nbeln. 0 derlen did z abekgerigt ur rh hellken z geht dötk dg Hatte elsbager galung u. ia N. bud lden al i pit z rec bug Nici w lumen hi. ige nuſeng benwüdig; nchen glg ehrvertil berthaniche r Außerſah aue Uhr au, bum kein bt. Durguf Autwott zy . Betreehe en ber zu L daß Bebürſ jut bet Ber dalhtusſtraß ö kbiner. In rdanſchlag ung ſeiner Mann ge⸗ h berſuchte zischen tro⸗ ſſe ſchwer cgi ie Leiche en Kik die Nei⸗ eu, ob 0 b kbit heilende mützel gezeigt haben, den Viernhei Viernheimer Nachrichten Bezugspreis: 20 Pf. monatlich einſchl. Bringerlohn. Durch die Poſt bezogen Mk. 1.14 vierteljährlich. er Viernheimer Zeitung (Heſſiſch⸗badiſcher Grenzbote) Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim Geleſenſte und verbreitetſte Zeitung am hieſigen Platze Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ iger Viernheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Fernſprech Nr. 20 Redaktion, Druck und Verlag von Wilh. Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. 0 Gegründet 1834 Ar. 118. Samstag, den 14. Oktober 1011. 27. Jahrgang. 5. 90 Fanatiker auf die Chriſten ſturzen. El Se⸗ rtuopel zu reifen, um zu vermittern. weag er feiop. Wochenrundſchau. nuſſi warte nur auf den Ruf, um die ganze chriſtliche] ſich auch von dieſer Reiſe ſo viel verſprechen wie b Alſo endlich! Die„Nordd. Allg. Ztg.“ teilt hoch⸗ offiziös mit, daß der erſte Teil der Marokkover⸗ handlungen nunmehr beendet ſei und die Bera⸗ tungen über die Kompenſationen im Kongo beginnen kön⸗ ten. Das hat wabrhaftia lange gedauert! Hoffentlich dauert die Beratung über die Abtretung der Fieber⸗ fümpfe im Kongo nicht eben ſo lange. Inzwiſchen bemüht man ſich in der franzöſiſchen Preſſe durch ein geradezu klügliches Gejammer, es ſo darzuſtellen, als ob es ſich beim Kongo um ein geradezu köſtliches Stückchen franzöſiſchen Vaterlandes handele, das wir den Franzoſen abpreſſen wollten. Ein bekannter franzöſiſcher Schriftſteller hat ſogar die Schamloſigkeit beſeſſen, ſeinen Kongoleitartikel mit der Ueberſchrift:„Die deutſche Er⸗ preſſung“ zu verſehen. Dieſe Verſuche, die Fieberfümpfe Kongos als wertvollen franzöfiſchen Beſitz hinzuſtellen, ſind einfach lächerlich. Es handelt ſich dabei eben um nichts anderes als um ſchlaue kau mämtiſche Tricks, die den Zweck haben, die deutſchen Ford kungen nach Möglich⸗ keit hinabzuſchrauben. Hoffentlich wird ſich die deutſche Regierung nicht irre machen laſſen. Der türkiſch⸗italieniſche Krieg iſt in das zweite Sta⸗ dium der Eroberung der Provinz Tripolis, eingetreten. Zweifellos wird es, wie 8 erſten kleineren Schar⸗ 1 f Italienern ſchwerer fallen, dieſes weite Stück Wüſte militäriſch zu 9 als ihnen die Einnahme der Küſtenſtädte fiel. In Italien iſt das Volk in eine geradezu wahnſinnige Kriegsbe⸗ 3 hineingeraten, und ſelbſt die Sozialiſten und e Friedensfreunde ſind dort zu begeiſterten Anhän⸗ n der Raubpolitik Italiens geworden. Giolitti iſt Held des Tages; er dürfte ſich durch die Begeiſterung, die ihm jetzt entgegengebracht wird, rehabilitiert fühlen für jene bitteren Stunden, in denen er, vor aller Welt und allen Parteien verlaſſen, damals abdanken mußte. Die Türkei hat ihre kriegeriſche Betätigung bisher möglichſt eingeſchränkt alle diplomat'ſchen Kunſtſtücke verſucht, um möglichſt ſchnell einen für ſie ehrenvollen und akzeptablen Frieden zu erreichen. Dieſe Haltung mag den Außenſtehenden ſchwächlich erſcheinen, läßt ſich aber aus den äußeren und inneren Schwieriakeiten, un⸗ ter denen die Türkei gegenwärtig leidet, leicht erklären. Das letzte Mittel der Türkei würde ſein, wie kürzlich ein bekannter türkiſcher Großkaufmann in einer enali⸗ chen Zeitung erklärte, daß der Sultan zum heiligen rieg aufforderte. Er würde dann die Unterſtützung eines mächtigen Mannes, Sidi el Senuſſ:, der in gerader Linie von Mohammeds Lieblingsweib abſtammen und das untrügliche Mal zwiſchen den Schultern tragen ſoll, rechnen können. Auf den Wink dieſes mohammedaniſchen Propheten, der in einer Wüſte in Kufra, 500 Meilen vom Nil und noch weiter vom Mittelmeer