E EIIIIIIIIEIIIEEIrIEEl ———— — S— 1 —— 1 Piernheimer Nachrichten Bezugspreis: 20 Pf. monatlich einſchl. Bringerlohn. Durch die Poſt bezogen N. 1.14 vierteljährlich. Fernſprech Nr. 20 liernheimer Viernheimer Zeitung (Heſſiſch⸗badiſcher Grenzbote) Amtsblatt der Großherzuglichen Bürgermeiſterei Viernheim Geleſenſte und verbreitetſte SJeitung am hieſigen Platze Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Redaktion, Druck und Verlag von Wilh. Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Viernheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. 0 Gegründet 1334 Rathausſtraße Nr. 19. 27. Jahrgang. —— Dienstag, den 17. Oktober 10. 2„ 2 74 bisher nicht vor kommen ronnten, um ſich u 1 1 a ee 505 „Die Republik der Mitte. ſcharen wußte. Zu ſeinen kräftigſten Agitationsmitteln N dont e 10 in Tſinanſu wird 3 e e e. d ört die Verbrei 1 rie N 1 viel revolutionäre Propoganda getrieben. b Im Gebiete des Fluſſes Janatſe in Mittel- 7 8 die Weubretunn„ Flu g.* ge g 12 g N 3 9 blätter, um die Sittenverderbnis der Mandſchudynaſtie*** china gewinnt die Revolution immer mehr an Aus- N W 0 0 8 5 0 und deren Günſtlinge zu kennzeichnen. Mie d 9 3 88 5 dehnung. In Wutſchang wurde ſchon von den Frei⸗ 28 91. W 9 Wie der Aufſtand mit amerikaniſchem Gelde organiſiert NY 0 0 0 0 ſchärlern die„Republik der Mitte“ proklamiert. Dort Die Mächte, die bei dieſer Revolution die Hand wurde g Ae 1 ee im Spiele haben und 8 dem ſicheren Verſteck ſpani⸗ 8; 1 5 5 iſt auf allen öffentlichen Gebäuden die kaiſerlich gelbe] im Spiele haben und aus dem ſicheren Verſteck ſpani Die erſtaunlich raſchen Fortſchritte, welche die Re⸗ Drachenfahne niedergeholt und die rot-weiß⸗blaue der Re⸗ publik flattert ſtolz im Winde. Die Revolutionäre halten ſich ſtreng an diplomatiſche Gepflogenheiten. Sie haben den Konſuln der fremden Mächte offiziell die Erklärung der Republik mitgeteilt und ihnen ein Schrift⸗ ſtück ausgehändigt, worin ſie behaupten, daß es mit der Herrſchaft der Mandſchus zu Ende ſei. Auch das Verhältnis zum Auslande haben die Revolutionäre ſchon geregelt. Sie haben den auswärtigen Konſuln fol⸗ aendse Schriftſtück, das auch durch Maueranſchläge öf— fentlich“ bekannt gemacht worden iſt, überreicht: „Das chineſiſche Volk wird alle zwiſchen China und den Mächten beſtehenden Verträge reſpektieren. Das Volk erkennt alle Verpflichtungen Chinas an, die vor der Revolution eingegangen ſind. Die Rechte der fremden Mächte werden in vollem Umfange anerkannt. Leben und Eigentum der im Lande anſäſſigen Frem⸗ den ſtehen unter dem Schutz der Republik. Da⸗ gegen übernimmt die Republik keinerlei finanzielle Ver⸗ pflichtungen, die die Mandſchuregierung nach der Revo⸗ lution abſchließen wird. Falls die Mächte die Mandſchus gegen die Revolution unterſtützen, muß das Volk ſie als Feinde betrachten.“ Die Erklärung der Republik iſt bisher in den Städten Wutſchang, Hankau und Hanya ng erfolgt und hat bei der kaiſerlichen chineſiſchen Regierung in Peking ungeheuerliche Beſtürzung hervorgerufen. Von vornherein mußte man annehmen, daß dieſe ſo wohlvorbereitete Erhebung größere Erfolge haben würde, als die ſonſti— gen kleinen Revolutionen, die im Himmliſchen Reiche der Mitte, bald hier, bald dort auftauchend, an der Tagesordnung ſind. Schon die Perſon des Führers zeigt, daß man es mit einer von langer Hand vorberesteten und vom Auslande her unterſtützten Oraaniſation zu tun hat. Ueber die Perſon des Führers werden fol gende Einzelheiten bekannt: Tanghuglang, der Führer der Aufſtändiſchen in der Provinz Hupeh, erklärte, den ihm von ſeinen Ge⸗ treuen angebotenen Titel eines Vizekönig von Hu⸗ peh als nicht demokratiſch ablehnen zu müſſen. Er zieht es vor, Statthalter Buddhas im Reiche Hupeh zu heißen. Die Macht Tanghualangs, welcher europäiſche Bildung genoſſen hat, aber daheim als ſtrengſter Hüter der alten Tradition gelten will, beruht hauptſächlich darauf, daß er alle jungen Ge⸗ lehrten und Prieder, die aus Mangel an Protektion ſcher Wände hervor den Revolutionären ihre Geldbeutel zur Verfügung ſtellen, ſind England und Amerika. Sie haben kein Intereſſe an einem erſtarkenden moder⸗ nen China, das unter dem mächtigen und weiſen Regi⸗ ment des jungen Prinzregenten heranzuwachſen ſchien. Wenn der moderne Kampfruf Chinas: China den Chineſen! durchgeführt würde, gingen England und Amerika ihrer Einflüſſe, die ſie heute auf das Reich der Mitte in ſolch umfaſſendem Maße geltend machen, verluſtig. Daher auch ihr Intereſſe an dem Sturs dieſes modernen Regimes und daher auch die bereitwillige fi nanzielle Hilfe, die ſie den Rebellen haben zu teil wer⸗ den laſſen. Daß dieſe Großmächte die Hand im Spiele haben, erſieht man ſchon aus dem Verhalten der Re⸗ bellen gegenüber den Europäern. Dieſe Chriſtenhaſſer und Fremdenfeinde erklären, daß den Europäern kein Haar gekrümmt werden ſoll und ihre Intereſſen keinen Schaden leiden ſollen. Das iſt mehr wie verdächtig. Die gegenwärtige chineſiſche Regierung hat dieſe Re⸗ bellion nicht verdient. Der junge Prinzregent büßt für die Sünden des Schreckensregiments der Kaiſerin Tſhu⸗ſi. Der junge Prinzregent war ernſtlich bemüht, ſeinem Volke zu helfen; das erſieht man ſchon aus ſeinem energi⸗ ſchen Vorgehen gegenüber dem Opiumlaſter und allen ſeinen reformatoriſchen Betreibungen, die darauf hinaus- liefen, China zu einem modernen Staate zu machen. * 4* Die Fortſchritte der Revolution. Den Revolutionären iſt es neuerdinas gelungen, ſich in den Beſitz der am Janatſefluſſe liegenden bedeuten den Stadt Tſchungking zu bringen. Damit dürfte ihnen wohl die ganze Provinz Szetſchuan aus⸗ geliefert ſein. Auch die Stadt Ichang hat ihnen die Tore geöffnet. Auf der Eiſenbahnſtrecke Hankau— Pekina ſind dreizehn Eiſenbahnbrücken von den Rebellen'n die Luft geſprengt worden, um die Truppen, die von Peking nach dem Süden abgeſandt ſind, am Vor⸗ dringen zu hindern. Die Regierungstruppen, die von Norden herangeführt werden, beziffern ſich auf etwa 12000 Mann; ſie ſtehen unter dem Oberbefehl des Kriegsminiſters General Mn Chang. Die Armee der Rebellen, die ihnen entgegenmarſchiert, ſoll über 20 000 Mann zählen. 1 25 5 In Tſinanfu haben zmei Bataillone modérn aus⸗ Gerichtet. Roman von Franz Wichmann. 491 Machdruck verboten.) „Und wenn es anders geweſen wäre?“ fuhr der Förſter ſort.„Mir hätte nichts daran gelegen, auch bier Gericht zu halten, wie ich es dort getan habe!“ Die junge Frau blickte ihn befremdet an. „Dort?“ ſprach ſie ihm nach.„Was ſollen deine dunklen Worte bedeuten? Du ängſtigſt mich! Iſt der Mutter etwas geſchehen?“ Eine ſchwüle Stille entſtand. Die Stimme Lorenz Reiners rang nach Feſtigkeit, als er endlich antwortete: 5 „Ja, ein großes Herzeleid! Das größte für ein Mutter⸗ berz! Es weint und klagt daheim!