Viernhei Viernheimer Nachrichten Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einſchl. Bringerlohn. Durch die Poſt bezogen Mk. 1.14 vierteljährlich. Fernſprech⸗Nr. 20 Viernheimer er Geſſiſch⸗badiſcher Grenzbote) nzeiger Zeitung Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim Geleſenſte und verbreitetſte Zeitung am hieſigen Platze Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Redaktion, Druck und Verlag von Wilh. Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. Viernheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. 0 Gegründet 1334 England und Deuiſchland. Das Echo in der engliſchen Preſſe. Wenn man die engliſchen Preſſekommentare zur Rede des Miniſters Grey lieſt, gewinnt man unwill⸗ kürlich den Eindruck, als ob England froh iſt, daß die Sache ſo glimpflich abgelaufen iſt. Die libe⸗ ralen Blätter äußern ſich recht ſcharf gegen die libe⸗ rale Regierung. So ſchreibt„Daily News“: „Die Greyſche Darſtellung der Juli⸗Ereigniſſe be⸗ weiſt nichts anderes, als daß wir bereit waren, einen europäiſchen Krieg zu riskieren, um Deutſchland von einem geſchloſſenen Hafen in Marokko fernzuhalten. Ueber dieſen Punkt beriet ſich Frankreich loyal mit Großbritannien. Deutſchland war der Geg⸗ ner, und dennoch war es Frankreich und nicht Deutſchland, das nach Fez marſchierte. Wenn Rußland Unrecht tut und unſere Abmachungen in Perſien ver⸗ letzt, ſo willigen wir ein und helfen dazu:; wenn Deutſchland etwas tut, was uns Vorteile bringt, nämlich kommerzielle Freiheiten erringen will, ſo ſchließen wir uns ſeinem Gegner an. Zwingt uns eine Allianz mit Rußland und Frankreich, dies zu tun? Hierauf erwiderte Sir Edward Grey, daß wir allerdings ſo handelten, aber durch keine Allianz dazu gezwungen wären.“ Im Gegenſatz zu der liberalen Preſſe ſtellt die engliſche konſervative Preſſe einſtimmig den guten Willen Englands feſt und gibt der Hoffnung Ausdruck, daß Deutſchland ihn anerkennen werde. * 5* 2 Das Echo aus Frankreich. Die franzöſiſche Preſſe iſt durchgehend ſehr zu⸗ frieden mit den Ausführungen des Miniſters Grey. Das ſollte uns allein zu denken geben. Der„Fi⸗ garo“ behauptet:„Der Friede hängt einzig und allein bon Deutſchland ab.“„Echo de Paris“ betont, daß die Worte Greys in Frankreich mit Dankbarkeit auf⸗ genommen würden.„Libre Parole“ ſchreibt: „Bei der Lektüre dieſer Rede können die Franzoſen ſehen, wie England uns liebt. England liebt uns mehr denn je, aber es liebt uns aus Oppoſition gegen Naiſer Wilhelm.“ * 4* Die Auffaſſung unſerer Bundesgenoſſen. Die Wiener Preſſe beurteilt die Greyſche Rede 291 ſkeptiſch. Die„Arbeiterzeitung“ meint, die Rede i voll offener und verſteckter Spitzen. Sie ſei nicht geeignet, außerhalb Englands auf die Gemüter be⸗ ruhigend einzuwirken. Die„Neue Freie Preſſe“ er⸗ klärt, es ſei nahezu Spott, wenn Sir Edward Grey die deutſche Regierung zu noch größerer Be⸗ ſcheidenheit vor der ganzen Welt erziehen will. Schon früher hatte es den Anſchein, daß der Frank⸗ Donnerstag, den 30. November 1911. — 27. Jahrgang. furter Friede nicht nur von Frantreich, ſondern auch teilweiſe von England bedroht würde. Jetzt erfährt Furopa etwas, woran es nie hat denken können, näm⸗ lich die Möglichkeit, daß England ſein Schwert auch für die ruſſiſche Politik zieht und ſeine Flotte ent⸗ ſendet, um die Pläne des Petersburger Kabinetts zu unterſtützen. Der Krieg in Tripolis. Der jüngſte italieniſche Maſſenerfolg vor Tripolis hat in Italien keineswegs ſo befriedigt, wie es aus den erſten Siegesdepeſchen ſchien. Der „entſcheidende Erfolg“ hat ſchon eine weſentliche Ein⸗ ſchränkung erfahren.„Popolo Romano“ ſchreibt:„Die geſtrige Waffentat bedeutet keinen endgiltigen Sieg im Tripolis⸗Unternehmen unſerer tapferen Sol⸗ daten. Darüber werde man ſich nicht täuſchen dürfen, man werde noch anderes erreichen müſſen. Aber der geſtrige Tag ſtelle zweifellos ein großes Ereignis für die Operationen vor Tripolis dar und ſei eine große moraliſche Genugtuung für die italieniſche öf⸗ fentliche Meinung, die ſich nicht von Ungeduld gegen die Truppenkommandanten hinreißen ließ. Die ge⸗ ſtrige Operation war mit großer Umſicht geleitet, was daraus hervorgeht, daß nicht einmal die Hälfte der Truppen verwendet wurde, denn die anderen 16 Ba⸗ taillone mit den Hilfswaffen waren zum Schutze von Tripolis in der Reſerve geblieben. Das geſtrige Vor⸗ gehen wird in Konſtantinopel und denjenigen Blättern die Augen öffnen, die hämiſch wiederholten, daß un⸗ ſere Truppen nur im Schutz der Schiffskanonen wider⸗ ſtehen könnten und ohne dieſe längſt ins Meer gewor⸗ fen wären. Denn bei dem geſtrigen Gefecht haben un⸗ ſere Soldaten zum erſtenmal feindliche Schützengräben überſchritten, einen guten Teil der Oaſe genommen ſowie das Dorf Henni und das Fort Sidi Meßri, ohne daß ſich ein Schiff am Kampf beteiligt hätte.