S Golfesdienſl⸗ Jroͤnung der katholiſchen Gemeinde Viernheim von Sonntag, den 30. Juni bis einſchl. Hamstag, den Ptarramtliche Mittelung 6. Juli. In der neuen Kirche: 17 Uhr 1. hl. Meſſe. 18 Uhr 2. hl. Meſſe. ½10 Uhr Hochamt. ½2 Uhr Chriſtealehre für die Jünglinge. 2 Uhr Vesper. ½4 Uhr Verſammlung des Arbeiterinnenvereins. In der alten Kirche: ½ 10 Uhr Kindermeſſe. 1 Uhr Kindergottesdienſt. Inu der neuen Kirche an Werktagen: Montag: 6 Uhr 1. S.⸗A. für Ther. Schmitt geb. Adler. 1%7 uhr beſt. E.⸗A. für die Wallfahrer nach Maria Einftedel. Dieuſtag: 6 Uhr 1. S. A. für ledig 4 Eliſab. Kempf. ½7 Uhr beſt. E.⸗A. für Johannes Bildſtein, Eltern, Geſchwiſter und Angehörige. Mittwoch: ¼6 Uhr 2., ¼7 uhr 3. S.-A. für Thereſe Schmitt geb. Adler. Dounerſtag: ¼6 Uhr 2., 7 Uhr Eliſabetha Kempf. Freitag: 46 Uhr beſt. S.-A. für Maria Roſchauer geehl. Frank, Tochter Ellſ. geehl. Schloſſer und Sohn Adam. ½7 Uhr beſt. J.⸗G. für Joh. Phil. Kirchner, Ehefrau Kath. geb. Kempf und Barb. geb. Tirolf und Angeh. Samſtag: 6 Uhr beſt. S.⸗A. für Anna Mandel geb. f Pfützer, Eltern, Schwiegereltern und Angehörige. 7 Uhr beſt. Braut⸗Amt zu Ehren der hl. Familie für Weidner und Haag. Am Montag und Mittwoch iſt bei den Engl. Fräulein und am Dienstag und Freitag bei den Barmh. Schweſtern um 6 Uhr hl. Meſſe. In der alten Kirche an Werktagen: Montag: ½6 Uhr beſt. S.-A. für Katharlna Niebler geb. Binninger, Eltern und Schwiegereltern. Mittwoch: ½6 Uhr geſt. S.-A. für Georg Kühner und Ehefrau Maria geb. Georgi und Angehörige. Dounerſtag: ½6 Uhr geſt. S.-A. für Adam Mandel, beide Ehefrauen Auna Maria u. Katharina und Anton Euglert und Angehörige. (Nashdruch verboten. 3. S.-A. für ledig 1 Freitag: 26 Uhr geſt. S.⸗A. für Joh. Jak. Hauptmann, Ehefrau Anna geb. Pfützer, und Angehörige. Am nächſten Montag Morgen 7 Uhr geht von der neuen Kirche aus die Wallfahrt nach Maria Einſiedel, die ein Geiſtlicher begleitet. Am nächſten Montag von 5 Uhr an Gelegenheit zur hl. Beicht, am Freitag Abend /8 Uhr Herz⸗Jeſu-Andacht. Am nächſten Sonntag iſt gemeinſame hl. Kommunion für die Schüler der H. H. Lehrer Kalt und Lipp. Verkündete: 1. Adam Weidner und Eliſabetha Haag Ztenmal. 2. Matthäus Hönig 2. und Eliſabetha Nägel 3tenmal. 3. Franz Helbig und Maria Koob 3tenmal. 4. Georg Haas und Barbara Dieter 2tenmal. Für die hungernd. Chriſten n Zambeſt Ueberſchuß von einer Jubelfeier 5.— Mek. 8„ einer Namenstagsfeier 0,25 Mk. Weitere Gaben ſind erwüunſcht. Die Geſchäftsſtelle des Vieruheimer Anzeigers. Eltern, Schwiegereltern Der heutigen Auflage liegt eine Beilage des Warenhauſes Herm. Schmoller u. Co. in Maunheim bei, welche wir hiermit gefl. Beachtung empfehlen. Zwei fein möblierte Zimmer ſofort zu vermieten. Näheres in der Expedition dieſes Blattes. 636 3 3 Zimmer und Küche zu vermieten. Von wem, zu erfragen in der Exped. d. Bl. Johaunis⸗ und Stachel⸗ beeren(vorherige Beſtellung), Gelbrüben Eudivien⸗Setzling zu haben hei Martin, vis⸗a⸗vis d. 