Landw. Bezugs- U. Absatz-Genossenschaft. Tun eule 558 Wohnung Theater. Germania. Kleie friseh eingetroffen ſomie verſchiedene andere Futterartikel ſtets auf Lager. Der Vorſtand. Heute Dienstag abend Turnstunde. Morgen Mittwoch fällt die 3 Zimmer und Küche zu vermieten. Phil. Werle, Haltepunkt. 2 Zimmer und Küche frei. Näheres Geſchäftsſtelle Mittwoch, den 12. Inni 1912, abends 9 Uhr, Saale„zum goldenen Karpfen“ Lustsplel-Abend. Der Raub der Habinerinnen. kr Radſport„Germania“ Viernheim. n S end. . Heute Dienstag abend halb 9 Uhr im Gaſthaus „Zum Haltepunkt Vorstands- Sitzung, zu welcher des Viernheimer Anzeigers. iernheimer Luſtſpiel von Schön than uud Kadelburg in 5 Akten. ee de puͤnktliches und vollzähliges Erſcheinen erwartet Der Vorſitzende. Branntwein-Brennerei A. Reinhard Viernheim(Hessen). Bringe meinen garantiert ächten alten Kornbranntwein ner Liter 1. 40 Mk. in empfehlende Erinnerung. Beſter Erſatz für teuren Cognae. Tonriſtik: Fußball- Turner⸗ Aluminium, Stutzen Stiefel, Gamaſchen, Feld- Trikots, Strümpfe, Hoſen, Gürtel, flaſchen, Kragen, Fußbälle von Gymnaſtik⸗ Na Ruckſack. 3 Mk. au ützen, Hängematten Rennſchuhe 22 Ruckſäcke ete. Tennisartikel Turugeräte alles in größter Auswahl! Sportshaus Mannheim ,. Th. Griaſch, Tel. 4920, am Paradeplatz. Hoſen, Schuhe, Jacken, apparate ete. Z. schwarzen Walfisch. Empfehle vorzügliches helles Flaſchenbier ſowie Spezialbier aus d. Weinheimer gürgerbrauerei. la. Prauereiabfüllung. Jean Kirchner. Schnelle Hilfe tut not! In der deutſchen Zambeſi Miſſion iſt eine Hungersnot ausgebrochen. Wir bringen eine ausführliche Beſchreibung des Elends in einer der nächſten Nummern. Um jedoch eine Verzögerung der Sammlung nicht eintreten zu loſſen, ver⸗ öffentlichen wir ſchon jetzt die Bitte um milde Gaben. Wer ſchnell gibt, gibt doppelt! Die Not iſt ſehr groß! Die kleinſte Gabe iſt willkommen! Geſchäftsſtelle des Vieruheimer Anzeigers und der Starkenburger Gebirgs⸗Zeitung Viernheim(Heſſen). ee Kränze, Sterbe⸗Kleider und Bouquetts empfiehlt in großer Auswahl zu den billigſten Preiſen Nikolaus Brechtel 4. Lorſcherſtraße Nr. 11. Vorrat nur gering! Neuheit aus Nord-China( Mongolei) Rieſen⸗Stangenbohnen (Faba gigantesca) Wird über 10 Meter hoch, liefert große, breite, ſehr fleiſchige, wohlſchmeckende grüne Schoten mit großen Rieſenbohnen. Kann Froſt vertragen und liefert noch im Spätherbſt, wenn con alle anderen Bohnenarten abgeſtorben find, immer ſoch Blüten und grüne zarte Schoten. 1 Portion Famenbohnen 10 St. 1 N.— 100 St. 8 M. liefert der landw. Jamtnzüchter Adolf Theiß in Jugenheim, a. d. Bergſtr. Schwellen- päne ſind noch abzugeben, auf Wunſch ins Haus gebracht. 8 Mk. die Zweiſpänner⸗Fuhre. Anmeldungen nehmen ent⸗ gegen: Joh. Leonh. Kirchner 2. Mannheimerſtraße und Jakob Bugert 5. Blauehutſtraße. Schöne Tabakpflauzen, Kohlrabi⸗ u. Endivien⸗ ſetzlinge, ſowie Lauch, Sellerie u. Falat g verk. Martin, a. d. Apothek. Gute Speiſe⸗Kartoffel eingetroffen. Ferner feinſte Süßruhm⸗Bntter fund 1.50 Mk. empfiehlt Metzgerei Georgi. Neue Kartoffeln empfiehlt Nikolaus Werle. Kohlrabiſetzlinge u. Kohl⸗ zabifamen fortwährend zu haben bei Mich. Belz. Garten- und Corpfoflen ſowie Schwellenholz verk. Martin, an der Apotheke. 1 Rungenwagen hat prelswürdig abzugeben Alfred Lublin. e f N Ahfelmos,f 2 5 1 N ders Mos eee Me Pafenkamkfien gesch pofkſonen für 50, ſoo 6. 490 Liter. nicht zu unterscheiden ILiker stellt sich auf c. 6.0. Nedefsagen dufch ſhetcate ersgefth 0 Alleiniger Fabrikat:& fritz Müller jun, Göppingen. Viernheim: lak. Beyer l. vis-à-vis der Apotheke. 4 ee — Wange Viernheimer N. nu cke, Neben, Pro ⸗; 1 Theater⸗ loge, Vorträge mit 1 und ohne Geſang N für Krieger, Turn, Feuerwehr, Radfahrer, Geſaug und Vergnügungs vereine. 0 0. O. Uhse, Beflin O. 27, GrünerwWeg 95 * Auswahlſendung: Verzeichniſſe umſouſt u. frei. Anzeiger 1 Wohnhaus mit Grabgarten hat zu verkaufen Adam Träger 1. Wwe. Blauhutſtraße 27. Ei von reinraſſigen, rebhunfar⸗ bigen Italiener⸗Hühnern zu Brutzwecken pro Stück 15 Pfg. ſind abzugeben Rathausſtraße 19. Verein für kath. Kauf ⸗ leute und Beamten Viernheim Zentrale Eſſen-Ruhr. Vewührte Stellen vermittlung. Geſchäftsſtelle Mannheimerſtr. 27 Koſtenfrei für Mitglieder u. Ge— ſchäftsinhaber. Stellenloſenver— ſicherung. Hilfsfond. Witwen- u. Waiſenfond. Günſtige Kranken— und Sterbekaſſe. Rechtsauskunft— ſtelle. Wöchentliches Verbands— organ, Merkuria“, koſtenlos. Jahr— buch. Jugendabteilung. Vereins— zimmer in der„Traube“. Auch kann die Stellenvermittlung von Nichtmitgliedern in Anſpruch ge— nommen werden. Nähere Auskunft erteilt Herr Johannes Engel Mannheimerſtraße 27. Staunend billig!! Komplette Schlafzimmer- Einrichtung nur 280 und 880 Mx. m. 3-1ür. Spiegelschrank ebeneo Speise. und Herren-Zimmer Spiegelschränke Flurgarderobe 46 Mk. Divan auf Federn 42 Ml Bad. Holzindustrie Recha Posener Rosengartenstrasse 32 Mannheim. 0 2 Mk. tägl. Verdienst d. Verkauf m. Patent-Ar- tikel für Herren. NMeuheitenfabrik Mittweida⸗ Markersbach Nr. 131. Pianino gutes Fabrikat, fast neu, iſt mit Garantieſchein für Mk. 4.50 abzugeben.— Abbildung frei. Auf WunſchFFranko⸗Probeſendung ohne jede Kauſverpflichtung. Fr. Siering Mannheim, C 7 Nr. 6. Das größte Wunder der Natur iſt: „Semper Viva“ sichert Ihnen N soforiigen Verkauf. ie eee Sommer-Fahrpläne 5 Pfg. Viernheimer Anzeiger. o das heißt: N 0 1„Immer Leben“ aber auch genannt die Auferſtehungs pflanze Preis per Stück 1 Mk., und kann bezogen werden durch J. S. Heinrich, Bens heim Grieſelſtraße 36. Dampfäpfel helle Ware p. Pfd. 70 Pfg. Zwetſchen,„ 40, s empfiehlt Joh. Karl Kempf Ww. Woſſerſtraße. 2½ Prozent Rabatt. Makulatur. an n. räumen, verkaufe einige Zentner zum fabelhaft billſgen Prelſe noch vorrätig das Stück zu von 4 Mark pro Zentner, ſo⸗ ö lange Vorrat reicht. Viernheimer Anzeiger. Perſonen: Gollwitz, Profeſſor. 8 Franz Rotteck Friederike, ſeine Frau. Paula Rotteck Saula, deren Tochter g Johanna Raum Dr. Neumeiſter g. Willy Werner Marianne, ſeine Frau 8 Elſe Werner Emil Groß, genannt Sterweck Karl Gies Karl Groß, Weinhändler Ernſt Jung Emanuel Strleße, Theaterdirektor Jean Jung Roſa, Dienſtmädchen. Bertha Jung Es ladet höflichſt ein Die Direktion. Fliegenfänger Schnakenkerzen Dalma Zacherlin Echtes monteneg. lnsektenpulver dose und in Sprltzenkartons= soW-e Thnsekten pulverspritzen empfiehlt in bester frischer Ware E. flichter, Floradrogerie 1 Daselbst werden jede Anzahl Kin der, jedoch nicht unter 14 Jahren 2 um Vertried von Fli egenfängern angenommen. Franzosen] gestes Wild- und Schnakenschutzmittel ſbelts-Kleider kauft man gut und billig bei . Oppenheime Viernheim. Wegen Umzug und Geſchüftsver⸗ legung nach Rathausſtraße Nr. 13 verkaufe von heute bis einſchließlich 1. Juli ſämtliche Strohhüte, Filzhüte und Mützen um möglichſt zu räumen, mit 10 Prozent Rabatt. Hutgeſchäft Adler Ecke Lorſcher⸗ und Walbdſtraße. Frauenleiden Natur- und Lichtheil- Verfahren, schwedische Hellgymnastik. Frau Direktor Hch. Schäfer Soller von Dr. med. Thare-Brandt. Mannbelm nur U 3, 3 Mannheim vls-a-vls dem Restaurant„Zum wilden Mann. S Preobet unden: 21½—5 Uhr nur Wochentags. Bringe meine große Auswahl in Herren-, Damen- und Kinderſtiefel ſowe Sandalen und Segeltuch ſchuhen bei billigſten Preiſen in empfehlende Erinnerung.