mer läft de) eim. 009 Viernheimer Nachrichten Bezugspreis: 90 Pf. monatlich einſchl. Bringerlohn. Durch die Poſt bezogen Mk. 1.14 vierteljährlich. Fernſprech⸗Nr. 20 1 Viernheimer Zeitung (Heſſiſch⸗badiſcher Grenzbote) Amtsblatt der Großherzaglichen Bürgermeiſterei Viernheim Geleſenſte und verbreitetſte Jeitung am hieſigen Platze Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Redaktion, Druck und Verlag von Wilh. Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. iger Viernheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Gegründet 1884 Vr. 110 Die Teuerung. n b Daß eine Teuerung beſteht, daß, wie die ſo⸗ zialdemokratiſche Preſſe ſich ſo geſchmackdoll ausdrückt, „das ausgehungerte Volk den Hungerriemen noch um ein Loch enger ſchnallen muß“, wird niemand mehr leugnen können. Gleichzeitig aber muß feſte ſtellt werden, daß dieſe Teuerung nicht etwa die Folge unſerer Wirtſchafts⸗ und Zollpolitik iſt, ſondern lediglich das traurige Ergebnis der fürchterlichen Dürre des vergangenen Sommers. Aus allen Teilen des weiten deutſchen Reiches lauſen von Kommunen, Organiſationen, Arbeiterverbänden Not⸗ ſchreie ein, die die Regierung anflehen, etwas gegen die Teuerung zu tun. Dieſe Notſchreie haben ihre Be⸗ rechtigung. Ein objektiver Beobachter muß aber auch zugeben, daß die Regierung ſich die größte Mühe gegeben hat, mit tunlichſter Beſchleunigung alles zu unternehmen, was dem Notſtand abzuhelfen in der Lage wäre. Selbſtverſtändlich werden die Notſtandsmaßnah⸗ men der verſchiedenen bundesſtaatlichen Regierungen ihre Wirkung erſt kurze Zeit nach dem Inkrafttreten zeigen, ſo daß ſich im gegenwärtigen Augenblick noch nicht über⸗ ſehen läßt, inwieweit durch die bisher ſchon getroffenen Maßnahmen dem Notſtand abgeholfen worden iſt. Die preußiſche Regierung vor allem hat mit aner⸗ kennenswerter Entſchloſſenheit ſofort den Kampf gegen die Futtermittelnot und den Kartoffelmangel aufgenommen. Die Kartoffel iſt in der gegenwärtigen Zeit das wichtigſte Volksnahrungsmittel. In einzelnen Gegenden Deutſchlands ſind die Kartoffelernten außer— ordentlich gut ausgefallen. Indem die Regierung durch billige Frachtſätze die Möglichkeit ſchafft, dieſe guten Ernten auch den Landesteilen zugute kommen zu laſſen, in denen Mißernten zu verzeichnen waren, hat ſie we— ſentlich zur Behebung der Teuerung beigetragen. Außer- dem haben die ſämtlichen Bundesregierungen ſich dahin geeinigt, daß ein erheblicher Teil der Kar- toffelernte, der ſonſt in Brennereien verarbeitet wer⸗ den würde, für Speiſezwecke frei wird, indem für land- wirtſchaftliche Brennereien Erleichterungen geſchaffen wor— den ſind, daß dieſe auch andere Stoffe verarbeiten können, die nicht von den Eigentümern oder Beſitzern der Brenne— reien ſelbſt gewonnen ſind, ohne ihre Eigenſchaft als landwirtſchaftliche Brennerei einzubüßen. Außerdem kommt für den Notſtand die bedeutende Frachtermäßi⸗ gung für friſche Seefiſche und friſches Gemüſe in Betracht. Die preußiſche Staatsregierung hat noch weitere Tarifmaßnahmen zur Beſeitigung des Notſtandes, die ſich gegenwärtig noch in der Prüfung befinden, in Ausſicht geſtellt. Auch der Bundesrat Dienstag, den 26. September 1911. 27. Jahrgang. ee wird ſich bei ſeinem Zuſammentritt Anfang Oktober mi— weiteren Notſtandsmaßnahmen befaſſen. Soeben gibt die „Nordd. Allgem. Ztg.“ bekannt, daß auch weitere Aus⸗ nahmetarife für Futtergerſte und Mais zu Futter⸗ und Brennereizwecken bewilligt worden ſind. Gegenüber dem Verlangen nach Aufhebung der Getreideex⸗ porttarife erklärt das Regierungsorgan aber, daß dieſe Tarife ohne jede Bedeutung ſeien, wie dies auch in früheren Jahren wiederholt feſtgeſtellt worden iſt. Vielleicht werden ſich die Staatsregierungen noch zur Gewährung zinsfreier Darlehen an arme not⸗ leidende Diſtrikte verſtehen. Die preußiſche Zentralge⸗ noſſenſchaftskaſſe hat vorläufig 10 Millionen Mark Dar⸗ lehen zu 3½ Proz. bewilligt. Die Regierungen haben, wie man ſieht, die beſte Abſicht, die böſen Folgen der Dürre dieſes Sommers oom Volke abzuwenden, und es vor der ärgſten Not zu ſchützen. Selbſtverſtändlich darf ſich das Volk nicht allein auf die Staatshilfe verlaſſen. Selbſthilfe iſt auch hier angebracht. Gerade in dieſer Zeit der Teue— cung muß immer wieder auf eine maßvolle Le⸗ dens führung hingewieſen werden. Keine Zeit mahnt jo gebieteriſch zur Sparſamkeit wie die Zeit der Teuerung. Verſchiedene Landräte haben ſchon darauf hingewieſen, daß dem Ueberhandnehmen der feſtlichen Veranſtaltungen vorgebeugt werden muß. Verſchie⸗ dene Vereine, vor allen Dingen militäriſche Vereine in Weſtfalen, haben dieſen Gedanken aufgegriffen und an⸗ erkennenswerter Weiſe beſchloſſen, ihre Winterfeſte aus⸗ fallen zu laſſen. Wenn ſo Staatshilfe und Selbſthilfe zuſammen⸗ wirken, ſo wird auch dieſe Prüfung des Himmels, wie je der Kaiſer genannt hat, an uns vorübergehen. Die Wiener Revolution vor Gericht. „Vor dem Landgericht in Wien fand am Samstag die erſte Verhandlung gegen die Angeklagten ſtatt, die bei den Teuerungskrawallen vom letzten Sonn⸗ tag in Wien ſich gegen das Strafgeſetz vergangen haben. Angeklagt waren 28 Perſonen, die ſich ſämtlich in Haft befanden. Die Urteile„waren von beachtenswerter Strenge. Ein Maurergehilfe, der einen Wachmann, als als er eine Arrettierung vornahm, am Arm packte, wurde zu ſechs Monaten ſchweren Kerkers ver⸗ urteilt. Ein Bäckergeſelle erhielt drei Monate Arreſt. Ein achtzehnjähriger Hilfsarbeiter aus Ungarn, der in Ottakring Laternen eingeworfen hatte, wurde zu fünf⸗ zehn Monaten ſchweren Kerkers, verſchärft durch einen Faſttag vierteljährlich, und zur Landes⸗ Der Abſchlußdes Marokkohandels. Pariſer Blätter bringen übereinſtimmend folgende Mitteilung: Aus höflicher Rückſichtnahme auf die deutſche Re⸗ gierung werde über die vom Miniſterrat gefaßten Ent⸗ ſchlüſſe die ſtrengſte Verſchwiegenheit beobachtet. Auf alle Fälle