0 . 1 0 Zwiſchenfälle entſtehen könnten, wenn offiziellen Kreiſe der Hoffnung ſeien, daß die gegenwärti⸗ gen Schwierigkeiten ein Ende nehmen und den wirtſchaft⸗ lichen italieniſchen Intereſſen geſtatten würden, die ihnen durch die beſtehenden Verträge geſicherte Entwickelung zu nehmen. ſagierdampfer türkiſcherſeits mit worden ſei, werden von halbamtlicher italieniſcher Seite für unbegründet erklärt, und berufung aller italieniſchen Dampfer aus den türkiſchen ewäſſern nur der Charakter einer Vorſichtsmaß⸗ regel beigelegt. Es iſt alſo zu einem Renkonter, das bei der gegenwärtigen geſpannten Lage leicht verhängnis⸗ voll werden könnte, bisher nicht gekommen. nicht zu unbeſonnenen Maßnahmen hinreißen zu laſſen, ſondern ihre friedfertige Geſinnung ſo lange wie nur irgend Kabinett trat im Haufe des über Tripolis zu beraten. beißen?“ ſtieß ſie hervor.„O, Gott, mir ahnt Schreckliches!“ Viernheimer Nachrichten Bezugspreis: 20 Pf. monatlich einſchl. Bringerlohn. Durch die Poſt bezogen Mk. 1.14 vierteljährlich. Fernſprech⸗Nr. 20 (Heſſiſch⸗badiſcher Grenzbote) Amtsblatt der Großherzaglichen Bürgermeiſterei Viernheim Geleſenſte und verbreitetſte Zeitung am hieſigen Platze Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Redaktion, Druck und Verlag von Wilh. Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: iger Viernheimer Zeitung Vieren. Delbsbiet Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Gegründet 1334 Rathausſtraße Nr. 19. Ar. 1. „ 2 2 6 Ein Drientkrieg? (8) Die Aufregung über die Maßnahmen Italiens, Tripolis zu erobern, dauert noch immer an. Die tollſten Senſationsmeldungen ſchwirren durch die Welt. Bis jetzt iſt aber noch nichts geſchehen, was als ein feindſeliger Akt von irgend einer Seite aufgefaßt werden könnte. Eine vertrauliche Verbalnote, welche der ita⸗ lieniſche Geſchäftsträger vor einigen Tagen in Konſtanti⸗ nopel übergeben hat, ſpricht auch keine Klagen aus, ſon⸗ dern leitet nur die Aufmerkſamkeit der Pforte auf die hochgradige Erregung der Muhammedaner in Tripolis und in der übrigen Türtei, aus der leicht die türkiſchen Be⸗ hörden nicht entſprechende Maßregeln träfen. Die wirk⸗ lichen Wünſche und Anſprüche Italiens wer⸗ den erſt in der Note formuliert werden, welche der ita⸗ lieniſche Botſchafter am 3. Okotber nach Konſtantinopel mitnehmen wird. Es iſt nicht unmöglich, daß inzwiſchen zur Unterſtreichung der geplanten diplomatiſchen Aktion ſtalieniſche Flottendemonſtrationen in Tripolis und im Aegiſchen Meer ſtattfinden werden. Mehr aber wird vor⸗ läufig keinenfalls geſchehen. Die„Agence Ottomane“, das amtliche türkiſche Tele⸗ graphenhureau“, veröffentlicht eine offiziöſe Note, durch die die Gerüchte dementiert werden, daß die Ita⸗ liener in Tripolis in Gefahr ſchweben. Die Regierung konſtatiert, daß die Ordnung nicht ge⸗ ſtört iſt und iſt überzeugt, daß ſie auch in Zukunft nicht geſtört werde. Die Note erklärt weiter, daß die Die Meldungen, wonach ein italieniſcher Paſ⸗ Beſchlag belegt ebenſo wird der Rück- Die türkiſche Regieru ng iſt einſtweilen feſt entſchloſſen, ſich durch die wachſende Aufregung im Volke möglich durch Taten zu beweifen. Das türkiſche Großweſirs zuſammen, um Eine den Miniſtern nahe⸗ ſtehende Perſönlichkeit erklärte, die Tripolis⸗Affäre würde in einer die türkiſche Würde nicht verletzenden werden. Art gelöſt Gerichtet. Roman von Franz Wichmann. (Nachdruck verboten.) Mit einem Griff hatte er dem Sohne den falſchen Bart und die entſtellende Brille abgeriſſen. Otto war bei dem Ausruf des Freundes zitternd auf⸗ geſprungen. Gin Blick zeigte ihm die fürchterliche Wahrheit. Totenblaß und an allen Gliedern ſchlotternd, ſuchte er ſich zu faſſen. „Entſchuldige,“ ſtotterte er hervor,„daß du mich hier triffſt! Ich traf Bekannte und da ich Urlaub habe—“ „Lügner,“ knirſchte der Förſter,„deine Stunde iſt ge⸗ kommen!“ Und mit gewaltiger Fauſt packte er den entarteten Sohn an der Bruſt. Eine allgemeine Bewegung des Staunens und des Schreckens griff unter den Zunächſtſitzenden Platz. Alle ſprangen auf und drängten ſich näher heran. Einen Augenblick ſpielte die Muſik noch fort, dann brach ſie jäh ab und die Spielleute, ein Un⸗ glück ahnend, legten ihre Inſtrumente beiſeite und verließen ihre Plätze. Die Förſterin und Frau Baumert, von dem Gendarm ge⸗ folgt, hatten jetzt ebenfalls die Gruppe erreicht, und von der andern Seite tauchten Klaras blaſſes Geſic, und Hellborns energiſcher Kopf auf. Die Förſterin rang verzweifelt die Hände. Mein Gott, mein Gott,“ jammerte ſie,„daß ich das er⸗ leben muß!“ Vergeblich ſuchte Frau Baumert ſie zu beruhigen; ſie konnte ſie nur davon abhalten, ſich auf den eigenen Mann zu ſtürzen, um ihm den Sohn zu entreißen. „Es iſt zu ſpät, faſſe dich, Adelheid!“ redete ſie ihr zu. Da plötzlich ſtand Klara neben ihnen. „Otto, du hier und in der Vermummung, was ſoll das 411 donnerstag, den 28. September 1911. 27. Jahrgang. Ter„Kölniſchen Zeitung“ wird aus Berlin geſchrie⸗ ben: Nach einer auch in deutſche Blätter übergegangenen Mitteilung ſoll die deutſche Regierung den in der türkiſchen Armee dienenden deutſchen Offizieren die Nachricht haben zugehen laſſen, daß ſie ſich an einem eventuellen Krieg gegen Italien auf keinen Fall beteiligen ſollten. Auch England ſoll bereits den gleichen Schritt unternommen haben. Was Deutſchland anbelangt, ſo lag zu einer derartigen Mitteilung ſchon aus dem Grunde kein Anlaß vor, weil die deutſchen Offiziere im tür⸗ kiſchen Heere nicht als Truppenführer, ſondern als In⸗ ſtrukteure angeſtellt ſind. *** 5 Die engliſche und die franzöſiſche Antwort auf die Bitte der Hohen Pforte um Vermittlung gegenüber Italien ſind kühl, faſt abweiſend. Nunmehr iſt auch die Peters⸗ burger Antwort in Konſtantinopel eingelaufen. Sie iſt ähnlich gehalten wie die engliſche und franzöſiſche. Die Hoffnung der Türkei iſt jetzt auf Berlin gerichtet. Man nimmt an, daß Deutſchland ſeinen Einfluß ausüben werde, um ſeinen Verbündeten vom Schlimmſten zurück⸗ zuhalten. Nach in Wien aus Rom eingetroffenen Meldungen iſt die italieniſche Flotte Dienstag aus Syrakus und Agoſta nach Tripolis in See gegangen. Im Hafen von Genua liegen 40 Dampfer zum Truppentransport bereit. Die Abreiſe des neuen italieni⸗ ſchen Botſchafters nach Konſtantinopel, die am 3. Oktober erfolgen ſollte, iſt auf den 6. verſchoben worden. Man erwartet, daß bis dahin eine Verſtändigung erzielt ſein wird, oder aber die diplomatiſchen Beziehungen abge⸗ brochen ſein werden. 