“ „So laß uns zu ihr eilen, Klara!“ rief Hellborn. „Nein, bleibt!“ wehrte der Förſter ihnen jedoch.„Meine Zeit iſt kurz, und ihr könnt doch nicht helfen. Der Anblick iſt nicht für euch!“ „Welcher Anblick, Vater?“ „Der eines Toten!“ kam es dumpf von des Förſters Lippen. 4„Aumächtiger Gott, welch ein Gedanke!“ ſchrie Klara auf. „Otto?“ Mit gepreßtem Atem ſtieß der Förſter ſchwer und abge⸗ brochen die Worte heraus: „In Schmach und Schande— wie er gelebt— im Augen⸗ blick, da er die Hand erhob— wider Mutter und Vater—“ Eine furchtbare Vermutung durchzuckte Klaras Hirn. „Gott im Himmel, verſtehe ich recht? Du haſt—“ „Sie haben ſich verteidigt?“ fiel Hellborn ein.„Sie haben—“ Die junge Frau ſchauderte, wie von ein er eiſigen Hand berührt, zuſammen. „Vater, an deiner Hand klebt Blut!“ Lippen. „Der Förſter hatte ſich gefaßt. Ich babe ihn getötet!“ ſagte er feſt. kam es über ihre Und nach einer volution in China macht, ließen von vornherein darauf ſchließen, daß die Bewegung im großen Stile und von langer Hand vorbereitet war. Jetzt veröffentlicht der „Daily Chronicle“ eine Anzahl zwiſchen dem voraus⸗ ſichtlichen erſten Präſidenten der„chineſiſchen Republik“ Dr. Sun Matſen und Londoner Fi⸗ nanziers gewechſelten Briefe, die dieſe Anſicht voll⸗ auf beſtätigen. Es geht aus dieſen Briefen hervor, daß Dr. Sun ſeit Jahren an den Plänen für dieſe Re⸗ volution gearbeitet und in London, Newyork, San Fran⸗ cisco, Singapore, Saigon, den malaiiſchen Staaten und anderswo um Hilfe geworben hat. Von den Londoner Finanziers ſuchte er ein Darlehn von zehn Mil⸗ lionen Mark zu erlangen; dieſe Summe ſollte als Kriegskaſſe dienen. Als Bürgen wollte er eine Bank in China, drei Reismühlenbeſitzer in Bangkok, mehrere Kaufleute in Singapore und drei Minenbeſitzer in den malaiiſchen Staaten bringen. Dr. Sun führte dieſe Ver⸗ handlungen von Newyork aus, ging ſpäter nach San Francisco und telegraphierte von dort aus ſeinen Lon⸗ doner Freunden, daß er des Darlehens nicht länger bedürfe, da er die nötigen Mittel in Amerika erhalten habe. Dieſe Tatſache ſcheint übrigens auch der Waſhingtoner Regierung zu Ohren gekommen zu ſein⸗ Wenigſtens wird in amerikaniſchen Kreiſen von Lon⸗ don allgemein vermutet, daß die plötzliche Mobili⸗ ſierung der geſamten amerikaniſchen Flotte in Beziehung zu der Revolution in China ſteht, von deren bevorſtehendem Ausbruch man in Waſhimaton wohl unterrichtet war. Den Revolutionären iſt dieſe Mobiliſierung ſehr willkommen geweſen, da ſie Furcht vor einer Einmsſchung Japans hatten, die nun wohl unterbleiben wird. In den Briefen an die Lon⸗ doner Finanziers ſchildert Dr. Sun den vermutlichen Verlauf der Revolution genau, wie es bisher gekommen iſt:„Dieſe Summe(10000 000 Mark) wird uns in den Stand ſetzen, mindeſtens zwei der reichſten Provinzen Gupeh und Hunau) zu überrumpeln und für unſere Sache zu gewinnen. Nachdem wir ſo einen Halt gewonnen haben, werden wir eine proviſoriſche Re⸗ gierung einſetzen.“ 1* Die Maßnahmen der deutſchen Regierung. Der Kreuzer„Leipzig“, zurzeit in Schanghai, hat Befehl erhalten, nach Hankau zu gehen. Das Kano⸗ nenboot„Iltis“ geht nach Nanking, und der Kreu⸗ er„Nürnbera“ von Tſinatau nach Schanghai. Pauſe des Schweigens ſetzte er hinzu:„Er war aus dem Zuchthaus ausgebrochen und zu uns geflüchtet und verlangte unter Drohungen Geld—“ Klara rang in jammervoller Verzweiflung die Hände. „Du haſt ihn getötet?“ Sie brachte kein anderes Wort hervor. „Erſchoſſen mit der guten, ehrlichen Büchſe hier!“ erklärte der Förſter. Klara wollten die Kräfte verlaſſen; die Vorſtellung des Schrecklichen überwältigte ſie. „Der Vater den Sohn! Entſetzlich— entſetzlich!“ ſtöhnte ſie.„Er— er war doch immer mein Bruder!“ Auch Hellborn ſtand erſchüttert. „Wenn Sie ſie vollbrachten— die ſchwere, furchtbare Tat—“ „O, nicht wahr?“ ſprach der Förſter mit todtrauriger Stimme:„Nun iſt die Reihe an Ihnen, mir die Tür zu weiſen,— dem Sohnesmörder!“ Klara brach in einen Strom von Tränen aus. „Vater, ſei nicht grauſam gegen dich ſelbſt! weiß, wie du jetzt leideſt!“ „Wir haben weder zu zürnen, noch zu richten!“ ſprach Hellborn faſt feierlich. „Dank, Dank für das Wort der Menſchlichkeit!“ rief der Förſter.„Aber ſind deine Tränen nicht feurige Kohlen auf das Haupt des Mörders?“ wandte er ſich zu der Tochter. „Müſſen ſie es nicht ſein?“ „Ich weine nicht, weil er mein Bruder war“, ſchluchzte Klara,„ich weine nur um den verlorenen Menſchen!“ Eine Weile ſchwieg der Förſter, dann begann er halb zu ſich ſelbſt: „O, es läßt ſich nicht wegleugnen, ſelbſt mit allen Gründen und Erklärungen nicht: Der Vater hat den Sohn getötet! Könnt ihr begreifen, was das heißt?“ Hellborn blickte ihn an mit verzeihender Milde. „Ich begreife es nur zu wohl,“ ſagte er,„Sie haben ein Denn ich Werk göttlicher Gerechtigkeit vollziehen müſſen, es war grauſam, daß der Ewige gerade Sie, den Vater, dazu auserwählte, aber wir müſſen ihm in allem gehorchen!“ „Sie— Sie glauben an Gott?“ fragte Lorenz Reiner über⸗ raſcht.„Und ich habe Sie für einen Gottesleugner gehalten!“ Hellborn ſchüttelte ernſt das Haupt. „Alles Gerechte iſt Gott!“ ſprach er.„Es gibt ein Unfaß⸗ liches über den Sternen, das jede Schuld und Sünde ſtraft. Das iſt Gott!“ „Das wäre Ihre Lehre?“ brachte der Förſter hervor.„Und darum habe ich Sie gehaßt?“ Hellborn lächelte verſöhnend. „Irren iſt menſchlich und Sie verurteilten, ehe Sie ge⸗ prüft hatten,“ verſetzte er.„Ich glaube an die göttliche Ge⸗ rechtigkeit, die allein die Menſchheit zu einer großen, zu einer goldenen Zukunft zu führen vermag!“ „Ihr habt den Weg zu ihr betreten,“ entgegnete ſchmerz⸗ voll der Förſter.„O, daß ich ſie nicht mehr mit euch teilen kann!“ „Du ſollſt es, Vater, du und die Mutter,“ rief Klara, „ihr beide müßt unſer Glück teilen!“ Der Förſter wandte ſich ab; es klang wie von erſtickten Tränen durch ſeine Stimme: „Die Mutter? Ob ſie es noch erleben wird? Mit mir aber wird es anders enden! Meine Tat fordert Sühne vor den Menſchen!— Ich mußte den Wald, den lieben, ſchönen Wald noch einmal ſehen. Nun habe ich in ihm euch und euer Glück gefunden! Nun mag mein Geſchick ſich erfüllen!“ „Was wollen Sie tun?“ rief Hellborn erſchreckt.„Sie dürfen nicht ſo von uns gehen! Iſt es Ihnen geglückt, bis hierher zu entkommen, ſo wird es Ihnen auch weiter gelingen!“ „Das ſoll es nicht!“ erwiderte der Förſter.„Was ich ge⸗ tan habe, will ich verantworten vor Gott und vor den Menſchen. Ich fliehe nicht!“ „Du willſt dich ihnen ſelbſt überliefern?“ fragte Klara angſtvoll.„O, ſie werden dich verurteilen und in den Kerker werfen, dich, dich—!“ Und ſie fiel plötzlich, von Schmerz übermannt, an ſeinen Hals.