aber könne man ſagen, daß der dritte Entwurf des Uebereinkommens zwiſchen Deutſchland und Frankreich folgende Punkte enthalte: Erſtens: Deutſchland willigt in die franzöſiſche Schutzherrſchaft über Marokko ein; Zweitens: Frankreich teilt in ganz ausführlicher Weiſe mit, wie es die Schutzherrſchaft aufzurichten gedenkt; Drittens: Deutſchland verpflichtet ſich, die Zuſtimmung aller Signatarmächte von Algeciras zu dieſer franzöſiſchen Schutzherrſchaft herbeizuführen. * 5* Eine Rede des Miniſterpräſidenten. Bei der Einweihung eines neuen Poſtgebäudes in Alen⸗ con ermahnte der Miniſterpräſident Caillaux, die Schwierigkeiten der gegenwärtigen Lage nicht zu über⸗ ſchätzen; Frankreich habe in die Verhandlung mit Deutſch⸗ land den weitherzigen Geiſt der Verſöhnung und des Verſtändniſſes für die Intereſſen der Gegenpartei mit⸗ gebracht, eifrig bemüht, ſeine eigenen Intereſſen zu wah⸗ ren. Die beiden großen Nationen, deren Rolle als Kulter⸗ träger in der Welt ſo bedeutend ſei, und die beide den Willen zum Frieden und die gleiche Sorge hätten, ihn zu ſichern, würden zweifellos zu einem dauernden Einvernehmen gelangen, wobei beide gleich gut ab⸗ ſchneiden würden. Wie der vielerfahrene Thiers ſchon geſagt habe, ſeien Geſchäfte— und es handele ſich hier um ein Geſchäft— nur gut, wenn ſie zum Vorteil beider Parteien ſeien. Die Tripolis⸗ Affäre. Einer Konſtantinopler Meldung der„N. Fr. Pr.“ zu⸗ folge bereitet die türkiſche Re gierung eine Note an das römiſche Kabinett vor, in der eine klare und un⸗ zweideutige Darſtellung der italieniſchen Abſichten in Tri⸗ polis verlangt wird. Die Pforte zweifle nicht an der loyalen Gefinnung der italieniſchen Regierung, aber die italieniſche Preßkampagne habe die öffentliche Meinung in der Türkei ſo erregt, daß zur Erhaltung guter Be⸗ ziehungen volle Klarheit geboten ſei. Wie ver⸗ lautet, wird der türkiſche Kriegsminiſter nur bei be⸗ friedigender Antwort Italiens in den vom Fi⸗ nanzminiſter verlangten Abſtrich an ſeinem Bud⸗ get einwilligen und erſt dann die Rüſtungen für Tripolis auf die notwendigſte Defenfive, den Küſtenſchutz und die Entſendung von 400 erprobten Unteroffizieren zur Aus⸗ bildung der trivolitaniſchen Miliz, beſchränken. nerweiſung verurteilt. Gerichtet. Roman von Franz Wichmann. Machdruck verboten.) Der Gendarm wußte nicht, was er denken ſollte. „Verzeihen Sie,“ meinte er verlegen,„ich ſagte es ja ſoeben: es iſt die Photographie des Deſerteurs! Sie kennen denſelben?“ Der Förſter rang nach Faſſung. Ich habe einen Sohn dort in Maienfeld,“ ſprach er dumpf, „beim zweiten Regiment.“ „Lorenz, um Gottes willen!“ ſchrie die Förſterin auf. Eine laute, trunkene Stimme, die ſich in dieſem Augenblick draußen an dem runden Tiſch erhob, klang in ſchriller Diſſonanz bis nach der Laube herüber. „Kellner, he Champagner! Soll man denn hier verdurſten?“ ſchrillte es im rauhen Kehlton in die eingetretene Stille. Auch in der gegenüberliegenden Laube war der Ruf ver⸗ nommen worden. Zu Tode erſchrocken fuhr Klara empor. „Was iſt das? Haſt auch du das gehört?“ ſtieß ſie aus. Hellborn richtete ſich gleichfalls betroffen auf. „Was meinſt du?“ fragte er. „Das— das war meines Bruders Stimme!“ preßte ſie hervor. „Du mußt dich getäuſcht haben!“ meinte er. Das Mädchen ſpähte durch das dichte Geblätter der Laube. Ich ſehe ihn nicht, und dennoch, er war es, der dort ſprach!“ beharrte ſie. „Allmächtiger Gott, er— er iſt hier!“ hatte gleichzeitig Frau Baumert, ſich vergeſſend, aufgeſchrien. Starr und ſtumm wie eine Bildſäule hatte der Förſter ſich langſam aufgerichtet; die rankenden Zweige auseinanderbiegend, blickte er hindurch und griff ſich wie von einer tödlichen Kugel getroffen an die Stirn. „Otto!“ kam es tonlos über ſeine Lippen. Ein ſchweigender, furchtbarer Kampf erſchütterte ihn ſicht⸗ lich, einen Augenblick drohte er umzuſinken, dann aber ſtrafften 401 ſeine eiſernen Muskeln ſich raſch wieder und hoch ſich auf⸗ reckend, ſprach er in gebrochenen Lauten zu dem Gendarm: „Sie brauchen nicht mehr nach dem Deſerteur zu ſuchen, — ich— kann Ihnen den Mann übergeben!“ Auch der Gendarm war aufgeſtanden. Noch verſtand er den alten Mann nicht ganz. Der Förſter ſchritt langſam dem Ausgang der Laube zu. „Wenn Sie einen Augenblick hier warten wollen,“ richtete er wieder das Wort an den Gendarm,„ſo werden Sie mich verſtehen!“ Ehe er aber das Freie erreichte, klammerte die Förſterin ſich wie eine Verzweifelte an ihn an. „Lorenz,“ keuchte ſie,„biſt du von Sinnen? Haſt du denn kein Herz für deinen Sohn mehr?“ „Um Gottes willen,“ ſchrie jetzt auch Frau Baumert auf, „was wollt Ihr tun?“ „Meine Pflicht, einen Verbrecher der Gerechtigkeit zu über⸗ liefern!“ antwortete der Förſter hart und eiſig. Mit einem einzigen, gewaltigen Ruck riß er ſich von den ihn umklammernden Armen ſeiner Frau los und trat aus der Laube. Doch auch jetzt noch ſtürzte die Förſterin ihm nach. „Bleibe, bleibe, das kannſt du nicht tun!“ flehte ſie in herz⸗ zerreißenden Tönen.„Das nicht,— herzloſer Vater!“ Er ſtieß ſie rauh zurück. „Laß mich,“ gebot er ihr,„du wirſt mich nicht daran hindern, meine Pflicht zu tun!“ Und er ſchritt mit unbeugſamer Entſchloſſenheit vorwärts — auf den runden Tiſch zu. Klara, die in ihrer Beſtürzung an den Eingang der Laube getreten war, hatte bemerkt, wie der Förſter aus der andern Laube trat. „Mein Gott, der Vater,“ ſtieß ſie aus,„er kommt zu uns!“ „Nicht doch,“ verſetzte Hellborn, der ihr über die Schulter blickte,„er tritt an jenen Tiſch dort!“ Und er deutete mit der Hand auf den Tiſch, an welchem Otto und Robert mit ihren Begleiterinnen ſaßen. Er mußte erſchrocken die Hände ausſtrecken, um das Mäd⸗ chen, das plötzlich zurücktaumelte, zu halten. „Dort, dort,“ brachte ſie nur mit Anſtrengung hervor,„das iſt er, aber bis zur Unkenntlichkeit verkleidet! Was be⸗ deutet das?“ Frau Baumert war der Förſterin auf dem Fuße gefolgt. „Er geht, der Wahnſinnige!