“— Das iſt eine papierene Rückzugskanonade. Erſt der„ent⸗ ſcheidende Erfolg“ und dann nur noch die„moraliſche Genugtuung“. Die Verluſte der Italiener in dieſem letzten Gefecht ſind nach amtlicher Mittei⸗ lung folgende: Die Zahl der auf italieniſcher Seite am 26. außer Gefecht Geſetzten beziffert ſich auf 120 Mann, von denen 16 gefallen und einige ſchwer verwundet ſind.— Daraus kann man ſchon auf den Umfang des Gefechts ſchließen. Die Revolution in China. Appell Juanſchikais an die Mächte. Juanſchikai ſoll im Namen der Dynaſtie die Hilfe der Mächte gegen die Revolution zu erbitten beabſichtigen. Dieſe angebliche Abſicht ruft lebhaften Proteſt in Petſchili und Kianſu hervor. Man alaubt 3 dort, daß die Dynaſtte mit dieſem Schritt ihr eigenes Todesurteil unterſchreiben würde. Petersburger Blätter melden, die Lage der Dyna⸗ ſtie ſei troſtlos, da die Gefahr der Abſchneidung von Peking beſtehe. Juanſchikai rate der Dynaſtie, ſofort ins Innere zu fliehen, allein die Prin⸗ zen kaiſerlichen Geblütes wüßten, daß die Flucht nur einen kurzen Aufſchub des Unterganges bedeuten würde. Deshalb wird vielleicht das ganze Kaiſerhaus Selbſtmord begehen. Die hineſiſchen Rebellen haben wieder eine große Niederlage erlitten. Der kaiſerliche General Fengkuotſchang tele⸗ graphiert, ſeine Truppen hätten ganz Hanyang ein⸗ genommen. Wutſchang habe kapituliert. Die Regie⸗ rung iſt bemüht, die ſofortige Einſtellung der Feind⸗ ſeligkeiten in Nanking herbeizuführen, deſſen Fall be⸗ vorſteht. Die Nachricht von der Kapitulation von Wut⸗ ſchang rief in amtlichen Kreiſen großen Jubel hervor, da man glaubt, daß die Revolution in wenigen Tagen zur Bedeutungsloſigkeit herabſinken werde. Obwohl die Unruhen wahrſcheinlich noch monatelang fortdauern werden, ſind die fremden Kaufleute doch ſehr erfreut über die Ausſicht, daß die Geſchäfte wieder aufleben werden. Die Wiederherſtellung der Ordnung würde große Gefahr für das Leben der Fremden im Innern des Landes beſeitigen. Holländiſche Marineſoldaten auf dem Wege nach Peking. Der hölländiſche Marineminiſter hat ein Telegramm erhalten, wonach eine Abteilung vom Kreuzer„Hol⸗ land“ in Schanghai gelandet worden iſt und ſich auf dem Wege nach Peking befindet, um die holländi⸗ ſchen Intereſſen zu ſchützen. Militäriſche Maßnahmen Deutſchlands in China. Das Gouvernement des Schutzgebietes Kiautſchou wurde angewieſen, ſofort ein Detachement von 200 Mann nach Tientſin zu entſenden. Dieſe Truppen bilden zunächſt eine militäriſche Reſerve in der Provinz Tſchili, auf die gegebenenfalls zurückge⸗ griffen werden kann. Mit Rückſicht auf die Beſatzungs⸗ ſtärke des Schutzgebietes erfolgt ſofort der Erſatz der Gouvernementstruppen, und zwar geſchieht dies durch Mannſchaften des Stammſeebataillons. Dieſe werden dem planmäßigen Ablöſungstransport der Feld⸗ batterie des Schutzgebietes angeſchloſſen, der am 30. No⸗ vember auf dem Dampfer„Göben“ Hamburg verläßt. Wieder eine Niederlage der Kaiſerlichen. Vor Nanking hat am Dienstag ein blutiges Gefecht ſtattgefunden, in dem die Kaiſerlichen entſcheidend geſchlagen wurden. Die Revolutionäre ſind durch vier Tore in die Stadt eingedrungen. eee Unter eherner Fauſt. Roman von Emmy von Borgſtede. (Nachdruck verboten.) Feſt im Glauben, unwandelbar in der Treue für den Gott ihrer Kindheit und Jugend legte die demütige Frau alles zu⸗ verſichtlich in ſeine Hände. Selig ſind, die reinen Herzens ſind! Alles, was kommen würde, mußte ihr und ihrem Waldemar zum Segen gereichen. Vielleicht nicht zum Segm nach Menſchen⸗ hoffnung und Menſchenmeinung, aber zum Segen nach dem großen, ſtarken Willen des Schöpfers des Himmels und der Erden! Mit dieſer frohen, ſeligen Hoffnung trug ſich die kleine Frau auch während ihrer kurzen, ſchweren Krankheit, und der Glaube, der Berge zu verſetzen vermag, half ihr hinweg über 11 den Abſchied von ihrem Liebſten und das ſchwere, ſchwere Scheiden. Seitdem war Waldemar Herbach ein Unfreier geworden. — Erſt unter das Joch gegeben von Güte und fürſorgender Liebe ſeitens der alten Freundin und eines jungen Mädchens, das nichts wollte, als nur den Jugendgeſpielen tröſten, dann eingeengt in die Feſſeln der Dankbarkeit. Ja, es waren Feſſeln geweſen, von Anfang an. Deine Mutter meinte ſo! Deine Mutter hat es gewollt! Damit hatten ſie ſein krankes und wundes Herz ſtill und nach⸗ giebig gemacht, nachgiebig, bis es zu ſpät war. Er war ſo ſtumpf, ſo müde geweſen. a Eine unendliche Leere und Ode umgab ihn. Eine Stille ohne Ende, eine Nacht obne Sterne. Da kamen ſie, die alte Frau und Martha und tröſteten ihn. Mit Worten