſſer durch einen Stich in den Bauch ſchwer verletzt. Julien wurde ſter⸗ bend ins Hoſpital gebracht. Der Attentäter wurde verhaftet. Das Motiv der Tat ſoll Eiferſucht ſein. ** Ein engliſcher Flieger verunglückt. Bei einem Flug im Aerodrom Hendon ſtürzte der Aeroplan des bekannten engliſchen Fliegers Leutnant Cammell zu Boden. Camell wurde tot aus den Trümmern her⸗ vorgezogen. ** Grubenunglück in England. Aus Alberdare wird gemeldet, daß in der Cowmanan⸗Kohlengrube eine Exploſion ſtattfand. Hundert Arbeiter be⸗ fanden ſich gerade in der Grube. Ein Mann wurde ge⸗ tötet und mehrere wurden ſchwer verletzt. Ein Ret⸗ tungskorps mit Aerzten ging in die Grube hinab. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Bei Unruhen in dem mexikaniſchen Orte Monterey wurden drei Perſonen getötet und achtzehn verwundet. In Hohenſchön hauſen bei Berlin entſtand in der Geflügelmäſterei von Hamrow Feuer, wobei 5000 Hühner und 800 Enten ihren Tod fanden. Beim Einſturz eines Neubaues in Nanch in Frank⸗ reich wurden ſechs Arbeiter getötet und elf ſchwer verletzt. * Wie die Toſelli- Memoiren entſtanden ſind. Der engliſche Verleger des Toſelli-Schandbuches ſchreibt über die Entſtehung des Planes folgendes: Schon ſeit langer Zeit habe Frau Toſelli an die Niederſchreibung ihrer Geſchichte gedacht, das Buch wurde jedoch erſt am 15. März d. J. begonnen und war Anfang Juni vollkom⸗ men druckfertig. Frau Toſelli diktierte das Manuſkript der Mrs. Foulkes. einer literariſchen Gehilfin Naſhs . ĩ˙ ˙Ünmꝛß—. ⅛—ͤůb-QpPE!?!: ̃ ĩ˙•d!d)j., 7é0. ũ»» Y 22 R . S Se 2 8— 9 5 ſrektorz konto⸗ nd He⸗ gen geſt⸗ mehr ger wird ner be⸗ ors und hat die derliner Sonntag onntäg⸗ on der gen der de ge⸗ n Pof⸗ tag ein lllorlen großes il ſehr Städt⸗ mittag en Er⸗ Knaben tötet. Den f. In St. einem rühren tlin⸗ chloß⸗ er zu⸗ Sohn eint in Gatte Grund l tele⸗ einver⸗ ekelt. ſuſiker elgien. Eiſen⸗ je der . Ein N Zug ber⸗ wenig t Na⸗ mi- ichen en- b. Am haften Ver⸗ en er⸗ ſözlich llen Stich ſter⸗ wurde il. nem plan gell her⸗ dare grube e de he⸗ Ner⸗ in Florenz, auf Franzöſiſch, und Mrs. Foulkes über⸗ ſetzte es ins Engliſche. Sie beſaß nur wenig Aufzeich⸗ nungen, doch ihr Gedächtnis war erſtaunlich. Im Juni kam Frau Toſelli nach London und korrigierte die Ab⸗ züge in drei Sprachen. 1 d, Große Diebſtähle auf den preußischen Bahnhöfen in Leipzig. Auf den preußiſchen Bahnhöfen in Leipzig ſind umfangreiche Bahndiebſtähle aufgedeckt worden, die ſeit einiger Zeit ſyſtematiſch verübt wurden. Die Unterſuchung führte zur Verhaftung von ſechs Bahngüterbeamten. Es ſind noch weitere Ver⸗ haftungen in Ausſicht. Bei einer Hausſuchung in der Wohnung der Verhafteten fand man ganze Wagen⸗ ladungen verſchiedenſter Güter, wie Zucker, Mehl und Textilwaren. “ Drei Arbeiter durch einen Schornſteineinſturz er⸗ ſchlagen. Ein ſchwerer Unfall, bei dem drei Arbeiter getötet wurden, ereignete ſich am Samstag gegen 11 Uhr vormittags auf dem Fabrikgrundſtück der Allgemeinen Elektrizitätsgeſellſchaft in der Sickingenſtraße in Berlin. Dort ſtürzte ein im Bau befindlicher Schornſtein