“ jammerte ſie und ſchlug die Hände zuſammen, während ſie entſetzt dem Förſter nachſah. Der Gendarm, der ſich bisher noch in der Laube zurück⸗ gehalten hatte, trat jetzt raſch hinter die Frauen. „Verſtehe ich recht?“ ſagte er.„Das iſt doch nicht— „O, haben Sie Barmherzigkeit!“ flehte die Förſterin.„Ja, es iſt—“ „Ihr— ſein Sohn!“ kam es wie ein Schrei über Frau Baumerts Lippen. Nicht länger jetzt hielt es den Gendarm zurück. „Es tut mir leid,“ ſprach er zu den beiden Frauen,„aber meine Pflicht zu tun, kann mich das nicht hindern!“ Der Förſter war inzwiſchen unbemerkt hinter Otto getreten. Und plötzlich, als jener ſoeben ſein Glas erhob, um dasſelbe in einem Zuge zu leeren, legte der hinter ihm Stehende die wuchtige Hand ihm ſchwer auf die Schulter. Im Rauſche taumelnd, fuhr der alſo Überraſchte erſchrocken herum. „Wer iſt da? Was ſoll's?“ ſprudelte er hervor. „Ein Fremder! Ein Scherz jedenfalls!“ riefen gleichzeitig die beiden Mädchen. Doch wie von einer Schlange geſtochen, ſprang Robert empor. „Verdammt, dein Vater!“ entfuhr es ihm. „Herunter mit der Larve!“ herrſchte der Förſter den Über⸗ raſchten keuchend an.„Zeige dein wahres, verruchtes Geſicht!“ (Fortſetzung folgt.) jäh 0 In Wiener offtzibſen Kreiſen wird darauf hingewieſen, daß die italieniſch Regierung es mit einer ſtarken Strö⸗ mung zu tun habe, die verlangt, daß irgendetwas Ent⸗ ſcheidendes geſchehe. Sie werde jedoch der Türkei gegen⸗ über nur darauf beſtehen, daß dem italieniſchen Unternehmungsgeiſt in Tripolis volle Ent⸗ faltungs möglichkeit zuerkannt werde. Dafür ſpreche auch, daß in den Giolitti naheſtehenden Blättern die Propaganda der Aktionsfreunde ſcharf verurteilt wird und erſt letzthin als Beweis ebenſolcher Leichtfertigkeit bezeichnet wurde wie jene, die zur Niederlage von Adua geführt habe. Todesurteil gegen Bagrow. * Der Attentäter Bagrow, der im Theater in Kiew den Miniſterpräſidenten Stolypin erſchoß, iſt von dem Kriegsgericht in Kiew zum Tode durch den Strang ver⸗ urteilt worden. Bagrow geſtand, das Attentat auf Sto⸗ lypin auf Verlangen der revolutionären Par⸗ tei ausgeführt zu haben, weil er ſich rehabilitieren wollte, nachdem der Verdacht gegen ihn ausgeſprochen war, daß er ein Spitzel war. Der Auftrag wurde ihm durch einen extra aus Paris eingetroffenen Delegierten der Partei mitgeteilt. Anfangs wollte er Kuljabko, den Chef der Kiewer Geheimpolizei, ermorden, erſt ſpäter änderte er ſeinen Plan. Bagrow hat keinen Komplizen an⸗ gegeben. Auf die Aufforderung des Kriegsgerichts, ſich einen Verteidiger zu wählen, erklärte er, das wäre überflüſſig. Das Todesurteil hörte er ganz gelaſſen an. Sehr aufgeregt war dagegen der Zeuge Oberſt Kuljabko. Auf die Frage, warum er die geheimnisvollen Attentäter von Petersburg, von denen ihm Bagrow erzählte, nicht in deſſen Wohnung verhaften ließ, wohin dieſer ſie locken wollte, antwortete er:„Da⸗ durch hätte ich Bagrow ausgeliefert.“ Der Zar hat inzwiſchen eine Unterſuchung der Tätigkeit der politiſchen Polizei in Kiew an⸗ geordnet, mit der der Senator Truſſewitſch beauftragt worden iſt.— Die Beiſetzung Stolypins verlief unter ungeheurer Beteiligung in muſterhafter Ordnung. Hun⸗ derte von ſilbernen Kränzen und Blumenſpenden bedeckten den Sarg. Die Stadt blieb völlig ruhig. Das Komitee für das Stolypin⸗Denkmal weiſt alle Beiträge, die don jüdiſcher Seite kommen, zurück.— Die Witwe des Er⸗ mordeten erhält vom Staate 200 000 Mark als Unter⸗ ſtützung. Das Denkmal Stolypins wird folgende Worte tragen, die der Verſtorbene in der Duma geſprochen hat: „Ihr brauchtgroße Umwälzungen, wir brau⸗ chen ein großes Rußland.“ E 72* 57 A 5. 1 Der neue Miniſterpräſidet. Die Ernennung Kokowzews zum Nachfolger Stity⸗ pins iſt vom Zaren unterzeichnet worden.„Bir⸗ ſhewija Wiedomoſti“ widmet Kokowzew einen herzlichen Begrüßungsartikel. Sie bezeichnet ihn als den einzigen geeigneten Mann für den verantwortlichen Poſten. Ko⸗ kowzew ſtand nie auf ſeiten der Reaktionäre. Im Reichs⸗ rat kam es häufig zwiſchen ihm und Stolypin zu Mei⸗ gungsverſchiedenheiten in ausgeſprochen politiſchen Fra⸗ gen, ſpeziell betreffend die nationale Politik und die Na⸗ tionaliſierung des Kredits. Auch die Finnlandspolitik Stolypins fand nicht Kokowzews Beifall. Im allge⸗ meinen dürfte ſich der politiſche Kurs in Rußland aber g ticht ändern. Politiſche Rundſchau. — Ter Kronprinz wurde zu einem Beſuche beim öſterreichiſchen Thronfolger eingeladen. * „: Agitation für die Flottenvermehrung. Großad⸗ miral v. Koeſter hielt auf der kurheſſiſchen Provin⸗ zialverſammlung des Deutſchen Flottenvereins eine Rede, in der er eine Vermehrung der Panzerkreuzer forderte. O Großhandelsgewinne. Die„Deutſche Tagesztg.“ meldet: In Weſtdeutſchland ſetzt eine heftige Agitation gegen die durch Spekulation der Großhändler und Zwiſchenhändler verurſachte Erhöhung der Lebensmittel- preiſe ein, denen zum Teil ein Preisaufſchlag von 600— 700 Prozent nachgewieſen wird. Zahlreiche Mittelſtandsvereinigungen, andere wirtſchaftliche Korpo⸗ rationen veranſtalten in größeren Städten Verſamm⸗ lungen, um gegen den Wucher des Großhandels Stel⸗ lung zu nehmen. : Gegen die ſozialdemokratiſchen Jugendorganiſa⸗ tionen. Die Reichsregierung ſtellt, wie gemeldet wird, eingehende Erhebungen über die ſozialdemokratiſche Agi⸗ tation unter der wehrpflichtigen Jugend an. Die Zu⸗ nahme der ſozialdemokratiſchen Jugendorganiſationen werde an leitenden Reichsſtellen äußerſt ernſt beurteilt, und ein geſetzgeberiſches Vorgehen von Reichs wegen ſei in Ausſicht geſtellt. Die preu⸗ ßiſche Regierung plane die zwangsweiſe Schließung aller ſozialdemokratiſchen Jugendorganiſationen, ſoweit ſie ſich aufreizend betätigen. 