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Durch die Poſt bezogen Mk. 1.14 vierteljährlich ö Fernſprech⸗Nr. 20 Jehrer und Zugendfürſorge in Heſſen. So erfreulich die Entwicklung der Jugendfürſorge in Heſſen und ſo erfreulich die Stellungnahme des Miniſteriums bez Innern iſt, ſo muß doch, ſo ſchreibt ein Mitglied der heſſiſchen Schulverwaltung in der„K. Z.,“ bemerkt werden, daß der Erlaß an keinem ungünſtigeren Zeitpunkt hätte er- ſcheinen können, als gerade jetzt. Denn ein großer Teil der Leute, auf deren Mitarbeit man mit Recht rechnen durfte, lehnt bewußt in beſtimmter Abſicht dieſe jetzt ab. Es ſind die Volksſchullehrer. In ihrer Mitte herrſcht zur Zeit eine Verbitterurg, die den oberſten Behörden ohne Zweifel nicht hinreichend bekannt iſt, ſie hätte ſonſt wohl noch einige Mona, e mit der Veröffentlichung ihrer Verfuͤgung gewartet. Die Volksschullehrer hatten gehofft, daß ihnen bei der proviſoriſchen Gewährung einer durch die Steigerung der Lebenshaltung auf allen Gebieten notwendig gewordene Zulage von mindeſteus 15 Prozent des jeweiligen Gehalts einſchließlich einer Wohn⸗ ungzentſchädigung oder Verechnung der Dienſtwohnung zuteil werde. Die Zweite Kammer hatte ſich auch bereit erklärt, wenigſtens eine Zulage von 15 Prozent der Gehaltsſtufen zu bewilligen; dagegen lehnte die Erſte Kammer dieſen Vorſchlag ab und blieb bei der Regierungsvorlage, die von vornherein nur 11 Prozent vorgeſehen hatte. Es blieb bei den 11 Prozent; allerdings mußten ſich auch die übrigen Beamten Heſſens einen zehnprozentigen Abſtrich von der Vorlage gefallen ltaſſen. Aber wie wir hoͤren, haben die übrigen Staatsbeamte ſchon ihre Verbeſſerung mit Rückwirkung vom 1. April ab ausbezahlt bekommen D. R.) In den Kreiſen der heſſiſchen Volksſchullehrer herrſcht nun eine furchtbare Verbitterung über dieſe Entſcheidung, die frellich ja nur vorläufig für das laufende Rechnungsjahr gilt. Der heſſiſche Landeslehrerverein wie der katholiſche Lehrer- verein find einig in ihrer Beurteilung der getroffenen Maßregel. Es iſt nicht zu beſtreiten, daß die heſſiſche Lehrerſchaft ſeit Jahren unb Jahrzehnten tüchtige Mitarbeiter in der Jugend⸗ fürſorge neben die Geiſtlichen geſtellt hat. An allen Werken vaterländiſcher Art ſind Lehrer tätig; bei vielen Kriegervereinen wirken ſie mit, manchen Turnverein halten ſie bei der deutſchen Turner ſchaft. Flottenverein und Volksbildungsvereine haben hier viele ihrer begelſtertſten und fleißigſten Anhänger. Im Kampf gegen Schundliteratur ſtehen ſie ihren Mann. Gilt es Fürſorge für verwahrloſte, gefährdete Knaben und Mädchen zu ſuchen, ſo denkt man zuerſt an die Lehrer. Knaben⸗ und Mädchenhorte beſonders der großen Städte finden hier ihre Leiter und Arbeiter. Die Schülerwanderungen, die in den letzten Jahren in Heſſen auf Anregung des Odenwaldklubs zu beſonderer Blüte gekommen ſind, ſind nur möglich, weil Lehrer und Lehrerinnen ihre freie, ihre Ferlenzeit den Schülern widmen; bei den ſonſrigen Jugendvereinen, auch den Jugend⸗ wehren, ſind Lehrer tätig. Als man im vergangenen Jahr auf Anregung der Großherzogin im ganzen Heſſenland zu⸗ gunſten der Säuglingspflege den„Blumentag“ einrichtete, da waren es wiederum, beſonders in den Dörfern, die Lehrer, die die Hauptarbeit leiſteten, und vor wenigen Wochen erſt, als viernheimer biernheimer Nachrichten (Heſſiſch⸗badiſcher Grenzbote) Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Annahmeſchluß für Inſerate: Größere ein Tag vorher, abends 5 Uhr; kleinere ſpäteſtens 9 Uhr morgens. Redaktion, Druck und Verlag von Dr. Keil, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. . Samstag, den 10. — zeiger Hiernlieimer Zeitung r——— 1 0 F Viernheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Gegründet 1884 ——— 28. Jahrgang. Auguſt 1012. die„Poſtkartenwoche“ der Großherzogin eingelegt wurde, wiederum wandte man ſich, d. h. wandten ſich die Kreisämter und Kreisſchulkommiſſionen an die Lehrer als die Träger der zu leiſtenden Arbeit. Selbſtverſtändlich ſuchte auch der neue Bund Jungdeutſchland hier Mitarbeiter und fand ſie; die Vorſitzenden der Lehrervereine erklärten ſofort ihren Beitritt. So ſehen wir, auf allen Gebieten, wo Arbeit im Dienſte des Volkes, im Dienſte der Jugend zu leiſten iſt, erwartet man als ſelbſtverſtändlich die Beteiligung der Lehrerſchaft. Sie ſteht ſeit langer Zeit in ſolcher Arbeit, aber ſie hat auch erwartet, daß man umgekehrt dieſe Arbeit ſieht, ſchätzt und da, wo es gilt, dem Lehrer eine beſſere Lebenshaltung zu er- möglichen und allzu große Sorgen von ihm fernzuhalten, auch einmal für ihn eintritt. Dies iſt nicht ſo geſchehen, wie man wünſchte. Die Lehrer glaubten hoffen zu dürfen, daß z. B. Männer der Erſten Kammer, die der Bewegung„Jung- deutſchland“ naheſtehen, bei den Verhandlungen auch ein gutes Wort für ſie finden würden. Sie hatten gehofft, daß die Regierung, die doch auch gern bereit iſt, die Lehrer zu unent⸗ gelt aher Mitarbeit auf außerordentlichen Gebieten zu ermun⸗ tern, ſich dem Antrag der Zweiten Kammer anſchließen würde. Die Entwicklung hat ſie anders belehrt, enttäuſcht und ver⸗ bittert. Schon vor dem Erlaß der Miniſtertalverfügung über Jugendfürſorge waren Liſten zur Einzeichnung für Jung- deutſchland unter den Lehrern in Umlauf geſetzt. Die Lehrer waren bereit zur Mitarbeit. Da kamen die Kammerverhand⸗ lungen und nun— werden die Namen zurückgezogen, die Liſten faſt leer weiter gereicht. Es ſcheint, daß die beſonnenen Elemente von den Stürmern geradezu gedrängt werden, ihre Mitarbeit zu gerſagen. Es liegen Beobachtungen vor, daß an einzelnen Schulgruppen eine ſcharfe Agitation einſetzt, die jede Betätigung der Kollegen an freiwilliger Arbeit unmöglich macht. Offenbar hat man ſich verabredet, hier die Antwort auf die Abſtimmung der Kammer zu geben. Lehrer, die ſeit Jahren tüchtig mitgearbeitet haben, ſchreiben ihren Vereinen plötzlich ab. Zum Teil weiſen ſie auf die erlebte Enttäuſchung ausdrücklich hin, zum Teil geben ſie an, daß„die Umſtände“ ſte dazu zwingen. Dieſe Umſtände ſind wohl auch etwas Ueber- redung und Drängen der ziebewußten Verbitterten im Kolle- gium. Zwar iſt zu hoffen, daß bei der im Herbſt einſetzenden Verhandlung der Landſtände über eine endgültige Regelung der Gehaltsverhältniſſe die Wünſche der Lehrer eine andere Beachtung finden, und daß die in weiten Kreiſen eingetretene Beunruhigung wieder ſchwindet. Zurzeit aber wird die Ver⸗ fügung ber Miniſterialabteilung bei den Volksſchullehrern wohl kein Gehör finden, und die Aufforderung an die Kreisſchul⸗ kommiſſionen„in geeigneter Weiſe“ die Lehrer für die Jugend⸗ pflege zu gewinnen, wird vorläufig ſich nicht ausführen laſſen. Sie würde wahrſcheinlich ſchroffenleußerungen in der Ablehnung in der Lehrerſchaft erfahren, ſolange nicht den heſſiſchen Lehrern eine beſſere Regelung ihres Gehalts zuteil wird. Man mag die Tatſache bedauern oder billigen, zurzeit findet der Erlaß „Die Jugendfürſorge in Heſſen“ in der heſſiſchen Lehrerſchaft keine Freunde: er wäre beſſer noch einige Monate zurückge ⸗ halten worden.(Aus den„Neuen Heſſiſchen Volksblättern“.) eee, „Zeutralverband chriſtlicher Maler. Der Zen⸗ tralverband chriſtlicher Maler u. v. B., Zahlſtelle Viernheim, hält morgen Sonntag nachmittag 3 Uhr im Gaſthaus zum Eichbaum eine Generalverſammlung ab. Gottesdienſt⸗ Oronung der kathaliſchen Gemeinde Viernheim bon Sountag, den 11. Auguſt bis einſchl. Mittwoch, den eharramtliche Mittelung. 14. Auguſt. Gachdruck verboten. In der neuen Kirche: 1½7 Uhr 1. hl. Meſſe. 18 Uhr 2. hl. Meſſe. ½10 Uhr Hochamt. 2 Uhr Andacht, darauf Verſammlung des 3. Ordens. ½4 Uhr Verſammlung des kath. Männer-Vereins im „Fürſt Alexander.“ 4 Uhr Verſammlung der Jünglings⸗Sodalität im „Freiſchütz.“ In der alten Kirche: ½10 Uhr Kindermeſſe. 1 Uhr Kindergottesdienſt. In der neuen Kirche an Werktagen: Montag: ¾86 Uhr beſt. J.-G. für Johannes Knapp, Ehe⸗ frau Katharina geb. Winkler und Verwandte. 1½7 Uhr beſt. E.⸗A. für das 7 Schulkind Georg Nikolaus Kühlwein. Dienstag: 46 Uhr beſt. J.-G. für Jakob Reinhardt 15 beide Ehefrauen und Verwandte. 7 Uhr beſt. S. A. für Katharina Bugert geb. Win⸗ kenbach, Sohn Franz und Verwandte Mittwoch:% Uhr beſt. S.⸗A. für Cäcilia Schäfer geb. Englert, 1 in Saarbrücken. ½7 Uhr beſt. S.⸗A. für Maria Hoock geb. Helfrich, Tochter Maria geehl. Mandel. Am Montag iſt bei den Engl. Fräulein und am Mittwoch bei den Barmh. Schweſtern um 6 Uhr hl. Meſſe. In der alten Kirche an Werktagen: Dienstag: ½6 Uhr geſt. J.