c———ůů j 2 Kath. Männer-Verein Viernheim. 90 6%— ͤ— Zu dem am 0 Sonntag, den 28. Januep abends 8 un im Gasthaus„Zum Freischlltz“ 8 sind alle Mitglieder des kathol. Männer-Vereins 0 sowie des kathol. Kirchenchores nebst Familien- f 15 angehörigen freundlichst eingeladen. 6 Zugleich werden die Vereinsmitglieder gebeten, 10 0 freiwillige Gaben zur Verlosung zu spenden. Dieselben werden Sonntag vor- h 1 und nachmittag im„Freischütz“, vormittags auch 10 ö pei dem Herrn Präsidenten Georg Heckmann 3. h 10 und bei dem Herrn Rechner Peter Weidner 1. 60 5 entgegengenommen. 9 5 Der Vorstand. Viernheim. 9 Souutag, den 28. Januar, nachmittags halb 4 Uhr ö im Saale„Zum Fürsten Alexander“ Versammlung der gesamten Sodalität, der älteren und jüngeren Abteilung, wozu wir alle Sodalen freundlichſt einladen. Der Vorſtand. ——ů—ů—— 2——— lasch„Wanderer Heil! 9 nnen All Zu dem am Samstag, den 27. Jaunar, abends 8 Uhr, im Saale des Gaſthauſes„3 u m 6 Ochſen“ ſtattfindenden „ Ball Der Vorſtand. NB. Verloſungs- Gegenſtände wollen bis Samstag mittag im Gaſthaus„zum Ochſen“ abgegeben werden. Militär-Brieftauben-Verein„Heimatliebe“ Sonntag, den 28. Jaunar, nachmittags 3 Uhr, im Vereinslokal Gaſthaus„Zim Stern“ Mitglieder- Versammlung Nach den kriegs miniſteriellen Beſtimmungen des Reichs · geſetzes 1894 muß bei der Großh. Bürgermeiſterei ein Mit ⸗ glieder⸗Verzeichnis eingereicht werden, woraus Name des Mit; gliedez, Wohnung, Anzahl ſeiner Miltärbrieftauben und die Lage des Taubenſchlages zu erſehen iſt, weshalb jedes Mit- lied einen Nachwels bis längſteus Sonntag, den 28. Baunat beizubringen hat. Mitalieder, welche dieſer Auf⸗ ſorderung nicht Folge leiſten, ſind bei der Bewerbung um die goldene Staatsmebaille ce 4 er Vorſtand. Grosse Auswahl in Geſchenkartikeln wie: Kaffee-, Wein⸗ und Hier- Billigſte Preiſe. Billigſte Preiſe. Jakob Beyer. * 1 i 0 N N 75 ——— 7—F—2—22——..—— Marianiſche Jünglings⸗Sodalität ervice ete. zu Verlobungen u. Hochzeiten. erschönerungs- und erkehrsverein Viernheim. Sonntag, den 28. Januar, nachmittags halb 4 Uhr im Saale des Gasthauses„Zum Engel“ Vortrag des Hauptlehrers Fr. Glaser-Mannheim, Leiter der Versuchs-Station Mannheim zur Bekämpfung der 5 stattfindenden Stechmücken- oder Schnakenplage, über: Famile. Abend; „Naturgeschichte der Schnaken und Bekämpfung derselben“. Wir laden zu diesem zeitgemässen, interessanten Vortrage, der durch zahlreiche Abbildungen, Präpa- rate etc. unterstützt wird, nicht nur unsere verehr- lichen Mitglieder, sondern alle Interessenten ein und bitten in Anbetracht der Wichtigkeit des Themas um recht zahlreiche Beteiligung. Au c h Damen sind willkommen. Im Anschluss hieran: Ordentl. Generalversammlung. Tagesordnung: Jahresbericht; Rechnungsablage; Vorstandswahl; Verschiedenes. Der Vorstand. 9282 . ein Teutonia. 5 + Sonntag, den 28. Januar findet unsere 0 Kaisers: Geburtstagsfeier (Konzert, Ball. Verlosung) im Gasthaus Zum Fürsten Alexander“ bei Kamerad Jean Haas 12. statt. Anfang 8½ Uhr Abends. 0 Hierzu laden wir unsere Xameraden nebst werten Angehörigen freundlichst ein. Der Vorstand. port-Verein Viernheim. Sonntag nachm. 3 Uhr im Lokal„Zum Darmſt. Hof“ General⸗Verſammlung wozu wir unſere aktiven und paſſiven Mitglieder erg. einladen. Tages⸗Ordnung: 1. Jahresbericht, 2. Entlaſtung des Vor⸗ ſtandes, 3. Wahl des Geſamtvorſtandes, 4 Verſchiedenes. Vollzähliges Erſcheinen erwartet Der Vorſtand. Licht-Spiel-Haus Viernheim. Gasthaus zur Gambrinushalle. Schlager- Pfogramm auf morgen Sonntag, den 28. Januar s Hauptschlager: Der Einbrecher als Kankenschwestel höchst spannendes und dis fergreifendes Ur ama. Sececeee dee led gebeten, Mittzr-Krieger-Vorein„Hassia“. 5 Zur Feier dos Geburtsfeſtes 0 Sr. Maj. des deutſchen Kaiſers veranſtaltet unſer Verein am Sonn ⸗ tag, 28. d. Mts,, abends 8 Uhr im Weaſihaus„Zum weißen Roß“ ein zert. berufene Ball ö Im Konzert gelangen neue großartige Militär- Ge⸗ ſamtſpiele zur Aufführung. Eine Verloſung findet ebenfalls ſtatt und erhält jeder Kamerad beim Ein- tritt zum Feſtlokal eine Gewinn⸗Nummer. Den Kameraden. welche auf eine 25jährige Mit⸗ gliebſchaft zurückblicken, wird bei dleſer Gelegenhelt ein neues Vereins abzeichen überreicht. Es wird gebeten, auch Gegenſtände zur Ver- loſung ſtiften zu wollen. Hierzu laden wir dle werten Kameraden mit ihren Familien⸗Angehörigen hoͤflichſt ein. Mit kameradſchaftlichem Gruß! Der Vorſtand. NB. Mütze und Vereins abzeichen ſind anzulegen. „„„„% Militär-Herrin Germania Sonntag, den 28. Jaunar, nachm. präzis 3 Uhr, findet bei Kamerad Knapp in der Wirtſchaft„Zur Germania“ unſere diesjährige General- Versammlung ſtatt. Tagesordnung: 1. Rechenſchaftsbericht und Entlaſtung des Vorſtaudes; 2. Wahl des Vorſtandes; 3. Verſchiedene Angelegenheiten. Die Mitglieder werden um zahlreiches und pünktliches Erſcheinen gebeten. Der Vorſtaud. Mämer-Besang-Verein Vlernheim. Am Sonntag, den 28. Jaunar, nachmittags 1 Uhr ordentl. Generalversammlung im Gaſthaus„zum Engel“. Tages⸗Ordnung: 1. Jab resbericht; 2. Röchnungsablage; 3. Vorſtandswahl; 4. Verſchiedenes. Um vollzähliges Erſcheinen aller aktiven und recht zahl- reiche Beteiligung unſerer paſſiven und Ehrenmitglieder wird Der Vorſtand. NB Am Donnerstag, den 25. d. Mts. Vorſtands⸗ Sitzung im Gaſthaus zum deutſchen Kalſer. Geſangverein Züngerbund. Samstag, den 27. d. Mts, abends halb 9 Uhr findet im Vereinslokal Haſthaus zur Germania unſere alljährliche General-UVerſammlung ſtatt, wozu die aktiven und paſſiven Mitglieder höflichſt ein⸗ geladen find und bitten um rege Beteiligung. Der Vorſtaud. facfabrer- Verein„Eintracht“ Viernheim. Mitglied des Süddeuiſchen Rennfahrer ⸗ Verbands Ortsgruppe Viernheim. Am Sonntag, den 28. Jaunar I. Js, nach⸗ mittags punkt 1 Ubr findet im Lokale Gaſthaus zur Ein⸗ tracht unſere 5. or deutliche General- Versammlung ſtatt. Tagesordnung: 1. Jahresbericht und Rechnungsablage, 2. Entlaſtung des Vorſtandes, 3. Neuwahl desſelben, 4. Aufnahme neuer Mitglieder, 5. Verſchiedenes. Wir laden unſere werten aktiven und paſſiven Mit- glieder hierzu höͤflichſt ein und bitten im utereſſe der wichtigen Tagesordnung um zahlreiches und pünktliches Er⸗ ſcheinen. Der Vorſtand. Der Taugenichts. tief ergreifend ber Napf des Grossvaters, pack. Drama Die Flammenrüstung sehr spannend pifke als Droschkenkutscher, Schlager Moritz als Apotheker sehr humorvoll Die Sinn pflanze hochinteressant Die Truppe Viktor Akrobatinnen 1. Platz 40, 2. Plat 30 und Kinder 10 Pig. Zu tahlreichem Besuche ladet höflichst ein Jakob Faltermann. Verkaufe von heute ab sämtliche Winterwaren it 10 Prozent Rabatt. Nik. Brechtel IV. Lorscherstrasse Nr. 11. Durch die Poſt bezogen ö Fernſprech⸗Nr. 20 jernheimer Viernheimer Nachrichten Bezugspreis: 9, Pf. monatlich einſchl. Bringerlohn. Mk. 1.14 vierteljährlich. Viernheimer Zeitung (Heſſiſch⸗badiſcher Grenzbote) inzeig Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeisterei Viernheim Geleſenſte und verbreitetſte Feitung am hieſigen Platze Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Vieruheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. [Gegründet 1834 0 Nr. 11. eee Samstag, den 27. Januar 1912. 