16. Charitastag. 11! Der 16. Charitastag begann am Dienstag mor⸗ gen in Dresden ſeine 1. beratende Verſammlung, der auch König Auguſt von Sachſen und Biſchof Dr. Schäfer beiwohnten. Der Vertreter des ſächſiſchen Kul⸗ tusminiſteriums feierte in ſeinen Begrüßungsworten die charitativen Beſtrebungen, die, wie eine goldene Brücke, über allen konfeſſionellen Zwieſpalt hinüberführten. heber die katholiſche Krankenpflege im Laufe der Jahrhunderte ſprach Univerſitätsprofefſor Schroers⸗ Bonn. Beſonderes Intereſſe erregten die eingehenden Darlegungen äber die Krankenhauspflege, die bereits von der katholiſchen Kirche der erſten Jahrhunderte geſchaffen worden war. So gab es in Kleinaſien ſchon um das Jahr 350 Krankenhäuſer mit 300 Betten: ſelbſt beſondere Wöchnerinnenheime exiſtierten ſchon. Ja ſogar Beiſpiele der heute üblichen ankenhausbauart, des Pavillons⸗ ſyſtems, finden ſich bereits. Die Mitgliederzahl des katholiſchen Charitasverbandes iſt von 4785 auf 4863 gaewachſen. In der zweiten beratenden Charitasverhandlung, der verſchiedene Mitglieder des königl. ſächſiſchen Hauſes bei⸗ wohnten, ſprach Mſgr. Dr. Werthmann über das katholiſche Deutſchtum im Auslande. Er wies darauf hin, daß ſich 17 Millionen deutſcher Katholiken im Auslande befänden. Um alle auf die Hebung der Intereſſen der katholiſchen Auslandsdeutſchen hinzielenden Beſtrebungen zuſammenzufaſſen und planmäßig zu lenken, ſoll ein Ausſchuß aus Vertretern der katholiſchen Deutſchen im Auslande und geeigneter Perſönlichkeiten innerhalb Deutſchlands ins Leben treten. Ueber die Bekämpfung der Schmutz⸗ und Schundliteratur ſprach Fräulein Hed⸗ wig Dransfeld ⸗ Werl. Das zweite franzöſiſche Geſchwader kampfunfähig. Die nationale Kataſtrophe in Frankreich. Marokko und Tripolis ſowie die geſamte auswär⸗ tige Politik ſind in Frankreich völlig in den Hintergrund gedrängt von der Majeſtät des Todes im Hafen von Toulon. Man ſtellt Betrachtungen darüber an, wie we⸗ nige Tage erſt ſeit der wie eine Fanfare wirkende Flot⸗ tenrede Delcaſſes verfloſſen find, die ganz Frank⸗ reich mit Jubel erfüllte. Der Mut, der damals die Herzen aller Franzoſen erfüllte, iſt einer tiefen De⸗ preſſion gewichen und beſorgt fragt man ſich, was geſchehen wäre, wenn ſich dieſe Kataſtrophe etwa nach dem etwaigen Abbruch der deutſch⸗franzöſiſchen Verhand⸗ lungen ereignet hätte. Alles atmet erleichtert auf, daß die ſchwebenden auswärtigen Fragen eine friedliche Löſung gefunden haben. Mehr und mehr gewinnt man den Eindruck, daß das ganze zweite franzöſiſche Geſchwader derartig be⸗ ſchädigt iſt, daß es wenigſtens für den Augenblick nicht mehr als gefechtsfähig bezeichnet werden kann. Das Kriegsſchiff„Republique“ hat namentlich an der Backbordſeite Beſchädigungen erlitten, die ſich in einer Länge von ſechs Metern und in einer Höhe von drei Metern ausdehnen. Die achtern befindlichen Offi⸗ zierkabinen ſind vollſtändig zerſtört worden. Im erſten Augenblick hatte man den Eindruck, als ob die Ex⸗ bloſion auf der„Republique“ erfolgte. Außer der„Re⸗ publique“ ſind die„Juſtice“, die„Demokratie“, die„Verite“ und das Schulſchiff„Foudre“ hava⸗ riert worden. Auf dem„Foudre“ nahm gerade ein Offizier mit einer Abteilung Kadetten Uebungen vor. Ein Granatſplitter zerſchmetterte ihm das Geſicht, daß er tot niederfiel. An ſeiner Seite wurden zwei Mann der Beſatzung verletzt. Auf allen Schiffen hat es Tote und Verletzte gegeben. Die Frage nach dem Schuldigen iſt noch immer nicht aufgeklärt, und wahrſcheinlich wird auch die pein⸗ lichſte Unterſuchung niemals volle Klarheit darüber ver⸗ Otto ſtand noch immer bleich und zitternd, keines Wortes mächtig. „O, da iſt ja auch der ſaubere Freund,“ erklang da Hellborns Stimme neben Klara und er wies auf Robert, der in Verlegenheit ſich jetzt ſo ſchnell wie nur möglich heimlich zu entfernen ſuchte. Otto bemerkte ſeine Abſicht. „Robert,“ richtete er an ihn das Wort, du wirſt doch nicht gehen wollen? Du mußt bleiben, um mir zu bezeugen, daß ich—“ Aber Herr von Hohlen hörte im Angeſicht der Polizei nichts mehr. „Entſchuldige, ich habe verſprochen, um fünf Uhr wieder bei Pauli zu ſein,“ ſtieß er haſtig hervor,„auch die Damen—“ Elſa riß ihre Uhr heraus. „Ja, wirklich, es iſt die höchſte Zeit!“ „Und ich muß pünktlich im Theater ſein,“ fiel Graziella ein. „Kommen Sie!“ Und beide ſuchten mit Robert ſo raſch als möglich das Weite. Otto ſah ihnen nach und lachte bitter auf. „Hahaha, das iſt ja luſtig!“ ſprach er hinter ihnen drein. Dann wandte er ſich mit vor Wut bebenden Lippen zu dem Förſter herum. „Willſt du mich jetzt wohl loslaſſen, Vater?“ ſprach er faſt drohend.„Was ſoll die Komödie!“ „Loslaſſen?“ wiederholte der Förſter.„Ja, ſobald andere Hände dich faſſen werden!“ Damit winkte er dem Gendarm, der ſchnell näher trat. „Herr,“ ſprach der Förſter zu demſelben,„ich habe Ihnen verſprochen, Ihnen den Mann zu überliefern! Hier iſt er!“ Der Gendarm ſah Otto in das Geſicht. „Wahrhaftig,“ rief er im nächſten Augenblick,„das iſt er — der Deſerteur! Und der Menſch iſt dieſes Mannes Sohn! Ehrlicher Vater, aber— ich muß meine Pflicht tun!“ Otto, der ſich unter der Fauſt des Förſters wand, um ſich freizumachen, riß ſich plötzlich mit einer gewaltſamen An⸗ ſtrengung los. „Ha, Verrat!“ ſchrie er, mit erweitertem Blick auf den Gendarm blickend.„Ein abgekartetes Spiel! Der Vater ver⸗ kauft den leiblichen Sohn an die Juſtiz! In dieſer Stunde haſt du das letzte Band zwiſchen dir und mir zerriſſen, Graukopf!“ Der Gendarm ſtreckte die Hand aus, um ſich des Wütenden zu bemächtigen. „Nehmen Sie ſich in acht,“ warnte der Törſter ihn, Sorte iſt gefährlich!“ Wirklich hatte Otto mit blitzſchneller Bewegung einen Revolver herausgeriſſen und ſchlug denſelben jetzt auf den Gendarm an. 1 „So leicht ſollt ihr mich nicht haben!“ ſchrie er.„Platz da!“ Die Menge wich ſcheu auseinander, aber ehe er ſich vollends Bahn brechen konnte, hatte der Förſter ihm die Waffe aus der Hand geſchlagen. N „Fort mit dem Kinderſpielzeug!“ rief er in gerechtem Zorn. „Otto, um Gottes willen, mache deine Sache nicht noch ſchlimmer!“ ſchrie gleichzeitig die Mutter. 4 Aber ſchon hatte der Gendarm mit raſchem Griff den Entwaffneten gefaßt und legte drohend die freie Hand an den Säbel. „Otto Reiner,“ ſprach er mit erhobener Stimme,„Sie ſind mein Gefangener, folgen Sie mir ins Haftlokal!