ein und begrub eine Anzahl Arbeiter unter ſich. Drei Arbeiter wurden als Leichen hervorgezogen. Eine Anzahl von Arbeitern wurde ſchwer verletzt. Liebesdrama in Leipzig. In Leipzig hat am Samstag mittag der 22 Jahre alte Bierzapfer Ernſt Karl Knüpfer aus Weimar die 18 Jahre alte Büfett⸗ mamſell Paula Hedwig Baumgertel, die von ihm nichts wiſſen wollte, in deren Wohnung erſchoſſen und ſich dann ſelbſt getötet. Ein ſchwerer Manöverunfall wird abermals aus den franzöſiſchen Manövern gemeldet. Bei Cambrai über⸗ ritt bei einer Attacke eine Eskadron des 4. Küraſſier⸗ Regimentes zwei Kompagnien Infanterie. Bei dem Zu⸗ ſammenſtoß wurden zahlreiche Mannſchaften zu Boden geriſſen und durch Huftritte der ſcheugewordenen und über ſie hinwegeilenden Pferde ſchwer verwundet. Unter den Schwerverletzten befindet ſich ein Leutnant; ein Unteroffizier iſt ſeinen Verletzungen bereits erlegen. * Ein Pechvogel. Der ehemalige Konſervator des Loupre⸗Muſeums, Homolle, der dieſer Stellung enthoben wurde, weil er die Mona Liſa hatte ſtehlen laſſen, wird vom Mißgeſchick verfolgt. Am Billettſchalter des Pariſer Orleansbahnhofes wurde ihm ſeine Reiſe⸗ taſche geſtohlen, die zahlreiche Wertſachen enthielt. Von einer Flugmaſchine getötet. In Swevezeeke (holl. Provinz Weſtfländern) führte der Aviatiker Jonk⸗ heere vor zahlreichem Publikum Schauflüge aus. Als der Flieger einem Hindernis ausweichen wollte, machte die Maſchine eine unerwartete Wendung. Der rechte Flügel des Apparates ſtreifte das Publikum ſo unglück⸗ lich, daß mehrere Perſonen ſchwer verletzt wurden. Ein junges Mädchen wurde ſofort getötet. * d8 Perſonen beim Baden ertrunken. In Avilos hat ſich ein ſchrecklicher Unglücksfall ereignet. Fünf Damen, die den erſten Geſellſchaftskreiſen angehören, ſuchten in einem Flußbade Kühlung vor der Hitze des Tages. Plötzlich wurden ſie von einem Strudel erfaßt und in die Tiefe gezogen. Auf ihre Hilferufe kamen drei junge Leute, um ſie wieder den Wellen zu entreißen. Allein es war ſchon zu ſpät. Als die Retter an dem Unglücksort angelangt waren, waren die Damen ſchon längſt ertrunken, und auch die jungen Leute wurden von dem Strudel in die Tiefe gezogen und fan⸗ den ihren Tod in den Wellen. Der Ausbruch des Aetna. In Catania dauert der Aſchenregen fort. Die Stadt iſt wie mit einem grauen Mantel bedeckt. Der Hauptlavaſtrom des Aetna hat ſich in vier große Arme geteilt, die 60 Meter in der Stunde weiterfließen und auf ihrem Wege alles vernichten. Die herrlichſten Weinberge von Caſtig⸗ lione und anderen Dörfern ſind der Lava ſchon zum Opfer gefallen. Die Eiſenbahnſtation Solicchiata iſt bedroht. Ein anderer Lavaſtrom bedroht die Neben⸗ flüſſe des Alcantara und die Quellen des Monte Moio. Nach den vorgefundenen Aufzeichnungen gleicht der 16885 Ausbruch bezüglich der Lavamenge dem vom Jahre 1660. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. In Weſtminſter(Britiſh⸗Columbia) nwurde der Geld⸗ ſchrank der Bank of Montreal durch Dynamit geſprengt und fünf Viertelmillionen Mark daraus ge⸗ raubt. Im oldenburgiſchen Dorfe Monſie brannten neun e ab. Spielende Kinder hatten das Feuer an⸗ gelegt. In Allenſtein(Oſtpreußen) hatte der Ingenieur Bloeß eine neue Flugmaſchine konſtruiert, mit der er Flug⸗ verſuche unternahm. Er ſtürzte dabei ab, blieb aber, wie durch ein Wunder, unverletzt. Die Maſchine iſt total zertrümmert. Der Verwalter Ecabert von der Sparkaſſe in Saigne⸗ legier im Berner Jura wurde wegen Veruntreuun⸗ gen von über 300 000 Franks verhaftet. Das ganze Aktienkapital und der Reſervefonds ſind verloren. In Danzig iſt ein großer Getreideſpeicher einge⸗ ſtürzt; die großen Vorräte liegen unter den Trümmern. Der galiziſche Kurort Rymanow ſteht in Flammen. Wegen Waſſermangel wurde Mineralwaſſer zum Löſchen verwandt. Der Flieger Nieuport, der Freitag in Verdun in Frankreich mit ſeinem Flugapparate abſtürzte, iſt am Samstag früh ſeinen Verletzungen erlegen. Der Bezirkstierarzt Kiderle aus Bad Aibling wurde in den Algäuer Alpen am Freitag durch Steinſchlag ge⸗ tötet und ſeine Frau leicht verletzt. Der Führer konnte ſich retten. Brief aus der Reichshauptſtadt. 5 Berlin, 16. September. In der Stadt der Intelligenz iſt man jetzt glücklich auf den Mauleſel gekommen. D. h. vorläufig iſt dieſes edle Tier erſt Verſuchsobjekt. Die Berliner Allgemeine Omnibusgeſellſchaft, die in den Straßen Berlins ihren„Sechſeromnibus“ fährt, der ſo heißt, weil man „vor'n Sechſer“ eine Teilſtrecke lang mitfahren kann, hat beſchloſſen, aus Argentinien dieſe Tiere verſuchsweiſe einzuführen und nach und nach ihren ganzen Pferdebeſtand durch Eſel zu erſetzen. Das Berliner Straßenbild ſteht alſo wieder vor einer neuen Nüanee, die ins eſelgraue geht. Der Gedanke der Omnibusgeſellſchaft, Mauleſel einzufüh⸗ ren, iſt gar nicht ſo ſchlecht. wenn auch die Berliner In⸗ telligenz ihn erſt eine Weile verächtlich belachen wird. Der Pferdebeſtand der Berliner Omnibusgeſellſchaft be⸗ trägt gegenwärtig zirka 5000 Stück. Bei Einführung der Mauleſel würde ſie dieſen Beſtand um zirka 20 Proz. ermäßigen können, denn der Mauleſel iſt in einem Maße ausdauernd, daß die Arbeit von zehn Pferden von acht Mauleſeln geleiſtet werden könnte. Außerdem iſt der Mauleſel außerordentlich genügſam, ſo daß die Unter⸗ haltung von 5000 Mauleſeln bei weitem nicht das koſten würde, was die Unterhaltung von 5000 Pferden koſtet. Ganz beſonders kommt aber in Frage, daß der Mauleſel ein außerordentlich hartes und zählebiges Tier iſt. Ein Pferd, das zehn Jahre mit ſeinem Wagen über das Pflaſter getrabt iſt, macht einen bemitleidenswerten Ein⸗ druck und iſt reif für den Wurſtkeſſel. Ein Maultier aber ſoll die Pflaſtertraberei 30 bis 40 Jahre bequem aus⸗ halten und dann nach einiger Zeit Schonung wieder ver⸗ wendbar ſein. Bekannt iſt ja, daß Eſel ein ſagenhaftes Alter erreichen, wie Papageien, Krähen uſw. Uebrigens iſt der Preis für einen Mauleſel gar nicht ſo gering, wie man vielleicht denkt. Ein gutes Tier koſtet fünf⸗ bis ſechshundert Mark. Unſer Vorurteil gegen die ganze Eſel⸗ familie beruht darauf, daß uns nur jenes entartete graue Faultier bekannt iſt, das hin und