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Es iſt ganz erklärlich, daß das Centrum unter dieſen Umſtänden, wo Liberale, So⸗ zialdemokraten, deutſche und altbayeriſche Bauern⸗ bündler ſich gegenſeitig ihre Mandate garantierten und für gemeinſame andidaten eintraten, das Centrum einige Sitze verlieren mußte. Der bayeriſche Landtag verfügt über 163 Sitze. Der letzte Landtag ſetzte ſich aus 98 Centrumsleuten, 24 Liberalen, 22 Sozial⸗ demokraten, 16 Konſervativen und Bündlern ſowie 3 bayeriſchen Bauernbündlern zuſammen. Die abſolute Mehrheit beträgt 82, das Centrum hatte alſo 16 Man⸗ date über die abſolute Mehrheit, mit den Konſervativen hatte es 114 Sitze, denen nur 49 Mandate der Libe⸗ ralen, Sozialiſten und altbayeriſchen Bauernbündler gegenüberſtanden. Das Geſamtreſultat der Wahl fen wie folgt aus: Es wurden gewählt: 87 Cen⸗ rum, 35 Liberale und Deutſcher Bauernbund, 30 Sozialdemokraten, 4 Bayeriſcher Bauernbund, 7 Kon⸗ ſerbative und Bund der Landwirte. Das Centrum gewinnt 2 und verliert 13, die Liberalen gewinnen 13 und verlieren 2, die Sozialdemokraten gewinnen g, der Bayeriſche Bauernbund gewinnt 3 und verliert 2, die Konſervativen und der Bund der Landwirte ge⸗ winnen 2 und verlieren 12. Das Centrum allein hat alſo noch 5 Stimmen mehr wie es zur abſoluten Mehr⸗ heit braucht. Die Linke, die bisher insgeſamt über 49 Sitze verfügt hat, zählt jetzt 69 Sitze. Centrum und Konſervative, die bisher über 114 Sitze verfügten, haben jetzt insgeſamt 94 Sitze. Die Großblockparteien find denn auch von dem Ausgang der Wahlſchlacht, von der ſie eine große Niederlage des Centrums er⸗ warteten, gar nicht befriedigt. Sie ſchieben jetzt alle Schuld über das fehlgeſchlagene Experiment zur Be⸗ ſeitigung der Centrumsmehrheit auf die Regierung. So ſagte der liberale Führer Dr. Mül ler- Meiningen in einer liberalen Wählerverſammlung, die am Abend des Wahltages in München ſtattfand: „Die Regierung hat eine Unbeholfenhekt, eine Nervoſi⸗ tät und eine Zielloſigkeit bis zum Wahltage gezeigt, wie ſie im ſolcher wichtigen Situation auf Seiten einer Regierung werden kann. Es iſt in der Geſchichte der * — (Heſſiſch-badiſcher Grenzbote) Donnerstag, den 8. Februar 1912. r Anzeiger Hiernhjeimer Jeitung Amtsblatt der Großherzoglichen Lürgermeiſterei Viernheim Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Annahmeſchluß für Inſerate: Größere ein Tag vorher, abends 5 Uhr; kleinere ſpäteſtens 9 Uhr morgens. Redaktion, Druck und Verlag von Dr. Keil, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. Viernheimer Volksblatt Anzeigen: 15 Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Gegründet—2 28788. Jahrgang. ronſtitutionellen Staaten ein einzig daſtehender Fall, daß ein Miniſterium am Wahltage noch demiſſionient.“ Dabei deuteten ſelbſt liberale Blätter die erſten Nachrichten von der Demiſſion des Miniſteriums Pode⸗ wils in dem Sinne, daß im letzten Augenblick dadurch ein Druck auf die Wähler ausgeübt werden ſollte zugunſten der Großblockparteien. Nach dem Ausfall der Wahl dürfte es wohl kaum zweifelhaft ſein, daß der Prinzregent die Demiſſion ſeines Miniſteriums genehmigen wird. Am Dienstag früh ſchickte der Prinzregent dem Miniſterpräſidenten folgendes Handſchreiben: Ich habe das heute nachmittag eingereichte Schreiben des Geſamtſtaatsminiſteriums entgegengenommen, beh alte mir meine Entſchließung zunächſt vor und er⸗ ſuche das Geſamtſtaatsminiſterium um vor läufige Fortführung der Geſchäfte. Luitpold, Prinz von Bayern. Wichtiger als das Tatſüchliche iſt in ſo unklarer Lage die Stimmung. Auch in dieſer Beziehung iſt die Thronrede überaus ſparſam. Auffällig und wohl als entſchiedene Antwort auf die Wahl von 110„Genoſſen“ iſt der einleitende Satz, der das„feſte Gefüge des Reiches und ſtaatlicher Ordnung unverſehrt zu erhalten“ ver⸗ ſpricht. In derſelben Richtung hat man auch die auf⸗ fällige Hervorhebung des kaiſerlichen„Vertrauens auf die geſunde Kraft des deutſchen Volkes“ zu deuten. Alles andere, beſonders auch das Stärkeverhältnis zwiſchen rechts und links und die Schlußfolgerung daraus, bleiben ganz unberührt. 6 15 Das Centrum ſteht ſomit nach wie vor in der großen Ungewißheit über die kommenden Dinge. Die anderen Parteien freilich auch, beſonders auch die Linke, und man braucht nicht gerade groß im Raten zu ſein, um zu wiſſen, daß das Herzklopſen bei der Linken ſicher ſtärker ſein wird als beim Centrum. a Ein„echter Bethmann Hollweg“. Die Thronrede pflegt bei der Eröffnung der erſten Seſſion neuer Legislaturperioden, alſo nach Neu⸗ walhen, beſonders wichtig zu ſein, weil ſie in der Regel durchblicken läßt, welchen Weg die Regierung auf Grund der durch die Wahlen geſchaffenen neuen Mehrheitsverhältniſſe einzuſchlagen gedenkt. Dieſes Mal haben die Wahlen ein in ſeiner Tragweite bis⸗ lang noch ganz undurchſichtiges Ergebnis gehabt, und dem entſpricht auch die Thronrede, die in ſeltenem Maße die Unklarheit der Situation, die Undurchdring⸗ lichkeit der Pläne unſeres ſchweigſamen Reichskanzlers widerſpiegelt, die ſich ſomit als ein allerechteſtes Geiſtes⸗ und Stimmungsprodukt, als ein„echter Beth⸗ mann Hollweg“ darſtellt. Es ſteht eben nichts, rein gar nichts in der Thronrede, was nicht ſchon bekannt war, und auch als Ausdruck der Stimmung iſt ſie ſo ſcharf wie möglich eingeengt. An Tatſächlichem folgt auf die ſeit einem Jahr⸗ zehnt in jeder Thronrede ſtehende Beteuerung, daß die ſoziale Fürſorge weitergepflegt werden ſolle, eine ſehr nachdrückliche Betonung des auch in der„Nordd. Allg. Ztg.