“ 2 Otto ballte in wildem Grimm die Fauſt. J „Vater, das gedenke ich dir!“ rief er drohend. N Der Gendarm machte der häßlichen Szene ein Ende und ſtieß ihn vor ſich her. Die Zuſchauer drängten ſich lärmend und in heftiger Er⸗ regung den beiden nach auf die Straße. In einem Augenblick hatte der Garten ſich geleert. „die (Fortſetzung folgt.) — 2— 2—— 1 2. 2———— n———— 1 2.———— 8 ——— n———— — —— 2 —— ſchaffen, wer die eigentliche Schuld an dieſer natkonalen Kataſtrophe trägt. Feſtgeſtellt dürfte jetzt jedoch ſein, daß der Brand niemals den verhängnisvollen Umfang hätte annehmen können, wenn nur alles am rech⸗ ten Platz geweſen wäre und ſein e Schuldig⸗ keit getan hätte. Es verlautet jetzt auf das be ⸗ ſtimmteſte, daß ſich an Bord kein einziger Offizier. von den Deckoffizieren abgeſehen, befand, als das Feuer ausbrach, obwohl das Marinereglement genau vorſchreibt, daß unter allen Umſtänden wenigſtens den dritte Teil der Offiziere anweſend ſein muß. Dieſem Um⸗ ſtande iſt es auch zu verdanken, daß, ſoweit bis jetzt bekannt geworden iſt, kein einziger Offizier, ſondern nur Aſpiranten und Deckofftziere ums Leben gekommen oder ernſtlich verwundet worden ſind. Die Unterſuchung wird wohl auch in dieſer Hinſicht einiges Licht über die Verantwortung verbreiten, die auf die höheren Kommandoſtellen entfällt. Das franzöſiſche Regierungsorgan„Action“ und andere dem gegenwärtigen Miniſterium ergebene Zeitun⸗ gen greifen den Kommandanten des explodierten Schiffes, Jaures, den Bruder des Deputierten, heftig an. Man erinnert daran, daß der Konſervator des Louvre⸗Mu⸗ ſeums, der ſich in regelmäßigem Urlaub befand, als die Gioconda geſtohlen wurde, mit Verluſt ſeiner Stellung den Mangel an richtiger Organiſation büßen mußte. Kommandant Jaures hätte gleichfalls ſeinen Ur⸗ laub nicht antreten dürfen ohne die vorherige ſtrengſte Kontrolle für die Durchführung aller Vorſchriften und die volle Sicherheit, daß während ſeiner Abweſenheit die Offiziere ihre Aufmerkſamkeit verdoppeln würden. Es ſcheinen arge Diſziplinfehler an Bord der„Liberte“ vor⸗ gekommen zu ſein, während doch die Einrichtungen eines modernen Kriegsſchiffes unausgeſetzte Wachſamkeit von allen verantwortlichen Organen zu jeder Tages⸗ und Nachtzeit erfordern. ** * In den Tod kommandiert. Einer der geretteten Offiziere der„Liberte“, der im Touloner Spital mit Brandwunden darnieder⸗ liegt, macht über die Kataſtrophe folgende aufſehenerre⸗ gende Mitteilungen:„Der Brand war an Bord der „Liberte“ ſchon ſeit mehreren Stunden be⸗ kannt, ohne daß man Alarm geblaſen hätte. Die geſamte Mannſchaft ſchlief. Erſt nach der dritten Exploſion wurde der dritte kommandierende Leutnant Big⸗ non verſtändigt, der ſofort Alarm blaſen ließ. Die aus dem Schlaf erſchreckt auffahrende Mannſchaft erkannte jedoch die Gefahr und ſtürzte ſich über Bord ins Waſſer. Ein großer Teil warf Kähne los und ließ ſich ins Waſſer hinabgleiten. Zum Unglück wurden die Fliehenden zurückkommandiert und erkletterten wieder das Schiff. Sie waren ſo in den ſicheren Tod geſchickt wor⸗ den. Das Feuer hatte ſo roße Fortſchritte gemacht, daß niemand mehr hinab kosmie, um die Munitionskam⸗ mer unter Waſſer zu ſetzen.“ Im Panzerturm eingeklemmt. Eine erſchütternde Szene erlebte der Admiral Aubert, der Kommandant des 3. Geſchwaders. Er fuhr in einer Dampfbarkaſſe an das gewaltige Wrack der explodierten „Liberte“ heran. Aus dem Innern der jetzt vollſtändig formlos daliegenden Eiſen⸗ und Trümmermaſſe ertönten herzzerreißende Hilferufe und lautes Klopfen. Aubert ließ ſofort den Hafenpräfekten verſtändigen, da⸗ mit in aller Eile die notwendigen Hilfswerkzeuge zur Be⸗ freiung der eingeſchloſſenen Unglücklichen herbeigeſchafft würde. Er ſelbſt gelangte mit ſeiner Barkaſſe bei einem kleinen Panzerturm an das Wrack. Hier bemerkte er einen Quartiermeiſter, der dort eingeklemmt war. Seit drei Stunden befand ſich der Unglückliche in ſeiner qualvollen Lage; er hörte nicht auf zu ſchreien. Sein Geſicht war ſchon ganz geſchwollen, und die Augen blickten voller Entſetzen auf die Umgebung. Sein rechter Fuß war ihm durch einen gewaltigen Eiſenblock zer⸗ ſchmettert und eingeklemmt worden. Alle Bemühun⸗ gen, den Unglücklichen aus ſeiner entſetzlichen Lage zu befreien, waren vergeblich, und man entſchloß ſich, da er dem Tode nahe ſchien, ihm den Fuß auf der Stelle ab⸗ zutrennen. Mit ſtoiſcher Ruhe ertrug der Mann dieſe entſetzliche Operation und konnte nunmehr aus den eiſernen Trümmern des Turmes hervorgezogen und auf die Barke gebracht werden. Man ſchaffte ihn ſofort ins Mi⸗ litärlazarett, wo ihm der Unterſchenkel bis ans Knie abgeſchnitten wurde. *** N Brand auch auf dem Panzer„Patrie“. Am Montag brach auch auf dem franzöſiſchen Dread⸗ nought„Patrie“ in einer Kaſematte des Vorderteils Feuer aus. Es wird nicht geſagt, zu welcher Stunde. Es wurde ſogleich Alarm geſchlagen, und den vereinten Anſtrengungen der Mannſchaft gelang es, den Brand zu löſchen, ehe er größeres Unheil angerichtet hatte. Der Schaden iſt unbedeutend. Man glaubt trotz des wun⸗ derbaren Zuſammentreffens beider Brände nicht an Brandſtiftung. Politiſche Rundſchau. — Berlin, 27. September. 27: Kardinal Kopp und die politiſche Agitation. Die neueſte Nummer des„Kirchlichen Amtsblattes“ der Diözeſe Breslau enthält folgende Verordnung des fürſtbiſchöflichen Ordinats: 5 N „Auf hohe Anordnung Sr. Eminenz weiſen wir dar⸗ auf hin, daß es unſtatthaft ſei, Pfarrhäuſer und pfarrliche Grundſtücke zur Abhaltung politiſcher Agi⸗ tationsverſammlungen herzugeben, und daß es eine be⸗ dauernswerte Schädigung des ſeelſorglichen Einfluſſes eines Pfarrers auf ſeine Gemeinde bedeute, wenn ohne ſeine Zuſtimmung Geiſtliche in der Gemeinde Wahl⸗ und Agitationsreden halten.“ 11„Einigkeit!“ Der neue ſozialdemokratiſche Partei⸗ vorſtand erläßt im„Vorwärts“ einen Aufruf„An die Partei!“ als eine erſte Aufforderung zum Wahl⸗ kampfe. Derſelbe beginnt mit folgendem Satze: „Parteigenoſſen! Der Parteitag in Jena hat die Einheit und Geſchloſſenheit der Partei in allen wichtigen politiſchen Fragen bekundet.