* trauen ſchenken. Vieruheimer Diernheimer Nachrichten Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einſchl. Bringerlohn. Durch die Poſt bezogen Mk. 1.14 vierteljährlich. Fernſprech⸗Nr. 20 Viernheimer Zeitung (Heſſiſch⸗badiſcher Grenzbote) Amtsblatt der Graßherzaglichen Bürgermeiſterei Viernheim Geleſenſte und verbreitetſte Feitung am hieſigen Platze Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Redaktion, Druck und Verlag von Wilh. Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. NViernheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. [Gegründet 1884 Samstag, den 9. Dezember 1911. 27. Jahrgang. ———— 7 Wochenrundſchau. — P Das Spiel iſt aus, der Reichstag, als Vertretung des deutſchen Volkes, exiſtiert nicht mehr. Das Volk hat jetzt das Wort und wird mit dem Stimmzettel votieren, ob es mit der Arbeit dieſes Reichstages zufrieden war. Der alte Reichstag hat ſich einen guten Abgang ge⸗ ſichert. 24 Stunden vor ſeinem Sterbetage konnte er über ein Lob des Staatsſekretärs Wermuth quittieren, der der größten Tat der Mehrheit, der Reichsfinanz⸗ reform, ein ehrendes Zeugnis ausſtellte. Der Sterbetag ſelbſt war ein Arbeitstag wie kein zweiter, und ein Ehrentag für die Nation zu gleicher Zeit. Er ſah Kanz⸗ ler und Volksvertretung vereint zum Schutze der natio⸗ nalen Intereſſen und des Reiches Ehre gegenüber eng⸗ liſcher Anmaßung. Die letzten Stunden des Zuſam⸗ menſeins der Volksvertretung brachten ſomit einen er⸗ freulichen Ausblick in die Zukunft. Im einzelnen die Taten des Reichstages aufzuführen, würde zu weit führen. Sein Arbeitsweg iſt gekennzeichnet durch die beiden Worte„national“ und„ſozial“. Für alle Stände ſorgte dieſer Reichstag. Für die Beamten, für die Veteranen, für die Witwen und Waiſen, für die Ar⸗ beiter und Angeſtellten. Er ſorgte auch für des Reiches Wehrmacht, für ſeine Weltmachtſtellung, für die Kolo⸗ nien und für die Reichsfinanzen. Dieſe Mehrheit hat wahrlich Wertvolles für das Volk und das Reich ge⸗ leiſtet. Das Volk muß und wird ihr aufs neue Ver⸗ Trotz der Verkleinerungsſucht und Mäkelei der Gegner wird dieſe Mehrheit im Januar 1912 wieder aus den Urnen erneut erſtehen. Dem Dreibund, jenem Bündnis zwiſchen Deutſch⸗ land, Oeſterreich⸗Ungarn und Italien, ſteht eine ernſte Kriſis bevor. Nach dem, was in den letzten Tagen verlautete, iſt es zweifelhaft, ob er im Jahre 1914, wo der Bündnisvertrag abläuft, erneuert werden kann. Italien bereitet, wie verlautet, ſeinen Austritt vor und will ſich der franzöſiſch⸗engliſchen Triple⸗En⸗ tente anſchließen. Allerdings hat der italieniſche Mi⸗ niſterpräſident Giolitti die dahingehenden Meldungen energiſch dementiert, aber die Vorbereitung der Auf⸗ nahme einer italieniſchen Kriegsanleihe in Paris deutet doch ur hin. Der Austritt Italiens aus dem Drei⸗ bund würde die Erneuerung des Bündnisvertrages zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich nicht berühren. Es iſt ſchon verſchiedentlich in Deutſchland, zuletzt noch vom Fürſten Bülow, ausgeſprochen worden, daß es auch ohne Italien geht. Es käme dadurch nur mehr Klarheit in das Bündnisverhältnis. In England hat man wieder einen deutſchen „Spion“ feſtgenommen. Den Kapitän eines Handels⸗ ſchiffes, namens Groſſe. Aber auch damit hat man ebenſo wenig Glück gehabt wie mit dem Hochſtapler Schultz und der harmloſen Affäre des Mainzer Leut⸗ nants Helm. Groſſe iſt kein deutſcher Offizier, ſondern ein Kapitän kleinerer Handelsſchiffe, der ſchon einen Teil ſeines Lebens im Gefängniſſe verbracht hat. Dieſe Spionageaffäre— Groſſe ſoll in dem engliſchen Kriegs⸗ haſen Portsmouth ſpioniert haben— wird wohl genau ſo auslaufen, wie die anderen gegen deutſche Spione. Im Tripoliskrieg haben die Italiener einen wirk⸗ lich bedeutenden Erfolg zu verzeichnen gehabt. Sie haben die Türken aus der Oaſe Ain Zara vertrieben. Merkwürdig iſt nur, daß die Türken dieſe ihre Nieder⸗ lage zwei Tage früher meldeten, als die Italiener ihren Sieg. Die Italiener behaupten, durch die