wieder vor kleinen Milchwagen ganz entſetzlich geprügelt werden muß, da⸗ mit es ſich auch nur einen Schritt von der Stelle be⸗ wege. Mit den Pferden der Omnibusgeſellſchaft wird wie⸗ der ein Stückchen Poeſie aus den Straßen Berlins auf Nimmerwiederſehen verſchwinden. Allerdings iſt der Er⸗ ſatz auch nicht etwa modern, aber der Eſel kann uns doch nur zu einem Abſtecher ins Land der Poeſie verleiten, wenn wir ihn in romantiſcher Umgebung in Spanien oder Italien uns vorſtellen, mit einem ſchmutzigen Bettel⸗ jungen als Treiber und Räuberromantik dazu. Das Omnibuspferd aber iſt ein Stück verkörperter Alt⸗Berliner Gemütlichkeit, aus der Zeit, wo Berliner Spießer noch des Abends nach Feierabend vor der Haustüre ſaßen und ihre lange Pfeife rauchten, und wo ein König am Krück⸗ ſtock durch die Straßen ſeiner Hauptſtadt ging. Aber ſchließlich iſt es auch nicht ſchade darum, denn je länger die aſphaltierten Strecken werden, um ſo bedauernswerter ſehen die Pferde aus, die dieſe Strecken abtraben müſſen. Man lächelt oft über Karrikaturen von Droſchkenpferden in Witzblättern. Und doch: die meiſten Berliner Droſch⸗ kenpferde, die der Volkswitz„Hafermotore“ getauft hat, ſind Karrikaturen. Wenn man dieſe Tiere in langſamem, gequältem Ferkeltrab ihre pflaſtermüden, ſchiefgelaufe— nen Beine über den Aſphalt bewegen ſieht, immer in der bangen Furcht, jetzt wird dieſes klapperige, ſchlappohrige Knochengerüſt zuſammenbrechen, dann ſollte man doch nur wünſchen, daß auch dieſe Tiere bald von der Straße verſchwinden möchten. Ein munterer Mauleſel ſtände auch den Droſchken beſſer. Die Pferdefrage hat aber noch eine andere Seite. Die Pferde werden jetzt überall in einer Weiſe auf den Ausſterbeetat geſetzt, daß das einer wirkſamen Aus⸗ rottung nahe kommt. Wenn auch die Befürchtung, daß wir in Jahren dem Pferde nur noch im Zoologiſchen Gar⸗ ten begegnen könnten, noch in weitem Felde liegt, ſo erhebt ſich doch die Frage, wo werden die vielen Pferdemetzger bei der ſtets geſteigerten Nachfrage und dem immer geringer werdenden Angebot eines Tages ihre Schlachtpferde hernehmen? Dann wird die Frage der Abſchaffung der Pferde zu einer Frage der Volksernäh⸗ rung. Eſelsfleiſch iſt nicht genießbar, und der ratternde und raſſelnde Motor mit ſeiner Pferdekraft, der an Stelle der Kraft des Pferdes getreten iſt, bietet, nachdem er ausgedient hat, nichts für den leeren Magen. Dieſe Frage geht auch die Provinz an; denn wo ſoll z. B. im rheiniſch⸗weſtfäliſchen Induſtriebezirk und anderswo die„garantiert reine ſchnittfeſte ff. Plockwurſt“ herkom⸗ men, wenn die Berliner Pferdemetzger keine Schlachtpferde mehr haben? Schweinefleiſch und Rindfleiſch wird man nicht in die„garantiert reine“ Wurſt hineinhacken. Aus Nah und Fern. — Weinheim, 18. Sept. Hier verunglückte der verheiratete Fabrikarbeiter L. Schmitt von Birkenau in der hieſigen Maſchinenfabrik„Badenia“ dadurch, daß ihm ein Flaſchenzug auf den Kopf fiel und er dadurch eine ſchwere Kopfwunde davontrug. Mittels Sanitätswagen wurde der Verunglückte nach Birkenau verbracht. Mannheim, 