zeichnen e nächſe mäßigen mel, * Oti⸗ U ben * — * — N Viernheimer Nachrichten Bezugspreis: 80 Pf. monatlich einſchl. Bringerlohn. Hurch die Poſt bezogen N. 1.14 vierteljährlich. iernheimer Anzeige Viernheimer Zeitung (Heſſiſch⸗badiſcher Grenzbote) Amtsblatt der Großherzaglichen Bürgermeiſterei Viernheim Geleſenſte und verbreitetſte Jeitung am hieſigen Platze Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ * Viernheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Fernſprech Nr. 20 Redaktion, Druck und Verlag von Wilh. Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19.[Gegründet 1384 Ar. 129. Samstag, den 11. November 1911. 27. Jahrgang. ———————— 1—V ä—— Wochenrundſchau. p Das Marokkoabkommen iſt der Oeffentlich⸗ keit unterbreitet worden, und—— die deutſche Volks⸗ ſeele kocht. Wenigſtens wird ſie von allen berufenen und unberufenen Organen der öffentlichen Meinung zum Kochen gebracht. Wir geben zu: eine reſtloſe Be⸗ friedigung kann das Marokkoabkommen nirgends aus⸗ löſen. Aber immerhin iſt die Tatſache, daß das Ab⸗ kommen überhaupt zuſtande kam, erfreulich, da eben durch dieſes Abkommen eine erhebliche Konfliktsmöglich⸗ keit aus der Welt geſchafft worden iſt. Wenn behauptet wird, daß wir mit dieſem Abkommen keinen Schritt über den Algecirasvertrag hinausgekommen ſind, ſo iſt das unrichtig. Uns ſind in Marokko erhebliche wirt⸗ ſchaftliche Zugeſtändniſſe gemacht worden, und unſere bisherigen wirtſchaftlichen Intereſſen ſind in jeder Weiſe geſichert worden. Außerdem hat das Abkommen Klarheit über die Stellung Frankreichs in Marokko ge⸗ bracht. Die Freude, die Frankreich über die erzielten Erfolge hat, iſt uns etwas unangenehm, weil ſie in uns das Gefühl wachruft, übervorteilt zu ſein. Aber auch dieſe franzöſiſche Freude und Genugtuung iſt be⸗ greiflich, wenn man bedenkt, daß Frankreich durch den Vertrag in Marokko, wo es ſchon ſo viele Opfer an Geld und Blut gebracht hat, endlich freie Hand bekommen hat. Warum ſollten wir Frankreich die Verwaltung des Landes nicht anvertrauen, wenn damit für uns eine vollſtänd ig gleichberechtigte ölonomiſche Ausnutzung verbunden iſt? Der Jubel Frankreichs wird auch bald der nüchternen Erwägung Platz machen, daß die Ver⸗ waltung dieſer neuen franzöſiſchen„Kolonie“ unge⸗ heure Opfer koſten wird. Skeptiſcher wie dem Ma⸗ rokkovert ag ſehen wir dem Konpen a ionsce t ag ge e. über, der uns im Kongo neue Schwierigkeiten und neue Opfer bringt. Nach allem, was Fachleute über die erworbenen Gebietsteile geäußert haben, wird uns dieſer Gebietszuwachs keine große Freude bringen. Aber auch hier wird es darauf ankommen, was Deutſch⸗ land aus dem neuen Beſitz macht, wie man ja auch das Marokkbabkommen erſt nach dem beurteilen kann, wie Deutſchland die wirtſchaftlichen Zugeſtänd⸗ niſſe in Marokko auszunutzen verſteht. Der Kolonialſtaatsſekretär v. Linde quiſt iſt, un⸗ zufrieden mit dem Marokkovertrag, aus ſeinem Amte geſchieden, in dem Augenblicke, in dem der Vertrag unterzeichnet wurde. Wir bedauern das Scheiden dieſes tüchtigen Kolonialbeamten, bedauern aber noch mehr daß er durch dieſen demonſtrativen Rücktritt in einem Augenblicke, der kaum ungeeigneter gewählt werden konnte, eine Kritik an dem Abkommen und an den höchſten Regierungsſtellen geübt hat, die im Auslande mit höhniſcher Freude aufgenommen wurde und die 3 geeignet iſt, unſer Anſehen in der Welt zu er⸗ en. Im türkiſch⸗itaueniſchen Kriege iſt teine weſent⸗ liche Veränderung der Kriegslage hervorgetreten. Ita⸗ lien hatte eine Annektionserklärung von Tripolis und Cyrenaika veröffentlicht, die aber auch nicht darüber hinwegtäuſchen kann, daß Italien in den letzten Käm⸗ pfen der Unterlegene iſt. Allerdings darf man auch die türkiſchen Erfolge nicht überſchätzen. Es gelingt den Türken auf lange Zeit hinaus, das Vordringen Italiens in das Innere des Landes zu verhindern Dafür wird ihnen die endgültige Rückeroberung der Küſtenſtädte von den Italienern unmöglich gemacht, weil die an der Küſte kreuzenden italieniſchen Kriegs⸗ ſchiffe eine dauernde