⸗G. für Wilhelm Roos und Ehefrau Marg. geb. Hofmann, Sohn Nik. und Eltern. Am nächſten Donnerstag wird das Feſt Maria Himmelfahrt gefeiert, am Mittwoch iſt daher gebotener Vigilfaſttag. Die Kräuterweihe wird in der alten Kirche vor- genommen. Der Ertrag des Klingelbeutels am Feſte Maria Himmelfahrt iſt fuͤr das Waiſenhaus in Neuſtadt beſtimmt. Verkündete: Karl Hoock 1. und Magdalena Lammer 2tenmal. 2 Wetter⸗Vericht. Der amtliche Wetter- Bericht für morgen, Sonntag, lautet:„Wenig bewölkt, vorwiegend trocken, weſtliche Winde, unter tags warm.“ Ein privater Wetter⸗ macher meldet für Sonntag früh leichte Bewölkung und abends heftige Gewitter. Wer hat nun Recht? Jedenfalls hat man die Möglichkeit, ſich das Beſte herauszuſuchen. Meine Reiſe nach Hohenzollern. Von K. J. (Schluß.) An dem Bahnhof in Beuron wurden wir von unſeren Verwandten aufs Freundlichſte empfangen und mittels ihrer Autſche auf den benachbarten, gern beſuchten Luftkurort Gnadenweiler, nahezu 900 Mtr. ͤ. d. M. gelegen, unſerem eigentlilichen Reiſeziel, gebracht. Hier fanden wir die beſte Aufnahme und gaſtfreundlichſte Unterkunft. Ueber⸗ haupt iſt der ganze Geiſt, der in dieſer Umgegend herrſcht und aus jedem Einzelnen der Bewohner ſpricht, ſo wohltätig ein⸗ wirkend auf Herz und Gemüt. Nicht umſonſt heißt es in jenem Lied:„Auf Hohenzollern ſteillen Felſen, wo unverzagt die Eintracht ruht.“ An den Vormittagen ſuchten wir die in der Nähe gelegenen Avus ſichtspunkte auf wie Vogels bühl, Steinbühl, Rabenfelſen u. ſ. w.(in dieſer Gegend pflegt man die Hügel Bühl zu neunen) wobel wir ſogar bei heller Witterung mittels eines Fernglaſes den Bodenſee und die Schweizer Alpen ſehen konnten. Die Nach⸗ mittage wurden für größere Touren ausgenutzt. Einen Nach ⸗ mittag brachten wir in dem 25 Klmtr. entfernten Sig ma- ringen der Reſidenz des Fürſten von Hohenzollern, zu. Das fürstliche Schloß erhebt ſich auf einem maſſigen von der Donau umſpülten Felſen und enthält koſtbare Gemälde, Waffen und ſonſtige Altertümer, die wir mlt großem Intereſſe beſichtigten. U. A. ſahen wir ein kunſtvoll gearbeſtetes, mit eingelegten Edelſteinen verzlertes Trinkglas, deſſen Wert auf 100 000 Mk. geſchätzt wird. Ebenſo feine Elfenbeln- und kunſtvolle Holzſchnitzereien, koſtbare Gemälde und Figuren, meiſtens in religlöſen Sachen. Die Waffenhalle zeigt uns Originalrüſtungen berühmter Ahnen des Hauſes, Waffen aller Art, eroberte Fahnen von Kriegszeiten, alte Muſikinſtrumente u. ſ. w. Der katholiſchen Stadtpfarrkirche gegenüber, die durch einen Gang mit dem Schloſſe verbunden iſt, beſichtigten wir den muſterhaft eingerichteten Marſtall mit vielen ſchönen Pferden zu beiden Seiten des langen ausgemalten Gebäudes ſtehend; dann die Sattelkamwer und unter dem Kunſthallenbau die große Wagenh alle mit etwa 40 bis 50 Kutſchen. Unter dieſen fiel uns beſonders der Gala- Wagen der Fürſtlichkeit auf. Dieſer wurde urſprünglich in Koln gebaut, war für einen Erzbiſchof beſtimmt und ſpäter von der Hohenzollerſchen Fürſtlichkeit angekauft. Er iſt ſeinem Zweck entſprechend überaus koſtbar ausgeſchmückt und ſchon für ſich allein eine Sehenswürdigkeit und ſoll einen Wert von etwa 30 000 Mk. repräſentieren. Die Stadtpfarrkirche iſt im Innern mit reichen Glasgemälden, Malereien, großen Kunſiſtatuen, Patrone von Perſonen des fürſtlichen Hauſes darſtellend, verſehen. Am Chor oben ſeitwärts befinden ſich die Logen für die Fürſtlichkeiten. Auch wird hier in einem Schranke wit einer ſilberbeſchiagenen verzierten Tre die Wiege des hl. Fidelis aufbewahrt. Dieſer Heilige, der por etwa 300 Jahren gelebt hat, war ein Bürgermeiſtersſohn von Sigmaringen, deſſen Geburtshaus in letzter Zeit neu renoviert und zu einer Penſion für die ſtudierende Jugend eingerichtet wurde. Darin wurde uns auch noch die Kanzel gezeigt, auf welcher der Heſlige vor 300 Jahren zum letzten Male in der Schweiz vor ſeinem Martertode gepredigt hat. Nachdem wir manches andere Intereſſante eingeſehen hatten, traten wir wieder die Heimreiſe nach Gnadenweiler an. Der Weg zum Bahnhof führt über die Donaubrücke. Der alte Stadtteil liegt auf dem rechten Donauufer, der neue zur Unken, ſomit fließt die Donau mitten durch die Stadt. Die Gegend zwiſchen Sigmaringen und Beuron im wildromantiſchen waldreichen Donautal iſt eine hervorragend ſchöne Lage und könnte die ſchönen Punkte im Schwarzwald an Naturſchönheiten noch übertreffen. Am Sonntag Nach⸗ mittag unternahmen wir eine Wagenfahrt nach Schloß Werenwag, einem vielbeſuchten Ausflugsort der Umgegend. Es iſt dies ein noch in ſehr gutem Zuſtande gehaltenes altes Schloß mit Pförtnerwohnung, Reſtauration und Oekonomie. Nachdem wir alles von der Höhe aus noch einmal bewundert hatten, kamen wir beim Abſteigen des Berges an einer Felſen⸗ höhle vorüber, wie man ſie in dieſem Gebirge häufig fin⸗ det, die etwa 25 Mtr. lang und 5 Mtr. breit iſt. Auf der Rückfahrt in die Heimat zogen die Erlebniſſe der Hinreiſe in umgekehrter Reihenfolge nochmals an uns vorüber und be⸗ feſtigten die Eindrücke, die mir im Leben unvergeßlich bleiben werden. Als Schlußwort mögen auch bier folgende Zeilen An⸗ wendung finden, die ich beim Abſchlede von meinen Ver⸗ wandten, die mich zu dieſer Reiſe veranlaßt hatten, in ihr Fremdenbuch einſchrieb: So lebt denn All, ihr Lieben wohl, Von denen ich jetzt ſcheiden ſoll. So leb denn wohl, du ſchoͤnes Land In dem ich hohe Freude fand. 8—. Nachen. s Hügelige Gaſſen und breite Prachtſtraßen, alte Giebel und moderne Faſſaden, wunderſame Winkel und vorneme Promenaden, alte köſtliche Kirchen und neu⸗ zeitliche Fabriken, trutzige Torbogen, mächtige Reſte vergangener Jahrhunderte und verkehrsreiche Bahn⸗ höfe mit allen Fineſſen der jüngſten Zeit, das iſt Aachen! Eine Stadt, ſtolz auf ihre altehrwürdige Ge⸗ ſchichte, und zugleich eine Stätte der Wiſſenſchaft des letzten Jahrhunderts, der Technit, eine bedeutende In⸗ duſtrieſtadt und zugleich eine herrliche, weltberühmte Fremdenſtadt. Eine Perle im Kranze deutſcher Städte, hart an der Grenze gegen Holland und Belgien ge⸗ legen, und doch eine Bevölkerung ſo gut deutſch wie irgend eine im Herzen unſeres Vaterlandes. Und treu katholiſch geſinnt. Dort wird noch die alte katholiſche Sitte gottesfürchtig und gläubig gepflegt, dort betet man noch zur Arbeit in den Fabriken gemeinſchaftlich den Roſenkranz und ſingt fromme Lieder. Hier iſt ein Boden, wie geſchaffen dazu, das Heim einer Generalverſammlung der Katholiken Deutſchlands zu tragen. Was hier die Glocken des alten Münſters mit ihren feierlichen Akkorden hinausläuten in den 9 8 leuchtenden Tag, das iſt ein jubelndes Hakle⸗ jah, ein Hallelujah der Freude, große Scharen von Katholiken aus allen Gauen Deutſchlands begeiſtern zu können. Nicht zum erſten Male kommen die deutſchen Ka⸗ tholiken nach Aachen. 1862 bereits und 1879 waren ſie hier verſammelt. Die letzte Verſammlung war da⸗ durch ausgezeichnet, daß an ihr zum erſten Male der Führer des Centrums, Windthorſt, mit den hervor⸗ ragendſten parlamentariſchen Vorkämpfern der Katho⸗ liken teilnahm. Es offenbarte ſich auf der Verſamm⸗ lung eine ſeltene Einigkeit der Katholiken vom Ar⸗ beiter bis zum Lenker des Centrums. Die Eintracht tat ſich nicht nur in kirchenpolitiſchen, ſondern auch in rein politiſchen Fragen hervor. Aachen iſt immer eine katholiſche Stadt geweſen. In Aachen erzählt jeder Stein von der Geſchichte jenes katholiſchen heiligen römiſchen Reiches, welches begann am Weihnachtsabend 800, als Papſt Leo III. in St. Peter in Rom die Kaiſerkrone auf das Haupt Karls des Großen ſetzte. Man empfindet das, wenn man das wiederhergeſtellte großartige alte Rathaus beſucht und dort an den Wänden des prunkvollen Kaiſergrabes die herrlichen Fresken betrachtet, die dieſe Szene ſo⸗ wie manche andere Begebenheit aus dem Leben des großen Kaiſers darſtellen, oder wenn man in den ge⸗ heimuisvollen märchenſchönen Dom eintritt und dort auf dem Hochchor den ſteinernen Kaiſerſtuhl anſtaunt, auf dem die deutſchen Kaiſer nach ihrer Weihe die Huldigung der Großen des Reiches entgegennahmen, wenn man den prachtvollen Schatz von Reichskleino⸗ dien betrachtet oder den Schrein, in dem die Gebeine des großen Karl heute noch ruhen. Das Münſter, das wundervolle Gotteshaus, iſt das köſtlichſte Kleinod der Stadt. Trotz oder gerade wegen ſeines auffallenden Mangels an Stileinheit macht es einen höchſt maleriſchen Eindruck. Wie eine mächtige Burg erhebt ſich unter einer ſehr