“ wiederholt unterſtrichenen Hinweiſes der Re⸗ gierung, daß es infolge der letzten Reichsfinanzreform „gelungen iſt, das Gleichgewicht des Reichshaushalts herzuſtellen“. Das dann folgende Bekenntnis zur Zoll⸗ politik iſt vielleicht das einzige, was Zweifel beſeitigt und erkennen läßt, daß die Zuſammenſetzung des neuen Reichstages, die ja in ihren letzten Wirkungen noch immer nicht zu überſehen iſt, auf dieſen Teil des Reichsprogrammes keinen Einfluß ausüben ſoll. Den Schluß bildet dann die Ankündigung von Maßnahmen zur Stärkung der Wehrkraft und der damit verbun⸗ denen neuen ſteuerlichen Belaſtungen, die ſeit einiger Zeit bekannt waren, an deren Kommen jedenfalls nie⸗ mand zweifelte . 5 Unter eherner Fauſt. Roman von Emmy von Borgſtede. 30 Machdruck verboten.) „Ich glaube nicht, daß Sie Herrn Doktor Herbach irgend etwas vorwerfen können,“ ſagte Rüdiger ſcharf,„d. b. ich meine wirkliche Tatſachen, nicht eingebildete, durch Hetzereien entſtanden.“ „Meine Freunde haben nie gehetzt, Herr Baron.“ „Bitte, nennen Sie es, wie es Ihnen beliebt. Darauf kommt es mir durchaus nicht an. Die Wahrheit genügt mir, daß Sie infolgedeſſen jene ſchuldige Achtung verletzt und außer acht gelaſſen haben, welche Doktor Herbach zu fordern berechtigt iſt.“ „Ah, und nun ſchickt er Sie, um mir das zu ſagen.“ „Sie irren ſich, Frau Doktor, einen Baron Berkenftein ſchickt man nicht wie einen Diener oder einen Boten, aber er geht von ſelbſt, wenn es gilt, ſeinen Freunden einen Dienſt zu heiſten. Und da Herr Doktor Herbach in der Zeit ſeiner un⸗ kreiwilligen Haft in meinem Hauſe mein Freund wurde, ſo ſtehe ich heute bier, um Klarheit in ſeine und Ihre An⸗ gelegenheiten zu bringen und ſein Verhältnis zu Ihnen zu ꝛegeln.“ Martha ſtarrte Rüdiger mit großen Augen ſo erſtaunt und verſtändnislos an, daß er trotz des bitteren Ernſtes dieſer Stunde lächeln mußte. Nein, dieſe Frau war ſeeliſch voll⸗ kommen tot, ſonſt hätte ſie wenigſtens jetzt ahnen müſſen, wie tief ſie Herbach gekränkt hatte. Sonſt hätte ihr in den langen Wochen, in denen ſie ohne jede Nachricht blieb, eine Ahnung ſagen müſſen, daß das Tiſchtuch zwiſchen ihnen zerſchnitten worden ſei durch ihre Schuld. „Ich verſtehe gar nicht, Herr Baron,“ brachte ſie endlich bervor,„warum iſt Waldemar nicht längſt nach Hauſe ge⸗ kommen, wohin er gebört, warum deläſtigt er Sie jetzt immer noch mit ſeiner Gegenwart!“ „Bitte, meine Gaſtfreunde beläſtigen mich nie,“ es klang ſtolz und abweiſend,„deshalb ſeien Sie alſo ohne Sorge. Wollen Sie mir jetzt ohne mich zu unterbrechen, einmal zehn Minuten aufmerkſam zuhören? Denke, das wird unſere Aus⸗ einanderſetzung weſentlich erleichtern. Ich wiederhole alſo, ich ſtehe hier im Namen Doktor Herbachs, um Ihnen folgendes zu ſagen: Ihre Ehe mit ihm war von Anbeginn an, was auch Ihnen längſt klar geworden ſein muß, ein Irrtum und damit vom Standpunkt einer edlen Moral aus ein Ver⸗ brechen. Ihre Gemeinſchaft iſt eine Marter geweſen für Doktor Herbach, denn er hat für keine ſeiner Intereſſen bei Ihnen Verſtändnis gefunden, jeder Bürger Rehbergs ſtand Ihnen näher. Nach dem letzten Angriff Ihrerſeits jedoch auf ſeine Ebre als Mann und Vertreter der Wiſſenſchaft iſt es ihm un⸗ möglich, zu Ihnen zurückzukehren.“ „Das, das wagt Waldemar mir ſagen zu laſſen! Mir, der er alles verdankt!“ zeterte Martha. „Ich bin noch nicht zu Ende und bitte nochmals, mich erſt ausſprechen zu laſſen. Weil Doktor Herbach die Unmöglichkeit einer ferneren Ehegemeinſchaft mit Ihnen einſieht, bittet er Sie hierdurch, in eine Scheidung, eine gerichtlich ausgeſprochene Scheidung, von ihm zu willigen. An eben dieſem Tage er⸗ halten Sie 40000 Mark hwppothekariſch ſichergeſtellt und ſteigende Erziehungsgelder. Überlegen Sie alſo wohl. Ich glaube nicht, daß Sie ſchlecht dabei fortkommen. Auf der einen Seite der Mann, der jedes fernere Zuſammenleben mit Ihnen ein für allemal ablehnt, auf der andern eine recht an⸗ ſtändige Summe, die Ihre Zukunft ſicherſtellt.“ „Und das erlaubt Waldemar ſich, mir zu bieten, die ihn zu dem gemacht hat, was er iſt,“ kreiſchte Martha mehr als ſie ſprach.„Wenn ich nicht geweſen wäre, könnte er heute Steine klopfen, denn Paſtor Herbachs hatten nichts, rein gar nichts. Sie können es mir glauben, Herr Baron, es war eine jammer⸗ volle Armſeligkeit bei ihnen. Das alſo hat man von ſeinem Erbarmen, ſeiner Guttat.“ Rüdiger von Berkenſtein ſchaute der Frau im das dochrote, N 0 Reichstagseröffnung. Der Kaiſer verlieſt die Thronrede! p Sie ſind jetzt wieder zuſammengetreten, die Send⸗ boten des deutſchen Volkes. Am Mittwoch mittag um 12 Uhr fand in Berlin im Weißen Saale des Königlichen Schloſſes die feierliche Eröffnung des Reichstages ſtatt. Der Kaiſer, die Prinzen des königlichen Hauſes, die Generalität und die höchſten Würdenträger des Reiches waren anweſend. Nachdem die Verſammelten die ihnen angewieſenen Plätze ein⸗ genommen hatten, erſtattete der Reichskanzler dem Kaiſer Meldung. Unter dem großen Vortritt, in dem die Reichs⸗Inſignien getragen wurden, begab ſich der Monarch, gefolgt von den Prinzen des königlichen Hauſes und den hier anweſenden Prinzen aus ſou⸗ veränen fürſtlichen Häuſern, nach dem Weißen Saale. Das Zepter trug der Generalfeldmarſchall Freiherr v. d. Goltz, die Krone Generalfeldmarſchall Graf von Schlieffen, das Reichsinſiegel Generaladjutant v. Moltke, das Reichſchwert Kriegsminiſter v. Heeringen, den Reichsapfel Großadmiral v. Tirpitz und das Reichspa⸗ nier Generaloberſt v. Keſſel, den die Generale von Loewenfeld und v. Hoepfner geleiteten. Die Inſignien wurden von einer Eskorte