Wiederbeſitzergreifung der Hafen⸗ ſtädte durch die Türken wirkſam verhindern können Man kann ſich alſo noch auf eine lange Dauer des Krieges gefaßt machen. Die italieniſche Kriegsführung hat in der ganzen Welt Erſtaunen und Entrüſtung hervorgerufen, weil dabei eine Barbarerei zutage trat die aller Kultur direkt Hohn ſpricht. Die engliſchen Korreſpondenten, ſo u. a. der Spezialkorreſpondent von Reuter, Mr. Davis von„Morning Poſt“ und Mr. Grant von„Daily Mirror“ ſchildern geradezu grauen⸗ hafte Szenen von der willkürlichen und brutalen Nieder⸗ metzelung der Araber und geben eine eidesſtattliche Verſicherung für die Wahrheit ihrer Berichte ab. So ſoll von dem italieniſchen Gouverneur ein genereller Befehl erlaſſen worden ſein, alle in Tripolis und in der Wüſte angetroffenen Araber„auszurotten“. Frauen und Kinder werden nicht geſchont und vollſtändig Un⸗ beteiligte ohne Gerichtsverhandlung einfach erſchoſſen Mit Recht hat die Türkei gegen dieſes barbariſche Ver⸗ fahren der Kriegsführung bei den Mächten proteſtiert. Ob es aber viel helfen wird? Man wird die„Kultur⸗ bringer“ weiter ſchlachten und wüten laſſen. In China machen die Revolutionäre immer weitere Fortſchritte. Zwar hat ſich das Gerücht von dem Ein⸗ dringen der Aufſtändiſchen in die Hauptſtadt Peking nicht beſtätigt. Es ſteht aber feſt, daß die Mandſchu⸗ Regierung nur noch über etwa 10000 Mann zuver⸗ läſſiger Truppen verfügt. Damit iſt ſelbſtverſtändlich nicht daran zu denken, den Aufſtand niederzuzwingen. Wenn es Juanſchikai nicht gelingt, ſeine Vermitt⸗ lerrolle zu Ende zu führen, ſo iſt das Ende der Mandſchu⸗Dynaſtie ſicher. Das Echo des Kronprinzenbeifalls. Etwas noch nie Dageweſenes! 5 Ach wäreſt du in Langfuhr geblieben... Der Kronprinz hat am Donnerstag in der weltgeſchicht⸗ lichen Sitzung des Reichstags über das Marokkoabkom⸗ men in demonſtrativer Weiſe gegen den Reichs⸗ kanzler Partei ergriffen, hat den Worten der Redner gegen Frankreich und England de⸗ monſtrativen Beifall gezollt. Am ſelben Tage, an dem dies geſchehen. kommt aus dem Kron⸗ Unter eherner Fauſt. Roman von Emmy von Borgſtede. 31(Nachdruck verboten.) Das Gemach, in welchem ſie ſtanden, ſchien Eß⸗ und Herrenzimmer zuſammen zu ſein. Darauf deuteten der große Tiſch in der Mitte, die mit altem Silber beſetzte Kredenz und anderſeits in einer Ecke am Fenſter mehrere um ein Bären⸗ fell und ein Rauchtiſchchen geordnete lederbezogene, bequeme Klubſeſſel. Überall aber herrſchte eine ſtrahlende Helle, aus⸗ gehend von Kronleuchtern aus Geweihen und mehreren Lampen, welche Herbachs Nerven wohltat. „Bitte, kommen Sie nur gleich hier herein, Herr Doktor,“ fuhr Herr von Berkenſtein fort,„meine Schweſter wird ſchelten. Sie wollte keinen Arzt.“ Dieſe Schweſter mußte dem Edelmann offenbar ſehr am zen liegen, und Waldemar mußte an all das müßige und gehäſſige Gerede denken, welches in Rehberg umgegangen war. Am breiteſten hatte es ſich gemacht am Stammtiſch im„Grünen Hut“, wo man ſchön verborgen hinter dichten Rauchwolken aus mittelmäßigen Zigarren die Tages⸗ und Stadtneuigkeiten be⸗ ſprach. Der„Baron“, wie der Beſitzer des Jagdſchloſſes kurz⸗ weg hieß, wurde natürlich in erſter Linie durchgehechelt. Selbſt⸗ verſtändlich mußte er noble Paſſionen haben. Die Dame, die man immer mit ihm zuſammen ſah, ſtammte aus einer kleinen Reſidenz vom Theater uſw. Ja, dieſe reichen und vornehmen Herren durften ſich eben alles erlauben und gingen ſtets mit ſchlechtem Beiſpiel voran. Greuliche Orgien ſollten an den großen Jagden gefeiert werden, aber brennend gern hätte ein jeder der tugendhaft Entrüſteten einmal eine Einladung dazu erhalten. Herr von Berkenſtein eilte auf eine Dame zu, die hinter einer grünverſchleierten Lampe auf einem Diwan lag und ſetzte ſich neben ſie. „Hela, kleine Maus,“ es war wieder ſein fröhliches, harm⸗ prinzlichen Hofmarſchallamt in Potsdam die Behaup⸗ tung, daß der Kronprinz mit ſeinen Brüdern eine ge⸗ meinſame Aktion gegen die Politik des Reichskanzlers plane, ſei„glatt erfunden“. Am ſelben Abend wird der