— Habe N noch eine Partie Sommer-Joppen billigst abzugeben. Jul. Weidner, Natsausftr. 57. b Iuſerieren bringt Gewinn! piernheimer Nachrichten Bezugspreis: Pf. monatlich einſchl. Bringerlohn. Hurch die Poſt bezogen I. 1.14 vierteljährlich Fernſprech⸗Nr. 20 Ar. 66. Hiernljeimer Zeitung 4 (Heſſiſch-badiſcher Grenzbote) Amtsblatt der Graßherzoglichen Vürgermeiſterei Viernheim Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Bei größeren Aufträgen Annahmeſchluß für Inſerate: Größere ein Tag vorher, abends 5 Uhr; kleinere ſpäteſtens 9 Uhr morgens. Redaktion, Druck und Verlag von Dr. Keil, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. ö Gegründet 1884 — Biernheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. entſprechender Rabatt. m rr— Donnerstag, den 15. Juni 1912. 28. Jahrgang. Köln— Berl K 1— Jerlin. Zu dem Streit um die chriſtlichen Gewerkſchaf— ten telegraphiert der Kölner Berichterſtatter der meiſten Berliner Blätter: „Zum gegenwärtigen Stande der Gewerkſchaftsfrage wird aus unterrichteten Kreiſen mitgeteilt, daß wohl unter den Führern der 23 chriſtlichen Gewerkſchaften Deutſchlands eine unverbindliche Beſprechung ſtattgefunden habe, ob dem nächſt ein Gewerkſchaftskongreß einberufen wer den ſolle, der ſich mit den vielerörterten Erklärungen des Papftes beſchäftigen würde; über unverbindliche Beſprechun gen ſei man indeſſen bisher nicht hinausgekommen. Soll ten demnächſt keine befriedigenden Erklärungen aus Rom, vielleicht durch Veröffentlichungen im„Oſſervatore romano“ erfolgen, ſo würde man allerdings einen Kon— greß einberufen, der ſich die Frage vorlegen müßte, was geſchehen muß, um für die Zukunft ſolche Zwiſchenfälle zu verhüten. Man will ſchon aus Rückſicht auf die evangeli schen Mitglieder der Gewerkſchaften Klarheit ſchaffen und vermeiden, daß das Gefühl etwaiger Geheimniskrämerei aufkomme.“ Das„Weſtfäliſche Volksblatt“. das an dem Biſchofs⸗ ſitze eines der drei Biſchöfe erſcheint, die für den päpſt⸗ lichen Stuhl eine Aufklärungsſchrift über die chriſt— lichen Gewerkſchaften ausgearbeitet haben, ſchreibt zu der Frage:„Wird der Papſt den katholiſchen Arbei— tern verbieten, ſich den chriſtlichen Gewerkſchaften an— zuſchließen? nach einem Telegramm u. a. folgendes: Das wird unmöglich geſchehen können. Man denke einmal an die vielen interkonfeſſionellen Verbände, die ſich mit allerlei beſonderen Fragen befaſſen. Die Aerzte haben ſich interkonfeſſionell organiſiert, um ihre Standesinter— eſſen zu vertreten, ebenſo die Philologen, die Techniker und andere Bevölkerungsgruppen. Wenn der Papſt den katho— liſchen Arbeitern verbieten will, ſich den interkonfeſſio⸗ nellen chriſtlichen Gewerkſchaften anzuſchließen, ſo muß er konſeguent auch den katholiſchen Unternehmern verbieten, 0 an interkonfeſſionellen Unternehmerverbänden zu be— 'n. Dann muß er auch den katholiſchen Bauern den tt zu den interkonfeſſionellen Bauernverbänden unter— den katholiſchen Handwerkern den Beitritt zu den interkonfeſſionellen Innungen, den katholiſchen Beamten den itritt zu den interkonfeſſionellen Beamtenvereinen. Die Konſequenz müßte noch viel weiter getrieben werden und den Katholiken die Mitgliedſchaft an allen nichtkatholiſchen Vereinen unterſagt werden, der Katholik dürfte nicht Mit⸗ glied werden im deutſchen Sprachverein, im Sauerländiſchen Gebirgsverein, im Altertumsverein, im Kegelklub und Wan— dervogel, im Flotten- und Kriegerverein, denn alle dieſe Vereine ſehen ab vom Katholizismus. Es würde aber geradezu ungeheuerlich ſein, wenn ein ſolches Verbot er— ginge. Fortdauernde Unruhen in Ungarn. Stürmiſche Volksproteſte— Polizeieingriffe.— euch die Prüvinz proteſtierr. Am Dienstag nahm das gewohnte Schauſpiel feinen Fortgang. Die oppoſitionellen Abgeordneten verſammelten ſich am Dienstag in ihrem gemeinſa men Verſammlungslokal. Dort hielt! Graf Apponyi eine Rede, die einen flammenden Proteſt gegen das Vorgehen des Präſidenten Graſen Tisza darſtellt, der die Oppoſition mit Gewalt aus dem Gebäude der Ge ſetzgebung verbannt hat. Das Parlamentsgebäude iſt heute von einem berittenen Militär- und Polizeikordon umgeben, die keinem oppoſitionellen Abgeordneten Ein laß gewähren. Die oppoſitionellen Abgeordneten be guben ſich um 10 Uhr durch die Straßen der Stadt in das Klüblokal der Volkspartei. Unterwegs hatte fich eine Menge Menſchen angeſchloſſen, die fortwährend in den Ruf ausbrach:„Abzug Tisza!“ Es wurde das Koſſuthlied geſungen. Plötzlich an einer Straßenbie gung ſprengte berittene Polizei und Gendarmerie her— bei und ritt in die Menge. Es euntſtand eine furcht⸗ bare Pauik. Zahlreiche Perſonen wurden umgeritten. Die Menge wurde in drei Gruppen vertrieben. End lich gelang es den oppoſttionellen Abgeordneten, das Klublokal zu erreichen, wo ſich abermals eine Menge angeſammelt hatte, die eine lärmende Demon ſtration für die Oppoſition und gegen die Regie rung veranſtaltete. Im Abgeordnetenhaus herrſcht Stille. Graf Tisz bereitet ſich vor, eine große Rede zu halten, in er ſein Vorgehen rechtfertigen wird. Nachmittags gibt ſich das Präſidium des Abgeordnetenhauſes ch Wien, und dort wird Graf Tisza mit den beiden Vize— bräſidenten vom Kaiſer in Audienz empfangen werden. s iſt eine Vertagung des Abgeordnetenhauſes bis zum Herbſt zu erwarten. Inzwiſchen hat ſich auch d Provinz zur Anteil— nahme an dem Kampſe gemeldet: Nach Schluß einer ſozialiſtiſchen Verſammlung in Großwardein forderte der anweſende Polizeibeamte die Menge auf, in vollſter Ruhe ſich zu zerſtreuen, welcher Aufforderung die Ar beiter ſcheinbar auch nachkamen, indem ſie ſich grup⸗ venweiſe in die Nebengaſſen verloren. Ein großer Teil der Menge begab ſich jedoch zum Szechenyplatz, wo das Tiszaſche Haus ſowie das Komitatshaus und das Gerichtsgebäude ſich befinden. Hier vereinigten ſich die aus verſchiedenen Nebengaſſen herbeieilenden Ar- beiter und griffen zuerſt das Tiszaſche Haus an, wo⸗ felbſt ſie ſämtliche Fenſter zertrümmerten. Dann wen⸗ deten ſie ſich gegen das Komitatshaus, wo ebenfalls ſämtliche Feuſter ihrer Wut zum Opfer fielen. Auch am Gerichtsgebäude wurde kein einziges Fenſter verſchont. Die Polizei halte von all dieſen Ausſchreitungen keine Kenntnis, da die Mannſchaft in der Meinung, daß die Arbeiter ſich ruhig zerſtreut hätten, zurückgezogen worden war. So konnten die Demonſtranten ungeſtört durch die Rakocziſtraße weiter⸗ ziehen, wobei ſie unterwegs alle Fenſter und etwa N W. präſi E Die Stimme ruft! Eine Bauerngeſchichte aus dem Taunus von Fritz Ritzel. 