“ Ja, aber der„Vorwärts“ hat doch ſelbſt in ſeinem Rückblick über den Parteitag geſchrieben: „Richtig iſt, daß auch in Jena ſtarke Meinungs⸗ berſchieden heiten in unſeren Reihen hervor⸗ getreten ſind— und, wie offen zugeſtanden werden ſoll⸗ nicht nur in bezug auf nebenſächliche taktiſche Fragen. Die Diskuſſion, die ſich an den Geſchäftsbericht des Par⸗ teivorſtandes und die Bebelſche Rede über die nächſten Reichstagswahlen knüpfte, ferner die zweckloſe Oppoſi⸗ tion eines Teiles der Delegierten bei der Wahl Haaſes * eee e daß 1110 in unſerer Partei nicht erſchiedenartige, ſondern teilweiſe ſel j 2 äätzliche Anſichten über die von ang end cdkeade J tiſche Marſchrichtung herausgebildet haben. Iſt es auch oöllig verkehrt, um die Frage, ob dem Parteivorſtand wegen ſeiner ſogenannten„Unterlaſfungsſünden“ eine Art Tadelsvotum zu erteilen ſei oder nicht, als einen Kampf zwiſchen Radikalen und Reviſioniſten hinzu⸗ ſtellen und von einer Trennung der Geiſter oder gar von ganz neuen Konſtellationen innerhalb der Partei zu ſpre⸗ chen, ſo bleiben doch immerhin ſo manche Wider⸗ ſprüche zwiſchen den auf dem Jenaer Parteitag hervor⸗ getretenen Anſchauungen übrig, daß von einer Annähe⸗ 2 zwiſchen Nord und Süd kaum geſprochen werden un.“ Das nennt man dann„Einigkeit“. 12 Unterſtützung der Sozialdemokratie durch Volks⸗ ſchullehrer. Gegen den Offenbacher Volksſchullehrer Peter war das Diſziplinarverfahren beantragt, weil er Muſikkritiken für das ſozialdemokratiſche„Offenbacher Abendblatt“ geliefert hatte. Ferner wurde gegen mehrere Vorſtandsmitglieder des Lehrervereins eine Unterſuchung eröffnet, weil auf ihre Veranlaſſung Anzeigen und Be⸗ richte des Lehrervereins in dem genannten Blatte zur Veröffentlichung kamen. Nach ſechs Monaten hat jetzt die Schulabteilung des heſſiſchen Miniſteriums ein Vor⸗ gehen auf diſziplinariſchem Wege als inopportun ribgelehnt. Im Heſſenland ſcheint die Regierung ebenſo wie in Baden die Sozialdemokratie für eine„großartige Be⸗ vegung des vierten Standes“ zu halten, die ein Staats⸗ heamter ruhig unterſtützen kann. Nur ſo weiter! Letzten Endes werden ja die Regierungen die Suppe, die ſie ich mit dieſer indirekten Unterſtützung der Sozialdemo⸗ kratie eingebrockt haben, auch ſelbſt auseſſen müſſen. Der aufgeſchobene Friedenskongreß. Von der Delegiertenverſammlung der internationalen Friedens⸗ dereinigung in Bern wurde die Verſchieb ung des Friedenskongreſſes in Rom auf den 21. bis 26. März beſchloſſen. Iſt die Tagung dort aus irgend⸗ einem Grunde nicht möglich, ſoll ſie in Bern ſtattfinden. ! Baſſermanns Unterſchlupf wieder geführdet? Dem Vernehmen nach ſtellte das Centrum dem Abgeordneten Baſſermann den Landtagsabgeordneten Bergar⸗ deiter Sauermann als Reichstagskandidaten für den Wahlkreis Saarbrücken gegenüber. Im Jahre 1907 ſiegte der Nationalliberale Dr. Boltz mit 1448 Stimmen, Mehr⸗ heit über den Centrumskandidaten bei einer Wahlbe⸗ zeiligung von 91,6 Prozent. 9 Europäiſches Ausland. Oeſterreich⸗ Ungarn. * Neue Teuerungskrawalle, die offenbar eine Folge der Ausſchreitungen der Maſſen in Wien ſind, werden aus der Provinz berichtet. Nach Blättermeldungen zerſtörten am Montag abend in dem Orte Zberny bei Prag 2000 Textilarbeiter acht Wirtſchaftsgebäude und vernichteten die Vorräte. 170 Gendarmen ſind nach dieſem Orte ent⸗ andt worden. In Wien muß die Gemeinde auch beim Bier als Preisregulator auftreten. Der gemeinderätliche Brauaus⸗ chuß hielt eine Sitzung ab, in welcher zur Erhöhung der Bierpreiſe durch viele Brauereien Stellung genommen und beſchloſſen wurde, die Bierpreiſe des Gemeindebrau⸗ hauſes nicht zu erhöhen, ſo daß das ſtädtiſche Brauhaus tatſächlich wieder die Bedeutung als Preisregulator er⸗ langt hat. * Die öſterreichiſche Regierung kündigt eine Aufbeſſe⸗ cung der Bezüge des Perſonals der Staatsbahnen unter zer Vorausſetzung an, daß die Bedienſteten ſich vor Ver⸗ letzung ihrer Dienſtpflichten hüten. Spanien. * Die Spanier haben jetzt ihre Stellung am Ued Kert, wo ſie ſo ſchwere Verluſte hatten, aufgegeben. Mel⸗ dungen aus eingeborener Quelle beſagen, die Spanier hätten alle Stellungen am rechten Ufer des Ued Kert räumen müſſen. Eine Kolonne ſoll am Don⸗ nerstag überfallen worden ſein, die Munition ſei weg⸗ genommen worden. Bei Seluan, welches am Sonntag von den Spaniern geräumt worden ſei, haben die Rif⸗ leute angeblich fünf Kanonen erbeutet, deren Verſchluß⸗ ſtücke abgeſchraubt waren. Eine Beſtätigung dieſer Mel⸗ dungen liegt noch nicht vor. i Griechenland. ? Der griechiſche Vizekonſul von Nirk⸗Kiliſſe iſt auf einem Jagdausflug von Räubern entführt. nach Zah⸗ lung eines Löſegeldes aber wieder freigelaſſen wor⸗ den. ö 0 ee ee elien. Perſien. * Ein zweitägiger Verſuch der Verkeidiger der Stadt Täbris, die Anhänger Schudſcha ed Daulehs 8 der Ortſchaft Kaſamelit zu vertreiben, iſt miß⸗ au lungen. Soziales. I Neuer Hafenarbeiterausſtand in England. In. den Londoner Docks ſind von neuem Streikunruhen ausge⸗ brochen. Fünfhundert Hafenarbeiter ſind ſtändig. Die Lage ſcheint ernſthaft zu werden. Die Vermittlung des Handelsamtes iſt angerufen worden. Die Arbeiter behaupten, daß die Reeder die Bedingungen, die ſie nach dem Spruch beim letzten allgemeinen Aus⸗ ſtande übernommen haben, nicht erfüllt hätten.— Im Zu⸗ ſammenhang mit einem Ausſtande in einer Waggonfabrik kam es zu Unruhen. Die Menge richtete großen Scha⸗ den an. Die Polizei war machtlos. Zehn Polizei- beamte wurden verletzt. . Der Eiſenbahnerausſtand in Irland. Die Leiter des iriſchen Eiſenbahnerſtreiks drohen aufs neue mit einem Geſamtſtreik auf allen großbritanniſchen Bah⸗ nen Aber es ſcheint, als ob den engliſchen Eiſenbahnern vorläufig die Luſt zum Streiken vergangen ſei In Irland kehren täglich mehr Leute an die Arbeit zurück, als für den Ausſtand gewonnen werden, und der Paſſa⸗ gierverkehr erleidet wenig Störung. Aber nichtsdeſtoweni⸗ 1 e r ger Tehnen die Streikenden alte Anerbtetungen der Be⸗ hörden zur Vermittlung ab. . Eiſenbahnerſtreik auch in Amerika. Die zwiſchen⸗ ſtaatliche Vereinigung des Maſchinenperſonals in Amerfka hat eine Reſolution angenommen, derzufolge ein Aus ſtand auf den Harriman⸗ Linien erklärt werden ſoll, wenn die Forderungen des Perſonals nicht bewilligt werden. I Ausſperrung und Streik in der weſtfäliſchen Tohak⸗ induſtrie. Der„Weſtfäliſche Zigarren fabrikan⸗ ten⸗Verband“, dem faſt alle größeren und mittleren Zigarrenfabrikanten von Weſtfalen, Lippe und dem an⸗ grenzenden Hannover, ſowie Bremer und Hamburger Fabrikanten, die in dieſem