18. Sept. Eine Diebes- und Hebler⸗ geſellſchaft, die an dem kürzlich in dem Laboratorium verüb⸗ ten Diebſtahl einer Platinbombe im Werte von 10000 Mk., die als Schmelztiegel diente, beteiligt iſt, wurde u. Pforzheim, Mannheim und Ludwigshofen feſtgenommen. Die Frau des Uhrmachers Gordon in Q4 ſuchte am Montag das zerſtuͤckelte Platin in Pforzheim anzubringen, die Polizei wurde jedoch ſofort verſtändigt und die Frau verhaftet. Auf telephogiſch hierher ergangene Mitteilung wurde dann auch der Ehemann durch die hieſige Kriminalpolizet verhaftet und das Geſchäft geſchloſſen. Zugleich erfolgte die Verhaftung des in Ludw'gs⸗ hafen wohnenden Schwagers Gordons, des Althändlers David Rawinski durch die Ludwigshafener Polizei. Als vierter in der Affäre der Hehlerei Beſchuldigter wurde der hüſige Gold- arbeiter Heinrich Solda verhaftet.— M''r ſchtehle, awer ſunſcht ſinn m'r g'ſund. In letzter Zeit wird in Feudenheim, wie wir bereits mitteilten, unhe mlich viel geſtohlen. So fand wieder ein Langfinger Gelegenheit, ſich einen halben Sack Mehl aus mehreren Säcken eines Rollfuhrwerks zuſammen zu ſtehlen. Ein anderer ſtahl im Umbau eines hieſigen Waren hauſes, wo er als Gypſer beſchäftigt war, Gegen ſtände oller Art. Beide, die verheiratet ſind, wur den hinter die ſchwediſchen Gardinen gebracht. — Lampertheim, 18. Sept. Die vereinigten Land⸗ wirte verkauften an eine auswärtige Firma Grumpen den Z ntner zu 38 Mk. Dieſer Preis eröffnet dle Ausſicht, daß der Tabak dieſes Jahr eine Höhe erreicht, wie er noch nie bezahlt worden iſt. — Lampertheim, 18. Sept. Da die Maul- und Klauen ſeuche auf dem Rennkbof(Gemarkung H mebach) bei Hüttenſeld erloschen iſt, wird das ſeuherige ſüdi che Beobach⸗ tungsgebiet, beſtehend aus den Gemarkungen Wildbahn, See- hof und Teilen der Gemarkungen Lo ſch und Lampertheim, aufgehoben und für freue Ecktet ellärt. — Aus dem Ried, 15. Sept. Das geſtern nach- mittag über unſere Gegend hinziehende ſchwere Gewitter mit Hagelwetter hat an verſchledenen Plätzen großen Schaden angerichtet. In Biblis ſchlug der Blitz in verſchledene Hof⸗ reiten ohne Feuer zu verurſachen, dagegen zündete ein Blitz⸗ ſtrahl in Nordheim bei Worms ein Wohnhaus mit Scheune und legte dieſelben bis zum Erdboden in Aſche. — Schriesheim, 18. Sept. Ein ſchwerer Unglücks fall ereignete ſich hier. Das 3 Jahre alte Kind des Maurers Fritz wollte in einem auf einem Ständer ſtehenden Waſchzuber bineinſehen. Zu dieſem Zwecke reckte es ſich in die Höhe und hielt ſich am oberen Rand des Zubers feſt. Dieſer ſtuͤrzte um und fiel dem Kind ſo ungluͤcklich auf den Leib, daß es an den inneren Verletzungen in kurzer Zeit ſtarb. — Hahn, 18. Sept. Hier ging über unſere Gemar⸗ kung ein ſchweres Hagelwetter nieder, wie es ſeit Menſchen⸗ gedenken hier nicht beobachtet wurde. Feld und Garten zeigen ein Bild der Verwüſtung. Die Hagel, wie Taubeneier und foͤrmliche Eisſtücke darunter, fielen ſo dicht und anhaltend, daß ſte noch längere Zeit, trotz eintretenden Regens, haufenwelſe den Boden bedeckten. — Hirſchhorn, 18. Sept. In den badiſchen Neckar- orten, im badiſchen Odenwald, im Bauland uſw. ſchlagen die Kartoffeln erfreulicherweiſe taglich im Preiſe ab und beträgt 3. Zt. der Preis pfundwelſe nur 3—4 Pfg., denn die Er- träge fallen viel beſſer aus, als man dachte. Scherz und Ernſt. Aus den„Meggendorfer Blättern“: — Gleich aus dem Häuschen. Regiſtrator Meier (der die Urlaubsreiſe antreten will):„Kommt denn der Zug immer noch nicht, Herr Verwalter?