28. Jahrgang. Heil Kaiſer Dir! p Am heutigen Tage, an dem unſer Kaiſer ſein 53. Lebensjahr vollendet, nahen wir uns dem Throne und bringen unſere Glückwünſche dar. Nicht in ödem Servilismus, ſondern als aufrechte Männer, denen die Königstreue mehr iſt als eine Phraſe, die ſie aber trotzdem nicht täglich im Munde führen. Wir wiſſen, was wir an unſerem Kaiſer haben: Einen Mann, der in ehrlichem Streben das Wohl ſeines Volkes will. Mögen wir auch mit der einen oder anderen Handlung des Kaiſers nicht ganz einverſtanden 9 ſo ſind wir doch Überzeugt, daß in ihm der ehrliche Wille ſteckt, dem Wohle der Geſamtheit zu dienen, und daß alle 0 Handlungen von dieſem Willen diktiert ſind. In ieſem Jahre, wo über 100 Erkorene der Partei des Umſturzes in das Vertreterhaus des deutſchen Volkes einziehen, iſt es von beſonderer Wichtigkeit, daß alle Anhänger des Morerchismus ſich um den Thron ſcharen, ihn zu gen. Bei uns iſt es ſeſte Ueber⸗ zeugung, daß Preußen ohne eine monarchiſche Spie niemals emporgekommen ſein würde, daß das Deu. he Reich aber mit ſeiner unendlichen Mannigfaltigkeit der Intereſſen und Anſichten auf wirtſchaftlichem ſowoh!l als a ſozialem, als auch ethiſchem, beſonders reli⸗ Gebiete zuſammenbrechen müßte, wenn ſeine Einheit nicht eine Verkörperung in einer über allen Intereſſen ſtehenden Perſönlichkeit, eben dem Kaiſer, Die Vaterlandsliebe, die Liebe zum Mo⸗ narchen iſt es, die den Mann zum Bürger, den Bürger zum echten Manne macht; ſie iſt die Erzeugerin der Teilnahme, die Siegerin über die Selbſtſucht. Sie iß das feſteſte Band, wodurch ein Volk in den ſchwerſten Stürmen der Zeit mit der größten Bereitwillig it nicht aufhört, ſich zu unterſtützen, zu lieben und in⸗ zufeuern. Dieſe Liebe macht uns nicht zum bedin⸗ gungsloſen Lobredner aller kaiſerlichen Taten, dieſe Liebe ſitzt tiefer. Das Vaterland. Der Tag bricht an, der Nebel iſt verſchwunden, Im Glanz des Lichtes ſtrahlt dein friſches Grün, Mein Vaterland. Geheilt von frühern Wunden, Erhebſt du dich jetzt kräftig, ſtark und kühn; Ein edler Geiſt beſeelt die Millionen, Geleitet von des Kaiſers ſtarker Hand, Geachtet vor den ſernſten Nationen,— Iſt ſtolz der Deutſche auf ſein Vaterland! 3 Und tobten rings um uns des Aufruhrs Flammen, Und rüſtet ſich die ganze Welt zum Kampf, So halten Deutſchlands Söhne treu zuſammen, Und ſtehen ſeſt in Schlacht und Pulverdampf, Ein jeder weiht ſein Blut der heil'gen Erde, Wo er der Kindheit Blütentage fand, Enteilet raſch dem väterlichen Herde, Sobald es gilt für Fürſt und Vaterland! Ja, überall in Tal und Bergeshöhen, Selbſt in der Erde nachtumhülltem Schacht N Siehſt du die Söhne von den Vätern ſcheiden, Gehüllt in einfach ernſte Waffenpracht. Doch ſenkt ſich rings, wo deutſche Adler ſtehen Der Nachbarn kühne, ſtark bewehrte Hand, Denn drohend ſieht man Deutſchlands Banner wehn! Frei rauſcht der Aar durchs freie Vaterland. Er lebe hoch im Rauſchen ſeiner Flügel, Oft führte er uns ſchon zu Sieg und Ruhm, Und ging die Bahn auch über Totenhügel, So wird uns doch der Freiheit Heiligtum. Doch laßt das Heilige uns heilig achten, Als ein die Ordnung ſichernd Unterpfand, Und laßt euch nie vom irren Wahn umnachten!, Ehrt ihr euch ſelbſt und euer Vaten—.— Die Entſcheidung. Der letzte Tag der Stichwahlen. . Der rieſenhafte Anſturm, den die liberalen Par⸗ teien bei dieſer Wahl gegen die Konſervativen und die dieſen naheſtehenden Parteien unternommen haben, ließ ſich in ſeinen Wirkungen auch nach dem zweiten Stich⸗ wahltage noch nicht völlig überſehen. obaleich nur noch N Unter eherner Fauſt. Roman von Emmy von Borgſtede. 331 Nachdruck verboten.) Auch auf Helas Geſicht war nichts von den Seelen⸗ kämpfen und Seelenſchmerzen zu leſen. Sie war bisher nicht von Herbachs Lager gewichen, ſie, Rüdiger und Uſcha hatten alles zur Linderung ſeiner Schmerzen verſucht. Nun forderte die Höflichkeit gegen den Mann, der ihn retten ſollte, ihr Er⸗ ſcheinen, und ſie kam. Ihre Hände reichten ihm die Kaviar⸗ brötchen und boten ihm nach alter, ſchöner Sitte das Weinglas. Der feurige vorzügliche Portwein rann wie Feuer durch ſeine Adern und räumten den letzten Anflug von Überwachtſein hinweg. „Nun alſo, verehrter Herr Baron, darf ich bitten, mich immer ein wenig in das Krankheitsbild einzuweihen. Wohl Ihre Frau Gemablin?“ „Nein, Herr Profeſſor, ich bin Junggeſelle. Es handelt ſich um Ihren Herrn Kollegen aus Rehberg, der in unſerm Hauſe krank wurde.“. „Ein Freund von Ihnen alſo?“ Da ſchauten ſich die Geſchwiſter an und um beider Lippen flog ein ſchnelles Zucken. Dann entgegnete Rüdiger: „Das wohl eben nicht, aber ein Menſch, der unſer bedurfte.“ Da betrachtete der berühmte Mann ſeinen Wirt ſehr genau und ſehr überraſcht. Wie mochte der zu dieſen vorſündflutlichen Gedanken kommen und das wunderſchöne Mädchen an ſeiner Seite ſchien ſie zu teilen. Er räuſperte ſich bedeutſam und fragte dann: „Wie äußern ſich die Symptome der Krankheit, bitte?“ Es iſt leider kein Irrtum mehr möglich, Herr Doktor Herbach hatte es auch noch ſelbſt erkannt, Herr Profeſſor— die Krankheit iſt die aſtatiſche Cholera.“ „Verzeihen Sie, Herr Baron, wenn Sie nicht ſo ernſt vor mir ſtänden, müßte ich annehmen, daß Sie ſcherzten. Aſiatiſche Cholera, das iſt ein ſehr böſes Wort, ein Wort zum Fürchten. Man pflegt ſich ſolche Kranke nicht gerade ins Haus zu holen.