und Taten. Mit ihrer Geſellſchaft, ihrem raſchen, tatkräftigen Handeln. Nur nicht Trauern, nicht Zagen! Das Leben fordert als Ein⸗ ſatz eine volle Kraft, einen ganzen Mann! a Da tat ſich die wunde Seele des Jünglings zuſammen wie eine jener Blüten, die ſich beim Berühren einer Menſchenhand ſcheu ſchließen und all ſein Schmerz, ſein Jammer wurde wort⸗ los. Nur nicht ſchwächer ſein, als ſie! Tief innen aber glomm das heilige Feuer der Sehnſucht nach einer toten Liebe, einer verlorenen Treue fort und fort. Mächtiger und ſtärker ward es, je weiter die Zeit fortſchritt, je mehr Herbach ſelbſt zum Mann ward, je näher das vorgeſteckte Ziel ſich ihm zeigte. Nur daß die beiden es nicht wußten. Die Braut und die Frau, die ihm nun Mutter war, ſie hatten nie einen Blick mehr tun dürfen in ſein Inneres— nie mehr! Es war ihm ſelbſtverſtändlich, daß er mit dem Ein⸗ ſatz ſeiner Perſönlichkeit, ſeines Lebens die Schuld ausglich. Sein Name, ſeine Zukunft waren die Zinſen, welche Martha für ſein Studium verwandtes Kapital trug, mit ſeiner Seele aber hatte ſie nichts zu ſchaffen! Er dachte freundlich an ſie: als Geſpielin ſeiner Jugend, Bekannte ſeiner Mutter, als einer tüchtigen, geſunden Hausfrau. Weiter reichte ſeine Hoffnung nicht. Er vergaß, daß er jung war, daß ſein Herz noch ſchlief. Er vergaß, daß im Lenzwind alle Knoſpen erwachen und das ſüße, heilige Wehen über Nacht, Berge und Halde mit Blüten zu ſchmücken vermag. Ja, es gab Stunden, wo er ſich der Pflicht freute, die ihn mit den beiden Frauen verband. Pflicht ſchien ihm der ſtärkſte Trieb zum Leben. Sonſt ein haltloſes Wrack im Meer fand er hier einen ehernen Anker, der ihn zum Landen, zum Beſtändigſein zwang. Noch ſchien der Zwang ihm leicht, ja lebenswert. Das Muß trieb ihn vorwärts ſeinem Ziele entgegen. Jedes gutbeſtandene Examen erhöhte ſeinen Wert in Marthas und der Mutter Augen. Es gab Hunderte, nein Tauſende, die nicht mehr vom Leben forderten und erhielten, und Waldemar Herbach gedachte mit ihnen auf der geraden ebenen Heerſtraße zu bleiben. Die ganze, kleine Stadt, in welcher die Kanzleirätin wohnte, blickte auf ihn, nahm teil an ſeinen Studien und Erfolgen. Freundlichkeit empfing und umgab ihn, wenn er zum Beſuch bei der Braut weilte. Wohlgefällig ſchaute man auf das junge Paar, wenn es durch die Straßen ſchritt. Die Kanzleirätin war eine kluge Frau und gute Mutter geweſen. Welch ein ſchöner Mann der junge Herbach geworden war! Die paar Jahre der Wartezeit waren bald um, dann konnte Martha den Kopf hoch tragen vor vielen und hatte ein Glückslos gezogen. Ihr geringes Kapital hatte einſt Zinſes⸗Zins getragen, denn ein gutes Teil Eigennutz und Selbſtſucht war doch ohne Frage bei dem ganzen Handel geweſen. Eine gute Verſorgung! Das war es, woran die Kanzleirätin vor allem andern gedacht hatte, ehe ſie dem Sohne der Freundin ſein Studium ermöglichte. So ward die Feſſel für Herbach immer feſter und feſter, von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr. Mit jedem Lenz, der ſich erneute, jedem Herbſt, der das Nahen des Winters verkündete, ward ihr ein neuer Ring hinzugefügt. Er ließ ſich von der Braut und ihrer Mutter mit eigen geſtrickten Strümpfen und ſelbſt genähter Leibwäſche verſorgen, es war ja ſelbſtver⸗ ſtändlich, wo er zu ihnen gehörte. Wie hätte er ahnen können, daß ſeine aufgeſchreckte Seele ſich einſt die Flügel wund ſchlagen würde an den Stäben dieſes Gefängniſſes! Wie hätte der pflichttreue, vorbedachte junge Student vorempfinden können, daß über ein kleines ein Sturm über ihn dahin brauſen würde. Zweifel und Unſchlüſſigſein hatten ſeine Seele vordem nie gekannt. Da kam die Enge der kleinen Stadt mit ihrem lähmenden Einerlei, da kam der Tag, an dem ſeine Pſyche erſt geboren wurde, da kam der Tag, an dem er, der Ruhige, Geduldige, Beſcheidene erkannte, daß in ihm mehr war, viel⸗ mehr als ſich Genügenlaſſen und Glücklichſein in Pflicht⸗ erfüllung. Wie eine Harfe erſt Töne gewinnt, wenn eine kundige Hand ſie berührt, ſo auch Herbachs Inneres. Die große Lehr⸗ meiſterin, das Leben, rührte mahnend— anfangs mit leiſem Finger an dem, was tief innen des Werdensrufes harrte, bis es wuchs und wuchs und ſich nicht mehr einengen ließ. Wie aus totem, lebloſen Geröll und Gemäuer unter dem Kuß der Sonne Grün und Blüten hervorſprießen, ſo auch geſchah es der Seele des Mannes. Der Weckruf für ihn ertönte eines Tages laut und unwiderſtehlich, und damit war ſein Los beſiegelt. Seine Augen lernten ſehen, ſeine Ohren hören. (Fortſetzung folgt.) Politiſche NRundſchau. — Berlin, 29. November. :: Der Prinzregent und die bayriſche Landtagsauf⸗ löſung. Eine Kundgebung des Miniſteriums des König⸗ lichen Hauſes und des Aeußeren