Gebiete Filialbetriebe unter⸗ halten, angehören, hat beſchloſſen, denjenigen Verbands⸗ mitgliedern, deren Arbeiterſchaft wegen Ablehnung ihrer Lohnforderungen ſtreikt oder mit dem Streik droht, bei⸗ zuſtehen. Daher ſoll allen organiſferten Arbei⸗ tern am 30. September gekündigt werden, falls nicht bis zum 28. September die von den Ar- beitern ausgeſprochenen Kündigungen zurückgenommen und die eingeſtellten Arbeiten wieder aufgenommen ſind. Den nicht organiſierten Arbeitern, die ſich von der Be⸗ wegung fernhalten, beſchloß der Verband, wirkſamen Schutz zu gewährleiſten. Aus Stadt und Land. * Fürchterliche Eiſenbahnkataſtrophe in Amerika. Nach einer Meldung aus Appleton im Staate Wis⸗ conſin hat ein Eiſenbahnzug bei einem Straßenüber⸗ gange einen ſogenannten großen Touriſten wagen, auf dem ſich zahlreiche Perſonen befanden, überfahren. Vierzehn Perſonen ſind getötet und zwölf verletzt worden. * Der Vetter des Riechskanzlers zu drei Monaten Feſtungshaft verurteilt! Der Vetter des Reichskanzlers v. Bethmann Hollweg, der Rittergutsbeſitzer v. Beth⸗ mann Hollweg⸗Runowo, duellierte ſich vor eini⸗ ger Zeit mit dem Rittergutsbeſitzer Grafen Heinrich v. d. Goltz-Czayze in der Nahe von Tegel bei Berlin. Die Forderung hatte ſeinen Grund in angeblichen un⸗ fairen Hypothekengeſchäften, die Hollweg v. d. Goltz zum Vorwurf gemacht hatte. Zur Sühne für den geſetzlich verbotenen Zweikampf hat am Montag die Strafkammer in Schneidemühl den Grafen von der Goltz und den Rittergutsbeſitzer v. Bethmann Hollweg zu je drei Mo⸗ naten Feſtungshaft verurteilt. b * Exploſion beim Photographieren mit Blitzlicht. Auf dem Bismarckplatz in Dresden ereignete ſich am Montag eine ſchwere Exploſionskataſtrophe. Dort er⸗ folgte im photographiſchen Atelier von Schiffter be: einer Blitzlichtaufnahme auf bisher noch unaufgeklärte Weiſe eine Exploſion des Magneſiumbehälters. Die mit der Aufnahme beſchäftigten drei Angeſtellten erlitten lebensgefährliche Verletzungen. Durch die um⸗ herfliegenden Trümmer wurde in dem Atelier großer Schaden angerichtet. Eine Dame, die ſich mit ihrem Kind photographieren laſſen wollte, blieb unverletzt. ** Bankkrach. Die Bankfirma Bauer u. Anders in Gera iſt in Konkurs geraten. In der Maſſe liegen 300 000 Mark. Da die Schulden gegen eine halbe Mil⸗ lion ausmachen, werden die Gläubiger wenig über die Hälfte ihrer Forderungen retten. Ter ZJuſammenbruch der Firma iſt in erſter Linie durch Kursverluſt veran⸗ laßt. Die hinterlegten Depots ſind unverſehrt. ** Vier Perſonen ertrunken. Auf dem Arlſee(Inſel Seeland) kenterte am Montag abend ein Boot, in dem ſich ein 21 Jahre alter Handlungskommis und drei Knaben im Alter von neun bis zwölf Jahren befanden. Alle vier fielen ins Waſſer und ertranken. Die Leichen ſind noch nicht geborgen. Das Boot trieb ſpäter mit dem Kiel nach oben an Land. ** Das„empfindliche“ Montenegro. Eine ſerbiſche Theatertruppe wollte in den größeren Städten Monte⸗ negros Lehars„Luſtige Witwe“ aufführen. Ihr Gaſtſpiel wurde mit der Begründung, Montenegro ſei kein Operet⸗ tenſtaat, überall verboten. In der Operette iſt aller⸗ dings von Montenegro die Rede. Der Boxkampf zwiſchen dem Neger Johnſon und dem Englünder Wells in England verboten. In London wurde offiziell bekannt gemacht:„Der Miniſter des In⸗ nern hat ſich nach eingehender Unterſuchung überzeugt, daß der Zweikampf in Carlscourt nicht geſetzmäßig iſt. Wenn die betreffenden Perſonen nicht freiwillig von ihrem Vorhaben zurückſtehen, werden Schritte unternom⸗ men werden, um jede Uebertretung des Geſetzes zu ver⸗ hüten.“ Das iſt zwar noch kein Verbot des Fauſtkampfes zwiſchen Schwarz und Weiß: wenn jedoch die in Be⸗ tracht kommenden Perſonen das Unternehmen nicht auf⸗ geben, ſo werden ſie wegen„beabſichtigten Friedens⸗ bruches“ vor den Richter geführt werden. ** Grauſige Lynchjuſtiz in Kroatien. In Rybnik in Kroatien ereignete ſich ein Fall von amerikaniſcher Lynch⸗ juſtiz. Dort waren einige Brände vorgekommen, und die Bauern beſchuldigten einen Tſchechen namens Sochannek der Brandſtiftung. Die Bauern banden ihn an einen Baum, worauf ſie ihn mit Stockſchlägen bearbeiteten. Sodann wurden ihm beide Augen ausgeſtochen. Schließ⸗ lich legten ihn ſeine Peiniger auf ein Lager von Reiſig, das ſie anzündeten. ** Zuſammenſtoß zwiſchen Automobil und Straßen⸗ bahn. Am Dienstag nachmittag rannte auf der Ut⸗ rechter Chauſſee zwiſchen Ooſterbeek und Arnheim ein Automobil auf einen Wagen der Tampf⸗Straßenbahn. Zwei Perſonen, die ſich auf der Plattform des Tramwaywagens befanden, wurden getötet, mehrere andere Paſſagiere gefahrlich verwundet. Das Automo⸗ bil wurde ſchwer beſchädigt, die Inſaſſen blieben aber unverletzt. T Ueberfall auf einen Oberſt. In Saida hat ein Soldat des 2. Regiments der Fremdenlegion den Oberſten Saſſa am Dienstag abend üben⸗ fallen, ihm einen Meſſerſtich verſetzt und darauf ver⸗ ſucht, ihn zu töten. Zum Glück konnte ſich der Offizier, der nur eine leichte Verwundung erlitten hatte, aus den Händen des Attentäters befreien. Der Atten⸗ täter iſt ein Spanier namens Virolant, der aus dem Gefängnis zu Mont Juiz entſprungen iſt. Er iſt An⸗ archiſt, war vor mehreren Jahren wegen eines Ko m⸗ plotts auf das Leben König Alfons zu langem Ge⸗ fängnis verurteilt. Der Attentäter nennt ſich Damien und iſt 25 Jahre alt. Er bekennt ſich als Anarchiſt und FFF 2 2 * * Pol die liſe in die vol Hei 55 38 . e 2 ſtieß, als er gefangen genommen wurde, den Ruf aus: Es lebe die Anarchie! * Automobilunglück in Frankfurt a. M. Im Frank⸗ furter Stadtwalde ſtieß ein Automobil der Zuckerfabrik Großgerau mit einem Fuhrwerk zuſammen. Tie Deichſel des Wagens tötete den Lenker des Automobils, den Inſpektor Lukey, auf der Stelle, während der mitfahrende Fabrikbeamte mit leichteren Verletzungen da⸗ vonkam. * Ein Schulknabe in England von Räubern ent⸗ führt? Am Freitag verſchwand der Schüler des Dul⸗ wich College, Cecil Moy, und ſeine Eltern glauben, daß er geraubt worden iſt, um ein Löſegeld aus ihnen herauszuſchlagen. Der Vater, ein wohlhabender Mann, 5 eine Belohnung für die Wiederzuführung ſeines ohnes ausgeſetzt, die aber den Räubern nicht hoch genug zu ſein ſcheint, denn es hat ſich bisher niei⸗ mand gemeldet, der etwas von dem Jungen weiß. Eine amtlich beglaubigte Umwandlung. Nach einer Anordnung der ſpaniſchen Regierung iſt es Frauen verboten, als Stierkämpferinnen aufzutreten. Bis zu dieſem Verbot war, wie ſpaniſche Zeitungen berichten, Maria Salome als ſehr er⸗ folgreiche Matadorin in der Stierkampfarena aufgetreten. Jetzt nennt ſich die„Dame“ Auguſtin Salome und führt den Degen mit gewohnter Grazie und Kraft in der maleriſchen Tracht eines Torero. Seltſamerweiſe hat ſich„Maria“ Salome amtlich beſcheinigen laſſen, daß ſie wirklich ein Mann iſt, obwohl ſie bis dahin, ebenfalls beglaubigt, dem zarten Geſchlecht zugezählt wurde.. * Ein Maſſenmord wurde auf dem Fluſſe Se⸗ lemdſchi in Sibirien verübt. 