Reichskanzler telegraphiſch vom Kaiſer zur Hoftafel geladen, um ſo einen ebenfalls demonſtrativen Ausdruck allerhöchſten Vertrauens zu erhalten. Wer kennt ſich da noch aus in der Politik, wenn Vater und Sohn ſich gegenſeitig desavouieren? Ein ſolches Eingreifen des Kronprinzen in die Politik ſteht einzig da, und es iſt höchſte Zeit, daß hier dafür ge⸗ ſorgt wird, daß derartige Vorgänge nicht noch einmal paſſieren. Mit Recht bemerkt die„Ger⸗ mania“: Es war bisher nicht Brauch, daß die in der Hofloge und in der Diplomatenloge anweſenden Zuhörer ſich äußer⸗ lich an Beifallsbezeugungen oder Kundgebungen des Miß⸗ fallens beteiligten, weshalb das heutige Verhalten des Kron⸗ prinzen um ſo mehr Aufmerkſamkeit im Hauſe wie auf den Tribünen erregen mußte. Auch vom Bundesrats⸗ tiſche ſchien man die Beifallskundgebungen des Kron⸗ prinzen genau zu verfolgen; ob ſie dort aber angenehme Empfindungen ausgelöſt haben, iſt eine andere Frage. Noch ſchärfer verurteilt das„Berl. Tagebl.“, das zu den ſchärfſten Gegnern des Reichskanzlers ge⸗ hört, dieſes Vorgehen des Kronprinzen: Noch nie, ſolange ein Parlament exiſtiert, hat man wohl etwas Aehnliches geſehen, und noch nie hat man in einem halbwegs geordneten Staatsweſen beobachtet, daß ein Kronprinz ſo öffentlich ſeine Abneigung gegen die kaiſerliche Politik und die verantwortlichen Beamten des Kaiſers zu erkennen gibt. Wir verwerfen die Politik des jetzigen Kanzlers, aber wir wollen erſt recht keine Ka⸗ ſinofronde und keine Kronprinzenpolitik, und wir wollen vor allem keine ſo unvorſichtige Bekundung kronprinzlicher Gefühle und Antipathien. Der„Vorwärts“ ſchreibt zu den einzig da⸗ ſtehenden Vorgängen in der Hofloge: So oft die Herren v. Hertling und Heydebrand für den früheren Staatsſekretär v. Lindequiſt und gegen den Reichs⸗ kanzler Stellung nahmen, applaudierte der Kron⸗ prinz und gab durch lebhaftes Kopfnicken ſeine Zuſtim⸗ ſtimmung zu erkennen. Der Kronprinz ging aber noch weiter: bei allen nationaliſtiſchen Stellen, die ſich gegen Frankreich und England richteten, bei allen krie⸗ geriſchen Phraſen demonſtrierte er ſeine Zuſtim⸗ mung. Der Satz des Herrn v. Hertling:„unſere Frie⸗ densbeteuerungen werden im Auslande für Schwäche gehalten“, erhält den kronprinzlichen Applaus nicht minder als der Appell des Herrn v. Heydebrand an das„deutſche Schwert, das allein die Stellung Deutſchlands ſichern könne“. Der Kronprinz demonſtriert vor dem verſammelten Reichstage gegen die verantwortliche Negierungsvolitik, er loſes Lachen,„rate, wen ich Dir hier bringe? Nun mußt Du aber auch mein braves Schweſterherz ſein und Herrn Doktor Herbach alles ſagen, wie Dir iſt und was Du für Schmerzen haſt. Aber nichts verſchweigen, damit Du bald wieder friſch biſt, hörſt Du? Es iſt ſo öde ohne Dich.“ Er hielt mit dem Recht des Bruders ihre Hand in der ſeinen, ſie liebkoſend, und Herbach ſah, daß es eine weiße, zarte Hand war und daß die Beſitzerin dieſer Hand lächelte, was ihr blaſſes Geſichtchen noch holder und anziehender machte. „Ach, Du, wozu die Angſt,“ ſagte ſie dann mit ſüßer, weicher Stimme—„ein bißchen Kopfſchmerz habe ich,— weiter nichts. Unſere alte Uſcha hat Dich, glaube ich, aufgehetzt.“ „Gott behüte, fällt ihr gar nicht ein.“ Und zu Herbach ge⸗ wendet, erklärte er liebenswürdig: „Uſcha oder Ulrike, wie ſie eigentlich heißt, iſt unſer Fak⸗ totum. Goldtreu, unerſetzlich, Haus hofmeiſterin, Wirtſchafterin, Reichskanzler, alles in einer Perſon. Sie hat uns beide ſchon auf den Armen getragen. Alſo, Helamaus, Du biſt nun ſehr lieb und brav und—“ „Wegen ſolch einer Kleinigkeit bemühſt Du den armen Herrn Doktor halb in der Nacht,“ unterbrach ſie ihn, während ihre Blicke Waldemars Antlitz ſtreiften. „Aber, mein gnädiges Fräulein, ich bitte ſehr, das iſt doch meine Pflicht.“ „Alſo hübſch vernünftig ſein,“ ermahnte Herr von Berken⸗ ſtein noch einmal,„während ich zu beſtellen gehe, daß Herr Doktor etwas Warmes zu trinken bekommt.