tadelt das Her⸗ einziehen des Prinzregenten in den Streit der Meinungen über die Landtagsauflöſung und erwartet, daß eine beſonnene Publiziſtik dem entgegentre⸗ ten werde. : Die zweite Marokkodebatte im Deutſchen Reichs⸗ tage wird dem Vernehmen nach erſt in den letzten Tagen dieſer Woche ſtattfinden, und zwar in Verbin⸗ dung mit dem vom Centrum geſtellten An⸗ trag auf Abänderung des Schutzgebietge⸗ ſetzes, wonach in Zukunft für Veränderungen im Ko⸗ lonialbeſitze des Deutſchen Reiches die Zuſtimmung des Reichstags und Bundesrats erforderlich ſein ſoll. Dieſe Verhandlungen des Reichstags werden jedenfalls meh⸗ rere Tage in Anſpruch nehmen, zumal dabei die ganze auswärtige Politik wieder zur Debatte kommen wird. Inzwiſchen wird der Reichstag in den nächſten Tagen zuerſt das Heimarbeitsgeſetz, dann das Schiffahrtsab⸗ gabengeſetz, das Hilfskaſſengeſetz und die Privatbeam⸗ tenverſicherung in zweiter Leſung erledigen, ebenſo die Kolonialbahnvorlage. Die dritte Leſung dieſer Vor⸗ lagen ſoll dann nach der Marokkodebatte in ein oder zwei Tagen erledigt werden, ſo daß der Reichstag Mitte oder Ende der nächſten Woche, man nimmt einſtweilen den 6. Dezember an, geſchloſſen werden kann. :: Der ſächſiſche Etat, der mit 447½ Millionen Mark in Einnahme und Ausgabe abſchließt, während in den außerordentlichen Etat 46% Million Mark ein⸗ geſtellt ſind, wurde Dienstag vom Finanzminiſter Sey⸗ dewitz in der ſächſiſchen Kammer eingebracht. Das Staatsvermögen beläuft ſich auf 1768 Millionen Mark, denen 893 Millionen Mark an Paſſiven gegenüber⸗ ſtehen. Die ſächſiſchen Staatsſchulden ſind ſeit 1902 um rund 110 Millionen Mark infolge Teilung zurück⸗ gegangen. Der Miniſter erwähnte, die gün ſti ge Wir⸗ kung der Reichsfinanzreform für die Finan⸗ zen des Reiches ſei feſt. Sachſen müſſe ſich aufs entſchiedenſte gegen die immer wieder auftretende An⸗ regung, dem Reiche die Vermögensſteuer zu über⸗ laſſen, ausſprechen. :: Die reichsgeſetzliche Regelung des Submiſſions⸗ weſens haben die Nationalliberalen zum Gegenſtand eines Initiativantrages gemacht, den ſie am Diens⸗ tag im Reichstage eingebracht haben. (2) Dr. Solf Kolonialſtaatsſekretär? Wie eine Ber⸗ liner Korreſpondenz meldet, ſoll die Ernennung Dr. Solfs zum Kolonialſtaatsſekretär, deſſen Geſchäfte er zur Zeit proviſoriſch übernommen hat, unmittelbar be⸗ vorſtehen. 1? Der Umfang der Nackttänze. In München hat die Polizei diefer Tage den Produktionen einer ſogenannten Nackttänzerin ein Ende gemacht und (die Dame ſelber iſt ins Ausland geflüchtet) den Thea⸗ terdirektor, der ihr die Stätte bereitete, ſowie den Impreſario ins Gefängnis geſteckt. Die national⸗ liberale„Magdeburgiſche Zeitung“ bemerkt dazu mit Recht: „Für die Betroffenen mag das nicht gerade er⸗ freulich ſein. Der unverbildete Sinn des natürlichen Menſchen, der darum bei Leibe kein augenverdrehen⸗ der Frömmler zu ſein braucht, wird darauf doch nur die eine Antwort wiſſen: Hart, aber gerecht. Spät, doch gottlob noch nicht zu ſpät. In München ſcheinen Männer, die wir zu den Höchſtgebildeten zu rechnen einigen Anlaß haben, darüber anders zu empfinden. In dieſen ſchweren Zeitläuften, wo wir Deutſche weiß Gott Gewichtigeres zu betreiben haben, erleben wir wegen der geflüchteten Nackttänzerin eine rechtſchaffene Notabeln bewegung: Maler, Bildhauer, Schrift⸗ ſteller von Rang und Anſehen treten auf den Plan, ſchütteln dem inhaftierten Theaterdirektor in Rührung und Verehrung demonſtrativ die Hände und bekennen laut: So Göttliches hätten ſie noch nicht geſehen. Und ſchelten die banauſiſche Polizeigewalt, die mit rauher Fauſt dieſen ſpäthelleniſchen Dienſt der Schönheit ſtörte. Es iſt ſchwer, mit dieſen Notabeln, weil ſie fortgeſetzt offene Türen einzurennen belieben, ernſthaft zu reden. Es mag auch zugegeben werden, daß ein edelgeform⸗ ter Menſchenleib, wenn er in der Stille eines Ateliers die letzte Hülle von ſich ſtreift, bisweilen in dem be⸗ ſchauenden Künſtler ein Gefühl wie von dankbarer Ver⸗ ehrung für Gottes Schöpferkraft, die ſolch Gebilde ent⸗ ſtehen ließ, auslöſen kann. Nur ſoll man uns nicht einreden, daß in einem Theaterſaale, wo Alte und Junge, Männer und Frauen, neugierig, halb und halb lüſtern, nebeneinander hocken, ſolche Empfindungen überhaupt aufkeimen können. Die ſuchen ſich für ihr teures Geld ganz anderes zu ergie⸗ ren, und ſelbſt die paar, denen es um den Schön⸗ heitskult ernſt iſt, werden ſchließlich von dem Fluidum, das durch ſo einen parfümierten Raum ſtreicht, er⸗ griffen.