entfernt, lebt, würden fich 50 Millionen mobammedaniſcher Welt im Blute eines heiligen Krieges, des ſogenannten „Jehad“, zu ertränken. Italiens Gier und die Gleich⸗ gültigkeit Europas könnte ſo zu dem ſchrecklichſten Völ⸗ kermorden führen, das die Welt je geſehen habe. Viel⸗ leicht ſpielt bei den Mitteilungen, die dieſer türkiſche Kaufmann über den geheimnisvollen mohammedaniſchen Propheten macht, die orientaliſche Phantaſte eine große Rolle. Aber ein bloßes Geſpenſt iſt dieſer El Senuſß⸗ zweifellos nicht, dafür werden zu detaillzerte Angaben über ſeine militäriſchen Organiſationen, die er in der geſamten islamitiſchen Welt vorgenommen hat, gemacht. Soviel iſt ſicher, würde der Sultan zum heiligen Krieg aufrufen, es würde ein großes Morden geben. Hoffentlich ſieht auch die italieniſche Regierung das rechtzeitig ein und ſtellt ſich den türkiſchen Friedensverſuchen nicht weiter mit ſolcher ſtrikten Ablehnung gegenüber. In Portugal ſoll nach den Behauptungen der Re⸗ gierung die monarchiſche Bewegung vollſtändig geſchei⸗ tert ſein. Dieſe Darſtellung iſt aber zweifellos falſch. Nach den letzten glaubhaften Meldungen ſind die Mo⸗ narchiſten, die unter dem Kommando des Kapitäns Con⸗ ceiro ſtanden, zwar geſchlagen worden, haben ſich jedoch in kleinere Trupps geteilt und beginnen jetzt den Gue⸗ rillakrieo gegen die republikaniſche Regierung. Die Nachrichten aus vonaliſtiſcher Quelle wiſſen weiter von aroßen Erfolgen der monarchiſtiſchen Bewegung zu er⸗ zählen. So will die Regierung jetzt eine geheime Kor⸗ reſpondenz veröffentlichen, die beweiſen ſoll, daß die vertriebene Königsfamilie vor dem Ausbruche der Revo⸗ lution ſich mit dem Ausland zur Erhaltung des Thrones für König Manuel in Verbindung geſetzt und dabei wich⸗ tige Landesintereſſen preisgegeben habe. Auch behauptet die Regierung, daß der Führer der Monarchiſten Con⸗ ceiro ſich mit dem Exkönig Manuel überworfen habe, und die Arbeit jetzt„für eigene Rechnung“ betreibe. Dieſe Behauptungen haben ſelbſtverſtändlich nur den Zweck, die Bewegung der Monarchiſten in den Augen der im Grunde monarchiſch geſinnten Bevölkerung herabzuſetzen. In China iſt die revolutionäre Bewegung noch im⸗ mer nicht unterdrückt. Bei Hangkau wurde auf einem rufſiſchen Gute eine Bombenfabrik entdeckt. Die Stadt Wutſchang ſoll ſich in den Händen der Revolutionäre befinden. ö Die betrübten Lohgerber. b Die Leute, die da mit guter Abſicht den Krieg gegen die Flinten und Kanonen aufgenommen haben, ſtehen angeſichts des türkiſch⸗italieniſchen Krieges da, wie die bekannten betrübten Lohgerber, denen die Felle weggeſchwommen ſind. Erſt war es lange ſehr ſtill in ihren Reihen, bis ſich ſchließlich der bekannte Friedensfreund Mr. Stead entſchloß, nach Konſtan⸗ nur möglich, es wird ihm nicht gelingen, den von Italien mit Abſicht zuſammengezogenen Knoten, an dem die Diplomaten ſchon wochenlang herumknoten, zu löſen. Zuletzt findet auch die bekannte Friedensberta, Frau Berta v. Suttner, deren Friedensbuch„Die Waffen nieder!“ damals ſo großes Aufſehen erregte, die Sprache wieder. Sie erklärt in einer Zuſchrift an eine Wiener Zeitung, daß ſie fortgeſetzt höhniſche und teilnahmsvolle Briefe erhalte, die von einem „Bankbruch der Friedensbewegung“ ſprechen. Dem⸗ gegenüber erklärt ſie, daß dieſe Auffaſſung falſch ſei. Niemand in den Kreiſen der Friedensfreunde habe ſchon jemals davon geſprochen, daß man am Ziele ſei. Die Grundſätze der Friedensbewegung ſtänden auf einem ragenden Felſen, von dem die ihn umbran⸗ denden Ereigniſſe ſie nicht herabreißen könnten. Sie glaubt, daß durch dieſen Krieg nur die Friedensbe⸗ wegung gefördert werden könnte: „Aus den Kriegsereigniſſen, je wütender ſie wüten, je brutaler ſie herbeigeführt werden, ſpricht um ſo ein⸗ dringlicher die Notwendigkeit, diejenigen Zuſtände zu ſchaffen, in welchen die Sehnſucht der ziviliſierten Menſch⸗ heit nach Recht und Sicherheit erfüllt werden kann...