“ Er ſtrich ihr wie einem Kinde zärtlich über Wangen und Augen und ging trotz einer gewiſſen Behäbigkeit leichtfüßig hin⸗ aus. Doktor Herbach hatte ſchon vor vielen Frauen geſtanden, in den Kliniken und nun in ſeiner eigenen Praxis. Alte und junge, häßliche und hübſche waren ihm vorgekommen. Ihm aber galt es ſtets gleich, er fühlte nie etwas dabei. Ihn intereſſterte nur die Krankheit, nie das Geſchlecht des Leidenden. Aber ſeltſam, dieſem ſchönen, jungen Mädchen gegenüber, deſſen braunes Haar ſich ſo duftig abhob von dem großen buntblumigen Seidenkiſſen, auf dem es ruhte, wurde er plötz⸗ lich ein wenig verlegen. Er faßte ſich jedoch ſchnell und kam zur Sache. Nun hielt auch er ihren Arm, dieſen vollen weißen Arm, von dem der weite Armel des hellblauen Hauskleides tief zurückgefallen war, als ſie ihm denſelben reichte, und ſelt⸗ ſam— ſeine Nerven mußten in der Tat überreizt ſein— er ver⸗ gaß ganz auf den Schlag des Pulſes zu achten. Dann ſah er ihr in das Antlitz, welches die Augen wie zwei Sonnen er⸗ leuchteten und bereute faßt, eine indiskrete Frage getan zu haben, als ein tiefes Rot bis hoch hinauf in ihr dunkles Haar ſtieg und ſie die Lider ſenkt. Dann kam Herr von Berkenſtein zurück. „Nun, wie ſteht's?“ fragte er beſorgt.„Doch nur eine leichte Erkältung, nicht wahr, Herr Doktor? Habe mit dem armen Mädel zu lange im Walde auf dem Anſtand geſtanden. Es war naßkalt und ein ſcheußlicher Wind, davon hat ſie es. Meine Schuld natürlich, und ich habe nun den Schaden. Aber wie wär's, Helamaus, wenn Du ein Weilchen mitkämſt mit mir nach drüben, nur ein bischen zuſehen, wie wir Grog trinken. Ich verſpreche auch, nicht zu rauchen. Du Armes, wirſt Dich hier ſonſt langweilen.“ Sie wollte ſich bereitwillig erheben, aber Waldemar Herbach legte ein Veto ein, obwohl er dabei lächelte: „Das darf ich nicht erlauben, im Gegenteil, ich muß dem gnädigen Fräulein einige Tage ſtrengſter Bettruhe verordnen, Herr Baron, damit weiteren Folgen vorgebeugt wird.“ „Aber, Doktor, Sie ſind ja ein gräßlicher Tyrann. Dann kommen Sie alſo morgen wieder? Bitte, wann, damit ich Ihnen den Schlitten ſchicken kann. Alſo, Kleinchen, dann hilft es nicht. Gute Nacht und gute Beſſerung. Ich werde Dir die Uſcha ſchicken. Ja, ja, Order muß pariert werden.“ Er küßte ſie, wobei ſie ein ſchmollendes Mäulchen macht und ihn am Zipfel ſeiner Joppe feſthielt. Fortſetzung folgt.) — — — ſchreckt nicht davor zurück, in den ſchwierigſten und ge⸗ fährlichſten Fragen internationaler Politik pronon⸗ cierte Stellung zu nehmen, in unſer heikles Ver⸗ hältnis zu England und Frankreich in einem Moment ſtörend einzugreifen, in dem ein ſchwieriger Stein des An⸗ ſtoßes aus dem Wege geräumt ſcheint! Der Kronprinz glaubt es alſo mit ſeiner Stellung ver⸗ einbaren zu können, gegen die verantwortliche Politik des Reiches öffentlich demonſtrieren zu können. Damit wäre aber eine verfaſſungswidrige Neben regierung gegeben, die das deutſche Volk nicht ertragen kann, nicht dulden wird. Dieſe Zuſtände ſind in der Tat unhaltbar. Es muß verlangt werden, daß augenblicklich Ordnung geſchaffen, daß verfaſſungsmäßige Zuſtände— ſie ſind ja ohnehin ſchlecht genug— wiederhergeſtellt werden. Auch in der franzöſiſchen Preſſe wird das Auftreten des Kronprinzen lebhaft geſchildert. „Eclair“ ſchreibt: Das intereſſanteſte Moment in der geſtrigen Reichs⸗ tagsſitzung bildete zweifellos die Anweſenheit des Kron⸗ prinzen, der aus ſeiner Reſidenz Danzig eigens nach Berlin gefahren war, um der Sitzung beizuwohnen. Während der letzten Monate hat der Kronprinz ſich große Sympathien in Deutſchland geſchaffen, weil er die Kraftloſigkeit der deutſchen Diplomatie tadelte, und ein energiſches Auf⸗ treten Deutſchlands in Marokko forderte, ſich offen für einen Krieg mit Frankreich ausſprach und auch gegen England Stellung nahm. Wieweit wird dieſe Haltung des Kronprinzen der väterlichen Autorität gegen⸗ über ſtandhalten können? Bis wohin werden ihm ſeine Parteigänger folgen? Dieſe Fragen ſind von der äußer⸗ ſten Wichtigkeit für die Zukunft von Kaiſer und Reich. In ähnlicher Weiſe ſpricht auch die engliſche Preſſe. Auch hier wird