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Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Gegründet 1384 Vr. 85. amstag, den 27. Juli 19012. — 28. Jahrgang. England und Deutſchland. Im engliſchen Unterhauſe, in der engliſchen Preſſe und im geſamten engliſchen Volke gehen infolge der Marinedebatten die Wogen der nationalen Bewe— gung wieder einmal hoch. Beſonders die engliſchen Konſervativen haben es ſich angelegen ſein laſſen, das Feuer zu ſchüren und es ſo darzuſtellen, als ſei Eng⸗ lands Uebermacht zur See dahin. Premiermi⸗ niſter Asquith hat ſech jetzt veranlaßt geſehen den Sturm, den ſein Kollege Churchill entfacht, etwas zu dämpfen. Er hat im Unterhauſe in einer Rede über die internationalen Beziehungen Englands, die er als roſig hinſtellte, u. a. ausgeführt: N Unſere Beziehungen zu dem großen Deut- ſchen Reich, ſind in dieſem Augenblick, wie ich mich freue ſagen zu können, Beziehungen vollkommener Freundſchaft und vollkommenen guten Willens, und ich bin gewiß, daß ſie wahrſcheinlich ſo bleiben werden. Lord Daldane machte im Anfang des Jahres in Berlin einen Beſuch. Er trat in Unterredungen und Meinungsaustauſche ein, die ſeither auf beiden Seiten im Geiſte vollkommener Offenheit und Freundſchaft fortgeſetzt worden ſind, und ich freue mich ſagen zu können, daß wir den Vorteil der Teilnahme des ganz ausgezeichneten Diplo maten haben, den der Kaiſer in dies Land geſandt hat.(Beifall.) Ich ſage, unſere Freund— ſchaften ſind in keinem Sinne ausſchließliche Freundſchaf— ten, und das aus ſehr guten Gründen. Das größte Inter— eſſe Großbritanniens iſt der Friede der Welt. Wenn un— glücklicherweiſe hier wie überall ſonſt die Ausgaben für Rüſtungen in beklagenswerter Weiſe wachſen, ſo gibt es keine Macht in der Welt, die nicht ganz genau weiß, daß, ſoweit wir in Betracht kommen und ſoweit wir gezwun— gen werden, an dieſen Ausgaben teilzunehmen, wir keinen aggreſſiven Zweck verfolgen.(Beifall.) Im Verlauf der. weiteren Debatte über die Kredite für den Reichsverteidigungsausſchuß beantragte der Ra— dikale Ponſonby eine Verringerung des Poranſchla— ges. Er kritiſierte die Politik, die zu der jetzigen Lage geführt habe, und forderte die Herbeiführung freundlicher Beziehungen zu Deutſch⸗ la nd, wodurch das ſinnloſe Wettrüſten vollſtändig überflüſſig werde. Ihm antwortete der Staatsſekre⸗ tär des Aeußeren Grey in einer längeren Rede, die alſo ſchloß: ö Iſt unſere auswärtige Politik verantwortlich für deutſche Flotte? Die Erklärung, in der angekündigt wurde, daß Deutſchland eine großzügige Flottenpolitik eröfſnen werde, erfolgte in dem Flottengeſete von 1900. Wie konnte ſeitdem irgendeine britiſche Politik verantwortlich ſein für die deutſche Politik? Man darf den einen ſehr einleuchtenden möglichen Grund für die Erbau ung der deutſchen Flotte nicht über⸗ ſehen, nämlich den, daß eine wachſende Na tion wünſcht, mächtig zu ſein, ohne daß ſie die U ooch notwen Ddigerwelſe Aug riffsabſt chten ver folgt. Ueber Beſchränkung der Rüſtungen zu ſprechen, iſt nicht ſehr intereſſant für die Oeffentlichkeit, wenn die Leute, die darüber ſprechen, nicht genau ſagen können, i wollen. Auf welcher Baſis wünſchen ſie, daß getroffen werden, auf der Vaſis der Gleichheit oder der Ueberlegenheit der britiſchen Flotte? Alles, was wir tun können, iſt, zu beweiſen, daß wir keine agreſſiven Abſichten hegen, und daß die Frenndſchaften, die wir mit anderen unterhalten, keine aggreſſiven haben und nicht gegen eine andere Macht gerichtet Das tun wir und werden es auch weiter tun.“ Ponſonbys Antrag auf Verminderung des Voran— ſchlages wurde mit 331 gegen 39 Stimmen abgelehnt. Die Rede des Premierminiſters Asquith, ſo ſagt ein Telegramm, hat auf die Mitglieder aller Parteien einen tiefen Eindruck hervorgerufen. Im beſonderen ſeine Aeußerungen über die deuter engliſchen Beziehun⸗ gen. Man iſt allgemein der Anſicht, daß die nachdrucks— volle Erklärung des Premierminiſters ſiber die ſreun ſchaftlichen Gefühle, welche zwiſchen beiden Ländern obwalten, eine direkte Folge der wichtigen Kon⸗ ferenzen ſind, welche beim König im Buckingham— Palaſt mit dem Premierminiſter ſowie dem deutſchen Botſchafter in London und dem britiſchen Botſchaf— ter in Berlin ſtattfanden. was ſie Abkommen Zwecke ſind. 9** 2 2 Bürgerkrieg in der Türkei? p Vom Himmel blutigrot hängt Allah den Kriegs- mantel herunter. Den Kriegsmantel des verderblichſten und— überflüſſigſten Bürgerkrieges. Denn es ſcheint, wir ſtehen in der Türkei am Vorabend düſterer Er⸗ eigniſſe, wo in Bächen von Blut, nicht vom italiſchen Feinde vergoſſen, die Türkei zu ertrinken droht, wo Osmanen wider Osmanen wüten und unter Mord und lodernden Brandfackeln die große Türkendämmerung anhebt. An der wahnſinnigen Machtüberſpannung der Albaneſen, an dem wilden Radikalismus der neuen Offiziersliga ſcheint jede Ausſicht auf Verſtändigung zu ſcheitern. Sie haben ſich inzwiſchen derart ins Un⸗ recht geſetzt, daß ſie dem faſt tot daliegenden Ju ng⸗ türkentum und der gebrochenen Komiteeherrſchaft zu neuem Leben verhalfen. ö Die Jungtürken hatten ſchon die Flinte ins Korn geworfen. Da erhoben Albaneſen und Offiziersliga die Forderung:Auflöſung der Kammer, binnen 48 Stunden. Dieſe maßloſe Ueberhebung hat den Jungtürken wieder in den Sattel verholfen. Die haupt⸗ ſächlichſten zur Zeit vorliegenden Meldungen beſagen: In der Kammer teilte der Präſident mit, daß ein Offizier in ſeinem Hauſe einen von der Offiziersliga unterzeichneten Brief abgegeben habe, in welchem die Schließung der Kammer binnen 48 Stunden verlangt werde. Der Text des Briefes lautet: Die Stimme ruft! Eine Bauerngeſchichte aus dem Taunus von Fritz Ritzel. 