0 Hinausgeworfen um die Maifeiergroſchen. Der Vorſtand der ſozialdemokratiſchen Organiſation für den 4. ſächſiſchen Reichstagswahlkreis hat, wie aus Dres⸗ denn gemeldet wird, beſchloſſen, auf die Mitglied⸗ ſchaft einzelner„Genoſſen“ zu verzichten, weil ſie den Tagesverdienſt vom 1. Mai nicht abgeliefert hatten. Unter dieſen auf kaltem Wege Ausgeſchloſſenen ſind fünf, die im Konſumverein„Vorwärts“ heſchiftiat, ſind. 1 (:) Eine verſcharfte Anwendung des Wertzuwachs⸗ ſteuergeſetzes kündigt die„Nordd. Allgem. Zeitung“ an. Sie weiſt darauf hin, daß in verſchiedenen Fällen zur Verwertung von Grundſtücken Aktiengeſellſchaf⸗ ten eigens gegründet worden ſind, die den Zweck hatten, das Zuwachsſteuergeſetz zu umgehen. Sie fährt dann fort: „Vor der weiteren Ausführung derartiger Verſuche muß gewarnt werden. Soweit die erwähnten Rechtsvor⸗ gänge nicht etwa nach allgemeinen Rechtsgrundſätzen nich⸗ tig oder bereits nach Paragraph 6 des Geſetzes ſteuerpflich⸗ tig ſind würde der Bundesrat hier alsbald in die Not⸗ wendigkeit verſetzt werden, von der ihm durch Pragraph 66 des Zuwachsſteuergeſetzes übertragenen Ermächtigung Gebrauch zu machen und die erwähnten Rechts⸗ vor gänge,„die es— ohne unter die Pragraphen 1, 5 des Geſetzes zu fallen— einem anderen ermöglichen. über das Grundſtück wie der Eigentümer zu verfügen“, für ſteuerpflichtig zu erklären. Amtliche Er⸗ wägungen hierüber ſind im Gange.“ 5 N Heer und Marine. § Wieder ein neuer franzöſiſcher Panzerkreuzer. In Lorient iſt Samstag der franzöſiſche Dreadnought„Cour⸗ bet“ vom Stapel gelaſſen worden.. Europäiſches Ausland. Rußland. 1 * Die Ernennung des Finanzminiſters Kokowzew zum Miniſterpräſidenten unter Belaſſung in ſeiner Stellung als Finanzminiſter wird jetzt amtlich veröffent⸗ licht. Wladimir Nikolajewitſch Kokowzew ſteht im 61. Lebensjahre. Er wurde als Beamtenſohn in Reval ge⸗ boren und iſt dort in deutſcher Umgebung aufgewachſen. Nachdem er in Petersburg Rechtswiſſenſchaft ſtudiert hatte, trat er in das Juſtizminiſterium ein und hatte Gelegen⸗ heit, ſich bei der Reform des ruſſiſchen Strafrechts, für deſſen Milderung er warm eintrat, auszuzeichnen. Zum Studium des Gefängnisweſens bereiſte er dann Weſt⸗ europa. Nach ſeiner Rückkehr tat er viel für die Beſſe⸗ rung des Loſes der Gefangenen. Seit 1879 war Kokow⸗ jew Gehilfe des Chefs der Zentralgefängnisverwaltung. 1904 wurde er zum Finanzminiſter ernannt, tr bald wieder zurück, um 1906 abermals Finanzminiſter zu werden.— Der Mörder Stolypins Bagrow wurde Sonntag nacht im Kiewer Gefängnishof gehängt. Nach einer Petersburger Blättermeldung ſoll Maka⸗ row zum Miniſter des Innern ernannt werden.— Der Nationaliſtenklub in Kiew hat beſchloſſen, eine Im⸗ mediateingabe um Ausweiſung aller Juden aus der Stadt einzureichen. Vor ſeinem Tode erklärte Bagrow noch, er ſei zwei⸗ mal entſchloſſen geweſen, den Chef der Geheimpolizei, Kuljabkow, zu töten. Der Plan des Attentates auf Sto⸗ lypin ſei erſt im Theater ganz plötzlich in ihm entſtanden. Die geſamte Preſſe verlangt die allerſtrengſte Beſtrafung der moraliſchen Urheber der Ermordung Stolypins. Serbien. * Der ehemalige Kronprinz Georg wird eini⸗ germaßen wieder in Gnaden aufgenommen. Er erhält im Konak die früher von ihm bewohnten Gemächer, die neben denen liegen, die König Peter ſelber inne hatte, zurück. Auch ſoll Prinz Georg durch die Beförderung zum Hauptmann eine Auszeichnung für ſein gutes Ver⸗ halten im Dienſte erhalten. f 1 Afrika.. Marokko. * Wie das Reuterſche Bureau aus Melilla von glaub⸗ würdiger Seite erfährt, ſind auf ſeiten der Spanier bei dem letzten Gefecht auf dem rechten Ufer des Kert⸗ fluſſes am 20. September 14 Offiziere und 76 Mann verwundet worden. General Aldave hat um neue Verſtärkungen gebeten. ö a Ameriköa. Meriko. * Aus Mexiko wird gemeldet, daß drei engliſche Grubenexperten von Mexikanern in der Nähe von Truro ermordet wurden. 500 Perſonen ertrunken. Ein furchtbares Unglück in der franzöſiſchen Kriegsflotte. ) Frankreich rühmt ſich ſtets der Tüchtigkeit ſeiner Flotte, und doch muß es durch fortgeſetzte große und kleine Unglücke, die auf ſeinen Kriegsſchiffen ſich ereignen, erfahren, daß die großſprecheriſchen Worte in keinem Ver⸗ hältnis zur Wirklichkeit ſtehen. Wir haben ſchon verſchie⸗ dentlich darauf hingewieſen, daß die franzöſiſche Flotte ſich vor der Uebernahme des Marineminiſteriums durch den Miniſter Delcaſſe in außerordentlich ver⸗ nachläſſigtem Zuſtande befand; wir haben darauf hingewieſen, daß trotz der zugeſtandenen Tüchtigkeit Del⸗ zaſſes dieſer in ſolch kurzer Zeit die Flotte nicht wieder in einen ordnungsmäßigen Zuſtand bringen konnte. Dar⸗ über täuſcht auch die bekannte Rede des großſpreche⸗ ciſchen Marineminiſters bei der Flottenſchau in Toulon nicht hinweg. Im Gegenteil, die fortgeſetzten Unglücke in der franzöſiſchen Marine, ſei es an Geſchützen, ſei es an Keſſeln, weiſen darauf hin, daß ſowohl an dem Material, wie auch an der Bedienung nicht alles in Ordnung iſt. Irgendwo müſſen dieſe ſich überhäufenden Unglücke ihren Grund haben. Am Sonntag hat ſich in Toulon, an demſelben Orte, wo Delcaſſe ſeine prahleriſche Flottenrede hielt, eine geradezu furchtbare Kataſtrophe ereignet. Die erſte Nachricht darüber lautet: Toulon, 25. September. Infolge eines im Kohlenruam ausgebrochenen Brandes explodierte der Keſſel des Panzerſchiffes„Liberte“. Das Schiff ſank in 19 Minuten. Angeblich ſind 500 Per⸗ ſonen umgekommen. Einige Matroſen ſprangen über Bord und konnten durch Boote gerettet werden. Das Panzerſchiff„Liberte“ hat ein Deplacement von 18 300 Tonnen. Es hat eine Geſchwindigkeit von 19,3 Knoten und entwickelte bei ſeiner Probefahrt 2500 Pferde⸗ kräfte mehr als ausgemacht war, und hat ſich als das ſchnellſte der jüngſten franzöſiſchen Kriegsſchiffe erwieſen. Es trug vier 30,5 Zentimeter⸗Geſchütze, zehn 19,4 Zenti⸗ metergeſchütze, dreizehn Schnellfeuerkanonen zu 4,7 Zenti⸗ meter. Die Stärke der Beſatzung betrug 750 Mann. ** * Noch ein Unglück in der franzöſiſchen Marine. An Bord des Panzerſchiffes„Verite“ in