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Im„Acht⸗Uhr⸗ Abendblatt“, den in den letzten Todeskämpfen liegenden Reſten der ehemals ſehr bedeu⸗ tenden„Nationalzeitung“, beſchäftigt ſich der Kieler Univerſitätsprofeſſor D. Otto Baumgarten vom Stand⸗ punkte des Proteſtanten aus mit dem Gewerkſchaftsſtreit. Der Aufſatz iſt offenbar ſchon zu einer Zeit geſchrie⸗ ben worden, da die Aufforderung des Papſtes zur Einſtellung des Preſſeſtreites noch nicht bekannt gewor⸗ den war und geht offenbar von der Vorausſetzung eines bedingungsloſen Sieges der„Berliner Richtung“ aus. Was er von dieſer„Plattform“ aus über die Zukunft der chriſtlichen Gewerkſchaften ſagt, würde er heute, nach dem Bekanntwerden des päpſtlichen Er⸗ laſſes, wohl nicht mehr in vollem Umfange ſagen. So aber beſchränkt ſich die Bedeutung ſeines Aufſatzes auf die Aufſaſſung, die er von der Bedeutung der chr iſt⸗ lichen Gewerkſchaften in Vergangenheit und Gegenwart hegt. Man traut ſeinen Augen nicht, aus der Feder eines Nationalliberalen folgendes zu leſen: „Die Zukunft der chriſtlichen Gewerkſchaften iſt für unſere geſamte Politik von der größten Bedeutung. Wenn dieſe Vereinigung katholiſcher und evangeliſcher Ar⸗ beiter zum Zwecke der Vertretung gemeinſamer Standes⸗ intereſſen und der gegenſeitigen Fürſorge in Fällen von Streik und Ausſperrung auch mit ihren höchſtens 360 000 Mitgliedern gegenüber den faſt zwei Millionen der ſoge— nannten freien, in Wirklichkeit aber von der Sozialdemo⸗ kratie abhängigen Gewerkſchaften eine beſcheidene Minder⸗ heit darſtellt, ſo bedeutet ſie doch im rheiniſch⸗weſt⸗ fäliſchen Bezirke, alſo im Gebiet der ſchweren Induſtrie, eine nicht zu verachtende Macht, die ſich auch bei dem letzten, von der Sozialdemokratie ſinnlos provo⸗ zierten Streik als eine Schutzwehr ſtaatlicher Ordnung und gewerkſchaftlicher Veſonnenheit erwieſen hat. Darüber hin⸗ aus aber bildet ſie ein prinzipiell ungeheuer wichtiges Bollwerk gegen den Terrorismus der allein ſeligmachenden Dogmatik des Marxismus; denn wenn die chriſtlichen Ge— werkſchaften auch ebenſo wie die Hirſch⸗Dunckerſchen Gewerk— vereine(zirka 100 000 Mitglieder) mit den freien Gewerk— ſchaften in der ſpezifiſch gewerkſchaftlichen Frage, alſo in den Lohnkämpfen mit dem Unternehmertum, zumeiſt gemein⸗ ſame Sache machen, ſo daß ſie von letzteren, nicht bloß vom König Stumm oder von Kirdorf, dem Zentralverband der Großinduſtriellen genau ſo ſcharf bekämpft werden wie die freien Gewerkſchaften, ſo behaupten ſie doch der inter— nationalen, revolutionären Doktrin der Sozialdemokraten gegenüber mit großer Entſchiedenheit den nationalen und den chriſtlich⸗ legalen Boden. Auch unterſcheiden ſie ſich im allgemeinen vorteilhaft von den freien Gewerkſchaften durch die anſtändiger gehaltene und verhandlungsfähigere Ton— art und die Einhaltung der geſetzlichen Ord⸗ nung. Daß ſie ein bewußt proletariſches Selbſtändigkeits⸗ ſtreben und die Solidarität der Standesintereſſen gegenüber Mievnßieimer Jeitung (Heſſiſch⸗badiſcher Grenzbote Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Annahmeſchluß für Inſerate: Größere ein Tag vorher, abends 5 Uhr; kleinere ſpäteſtens 9 Uhr morgens. ilernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. Dienstag, den 25. Juni 1012. dem Uunterneymertum vetatigen, muſſen arte billig Denken den als einen Vorzug, ja als eine Vorbedingung ihres mäßi⸗ genden Einfluſſes auf die Arbeiterbewegung begrüßen. So könnten wir Nationalliberalen, ſoweit wir nicht noch den ſchönen Traum von patriarchaliſchem Friedens- verhältnis zwiſchen Arbeitgebern und Arbeitnehmern träu— men, ſondern mit der Notwendigkeit des gewerkſchaftlichen Kampfes rechnen und dieſen nur in loyalen Formen und ohne Schädigung der nationalen Eintracht und der natio— nalen Produktion und chriſtlichen Geſittung halten möchten, nur die weſentlich poſitive Haltung billigen, die Graf Poſa— dowsky zu ihnen einnimmt. 1 Es folgen jetzt heftige Ausfälle gegen das Cen⸗— trum und die Wirtſchaftliche Vereinigung, die angeblich die chriſtlichen Gewerk ſchaften ins Schlepptau genom⸗ men hätten; ferner gegen den Papſt und ſeine Be⸗ rater. Für die Anſicht des Verfaſſers von der Be⸗ deutung der chriſtlichen Gewerkſchaften iſt das einiger⸗ maßen gleichgültig. Dabei wird jedoch an einer Stelle wieder ein Licht auf die Bedeutung der chriſtlichen Ge⸗ werkſchaften für das geſamte Staatsweſen, für deſſen Ordnung und Sicherheit geworfen, wo D. Baumgarten agt: 5„Es hat einmal geheißen, der Reichskanzler habe in Rom Schritte getan, um den ſchon vor den Wahlen beab— ſichtigten Bannſtrahl des Papſtes gegen die chriſtlichen Ge⸗ werkſchaften, wodurch„der einzige Schutzwall»gegen die rote Flut“ zerſtört würde, aufzuhalten. Das Gerücht iſt entſchieden dementiert. Aber es klang, abgeſehen von dem Zurückbeben des großen Zauderers vor allen europäiſchen Aktionen, recht glaublich; denn daß mit dem Uebergang vieler katholiſcher Arbeiter, die ſich in Organiſationsfra- gen nicht von Prieſtern gängeln laſſen wollen, ins ſozia⸗ liſtiſche Lager die Sammlungspolitik des Reichskanzlers einen erheblichen Stoß erhalten würde, liegt auf der Hand.“ Wenn man hier an die Stelle der Worte„Samm⸗ lungspolitik“, wie man es mit vollem Recht darf. die Worte„Aufrechterhaltung der bürgerlichen Ord⸗ nung“ ſetzt, dann liegt auch darin eine ſehr deutliche Anerkennung der Bedeutung der chriſtlichen Gewerk⸗ ſchaften für die ſtaatliche Ordnung der Gegenwart. Eine Rooſevelt-Partei. Taft ſiegt,— Rooſevelt läßt nicht locker,— —„du ſollſt nicht ſtehlen.“ 0 Das fünftägige Ringen zwiſchen den Anhängern des Präſidenten Taft mit denen ſeines berühmten Vor⸗ gängers Rooſevelt auf dem Nationalkonvent, dem Parteitage der republikaniſchen Partei in Chicago um die Aufſtellung als offizieller Kandidat der herrſchenden Partei für die im November ſtattfindende Präſidenten⸗ wahl, hat mit einem Siege Tafts geendet: — Chitago, 23. Juni. Die Nominierung Tafts zum republikaniſchen Präſidentſchaftskandidaten erfolgte mit 561 Stimmen. Rooſevelt erhielt 107, Lafollete 41, Cum⸗ mins 17 und Huahes 2 Stimmen. 