“ Das iſt denn doch eine zu optimiſtiſche Auffaſſung. Die ganze Friedensbewegung läuft darauf hinaus, die Staaten untereinander zu verpflichten, keinen Krieg zu beginnen. Was helfen aber alle Abmachungen dar⸗ über, wenn ſie von den Staaten einfach nicht eingehalten werden? Gerade im türkiſch⸗italie⸗ niſchen Kriege liegt ein Rechtsbruch in nackteſter Form vor. Dort aber verteidigen nicht nur die begeiſterten Nationaliſten dieſe Raubpolitik, ſondern auch die ita⸗ lieniſchen Friedensfreunde ſtimmen in den Ruf:„Hoch das italieniſche Tripolis!“ ein. Darin liegt der Zuſammenbruch der Friedensbewegung. Denn wie jetzt in Italien aus den Friedensfreunden Kriegs⸗ freunde werden, ſo wird es überall gehen, wenn es ſich um die Intereſſen des eigenen Landes handelt. Mag die Eroberungsſucht eines Staates noch ſo ſehr gegen alle Rechtsgrundſätze verſtoßen, im eigenen Lande wird er immer auch die Friedensfreunde auf ſeiner Seite haben. Italien will übrigens ſeine Straßenraubpolitik gründlich durchführen und ſich nicht durch vorzeitige Friedensverhandlungen ſtören laſſen. Wie berichtet wird, ſieht es ſogar die Vermittelung als Belei⸗ digung an. Auch mit einem Protektorat über Tri⸗ volis will ſich Italien keinesfalls zufrieden gehen und Gerichtet. Roman von Franz Wichmann. 481(Nachdruck verboten.) „Sie läuten zur Kirche, Vater!“ ſagte er.„Soll ich beten?“ „Ja,“ antwortete der Gefragte,„bete zum Ewigen, für alle guten Menſchen,— für deinen Großvater, den Förſter!“ „Und für die Böſen, daß ſie erleuchtet und gut werden,“ ſetzte Klara hinzu. Langſam glitt von des Förſters Wange die Büchſe herab. „Und vergib uns unſere Schuld!“ ſprach er leiſe, geſenkten Hauptes vor ſich hin und dem Kinde nach. Hellborn legte die Gartenſchere beiſeite. „Feierabend!“ ſprach er.„Nun wollen wir ruhen von unſeren Werken!“ Hellmut erhob ſich von ſeinen Knien und ſprach zu ſeinem ater: „Ein Förſter möcht' ich auch werden, im Walde— mit der Büchſe—“ „Ein Förſter möchte er werden!“ wiederholte Lorenz Reiner hinter ſeinem Baume.„Welch ein herziges Kind!“ „Förſter,“ ſprach Hellborn,„es iſt wohl auch ein gutes Leben, aber nicht wie das unſere. Der Mutter Erde im Schweiße unſeres Angeſichts das tägliche Brot abringen, das iſt das natürlichſte und beſte.“ „Warum, Vater?“ erkundigte der Kleine ſich. „Weil es uns zu unſerm eigenen Herrn macht!“ belehrte ihn der Vater.„Trägbeit und Luxus machen die Menſchen zu Sklaven; nur die Arbeit macht ſie frei!“ „O, ich fühle mich ſo frei und wohl bei dieſer Arbeit!“ nief Klara, ſich glücklich an den Gatten ſchmiegend. Der Förſter vermochte ſich vor Staunen nicht zu faſſen. „Sie beten und arbeiten! Klara, Klara,“ murmelte er wie betäubt,„wenn ſie ſehend geweſen wäre und ich blind! O, es wird Licht vor meinen Augen!“ Hellborn, der gern ſeinem übervollen Herzen in Worten Kuft machte. fubr fort: „Haben wir nicht auch alles, was das höchſte, einzige Glück auf Erden ausmacht: Arbeit und Liebe?“ „Ja, alles!“ antwortete Klara und doch hob ein leiſer Seufzer ihre Bruſt.„Wenn nicht eins fehlte!“ „Du denkſt an deinen Vater?“ fragte Hellbron. „Kann ich denn anders?“ erwiderte ſie traurig.„Immer und immer muß ich an ihn denken und an das einzige, was uns zur vollen Glückſeligkeit fehlt: den Segen des Vaters, den wir für immer entbehren müſſen!“ „Das iſt nicht wahr!“ klang da plötzlich hinter ihnen eine Stimme, daß ſie erſchrocken nach der Pforte, der ſie den Rücken gewandt hatten, herumführen.„Das ſollſt du von deinem Vater nicht ſagen müſſen!“ „Vater, Vater!“ jubelte Klara auf.„Iſt es denn möglich, — du kommſt her? Du kommſt zu uns? Endlich, endlich!“ Hellborn trat dem Förſter entgegen. „Ich wußte es, daß die Stunde noch ſchlagen würde!“ ſagte er einfach. „O, willkommen, tauſendmal willkommen!“ brach Klara von neuem aus.„Du kommſt in Liebe, nicht im Haß zu uns?“ Hellborn ſtreckte dem Förſter die Hand hin. „Liebe heißt die Loſung, die jedem Menſchen unſere Tür öffnet!“ ſprach er.„Unſer Haus ſoll ein offenes Menſchen⸗ heim ſein! Verweigern Sie uns Ihre Hand nicht mehr?