Ein⸗ nahme dieſer Oaſe den Weg in das Innere von Tripo⸗ lis frei zu haben. Ain Zara ſei die wichtigſte ſtrate⸗ giſche Stellung der Türken geweſen, da dort alle großen Karawanenſtraßen zuſammenlaufen, die von dem ſüd⸗ lichen Fezzan nach dem Meere führen. Die Türken ſeien damit vom Meere und ſomit von jeder Zufuhr abge⸗ ſchloſſen. Dieſe italieniſche Rechnung hat aber ein Loch, wenn auch die Bedeutung des italieniſchen Sieges nicht verkannt werden ſoll. Die Türken erhalten nämlich ſaſt ihre geſamte Zufuhr an Lebensmitteln und Muni⸗ tion aus dem Innern des Landes über die tuneſiſche und ägyptiſche Grenze. Von türkiſcher Seite war dar⸗ auf hingewieſen worden, daß die Türken durch Auf⸗ gabe der Stellungen von Ain Zara und durch weiteren Rückzug in das Innere des Landes außerhalb des Be⸗ reiches der italieniſchen Schiffsgeſchütze kämen, die bis⸗ her in jeden Kampf der beiden Gegner eingegriffen haben. Das iſt auch ein nicht zu unterſchätzendes Mo⸗ ment, das für die weitere Kriegsführung erheblich in Betracht kommt. „Die perſiſche Regierung hat mit Recht die unver⸗ ſchämten Forderungen des zweiten ruſſiſchen Ultima⸗ tums abgelehnt. Rußland hat darauf prompt ſeine Truppen auf Teheran, der perſiſchen Hauptſtadt, zu bewegt. Darauf dreht die perſiſche Regierung den Spieß zum und ſtellt Rußland ein Ultimatum, in dem der ruſſiſche Bär aufgefordert wird, innerhalb 30 Stun⸗ den ſeine Truppen zurückzuiehen, widrigenfalls Per⸗ ſien zum Angriff vorgehen werde. Das iſt ein ge⸗ wagtes Experiment. In Eyina dauern die Wirren an. Zu einer Ent⸗ wickelung, die eine Entſcheidung in der einen oder anderen Richtung vorbereiten könnte, iſt es noch immer nicht gekommen. Dafür aber wird das Leben und Eigen⸗ tum der Fremden immer gefährdeter. England und wir. Gehen den Vettern die Augen auf? p Die Rede des Reichskanzlers v. Bethmann Holl⸗ weg ſcheint jenſeits des Kanals ihre Wirkung nicht ver⸗ fehlt zu haben. Der Kanzler verſtand es, mit feiner Satire den Ton, der der engliſche Miniſter des Aeuße⸗ ren, Sir Grey, in ſeiner Unterhausrede angeſchlagen hatte, nachzuahmen, und trotz aller, faſt herzlichen Freundlichkeit den Engländern allerlei bittere Wahr⸗ heiten zu ſagen. Dieſe Rede iſt— das iſt ein beachtens⸗ wertes Zeichen— von der engliſchen Preſſe in ruhi⸗ ger Weiſe und mit einem für Deutſchland wohl⸗ wollenden Tone beurteilt worden. Ausgerechnet dieſe Rede! Die ganze Preſſe iſt ſich darin einig, daß das unliebſame Kapitel jetzt geſchloſſen werden müſſe.„Daily Graphic“ hofft, daß,„da nunmehr der letzte Streitgegenſtand zwiſchen den beiden Mächten be⸗ ſeitigt iſt, man ſich daran machen werde, die freund⸗ ſchaftlichen Beziehungen, die die Staats⸗ männer auf beiden Seiten wünſchen, ſtetig und ver⸗ trauensvoll zu pflegen.“ Niemand an der Themſe will uns auch mehr unſer Recht ſtreitig machen. So ſagt „Morning Poſt“:„Niemand kann etwas dagegen ein⸗ venden, daß Deutſchland dasſelbe Recht wie england beanſprucht, in allen Dingen, die ſeine Intereſſen berühren, gehört zu werden.“ Und„Mor⸗ ning Leader“ ſchwingt ſich ſogar dazu auf, zu ſagen: „Daß Sir Edward Grey keine direkte Frage an die deutſche Regierung geſtellt habe, ſei ein ernſter Fehler geweſen.“ Die„großen gegenſeitigen Mißverſtändniſſe“ ſollen vieder die Schuld an der ganzen Verfahrenheit der Situation tragen. Von einer Aenderung der eng⸗ liſchen Politik wird aber von keiner der großen Tageszeitungen geſprochen; nur eine Zeitſchrift ſchwingt ſich dazu auf. In der ſehr angeſehenen Zeitſchrift „Ehriſtian Commonwealth“ befürwortet der bekannte kiberale Politiker Philip Snowden die Entfer⸗ nung Sir Edward Greys aus dem Auswärtigen Amt. So lange dieſer am Ruder ſei, wäre an eine Beſſe⸗ rung der deutſch⸗engliſchen Beziehungen nicht zu denken. Sein Mißtrauen gegen Deutſchland mache ihn unmöglich. Kein unparteiiſcher Menſch könne ſich dem Eindruck verſchließen, daß Deutſchland mit der größ⸗ ten Offenheit gehandelt habe, und daß Sir Edward Greys Mißtrauen vollkommen unberechtigt war. Aber wie eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, 0 ſchafft auch dieſe eine Stimme noch keinen Wandel. luch dem plötzlichen Stimmungsumſchwung in England muß man ein Abwarten bis zu den veränderten Taten entgegenſetzen. Der Krieg in Tripolis. Die Verluſte der Türken bei der Eroberung der Oaſe Ain Zara durch die Ita⸗ liener ſcheinen ſehr erheblich geweſen zu ſein.