“ „Er hat dreißig Minuten Verſpätung!“ „Himmel! Und ich hab' nur vierzehn Tage Ur⸗ laub!“ 1 — Ein Durſtiger. Ein Bauer kommt in die Groß⸗ ſtadt und löſcht ſeinen Durſt an einem öffentlichen Brun⸗ nen, als gerade die Waſſerleitung wegen eines Defekts geſperrt wird. Verblüfft ſchaut das Bäuerlein ins Brun⸗ nenrohr, aus welchem eben die letzten Tropfen hervor⸗ rieſeln, und ruft:„Sakra, hann i en Durſcht g'hontz i han ja dö Stadtleit ihr ganzen Pump'n außi g'ſoffn.“ * — Abwechſelung. des Rats noch alle ledig?“ „Ja, das heißt, zwei ſind regelmäßig verlobt.“ * „Sind denn die ſieben Töchter — Vom Katheder.„Ohne den Sauerſtoff, meine Herren, könnten wir überhaupt nicht leben; um ſo mehr muß uns wunder nehmen, daß man jahrtauſendelang von dieſem Stoff keine Ahnung hatte!“ Ein Brief vom Räuber der„Mona Liſa“? Die Redaktion der„Münchener Neueſten Nachrichten“ hat fol⸗ genden Brief mit dem Poſtſtempel„Landau in der Pfalz“ erhalten: Sehr geehrte Redaktion! „Nachdem der„Matin“ nun glücklich feſtgeſtellt hat, wie die„Mona Liſa“ geſtohlen wurde, macht er Jagd auf den Dieb. Aber er wird weder den Dieb fangen, noch das Bild herbeiſchaffen. Drei Tage nach der Tat erſt hat das Bild in meiner Begleitung Paris verlaſſen. Es befindet ſich nun im Treſor einer deutſchen Bank. Der Louvre iſt gar nicht wert, ein ſo wert⸗ volles Gemälde zu beſitzen, denn von fachmänniſcher Aufbewahrung iſt ja gar nicht zu ſprechen in dieſem Mu⸗ ſeum. Es iſt eher eine Rumpelkammer. Um das Bild vor vollſtändiger Zerſtörung zu bewahren, habe ich es nach Deutſchland gebracht. Meine ſpäteren Erben kön⸗ nen es ja dem Louvre wieder zuſtellen, ſobald dort Ordnung geſchaffen und für eine ſorgfältige Konſer⸗ vierung die Vorſchriften auch in die Tat umgeſetzt ſind. Viele Gemälde, die einzig in ihrer Art ſind, werden im Laufe einiger Jahre verloren ſein, wenn keine Aende⸗ rung in der Aufbewahrung eintritt. Bei der größen Hitze, die den Sommer durch herrſchte, hat man im Louvre die Fenſter geöffnet, und der aufmerkſame Be⸗ obachter konnte von Tag zu Tag die ſchädlichen Ein⸗ flüſſe einer derartigen Maßregel ſehr gut ſich ent⸗ wickeln ſehen. Ich ſelbſt bin Franzoſe, aber die Miß⸗ wirtſchaft, die in meinem Vaterlande herrſcht, und zwar überall, hat mich aus demſelben hinausgetrieben. Je eher wir von dem Dünkel der„Grande Nation“ ge⸗ heilt werden, deſto beſſer iſt es. Werden die Deutſchen da den Arzt ſpielen? Ich glaube, mancher gebildete Franzoſe würde ihnen dafür danken. Dies iſt in der Sache„Mona Liſa“ mein erſtes und letztes Wort. Baron v. Schlichting ſteht damit nicht in Verbindung. Ein Narr, der dieſen Mann verdächtigt. Die Zeilen werde ich in einer ſüddeufſchen Stadt aufgeben, die ich auf der Durchreiſe nach der Schweiz paſſiere. Mit vorzüg⸗ licher Hochachtung Alfred Renault. 