29 Goldwäſcher waren mit ihrem Golde in einem Boote auf der Heimfahrt begriffen, als ſie plötzlich von einer Rotte entſprun⸗ gener Sträflinge beſchoſſen wurden. Vierzehn Gold⸗ wäſcher wurden getötet, die übrigen ſprangen in den Fluß und ſchwammen an das andere Ufer, wo ſie ſich verbergen konnten. Die ganze Goldbeute fiel den Räubern in die Krände. % Ruubmord im Ehamortr cparce. In Kragufe⸗ wac(Serbien) wurde der Offizier Mirko Stanic in dem Sonderzimmer eines Vergnügungslokales tot und ſeiner Brieftaſche von 24000 Mark beraubt aufgefunden. Die Polizei iſt auf der Suche nach den zwei Halbweltlerinnen, die dem Getöteten zuletzt Geſellſchaft geleiſtet haben. ** Ein aufopfernder Bruder. Ein großes, aber nutz⸗ loſes Opfer für ſeine Schweſter brachte ein junger Mann in Stockport, der für ſeine Schweſter Edith Stuart, die mit ihren Haaren in eine Maſchine gekommen und vollſtändig ſkalpiert worden war, ſeine eigene Kopf⸗ haut hergab, damit ſeine Schweſter geheilt werden konnte. Er unterzog ſich der ſchwierigen Operation, der Heilungsprozeß machte bei der Schweſter auch günſtige 3 dann trat ein Rückfall ein, dem die Schweſter erlag. ** Der Wiederaufbau der abgebrannten Viertel in Konſtantinopel. Die türkiſchen Behörden verhandeln mit den holländiſchen Ingenieuren, die das„Haus aus einem Guß“ zum erſtenmale in Sandpoort bei Haar⸗ lem aufſtellten, über die Errichtung von 20000 ſolcher Häuſer in den abgebrannten Vierteln Kon⸗ ſtantinopels. Auch in Wotergraafsmeer in Holland wer⸗ den demnächſt mehrere dieſer Häuſer gegoſſen werden.— Die gegoſſenen Häuſer werden bekanntlich in der Weiſe hergeſtellt, daß ein eiſernes Gerippe errichtet und mit einer hölzernen Form umgeben wird, die dann mit Beton gefüllt wird. * Fliegertod. Mr. W. J. Clarke, ein amerikani⸗ ſcher Amateur⸗Aviatiker, wurde bei Flugvorführungen auf dem Naſſau⸗Boulevard⸗Flugplatz in Newyork am Montag getötet. Ein plötzlicher Windſtoß führte den Abſturz des Aviatikers herbei, deſſen Leichnam vollſtändig zer⸗ ſtückelt unter den Trümmern des Apparates hervor⸗ gezogen wurde. * Schreckenstat eines Familienvaters. Aus Do⸗ briny wird gem, et: Die Frau eines Bauern gebar ihrem Manne Drillinge. Als dieſer heimkehrte, ge⸗ riet er über dieſen unerwarteten Kinderſegen in der⸗ artige Wut, daß er eine Axt ergriff und mit wuchtigen Hieben ſe'ne Frau und zwei der Kinder er⸗ ſchlug. Nur mit Mühe vermochte die Hebamme das dritte der Neugeborenen zu retten, ſie ſelbſt erhielt von dem Wütenden eine ſchwere Verwundung an der rechten Schulter. Dann flüchtete der Bauer, irrte die ganze Nacht im Freien herum und ertränkte ſich am an⸗ deren Morgen in der Drau. Brand während eines Feſtes. Das altbekannte Forſthaus Dobrock bei Cuxhaven, wo gerade das von Tauſenden beſuchte nordhannoverſche Heimatfeſt Sonntag gefeiert wurde, iſt infolge Exploſion in der elektriſchen Lichtanlage niedergebrannt. Menſchen wurden glück⸗ licherweiſe nicht verletzt. Zahlreiche Haifiſche in der Nordſee. Die beiden engliſchen Fiſcherboote„Tarantula“ und„Plutaren“ brachten in den Hafen von Hull von einem Fiſchzuge 6 mehr als drei Meter lange Haifiſche mit. Schwere Unwetter in Tirol. In vielen Teilen Tirols herrſcht Unwetter mit ſtarken Schneefällen. Im Puſtertale reicht der Schnee bis zur Talſohle herab. In Meran und Umgegend richtete der Sturm großen Schaden an den Obſtkulturen, den Telegraphen⸗ und Te⸗ lephonleitungen an. Zahlreiche Hausdächer wurden be⸗ ſchädigt. Die Stilfſerjochſtraße iſt nur teilweiſe befahrbar. Die Ferdinandshöhe liegt tief im Schnee. Ein Automobil iſt dort eingeſchneit. Zwei Frauen verbrannt. Bei einem Feuer, das in der Havenſtraat in Amſterdam infolge einer Ben⸗ Aunerploſion ausbrach, ſind zwei Frauen in den Flammen umgekommen. Ein franzöſiſcher Baron von ſeinem eigenen Sohn erſchoſſen. Dicht bei ſeinem Schloſſe Cou⸗ orignuß wurde Sonntag abend der Baron de Cou⸗ origny von ſeinem eigenen Sohne, einem 18jährigen ungeratenen Burſchen, ermordet. Der Sohn lauerte dem auf ſeinem Wagen nach Hauſe kommenden Vater in einem Hohlwege unweit des Schloſſes auf und tötete ihn durch zwei Schüſſe. Die Gattin Couvrignys, die Alkoholikerin ſein ſoll, beobachtete das Verbrechen in ge⸗ ringer Entfernung und fragte dann den Sohn:„I ſt die Geſchichte geglückt?“ Auf die bejahende Ant⸗ wort des Sohnes entgegnete ſie:„Um ſo beſſer!“ Der Mörder, der anfangs zu leugnen ſuchte, wurde durch Rreuz⸗ und Querfräaen der Behörden bald zu einem umfaſſenden Geſtändnis gendtigt. Er entſchuldigte ſich damit, daß der Vater ihn allal ſehr zur Arbeit an⸗ gehalten und der Mutter nicht genug Alkohol bewilligt habe. Das Schloß des Barons befindet ſich unweit des Ortes Falaiſe in der Bretagne. 1 Gerichtsſaal. Wegen Veruntreuung von Kaſſengeldern verur⸗ teilte die Strafkammer in Kob urg den früheren Kaſſie⸗ rer der Lauſchaer Ortskrankenkaſſe, Eduard Eichhorn, ui zweieinhalb Jahren Gefängnis. 3 E Die Verurteilung eines Privatſetretärs des Gou⸗ verneurs von Deutſch⸗Oſtafrika. Die Strafkammer in Duisburg verurteilte am Dienstag den Kaufmann Karl Schmidt aus Duisburg, jetzt in Bielefeld, den früheren Privatſekretär des Gouverneurs von Deutſch⸗ Oſtafrika, v. Rechenberg, wegen Beſtechlichkeit zu ſechs Monaten Gefängnis. Schmidt hatte gewiſſe geheime Schriftſtücke, die ihm in ſeiner Eigenſchaft als Privatſekretär bekannt geworden waren, einem Oppo⸗ fitionsblatte in Dar⸗es⸗Salam gegen Bezahlung zu einem Hetzartikel überlaſſen. Bei einer Hausſuchung in der Duisburger Wohnung Schmidts wurden die Kopien der in Betracht kommenden Schriftſtücke gefunden. A Verurteilung eines zweifachen Kindermörders. Ge⸗ org Fath aus Lohr, ein notoriſcher Trunkenbold, der, wie ſeinerzeit berichtet, ſeine zwei bezw. drei Jahre alten Kinder in einem Weinbergshäuschen erhängt hatte, wurde vom Schwurgericht in Würzburg zu ſechs Jahren Ge⸗ fängnis verurteilt. r Ein ungetreuer Rendant. Das Landgericht Schweinfurt verurteilte den Rechner der Darlehnskaſſe oon Waigolshauſen, Stark, der 30 000 Mark veruntreute, zu einem Jahr zwei Monaten Gefängnis. Aus Nah und Fern. l: Mannheim, 27. Sept. In Germersheim wurde ein von hier ſtammender Kaufmann unter dem Verdacht der Spionage verhaftet und in das Germersheimer Amtsgerichts⸗ gefängnis gebracht. Er ſoll einen Artilleriſten zu beſtechen verſucht haben, ihm ein Geſchoß zu beſchaffen.