„Meſ⸗ ſaggero“ zufolge ſind bei Ain Zara ca. 1000 Araber⸗ leichen beerdigt worden, welche in den letzten Kämpfen gefallen ſind. Es ſollen noch zahlreiche Tote der Be⸗ erdigung harren. Die Revolution in China. Eine proviſoriſche Regierung. Die Vertreter von 14 chineſiſchen Provinzen be⸗ ſchloſſen die Errichtung einer proviſoriſchen Regierung mit Nanking als Hauptſtadt. Abdankung des Trinzen Tſchun. Die revolutionäre Bewegung gegen die Mandſchu⸗ »Dynaſtie hat jetzt ihr erſtes Opfer gefordert. Prinz Tſchun, der als Vormund des jugendlichen Kaiſers Pu⸗hi die Regentſchaft führte, hat die Zügel der Herr⸗ ſchaft niedergelegt, und eine Art Regentſchaftsrat iſt an ſeine Stelle getreten. Der Prinzregent erhält fort⸗ an 50 000 Tael jährliche Apanage. Während der Min⸗ derjährigkeit des Kaiſers ſind die Großſekretäre Shih⸗ huſue und Hſu⸗ſhi⸗chang ſeine Vormünder. Dieſer Schritt iſt zweifellos als ein Entgegenkommen gegen die Forderungen der Revolutionäre zu deuten. Die Mongolei hat ihre Unabhängigkeit erklärt. In Rußland iſt man darüber ſehr erfreut. Man erwartet in Pe⸗ tersburg, daß an die Spitze der Mongolei ſich ein weltlicher Herrſcher ſtellen wird, der gleichfalls nei Rußland Schutz ſuchen werde, da die vor kurzem in Petrersbourg wenende mongoliſche Deputation den ruſſiſchen Regierungskreiſen die Verſicherung gegeben habe, daß Mongolen nur unter ruſſiſchem Schutze ſich friedlich entwickeln und Handelsintereſſen pflegen kön⸗ nen. In Kreiſen, die in der oſtaſiatiſchen Politik Ruß⸗ lands gut verſiert ſind, herrſcht ausgeſprochene Nei⸗ gung, den günſtigen Augenblick zu erfaſſen und die Unabhängigkeitserklärung der Mongolei anzuerken⸗ nen. Die Kaiſerin⸗Mutter von China durchgebrannt? Eine ſehr romantiſch, aber wenig glaubwürdig klin⸗ gende Meldung veröffentlicht das Blatt„Paris Jour⸗ nal“. Das Blatt weiß aus Nanking zu berichten, die Mutter des jungen Kaiſers von China ſei nach Mukden geflüchtet, und zwar in Begleitung eines jungen Schauſpielers. In chineſiſchen Hofkreiſen, fügt„Paris Journal“ hinzu, ſoll dieſe Flucht pein⸗ liches Auſſehen erregt haben, was ja auch weiter nicht verwunderlich wäre. Politiſche Rundſchau. — Berlin, 7. Dezember. — Der Kaiſer beſichtigte Mittwoch morgen in Bres⸗ lau die Univerſität und begab ſich um 1 Uhr zum Frühſtück beim Kardinal Fürſtbiſchof Kopp. — Das engliſche Königspaar iſt Dienstag abend oon Bombay nach Delhi abgereiſt. In den Straßen bildeten Truppen Spalier. — Der Wirkl. Legationsrat Dr. von Jacobs, Refe⸗ rent für Südweſtafrika im Reichskolonialamt, übernimmt die Direktion der Deutſchen Levantelinie. * 12 Zu dem Plan einer deutſchen Eiſenbahngemein⸗ ſchaft, wie ihn kürzlich Geh. Rat Kirchhoff aufſtellt, nimmt jetzt auch die„Norddeutſche Allg. Zeitung“ Stellung und ſchreibt: „Glaubt Herr Kirchhoff wirklich, daß die deutſchen Mit⸗ telſtaaten um ein ſolches Linſengericht, wie es ihnen hier vorgeſetzt wird, auf ihre Eiſenbahnhoheft, daß die deutſchen Landtage auf die Beratung der Eiſenbahnfinanz⸗ und Verkehrsangelegenheiten verzichten werden? Wird nicht ein derartiges Gemeinſchaftsamt mit preußiſcher Spitze, ein Eiſenbahnparlament mit der Mehrheit der preußiſchen Ab⸗ geordneten immer neuen Zündſtoff zu politiſchen Reibereien bieten und die nationale Sache eher hemmen als fördern? Wir brauchen kaum an die politiſchen Verſtimmungen in Heſſen zu erinnern, die trotz der— auch nach Kirchhoffs Anſicht— glänzenden finan⸗ ziellen und wirtſchaftlichen Erfolge des preußiſch⸗-heſſiſchen Gemeinſchaftsvertrages zutage getreten ſind.