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Juli jedesmal nachmittags 2 Uhr werden auf dem Rathauſe hier die vom Gemeindepfandmeiſter in Beſchlag genommenen Pfänder verſteigert. N Betr.: Die Mutter⸗ und Sänglingsfürſorge. Die Beratungsſtunden finden bis auf Weiteres an jedem Dienſtag nachmittag von 4—5 Uhr im Ralhhausſaale ſtatt. Wir machen die Intereſſenten auf dieſe wohltätige Einrichtung empfehlend aufmerkſam. Mittwoch, den 3. Juli 1912, vorm. 11 Uhr werden auf dem Rathauſe dahier 20 Allmendgrundſtücke auf die Dauer der Genußzeit in Pacht an die Meiſtbietenden verſteigert. Betr.: Den Nachlaß des Schneiders Lr. Adler von Viernheim. Diejenigen, welche an den Rubrikaten noch Zahlungen zu lelſten haben werden erſucht, ſich bis zum 6. Inli 1912 einſchl. bei uns zu melden. Wir wachen auf die Rechts⸗ nachteile der event. Unterloſſung der Anmeldung aufmerkſam. Viernheim, den 29. Juni 1912. Großh. Bürgermeiſterei Vieruheim. Kü hlwe in. — Gemeindekasse. ö Nächſten Montag, den 1. Juli l. Is., werden die Wieſen⸗ und Krottenwieſenloſevergütungen, ſowie diejenigen für die abgelöſten Seegärten an die Be; a ausbezahlt. ie Bezugsberechtigten Viernheim, den 28. Juni 1912. Jöft. Verſteigerungs⸗Auzeige. Dienſtag, den 2. Juli 1912, nachmittags 2 Uhr werden durch den Unterzeichneten: ca. 1600 am Korn, Acker Oberbruchweide, 3. Gew., Nr. 3 ca. 1600 qm Korn, Acker Oberbruchweide, 8 Gew. ca. 1800 qm Korn, Acker am Lampertheimer Weg rechts, Flur 12, Nr. 141 5 ca. 1700 qm Korn, Acker am Lachenweg rechts im Rathaus zu Viernheim zwangsweiſe gegen Barzahlung verſteigert. f Lampertheim, den 28. Juni 1912. RNoſt, Gr. Gerichtsvollzieher. N 5 Allmend⸗ Verpachtung. Nächſten Mittwoch, den 3. Juli d. J., vor⸗ mittags 8 Uhr läßt Michael Butſch 3. Witwe ihre große Allmend auf Genußzeit auf dem Rathauſe dahier in Pacht verſteigern. Theater. Douutag, den 30. Juni 1912, abends 9 Uhr, im Saale„zum goldenen Karpfen“ Don Cäsar von Bazan ober: König u. Strassentänzerin Spaniſches Luſtſpiel in 5 Akten. Perſonen: Karl II., König von Spanten Don Joſe' von Santarem Don Cäſar von Bazan Marquis von Monteftor Die Marqueſa Maritana Lazarillo Ein Hauptmann Ernſt Jung Ein Alcalde Fritz Helfert Nachmittags 4 Uhr: Frauz Notteck Karl Gies Willg Werner Jean Jung Berta Jung Eliſabeth Werner Johanna Raum Leute Kinder⸗Vorſtellung Eulenspiegel u. sein Esel der Der verhängnissvolle Mehlkasten. Eine luſtige Komödie in 5 Akten. Preiſe der Plätze: Sitzplatz 20 Pfg., Stehplatz 10 Pfg. Es ladet ergebenſt ein Die Direktion. Hirſe Pfund 18 Pfg. e Haferflocke„ 24 n N Bruchreis„ 17„ zu haben bei Joh. Karl Kempf Wwe. MVerkaufe f, eee i n. Sprechmaschinen, zum Selbſtkoſtenpreis ren: Malk mstrumente u. phe eine große Partie ee f eee Feuſen, Senſerwürfe, e den a ee