hohen Kuppelwöl⸗ bung der Kern des Baues, das berühmte Oktogon. Es iſt der älteſte Teil des Münſters, der auf Karl den Großen zurückgeht. Die Grundform bildet ein Sechzehneck, der erhöhte Mittelbau ein Achteck. Um dieſen Kuppelbau liegt ein Kranz von Kapellen, nach Oſten hin ſchließſt ſich das hohe gotiſche Tor mit farben⸗ reichen Glasfenſtern und ſchönen Gobelins, nach Weſten hin die Vorhalle und der darüber erbaute Turm an. Im Innern iſt das Oktogon neuerdings mit Marmor⸗ ſchmuck und Moſaiken glänzend ausgeſtattet, von der Kuppel hängt der rieſige Kronleuchter, ein Geſchenk Kaiſer Barbaroſſas, herab. In der ſogenannten un⸗ gariſchen Kapelle des Münſters wird der unermeßlich wertvolle Domſchatz aufbewahrt, zu dem erſtens zahl⸗ reiche Kleinodien von ungeheurer Koſtbarkeit und dann die ungewöhnlich reiche Reliquienſammlung, dabei auch die ſogenannten großen Heiligtümer, gehören: Die Win⸗ deln des Jeſukindes, das Lendentuch des Heilandes, ein Kleid der Muttergottes und das Enthauptungstuch des Täufers Johannes. Keine Kirche, auch keine in Nom, kann ſich rühmen, eine ſo wertvolle Sammlung von Reliquien Chriſtt und Mariä zu beſitzen wie die Münſterkirche zu Aachen. Sie verdankt ſie Karl dem Großen, der ſich nach dem Morgen⸗ und Abendlande, nach den ehrwürdigſten Orten der Erde, namentlich nach Rom, Jeruſalem und Konſtantinopel wandte, um ſeine Stiftskirche mit berühmten Schätzen und Heilig⸗ tümern auszuſtatten. Kein Wunder, daß Aachen im Mittelalter zu den beſuchteſten Wallfahrtsorten der Welt gehörte. Was von der Zahl der Pilger, die aus den entfernteſten Ländern nach Aachen kamen, berichtet wird, grenzt ans Unglaubliche. Die einzelnen Nationen hatten für ihre Pilger ihre eigenen Quartiere, ihre eigenen Spitäler und Stiftungen. Bis in die neueſten Zeiten haben die Heiligtümer ihre Anziehungskraft auf Tauſende erhalten. Von Jahr zu Jahr(zuletzt im Jahre 1909) finden noch immer die ſogenannten Aachener Heiligtumsfahrten ſtatt. Die Heiligtümer ſind ein hehrer Schatz, ſeit mehr als einem Jahrtauſend in Aachens Hut gegeben. Aachen hat ihn mit Stolz von Geſchlecht zu Geſchlecht vererbt und er wird für alle Zukunft das Palladium Aachens bleiben. Außer dem Münſter und dem Rathauſe ſchmücken noch eine Reihe Denkmäler aus alter Zeit die Stadt. Zu erwähnen ſind vor allem das älteſte Rathaus Aachens, das ſogenannte Grashaus, die beiden mäch⸗ n Tore, das Marſchiertor und das Ponttor, mit einigen alten Türmen, die ſtattlichen Reſte der frü⸗ heren Beſeſtigungswerke. Eine Reihe von ſehens⸗ werten ſchönen Kirchen zeugen von dem frommen Sinn der Vorfahren. Ein beſonders prächtiger Bau iſt auch das Stadttheater mit ſchönem klaſſiſchem Giebel. Mit dem Charakter der Bade⸗ und Luxusſtadt ver⸗ in glücklicher Weiſe die Eigenart einer blü⸗ ewerbeſtadt. In neuerer Zeit hat die Stadt induſtriellen Auſſchwung genommen; vor ihre Tuch⸗ und Nadelſabrifen berühmt, die e at 17 99 8 10 clan 1 gu 9 i G Aachen eine 8 ozialdemokratiſche Vertretung unte, iſt in abſehbarer Zeit nicht zu befürchten. Der induſtrielle Einſchlag Aachens kann das Bild einer wirklich ſchönen Stadt nicht verwiſchen. Ein Kranz von grünen Hügeln mit ausgedehnten Waldungen rahmt das Ganze ein. Ein ſeſſelndes Bild! Möge der Zauber, der über der Stadt des großen Karl liegt, der Odem eines Jahrtauſends bedeutungs⸗ voller Geſchichte, der hier weht, und die Begeiſterung, die das Zuſammenwirken mit den Tauſenden gleichge⸗ ſtimmter Glaubensgenoſſen auslöſt, in dieſen Tagen der Generalverſammlung ihre Wirkung offenbaren, auf daß die Katholiken Deutſchlands feſter wie vordem zu⸗ ſammenſtehen in Liebe und Treue und von Aachen das Wollen und Vollbringen neuer großer Taten des ka⸗ tholiſchen Lebens mit heimbr ingen. t ö ee F N programm und Nuslichten. r Eine Winpthorſt⸗ Tagung. Es iſt naturgemäß, daß ſich die Kundgebungen einer Tagung„wie es der Katholikentag iſt, nicht in den Rahmen einer einzigen Ideengruppe bringen laſſen. Das katho⸗ liſche Leben iſt ſo vielſeitig und allumfaſſend, daß auch die Heerſchau der Katholiken ein ungemein vielſeitiges Bild tragen muß. Man hat jedoch ſeit einigen Jahren ver⸗ ſucht, der Tagung in gewiſſem Grade einen Stempel auf⸗ zudrücken durch die Erinnerung an große Männer der katholiſchen Vergangenheit. Im vorigen Jahre, in Mainz, erinnerte man ſich des großen katholiſchen Sozialpoliti⸗ ters Biſchofs Dr. Ketteler von Mainz. In dieſem Jahre wird die Tagung an das Andenken Windthorſts anknüpfen. Geheimer Juſtizrat Dr. Porſch, 1. Vizepräſident des Preu⸗ ßiſchen Abgeordnetenhauſes, Führer der ſchleſiſchen Katho⸗ liken„einer der berufenſten Schüler des großen Katho⸗ likenführers, wird ſeiner Wirkſamkeit für das katholiſche Deutſchland in einer großen Feſtrede gedenken. Auch bei der Präſidentenwahl wird ſeiner gedacht werden. Aluſtre Gäſte. Der Tod des rheiniſchen Kirchenfürſten wirft natür⸗ lich ſeine Schatten auch auf die Aachener Tagung der deutſchen Katholiken. Aachen iſt zwar ein für ſich ab⸗ geſchloſſenes großes Intereſſengebiet, ſowohl von wirtſchaft⸗ lichem als auch geiſtigem und politiſchem Geſichtspilnkte, aber es gehört zur Diözeſe Köln. Die Verſuche Aachens, Sitz eines Biſchofs zu werden, ſind bisher nicht von Er⸗ folg begleitet geweſen, und zwar hauptſächlich aus ſeel⸗ ſorgeriſchen Gründen; die Bevölkerung dieſer überwiegend katholiſchen Gegend ſtellt nämlich außerordentlich viele Seelſorger, deren Arbeit für das ganze, bis zum Nieder⸗ rhein reichende Gebiet der Erzdiözeſe Köln von größter Erheblichkeit iſt. In Aachen hatte man natürlich auf den Beſuch des verſtorbenen Kirchenfürſten um ſo ſicherer ge⸗ rechnet, als Seine Eminenz Kardinal Fiſcher auch den Düſſeldorfer und den Eſſener Katholikentag mit ſeiner Anweſenheit beehrt hatte. Nun kam ſein plötzlicher un⸗ erwarteter Tod und machte dieſe Hoffnungen zuſchanden. Die Zahl der ſonſt zu erwartenden Herren Oberhirten iſt aber nicht geringer, als ſie es ſonſt zu ſein pflegte. Als Vertreter des biſchöftlichen Stuhles von Köln wird Herr Weihbiſchof Dr. Müller erſcheinen. Der als erfolg⸗ und einflußreicher katholiſcher Schriftſteller bekannte Biſchof der Diözeſe Rottenburg, wird ſogar an erſter Stelle unter den Rednern vertreten ſein. Ferner liegt eine beſtimmte Zuſage von Herrn Biſchof Schäfer, dem apoſtoliſchen Vikar von Sachſen in Dresden, vor. Wie immer ſeit langen Jahren werden zahlreiche Würdenträger des katholiſchen Ordensweſens erſcheinen. Auch das Ausland entſendet eine größere Zahl von Kirchenfürſten, beſonders das benach⸗ barte Belgien und Holland. So ſind angemeldet Biſchof Dr. Drehmans aus Roermond, Biſchof Rutten von Lüttich, Biſchof Koppen von Luxemburg, Biſchof Fallice von Nor⸗ wegen, Biſchof van de Wetering aus Utrecht. Auch Prinz Max von Sachſen hat ſein Erſcheinen zugeſagt, und Bi⸗ ſchof Geyer von Chartum in Oberägypten wird in einer der öffentlichen Verſammlung ſprechen. Zum Gedüchtnuis des verſtorbenen Erzbiſchoſs. Wegen der Trauer der Diözeſe um ihren Oberhirten wird das Programm der Tagung keine Einſchränkung erfah⸗ ren. Beſonders ſind auch auf Wunſch des Domkapitels die feſtlichen Veranſtaltungen beibehalten worden, doch iſt naturgemäß zu erwarten, daß die Feier ſtark durch den Ein⸗ druck der Trauer gedämpft werden wird. In der größten von den für Sonntag nachmittag nach dem Feſtzuge vorge⸗ ſehenen acht Arbeiterverſammlungen— zu denen in dieſem Jahre auch eine Kundgebung der katholiſchen Kaufleute tritt— wird Diözeſanpräſes Müller eine Gedächtnisrede auf den verſtorbenen Kirchenßürſten, warmherzigen Ar⸗ beiterfreund und raſtloſen Förderer der Arbeitervereinsſache, halten. In der erſten öffentlichen Verſammlung wird der Präſident in ſeiner einleitenden Rede auf den Tod des Kar⸗ dinalerzbiſchofs Dr. Fiſcher zurückkommen. Da der Kardi⸗ nalerzbiſchof die Abſicht hatte, ſelber in der einleitenden Verſammlung zu ſprechen, werden die geſamten anweſenden Biſchöſe zur Erinnerung an den Verſtorbenen auf das Wort verzichten, ſo daß der biſchöfliche Segen ohne biſchöfliche Rede erteilt werden wird. „ Das heim des Ratholikentages. Für die Unterkunft der Verſammlung hat die Firma Strohmeyer in Konſtanz, die den Bau von vergänglichen Rieſenhallen für Kongreſſe und große Veranſtaltungen ſeit Jahren als Spezialität betreibt, und die bereits wiederholt dem Katholikentage das Heim er⸗ baut hat, geſorgt. Die Halle, die man diesmal, wiederum mit einem Aufwande von einem halben Hunderttauſend Mark, bauen mußte, weil Aachen keine Lokale hat, die Rieſentagungen dieſer Art aufnehmen könnten— wie Dort⸗ mund mit ſeinem Fredenbaum, Mannheim mit feinem Nibe⸗ kungenſaale, Mainz mit ſeiner Stadthalle uſw.