344 Anhänger Rooſe⸗ 1 Viernheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Gegründet 1384 Viernheim 28. Jahrgang. ———— velts enthielten ſich der Aoſtimmung. Taft hatte darnach zirka 100 Stimmen Vorſprung. — Da er nun nicht als offizieller Kandidat der republi⸗ ſchen Partei auftreten kann, gründet Rooſevelt eine neue Partei. In der Gründungsverſammlung hat er ſich ungemein bezeichnende Ausdrücke gegenüber den„Partei⸗VBoſſen“ geſtattet: 5 — Chikago, 23. Juni. Die Anhänger Rooſevelts unter den republikaniſchen Delegierten haben noch in der Sonn— tagnacht Rooſevelt zum ſelbſtändigen Präſi⸗ dentſchaftskandidaten nominiert. Rooſevelt hat dieſe unabhängige Nomination vorläufig angenommen und erklärt, für alle, die an die grundlegenden Marimen der öffentlichen und privaten Moral glaubten, ſei die Zeit ge⸗ kommen, ſich einer neuen Bewegung anzuſchließen.„Der regelmäßige republikaniſche Konvent dient den unheilvollen Zwecken der politiſchen Boſſe, die keine Spur mehr von Sympathie für den Geiſt und die Ideale der Republikaner vor 50 Jahren haben. Ihr, meine Freunde, ſeid die Geiſteserben Abraham Lineolns, der nicht länger durch die Feſſeln der Vergangenheit gebunden ſein wollte, ſon⸗ dern neue Entwicklungen mit dem neuen Geiſt, den die Zeiten erforderten, ins Auge faßte. Das Motto der neuen Bewegung ſoll ſein: Du ſollſt nicht ſtehlen!“ Die Demokraten ſind natürlich mit dieſer Entwicke⸗ lung im Lager ihrer Gegner ſehr zufrieden. Der de⸗ mokratiſche Parteiführer Bryan wohnte dem republika⸗ niſchen Nationalkonvent als Zeitungsberichterſtatter bei und war mehrmals Gegenſtand von Ovationen. 2 Die Demokraten rüſten. Es iſt klar, daß unter den Umſtänden die Demokraten auf die Auswahl ihres Kandidaten das höchſte Gewicht legen müſſen: Die demokratiſchen Kandidaten, unter denen der Nationalkonvent die Entſcheidung zu treffen haben wird, ſind der oftmals durchgeſallene Silber⸗ währungsmann William J. Bryan, Champ Clark, der Sprecher des Repräſentantenhauſes, der Hiſtoriker Woodrwo Wilſon, Gouverneur von New Jerſey, und der Oberbürgermeiſter Gaynor von Newyork. Zwiſchen den„Konſervativen“ und den„Fortſchrittlern“ inner⸗ halb der demokratiſchen Partei dürfte daher genau wie bei den Republikanern ein heftiger Kampf ſtatt⸗ finden. Der Konvent wird über eine Anzahl von Wahl⸗ beanſtandungen zu entſcheiden haben, von denen ſechs Mandate von den Philippinen ſind. Dieſe Inſeln ſind in dieſem Jahre zum erſten Male bei den Wahlen ver⸗ treten. Die demokratiſche Konvention zählt 1090 Ab⸗ geordnete. Bei den Abſtimmungen entſcheidet eine Zweidrittel⸗Mehrheit, nicht ſchon, wie bei den Republi⸗ kanern, die abſolute Mehrheit. Die Stimme ruft! Eine Bauerngeſchichte aus dem Taunus von Fritz Ritzel. 12(Nachdruck verboten.) Ja, es war den Eltern gelungen, ſie in dem Jahre, ſeitdem Chriſtian Kunz bei den Soldaten in Wiesbaden eingetreten war, ihrem und des Krautnes Willen gefügig zu machen! Das waren Auftritte geweſen! Frau Philippine Ferber hatte mit einer Meiſterſchaft und Liſt das Netz über das Haupt der Tochter geworfen, welche einem geriebenen Diplomaten Ehre gemacht haben würde. Zuerſt wußte ſie es damals, ehe Christian zu den Soldaten kam, zu verhüten, daß Magdalen den Geliebten vor ſeinem Weggang noch einmal ſah und ſprach, indem ſie ſich kränker ſtellte, als ſie wirklich war. Keinen Augenblick lie ſie die Tochter von ihrer Seite, ſelbſt des Nachts nicht; eine Botſchaft, die das Mädchen dem Burſchen ſenden wollte, wußte ſie zu hintertreiben, wie auch einen an Magdalen gerichteten Brief von Chriſtian abzufangen und zu unterſchlagen. f 0 Nachdem ſie ſo alles vorbereitet hatte, um in dem unerfahrenen Mädchen Mißtrauen und Verſtimmung gegen den Geliebten zu erwecken, ging ſie dazu über, mit hämiſchen Worten den Abweſenden zu tadeln, daß er gar nichts von ſich hören laſſe. Gewiß habe er ſich in, der Stadt mit einer anderen getröſtet; das ſei ja die, Art der Männer, die mit ſchönen Worten den Mädchen den Kopf vollſchwätzten, um ſie dann an der Naſe herumzuführen, Zu nichts leichter iſt das liebende Herz geneigt, als mit dem Gegenſtand ſeiner Liebe zu ſchmollen und in deſſen Treue und Anhänglichkeit Mißtrauen zu hegen. Mit inſtinkter Schlauheit benutzte Frau Philippine dieſe menschliche Schwäche und betzte Magdalen mit wie gleich, gültig“ hingeworfenen Bemerkungen immer tiefer in das Mißtrauen gegen Chriſtians Treue und in die Aber, zeugung hinein, daß auch er wie alle anderen Männer ſei und nicht mehr an ſie denke. Dann ſuchte ſie den Charakter des Fritz Krautner in ein möglichſt vorteilhaftes Licht zu ſetzen, wobei ſie aller⸗ dings wenig Beifall fand, denn Fritz war nicht nur als ein roher, auf das Geld ſeines Vaters pochender, ſondern auch als recht leichtſinniger Menſch bekannt, der ſchon verſchiedene dumme Streiche auf dem Kerbholz hatte, wie ſie ſelten bei den einfachen Bauern des Hohen Taunus geübt zu werden pflegten. a Den Mangel an Charakterfeſtigkeit dez auserſehenen Eidams ſuchte Frau Philippine deshalb mit der Schilderung des Reichtums der Familie Krautner zu verdecken und fügte daran glänzende Schilderungen von dem künftigen Leben der Tochter, wenn dieſe ſich dazu entſchließen würde, Fritz Krautner ihr Jawort zu geben Auch vom Vater wurde Magdalen in dieſer Be⸗ ziehung, jedoch in anderer Weiſe beſtürmt. Seinem Dafürhalten nach hatte ſich das Kind dem Willen der Eltern, die es gut mit ihm meinten, unbedingt zu unter⸗ werfen; er forderte deshalb ungeſtüm, daß Magdalen ſich mit Fritz Krautner verſpreche, damit er ſein dem Krautner gegebenes Wort einlöſen könne. g 5 f Die Erwiderung der Tochter, daß ſie ledig bleiben wollte, wurde von dem Alten als dummer Schnack bezeichnet. Sie ſolle an die Zukunft denken; ewig könnten ſie, die Eltern, doch nicht leben, und was wolle ſie dann als ledige Perſon mit Haus, Hof und Felder anfangen? Da gehöre ein Mann herein; ohne einen ſolchen ſei eine Er⸗ haltung ihres Erbes ganz unmöglich. Nachdem Magdalen in ihrer Seelennot auch von Chriſtians Mutter, welche ſie heimlich aufgeſucht hatte, keinen Troſt erhielt— die alte Lisbeth konnte nicht daran glauben, daß ihr Sohn mit der Tochter der Ferberſchen Eheleute glücklich werden könnte, und kam daher dem Mädchen ziemlich lau ent⸗ egen, auch war zwiſchen ihr und dem Sohne in der at nicht mehr von der Angelegenheit die Rede geweſen — ſo unterlag ſie ſchließlich nach einem ein Jahr lang dauernden Widerſtreben dem vereinten Anſturm des Elternpaares und wurde mit Fritz Krautner öffentlich ver⸗ ſprochen. Der Bräutigam ſtellte ſich außerordentlich verliebt und ſuchte durch reiche Geſchenke Magdalens Gunſt zu gewinnen, konnte es aber nicht weiter als bis zu einem: „Ich dank aach ſchön!