der Kronprinz gegen den Kaiſer aus⸗ geſpielt. Uebrigens nahm auch an der Abendtafel am Don⸗ nerstag im Neuen Palais, zu der der Reichskanzler ge⸗ laden war, der Kronprinz teil. Weiter wird mitgeteilt, daß der Kronprinz, bevor er am Donnerstag zum Reichstage fuhr, direkt aus dem Neuen Palais kam. Das ſind zwei Momente, die die Pikanterie der Si⸗ tuation noch erhöhen. Franzöſiſch⸗Kongo. Von unſerem neueſten„Platz an der Sonne“. O Als eine Löſung der ſchwebenden Marokko⸗ fragen iſt u. a. eine Entſchädigung Deutſchlands durch franzöſiſchen Kolonialbeſitz am Kongo bezeichnet worden. Es iſt daher ſehr zu begrüßen, wenn von dort lebenden Europäern über dieſes Land und ſeine Verhältniſſe Näheres berichtet wird. So finden wir im neuen, auch ſonſt ſehr intereſſanten Heft der„Katho⸗ liſchen Miſſionen“ eine größere Abhandlung über Land und Leute. Vor 35 Jahren lag danach über dem Innern des weiten Kongogebietes noch tiefes Dunkel. Die Portu⸗ gieſen begnügten ſich mit der Bewirtſchaftung ihrer alten Kolonie von St. Paul von Loanda, und die Franzoſen kümmerten ſich nur um die Gabunküſte. Mit dem Jahre 1879 änderte ſich die Sachlage. Die„Internationale Afrika⸗Vereinigung“ unter der Präſidentſchaft Leopolds II. von Belgien ſandte Stanley aus, um den Lauf des Kongoſtromes zu erforſchen. Zu gleicher Zeit drang der Italiener Brazza im Auf⸗ trage der franzöſiſchen Regierung den Ogoweſtrom hinauf zum Kongo vor und ſchloß mit den Einge⸗ dorenen Verträge zugunſten Frankreichs. Die Berliner Konferenz vom Jahre 1884 brachte eine endgültige Löſung der hauptſächlichſten Streitfragen und die Neu⸗ regelung des Kongogebietes in politiſcher Hinſicht. Die heutigen ſozialen und politiſchen Verhältniſſe, die in dieſem Lande herrſchen, ſind recht elende. Wie wütiger Haß gegen alles Religiöſe, den Ton an. Wenn im Mutterlande, ſo gibt auch in der Kolonie blind⸗ eine Regierung den Miſſionären zum eigentlichen Be⸗ kehrungswerk keine hilfreiche Hand bietet, ſo läßt ſich dieſe Gleichgültigkeit in etwa begreifen; aber fanatiſche Verfolgungsſucht richtet ſich oft ſelbſt gegen ſolche Werke der Glaubensboten, die der Kolonie zum größten Vor⸗ teile und Ruhme gereichen würden. Heute ſind die Miſſionsſchulen vollſtändig auf ſich allein angewieſen. Ebenſo engherzig benahm und benimmt ſich die Re⸗ gierung gegen die katholiſchen Gewerbeſchulen. Sie ſchweigt die Erfolge, die die Miſſionäre in der An⸗ leitung der Schwarzen zu fleißiger Arbeit und in ihren Handwerksſtätten zum Beſten der Beamten und Kauf⸗ leute erzielen, einfachhin tot und hält ſich gefliſſent⸗ lich von all dieſen Unternehmungen fern. Natürlich bringt ſie den Miſſionsſpitälern die gleiche Intereſſe⸗ loſigkeit entgegen, und doch beſitzt ſie ſelber bis heute nur ein einziges Krankenheim im Innern des Landes, das Spital von Brazzaville. Scharf geht der Apoſtoliſche Vikar Msgr. Augouard mit der Lotterwirtſchaft der Kolonialverwaltung ins Gericht. Aus ſeinen intereſſanten Ausführungen, worüber„Die Katholiſchen Miſſionen“ des längeren berichten, wollen wir nur einiges anführen. Zuerſt kommt er auf die Alkoholfrage. Der ehemalige Statt⸗ halter Gentil wünſchte ſich in einem Aufſatze, den er neulich veröffentlichte, Glück, daß er den Alkoholverkauf unterſagt habe. Ich geſtehe ein, dieſe Maßregel ge⸗ reichte ihm zur Ehre. Aber was geſchah? Das Ver⸗ bot brachte eine Abnahme der Zollgebühren und damit auch die Gefahr eines kleinen Defizits. Stracks wurde die Maßregel zurückgezogen. Natürlich tat man das nicht mit offenen Worten. Nein, man wußte der neuen Beſtimmung ein hygieniſches und echt menſchenfreund⸗ liches Gepräge zu geben; man erließ das feierliche Edikt: Der Verkauf jedes Getränkes, das über 60 9% Alkohol enthält, iſt ſtrengſtens unterſagt. Die guten oberflächlichen Seelen in Europa werden von der Ge⸗ wiſſenhaftigkeit des Statthalters und deſſen Sorge um die ſchwarze Raſſe entzückt geweſen ſein, und doch iſt das Ganze nichts als Schwindel. Der Alkohol kann heute ungehindert in Strömen ſich durch das Land ergießen und die Neger körperlich und geiſtig zugrunde richten. Aber die äußere Ehre iſt gerettet. Dann kommt er auf die Fünf⸗Frankſteuer, die jeder Schwarze jährlich zu entrichten hat, zu ſprechen. Er erklärt ſich mit dieſer Abgabe, die jeder Eingeborene leicht leiſten könne, einverſtanden, erhebt aber laute Anklagen über die Art und Weiſe der Steuereintreibung und die Verausgabuna der eingezogenen Gelder.