—, iſt eine der ſchönſten Leiſtungen der genannten Firma. Die Faſſade wirkt wie ein Monumentalbau von erdrückender prächtigſter Wewalt, und die innere Einrichtung bietet die möglichſte Bequemlichkeit, insbeſondere auch in bezug auf Alkkuſtik, die nach den bisherigen Proben zu urteilen den Stimmen ⸗ der Redner den Weg bis in die äußerſten Ecken ſichern und damit die ſonſt ſo leicht bei ſchlechter Akuſtik auftretende Unruhe in den entfernteren Teilen des Saales bannen wird. Die Halle, die genau 58 000 Mark kostet, liegt direkt vor dem Ponttor, dem Städtiſchen Muſeum an der Nordecke der Stadt. Es iſt ein ungemein ſtattlicher und ſolider Bau. Vor der Front grüßt eine gewaltige Chriſtusfigur in hoh⸗ prieſterlicher Tracht, ein Hochrelief, einladend die Hände ausſtreckend. Kommt man in den Saal, ſo fällt der Blich auf ein gewaltiges Bild der majeſtas dei, rings von Strah⸗ len umgeben. Die Halle umfaßt zirka 7000 Plätze, dar⸗ unter 1500 Stehplätze. Drei Galerien ſind für Frauen ein⸗ gerichtet; zweimal mußten dieſe wegen des ſtarken An⸗ dranges vergrößert werden, und trotzdem ſind heute alle Plätze für Frauen ausverkauft, ſo daß Frauen keinen Zu⸗ tritt mehr erlangen können. Die Tribüne für Ehren⸗ gäſte iſt wie gewöhnlich an der Breitzeite. An ſie ſchließt ſich die Tribüne für die Studenten, die natürlich auch in dieſem Jahre wiederum ſehr zahlreich vertreten ſein werden. e e ber lest n e bet ce eee Am Mittwoch und Freitag abend waren in der Halle große Proben der muſikaliſchen Veranſtaltungen für die Begrüßungsfeier am Sonntag, an der über 700 Sänger teilnehmen werden. Die Proben waren jedesmal bis auf den letzten Platz ausverkauft, und es zeigte ſich, daß bei gutbeſetztem Hauſe eine blendend ſchöne Akuſtik in dem Saale herrſcht. J ee eee . 65 e ere Vorbereitungen. Die Stadt Aachen, dieſe katholiſchſte Großſtadt des Reiches, nimmt ſich natür⸗ lich ihrer Gäſte mit beſonderem Intereſſe an. Sie hat, wie das bei Kongreſſen mehr und mehr Sitte zu werden ſcheint, Samstag abend, dem Vorabende der Tagung, eine feſtliche Veranſtaltung vorgeſehen, und zwar insbeſondere für die Mitglieder der Preſſe. Die Veranſtaltung beginnt mit einer Beſichtigung der Stadt, des Rathauſes, der Bäder uſw., unter Führung des Kurdirektors Herrn Heil und findet ihren Abſchluß in einem Gartenfeſte mit Frei— lichttheater am Abend auf dem Lousberg, der prächtigen Erholungsſtätte der Aachener im Norden der Stadt. Für Unterkunft iſt geſorgt. Es iſt hier vorzügliche Organiſationsarbeit geleiſtet wor den, daher größte Zuverſicht. 1000 000 Fremde wird man aufnehmen können. Der Andrang wird ſehr groß ſein; im vorigen Jahre in Mainz hielt man es für eine große Errungenſchaft, daß 800 neue ſtändige Mitglieder gewonnen worden ſind. In dieſem Jahre ſind ſchon jetzt zirka 1000 neue ſtändige Mitglieder hinzugekommen, ſo daß nun— mehr 5 feen ae ren eren n über 7000 ſtändige Mitglieder l dem Katholikentage dauernd angeſchloſſen ſind. Wie ſtark der Andrang aus Belgien und Holland, ſein wird, geht daraus hervor, daß von den 200 Plätzen für Journaliſten zirka vierzig allein von belgiſchen und holländiſchen Kollegen in Anſpruch genommen ſind. Für die Preſſe iſt diesmal in der Weiſe geſorgt, wie es ſeit Jahren vergeblich verlangt, aber meiſtens von der Polizei nicht genehmigt worden iſt: Der Raum für die Preſſe iſt gänzlich von dem Zuhörerraum abgeſchloſſen, ſodaß die Preſſeleute ſich bei ihrer mühſeligen Arbeit nicht immer erſt durch die herandrängenden Zuhörer bahnen müſſen, wenn ſie zum Telephonieren oder zu anderen Ar⸗ beiten ihre Plätze verlaſſen müſſen. Keine Auguſtinusvereins⸗Verſammlung. Die Organiſation des Katholikentages beweiſt in dieſem Jahr noch nachdrücklicher als früher, daß die gewaltige Heerſchau der Katholiken Deutſchlands kein Centrumspar teitag iſt; denn die einizige Stelle, wo eine freie Aus ſprache über die politiſche Lage ſtattfand, die reiflich über außerhalb des offiziellen Programms des Katholikentags lag, die Auguſtinusvereins⸗Verſammlung, fällt diesmal ganz fort. Viele Ausländer ſind angemeldet, aus Holland, Belgien beſonders. Mit Rück ſicht auf dieſe iſt die Offenhaltung der Läden geſtattet, weil man im Ausland die Sonntagsruhe nicht kennt, und mög⸗ lichſt vielſeitige und ausgedehnte Einkäufe bei uns im Intereſſe der nationalen Volkswirtſchaft ſehr wünſchens⸗ wert ſind. Der Verband der katholiſchen kaufmänniſchen Vereine hatte dagegen proteſtiert, weil man es den katholiſchen Angeſtellten unmöglich macht, an der Kundgebung für ihren Glauben im Feſtzug ſich zu beteiligen. Der Verband der katholiſchen Kaufleute hat darauf beim Katholikentag einen Antrag eingebracht, daß in Zukunft die Ortskomitees recht⸗ zeitig Eingaben bei der Polizei machen ſollen; man will die erweiterte Sonntagsruhe aber höchſtens nach dem Feſt zug für Zigarren und Lebensmittel zulaſſen. Der Ver⸗ band der katholiſchen kaufmänniſchen Vereine wird mi Rückſicht darauf, daß eines ſeiner leitenden Mitglieder in den Vorſtand des Katholikentages berufen werden wird, ſich nämlich ſtärker als früher an dieſem Feſtzug betei⸗ ligen. Alle Vereine ſind aufgefordert worden, ihre Banner zu entſenden, und ſie werden dieſer Aufforderung auch zahlreich entſprechen. 1 f N Der Feſtzug. am Sonntag nachmittag iſt wohl die wichtigſte Veranſtaltung des Katholikentages überhaupt. Er hat den Beweis zu erbringen, daß die Anteilnahme an der alljährlichen Heer⸗ ſchau der Katholiken wirklich allgemein iſt, daß dieſe Tagung wie keine andere ſich der Anteilnahme der breiteſten Volks⸗ kreiſe erfreut. Darum iſt man natürlich in den Tagen vor der Verſammlung aufs äußerſte geſpannt über den Einlauf der Anmeldungen von Vereinen und ſonſtigen Körperſchaf⸗ ten. In dieſem Jahre tagt die katholiſche Heerſchau in einem ſehr lebhaften, dicht beſiedelten Induſtriegebiet, und nur einige Bahnſtunden weiter liegt das größte Induſtriegebiet der Welt. Die Erwartungen waren daher von vornherein ſehr hoch geſpannt, nach dem bisherigen Stande der An⸗ meldungen mußten aber bereits ſo ſehr weitgehende An⸗ ſprüche an die Leiſtungsfähigkeit der Eiſenbahn geſtellt wer den, daß dieſe kaum dem Andrange gerecht zu werden ver; mag. Die Zahl der Extrazüge geht bereits über hundert hinaus, und die Bahn hat eine ſehr weit ausgebaute Orga⸗ niſation zur Ausſchiffung der ſtart beſetzten Züge getroffen. Auf jeden Fall wird auch am kommenden Sonntag der dröhnende Schritt der Arbeiterbataillone durch die Welt klirren, zum Schrecken derer, die die Arbeiterbataillone gegen die beſtehende Ordnung mobil machen möchten. S Mitleid iſt eine taube Blüte, f Wenn es nach Cohn und Nutzen frägt, Und was iſt das für eine Güte, Die ihre Gaben wägt. —— — Von herzen glücklich zu ſein im Kleinen, will mir fuͤrwahr als ein Großes erſcheinen. . AI 2— Das Reich der Frau. —1 — 1 l= Das Panier im Wandel der Seiten. Immer wieder ſtoßen wir auf die Erſcheinung, daß alte, längſt begraben geglaubte Moden wieder dem Staube der bergeſſenheit entriſſen und einer Seit aufgezwungen werden ſollen, die ſo gar nicht mehr mit ihnen in Einklang zu bringen iſt. Das war Anfang des Jahres 1912 auch der all mit den panierkleidern, die in dieſer Zeit ganz die Geſtalt anzunehmen drohten, die ihnen in den Jahren 1882 und 1888 gegeben wurde. Aber die hohen Wülſte um die Hüften, die vor 30 Jahren 8 1 der Stolz mancher Modedame waren, konnten den Srauen aus unſeren Tagen durchaus nicht gefallen, dazu war ihr Blick durch die Empirelinie, die ſchlanken ele t und glatt anliegenden Röcke für den ſchlanken Stil zu ſehr geſchärft worden. weit weniger noch gelang die Wiedergeburt der pPaniers aus dem 16. Jahrhundert und derjenigen aus der Zeit Cudwig XV. und XVI. Und dennoch ſollten die dadurch entſtandenen Anxegungen nicht ſpur⸗ los verloren gehen. Wenn auch die genannten hiſtori⸗ ſchen paniers, ſowie die der achtziger Jahre keine Gnade vor den Augen unſerer Schönen fanden, ſo ent wickelte ſich aus ihnen doch bald eine unſerer Seit mehr entſprechende Sorm, die nichts mit den Salbeln, Vertugadins, den maſſenhaften volants, Schletfen und e Schleifchen, noch mit den Stoffanhäufungen unterhalb— der Taille zu tun hatten, iſt doch auch die eng einge⸗ ſchnürte Taille, die zu den paniers alter Seiten ge⸗ hörte, gänzlich bei uns von