“ Wir haben ebenfalls ſchon darauf hingewieſen, daß einer vollſtändigen Gemeinſchaft ſchwerwiegende Be⸗ denken gegenüberſtänden. 1! Eine neue Erbſchaftsſteuer⸗Vorlage. Die Regie⸗ rung beabſichtigt, wie die„Tägl. Rundſchau“ hört, dem neuen Reichstag im nächſten Jahre eine neue Vor⸗ lage zur Einführung einer Erbſchaftsſteuer zu unter⸗ breiten. Das Blatt glaubt eine Beſtätigung für dieſe Meldung in den Worten des Schatzſekretärs Wermuth im Reichstage zu finden:„Noch einen kräftigen Ruck haben wir nötig und die Hauptarbeit iſt getan.“— Ob dieſer kräftige Ruck die Erbſchaftsſteuer ſein wird, das möchten wir vorläufig noch bezweifeln. (Der Spionageprozeß gegen den Engländer Schulz und Genoſſen begann am Donnerstag vor dem Reichs⸗ gericht in Leipzig. Der Anklagebeſchluß legt dem Angeklagten zur Laſt, Pläne, Karten und andere Gegen⸗ ſtände, deren Geheimhaltung im Intereſſe der Sicher⸗ heit des Reiches erforderlich war, an das engliſche Nachrichtenbureau verraten zu haben. Nach Feſtſtel⸗ lung der Perſonalien wird für die ganze Dauer der Verhandlungen die Oeffentlichkeit ausgeſchloſſen. Oeſterreich⸗Ungarn. 141 : Unſer Bundesgenoſſe Oeſterreich hat ebenſo wie Deutſchland ſelbſt an den beſtimmten Ausführungen des Reichskanzlers gegenüber England ſeine Freude gehabt. Die geſamte Wiener Preſſe drückt ihre Zuſtim⸗ mung über die Rede des deutſchen Reichskanzlers aus. Sie ſei offen und aufrichtig und werde in England wohl⸗ verſtanden. Die„Reichspoſt“ ſchreibt, die Rede gehöre zu den ausdruckvollſten Kundgebungen, die man ſeit Jahr und Tag von einem Regierungstiſch vernom⸗ men habe. a Die Haltung Italiens im Dreibunde wird demnächſt im ungariſchen Abgeordnetenhauſe beſprochen werden. Graf Apponyi(Koſſuthpartei) kündigte eine Interpellation an die Regierung an, in der er anfragt, ob der Rücktritt des Chefs des Generalſtabes, Freiherrn Conrad v. Hötzendorf, mit gewiſſen Beſtrebungen zuſammenhänge, die den Drei⸗ bund, ſoweit Italien in Betracht kommt, auflöſen wollen. Apponyi fragt ferner an, ob der Miniſter des Aeu⸗ ßern und die ungariſche Regierung an dem Dreibund feſt⸗ halten; es ſeien nämlich nach den letzten Vorgängen Zwei⸗ ——— 0 nzeiger fel hierüber entſtanden. Auch erſucht der Ja! tant um Aufklärung über den Wirkungskreis des Generalſtabschefs. Italien. a 1 E Die„Tribuna“ beſpricht eine Nachricht der Wiener „Reichspoſt“ über einen angeblichen Beſuch des Königs von Italien und des Herzogs der Abruzzen an der öſterreichiſchen Grenze in der Umgebung des Gardaſees, und erklärt, weder der König noch der Herzog der Abruzzen hätte ſich ſeit einer langen Reihe von Jah⸗ ren, nicht einmal auf einer Vergnügungsreiſe, an den Gardaſee begeben. Die„Tribuna“ fügt hinzu: Seit eini⸗ ger Zeit werden Lügen verbreitet, in dem Beſtreben, Zwie⸗ tracht zwiſchen Oeſterreich und Italien hervorzurufen, aber beide Länder ſind auf gleicher Weiſe entſchloſſen, ſich nicht durch derartige Enten täuſchen zu laſſen und einträchtig das Werk allmählicher Feſtigung ihrer ge⸗ genſeitigen Freundſchaft fortzuſetzen, um ihre Beziehungen immer mehr von dem Geiſte des Bünd— niſſes durchwehen zu laſſen, das ihren wichtigſten und bleibenden Intereſſen entſpricht. Rußland. * Im ruſſiſchen Auswärtigen Amt wird verſichert, daß dort kein perſiſches Ultimatum eingelaufen iſt, ein ſolches würde auch gar nicht angenommen werden. Spanien. * Auch Spanien will jetzt ſeine Seerüſtungen verſtär⸗ ken. In einer Unterredung zwiſchen dem König und dem Miniſterpräſidenten wurde im Prinzip beſchloſſen, daß zahl⸗ reichere und größere Panzerſchiffe in ſchnͤllerem Tempo als anfangs vorgeſehen, gebaut werden ſollen. Auch die Erweiterung der Landesbefeſtigungen iſt ins Auge gefaßt. Aſien Verſien. 