“ bei jeder Gabe bringen. Übrigens war Fritz Krautner ein Burſch, der ſich ſehen laſſen konnte und der, trotzdem er als Luftikus galt, bei allen Familien, wo heiratsfähige Töchter waren, hätte anklopfen dürfen, ohne befürchten zu müſſen, einen Korb zu erhalten. Das ſchwarze Schnurrbärtchen in dem etwas jungenhaften Geſicht ſtand ihm recht gut und paßte zu luſtigen Augen, die nur manchmal in der Erregung einen etwas falſchen Ausdruck annahmen. Sein braunſchwarzes, ſtark pomadiſiertes Haar trug er ſtets tadellos gekämmt und geſchnitten; die ganze Erſcheinung machte gegen ſeine Kameraden aus dem Dorf einen etwas feinen, faſt ſtädti⸗ ſchen Eindruck, was ſich dadurch erklärte, daß Fritz in Königſtein eine höhere Schule beſucht und ſich infolge⸗ deſſen etwas Schliff angewöhnt hatte. Beſondere Tugenden konnten die Leute gerade nicht an ihm feſtſtellen, doch war er ſeiner ſtets luſtigen Laune halber im allgemeinen recht beliebt. Kein Wunder, daß daher immer ein Kreis fideler Kameraden um ihn war, mit welchen er— was von den alteren Leuten miß. billigend beobachtet wurde— im Wirtshaus oft bis ſpät in die Nacht hinein zechte und kartete. Sein Vater hatte für dieſe Gepflogenheiten ſeines einzigen Sprößlings nur ein Lächeln und bemerkte auf die von der Mutter— einer vernünftigen Frau— vorgebrachten Bedenken gegen dieſes Kneipen und Spielen böchſtens:„Loß ihn nur, Mutter! Der Bub werd ſich ſchun die Hörner ablaafe— wenn er e Mol verheiratet is, dann hört des vun ſelbſt uff!“ In der Tat ſchien das Verhalten des Sohnes während der kurzen Brautzeit dem Alten recht zu geben. Von der Schönheit ſeiner Braut gefeſſelt, verbrachte Fritz jeden Abend bei ihr und bemühte ſich mit Eifer, ſie zu ſeiner heiteren Lebensauffaſſung zu bekehren, Der finſtere Ernſt und das abweiſende Weſen, welches ihm von dem Mädchen entgegengeſetzt wurde, ſpornte ſeinen Eifer noch mehr an, auch dieſes Weiberherz an ſich zu ketten. Doch kam der Tag der Hochzeit heran, ohne daß er auf dieſem Gebiete irgendeinen Erfolg verzeichnen konnte Magdalen verhielt ſich ſtets wie am Tage des Verſpruchs abweiſend und kühl. i Fortſetzung folgt.) 2 n Gegen den Schund in Wort und Bild. Aufgaben der Gemeinden und der Schul⸗ verwaltungen. Eine Abteilung der Zentralſtelle für Volkswohl⸗ fahrt in Berlin hat die Aufgabe, der Verbreitung der Schundlektüre entgegenzuarbeiten. Neulich fand in Danzig bei Gelegenheit der Jahrestagung der Zen⸗ trale für Volkswohlfahrt eine Zuſammenkunft dieſer Abteilung ſtatt, und dabei hielt deren Vorſitzender, Bürgermeiſter Dr. Weinreich⸗Neukölln, einen mit vielem Beifall aufgenommenen Vortrag über die Frage:„Was kann Gemeinde- und Schulverwaltung zur Bekämpfung der Schundliteratur tun?“ Der Redner berichtete darin über das, was ſeine Ge⸗ meinde Rixdorf⸗Neukölln auf dieſem Gebiete getan hat: In Neukölln iſt den Geſchäften, die Schundliteratur führten, amtlich der Boykott angedroht worden, im Falle des Fortbeſtehens dieſer ihrer Geſchäftspraxis. Die dar⸗ aufhin gegen den Magiſtrat angeſtrengte Klage iſt durch das Urteil des Landgerichts vom 14. Februar 1912 dahin entſchieden worden, daß ein Boykott dann zuläſſig ſei, wenn er in Ausübung eines Rechts erfolge. Das Recht, die Jugend vor den offenbaren Gefahren der Schundlite— watur zu ſchützen, müßte der Schulverwaltung ohne weite— res zugeſtanden werden. Ein Verſtoß gegen die aten Sitten liege nur dann vor, wenn durch den Boykott der völlige Ruin der betreffenden Geſchäftsinhaber herbeigeführt werde. Dies könne hier nicht der Fall ſein, da der Boykott nur bedingt, nur für den Fall der Weiterführung der Schund— literatur ausgeſprochen und in den betreffenden Fällen nuch⸗ träglich aufgehoben ſei. Die Klage wurde mit dieſer Be— gründung koſtenpflichtig zurückgewieſen. 80 Händler unterwarfen ſich bald darauf dem Urteil des Kunſtausſchuſſes der Lehrerſchaft über die von ihnen zu führende Jugend- und Volksliteratur. Es wurden Liſten guter und verderblicher Bücher ausgegeben; die Geſchäfte verpflichteten ſich, letztere überhaupt nicht mehr zu führen. So iſt in Neukölln die Schundliteratur nahezu aus den Läden und den Händen der Schüler verſchwunden. Eine neue Gefahr tritt nach Zurückdrängung der bisherigen hinzu: an die Stelle der direkt ſchädlichen Literatur erſcheint ſeichte, inhalt⸗ und gedankenloſe Maſſenproduktion, die nur ſchwer direkt zu bekämpfen iſt. Hier gibt es nur einen Weg, dem Leſebedürfnis des breiten Publikums und vor allem der Jugend durch beſondere Maßnahmen entgegen zu kommen und namentlich die Jugend durch Erweckung des Geſchmacks zu Mitkämpfern gegen den Schund zu machen. Zu dieſem Ende verlangt der Redner den Aus⸗ bau der Schülerbibliotheken. Er verlangt für dieſe und ähnliche Zwecke, wie Verabfolgung von guten Bücher— geſchenken an die Schüler der Oberſtufe der Volksſchulen uſw. einen Etatspoſten von je 10 Pfg. pro Kopf der ſtädtiſchen Bevölkerung. In der Debatte wurde noch die Aenderung der Gewerbeordnung verlangt, damit auch auf geſetzlichem 1 eine Bekämpfung der Schundliteratur erfolgen önne. Bombenattentae in Liſſabon. Arbeiter⸗-Revolution in Portugal. Die junge Republik kann ihres Lebens nicht froh werden. Royaliſtiſche Vorſtöße der Anhänger des Königs Manuel wechſeln mit Krawallen der enttäuſch— ten Arbeiterwelt ab: — Liſſabon, 22. Juni. Auf