“ „Nein,“ ſprach Lorenz Reiner ergriffen,„ich nehme ſie an, um mit dieſem Druck meiner Rechten um Verzeihung zu bitten für das Unrecht, das ich Ihnen getan habe! In dieſer Stunde habe ich geſehen, daß das Glück dort iſt, wo die Menſchen ſich nicht fürchten, glücklich zu ſein. Mut haben iſt alles!“ Vor Freude zitternd, hielt er Hellborns und Klaras Hände in den ſeinen. „Geſegnet dieſe Stunde!“ rief Klara.„Wenn doch auch Otto, aus dem Kerker entlaſſen, einſt dieſes Weges käme und mit uns ein Menſch würde—“ Sie brach ab und blickte voll Schrecken den alten Mann an. „Was iſt dir, Vater?“ fragte ſie angſtvoll.„Du wirſt bleich? Du zitterſt?“ Der Förſter löſte ſeine Hand aus der ihren. „Es iſt zu ſpät,“ entgegnete er,„er kann nicht mehr kommen!“ Seine Antwort machte Klara noch beſtürzter. „Mein Gott, Vater,“ ſtammelte ſie,„wie du das ſagſt,— und wie du dabei ausſiehſt!“ „Es iſt doch kein Unglück geſchehen?“ fragte Hellborn beſorgt. Der Förſter vermied die Blicke beider. Er ſchien einen Augenblick zu ſchwanken, ob er die Wahrheit bekennen ſollte. Dann aber mit einem raſchen Entſchluß erwiderte er: „Glaubt ihr, ich wäre ſonſt hierher gekommen? Es ſollte mein erſter und mein letzter Weg zu euch ſein! Ehe ich Ab⸗ ſchied von allem nahm, wollte ich mit eigenen Augen ſehen, wie es hier ſtand, und wenn ich es anders gefunden hätte—“ Er ſtockte, da er Klaras Augen fragend auf ſich gerichtet ſah. „Vater, du erſchreckſt mich!“ entbebte es ihr. „Ja, ich kam mit finſteren Gedanken bierher!“ ſtieß er heraus. „Ich weiß, daß Sie mich haßten!“ fiel Hellborn ein.„Aber Haß iſt oft nur verkannte Liebe!“ Der Förſter neigte das Haupt, wie von ſchwerer Schuld erdrückt. „Jetzt weiß ich, daß Sie die Wahrheit ſprachen,“ ſagte er. „Was Sie auszuſprechen wagten, war ja im Grunde in mir ſelbſt: der Kampf mit der Verderbtheit der Zeit! Aber Sie kleideten es in eine neue Form, die ich nicht verſtand und die meinen Trotz erregte. Ich kämpfte wider mich ſelbſt, ohne es zu wiſſen, denn im Herzen waren wir eins. Und nun haben Sie mich bezwungen!“ Aber Klara beruhigte ſeine Antwort nicht. „Du verſchweigſt noch etwas,“ ſprach ſie,„ſage alles! Was hatteſt du vor, Vater?“ Der Förſter ſah mit bedeutungsvollem Blick auf die Büchſe in ſeiner Hand. „Rechenſchaft wollte ich verlangen von dem da, der mir mein Kind genommen hat!“ ſprach er ſchwer. „Das ſtand bei einer höheren Macht!“ verſetzte Klara mit einem Blick nach oben. Cortſetzung folgt) 1 —— 2 pater gar noch von der Turtet eine Kriegsent⸗ ſchädigung verlangen. 1* Ein Nachtgeſecht bei Tripolis. Die italieniſche Regierung gibt jetzt amtlich be⸗ kannt, daß Dienstag nacht ein Gefecht bei Tripolis ſtatt⸗ gefunden hat, bei dem die türkiſchen Truppen geſchlagen wurden und in paniſchem Schrecken die Flucht ergriffen Noch am frühen Morgen habe man fliehende Türken geſehen. Auf italieniſcher Seite ſei memand gefallen und niemand verwundet, während die Türken einen Verkuſt won 23 Toten und 200 Verwundeten und Gefangenen hatten. Das Schlachtfeld ſei mit türkiſchen Waffen und Uniformen überſät geweſen. * 1* N Di Antworten der einzelnen Regierungen auf die hilfeſuchende Note der Türkei ſind jetzt nach authentiſchen n ſämtlich in Konſtantinopel eingetroffen. s wird der türkiſchen Regierung darin der Rat gege⸗ ben, beſtimmte Vorſchläge zu machen, wie ſie ſich die Befriedigung Italiens denke. 1 48 1 8*** F e Das Nachtgefecht bei Tripolis 5 15 nach italieniſchen Meldungen für die Türken e. ch were Niederlage gebracht haben. Italieniſche Zei⸗ ungen berichten folgende Einzelheiten: Der Rückzug der türkiſchen Truppen glich einer plan⸗ loſen Flucht. Der Oberkommandierende General Mu⸗ nir Paſcha hat bei dem Generalſtabschef, Oberſten Kiemal, und dem Befehlshaber der Artillerie mit eini⸗ gen 100 Mann zunächſt den Weg nach Sania an der tune⸗ ſiſchen Grenze eingeſchlagen, ſich dann aber nach Süden gewandt. Es hat den Anſchein, als ob die Türken be⸗ abſichtigen, ſich in die die Ebene von Tripolis um⸗ gebenden Gebirge zurückzuziehen. Wagen und Ka⸗ nonen wurden in den Oaſen zurückgelaſſen. Ihre Pro⸗ viantvorräte reichen höchſtens noch zwan⸗ zig Tage aus, ihre Ergänzung iſt wegen des