“ „Aber man pflegt ſie auch nicht auf der Landſtraße liegen und ſterben zu laſſen,“ antwortete Herr von Berkenſtein, ſich noch etwas höher reckend, mit einem ſtolzen, ja hochmütigen Ton in der Stimme.„Noch einmal, Herr Profeſſor, es hat mir unendlich leid getan, Sie beläſtigen zu müſſen, aber unter dieſen Umſtänden.— Wollen Sie jetzt die Güte haben, den Kranken zu ſehen?“ Der berühmte Mann antwortete nicht. Er polierte ſeine Brille und ſann dabei darüber nach, was für eine ſeltſame Spezies Menſch ihm hier begegne. Daß Eltern ihre Kinder, Geſchwiſter ihre Geſchwiſter, die Gatten den Gatten verließen vom Poſaunenton des Wortes aſiatiſche Cholera aufgeſchreckt, das hatte er ſchon erlebt. Daß aber ein reicher, vornehmer und dennoch auch glücklicher Mann Furcht und Anſteckung hineintrug in ſein friedliches Haus aus reiner Nächſtenliebe, nein, das war ihm noch niemals vorgekommen, noch niemals! Dann unterſuchte er den Kranken lange und eingehend und erklärte: „Der Fall iſt ſehr ernſt. Wir haben gar keine Unterſtützung in der Lebenskraft des Kranken, denn allem Anſchein nach ſind die Nerven meines jungen Kollegen vollſtändig zerrüttet, und das iſt immer ein ſehr boſes Ding. Haben Sie eine Ahnung, wie er ſich die Krankheit zugezogen hat, Herr Baron?“ „Mein Kutſcher erzählte von einer armen Frau, der er das Leben gerettet haben ſoll, ich ſelbſt ſtehe vor einem Rätſel.“ Zu Hela zurückgekehrt, bielt es der berühmte Mann für ſeine Pflicht, der Dame noch einmal das Gefährliche ihrer Gut⸗ herzigkeit klar zu machen. „Mich haben Gnädige zwar bereits zu Ihrem Gefangenen gemacht und müſſen mich einige Tage bei ſich dulden, in J. bin ich vorläufig unmöglich, aber lieber will ich mich von Wurzeln des Waldes nähren, als Sie in Gefahr wiſſen.“ Hela von Berkenſtein ſah den Arzt groß und lange an. In —— 9 2———— 34 Mandate unbeſetzt waren. Nach den Stichwahlen am Montag konnte man höchſtens erkennen, daß die ganz kleinen Gruppen, Dänen, Welfen, Polen, Elſäſſer, Re⸗ formparteiler, im kommenden Reichstage in einem bis⸗ her nie gekannten Grade zur Macht gelangen werden, weil es ſich bei den Entſcheidungen immer um ganz ver⸗ ſchwindende Stimmenzahlen handeln wird. Nach dem 2. Stichwahltage ſtand die Rechnung ſo: Linke: Sozialdemokratie 99 Mandate, Nationalliberale 38 Mandate, Volkspartei 39 Mandate, Wilde 1 Mandat. Zuſammen 177 Mandate.— Rechte: Centrum 91 Man⸗ date, Rechte 68 Mandate, Polen 16 Mandate, Wiloe, Elſäſſer, Welfen uſw. 12 Mandate. Zuſammen 187 Mandate. Die Mehrheit im Reichstage iſt nun 198(1 Stimme mehr als die Hälfte von 397). 34 Mandate ſind noch zu vergeben, und da wird es ſich fragen, ob die Links⸗ parteien die ihnen noch fehlenden 21 oder die Rechts⸗ parteien die noch fehlenden 11 Stimmen erobern werden. Stärke der Parteien. Im neuen Reichstage haben Sitze: Sozialdemokraten 110(53) Centrum 93(103) Konſervative N 42(59) Nationalliberale 5(51) Volkspartei(49) Polen(20) Wirtſch. Vereinigung u. Antiſ.(21) Reichspartei(25) Welfen(5) Elſäſſer und Lothringer(8) Dänen 1 Wilde(6) Bauernbund(— Bayeriſcher Bauernbund(3) Der Krieg in Tripolis. Eine neue Niederlage der Italiener bei Tripolis. Der Kriegskorreſpondent des Londoner„Dat! Expreß“, der ſich in Tripolis im türkiſchen Lager auf⸗ hält, berichtet, daß die Italiener Mittwoch in einem Gefecht mit den Türken, als ſie den Verſuch machten, Sanſur, das ſie kürzlich räumen mußten, wieder zu beſetzen, ſchwere Ver luſte erlitten haben. Drei Bataillone Infanterie und eine kleine Abteilung Ka⸗ dallerie wurden nach einem ſehr hartnäckigen Kampfe zurückgeſchlagen. Die Araber verfolgten die Feinde bis vor Gargareſch, das nur wenige Kilometer von der Stadt Tripolis entfernt liegt. Sechzig gefal⸗ lene Italiener wurden allein in den Laufgräben ge⸗ funden. Die Verluſte der Araber waren ebenfalls be⸗ trächtlich. Sanſur liegt etwa zwölf Kilometer ſüd⸗ weſtlich von der Stadt Tripolis und iſt ein für die weſtliche Stellung der Italiener bezw. für das zu be⸗ —— 222 22228 0 22 ihren dunklen Augen las er Erſtaunen und Abweifung. Dann 0 ſagte ſie ernſt: „Ein Soldat, der ſeinen Poſten verläßt, würde Ihnen ver⸗ ächtlich ſein, Herr Profeſſor, und mich fordern Sie zur Fahnen⸗ flucht auf: Bei meinem Bruder iſt mein Platz, mit meiner Einwilligung iſt der Leidende bei uns im Hauſe. Außerdem würde ich Rüdiger nie verlaſſen, wie er mich nie verläßt.“ „Das Blut Ihrer Ahnen regt ſich in Ibnen, Gnädige,“ entgegnete der große Mann liebenswürdig und zuvorkommend und ſetzte dann ernſt hinzu: „Aber es ſtände beſſer um die Welt und die Menſchheit, wenn mehr dächten gleich Ihnen.“ Schon am andern Tage hatte ſich Profeſſor X. mit ſeiner „Entführung“, wie er es nannte, vollkommen ausgeſöhnt. Es war doch etwas Merkwürdiges um dieſe vornehmen Leute. Sie waren unverkennbar in tiefſter Sorge um den Kranken, der anſcheinend ſeiner Auflöſung entgegenging und doch ging der ganze Haushalt am Schnürchen. Die Geſchwiſter plauderten ruhig und freundlich mit dem Gaſt, fanden ſtets Zeit für ihn, und niemals hörte er von Fräulein von Berkenſteins Lippen irgendeine Klage. Das waren die, die nicht jammern und ſchreien, aber auch die, welche nie vergeſſen. Der Profeſſor wußte das wohl. Er war ein großer Menſchenkenner. Sein Beruf führte ihn unter ſo viele. Faſt beim erſten Sehen batte er in den Herzen geleſen. Aus kleinen Verhältniſſen batte er ſich unter Mübe und Kampf emporgearbeitet und war noch immer etwas demokratiſch geſonnen. Aber Berkenſteins impo⸗ nierten ihm. Das war das Edelmannstum in ſeiner ſchönſten Blüte, wie es ihm bier entgegentrat. Treu gegen einander, Schutzherrn den Armen und Elenden, ſo ſollte es ſein. Und darum küßte er freiwillig die Hand des bleichen Mädchens, ſprach mit dem Baron wie mit einem Sohn und dachte allen Ernſtes daran, ob er von ſei ier Tauſendmarktaxe für den Tag in dieſem Falle nicht abge!l en ſollte. Der Erkrankte war ja zudem ein Kollege, obwohl er indirekt zu ihm gerufen wurde. Nun, er würde ja ſehen. Cortſetzung ſolat⸗ ſenigende Dreieck Sanfur⸗Ain Bara Tadſchun ich f tiger Ort. ö 1 Türriſche Soldaten in mißlicher Lage. N Aus Port Said wird gemeldet, daß dort über 5000 Türken in verwahrloſtem Zuſtande, da ſeit Monaten keine Löhnung gekommen iſt, jeſtliegen. Sie