dem Rocioplatze, der an den Dom-Pedro-Platze angrenzt, wurden geſtern abend 14 Uhr von Unbekannten vier Bomben geworfen. Eine Per- ſon wurde getötet, mehrere verwundet. Die Täter ent— flohen und wurden von einer Abteilung Kavallerie, die zahlreiche Schüſſe auf ſie abgab, verfolgt. Bisher iſt man ihrer nicht habhaft geworden. Als die Bomben— exploſionen erfolgten, waren ſowohl der Roeio- wie der Pedroplatz von einer dichten Menſchenmenge belebt. Unter den Verwundeten befinden ſich zwei Perſonen, die aus dem Fenſter eines Hauſes am Rocioplatz ſahen. Es wur— den auch einige Gendarmen und Soldaten verwundet. Das Attentat verurſachte große Aufregung, denn die Liſſa⸗ boner glaubten zuerſt, daß der benachbarte Zentralbahn— hof in die Luft geſprengt worden ſei. Eine große Men⸗ ſchenmaſſe ſtürmte auf die beiden Plätze und in die zum Bahnhof führenden Straßen und nahm eine feindſelige Haltung gegen die Truppen an. Die republikaniſche Garde ſchritt ein und trieb die Menge auseinander. — Liſſabon, 22. Juni. Geſtern nachmittag ſind ſechs elektriſche Straßenbahnwagen, von zwei Schwadronen Ka⸗ vallerie begleitet, ausgefahren. Unterwegs wurde jeder feſtgenommen, der als Streiker erkannt wurde, und in Wagen bis zur nächſten Polizeiwache mitgenommen. Bei den Verhafteten wurden viele Dolche vorgefunden, auch eine Bombe und zahlreiche Steine. Die Arbeiter ſind darüber erbittert, daß im Gewerkſchaftshauſe Hausſuchungen vorgenommen und das Haus ſelbſt geſchloſſen wurde. Die ö Verhafteten wurden auf zwei Schiffe gebracht. — Liſſabon, 22. Juni. Der Senator Arthur Coſta, ö der Bruder Alfonſo Coſtas, wurde beim Verlaſſen des Par⸗ laments mit Steinen beworfen und feuerte zu ſeiner Verteidigung mehrere Revolverſchüſſe ab. Fortgeſetzte Bomben-Attentate. Die junge portugieſiſche Republik kann mit der Arbeiterpartei nicht zum Frieden kommen und muß daher jetzt eine Periode fortgeſetzter Bomben⸗ attentate und Streikkrawalle durchmachen. Auf dem Platze Rocio hatte ſich Sonntag eine große Menſchenmenge angeſammelt, um zu ſehen, ob es der Regierung gelingen werde, den Straßenverkehr auf⸗ recht zu erhalten. Mitten in den dichteſten Menſchen⸗ knäuel hinein wurden plötzlich fünf Bomben ge⸗ ſchleudert. Zwei Perſonen wurden dadurch getötet und elf ſchwer verletzt. Mehrere Frauen haben durch Ge⸗ wehrſchüſſe Verletzungen erhalten. Zwei weitere Bom⸗ ben wurden auf Straßenbahnwagen geworſen, als dieſe aus dem Depot hinausfahren wollten. Nachmittags kam es von neuem zu Zuſammenſtößen zwiſchen den Trup⸗ pen und den treikenden. 1 Die ann geben 1 1 5 we 5 5 150 un eiten a Merkl beo Fog dent der Londoner„Dail News, daß dieſe Ziffern unmöglich wahr ſein könnten, die Wottuntiſſte ntüfte biel arßſter ſein. Abends ſchlugen Truppen aller Gattungen hre Lager in den Straßen guf und überall wurde Munition angeſahren. Der Streik dürfte ſich Montag auf die Eiſen bahnen des ganzen Landes ausdehnen. Hafenarbeiter, Kork⸗ ſchneider und andere Handwerker⸗Organiſationen legen gleichfalls die Arbeit nieder. Die Streikenden verſuch⸗ ten, das Arſenal der Marine zu ſtürmen, wurden aber von Matroſen vertrieben. Politiſche Rundſchau. 7— Berlin, 24. Juni. :: Ruſſiſcher Spion in Berlin verhaftet. In Berlin wurde ein Ruſſe namens Koſttewitſch, der aktiver Haupt⸗ mann in einem Petersburger Garde-Regiment iſt, ver⸗ haftet, weil er zugunſten ſeines Vaterlandes in Deutſch⸗ land eine ausgedehnte Spionage ausgeführt hat. Glück⸗ licherweiſe hatte man ſchon ſeit Monaten ein ſcharfes Auge auf ihn, ſo daß es ihm nicht gelingen konnte, irgendwelche wichtigen Dokumente zu erlangen. Von der Berliner ruſſiſchen Botſchaft iſt über die Verhaftung nach Petersburg eingehend berichtet worden, von wo aus man ſich mit dem Auswärtigen Amt in Berlin in Verbindung geſetzt hat. Gegenwärtig iſt einer der Dol⸗ metſcher damit beſchäftigt, die bei Hauptmann Koſtte⸗ witſch vorgefundenen, in ruſſiſcher Sprache abgefaßten Tagebücher und Notizen zu überſetzen. Hoffentlich fällt das Urteil gegen den Mann nicht wieder ſo glimpf⸗ lich aus wie jenes gegen die Engländer French und Brandon. Die Spionage treibt die Völker weiter zu furchtbaren Rüſtungen. Sie iſt auf jeden Fall ein ſehr ſchmutziges Handwerk, und daher muß ſie mit ab⸗ ſchreckenden, entehrenden Strafen belegt werden.— Vor dem Reichsgericht begann am Montag der Spionage⸗ prozeß gegen den Kaufmann und Techniker Ochtenber— ger aus Mannheim. Die Anklage legt ihm zur Laſt, verſucht zu haben, ſich das Signalbuch der deutſchen Marine und ihr neueſtes Artilleriegeſchütz zu ver⸗ ſchaffen, um beides an eine fremde Macht zu verkaufen. Heer und Marine. § Kadett als Spion. Vom Schwurgericht zu Belfort wurde der achtzehnjährige Schüler der Kadettenanſtalt Groß— Lichterfelde, Artur Kripp, zu zwei Jahren Gefängnis und tauſend Frank Geldſtrafe verurteilt. Europäiſches Ausland. Frankreich. * Frankreich hat in Marokko einige Vorteile erzielt. Wie aus Fez gemeldet wird, wurde General Dalbiez in der Nacht vom 21. zum 22. Juni im Lager von Ifran Sidi Abdeſſalem von aufſtändiſchen Beni Mtir, Aitiuſſi und Tſegruſchen angegriffen. General Dalbiez machte einen glän— zenden Ausfall und warf die Feinde zurück. Die Fran— zoſen hatten vier Tote und ſechs Verwundete. * England. *Die günſtige Entwicklung der wirtſchaftlichen Lage hat England vor die ſchwere Frage geſtellt, wie es ſeine Etatüberſchüſſe verwenden ſoll. Der Ueberſchuß in der Staatskaſſe ſtellt ſich auf 130 Millionen Mark. Man ver⸗ mutet, daß für die Marine weitere 20 9 onen Mark, ebenſoviel im Intereſſe des neuen Arbeiterverſicherungs— geſetzes aufgewendet werden wird. Etwa 60 Millionen ſollen zur Einlöſung von Konſols ausgegeben werden, womit der Schatzkanzler den in der letzten Zeit ſtark geſunkenen Kurs dieſer Staatspapiere wieder zu heben hofft. Mehrere Blätter ſind dafür, den ganzen Ueberſchuß für den Bau einer neuen britiſchen Flotte für das Mittelländiſche Meer zu verwenden. Der Polizeiaſſiſtentinnen-Prozeß. J. Vor der Strafkammer in Darmſtadt wird zur Zeit der Prozeß gegen den