7(Nachdruck verboten.) Mit klangloſer Stimme, ruhig und leidenſchaftslos hatte die Bäuerin geſprochen. Sie wußte, daß offener Widerſtand gegen die Liebſchaft der Tochter nur deren ganzen Trotz und ihre ganze Beharrlichkeit wachrufen würde, deswegen widerſetzte ſie ſich weder noch willigte ſie ein. Nur ruhig abwarten und der Zeit ihr Recht laſſen, war der Wahlſpruch der klugen und nach ihrer eignen Meinung den anderen an Verſtandeskräften über⸗ legenen Frau. Wenn der Chriſtian erſt einmal aus dem Dorf und ihrer Tochter aus den Augen war, dann würde ſich auch wohl die Geſchichte mit dem Fritz Krautner machen. Erſt mußte nur der Chriſtian fort, und dazu wollte ſie heute gleich den Anfang machen. In gleichgültigem Ton erſuchte ſie Magdalen, die nach der Mutter Worten außergewöhnlich fröhlich ge⸗ worden war und ſich beſorgt um die Kranke bemühte nochmals in das Dorf zu gehen und den alten Krautner auf heute abend zu einer Unterredung mit dem Vater zu beſtellen. Es handele ſich um den Verkauf eines Ackers, der zur Abrundung ihres Beſitztums notwendig ſei, er⸗ klärte ſie dabei. Ein fröhliches Liedchen ſummend, machte ſich Mag⸗ dalen auf den Weg und richtete die Beſtellung bei der alten Frau Krautner aus. Dann eilte ſie nach dem Wege, der zum Häuschen der alten Lisbeth führte, um möglicher⸗ weiſe Chriſtian zu treffen und ihm die frohe Mär zu verkünden, daß die Mutter und wahrſcheinlich auch der Vater nichts gegen ihr Verhältnis einzuwenden hätten.— Die abendlichen Schatten hatten ſich ſchon über Berg und Tal geſenkt, als Johann Konrad Ferber mit ſeinem ſengeſpann wieder in ſeinen Hof einfuhr und unter hilfe des immer dumm grinſenden Lips die Ochſen ausſpannte und den ſchweren Karren in die Scheune ob. Dann ſich die kotigen Schuhe an dem neben der Haustür lehnenden Reiſerbeſen abſtreichend, betrat er das eee ee Zimmer, wo er den von Magdalen beſtellten alten Krautner antraf. Joſef Krautner war ein ſchwarzbärtiger, breitſchultriger Mann, deſſen ganzes Weſen das Selbſtbewußtſein des ver— mögenden Bauern zeigte und der auch bei der geringſten Verletzung dieſes Selbſtbewußtſeins die unangenehmſten Saiten aufzuziehen pflegte. Auch jetzt ſchien ſein Bauern— ſtolz gekränkt, weil er eine Viertelſtunde auf Hankuurad hatte warten müſſen, und rückſichtslos fuhr er den Ein— tretenden an:„Was ſprengſt du mich dann doher, wenn du gar nit dehaam biſt?“ eine Frage, die Ferber mit einem verſtändnisloſen: „Ich dich doher geſprengt? Ich waaß von nix!“ er⸗ widerte. „Setzt eich emol doher un gerat eich nit in die Woll!“ unterbrach Frau Ferber das Zwiegeſpräch der beiden Männer.„Ich hab die Lene zum Krautner? Joſep geſchicht, weil wir etwas mit ihm auszumache hawe, was nit verſchowe werrn därf, ſonſt könnt die ganze Geſchicht ſchief ausgehn!“ „Was for Geſchicht dann?“ fragten die beiden Männer wie aus einem Munde. „No, die Geſchicht mi tEiern Fritz un unſer Lene. Wir hawe doch zuſamme ausgemacht, daß, wenn die Lene zwanzig Johr alt is, Verſpruch mit Eierm Fritz ſein ſoll!“ antwortete die Frau.„Zwanzig Johr is ſe jetzt!“ „Ja, un hat e anner Bekanntſchaft!“ warf Krautner ärgerlich ein.„Maanſt du vielleicht, ich wißt's nit?“ „Dodrum haw ich dich jo grad herbeſtellt, daß mer mitenamer driwer rede, wie mer des Kunze Chriſtian von hier fort kriehe“, ſagte das Weib. „Krieh du ihn emol fort, des is leichter geſagt, wie getan!“ meinte Krautner. „Eich Mannsleit, die immer ſo geſcheit ſein wolle, tät natürlich nix einfalle— blos(blaſe) mer doch dein ſtinkige Knaſter nit ſo do eriwwer“— und mit dem Taſchentuch durch die Luft ſchlagend, um den Tabaksrauch zu vertreiben, fuhr die Bäuerin hüſtelnd fort,—„dewege ſein wir Weibsleit do, daß ſei Eich die Hoor aus de Aage mache, daß Ihr was ſeht! Dein Bub, der Fritz, S0 bis 100 große Geſchaftsauslagen zertrum⸗ merten: in die Kronen-Apotheke wurde ſogar zwei⸗ mal hineingeſchoſſen. Beſonders arg wütete die Menge vor dem Hauſe der Partei der nationalen Arbeit, wo ebenſalls ſämtliche Fenſter eiengeſchlagen wurden. Erſt jetzt rüc die Polizei, die inzwiſchen von dieſen Vor— gängen verſtändigt worden war, heran und wollte die Menge zurückdrängen. Unterdeſſen verbreitete ſich in der Stadt das Gerücht, daß der ſozialdemokratiſche Führer Eugen Rozvanhyi wegen Ausſchreitungen ver— haftet worden ſei. Eine Grupve von Arbeitern zog der entgegengeſetzten Seite nach dem Markt- U ſo daß die Polizei zwiſchen zwei große Ardeiter— gruppen geriet Die Menge attackierte darauf die Polizei und bewarf ſie mit Steinen und Ziegelſtücken. Der berittene Poliziſt Klemens Marſo wurde vom Pferde ge— zerrt und blutig geſchlagen. Polizeiwachtmeiſter Beeſey wollte ſeinem bedrängten Kameraden zu Hilfe eilen, wurde aber durch vier Revolverſchüſſe in den Fuß getroffen und erlitt ernſte Verletzungen. Die Menge wurde immer wütender, und die Polizei mußte bald einſehen, daß ſie der Demonſtranten nicht Herr werden konnte. Infolgedeſſen wurde Militär requi— i und bald erſchien ein Bataillon Infanterie im ſchr'st, ſowie eine Eskadron Huſaren, die die De— en vertrieben. Der Panzerkreuzer. s Gegen den Mangel an deutſchen Panzerſchiffen will der Flottenverein, der eben erſt den großen Er⸗ folg hatte, daß zwei von ihm gezeigte Lücken in un⸗ ſerer Seerüſtung ausgefüllt wurden, jetzt mit aller Kraft kämpfen. Die Oeffentlichkeit wird ſich infolge⸗ deſſen jetzt mit der Frage beſchäftigen müſſen, ob uns tatſächlich Panzerkreuzer fehlen. Ein fachmänniſcher Schriftſteller, der Marineoffizier L. Perrius, verneint dieſe Frage bereits mit aller Entſchiedenheit und führt dazu aus: Der Panzerkreuzertyp iſt veraltet, er wir nir⸗ gends mehr gebaut. Nahezu das geſamte franzöſiſche Panzerkreuzermaterial würde im Ernſtfall keine Chan⸗ cen haben. Es finden ſich dort Typen, die nur knapp 19 Seemeilen Geſchwindigkeit aufweiſen, und deren Be⸗ ſtückung gänzlich ungenügend iſt. Die deutſchen Nanzer⸗ kreuzer älteren Datums wie„Blücher“,„Gneiſenau“, „Scharnhorſt“, die alſo nicht den Namen„Schlacht- kreuzer“ tragen, haben Geſchwindigkeiten von 22,5 bis 235,9 Seemeilen und ſind mit acht bezw. zwölf 24⸗ Zentimetergeſchützen armiert. Von ſämtlichen franzö⸗ ſiſchen Panzerkreuzern trägt kein Schiff ein größeres Kaliber als das 19,4 und meiſt nur in der Zahl von zwei oder vier. Aehnlich liegen die Verhältniſſe bei den engliſchen Panzerkreuzern, wenn ſie auch etwas beſſer beſtückt und geſchwinder ſind als die franzöſi⸗ 0 chon 9 muß doch bei die Soldate, gell, Joſep, un du willſt ihn freikaafe? Nit wohr? Jetzt wißt Ihr awer doch, daß ſich der Chriſtian freigeloſt hot— no, wie wärs dann do, wenn der Chriſtian for den Fritz Einſteher tät wärrn und du tätſt ihm zwaahunnertfufzig Gille defor gewe?“ „Des wär e bißche viel Geld; ich maane, mer kräg's billiger!“ meinte der Bauer.