(Schluß folat.) r — Die Friedensverhandlungen. d Italien und die Türkei können zuſammen nicht kommen. Erſt dauerte es lange, bis es zu der erſten „Schlacht“ zwiſchen beiden Parteien kam, genau ſo wie es in der bekannten Ballade der Königskinder heißt: „Sie konnten zuſammen nicht kommen, das Waſſer war viel zu tief! Aber auch bei den Friedens verhand⸗ lungen können beide Parteien zuſammen nicht kom⸗ men. Hier ſind die gegenſätzlichen Anſchauungen viel zu tief. 5 Die Türkei iſt wohl zum Frieden geneigt, aber immerhin will ſie den Schein der allzu großen Nach⸗ gibigkeit meiden. Auf die Antworten der Müchte wegen einer Vermittlung hat die Pforte erklärt, daß Verhandlungen nur auf Grundlage der türkiſchen Sou⸗ verünität in Tripolis möglich ſeien. Italien verhält ſich dagegen ſtrikte ablehnend, ehe es nicht am Ziele ſeiner Wünſche angekommen iſt. Der offiziöſe„Popolo Romano“ erklärt bezüalich der viel⸗ erörterten Einſtelluno der Feindſeligkeiten und des Frie⸗ densſchluſſes: Bis zur vollſtändigen militä⸗ riſchen Beſetzung Tripolitaniens und der Cyre⸗ naika verbleibt das Wort allein dem Kom⸗ mandanten des Expeditionskorps. Jedwede ae e ee welche die Bedingung der Aner⸗ nnung irgend einer wirklichen oder ſcheinbaren Sou⸗ veränität des Sultans ſtellt, würde von dem italieniſchen Volke zurückgewieſen werden, ſelbſt wenn der König oder die Miniſter darauf eingingen. Das ſind ſchlechte Friedensausſichten. *** Die in Konſtantinopel ſich aufhaltenden italie⸗ niſchen Zeitungskorreſpondenten haben den Auswei— ſungsbefehl erhalten. Uebrigens ſcheint es mit dem aufopfernden italie⸗ niſchen Patriotismus, über den immer berichtet wird, — nicht ſo weit her zu ſein. Den ſüdtiroler Behör⸗ en ſtellen ſich jetzt täalich italieniſche Militärpflich⸗ tige, die angeben, wegen des Krieges in Tripolis de⸗ ſertiert zu ſein. Die Reichsboten kommen. a. Die jetzigen Inhaber der Reichstagsmandate wer⸗ den am 17. Oktober zu ihrer letzten Taaung zuſammen⸗ treten, und im Wallotbau am Köniasplatz wird es wieder lebendig werden. Lebendiger vielleicht, als es für die Er⸗ ledigung der vielen und wichtigen Geſetzesvorlagen gut iſt; denn die Kämpfe der Wahlbewegung werden auch auf die Reichstagsverhandlungen ihren Einfluß ausüben und die— vorausſichtlich— endloſen Polemiken der Partei⸗ größen außerordentlich hitzig geſtalten. Darum heißt es zunächſt, alle Vorlagen von der Verhandlung ausſchlie⸗ ßen, bei denen erhebliche Meinungsverſchiedenheiten zwi⸗ ſchen Reichstag und Bundesrat oder zwiſchen den ver⸗ ſchiedenen Fraktionen beſtehen. Dazu würden zu rech⸗ nen ſein die Strafprozeßordnunga und die Aen⸗ derung des Strafgeſetzbuches, juriſtiſche Vor⸗ lagen von außerordentlich weittragender Bedeutung für unſere geſamte Rechtspflege, über deren Erledigung ſich kürzlich auch der Staatsſekretär des Reichsjuſtitzamtes, Dr. Lisco, ſehr peſſimiſtiſch geäußert haben ſoll. Daß die gewaltige Arbeit, die an dieſen umfang⸗ reichen Geſetzentwürfen aufgewendet wurde, umſonſt ge⸗ leiſtet wurde, iſt ja ſehr bedauerlich, um ſo mehr ſollte man ſich deshalb bemühen, die Materien zu erledigen, die heute als ſpruchreif angeſehen werden können. Da iſt zunächſt die Privatbeamtenverſicherung zu nennen. Der Geſetzentwurf iſt ſeit langem der Oeffentlichkeit be⸗ kannt, und die beteiliaten Kreiſe haben dazu Stellung genommen und ihre Wünſche geäußert. Allſeitige Be⸗ friediaung hat er ja nicht bervorgerufen: die Privat⸗ beamten bezeichnen die Leiſtungen als viel zu niedrig, und die Arbeitgeber beklagen ſich über die abermalige Erhöhung der ſozialen Laſten, die faſt bis an die Grenze der Leiſtungsfähigkeit gebracht hätten. Aber es wird doch allgemein anerkannt, daß der Entwurf den zu Ver⸗ ſichernden wenigſtens etwas bringt, und darum wird man ſich von beiden Seiten in den Forderungen einſchrän⸗ ken müſſen, wenn das Geſetz verabſchiedet worden. Zu⸗ dem iſt dem jetzigen Reichstage die ganze Materie des Verſicherungsweſens ziemlich geläufig, und wenn zu dem arßeon Werke der Reichsverſicherungsordnung jetzt noch die Privatbeamtenverſicherung hinzukommt, dann haben wir das ganze Gebiet der Arbeiter- und Angeſtellten⸗ verſicherung zu einem gewiſſen Abſchluß gebracht. Die Handels⸗ und Induſtriekreiſe könnten für das nächſte Jahrzeht mit einer ſozialen Belaſtung rechnen, und das ganze Wirtſchaftsleben würde in ruhige Bahnen gelenkt werden, was angeſichts der Vorarbeiten für die neuen Handelsverträge von nicht zu unterſchätzender Bedeu⸗ tung iſt. Bliebe als letzte ſoziale Vorlage noch zu erwähnen das Geſetz betreffend den Schutz der Heimarbeiter. Das Elend unter dieſen ärmſten der Arbeiter iſt ja bei Ge⸗ legenheit der Blumentage im vergangenen Sommer der e mal wieder ins Gedächtnis gerufen wor⸗ en. a Das iſt aber noch lange nicht alles. Zu erledigen ſind noch das Arbeitskammergeſetz, das Geſetz betr. Mißſtände im Heilgewerbe(Kurpfuſchergeſetz), deſſen Ver⸗ abſchiedung z. B. von den Dentiſten und Zahnärzten ſehnkichſt gewünſcht wird, Ferxzprechgebührenordnung, Ge⸗ richtskoſtengeſetz und noch manches andere. Vorausſicht⸗ lich aber wird der jetzige Reichstag ſeinem Nachfolger noch ein ſchönes Stück Arbeit hinterlaſſen. Politiſche Rundſchau. — Berlin, 16. Oktober. — Der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg hat ſich zum Vortrag beim Kaiſer nach Hubertusſtock begeben. — Graf Zeppelin ſoll als Reichstagskandidat aufge⸗ ſtellt werden. —— * 22 Erkrankung des Prinzregenten Luitpobd. Pr'nz⸗ reagent Luitpold von Bayern iſt in Berchtesgaden ſeit Sonntag abend an einem Bronchialkatarrh erkrankt. Die vergangene Nacht verlief ruhig. Die Morgentem-⸗ peratur iſt normal, das Allgemeinbefinden bisher nicht weſentlich beeinträchtigt. 7! Der italieniſche Botſchafter beim Kaiſer. Zwiſchen dem Staatsſekretär v. Kiderlen⸗Waechter und dem ita⸗ lieniſchen Botſchafter Penſa ſollte am Sonntag eine Kon⸗ ferenz ſtattfinden. Dieſe wurde jedoch in letzter Stunde verſchoben, weil der Kaiſer den italieniſchen Botſchafter zu einer Beſprechung der italzeniſchen Lage zu ſich einlud. 179 Eine Auflöſung des Reichstags? Von ſozialdemo⸗ kratiſcher Seite'ſt das Gerücht in die Welt geſetzt wor⸗ den, daß der Deutſche Reichstag bald nach ſeinem Zu⸗ ſammentritt am 17. Oktober aufgelöſt werde. Dem⸗ gegenüber berichtet die„Frkf. Ztg.“: „Die Regierung rechnet beſtimmt damit, daß der Reichs⸗ tag die Arbeiten erledigt, um deretwillen eine Herbſt⸗ ſeſſion überhaupt einberufen worden iſt. Dazu gehören das Schiffahrtsabgabengeſetz und die Privat⸗ beamtenverſicherung. Ferner rechnet die Regie⸗ rung mit einer Debatte über die auswärtige Politik, ſobald das Marokkoabkommen abgeſchloſſen iſt. Damit ſind alle Gerüchte, die wiſſen wollen, daß die Regierung den Reichstag bald nach ſeinem Zuſammentritt auflöſen werde, hinfällig.“ !