Tou⸗ lon ereignete ſich Sonntag eine heftige Dampfkeſſel⸗ exploſion. Mehrere Matroſen wurden leicht ver⸗ letzt. Der zweite Maſchiniſt erhielt ſo ſchwere Brand⸗ wunden, daß er an Land gebracht und ins Hoſpital ge⸗ ſchafft werden mußte. An ſeinem Aufkommen wird ge⸗ —-—— zuveifelt. Aus Stadt und Land. ** 14 Perſonen ertrunken. Die erſten Herbſtnebel haben ein ſchweres Schiffsunglück auf der Schelde her⸗ neingeführt. Zwei Frachtkähne ſind im Nebel gegen⸗ über der flandriſchen Ortſchaft Hemiren zuſammen⸗ geſtoßen, und beide Fahrzeuge wurden durch die hef⸗ tige Kolliſion ſo ſtark beſchädigt, daß ſie ſanken. Aul dem einen Kahn befand ſich der Schiffer mit ſeiner Frau und ſieben Kindern. Die Mutter wollte ihre in den Kabinen ſchlafenden Kinder retten und auf ein herbei⸗ eilendes Signalſchiff bringen. Es gelang ihr aber nicht, und die aus neun Perſonen beſtehende Familie ging unter. Auf dem anderen Kahn kamen fünf Perſonen ums Leben, ehe ihnen Hilfe geleiſtet werden konnte. ** Kaiſer Wilhelm und internationale Ausſtellun⸗ gen. In einem italieniſchen Blatt erzählt ein Schrift⸗ ſteller, daß Kaiſer Wilhelm, als ein deutſcher In⸗ duſtrieller 1900 auf der Weltausſtellung in Paris nicht ausſtellen wollte, dieſen Induſtriellen perſönlich zu ſich nach Berlin berief und ihm folgendes ſagte:„Ich habe gehört, daß Sie in Paris nicht ausſtellen wollen. Das tut mir ſowohl Ihretwegen wie auch unſeres Vater⸗ landes wegen ſehr leid. Handelt es ſich doch auf einer Ausſtellung wie es die Pariſer iſt, darum, Schlachten zu gewinnen. Und wie derjenige kein guter Deutſchen iſt, welcher ſich den Schlachten entzieht, die an der Grenze geſchlagen werden, ſo iſt es auch der nicht, welcher an den Schlachten, die für die induſtrielle und kommer⸗ zielle Zukunft unſeres Landes von Bedeutung ſind, nicht teilnehmen will...“ Es braucht wohl kaum geſagt zu werden, daß der Induſtrielle ein paar Worte der Ent⸗ ſchuldigung ſtammelte und dann eine wunderhübſche Aus⸗ ſtellung zuſtande brachte.. * Durch Anſchwellung der Zunge infolge eines Weſnenſtiches erſtickt. In der Ei⸗ und Honigprodukten⸗ fabrik von Katſcher in Königgrätz wurde eine Arbeiterin von einer Weſpe in die Zunge geſtochen. Ehe ärztliche Hilfe kam, war die Zunge ſo angeſchwollen, daß das unglückliche Mädchen erſtickte. Ein neuer Beſtechungsprozeß gegen Petersbur⸗ ger Militärbeamte beginnt demnächſt vor dem Kriegsge⸗ richt in Petersburg unter Vorſitz des Generals Gi⸗ neiko. Angeklagt ſind die Oberſten Akimow und Du⸗ tow, die Oberſtleutnants Freigang, Suſhinski, Zwetkow, Hofrat Kißlingski ſowie die Witwe des Kammerjunkers Sapienza, in deren Wohnung die Zuſammenkünfte der Intendanten mit den Lieferanten zur Feſtſtellung der Schmiergelder ſtattfanden. Eine Weltfirma zahlte, wie ſchon feſtgeſtellt wurde, innerhalb 25 Jahren 40 Mil⸗ lionen Mark Schmiergelder, davon mehr als die Hälfte an den Intendanten. Andere Firmen zahlten für nur eine Lieferung 60- und 70000 Mark Schmier⸗ gelder, wodurch die Krone um mehr als eine Million Mark geſchädigt wurde. Die Lieferanten mußten dem Intendanten große Gelage geben, wobei eine Flaſche Kognak mit 200 Mark bewertet wurde. Schwerer Unfall des engliſchen Marineluft⸗ ſchiffes. Das ſtolze Marineluftſchiff in Barrow, an dem ſchon ein Jahr herumgedoktort wird, wurde am Sonntag früh aus ſeiner Halle gebracht. Sofort als es die Halle verlaſſen hatte, brach es mitten durch. Die vordere Gondel geriet unter Waſſer, ſo daß ſich die Matroſen durch Schwimmen retten mußten. Das Unglück geſchah durch Berſten einer Glashülle, 1 die Unterſtützung des Rahmenwerkes geſchwächt wurde. * Schwerer Straßenbahnunfall in England. In Birmingham fand Sonntag ein Straßenbahnzuſammen⸗ ſtoß ſtatt, bei dem 15 Perſonen verletzt wurden. Der Wagen fuhr eine ſteile Straße hinab, als plötzlich die Bremſen verſagten. Der Wagen rannte in einem 8 Wagen, der ſofort aus dem Gleiſe gehoben wurde. Beſchädigung des ſnaniſchen Militärballons. Der ſpaniſche Militärballon„Faturno“, der unter Füh⸗ rung von einem Major und drei Gemeoffizieren in Madrid aufſtieg, iſt durch den Sturm entführt und in der Gegend von Pozuelo in der Provinz Albacete gegen mehrere Bäume geſchleudert und dabei erheblich be⸗ ſchädigt worden. Die vier Militärluftſchiffer haben ſchwere Verletzungen davongetragen. *Der„Lederkönig“ Wallen ermordet. Großes Auf⸗ ſehen erregt in Chicago der Tod des„Lederkönigs“ und Millionärs Charles Wallen, der unter my⸗ ſteriöſen Umſtänden verſchied. Seine Leiche wurde in Pal⸗ mers Hotel aufgefunden. Sie war völlig unbekleidet, doch lagen Uhr und Börſe neben ihr am Boden. Die Polizei weiß nicht, ob es ſich um einen Mord oder um einen Selbſtmord handelt. Einige wollen wiſſen, daß Wallen einem Racheakt zum Opfer gefallen iſt, da er in letzter Zeit öfters anonyme Drohbriefe bekam. Er hinterläßt ein koloſſales Vermögen. Wieder ein Millionenſchwindel in Newhork. Die Newyorker Polizei iſt einem neuen rieſigen Börſem⸗ ichwindel auf die Spur gekommen. Sonntag wurden die Börſenmakler Flagg,—— Daniel Morgan, der ehemalige Schatzkanzler der Vereinigten Staaten unter der Präſidentſchaft von Cleveland, ſowie der Paſtor Ja⸗ mes Schock und fünf Angeſtellte der Firma Flagg verhaftet. Flagg hatte zahlreiche Kunden unter den beſſeren Geſellſchaftskreiſen, und man glaubt, daß er ſeit dem Jahre 1907, in dem er ſein Geſchäft aufmachte, mehr als eine Million Dollars betrügeriſcherweiſe an ſich gebracht hat. Flagg und ſeine Genoſſen vertrie⸗ ben Staatspapiere, die mit dem Namen Morgan unterzeichnet waren und die abſolut wertlos ſind. Das Publikum wurde beſonders dadurch herangezogen, daß der Name Morgans, der dem Publikum aus der Zeit ſeines Schatzkanzleramtes bekannt war, auf den Pa⸗ pieren ſtand. f Tie Kataſtropye im Veſupgeviet. Aus dem Ge⸗ biete des Veſuv treffen troſtloſe Nachrichten ein In Re⸗ ſina ging eine Schlammlawine nieder, die acht Men⸗ ſchen das Leben koſtete. Der Schlamm ſchleppte die Leichen mit ſich fort und lagerte ſich dann auf der Straße des Ortes. Der Ort Torre del Greco iſt ſchwer bedroht. Die Sommerhäuſer und Villen ſind zerſtört; in man⸗ chen derſelben wurden die Bewohner getötet. Hunderte te von Familien befinden ſich in größter Lebensgefahn Man hat bis jetzt 22 Leichen geborgen. Die Tram⸗ bahnen nach dem Veſuv ſind unterbrochen. Viele Kinder, die ſich zu Erntearbeiten auf den Feldern befanden. werden vermißt.