Mangels an Zufuhrſtraßen ſehr ſchwierig. Der erſte Anſchein, als ob die Türken nach einem beſtimmten Kriegsplan han⸗ delten, beſtätigt ſich angeſichts der völl igen Zer⸗ ſtreuung der Truppen augenſcheinlich nicht. Viele türkiſche Offiziere, die in Tripolis zurückgeblie⸗ ben ſind, haben um Schutz nachgeſucht. Jetzt endlich kommen auch türkiſche Berichte über das Bombardement von Tripolis, die weſentlich anders lauten als die italieniſchen Nach⸗ richten. Nach den türkiſchen Berichten iſt bei dem Bom⸗ bardement von Tripolis von den türkiſchen Feſtungskano⸗ nen das italieniſche Kanonenboot„Garibaldi“ in den Grund gebohrt worden. Die türkiſchen Behörden ſtellen entgegen den italieniſchen Nachrichten feſt, daß die Stadt Tripolis ſich nicht von ſelbſt ergeben habe. Die türkiſchen Truppen zogen ſich einige Kilometer von Tripolis zurück, wo ſie befeſtigte Stellungen einnehmen. Die Senuſſis ſtrömen in großer Zahl hinzu. Sie ſind gut bewaffnet und ſtellen zich dem Oberſten Riſchad Bey zur Verfügung. Die Moral der Truppen und Bevölkerung iſt gut. Lebensm ittel und Munition ſind zur Genüge vorhanden. Die italieniſchen Verſuche, die Eingeborenen mit Geld zu beſtechen, haben dieſe aufs entſchiedenſte zurückgewieſen. Aus Italien wird gemeldet, daß der Herzog der Abruz⸗ zen zum Vizekönig von Tripolis ernannt werden ſoll. Ein Proteſt Bulgariens.. Das bulgariſche amtliche Telegraphenbureau erklärt die aus dem türkiſchen Kriegsminiſterium ſtammende Nach⸗ richt, daß Bulgarien ſeine Grenztruppen ver⸗ ſtärke und große Poſten Munition an die Grenze ſchaffe, für unrichtig. Die Unrichtigkeit der Nachricht ſeti der Türkei auch wohl bekannt, ſie ſei aber von dem türkiſchen Kriegsminiſterium in die Welt geſetzt, um die tür⸗ kiſchen militäriſchen Maßnahmen in Adrianope 1 zu rechtfertigen. * 2. Der König von Italien wohnte in Piſa der Abfahrt der italieniſchen Truppen nach Tripolis bei. Es kam zu be⸗ geiſterten Kundgebungen. Der Wüſtenkrieg. „Die Italiener haben jetzt ihr erſtes Expe⸗ ditionskorps in Tripolis gelandet. Nach Meldun⸗ gen, die die italieniſche Preſſe darüber veröffentlicht, ſind die Eingeborenen nicht nur erſtaunt geweſen über eine ſolche Truppenmacht, ſondern etwa 30000 Araber ſollen ſogar in den Ruf eingeſtimmt haben:„Es lebe die Armee, es lebe Italien!“ Die Ausſchiffung und Landung der Truppen ſoll glatt von ſtatten gegangen ſein. Den italieniſchen Kriegsmeldungen iſt aber wenig Glaubwürdigkeit beizumeſſen. Wußten ſie doch in die⸗ ſen Tagen über ein Nachgefecht vor Tripolts zu be⸗ richten, wobei den Türken eine gewaltige Schlappe bei⸗ gebracht worden ſei. Jetzt kommen engliſche Mel⸗ dunegn, die unparteiiſch ſind, und die dieſes Gefecht ganz anders darſtellen. Der Sonderkorreſpondent der„Times“ in Tripo⸗ lis, der gewiſſe Erfahrung im„Wüſtenkrieg“ zu haben behauptet, hat das„Schlachtfeld“ des nächtlichen Ueber⸗ falles unterſucht und kommt zu ganz anderen Reſul⸗ taten als die aufgeregten italieniſchen Berichterſtatter: Er telegraphiert: „Man brauchte kein Sherlock Holmes zu ſein, um die Spuren im Sande richtig zu deuten. Hier war jede Phaſe des Ueberfalles deutlich zu leſen. Vielleicht zwanzig Türken— nicht mehr,— mit Martini⸗Gewehren bewaff⸗ net, hatten ſich bis auf 300 Schritte an die italieniſchen Poſten an den Pumpwerken der Stadt herangeſchlichen. Hier wurden ſie von dem Feuer der italieniſchen Ma⸗ troſen aufgehalten. Kleine Häufchen von abgeſchoſſenen Patronen bezeichnen die Stellen, wo die türkiſchen Solda⸗ ten Deckung geſucht hatten. An den Uniformen von zwei Gefallenen ließ ſich erkennen, daß es Redifs aus der Umgegend waren. Die Spuren, welche ihre Fußbe⸗ kleidung im Sande hinterließen, und die Patronenhülſen laſſen darauf ſchließen, daß auch die anderen Redifs waren. Dieſer Vorfall wird von den aufgeregten italieni⸗ ſchen Berichterſtattern zu einem verzweifelten Angriff auf⸗ gebauſcht. In Wahrheit hatten die türkiſchen Vorpoſten, welche eine Oaſe etwa 7 Meilen von der Stadt entfernt beſetzt halten, in jener Nacht eine Rekognoſzierungs⸗ patrouille von höchſtens 20 Mann ausgeſchickt, die, wenn ſie nicht zu früh entdeckt worden wäre, jedenfalls die Waſſerzufuhr von Tripolis abgeſchnit⸗ ten haben würde. Aehnliche Rekognoſzierungen und ein energiſcherer Verſuch, die Waſſerzufuhr der Stadt abzu⸗ ſchneiden, werden wohl in den nächſten Nächten erfolgen. Die Unmenge von Granaten und Schrapnells, womit die italieniſchen Kriegsſchiffe ſtundenlang die mondbeſchienene Wüſte überſchütteten, verzerrt den Vorfall ins Lächerliche.