des Regimentes der Gardes du Corps begleitet. Der Kaiſer nahm auf dem Throne Platz; die Prinzen ſtellten ſich zur Rechten und die Träger der Reichs⸗Inſignien zu beiden Seiten des Thrones. Beim Einrittt des Monarchen in den Weißen Saal hatte der große Vortritt Spalier gebildet, und nur die Herolde und oberſten Hofchargen, die den Reichs⸗Inſignien unmittelbar voranſchritten, gingen bis an den Thron vor und nahmen rechts und links ihre Plätze ein. Der Reichskanzler überreichte darauf dem Kaiſer die Mappe mit der Thronrede, und der Kaiſer ver⸗ las mit lauter Stimme folgen derbe Antlitz mit dem grobgeſchnittenen Munde, ſo lange, ſo merkwürdig beredt trotz ſeines Schweigens, daß Martha ſich plötzlich beſchämt abwandte und ans Fenſter trat, wo ſie zu ſchluchzen ſchien. Dann erklang ſeine kühle, gedämpfte Stimme abermals: „Wenn Sie Bedenkzeit wünſchen, bin ich dazu bereit. Über etwas ſo Einſchneidendes entſcheidet man ſich beſſer nicht gleich, Sie ſchreiben mir wohl innerhalb drei Tagen.“ „Das iſt nicht nötig, Herr Baron,“ Martha fuhr förmlich herum.„Ich bedarf keiner Bedenkzeit. Ich weiß ſchon heute ganz genau, daß ich nie, nie darauf eingehen werde. Einer geſchiedenen Frau haftet ewig ein Makel an, eine geſchiedene Fran iſt für jede gute Geſellſchaft unmöglich.“ „Das heißt, Sie meinen die Rehberger Geſellſchaft, für eine andere gelten Ihre altmodiſchen Anſichten glücklicher⸗ weiſe nicht.“ „Eine geſchiedene Frau ift und bleibt eine Ebrloſe und wenn ſie tauſendmal durch ihren Lebenswandel das Gegenteil beweiſt,“ eiferte Martha—„und das mit vollem Recht. Denn eine Scheidung iſt unmoraliſch, für eine Trauung gibt es keine Löſung.“ „Gott im Himmel, Frau Doktor, welche empörende Welt⸗ anſchauung vertreten Sie,“ rief Berkenſtein. deſſen Gelaſſenheit jetzt ins Wanken geriet.„Alſo für einen Irrtum dieſer Art ſollte es keine Löſung geben. Sie halten es für moraliſcher und gottgefälliger, ein ganzes, reiches Leben zu opfern, als mit einem raſchen Schnitt die Bande zwiſchen zwei Menſchen, die ſich nie verſtehen werden, zu zerſchneiden! Da gehen unſere Anſichten allerdings ſehr, ſehr weit auseinander. Leuchtet Ihnen denn gar nicht ein, daß Sie damit aller Moral gerade ins Geſicht ſchlagen. Sie verdammen damit eine Gemeinſchaft, die das höͤchſte und beſte in der Welt ſein ſollte, zur Gemein⸗ heit. Irren können wir alle, das haftet unſerem Menſchtum an von alters her, aber einen Irrtum gutmachen, das gibt uns die göttliche Weihe.“ Jortſetzung folgt.) Thronreve: 5 Im Namen der verbündeten Regierungen heiße ich den neugewählten Landtag willkommen. Das ſeſte Gefüge des Reiches und staatlicher Ordnung uuverfeurt zu erhalſen, die Wobliahrt des Volkes in aller ſeinen Schichten und Ständen zu vermehren, die Stärke und das Anſehen der Nation zu wahren und zu erhöhen, iſt das Ziel meines Handelns. In ihm weiß ich mich mit meinen hohen Verbündeten eins, und ich lebe der Ueberzeugung, daß auch Sie als die erwählten Vertreter der Nation ihre beſten Kräfte an die gemein⸗ ſame Arbeit ſetzen werden. Seit einem Menſchenalter nimmt die ſoziale Fürſorge in der Reichsgeſetzgebung einen hervorragenden Platz ein. Noch in der letzten Tagung des vorigen Reichstages ſind die Wohltaten der Verſicherung auf weite Kreiſe der Be⸗ völkerung ausgedehnt worden. Derſelbe ſoziale Geiſt, aus dem dies Werk hervorgegangen iſt, muß auch fernerhin walten. Denn die Entwicklung ſteht nicht ſtill. Die Finanzen des Reichs haben feſten Halt gewonnen. Auf der Grundlage beſtimmt bemeſſener Matrikularbei⸗ träge iſt es gelungen, das Gleichgewicht des Reichshaus⸗ halts herzuſtellen und mit Hilfe der Ueberſchüſſe, die ſich ergeben haben, den außerordentlichen Etat zu entlaſten. Durch Feſthalten an den büsherigen ſtrengen Grundſätzen wird das Reich binnen kurzem zu einer vollſtändigen Geſundung ſeiner Finanzen gelangen. Mit Befriedigung erfüllt mich der Gedanke, welch hohe Leiſtungen der freie U nternehmungsgeiſt in In⸗ duſtrie und Gewerbe, Handel und Verkehr vollbracht hat, und wie bei ſteigender Vervollkommnung ihrer Technik die La ndwirtſchaft allmählich wieder eimporgeblüht iſt. Angeſichts dieſer glücklichen Fortſchritte werden die verbündeten Regierungen die Grundlagen unſerer Zollpolitik auch künftig bei Vorbereitung und Abſchluß neuer Han— delsverträge nicht verlaſſen. Der Stärkung des Deutſchtunts im Ausland wird ein Jynen alsbald zugehender Entwurf dienen, der die eichs⸗ und Staatsangehörigkeit neu in der Weiſe regelt, daß es den deutſchen Landsleuten draußen erleichtert wird, Reichsangehörige zu bleiben oder die ver— lorene Reichsangehörigkeit wieder zu erwerben. Das Gedeihen unſerer Werke des Friedens daheim und über See hängt davon ab, daß das Reich mächtig genug bleibt, um ſeine nationale Ehre, ſeinen Beſitz und ſeine berechtigten Intereſſen in der Welt jederzeit zu wahren und zu vertreten. Deshalb iſt meine beſtändige Pflicht und Sorge, die Wehrtraft des deutſchen Volkes, dem es an waffenfähiger junger Mannſchaft nicht gebricht, zu Lande und zu Waſſer zu erhalten und zu ſtärken. Gefetzentwürſe, die dieſen Zweck verfolgen, ſind in Vor⸗ bereitung und werden Ihnen mit Vorſchlägen über Deckung der Mehrkoſten zugehen. Helfen Sie, geehrte Herren, dieſe hohe Aufgabe erfüllen, ſo werden Sie dem Vaterlande einen großen Dienſt erweiſen. . ee ee e Von unſerer Bereitwilligkeit, internationale Streit- punkte gütlich zu erledigen, wo es immer der Würde und den Intereſſen Deutſchlands entſpricht, haben wir durch den Abſchluß der Vereinbarungen mit Frankreich einen neuen