Herausgeber des„Mainzer Neueſten Anzeigers“, Hirſch, verhandelt, der ſ. Z. in⸗ folge eines Angriffs auf die in Mainz eingeführte Inſtitution der Polizeiaſſiſtentin wegen Beleidigung der Inhaberin dieſer Stelle, Frau Dr. Schapiro, ferner wegen Beleidigung des Mainzer, jetzt Berliner Beige⸗ ordneten Berndt zu Gefängnisſtraſe verurteilt wurde. Auf die gegen dieſe Verurteilung durch die Mainzer Strafkammer eingelegte Reviſion hin verwies das Reichsgericht die Sache an die Darmſtädter Strafkammer zu abermaliger Verhandlung. Die Beweisaufnahme über die Anklagen des Re⸗ dakteurs Hirſch und ſeiner Hintermänner geſtaltete ſich zunächſt zu einer 60 allgemeinen Vertrauenskundgebung für die Polizei⸗ aſſiſtentin. Von Aerzten, höheren Beamten aller Behörden, ins⸗ beſondere auch von ihren Polizeibeamten, wurde ihr das denkbar günſtigſte Zeugnis, ausgeſtellt. So ſtellte z. B. der Zeuge Obermedizinalrat Dr. Balzer⸗ Mainz der Tätigkeit der Frau Dr. Schapiro ro allen Gebieten das beſte Zeugnis aus: Sie iſt mit großem Verſtändnis und viel Takt den individuellen Anforderungen jedes einzelnen Falles nachgegangen. Sie hat ſich vor allem große Verdienſte erworben dadurch, daß ſie energiſch mit der gebotenen Rückſichtsloſigkeit vorgegangen iſt, um die Ausbeutung der Proſtituierten nach Kräften zu unterdrücken. Es iſt ihr gelungen, daß für die Proſti⸗ tuierten eine Kaſſe gegründet wurde, in die Proſti⸗ tuierte allwöchentlich einen beſtimmten Geldbeitrag ein⸗ zuzahlen, wovon ſie dann freie Behandlung bei jeder Krankheit haben. So und ähnlich lauteten alle Ausſagen der höhe⸗ ren Beamten, die mit ihr zu tun hatten. Freilich hat die Medaille auch eine Kehrſeite. So ergab die Beweis⸗ aufnahme einige Maßnahmen der Frau Schapiro, die bei vielen, die die Polizei nicht gerade als Mädchen für alles idee Kopfſchütteln erregt haben. So hatte die Polizeiaſſiſtentin ein unbeſcholtenes Mädchen, das gerade keine Stelle hatte und öfters auf der Straße beobachtet worden war, durch eine durch den Schutz⸗ mann zugeſtellte ofſene Ladung zu ſich auf die Polizei beſtellt. Auch die Art der von ihr veranſtalteten nächtlichen Razzien mußten eigenartig berühren. Der jetzige Polizeikom⸗ Na ar Stöhring⸗Halle berichtete über einen ſolchen Fall: Auf 10 5 Wee den hatte Stöhring ein Mäd⸗ chen angehalten.„Auf dem Schillerplatz kam ein 110 ges Mädchen des Weges daher, und die Frau Polizei⸗ aſſiſtentin machte mich auf das Mädchen auſmerkſam. Sie dae ich ſolle das Mädchen anſprechen. Ich habe in der Tat das Mädchen e und ſie 5 81 wo ſie herkäme; es war 11 Uhr abends. Sie ſagte, ſie ſei Schneiderin, habe Ueberarbeit gehabt und ſei auf dem Mono nach Katte. Nee Mus- runft des Mädchens war ſür mich kein Grund, ſie feſtzunehmen. Ich glaubte dem Mädchen, weil es ſeine Angaben in ſehr präziſer Form machte.— Vert Juſtizrat Bernſtein: Früher haben Sie geſagt, Frau Schapiro hätte Ihnen alen Sie möchten ſich ein Bei⸗ ſpiel an dem Polizeiaſſiſtenten Bruder nehmen, der verſtehe mit den Mädchen zu kokettieren.— Zeuge: An den genauen Wortlaut kann ich mich nicht mehr erinnern, aber jedenfalls war das der Sinn der Worte der Frau Polizeiaſſiſtentin.“ Die Entſcheidung ſteht noch aus. Vermutlich wird Hirſch verurteilt werden, und da der Prozeß minde⸗ ſtens 50 000 Mark Gerichtskoſten verurſachen wird, wird er möglicherweiſe dabei ruiniert werden. Aus Stadt und Land. ** Opfer des Sonntagsſports. In Hartmannsdorf bei Chemnitz ſtieß das Automobil des Handſchuh⸗ färbereibeſitzers Höhne aus Limbach mit einem be⸗ ſetzten Omnibus zuſammen. Die Inſaſſen des Autos wurden herausgeſchleudert, wobei die 12jährige Toch⸗ ter Höhnes den ſofortigen Tod fand, während Höhne ſchwere Kopf- und Beinverletzungen erhielt. Die Mutter des Mädchens trug ebenfalls einige Beinverletzungen davon. Auf der Chauſſee von Argenton nach Chateau in Frankreich ſauſte am Sonntag ein Automobil mit un— heimlicher Geſchwindigkeit gegen einen Baum und wurde vollſtändig zertrümmert. Auf dem Sitz des Wagens fand man eine Leiche. Die Aerzte konſtatierten, daß der Mann bereits vor dem Unfall einem Herzſchla 9 erlegen ſei und das Auto daher führerlos auf der Chauſſee dahingeraſt war. Der Litograph Paul Willi aus Innsbruck iſt bei der Beſteigung des Habenichts in der Stubaigruppe 309 Meter abgeſtürzt und zerſchmettert worden. Bei der Sonnwendfeier auf der Nordkette wurde am Sonntag ein Innsbrucker Touriſt durch Steinſchlag am Kopfe ſchwer verletzt. *r Dampferunglück: 2 Perſonen ertrunken. In der Sonntagnacht wurde auf der Havel das mit Berliner Ausflüglern beſetzte Motorboot„Hans“ von dem Damp— fer„Wannſee“ überrannt. Das Motorboot ging ſo— fort unter. Von den 39 Paſſagieren ertranken 2. — * 200 Perſonen in den Niagara geſtürzt. Eine mit 200 Perſonen beſetzte Landungsbrücke am Niagarafalle oberhalb des Falles ſtürzte zuſammen. Alle 200 Perſonen fielen ins Waſſer. Inſolge der Strömung waren Rettungsarbeiten unmöglich. Bisher wurden 11 Leichen geborgen. Man fürchtet, daß auch alle übrigen umgekommen ſind. * Vom„wetterwendiſchen“ Wetter. Während bei uns mehr Regen fällt, als den Menſchen angenehm iſt herrſcht ſeit einigen Tagen in Spanien eine außer— ordentliche Hitze, die ſchon mehrere Opfer gefordert hat. In Sevilla erreichte das Thermometer am Sonn⸗ tag 53 Grad in der Sonne. Die umliegenden Waldun⸗ gen ſind in Brand geraten. In Bilbao ſind infolge der großen Hitze 20 Perſonen geſtorben. ** Berlin als„glücklicher Erbe“. Der Major a. D. Verwaltungsdirektor a. D. und Geh. Regierungsrat Ju lian Elsner von Gronow hat in ſeinem Teſtament der Stadt Berlin 2000 Mark vermacht mit der Be ſtimmung, daß das Kapital zinsbar anzulegen und ge— ſondert zu verwalten iſt. Die Zinſen ſind ſolange zum Kapital zu ſchlagen, bis dieſes den Betrag der ſtädtiſchen Schulden erreicht hat. Von dieſem Zeit punkte ab dürfen die jährlichen Zinſen zur Hälfte ver⸗ braucht werden, während der Reſt weiter zum Kapital zu ſchlagen iſt. Der Berliner Magiſtrat hat beſchloſſen, das famoſe Vermächtnis anzunehmen. Da die Schulden der Stadt Berlin mehr als 600 Millionen Mark be— tragen, werden wir leider den Zeitpunkt nicht mehr erleben, an dem dieſe Schulden und die zukünftigen mit dem hochherzigen Vermächtnis des Majors getilgt werden.