der Bildfläche verſchwun⸗ den. Anſer modernes Panier verdient kaum dieſen a Namen, da es im Grunde genommen nichts iſt als eine geraffte Tunika, die am Caillenſchluß leicht eingereiht, trotzdem der in den letzten Jahren ge⸗ wohnten Schlankheit unſerer Damen wenig Abbruch tut. Gefällig fließen die leichten Salten um den Körper und bieten dem eiligen Vorwärtsſchreiten unſerer jetzigen Generation kein indernis, beengen nicht die genau abgezirkelten Sitze in der Straßen- und Eiſenbahn oder die eines anderen modernen Vehikels, während ſchon von den unter 1 und 2 gebrachten Panierkleidern aus den achtziger Jahren des vorigen Jahrhundert ſicherlich nicht die gleiche Anzahl Damen in unſeren modernen Sahrzeugen platz finden könnte, ohne die bauſchigen Stoffwogen ihrer Robe zu zerdrücken. Beſonders für leichte Stoffe, wie Voile, Tüll, Eolienne, Chiffon, Crépe de Chine und ähnliche duftige Gewebe eignet ſich der moderne Panierſchnitt vorzüg⸗ lich. Selbſt die dabei angewandten ſchmalen, leicht eingereihten Volants und die ſchmal gefalteten pliſſee⸗ nehmen dieſen paniers nicht den Eindruck gefälliger Schlanſheit. Es ſcheint demnach, daß die ſchon ſo lange prophezeiten weiten Kleider immer noch hinter den Ruliſſen bleiben. Um ſo mehr aber behauptet ſich die wenig oder gar nicht eingeſchnürte Taille zum wohle des ganzen Srauenkörpers, bei dem jetzt 60 bis 68 em Caillenſchluß durchaus noch für ſehr eng gehalten wird, während die Caillen in früheren Jahr⸗ hunderten, ja ſelbſt noch Ende des vorigen, oft bis zu 48 em zuſammengeſchnürt und ſchön gefunden wurden. Der Schönheitsbegriff iſt eben auch nicht ſtagnierend, ſondern wechſelt mit den jeweiligen Moden und fügt ſich ebenſo den Anforderungen der Seit wie unſere geſamte Lebensweiſe. Daß nun die modernen Panierkleider nicht immer ein und demſelben Schnitt folgen, ſondern recht vielſeitig in bezug auf Sorm, Stoff und Ausſtattung ſein können, bedarf wohl kaum der Erwähnung, iſt „vielſeitigkeit“ doch die parole der Mode heutzu⸗ tage, kann es doch vorkommen, daß wir in einem Ballſaal oder Geſellſchaftszimmer jetzt kaum zwei Toiletten ſehen, die ſich völlig gleichen. Wir finden im Gegenteil immer wieder andere Eigenarten, da es jetzt ja auch durchaus nicht mehr als unangenehm auffallend empfunden wird, wenn nicht alle einer Schablone folgen, ſondern jede ſich bemüht, ihre Individualität zum Ausdruck zu bringen. Und das iſt ſehr zu befürworten, denn es gibt gute . Gelegenheit zur freieren Entfaltung unſerer Phantaſie, V bildet den Geſchmach, ſtärkt die Selbſtändigkeit 0 und macht uns unabhängiger von dem Einfluß unſerer Schneiderin, deren Anſichken über das, was für uns . paſſend oder unpaſſend iſt, in den genannten Sällen nicht mehr allein maßgebend für uns zu ſein braucht. Helene Grube. Wie ſollen unſere Kinder die Sommerferien verbringen! In unſerem Seitalter„des Kindes“ wird ſicherlich viel getan, der kleinen welt auch die Serien zweck⸗ mäßig zu geſtalten. Serienkolonien, Serienwanderungen, Austauſch von Schülern in den Serien ermöglichen es der ſchulpflichtigen Jugend, in Gottes friſcher, freier Hatur den Blick zu ſchärfen, die Muskeln zu ſtählen, durch neue Eindrücke mancher lei Anregung zu erhalten, und üben vor allem, da die Kinder dabei meiſtens unter der Aufſicht von Lehrern und anderen vorbildlichen Perſönlichkeiten ſtehen, auch einen fittlichen Einfluß auf ſie aus. Immerhin aber können leider noch nicht alle dieſer wohltätigen Einrichtungen teilhaftig werden. Viele müſſen die Serienzeit im Eltern. hauſe verleben, und nicht immer wird ſie dort nutzbringend für Körper und Geiſt verbracht. Manche möchten den Kindern in dieſer Seit alle möglichen ver gnügungen zugänglich machen, geſtatten ihnen täglich den Beſuch aufreibender Jahrmärßte, die oft gerade während der Sommerferien an vielen Orten ſtatt⸗ nden und längere Zeit währen, wie z. B. in Dresden die bogelwieſe, ſtatt ſie zu Couren in bald und Seld zu veranlaſſen. Wohlhabendere Eltern führen die größeren Rinder ſogar ſchon auf Rennplätze oder ſuchen andere Orte mit ihnen auf, an denen ihre Sprößlinge in aufgeputzten Kleidern wie die Er⸗ wachſenen einherſtolzieren und vor lauter Surcht, die feinen Anzüge zu verderben, ſich kaum 100 bewegen getrauen. Andere wieder, die ihrer häuslichen Behaglich · leit den Kücken gewandt haben, ſuchen mit den Kleinen vornehme Seebäder oder Kurorte auf, in denen es von Sremden wimmelt und wo ein Saſten und Treiben, ein Jagen nach vergnügungen aller Art herrſcht, daß angegriffene und abgearbeitete Uerven ſich dabei ſieineswegs erholen können, ſondern noch mehr erſchlaffen und ſomit der eigentliche Zweck der Sommerferien oft gänzlich verfehlt wird. Aber wie friſch und geſund, wie neugeſtärkt an Leib und e ehren die von der Serienreiſe zurück, die Nah Seit an einem 5 von der lauten verkehrsſtraße abgelegenen Ort zubringen, an dem die chulfreie Jugend den Tag unter fröhlichen Spielen und nervenſtärkendem Sport. wie Siſchen, Rudern, Schwimmen und anderen, dem Körper zuträglichen Uebungen verbringen kann. Sruchtbringend in jeder Finficht iſt auch der Aufenthalt auf dem Lande, auf irgendeinem Bauerngut oder direkt im walde in einer Sörſterei. An dieſen Orten können die Kinder ſich mit dem Candleben und dem Ceben im Walde annt machen, dort lernen ſie die Tiere, die für unſeren Haushalt ſo unentbehrlich find, in der freien Natur kennen. Bort bereichern ſie ihre Kenntniſſe von Pflanzen, Abbildung 5. Modernes Paniertleid · 12, XVII die ſie vorher vielleicht kaum vom„Pörenſagen“ kannten, bekommen den richtigen Blick für die ihmen bisher noch verborgen geweſenen Katurſchönheiten und Geſchmack und Sreude an einfache, natürliche verhältniſſe. väter und Uütter, denen es nicht beſchieden iſt, weitere Reiſen mit den Kleinen zu unter nehmen, ſollten wenigſtens die Sonntage möglichſt von morgens bis abends mit ihnen im Sreien ver bringen. Der folgende Montag iſt ja ſchulfrei. da können ſie dann von der Ermüdung ausruhen, die anfangs den des anderns Ungewohnten oft noch bei den mit etwaigen Wanderungen verbundenen Ausflügen befällt. An einzelnen achmittagen der poche ſollten ebenfalls kürzere Ausflüge unter⸗ nommen werden, und wer über etwas Gartenland verfügt, ſollte den Tag über möglichſt ganz dort leben. Außer dem Vorgeſchlagenen gibt es nun ja noch ſo mancherlei Mittel und Wege, die Sommer⸗ ferien in rechter Weiſe auszunutzen, die von jedem, je nach Stand und Vermögen, in Anſpruch ge⸗ nommen werden können, es muß dabei immer nur der Pauptzweck im Auge behalten werden, die Kinder ihre Serien vor allem dazu verwenden zu laſſen, wozu ſie ihnen gegeben ſind, nämlich zur wirklichen Erholung des Körpers und Geiſtes. B. G. ce * W — Der sprechende Rater peter Alupka! Die kulturellen Sortſchritte unſeres Jahrzehntes grenzen faſt ans Unglaubliche. Und das nicht allein in bezug auf die Menſchen, nein, auch die Tiere beweiſen uns, daß ſie noch weit entwickelungs⸗ fähiger find, als wir je für möglich gehalten.„Pferde denken, Hunde und Katzen ſprechen! Die Sprachfähigkeiten des„geſtiefelten Katers“ ſind uns im märchen allerdings nichts Neues, und den „Biddigeigei“ im Trompeter von Säckingen kennen wir ja auch als ein logiſchdenkendes, ſprachbegabtes peter Alupta, der ſyrechende Nater. Tierchen! Daß aber all dieſe, dem Hirn eines Dichters entſprungenen Märchen einſt in die ee 1 n Wengen gur p n. 1 1 i 2 5 l* f N 5 2. 2. 2 E c ee .