„Das Einſammein der Abgaven“, ſchretbt er,„wurde auf eine ernſte Schwierigkeit ſtoßen, wenn die Steuerein⸗ treiber nur auf menſchliche, ehrliche Weiſe vorangehen ollten. Aber das geſchieht nur allzu häufig nicht a ſtets ein Teil der Summen in ganz andere Kaſſen ls die der Kolonialverwaltung fließt, wird der arme Schwarze oft gezwungen, zwei⸗ ja dreimal die fünf Franken zu erlegen. Dazu kommen allzu häuſig ſchlimme Gewalttätigkeiten. Daß bei ſolchen Mißhandlungen den Schwarzen öfter der Geduldfaden riß und ſie zu den Waffen griffen, iſt nur zu erklärlich. Natürlich mußte die Ver⸗ waltung den Aufſtand niederwerfen, und ſo regnete es denn Kugeln auf die armen Schwarzen. Wären die Miſſionäre nicht an Ort und Stelle geweſen, um die mit Grund aufgeregten Gemüter zu beſchwichtigen, das Blut wäre ſchon in Strömen gefloſſen.“ Es iſt ein betrübendes Bild, das der Apoſtoliſche Vikar von Übangi hier von der ſozialen und politiſchen Tätig⸗ keit der franzöſiſchen Kongoregierung entwirft. Ob ſich die Zukunft beſſer geſtalten wird? Frankreich hat neulich eine Summe von 21 Millionen zur Hebung der Kolonie bewilligt, und die Miſſionäre ſetzen gewiſſe Hoffnungen auf die Tatkraft des jetzigen Statthalters. Jedenfalls erkennt man daraus, daß die Arbeit, die der künftigen deutſchen Beſitzer danach wartet, keine allzuleichte werden wird. Der Krieg um Tripolis. b Die Italiener ſtehen auch vor einer diplomati⸗ ſchen Enttäuſchung. Dem Korreſpondenten der„Frkf. Ztg.“ wird mitgeteilt, daß der franzöſiſche und der engliſche Konſul beſchloſſen haben, der formellen Erklärung der Annexion fernzubleiben. Wahrſchein⸗ lich werden die übrigen Konſuln die gleiche Hal⸗ tung einnehmen. Dafür weiß aber das italieniſche amtliche Tele⸗ graphenbureau von neuen kleinen Siegen der Italiener zu berichten: Am Mittwoch abend und Donnerstag nachmittag haben fortgeſetzt kleine Scharmützel ſtatt⸗ gefunden, wobei der Feind das Gelände, das überall Gelegenheit zu Ueberfällen aus dem Hinterhalt bietet, ausnutzte, um die Aufklärungsarbeit der Ita⸗ liener zu ſtören. Das 93. Infanterie⸗Regiment wurde beſonders ſtark engagiert und hatte zwei Tote und 26 Verwundete. Die Araber wurden an ver⸗ ſchiedenen Punkten von der italieniſchen Artillerie wirk⸗ ſam beſchloſſen, worauf ſie ſich zerſtreuten. Wie ita⸗ lieniſche Kundſchafter berichten, herrſchen im türkiſchen Lager außer der Cholera auch die Blattern. Der König von Italien bei den verwundeten Soldaten. Das Königspaar beſuchte das Hoſpital in Nea⸗ pel, wo es den verwundeten Offizieren und Soldaten Troſtworte ſpendete. Als es das Hoſpital verließ, näherte ſich dem König ſchluchzend der Portier, der des Leſens nicht kundig iſt. Er bat den Monarchen, ihm den ſoeben von ſeinem Sohn aus Tripo⸗ lis eingetroffenen Brief vorzuleſen. Der König willfahrte der Bitte und las dem Portier den rührenden Brief des bei den Vorpoſten ſtehenden Sohnes vor, aus dem die Begeiſterung, vor dem Feind zu ſtehen, klar hervorging. Der König tröſtete den Portier und ſagte, hoffentlich werde er ſeinen Sohn wieder heil umarmen können. Die Revolution in China. Ueber das Fortſchreiten der Revolution wird noch von einem Privatkorreſpondenten gemeldet: Faſt alle größeren Städte im Jangteſebecken ſind jetzt in den Händen der Revolutionäre, darunter Hang⸗ tſchau, deſſen Tatarengeneral Selbſtmord begangen hat. In Nanking finden zurzeit ſchwere Kämpfe zwiſchen Kaiſerlichen und Revolutionären ſtatt; jedoch beginnen dort ebenſo wie im Norden die bisher treu gebliebenen kaiſerlichen Truppen ſchwankend zu wer⸗ den. Maſſendeſertionen ſind häufig. Schantung hat ſich für unabhängig erklärt; faſt