“ Deutſcher Reichstag. Berlin, 27. November. Die achttägige Pauſe ſcheint vielen Reichsbolen noch nicht genügt zu haben. Denn heute, da der Reichstag ſich zur Aufarbeitung des Reſtes ſeiner Aufgaben an⸗ ſchickte, ſah man viele Abgeordnete, die— in ihrer Heimat waren. Das Haus war äußerſt dürftig beſucht. Bei der letzten Leſung der oſtafrikaniſchen Bahnbau⸗ ten hat der ſtellvertretende Kolonialſekretär Dr. Solf Gelegenheit, ſein koloniales Licht leuchten zu laſſen. Er tat es und war dabei liebenswürdig genug, auch ſeines Vorgängers v. Lindequiſt zu gedenken, der ſich dieſer Vorlage mit beſonderer Hingabe gewidmet hat. Ernſtlicher Widerſpruch erhebt ſich von keiner Seite mit Ausnahme der Sozialdemokratie, in deren Namen Herr Noske ſich über die barbariſche Behandlung von eingeborenen Arbeitern beklagt. Herr Dr. Wagner von den Konſervativen, Herr Dr. Arning von den Nationalliberalen, der reichsparteiliche Herr v. Lie⸗ bert und der freiſinnige Herr Eickhoff äußern ſich mit mehr oder weniger Begeiſterung für die Vorlage. Auch der Centrumsabgeordnete Erzberger tritt da⸗ für ein, verwahrt ſich aber gegen die Hurraſtimmung, und übt eine treffende ſachliche Kritik. Jedenfalls wird die Regierung noch erhebliche Auskunft über den fi⸗ nanziellen Effekt geben müſſen. Denn es handelt ſich gedeckt werden muß. Dem Antrage des Redners gemäß geht die Vorlage an die Budgetkommiſſion und das Haus kann nun in die hochwichtige zweite Leſung des Hausarbeitsgeſetzes eintreten. a Hierbei handelt es ſich bekanntlich im weſentlichen um die offene Auslage von Lohnverzeichniſſen oder den Aushang von Lohntafeln, der von der Komiſ⸗ ſion obligatoriſch gemacht worden iſt. Die Lohnämter will die Regierung durchaus nicht akzeptieren. Um daran das Geſetz nicht ſcheitern zu laſſen, beantra⸗ gen alle Parteien mit Ausnahme natürlich der So⸗ zialdemokraten, ein Kompromiß im Sinne der Errich⸗ tung von beratenden und begutachtenden Fachaus⸗ ſchüſſen. Es wäre mit Wundern zugegangen, wenn „Genoſſe“ Schmidt die Gelegenheit nicht ergriffen hätte, um eine richtige ſozialdemokratiſche Hetzrede vom Stapel zu laſſen. Er erhielt aber einen kräftigen Dämpfer durch den Centrumsabgeordneten Dr. Fleiſcher, der gegen dieſe Art der agitatoriſchen Uebertreibungen energiſch Proteſt einlegte. Herr Naumann trat für die Lohnämter ein. Nachdem Herr Behrens von der wirr⸗ ſchaftlichen Vereinigung noch einer maßvollen Politik das Wort geredet hatte, wurde die Debatte auf morgen vertagt. Berlin, 28. November. Der Reichstag hatte heute bereits um 12 Uhr mittags ſeine Sitzung begonnen, um zunächſt mit dem Schiffahrts⸗ abgabengeſetz aufzuräumen. Die weſentlichſten Beſtimmun⸗ gen des Entwurfs waren bereits in den beiden erſten Ar⸗ tikeln erledigt. Die Volkspartei brachte einen neuen An⸗ trag ein, welcher ſich im weſentlichen auf die Erweite⸗ rung der Strombeiräte bezieht. Der freiſinnige Abg. Go⸗ thein verteidigte den Antrag ſeiner Freunde; nachdem aber Miniſter v. Breitenbach ſich in ausführlicher Be⸗ gründung dagegen erklärt hatte, lehnten auch die Kon⸗ ſervativen die Anträge des Freiſinnigen Winkler ab, wäh⸗ rend der Sozialdemokrat Dr. David ſich entſchieden dafür erklärte. Das Haus lehnte mit großer Mehrheit in der Abſtimmung die freiſinnigen Anträge ab. Es folgte dann eine Reihe von Einzelbeſtimmungen, welche Ausnahmen für beſtimmte Stromſtrecken vorſehen. Die Freiſinnigen ſtellten auch hierzu verſchiedene Abänderungsanträge, die aber von der Regierung durch Miniſterialdirektor Dr. Pe⸗ ters bekämpft wurden. Nach kurzer Debatte wurde das Schiffahrtsabgabengeſetz in 2. Leſung im weſent⸗ lichen nach den Kommiſſionsbeſchlüſſen unter Ablehnung aller weitergehenden Anträge erledigt. Es folgte die Weiterberatung des Heimarbeitsgeſetzes. Eine Kath. Männer- Verſammlung. Eine herrliche Verſammlung war es, welche die Mit⸗ glieder des hieſigen katholiſchen Männervereins und des Ar⸗ beitervereins am Sonntag nachmittag im Saale des„Fürſten Alexander“ vereinigten. An 400 Männer hatten ſich einge- funden. Der Saal war überfüllt; ſogar die Gallerie war beſetzt und viele mußten an der Türe wieder umkehren, weil ſte keinen Platz mehr finden konnten. Dieſer zahlreiche Be⸗ ſuch war ſicher hauptſächlich dadurch veranlaßt, daß unſer Landtagsabgeordneter, Herr Poſtmeiſter Wiegand, ſein Er⸗ ſcheinen zu dieſer Verſammlung zugeſagt hatte. Mit über 30 anderen Mitgliedern des Heppenheimer katholiſchen Männer- vereins, darunter auch Herr Profeſſor Rupp, war er auch herübergekemmen, um den Biernheimern ſeine Hochachtung und ſeinen Dank wegen des glänzenden Ausfalls der Land⸗ tagswahl zu bekunden. Nachdem der Präſident des Manner vereins die Ver⸗ ſammlung er öffnet und namentlich die Heppenheimer Gäſte herzlich begrüßt hatte, hielt Herr Kaplan Dr. Neundörfer einen Vortrag über die chriſtlichen Eigentumsideen im Geiſte Biſchof Kettelers. Der Redner führte