Wetzleine, Wetlein. Le l 8 wan ee Ein guterhaltenes Ag. Babylon— mit Freilauf billig zu ver⸗ Tpengler, Weſſeiſtpee kaufen Alfred Lublin, Danksagung. Zurüͤckgekehrt vom Grabe unſerer lieben nun in Gott ruhenden Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwägerin und Tante Frau Witwe Thereſia Schmitt geb. Adler ſag en wir für die uns bewieſene herzliche Teilnahme, für die vielen Kranz. und Blumenſpenden und die überaus zahlreiche Beteiligung zur letzten Ruheſtätte unſeren herzlichſten Dank. Ganz beſonders danken wir den ehrwürdigen barmherzigen Schweſtern für ihre liebevolle Pflege und der hochwürdigen Geiſtlichkeit fur den Beiſtand, ebenſo den Stiftern von hl. Seelenmeſſen. Viernheim, 29. Juni 1912. Die trauernden Hinterbliebenen. Todes-Anzeige. Gott dem Allmächtigen hat es in Seinem uner⸗ forſchlichen Ratſchluſſe gefallen, heute morgen um 2 Uhr unſern lieben Vater, Bruder, Onkel und Schwager, Herrn pater Roschauef nach langem mit großer Geduld ertragenem Leiden im Alter von 40 Jahren in ein beſſeres Jenſeits abzurufen. Die Beerdigung findet morgen, Sonntag, nachmittag um 3 Uhr nach dem Gottesdſenſt ſtatt. Wir bitten des Verſtorbenen im Gebete gedenken zu wollen. Viernheim, 29. Juni 1912. Die truueruden Hinterbliebenen. Milttär-Krieger- Verein„Hassia.“ Unſer Kamerad Peter Roschauer iſt ein beſſeres Jenſeits abgerufen worden und ſindet die Beerdigung morgen Sonntag nach dem Nach⸗ mittagsgottesdienſt ſtait, wozu die geehrten Kameraden ſich zahlreich beteiligen wollen. g Zuſammenkunft bei Kamerad Kumpf. Stumpf, Präſident. e d e Sommer-Joppen Arbeiter-Bluſen Arbeiter-Hoſen in verſchiedenen Qualitäten Blaue Anzüge eie Hans Schumacher Schulſtraße 6. eee, Empfehle: Gutes junges Kuhfleiſch Pfund 80 Pfg. ferner: gute Jytiſe⸗Kartaßel und frlſche feinſte Süßrahmbutter. Verloren. Auf dem Wege von Bis⸗ marckſtraße, Rathausſtraße, Schulſtraße, Weinheimeiſtraße bis zum Bahnübergang wurde ein neues Portemonnaie mit zirka 6 Mark Inhalt und verſchiedenen Papieren ver ⸗ loren. Der redliche Finder wird gebeten, es gegen Be- f e lohnung in der Expedition d. Metzgerti. Blattes abzugeben. N Es koſtet Dich nichts, wenn Du Dich bei Deinen Käufen auf die Anzeige im Vieruheimer Anzelger berufſt und für uus iſt es von großem Werte. — Pieruheimer Nachrichten Bezugspreis: 1 Pf. monatlich einſchl. Bringerlohn. urch die Poſt bezogen Wi. 1.14 viertelj'hrlich Cemnivreg- Arto Ar. 75. — 1 0 (Heſſiſch⸗badiſcher Grenzbote) itung Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„S sfeier“ Annahmeſchluß für Inſerate: Größere ein Tag vorher, abends 5 Uhr; kleinere ſpäteſtens 9 Uhr morgens. Redaktion, Druck und Verlag von Dr. Keil, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Nathausſtraße Nr. 19. jernheimer Anzeiger Hiernheimer Je Viernheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. „Sonntagsfeier