4 Der perſiſche Generalſchatzmeiſter Shuſter hat, der Forderung Rußlands entſprechend, die engliſchen Be⸗ amten im perſiſchen Regierungsdienſt, darunter Major Stokes, entlaſſen. Amerika. Mexiko. * Gomez, der Führer des Aufſtandes in dem Bezirk Juchikan, der mit einem vom Präſidenten ausgeſtellten Paß aus Mexiko abgereiſt war, iſt während der Reiſe mit acht Begleitern aus dem Zug gezogen und gelyncht worden. * Das Revolutionsſpiel beginnt wieder von neuem. Der Bandenführer Reyes überſchritt den Rio Grande mit hundert Bewaffneten und proklamierte die Revolu⸗ tion in Mexiko. Soziales. Die Differenzen in der Berliner Metallinduſtrie dürfen als beigelegt gelten. Am Mittwoch fand eine Verſammlung ſtatt, in der über den erneuten Eini⸗ gungsvorſchlag der Arbeitgeber abgeſtimmt wurde. 712 Stimmen waren dafür, 1877 dagegen. Da aber die Ablehnung des Vorſchlages gleichzeitig eine Weiter⸗ führung des Streikes bedeutet hätte, für die eine Zwei⸗ drittel⸗Mehrheit von 1896 notwendig geweſen wäre, ſo iſt trotzdem der Einigungsvorſchlag angenom⸗ men. Die Ausſperrung dürfte damit ihr Ende er⸗ reicht haben. Aus Stadt und Land. * Beraubung eines Schloſſes. Schloß Pouilly bei Metz, das dem franzöſiſchen Offizier de Junet d' Aigle⸗ pierre gehört, der nur wenige Wochen jährlich auf ſeinem Beſitz weilt, iſt in Abweſenheit des Aufſehers völlig ausgeraubt worden. Unter anderem wurden meh⸗ rere wertvolle Oelgemälde geſtohlen. Einer der Diebe iſt bereits verhaftet worden. Liebestragödie in Bremen. In einem bekann⸗ ten Hotel in Bremen wohnte ein angebliches Ehepaar, das am Dienstag ſein Zimmer nicht verließ. Als der Wirt am Mittwoch früh die Tür gewaltſam öffnete, fand man das Paar tot vor. Der Mann hatte ſich am Fenſterkreuz erhängt; ſeine Begleiterin lag mit Strangulationsmarken tot im Bett. Auf dem Tiſch ſtand eine Flaſche Lyſol. Aus hinterlaſſenen Briefen geht hervor, daß es ſich um einen 20 jährigen Kellner aus Bochum und ſeine 18 jährige Geltebte aus Uecken⸗ dorf handelt, die aus dem Leben geſchieden ſind, weil ihrer Heirat unüberwindliche Hinderniſſe im Wege ſtanden. * Eine unſinnige militäriſche nebung in Frank⸗ reich. Am Montag abend ereignete ſich ein ſchwerer Unfall in der Nähe des Forts Romainville bei Paris. Dort ſtand der Rekrut Dubru Poſten, als plötzlich mitten in der Nacht zwei Mann aus dem Gebüſch em⸗ portauchten und ſich in Sprüngen dem Poſten näherten. Der Soldat hatte kaum Zeit, ſein vorſchriftsmäßiges „Qui vive“ zu rufen, denn ſchon war einer der An⸗ greifer auf zwei Meter heran. Raſch ſprang nun Dubru zurück, machte fertig und ſchoß den erſten Mann in die linke Seite. Der Verletzte brach mit einem Aufſchrei zuſammen. Nun aber klärte ſich die ganze Sache auf. Der Leutnant Mathieu von der 5. Kompagnie des 31 Regiments hatte eine Patrouille unter der Führung eines Unteroffiziers beauftragt, ſich dem Fort zu nähern und den Wachtpoſten gefangen zu nehmen. Die kriegsmäßige Uebung wäre auch gut gelungen, denn der Leutnant hatte es abſichtlich unterlaſſen, den Poſten von der Uebung zu verſtändigen. Aber der Rekrut hatte ſeine Inſtruktion gut im Kopfe, und ſo ſchoß er. Der Verwundete ſtarb noch in der gleichen Nacht. Eine Unterſuchung iſt eingeleitet. * Durchſtechereien franzöſiſcher Gefängnisbeamter. Ganz unglaublichen Zuſtänden, die in dem algeriſchen Gefängnis zu Barberoſſe herrſchen, iſt man auf die Spur gekommen. Sa mtliche Wächter der Straf⸗ anſtalt waren mit den Sträflingen im Einver tändnis und lieferten ihnen außer allerlei verbotenen Genuß⸗ mitteln das Material, das ſie zu ihrer Verteidigung vor Gericht brauchten, verſahen ſie ſogar mit falſchen Alibis und beſorgten ihnen Reizmittel, um ſchwere Krankheiten zu ſimulieren. Schließlich ergab die Unter⸗ ſuchung, daß bereits im Einverſtändnis mit vielen Auf⸗ ſehern in den allernächſten Tagen ein Maſſenaus⸗ bruch der Gefangenen unternommen werden ſollte. e Die ſanitären Zuſtände in franzöſiſchen Kaſer⸗ nen. Der Hauptmann Peyre vom dritten Kolonial⸗ Artillerie⸗Kegiment in Marſeille war damit beauf⸗ tragt, einen Bericht uber den janttaren Zuſtand einer Kaſerne abzufaſſen, in der die Truppen von ihrer Ein⸗ ſchiffung nach den Kolonien untergebracht zu werden oflegen. Dieſer Bericht fiel geradezu vernichtend aus. Da der Hauptmann in ſeinem Nebenberufe aber noch