—. AAT eee eee eee e N eee, eee n bens. N. Y welche den Vorgaug ge⸗ 71 wahrte, erſchreckte ſich ſo ſehr, daß ſie ausglitſchte und ein Bein brach. * Ortsgewerbeverein. Am verfloſſenen Sonntag 7 2 4 N nachmittag fand im„Goldenen Engel“ die ordentliche General, 55 2 verſammlung des hieſigen Ortsgewerbevereins ſtatt. Der ſtell oertretende Vorſitzende Herr Sattlermeiſter Kempf begrüßte di E FErſchienenen anſtelle des als unwohl entſchuldigten Vorſttzen⸗ 8 den Herrn Roos und erteilte dem Schriftführer Herrn Zöller W das Wort, der den Rechenſchaftsbericht des verfloſſenen Jahres N verlas. In demſelben wurde auch des verſtorbenen, verdienſt⸗ vollen Mitgliedes Herrn Oberlehrers Schuſter gedacht und deſſen Andenken durch Erheben von den Sitzen geehrt. Hierauf Abbüdung 1 verlas der Rechner Zöller die Rechnung über Einnahme und panlertl Ausgabe. Es ſtellte ſich dabei herraus, daß die finanzielle n q Lage des Vereins ſich etwas gebeſſert hat. Zu der Nechnung woſeßt i ſprechen unser Peter Alu wurden keinerlei Bemerkungen gemacht u. der Vorſtand wurde ent⸗ das iſt bis etzt das Repertoir dieſe laſtet. Bei der nachſolgenden Neuwahl des Vorſtandes wurden ſchwarze Herrchen mit dem ſilberne der Vorſitzende und Stellvertreter ſowie die anderen ſeitherigen nimmt. Taktfeſt und notenſicher Tan 9 Vorſtandsmitglieder durch Akklamation wiedergewählt. Als f 5 U 0 Alder e al: Aufat Vorſtandsmitglieder der Handwerkerzeichenſchule wurden der Katzengewohnheiten gänzlich 150 aanze Vorſtand des Ortsgewerbevereins und weiter die Herren zum Mund Chriſtian Adler, Schreinermeiſter, Auguſt Noll, Schuhmacher ⸗ Brüder un 1 führt die darin befindliche ich uf dien beſtpafb eiſektn aufs„hre ge⸗ Miauen, durch das uns andere Katzen, namentlich wenn ſie ihre Konzerte auf den Dächern unſerer Wohnhäuſer abzuhalten belieben, oft in nicht geringe Verzweiflung verſetzen, hat peter gänzlich verlernt. Pill er ſeinem Mißfallen oder ſeiner Sreude Ausdruck geben, ſo geſchieht das durch nein, nein, nein. Miau ſpricht er auch nicht nach, wenn es ihm vorgeſprochen, ſondern beharrt bei ſeinem Nein. Bei einem amerikaniſchen Tee, der in damburg zum Beſten des dortigen Tierſchutzvereins in dem vornehmen Eſplanaden⸗otel gegeben wurde, hat„Peterle“ fich glänzend be⸗ währt. Das ſchöne Tier erregte die gerechte Bewunderung aller Tierfreunde, und auch die peſſimiſtiſchſten Ceute mußten die Tatſache anerkennen, wirklich etwas noch„nie Dageweſenes“ geſehen und gehört zu haben. Ja, manche wurden durch das Benehmen des wohlgeſitteten, ſprechenden Katers veranlaßt, an ein Wunder zu glauben! Doch wer ſich mit dem Seelenleben der Tiere beſchäftigt hat, wird wiſſen, daß alles durch natürliche Mittel und wege vor fich gegangen. Nun aber höre ich im Geiſte manche meiner lieben Leſerinnen kopfſchüttelnd fragen:„Was hat denn das Tier mit unſerem Reich der Srau' zu tun, in dem doch nur die Intereſſen der Srau vertreten werden ſollen?“ pardon, meine Gnädigſten, es handelt fich hier nicht allein um das Tier, ſondern vor allem auch um die, welche ſich der Mühe unter⸗ zogen, die in dem Kater ſchlummernden Sähigkeiten zu wecken und zu bilden und auf wiſſenſchaftlicher Grundlage durch richtige Handhabung des Kiefers und das Siehen einiger Zähne des Tieres die Möglichkeit zu ſchaffen, daß es die ihm vorgeſprochenen Caute klar und deutlich nachſprechen konnte. Außerdem eine bewunderungswerte Geduld dazu, täglich mit dem Rater die Sprechübungen vorzunehmen, ohne die ſonſt bei Tierdreſſuren üblichen Schläge auszuteilen. Gegenteil iſt es nur der ſich ſtets gleich bleibenden liebevollen Behandlung feiner Herrin, einer damburger Sahnärztin, zu verdanken. daß ſich aus dem verhungerten. häßlichen, ſcheuen Kätzchen, als welches es von ſeiner Lehrmeiſterin auf der aufgeleſen und dem ficheren ungertode entzogen wurde, ein ſo prächtiges, auffallend ſchönes Exemplar der 1„Katze entwickelt hat, das mit ſch en zu reden verſteht und fuͤr Musik ein ausgeprägtes Intereſſe zeigt. 1 — Nachen.. s Hügelige Gaſſen und breite Prachtſtraßen, alte Giebel und moderne Faſſaden, wunderſame Winkel und vornehme Promenaden, alte köſtliche Kirchen und neu⸗ zeitliche Fabriken, trutzige Torbogen, mächtige Reſte vergangener Jahrhunderte und verkehrsreiche Bahn⸗ höße mit allen Fineſſen der jüngſten Zeit, das iſt Aachen! Eine Stadt, ſtolz auf ihre altehrwürdige Ge⸗ ſchichte, und zugleich eine Stätte der Wiſſenſchaft des letzten Jahrhunderts, der Technik, eine bedeutende In⸗ duſtrieſtadt und zugleich eine herrliche, weltberühmte Fremdenſtadt. Eine Perle im Kranze deutſcher Städte, hart an der Grenze gegen Holland und Belgien ge⸗ legen, und doch eine Bevölkerung ſo gut deutſch wie irgend eine im Herzen unſeres Vaterlandes. Und treu katholiſch geſinnk. Dort wird noch die alte katholiſche Sitte gottesfürchtig und gläubig gepflegt, dort betet man noch zur Arbeit in den Fabriken gemeinſchaſtlich den Roſenkranz und ſingt fromme Lieder. Hier iſt ein Boden, wie geſchaffen dazu, das Heim einer Generalverſammlung der Katholiken Deutſchlands zu tragen. Was hier die Glocken des alten Münſters mit ihren feierlichen Akkorden hinausläuten in den len leuchtenden Tag, das iſt ein jubelndes Hakle⸗ ujah, ein Hallelujah der Freude, große Scharen von Katholiken aus allen Gauen Deutſchlands begeiſtern zu können. Nicht zum erſten Male kommen die deutſchen Ka⸗ tholiken nach Aachen. 1862 bereits und 1879 waren ſie hier verſammelt. Die letzte Verſammlung war da⸗ durch ausgezeichnet, daß an ihr zum erſten Male der Führer des Centrums, Windthorſt, mit den hervor⸗ ragendſten parlamentariſchen Vorkämpfern der Katho⸗ liken teilnahm. Es offenbarte ſich auf der Verſamm⸗ lung eine ſeltene Einigkeit der Katholiken vom Ar⸗ beiter bis zum Lenker des Centrums. Die Eintracht tat ſich nicht nur in kirchenpolitiſchen, ſondern auch in rein politiſchen Fragen hervor. Aachen iſt immer eine katholiſche Stadt geweſen. In Aachen erzählt jeder Stein von der Geſchichte jenes katholiſchen heiligen römiſchen Reiches, welches begann am Weihnachtsabend 800, als Papſt Leo III. in St. Peter in Rom die Kaiſerkrone auf das Haupt Karls des Großen ſetzte. Man empfindet das, wenn man das wiederhergeſtellte großartige alte Rathaus beſucht und dort an den Wänden des prunkvollen Kaiſergrabes die herrlichen Fresken betrachtet, die dieſe Szene ſo⸗ wie manche andere Begebenheit aus dem Leben des großen Kaiſers darſtellen, oder wenn man in den ge⸗ heimnisvollen märchenſchönen Dom eintritt und dort auf dem Hochchor den ſteinernen Kaiſerſtuhl anſtaunt, auf dem die deutſchen Kaiſer nach ihrer Weihe die Huldigung der Großen des Reiches entgegennahmen, wenn man den prachtvollen Schatz von Reichskleino⸗ dien betrachtet oder den Schrein, in dem die Gebeine des großen Karl heute noch ruhen. Das Münſter, das wundervolle Gotteshaus, iſt das köſtlichſte Kleinod der Stadt. Trotz oder gerade wegen ſeines auffallenden Mangels an Stileinheit macht es einen höchſt maleriſchen Eindruck. Wie eine mächtige Burg erhebt ſich unter einer ſehr hohen Kuppelwöl⸗ bung der Kern des Baues, das berühmte Oktogon. Es iſt der älteſte Teil des Münſters, der auf Karl. den Großen zurückgeht. Die Grundform bildet ein Sechzehneck, der erhöhte Mittelbau ein Achteck. Um dieſen Kuppelbau liegt ein Kranz von Kapellen, nach Oſten hin ſchließt ſich das hohe gotiſche Tor mit farben⸗ reichen Glasfenſtern und ſchönen Gobelins, nach Weſten hin die Vorhalle und der darüber erbaute Turm an. Im Innern iſt das Oktogon neuerdings mit Marmor⸗ ſchmuck und Moſaiken glänzend ausgeſtattet, von der Kuppel hängt der rieſige Kronleuchter, ein Geſchenk Kaiſer Barbaroſſas, herab. In der ſogenannten un⸗ gariſchen Kapelle des Münſters wird der unermeßlich wertvolle Domſchatz aufbewahrt, zu dem erſtens zahl⸗ reiche Kleinodien von ungeheurer Koſtbarkeit und dann die ungewöhnlich reiche Reliquienſammlung, dabei auch die ſogenannten großen Heiligtümer, gehören: Die Win⸗ deln des Jeſukindes, das Lendentuch des Heilandes, ein Kleid der Muttergottes und das Enthauptungstuch des Täufers Johannes. Keine Kirche, auch keine in Nom, kann ſich rühmen, eine ſo wertvolle Sammlung von Reliquien Chriſtt und Mariä zu beſitzen wie die Mänſterkirche zu Aachen. Sie verdankt ſie Karl dem Großen, der ſich nach dem Morgen⸗ und Abendlande, nach den ehrwürdigſten Orten der Erde, namentlich nach Rom, Jeruſalem und Konſtantinopel wandte, um ſeine Stiftskirche mit berühmten Schätzen und Heilig⸗ tümern auszuſtatten. Kein Wunder, daß Aachen im Mittelalter zu den beſuchteſten Wallfahrtsorten der Welt gehörte. Was von der Zahl der Pilger, die aus den entfernteſten Ländern nach Aachen kamen, berichtet wird, grenzt ans Unglaubliche. Die einzelnen Nationen hatten für ihre Pilger ihre eigenen Quartiere, ihre eigenen Spitäler und Stiftungen. Bis in die neueſten Zeiten haben die Heiligtümer ihre Anziehungskraft auf Tauſende erhalten. Von Jahr zu Jahr(zuletzt im Jahre 1909) finden noch immer die ſogenannten Aachener Heiligtumsfahrten ſtatt. Die Heiligtümer ſind ein hehrer Schatz, ſeit mehr als einem Jahrtauſend in Aachens Hut gegeben. Aachen hat ihn mit Stolz von Geſchlecht zu Geſchlecht vererbt ‚und er wird für alle Zukunft das Palladium Aachens bleiben. Außer dem Münſter und dem Rathauſe ſchmücken noch eine Reihe Denkmäler aus alter Zeit die Stadt. Zu erwähnen ſind vor allem das älteſte Rathaus Aachens, das ſogenannte Grashaus, die beiden müch⸗ tigen Tore, das Marſchiertor und das Ponttor, mit einigen alten Türmen, die