Gegründet 1384 Samstag, ben 28. Juni 1012. ————r 28. Jahrgang. Wachſende Bitterkeit. „ Der Liberalismus hat in dem frevlen Spiel dei Verhetzung, mit dem er dem deutſchen Volke in der letzten Jahren ſo ſehr tiefe Wunden geſchlagen hat, bis⸗ her nur Mißerfolge, durchſchlagende Mißerſolge gehabt Der Linksliberalismus iſt politiſch zum Schuhputzer der Sozialdemokratie herabgeſunken, und ſein„nationg— ler“ Bruder, der Nationalliberalismus, windet ſich in ſchweren inneren Kriſen. Die Schuld an dieſem Elend trägt er nach ſeiner Anſicht nicht ſelber; beileibe nicht. Die Schuld hat das verruchte Centrum, dem man von Herzen alles Böſe wfünſcht, das ſich nur ausdenken läßt. Da aber das Böſe nicht von ſelber kommt, ſucht man auf Umwegen eine Schädigung des gehaßten Gegners zu erreichen. Zu dem Zwecke wird das Centrum einesteils und an⸗ dernteiils die katholiſche Kirche andauernd in einer Weiſe angegriffen, die jeder politiſchen Sitte, ſogar jeder amerikaniſchen Wahlſitte Hohn ſpricht. Der kürz⸗ lich als Ausſpruch eines oſtpreußiſchen Sanitätsrats und nationalliberalen Agitators gerichtlich feſtgeſtellte Ausſpruch: Lieber rot als ſchwarz! wird auf der ganzen Linie als Wahlſpruch akzeptiert. Direkt kann man dem Centrum nichts anhaben. Die Auslieferung einiger weniger Centrumswahlkreiſe an die Sozialdemokratie hat die Stellung des Centrums nicht geſchwächt. Die maßloſen Hetzereien gegen die ka— tholiſche Kirche, ihre Würdenträger und deren Anord— nungen ſind wirkungslos verpufft. Daher ſucht man das Centrum nun an jener Stelle zu treffen, wo ihm ſeinerzeit auch Bülow bei der Schaffung des„Blocks“ zu ſchaden ſuchte: Man ſucht es zu iſolieren, um es auf dieſe Weiſe zur Einflußloſigkeit der Minderheit herabzudrücken. Bülow wandte ſich gegen die Sozial⸗ demokratie, mit deren Unterſtützung das Centrum in Angelegenheiten der Volksrechte ſowie in ſozialen Fra— gen wichtige Geſetze zuſtande brachte. Der Liberalis— mus ſucht jetzt die Konſervativen vom Centrum abzu⸗ drängen, um auf dem Gebiete der Kultur⸗ und der Wirtſchaftsfragen tun und laſſen zu können, was in die liberal-ſozialiſtiſche Vorausſetzungsloſigkeit hinein⸗ paßt. Um dies Ziel zu erreichen, muß der evangeliſche Bund die Konſervativen gegen das Centrum ſcharſ machen, und das geſchieht in der diesjährigen Saure⸗ gurkenzeit beſonders gründlich. Zunächſt leiſtete man ch einen bitteren Angriff auf den Kardinalfürſtbiſchoſ Dr. Kopp im„Reichsboten“. Die Mache war ſo klein⸗ lich, daß ſie keine Bedeutung erlangen konnte. Aber es war doch ein Beleg für die wachſende Bitterkeit im anderen Lager. Und ſelbſt die führende Preſſe der kon⸗ ſervativen Partei, die„Kreuzzeitung“, ließ ſich ſo⸗ weit von dieſem Geiſte beeinfluſſen, daß ſie die kürz⸗ lich ausgeſprochene Auffaſſung des Abgeordneten Porſch:„Wie die Konſervativen die Intereſſen des broteſtantiſchen Volksteiles vertreten zu müſſen alauben, Die Stimme ruft! Eine Bauerngeſchichte aus dem Taunus von Fritz Ritzel. 