„Awer wie is es dann nochher, wann der Chriſtian nit will?“ „Wann er nit will? Dann muß mer ihn ewe dezu zwinge, und zwinge kann ihn der do!“ Damit deutete die Bäuerin auf ihren Mann. „Wir hawe doch de Schuldſchei uff des Häusche— wenn den der Hankunrad kündigt un du bietſt dem Chriſtian des Geld— maanſt du. er tät ſich lang beſinne. ob er's nemme ſoll oder nit? Do hot er ſei alt Mutlter viel zu gern! Is er awer erſcht emol die zwaa Johr fort in Wiesbade, in Weilburg, in Biewerich oder wo's is, dann hot der Fritz Zeit, ſich an die Lene zu mache, un bis der Chriſtian widderkimmt, biſt du vielleicht ſchun Großvatter!“ „Du biſt doch e Oos von eme Weibsbild! So weit hätt ich jetzt wahrhaftig nit gedocht!“ meinte der Bauer. „Mir ſoll's recht ſein, des haaßt, bis uff die zwaahunnert⸗ fufzig Gille. Es ſein ere ſchun vor hundertfufzig Gille und vor zwaahunnert Gille eingeſtanne!“ „No, wege fufzig Gille uff oder ab werſcht du dich doch nit lumpe loſſe! Oder hoſt du's ſo nötig?“ bemerkte höhuiſch die Bäuerin.„Ich waaß aan, der bot drei⸗ hunnert Gille krieht, un zu viel is des aach nit, for ſiewe Johr lang immer parat zu ſein, for de Kuhfuß zu ſchleppe un ſich anſchnauze zu loſſe!“ „No for mir, dann mache wir's ſo! Habt Ihr dann die Schuld ſchun uffgeſagt?“ fragte Krautner. „Do hängt's ewe noch dran!“ erklärte das Weib, auf ihren Mann zeigend.„Der alt Aanfalt do will nit, weil. die Lisbeth immer ihr Zinſe uff de Tag bezahlt hot, oder weil er ihr friher emol nachgelaafe iſt!“ (Fortſetzung folgt.) N — — 5 Es iſt jedenfalls nicht berechtigt, die Schwäche unſeres Panzerkreuzermaterials ſo ſtark zu betonen. Shätzt man die tatſächliche Summe der brauchbaren Gefechtskraft deutſcher und franzöſiſcher Panzerkreuzer gegeneinander ab, ſo ergibt ſich zweifelsohne ein Plus auf unſerer Seite. Zudem wird ſich das Verhältnis weiter zu unſeren Gunſten verſchieben, da in Frank⸗ reich kein Schlachtkreuzer gebaut wird und auch nach dem neuen Flottengeſetz der Bau dieſer Schiffe nicht vorgeſehen iſt, während bei uns in jedem Jahre ein Schiff der Gattung zur Flotte ſtößt. Der Typ gilt als zu teuer, und über ſeine taktiſche und ſtrategiſche Verwendung lauten die Meinungen recht verſchieden. Bekannte Fachleute, wie Admiral Lord Braſſey und der frühere Schiffskonſtrukteur der engliſchen Marine, Sir William White, ſprechen dem Typ keinerlei Eriſtenz⸗ berechtigung zu, da er in der Schlacht als zu ſchwach ar— miert und vor allem gepanzert geringe Ausſicht auf Erfolg hat, und für den Aufklärungsdienſt und das Aufbringen von Handelsſchiffen zu ſchade dünkt. Für dieſen Zweck genügen auch die kleinen geſchützten Kreu⸗ zer, von denen wir im übrigen reichlich beſitzen. Die engliſche Admiralität hat im diesjährigen Bud⸗ get die Bauſumme für acht Fahrzeuge eines gänzlich neuen Typs eingeſtellt. Es iſt ein ſchwach gepanzerter Kreuzer, deſſen Preis gering iſt. Er ſoll große Ge— ſchwindigkeit erhalten und zum Aufklären, ſowie zum Jagen von Torpedobooten und Kauffahrteiſchiffen dienen. Unſere Marineverwaltung verhielt ſich alſo mit Recht ablehnend gegenüber den Wünſchen des Flot⸗— kenvereins, da ſie es für angezeigt halten muß, be⸗ dachtſam beim Bau eines Typs vorzugehen, der aller Wahrſcheinlichkeit in Bälde ausſtirbt und der wegen ſeiner Koſtſpieligkeit und geringen Verwendungsmög— lichkeit inopportun erſcheint. So wurden wohl Mittel für das dritte Geſchwader und für Unterſeeboote über das bisherige Geſetz hinaus verlangt, nicht aber für Panzerkreuzer. Der Flottenverein ſollte mit dem Er⸗ reichten zufrieden ſein. Dem Luftflottenverein ge— hört die nächſte Zukunft! **. Der Krieg um Tripolis. fc Angriff auf die enropiſche Türkei. Die Türkei rüſtet ſich auf einen italieniſchen An⸗ riff zu Lande. Zur Operation daf zan nach türkiſcher lnnahme 50- bis 60000 Mann zum Teil aus Italien, vornehmlich aber aus Tripolis herangezogen werden, da dort doch die Operationen im Hochſommer ſtocken müſſen und daher die ſtarke Beſatzung von etwa 105 000 Mann an den Küſtenpunkten in Tripolis und Benghaſi unnötig iſt. Der Angriff wird gegen die Dardanellen wie gegen Smyrna erwartet. Die Opfer des Krieges. Nach Mitteilungen des italieniſchen Kriegsmini— ſteriums ſind bis jetzt auf den Schlachtfeldern oder in— folge von Verwundungen während des italieniſch-tür— kiſchen Krieges 67 Offiziere und 388 Soldaten geſtorben. In dieſen Zahlen ſind die Vermißten nicht einbegriffen, deren Zahl ſich auf 2 Offiziere und 325 Mann beläuft, die zum größten Teil dem 11. Berſaglieri-Regiment angehörten und ſeit dem 23. Oktober 1911, dem Tage des Gefechts bei Schara-Schat, nicht mehr geſehen wor— den ſind. Politiſche Rundſchau. — Der bisherige deutſche Botſchafter in London, Graf Wolff⸗ Metternich zur Gracht, wurde Dienstag vom engliſchen König empfangen, um ſeine Abberufung zu über⸗ reichen. — Zu dem Befinden des Königs Friedrich Auguſt von Sachſen, der ſich auf dem Schießplatz zu Zeithain durch Sturz mit dem Pferde eine Sehnenzerrung zugezogen hat, wird berichtet, daß ſich der Patient ſehr gut befindet und die Beſſerung ſtändig fortſchreitet. — Die Vermählung des Prinzen Franz don Bayern mit der Prinzeſſin Iſabella von Croy findet vorausſichtlich am 8. Juli in München ſtatt. — In der Frankfurter Lokalpreſſe wird mitgeteilt, daß aus maßgebenden Kreiſen der Frankfurter Bürgerſchaft für die Oberbürgermeiſterwahl eine Kandidatur des Hanſa⸗ bundspräſidenten Geheimrats Dr. Jakob Rieſſer angeregt worden iſt. Geheimrat Rieſſer ſtammt bekanntlich aus Frankfurt. 5 ö 5 eee eee E Herabſetzung der Altersgrenze bei der Alters⸗ rente. Eine in einer Konferenz im Reichsamte des Innern eingeſetzte Kommiſſion ſoll eine genaue Unter⸗ ſuchung der finanziellen Wirkungen der Herabſetzung der Altersgrenze bei der Altersrente von 70 auf 65 Jahre vornehmen. Die Kommiſſion wird ihre Ar⸗ beiten zunächſt in Dresden aufnehmen und dabei bei der dortigen Landesverſicherungsanſtalt ein Verfahren feſtſtellen zur Auszählung ſämtlicher Ver⸗ ſicherungskarten in den Altersklaſſen vom 60. bis 65. Lebensjahre. Eine ſolche Auszählung werden dann ſämtliche Landesverſicherungsanſtalten vorzu⸗ nehmen haben. Hierdurch ſoll feſtgeſtellt werden, wie⸗ viel Verſicherte in jeder Altersklaſſe vorhanden ſind, die bei einer Herabſetzung von 65 auf 60 Jahre An⸗ ſpruch auf den Bezug der Altersrente hätten. Auf dieſe Weiſe wird es möglich ſein, feſtzuſtellen, ob die bisherige Schätzung über die finanzielle Belaſtung, die mit 30 Mill. Mark angenommen war, von denen 40 Millionen auf die Reichskaſſe entfallen, zutreffend iſt. — Tie preußiſchen Landtagswahlen 1913 ſollen, wie ein Abgeordneter im„Deutſchen Reichsanzeig.“ vermutet, einige Wochen früher als 1908, alſo ſchon Ende April oder Anfan ai ſtattfinden. Beſtimmtes ſteht natürlich noch nicht feſt.. :: Zum Gewerkſchaftsſtreit Köln— Berlin. Der Korreſpondent der„Preß⸗Zentrale“ erfährt aus pati⸗ kaniſchen Kreiſen Roms, daß die von Herrn Prälaten Heiner in der„Köln. Volksztg.