„Arbeiterpartei. Die Sozialdemokratie hat bisher für die nächſten Reichstagswahlen 390 Kandi⸗ daten aufgeſtellt. Darunter befinden ſich 24 Schriftſteller, 60 Redakteure, 8 Verleger, 6 Buchhändler, 14 Rechts⸗ anwälte, 9 Fabrikanten, 4 Landwirte, 7 Kaufleute, 44 ſelbſtändige Gewerbetreibende, 24 Arbeiterſekretäre, 73 Gewerkſchaftsbeamte, 53 Parteiangeſtellte, 19 Geſchäfts⸗ führer und Lagerhalter, 9 Expedienten und 5 Perſonen, die ſich als Arbeiter bezeichnen. 22 Sozialdemokratiſche Aufhetzung. Wegen der neuen Lohn bewegung im Ruhrrevier fanden dort am Sonntag mehrere Bergarbeiterverſammlungen ſtatt. In einer Verſammlung im Dortmunder Revier ſagte der Altverbändler Löffler⸗ Bochum u. a., daß die Berg⸗ arbeiter am Vorabend ernſter Ereigniſſe ſtehen, da nicht anzunehmen ſei, daß die Unternehmer den neuen Lohnforderungen nachkommen, wie ihre Haltung im Knappſchaftsvorſtand zeige. Die Folge der Ablehnung der Forderungen könne nur der Kampf auf der gan⸗ zen Linie ſein. Die Ausſichten eines ſolchen Kampfes ſeien durchaus nicht ungünſtig, da es vermutlich in Großbritannien zum Generalſtreik kommen würde und dieſe günſtige Gelegenheit von den Berg⸗ arbeitern ausgenützt werden müßte.— Der ſozialdemo⸗ kratiſche Abg. Hue betreibt hier wieder die Praxis, durch un verantwortliche Beamte Kampfſtimmuna in die Bergarbeitermaſſen zu tragen. 7 f „ Lurſen eingezogene Reſerviſten zum Reichstag wählen? Am 14. Oktober ſoll auf dem Truppenübungs⸗ platz Hagenau im Elſaß ein kriegsſtarkes Reſerve-Infan⸗ terie-Regiment zu Uebungszwecken gebildet werden. Nun meldet aber die Karlsruher Zeitung, daß auf Anregung des badiſchen Miniſteriums des Innern von ſeiten der Militärbehörde die erforderlichen Anordnungen getroffen eien, um den wahlberechtigten übungspflichtigen Mann⸗ ſchaften die Ausübung ihres Reichstagswahlrechts am 19. und im Falle einer Stichwahl auch am 27. Oktober 1911 zu ermöalichen. Die konſervative„Kreuzzei⸗ tung polemiſiert heftig gegen dieſen Beſchluß. Sie ſchreibt: Die badiſchen Behörden würden ſich alſo eines zrgen Verſtoßes ſowohl gegen die militäriſche Zucht und Ordnung, als auch gegen die Reichsgeſetz⸗ rebung ſchuldig machen, wenn ſie zum Dienſt einge⸗ zogene Reſerviſten und Landwehrleute an die Wahlurne treten ließen; ganz abgeſehen davon, daß die Wahl ſelbſt unter ſolchen Umſtänden natürlich ungültig ſein würde. Wir leben freilich in einer Zeit, ün der man ſich über nichts mehr wundert; im vorliegenden Falle erſch'en es uns aber als eine militäriſche und politiſche Pflicht, die von der Karlsruher Zeitung gebrachte Nachricht an die große Glocke zu hängen. Denn ſollte ſie wirklich auf Wahrheit beruhen, ſo hätte der preußiſche Kriegsminiſter noch die Möglichkeit, durch ſofortiges Eingreifen einen groben Fehlgriff zu verhüten. 22 Großfkapital und öffentliche Meinung. Die Zen⸗ traliſation der Preſſe macht in Berlin rieſige Fort⸗ ſchritte. Auf all die vielen Veränderungen des letzten Jahres folgt jetzt der Uebergang der„Deutſchen Nach⸗ richten“, eines Blattes, das die Intereſſen der Beam⸗ ten ſehr ſcharf vertritt, aus dem Verlag einer Beamten⸗ genoſſenſchaft auf die Firma Büxenſtein. Büxenſtein hat ietzt die„Deutſche Zeitung“, die„Berliner Neueſten Nach⸗ richten“, die„Deutſche Warte“, das„Berliner Intelli⸗ genzblatt“ und die„Deutſchen Nachrichten“ alſo fünf Zeitungen. Scherl hat drei Zeitungen, ebenſo Moſſe, Ullſtein vier. In engſter Beziehung mit der„Deut⸗ ſchen Tageszeitung“ ſtehen„Poſt“„Staatsbürgerzei⸗ tund“ und„Berliner Blatt“. Dieſe fünf Verlagsan⸗ ſtalten haben ſomit 21 Blätter! 5 Oldenburgiſche Landtagswahlen. Bei den Wahlen zum oldenburgiſchen Landtag ſind bisher 12 Sitze den Freiſinnigen, ebenſo viel den Sozialdemokraten, zehn den Nationalliberalen und den Bündlern und acht dem Cen⸗ trum zugefallen. Damit iſt die Mehrheit der Linken aeſichert.— Bei den Wahlen im Fürſtentum Birkenfeld ſind ein Tortſchrittler, ein Zentrumsmann und zwei Bündler gewählt worden. 0 Pfarrer Jatho der Pfarrertitel aberkannt. Laut Antwort des Oberkirchenrats an Jathos Verteidiger Baumgarten und Pfarrer Traub wird Pfarrer Jatho, wie die Rheiniſch⸗Weſtfäliſche Zeitung hört, der Pfarrer⸗ titel aberkannt. 1! Ein neuer Spionageprozeß. Abermals wird ein neuer Spionageprozeß am 19. Oktober das Reichsgericht in Leipzig beſchäftigen, und zwar iſt angeklagt der Jeingoldſchläger Georg Kroher aus Sulzbach in Bayern. Er wird verteidigt von Juſtizrat Syring. Kroher iſt des verſuchten Verrats militäriſcher Geheimniſſe angeklagt. )( Deutſche Anarchiſten. In Berlin und im Reiche haben in den letzten Tagen mehrere Verhaftungen von Anarchiſten ſtattgefunden. In Berlin ſind der Kaſſen⸗ wart der Organiſation Zielmayer und einer der Hauptorganiſatoren Böttcher feſtgenommen worden. Wie verlautet, handelt es ſich um die Anſchuldigung, die Flucht eines Deſerteurs begünſtigt zu haben. Gleichzeitig wurden in Hamburg die Anar⸗ chiſten Bader und Schreier, in Düſſeldorf Häus⸗ ler und Mohrmann und in Krefeld Brodt und Tülln in Unterſuchungshaft genommen. Ob dieſe Verhaftun⸗ gen mit dem gleichen Delikt in Verbindung ſtehen, iſt 9 bekannt. Eüropuiſaſes Aüslaudvd. F Montenegro. f. * Aus amtlicher Quelle verlautet, daß neuerdings die montenegriniſchen Behörden einer Verſchwörung auf die Spur gekommen ſind, welche die Ermordung Königs Niko⸗ laus von Montenegro bezweckte, und die ihren Sitz in Bel⸗ grad hatte. Mehrere Perſonen wurden verhaftet. Der offiziöſe„Cetinsky Wjesniek“ ergeht ſich aus dieſem An⸗ laſſe in heftigen Angriffen auf Serbien. 1 Frankreich. 4 Die„Verjüngung“ des franzöſiſchen Secoffizierskorps wird von Delcaſſe mit großer Energie durchgeführt. Verſchiedene Kapitäne z. S. ſind zu Vizeadmiralen ernannt worden. Unter anderem wurde auch Kapitän Degoux, der ſeinerzeit in Deutſchland wegen Spionage eine längere Gefängnisſtrafe verbüßte, von Kaiſer Wilhelm jedoch am Tage der Beiſetzung des Präſidenten Carnot begnadigt wurde, zum Admiral ernannt. 1 Afrika. * Marokko. 