Beweis gegeben. Neben der Pflege unſerer Bünd⸗ niſſe mit der Oeſterreich-Ungariſchen Mon⸗ archie und dem Königreich Italien bleibt Meine Poli⸗ tir darauf gerichtet, mit allen Mächten freu nd ⸗ liche Beziehungen auf der Baſis gegenſeitiger Ach⸗ tung und guten Willens zu unterhalten. Im Vertrauen auf die geſunde Kraft des deut⸗ ſchen Volkes blicke ich mit Zuverſicht und auf Gottes gnädigen Beiſtand bauend, über die Kämpfe des Tages ſänweg in die Zukunft des Reiches. So entbiete ich Ihnen, geehrte Herren, zum Beginn einer neuen Legislaturperiode meinen Gruß in der Hoff⸗ mung, daß Ihre Tätigkeit dem Volke und dem Lande zum Heil gereichen werde! Die Aufgaben des Reichstages. Eine Regierungserklärung. Endlich tut auch die Regierung über die neuen Aufgaben des Reichstages ihren Mund auf und ver⸗ kündet in der„Nordd. Allg. Ztg.“, womit ſich der neue Reichstag zu befaſſen haben werde. Die Aus⸗ laſſung lautet: „Abgeſehen von der Hauptaufgabe des neuen Reichs⸗ tages in der bevorſtehenden Seſſion, der Verſtärkung unſerer Wehrfähig keüt nebſt Deckung der Koſten, befinden ſich mehrere Entwürfe in Vorbereitung. Ueber den vom Bundesrat beſchloſſenen Entwurf des neuen Reichs⸗ und Staatsangehöcigkeitsgeſetzes haben wir kürzlich nähere Angaben gemacht. Ueber weitere Vorarbei⸗ ten erfahren wir gegenüber anderen irrigen Mitteilungen das Folgende:. Vorbereitet ſind Geſetzentwürfe über die Sonntags⸗ ruhe im Handelsgewerbe und über die Verſor⸗ gung von Perſonen, die in gemeinnütziger Tätigkeit beim Retten oder Bergen von durch Feuers oder Waſſersgefahr bedrohten Menſchen oder bei Ausübung eines öffentlichen Dienſtes von Unfällen betroffen worden ſind; ein Nachtragsetat für das Direktorium der zur Ausführung des Verſicherung sgeſetzes für Angeſtellte erforderlichen Reichsanſtalt; eine Vorlage wegen Schaffung der für die kolon iale Recht⸗ ſprechung notwendigen dritten Inſtanz und ein Schutz⸗ truppengeſetz; ein Poſtſcheckgeſetz. Unſere Rechts⸗ beziehungen zu Bulgarien ſind durch drei Verträge, nämlich einen Konſularvertrag, einen Vertrag über Rechtsſchutz und Rechtshilfe in bürgerlichen Angelegenheiten und einen Aus⸗ lieferungsvertrag neu geregelt worden; dieſe Verträge ſowie ein gleichzeitig abgeſchloſſenes Abkommen über die Ver⸗ längerung unſeres Handelsvertrages mit Bulgarien wer⸗ den dem Bundesrat und dem Reichstag zur Genehmigung 0 Endlich alſo erklärt die Regierung klar und deutlich, daß eine Heer⸗ und Marineforderung kommen werde. Bisher wußte man das nur aus Andeutun⸗ 7 Regierung und aus unbeſtätigten Preſſenach⸗ richten. Die Revolution in China. Trotz der nun jedenfalls endgültig feſtſtehenden Abdankung des Thrones— ein Dementi der Abdan⸗ rung liegt diesmal ausnaymsweiſe noch nicht vor. hören die Kämpfe in China noch nicht auf. Vielleicht liegt das daran, daß es bei der weiten Ausdehnung des chineſiſchen Reiches und bei dem ſchlechten Nach⸗ richtendienſt lange Zeit dauert, ehe die Nachricht von der Abdankung in entferntere Teile des Landes ge⸗ langt. Neuerdings hat wieder eine Schlacht zwiſchen den Revolutionären und den kaiſerlichen Truppen ſtatt⸗ gefunden, die mit einer 1 a Niederlage der Regierungstruppen endigte. Eine Abteilung der Revolutionäre lan⸗ dete Montag an der Mündung des Jalu⸗Fluſſes und brachte den aus Mukden gegen ſie entſandten Kaiſerlichen eine Niederlage bei. Zwanzig Revo⸗ lutionäre und achtzig Kaiſerliche ſind ge⸗ fallen. Desgleichen haben die Revolutionäre die Armee des Vizekönigs von Kwantung und Kwangſi, Changhſun, geſchlagen, die durch Deſertionen geſchwächt war. Hierbei ſind etwa hundert Mann gefallen. Die gegenwärtige Stellung des Kaiſers von China nach der Abdankung, nämlich als religiöſer Herrſcher ohne weltliche Macht, wird von einem Kenner der Verhältniſſe, von dem Konſul B. Krauſe, als ein vortrefflicher Ge⸗ danke geprieſen.„In Japan hat dieſes Arrangement bekanntlich Jahrhunderte lang ſeinen Zweck erfüllt. Hinter dem Throne der Shogune drohte der unſicht⸗ bare Abkömmling der Gökter, dem religiöſe Vereh⸗ rung gezollt und unbedingter Gehorſam geſchuldet wurde. Eine ſolche unantaſtbare Autorität iſt auch in China nötig, um die breite Maſſe des Volkes in Ordnung zu halten. Die republikaniſche Regierungs⸗ form eignet ſich aus verſchiedenen Gründen nicht für das Reich der Mitte. Trotz der hohen Intelligenz und bewunderungswürdigen geiſtigen Arbeitskraft der Elite der Nation lebt die große Maſſe des Volkes in tiefſter Unwiſſenheit, verbunden mit einer ſtarken Doſis Aberglauben. Sie iſt zur Mitarbeit an der hohen Politik abſolut unfähig. Aber auch wenn das Wahlrecht auf einen kleinen Kreis ausgeſuchter Leute beſchränkt bleibt, wie das jetzt der Fall zu ſein ſcheint, ſprechen gegen das Selbſtbeſtimmungsrecht der Gebildeten ge⸗ wiſſe Charaktereigenſchaften der Chineſen.“ Die Peuſion des Kaiſers. Das vermutliche Ergebnis der republikaniſchen Ver⸗ ſammlung am Montag, die bis Mitternacht dauerte, um das Abdankungsprojekt zu beſprechen, iſt, daß der Kaiſer ein jährliches Einkommen von vier Millionen Taels(Talerwert) erhalten wird mit der Erlaubnis, den Ehepalaſt zu bewohnen und ſeinen Kaiſertitel bei Lebzeiten weiter zu führen. Die Adels⸗ titel ſollen auch erblich bleiben, doch werden keine neuen Titel verliehen. Die Mandſchu, Mongolen, Ti⸗ betaner und Mohammedaner werden mit den Chineſen gleiche Rechte haben. Der Krieg in Tripolis. Eine neue Niederlage der Italiener. Das türkiſche Kriegsminiſterium teilt ein Tele⸗ gramm Enver Beis mit, das berichtet, die Ita⸗ liener ſeien von den Türken(wann, wird nicht an⸗ gegeben) bei Derna und Benghaſi angegriffen und geſchlagen worden. Die Italiener, ſagt Enver Bei, ließen 400 Tote ſowie große Lebensmittel⸗ und Mu⸗ nitionsvorräte zurück. Die Türken hatten 30 Tote und 40 Verwundete. Ein Scharmützel bei Tobruk. Montag früh eröffneten, wie die„Agenzia Stefani“ meldet, eine Gruppe von ungefähr ſechzig Fein⸗ den, ſowie andere kleine zerſtreute Trupps im Süden und Oſten der italieniſchen Stellungen bei Tobruk ein Feuer gegen das Fort, zogen ſich aber ſchleunigſt nach einigen Schüſſen der italieniſchen Feldgeſchütze zurück. Politiſche Rundſchau. .