“ unter ſeinem Namen veröffentlichte zweite Erklärung eine reine Privatan⸗ ſicht des Herrn Prälaten Heiner darſtellt. Der Prälat war lediglich zu der erſten Erklärung autorifiert. Dem zweiten Artikel kommt alſo nur privater Charakter u, da der Vatikan keinen Frontwechſel beabſichtigt. 1 58 wird dies beſtätigt. Eine Meldung der„Saale⸗ Zeitung“, wonach der vreufiſche Geſandte am Vatikan energiſch gegen ein Vervot des Anſchluſſes der Katho⸗ liken an die chriſtlichen Gewerkſchaften aufgetreten ſei, wird von der„Preß⸗ Zentrale“ auf Grund zuverläſſiger Inſormationen für falſch erklärt. Die preußiſche Re⸗ gierung betrachte den Streit als eine rein innerkirchliche Angelegenheit. Parlamentariſches. 2 Die Präſidentſchaftsfrage im preußiſchen Abgeordne⸗ teuhauſe. Das Abgeordnetenhaus wird, wenn es im Herbſt wieder zuſammentritt, an Stelle des ſo ſchnell vom Tode eveilten Freiherrn von Erffa einen neuen Präſidenten zu wählten haben. Als es galt, einen Nachfolger für Herrn von Kröcher zu finden, kamm neßen dem Tre'berrn v. Erffo Herr v. Arnim-Züſedom in Frage. Es läge nahe, zu vermuten, daß nunmehr Herr v. Arnim-Züſedom das Erbe des Freiherrn von Erffa antreten werde. Herr v. Arnim⸗ Züſedom iſt jedoch, wie die neue N. G. C. ſchreibt, von ſo angegriffener Geſundheit, daß er diesmal als Kandidat völlig ausſcheidet. Innerhalb der konſervativen Partei be— ſtehen, der gleichen Quelle zufolge, zwei Strömungen. Die einen möchten den Freiherrn von Richthofen Mertſchütz auf den Präſidentenſtuhl ſetzen, obwohl er kaum alle für dieſes ſchwierige Amt wünſchenswerten Eigenſchaften beſitzt. Die anderen meinen, daß es angebracht ſei, ein bürgerliches Mitglied der konſervitven Partei an die Spitze des Abge— prdnetenhauſes zu ſtellen: ihre Kandidaten ſind der Abg. Friedrich Winckler, Landrat außer Dienſt und General— direktor der Landesfeuerſozietät des Herzogtums Sachſen, der den Kreis Weißenfels-Naumburg-Zeitz vertritt, und der Abg. Hermann Dietrich, der Vertreter des zweiten Pots— damer Wahlkreiſes, der von Beruf Juſtizrat, Rechtsanwalt und Notar in Prenzlau iſt. LET 2 Als neuen Präſidenten des preußiſchen Landtages nennt man in eingeweihten Kreiſen in erſter Linie die Abge— ordneten von Arnim-Züſedom und Freiherrn v. Richthofen— Mertſchütz. Eine Kandidatur des früheren Reichstagspräſi— denten Grafen Schwerin-Löwitz, die von anderer Seite ge— meldet wird, kommt, wie die„Tägl. Rundſch.“ erfährt, nicht in Frage. Offenbar rechnet man in konſervativen Kreiſen mit ſeiner Rückkehr auf den Präſidentenſtuhl des Reichstags nach der eventuellen Ungiltigkeitserklärung der Wahl Kämpfs. Europäiſches Ausland. Rußland. ? Die Reichsduma hat das ſogenannte„kleine“ Flotten⸗ bauprogramm angenommen, das mehr als eine Milliarde Mark erfordert. Uns Deutſche intereſſiert daran natürlich beſonders die baltiſche Flotte, die bis 1930 fertig ſein und aus 24 Linienſchiffen, 12 großen und 24 kleinen Kreuzern, 108 Hochſeetorpedobooten und 36 Unterſeeboo— ten beſtehen ſoll. Die beiden erſten Geſchwader don je 8 Linienſchiffen, 4 großen Kreuzern uſw. ſollen bereits 1918 ſchwimmen. Wie groß die Perſonalvermehrung iſt, geht aus der Beſtimmung hervor, daß der Kadettenetat von 320 auf 750 erhöht wird. Afrika. Marokko. : Der ältere Exſultan Abdul Aſis bekommt in ſeinem Vertreiber einen Kollegen und Nachbarn. Dem Londoner „Daily Telegraph“ wird aus Marokko telegraphiert, daß Sultan Muley Hafid formell abgedankt habe und nach einem kurzen Beſuch in Rabat ſich in Tanger nie⸗ derlaſſen werde. Dort hat er die„Villa auf dem Hügel“ von der Witwe des früheren engtiſchen Geſandten Sir John Hay für ſich erwerben laſſen, und er wird ſomit der Nachbar ſeines Bruders, des Exſultans Ab⸗ dul Aſis, werden. ö Afrika. Ehzina. Ching in der Welt vorau. Wie aus Peking berichtet wird, hat die chineſiſche geſetzgebende Verſammlung be⸗ ſchloſſen, daß die Kammer nach dem Proporzwahl⸗ ſyſtem gewählt werden ſoll. Der Senat ſoll von den Provinzialausſchüſſen, und zwar aus der Mitte der Mit⸗ glieder der Provinzialausſchüſſe ſelbſt gewählt werden. Soziales. — Ver engliſche Traunsportarbeiterſtreik gleich Null. Bisher iſt der Beſchluß der Verbandsleitungen auf all⸗ gemeine Einſtellung der Arbeit nur ſehr ſpärlich be⸗ folgt worden. 2000 Arbeiter ſind in Southampton ausſtändig, faſt ebenſo viele in Plymouth, wo ſich die meiſten Fuhrleute den Hafenarbeitern angeſchloſſen haben: dagegen geht die Arbeit ſonſt überall ohne Störung vorwärts. „ Streik der Londoner Hafenarbeiter. Der Streik der engliſchen Transportarbeiter nimmt an Ausdehnung zu. In Hafen von Southampton wurde die Ausreiſe der„Majeſtie“ nach Newyork verhindert. In einer großen Anzahl engliſcher Häfen und zwar in den Häſen von Livervool, Hull, Grimsby, Craford ſowie in den meiſten ſchottiſchen und iriſchen Häfen wird noch ge⸗ arbeitet. Geſtreikt wird dagegen in London, Briſtol, Southampton, Plymouth, Sutherland, Mancheſter und Swanſea. Im ganzen ſtreiken bis jetzt 40 000 Ar⸗ beiter von 300 000, denen die Aufforderung zur Nie⸗ derlegung der Arbeit zugegangen iſt. In London iſt es zwiſchen Streikenden und Arbeitswilligen am Diens⸗ tag zu blutigen Zuſammenſtöſten gekommen. Aus Stadt und Land. Der Hauptmann von Cöpenick tot. — Der Schuſter und langjährige Zuchthausinſaſſe Wil⸗ helm Vogt iſt vor drei Tagen in einem Londoner Hoſpital geſtorben. — 59 Feidarbeiter verbrannt. Auf dem Vorwerl des Grafen Drlow Tawydow bei Tambow sind 59 Feldarbeiter verbrannt. Die Urſache des Brandes konnte noch nicht ermittelt werden. * Seine Frau zu verbrennen verſuchte in Finſter⸗ walde der Arbeiter Awege. Er hatte ſämtliche Zu⸗ gänge zu der im Dachgeſchoß belegenen Wohnung mit leicht brennbaren Stofſen umgeben, die er anzündete. Es gelang aber ſchließlich, die Frau zu retten. Der Täter wurde verhaftet. Er iſt anſcheinend nicht ganz normal. „% Wiedertäufer in Verlin. Ein ſeltenes Schau⸗ ſpiel rief am Müggelſee bei Berlin Aufſehen hervor. In der Nähe des Reſtaurants„Rübezahl“ fand eine größere Adventiſtentauſe ſtatt. Nicht weniger als 15 Frauen und mehrere Männer. die der Sekte der„Ad⸗ ee ee e 1 17 Tee ventiſten vom ſteventen Tage“ veigerreten waren, emp⸗ fingen die Taufe. Nach den Gebräuchen der Sekte wurde die Taufe in einem öffentlichen Gewäßfſer vorgenommen. Gegen 9 Uhr wurden am Ufer des Müggelſees eine Anzahl Lichter angezündet, und dann ſtiegen unter dem Geſang der am Ufer ſtehenden Ad⸗ ventiſten die Täuflinge bis zum Oberkörper in das Waſſer, wo ſie von einem„Geiſtlichen“ die Taufe empfingen. en Unwetter überall. Am Montag iſt das Bober⸗ gebiet im Rieſengebirge von einem ſehr ſchweren Un⸗ wetter heimgeſucht worden. Dieſes Unwetter hat ſich weiter nach Oſten verſchoben. In Odeſſa, der ſüd⸗ ruſſiſchen Hafenſtadt, ging ein Platzregen nieder, welcher im Hafen aufgeſpeicherte große Maſſen von Frach⸗ ten durchnäßte und zum Teil völlig unbrauch⸗ bar machte. Der größte Teil der in den Kellerräumen aufgeſpeicherten Waren iſt verdorben. Die Verluſt⸗ ſind ungeheuer und noch gar nicht zu überſehen; Menſchenleben ſind nicht zu beklagen.