261(Nachdruck verboten.) Der alte Krautner eilte dann fort, um den Schaum⸗ biet, zu holen, damit er den Bewußtloſen zur Ader laſſe. Glüclicherweiſe traf er den Barbier zu Hauſe, und bald ſtand derſelbe an dem Lager des Kranken, um ſeine Kunſt zu üben. „Ein ſchwerer Fall“, ſagte er mit wichtiger Miene, nachdem er den immer noch Bewußtloſen zur Ader ge⸗ ſaſſen hatte:„Neutralagie mit Affektation des Herzens! Ich gebe ihm ein Stimulans“— damit zog er ein kleines Fläſchchen mit Hoffmannstropfen aus ſeinem Lederetui und träuſelte daraus einige Tropfen in einen Löſſel, den er nach den halbgeöffneten Lippen des Kranken führte. „Morgen muß der Doktor aus Königſtein herbei, bis dahin kalte Umſchläge auf den Kopf und Ruhe, äußerſte Ruhe.“ Mit Siegermiene blickte er um ſich und verließ gravitätiſchen Schrittes die Stube. Magdalen beeilte ſich, den Weiſungen des Baders nachzukommen, und gewahrte mit Befriedigung, daß die von dem Schaumpeter verordneten kalten Unmſchläge eine ſichtlich beruhigende Wirkung auf den Kranken ausübten, denn ruhiger wurden deſſen Atemzüge, die fahle Farbe des Gefichts machte einer leichten Röte Platz es ſchien, als ob ein ruhiger Schlaf die Bewußtloſigkeit des Vaters abgelöſt habe. Unter tröſtendem Zuſpruch begab ſich ſo⸗ dann das Krautnerſche Ehepaar wieder in ſeine Wohnung, und Magdalen blieb allein. de Mit gefalteten Händen ſetzte ſie ſich auf den neben m Bette ſtehenden Stuhl und ſtarrte in trübem Sinnen vor ſich hin. Wie in phyſiſchem Schmerze zog es ihr die ruſt zuſammen, wenn ſie daran dachte, daß ſie ſchweigen müſſe, um nicht den eigenen Vater zu verderben. Sie mußte teilnehmen an dem Betrug gegen den Mann, teen ſie noch immer im Innerſten ihres Herzens elibte. Konnte ſich da die ſeit dem Tode ihres Mannes gehegte geheime Hoffnung jemals erfüllen? Kindes— weſir „each ſo vielen ſchlechten Taten, die ihr im Ko— mitee ſowie in der Kammer begangen habt, hat unſere Liga von euren Schritten und Intriguen erfahren, die ihr beim Sultan unternommen habt. Dieſe Taten verdienen die ſchwerſten Strafen. Aber da wir uns nicht mit ſchmutzigem Blut beflecken wol⸗ len, ſo halten wir es für notwendig, euch zu be⸗ nachrichtigen, daß ihr beweiſen müßt, daß ihr nicht aufhalten, ſondern erleichtern wollt die Erfüllung des dringendſten Wunſches der Nation und der Armee, näm— lich die Auflöſung der Kammer oder vielmehr des Klubs, dieſes Theaterklubs. Wenn ihr nicht in 48 Stunden ſo handelt, ſo benachrichtigen wir euch, daß wir unſere patriotiſche Pflicht vollſtändig erfüllen werden.“ Dieſer Drohung trat der Führer der ken mit folgender Erklärung entgegen: Die Kammer wird bis zum letzten Augenblicke bleiben, denn ſie iſt der wahre Träger der öffentlichen Meinung und gehorcht nur ihrem Gewiſſen. Wir weiſen den Vergleich mit einem Theater zurück. Der im Namen der Liga abgeſandte Brief berührt nicht die ganze Armee. In dem Augenblick, wo der Feind bis vor die Tore der Stadt kommt, ſollte die Armee ihre Waffen gegen den Feind, der von außen kommt, und nicht gegen die Abge— ordneten gebrauchen.“ N ö Die Kammer beſchloß ſodann einſtimmig, den Groß— n und den Kriegsminiſter um Erklärung zu er— ſuchen und erklärte ihre Fortdauer. Abgeordnete riefen: „Wir werden ſterben, oder wir werden töten Um Jungtür⸗ 6 Uhr erſchien der Kriegsminiſter in der Kammer und ergriff ſofort das Wort. Er erklärte, daß er den Zwiſchenfall bedauere, aber in der letzten Zeit ſeien Bluſſs an der Tagesordnung. Er werde eine ſtrenge Unterſuchung einleiten, um die ſchuldigen Offiziere und namentlich den Offizier, welcher den Brief überreicht, ausfindig zu machen und zu beſtrafen. Der Miniſter erklärte weiter, daß er erſt zu kurze Zeit im Amte ſei, um Ordnung zu ſchaffen: er bedürfe einer län⸗ geren Zeit, um eine ſtraffe Disziplin im Heere wieder⸗ herzuſtellen. Der Führer der Jungtürken ſtellte dar⸗ auf feſt, daß ſich! Kammer mit dieſer Erklärung des Miniſters zufrieden gebe. Die Kammer beſchloß endlich, die Erklärung des Miniſters voll und ganz zur Kenntnis zu nehmen. Der Albaneſenführer Izza Bolietinatz iſt, offiziellen Nachrichten zufolge, mit 5000 Mann durch Mitrovitza gegen Priſtina gezogen. Sonſt iſt die Lage in Al⸗ banien unverändert. Der Großweſir Ahmed Muktar Paſcha ſoll die Abſicht haben, der Kommiſſion, die am Donnerstag unter Führung des Senators Reſchid Akif Paſcha die Reiſe nach Albanien angetreten hat, um mit den aufſtändigen Arnauten zu verhandeln, zu folgen, um ſie in ihren Beſtrebungen zu unterſtützen. Bevor die Kommiſſion ihre Reiſe antrat, wohnten die pflicht und brennende Sehnſucht nach dem Manne ihrer Liebe durchtobten in wildem Kampfe ihr Innerſtes. Was ſollte ſie tun?„Herrgott im Himmel“, flehte ſie mit emporgehobenen Händen,„ſteh mir bei in meiner Not, lenke du alles zum Guten!“ 9. Kapitel. Der Schaumpeter hatte mit ſeiner Diagnoſe diesmal recht gehabt; die plötzliche Ohnmacht des Hankunrad ſtellte ſich in der Tat als ein ſchwerer Fall heraus, wie der am anderen Morgen von Königſtein gekommene Doktor er klärte. Die linke Seite des Krauken war durch einen leichten Schlagfluß gelähmt, und derſelbe wäre ohne den von dem Barbier vorgenommenen Aderlaß möglicherweiſe tödlich verlaufen. Auch jetzt war die Gefahr noch keine wegs vorüber; vielmehr mußte der Kranke die äußerſte Schonung beobachten und durfte vor Monaten nicht daran denken, das Bett zu verlaſſen, um irgendeiner Beſchäftigung nachzugehen. Eine ſchwere Aufgabe für den an raſtloſe Tätigken gewöhnten Mann, unbeweglich und ſtill zu verharren; er, der in geſunden Tagen keine Minute ohne Beſchäftigung ſein konnte, deſſen Gegenwart bei dem Wiederaufbau des niedergebrannten Hauſes an allen Ecken und Enden nötig war, ohne den in Hof und Feld ſozuſagen die ganze Mühle ſtill ſtand— er mußte hier im Bette die entſetzlich langſam ſchleichenden Stunden verrinnen laſſen. Dabei war ihm das Sprechen ſchwer geworden; abgebrochen und ſtotternd kamen die Worte von ſeinen Lippen, mit welchen er dem alten Krautner Weiſungen über die zur Wiederherſtellung ſeines Wohnhauſes nötigen Arbeiten gab. Auch ſeine Augen ſchienen durch die Krankheit in Mitleidenſchaft gezogen zu ſein, denn trotz Brille konnte er die Buchſtaben des Zeltungsblattes, welches ihm einige Auge nach ſeiner Erkrankung gereicht wurde, nicht ent ziffern. Mit ſeiner Tochter wechſelte er nur die nötigſten Worte. Als er am Morgen nach jenem entſetzlichen Tage das Bewußtſein wiedererlangt hatte und Magdalen an ãͤũũ TTT ſein Lager trat, da hatte ſich ſein Blick in ſo heißem Flehen, in ſo verzweifelter Angſt auf ſie gerichtet, daß die junge Frau im Innerſten erſchüttert ihre Hand auf die ſeinige gelegt und geſagt hatte:„Seid ruhig, Vatter, ich verrat Eich nit!