“ Nach dieſer Darſtellung haben ſich die Italiener bei deieſem kleinen Scharmützel nicht ſchlecht blamiert. Wenn ſie ſchon auf 20 Mann ſtundenlang mit Schiffs⸗ kanonen ſchießen, was wollen ſie er ſtanfangen, wenn das ganze aus 10 000 türkiſchen Soldaten und aus mehr wie ebenſo viel Eingeborenen beſtehende türkiſche Heer gegen ſie vorgeht? Eine Kanonade nach Spatzen haben die italieniſchen Depeſchen wieder einmal als„gewal⸗ tige Schlacht“ dargeſtellt. Wirklich, zu dieſem Krieo braucht man keine Satire zu ſchreiben. Die Italiener tun es ſelbſt 4 3 Italienermorde im Jemen? Der bisherige italieniſche Konſul in Hodelda, Sela, der auf der DTurchreiſe in Alexandrien eingetroffen iſt, teilte mit, er habe gehört, daß zwanzig bei den Eiſenbahnarbeiten in Hedſchas beſchäftigte italieniſche Ar⸗ beiter in den erſten Tagen des Monats Oktober von Türken ermordet worden ſeien. Die Nachricht wird auch von anderer Seite beſtätigt und hinzugefügt, daß ſich dieſer Vorfall in Karek ereignet habe. Die Revolution in Mittelchina. (8) Die Nachrichten aus dem Aufſtandsgebiet am Jangtſe lauten immer bedrohlicher. Ausländer ſind freilich noch nicht getötet worden, und die Revolutionäre haben Anordnungen für ihre Sicherheit getroffen. Die europäiſchen Mächte aber haben auf alle Fälle Kanonen⸗ boote nach Hankau beordert. Was Deutſchland anbe⸗ langt, ſo liegt das Flußkanonenboot„Vaterland“, wie bereits gemeldet, vor Hankau. Das Flußkanonenboot „Otter“ iſt von den Stromſchnellen zwiſchen Itſchang und Tſchunking auf der Fahrt nach Hankau. Ferner ſoll das Kanonenboot„Tiger“ heute oder morgen vor Hankau eintreffen. Der Kreuzer„Leipzig“ legt vor Schanghai. Neben Wutſchang iſt auch Hanyang in die Hände der Aufſtändiſchen gefallen, die auch die Eiſenwerke und das Arſenal von Hanyang in Beſitz genommen haben. Der Führer der Aufſtändiſchen in Hupeh hat in einer Proklamation angekündigt, daß Be⸗ völkerung wie Armee die Mandſchu⸗Regierung ſtürzen und die Rechte der Chineſen wiederherſtellen wollen. Die Bewegung gewinnt ſchnell an Ausdehnung. Auch meh⸗ rere Städte der Nachbarſchaft ſollen in die Hände der Aufrührer gefallen ſein. Die Brandſtiftungen dauern an. Die vorläufige Regierung in Wutſchang wählte den Vorſitzenden der Provinzialkonferenz, Tan, zum Prä⸗ ſidenten und den General Li zum Befehlshaber der Truppen. Die Straßen Wutſchangs ſind voll von Mandſchuren leichen. Das Staatspapiergeld iſt außer Kurs geſetzt und dafür Kreditbillete von den Re⸗ volutionären eingeführt worden. Frauen und Kinder der Ausländer ſind an einigen Punkten zur leichten Be⸗ förderung auf die Dampfer konzentriert. Bewaff⸗ nete Patrouillen der Ausländer bewachen nachts die Europäerſtadt. 2000 Mann Regierungstruppen ſind aus Honan eingetroffen. i 1 Die drei Nachbarſtädte Wutſchang, Hankau und Hanyang in der Provinz Hupe bilden wohl das volb⸗ reichſte Induſtrie⸗ und Handelstzentrum des inneren China. Hankau allein hat über 800 000 Bewoh⸗ ner, darunter 1500 Europäer. Die beiden anderen gegen⸗ überliegenden Städte ſind noch weit größer. Die Kompenſationen in der franzöſiſchen Budgeib⸗ kommiſſion. Der Donnerstagſitzung der franzöſiſchen Budgetkom⸗ miſſion wohnte der Miniſter des Aeußeren de Selves bei, um Auskunft zu geben über die Kompenſationen, die Frankreich Deutſchland im Kongo gewähren will und der Deputierte Piou führte aus: Die Kommiſſion wolle mit dieſer Anfrage dem Miniſter ihre Beſorgnis zum Ausdruck bringen, die ſie bezüglich der territoria⸗ len Abtretungen im Kongo hege. Die Abtretung dieſes Gebietes ſei ein Akt von höchſter Wichtigkeit, zumal ſie ſich mitten im Frieden vollziehe. Die na⸗ tionale Ehre und Würde Frankreichs und alle empfindlichen Gefühle des Patriotismus kämen dabei in Frage. 