— Berlin, 7. Februar. 12 Eine Teuerungsgeſchichte. Der„Groß-Lichter⸗ felder Lokalanz.“ veröffentlicht einen Vortrag, den Herr Dr. med. Dumſtrey kürzlich in Lichterfelde über das „Märchen von der Teuerung“ gehalten hat. Dr. med. Dumſtrey hat in dieſem Vortrage auseinander⸗ geſetzt, daß ein allzu ſtarker Fleiſchgenuß weder ge⸗ ſundheitlich dienlich noch zweckmäßig ſei. Zum Schluſſe ſeines Vortrages erzählte er, er habe einen längeren Aufſatz über das Märchen von der Teuerung einem ſehr großen, einflußreichen Berliner Blatt angeboten. Der Redakteur ſei aber, als er die Ueberſchrift geleſen habe, weidlich erſchrocken und habe geſagt, er könne den Aufſatz nicht bringen; denn er widerſpreche der politiſchen Hältung(ih ſeines Blattes, dem die Teuerung ſehr zu ſtatten komme und das aus ihr Nutzen ziehe(1).— Das iſt allerdings ſtark! 17 Der Adel im Reichstage. Nach einer Zuſammen⸗ ſtellung, die wir in der„Köln. Ztg.“ finden, iſt die Zahl der Adeligen im neuen Deutſchen Reichstage er⸗ heblich zurückgegangen. Im Jahre 1870 ſaßen 162 Adelige im Reichstage, 1997 war die Zahl auf 72 und nach den diesmaligen Wahlen iſt ſie auf 57 zurückgegangen. 97 Die Generalverſammlung des Bundes der Land⸗ wirte findet am Montag, 19. Februar, im Sportpalaſt in Berlin ſtatt. = Die Eröffnung des neuen bayeriſchen Land⸗ tages erfolgt am 15. oder 18. Februar. :: Was iſt der ſozialiſtiſche Zukunftsſtaat? Ein gleißendes Trugbild! So erklärt wenigſtens ein bekannter ſozialdemokratiſcher Schriftſteller. Vor den Wahlen war ein Artikel durch die ſozialdemokratiſche Preſſe gegangen, der ſich mit dem ſozialdemokratiſchen Zukunftsſtaate und ſeinen Einrichtungen beſchäftigte und dieſen Zukunftsſtaat in nicht allzu ferner Zeit ankündigte. Darauf antwortet jetzt der ſozialdemo⸗ kratiſche Schriftſteller Dr. L. Queſſel in den „Sozialiſtiſchen Monatsheften“: „Alſo jahrzehntelang wird ſich die ſoziale Revolution hinziehen, und hernach wird zunächſt alles beim alten bleiben. Mit einem Federſtrich will man die Kapita⸗ liſten enteignen— eine lächerliche Annahme—, aber ar⸗ beiten müſſen wir natürlich nach wie vor. Auch unange⸗ nehme Beſchäftigungen bleiben, und wer nicht arbeiten will, der wird nichts zu eſſen haben. Dabei kann der Arbeits⸗ 1 ton in der ſozialiſtiſchen Zurunftsgeſellſchaft raum erben werden. Was man den Kapitaliſten abgenommen, das reicht nicht einmal zu einer Reform des Schulweſens und der Sozialverſicherung, geſchweige denn zu mehr. Lohn⸗ herabſetzungen ſind ſogar in Ausſicht genommen. Es wird nicht gehen, die Produktion zu ſteigern, wie es ſich die Phantaſie ſozialdemokratiſcher Kindsköpfe vorſtellt. Schluß: die ſoziale Revolution, die das arbeitende Volk von aller Not und aller Entbehrung befreien ſoll, iſt weiter nichts wie „ein gleißendes Trugbild“.“ a e Wenn all die Leute, die im Januar 1912 einen roten Stimmzettel abgegeben haben, dieſes Bildchen vom ſozialdemokratiſchen ukunftsſtaate geſehen hätten, wurde die Millionenzahl der Wähler der roten Partei ſich wohl ganz erheblich vermindert haben. 0 Hinterbliebenenverſicherung auch beim Selbſt⸗ morde der Verſicherten. Es iſt die Frage aufgetaucht, ob nach der neuen Reichsverſicherungsordnung die Hinterbliebenen Anſpruch auf Rente auch dann haben, wenn der Verſicherte durch Selbſtmord aus dem Leben geſchieden iſt. Dieſe Frage iſt zu bejahen; der An⸗ ſpruch auf Hinterbliebenenrente bleibt auch in dieſem Falle beſtehen. Soziales. Ausſchreitung Streikender in Wiesbaden. Aus Wiesbaden wird gemeldet: Die wiederholten tät⸗ lichen Angriffe der ſtreikenden Tagelöhner auf Ar⸗ beitswillige der Steinmühle arteten Montag abend zu einer förmlichen Schlacht mit Meſſer und Re⸗ volver aus. Es wurden über 20 Schüſſe gewechſelt. Der Haupträdelsführer der Streikenden, der Tagelöhner Franke, erhielt eine ſchwere Schußwunde am Kopfe. Auch ſonſt ſind Verletzungen verſchiedener Art vorge⸗ kommen. Die Feſtnahme der Beteiligten ſteht bevor. Aus Stadt und Land. ** Durch Rattenbiß getötet. Von einer Ratte wurde das ſieben Wochen alte Kind der Arbeiterfamilie Kiſchke in Hoppenbruch bei Marienburg tödlich verletzt. Die Familie hat eine Wohnung in der Nähe der Abdeckeret, wo gierige Ratten hauſen. Eine ſolche befand ſich plötz⸗ lich auf dem Bett, neben dem der Kinderwagen mit dem kleinen Kinde ſtand. Bei der Jagd der Frau auf die Ratte ſprang dieſe in den Kinderwagen, biß den Kleinen in die Wange, wodurch dieſe ſtark an⸗ en was den alsbaldigen Tod des Kindes zur Folge atte. * Wahnſinnstat eines Chemikers. Der in Luft⸗ ſchifferkreiſen bekannte Chemiker Adolf Mehl erſchoß Montag in Stuttgart in einem Anfall von Geiſtesge⸗ ſtörtheit ſeine ſoeben aus dem Wochenbett aufgeſtan⸗ dene Frau. Er wurde nach einem vergeblichen Selbſt⸗ mordverſuch in die Irrenanſtalt übergeführt. * Rene Unruhen im franzöſiſchen Champagner⸗ gebiet. Dem„Matin“ wird aus Reims gemeldet, daß ſich die Lage in der Champagne wieder zuſpitzt. Dies⸗ mal handelt es ſich jedoch