1 Einer Meldung aus Melilla zufolge griffen die Ma⸗ rokkaner am Samstag die ſpaniſchen Stellung bei Yzhafen an. In dem ſich entſpinnenden Gefechte wurde der ſpa⸗ niſche Befehlshaber Ordonez verwundet. Mit Einbruch der Nacht zog ſich der Feind mit zahlreichen Toten und Verwundeten zurück. Amtlich wird hierzu aus Ma⸗ drid mitgeteilt, daß General Ordonez von zwei Gewehr⸗ kugeln in die Bruſt getroffen wurde. Außerdem wurden auf ſpaniſcher Seite ein Hauptmann, ein Leutnant und ſech⸗ zehn Soldaten verwundet. Nach einer weiteren Meldung wird die ſpaniſche Regierung Ergänzungskredite zu dem laufenden Budget in Anſpruch nehmen. Erdbeben auf Sizilien. In Catania wurde am Sonntag ein Erd⸗ heben verſpürt. Stärkere Erdſtöße wurden auch wahr⸗ genommen in Guardia und Santa Venerina, wo zwei Perſonen getötet und mehrere Häuſer zerſtört wur⸗ den, in Macchia, wo eine Kirche einfiel, und in Rondi⸗ nella, wo ebenfalls einige Häuſer in Trümmer gingen. Ausführlicher wird gemeldet: Der erſte Stoß, der von ſtarkem unterirdiſchen Rollen begleitet war, wurde gegen 10 Uhr vormittags zwiſchen Acireale und Giarre berſpürt und war am ſtärkſten in den Ortſchaften Man⸗ gona, Santa Venerina und Macchia di Giarre bemerkbar. Etwas ſpäter wurde auch in Catania ein ſehr ſtarker Erdſtoß wahrgenommen. Ohne Ausnahme ſind in dem von dem Erdbeben betroffenen Gebiet die Telegraphenleitungen zerſtört, ſo daß die erſten Berichte aus der Umgegend von Catania ſelbſt gelangten. Glück⸗ licherweiſe ereignete ſich die Kataſtrophe gerade zu einer Zeit, als die Häuſer von ihren Bewohnern be⸗ reits verlaſſen waren, ſo daß die Zahl der Opfer verhältnismäßig beſchränkt ſt. In Mangano und Santa Venerina ſind zahlreiche Häuſer ein⸗ geſtürzt. Bis jetzt wurden 20 Tote und Schwerverletzte unter den Trümmern hervorgezogen. Der Beſitzer einer Villa, der mit ſeꝛner Frau nach der Stadt gegangen war, konnte aus den Trümmern ſeines Landhauſes ſeine drei Kinder noch lebend hervorzzehen. Unter den Be⸗ wohnern der am Fuße des Aetna liegenden Ortſchaften herrſcht große Beſtürzung und Angſt vor weiteren Erd⸗ ſtößen. Aus einigen kleinen Ortſchaften iſt man noch ganz ohne Nachrichten. Zum roten Flugblatt (Fortſetzung.) Wer unſere Ausführungen vom letzten Samſtag ver- folat hat, der hat aus ſozialdemokratiſchen Zeugniſſen (Ulrich, Beruſtein, Simons,„Zimmerer“) erfahren, daß kein denkender Genoſſe mehr an das ſozialiſtiſche Paradies, den Zukunftsſtaat, glaubt, ja, daß ſie es für unmöglich halten. Die aſſe der Urteilsloſen dagegen wird weiter abgefüttert mit dem, was man ſelbſt nicht glaubt, mit den Herrlichkeiten und Glüͤckſeligkeiten der ſozialiſtiſchen Geſellſchaftsordnung(ſtehe Flugblatt). Man könnte die Zeugniſſe für die doppelte Buchführung der Roten, für ihren Volksbetrug, leicht vermehren. Nur 2 gewichtige Zeugen wollen wir zum Schluſſe noch beifügen. Der Genoſſenſchaftler Laufkötter, ein anerkannter Führer, ſagt:„Auch im Zukunftsſtaat wird mit Waſſer gekocht werden, und auch dort werden die Menſchen keine Engel ſein, ſondern Menſchen mit menſchlichen Schwachen und Mängeln. Ueberhaupt wird der Zukunftsſtaat in Wirklichkeit ganz anders ausſehen, als der Utopiſt ihn ausmalt. Die Menſchen werden auch dort intenſiv arbeiten müſſen, um ihre geſteigerten Beduͤrfniſſe zu decken, es wird auch dort einen Zwang zur Arbeit geben und eine Kontrolle über die Leiſtungen.“ Und Beruſtein ſagt(Fränkiſche Tagespoſt 11. Juni 1909):„Da die Menſchen in ihrem Bau und in ihren na⸗ türlichen Trieben und Anlagen keine anderen Weſen ſein werden als heute, wird auch vieles in ihren Einrichtungen ſich nicht ſo diametral von denen der Gegenwart unterſcheiden, als manche anzunehmen geneigt ſind. Es wird auch innerhalb beſtimmter Grenzen noch Profit d. h. Ungleichheit der Einkommen bezw. Möglichkeit der Vermögens- bildung geben.“ Das iſt der Zukunftsſtaat nach der Anſicht der Führer: Er iſt ein Ding der Unmöglichkeit, er kann nicht verwirklicht werden. Es wird auch ſpäter Un- gleichheit ſein im Einkommen und Vermögen(alſo Kapitalismus.) Stimmt das, denkender Arbeiter, mit dem, was man dir täglich in roten Zeitungen, Flug⸗ blättern und Verſammlungen vorpredigt? Zeige deine Urteilskraft und ziehe die Schlußfolgerung, wenn der rote Brunnenvergifter in irgend welcher Geſtalt wieder zu dir kommt, um dir etwas vorzuſchwindeln. Zur„Finanz und Steuerfrage haben wlr in der Samſtagsnummer ebenfalls rote Führer ſprechen laſſen. Sie haben es klipp und klar bekannt, daß das ſozialde⸗ mokratiſche Steuerprogramm ein Uunſinn ſſt, der — e —— FFF 3 — 1 r A E, ö dre — bet · iſſn hren, b. all l 115 em/ fu . 5 i. he ger de auch im ſozialiſtiſchen Staat nicht verwirklicht werden kaun. Welche Gewiſſenloſigkeit iſt es deshalb, den Leuten immer wieder das alte Lied vorzuſingen von der Ab- ſchaffung allen indirekten Steuern und der Deckung ſämtlicher Ausgaben durch ſtufenweis ſteigende Einkommen-, Vermögens- und Erbſchaftsſteuer, um ſie durch Hirngeſpinſte zu tänſchen und aufzuhetzen. Um die Unmöglichkeit des ſozialiſtiſchen Steuerprogramms einzuſehen, braucht man ſich übrigens, abgeſehen von dem Zeugnis anerkannter Führer, nur die tatſächlichen Verhältniſſe naher anzuſehen: Die Steuerlaſt im Reich und in den Einzelſtaaten beträgt pro Jahr ca. 3600 Millionen Mark. Dieſe Summe ſoll nach ſozialiſtiſchem Rezept gan; allein durch Einkommen, Vermögens- und Erbſchafts⸗ ſteuer aufgebracht werden. Aus Erbſchaften und Ver⸗ mögen laſſen ſich nun, wenn die Steuerſätze ſo hoch wie möglich geſchraubt werden, vielleicht 800 Millionen heraus- holen. Er bleiben alſo noch 3000 Millionen aus der Einkommenſtener zu decken. Nun ſagen die Herrn Genoſſen, alle Einkommen bis zu 3000 Mk. ſeien Proletariereinkommen. Dieſe wollen wir alſo einmal ſteuerfrei denken. Lediglich die Einkommen uber 3000 Mk. müßten dann die Steuerlaſt von 3000 Millionen tragen. Alle Einkommen über 3000 Mk. jährlich betragen aber im ganzen Deutſchen Reich zuſammen rund 9300 Millionen. Daß von dieſen 9300 Milli⸗ onen Mark nicht 3000 Millionen Mark Stener bezahlt werden können, ohne daß unſer ganzes wirtſchaftliches Leben zu Grunde gerichtet würde, dürfte jedem klar ſein. Aber nehmen wir einmal an, die Sozialdemokraten wollten im Notfalle auch die kleineren Einkommen ſtufenweiſe zur Steuer heranziehen und zwar ſollten erhoben werden von 900—1500 Mk. Einkommen 1 Prozent, von 1500— 3000 Mk. 2 Prozent, von 3000— 10000 Mk. 4 Prozent, von 10000-30000 Mk. 8 Prozent, alſo weit höhere Sätze als in den meiſten Bundesſtaalen erhoben werden, ſo würde ſich nach einer Umrechnung der preußiſchen Verhältniſſe aufs Reich ergeben: N Die Einkommen von 900— 30000 Mk. würden ca. 507 Millionen Mk. Steuer zahlen. Es blieben alſo für die Leute mit Einkommen über 30 000 Mk. noch rund 2500 Millionen Stenern übrig. Dieſe Leute haben aber im Reiche, weil es eben wenige ſind, ein Geſamtein⸗ kommen von 3000 Millionen. Von dieſen 3000 Millionen Einkommen müßten alſo 2500 Millionen Steuer getragen werden. So lautet die Berechnung, die auf Grund der Statiſtik und der Denkſchrift zur Reichs finanzreform v. Finanzmännern aufgeſtellnwurde. Gibt es eine vernichtendere Kritik der ſozialdemokratiſchen Finanzweisheit als dieſe unerbittlichen Zahlen. Nimmt man nun die weiteren unerhörten Forde⸗ rungen des ſozialdemokratiſchen Programmes hinzu, wie: „Unentgeltlichkeit des Unterrichts, der Lehrmittel und der Verpflegung in den öffentlichen Volksſchulen, ſowte in den höheren Bildungsauſtalten, Unentgeltlich · keit der ärztliche Hilfeleiſtung,... Uebernahme der geſamten Arbeiterverſicherung durch das Reich!