— Auch Eng⸗ land wurde zu gleicher Zeit von einem Unwetter heimgeſucht: in verſchiedenen Teilen Großbritanniens ſind große Ueberſchwemmungen zu verzeichnen. Beſon⸗ ders in Shropſhire iſt die Ernte faſt vollſtän⸗ dig vernichtet. Viele Häuſer ſind unterſpült und in Gefahr, einzuſtürzen. Ein Teil davon iſt bereits eingeſtürzt. Auch in Swanſea iſt der Schaden ſehr groß. Am ſtärkſten iſt die Stadt Sedgley mitgenommen worden. Das in England beklagte Unwetter hat ſich ſcheinend ſehr ſchnell öſtlich verzogen und in Deutſa land den Hunsrück heimgeſucht: Ein furchtbares Ge witter hat im ſüdlichen Hochwaldgebiet des Hunsrück gewaltigen Schaden angerichtet. Das Getreide auf den Feldern iſt ſtrichweiſe vollſtändig vom Hagel und wol kenbruchartigen Regengüſſen zerſchlagen. Gärten, Weinberge und Wieſen find in gröͤßem Umfange arg mitgenommen; die Obſternte iſt ſtellenweiſe vollkon men vernichtet. ** Fünf Kinder verbrannt. Bei einem Großfeuer im Dorfe Blotnik im Poſener Kreiſe Bomſt ſind fünf Kinder verbrannt. Die Kleinen waren von den tern, die auf Arbeit gegangen waren, eingeſchloſſen und konnten ſich vor den raſch um ſich greiſenden Flammen nicht mehr retten. ** Im Streite erſchlagen. Im Verlauf eines Streits gab der Malermeiſter Lind auf ſeine Schwiegermntter aus einem Revolver drei Schüſſe ab und tötete ſie. Darauf verletzte er ſeine Frau durch einen weiteren Schuß und jagte ſich ſelber eine Kugel in den Kopf. Der Mörder wurde verhaftet.— In einem Hauſe in Köln verſuchte ein gewalttätiger Menſch namens le mens aus Mülheim⸗Rhein die Beſitzerin des Hauſes namens Engels zu ermorden. Auf die zu Hilfe eil den Poliziſten drang Klemens mit gezücktem Meſſer ein und ſchnitt ſich hierauf ſelbſt den Hals durch. Klemens verſtarb ſofort. * Vom„Fenſterln“ in den Tod. In Bohnsdorf wollte der 24 Jahre alte Kutſcher Richard Maluſchte einem Mädchen einen Beſuch abſtatten. Er ſtellte dieſem Zweck eine Leiter an das Haus, kletterte hin auf und wollte gerade das Fenſter öffnen, als er au rutſchte und dabei mit beiden Händen in die Scheibe fuhr. Dem M. wurden hierbei die Pulsadern geſchnitten. Ehe ärztliche Hilfe zur Stelle war, er bereits verblutet. ** Tie Vulkan⸗Ausbrüche in Alaska ſcheinen ſurc bar geweſen zu ſein. In Witka geht vulkaniſche Af von dem 700 Meilen„das ſind faſt 1000 Kilome: entſernten aleutiſchen Vulkanviertel nieder. Die Sonn iſt verſchleiert. Nach telegraphiſchen Berichten ſind mehrere Vulkane in Tätigkeit. Die Ge gend dort iſt ſehr dünn bevölkert, dagegen ſind Katmai Hunderte von Lachsfiſchern und Arbeitern, Lachs in Blechkiſten verpacken, ferner zahlreiche dianerdörfer. u Tas geſunkene Unterſeeboot gefunden. Aus Che! bourg wird gemeldet, daß zwei Torpedozerſtörer? „Vendemiaire“ entdeckt haben. Sie liegt eine halbe Seemeile von der Stelle entfernt, wo ſie unter nk. Sie liegt in einer 150 Meter tieſen Mulde des Meeres bodens. Infolge der ſtarken Strömung iſt das Unter ſeeboot ſchon ſo weit abgetrieben worden. Daher de ſteht nur ſehr geringe Hoffnung, daß es jemals gelin gen werde, das Wrack zu heben. *. Die Zigennerbrüder Ebender noch nicht ergriffen Das Amstgericht in Fulda gibt amtlich bekannt, daß die Brüder Ebender noch nicht ergriffen worden ſind und die Belohnung für ihre Ergreifung auf 2000 N erhäht wurde. Das Gericht ſetzt hinzu, daß dem Amts gericht Fulda Perſonen zur Verfügung ſtehen, welche die Perſönlichkeit der Gebrüder Ebender genau kennen * Ein ſchweres Bootsunglück ereignete ſich um Dienstag abend auf der Havel am Tiefenſee. Die Fil ſiliere Auguſt Schmidt, Guſtav Hermann und Philipp Dröge von der 12. Kompagnie des 1: Garde-Reagiment“ in Potsdam unternahmen mit zwei jungen Mädchen, der 18jährigen Berta Rauſch und der 17jährigen Marko Rudau aus Nowawes eine Kahnpartie auf dem S0 Hierbei kenterte das Boot, und die Füſiliere Auguſt Schmidt und Philipp Dröge ſowie die junge Marta Rudau fanden den Tod in den Wellen. 1 * Ein Fiſchdampfer ſeit Oſtern vermiſtt. Aus Tbarshavn, der Hauptſtadt der Faröerinſeln, wird ge⸗ meldet, daß über das Schickſal des Fiſchdampfers„lt via“, der eine Beſatzung von 15 Mann hatte, die aller⸗ eruſteſten Befürchtungen gehegt werden. Der, Fiſch⸗ dampfer befand ſich bei Island auf dem Fiſchfang, und ſeit Oſtern hat wan keine Nachricht mehr von ihm erhalten. Es wird als ſicher angenommen. da das Schiff bei den Island ⸗Nrſihjahrsſtürmen mit Mann und Maus untergegangen iſt. i Peitſchenhiebe fü den Vertrieb von Schmntz⸗ schriften. Die engliſchen Bebörden gehen jetzt mit aller Strenge gegen die Verbreiter unzüchtiger Photographien und Schriften vor. So wurden am Dienstag vor dem Londoner Gerichtshof zwei Perſonen abgeurteilt, die angeklagt waren, auf der Straße unzüchtige Karten verkauft zu haben. Beide wurden zu der ungewöhn⸗ lichen Strafe von 25 Peitſchenhieben und neun Mo naten Zwangsarbeit verurteilt. Der Richter Lawrie bedauerte bei der eee des Urteils, daß er nicht noch härter beſtrafen konnte. . at eee eee in Paris wird kraß be⸗ leuchtet durch einen Bericht des„Matin“ über ein von St. Cyr bei Paris fü kürzlich in Paris verüdbtes Verbrechen. Vor einigen Tagen brachten vier zweifelhaft ausſehende Männer mitten in der Nacht einen Schwerverwundeten in das Hoſpital Lariboiſiere. Ehe man ihre Identität feſt⸗ ſtellen konnte, waren ſie wieder verſchwunden. Der Eingelieſerte war durch vier Kugeln in den Unterleib tödlich verletzt worden und ſtarb bereits nach kurzer Zeit. Die polizeiliche Unterſuchung ergab, daß ein Racheakt vorlag. Der Erſchoſſene namens Weber ge⸗ hörte einer Apachenbande an, die auf den äußeren Boulevards ſyſtematiſch die Leichenfledderei und die Be⸗ raubung von Paſſanten betrieb. Die Sache ging ſo⸗ lange gut, bis die Braut des Anführers der Bande ſich in einen gewiſſen Weber verliebte, dieſen dazu überredete, ſich von der Bande zu trennen und die übrigen anzuzeigen. Die Verbrecher hielten einen Kriegsrat ab, in dem beſchloſſen wurde, das ungetreue Mitglied zu töten. Die Tat auszuführen ſollte der verpflichtet ſein, der in dem beliebten Pariſer Würfel⸗ ſpiel„Zanzibar“ unterlag. Die Polizei verhaftete nun zuerſt die Braut des Weber, die dann die ganze Bande verriet. Es wurde nun angeordnet, daß vier Mit⸗ glieder der Bande verhaftet werden ſollten. Dies ge— lang jedoch erſt nach einem verzweifelten Kampf, bei dem auf beiden Seiten der Revolver in Tätigkeit trat. Die vier Verbrecher mußten ſchließlich gebunden werden, bevor es gelang, ſie auf das Polizeipräſidium zu be— fördern. Alle ſind wegen zahlreicher Räubereien