— Der Papſt ſtiftete für die durch den Ausbruch des Netna Geſchädigten eine beträchtliche Geld⸗ ſumme. Sturm und Schnee in Frankreich. Aus ganz Frank⸗ reich laufen Nachrichten über empfindliche Kälte und ſtarke⸗ * fag Lebt ſingt keluft⸗ 9, e am t als urch 0 daß Das lle, wöch In men⸗ rden. özlich einen hoben Der Fih⸗ 1* ib in gegen be⸗ ffer Au 25 gs nuh⸗ Pal elde, Die um Daß Schneefälle ein. Bet Cantal mußten grotze Vieh⸗ herden des Nachts aus einer 10 Centimeter dicken Schnee⸗ decke hervorgeholt werden. 45 Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Ein Fräulein Emma Trenlini aus Newyork teilt der Oeffentlichkeit mit, daß ſie ſeit achtzehn Monaten mit dem berühmten Tenoriſten Ca ru ſo verlobt ſei. Die Mutter des Augsburger Millionendefraudanten Hetzler, die 56 Jahre alte Lehrerswitwe Marie Hetzler, hat aus Gram über ihren Sohn Selbſtmord verübt. Der Begründer der erſten, mit Pferden betriebenen Straßenbahnlinie in Berlin, Kreismann, iſt in ſeiner Villa bei Zürich geſtorben. 5. Der bekannte amerikaniſche Erfinder Mr. Ediſon iſt Freitag abend in Berlin eingetroffen. Er weilt drei Tage dort und reiſt dann nach Amerika zurück. Der Engländer Mounering hat im Ruderboot den Kanal zwiſchen England und Frankreich hin und zu⸗ rück durchquert. Er brauchte dazu 12 Stunden 40 Mi⸗ nuten. g. 8 5 Der Rittergutsbeſitzer v. Kroſigk ſauf Schloß Hohen⸗ ergleben bei Deſſau wurde bei einem Wagenunfall ſchwer verletzt. 4 Der franzöſiſche Flieger Mahieu hat mit 2460 Metern einen neuen Höhenrekord aufgeſtellt. f In den Tiroler Alpen ſtürzte der Kaufmann Alois Monti ab und war ſofort tot. 5 In Ungarn wurden Freitag wieder mehrere kleinere Erdſtöße verſpürt. Die Bevölkerung iſt in großer Auf⸗ regung. Gerichtsſaal. 1 Laxe Rechtspflege in Frankreich. Das Pariſer Schwurgericht hat einen wegen Sabotage Angeklag⸗ ten trotz erdrückender Schuldbeweiſe freigeſprochen. Drei Monate Gefängnis wegen verſäumter An⸗ zeigepflicht. Die Strafkammer in Ratibor verurteilte den Gemeindevorſteher Joſeph Gronieczuh aus Wilhelms⸗ thal zu drei Monaten Gefängnis, weil er es unterlaſſen hatte, vom Ausbruch der Maul⸗ und Kauenſeuche auf ſeinem Gehöft die geſetzlich vorge— ſchriebene Anzeige zu machen. Die Folge davon war, daß ſich die Seuche auf Kühe anderer Beſitzer übertrug, ſo daß in Wilhelmsthal ſchließlich 35 Gehöfte verſeucht 555 Lokale Nachrichten. 8* Viernheim, 26 Sept. — Der ſoziale Unterrichts kurs findet heute, Dien⸗ ſtag abend im Freiſchütz ſtatt. Beginn pünktlich/ 29 Uhr. „In der Heimat angekommen, fängt ein neues Leben an; eine Frau wird ſich genommen So ſingt jetzt auf den Straßen ſeines Heimatſtädtchens der nach den Strapazen des letzten Manövers in das zivile Leben zurückkehrende Reſerviſt. Noch ſteckt in ihm der alte Soldatenleichtſinn, noch trägt ſein Haupt die ſchirm⸗ loſe bunte Militärmütze, und die Hand hält den mit der Kompagnietrottel geſchmückten Reſerviſtenſtock. Aber der Uebergang aus der ſorgenloſen Zeit des Soldaten⸗ lebens in das bürgerliche Leben iſt doch nicht ganz ſo ein⸗ fach, wie man ihn ſich in den letzten„hundert Täglein“ erträumt hat. Mag's baim Komiß auch manchmal ſchwer geworden ſein, mag der Schweiß auch in dicken Tropfen auf der Stirn geperlt haben, wenn's im Manöver nach 60⸗Kilometermärſchen zum Sturmangriff ging, der wirt⸗ ſchaftlichen Sorgen war man doch in der goldenen Sol— datenzeit immer ledig. So mancher, der ſich im zwei⸗ ten Jahre bei den Soldaten auf einem Drückebergerpoſten von den Strapazen ſeiner Rekrutenzeit ausgeruht hat, wird ein ſaures Geſicht machen, wenn er wieder mit eigener Hand für die Füllung ſeines Magens und die Kleidung ſeines Leibes zu ſorgen hat. Die erſte Sorge für den heimkehrenden Reſerviſten wird ſein, ſich eine neue Stellung zu verſchaffen. Da kommt es dann auf ſeine perſönliche Tüchtigkeit und zum großen Teil auch darauf an, wie er ſich in ſeiner Dienſtzeit geführt hat, ob und wie er einen neuen Dienſt findet. Die Entlaſſung ſolch zahlreicher Reſerviſten zu gleicher Zeit müßte eine Kalamität in der Stellenbeſetzung mit ſich bringen, wenn nicht gleichzeitig in wenigen Wochen wieder ebenſoviel friſchgebackene Marsjünger zu den Fahnen einberufen würden. So wird für die dem Bürgertum wiedergegebe⸗ nen Reſeroiſten Platz geſchaffen, und das„neue Leben“, oon dem ſie in ihren Reſerviſtenliedern geſungen haben, kann beginnen. Sind ſie tüchtig und fleißig, ſo wird auch bald ihr zweiter Wunſch in Erfüllung gehen, daß lie ſich eine Frau werden nehmen und einen eigenen Haus⸗ tand gründen können. Aus Nah und Fern. — Mannheim, 25. Sept. Die 56 Jahre alte Witwe Georg Hetzler, Mutter des Millionendefraudanten Hetzler, ſtürzte aus einem Fenſter ihrer im zweiten Stock des Hauſes U 7, 15 belegenen Wohnung in den Hof und war ſofort eine Leiche. Aerz tlicherſelts wurde ein Herzſchlag kon⸗ ſtatiert. Ob die Frau infolge eines Aſthmaanfalles aus dem Fenſter geſtürzt iſt, oder aus Verzwelflung über die Tat ihres Sohnes freiwillig den Tod geſucht hat, iſt noch nicht aufgeklärt, wahrſcheinlich durfte das letztere der Fall ſein, da die Frau in den letzten Tagen von einer ſchweren ſeeliſchen Depreſſion befallen war und keinen Schritt mehr aus dem Hauſe tat. — Fendenheim, 23. Sept. Vergangene Nacht ent- falteten die Diebe auf unſerer Gemarkung wieder ihre Taͤtig⸗ keit. Im erſten Falle holten ſte ſich an einem in der Käfer⸗ thalerſtraße gelegenen Acker ungefähr 20 Stück der ſchönſten Köpfe Kraut; auf einem Acker auf der Neckarplatte machten ſie ganze Arbeit, hier ſchnitten ſie ſämtliches Kraut ab und nahmen das ſchönſte nit; das andere minderwertige ließen ſte liegen.