“ Kounte ſie denn auch den hilfloſen, von dem ſchweren Schickſalsſchlage niedergeworfenen Mann preisgeben, ſie, ſein einziges leibliches Kind? Nein! Der liebe Gott würde ihr gewiß die Sünde verzeihen, daß ſie ſich durch ihr Schweigen zur Mitſchuldigen an dem Betrug machte: vorläufig mußte ſie alles auf ſich beruhen laſſen. War erſt der Vater wieder hergeſtellt, dann war es immer noch Zeit, in aller Ruhe mit ihm zu beraten, wie das Unrecht gut gemacht werden konnte. So waltete ſie als Pflegerin ſtill ihres Amtes, ſuchte dem Kranken ſoviel als möglich die langen Stunden zu kürzen, indem ſie ihm über alles, was im Dorfe paſſierte, Bericht erſtattete oxer aus der Zeitung die Reuigkeiten aus Stadt und Land vorlas. Alktäglich ſprach auch der alte Krautner vor, um ſich mit Ferber über den Wieder⸗ aufbau des niedergebrannten Hauſes zu beſprechen. Einen beſſeren Vertreter wie Krautner hätte ſich Hankunrad überhaupt nicht wünſchen können Mit ſeiner unverwüſt⸗ lichen Arbeitskraft war der Alte von früh bis ſpät zur Stelle, um die Arbeitsleute anzutreiben und ſeine praktiſchen Weiſungen zu erteilen. So war der Neubau viel raſch er bewerkſtelligt worden, als man angenommen hatte. Kaum drei Monate nach den Aufräumungsarbeiten ſteckten ſchon die Zimmerleute den mit bunten Bändern geſchmückten Tannenbaum auf den Giebel und neben der Scheune waren die zur Bedachung nötigen roten Ziegel bereits in langer Reihe aufgeſtapelt. Zu Ende November konnte man in den recht ſchmuck gewordenen Bau einziehen, wenn es das Befinden des Hausherrn erlaubte.— Im allgemeinen konnte man ja mit den Forlſchritten der Geneſung zufrieden ſein. Schon durfte der Kranke täglich für eine kurze Weile das Bett verlaſſen und eine kleine Promenade im Zimmer hin und her machen. (Fortſetzung folgt.) e e e de, n Mitglieder mit ſechs Albaneſen dem meinſperrate per. in deſſen Verlauf eine annehmbare Baſis für die Unter⸗ Handlungen mit den Arnauten gefunden wurde. „Iss BolefHaz- Ber Ohrer q. af HA HAch¹¹¹ W Abaag ag, e LIE, * Der Fützrer der Albaneſen. Der Albaneſenführer Boletinaz, deſſen Bild wir brin⸗ gen, gehört einer der vornehmſten albaneſiſchen Familien an. e Der neue türkiſche Großweſir. ö Unſer Bild zeigt den neuen türtiſchen Großweſir, Ah⸗ med Muthtar Paſcha, der die verwirrten politiſchen Gegen- ſätze am Goldenen Horn wieder beſeitigen will. Eine Jeſuitendebatte im bayeriſchen Reichsrat. Wie die„Tägl. Rundſch.“ meldet, kam es am Donners-⸗ tag im Finanzausſchuß des bayriſchen Reichsrates zu einer großen Jeſuitendebatte. Der proteſtantiſche Reichsrat Freiherr v. Kramer⸗ Klett hatte in ſeinem Referat betont, daß man darüber streiten könne, ob es politiſch klug war, daß das neue Miniſterium in ſeinen erſten Lebenstagen ſich mit dem Vollzug des Jeſuitengeſetzes beſchäftigt habe. Ein Ver- dienſt des Erlaſſes wäre es, wenn er den Anſtoß dazu geben würde, daß endlich vom Reiche aus das Jeſuitengeſetz a ufgehoben würde, und zwar, be⸗ tonte der Reichsrat, ſolle das Geſetz aus folgenden Grün⸗ den abgeſchafft werden: 1) Der Staat ſoll ſich nicht ſcheuen, Dinge aus der Welt zu ſchaffen, die er im Zorn befohlen hat. 2) Es iſt bedauerlich, daß ein mächtiges Volk der Welt ſich vor einigen Ordensprieſtern fürchtet, während das⸗ ſelbe Volk Anarchiſten ruhig ihre Verſammlungen unter den Augen der Polizei und Staatsregierung geſtattet. Die Jeſuiten, deren Verdienſte um Wiſſenſchaft und Kultur groß ſind, ſeien am berufenſten, unſere gebildeten Klaſſen, die mehr und mehr dem Unglauben verfallen, wieder zum Glau⸗ ben zurückzubringen. In der Debatte äußerte ſich zunächſt Reichsrat zu Törring⸗Jettenbach zu der Frage. Er iſt der An⸗ ſicht, daß es ein großer taktiſcher Fehler war, daß die neue Regierung in den erſten Tagen ihres Wirkens dieſe Frage zu löſen verſuchte. Der Graf ſchloß ſich der An— ſicht des Grafen Kramer⸗-Klett über die Bedeutung der Jeſuiten für Wiſſenſchaft und Kultur nicht an. N Wenn man die Frage zu entſcheiden hätte, ob ein Ge⸗ ſetz gegen die Jeſuiten beſchloſſen werden ſolle, würde er nein ſagen. Nachdem aber die Jeſuiten ausgeſperrt ſeien, müſſe es auch bei dem Zuſtande bleiben, der auch der Wunſch der Mehrheit der Bevölkerung ſei. Im gleichen Sinne ſprach ſich auch der Reichsrat Graf Moy aus und erklärte, daß keine Veranlaſſung zur Auf⸗ hebung des beſtehenden Jeſuitengeſetzes beſtünde. Der neue Miniſter des Innern, Freiherr v. Soden, trat ſehr warm für die Jeſuiten ein und er⸗ klärte, daß ſie für die Wiſſenſchaft ſehr viel getan hätten. Er ſtellte ſich auf die Seite des Referenten Grafen Kramer— Klett und trat den Anſichten der Grafen Törring⸗Jetten⸗ bach und Moy entgegen. Die neue Staatsregierung habe, ſo ſchloß der Miniſter, den Erlaß als eine Notwendigkeit betrachtet. Der frühere liberale Miniſterpräſident Graf v. Krails⸗ heim, der den Redemptoriſten die Rückkehr nach Bayern während ſeiner Miniſterpräſidentſchaft in Bayern ge⸗ ſtattet hat, ſtellte ſich ebenfalls gegen das neue Miniſte⸗ rium und betonte, daß er erſtaunt geweſen ſei, daß das neue Miniſterium mit dem Jeſuitenerlaß ſeine Tätigkeit aufgenommen habe, und daß das neue Miniſterium durch dieſen Erlaß die Gemüter beunruhigt und dem konfeſſio⸗ nellen Frieden im Lande entgegengearbeitet hätte. Politiſche Rundſchau. Fee Berlin, 26. Juli. — Der Kaiſel unternahm am Donnerstag