— Außerdem haben die modernen Kommunen eine ſolche Feſtigkeit im Schuldenmachen, daß, dieſe 2000 Mark nebſt Zinſen nur einen Tropfen auf einen heißen Stein bedeuten werden. * Mördergrube. In dem Göttinger Vorort Weende wollte ein Hausbeſitzer ſeinen Hauskeller erweitern Als man zu dieſem Zwecke den Fußboden des Wohn zimmers aufriß, ſtieß man in einer Tiefe von etwa einem halben Meter auf menſchliche Skelette. Im ganzen wurden acht tadellos erhaltene Gerippe bloß, gelegt, die ganz eng beiſammen lagen. Das Haus ſteht ſchon etwa 200 Jahre dort. Dort wurde vor langer Zeit, ehe es Eiſenbahnen gab, eine Ausſpannwir! ſchaft für Fuhrleute genannt„Zum Bären“, betrieben, und man nimmt an, daß die aufgefundenen Gerippe von Perſonen herrühren, die in der Wirtſchaft über nachtet haben und ermordet worden ſind. Die Staat⸗s⸗ anwaltſchaft zu Göttingen hat bereits eine Unterſuchung in die Wege geleitet. * Mit dem Küchenmeſſer erſtochen. In Oberitalten, in Alleſſandria, hat ein Irrſinniger namens Cri⸗ ſtoforo Ponzano, der ſchon vor zwei Jahren ſeine Toch⸗ ter erwürgt hat, ſeinen Bruder, ſeine Schwägerin ſo— wie deren zwei Kinder von drei Jahren und drei Monaten mit dem Küchenmeſſer erſtochen. Der Mör⸗ der wurde ſofort der Polizei übergeben. * Giftmordverſuch gegen einen Prieſter. Als der Pfarrer Cadelli in Salerno am Sonntag die Meſſe zele⸗ briert hatte und bei dem ſich anſchließenden Abend⸗ mahl aus dem Kelche trank, wurde er von Jurchtbaren Schmerzen ekfaßt und ſrürzte zu Boden. Nachdem man ihn nach dem Krankenhaus geſchafſt hakte, fanden Aerzte, daß der Pfarrer das Opfer eines Giftmord⸗ verſuches geworden war. Dem Wein im Kelche war eine ſtarke Doſis Sublimat beigemiſcht worden. handelt ſich zweifellos um ein Verbrechen. Explodierte Lokomotive. Auf der Maſchine einen am Sonntag von Nantes kommenden Are explodierte aus noch unbekannten Gründen unweit des Bahnhof von Angers zwiſchen den Stationen Forges und La Pointe der Keſſel. Heizer und Lokomotivführer wur⸗ den getötet. i. * Vobtbungltuck auf dem urcher See. um Done nerstag abend ereignete ſich auf dem Zürcher See bein Zürcher Horn ein ſchweres Bootsunglück. Ein Here 98 zwei Damen ertranken. Die Leichen ſind noch nicht gefunden. f größeren Beranſtaltung wurde Abſtand genommen. Aus Nah und Fern. „ Weinheim, 25. Juni. Der Turnverein 1862 feierte Samſtag und Sonntag ſein 50,jähriges Stiſtungsfeſt. Am Samſtag wurden dle verſtorbenen Mitglieder durch Nieberlegung von Kränzen auf beiden Friedhöfen geehrt, abends fand ein Kommers im Saale der Firma Freudenberg statt. Am Sonntag morgen war Wetturnen auf dem Feſt⸗ platz. Nachmittags bewegte ſich ein grandioſer Feſtzug, be ſtehend aus ca. 3000 Turnern aus Baden, Heſſen und der Pfalz durch die Stadt. Auf dem Feſtplatze wurden daraufhin Tumner⸗Vorführungen, beſtehend in Keulenübungen, Kürturnen und Fußballſpielen dargeboten. Am Abend war der Feſtplatz prächtig beleuchtet. f * Lampertheim, 24. Juli. Das Gaſthaus zum „Rheiniſchen Hof“ ging lt. L. Z. durch Kauf an Herrn Fritz Hüter jun. über. Als Kaufſumme werden 42 000 Mk. genannt.— Sonntag den 21. Juli feiert der Geſangverein „Liebertafel“ ſein fünfzehnjähriges Stiftungsfeſt. Von einer Es ſind nur die Geſang⸗ und Sportvereine von hier zu deuſelben ein- eladen. 5 Waldhof, 24. Juni. In furchtbare Aufregung wurde unſer Ort durch eine Mordtat verſetzt. Der Fabrik- arbeiter Schneider verſetzte ſeiner Frau, während ſie ihrem 7 Monate alten Kind die Bruſt reichte, einen tötlichen Dolchſtich in den Hals. Die Frau iſt eine fleißige Perſon, der Mann wird als brutal geſchildert. Der Dolchſtich geſchah in die rechte Halsſeite nahe an der Halswirbelſaͤure. Die Arme war ſofort tot. 10 Leute prügelten den Mörder nach der Tat in ſeiner Wohnung durch. Als er fortgeführt wurde, wurde er mit Fauſthieben traktiert. Auch mit Steinen wurde nach dem Mörder geworfen. Die fünf Kinder ſtehen im Alter von 11, 9, 5 und 3 Jahren. Sie ſind bei Verwandten untergebracht. * Schwetzingen, 24. Juni. In Wieſenthal bei Neulußheim erſtach geſtern abend die Ehefrau des Bäcker⸗ meiſters Stöckel nach vorausgegangenem Streit ihren Mann mit einem Tranchiermeſſer. Die Eheleute haben ſchon ſeit längerer Zeit in Unfrieden gelebt. * Gernsheim, 24. Juni. Am Dienſtag, den 2. Juli und Mittwoch, den 3. Juli findet die große Wallfahrt nach Maria Einſiedel ſtatt. Die Gottesdienſtordnung in der Pfarrkirche zu Gernsheim und in der Kapelle Maria Ein⸗ ſiedel während der Wallfahrtstage am 2. und 3. Juli iſt b folgende: 2. Jull: In der Pfarrkirche: um 6 Uhr eine hl. Meſſe und Austeilung der hl. Kommunion. In der Wall- fahrtskapelle: Beichtgelegenheit von 5 Uhr an; die hl. Meſſen beginnen um halb 6 Uhr. Das Hochamt mit Feſtpredigt iſt um 9 Uhr. Um halb 3 Uhr nachmittags Andacht. 3. Juli: In der Pfarrkirche: um 6 und halb 8 Uhr eine hl. Meſſe. In Maria Einſiedel von 5 Uhr an Beichtgelegenheit. Die hl. Meſſen ſind um 6, 7 und 8 Uhr. Das Hochamt iſt; um halb 10 Uhr. Die Andacht nachmittags iſt um halb 3 Uhr; darauf wird unter Prozeſſion das Allerheiligſte in die Pfarrkirche zurückgebracht. Beichtgelegenheit in der Pfarrkirche iſt gegeben am 1. Juli von nachmittags 5 Uhr an, am 2. Juli von nachmittags 3 Uhr an. * Fürth, 25. Juni. Der Kirchenchor wurde neu ge⸗ gründet Die Uebungsſtunden ſind Dienſtags abends.