— Die 17 Jahre alte Tochter Luiſe des Schloſſers Ahneſorge, wohnhaft Dammſtraße 9, öffnete in der Nacht zum Sonntag in ſelbſt⸗ mörderiſcher Abſicht den Gashahn in ihrem Schlafzimmer. Die Eltern bemerkten den Gasgeruch und drangen in das Zimmer, wo ſie das Mädchen bereits leblos vor fanden. Alle Bemühungen, das Mädchen wieder ins Leben zuruͤckzurufen, waren erfolglos. Man verbrachte die Lebensmüde in das Leichenhaus. Eine für ſie ungünſtig ausgegangene Klage ſoll das Motiv zur Tat ſein.— Vorſicht beim Obſt⸗ eſſen! Mit Zeichen ſchwerer Magenerkrankung nach dem Genuſſe von Obſt wurden geſtern abend zwei Kinder des Wirtes Modl in der Rheinſtraße, ein Knabe und ein Mädchen, in das Allg. Krankenhaus eingeliefert. Das 9 Jahre alte Mädchen namens Liſabeth ſtarb bereits 4 Stunden nach ſeiner Einlieferung ins Krankenhaus. Die Kinder hatten Zwetſchgen gegeſſen und wahrſcheinlich Waſſer dazu getrunken. Der Junge befindet ſich noch nicht außer Lebensgefahr. r. Mörleubach, 27. Sept. Vor eivigen Wochen fiel dem 6jährigen Knaben des Schneidermeiſters Gräber da⸗ hier beim Spielen mit mehreren Kindern ein Pflug auf die Hand, wodurch dieſelbe faſt abgeſchlagen wurde. Der Knabe wurde ſofort in die Klinik nach Heidelberg gebracht und iſt der Junge geſtern wieder von ſeinen Eltern abgeholt worden. Die Heilung ſoll ſehr gut von ſtatten gehen, was den Be troffenen ſehr zu wünſchen iſt. r. Aus dem Weſchnitztal, 27. Sept. In letzter Zeit kamen in einem Orte verſchiedene Felddiebſtähle vor, ohne daß die Diebe ausfindig gemacht wurden; meiſtentells kamen ganz unbeteiligte Leute als Täter in Verdacht. Vor kurzer Zeit nur ſoll es dem dienſttuenden ſehr eifrigen Feld⸗ hüter gelungen ſein, 2 Perſonen zu überraſchen und zur An⸗ zeige zu bringen. Niemand hatte geahnt, daß dieſe Perſonen ſich in dieſer Weiſe an fremdem Gute bereichern, da dieſelben in guten Verhältniſſen ſtehen und durchaus gar keine Urſache haben, in ſo früher Morgen ſtunde auf Raub aus zu gehen. Die Diebſtähle werden etwas teuer zu ſtehen kommen. — Unter⸗Flockenbach, 27. Sept. In der Wirt⸗ ſchaft„Zum Odenwald“ fand am Sonntag mittag eine von hier und Gorxheim ſtark beſuchte Verſammlung des Männer⸗ vereins ſtatt, in welcher Herr Pfarrer OBlum Oberabtſteinach einen hochintereſſanten Vortrag über den Mainzer Katholiken⸗ tag hielt. Die anderthalbſtündigen prägnanten Aus führungen fanden großen Beifall. Am Schluſſe wies Redner auf die bevorſtehenden Wahlen hin und ermahnte, auch bei dieſen Wahlen wieder in bekannter Weiſe pflichtgemäß zu handeln. — Hier im Tal und wie wir beſtimmt wiſſen, auch im ganzen Wahlbezirk, iſt man in Zentrumskreiſen allgemein der feſten Ueberzeugung, daß man keinen beſſeren Abgeordneten für unſere Gegend finden könnte, als Herrn Pfarrer Blum ſelbſt, der ſich hoffentlich noch als Kandidat wird aufſtellen laſſen. Es wäre tief zu bedauern, wenn eine ſolch bewährte Kraft dem heſſiſchen Landtage nicht würde zugeführt werden. — König, 27. Sept. Am Sonntag wurde hier ein Odenwald⸗Sängerbund gegründet, dem ſich ſofort 36 Vereine mit über 1400 Sängern anſchloſſen. Dieburg, 27. Sept. Die 17. jährige Tochter Thereſe des Landwirtes Ritter aus Dieburg wurde ſelt Freitag vermißt. Nachdem alles Suchen noch zu keinem Ergebnis geführt hatte, durchſuchte man die Dunggrube, in der man die Leiche des Mädchens auffand. Man vermutkt, daß Liebes- kummer das Motiv war. — Bad Nauheim, 27. Sept. Flüchtig gegangen mit 6200 Mk. iſt ein hieſiger junger Mann, der bei elner Bankfirma hier in Stellung iſt.— Der Pollzei gelang es wieder, eine Frauene perſon, die ſich zahlreiche Diebſtähle zu⸗ ſchulden hat kommen laſſen, zu verhaften. ö : Büdingen, 27. Sept. Die Kartoffelernte iſt hler wie die Zwetſchenernte dieſes Jahr ſehr reichlich ausgefallen. Auch inbezug auf Qualität laſſen die einzelnen Kartoffeln nichts zu wünſchen übrig. Es ſind Kartoffeln im Gewichte bis über 2 Pfund zutage gefördert worden. — Ein alter Witz wurde in Ketſch in die Tat umgeſetzt. Ein Arzt verordnete einer Bauersfrau öftere Kühlung. Als der Arzt wieder kam, freute er ſich ob der günſtigen Erfolge ſeiner Behandlung. Die Patientin hielt es aber für geraten, ihm zu beichten, daß ſie ſeine Vorſchrift nicht ganz befolgt hatte, ſie haben keine„Kühlung“ beim Metzger bekommen und deshalb habe ſie ſich mit einer„Kalbs⸗ lung“ begnügt, die ihr ſehr gut geſchmeckt habe. Natürlich ſollte die Kühlung durch Auflegen von Eis geſchehen. — St. Jugbert, 27. Sept. Wie berichtet wurde, ſind vor einigen Tagen nach einem Hochzeitsſchmaus 14 Perſonen ernſtlich erkrankt. Bei vier Perſonen wurde Typhus feſtgeſtellt. Ein junger Mann von etwa 18 Jahren iſt heute geſtorben. Die Vergiftung ſoll angeblich durch Gemüſekon⸗ ſerven entſtanden ſein. Lokale Nachrichten. * Viernheim, 28. Sept. Die Bezirksverſammlung der katholiſchen Männervereine von Viernheim, Lampertheim und Gerns⸗ heim am Sonntag, den 24. September im„Freiſchütz“ nahm einen ſehr befriedigenden Verlauf. Außer zahlreichen Mit- gliedern des hieſigen Männer- und des Arbeitervereins waren unter Führung ihres geiſtlichen Beirates auch an 100 Mit⸗ glieder des Lampertheimer und einige des Gernsheimer Vereins erſchienen, ſodaß der große Saal voll beſetzt war. Nachdem der hochw. Herr Pfarrer Wolf als Bezirksvorſitzender die Verſammlung eröffnet und namentlich das zahlreiche Erſcheinen der Lampertheimer begrüßt hatte, ergriff als erſter Redner Herr Parteiſekretär Diehl aus Mainz das Wort und ver⸗ breitete ſich in etwa einſtündigem Vortrag über die nächſten Landtags- und Reichstagswahlen. Nach einer kurzen Pauſe ſprach ein Mitglied des Gernsheimer Vereins einige mit großem Beifall aufgenommenen Worte über die Pflichten des chriſtlichen Mannes. Darauf klärte der zweite Hauptredner, Herr Ar⸗ beiterſekretär Knoll aus Mainz, in längeren Aus führungen die Verſammlung über die Vorteile der neuen Reichs ver ſiche⸗ rungsordnung auf und ſtreifte zum Schluß noch ein paar andere aktuelle ſoziole und politiſche Fragen. Reicher Beifall zeigte ihm wie dem erſten Hauptredner die Zuſtimmung und den Dank der Verſammlung. Nach einigen Schluß- und Dankes worten ſchloß der Vorſitzende die Verſammlung etwas nach 7 Uhr. Ihren 80. Geburtstag feierte am 26. d. Mts. Frau Nikolaus Kühlwein 2. Wwe. geb. Helbig in ſeltener geiſtiger Friſche.