bereits vor dem erſten Frühſtück einen Spaziergang, nachmittags fand ein Tanzfeſt auf der„Hohenzollern“ ſtatt. Das Wetter iſt andauernd ſchön. Die Rückkehr nach Swinemünde ſoll am Sonnabend, 3. Auguſt, abends erfolgen. An Bord iſt alles wohl. :: Die beiden deutſchen Fliegeroffiziere, die wegen Nebels in Frankreich gelandet waren, ſind zetzt nach Metz zurückgekehrt. Gleich nach der Landung hatte der franzöſiſche Kommiſſar auf Veranlaſſung der Offiziere an das deutſche Kriegsminiſterium nach Berlin und die Militärbehörden in Straßburg telegraphiert. Ebenſo hatte er den franzöſiſchen Kriegsminiſter benachrichtigt und war noch in der Nacht zum Präfekten nach Nancy gefahren, um die Auslieſerungsverhandlungen in die Wege zu leiten. Als die Freigabe erfolgt war, wurde der Apparat hart an die Grenze geſchoben, von wo aus der Aufſtieg des Apparates erfolgte. Die beiden Offiziere waren voll Lob über die Höflichkeit der fran⸗ zöfiſchen Behörden und der Bevölkerung. :: Neue Forderungen zur Unterſtutzung von Beterauen. Wie die„Braunſchweigiſche Landesztg.“ erfährt, ſind im Voranſchlage des Reichsetats 1913 und 1914 zur Unter⸗ ſtützung der Veteranen neue größere Forderungen einge⸗ ſtellt. Unabhängig hiervon finden auf Veranlaſſung des Kaiſers gegenwärtig Erhebungen ſtatt über eine durchgrei⸗ fende Verbeſſerung der bisherigen Veteranenfürſorge ſeitens des Reiches. 11 Sozialdemokratiſche Stimmenthaltung in Pfarr chen. Die ſozialdemokratiſche Parteileitung hat für die am 5. Auguſt im Wahlkreiſe Pfarrkirchen ſtattfindende Reichs⸗ tagserſatzwahl Stimmenthaltung proklamiert. :: Ter Reichsetat für 1913 ſoll, wie die„Voſſ. Zeitung“ gehört haben will, dem Reichstag gleich bei ſeinem Zuſammentritt am 26. November vorgelegt wer⸗ den. Die erſte und zweite Leſung ſollten noch vor Weihnachten erledigt werden.(?) :: Centrum und Konſervative in Württemberg. Kürzling ging die auch von uns übernommene Nach⸗ richt durch die Blätter, daß zwiſchen den Konſervati⸗ ven und dem Centrum in Württemberg für die kom⸗ menden Landtagswahlen ein Wahlbündnis abgeſchloſſen worden ſei. Die Nachricht trifft jedoch nicht zu. Beide Parteien gehen ſelbſtändig vor. :: Keine Miniſterkriſis in Baden. Die amtliche „Karlsruher Ztg.“ ſchreibt: „Das Gerücht von einer Miniſterkriſis entbehrt jeder tatſächlichen Begründung. Die Mitglieder des Staatsmini⸗ ſteriums erfreuen ſich ohne Ausnahme des vollen Vertrauens des Landesherrn. Weder jetzt noch auf die Zeit des Landtagsſchluſſes iſt das Ausſcheiden ein⸗ zelner Miniſter zu erwarten.“ Zwei fortſchrittliche Blätter, die„Frankf. Ztg.“ und das„Berliner Tagebl.“, hatten kürzlich gemeldet, der Kaiſer habe ſeinerzeit über den badiſchen Miniſter des Innern, Freiherrn von Bodman, eine abfällige, ja geradezu beleidigende Aeußerung getan. Der ebenfalls ſortſchrittliche„Badiſche Landesbote“ bemerkt hierzu: „Wir glauben behaupten zu dürfen, daß die ganzen Mitteilungen über die angeblichen Kaiſeräußerungen in Donaueſchingen in das Reich der Fabel zu ver⸗ weiſen ſind.“ Die„Südd. Reichskorr.“, die hierbei ſicherlich offiziös inſpiriert iſt, ſagt:„Wir ſind über⸗ zeugt, daß der„Badiſche Landesbote“ mit dieſer Auf⸗ faſſung das Richtige trifſt.“ Kirche und Schule. 4 Die Erzbiſchofsweihe in Bamberg. Am Donnerstag fand im Dom zu Bamberg die Konſekration und Inthroni— ſation des Erzbiſchofs Dr. Jakobus Hauck ſtatt. Der feier— lichen Handlung im Dom wohnten bei: der bayriſche Kul— tusminiſter v. Knilling mit mehreren Geheimräten, die Regierungspräſidenten von Ober⸗ und Mittelfranken ſowie die ſonſtigen Spitzen der Militär— und Zivilbehörden. Kardinal Koyp iſt am 27. Auguſt 50 Jahre Prieſter. Dieſes Jubiläum ſoll gemeinſam mit dem 25jährigen Ju- biläum als Fürſtbiſchof von Breslau am Montag, 21. Oktober d. J., durch eine kirchliche Feier begangen werden. Koloniales. — Staatsſekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf be⸗ ſichtigte am Donnerstag in Kapſtadt die deutſche Schule und reiſte dann nach Kimberley weiter. Europäiſches Ausland. England. * Miniſter Churchill führte im Unterhauſe aus, daß England für ſeine Kriegsflotte in dieſem Jahre 900 Millionen Mark aufwende und im nächſten Jahr noch mehr aufwenden werde. In dieſem Jahr habe Deutſch⸗ land zwei neue Schiffe auf Kiel gelegt, während England vier auf Kiel lege; im nächſten Jahre ſolle, wie berichtet werde, Deutſchland ein Extraſchiff auf Kiel zu legen be⸗ abſichtigen. England werde dann zwei Extraſchiffe bauen. — Der engliſche Schatzkanzler Lloyd George wird aus dem Kabinett ausſcheiden, wie es heißt, um eine umfang⸗ reiche liberale Propaganda im ganzen Lande zu veran⸗ ſtalten. Die Times meldet, Lloyd George werde im Herbſt einen nationalen Feldzug zugunſten einer neuen Agrar⸗ politik einleiten.— Lloyd George iſt durch die engliſche Finanzreform und durch ſein Verſicherungsgeſetz bekannt geworden. Beide Geſetze haben ihm viele Gegner erſtehen laſſen. Auch die Arbeiter waren mit dem Verſicherungs⸗ geſetz ſehr unzufrieden, vor allem aber die Aerzte. So hat eben erſt die Mediziniſche Geſellſchaft von Großbritannien beſchloſſen, alle Verhandlungen mit Lloyd George über die Mitwirkung der Geſellſchaft bei der Durchführung des eng⸗ liſchen Verſicherungsgeſetzes abzubrechen.— Erwähnt ſei, daß im vorigen Jahre anläßlich der Marokkokriſe Lloyd George eine viel beſprochene Angriffsrede gegen Deutſch— land hielt. N Rußland. k Wegen der Meuterei in Taſchkent iſt nunmehr gegen 530 Soldaten die Anklage erhoben worden. Die Meu⸗ terer werden vor ein Kriegsgericht geſtellt werden und ſehen einer ſtrengen Beſtrafung entgegen. ee Afrika. 180 e ee, Marokko. ö E Der franzöſiſche Kreuzer„Cosmao“ bombardierte am 19. Juli die marokkaniſche Zollſtation zwei Kilometer ſüd⸗ lich Agadir im Gebiete des Stammes Krima und die Behauſungen der Kumaleute. Teile dieſes Stammes hatten im April d. J. den Deutſchen Steinwachs gefangen ge⸗ nommen und mehrere tauſend Peſeten Löſegeld verlangt. Die Eingeborenen erwiderten das Feuer des„Cosmao“, der die Anſammlungen zerſtreute. Aſien eee Japan. 