ſtündlich kommen Nachrichten von weiteren Uebergaben unter ſteigender Begeiſterung. Es bilden ſich Selbſtregierungen. Pro⸗ klamationen werden erlaſſen. Die kaiſerlichen Truppen plündern die noch in Flammen ſtehende City von Hankau. Der Gouverneur von Nanking wurde getötet. Der Vizekönig Jitſcheng iſt nach Japan entflohen. Juanſchikais fortgeſetzte Weigerung, den Premier⸗ miniſterpoſten zu übernehmen, wirkt entmutigend auf die Anhänger der kaiſerlichen Sache. Der Rebellen⸗ general Lijuanhung hat die Vorſchläge Juanſchikais einfach verlacht und dieſem auch nicht die geringſte Hoffnung gegeben. Dem Anſchein nach hat die kaiſerliche Familie die rich⸗ tigen Schlüſſe aus den Ereigniſſen gezogen und iſt bereits auf der Flucht nach Jeloh, der alten Reſidenz⸗ ſtadt in Tſchili. Von verſchiedenen Punkten aus mar⸗ 1 rebelliſche Truppen gegen die Kaiſer⸗ adt. Politiſche Rundſchau. 22 Dem Reichstage ſind Mittwo Karten zu deutſch⸗franzöſiſchen Kongovertrage. e un denen die neuen Grenzen von Kamerun erſichtlich ſind. Die Norddeutſche Allgemeine Zeitung bringt eine Denk ſch rift über die Neuerwerbung im Kongogebiet die dem Rae zugegangen iſt. a ::„Herr Gott, gib uns Männer!“ Die Berliner Preſſe iſt über den Abſchluß des Marokko⸗Abkommens vor Entrüſtung ganz aus dem Häuschen. So veröffent⸗ licht der konſervative Reichsbote die Zuſchrift eines wie er ſagt, hochangeſehenen Mannes, in der es heißt: „Man hat keine Worte über dies Jena deutſcher Staatskunſt! Verhülle dein Angeſicht, Germania, in tiefer Scham vor dem Blatte deiner Geſchichte 19111! Dies geht noch weit über die„Engländerei“ von dazumal, als Bülow die Kabinettsfrage ſtellte, hinaus. Herr Gott, gib uns Männer! Wo iſt die deutſch⸗konſerva⸗ tive P artei? Wenn ſie jetzt keinen Charakter hat, zer⸗ ſtiebt ſie! Iſt ſie denn ganz mit Blindheit geſchlagen? Ja,„wen die Götter verderben wollen, den machen ſie blind“— oder ſervil.“ Wir ſind gewiß auch der Anſicht, daß der Marokko⸗ Vertrag keinen übermäßigen Anlaß zur Freude bietet. Aber ein ſolches Lamento anzuſtimmen, dazu liegt kein Anlaß vor. 11 Der ſächſiſche Landtag iſt wieder zuſammen⸗ getreten. Die Kammer wählte den bisherigen Präſi⸗ denten Dr. Vogel(nationalliberal) mit 35 Stimmen wiederum zum Präſidenten. Zum erſten Vizepräſiden⸗ ten wurde Fraeßdorf(Soz.) gewählt, nachdem Opitz (konſ.) die Annahme der auf ihn gefallenen Wahl ab⸗ gelehnt hatte. Zum zweiten Vizepräſidenten wurde Baehr(Fortſchr. Vpt.) gewählt. (Zur Marokkofrage hat das Centrum am Mitt⸗ woch in ausgedehnten Fraktionsſitzungen Stellung ge⸗ nommen. Man erörterte neben dem Marokkovertrage insbeſondere die Frage der Zuſtändigkeit des Reichs⸗ tages und nahm dazu einſtimmig folgenden Antrag an: „Im Schußtzgebietsgeſetze iſt folgender 8 1a ein⸗ zuſchalten:„Jede Grenzänderung eines Schutzgebietes kann nur durch ein Geſetz erfolgen.“ Das Centrum ſteht danach auf dem Standpunkt, daß das Vorgehen der Regierung der gegenwärtigen Geſetzgebung entſpricht. Vorboten der Reichstagswahlkämpfe. () Die Stadtverordnetenwahlen in Köln haben mit einem großen Siege des Centrums geendet. Das Centrum ſiegte in der 3. Abteilung mit 25 000 Stim⸗ men gegen 4500 liberale und 13 000 ſozialdemokra⸗ tiſche. Daraus läßt ſich mit einiger Sicherheit auf das Reſultat der bevorſtehenden Reichstagswahl im Wahl⸗ kreiſe Köln(Abg. Trimborn) ſchließen. a 0 Sieg des Centrums in Ratibor. Bei der R eichs⸗ tagsſtichwahl im 7. Ratibor⸗Wahlkreiſe erhielten Grundbeſitzer Sapletta in Ratibor(Ctr.) 10 050 und Pfarrer Banas⸗Lubowitz(Pole) 5600 Stimmen. Erſterer iſt damit gewählt. Im erſten Wahlgange hatten von 18 351 gültigen Stimmen Sapletta(Ctr.) 8682, Banas(Pole) 4399, Lüdke(Reichspartei) 3467 und Schwoob(Sozialdemokrat) 1800 Stimmen erhalten.