141(Nachdruck verboten.) Mit leiſen Schritten begab ſich Magdalen aus dem Zimmer und befahl dem Knecht, den leichten Wagen an⸗ zuſpannen und nach Königſtein zu fahren, um den Arzt zu beſtellen. Beim Vorüberſahren ſolle er im Wirtshaus ſhren Vater bitten, doch einmal nach Hauſe zu kommen, da die Mutter offenbar kränker als ſonſt wäre. Dann ſchlich ſie wieder in das Krankenzimmer und ſetzte ſich leiſe betend an das Kopfende des Bettes. Nach einiger Zeit erſchollen ſchwere Fußtritte im Haus- flur und Hankunrad Ferber trat ein. Als fühle ſie ſeine Nähe, ſo wurde die Kranke wieder unruhig. Mit angſt⸗ vollem Ausdrucke haf eten ihre Augen auf den Mienen des Gatten, der offenbar über die Störung ſeiner Hoch⸗ zeitsfreude verdrießlich war. Unwirſch fragte er die Tochter:„Hot dann die Mutter ihre Droppe genumme?“ And als dieſe Frage beſaht wurde, kehrte er ſich wieder zur Tür mit den Worten:„No, for was brauchſt du mich dann do rufe zu loſſe?“ und wollte ſich entfernen. als die Kranke leiſe rief:„Hankunrad, bleib bei mir in meiner letzte Stund!“ 5 Es klang ein ſo ſchneidendes Weh in den Worten, daß der Bauer mit einer unwilligen Handbewegung zum Bette zurückging und einige kühle Troſtworte vorbrachte. „Bleib do, Vatter!“ bat auch Magdalen.„Ihr ſeht jo, die Mufter is viel ſchlechter als jemolß; wenn nur um Himmels willen der Doktor bald kimmt!“!“ Ferber ſetzte ſich an das Bett, während Magdalen durch Imwenden der Kopfkiſſen der Mutter Erleichterung zu verſchaffen ſuchte. Immerfort flüſterten die Lippen der Kranken abgeriſſene Worte und Sätze. Noch mehrmals glaubte Magdalen das Wort„Schuldſchein“ heraus- Ahren: auch ſchien es ihr, daß der Vater jedesmal bei leſen Worten zuſammenzuckte und mit angſtvollen Blicden auf die ſich bewegenden Lippen ſtarrte. Kein Wort mehr wurde zwiſchen Vater und Tochter (ſo hat das Centrum dasſewwe auf dieſem Gebiete für dte Katholiken getan“ in großer Aufregung zu müſſen glaubte, obgleich ſie ſelbſt noch vor einem Jahre geſchrieben hat:„Tatſächlich iſt unſere zurückweiſen Partei durch die Entwickelung des Centrums dazu berufen, der Kirche der Reformatoren Schutz zu gewähren und ihr politiſch die Bahn freizuhalten für die Betätigung ihrer göttlichen Miſſion.. Schlimmer noch als dieſe rein platoniſchen Kund⸗ gebungen wirken aber die direkten Angriffe auf ein⸗ zelne konſervative Abgeordnete, denen man mit Hilfe des evangeliſchen Bundes die Wähler abſpenſtig und damit die Mandate abzujagen ſucht. Auf dieſem Ge⸗ biete treibt man es ſtellenweiſe ſo arg, daß ſelbſt die konſervative Preſſe ſich zur Wehr zu ſetzen gezwungen iſt. So ſchrieb kürzlich die„Deutſche Tageszeitung“ zum Schutze des in dieſer Beziehung beſonders oft mit Angrifſen bedachten Abgeordneten Heckenroth, eines