17 : Die Temperatur des ſterbenden Kaiſers ſoll Donnerstag abend 37,6, der Puls 100 108 und die At⸗ mung 30-32 betragen haben. Sein Zuſtand wird jetzt wieder als vollſtändig hoffnungslos bezeichnet. Der Thron⸗ folger mit ſeinen drei Söhnen, ſämtliche in Tokio an⸗ weſenden Prinzen und Prinzeſſinnen ſowie alle Miniſter und die hohen Staatsbeamten weilten im kaiſerlichen Palaſt. Aus Stadt und Land. * 400 Sommergäſte ertrunken. An der Weſtküſte Japans ſind große Ueberſchwemmungen eingetreten, die zalſlreiche Menſchenopfer gepordert haben. Die Bahn⸗ — werbindungen sind zerſtort; die meisernte iſt ver⸗ nichtet. In der Stadt Ogawa in der Provinz Aichi haben 400 Sommergäſte den Tod in den Wellen ge⸗ funden. * Beim Baden den Tod gefunden. In Branden⸗ burg an der Havel badeten die beiden zwölf und neun Jahre alten Söhne des Arbeiters Kroll in Gemeinſchaft mit dem acht Jahre alten Sohne des Korbmachers Meyer an einer verbotenen Stelle in der Havel. Sie gerieten in eine tiefe Stelle und ertranken.— Bei der Inſel Föhr in der Nordſee ertranken zwei junge Mäd⸗ chen aus Magdeburg, ein Fräulein Dommes und ihre Freundin, ebenfalls beim Baden.— Im Oſtſeebad Baabe auf Rügen ertranken zwei Berliner Damen, Frau von Stuckrad und Frau Direktor Bouſſet, Kam⸗ merſüänger Rüdiger und Herr von Stuckrad konnten durch Kommerzienrat Bader-Berlin gerettet werden. u Vom Blitz erſchlagen wurde am Donnerstag eine ganze Reihe von Perſonen. In der Nähe von Paris wurde der Marquis Louis de Montebello, Generalſekretär der Marokkaniſchen Staatsbank, vom Blitz getroffen und getötet.— Auf dem Felde bei Lu⸗ katz an der Oſtbahn(Poſen) tötete der Blitz den Be⸗ ſitzer Dahlmann und ſeinen Kutſcher.— Bei Tabor in Böhmen erſchlug ein Blitzſtrahl drei Mädchen, die unter einer Linde Schutz geſucht hatten.— Bei Toblach wurden drei Feldarbeiter, die unter einem Baume Schutz geſucht hatten, von einem Blitzſchlage getötet, eine vierte Perſon wurde betäubt und ſchwer verbrannt. * Tie fünffache Kindesmörderin Friedrich im Irrenhauſe. Die Portiersfrau Friedrich aus Steglitz, die ihre fünf Kinder ertränkte, iſt nach der Irren⸗ anſtalt in Dalldorf gebracht, wo ſie auf ihren Geiſtes Geiſteszuſtand unterſucht werden ſoll. ** Ruhrerkrankungen auf einem Truppenübungs⸗ platz. Bei dem militäriſchen Arbeitskommando des Truppenübungsplatzes Döberitz ſind ſechs Mann an Ruhr erkrankt. * Ein Wertbrief mit 20000 Mark verſchwunden. Ein beim Poſtamt Görlitz eingelieferter Einſchreibe⸗ brief mit 20 000 Mark in Kaſſenſcheinen iſt ſpurlos verſchwunden. a Falſchſpieler Stallmann wird ausgeliefert. Der Londoner Gerichtshof beſchloß die Auslieferung des Falſchſpielers Stallmann an Deutſchland. St. hatte einen Leutnant Dippe in Berlin beim Spiel um 80000 Mark betrogen. Durch Falſchſpiel und Wechſelfälſchun⸗ gen hatte der Gauner ein fährliches Einkommen von 60 000 Mark. * Mutter und Kind auf den Schienen getötet. Auf der Strecke Neuſtettin⸗Stolp lief der dreijährige Sohn der Bahnwärtersfrau Kanke beim Spielen auf die Gleiſe, als ein Zug heranbrauſte. Die entſetzte Mutter wollte ihr Kind zurückreißen; doch zu ſpät, die Maſchine ergriff die unglückliche Frau, und ſie ſand mit dem Kleinen unter den Rädern den Tod. * Hungerrevolte in einer italieniſchen Stadt. In der Seideninduſtrieſtadt Oſimo, die 20000 Einwohner zählt und in der Provine Ancona liegt, erklärten die Arbeiter den Generalſtreik zum Proteſt gegen die hohen Brotpreiſe. Sie verſuchten, den Palaſt des Grafen Sinibaldi in Brand zu ſtecken. Militär wurde zur Hilfe abgeſandt. * Schießſunglück bei der Entrevue in den finniſchen Schären. Bei der Zuſammenkunft des Königs von Schweden mit dem Zaren in den finniſchen Gewäſſern wurden an Bord der ſchwediſchen Königsjacht beim Salutſchießen infolge eines Defektes an einem Geſchütz ein Matroſe getötet und vier andere ſchwer verletzt. * Eine Viertelmillion unterſchlagen. In Maria⸗ thereſianopel wurde aus einem Poſtwagen ein Paket Schmuckſachen im Werte von einer Viertelmillion Kro— nen verloren. Die Polizei ſtellte feſt, daß das Paket von einem Knaben gefunden worden war, deſſen Mutter darauf die Schmuckgegenſtände verſteckte. Beide wur⸗ den verhaftet. * Verhaftung der Oſtender Juwelendiebe. Die Oſtender Polizei verhaftete bereits fünf Perſonen, die der Mitſchuld an dem Juwelendiebſtahl bei der Prin⸗ zeſſin Thurn und Taxis verdächtig ſind. Es handelt ſich um eine Engländerin und vier Engländer. * Meuterei in einem ſpaniſchen Gefängnis. In Valencia meuterten 600 Sträflinge, indem ſie Hochrufe auf die Republik ausbrachten und die Wärter mit den Inſtrumenten der Feuerlöſchvorrichtung bearbeiteten. Sie drängten in den Hof des Gefängniſſes, um zu flüchten, wurden aber von der Zivilgarde noch recht⸗ zeitig gefaßt. Zwei Sträflinge, mehrfache Mörder, ent⸗ kamen. „e 40 Millionen Krönungskoſten. Die Krönungs⸗ ſeierlichkeiten in Delhi haben bisher, einer amtlichen Aufſtellung zufolge, 2 Millionen Pfund Sterling, alſo über 40 Millionen Mark, Koſten verurſacht. Die Liſte iſt aber noch nicht vollſtändig. Eine weitere Summe von rund 1 Million Pfund Sterling iſt noch nachzu⸗ tragen, 333 000 Pfund Sterling für Unterrichtszwecke ſowie 600 000 Pfund Sterling für Geſchenke an die Armen. * Unwetter in Amerika. Wolkenbruchartige Regen⸗ güſſe haben in Weſtpennſylvanien, im Oſten Ohios und in Weſtvirginia ungeheuren Schaden angerichtet. Von allen Seiten wird die Zerſtörung zahlreicher Häu⸗ ſer, Brücken, Telegraphenleitungen, die Unterbrechung der Eiſenbahnverbindungen und die Vernichtung der Ernten gemeldet. Viele Perſonen ſind dabei ums Leben gekommen. * 100 Tote haben die ſchon gemeldeten Unwetter in Nordamerika gefordert. Aus Uniontown in Penn⸗ ſylvanien werden allein 15 Todesfälle gemeldet. * Eine peruaniſche Stadt durch ein Erdbeben zer⸗ ſtört. Ein Erdbeben don 40 Sekunden Dauer hat die Stadt Piura zerſtört. Zahlreiche Perſonen ſind getötet oder verletzt worden. i Gerichtsſaal. Die unterſchlagungen beim Thorner Utanenregiment vor Gericht. Die an der Mſeiteſchaffung von Hafer uſw. beteiligten neun Perſonen echielten Strafen von einem Jahr Zuchthaus bis zwei Wochen Gefängnis. Aus Nah nud Fern. * Weinheim, 26. Juli. Bei den Wahlen zum Bürgerausſchuß wählte man in der erſten Klaſſe mit 95, in der zweiten mit 90 und in der dritten Klaſſe mit 80 Prozent. Der Buͤrgerausſchuß beſteht jetzt aus 38 Mitgliedern der Bürgervereinigung(bisher 39), 25 liberale Partei(bisher 18) und 18 Sozlaldemokraten(bisher 27). Die Gemeinderats⸗ wahlen ſollen im September ſtattfinden. „ Maunheim, 26. Juli. Von den hieſigen Geſang⸗ vereinen nimmt an dem Nürnberger Sängerfeſt lt.