— Bel der Geſellenpruͤfung beſtanden ſämtliche 17 Kandidaten. * Waldmichelbach, 24. Juni. Hier wird das Großh. Ktreisamt Amtstag abhalten am 2. Juli vormittags 9½ Uhr. — Von der Bergſtraße, 24. Juni. Infolge der raſchen Bekaͤmpfung der Rebſchädlinge durch Spritzen ſtehen die Weinberge an der Bergſtraße ſehr ſchön. Jedoch iſt der Behang ſehr unterſchiedlich. — Gadernheim, 24. Junt. Kirchenneubau. Im nahen Gadernheim ſchreitet man zum Neubau einer Kirche. Die erforderlichen Bauarbeiten ſowie die Anlieferung der Materialien ſind bereits zur Vergebung ausgeſchrieben. Be⸗ werber müſſen ihr Angebote alsbald beim evangeliſchen Pfarr⸗ am: in Gadernheim einreichen. * Audernach, 24. Juni. Blinder Eifer ſchadet nur! Die Namedy-⸗Sprudel⸗Geſellſchaft ließ in letzter Zeit den ſchönen Namedy⸗Sprudel auf der Inſel Namedy im Rhein nicht mehr ſprudeln, weil ſie dadurch die Verwaltung und Bürgerſchaft der Stadt Andernach wegen des durch den Fremden ⸗Ausbleib entgangenen Gewinns zwingen wollte, auf den Staat einzuwirken, die Ueberbrückung des Rheines als Zugang zum Sprudel zu bewerkſtelligen. Die Stadt Andernach kehrte den Spieß um. Ste ließ ſelbſt ein Bohrloch anlegen und ſeit Donnerſtag ſprudelt auf der linken Rheinſeite aus dem 350 Meter tiefen Bohrloch ein maͤchtiger Sprubel heraus, der in ungeſchwachter Kraft 1¼ Stunde lang bis zu 20 Meter hoch ſtieg. Das großartige Natur- ſchauſpiel zog viele Beſucher au. Lokale Nachrichten. » Viernheim, 52. Juni. »Jungfrauenkongregation An der Wallfahrt der Jungf.⸗ Kongregation nach Marienthal, welche am Sonntag unter Führ⸗ ung der Hopwürdigen Herrn Pfarrer Wolf und Kaplan Schumacher ſtattfaud, beteiligten ſich 320 Perſonen. Näherer Bericht folgt am Donnerstag. — Sport. Allemania weilte am Sonntag in Hahn, um gegen die dortige Olympia ein Wettſpiel auszufechten. Trotz überlegenem Spiel vorlor Allemania 8: 2, Halbzeit 2:1 für Allemannia. Eckb. 3: 3. “ Was beide nicht wollten. In ber Samſtags⸗ Nummer unſeres Blattes berichteten wir über einen Vorgang, welcher in der Chemiſchen Fabrik Wohlgelegen ſich zugetragen hatte. Der verunglückte Arbeiter iſt glücklicherwelſe auf der Beſſerung und wird wohl bald wieder völlig geſund ſein. Die ganze Affaire dürfte ein harmloſer Scherz geweſen ſein und wie gewöhnlich, ahnten die beiden Gegner nicht, daß ſich die Sache in Ernſt ausarten könne. Es war ein Ringen um die beiderſeitige Stärke, was aber für den einen einſt⸗ weilen unangenehme Folgen nach ſich zog. Selbſtverſtändlich wird der Vorfall von dem einen der„Ringkämpfer“ bedauert. Doch iſt die Angelegenheit jetzt wieder gütlich beigelegt und ſo bald werden die beiden nicht mehr in dieſer Weiſe ihre Kräfte meſſen wollen. „Gewitter. Am Sonntag nachmittag brach ein Ge⸗ witter los, verbunden mit reichlichem Regen und Hagelſchauern. Ob und wieviel letzterer geſchadet hat, läßt ſich noch nicht überſehen. Soweit wir die Zeitungen der Nachbarſchaft ver⸗ folgen konnten, iſt ein Schaden durch Einſchlagen des Blitzes nicht entſtanden. In Straßburg und in einigen Gegenden des Elſaſſes ſoll jedoch der Hagel ſchlimme Verwüſtungen angerichtet haben. In der Nacht auf Montag brachen dann wieder drei Mal Gewitter aus, ebenſo gab es noch ein kleines Gewitter am Montag. Die Witterung war immer ſchwül. * Bauern Verein Viernheim. Die General⸗Ver ſammlung des Bauern-Vereins Viernheim und der Viehver⸗ ſicherungskaſſe war in Anbetracht der 270 Mitglieder des Vereins nur ſchwach beſucht. Es iſt dies ſehr zu bedauern, weil in ſolchen General-Verſammlungen die beſte Gelegenheit iſt, nützliche Vorträge anzuhören, durch Austauſch von Er- fahrungen auf den vie len Gebieten der Landwirtſchaft ſich Belehrung, Rat und Troſt zu holen, kurz, ſih in eigenen Angelegenheiten weiterzubilden. Und die General⸗Verſammlung am Sonntag tat dies im reichlichſten Maße. Nachdem Herr Präſident Herſchel die Verſammlung mit einer Begrüßung der Anweſen den eröffnet, gab Herr Vereinsrechner Beigeordneter Martin Bericht über die Rechnungen der Viehverſicherungkaſſe und des Bauernvereins. Die Rechnung der Vlehverſicherungs- kaſſe lautet: Einnahmen: 1. Kaſſenvorrat 13 Mk. 35 Pfg., 2. Eingegangene Prämien 2212 Mk. 99 Pfa., 3. Eintritts⸗ geld 13 Mk. 20 Pfg., 4. Aus Statuten 60 Pfg., 5. Aus ver- kauftem kranken Vieh 1133 Mk., 6. Aus geſchlachtetem Vieh 253 Mk. 16 Pfg., 7. Zurückerhobene Einlagen 1105 Mk., Total 4731 Mk. 30 Pfg. Dem ſtehen folgende Ausgaben gegenuber: 1. Verwaltungskoſten 207 Mk., 2. Kurkoſten 55. Mk., Ausgeliebenes Geld 1715 Mk. 4. Schadenfall⸗Ent⸗ ſchädigung 2712 Mk., 5. Sonſtige Koſten 18 Mk. 65 Pfg., Total 4707 Mk. 65 Pfg. Es bleibt ſomit ein Kaſſenbeſtand von 23 Mk. 65 Pfg. Das Vermögen der Viehy erſicherungs · kaſſe ſetzt ſich zuſammen: 1. Barvermögen 23 Mk. 65 Pfg., 2. Einlagen nebſt zugeſchriebenen Zinſen 4475 Mk. 14 Pfg., 3. Guthaben beim Bauern⸗Verein 350 Mk., Total 4848 Mk., 79 Pfg. Das Vermögen betrug Ende 1910 4967 Mk. 44 Pfg., hat ſich alſo um eine Kleinigkeit, 118 Mt. 65 Pf., vermindert, was jedoch nichts zu bedeuten hat. Die Zahl der Verſicherten war 110, ausgetreten ſind 13, neu beigetreten 2, ſo daß jetzt 99 Verſicherte vorhanden ſind. Die Rechnung des Bauern Vereins ergab, daß pro 1911 mit einem Gewinn von ca. 900 Mark zu rechnen ſein wird. Es wurden ge⸗ liefert an die Mitglieder 3654 Zentner Kohlen, 4718 Zentner Konſumartikel und zwar im Einzelnen: Kleie 1780, Reis⸗ futtermehl 301, Korn 8, Weizen 8, 40% Kali 1064, Chili⸗ ſalpeter 391, Superphosphat 241, Peruguano 77, Amoniak 17, Thomasmehl 300, Mais 12, Erbſen 8, Wicken 24, Luzerne 3, Rotklee 2, Winter⸗Wicken 6 und Kartoffeln 229 Zentner. Die Einnahmen aus Konſumartikeln beträgt 22984 Mk. Der Geſamt- Umſatz des Vereins lautet auf 42 772 Mk. 60 Pfg. Die Einnahmen betrugen 22 984 Mk. 17 Pfg., die Ausgaben 19 788 Mk. 43 Pfg. Die beiden Rechnungen waren von den Revlſoren als richtig befunden worden. Es wurde ſodann dem Rechner und dem Vorſtand Decharge erteilt. Der bisherige Vorſtand wurde durch Accla⸗ mation wiedergewählt. Es hielt ſodann Herr Tierarzt Seigel einen ſehr intereſſanten Vortrag über Schweinezucht und Schweinezucht verein. Die Schweinezucht iſt in Viernheim in din letzten 10 Jahren leider zurückgegangen. Es ſprachen da wohl ver⸗ ſchiedene Urſachen mit. Vor allem werden die Tlere zu früh zur Zucht gebraacht. Damit ſteht in Verbindung eine zu mangelhafte Fütterung. Dann iſt als Hauptgrund des Ruͤck- gauges anzuführen der Mangel an Bewegung. Die Tiere werden zu viel eingeſperrt, ſie haben keine richtigen Tummel⸗ plätze. Da iſt es nicht zu verwundern, daß