proteſtantiſchen Paſtors im Weſterwald: „In der vom Evangeliſchen Bunde herausgegebenen Wochenſchrift„Der Wächter“ wurde unter einer hämiſchen Spitzmarke mitgeteilt, daß der konſervative Abgeordnete Pfarrer Heckenroth im letzten Wahlkampfe in einer auch von Katholiken beſuchten Verſammlung eine Bemerkung gegen den Evangeliſchen Bund gemacht habe, die für einen evangeliſchen Pfarrer eine„himmelſcheiende Sünde“(1) ſei. Pfarrer Heckenroth fragte am 30. Mai beim Heraus⸗ geber des„Wächters“ an, wo und wann er dieſe Aeußerung getan haben ſollte. Am 9. Juni erhielt Pfarrer Heckenroth vom Pfarrer Hermann die kurze Mitteilung, daß er die fragliche Aeußerung in einer Verſammlung in Anhauſen getan habe. Die Unrichtigkeit dieſer Behauptung erhellt wohl zur Genüge daraus, daß Pfarrer Heckenroth im letz⸗ ten Wahlkampfe in Anhauſen überhaupt keine Verſammlung abgehalten hat; er iſt das letzte Mal im Mai 1908 dort ge⸗ weſen!“ Gegenüber dem Abgeordneten Heckenroth wird dieſe Art der Polemik wohl kaum einen Erfolg haben. In ſeinem Wahlkreiſe leben Katholiken und Proteſtanten riedlich und wirtſchaſtlich erfolgreich beiſammen. An⸗ erswo aber wirkt das beſſer. liſtiſcher Agitatoren, mit denen man Das Heer liberal⸗ſozia⸗ den Pauliſchen Wahlkreis Hagenwo überſchwemmte, hat ſich in Er⸗ mangelung beſſer wirkender Gründe ſtellenweiſe einer geradezu ſchamloſen Hetze gegen den Katholizismus be⸗ dient, und der Erfolg hat ihnen recht gegeben. Politiſche Rundſchau. — Neichsranzler Dr. v. Bethmann Hollweg iſt wieder in Berlin eingetroffen. 4 *„ 2945 :: Ter ruſſiſche Geſandte in Athen Swerbejew früher in Wien und in München, iſt zum ruſſiſchen Bot⸗ ſchafter in Berlin ernannt worden. :; Ter deutſche Botſchaſter Freiherr Marſchal! von Bieberſtein wurde am Montag vom enaliſchen. König gewechſell. Die Nähe des Gewalligen, deſſen Fittiche um das gequälte Menſchenkind dort auf dem Lager ſchwebten, gebot ehrfurchts volles Schweigen; nur das Ticken der Schwarzwälder Wanduhr und das Röcheln der Sterbenden waren vernehmbar. Noch einmal öffneten ſich die Lider— das Bewußtſein ſchien nochmals aufzuflackern, als die Kranke Gatte und Tochter an ihrem Lager ſah, und die tiefliegenden Augen angſtvoll auf die beiden gerichtet, fluͤſterte ſie keuchend:„Lenche, Vatter, bet for mich, daß es unſer Herrgott gnädig mit mir macht! O Gott, mei arm Bruſt. Hankunrad, verzeih mir!“ 5 Dann ſickerte ein Blutfaden über die bleichen Lippen, der hagere Körper reckte ſich Aufregung, welche der Hochzeit voranging, hatte die ſchwache, mit der trotzigen Energie dieſer Frau mühſam erhaltene Lebensflamme zum Erlöſchen gebracht— der Hechte e der Tochter ſollte der Todestag der Mutter werden. Erſchüttert ſtand Magdalen vor der Verblichenen. Wenn auch bei ihren verſchiedenartigen Charakteranlagen die Mutter und ſie niemals im Leben in inniger Seelen⸗ gemeinſchaft