können wegen der jitalieniſchen Wachtſchiffe im Roten Meer nicht vorwärts und wegen des Aufſtandes in Yemen nicht zurück. Die Kämpfe bei Zuara und Tobruk. Nach amtlichen türkiſchen Meldungen warfen die Italiener in heftigem Feuer am 19. d. M. an tauſend Bomben nach Zuara, wo die Stadt und die Kaſerne ſtark gelitten haben. Die Kriegsſchiffe zogen ſich nachts zurück. Ferner bombardierten die Italiener den en von Defne bei Tobruk, vermochten indes den iderſtand der Verteidigung nicht zu brechen und keine Truppen zu landen. Ein italieniſches Kriegs⸗ ſchiff ſank dreißig Meilen vor Tobruk. Die Revoluton in China. Die Verwirrung in der kaiſerlichen Haupt. ſtadt hat ihren Höhepunkt erreicht. Die wi ſerſprechend ſten Gerüchte über die Haltung des Thrones ſind in Umlauf. Die Erregung der Bevölkerung iſt grenzen Ibs. Geradezu erſchütternd hat die Meldung gewirkt daß im Laufe einer am Dienstag ſtattgefundenen Be— ratung der Mitglieder des kaiſerlichen Hauſes die Kai⸗ ferinwitwe erklärt hat, die Hilfe der Japaner aurufen zu wollen, um mit der Unterſtützung der Truppen es Nachbarreiches die Revolution niederzuwerfen. Die Kaiſerinwitwe wies die Prinzen Tſai⸗Hſun und Tſao⸗ Tao darauf hin, daß bereits beim Ausbruch der Re— volution der Mikado in einem an ſie gerichteten Schreiben perſönlich die Unterſtützung Japans zur Be⸗ wältigung des Aufſtandes angeboten habe. Der Mit⸗ glieder des Kabinetts bemächtigte ſich während der Be⸗ ratung die größte Beſtürzung, da ſie ein Eingreifen Japans für ein grö ßeres Unglück halten als die Revolution ſelbſt. Das Miniſterium hatte deshalb in unzweideutiger Weiſe ſeine Abſicht kundgegeben, ſofort zurückzutreten, falls die Kaiſerinwitwe auf ihrer Abſicht beſtehen ſollte. Juanſchikai ſoll ſich in einer ver⸗ zweifelten Lage befinden. Er wird ſowohl von den Republikanern wie von den Kaiſerlichen mit Miß⸗ trauen beobachtet. Sein Einfluß auf den Thron hat durch das Auftreten Thieliangs große Einbuße er⸗ tten. Aus alledem geht hervor, daß die Lage ſo ungewiß und dunkel wie möglich iſt. Man ſteht zweifel⸗ los am Vorabend neuer, großer Ereianiſſe. . Die Japaner ſind übrigens zu einem Eingreifen jederzeit bereit. Japaniſche Blätter bringen Meldun⸗ gen über die Mobiliſierung der 1 2. Diviſion. Sie ſoll in einer Stärke von 12000 Mann zuſammen⸗ geſtellt und vom Hafen Mo ji aus nach der Mand⸗ ſchurei verſchifft werden. Als Landunasort ſei Dai⸗ ren in Ausſicht genommen. Die Entſendung der Di⸗ viſion nach der Mandſchurei wird in den Blättermel⸗ dungen mit der Notwendigkeit des Schutzes der japani⸗ ſchen Staatsangehörigen in der Mandſchurei begründet. Juanſchikai will fliehen. Nach einer Depeſche aus Tientſin beſtätigen ge— heime Meldungen die Gerüchte, nach welchen Juan⸗ ſchikai beabſichtigt, Peking bei der erſten ſich bie⸗ tenden Gelegenheit zu verlaſſen und in der briti⸗ ſchen Konzeſſion von Tientſin Wohnung zu nehmen. Die Mandſchus fahren fort, ſich den Abſichten Juau⸗ ſchikais zu widerſetzen. Dieſer ſoll ſeinen alten Trup⸗ pen Beſehl erteilt haben, ſich unverzüglich nach der Hauptſtadt zu begeben, um etwaigen Ereigniſſen die Stirn bieten zu können. Man meldet aus Peking, daß ſich nur 2000 Soldaten gegenwärtig in der Hauptſtadt befinden, und daß, wenn ein Angriff auf die Europäer und die Amerikaner ausgeführt würde, eine Garantie für das Leben undéEigentum der letzteren nicht gewährleiſtet werden kann. Man geht— man geht nicht ö Aus Peking wird gemeldet, daß durch einen kaiſerlichen Erlaß bekannt gemacht wird, die Dyna ſti e werde nicht ohne weiteres abdanken, ſondern die Entſcheidung einer Nationalverſamm⸗ lung über die zukünftige Regierungsform Chinas ab⸗ warten. Der Erlaß iſt in ſehr verſöhnlichen Worten abgefaßt. Es wird dann insbeſondere das Beſtreben betont, die innerpolitiſchen Differenzen ohne Blutver⸗ gießen zu ſchlichten. Sunjatſen und Jnanſchikai. Die Friedensverhandlungen haben eine unerwartete Wendung zum Beſſeren genommen. Dr. Sun jatſen hat ein in den freundlichſten Ausdrücken abgefaßtes Telegramm an Juanſch ikai geſchickt, in dem er das Mißverſtändnis aufklärt, das ſein neuliches Ultimatum an Juanſchikai verurſacht hatte.— Das Edikt über die Abdankung des Thrones wird vor dem 29. Jan., dem Tage des Ablaufes des Waffenſtillſtandes, erwartet. Rundſchau. Politiſche a— Berlin, 26. Januar. — Der Kronprinz iſt Freitag morgen in Berlin ein⸗ getroffen. — Der Staatsſekretär des Reichskolonialamtes Dr. Solf iſt Donnerstag abend von England abgereiſt. 4 — Staatsſekretär v. Kiderlen⸗ Waechter trifft am Freitag morgen wieder in Berlin ein. Der Kaiſer und die Reichstagswahlen. Wie das„B. T.“ hört, hat der Kaiſer ſich bei den Feſt⸗ lichkeiten zur Feier des 900. Geburtstages des alten Fritz am Mittwoch ſcherzend und ſehr gut gelaunt zu verſchiedenen Pexſönlichkeiten über das Wahlreſultat im 1. Berliner Reichstagswahlkreiſe ausgeſprochen. U. u. hat er lächelnd geſagt:„Mein Schloßbezir! hat den Fortſchrittsmann herausgehauen.“ — Das engliſche Königspaar iſt auf ſeiner Rück⸗ dehr von der Indienreiſe in Malta eingetroffen. Das zur Begrüßung anweſende franzöſiſche Geſchwader ſalutierte. r „ Hedur Sfeter Friedrichs des Großen ſand am wertr⸗ voch in Berlin im Weißen Saale des Schloſſes eine Feſtſitzung der Königl. Akademie der Wiſ⸗ ſenſchaften ſtatt, der der Kaiſer beiwohnte. In ziner längeren Rede bezeichnete der Kaiſer die Mit⸗ Mieder als die„geiſtige Elitetruppe, die Fried⸗ 1 0 der Große angeworben und auf ihren Poſten ge⸗ ſtellt hat“. Er kündigte mehrere Stiftungen an, die er der Akademie aus den Schriften des großen Preußen⸗ ſönigs machen will und ſchloß: Uns aber ziemt es, des Großen Königs Werk auszubauen und die Kräfte zu nutzen, die Gottes Weisheit und unendliche Güte in ihm unſerem Preußenvolk geſchenkt hat. Dazu an meinem Teile zu wirken, wird man mich ſtets bereit finden. Und ſo will ich auch die Akademie der Wiſſenſchaften weiter in meinen beſonderen klandesväterlichen Schutz nehmen und ihr zur Erreichung ihrer Ziele ein Helfer ſein. Des zum Zeichen habe ich in Ausſicht genommen, ihr die erſehnte Verſtärkung bhrer Mitgliederzahl in der philoſophiſch⸗ hiſtoriſchen Klaſſe vor allem für die hiſtoriſchen und ſtaatswiſſenſchaftlichen Fächer zuteil werden zu laſſen und