nicht um Kämpfe der Wein⸗ bauern gegen die Weinhändler, ſondern die Land⸗ arbeiter ſind es, die gegen die Winzer auf⸗ ſtehen. In der Nacht zum Dienstag wurde auf einem Weinberge eines Beſitzers aus Rully eine Fläche von 800 Quadratmetern zerſtört. Außerdem haben viele Winzer, die nichtſyndizierte Arbeiter beſchäftigen, Droh⸗ briefe erhalten. Das Syndikat der landwirtſchaftlichen Arbeiter leugnet jede Verbindung mit den Aufſtändi⸗ ſchen und verurteilt ihr Vorgehen in ſchärfſter Weiſe. e Abenteuer eines Deſerteurs. In Brambach bei Plauen i. V. iſt der ſeit September vorigen Jahres ſahnenflüchtige Artilleriſt Bögel vom ſächſiſchen Ar⸗ tillerieregiment in Wurzen durch fünf Gendarmen und mehrere andere Perſonen feſtgenommen worden da er die Umgebung durch eine Reihe von Einbruchsdiebſtählen unſicher gemacht hatte. Bögel hatte ſich unmittelbar nach ſeiner Fahnenflucht bei ſeinen Eltern verborgen, war dann nach der Schweiz geflüchtet, wurde aber von dort ausgewieſen, da er ſich keine Ausweispapiere beſchaffen konnte. Er flüchtete mit dem Automobil ſeines Arbeitgebers und ſtieß unterwegs damit gegen einen Baum, ſo daß das Fahrzeug in Trümmer ging. Bei ſeiner weiteren Flucht wurde er in Lindau ver⸗ haftet, vermochte aber auf dem Transport nach Sachſen ſeiner militäriſchen Begleitung bei Nürnberg aus dem fahrenden Schnellzuge zu entfliehen. Wunderbarer⸗ weiſe kam er dabei nicht zu Schaden und wanderte nun zu Fuß nach Brambach zurück, wo er wieder bei ſeinen Eltern Unterſchlupf fand, bis es gelang, ihn zu verhaften. . Bombenattentat in Oberſchleſien. Wie die„Schl. Volkszeitung“ aus Kattowitz meldet, iſt gegen den Di⸗ rektor Gerhardt von den Huldſchinsky Werken in Sosnowice ein Bombenattentat verübt worden. Der Direktor blieb am Leben, doch wurden in ſeinem Hauſe große Verheerungen angerichtet. ein entlaſſener Arbeiter. Ans Nah und Fern. * Weinheim, 7. Febr. Der Bürgerausſchuß und der Gemeinderat wählten in der geſtrigen Sitzung mit 60 von 65 Stimmen Dr. phil. Wettſtein aus Heidelberg zum Bürgermeiſter. Die 5 übrigen Zettel wurden welß ab⸗ gegeben. Dr. Wettſtein iſt in Mühlburg bei Karlsruhe ge⸗ boren und ſteht im 40. Lebensjahre. Er wandte ſich der Offizterslaufbahn zu und diente beim badiſchen Pionierbataillon Nr. 14 in Kehl und dann beim 3. badiſchen Infauterie⸗Re⸗ giment Nr. 111 in Raſtatt, trat dann zur Schutztruppe in Sͤͤdweſtafrika über und wurde, nachdem er ſeinen Abſchied aus dem aktiven Dienſt genommen hatte, zum Hauptmann d. R. befördert. Vom Jahre 1903 bis 1906 hielt er ſich in Braſillen auf und ſtand dort im Dienſt der Hanſeatiſchen Kolontalgeſellſchaft und des Bahnſyndikats, wo er als leitender Ingenieur tätig war. In Heidelberg und Freiburg ſtudierte er ſpäter Volkswirtſchaft und Rechtswiſſenſchaft und war auch wiſſenſchaftlicher Mitarbeiter verſchiedener Handelskammern. Allgemein wird Dr. Wettstein als kenntnis reicher, arbeits freudiger, energiſcher und zielbewußter Mann geſchildert. * Feudenheim, 7. Febr. Die älteſten Einwohner Valentin Bentzinger, 95 Jahre, und Katharina Lechleiter, 90 Jahre, wurden dleſer Tage beerdigt. 6 Seckenheim, 7. Febr. Der geſtrige Schwein e⸗ Der Täter iſt markt war mit 20 Stück m ene befahren, die alle aum Preiſe von 16 bis 28 Mk. erkauft wurden. Großſachſen, 7. Febr. Man bereitet hler wie im vorigen Jahre ſo auch heuer einen Karnevalszug vor. Prinz Karneval iſt lt.„W. A.“ Herr Dr. Valentin Ludwigshafen, 7. Febr. gab der verhetratete den Betriebäleiter der Walzenmüble Rißmann ſchöſſe ab. Birkenau, 7. Febr. Am Sonatag Clermont. Wegen ſeiner Entlaſſung Magazinarbeiter Peter Rumpf auf zwei Revolver⸗ abend hielt der Krieger⸗Verein in der Gaſtwirtſchaft Pfläſterer elne wohlge⸗ lungene Kalſersgeburtstagsfeler mit Konzert und Ball ab. L Heppenheim, 7. Febr. Winterſport. Am Montag und Dienstag waren unſere Winterſportplätze, die herrliche Rodelbahn im nahen Fiſchwelher und die einzig ſchoͤne Schlittſchuhbahn auf unſeren Wieſen, von nah reich beſucht. und fern zahl ⸗ Von Worms, Daraſtadt und allen Orten der Bergſtraße und des Riedes waren Verehrer des Winterſports beiderlei Geſchlechts erſchlenen, und alle ſind darin einig, ſchoͤnere Winterſportplätze anderswo noch nie geſehen zu haben. Heppenheim, 7. Febr. Am nächſten Montag iſt Kreistagssitzung mit wichtiger Tagesordnung.— Ihre ſilberne Hochzeit feierten am Samſtag Herr Ferdinand Mattendorf und Katharina geb. Johann. * Unter Schönmattenwag, 7. ebr. In der Generalverſammlung des katholiſchen Männervereins am Sonn- tag wurde beſchloſſen, Arbeiterfreund zu liefern. einer kurzen Empfehlung vom 1. Juli ab jedem Mitglied den Herr Pfarrer Zöller ſprach nach des Arbeiterſekretariats und Volks⸗ büros ſehr lehrreich über„Moderne Wiſſenſchaft“, welcher Vortrag großen Beifall fand. Weiher, 7. Febr. licher Fernſprechſtelle wird lt.„V. u. A.-B.