Reporter einer kleinen Zeitung war, veröffentlichte zr ſeinen Bericht auch gleichzeitig in dieſem Organ. Auf Befehl des Platzkommandanten wurde der Haupt⸗ mann ſofort in Arreſt gebracht. Große unterſchlagungen eines Prokuriſten. Seit Montag mittag iſt der Prokuriſt J. Hampel der Gas⸗ anſtalts⸗Betriebsgeſellſchaft in der Reuchlinſtraße in Berlin nach Unterſchlagung von etwa 70000 bis 75 000 Mark geflüchtet. ** Eine ganze Familie aus Nache vergiftet. In Chlumec erkrankte am Dienstag die Familie des Guts⸗ beſitzers Herilek nach dem Genuß der Suppe unter Vergiftungserſcheinungen. Die beiden Ehegatten ſind kurz nach dem Genuß geſtorben, während Sohn und Tochter mit dem Tode ringen. Es wurde eine Unter⸗ ſuchung eingeleitet, da man der Anſicht iſt, daß es fich um einen Racheakt handelt. Eine furchtbare Meſſerſtecherei. In Sünching (Oberpfalz) haben ſich zwei ſeit langem verfeindete Tagelöhner ſo lange mit Meſſern bearbeitet, bis jedem der Kämpfenden das Meſſer im Leibe ſtecken blieb. Beide ſind tot. Der eine hinterläßt eine Witwe mit ſieben Kindern. * Große Unterſchlagungen. In Meerane(Sachſen) iſt der Kaſſenführer eines Sparvereins, Pantoffel⸗ fabrikant Emil Brandt, nach Unterſchlagung der Spar⸗ gelder mit Hinterlaſſung beträchtlicher Geſchäftsſchulden flüchtig geworden. ** Ein Liebesdrama in Reuß. Der erbprinzliche Oberleibjäger Schlüter hat ſich Donnerstag vor dem Hauſe ſeiner Braut in Gera erſchoſſen. Die Tat ſcheint unter dem Einfluß einer ſtarken ſeeliſchen Depreſſton verübt worden zu ſein. * Eine Erinnerung an die unfreiwillige Ge⸗ wiſſenserforſchung der Schriftſteller, die Ganter mit ſeinem Hinweiſe auf ſeinen Senſationsroman vorge⸗ nommen hat, wird wieder wach. Das Mobiliar Gan⸗ ters, des Verfaſſers der bekannten„blauen Briefe“, iſt jetzt in München unter zahlreichem Zuſpruch verſtei⸗ gert worden und hat 13 000 Mark eingebracht. Der Erlös betrug für ein flämiſches Wohnzimmer und eine Saloneinrichtung im Empireſtiel je 1600 Mk., für ein Herrenzimmer 975 Mk., alle übrigen Einrich⸗ tungsgegenſtände erzielten hohe Preiſe, ſo vor allem die Bilder und echten Teppiche, die Bibliothek und die hervorragende Geweihſammlung. Ganter hat näm⸗ lich in einer Villa im Nymphenburger Schloßrondell ein fürſtliches Heim beſeſſen. e Eutführung eines Millionärsſohnes aus dem Internat. Die Millionärswitwe Kinezy in Budapeſt hat der Polizei die Anzeige erſtattet, daß ihr 17jäh⸗ riger Sohn Dyonis aus dem Internat einer Lehran⸗ ſtalt von unbekannten Perſonen entführt wurde. * Komik und Liebe. Der Geſangskomiker des Wiener Stadttheaters, Richard Gerold, hat ſich wegen unglücklicher Liebe zwei Kugeln in den Kopf gejagt und ſich ſchwer verletzt. * Ein fürchterliches Drama in einem franzöſiſchen Eiſenbahnzuge. Wie aus Long⸗le⸗Launier gemeldet wird, ſpielte ſich in der Nähe dieſes Ortes ein furcht⸗ bares Drama in einem Eiſenbahnzuge ab. Ein Kauf⸗ mann, der nach Pontarlier fahren wlolte, unterhielt ſich im Zuge mit einem Manne, der wie ein Chauffeur gekleidet war. Im Laufe des Geſpräches gerieten beide in Streit. Plötzlich zog der Chauffeur einen Revolver hervor und ſchoß den Kaufmann nieder. Als der Zug zum Halten gebracht war, erſchoß ſich der Mörder. Man nimmt an, daß es ſich um die Tat eines Irrſinnigen handelt. Eine ſolgenſchwere Exploſion in einem Hotel, In Monnaie(Dep. Indre et Loire) fand im Hotel de Monnaie mittags eine Exploſion ſtatt, bei der zwei Perſonen getötet und acht ſchwer verwun⸗ det wurden. Die Urſache der Exploſion iſt noch nicht ſeſtgeſtellt, man vermutet aber, daß eine verbrecheriſche Hand im Spiele iſt. ** Freudentage für Frauenrechtlerinnen. Der große Sieg der gemäßigten Parteien in Los Angeles(Kalifornien) mit 30— 40 600 Stimmen Mehr⸗ heit über die bisherigen ſozialiſtiſchen Gemeinderäte iſt hauptſächlich auf die Anteilnahme der Frauen, die zum erſtenmal in Kalifornien ihr Stimmrecht aus⸗ übten, zurückzuführen. Von 70 000 wahlberechtigten Frauen haben 65 000 an der Wahlurne ſich eingefunden und drei Viertel zugunſten der gemäßigten Partei ge⸗ ſtimmt. Eine 90jährige hochbetagte Frauenvorkämp⸗ ferin, Frau Caroline Severanace, trat mit großer Feierlichkeit an die Wahlurne und ſagte:„Das iſt wahr, wofür ich zwei Generationen lang gekämpft habe. Heute iſt der glücklichſte Moment meines Lebens.