harmoniert hatten, ſo war die natürliche Hinneigung des Kindes zur Mutter doch ſehr ſtark bei dem Mädchen ausgeprägt und unter heißen Tränenſtrömen drückte ſie dem wachsbleichen Antlitz die Augenlider zu. Ihr Vater hatte wie zu ſtummem Gebete die Hände gefaltet; dann ſagte er mit unterdrückter Stimme:„Sie hot ſchwer gelitte, die Mutter; ſchon vor verzehn Tag hot mir der Doktor geſagt, daß kaa Hoffnung mer is! Bet for ſe, Lenche!“ 5 N 5 Dann ging er feſten Schrittes hinaus, um den Hoch⸗ zeitsgäſten die traurige Botſchaft zu bringen und die Meldung von dem Todesfall auf dem Bürgermeiſteramt zu erſtatten. N Nach ſeiner Entfernung zündete Magdalen die Toten⸗ kerze an und ſetzte ſich betend an das Fußende des Bettes. Ein ungeheures Bangen war durch die letzten Reden der Sterbenden in ihrer Bruſt geweckt worden. Welche Schuld batte das Gewiſſen der Mutter belaſtet? Von welchem Schuldſchein, von welchem toten Lenhard hatte ſie ge⸗ und es war vorüber. Die Das eigenmächtige, hat die alten Gegner der Beſtrebungen der Fachabteilungs⸗ in Audienz empfangen und uverreichte ihm ſein Beglau⸗ bigungsſchreiben. Der König trug Uniform und preu⸗ ßiſche Orden. Nach der formellen Audienz wurde Frhr. nen noch in Privataudienz vom König emp⸗ angen. ! Die Einſchätzung der induſtriellen Konjunktur ſeitens der berufenen Inſtanzen iſt auch bei anderen Faktoren günſtig: „Was die Eiſeninduſtrie angehe, ſo könne er aber ſagen, daß die Beſchäftigung zu lohnenden Preiſen ſehr gut ſei. In den Betrieben von„Deutſch⸗Luxemburg“ ſei jeden⸗ falls ein Nachlaſſen der Nachfrage und namentlich ein ſchlechterer Eingang von Spezifikationen bisher nicht feſt⸗ zuſtellen. Man dürfe alſo wohl annehmen, daß die jetzigen zufriedenſtellenden Verhältniſſe noch weiter beſtehen bleiben würden. Der Kohlenmarkt liege ebenfalls ſehr gut, wenn auch infolge der Verhältniſſe auf dem Seefrachtenmarkt der Abfatz nicht mehr ſo ſtürmiſch ſei, wie er mehrere Monate hindurch geweſen ſei. Man könne aber annehmen. daß, wenn in den Seehäfen wieder mehr Tonnage frei werde, der Verſand allmählich, namentlich zum Herbſt hin wieder eine außerordentliche Höhe erreichen werde, voraus⸗ gefetzt, daß der Wagen mangel nicht wieder einen Strich durch die Rechnung mache. Er, Stinnes, hege nach dieſer Richtung hin ernſte Beſorgniſſe. Im Mai hätten ſchon Tauſende von Tonnen Stabeiſen in Differdingen nicht zum Verfand kommen können, weil die nötigen Eiſenbahnwagen fehlten.“ Der Wagenmangel erſcheint alſo wieder als dro⸗ hendes Geſpenſt am induſtriellen Himmel. 