aus, daß wir entgegen dem Sozialismus an der Einrichtung des Privateigentums feſthalten, weil dieſes eine unentbehrliche Triebfeder der wirt⸗ ſchaftlichen Betätigung und eine feſte Stütze der geſellſchaftlichen Ordnung ſei. Die Ungleichheit des Beſitzes aber, welche bei der Einrichtung des Privateigentums nicht zu vermeiden ſei, müßſe dadurch einigermaßen wieder ausgeglichen werden, daß die Beſitzenden ſtaͤrker zu den Steuern herangezogen würden und auch ſtets bereit ſein ſollten, durch freiwillige Wohltätig⸗ keit von ihrem Ueberfluß an die Aermeren abzugeben. Neben dieſen ſozialen Pflichten des Eigentümers betone aber das Chriſtentum vor allem auch die Wahrheit, daß es noch Hoͤheres gebe als irdiſches Hab und Gut; dadurch mache es den Menſchen von einem ungeordneten Streben nach irdiſchem Eigentum, von Neid und Habſucht frei und biete gerade ſo die beſte Bürgſchaft für ein geordnetes und friedliches Zu⸗ ſammenleben der Menſchen. Nach dieſem Vortrag ergriff Herr Pfarrer Wolf das Wort. Er begrüßte noch einmal die Heppenheimer als alte Freunde und wies darauf hin, daß unſer Sieg bei der letzten Landtagswahl nur dem einmütigen Zuſammenhalten der Heppenheimer und der Viernheimer Zentrumsleute zu danken ſei; er ſchloß mit einem Hoch auf den Großherzog. Uuſer Laudtagsabgeordneter, Herr Poſtmeiſter Wiegand, dankte ſodann den Viernheimern für ſeine Wahl und verſprach, getreu dem Programm der Zentrumspartei und insbeſondere auch in ſteter Fühlung mit der Gemeinde Viernheim das Mandat auszuüben, das ihm nicht zuletzt durch das Vertrauen der Viernheimer Wähler zugefallen ſei. Auch Herr Profeſſor Rupp und noch zwei andere Heppenheimer ſprachen zu der Verſammlung. Daß die Worte des erſten Redners über die chriſtliche Solidarität und Mildtätigkeit nicht auf unfruchtbaren Boden gefallen waren, bewies das Ergebnis einer Sammlung, welche auf eine Anregung aus der Verſammlung heraus für die ausgeſperrten Tabakarbeiter in Weſtfalen veranſtaltet wurde; es gingen 34 Mk. dabei ein. Möge dieſe Verſammlung allen Teilnehmern in guter Erinnerung bleiben; moͤge das Band der Einigkeit und Freund- ſchaft zwiſchen Heppenheim und Viernheim nun für immer Zur raschen unentgeltlichen Ablieferung der bei uns gekauften Waren haben wir eine eigene um eine Mehrausaabe von 52 Millionen. die doch auch Herm. Schmoller& Mannheim. Automobil-Beförderung für nachstehende Orte eingeführt: Albsheim Simmeldingen Lampertheim Rohrbach b. Hesdelbs. Altrip Gönnheim Laudenbach a, Bergstr. Ruchheim Asselheim Grenzhof Leimen St. Ilgen Assenheim Grossachsen Lorsch Sandhausen Bad Dürkheim Grünstadt Lützelsachsen Sandhofen Baierthal Handschuhsheim NMTauer Scharhof Bensheim Hanhofen Mühlheim ꝙανα) Schatthausen Böhl Hassloch Mundenheim Schifferstadt Brühl Heddesheim Mussbach Schlierbach Dürrstadt Heidelberg Mutterstadt Schriesheim Deidesheim Hemsbach Neckarau Schwetzingen Dossenheim Heppenheim Bergstr. Neckargemünd Seckenheim Dudenhofen Heppenheim b. 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Das mlt dieser t gute be ger, bel * fich ban Nu i Eiſenbe 2 lief a owaer einen Arbeitern Arbeiter Arbeiter * Schon de(Neun deze, 1 dondere m daz attlun ofeſot zu det liche Boben belche ür die hutde; guter Jr inner eſt geknüpft ſein, wie auf dieſer Verſammlung und möge eßlich die Begeiſterung, welche da herrſchte, in dem Herzen J katholiſchen Männer und Zentrums wähler nicht mehr er- u und nauentlich auch in einigen Wochen bei der nächſten stagswahl ſeine Wirkung tun! Aus Nah und Fern. — Neue Geſchworenen. Da von den 30 vor zen Tagen aus geloſten Geſchworenen aus verſchledenen nden vier ausgeſchieden ſind, wurden als Erſatzgeſchworene Herren ausgeloſt, darunter auch Herr Ph. Bergmann 2. mann in Viernheim. — Mannheim, 29. Nov. Der Arbeiter Hödel be- te im Streit ſeine 21jährige Frau, die in ihrer Angſt dem Fenſter des dritten Stockwerkes auf die Straße ſprang. Sie war ſofort eine Leiche. “Eine auſſehenerregende Verhaftung erfolgte er Neckarſtadt. Seit längerer Zeit wurde ein Athlet us Maurer geſucht, welcher vor einigen Wochen den armen Vetter von Birkenau, der ihn bei einer Radtour 8 Birkenauer Tal nach ſeinen Perſonalien fragte, mit ſchweren Prügel derart mißhandelte, daß der Gendarm re Zeit zwiſchen Tod und Leben ſchwebte. Maurer war teſer Zeit flüchtig und trieb ſich obdachlos herum. Da erhaftete ein äußerſt herkuliſch gebauter und gewalt⸗ r Menſch iſt, wurde er unter Begleitung von 4 Schutz ⸗ in polizeilichen Gewahrſam gebracht — Worms, 29. Nov. Der Freiſinn riſtet ſich Kampfe gegen Freiherrn v. Heyl. Der Kandi- er Fortſchrittler, der von Pommern nach Heſſen einge. erte Gutsbeſitzer Becker, wird in ſämtlichen Orten des