„M. V.“ die Liedertafel mit 90 Sängern teil, während die Sängerhalle, die Liederhalle, der Sängerkranz, der Sängerkreis, der Sing⸗ verein und der Frohſinn Feudenheim mit je einer Abordnung vertreten ſiud. * Hemsbach, 26. Juli. Dem hieſigen Ziegenzucht⸗ perein wurde zu den Koſten der Errichtung einer Ziegenweide lt.„W. A.“ ein Zuſchuß von 100 Mark bewilligt. „ Leutershauſen, 26. Juli. Ein hieſiger Landwirt kam in einer der letzten Nächte beim Nachhauſegehen auf der Treppe ſeines Hauſes zu Fall und zog ſich dadurch am Hinter- kopf eine ſchwere Verletzung zu. Der noch zur rechten Zelt herbeigerufene Arzt hatte, in Folge großen Blutverluſtes, lt. „W. A.“ große Mühe den Verletzten noch am Leben zu er- alten. g„ Neckarhauſen, 26. Jull. Ein Rieſentrau⸗ benſtock. Nicht nur in ber ſonnigen Pfalz, auch in unſe⸗ rem alten Fiſcherdorf gedeiht die edle Weinrebe, was ein Rebſtock beweiſt, der 12 Meter lang, 2 Meter breit iſt und die ganz enorme Anzahl von 230 Trauben aufweiſt. * Heppenheim, 26. Juli. Die Gemeinnützige Bau- genoſſenſchaft Heppenheim e. G. m. b. H. verzeichnete pro 1911 einen Gewinn von 377 Mk. 50 Pfg. — Von der Bergſtraße, 26. Juli. Alte Ge⸗ richtswappen von Hemsbach und Laudenbach⸗ Bei Auflöſung der Kurpfalz zu Anfang des 19. Jahrhunderts befanden ſich in Hemsbach ein Oberſchultheiß, ein Unterſchult⸗ heiß, ein Anwalt und ein Gerichtsſchreiber, welche mit 5 Schöffen ein Gericht ausmachten. Laudenbach gehörte zur Ober⸗Schultheißerei Hemsbach, hatte aber ein beſonderes Ge. richt, das aus einem Unterſchultheiß und 4 Schöffen beſtand. Der Oberſchultheiß von Hemsbach hatte in wichtigen Fällen Laudenbach mit zu verſehen. Das Gerichtsſiegel von Hems⸗ bach hatte in einem Herzſchild ein umgewendetes Zugjoch in der Mitte, oben und unten eine Roſe mit der Umſchrift: Sigullum Oppidi Hemspacensis. Das Gericht in Lauden⸗ bach führte in ſeinem Siegel einen von oben herabgeſpaltenen Schild, in deſſen erſterem Felde ein Rebmeſſer, im anderen eiue hängende Weintraube und auf beiden Seiten je ein Stern zu ſehen waren. * Uunter⸗Abtſteinach, 26. Juli. Nächſten Sonntag feitrt der hieſige Turn-Verein Fahnenweihe. * Fürth, 26. Juli. Bei trockenem Wetter ſollen lt. „N. u. A. B.“ die hleſigen Ortsſtraßen an den Werktagen einmal und an den Sonntagen zweimal durch Hydranten be⸗ goſſen werden. * Von der Weſchnitz, 26. Juli. Waͤhrend es im eigentlichen Weſchuitztal nur wenig Obſt gibt, haben die Be⸗ wohner der Seitentäler, des Schlierbacher und Kirſchhäuſer Tales, eine reiche Obſternte zu erwarten, beſonders gibt es viel Birnen. Die Apfelbäume müſſen vielfach mit Baum⸗ ſtützen verſehen werden. Auch die Nußbäume ſind mit Früch⸗ ten reichlich behangen. * Kirſchhauſen, 26. Juli. Unſerer ſchönen Kirche fehlt noch die Orgel. Wir müſſen uns gegenwärtig noch mit einem alten Harmonium behelfen, das jährlich große Reperatur- koſten verurſocht. Wohl iſt ſchon lt.„W. N.“ eine Summe von 3500 Mark angeſammelt. Nach den Voranſchlägen ver⸗ ſchiedener Orgelbaufabrikanten aber ſoll eine Orgel, wie ſte Herr Profeſſor Becker⸗Mainz für unſere Kirche geplant hat, auf 7000— 8000 Mk. kommen. Mögen dieſe Zellen zu recht großen und zahlreichen Stiftungen beitragen. Seonderbach, 26. Juli. Die Bauſumme unſerer Kapelle iſt durch zahlreiche Stiftungen in letzter Zeit auf beinahe 800 Mark angewachſen. Groß- Geran, 26. Juli. Zwiſchen hier und Dorn berg hat ſich eine 74 jährige Frau vom Zug überfahren laſſen. Die Frau war ſofort tot.(„W. N.“) * Worms, 26. Juli. Die hieſige Kriminalpolizei hat lt.„W. N.“ große Warendiebſtäble aufgedeckt. Elne Putzfrau hatte Jahre hindurch ein Tuchgeſchäft beſtohlen und die Sachen zum Teil an ihre verhetratelen Töchter verſchenkt Es wurden für über 1200 Mk. Waren gefunden, die auf ſo unehrliche Weiſe beſchafft worden ſind. Die Sache wird ein ſehr böſes Nachſpiel haben. — Worms, 26. Juli. Obſt⸗Großmärkte für Kern⸗ und Stelnobſt werden hier in Worms im Auguſt wöchentlich dreimal ſtattfinden. Zur Abhaltung der Märkte ſteht am Rheinhafen ein geeigneter Platz mit Eiſenbahngleisanſchluß zur Verfügung. Große Lager⸗ und Kellerräume ſind vor- handen, weitere dem Handel entſprechende Einrichtungen werden geſchaffen. Günſtige Eiſenbahn verbindungen, ſowie eine regelmäßige Schiffs verbindung auf dem Rhein laſſen den Platz als äußerſt günſtig erſcheinen. * Worms, 26. Juli. Ehre den Slegern! Die in Stockholm ſieggekrönten Ruderer des Ludwigshafener Ruder vereins wurden lt.„W. N.