— Zu erhängen verſuchte ſich geſtern der 27 Jahre alte geiſtesſchwache Taglöhner Johann Ihle. Im letzten Moment konnte man ihn noch abſchneiden. — Fürth, 25. Sept. Da unſere Waſſerleitung nicht allen Anſprüchen in der Dürrre gerecht geworden iſt, ſoll eine neue Quelle bei Altlechtern zugezogen werden. § Lindenfels, 25. Sept. Die Hopfenernte hat hier begonnen. Infolge der Trockenheit iſt der Ertrag gering, der Preis dagegen ſehr hoch. Es wird pro Ztr. 300— 400 Mk. bezahlt. s Darmſtadt, 25. Sept. Im ſtädtiſchen Schwimm⸗ bad iſt ein ſchwediſcher Student tödlich verunglückt, indem er beim Kopfſprung auf den Boden des Baſſins ſtieß und ſich die Schädeldecke aufſchlug. Der Unglücksfall war zunächſt von niemand bemerkt worden. Der Verunglückte wurde erſt vermißt, als ſich ſeine Kameraden ſchon wieder angekleidet hatten. Man fand ihn dann mit aufgeſchlagenem Schädel auf dem Boden des Baſſins. — Darmſtadt, 25. Sept. Der Streik der Traus⸗ portarbetter hat derartige Ausſchreitungen hervorgerufen, daß die Polizei in verſchiedenen Fällen blank ziehen mußte. Sie wurde teilweiſe mit Steinen bombardiert und die Arbeits⸗ willigen konnten nur unter polizeilicher Begleitung zu und von den Arbeitsſtellen gebracht werden. Freitag abend wurde die Polizei derart beläſtigt, daß zum erſtenmal verſchiedene Verhaftungen vorgenommen werden mußten. : Mainz, 23. Sept. Im Beleidigungsprozeß Schapiro- Berndt gegen Redakteur Hirſch beantragte der Staatsanwalt Dr. Meyer wegen des Falles Berndt auf ein Jahr und wegen des Falles Schapiro auf neun Monate Gefängnis, woraus eine Geſamtgefängnisſtrafe von einem Jahr und acht Monaten zu bilden iſt. Das Urteil wird in acht Tagen ge⸗ fällt werden. Scherz und Ernſt. ſoſort, ohne jahrelanges Warten, gedruckt und der breiten Oeffentlichkeit vorgelegt ſehen will, ſende ſeine Geiſtes⸗ kinder: Gedichte, Novellen, Romane,; Theaterſtücke uſw. (auch in fremden Sprachen) vertrauensvoll ein. Innerhalb längſtens eines Monats erſcheint alles vor dem Forum der Oeffentlichkeit. Das erſte Heft kommt Anfang Ot⸗ tober heraus.“ Wir wiederholen: O weh! O weh! Marktbericht. — Weinheim, 23. Sept. Zugeführt 442 Stück Milchſchweine, verkauft 320 Stück, das Paar zu 8 bis 18 Mk. Läufer zugeführt1 Paar, verkauft zu 42 Mk. Frauenleiden r Natur- und Lichthell- Verfahren, ochwWedische Heilgymnastik. Frau Direktor Hch. Schäfer ce e n Dr. med. Thare- rund. Mannhelm nur 1 3, 3 Mannheim vla- a · is dem Restaurant„Zum wilden Mann. Spree e ten: 21]la—5 Uhr nor Wochentags. Seher Jun Irin Karl., Kapern oßh. * 10 0 4 Der 1 i„Guckkaſtens“ ent⸗ Baflhaus„ur Germania 3 Samperthein nehmen wir folgende hübſche Scherze: — Aus der Religionsſtunde. Lehrer:„Wer ia der Neuſchloßſtrahe weiß. weshalb Adam und Eva nicht von dem Baume ampfehlen ſich der rten Viernheimer chaſt bel in der Mitte des Gartens aßen?“ ihrem Beſuche ſt unter Zuſicherung und auf⸗ Schüler:„Dort waren Kochäpfel.“ merk ſamſter Ausſchauk von prima Lager * ier aus der Drauerei Kühner, ü— — Zeitgemäß. Frau A.:„Zahlen Sie Ihre 5 Dienſtboten monatlich oder wöchentlich?“ Frau B.:„Ja, wie lange meinen Sie dann, daß die Leute bei uns bleiben? Wir zahlen ſtündlich.“ * — Zeichen der Vornehmheit. Bäuerin, als ihr Bub einen Sommerfriſchler nicht grüßte:„Du mußt zu jedem Fremden ſchön Guten Tag ſagen... und wenn er a Brillen tragt, dann ſchon gar!“ * — Das Loch. Als der Kaiſer das letzte Mal in 3. war, ſtieg eine feine Dame auf einen Stuhl und ver⸗ ſperrte ſo den hinter ihr Stehenden die Ausſicht. Ein Herr, der zu den Benachteiligten gehörte, bemerkte nun ziemlich vernehmbar: „Wenn die Dame wüßte, daß ſie in jedem Strupf ein großes Loch hat, würde ſie ſich nicht ſo zur Schau hinſtellen.“ In der nächſten Sekunde war die Dame herunter vom Stuhl und verſchwunden. „Aber, Alfred, wie kannſt du nur ſo lügen,“ be⸗ merkte die Begleiterin des Herrn.„Ich habe keine Löcher geſehen.“ „Ich auch nicht,“ erwiderte dieſer,„aber ſie hat ſie trotzdem; denn wie könnte ſie ſonſt in die Strümpfe hineinfahren?“ Kleider machen Leute Dieses im Volksmunde oft gebräuchliche Sprichwort dürfte vollkommen seine Anerkennung finden. Bei der heutigen teueren Zeitperiode ist nicht Jedermann ge- willt, für ein wirklich flottes Kleidungsstück einen teueren Preis zu zahlen, deshalb ist es nötig, dass man im Bedarfsfalle eine Bezugsquelle aufsucht, welche für im Stande ist, etwas ganz ausserordentliches zu leisten Billigkeit allein kann das kaufende Publikum nicht befriedigen, sondern es muss auch Vorteile in Qualität, Chie und Ausstattung sichtlich wahrnehmen. Desbalb ist es nötig, meinem Riesenlager einen zwanglosen Besuch abzustatten und — Ein Verkannter.„Fechten“ nennen Sie meine Beſtrebungen, hoher Gerichtshof? Das iſt krän⸗ kend für mich, der ich doch nur Material ſammle für mein Werk:„Sozialpolitiſche Unterſuchungen über die Freigiebigkeit im Deutſchen Reiche“. — Aus dem Dunkel der Großſtadt. Ueber ein ge⸗ radezu unglaubliches Vorkommnis, das wieder einmal auf das Gebiet des Aberglaubens ein grelles Schlaglicht wirft, wird aus Steglitz bei Berlin folgendes mitgeteilt: Bei der in der Düppelſtraße wohnenden Kartenlegerin J. erſchien die Arbeiterfrau Hulda Schultz, um ſich ihre Zu⸗ kunft aus den Karten deuten zu laſſen. Die J. ſcheute ſich nicht, der noch jungen Frau zu prophezeien, daß ihr Mann bald ſterben werde. Vor dem Tode werde er ihr aber noch mit der Wohn ungseinrichtung aus⸗ rücken. Es ſei daher angebracht, wenn ſie, Frau Sch., die Wohnungseinrichtung vorher veräußere. Die Karten⸗ legerin erklärte ſich dann bereit, die ganze Einrichtung für den geringen Preis von 60 Mark zu kaufen. ind tatſächlich fiel die junge Frau auf den Trick erein.