bei der Hltze in den Ställen Rotlauf auftritt. Als weitere Urſache dürfte auch die mangelhafte Beſchaffenheit unſeres Faſſelſtalles anzu ſehen ſein. Reduer hofft, daß entweder durch einen rationellen Umbau des Faſſelſtalles oder durch einen Neubau außerhalb —— 8 des Ortes die Mißſtände im Faſſelſtall ſich heben laſſen: Eins ſolche rationelle Anlage werde auch den Einwohnern Biern⸗ heims vorbildlich bezüglich der Anlage ihrer Stallungen ſein: Der Herr Tierarzt empfiehlt, daß die Gemeinde einen nam⸗ haften jährlichen Beitrag zahlen moge bezüglich der Beſchaffung guten Zuchtmaterials, daß ſie zwei Vieh-Tummelplätze zur Verfügung ſtellen und einzäumen laſſen mochte und zwar einen im Ober- und einen im Unterdorfe. Seitens der Landwirtſchaftskammer werde dann die Unterſtützung auch nicht ausbleiben. In der ſehr lebhaften Diskuſſion, an welcher ſich die Herren Hans Muller 11., Gemeinderat Roos, Bei⸗ geordneter Martin, Landwirt Roos, Gutsbeſitzer Reinhard, Gemeinderat Hofmann, Michael Mandel und Tierarzt Seigel beteiligten, wurde uübereinſtimmend der Wunſch laut, daß man hier in Viernheim einen Zuchtverein gründen ſoll und daß die Gemeindeverwaltung baldigſt zur Abſtellung der Mißſtände im Faſſelſtall und zur Anlegung von Tummelplätzen Sorge tragen ſoll. Es meldeten ſich ſofort 19 Herrn durch Unter⸗ ſchrift als Mitglieder dieſes Vereins an. Ein proviſoriſcher Vorſtand, beſtehend aus den Herren Tierarzt Seigel, Herſchel als Präſident des Bauernvereins, Beigeordneter Martin, Lorenz Roos und Michael Mandel ſoll die weiteren Schritte in die Hand nehmen und in der Bürgerſchaft für den Verein Stimmung zu machen ſuchen. Herr Dr. Keil, Verleger des Viernheimer Anzeigers, erbot ſich, in einem elngehenden Ar⸗ tikel in ſeinem Blatte'gleichfalls für die guten Beſtrebungen dieſes Vereins einzutreten, was mit Freuden begrüßt wurde. Nachdem dann noch Herr Beigeordneter Martin Erläuterungen über ein Kaufvertrags-Formular gegeben hatte, welches vom Sekretär des Heſſiſchen Bauernvereins ausgearbeitet und bei Herrn Martin erhältlich iſt, urd nachdem man ſich weiterhin über einige Sämereien der Neuzeit unterhalten und einiges aus dem ſehr intereſſanten Vortrage des Herrn Tierarztes Seigel nochmals durchgeſprochen hatte, ſchloß der Herr Vor- ſitzende gegen 7 Uhr die ſehr anregend verlaufene Verſammlung. * Theater. Die Sonntagsabende vorſtellung„Der Amertka-Seppl“ fand lebhafte Aufnahme u. befriedigte ſaͤmtliche Zuhörer in vollſtem Maße. Die Hauptrolle lag in den Händen des Herrn Franz Rotteck, welcher als Amerika⸗ Seppl es verſt and, ſich reichlichen Beifall zu verſchaffen. Nur der Beſuch ließ ſehr zu wünſchen übrig. Die Sonntagsnach⸗ mittagsvorſtellung„Schneewittchen“ erregte große Freude unter den lieben Kleinen.— Kommenden Freitag gelaagt als Benefiz fuͤr Frl. Werner und Frl. Raum das Preisluſtſpiel „Das Stiftungsfeſt“ oder„Der Saͤngerkrieg“, zur Aufführuno⸗ Scherz und Ernſt. tt Was alles in einem Holzhändler bisweilen zu ſuchen iſt. Daß ein Holzhändler bisweilen als Philoſoph, und ſo⸗ wohl in den älteren als neueren Syſtemen der Philoſophie bewandert iſt, wird niemand bezweifeln, der weiß, wieviel er ſich mit Fichten beſchäftigt, und daß er ohne Kanten ſelten einen Balken behauen läßt. Ein Holzhändler iſt meiſtens Schismatiker, denn mit jeder Klafter vermehrt er die Spal⸗ tungen. Auch iſt er Arithmetiker, denn er kommt öfters in die Brüche. Auch im Fache der ſchönen Wiſſenſchaften macht er ſich um die Mit- und Nachwelt verdient. Böttcher und Zimmermann verdanken ihm Stoff zu ihren Werken, und unter ſeiner Leitung iſt mancher Kloppſtock hervorgegangen. So oft er einen Baum umhauen läßt, verſorgt er das leſende Publikum mit zerſtreuten Blättern. Jedoch iſt er den leichten Wiſſenſchaften nicht zu ſehr geneigt. Im Gegen⸗ teil, je trockner die Branchen ſind, deſto willkommener ſind ſie ihm. Der Holzhändler beſitzt auch in der Regel viel Einſicht in Stammbäume und hat daher Anlagen zu Gene⸗ vlogen. Selbſt in der Chirurgie beſitzt er Kenntniſſe, denn er verſteht ſich darauf, ein Knie abzunehmen. Kein Wun⸗ der, daß ein ſolcher Mann in Verbindung mit geiſtreichen Männern kommt! Seine genauen Verbindungen mit Buch⸗ holz, Holzmann und anderen beweiſen das hinlänalich. Es frugt ſiq letzt noch: rann er jemanden durch ſeine Ver⸗ bindungen zu höheren Stellen emporhelfen? Allerdings, denn er ſteht mit den Stellmachern auf ganz freundſchaft⸗ lichem Fuße! Der Holzhändler iſt ein großer Menſchen⸗ kenner! Er weiß mit Narren umzugehen und ſtößt dabei täglich auf Klötze. Obgleich er mit Schonung am beſten in der Zeit fortkommt, ſo iſt er doch nicht zu Einſichtsvoll mit der Welt; er dirigiert vieles mit der Rute und be⸗ hauptet, es gäbe keine Ordnung ohne— Schläge. Bei alle⸗ dem iſt aber der Holzhändler nicht im mindeſten eitel! Er würde ſeinen Fuß nicht kleiner haben wollen; im Gegen⸗ teil, er trägt ſeinen Schuh wie die Altvorderen, und je größer der Abſatz, deſto lieber iſt er ihm! Bunte Steinchen. ꝛc. Bei den Uebungen der preußiſchen Kavallerie har ein ſeldmarſchmäßig bepacktes Pferd mit vollſtändig Thee zogenem Reiter einen Waſſerlauf von drei Metern Tiefe und zwanzig Meter Breite zu leiſten. 15 Candwirtſchaftliches. 1 Getreidepreiſe. Am Samstag 22. Juni koſteten 100 Kg. Berlin: W. 23,30 23,40, R. 20,10— 20,20, H. 19,60 bis 20,60. Hamburg: S. 23,50— 23,90, R. 20,10— 20,40, H. — 20,50. Alles Ei hte ö f ES Iligemac E wird ſicher vor dem Verderben durch Schimmel und Gärung geſchützt, wenn man 5 Dr. Oetker's Einmache-Rezepten und mit Dr. Oetker's Einmache-Hülfe arbeitet. Jede Hausfrau erhält Dr. Oetker's vorzügliche Rezepte für Erdbeerſaft, Himbeerſaft, Kirſchen, Stachelbeer-Marmelade, Johannisbeer-Himbeergelee, Heidelbeeren, Zwetſchenmus, Apfelgelee, Kürbis, rote Rüben und verſchiedene Gurken umſonſt in den Geſchäften. Wenn vergriffen, ſchreibe man eine Poſtkarte an Pãckceben zu 10 Pfg.(63 Stück 25 Pfg.) genügt für 10 Pfd. Früchte, Marmelade und dergl. Preißelbeeren, Zwetſchen, Dr. A. Oetker, Nährmittelfabrik, Bielefeld.