“ geſtern Abend, als ſie auf der Fahrt in die Helmat Worms paſſierten, auf dem Bahnhof durch einen Lorbeerkranz ſeltens der Rudergeſellſchaft Worms geehrt. In Ludwigsbafen fanden die Sieger einen großen Empfang. Ein Fackelzug, an dem 24 Vereine teil⸗ nahmen, geleitete ſte durch die Stadt. Eine große Meuſchen⸗ menge rief ihnen ein herzliches Willkommen entgegen. Es iſt das erſte Mal, daß bei den Ruderkämpfen der olympiſchen Spiele der Preis an Deutſchland fiel. * Worms, 20. Juli. Die Gräber im Dom, die be⸗ 105 im Jahre 1906 gelegenilich der Tleferlegung des Fuß. 170 5 aufgefunden wurden, bildeten am 12. und 13 Juli 57 Gegenſtand eingehender Unterſuchung durch zwei glänzende lehrte, die Herren Geh. Hofrat Dr. Ranke und Prof. Dr Birkner⸗München, die auch die Beſtimmungen der Speyerer Kaiſergräber vorgenommen hatten. Das Ergebnis war ſehr intereſſant. Es handelt ſich um Saliergräber im Mittelſchiff, unmittelbar vor der Vierung. Hier ruhen die Gebeine der Vorfahren Kalſer Konrads II., und zwar handelt es ſich nach der Urkunde von 1034 um die Gräber von Herzog Konrad der Rote von Lothringen( 955), Herzogin Judith von Kärnten(F 1000), Graf Heinrich, Vater des Kaſſers(T 990), Herzog Konrad von Kärnten, deſſen Gemahlin Herzogin Mathilde und die beiden Schweſtern des Kaiſers Judith und Mathilde. Ein weiterer Sarg birgt die Gebeine eines Biſchofs, wohl eines Freundes des kaiſerlichen Hofs. Eine vollkommene Si⸗ cherheit, wer in den einzelnen Sarkophagen beigeſetzt war, iſt bei dem Zuſtand der Gebeine und dem Fehlen von Bei⸗ gaben noch nicht ermoglicht. Beim Stadtbrand 1689 haben die Franzoſen auch in dleſen Grüften arg gewütet. Die Frage nach der Gruft der Ahnen des Saliers darf nunmehr als zu Gunſten unſeres Doms entſchieden betrachtet werden. Auch in einigen weiteren Gräbern wurden Unterſuchungen augeſtellt. 1 * Heidelberg, 26. Juli. Der 100 000ſte Fremde iſt für dieſes Jahr hier gezählt worden. Mainz, 26. Juli. Die Kaiſerparade wird am 21. Auguſt abgehalten. Am folgeuden Tage marſchieren die Truppen in die Manöver.— Die öſterreichiſchen Schützen wurden, von Frankfurt kommend, hier mit großen Ehren empfangen. * Lindenfels, 26. Juli. In einer der vorigen Nächte entwendete ein Dieb aus dem Schreibtiſch des Sanitätsrats Dr. Schmitt 400 Mk. Man iſt dem Täter auf der Spur. * Lindenfels, 26. Jull. Hier ſchlug der Blitz in die elekriſche Lichtleitung des Vorſeminars, ohne namhaften Schaden anzurichten. Paris, 26. Juli. Die bekannte Champagnerfabrik Mercler in Epernay iſt abgebrannt. Beim Mauereinſturz wurden einige Perſonen getötet. — Anszeichnung. Auf der erſten Schwarzwälder Fachausſtellung für das Gaſtwirtſchafts- und Hotelweſen in Villingen, vom 11.—22. Juli 1912, hat das Preisgericht der Frma Anton Weber in Eftlingen für ihre aus- geſtellten transportablen Backöfen, Fleichräucher Apparate, Koch; und Backherde ſowie emaillierte Zimmerheizöͤfen mit Backein⸗ richtung die goldene Medaille nebſt Ehrenpreis zugeſprochen, ein neuer Beweis, daß die Weberſchen Fabrikate unerreicht daſtehen und ihrem Weltruf alle Ehre machen. * Landflucht. Während Deutſchland noch vor 50 Johren nur 6 Städte beſaß mit 100 000 Einwohnern, und dae Berlin, Hamburg, München, Breslau, Dresden und Köln, von deuen nur Berlin mehr els 200 000, rämlich 450 000 Ein wohner zählte, haben wir heute bereits ein halbes Hundert Großſtädte aufzuwelſen. Deutſchland hat auch damit alle anderen turopälſchen Staaten überflügelt. Es ſind natürlich vor allem die vermehrten Arbeits- und Genußmöglichkeiten, die den Landbewohner und Kleluſtädter zur Großſtadt in Scharen herbei⸗ zithen. Je größer die Stadt, deſto größer die Zunahme. Wahrend im Jahre 1871 18,56 Millionen Angehörige der Landwirtſchaft oder 47,3 Prozeut der Geſamtbevölkerung Deutſch⸗ lands gezählt wurden, waren es im Jahre 1907 nur noch 17,68 Millionen oder 28,6 Prozent der Geſamtbevölkerung. So iſt alſo die ganze Volksvermehrung in den letzten 40 Jahren, die eiwa 25 Millionen beträgt, der Induſtrie und dem Handel, alſo vor allem der Großſtadt, zugute gekommen. Kein Wunder, wenn insbeſondere das Land immer mehr entvölkert und ent⸗ blößt wird von den unentbehrlichſten Arbeitskräften. Allerdings würde mancher daheim bleiben, wenn er vorher aufgeklärt würde über die troſtloſe Lage, in die ſo viele der Landflüchtigen in der Großſtadt geraten, und über des unſaͤgliche Elend vor allem der vielen Arbeitsloſen der Großſtadt. * In Amerika verſtorbene Heſſen. Auguſt Nieß, 69 Jahre alt in Grand Island Neb. Er war in Heſſen⸗Darmſtadt als Sohn eines Oberförſters geboren und lag hauptſächlich bis zu ſeinem jaͤhen Tode dem Waid werk in den Urwäldern Nebraskas ob. Wilh. Döll, 55 Jahre att, aus He ſſen⸗Darmſtadt in Chicago, Ill., Frau Anna Eva Metzger, geborene Gettmann, 80 Jahre alt, aus Nieder-Moſſau Hucyrus, Ohio, Heinrich Bitz, 75 Jahre alt aus Obermoos Union Hill, N. J. Gg. Appelmann, 67 Jahre alt, aus Heppen⸗ heim a. d. W. in Broklyn. N. Y.„Anton Adesver, 72 Jahre alt aus dem Großherzogtum Hiſſen in New York. ene Scherz und Ernſt. tt Ein Gerichtsvollzieher als Theatereuthuſiaſt. In dem Nachlaß des unter dem Namen Emile bekannten Ge— richtsvollziehers, der ſpäter Theater-Inſpektor am Odeon— Theater zu Paris wurde, befinden ſich zahlreiche Beweiſe dafür, daß Mr. Emile bekannten Bühnengrößen einſt amt— lich nahegeſtanden hat. Nicht alle gepfändeten Gegenſtände verſteigerte er meiſtbietend; vielmehr erwarb er für ſich „koſtbare Reliquien“, ohne einen Mitwiſſenden gehabt zu haben. Demnach muß der Gerichtsvollzieher ein Original und ein eifriger Verehrer von Bühnenkünſtlern geweſen ſein. So befinden ſich beiſpielsweiſe unter den„Reliquien“ des Verſtorbenen eine Brille Coquelins, ein Tintenfaß Mounet⸗Sullys, eine Brennmaſchine, die dem Direktor Po⸗ vel, dem Gatten der Schauſpielerin Refane, gehörte, der Regenſchirm eines bekannten Theaterdichters, die Streich— holzbüchſe eines populären Komikers, ja ſelbſt eine Puder⸗ quaſte Sarah Bernhardts, deren frühere Mittelloſigkeit nur noch wenig bekannt iſt, und ein Töpfchen Lippenſchminke der Prima⸗Ballerina der Großen Oper. Noch viele ähnliche „Zeichen geſchäftlicher Beziehungen“ ſchmückten einſt das Schlafzimmer des verſtorbenen Gerichtsvollziehers. An der Tür ſtanden die Worte„Mein Theater-Muſeum“, wäh⸗ vend die einzelnen„Reliquien“ Tafeln enchielten, welche über die„Abſtammung“ der einzelnen Gegenſtände Aus⸗ ſchluß gaben. tk Wozu ſich manche Menſchen Aerzte halten. Ein junger Arzt, der in vornehmen Kreiſen anfängt,„in die Mode“ zu kommen und außerdem ein liebenswürdiger Geſellſchafter tit, der über alle Tagesfragen beſſer orientiert iſt als irgeno eine Zeitung, hat das Gluc, die junge Witwe eines Geſandten zu ſeinen Patientinnen zu zählen. Er findet ſich zwei⸗ bis dreimal wöchentlich im Hauſe der Dame ein, verplaudert ein halbes Stündchen und ſetzt ſeine Beſuche auf die Rechnung der Dame. So geht es regelmäßig und ohne Störung ſeit Monaten. Vor kurzem jedoch wurde er nicht vorgelaſſen. Das Stubenmädchen, wel⸗ ches ihn empfing, ſagte:„Die gnädige Frau bedaure,— aber ſie fühle ſich heute ſehr— unwohl.