— Der Stimmenzuwachs des Centrums wird teilweiſe aus noch vorhandenen Reſerven, teilweiſe aus Stimmen der deutſchen Parteien ſtammen. Woher der Stimmenzu⸗ wachs des Polen ſtammt, läßt ſich nicht feſtſtellen; ſicherlich nicht allein von der Sozialdemokratie. (Frankreichs Freudenſtimmung über den Abſchluß des Marokkovertrages macht ſchon langſam kühleren Erwägungen Platz. Die ſpaniſche Regierung hat die Zuſendung des Marokkovertrages nur mit einer Empfangsbeſtätigung und der Erklärung beantwortet, daß ſie ſich die Zuſtimmung bis zum Abſchluß eines neuen Abkommens über Spanien durch den Vertra⸗ von 1904 zuerkannten Rechte vorbehalte. Darüber iſt man in Frankreich nicht gerade erbaut. Wie die „Liberte“ berichtet, hat der veröffentlichte geheime fran⸗ zöſiſch⸗ſpaniſche Marokkovertrag in Deputiertenkreiſen lebhaftes Befremden erregt. Faſt alle Deputierten ſeien der Anſicht, daß Frankreich nicht mehr das Protektorat über ganz Marokko, ſondern nur über ein zerſtückeltes Marokko erlangen könnte, deſſen wertvollſter Teil den Spaniern preisgegeben werde. Der allgemeine Eindruck ſei, daß das Abkom⸗ men mit Deutſchland nunmehr ein ganz anderes Ausſehen gewinne, und daß die Kam⸗ mer die Pflicht habe, vor Genehmigung des Abkommens die ganze Frage genau zu prüfen. (Eine verkrachte Kolonialgeſellſchaft. Zur Zeit des kolonialen Gründerwahnſinns wurde vom Kolonial⸗ amt auch das kleine Kapital für Kolonialunter⸗ nehmungen intereſſiert. So mancher kleine Mann hat ſchon bei unſeren Kolonialgeſellſchaften ſeine Erſpar⸗ niſſe verloren. Jetzt iſt wieder eine Kolonialgeſell⸗ ſchaft verkracht. Die Deutſch-⸗Südweſtafrikaniſche Mar⸗ morgeſellſchaft m. b. H. in Swakopmund beruft zum 19. Dezember eine Generalverſammlung, um u. a. über die Liquidation der Geſellſchaft zu beſchließen.— Wer damals geglaubt hat, mit Kolonialmarmor Geld zu verdienen, der iſt ſein Geld jetzt los. In Kolonial⸗ unternehmungen darf nur das überflüſſige Kapital der Großunternehmungen hineingeſteckt werden, nicht das des kleinen Sparers. Koloniale Unternehmungen ſind immer unſicher und außerdem beſonders für den nicht ſo börſengewandten kleinen Mann ſchwer zu kon⸗ trollieren. (=) Die Größe unſeres neuen Gebietszuwachſes im Kongo beſpricht die Denkſchrift des Kolonialamts, die dem Reichstage zugegangen iſt, folgendermaßen: „Das Zwiſchenſtromland(zwiſchen Logone und Schari) hat eine Fläche von 12 000 Quadratkilometer. Wir er⸗ halten 275 000 Quadratkilometer, das heißt, Kamerun wird um die Hälfte ſeiner jetzigen Fläche(498 000 Quadratkilo⸗ meter) vergrößert und kommt mit einem Flächeninhalt von 761000 Quadratkilometern beinahe dem ſüdweſtafrikani⸗ ſchen Schutzgebiet gleich. Die reine Vergrößerung beträgt das Dreifache unſeres Schutzgebietes Togo. Das iſt keine Grenzberichtigung, das iſt ein beträchtlicher Zu⸗ wachs. Für ein Volk, das ſich entſchloſſen hat zu koloni⸗ ſieren, iſt jeder Zuwachs von kolonialem Gebiet mit Freuden zu begrüßen, ſelbſt wenn man zunächſt die Frage nach dem wirtſchaftlichen Wert dieſes Zuwachſes zurücktreten laſſen müßte. Wer die Kolonialpolitik bejaht, muß grund⸗ ſätzlich für jeden Zuwachs kolonialen Gebiets, für jedes Stück kolonialen Neulandes ſein, und eine Gebietsmaſſe von 750 000 Quadratkilometern bedeutet zweifellos einen Vorteil gegenüber einer Gebietsmaſſe von nur 500 000 Quadratkilometer.“ Varlamentariſches. 2 Ein Reichstagsmandat für den Exſtaatsſekretär? Die„N. G. K.“ will wiſſen, daß in„beſtimmten Krei⸗ ſen“ die„Erwägung“ beſteht, dem bisherigen Staats⸗ ſekretär des Reichskolonialamtes v. Linde quiſt ein Mandat für den Reichstag anzubieten. 2 Graf Haeſeler als Reichstagskandidat. Im Wahl⸗ kreiſe Duisburg ⸗ Mühlheim ⸗Oberhauſen ſchweben zwiſchen Centrum und rechtsſtehenden Par⸗ teien Verhandlungen, die es nicht ausgeſchloſſen er⸗ ſcheinen laſſen, daß das Centrum die Kandida⸗ tur des Grafen Haeſeler unterſtützt, wofür die rechtsſtehenden Parteien in Düſſeldorf für das Centrum ſtimmen wollen. 2 Der frühere Staatsſekretär Graf Poſadowsky hat die Reichstagskandidatur für Bielefeld endgültig augenom⸗ men. 2 Erzberaers Voraänger. In Ravensbura iſt Mitt⸗ ern 10 liebe Mar he lich eich n 0 gehen Mittel lach! Jarac 5 nöd bite 5 rok! echall. Reet lelen 5 fil fich Form ſckiſt Näch darf den. den beſit Jau ber ft fich in N halter dert. ſize ben Paffe