(11) Aus den„Meggendorfer Blättern“: — Zeugnis:„Ihr Haarwuchsmittel tut mir ſeit zehn Jahren gute Dienſte. Augenblicklich habe ich wieder eine Glatze und erſuche um Zuſendung von zwei Flaſchen. f Thomas Kahlhauſen.“ e (— Die praktiſche Chiffre. Student:„Weißt du. Geliebte, am beſten wäre es, wenn wir unter der Chiffre„Bier“ korreſpondierten! Dieſes Worte kriege ich am Poſtſchalter noch heraus, wenn ich total betrunken bin!“ Sie überzeugen sich dass mein Anzug 6 8⁰⁵⁰ eine Leistung hervorragender Billigkeit ist ——— Sie überzeugen sich 00 0 dass mein Anzug für 150 Sie überzeugen sich 00 ö dass mein Anzug für 18⁰⁰ kaum noch zu übertreffen ist ein wirklich vornehmes Kleidungsstück ist die überzeugen sich 2 00 dass mein Anzug tür M. in Chiok und Ausführung Aufsehen erregt. Sie Aber zeugen sich 50 dass mein Auzug für 12 eine ideale Kleidung für jüngere Herren ist 1 0 i* 2* 1 — Unverfroren. Wirt:„So a Gemeinheit! Sie überzeugen Sieh 27¹⁰⁰ Trinkt der Kerl fünf Maß Bier, läßt ſich jeden Maß⸗ dass mein Anzug für M. krug nachfüllen, ſtellt den Schenkkellner her, daß er in kein“ alten Schlappſchuh mehr hineinpaßt, mir droht er mit Strafanzeig'— und jetzt brennt er mit der Zech durch!“ in vor nehmer Ausstattung und erstklassigem Sitz ein herrliches Kleidungsstück ist, und 00 Sie kommen zur Ueberzeugung, 0 3 M. Sie in der Preislage von * — Zu höflich. Richter:„Sie kommen mir be⸗ kannt vor! Sind Sie nicht ein Einbrecher, der von mir mal zu einer längeren Zuchthausſtrafe verurteilt worden iſt?“ Angeklagter:„Jawohl, ich hatte das Vergnügen.“ O weh! O weh! In einem Wiener Blatte ver⸗ öffentlicht eine Frau Dr. A. Eisner unter der Ueber⸗ ſchrift„Allen noch unbekaunten dichteriſchen Ta⸗ lenten!“ folgenden Aufruf: „Kein dichteriſches Talent ſoll mehr zugrunde gehen! Wieviel Gutes wandert ungedruckt in den Papierkorb! Warum? Quien ſabe?— Unſere, unter Aegide kom⸗ petenter Perſönlichkeiten gegründete Zeitſchrift, die zwei⸗ mal monatlich erſcheint, ſoll Abhilfe ſchaffen! A. les. was man uns einſendet, wird gebracht! Wer ſein Werk aufwürts Sachen finden, welche von Mass kaum zu unterscheiden sind, und dass der verwöhnteste Ge- schmack reichlich auf seine Kosten kommt. SIMON Mannheim, Breitestrasse 8 I, 38 Erstklassige Bezugsquelle für moderne Kleidung! Grüne Marken. Danksagung. Für die überaus grosse Teilnahme bei dem uns 80 schwer betroffenen Verluste unseres lieben, unvergess- lichen Kindes sagen wir auf diesem Wege unseren herz- s lichsten Dank. Familie Wer. 5 eee eee Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Betr.: Ausbruch der Maul⸗ und Klauenſeuche in der Hof⸗ gemeinde Muckenſturm. Anläßlich des erneuten Ausbruchs der obigen Seuche in Muckenſturm iſt verfügt, daß die Gemeinde Viernheim als Beobachtungsgebiet erklärt iſt. Wir weiſen auf die unterm 6. Mal 1911 erlaſſenen Beſtimmungen, welche auch am Rathauſe ausgehängt ſind, hin, und empfehlen deren genaue Beachtung. Auf die größte Vorſicht glauben wir ebenfalls beſonders aufmerkſam machen zu ſollen. Betr.: Herſtellung der Lampertheimerſtraße. Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntnis, daß während der Dauer der Herſtellungsarbeiten des Fahrdammes der Lam pertheimerſtraße von Kreuzſtraße bis Bürſtädterſtraße dieſelbe für den Fuhrwerksverkehr geſperrt iſt. Viernheim, den 26. September. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlwein. Bekanntmachung. Die Offenlegung der Waͤhlerliſten fuͤr die Wahlen zum XXVXV. Landtag betr. Die Wählerliſten der Gemeinde Viernheim für die Wahl eines Abgeordneten zur Zweiten Kammer der Stände liegt von Donnerstag, den 14. September ds. Is. bis Mittwoch, den 27 September ds. Is., beide Tage einſchließlich, vormittas von 8 Uhr bis 12 Uhr und nachmittags von 2 Uhr bis 5 Uhr auf dem Bürgermeiſterei⸗ Büro zu Viernheim zu jedermanns Einſicht offen. Während dieſer Friſt können Einwendungen gegen die Richtigkeit und Vollſtändigkeit der Wählerliſte ſchriftlich oder mündlich zu Protokoll bei der Büraermeiſterei erhoben werden. Berechtigt zur Erhebungen von Einwendungen ſind alle männlichen Perſonen, die zur Zeit der Wahl— d. i. am 3. Nowember 1911— das 25. Lebensjahr zurückgelegt und innerhalb dez Wahlkreiſes ihren Wohnſitz haben und zwar bezüglich aller Eintragungen in die Wählerliſte. Wer die Eintragung eines Waͤhlers verlangt, muß für dieſen den Nachweis erbringen, daß er 1. am 3. November 1911 das 25. Lebensjahr zurück- gelegt hat, 2. am 3. November 1911 wenigſtens drei Jahre im Großherzogtum wohnt und ein Jahr die heſſiſche Staatsangehörigkeit beſitzt und 3. ſeit Anfang des Rechnungsjahres 1911 zu einer direkten Staats⸗ oder Gemeindeſteuer herangezogen iſt, oder zu den in Art. 6 Abſ. 2 des Geſetzes vom 3. Juni 1911, die Landſtände betreffend, genanuten Perſonen gehort. Werden dieſe Nachweiſe, als welche Geburtsſchein, Staatsangebörigkeitsausweis, Anmeldungsbeſcheinigung, Steuer⸗ zettel uſw. dienen können, bis zum Ablaufe der Reklamations⸗ friſt nicht oder nicht vollſtändig vorgelegt, ſo bleibt die Ein⸗ wendung unberückſichtigt. Viernheim, den 9. September 1911. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlwein. Von Molkerei eingetroffen: la. weissen Käs Pfd. 30 Pf. Täglich Eingang fst. Süssrahm- Tafelbutter zum Tagespreis: Limburger Käs billigst. Ferner empfehle sämtliche Geschirre in Glas und Steingut zu Einmachzwecke. Hausbaltungs— begenstände mit Rabatt. Jakob Beyer, Rathausstr. 38. Düten und Beutel gute Qualitäten, in allen Größen und ſortiert in 5 ver ſchiedenen Farben zu Fabrik⸗Preiſen ſtets zu haben in der Buchdruckerei un Wilh. Bingener Nächſten Donnerſtag von morgens 7 Uhr ab a hausgem. Wurſt lahr Aua und Fri mit guter Schulbildung zu verkaufen. Joh. Ehrhardt 4. Wte. b Ludwigſtraße. 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