“(Erfurter Programm) und bedenkt, daß dieſe Forderungen nicht bloß eine Verdoppelung, ſondern eine Vervielfachung der ſeit⸗ herigen Steuerlaſt von 3600 Millionen Mark herbeiführen müßte, dann verſteht man den Satz: „Der Sozialismus iſt die größte Lüge der Welt⸗ geſchichte. Die roten Führer ſehen das ja auch ein. Nur darf der gläubigen Gemeinde nichts verraten werden.(Foriſ. folot.) Lokale Nachrichten. Die Haushaltungsſchule für Bauerntöchter zu Seligenſtadt wird am 5. November d. Is. eröffaet. An⸗ meldungen können noch bis zum 20. d. Mis. geſchehen und werden die Mitglieder des Bauernvereins nochmals darauf aufmerkſam gemacht. Alles Nähere iſt aus der September ⸗ Nummer des„Heſſiſchen Bauer“ zu erſehen. S Du einen Revolverſchuß getötet wurde am Sonntag morgen gegen 8 Uhr vor der Wirtſchaft zum ſchwarzen Peter der Fabrikarbeiter Franz Kamuff 1. von dem Taglöhner Jakob Samstag. Letzterer, ein noch lediger 30 jähriger Mann, ſoll ſich während der Nacht mit Kartenſpielen die Zeit vertrieben daben. Gegen Morgen kam der getötete K. ebenfalls in die Wirtſchaft, ſoll daun am Kartenſpiel teilgenommen, wobei Differenzen zwiſchen beiden entſtanden; wie es heißt, wären aber dieſelben bereits früher nicht gut aufeinander zu ſprechen geweſen. Belm Verlaſſen der Wirtſchaft, kaum auf die Straße gelangt, zog S. den Revolver, ſchoß den K. in den Hals, was den faſt augen⸗ blicklichen Tod des letzteren zur Folge hatte. K. hinterläßt Frau und ſechs noch unmündige Kinder. S. fluͤchtete nach der Tat in den nahen Wald; die Verhaftung des Mörders konnte trotz der ſofort aufgenommenen Verfolgung mit einem Polizeihund bis jetzt noch nicht erfolgen. * Ein trauriger Unglücksfall ereignete ſich heute morgen aa der Nebenbahn. Der 17jährige Ignaz Riehl, wohnhaft in der Holzſtraße, der ſich etwas verſpatet hatte, wollte noch auf den bereits in Bewegung befindlichen 5 Uhr⸗Zug aufſpringen, glitt jedoch aus und kam unter die Räder. Ein Bein wurde dem Unglücklicher ſofort ab- gefahren, während das andere derart verletzt iſt, daß es wahrſcheinlich ebenfalls abgenommen werden muß. Der be ⸗ dauernswerte arme Junge wurde ins hieſige Spital verbracht. Möge dieſer tragiſche Vorfall anderen zur Warnung dienen. — Reiche Kartoffelernte. Wie ein Märchen in dieſer Teuerungszeit lieſt ſich der Bericht, daß in Grunhagen, im Kreiſe Preußiſch Holland, bei der Kartoffelernte ſeit Men⸗ ſchengedenken nicht ſo reichliche Erträge wie in dieſem Jahre zu verzeichnen waren. Stellenweiſe ſind von einem Scheffel Kartoffelausſaat zwanzig und mehr Scheffel geerntet worden. Es werden täglich mehrere Waggons Kartoffeln nach dem Weſten verladen. „Weinheim, 16. Okt. Ein bedauerlicher Unglücks fall ereignete ſich geſtern vormittag in einem Fabrikneubau der Freudenbergſchen Lederfabrik zwiſchen den Dämmen. Der 40 jährige verheirate Maurer Joh. Zimmermann ſtürzte von einem ca. 4 Meter hohen Gerüſt auf einen Zementboden und erlitt einen lebensgefährlichen Schaͤdelbruch. Bewußtlos wurde er in das ſtädt. Krankenhaus gebracht, wo er heute nachmittag ſeinen Verletzungen erlag. Aus Stadt und Land. * Die Hundertjährigen in Deutſchland. Zu der amtlichen Statiſtik, daß es nach der letzten Zählung in Deutſchland 76 Hundertjährige gibt, ſchreibt man der „Frankf. Ztg.“:„Bei dem Tode der„älteſten Frau Deutſchlands“, der Joſepha Eder in Spitzendorf, hat ſich herausgeſtellt, daß ſie nicht 117, ſondern nur 83 Jahre 46 Tage alt iſt. Von ſicher Hundertjährigen ſind bekannt die Altſitzerin Marie Lehmann in Neu⸗ Zelle im Landkreis Guben, Schneidermeiſter Wilhelm Vyth in Gmünd in der Eifel und Fräulein Drüddina in Emden. 101 Jahre alt iſt die Witwe Bernhardine Baumann in Goch am Niederrhein, 103 Jahre die Leh⸗ rerwitwe Auguſte Beck in Emanuel⸗Segen in Oberſchle⸗ ſien. Auf 105 Jahre blicken zurück: Bernhard Boppel in Obermoſchel in der Pfalz, der alte Boppel genannt, und der Schuhmachermeiſter Zabrowski in Samotſchin. 110 Jahre alt ſoll eine Frau Brzeginsk: in Woylin an der Netze ſein, und von der Witwe Dutkiewicz in Poſen behauptet man, daß ſie am 21. Februar 1785 geboren ſei, alſo im 126. Lebensjahre ſtehe. ** Die Typhusepidemie im Ruhrgebiet nimmt immer größere Ausdehnung an. In Bottrop liegen zurzeit 80 Perſonen an Typhus darnieder. Da die Hoſpitäler überfüllt ſind, hat man Iſolierbaxacken errichtet. Auch die benachbarten Gemeinden Gladbeck, Horſt und Bor⸗ beck haben viele Typhuskranke, ebenſo Duisburg und Oberhauſen. Die Epidemze tritt im allgemeinen weni⸗ ger gefährlich auf. Sie iſt eine Folge der langen Dürre und des Mangels an Trinkwaſſer, der ſich beſonders im Ruhrgebiet auch jetzt noch bemerkbar macht. * Selbſtmord eines Profeſſors. In der oberöſter⸗ reichiſchen Landesirrenanſtalt Niedernhart hat ſich der dort ſeit zwei Wochen untergebrachte, an Verfol⸗ gungswahnſinn leidende Profeſſor der Theologie Dr. Janaz Wild in einem unbewachten Augenblick erhängt. e Eine ganze Familie vergiftet. Die Familie Al⸗ loix in Lyon in Fran reich, beſtehend aus Vater, Mut⸗ ter und zwei Kindern, beging Selbſtmord, indem ſie Gift nahm. Die Mutter und die Kinder ſind bereits geſtorben, während der Vater in den letzten Zügen liegt. ** Die Exploſion des Schlachtſchiffes„Liberte“ ein Racheakt! Der„Oueſt Eclair“ in Rennes gibt eine neue Lesart über die Urſachen der„Liberte“-Kataſtrophe. Setnem Touloner Berichterſtatter zufolge ſoll eine noch nicht genannte Marketenderin, die an Bord der Touloner Kriegsſchiffe zu verkehren pflegte, am Sonn⸗ tag— alſo unmittelbar vor der Kataſtrophe— auf die „Liberte“ gekommen ſein und dort von engeren Lands⸗ leuten erfahren haben, daß ein Matroſe des Schiffes wegen eines ſchweren Vergehens tags zuvor zu den Strafkompaanien verſetzt worden ſei. Die Mannſchaften. die ihr dies mitteilten, hätten dann drohend hinzugeſugt: der Beſtrafte werde aber gerächt. ner ſollen zwei Matroſen der„Liberte“ am frühen Mor⸗ gen des Unglückstages vor allen ihren Kameraden an Land erſchienen ſein, und bis jetzt habe man ſie nicht wiedergeſunden. Dies lege den Verdacht nahe, daß dieſe beiden die„Rächer“ jenes Matroſen geweſen keien, die Feuer an die Munitionsräume gelegt hätten und dann beizeiten geflüchtet ſeien, um nicht mit aufzufliegen. Die Unterſuchungskommiſſion wird von dem genannten Blatte direkt aufgefordert, ihre Erhebungen in der angegebenen Richtung zu machen. * Mord oder Aberglauben. Die in der Ortſchaft Hoßzuaszo bei Großwardein wütende Geflügelpeſt brachte die Einwohner auf den Gedanken, daß eine alte Karten⸗ ſchlägerin mit ihren Fexenkünſten die Schuld daran trage. Geſtern zog nun Jung und Alt nach ihrer Hütte, band die Alte feſt und ſteckte ihr das Haus über dem Kopfe in Brand, das mit ſeinem Opfer vollſtändig in Flammen aufging. e Franzöfiſche Soldaten als Räuber und Mörder Vor ein paar