krelſes, unter Hinzuztehung verſchtedener Parlamentarier, ahlhilfe zugeſagt haben, ſprechen. Als Sekretär der t wurde Herr Wilhem Freder in Munchen angeſtellt. — Odenheim, 29. Nor Dieſer Tage paſſterte hier eiteres Stückchen. Ein hieſiger Handelsmann hatte am hof Obſt ausgeladen. In dem Waggon gab es auch ultes Obſt. Damit hoffte er, jemand anführen zu Das gelang ihm arch vorzüglich. Er füllte einen mit dieſen faulen Aepfeln und legte oben darein auch gute bei. Als die Dunkelheit herembrach, kam ein uger, belud ſich mit dem vermeintlichen Moſtobſt und ſich damit aus dem Staube. Aus Stadt und Land. Eiſenbahnunglück in Rußland. Am Montag vor⸗ g lief auf der Bahnſtation Bukowno auf dem ſrowaer Zweige der Weichſelbahnen ein Güterzug inen Arbeiterzug auf. Sechs Wagen, wovon zwei rbeitern beſetzt waren, wurden gänzlich zerſtört. rbeiter verunglückten, darunter drei tödlich. rbeiter wurden ſchwer und zwölf leichter verletzt. Schon wieder ein Kirchenbrand. In Lip⸗ e(Neumark) iſt die Kirche niedergebrannt. Nicht er Dachſtuhl brannte vollſtändig weg, das Feuer auch das Innere der Kirche und vernichtete das te Geſtühl, die Chöre und die Orgel. Der Turm Uſtändig ausgebrannt, und die Glocken ſind ge⸗ lzen. Die im Jahre 1850 erbaute Kirche war um Teil verſichert, ſo daß der Schaden bedeutend as iſt der dritte Kirchenbrand innerhalb weniger 1 * Ein Familiendrama. In dem pfälziſchen Orte enheim verſuchte der angetrunkene Arbeiter Hödel Frau zu erſtechen. Sie ſtürzte ſich aus dem Fen⸗ es dritten Stockes auf die Straße und blieb tot Unter Giftmordverdacht. In Eſſen erregt eine elverhaftung großes Aufſehen. Vor einiger Zeit der Apotheker Rolshoven in Alteneſſen, an⸗ an einem Schlaganfall; es tauchten jedoch ſofort el an der Todesurſache auf. Montag abend find die Frau des Verſtorbenen und ihr Vet⸗ Rolshoven unter dem Verdacht des Giftmordes ftet worden. Zwiſchen beiden beſtanden ſchon län⸗ eit Beziehungen. Ein hartnäckiger Selbſtmörder. Der Maurer Wil⸗ Heyer aus Belgern a. d. Elbe, der in fort⸗ ndem Unfrieden mit ſeiner Frau lebte, kam die⸗ age von einer Reiſe aus Leipzig nach Belgern und fand ſeine Wohnung leer; ſeine Frau hatte erlaſſen und ſich eine andere Wohnung gemietet. iner maßloſen Wut zerſtörte er die geſamte Woh⸗ inrichtung, ſteckte ein großes Meſſer zu ſich und in die Wohnung ſeiner Frau zu dringen. Als er aß es ihm nicht gelingen würde, ſeine Frau zu en, verſuchte er, ſich die Pulsader zu durch⸗ en. das nicht recht glückte. Triefend von Blut dann nach der Elbe, wo er ſich durch Erträn⸗ s Leben nehmen wollte. Ein Wieſenaufſeher zog us dem Waſſer und verband ihn. Am nãchſten en aber ſand man ihn erhängt in ſeiner Woh⸗ Vorher hatte er noch verſucht, ſich den Hals urchſchneiden. Baron Guſtav Rothſchild geſtorben. Der Senior anzöſiſchen Zweiges des Hauſes Rothſchild iſt tag, hochbetagt, in Paris geſtorben. Sein Erbe meinziger Sohn Robert. Baron Guſtav war öſter⸗ cheungariſcher Generalkonſul. Bei einer Gerichtsverhandlung vom Tode er⸗ inen tragiſchen Abſchluß fand ein Lokaltermin, Bugk bei Storkow abgehalten wurde. Der 73⸗ e Büdner Auguſt Lehmann hatte gegen den Be⸗ Buſſe einer Wegegerechtigkeit wegen einen Prozeß engt. Während der Beweisaufnahme fand ein n an Ort und Stelle ſtatt, an der auch die Par⸗ ehmann während der Verhandlungen auf der aße von einem Ohnmachtsanfall ergriffen und Herzſchlages. 0 Marktbericht. — Weinheim, 25. Noo. Zugeführt waren 274 lichſch weine, verkauft 261 Stück, das Paar zu 5 bis Läufer zugeführt 24 Stück, verkauft 13 Stück, das u 30 bis 46 Mk Unſerer beuttaen G. ſamtar flige liegt ein betr Dr. Hommel's Haematogen bei. te in Apotheken und Drogerten. 1 Vegen Umzue denn das Haus J I, 6, wird abgebrochen bre prass-Machtass, in allen Abteilungen Hexren-Ulster vorherrschend II reihig, auch Ireihig, wahre Prachtstucke Jetzt nur: 1250 16.— 20.— 2. 28.— 30.— 45.— 30.— 52.— 38.— Rexren-Dleiols hauptsächlich dunkle Muster, halbschwer Jetzt nur: 1.— 18.— 22.— 25.— 23.— 32.— 35.— 38.— 42.— 48.— 48.— 30. 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Es iſt gewiß kein ſchönes Zeichen, wenn Pflichtmitglieder endweder gar nicht erſcheinen, oder ſich unter Angabe allerlei Gründe ent; ſchuldigen. Hierunter ſind die jenigen Herren nicht zu verſtehen, welche durch die ihnen obliegenden Pflichten, ihrem Arbeitgeber . Jeden Freitag und Sam flag Abend von 7 Uhr ab ſtiſchgebackene Fische. Wörtge. Nur fiosengartenstrasse 32. Keinen Laden! Möbel! Ohne Konkurrenz pol. eleg. kompl. Schlafzim- mer mit grossem Spiegel- schrank u. Marmor, 20⁰ 1 Qualitat nur M. pol. Billig! ung Vertiko d gegenuber, oder den damit verbundenen Umſtänden, an den prima Oualitat 1 255 Zu. r teilnehmen können. Dagegen iſt es uns nicht 7 f il f N pol. Kleiderschrank 47 möglich, dieſe ohne Weiteres feſtzuſtellen und erſuchen ſte, uns innen Eiche„ Au auch künftig unter Vorlage einer f b ammefl alle b entſprechenden kurzen Be⸗ 125 em breiten Spisgel- ſcheinigung von der Uebung entſchuldigende Meldung zu echrank, prima Qual. Ul. machen. 