8 Der Miniſter de Selves erwiderte, der Depu⸗ tierte habe keine direkte Anfrage geſtellt; eine ſolche werde er auch nicht beantworten können. Das Parlament habe der Regierung Kredit gewährt, und die Regierung ſei zum Schweigen verpflichtet, das gerade im gegenwär⸗ tigen Augenblick ſo notwendig ſei. Die Regierung fühle die ganze Schwere der Verantwortung. Die Kommiſſion wolle ſicherlich nicht in Unkenntnis der Dinge eine Kund⸗ gebung unternehmen, die gefährlich werden könne. In kurzem werde das Parlament über das vollendete Werk und über die erzielten Ergebniſſe urteilen könnten Politiſche Rundſchau. f 21 Difziplinarverfahren gegen Pfarrer Traub. Das Konſiſtorium in Münſter hat jetzt gegen den Dort⸗ munder Pfarrer Traub wegen ſeiner vor kurzem ver⸗ öffentlichten Bekenntnisſchrift, in der er ähnliche Ueber⸗ zeugungen wie Jatho ausdrückt, das Diſziplinar⸗ verfahren eingeleitet. Die Verhandlung wird eben⸗ falls vor dem Spruchkollegium ſtattfinden. 22 Die Urſachen des kulturellen Niederganges in Frankreich erörtert eine franzöſiſche Zuſchrift an die „Dortmunder Zeitung“. Der Verfaſſer kommt zu der Anſicht, daß dieſer Niedergang in der zunehmenden De⸗ mokratiſierung der Maſſen zu ſuchen ſei. Er ſchreibt: Wan unterſuche daraufhin die Vorgänge der letzten Jahre in der Geſchichte dieſes begabten Volkes, die Ereig⸗ niſſe bei den Streiks der Eiſenbahner, die immer häufiger wiederkehrenden ſchweren Verſtöße beim Militär und nicht zuletzt die furchtbaren Unglücksfälle in der franzöſiſchen Ma⸗ rine. Bald werden dieſe, bald jene Gründe für die Zer⸗ ſtörung der„Liberte“ angeführt, ſelbſt Andeutungen kann man in franzöſiſchen Zeitungen leſen, daß vielleicht die Hande einer„fremden Großmacht“(den Namen ſcheut man ſich doch zu nennen) dabei im Spiele ſind. Aber die ernſte⸗ ren Blätter ſuchen die Anläſſe tiefer. Ein durchaus repu⸗ blikaniſches Blatt von weiteſter Verbreitung ſagt in Ver⸗ bindung mit der Erörterung der Urſachen des ſchweren letz⸗ ten Unglückes wörtlich: Ueberall herrſcht Zuchtloſigkeit, es gibt keine Unterordnung mehr, jeder handelt, wie es ihm beliebt,„on remplace l'autorite du devoir par l'egalite de Ia rigolade“. Das iſt das Gefühl um ihr Vaterland beſorgter Franzoſen. Dieſes Gefühl iſt viel verbreiteter, als man denken ſollte. Die daraus entſpringenden Beſorgniſſe hat Delcaſſe in ſeiner bekannten Fanfarenrede über die Flotte, die erzbereit ſei zum Kampfe, zu übertönen geſucht. Sie ſind augenblicklich ſtärker als je, und die Anweiſung, alle Pulvervorräte auf der franzöſiſchen Flotte ſollten einer erneuten Prüfung unterworfen werden, iſt charakteriſtiſch. Was ich hier ſchildere, iſt nur ein kleiner Teil des allge⸗ meinen Bildes, aber doch ein ſehr bedeutungsvoller. Wir Deutſche können daraus lernen. Auch bei uns gibt es man⸗ cherlei zu beſſern, aber vor einem ſollten wir uns hüten: die Feſtigkeit und Straffheit unſerer ſtaatlichen Organiſati⸗ onen, den Sinn für die Unterordnung unter ſtaatliche Not⸗ wendigkeiten, die Achtung auch vor dem harten Geſetz er⸗ ſchüttern zu laſſen durch gewiſſe demokratiſche Neigungen und Liebhabereien, durch die wir angeblich das Wohlwollen der„Kulturnationen“ gewinnen würden. Veſtiaia terrent.“ z: Endlich ein Abſchluß über den erſten Teil der Marokkoverhandlungen! Die„Nordd. Allg. Ztg.“ ſchreibt hochoffiziös:. a „Der auf Marokko bezügliche Teil des deutſch⸗ franzöſiſchen Abkommens iſt heute hier para⸗ phiert worden. Die damit zuſammenhängenden Kom⸗ penſationsverhandlungen ſind wieder aufgenommen wor⸗ den.