“ Eine andere 71jährige Vete⸗ ranin der Suffragetten, Fräulein Sara Flaught, gab ihre Stimme ab und bekam plötzlich vor freudiger Erregung einen Herzſchlag. Sie ſank tot an der Wahl⸗ urne nieder. ** Raubmord an einem Juwelenhändler. In einem leeren Bureau auf einem großen Bauplatz in New⸗ gork fand die Polizei Mittwoch den verſtümmelten Leichnam des bekannten jüdiſchen Juwelenhändlers Iſi⸗ dor Vogel. Als er das letzte Mal geſehen wurde, war er im Beſitze von Diamanten im Werte von 60 000 Mark. Die Polizei nimmt daher an, daß ein Raubmord vorliegt. *Gelynchte Neger. Nach einer Depeſche aus Mem⸗ phis in Teneſſee ereignete ſich eine ſchreckliche Lynch⸗ ſzene in der Nähe von Clifton. Die Menge ver⸗ brannte zwei Neger und eine Negerin bei lebendigem Leibe. Zu einer eigentümlichen Szene kam es bei der Verurteilung eines Negers in Geor⸗ gia im Staate Waſhington. Als der Richter das Todes⸗ urteil gegen den Neger ausſprach, zog der Bruder des Mörders einen Revolver und gab einen Schuß auf den Verurteilten ab. Die Kugel drang in die rechte Wange, durchſchlug die Zunge und kam an der linken Backenſeite wieder heraus. Der Getroffene fiel ſofort wie tot zu Boden. Aber die Aerzte ſtellten feſt, daß er nicht tödlich verwundet ſei. Die Hinrichtung konnte nachmittags 2 Uhr vollzogen werden. Der Neger mußte auf das Schaffott geſchleppt werden. Unter den Negern herrſcht uver dieſes letzte Todesurteil und ſeine Aus⸗ führung große Erregung. Kleine Nachrichten. Der Hamburger Senat wählte für das Jahr 1913 den Bürgermeiſter Dr. Burchard zum Erſten und Dr. Schroe⸗ der zum Zweiten Bürgermeiſter. In einer Kutſcherwohnung in Danzig verurſachten zwei Knaben durch Spielen mit Streichhölzern einen Brand Beide Kinder kamen in den Flammen um. Durch Großfeuer iſt Donnerstag nacht die Abteilung für Glasmalerei der Mariannenthaler Glashütte Schnappach zerſtört worden; der Schaden wird auf über 100 000 M. geſchätzt. In Kalzig(Bezirk Frankfurt a. O.) verbrannte eine 69 jährige Frau beim Feueranmachen. Scherz und Ernſt. — Iſt das Sterben ſchmerzhaft? Ein franzöſiſcher Mediziner hat unlängſt die Frage zu beantworten ver⸗ ſucht, warum die meiſten Menſchen eine Furcht vor dem Sterben haben, und ob das Sterben denn ſchmerz⸗ haft ſei. Die übliche Beantwortung, daß der Selbſt⸗ erhaltungstrieb des Menſchen dieſen angeſichts des Todes erzittern mache, genügte ihm nicht, da dieſe Antwort ja auch nur eine oberflächliche Löſung der iſt. Der Gelehrte ſuchte ferner den Nachweis zu er⸗ bringen, daß das Sterben ein rein negativer Akt iſt und wohl mit dem Verwelken einer Blume zu ver⸗ gleichen wäre. Er führt als Beweis der Schmerz⸗ loſigkeit an, daß im Moment des Ablebens die Nerven⸗ knoten ihre Reizbarkeit verlieren, und die Schmerz⸗ empfindungen äquivalenter Erregungen in den Bahnen der Nervenfaſern nicht mehr nach dem Gehirn ge⸗ langen. Aus dieſem Grunde kann alſo ein ſchmerz⸗ haftes Gefühl des Sterbens nicht mehr zur Vorſtellung kommen und höchſtens das Gefühl übrig bleiben, wie man es beim Einſchlafen hat. Auch durch Anwendung narkotiſcher Mittel wird die Gehirntätigkeit ſo tief herabgeſetzt, daß ein ſchmerzhaftes Empfinden, z. B. bei einem operativen Eingriff, nicht auftritt.