115 Baarkrankheiten wle; Raarans fall, Haarschwund, beglunende Kahlköpfigkeit, kreisförmige Kahlbelt, Schuppen eto. be Giſenlicht nach Profeſſor Kromaher en eee Llehtheil Institut Elektron, nur u 43 Mannheim. Vis-d-vis dem Restaurant z., Wilden Mann“. Inh.: Dir. Heinrich Schäfer. wen ene een von 8— 12 Uhr. Haſthaus„Zum Zim Karl“, Famperthein * am tene 121 Haflhaus„Zur germania“, amperlhein — in der Nenſchloßſlraßze— empfehlen ſich der geehrten Viernheimer Einwohnerſchaft bei ihrem Beſuche hierfelbſt unter Zuſicherung beſter und auf. merkſamſter Bedienung. Ausſchank von prima Lager⸗ Sier aus der Brauerei Kühner, Viernheim“ Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Die Ausführung des Tabakſteuergeſetzes. Wir machen die Tabakpflanzer unſerer Gemeinde darauf aufmerkſam, daß die Tabakpflanzen innerhalb 10 Tagen nach dem Abblatten für die Fabrikation unbrauchbar zu machen ſind. Betr.: Betr.: Den Beſuch der landwirtſchaftlichen Winterſchule Heppenheim. Die landwirtſchaftliche Winterſchule in Heppenheim wird am Montag, den 6. November ds. Is, vormittags halb 11 Uhr wieder eröffnet. Es kann keinem Zweifel mehr unterliegen, daß die beſſere Vorbildung der jungen Landwirte für ihren Beruf in unſerer Zeit unerläßlich iſt. Den Schülern wird in der landwirtſchaſtlichen Winter- ſchule eine weitgehende Ausbildung zu teil und kann der Be⸗ ſuch dieſer Anſtalt durch junge Leute, welche ſich dem land- wirtſchaftlichen Berufe zu widmen beabſichtigen, nur ſehr empfohlen werden. Die Landwirte unſerer Gemeinde machen wir auf die Vorteile einer gediegenen Fachbildung ihrer Söhne beſonders aufmerkſam. Zum Beſuche der landwirtſchaftlichen Winterſchule kommen hanptſaͤchlich junge Leute von 15 bis 18 Jahren in Betracht. Wir machen noch beſonders darauf avufmerkſam, daß auch den Söhnen wenig bemittelter Landwirte der Schulbeſuch ermöglicht werden kann, indem ſolchen jungen Leuten Zuſchüſſe zu den Koſten des Beſuchs der Schule gewährt werden konnen. Diejenigen Landwirte unſerer Gemeinde, welche von der ſo günſtigen Gelegenheit zur Ausbildung ihrer Söhne Gebrauch machen wollen, werden erſucht, uns dies bis 25. ds. Mts. mitzuteilen. Auch ſind wir zu jeder weiteren Auskunft gerne bereit. Viernheim, den 16. September 1911. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlwein. a Bern. Oppenheimer empfiehlt Arbeitskleider für fast jeden Beruf in grosser Auswahl zu den billigsten Preisen. TT 2————[(„ Bringe meine Drogen Artikel in empfehlende Erinnerung. Dieſelben kaufen Sie beſſer und billiger als in jedem Spezialgeſchäft. Kaiſers⸗Kaffee⸗Geſchäft Jakob Weidner 3 Kathausſtraße 3 — 2— 588 5 r Hut-Geschäft Aller c Ecke Lorscher- u. Waldstr. empftehlt in bekannt beſter Quali⸗ tät und billigen Preiſen::: Hüte, Mützen, Krawatten, Regenschirme, 9 Slöctt, Krün, Sterbrlleider, Bougnetts 0 SSeeeeeees — w wC Ausverkauf! 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