“ n Zum Abſchluß des erſten Teiles der Marokko⸗ verhand fungen. Die„Kölniſche Zeitung“ erklärt zum ab⸗ geſchloſſenen erſten Teil der marokkaniſchen Verhandlun⸗ frage, der Reichstag könne ſeinen Standpunkt dadurch rierten Artikel, es liege in der Abſicht der vertragſchlie⸗ ßenden Teile, nicht eher den Inhalt der Verein⸗ barungen bekanntzugeben, bis das Abkommen über den Kongo vereinbart ſei. Indeſſen ſei freudigſt zu begrüßen, daß zwei Staaten mit ſo eigenartigen, recht heiklen Beziehungen im Intereſſe des Friedens ſich über eine Frage einigten, die zweifellos zu den ſchwierigſten Aufgaben gehörte, die der Diplomatie in den letzten Jah⸗ ren geſtellt waren. Es beſtehe die Hoffnung, daß auch über die Entſchädigungsfrage Einigung er⸗ zielt werde, obgleich man die Schwierigkeiten nicht unterſchätzen dürfe. Die franzöſiſche Regierung müſſe mit der öffentlichen Meinung rechnen, andererſeits ſei die deutſche Regierung ſich zu ſehr der Bedeutung der in Marokko gemachten Zugeſtändniſſe be⸗ wußt, um dieſe für ein Butterbrot zu verhandeln. Es ſei deshalb zu erwarten, daß beide Seiten mit Nachdrud und Hartnäckigkeit die beiderſeitigen Intereſſen ver⸗ treten würden; immerhin laſſen die bisherigen Erfolge erhoffen, daß für beide Teile ein ehren haftes Exr⸗ gebnis zuſtande kommt. 11 Eine Gewaltmaßregel des Reichstags. Der na⸗ tionalliberale Abgeordnete Dr. Junk ſprach kürzlich im Leipziger Nativnalltberalen Vereine über die Marokko⸗ frage. In der Erörterung erklärte er auf eine An⸗ frage der Reichstag könne ſeinen Standpunkt dadurch wahren, daß er jede Erledigung ſeiner Ge⸗ ſchäfte ablehne, ehe die Regierung nicht re Haltung in der Marokkofrage verteidigt habe. Das würde aller⸗ dings ein recht ungewöhnliches Vorgehen ſein. Einigkeit im Zentrum. In einer Vertrauens⸗ männerverſammlung der ſchleſiſchen Zentrumspartei, an der 23 Reichstags⸗ und Landtagsabgeordnete teilnah⸗ men, wurde folgende Reſolution angenommen: „Die Vertrauensmännerverſammlung der ſchleſiſchen Centrumspartei erklärt ſich gegen alle Sonderbeſtrebungen, durch welche die, zumal in der jetzigen Zeit ſo notwendige Einheit der Partei gefährdet, das Vertrauen zur Partei erſchüttert und die Par⸗ teidiſziplin gelockert wird.“ 1 (Das Chrengerichtsurt il gegen Dr. Liebknecht. Vor dem Ehrengericht der Anwaltskammer beantragte der Vertreter der Staatsanwaltſchaft, den Abg. Dr. Liebknecht wegen der Beleidigungen, die ſeine auf dem ſozialdemokratiſchen Parteitage in Magdeburg gehaltene Rede zum ruſſiſchen Zarembeſuche in Deutſch⸗ land erhielt, zu einem Verweiſe und 3000 Man Geldſtrafe zu verurteilen. Das Ehrengericht er⸗ kannte auf ſchuldig der Beleidigung der preußiſchen und heſſiſchen Regierung und verurteilte den An⸗ geklagten nur zu einem Verweiſe. Parlamentariſches. ? Die Reichstagserſatzwahl für den Wahlkreis Fritz⸗ lar⸗Homberg⸗ Ziegenhain iſt amtlich auf Don⸗ nerstag, den 30. November, feſtgeſetzt worden. Europäiſches Ausland. Deſterreich⸗Ungarn. N : Das öſterreichiſche Abgeordnetenhaus ſetzte Mittwoch die Teuerungsdebatte fort. Der nationale Abgeordnete Waber polemiſierte gegen den Miniſterpräſi⸗ denten, der ſich am Dienstag auf einen rein kapitaliſtiſchen Standpunkt geſtellt habe. Er bedauerte unter lebhaftem Beifall, daß Freiherr von Gautſſch im gegenwärtigen Augenblick als Miniſterpräſident regiere, und warf der Re⸗ gierung unaufrichtiges Vorgehen und Schwäche gegenüber Ungarn und der Fleiſchfrage vor. Die Regierung ſolle nicht warten, bis die revolutionäre Bewegung auch das Bürgertum ergriffen habe. Auch der chriſtlich⸗ſoziale Ab⸗ geordnete Jerſchabet erklärte, die Regierung ſolle end⸗ lich dem bedrängten Volke Hilfe bringen, ſonſt könnten die Chriſtlich⸗Sozialen nicht länger Stützen einer Regierung ſein, welche die eingeborene chriſtliche Bevölkerung durch Aſiaten ausbeuten und aushungern laſſe.(Lebh. Beifall der Chriſtlich⸗Sozialen.) Erdbeben in Mexiko. Ein furchtbares Erdbeben hat die Städte San Joſe de Guayamas, Empalmo und Ortitz in Mexi⸗ kaniſch⸗Kalifornien zerſtört. Nachdem der Erdſtoß vor⸗ über war, brach eine ungeheure Flutwelle über die unglücklichen Städte herein, die die flüchtenden Ein⸗ wohner ereilte, bevor ſie die rettenden Berge er⸗ reichen konnten. Nach den bisher über Enſenade de Todos Santos vorliegenden Nachrichten ſind über 500 Per⸗ ſonen dem furchtbaren Elemente zum Opfer gefallen. — ö 3 5 eee, Pr 1 ö