“ Herr Bürgermeiſter Knapp wird dieſe ſowie die Poſthilfsſtelle verwalten. — Erbach, 7. Febr. Obſtbaumpflanzungen. Prämier Ein Telegraphenamt nebſt öffent- hier errichtet. ſchon beſtehende ungen von Zur Förderung des ein⸗ hetmiſchen Obſtbaues, insbeſondere um auf zweckmäßige Anlage von Obſtbaumpflanzungen und fachgemäße Behandlung hinzu⸗ wirken, beabſichtigt die Landwirtſchaftskammer für Starkenburg, Prämierungen von Obſtbaumpflanzungen zu verauſtalten. ES ſollen in dieſem Jahre auch im Wahlbezirk Erbach⸗Wimpfen Prämlerungen ſtaufinden und ſollen ſowohl kleinere als großere hervorragende Pflanzungen mit Preiſen bedacht werden. Alles Nähere iſt auf den Bürgermeiſtereien zu erfahren. — Aus Starkeuburg, 7. Lebr. P rämien für Wieſenverbeſſerungen. Die Landwirtſchaftskammer hat letzter Tage für fachgemäß und zweckentſprechend ausgeführte Wieſenverbeſſerung 1365 Mk. Prämien zur Verteilung gebracht. Dieſe Prämien betrugen 15— 120 Mk. Knapp in Welher 120 Mk, Joh. Peter Nik Beerfurth 100 Mk., Adam Bikkel in Lautenweſ Es erhielten: Jakob las in Pfaffen⸗ chnitz und Adam Schnab in Mittershauſen je 80 Mk., Nikolaus Knöll 2. in Altheim 75 Mk., Joh. Peter Hübner in Eulsbach und Adam Jöſ in Gadern je 60 Mk., Adam Eſchwey im Schimbach, Wilhelm Dingeldein, Alexander Niklas in Pfaffen⸗Beerfurth und Gd. Meyer in Gadersheim je 50 Mk. u. ſ. w. Lokale Nachrichten. * Viernheim, 8. Febr. Der Krieger⸗Verein hielt am verfloſſenen Sonntag ſeine General⸗Verſammlung ab. Der Präſtdent, Herr Seb. Mandel eröffnete dieſelbe, hieß die erſchienenen Kameraden herzlichwillkommen und ſchloß mit einem Hoch Großherzog. Vize⸗Präſtdent, auf Kaiſer und Herr Frz. Wilh. Kempf machte ſodann die die Mitteilung, daß der verdiente Präſident des Vereins Herr Kamerad Mandel ſein 25 läum als ſolcher feiern könne und tracht der großen Verdienſte, welche Verein und die Kriegervereinsſache erworben, jähriges Jubi⸗ daß der Verein in Anbe⸗ ſich der Jubilar um den dem Präſident⸗ Jubilar ein entſprechendes Geſchenk durch ſeinen Schriftführer überreichen werde. Der letztere, Herr Kamerad Bugert, entledigte ſich ſobann des ihm gewordenen Auftrages mit einer warem zu Herzen gehenden Anſprache und überreichte dem Präſidenden das ſchöne mit einer Widmung verſehene Geſchenk, in Geſtalt elnes prachtvollen eingerahmten Bilde herzogspaares. 8 unſeres Groß⸗ Präſident Mandel dankte tiefgeruͤhrt fur die ihm zuteil gewordene Ehrung und versprach, nach wie vor ſeine Kräfte dem Verein und den Kameraden zu widmen.— Der ſodaun verleſene Nechenſchaftabericht ſchloß mit einem Ver⸗ mögensſtand von 976 Mk.; beträgt zur Zeit noch 48. Bei der Neuwahl und Vorſtandes wurden die alten Inhaber ſämtlich per Akklamatlon wiedergewählt und b daß man mit ihrer ſeitherigen Tätigkeit zu die Mitgliederzahl des Vereins des Präſidiums der Ehrenämter aburch bekundet, frieden. Dauit ſchloß die Verſammlung. Hoffentlich iſt allen unſeren 48 Veter- auen noch ein recht langer ſchöner Zebensaben Erbauung und zum Vorbild unſerer Jugend b beſchieden zur „At uli len la 1 Landw. Kurse ruß — Auſeren La 1 wird ez willkommen ſein, weun wir hier den Proloßz folgen laſſen, welcher am Be grüßungsabend vorgetragen wurde.* Es ſteht ein Baum im deutſchen Land, Bieläſtig, breit, die Wurz“ weitverzweigt, Die Krone frei und ſtolz aufwärts gewandt, Ein Rieſe ſtark, der Achtung heiſcht. Jahrhunderte au ihm vorübereilten, Die Stürme tobten zahllos um ſein Haupt, Geſchlechter groß und klein ſtets bei ihm weilten, Und ruhten aus in ſeinen Zweigen dicht belaubt. Der ſtolze Baum, der Deutſchlands Gaue ziert, Der Hilfe leiht und Nahrung ſeinen Brüdern, In deſſen Schatten jeder flüchtet ungeniert, Wer iſt's denn, unſer Bauernſtand mit ſeinen Guͤtern. Die reiche Wurzel, die den Baum ſo feſt begründet, Es iſt die Gottesfurcht, die niemals wankt und weicht. Mag Unglaub noch ſo frech ſein Haupt erheben, Beim echten Bauersmann er nie ſein Ziel erreicht. Der mächt'ge Stamm, der aus der Wurzel ſprießet, Es iſt die Königstren', die Bürgertugend, Wenn Bürger ſich erheben, Throne brechen, Er hält die Treue, früh gewohnt von Jugend. Die ſtolze Krone, die zum Himmel ragt, Ein Sinnbild hehr, der wahren Freiheit Bild, Ein Feind des Niedrigen, Gemeinen, Schlechten, So ſteht der deutſche Bauer da, der echten Tugend Schild. Kein Leid und Gram iſt je ihm fremd geblieben, Die rauhe Hülle birgt ein fühlend Herz, Geht gut es ihm, dann iſt's auch wohl den Bruͤdern, Er teilt das fremde Schickſal gern und fremden Schmerz. Die Gottesfurcht, die Treue zu dem König, Die Freiheit, ſtete Lieb zum teuren Vaterland, Der Bürgerſinn, die wahre Lieb zu Menſchenbrüdern Sie ſind geſchützet durch des Bauern Heim und Hand. Die Gäter all zu hegen und zu pflegen Sei deutſchen Bauernſtandes Streben immerdar, Zu ſchützen ſie gen tückiſch fremdes Weſen Vereint nur wird's gelingen unſrer wackren Schar. Drum ſeid willkommen alle, die hierhergeeilet Zu feſtigen das Band der Lieb und Einigkeit, Willkommen ſeid, ſolang ihr bei uns weilet, Es leb' der Bauernſtand für alle Zeit. — Der laudwirſchaftliche Kurſus, den der heſſiſche Bauernverein vom 4. bis 8. Februar in Viernheim abgehalten hat, wird allen Teilnehmern in dankbarer Er⸗ innerung bleiben. Faſt überwältigend war der Wiſſensſtoff, der hier in knapp bemeſſenem Zeitraum fürs Leben mithe⸗ geben wurde; und es hat ſich voll und ganz bewahrheitet, was der Leiter der Kurſes, Herr Pfarrer Blum in ſeiner herrlichen Programmrede„Vom Ausgleich der Klaſſengegen · fätze“ geſagt hat:„Es liegen Tage vor uns, die ernſter er⸗ müdender Arbeit gewidmet ſind; denn nur die Arbeit, die er⸗ müdet, hat dauernden Wert und Erfolg“; und dieſen ſuchen wir. Wenn wir jetzt am Schluſſe dieſer ernſten Arbeit das Arbeitsfeld nochmals rückblickend überſchauen, wenn wir vor allem die„Vorarbeiter“ ins Auge fafſſen, die verſchledenen Referenten, welche alle ohne Ausnahme mit einzigartiger Sach⸗ kenntnis und warmer Menſchenliebe das geiſtige Erdreich bei ſovielen aufmerkſamen Hörern neu beſtellt haben, dann drängt ſich uns immer wieder der heiße Wuuſch auf:„O daß wir doch noch viel mehr ſolcher Männer beſäßen, die mit fühlen⸗ dem Herzen dem Volke Führer ſeien auf den harten Lebens⸗ wegen! O daß aber auch das Volk ſeine wahren Freunde immer recht