Tagen wurden zwei Soldaten des in Le Mans ſtehenden 117. Infanterie⸗Regiments wegen Ermordung einer Bäuerin verhaftet, und ſchon wieder wird uns aus der nämlichen Stadt von einem durch aktive Militärperſonen verübten verbrecheriſchen Ueberfalle berichtet. Am Freitag nämlich erſchienen drei Reiter des in le Mans ſtehenden 13. Küraſſier⸗ Regiments, namens Mottier, Canard und Guillet, vor dem Krieasgericht des 4. Korps, weil ſie in der Nacht vom 6. zum 7. Juni d. J. den Verſicherungsagenten Roger und den Pantoffelfabrikanten Colas auf offener Straße aufgefallen, beraubt und ſchwer mißhandelt hat⸗ ten. Canard wurde zu fünf Jahren Zellenhaft, die beiden anderen wurden zu je drei Jahren Ge⸗ fängnis verurteilt, alle drei außerdem zur Aus⸗ ſtoßung aus dem Heere und zum Aufenthaltsverbote für fünf Jahre. * Ein ſonderbares Automobilunglück ereignete ſich Freitag an den Grenzen des Weichbildes der Stadt Paris. Ein Kraftwagen ſprang über die Brüſtung einer über die Ringbahn führenden Eiſenbahnbrücke, über⸗ ſchlug ſich in der Luft und blieb mit den Rädern nach oben zwiſchen den Schienen liegen. Der Chauffeur war auf der Stelle tot. Was noch fehlte! Aus Newyork kommt die Nach⸗ richt von der Gründung einer neuen Verſicherungs⸗Ge⸗ ſellſchaft. Und zwar ſoll Frau Karin Michaelis, die be—kannte däniſche Schriſtſtellerin, deren Buch„Das ge⸗ fährliche Alter“ Aufſehen erregt hat, eine Eheſcheidungs⸗ Verſicherung für Männer und Frauen ins Leben ge⸗ rufen haben. Im Falle der Eheſcheidung erhält der Ver⸗ ſicherte eine Rente.— Daß gerade dieſe Schriftſtellerin eine ſolche Verſicherung arrangierte, klingt wie ein ſchlech⸗ ter Witz. ** Auf dem Wege zur Jagd von dem Gewehr des Vaters erſchoſſen. Bei einem Jagdausfluge, den am S 8 1 45 i bri Sonntag der Oekonomierat Sernau mit ſeinem 18 jähri N* 2— 7*— gen Sohn durch die Felder pon Brehna bei Halle unter nahm, ereignete ſich ein ſchweres Unglück. Der Oekono mierat hatte ſein Gewehr vor ſich auf das Schutzleder ves Wagens gelegt. Durch das Rütteln des Gefährt entlud ſich die Waffe plötzlich, und der Schuß drang dem Sohne in den Rücken. Die Verletzungen waren ſo ſchwe rer Natur, daß der Verletzte wenige Minuten darauf in den Armen ſeines Vaters ſtarb. * Familiendrama in Halle. Sonntag nacht ver ſuchte die Kaufmannswitwe Antonie Foerſter in Halle ſich und ihre drei Kinder durch Einatmen von Leucht⸗ gas zu töten. Als man in die Wohnung drang, waren ein ſechsjähriger Knabe und ein vierjähriges Mädchen ſchon tot. Frau Foerſter und ein erſt im vorigen Monat geborenes Kind gaben noch Lebenszeichen von ſich. Die Frau hat die Tat aus Kummer über den Tod ihres Mannes begangen. ** Ein verunglückter Nachtzug. Der Prag⸗ Berliner Nachtzug erlitt einen gefährlichen Unfall. Nächſt Neſt o mitz ſtießen zwe: Güterzüge zuſammen, und die Loko⸗ motive und vier Waggons ſtürzten über den Bahn damm. Während die Waggontrümmer die Strecke be⸗ deckten, ſtreifte der kurz darauf durchkommende Prager Perſonenzug die zertrümmerten Waggons. Glücklicher⸗ weiſe gelang es, den Perſonenzug anzuhalten; es ſind aber drei Perſonenwagen beſchädigt und fünf Per⸗ ſonen verletzt. * Taifunverheerungen auf Formofa. Wie jetzt amtlich aus Tokio gemeldet werd, ſind bei dem letzten Taifun auf der Inſel Formoſa 675 Perſonen getötet und 677 verletzt worden; 26048 Häuſer ſind zerſtört, 35 700 beſchädigt und über 20000 Hektar Felder ver⸗ wüſtet worden. Ein abgeſchlagener Frauenkopf im Bankdepot. Eine aufregende Entdeckung machte man Sonntag in den Kellern der Bank von Croſſa in Italien. In einem Kaſten, der vor nahezu vierzig Jahren von einem Stu⸗ denten deponiert worden war, fand man den Kopf einer Frau. Man iſt hier anſcheinend einem Verbrechen auf die Spur gekommen, deſſen Aufhellung nach ſo langer Zeit wohl nicht mehr gelingen wird. ** Ein romantiſcher Mädchen raub in Palermo. Unter der Bevölkerung der Hauptſtadt Sizil'ens herrſcht große Erregung über die Entführung eines 20jähr'gen bild⸗ hübſchen Mädchens, das den beſten Geſellſchaftskreiſen der Stadt angehört. Die junge Dame wurde, als ſie einen Spaz'ergang durch die Straßen Palermos unternahm, plötzlich von zwei Männern über⸗ falle n, in ein Automob'l geſchleppt und in raſendem Tempo entführt. Die Eltern des geraubten Mäd⸗ chens haben auf die Wiedererlangung ihrer Tochter eine Belohnung von 20000 Mark ausgeſetzt. Revolverunglück in eier franzöſiſchen Generals⸗ familie. Der 22jährige Sohn Georges des franzöſi⸗ ſchen Generals Ryckebuſch befand ſich mit ſeiner Mutter allein im elterlichen Hauſe zu Paris. Frau Ryckebuſch ſtieg auf einen Schemel, um, einem Wunſche ihres Sohnes entſprechend, den Revolver ihres Gatten vom Schrank herabzuholen. Georges entnahm dem Etui die Waffe, die ſich dabei entlud. Der Schuß drang der Frau in den Leib: ſie ſtarb nach drei igem Leiden. Gerichtsſaal. E Meineidsverfahren gegen Oberleutnant von Fetter. Gegen Oberleutnant von Fetter, der im Metternichprozeß mehrfach als Zeuge vernommen wurde, iſt in Hanau, wo er gegenwärtig in Garniſon ſteht, wegen ſeiner Ausſagen im genannten Prozeß ein kriegs gerichtliches Ver⸗ fahren eingeleitet worden. v. Fetter wird beſchuldigt, einen Meineid geſchworen zu haben. Das ſchon vorher eingeleitete ehrengerichtliche Verfahren iſt vorläufig ausgeſetzt worden, bis das Strafverfahren beendigt iſt. Montag fand in Hanau die erſte kriegsgerichtliche Verneh⸗ mung des Oberleutnants v. Fetter ſtatt. Am Tage, als v. Fetter nach dem Prozeß Metternich nach Mainz zurück⸗ kehrte, war auch ſchon von Frau Gertrud Wertheim ein Brief bei ſeinem Regimentskommandeur eingetroffen, worin ſie v. Fetter des Meineides beſchuldigt. Marktbericht. — Weinheim, 14. Okt. Zugeführt waren 261 Stuck Milchſchweine, verkauft wurden 246 Stück, das Paar zu 7— 23 Mk. Laufer waren zugeführt 9 Stück, verkauft wurden 8 Stück, das Paar zu 38— 42 Mk. eu Aol Baarkrankheiten wie: Raarans fall, Haarschw und, beg lun ende Kahlköpff brelsförmlze Kahlhelt, Sch 8 Giſenlicht nach Profeſſor Kromayer N ee Liehtheil--Institut Elektron, nur M. Mannheim. Vis-a-vis dem Restaurant Z., Wilden Mann. Inh.: Dir. Heinrich Schäfer. Geöffnet v. 8 Uör morg.— Uhr abends. Sonntag 8— Telephon Nr. 4320. 1 1 f. a Gafthaus in Zaun Kull, Sampertßein FKumperthein Haflpaus„Zur Germania“ N in der Neuſchlo ßſtra he— empfehlen der geehrten Vi f Ei rf be ede dent er ie, g. Au ank v 8 Bier aus der Drauerei Na Neu eingetroffen sind meine sämtlichen Neuheiten Herren- U. Damen. Konfektion Grösste Auswahl bei aller billigster Berechnung Knaben- Anzüge. in vielen modernen Macharten Knaben- Anzüge mit langen Hosen u. Knie hosen Bursch.-Anztüge sss ein- und zweireihig, moderne Stoffe Herren- Anzüge 4 52 ein- und zweireihig, moderne Stoffe Ein- u. S. zene Hosen. Joppen Engl. Damen-Paleiots, engl. Damen- Mäntel, schwarze Damen- Jacken u. Paletots, Kinder⸗Jacken u. Paletots empfiehlt Viernheim, Lorscherstr. 