be— reits mit erheblichen Straſen bedacht worden. Einer der Verhafteten namens Fojar, hat aus eigenem An⸗— triebe eine ſchwere Beſchuldigung gegen ſich erhoben. Er behauptet nämlich, daß er früher zur Bande Gar⸗ nier gehört und ſogar in demſelben Automobil ge— ſeſſen habe, aus welchem Garnier auf der Place du Havre den tödlichen Schuß auf einen Poliziſten ab— gegeben habe. Ein ſchrecklicher Unfall ereignete ſich am Mon- tag in einem Wanderzirkus, der gegenwärtig in Ver⸗ ſailles ſeine Vorſtellungen gibt. Ein deutſcher Tier— bändiger namens Karl Feldmann hatte dort gerade eine großartige Dreſſurnummer mit acht Löwen vor— geführt und war im Begriff, die Tiere in ihre Kä⸗ zurückzubringen, als ſich plötzlich zwei der Löwen zuf ihn ſtürzten und ihn ſoſort zu Boden warfen nd ſchwer verletzten. Nur der Geiſtesgegenwart der Wärter, die ſofort mit Heugabeln und Peitſchen herbei— eilten, war es zu verdanken, daß Feldmann nicht vollends zerfleiſcht wurde. Der Tierbändiger wurde jedoch ſo ſchwer verletzt ins Hoſpital eingeliefert, daß an feinem Aufkommen gezweifelt wird. Acht Perſonen ermordet. In Villesca in Jo— wa wurden ein Kaufmann, ſeine junge Frau, vier Kin— der und zwei zum Beſuch im Hauſe weilende junge Damen mit einer Axt getötet. Man nimmt an, daß die Unglücklichen von dem oder den Mördern im Schlafe überraſcht wurden und ſich nicht gewehrt haben. Die Urſache dieſes achtfachen Mordes iſt unklar. Um Raub aun es ſich nicht handeln, denn Geld und Schmuck blieben unberührt. Bluthunde verfolgen eine Spur, und die Nachbarſchaft wird von einer Kompagnie Mi— lizen abgeſucht. a Kleine Nachrichten. Auf der Grube Mühlberg bei Herford riß das Förder— ſeil. Vier Bergleute, die in die Tiefe ſtürzten, wurden ſo—⸗ fort getötet. Eine Frau mit zwei Kindern ſtürzte ſich in Berlin die Spree. Die Zwei Kinder im Alter von drei und bier Jahren wurden gerettet, während die Frau er— Der franzöſiſche Dichter Leon Dierx, der 1901 nach tallarmes Ableben den von allen Poeten Frankreichs ihm kannten Titel eines„Dichterfürſten“ führte und bis 1909 Beamter im franzöſiſchen Unterrichtsminiſterium war, hat Selbſtmord verübt. W ui! N Der Reichsrat Freiherr von Cramer-Klett hat dem Münchener Magiſtrat 200 000 Mark zur Verfügung ge— ſtellt zur Förderung und Gründung einer Gartenſtadt. Auf dem Gute Gallingen bei Pr. Friedland feierte die Arbeiterfamilie Spannenkrebs das 400jährige Jubi⸗ läum ihrer 400jährigen Beſchäftigung auf dem Gute. Der Verband deutſcher Kunſtgewerbevereine hält ſeinen Delegiertentag in München am 24. Juni ab; im Anſchluſſe daran findet am 25. ein allgemeiner deutſcher Kunſtgewerbe— tag ſtatt. Gerichtsſaal. Ein belgiſcher Prozeß Steinheil. Vor dem Gorichts— von Brabant hat ein großer Prozeß begonnen, der in ſeinen Einzelheiten lebhaft an den Prozeß gegen Frau steinheil in Paris erinnert. Es handelt ſich nämlich auch um eine Mordtat, die an einem unbequemen Gatten unter geheimnisvollen Umſtänden begangen wurde. Der Prozeß wird einen Zeitraum von zwei Wochen beanſpruchen. Nicht weniger als 174 Zeugen ſind vorgeladen worden. Ueber die Vorgeſchichte des Prozeſſes ſei folgendes bemerkt: Im Jahre 1910 wurde der Kaufmann Felix Agneeſſens in ſeiner Villa in Foreſt ermordet aufgefunden. Die Unter⸗ luchung ergab, daß Felix Agneeſſen nach einem heftigen Kampfe erdroſſelt worden war. Der ganze Boden des Zimmers war mit Blut bedeckt, und das Zimmer zeigte auch ſonſt Spuren eines heftigen Kampfes. Andererſeits war es ſicher, daß ein Raubmord nicht in Betracht kommen konnte, da zahlreiche Schmuckſachen und Gelder, die ſich um Zimmer befanden, unberührt gelaſſen worden waren. Im Verlaufe der Unterſuchung wurde Frau Agneeſſens der Mitwiſſerſchaft am Morde ihres Ehemanns beſchul⸗ digt. Frau Agneeſſens war übrigens eine frühere Ge⸗ ſellſchafterin von Arenberg und hatte den Kaufmann Ag⸗ neeſſens im Jahre 1893 geheiratet. Die Ehe war zunächſt ſehr glücklich, bis im Laufe der Zeit aus unbekannten Grün⸗ den zwiſchen den Ehegatten eine Entfremdung eintrat, die ſoweit führte, daß ſich Frau Agneeſſens in der Perſon ines gewiſſen Charles Eickhudt einen Liebhaber anſchaffte. Die jetzt gegen Frau Agneeſſens erhobene Anklage be⸗ bauptet, daß ſie in Gemeinſchaft mit ihrem Geliebten ihren Ehemann aus der Welt geſchafft hat, um ſich in den Beſitz des Vermögens ihres Gatten zu ſetzen und Eickhudt hei⸗ raten zu können. Die Angelegenheit erregt nicht nur hier⸗ ſondern in ganz Belgien großes Aufſehen, da die Familie Fur 961 Aaneeſſens im ganzen Lande angeſehen und bekannt war. Verkehr und Sport. Brennender. Auf dem Flugfelde te am Montag abend der Fliegerleutnant Etienne einen Proveftug aus. Als ſich ſein Apparat in etwa 100 Meter Höhe befand, wurde er von einem Luftwirbel erfaßt, neigte ſich nach vorn über und ſtürzte wie ein Stein zu Boden. Am Boden fingen die Trümmer des Apparates Feuer. Die Hinzueilenden zogen den abgeſtürzten Leutnant bewußt⸗ los unter den brennenden Trümmern hervor, und transportierten ihn nach dem Lazarett, wo man feſt⸗ ſtellte, daß ſein Zuſtand ein ſehr ernſter iſt. Ihm war der linke Oberſchenkel gebrochen und das rechte Bein verbrannt, ſowie die Naſe eingedrückt; am Kopf hatte er weitere ſchwere Verletzungen.— Ungefähr zu der gleichen Stunde ſtürzte der Fliegerleutnant Happe auf dem Aerodrom von Bue ab, und zwar aus einer Höhe von 60 Metern. Er hat ſich das Naſenbein und die rechte Schulter gebrochen, jedoch iſt ſein Zuſtand weniger ernſt, als der ſeines Kameraden Etienne. * 20000 Luftpoſtkarten. Leutnant Hideſſen vom Leibdragoner-Regiment Nr. 24 hat am Montag die erſte Flugpoſt zwiſchen Frankfurt a. M. und Darmſtadt befördert. Um 7 Uhr 4 Min. ſtieg er mit ſeinem Euler-Flugzeug„Gelber Hund“ in Frank— furt auf. 13½ Minute ſpäter landete er in Darmſtadt und lieſerte dort einen Poſtſack mit 20 000 Poſtkarten ab. Sofort nahm er einen neuen Poſtſack an Bord und ſtieg um ½9 Uhr wieder auf, um nach Worms zu fliegen— Die Briefſchaften ſind mit von der Kaiſer— lichen Reichspoſt beſonders ausgegebenen Mar⸗ ken verſehen, auf denen ſich ein Vogel befindet und in der Mitte die Worte„Gelber Hund“. Für Sammler und Händler iſt ſomit ein neues Gebiet erſchloſſen. Fernflug Berlin—Wien. Der zweite Tag des Fernfluges Berlin— Wien läßt erkennen, daß Hirth un— beſtritten Sieger iſt. Thelen, der allein noch in Berlin zurückblieb und die Abſicht gehabt hatte, noch zu ſtarten, hat dieſe endgültig aufgegeben. Leutnant Blaſchke wurde durch die Dunkelheit und heftigen Regen ge— zwungen, fünf Kilometer vor dem Ziel zu landen. Ferufing Berlin— Wien. Der öſterreichiſche Ober— leutnant Bergmann(Miller), für deſſen Leben man in Wien ernſte Befürchtungen hegte, iſt Dienstag nacht in Troppau gelandet. Anfänglich glaubte man, der Weſt⸗ wind habe ihn nach den Karpathen, einer Fortſetzung der Nordalpen, abgetrieben.