11 Zum Gewertſchaftsſtreit nimmt auch die neuefte Nummer des„Zentralblattes der chriſtlichen Gewerk⸗ ſchaften“ Stellung. Es wird darin ausgeführt: „Nachdem in weiteſten Kreiſen die Erkenntnis Platz gegriffen hat, daß mit dem Berliner Syſtem in Deutſch⸗ land keine opferfreudige, hingebungsvolle Arbeiterbewegung möglich ſei, nachdem die maſſenhafte Flucht aus den katho⸗ liſchen Fachabteilungen vor ſich ging, holte man zu einem außerordentlichen Schlage gegen die chriſtlichen Gewerk⸗ ſchaften aus, der ſich indeſſen als ein Schlag ins Waſſer erwies. Die Angelegenheit habe einen anderen Ausgang genommen, als ihn die„Berliner“ Richtung vorausgeſehen babe. Der Sitz Berlin hat Grund zu elegiſchem Geklage, denn diefer neueſte Streich hat ſeine Sache nicht nur nicht weitergebracht, ſondern ganz bedeutend verſchlechtert. hinterliſtige, unwahrhaftige Vorgehen männer wachſam gemacht und neue Gegner haufenweis ge⸗ schaffen. Heute revoltiert jeder anſtändige Menſch gemein⸗ ſam gegen derartige Praktiken, wie ſie ſich das Berliner Syſtem immer wieder herausnimmt.“ Im übrigen hat der Preſſeſtreit, entſprechend den Wünſchen des päpſtlichen Nuntius, ſeine Beendigung erfahren. : Ter deutſche Laudwirtſchaftsrat hat ſeinen ſt a n⸗ digen Ausſchuß zu einer am 28. und 29. d. M. in Baden-Baden ſtattfindenden Sitzung einberufen. ſprochen? War auch der Vater teilhaftig dieſer Schuld? Der Vater, den ſie zwar als harten und unbarmherzigen, aber nur als tadellos rechtſchaffenen Mann in ihrem jungen Leben kennen gelernt hatte? Das Raſſeln des Wagens draußen ſchreckte ſie aus dieſen Gedanken und eilfertig ging ſie dem Doktor, einem ſlneen Manne, entgegen, um ihn an das Totenbett zu ühren. Der Arzt konſtatierte das Ableben der Frau, ſtellte den Totenſchein aus, auf welchem als Urſache des Todes Schwindſucht angegeben war, und begab ſich, nachdem er ſein Beileid ausgeſprochen hatte, nach dem unweit gelegenen Niederſachſen, um bei dieſer Gelegenheit noch einige Kranke daſelbſt zu beſuchen. Die notwendigen Anordnungen zur Waſchung und Aufbahrung der Leiche nahmen ſodann Magdalens ganze Tätigkeit in Anſpruch. Mit gedämpfter Stimme gab ſie der ältlichen Haushälterin, die wegen ihrer Verheiratung ſchon ſeit einigen Wochen angenommen worden war, die nötigen Weiſungen, nahm ſodann die Bei eidsbezeugungen der um ihre fernere Hochzeitsfreude gekommenen Gäſte entgegen und bedeutete ihrem mit finſterer Miene ein⸗ getretenen jungen Ehemann mit kurzen Worten, daß an ihre Überſiedlung in das neue Heim im Krautnerſchen Hauſe vorläufig nicht gedacht werden könnte, da ſie in den erſten Tagen im väterlichen Hauſe unentbehrlich ſei. Es ſchien, als wenn Fritz Krautner hiergegen Ein⸗ wendungen machen wollte, doch hielt er dieſelben, wohl mit Rückſicht auf die vielen Leute, welche ſich in das Sterbezimmer gedrängt hatten, zurück und begab ſich mit verdrießlicher Miene wieder in das Wirtshaus, wo er ſich mit einigen ſeiner noch daſelbſt befindlichen frneip⸗ tumpane in dem Honoratiorenſtübchen niederließ und fluchend das Mißgeſchick verwünſchte, welches es fügte, daß auch gerade heute an ſeinem Hochzeitstage die alte, kranke Frau ſterben mußte. (Fortſetzung folgt.)