ſo die alte Gleichheit in den Sitzen der beiden Klaſſen wie⸗ derherzuſtellen. Des weiteren werde ich darauf bedacht ſein, daß ihr die erforderlichen Mittel zur Er⸗ füllung der ihr obliegenden bedeutſamen Aufgaben, na⸗ mentlich auf dem Gebiete der deutſchen Sprachfor⸗ ſchung, in ausköm mlichem Maße gewährt werden. Die Akademie aber wird, ſo vertraue ich, den großen und freien Geiſt, in dem ihr zweiter Begründer in ihr und auf ſie gewirkt hat, in ihrer Mitte ſtets lebendig halten zum Segen der Wiſſenſchaft und zum Heile des Vaterlandes. (:) Noch eine Wahlrechtsänderung. Auch K oburg⸗ Gotha will eine Aenderung des Wahlrechts zum ge⸗ meinſchaftlichen Landtage vornehmen. Dem Landtage wird eine Vorlage betreffs Einführung direkter Wahlen zum Landtage zugehen. Der Landtagsaus⸗ ſchuß iſt zunächſt um eine gutachtliche Aeußerung er⸗ ſucht worden. s 29 Die ſchwere Erkrankung eines ſozialdemokrati⸗ ſchen Führers. Der frühere ſozialdemokratiſche Reichs⸗ tagsabgeordnete und Gewerkſchaftsführer Böme lburg iſt unheilbar erkrankt. Er leidet an einer ſchweren organiſchen Erkrankung des Gehirns und Rückenmarks, die bereits zu dauernd ſchwerer geiſtiger Störung geführt hat. Selbſt wenn in dem Leiden ein neuer Stillſtand eintreten ſollte, wird ein dauernder geiſtiger Defekt beſtehen bleiben, der Bömelburg un⸗ fähig macht, ſeine frühere Tätigkeit jemals wieder auf⸗ zunehmen. Von Bömelburg ſtammt der bekannte Ausſpruch:„Partei und Gewerkſchaften ſind eins.“(Stuttgart 1902.) 12 Der braunſchweigiſche Landtag wurde am Mitt⸗ woch eröffnet. Der Herzogregent verlas eine Thron⸗ rede, in der es u. a. heißt, der Landtag trete zu einer Zeit zuſammen, wo die treu zu Kaiſer und Reich ſtehende Bevölkerung Deutſchlands mit ernſtem Blick in die Zukunft ſehe, einer Zeit, in welcher manche Um⸗ ſtände davon zurückhalten könnten, an bewährten Ein⸗ richtungen des Staates Aenderungen vorzunehmen Dennoch habe dies zu geſchehen, und unter Zugrunde⸗ legung der direkten und geheimen Wahl nach dem Dreikla ſſenwahlſyſtem würden dem Landtag ſogleich die Entwürſe eines Geſetzes über die Zuſam⸗ menſetzung der Landesverſammlung und eines Geſetzes über die Wahlen zur Landesverſamm⸗ lung zugehen. Neben dem die Landtagswahlen betref⸗ fenden Geſetz werden dem Landtage die Voranſchläge der Einnahmen und Ausgaben angekündigt. Die Fi⸗ nanzlage des Herzogtums wird bei Beibehaltung der nur für die laufende Finanzperiode bewilligten Steuer- zuſchläge als nicht ungünſtig bezeichnet. 1 Neue Ritter des Ordens„Pour le merite“. Bild hauer Profeſſor Dr. Louis Tuaillon-Berlin, Ge⸗ heimrat Dr. Koſer⸗Berlin und Geheimrat Dr. Wil⸗ helm Wundt Leipzig wurden vom Kaiſer zu ſtimm⸗ berechtigten Rittern des Ordens Pour le merite für Wiſſenſchaften und Künſte ernannt. Portugal. 1 Gerüchtweiſe verlautet, daß es in Portugal zu einer Miniſterkriſis gekommen ſei. In Evora iſt es zu einem Zu⸗ ſammenſtoß zwiſchen ausſtändigen Land a rbeitern und der republikaniſchen G arde gekommen, wobei meh⸗ rere Perſonen verletzt und eine getötet wurde. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen. Amerika. Braſilien. E In Braſilien ſind wieder neue Unruhen ausgebrochen. Im Diſtriktskommando Ceara herrſcht vollſtändige Anarchie; der Handel iſt vollſtändig lahmgelegt. Es finden Stra⸗ zenkämpfe ſtatt, und die Revolutionäre haben Bar⸗ rikaden errichtet. Die Bundestruppen verhalten ſich auf höheren Befehl neutral. Der Regierungspalaſt iſt angegriffen worden, und der Präſident hat nach länge⸗ rem Widerſtande abgedankt. Der Vizepräſident hat die Uebernahme der Geſchäfte wegen Mangels an Garantien abgelehnt. Deshalb hat die Bundesregierung dem Kom⸗ mandanten die Wiedereinſetzung des Präſidenten befohlen. In Bahia iſt es aus Anlaß der Wiedereinſetzung der alten Regierung zu neuen Konflikten und Unruhen gekommen. Paraguay. : Die Regierung von Parag uah hat auf das Ukti⸗ matum Argentiniens keine Antwort erteilt; infolge⸗ deſſen ſind die diplomatiſchen Beziehungen ab⸗ gebrochen worden. Ecuador. : Ein Telegramm aus Guayaquil(Eeuador) berich⸗ tet, daß in der dortigen Kaſerne eine Exploſion erfolgt iſt, wobei über 60 Perſonen getötet oder verwundet wur⸗ den. Einzelheiten fehlen noch. Die Vermutung liegt nahe, daß die Exploſion ein Werk der Revolutionäre iſt, deren Aufſtand vor einigen Tagen unterdrückt wurde. Soziales. Der Segen der Invalidenverſicherung. Nach einer ſoeben erſchienenen amtlichen Nachweiſung wur⸗ den im Jahre 1910 in der Invalidenvezſig g 9 ins⸗ ſeſamt an Beiträgen eingenommen 197 353 960 M. er Reichszuſchuß beträgt 1 535 217 M. 138 667 Ren⸗ ten wurden als im Jahre 1910 zugegangen behan⸗ delt, nämlich 114755 Invalidenrenten, 12 287 Kran⸗ N 5 E Eine mene Kaiſerrede. Aus Anlaß der 200 kenrenten und 11625 Altersrenten im durchſchnitt⸗ — lichen Jahresbetrage von 176,93 Mark, 175,74„art und 164,31 Mark. An Beitragserſtattungen und 34 923 in Todesfällen. 18 Für das Heilverfahren wurden einſchließlich der Ausgaben für Unterſtützungen an auge ion in Heilbehandlung genommene Perſonen in 00 bon 2039 218 Mark insgeſamt 21 102 166 Mark verausgabt. Die Aufwendungen für Invalidenhaus⸗ pflege beliefen ſich auf 1 216 405 Mark. An Ver⸗ waltungskoſten überhaupt wurden 21 367 298 M. verausgabt. 6 Am Schluſſe des Jahres 1910 belief ſich das Ver⸗ mögen der Verſicherungsanſtalten und der für die reichsgeſetzliche Verſicherung beſtimmte Teil des Vermö⸗ gens der Kaſſeneinrichtungen auf 1662 158 740 M., wozu noch der Buchwert der Inventarien mit 6 666 869 Mark tritt. Schwere Streikausſchreitungen. In Portugal ſtreiken die Landarbeiter; infolgedeſſen kam es in Evora zu ernſten Zuſammen ſtößen zwiſchen den Ausſtän⸗ viſchen und der Polizei. Ein Arbeiter wurde ge⸗ tötet, und auf beiden Seiten gab es Verwundete. Die Weſchäfte blieben geſchloſſen. Man rechnet als weitere Folge dieſer Vorgänge mit einem Generalſtreik in Liſſabon und anderen Hauptplätzen des Landes. In Liſſabon hat die ſo⸗ zialdemokratiſche Union zunächſt eine Proteſterklärung gegen das ſcharfe Vorgehen der Behörden beſchloſſen. gentrum hoch! Mit Stolz und Genugtuung blicken wir Zentrumswähler auf den Wahlkampf zurück. Der Zentrumsturm ſteht feſt und unerſchütterlich da. Der Kampf, der von liberal ⸗freiſtunig · ſozialdemokratiſcher Seite gegen ihn geführt wurde, iſt glor⸗ reich abgeſchlagen durch die Treue und Einſicht ſeiner Wähler. Wir ſind Männer eigener Kraft. Aus eigener Kraft haben wir mit den Elſäſſern und Welfen über 100 Mandate er⸗ rungen. Ein„Bravo“ jenen wackeren Zentrumswählern, die ſich allein auf weiter Flur ihren klaren Menſchenverſtand be⸗ wahrt haben, während allenthalben eine Schwindelel, eine Raſerel, eine Unehrlichkeit Platz griff, die wohl ihresgleichen ſucht in der Wahlgeſchichte. Man hat wahrhaftig den Ein⸗ druck gehabt, als ſei die Hölle mit all ihren Lügenkünſten losgelaſſen. Alles iſt losgeſtürmt gegen den Zentrumsban. Der Erfolg trat ein, aber anders wie man erwartet. Die rote Flut ſchwoll an und überſchwemmte in Bedenken erregen der Weiſe„das von den Liberalen ſo heiß geliebte Vaterland.