6 0 dum Diwan auf Federn gear- 12 Wir bemerken noch ausdrücklich, daß nach Feſtſtellung beitet... AM. Sämtliche Zutaten zur Möbel- fabrikation empfiehlt: Bad. Holzindustrie Recha Posener MANNHEIM Rosengartenstr. 32. der Feuerwehrliſte alle darin eingetragenen Perſonen ver- pflichtet ſind, an den Uebungen teilzunehmen. Viernheim, den 25. November 1911. Groß. Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlwein. per Liter 17½ Pfg. Brennspiritus. Herold p. Ltr. 30 Pfg. empfiehlt Friedr. Klee Holzſtraße. .— . e 33 *. Freitag morgen von 8 Uhr ab hausgem. Wurſt und Kleiſch zu verkaufen. Gg. Dewald 4. Alexanderſtraße 31. Samstag morgen hushen. Wurf und Kleiſch zu verkaufen Ludwig Brechtel — HDolzſtraße 1. Freitag nachm. von 4 Uhr ab hausgm. Wurst und Fleisch zu verkaufen Jakob Thomas Waldſtraße. Bekanntmachung. Betreffend: Maul- und Klauenſeuche; hier Erlöſchen derſelben in Muckenſturm, Nachdem die Maul- und Klauenſeuche in Muckenſturm erloſchen iſt, heben wir die durch unſere Bekanntmachungen vom 21. Oktober, betr. Ausbruch der Maul- und Klauen ſeuche in Viernheim(Verord. Bl. Nr. 167) u. vom 4. Novbr. l. It. betr. Erlöſchen der Maul- und Klauen⸗ ſeuche in Viernheim angeordneten Maßregeln hierdurch wieder auf. Die Gemarkung Viernheim iſt danach jetzt wieder ſeuchen freies Gebiet. Heppenheim, den 23. November 1911. Großh. Kreisamt Heppenheim. v. Hahn. Bekanntmachung. Betr.: Die Beſcheſnigung der Renten quittungsformularien. Die Rentenempfänger unſerer Gemeinde werden gebeten, künflig am 1. eines jeden Monats und zwar vormittags in der Zeit von 8 bis 11 Uhr und nachmittags in der Zeit von 3 bis 6½½ Uhr auf dem Rathauſe(Sitzungsſaal) zu erſcheinen. Wer am perſönlichen Erſcheinen verhindert iſt, wolle die Reutenquittung am Vormittag bei uns abgeben laſſen, damit der Vollzug im Laufe des Nachmittags bewerkſtelligt werden kann Die Quittungen ſind von den Rentenempfängern ſelbſt auszufüllen. Wir bemerken ausdrücklich, daß die Quittungen am 1. des Monats und wenn auf dieſen ein Sonn- oder Feiertag fällt, am nächſtfolgenden Werktage uns vorgelegt werden muͤſſen. Haftpflicht- Unfall-Lebens- ö esp 27000000 Prospekte u. Auskunft kostenfrel urch: Ludwig Schneider, Fabrikant Weinheim; Chr. Nüsseler, Generalagent, Mannheim, E 5, 7. Telefon 1108. Samstag morgen von 8 Uhr ab hausgem. Wurſt und Kleiſc zu verkaufen. Jakob Filbeck neben Brauerei Kühner. Ein gutes AcKerpfard Wall ach) hat zu verkaufen Johann Froſchauer 1. Kiesſtraße Nr. 8. 5—— ———— ô F Betr.: Maßnahwen zur Abwehr und Unterdrückung der Maul⸗ und Klauenſeuche. Trotzdem die Gemeinde Viernheim als freies Gebiet er⸗ klärt iſt, ſind die früher erlaſſenen Vorſchriften obigen Betreffs noch giltig. Wir weiſen daher mit Bezug auf unſere früheren Bekanntmachungen auf das Nachſtehende beſonders hin. Alles Klauenvieh, das in den Kreis Heppenheim einge⸗ führt wird, unterliegt der Quarantäne im Sinne des§ 6 des Amtsblattes Nr. 9 Er. Miniſteriums des Innern vom 3. Juni 1897. Zur Verbringung von Klauentieren aus einem auswärtigen Beobachtungsgebiet in den Kreis Heppen ⸗ heim iſt vorher, außer der Ausfuhrerlaubnis der auswärtigen Behörde, auch die Eclaubnis zur Einfuhr nachzuſuchen, and ern ⸗ falls der zwangsweiſe Räcktransport zu gewärtigen ſteht. Die Quarantäne hat an dem Standort ſtattzufinden, an dem die Tiere nach ihrer Einführung in den Kreis zuerſt eingeſtellt werden. Das den Qauarantänevorſchriften unterliegende Vieh darf in Gehoften, in denen anderes Klauenvieh zu Zucht- oder Nutzzwecken gehalten wird, nicht eher eingeſtellt werden, bis nach Ablauf der Quarantänezeit die Seuchenfreiheit der eingeführten Tiere feſtgeſtellt iſt. Die Beſitzer ſolcher Tiere ſind verpflichtet, ſie unverzügli h bei uns anzumelden. Auch iſt angeordnet, daß alle von Schlachtviehhoͤfen und von außerhalb des Großherzogtums Heſſen mit der Bahn im Kreiſe Heppenheim eintreffenden Klau enviehtransporte nicht eher ausgeladen werden durfen, bis ſie von einem beamleten oder einem dazu ermächtigten anderen Tierarzt auf ihre Seuchenfreiheit unterſucht ſind. Wir empf blen unſeren Ortseinwohnern die genaue Ein⸗ haltung dieſer Vorſchriften und überlaſſen ihnen, ſich in Zweifelfällen an uns zu wenden. Viernheim, den 29. November 1911. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlwein. 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