— Cſakays Flug wurde mit dem zweiten Preiſe gekrönt. Er landete bekannt— lich nur ſünf Kilometer vom Ziel. aa Kost Aus Nah und Fern. Weinheim, 12. Juni. Hier tüſtet man ſich ſo⸗ wohl für das am nächſten Sonntag ſtattfindende 50 jährige Jubelfeſt der Feuerwehr, wozu der Großherzog ſein Erſcheinen zugeſagt haben ſoll, wie auch zum Turnerfeſt am Sonntag in 8 Tagen. * Heppenheim, 12. Juni. Hier haben ſich neuer⸗ dings Familien ans Wien und Moskau anſäſſtg gemacht. Unlängſt haben Familien aus Norddeutſchland, Weſtfalen, Rheinland und Sachſen hier Wohnung genommea. Es ent⸗ ſtehen auch hier ganze Straßenzüge von neuen Einfamilien⸗ häuſern. „ Beusheim, 12. Junl. Die hleſige Abdeckerel für die Kreiſe Bensheim und Heppenheim wird zur Beförderung der Tierleichen aus den einzelnen Orten zur Abdeckeret ſich einen Antomobil-Wagen anſchaffen, da einesteils der Trans- port mittelſt Pferdefuhrwerk auch ſehr teuer iſt und andern⸗ teils oft nicht ſchuell genug alle gefallenen Tiere befördern kann. * Lindenfels, 12. Juni. Der Kreisgusſchuß ge- nehmigte bie Aufnahme elner Anleihe von 1250000 Mark zu 4,15 Prozent für den Bahnbau Benshelm⸗Lindenfels. * Ehberſtadt, 12. Juni. Bei einem Patrouillenritt im Walde hat durch Unvorſichtigkeit ein Unteroffizier vom Dra⸗ goner⸗Regiment Nr. 23 einen Gefreiten, der ihn gefangen nehmen wollte, erſchoſſen. Der entſicherte Karabiner ging los und traf ins Herz. „Dieburg, 12. Juni. Die Kreisbeamten ſollen um 15 Prozent aufgebeſſert werden. Lokale Nachrichten. Poftkartenwoche der Großherzogin. Wir hören auf Anfrage von der Geſchäftsſtelle, daß Bromſilberkarten gewöhnlich für 15 bis 20 Pfg. verkauft werden und bemerken dazu folgendeß: In der Poſtkarten woche wurden Bromſilber- karten im Vorverkauf für 8 Pfennige(ſpäter für 10 Pfg.) abgegeben. Wer dieſe Karten gekauft hat, erhielt alſo ein vbollſtändiges Aequſvalent dafür. Da die Karten ſchon am zweiten Tage faſt vergriffen waren, wurden ſie vom Publikum manchmal mit 20 und 30 Pfennigen bezohlt. Es handelte ſich alſo hier nicht um eine Veranſtaltung auf Koſten des wohl⸗ tätigen Publikums. Das ſelbe gilt für die Flugpoft, die, abge- ſehen davon, daß ſie die erſte iſt, bei den bekannten Beding⸗ ungen des Reichspoſtamts, wohl kaum mehr ſo wohlfeil ein- gerichtet werden kann und bei der im übrigen die Einnahmen in Fraukfurt faſt denen in Hiſſen gleichen und zirka 2000 Beſtellungen aus ganz Deutſchland vorliegen, nach denen von Darmſtadt aus Luſtpoſtkarten verſandt werden ſollen. — Von der Nußernte. Es wurde ſchon tadelnd in den Blättern erwahnt, daß die Landwirte in unvernünftiger Weiſe fortgeſetzt ihre Nußbaume fuͤllen, ohne wieder neue An- pflanzungen zu machen, obgleich doch Nußbaumbolz in der Zukunft immer wertvoller werde. Auch die Nüſſe ſeien in den letzten Jahren fortwährend im Preiſe geſtiegen. Wie ſehr dieſe Behauptungen der Wirklichkeit entſprechen, geht aus der ſoeben veröffentlichten amtlichen Statiſtik hervor. Danach ſtellten ſich die Prelſe für Nüſſe in den letzten Jahren pro Doppelzentner wie folgt: 1907— 20 Mk., 1908— 24 Mk., 1909= 25 Mk., 1910- 27 Mk. und 1911 gar 35 Mk. Freilich erntete man in 1911 in ganz Heſſen nur 1668 Doppelzentner, während es im Jahre 1910 noch 2464 Dop; pelzentner gab. In Rheinheſſen erntete man im letzten Jahre 811, in Starkenburg 706 und in Oberheſſen nur 151 Dop- pelzentner. Im Kreiſe Lauterbach wurden gar keine und im Kreiſe Schotten nur 4 Doppelzentner geerntet. Der Geſamt- erlös ans Nüſſen bezifferte ſich in Heſſen in 1911 auf 58188 Mk., während in 1910 rund 66322 Mk. für Nüſſe erzielt wurden. Wie leicht aber ließen ſich dieſe Einnahmen gauz bedeutend ſteigern, wenn die Lantwirte ſich wieder zur ver⸗ mehrteren Anpflanzung von Nußbäumen bequemen wollten. — Eine Zigarre von 10 000 Mark. Der Genuß eines Gegenstandes beſteht oft darin, daß man die Ueberzeugung von dem Wert einer Sache hat. Ein amerika⸗ niſcher Milliardär, der ſich alles leiſten konnte, fand, wie wir der„Südd. Tabaksztg.“ entnehmen, in ſeinem Protzeutum an den Genüſſen des Lebens ſcheinbar nicht mehr die rechte Freude, weyn der Preis nicht ins Ungeheure ging. Er ließ ſich z. B. ſeine Zigarren nur aus den feinſten Blättern des feinſten Tabaks herſtellen. Doch auch das genügte ihm bald nicht mehr. Und ſo kam er auf den Gedanken, ſich den Tabak in ſeinem eigenen Hauſe zu züchten. Das war natür- lich eine ſehr ſchwierige Sache, zumal das Gedeihen des Tabaks hier faſt unmöglich ſchien und nur durch Aufbietung aller Kunſtmittel möglich rourde. Das Kraut, das man als- daun erntete, genügte gerade, um eine Zigarre herzuſtellen. Es ergab ſich bei der Berechnung, daß dieſe Zigarre durch die Anlage des Treibhauſes, Pflege etc. den Preis von 500 (4 20 Mk.= 10 000 Mk.) gekoſtet hat. 15 Rezepte zum Einmachen erhält jede Hausfrau umſonſt in den Geſchäften, die Dr. Oetker's Fabrikate führen; wenn vergrffen, ſchreibe man eine Poſtkarte an die Nährmittel⸗ fob Dr. A. Oetker in Bielefeld und erſuche um Zu⸗ ſendung. ö Hinweis. Wir machen auf die heute unſerer Geſamt- Auflage beigefügte Beilage des Total⸗Ausverkaufs des Herren⸗ Kleidergeſchäfts W. Büttner& Cie. Maunheim, J1, 2 aufmerkſam. jnal- Verband Viernheim 0 —ů— —*— 5 Sonntag, den 16. Juni von nachmittags 3 Uhr ab auf dem Festplatze der Frau Wwe. Schneider(am Staatsbahnhof) 0-jähriges Stiftungs- Fest unter gefl. Mitwirkung mehrerer hiesiger.“ Gesang-, Turn- u. sonstiger Sportvereine. Aufstellung des Festzuges nachmittags halb 3 Uhr am Gasthaus zum roten Löwen“, Punkt 3 Uhr:“ Abmarsch durch die Rathaus- u. Lorscherstrasse nach dem Festplatz. Daselbst: Begrüssungs— ansprache, Festrede, Gesangsvorträge, Spiele, Kinderbelustigungen aller Art, Preiskegeln, Preis- schiessen, Aufsteigen von„Zeppelin“- und sons— tigen„Luftkreuzern“ etc. Fintrittspreis 10 Pig. Wir laden hierzu die gesamte hiesige Ein— Wohnerschaft höflichst ein und bitten um recht Zesuch. Der Vorstand, 9— 4 be 2 3. 1 8 1 N Militär Brieftauben-Verein„eimatliebe.“ Sonntag, den 16. Juni Preiswettflug ab Hannover 335 Klmtr. Die Tiere ſind bis Freitag abend halb 7 Uhr im Lokal einzuſetzen u. beträgt der Einſatz pro Taube 1 Mk., die ſofort zu entrichten iſt. Als Preiſe kommen wertvolle Gegenſtände in Betracht, welche am Sonntag im Lokal zum Stern ausaeſtellt ſind Der Vorſtand. Wegen vorgerückter Saiſon ac. * Damen- und Kinderhüte zu bedeutend berabgesefzten Preisen. Gleichzeitig mache ich auf meine große Aus wahl in Eimsatz-Hemden aufmerkſam. Nikolaus Brechtel 4. Bitte Schaufenſter zu beachten! Bringe mein grosses Lager in iöbel jeder Art in empfehlende Erinnerung. Schlafzimmer. Wohnzimmer. Küchen in verschiedener Art und Preislagen. Einzelne Möbel wie Kleiderschränke, Vertikows, Spiegel- schränke, Schrsibuische, Spiegel oto., Polsterwaren sowie Kleinmöbel zu Festgeschenken geeignet. chr. Adler 1., Möbel- Handlung Rathausstrasse 15.