“ Eines nur ragt heute ſtolz aus der Flut empor. Es iſt der Zentrumsturm. Nicht allein für fich hat er der roten Sturm⸗ flut Einhalt geboten. Er hat auch einer großen Zahl Anders- geſinnter eine Zuflucht geſchenkt, als die roten Gewäſſer heranbrauſten. Ueber 200 000 Zentrumsſtimmen ſind im erſten Wahlgang ſchon für rechtsſtehende Parteien abgegeben worden. Und in den Stichwahlen hat das Zentrum noch eine ganze Reihe Liberaler aus dem roten Meer herausgezogen, eingedenk ſeiner nationalen Pflicht und trotz der gewiſſenloſen Bekämpfung von ſeiten dieſer Liberalen. Ohne die Hilfe des mit blindem Haß verfolgten Zentrums wäre heute noch man⸗ chis liberale Gefilde vom roten Sumpfe dedeckt, wir hätten wenigſtens 20 Anhänger der Revolution und des Volksverrates mehr im neuen Reichstag. Wer noch einen Funken von Ehr⸗ und Gerechtigkeitsgefühl beſitzt, der muß bekennen, daß die Zentrumspartei aus charakterfeſten Männern beſteht, denen Vaterland, Reſiglon, Volkswohl kein leerer Schall iſt. Wie erbärmlich iſt demgegenüber die Rolle manches „National“ Liberalen! Wir nehmen an, daß mancher Nationalliberale mit Schamröte das Gebahren ſeiner Parteihelden und der ſiun· loſen Wählermaſſen wahrgenommen hat. Sie haben allen Grund dazu, ſich auf tiefſte zu ſchämen.„Gemein bis zumSchluſſe“ das iſt das Kennzeichen mancher liberalen Wahl ⸗ arbeit. Gemein war ihre Hetze, gemein ihre Kampfes weiſe, gemein ihre Treuloſigkeit. In Pforzbeim, Bingen, Worms, Friedberg, Duisburg, Bochum etc. haben ſie nur mit Hllfe des Zentrums gegen den Umſturz geſtegt. In Köln und Düſſeldorf haben ſie zum Dank dafür das Zentrum geſtürzt und dem Umſturz zum Siege verholfen, dem ſie durch ihre gemeine Hetze ſchon vorgearbeitet hatten. Wenn in den neuen Reichstag 110 Umſturzmänner einziehen, ſo iſt das auch elles der„unſterblichen Verdienſte“ dieſer„National“-Siberalen, der Erbpächter nationaler Geſinnung. Ob ſie wohl die ſchallende Ohrfeige verſpürt haben, die ihnen der verbienſtvolle, leider zum Fall gebrachte Trimborn gegeben hat, als er nach ſeiner Niederlage durch die Liberalen die Zentrumswähler von Bochum und Duisburg öffentlich aufforderte, die dortigen lüberalen Kandidaturen zu unterſtützen? Wir zweifeln daran. Wehe dem Lande, das ſolchen blind⸗wütigen liberalen Schaumſchlägern und Waſchlappen Baſſermannſcher Richtung ausgeliefert iſt! Zur Charakteriſterung dieſer liberalen Geiſtes richtung gibt es keine beſſere Art, als das 45 liberale Feſtprogramm, das der„Elſäſſer“ für die vergaugene Woche aufgeſtellt hat: Feſtparole. Am 22. Januar: Es lebe die internationale, revolutionòre Sozialdemokratie! Am 27. Januar: S. M. unſer allergnädigſter Kalſer und König, er lebe hoch, hoch, hoch! Feſtgeſang: a Am 22. Januar: Die„Internationale“, die Arbeiter: marſeillaiſe. a Am 27. Januar:„Heil Dir im Slegerkraunz“,„Treue Liebe bis zum Grabe“. N Feſtumzug: Am 21. Jaunar: Blaue Bluſe, rote Krawatte, Schlapphut⸗ Am 27. Januar: Frack, Zylinder, Glacéhandſchuhe. Feſtbankett: a Am 23. Jannar: Wurſt mit Bier. Am 27. Januar: Königinſuppe,, Kaiſerſekt. f Feſtton: a 5 Am 23. Januar: Proletarier— Gleichheit— An- rede„Du“. wurden 1910 Am 27. Januar: Kapitaliſt, Kalſerlicher% „Gehorſamſt“. 8 i Schluß. f Am 23. und 27. Jeunar: Großer Katzenjammer. a e d überhaupt no enjammer verſpüren können, entzieht uerer Kenntnis. Der Siu 15 Wahrheit und Gerechtigkeit f ihnen z e en en. 1 die Marke, e ſie gere ud und gearbeitet haben. ib ia 110 ſcharlachrot“ iſt kein Untelſcled mehr zu entdecken. Der freiſtunige Unſiun hat mitunter den roten noch übertrumpft. Es erübrigt ſich, auf dieſe Revolutionäre im Zylinder und ihre„Groſttaten“ näher einzugehen, Während dieſe Herrn Freiſtunigen faſt überall für die Sozialdemokratie gegen die zürgerlichen Parteien eintraten, den Genoſſen die weſſten Mandate zuſchacherten, war es wirklich ergötzlich zu hören und zu leſen, wie ſie in Frankfurt und Berlin das nationale Roß beſtiegen und im Namen der Nation gegen die rote Revolution ankämpften, wie ſie um Zentrumzſtimmen bettelten und jeden vaterlandslos nannten, der ſozialdemokratiſch wählte. Wirklich„Frei“—„finn“ im wahren Sinne des Wortes. Wenn ſie noch ein wenig freier werden, dann muß das deutſche Vaterland vorausſichtlich eine gewaltige Anleihe machen,— zum Bau von Narrenhäuſern, wofür heute ſchon piele Leute relf ſind. Daß die Herrn Genoſſen durch die„nationale“ Arbeit der Liberalen und Freiſinnigen einen ſo rieſigen Auf, ſchwung nahmen, wird ſie mit unbändiger Freude erfüllen, wie jeden wahren Freund des Vaterlandes und des nationalen Auſſchwunges mit Schmerz und Trauer; denn der Sieg der Sozialdemokratie iſt ein Sieg der Dummheit und gewiſſen⸗ loſen Verhetzung. Dummheit und Verhetzung haben über 4 Millionen Deutſchen an den Wagen der ausbeuteriſchen, datenloſen, revolutionären Sozialdemokratie geſpannt. Mit verbundenen Augen laufen ſie vor dem roten Siegeswagen einer und freuen ſich der abgenagten Knochen, die ihnen kapitaliſtiſche Führer in Geſtalt von Anträgen zuwerfen. Ein Bild zum Erbarmen! Wle paßt doch hier ſo ſchön das Wort:„Es geht ein Mann im dentſchen Land, führt ein Kamel am Halfterband.