20 Arbeiter innen ſpeziell frühere Haspeler, au cht Seidenfabrik Weinheim. Beſte und dul. Bezugsguelle Bettfedern, Fegerlen Barchent Bettdamaſte farbig und weiß Bett⸗Cattune von 30 Pfg. au per Meter. Hans Schumacher Schulſtraße 6. Garantiert rein amerik. Petroleum Klavier- und Apollo- Kerzen per Paket 6 und 8 Stück, 35, 55, 85 Pfg. Nachtlichter Pakt 10 und 15 Pfg. Mik. Werle, Hügelstr. 2. Hut-Geschäft Adler Ecke Lorscher- u. Waldstr. empfiehlt in bekannt beſter Quali⸗ tät und billigen Preiſen:: Hüte, Mützen, Krawatten, Begenſchirme, Slöckt, Kränze, Sterbekleider, Zongnetts FP Rosengartenstr. Bernh. Oppenheimer Nathol.Kirchen-Chor. Morgen Mittwoch abend halb 8 Uhr Kuabeuchor halb 9 Uhr Geſamtprobe für Sonntag(Großes Gebet). Der Dirigent. Im Bügeln empfiehlt ſich in und außer dem Hauſe Kätchen Hoock Rathausſtraße 62. Der 2. Stoch l. eie dune Bau Idioeie Nel U. 9. Norember 1911. 6269 Geldgewinne Mark: Soli Hauptgewinne bar ohne Abzug Mark 60090 20099 in meinem Hauſe iſt zu ver- 50 15500 Auguſ Winkenbach Lose àa M. 3.—. Waſſerſtraße. Zug Mee enn Eberhard Fetzer Stuttgart, Kanzleistr. 20. Speise-Kartoffeln verſchiedene Sorten liefert in nur guter Qualität, in Waggonla⸗ dungen und Stückgut zum billig⸗ ſten Tagespreis Max Kleeblatt Seligenſtadt.(Heſſen) Telefon Nr. 4. Zu haben bei den Kgl. Preuss. Lotterie-Einnehmern und allen durch Plakate kenntlichen Ver- kaufsstellen. Blumen „auf Allerheiligen hat zu verkaufen Lorenz Adler Bismarkſtraße 34. Fndlwien-Salat, be Martin, vis-à-vis d. Apotheke. lur Tosengartenstrasse 2. Keinen Laden! Möbel!“ Ohne Konkurrenz Billig! Bekanntmachung. Donnerstag, den 19., Samstag, Dienstag, den 24. ds. Mts. wird erhoben: 1. das 4. Ziel dir. Steuer, 2. das 2. Ziel Tilgungsrente, 3. 4. Periode Forſt⸗ und Feldſtrafe. Der Zahltag am nächſten Montag fällt aus und wird am Dienstag, den 24. abgehalten. Immer muß wieder darauf auſmerkſam gemacht werden, daß jüngere Kinder Zahlurgen nicht leiſten ſollen, da ja hier auch keinerlei Garantie für die Geldangelegenheiten gegeben werden kann. Viernheim, den 16. Oktober 1911. Gr. Untererhebſtelle: Jöſt. Orts⸗Gewerbe⸗Verein Viernheim. Montag, den 23. Oktober, abends halb 6 Uhr beginnt der diesjährige Fortbildungsſchul⸗Unterricht an der Handwerkerſchule. Aufgenommen werden dieſes Jahr auch Lehrlinge anderer Berufsklaſſen, die die Zeichenſchule nicht beſuchen, z. B. Metzger, Bäcker, Schuſter, Schneider uſw. 4 Die Anmeldung dieſer kann bis längſtens Sonntag, den 22. Oktober erfolgen und zwar bel Rechner Herrn J. Zöller 1. Das Schulgeld für alle Schüler feſtgeſtellt. Wir bitten hiervon gefl. Kenntnis nehmen zu wollen. Die Eltern, Lehrmeiſter, Vormünder werden gleichzeitig aufgefordert, ihre Lehrlinge und Pflegbefohlenen zum regel⸗ mäßigen Schulbeſuche anhalten zu wollen reſp. denſelbeu recht⸗ zeitig hierfür Zeit zu geben. Der Vorſtand. den 21. und iſt auf Mk. 1.50 pol. eleg. kompl. Schlafzim- mer mit grossem Spiegel- schrank u. Marmor, 20b prima. Qualität nur M. Bar Geld an jedermann auf Hypothek, Schuldſchein oder Wechſel. Ratenrückzahlung geſtattet Eventuell ohne Sicherheit oder pol. Vertiko, modern, Bür St ll. Breustedt, a 1 gen. Streng ree reuste prima Qualität A2. Aderstedt(Kreis Oſchers leben). pol. Kleiderschrank 45* innen Biche. UM. All Ii b 125 em breiten Spiegel- S 18 Sn schrank, prima Qual. Id. ein zartes, reines Gesicht, roſiges, jugendfriſches Aussehen u. ſchönen Teint, deshalb gebr Sie d. echte Steckenpferd⸗ fabrikation empfiehlt: Lilienmilch⸗Seife von Bergmann u. Co., Radebeul. Preis à St. 50 Pf., ferner macht der Bad. Holzindustrie Cilienmilch Cream Dada ö Recha Posener rote und ſpröde Haut in elner MANN REIN Nacht weiß und ſammetweich. 32 Tube 50 Pf. in Viernheim: * Emil Richter, Otto Schmitt; Flechten 4 in Lampertheim: es. u. trockene Schuppenflechen, ekroph. Ekzema, Hautausschläge, offene Füße Deinschaden, Beingeschwüre; Ader. beime, böse Finger, alte Wunden eind oft sehr hartnäckig; wer bisher vergeblich hoffu heilt zu werden, mache noch einen erzuch mit der bestens bewährtes Rino-Salbe ktrel von schädl. Bestandtetlen. Dose Mark 1,15 u. 2,8. Dankschreiben gehen tigilen e Nur echt in 999 5— weiß- grün- rot and mit Fleurs dehubeft Co., Weinböhla- Dresden. Füischungen welse man rurück Zu haben in den Apotheken. Diwan auf Federn N. beitet u. Sämtliche Zutaten zur Möbel- ö Uhren- Nän-Spreeh. Sohrelb- Landwirt- zchaftl.- Maschinen, Fahr- u. Motorräder, photogr. Apparate, Wffen d. Musikin- strumonte liefern in bester Ausführung zu dilligst. Preisen, geg. Bar- u. Tellzahl ung. Verl. Katalog. ſoſand-Maschlnen-Aa- sellschaft In Cöln 3288 ————— e¹Ü+Zeͥ;———ů—ů—5ðvs«ð᷑.,;äò 2——]—U—m— Bringe mein A Lager in jeder Art in empfehlende Erinnerung. Schlafzimmer. Wohnzimmer. Küchen in verschiedener Art und Preislagen. Einzelne Möbel wie Nloiderschränke, Vertikows, Spiegel- schränke, Schreibtische, Spiegel ete., Polsterwaren sowie Kleinmöbel zu Festgeschenken geeignet. Chr. Adler 1., Möbel-Handlung Rathausstrasse 15. Arbeiterinnen finden dauernde und lohnende Be- schäftigung bei der Fiema Marx Maier Produkte zur Papier fabrikation, an der Station Mannheim- Käfertal. Auf Allerheiligen empfehle Moos- und Lichten-Kränze ferner das ganze Jahr hindurch Blatt-, Palm und Perl Kränze, Totenbonquetts und Kronen. Anton Liſcher. Willy Grunert. Damen-Hüte Hüte werden nach wie vor billig umgearbeitet. Auch werden neue Hüte in jeder eee billig angefertigt Frau Schäfer Eingang durch den Hof. Von Molkerei eingetroffen: la. weissen Käs Pfd. 30 Pf. Täglich Eingang fst. Süssrahm- Tafelbhutter zum Tagespreis Limburger Käs bdilligst. Ferner empfehle sämtliche Geschirre in Glas und Steingut zu Einmachzwecke. Hausftattungs- Gegenstände ere ng. Vergütung. Jakob Beyer, Rathausstr. 38. . er kraftige, fleiſchige, 1 W̃ ſchwere Schweine auf⸗ ziehen will, muß ihrem Futter regelmäßig M. Brockmanns Zwerg ⸗ Marke, den echten Nährſalzfutterkalk m. Drogen, deimiſchen. Große Erfolge! Zu Fabrikpreiſen in Ori⸗ ginal-Packungen zu haben bei E. Richter, Floradrogerie Beehre mich die Eröffnung der Model⸗Hut⸗Ausſtellung ergebenſt anzuzeigen. Alle meine Auslagen bieten ein um ⸗ ſaſſendes Bild der Herbſt⸗ und Winter Mode, eine Modenſchau in hoͤchſter Vollendung. Echältlich ſind bei mir alle Hüte von den billigſten bis zu den aller feinſten. Reinigen, Amarbeiten, Garnieren prompt und billig. H bK G. V. Hook!„ Püfzgeschäft. Kränze, Sterbe⸗Kleider und Bouquetts empfiehlt in großer Auswahl zu den billigſten Preiſen Nikolaus Brechtel 4. Lorſcherſtraße Nr. 11. — ſeh Ges ſiſe Son in Kreu ſwiſch berot. e laßt dus, scher DJ ait! Te ber 8 Eu 1 fab