ſtattlichen Reſte der frü⸗ heren Beſeſtigungswerke. Eine Reihe von ſehens⸗ werten ſchönen Kirchen zeugen von dem frommen Sinn der Vorfahren. Ein beſonders prächtiger Bau iſt auch das Stadttheater mit ſchönem klaſſiſchem Giebel. Mit dem Charakter der Bade⸗ und Luxusſtadt ver⸗ eint Aachen in glücklicher Weiſe die Eigenart einer blü⸗ henden Gewerbeſtadt. In neuerer Zeit hat die Stadt einen induſtriellen Auſſchwung genommen; vor allem find ihre Tuch⸗ und Nadelſabriken berühmt, die re 1 e bis in ferne Kontinente verſchicken. Die Arbe iſt durchweg gut tlich geſinnt; daß wie die ſten anderen G Aachen eine 1 ſozialdemokratiſche Vertretung im Parlament bekommen könnte, iſt in abſehbarer Zeit nicht zu befürchten. Der induſtrielle Einſchlag Aachens kann das Bild einer wirklich ſchönen Stadt nicht verwiſchen. Ein Kranz von grünen Hügeln mit ausgedehnten Waldungen rahmt das Ganze ein. Ein feſſelndes Bild! Möge der Zauber, der über der Stadt des großen Karl liegt, der Odem eines Jahrtauſends bedeutungs⸗ voller Geſchichte, der hier weht, und die Begeiſterung, die das Zuſammenwirken mit den Tauſenden gleichge⸗ ſtimmter Glaubensgenoſſen auslöſt, in dieſen Tagen der Generalverſammlung ihre Wirkung offenbaren, auf daß die Katholiken Deutſchlands feſter wie vordem zu⸗ ſammenſtehen in Liebe und Treue und von Aachen das Wollen und Vollbringen neuer großer Taten des ka⸗ tholiſchen Lebens mit heimbr ingen. a0 L c„e e eh E programm und Fluslichten. e 8 Eine Windthorſt⸗Tagung. ie Es iſt naturgemäß, daß ſich die Kundgebungen einer Tagung„wie es der Katholikentag iſt, nicht in den Rahmen einer einzigen Ideengruppe bringen laſſen. Das katho⸗ liſche Leben iſt ſo vielſeitig und allumfaſſend, daß auch die Heerſchau der Katholiken ein ungemein vielſeitiges Bild tragen muß. Man hat jedoch ſeit einigen Jahren ver⸗ ſucht, der Tagung in gewiſſem Grade einen Stempel auf⸗ zudrücken durch die Erinnerung an große Männe katholiſchen Vergangen ba. erinnerte man ſio- e ters Biſchofs Dr. 1 5 V., wird die Tagung 8 Geheimer Juſtizrat ßiſchen Abgeordnet liken„einer der likenführers, wird Deutſchland in ein der Präſidentenwa f Der Tod des lich ſeine Schatte; deutſchen Katholik geſchloſſenes große!; lichem als auch g. aber es gehört zuf! Sitz eines Biſchofg folg begleitet gew ſorgeriſchen Gründ katholiſchen Gegen Seelſorger, deren rhein reichende G. Erheblichkeit iſt. J Beſuch des verſtorf rechnet, als Seine Düſſeldorfer und Anweſenheit beehrt erwarteter Tod uf Die Zahl der ſot iſt aber nicht ger! Als Vertreter des Weihbiſchof Dr. M 1 einflußreicher katho Diözeſe Rottenburg den Rednern vert Zuſage von Herrn Vikar von Sachſen Jahren werden za Ordensweſens erſche größere Zahl von barte Belgien und Dr. Drehmans aus Biſchof Koppen vor wegen, Biſchof van Max von Sachſen ſchof Geyer von( der öffentlichen Ve; Zum Gedich Wegen der Tr 9 wird das Program ren. Beſonders fi die feſtlichen Verar naturgemäß zu erwee druck der Trauer g 4 von den für Sonnt ſehenen acht Arbeit auf den verſtorbei beiterfreund und N. halten. In der erg 8 Präſident in ſeiner J. 5 ö dinalerzbiſchofs Dr. 222 ͤ— ü nalerzbiſchof die Abſicht hatte, ſelber in der einleitenden Verſammlung zu ſprechen, werden die geſamten anweſenden Biſchöſe zur Erinnerung an den Verſtorbenen auf das Wort verzichten, ſo daß der biſchöfliche Segen ohne biſchöfliche Rede erteilt werden wird. —— Das Heim des Katholſkentages. Für die Unterkunft der Verſammlung hat die Firma Strohmeyer in Konſtanz, die den Bau von vergänglichen Rieſenhallen für Kongreſſe und große Veranſtaltungen ſeit Jahren als Spezialität betreibt, und die bereits wiederholt dem Katholikentage das Heim er⸗ baut hat, geſorgt. Die Halle, die mau diesmal, wiederum mit einem Aufwande von einem halben Hunderttauſend Mark, bauen mußte, weil Aachen keine Lokale hat, die Rieſentagungen dieſer Art aufnehmen könnten— wie Dort⸗ mund mit ſeinem Fredenbaum, Mannheim mit feinem Nibe⸗ kungenſaale, Mainz mit ſeiner Stadthalle uſw.—, iſt eine der ſchönſten Leiſtungen der genannten Firma. Die Faſſade wirkt wie ein Monumentalbau von erdrückender prächtigſter Gewalt, und die innere Einrichtung bietet die möglichſte Bequemlichkeit, insbeſondere auch in bezug auf Akkuſtik, die nach den bisherigen Proben zu urteilen den Stimmen ⸗ der Redner den Weg bis in die äußerſten Ecken ſichern und damit die ſonſt ſo leicht bei ſchlechter Akuſtik auftretende Unruhe in den entfernteren Teilen des Saales bannen wird. . 59. Generalverf ammlung der Katholiken Deutſchl abs. Die Halle, die genau 58 000 Mark koſtet, liegt direkt vor dem Ponttor, dem Städtiſchen Muſeum an der Nordecke der Stadt. Es iſt ein ungemein ſtattlicher und ſolider Bau. Vor der Front grüßt eine gewaltige Chriſtusfigur in hoh⸗ prieſterlicher Tracht, ein Hochrelief, einladend die Hände ausſtreckend. Kommt man in den Saal, ſo fällt der Blick auf ein gewaltiges Bild der majeſtas dei, rings von Strah⸗ len umgeben. Die Halle umfaßt zirka 7000 Plätze, dar⸗ unter 1500 Stehplätze. Drei Galerien ſind für Frauen ein⸗ gerichtet; zweimal mußten dieſe wegen des ſtarken An⸗ dranges vergrößert werden, und trotzdem ſind heute alle Plätze für Frauen ausverkauft, ſo daß Frauen keinen Zu⸗ tritt mehr erlangen können. Die Tribüne für Ehren gäſte iſt wie gewöhnlich an der Breitzeite. An ſie ſchließt ſich die Tribüne für die Studenten, die natürlich auch in dieſem Jahre wiederum ſehr zahlreich vertreten ſein werden. J i E ler lat n, r nes! Ire Am Mittwoch und Freitag abend waren in der Halle große Proben der muſikaliſchen Veranſtaltungen für die Begrüßungsfeier am Sonntag, an der über 700 Sänger teilnehmen werden. Die Proben waren jedesmal bis auf den letzten Platz ausverkauft, und es zeigte ſich, daß bei gutbeſetztem Hauſe eine blendend ſchöne Akuſtik in dem Saale herrſcht. 1 e a Vorbereitungen. Die Stadt Llachen, 2 9 7 86 8 Noeiches. Ir alia. ſich nämlich ſtärker als früher an dieſem Feſtzug betei⸗ ligen. Alle Vereine ſind aufgefordert worden, ihre Banner zu entſenden, und ſie werden dieſer Aufforderung auch zahlreich entſprechen. 1 0 14 Der Feſtzug e am Sonntag nachmittag iſt wohl die wichtigſte Veranſtaltung des Katholikentages überhaupt. Er hat den Beweis zu erbringen, daß die Anteilnahme an der alljährlichen Heer⸗ ſchau der Katholiken wirklich allgemein iſt, daß dieſe Tagung wie keine andere ſich der Anteilnahme der breiteſten Volks⸗ kreiſe erfreut. Darum iſt man natürlich in den Tagen vor der Verſammlung aufs äußerſte geſpannt über den Einlauf der Anmeldungen von Vereinen und ſonſtigen Körperſchaf⸗ ten. In dieſem Jahre tagt die katholiſche Heerſchau in einem ehr lebhaften, dicht beſiedelten Induſtriegebiet, und nur einige Bahnſtunden weiter liegt das größte Induſtriegebiet der Welt. Die Erwartungen waren daher von vornherein ſehr hoch geſpannt, nach dem bisherigen Stande der An⸗ meldungen mußten aber bereits ſo ſehr weitgehende An' ſprüche an die Leiſtungsfähigkeit der Eiſenbahn geſtellt wer den, daß dieſe kaum dem Andrange gerecht zu werden ver⸗ mag. Die Zahl der Extrazüge geht bereits über hundert hinaus, und die Bahn hat eine ſehr weit ausgebaute Orga⸗ niſation zur Ausſchiffung der ſtark beſetzten Züge getroffen. Auf jeden Fall wird auch am kommenden Sonntag der dröhnende Schritt der Arbeiterbataillone durch die Well Utrren, zum Schrecken derer, die die Arbeiterbataillone gegen die beſtehende Ordnung mobil machen möchten. ——— 5 E E 2( Deer Mitleid iſt eine taube Blüte, Wenn es nach Cohn und Nutzen frägt, Und was iſt das für eine Güte, Die ihre Gaben wägt. Das Reich der Frau. Von ßerzen glücklich zu ſein im Kleinen, U ö — b III +— 1 —— A will mir fürwahr als ein Großes erſcheinen. a Alk b 3 5 Das Panier im Wandel der Seiten. Immer wieder ſtoßen wir auf die Erſcheinung, daß alte, längſt begraben geglaubte Moden wieder dem Staube der bergeſſenheit entriſſen und einer Seit aufgezwungen werden ſollen, die ſo gar nicht mehr mit ihnen in Einklang zu bringen iſt. Das war Anfang des Jahres 1912 auch der all mit den panierkleidern, die in dieſer Zeit ganz die Geſtalt anzunehmen drohten, die ihnen in den Jahren 1882 und 1883 gegeben wurde. Aber die hohen wWülſte um die Hüften, die vor 30 Jahren 85. der Stolz mancher Modedame waren, konnten den Srauen aus unſeren Tagen durchaus nicht gefallen, dazu war ihr Blick durch die Empirelinie, die ſchlanken Prinzeßkleider und glatt anliegenden Röcke für den ſchlanken Stil zu ſehr geſchärft worden. weit weniger noch gelang