— Wir gratulieren herzlichſt! Ein Uebel kommt ſelten allein. Zu den Dürre⸗ ſchäden dieſes Jahres droht ein neues Fehljahr, weil der aus⸗ getrocknete Boden und der mangelhafte Stallmiſt nur wenig Nährſtoffe für die Saaten hergeben können. Das Königl. Preußiſche Staatsminiſterium hat zur Abwendung der Gefahr den Frachttarif für die Düngemittel auf die Hälfte herabge⸗ ſetzt mit der ausdrücklichen Begründung, daß ein verſtärk⸗ ter Verbrauch an Düngemitteln infolge der Austrocknung des Bodens und insbeſondere infolgeder Verſchlechterung des natürlichen Düngers bei dem Mangel an Streumitteln erwünſcht iſt. In der Tat kann nur eine kräftige Düngung vorbeugen. Um eine kräftige Pflanzenentwickelung hervorzurufen und um die Saat vor Aus winterung zu ſchützen, leiſtet eine Thomasmehldüngung von 6—8 da pro ha vor der Saat oder, wo dieſe ſchon beſtellt, nach der Saat als Kopfdüngung vorzügliche Dienſte. Vermiſchtes. Von den zurzeit auf dem Mankt befindlichen Seifen- pulvern zeichnet ſich das unter dem Namen Dr. Gentuers Veilchenſeifenpulver„Goldperle“ angebotene Produkt der Firma Carl Gentner in Göppingen durch ſeine vorzüg⸗ liche Qualität beſonders aus. 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Oktober, 0 N abends 8 Uhr im, Freischũütz' stattfindenden B deleuen Abschieds-Feier f beehrt sich der Unterzeichnete die verehrl. ein junger Wolfshund. Abzuholen gegen Erſtattung 2 Meter tannen 0 Ehrenmitglieder und Mitglieder, sowie Freunde 0 17. Mai 1911 enthaltenen Beſtimmungen. Dieſe ſind auf und Gönner der Sodalität mit ihren Familien- dem Rathauſe ausgehängt und ſind wir zu jeder welteren der Einrückungsgebühr und it 2 1 0 Angehörigen geziemend einzuladen. 1 Auskunft ſtets gerne bereit. Futtergeldes bei el 7 0 3 7 8 K — Peter Joſef Haas N 65 Kaplan Sturn, Präses. 4 Sonntag, den 1. Oktober 1911 nachm. 1 Uhr Annaſtraße. 2———— g ö findet eine Uledung der freiwilligen Feuerwehr, ſowie der 7 HBügelſtraſfe 24.——— N 7 Pflichtmannſchaft ſtatt. Warnung* Ziehung 13.-10. Okt.— Es werden ſämtliche Mitglieder der Pflichtfeuerwehr aufgefordert, an dieſer Uebung teilzunehmen und ſich zu dieſem Zwecke um die genannte Zeit pünktlich am Rathauſe elnzufinden. Unentſchuldigtes Fernbleiben von der Uebung wird zur Anzeige gebracht. Warne hierdurch jedermann meiner Frau Auna geb. Lammer weder auf meinen Namen etwas zu borgen oder zu leihen, da ich für dieſelbe keine Zahlung leiſte. Adolf Meßer Hilfsſchaffner. fur Rosenpartenstrasss 3. Konkurrenzlos billig! Acleg. Schlafzimmer pol. und eiche mit Ztür. Spiegel- schrank, prima Qualitat Düsseldorfer. Eotterie 80550. im Ges 8 v. Ma 80000 f 13000 1 1000 2 1 5000 14 2 1086 a 50 Pig.“ Met f Porto u. Liste 307 9 5 4 Haupt- Debit“ 4 L. Dinkelmann, Worms Kathol. Arbeiter⸗Verein e Nächſten Sonntag, den 1. Oktober, nachmittags halb 4 Uhr findet im Gaſthaus„Zum Fürſten Alexander“ 2 l —. Monats-Verſammlung he ſtatt.— Ein auswärtiger Reduer wird über den anner uferteren. Der Vorſtand. SSS Sees Männer-. 4 5 5 Viernheim. eee eee Die letzte Ohmetgras⸗ Acre rere vom 26. Septem ber J. Is. iſt genehmigt.— Montag, den 2. Oktober 1911 werden auf dem Rathauſe dahier 1. verſchiedene Allmendgrundſtücke auf die Dauer der Genußzeit in Pacht und g 2. 218 Haufen Waldſtreu an die Meiſtbietenden verſteigert. Viernheim, den 27. September 1911. Großberzsaüch Bürgermeiſterei Viernheim. Hauptgew. i. Werte M Beste 50 Pfg., Lotterie . hene og 18638 Ků h lwe in. nur Mk. 280 U. Mk. 380 12 e 22 ei den Kgl 1 ebenso Spiegelschrank Mk. 88.— alen dare) Fiesate 2 1 ———õ̃—⁊˙ꝛ hm Diwan auf Federn gearbe iter 1 Danksagung. 1 46. Speise-Kartoffeln Einla dung. Zurückgekehrt vom Grabe unserer Bad. Holzindustrie verliehene Sorten liefert in nur ul 1 Wir beehren uns, die verehrlichen aktiven ſowie paſſiven Mitglieder nebſt deren Familienangehörigen zu dem am Samstag, den 30. September J. Is., abends 8 Uhr im Vereins lokal Gaſt⸗ haus„Zum goldenen Engel“ ſtatiſtndenden lieben, nun in Gott ruhenden Tochter, Schwester, Enkelin und Nichte Josefine Landgraf 1 sagen wir für die uns bewiesene herzliche Teilnahme an dem uns betroffenen herben Ver- guter Qualität, in Waggonla⸗ bet E unbien N Duhurt Polar Reche Posener MANNHEIM Rosengartenstr. 32. dungen und Stückgut zum billig⸗ ſten Tagespreis Max Kleeblatt Seligenſtadt.(eſſem —————— EE PE Telefon Nr. — iu git, luste, ferner für die Kranz und Blumenspenden F R F Abſchi dsb l debe! und die zahlreiche Begleitung zur letzten Ruhe- 14 ler hten Handelsschule Worms E ru en le 1 0 stätte unseren innigsten Dank. Besonderen Dank akroph. Ekzema, Tautausschläge, Fee ear e verbunden mit einer Ehrung einiger um den Verein* der hochv, Geistlichkeit für ihren trostreiohen offene Füge eee ee fd u ee ſich verdient gemachter Mitglieder, ergebenſt einzuladen. Augen Beistand, den ehrw. barmh. Schwestern für die Leimschagen, Belngeschwüure, Ader. mn Mit Rickſicht darauf, daß die Feier durch impo⸗ Stünbe aufopfernde Pflege, der Jungfrauen Kongregation— ee 5 eee ſante, t Darbi ei geleit 3 Auer itschülerinnen für die der teueren 5 1 rospekte gratis u. franko. nte, turneriſche Darbietungen ngeleitet wir arf 1 ee e ver bisher vergeblich hoffu neee e auf eine ſehr rege Teilnahm: gerechnet werden tr len Verstorbenen erwiesene letzte Ehrenbezeugung. 1 47 a 1 Viernheim, den 27 September 1911. Nino. Salbe Kartoffeln ö Der Präſident: Adler. im Die tiektranernden Angehörigen. I e ee e IB. Gegenſtände zur Verloſung können bis Samſtag Au d A See per Pfd. 5 Pfg. nachmittag im Engel abgegeben werden.* weiß- grün- rot und m 1.— 169 ee Jak. Helfriem GS D e ee Wegen Aufga E* Lade nos Zu haben in den Apotheken. N b 2 0 deeſes 16 amtli— e FFPreiwillige Feuerwehr 2 verkaufe ſämtliche f 5 1 f 9 2 Y, Kommenden Sonntag, den 1. 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