“ Traurig, aber wahr! Gott ſei Dank, noch iſt der größte Tell unſerer deutſchen Wähler frei von dieſem ſozlaldemokratiſchen Halfterband. Wir geben uns gern der Hoffnung hin, daß durch dieſen Wahl⸗ kampf den rechtlich denkeuden Liberalen ein anderes Licht auf⸗ gegangen iſt, daß ſie nicht gewillt ſind, ſich von einem Baſſer⸗ mann dieſes Halfterband in Zukunft anlegen zu laſſen. Sollte dieſe Hoffnung täuſchen, dann wäre es zum Schaden der Überalen Partei ſelbſt, deren Achtungs verluſt heute ſchon größer iſt als ihr Maudatsverluſt. Wir Zentrumzleute aber ſtehen feſt zu unſerer Sache und verfolgen in Ruhe und mit dem Selbſtgefühl eines guten Gewiſſens die gewiß intereſſanten Ereigniſſe der nächſten Zeit: Denn immer noch, nach jedem Sturm, Stand feſt und gut der Zentrumsturm. Als Nah und Fern. e Heddesheim, 26. Jan. Bei dem gut beſuchten Turner⸗Ball des Turnvereins Germania brachten die Turner einen gutgeübten Stabreigen zur Vorführung, welcher auf allgemeines Verlangen wiederholt werden mußte. Auch hatte mam eine Gabenverloſung arrangiert. Maunheim, 26. Jan. Infolge der hier ſtark auf⸗ tretenden Jufluenza fehlen in der Volksſchule viele Kinder, 5 1 Töchterſchule mußten ſogar zwei Klaſſen geſchloſſen en. — Weinheim, 26. Jan. Ein hieſiger 17 jähriger Lehrling wurde verhaftet, weil er ſich an einem 7. jährigen Kide vergangen hatte. Aus den Diözöſe Mainz, 26. Jan. Kirchen- kollekte. Dieſe Woche fand in ſämtlichen Kirchen der Diözeſe Mainz eine Kollekte für die Erziehungs⸗Anſtalt in Drag ſtatt. Die Verwaltung iſt nämlich auf die Unterſtützung guter Menſchen angewieſen, da die meiſten ihrer Pfleglinge T Kuaben— ſehr wenig u. viele gar nichts zahlen. Dabel hat die Anſtalt für alles aufzukommen, Lebensunterhalt, Wohnung u. Kleidung. * Bürſtadt, 26. Jan. Der Arbeiter Ofenloch ver- lor beim Beſteigen eines Kuppelofens das Gleichgewicht und kam hinterrücks zu Fall, Er mußte nach Worms ins Krankenhaus gebracht werden. 4 Bürſtadt, 26. Jan. Ein hieſtger junger Mann lleß ſeine Fran und ſeine Kinder im Stich und brannte mit einer Kellnerin durch, wahrſcheinlich ins Ausland.— Der hieſige Kirchenchor hatte in letzter Zeit einen Zuwachs von 60 Mitgliedern zu verzeichnen. 26. Jan. Waſſerver⸗ r. Nieber⸗Mörlen, ſorgung. Die hleſige Gemeinde wird eine Waſſerleitungs⸗ Anlage erh alten. Bereits hat die Kulturinſpektion in Friedberg die betreffenden Arbeiten und Submiſſlonen ausgeſchriben. Als Vergebungs Termin iſt der 3. Februar angeſetzt. Birkenau, 26. Jan. Auf einen hleſtgen Lehrling, welcher auf dem Rad nach Weinheim fuhr, wurde ein ſcharfer Schuß abgegeben; eine Kugel blieb im Fuße ſtecken. ger ee e l e be „W. N. ahre alte 5 5 Pape f aurer Va rieſer eppenheim, 26. Jan. Am 1. Februar ſte die Wahl eines Seed an. 5 e EN Nee Aus Stadt und Land. * Eine Aerztin— als Opfer ihres Berufes. Als ein Opfer ihres Weruſes büßte in ee die Aſſiſtenzärztin Fräulein Dr. Luiſe Brinck ihr Leben ein. Sie hatte ſich bei der Behandlung ſcharlachkranker Kinder in der anne zen Kinderheilanſtalt eine Infektion zugezogen, an der ſie Dienstag im Alter von 27 Jahren geſtorben iſt. e Die gefährliche Gasleitung. Aus Walden⸗ burg in Schleſien wird gemeldet: In der Nacht zum Mittwoch wurde die Familie des Klempnermeiſters Pamft zu Hermdorf durch Einatmen von Gas, das der am Hauſe vorbeiführenden Leitung entſtrömte und durch den Keller in das Wohnhaus eindrang, vergiſtet. Die Frau, zwei Töchter und ein Sohn ſind tot, der Mann wurde zwar noch lebend aufgefunden, doch iſt ſein Zuſtand hoffnungslos. *. Brand in einem Hoftheater. Während der Abendvorſtellung am Dienstag im Rudolſtädter fürſt⸗ lichen Theater entſtand auf der Bühne ein Brand mit ſtarker Rauchentwickelung. Das Publikum geriet in eine Panik, die in dem altmodiſch gebauten, engen Theater zweifelsohne die ſchlimmſten Folgen gehabt hätte, wenn nicht Geheimrat Max Grube, der eine Hauptrolle des Stückes Lindners„Revolutionshochzeit“ ſpielte, auf das energiſchſte auf das Publikum einge⸗ wirkt und es beruhigt hätte. Ein Münchener Wirt mit Maßkrügen erſchlagen. Bei einer Wirtshausſchlacht in München wurde der Gaſtwirt Denk in grauſamſter Weiſe von einem der Raufenden, dem raſend gewordenen Kupferdrucker Ku⸗ er, umgebracht. Nachdem er bereits eine Menge Maß—⸗ krüge auf den Köpfen der Kämpfenden zertrümmert hatte, ſtürzte Kufer auf den Frieden ſtiftenden Wirt zu— deſſen liebſter Gaſt er übrigens war— führte nacheinander Schlag auf Schlag auf den Kopf des Wirtes und zog ihn ſchließlich unter dem Bil⸗ lard hervor, um ihn vor den Augen der entſetzten Wirtin mit einem dritten Maßkruge vollends totzu⸗ ſchlagen. Die Wände waren über und über mit Blut bedeckt, und der Wirt ſchwamm förmlich in einer führen Der Mörder ließ ſich ohne Widerſtand ab— ühren. 18 Ein koſtbares Patengeſchenk. Das Patengeſchen! des Königs von Sachſen für den jüngſten Sohn des deutſchen Kronprinzenpaares iſt nunmehr fertiggeſtellt und in Dresden öffentlich ausgeſtellt. Es iſt ein ſchwerer ſilberner, vergoldeter Becher, ein Kunſtwerk der ſächſiſchen Gold⸗ und Silberſchmiedekunſt. Sechs flache Säulen tragen die ſächſiſche Rautenkrone, aus der der Becher mit der Chiffre des Königs und dem Wappen in reicher Verzierung mit Perlen und Halb⸗ edelſteinen herausragt. 22 Kundgebungen für die Hinrichtung einer Fran in Frankreich. Die Hinrichtung der Baronin de Cou⸗ vrigny, jener ſcheußlichen Megäre, die ihren Sohn zum Vatermord aufhetzte, wird in der ganzen Nieder⸗ Normandie verlangt. Der Ermordete, der ſich allge⸗ meiner Sympathien erfreute, wurde infolge ſeines un⸗ eigennützigen Weſens in allen umliegenden Dörfern und Städten ſehr verehrt. Die Bewohner wollen ſich zu⸗ ſammentun, um Petitionen an die Behörden und das Staatsoberhaupt zu ſenden. Daß ſeit langer Zeit Frauen in Frankreich nicht mehr hingerichtet wür⸗ den, ſei kein Hinderungsgrund, da das Geſetz darüber ſtumm ſei und, nirgends verfüge, daß keine Frau zur Guillotine geführt werden dürfe. Die Bewegung iſt ſo ernſt, daß man mit ihr wird rechnen müſſen. Eine Mutter mit 21 Söhnen im Theater. In einem der Londoner Vorſtadttheater hatte eine alte Dame 22 Sitze beſtellt, für ſich und ihre 21 Söhne, mit denen ſie ſtolz im Theater erſchien. Acht dieſer Söhne waren Soldaten. Die 21 Söhne kamen, um den Geburtstag ihrer Mutter zu feiern, aus allen Teilen des Landes nach London. 