— Es iſt feſtgeſtellt, daß Sterbende auf eine Frage nach ihrem Befinden oft eine beruhigende Antwort geben; es wäre aber gewagt, dieſe Tatſache als Beweis eines ſchmerz⸗ loſen Sterbens anzuführen, denn beim eintretenden Tode fällt nicht unweſentlich ins Gewicht, ob kör⸗ perliche oder längerer Dauer dem Sterben vorange⸗ gangen ſind. Der Moment des Sterbens iſt bei langen ſchmerzhaften Krankenlagern ja ohne Belang, wenn er auch ſchmerzlos verläuft. tt Der Bedarf an Briefmarken. Von Jahr zu Jahr ſteigt der Bedarf an Poſtwertzeichen, und die Reichsdruckerei hat alle Mühe, um die gewünſchten Quantitäten herzuſtellen. Es mußte daher eine neue Druckmaſchine beſchafft werden, die jetzt bis 3000 Mar⸗ ken in der Minute druckt und perforiert. Auch der Bedarf an Markenſtreifen für Automaten, und neuer⸗ dings die Markenhefte machten die Aufſtellung anderer Druckmaſchinen notwendig, da das Zuſammenſtellen der Streifen und Hefte aus den Markenbogen einen zu großen Beamtenapparat erforderte. Nach einer Sta⸗ tiſtik des Reichspoſtamtes werden gegenwärtig unge⸗ fähr acht Millionen Bogen Dreipfennigmarken, 18 Mil⸗ lionen Bogen Fünfſpfennigmarken, 13 Millionen Bogen Zehnpfennigmarken und 2,5 Millionen 20 Pfennig⸗ marken jährlich gebraucht. Mit den Marken höheren Wertes beläuft ſich der jährliche Bedarf an Brief⸗ marken in Deutſchland auf faſt 50 Mill. Bogen. tt Der künſtliche Kropf. Roda Roda iſt ein ganz be⸗ kannter Schriftſteller, der mit Vorliebe Witze fabriziert, die ihm aber gelegentlich auch einmal daneben geraten. Den beſten Witz aber hat er zweifellos auf einem Ge⸗ biete gemacht, das außerhalb ſeiner Schriftſtellerei liegt: er hat gemeinſam mit dem Schriftſteller Meyrink einen — künſtlichen Kropf für Schauſpieler erfun⸗ den. Das Patenblatt verzeichnet dieſe abſonderliche Tat unter Nr. 486 898 folgendermaßen:„Mit Befeſtigungs⸗ mitteln verſehene Nachbildung eines Kropfes, für Theater⸗ zwecke und dergl. Alexander Roda Roda, München, Kaiſer⸗ platz 5, und Guſtav Meyrink, Starnberg. 18. 10. 11. N. 1— Boshaft, aber nicht unzutreffend bemerkt ein Berliner Blatt dazu:„Vermutlich haben die beiden Dich⸗ ter ein in der Steiermark ſpielendes Stück verfaßt!“ tt Kunſtmäcen im Abonnement. Vor einigen Jahren wurde in den Vereinigten Staaten ein ſehr originelles Unternehmen, das noch heute beſteht, ins Leben gerufen. Es nannte ſich„Geſellſchaft zur Vermietung von Bildern“. Gegen eine gewiſſe Summe erhält jeder Abonnent für eine beſtimmte Zeit von 3, 6, 9 oder 12 Monaten gegen eine Quittung ein oder mehrere Bilder, mit denen er ſeine Zimmer ſchmückt. Wenn er ein Kunſtwerk lange genug hat, gibt er es zurück und erhält dafür ein anderes. Der Wert des Bildes entſpricht natürlich der dafür hinterlegten Summe. So gelangt man im Lande der Dollars gegen Be⸗ zahlung zu der Berühmtheit eines Mäcens der Künſte und Wiſſenſchaften. tt Victor Hugos Akazie. Die Paſſanten dés Bou le⸗ vard Raſpail in Paris haben ſeit einigen Tagen Gelegen⸗ heit, einen ſeltſamen, aber graziös wirkenden Bau anz u⸗ ſtaunen, der eben erſt vollendet worden iſt. Es iſt zwar nur ein gewöhnliches Mietshaus, das aber in einem Halbkreis gebaut iſt und wie eine Pergola einen alten, breiten ſchönen Akazienbaum umgibt, der am Rande des Bürgerſteiges ſteht. Mit dieſem Hauſe und mit dieſem Baum hat es folgende Bewandnis: Den Baum pflanzte Vietor Hugo an einem Namenstag ſeiner Mutter, als er noch ganz jung war und im ehemaligen Kloſter der Feuillantinnen erzogen wurde, das in der Nähe des heutigen Boulevard Raſpail lag, wo damals noch Gärten waren. Der Baum wuchs empor und blühte. und wurde von den Anwohnern in Erin⸗ nerung an den großen Dichter gehegt und gepflegt, bis jetzt plötzlich das dahinter liegende Gelände bebaut und der Baum der Art zum Oyfer fallen ſollte. Das wollte aber der pietätvolle Sinn der Anwohner nicht zugeben, und ſie wurden bei dem Beſitzer vorſtellig, den Baum nicht zu zerſtören. Kaum hörte Herr Chaurin, der Beſitzer, mit was für einem Akazienbaum er es zu tun habe, als er ſofort den Bauplan änderte und ſein Haus ſo bauen ließ, daß die Akazie verſchont blieb. Das Volk von Paris iſt ver⸗ ſöhnt und Herr Chaurin wird ſein Pietätgefühl ebenfalls nicht zu bereuen haben,— denn jedermann möchte in dem bübſchen und eigenartigen Hauſe wohnen. Vit — 9˙ 7 5 2 ins Un Ein De fich ganze Tagen a geſezt. 5 ain or I elnel jagt in d Vagen ſei wird. 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