erkännte und ihren Mahnungen und Ratſchlaͤgen ein williges Ohr leihen möchte. Es würde zu weit führen, wollte man auf die einzelnen Referate, die während der Tagung gehalten wurden, näher eingehen. In aller Kürze nur ſoll der Verlauf an unſerem geiſtigen Auge vorüberziehen. Getreu dem bewährten Grundſatz, daß über den kleinen Einzel- heiten niemals der große Zuſammenhang überſehen werden darf, wurden die Einzelfragen des bäuerlichen Betriebes und Lebens in einen allgemeinen Rahmen hineingeſtellt. Dieſen allgemeinen Rahmen bildeten die beiden Vorträge des hochw. Herrn Pfarrers Blum und des Herrn Landtagsabgeordneten Uebel, der beiden Vorſitzenden des heſſtſchen Bauerns vereins. Bauersmann und Induſtrlearbeiter gehören zuſammen. Ihr beiderſeltiges Wohlergehen nur ermöglicht den glanzvollen Fortbeſtand eines ſtarken Vaterlandes, das war der Grund- ton der unnachahmlichen Eröffnungsrede des Herrn Pfarrers Blum. Bauersmann und Induſtriearbeiter haben ein ge · meinſames Lebensintereſſe an der Fortführung unſerer ſeit⸗ herigen Zollpolitik, war der Leitſatz der marrigen, zahlenmäßig überzeugenden Ausführungen unſeretz allperehrten Herrn Ab- geordneten Uebel. Innerhalb dieſes glanzvollen Rahmens, der die Zuſammengehörigkeit des Bauernſtandes mit anderen Berufsklaſſen uns zeigte, wurden ſodann ſpezielle Fragen be handelt. Herr Generalſekretär Hofmann, der unermuͤd- lich tätige Berater und Helfer der heſſiſchen Bauern, führte in ſeiner lichtvollen Weiſe die Anweſenden in den Sinn und die Bedeutung der neuen Reichsverſicherungsordnung ein und betonte vor allem die Neuerungen, die ſich für den bänerlichen Betrieb ergeben. Herr Amtsrichter Keller, ein Viern⸗ heimer Kind, brachte in überaus auſchaulicher und belebter Darſtellung die trockenen Paragraphen des bürgerlichen Se⸗ ſetzbuches, die den Bauer und ſeinen Betrieb angehen, zum Reden und bekundete aufs neue, daß die Liebe zum Bauern ſtand, insbeſondere zum Viernheimer Bauernſtand, in ſeinem Herzen wurzelt. Herr Dr. Hamann⸗ Darmſtadt gab einen klaren Aufriß der ſo wenig gekannten heſſiſchen Landwirt⸗ ſchaftskammer und einen vielfach mit Staunen aufgenommenen Ueberblick über ihre weitverzweigte Tätigkelt auf den ver⸗ ſchledenſten Gebieten. Ueber das wichtige Gebiet der Boden⸗ bearbeitung, über Saatgut und Düngungsfragen referierte in 2 Vorträgen mit Sachkenntnis Herr Dr. Spickermann- 1 eim. Koblenz, während Herr Dr. Rudershauſen⸗Vierubeint durch ſeine eingehenden Ausführungen auf den ſchlimmſten Feind der Volksgefundheit aufmerkſam machte und daukenz⸗ werte Auweiſungen zue Bekämpfung dleſes tücklſchen Feind an die Hand gab. Wahrheit und Klarhelt waren die Sſiguatut allet diefer Vorträge. Wahrheit und Klarheit wurden be⸗ ſoubete auch gefördert durch die lebhafte und reiche Ans⸗ ſprache, die ſich au jeden Vortrag auſchloß und über jede Dunkelheit gewünſchtes Licht verbreitete. Wahrhaftig, wenn die Aufklärung eine Waffe im Kampfe des Lebens iſt, ſo iſt hier den Landwirten, ſowie allen Kursteilnehmern, eine Wa in die Hand gegeben worden, die ſie befähigt, dieſen Kampf mit den feindlichen Mächten bes Lebeus kraftvoll aufzunehmen. uud wenn die Einſicht in die ſozialen Verhältuiſſe die Vor⸗ bedingung des ſozialen Friedens zwiſchen den einzelnen Ständen iſt, ſo müſſen wir erwarten, daß dieſer Kurſus ein Stück Fortſchritt bedeutet auf dem notwendigen Wege der ſozialen Verkündigung zwiſchen den einzelnen Berufs- gruppen. Wieviel gemeinſame Arbeit allen Berufs ſtändeu obliegt, wollen ſie die gemelnſamen ſozialen Mißſtände beſeitigen, das wurde jedem ſo recht klar bei dem Vortrag, den Herr Generalſekretär Hofmann über Jugendgerichts höfe und die Mitwirkung der Laien hielt. Wer dei dieſem Vortrage nicht innerlich mitgeriſſen und zum lebendigen Vorſatze angeregt wurde„Ich will mich jedes mir begegnenden notleidenden Menſchenkindes annehmen, um es vor dem Laſter zu bewahren“ der hat kein fühlendes Herz im Leib. Voll herzlichen Dankes nehmen wir heute Abſchled von allen, die uns ſo uaſchätzbare Füͤhterdienſte geleiſtet haben in den letzten Tagen und rufen allen Gäſten, Referenten, beſonders aber dem Herrn Kurs⸗ leiter ein lebhaftes Bravo, auf Wiederſehen, nach. 7 griefkaſten. Nach Viernheim. Sie haben Recht. treffs Aſchermittwoch beruht auf Irrtum. Karl Pfund Nachfolger Büchsenmachermeister. Waffen-, Patronen- und Munitionshandlung Mannheim, PI, 4, Planken. Lager moderner lagdgewehre. Revolver la. Qualität. 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Nachſtehend bringen wir eine Liſte der in unſerer Ge⸗ meinde wohnhaften Brieftaubenliebhaber mit dem Anfügen zur öffentlichen Kenntnis, daß dieſe ihre Brieftauben der Militür⸗ Verwaltung zur Verfügung geſtellt haben. Hierbei machen wir noch beſonders darauf aufmerkſam, daß dieſe Brieftauben den Schutz des obigen Geſetzes genießen. 1. Jean Hanf 9., Schneider, Hügelſtr. 13 15 Brieftauben 2. Nik. Hoock 6., Gaſtwirt, Waldſtr. 10 20 3. Ludwig Kuhn, Architekt, Hüͤgelſtr. 11 4. Karl Hoock, Mechaniker, Waſſerſtr. 16 5. Nik. Weidner, Maurer, Kirſchenſtr. 15 6. Ph. Stumpf 3., Fabrikant, Waſſerſtr. 13 7. Alex. Müller, Maurer, Waldſtr. 10 8. Joh. Weidner, Tagloͤhuer, Kirſchenſtr. 15 9. Gg. Jak. Kühner 1., Bäckerm., Lamphſtr. 32 4 10. Joh. Jäger, Bäckermeiſter, Bismarckſtr. 35 8 Vlernheim, den 2. Februar 1912 Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlwein. Nur Rosengartenstr. 32 Möbel Unvergleichbar billig! Kompl. Schlafzimmer pol. mit Spiegelschrank u echtem 200 Marmor Nur Mk. 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