9 Vier Neger in Nordamerika gelyncht. In Ha⸗ milton im Staate Georgia ſpielte ſich Dienstag ein Akt brutaler Lynchjuſtiz ab. Drei Neger und eine Negerin waren des Mordes bezichtigt worden und ſaßen in Hamilton im Unterſuchungsgefängnis. Hundert Männer überwältigten den Kerkermeiſter und ſchlepp⸗ ten die Neger vor die Stadt. Dort hängten ſie dieſelben an Bäumen auf und feuerten Hunderte von Schüſſen auf die Gehängten ab, die bis zum letzten Atemzuge ihre Unſchuld beteuerten. Die gelynchten Neger waren Pächter eines Teiles einer Farm, deren Beſitzer durch einen Schuß durchs Fenſter getötet worden war. * Erpſtoß in Portugal. Nach einer Meldung aus 8 de die Stadt Dienstag von einem heftigen Erdſtoß heimgeſucht, der jedoch nur kurze Zeit an⸗ dauerte. Perſonen scha nicht zu Schaden gekommen, doch iſt der Materialſchaden bedeutend. Die erſchreckten Bewohner, die aus den Häuſern flohen, beruhigten ſich boite bald wieder, da ſich der Erdſtoß nicht wieder⸗ holte. Ein Gaſtwirt von ſeinen Gäſten erſchlagen. In einer Gaſtwirtſchaft in der Seeſtraße in Berlin iſt Mittwoch in den ſpäten Abendſtunden der Schank⸗ wirt Karl Saroſchewski von Gäſten, die er nach Schluß der Schankſtunden gewaltſam aus dem Laden bringen wollte, mit einem Bierglaſe erſchla⸗ gen worden. Die Täter, zwei Brüder Ackermann, wurden noch im Laufe des Abends ermittelt und von der Polizei verhaftet. ** Ein Schwindel a la Köpenick. Auf dem Poſt⸗ amte in Innsbruck ſpielte ſich ein Vorfall ab, der an den Hauptmann von Köpenick erinnert. Nach dem We der Poſt erſchien bei dem Beamten ein Poſtdiener und meldete ſich zur Uebernahme der eingetroffenen Sendungen. Der Beamte übergab dem Mann einen Geldbeutel, der über 17000 Kronen leiſten der ſparſamen Hausfrau vorzüglione Dienste. entyielt, zur Weiterbeforderung. Nachtraguch ſteute ſich heraus, daß der angebliche Diener ein Gauner geweſen iſt, der ſich zur Durchführung des Streiches die Uniform eines Poſtbeamten zu verſchaſſen 1 hat. Die Nachforſchungen blieben bisher Lr t Unfall des Weltreiſedampſers„Cleveland“. Der Dampfer„Cleveland“ der Hamburg⸗Amerika⸗Linie, der ſich mit einer großen Anzahl von Paſſagieren auf einer Reiſe um die Welt befindet, hatte an den Hawai⸗ Inſeln einen Zuſammenſtoß mit einem amerikaniſchen Kriegsſchiff, der aber glücklicherweiſe für den Dampfer keine ſchlimmen Folgen gehabt hat. Er ſtieß Mitt⸗ woch bei Honolulu bei der Einfahrt mit dem ame⸗ rikaniſchen Kreuzer„Colorado“ zuſammen. Der Kreu⸗ zer erlitt ſchwere Beſchädigungen. Ein Geſchütz, ein Turm und wahrſcheinlich auch die Schraube des Kreu⸗ zers wurden beſchädigt. Der Zuſammenſtoß wurde dadurch herbeigeführt, daß der Lotſe Sanders, als er den„Cleveland“ in den Hafen dirigieren wollte, einen Schlaganfall erlitt und auf der Kommandobrücke tot zuſammenbrach. a Der wegen Wechſelfälſchungen in Höhe von 15 287 Mark bei der Leipziger Kreditanſtalt geſuchte Rechtsanwalt Walter Konrad wurde in Newyork verhaftet. Gerichtsſaal. Die Maſſenvergiftung im Berliner ſtäd tiſchen Obdach vor Gericht. Das Maſſenſterben der Aſyliſten, das nach den Ermittlungen der Berliner Kriminalpolizei und den Gut⸗ achten der Aerzte auf den Genuß von Methylalkohol zurückgeführt wird, ſoll bereits am 17. Februar die Ge⸗ richte in Berlin beſchäftigen. In dem mit Spannung erwarteten Prozeß wird ſich der Drogiſt Scharmach, den man des unerlaubten Vertriebs von Methylalkohol beſchul— digt, zu verantworten haben. Verworfene Reviſion im Giftmordprozeß Voigt. Das Reichsgericht in Leipzig verwarf die Reviſion der Logis⸗ vermieterin Magdalene Voigt, die am 16. Oktober 1911 vom Schwurgericht zu Chemnitz wegen Giftmordes an ihrer Tochter und Brandſtiftung zum Tode, zwei Jahren fünf Monaten Zuchthaus und dreihundert Mark Geldſtrafe verurteilt worden war. e Redaktion, Druck und Verlag von Dr. Joſeph Keil in Viennheim Literariſches. Beweis Richter:„Sie leiden au Zwangsvor⸗ ſtellungen? Wie wollen Sie das beweiſen?“ Angeklagter:„Sobald der Faſching kommt, muß ich mitmachen!“ Natürliche Sache —„Das geſchieht mir ganz recht, daß ich als Kongoneger gegangen bin!“—„Warum denn?“—„Eben iſt mir mein Ueberzieher aus getauſcht worden!“ Gefeit —„Wenn dich nun auf dem Ball einer deiner Gläubiger entdeckt? Haſt du gar keine Angſt?“— Studioſus Pump: „Gar keine. Ich gehe als Sparkaſſe!“ f Das ſind die drei Koſtproben aus dem Inhalt der belden Faſchingsnummern, die die„Meggendorfer Blätter in dieſen Tagen ausgeben. Bedarf die Zeitſchrift wohl noch der Empfehlung 2 Sind die Begriffe„Münchener Fröhlichkeit“ und„Meggendorfer⸗Blätter“ nicht läugſt untrennbar miteinander verbunden? Die beiden Nummern, die mit Titelblattern nach nach Gemälden von Freiherrn Hugo don Habermann F. Hlavaty gar ſtattlich auftreten, reden der Freude das Wort. Narrenkappen klingeln darin; alle Geiſter des Humors ſind losgelaſſen. Wir empfehlen unſern Leſern, die nicht Abonnenten der frohgemuten Münchener Zeitſchrift ſind, nachdrücklich, ſich die beiden Faſchingsnummern zu beſchaffen. Sie ſind am 6. und am 13. Februar überall für je 30 Pfennige zu haben. . Die Meggendorfer⸗Blätter warten ihren Freunden woͤchent⸗ lich mit einer Fülle des Schönen auf. Das Quartalsabonnement koſtet ohne Porto M. 3.— und kann bei allen Poſtanſtalten oder bei den Buchhandlungen beſtellt werden. Probenummern verſendet der Verlag in Munchen, Peruſaſtr. 5, gern koſtenfrei. FE 12-jährige Praxis. A Nervenschwäche Nervenzerrütisag ea, SchAchezastä 81 in c eee dene Ach ee 1 NN Muskelschwund, Hysterle, Neuralglen, Haarkrank. NN Flechten, Bolngeschwüre eto., auoh alte u. schwere e, bohandett uit bestem Erfolge ohse Berufes törung arznellos duroh 9 Natur- und elektrisches Lichtheilverfahren An Kräuterkuren u. Elektretheraphle bantt cet Direktor Heinrich Schäfer 5 Lichtheiblnstitut Elektron nur N 3,3, Mannheim vls-A-vie dem Restaurant zum„Wilden Mann“. Sprechstunden: täzileh von 9—12 und 2— Uur abends Sonntags von 9— 12 Uhr. 75 Wunderbare Erfolge. i Hunderte Dankschreſben. Damenbedlenung d. Frau Rosa Sehäfer Avile Prelsa. Prosp. graut. Tel. 4820 Trot., gr. a. bedeut. ins tltut. K 5 am Platre chobe Broschüre gratis. Mac Suppen Ein Würfel für 2—3 Teller koſtet nur 10 Pfg., und ſie ſchmecken nur mit Waſſer kurze Zeit gekocht, ebenſo kräftig wie die beſten mit Fleiſchbrühe h tellte verlange ausdrücklich LILA e e e ee 1 ehr als 30 Sorten. N gute, sparsame Küche“. ....—— ee eee e .. N 75 8 ö Ne W eee 0