“ tk Sonderbare Schlangen nahrung. Während man bis jetzt wohl nur Mäuſe, Fröſche und ähnliche kleine Tiere im Magen von Schlangen vorgefunden hat, wird fetzt fol⸗ gendes berichtet. In der Nähe des Guadeloupefluſſes wurde kürzlich eine große, ſehr dicke Waſſernatter gefangen; als man ihren Bauch aufſchnitt, fand man darin ein großes, ſehr gut erhaltenes Exemplar der Kupfernatter. Es dürfte dies der erſte bekannte Fall ſein, daß eine giftige Schlange eine andere, dazu noch derſelben Gattung angehörige, ver⸗ ſchlungen.* ö 19 1 l tt Ter Auszug der Millionäre aus Berlin hat auch in dieſem Jahre nicht nachgelaſſen. So ſind im erſten Quar⸗ tal d. J. 16 Zenſiten mit Einkommen bis 50 000 Mark fortgezogen, während nur acht ſolcher Steuerzahler zu⸗ zogen. Elf Zenſiten mit über 50 000 Mark Einkommen zogen nach Berlin, und 13 zogen fort, darunter fünf nach Charlottenburg, vier nach Wilmersdorf, 1 nach Wannſee, 1 nach Schöneberg und 2 in die Provinzen. ö tk Ein Denkmal für einen Lebensretter vor 100 Jahren. Kürzlich hat ſich in Lüttich ein Komitee gebildet, das dem erfolgreichſten Lebensretter Belgiens ein Denkmal ſetzen will. Sein Name iſt Hubert Goffin. Vor hundert Jahren, am 28. Februar 1812, kam es zu einer ſchweren Bergwerks⸗ kataſtrophe in einer Grube bei Ans. 70 Bergarbeiter waren von der Außenwelt abgeſchnitten und ſchienen verloren. Da ging Goffin an das Rettungswerk. Er arbeitete, unter⸗ ſtützt von ſeinem jungen Sohn, fünf Tage und fünf Richte. Es gelang ihm, alle 70 zu befreien und ſo vor dem ſicheren Tode zu retten. Als Napoleon von der wackeren Tat erfuhr, verlieh er Goffin das Kreuz der Ehrenlegion. tt Wieviel Beamte beſchäftigt der Berliner Magiſtrat. Im einzelnen ſind zur Zeit an der Berliner Stadtverwal⸗ tung tätig: 2593 Bureau- und Kaſſenbeamte, 601 Steuer⸗ erheber, 441 Stadtſergeanten, 106 Magiſtratsräte und Aſſeſſoren, 16 Stadtſchulinſpektoren, 49 Magiſtratsbauräte, 135 techniſche Beamte, 50 Beamte für das Vermeſſungs⸗ amt, 40 Standesbeamte, 30 Direktoren, 25 Hausnäter, 80 Oberaufſeher, 23 Beamte im ſtatiſtiſchen Amt, 19 Ober⸗ inſpektoren, 13 Oberärzte, 8 Kaſtellane, 6 Beamte für Park⸗ anlagen. tk Woher der Name des Halbedelſteins Amethyſt kommt. Mit dem Namen des„Amethyſt“, jenes blau- bis violett⸗ ſchimmernden Quarzes, hat es eine eigene Bewandtnis; das Wort entſtammt dem Griechiſchen und bedeutet eigent⸗ lich„gegen die Trunkenheit“, weil die Alten dem Stein die Eigenſchaft zuſchrieben, daß er ein Amulet gegen die Trunkenheit ſei. Die Trinkbecher der alten Griechen be⸗ ſtanden ſehr häufig aus dieſem Stein und zeigten das Bild des Dionhſos, des Gottes der Weinrebe; im übrigen — ſollen ſie trotzdem bisweilen einen kleinen Rauſch ab⸗ bekommen haben. tt Nicht zu viel auf einmal. Als Ludwig XI. ſehr krank war, ließ er ein Kirchengebet aufſetzen, worin man Gyott um die Wiederherſtellung ſeiner Geſundheit bat. Der Geiſt⸗ liche, der das Gebet verfaßt hatte, hatte auch die Bitte um das Heil der Seele des Königs darin aufgenommen. Aks der König das vernahm, ließ er den Geiſtlichen kommen und ſich von ihm das Gebet vorleſen. Bei der Stelle von ſeinem Seelenheil ſagte er:„Streicht dies wieder weg. Man muß Gott nicht zu viel auf einma! bitten.“ „ tk Ein ſonderbares Schwalbenneſt. Ein Touriſt ſand während ſeines Aufenthaltes in den diesjährigen Sommer⸗ ferien in Mattersdorf(bei Oedenburg) in Ungarn ein Schwalbenneſt, das ſowohl ſeiner Form als auch beſonders ſeines Standortes wegen von nicht geringem biologiſchem Intereſſe iſt. Entgegen der Gewohnheit der Schwalben, ihre Neſter unter einem vorragenden Dachrande anzulegen, haben die Verfertiger des in Rede ſtehenden kleinen Baues den Knoten eines an der Vorderſeite des Hauſes vom Dachſparren frei herabhängenden Strohſeiles zum Be— feſtigungspunkte gewählt. Derlei Strohſeile dienen zum Auf⸗ hängen horizontal liegender Stangen, auf denen Wäſche getrocknet wird. Das Neſt ſelbſt beſteht aus den bei den Schwalben gebräuchlichen Materialien: ſandige Schlamm- klümpchen, langen Pferdehaaren und Strohhalmen; es ift etwa 12 Zentimeter hoch, ebenſo breit und oben nicht zu⸗ gewölbt. Seine Form iſt die einer Halbkugel. Zu dieſer Abweichung von der üblichen Form des Schwalbenneſtes, das dem vierten Teil einer Halbkugel ähnelt, waren die Erbauer offenbar durch die abnorme Befeſtigungsweiſe genötigt. Das Neſt iſt nämlich über dem etwas wagerecht geſtellten Knoten am Strohhalm feſtgeklebt und ſtützt ſich zugleich unten auf dieſem Knoten in einer Weiſe, die von der klugen Be⸗ rechnung der Vögel Zeugnis gibt. Daß die Verfertiger des Neſtes Schwalben waren, geht aus der Beſchaffenheit des⸗ ſolben ohne Zweifel hervor und iſt außerdem durch die Bewohner des Hauſes, an dem es gehängt hat, beſtätigt worden.. —— — Märkte. 2 ——— * Weinheim, 26. Joll. Auf dem geſtrigen O b ſt⸗ markt wurden folgende Oeſtſorten zu nachſtehenden Preiſen verkauft: 8 Zentner Birnen, das Pfund zu 14—18 Pfg., 2 Zeniner Atpfel, 14— 20 Pfg., 0,40 Ztr Pflaumen, 20— 25 Pfa., 0,40 Zir. Stachelbeeren, das Pfund zu 16 Pfa. Stelen gene Sason-MWeuheifen don Mejderstoffen, men- u. Ainder- Konfektion, Houmwolſioaren, Putx-, Weldturen u. Masche Spo, Ab aeg: Gin, Tep pi nd Betten. Bs re Ge Bodν,αj,e HSrotestr. OJ. J. O Louis Dand aue, Mann 10