die ſpiedergeburt der A. a. paniers aus dem 16. Jahrhundert und derjenigen e aus der Seit Cudwig XV. und XVI. Und dennoch F ſollten die dadurch 5 Anregungen nicht ſpur⸗ 1 los verloren gehen. Wenn auch die genannten hiſtori⸗ ſchen paniers, ſowie die der achtziger Jahre keine Gnade vor den Augen unſerer Schönen fanden, ſo ent⸗ wickelte ſich aus ihnen doch bald eine unſerer Seit mehr entſprechende Form, die nichts mit den Salbeln, vertugadins, den maſſenhaften volants, Schletfen und Schleifchen, noch mit den Stoffanhäufungen unterhalb der Taille zu tun hatten, iſt doch auch die eng einge- ſchnürte Taille, die zu den paniers alter Zeiten geh hörte, gänzlich bei uns von der Bildfläche verſchwun, 7. e 5 SC.... r rf e este n Teide* Jahrmärßte, die oft gerade wäßrend der Zommerferien an vielen Grten ſtatt⸗ inden und längere Zeit währen, wie z. B. in Dresden die Vogelwieſe, ſtatt ſie zu Couren in ſbald und Seld zu veranlaſſen. wWohlhabendere Eltern führen die größeren Rinder ſogar ſchon auf Nennplätze oder ſuchen andere Orte mit ihnen auf, an denen ihre Sprößlinge in aufgeputzten Kleidern wie die Er⸗ wachſenen einherſtolzieren und vor lauter Surcht, die feinen Anzüge zu verderben, h kaum zu bewegen getrauen. Andere wieder, die ihrer häuslichen Behaglich heit den Rücken gewandt haben, ſuchen mit den Kleinen vornehme Seebäder oder Rurorte auf, in denen es von Sremden wimmelt und wo ein Paſten und Creiben, ein Jagen nach bergnügungen aller Art herrſcht, daß angegriffene und abgearbeitete Nerven ſich dabei keineswegs erholen können, ſondern noch mehr erſchlaffen und ſomit der eigentliche Zweck der Sommerferien oft gänzlich verfehlt wird. Aber wie friſch und geſund, wie neugeſtärßt an Leib und Seele kehren die von der Serienreiſe zurück, die dieſe Zeit an einem ruhigen, von der lauten berkehrsſtraße abgelegenen Ort zubringen, an dem die ſchulfreie Jugend den Tag unter fröhlichen Spielen und nervenſtärkendem Sport, wie Siſchen, Rudern, Schwimmen und anderen, dem Körper zuträglichen Uebungen verbringen kann. Sruchtbringend in jeder Hinſicht iſt auch der Aufenthalt auf dem Lande, auf irgendeinem Bauerngut oder direkt im walde in einer Sörſterei. An dieſen Orten können die Kinder ſich mit dem Landleben und dem Leben im walde bekannt 1 55 dort lernen ſie die Tiere, die für unſeren Haushalt ſo unentbehrlich ſind, in der freien Natur kennen. Dort bereichern ſie ihre Kenntniſſe von Pflanzen, 1 12 nens 5 peter Alupta, der ſyrechende Rater. 12, XVI. die ſie vorher vielleicht kaum vom„Börenſagen“ kannten, bekommen den richtigen Blick für die ihnen bisher noch verborgen geweſenen Naturſchönheiten und Geſchmack und Sreude an einfache, natürliche verhältniſſe. Väter und mütter, denen es nicht beſchieden iſt, weitere Reiſen mit den Kleinen zu unter; nehmen, ſollten wenigſtens die Sonntage möglichſt von morgens bis abends mit ihnen im Sreien ver. bringen. Der folgende Montag iſt ja ſchulfrei, da können ſie dann von der Ermüdung ausruhen, die anfangs den des Wanderns Ungewohnten oft noch bei den mit etwaigen Wanderungen verbundenen Ausfluͤgen befällt. An einzelnen Kachmittagen der woche ſollten ebenfalls kürzere Ausflüge unter, nommen werden, und wer über etwas Gartenland verfügt, ſollte den Tag über möglichſt ganz dort leben. Außer dem vorgeſchlagenen gibt es nun ja noch ſo mancherlei Mittel und wbege, die Sommer- ferien in rechter Weiſe auszunutzen, die von jedem, je nach Stand und Vermögen, in Anſpruch ge nommen werden können, es muß dabei immer nur der Hauptzweck im Auge behalten werden, die Kinder ihre Serien vor allem dazu verwenden zu laſſen, wozu ſie ihnen gegeben ſind, nämlich zur wirklichen Erholung des Körpers und Geiſtes 5 . Der sprechende Kater peter Alupka! Die kulturellen Sortſchritte unſeres Jahrzehntes grenzen faſt ans Unglaubliche. Und das nicht allein in bezug auf die Menſchen, nein, auch die Tiere beweiſen uns. daß ſie noch weit entwickelungs⸗ fähiger find, als wir je für möglich gehalten. N 0 Sprachfähigkeiten des„geſtiefelten Katers“ ſind uns im Märchen allerdings nichts Neues, und den „Biddigeigei“ im Trompeker von Säckingen kennen wir ja auch als ein logiſch denkendes, ſprachbegabtes Tierchen! Daß aber all' dieſe, dem Hir „pferde denken, Hunde und Katzen ſprechen!“ Die „ dN. f n eines Dichters entſprungenen Märchen einſt in die Tat um Tc e 1 Abbildung J. Paniertl den, erſcheint wohl man echen, unſer Peter Alup! jetzt das Repertoir dieſe rchen mit dem ſilberne aktfeſt und notenſicher iſt gekommen“,„Das f r einen Rater als Anfa, öhnheiten gänzlich abgel zum Mund Brüder und führt die darin befindliche Milch auf dieſe ſbeiſe in den Meuse.= ieee Miauen, durch das uns andere Katzen, namentlich wenn ſie ihre Ronzerte auf den Dächern unſerer Wohnhäuſer abzuhalten belieben, oft in nicht geringe Verzweiflung verſetzen, hat peter gänzlich verlernt. Pill er ſeinem Mißfallen oder ſeiner Sreude Ausdruck geben, ſo geſchieht das durch nein, nein, nein. Miau ſpricht er auch nicht nach, wenn es ihm vorgeſprochen, ſondern beharrt bei ſeinem Nein. Bei einem amerikaniſchen Tee, der in amburg zum Beſten des dortigen Tierſchutzvereins in dem vornehmen Eſplanaden-Potel gegeben wurde, hat„Peterle“ fich glänzend be⸗ währt. Das ſchöne Tier erregte die gerechte Bewunderung aller Tierfreunde, und auch die peſſimiſtiſchſten Ceute mußten die Tatſache anerkennen, wirklich etwas noch„nie Dageweſenes“ geſehen und gehört zu haben. Ja, manche wurden durch das Benehmen des wohlgeſitteten, ſprechenden Katers veranlaßt, an ein Wunder zu glauben! Doch wer ſich mit dem Seelenleben der Tiere beſchäftigt hat, wird wiſſen, daß alles durch natürliche Mittel und Wege vor ſich gegangen. Nun aber höre ich im Geiſte manche meiner lieben Leſerinnen kopfſchüttelnd fragen:„Was hat denn das Tier mit unſerem ‚Reich der Srau' zu tun, in dem doch nur die Intereſſen der Srau vertreten werden ſollen?“ Pardon, meine Gnädigſten, es handelt fich hier nicht allein um das Tier, ſondern vor allem auch um die, welche ſich der Mühe unter⸗ zogen, die in dem Kater ſchlummernden Sähigkeiten zu wecken und zu bilden und auf wiſſenſchaftlicher Grundlage durch richtige Handhabung des Kiefers und das Siehen einiger Zähne des Tieres die Möglichkeit zu ſchaffen, daß es die ihm vorgeſprochenen Caute klar und deutlich nachſprechen konnte. Außerdem gehörte eine bewunderungswerte Geduld dazu, täglich mit dem Kater die Spread e en vorzunehmen, ohne die ſonſt bei Tierdreſſuren üblichen Schläge auszuteilen. Gegenteil iſt es nur der fich ſtets gleich bleibenden liebevollen Behandlung ſeiner Herrin, einer Bamburger Sahnärztin, zu verdanken. daß ſich aus dem verhungerten. hätzlichen, ſcheuen Kätzchen, als welches es von ſeiner Lehrmeiſterin auf der Straße aufgeleſen und dem ficheren oᷣungertode entzogen wurde, ein ſo prächtiges, auffallend ſchönes Exemplar der Spezies„Katze entwickelt hat, das mit ſch en zu reden verſteht und für Muſik ein ausgeprägtes Intereſſe zeigt. 2 K Hachen. s Hügelige Gaſſen und breite Prachtſtraßen, alte Giebel und moderne Faſſaden, wunderſame Winkel und vornehme Promenaden, alte köſtliche Kirchen und neu⸗ zeitliche Fabriken, trutzige Torbogen, mächtige Reſte vergangener Jahrhunderte und verkehrsreiche Bahn⸗ höſe mit allen Fineſſen der jüngſten Zeit, das iſt Aachen! Eine Stadt, ſtolz auf ihre altehrwürdige Ge⸗ ſchichte, und zugleich eine Stätte der Wiſſenſchaft des letzten Jahrhunderts, der Technit, eine bedeutende In⸗ duſtrieſtadt und zugleich eine herrliche, weltberühmte Fremdenſtadt. Eine Perle im Kranze deutſcher Städte, hart an der Grenze gegen Holland und Belgien ge⸗ legen, und doch eine Bevölkerung ſo gut deutſch wie irgend eine im Herzen unſeres Vaterlandes. Und treu katholiſch geſinnt. Dort wird noch die alte katholiſche Sitte gottesfürchtig und gläubig gepflegt, dort betet man noch zur Arbeit in den Fabriken gemeinſchaftlich den Roſenkranz und ſingt fromme Lieder. Hier iſt ein Boden, wie geſchaffen dazu, das Heim einer Generalverſammlung der Katholiken Deutſchlands zu tragen. Was hier die Glocken des alten Münſters mit ihren feierlichen Akkorden hinausläuten in den hellen leuchtenden Tag, das iſt ein jubelndes Hakle⸗ lujah, ein Hallelujah der Freude, große Scharen von Katholiken aus allen Gauen Deutſchlands begeiſtern zu können. Nicht zum erſten Male kommen die deutſchen Ka⸗ tholiken nach Aachen. 1862 bereits und 1879 waren ſie hier verſammelt. Die letzte Verſammlung war da⸗ durch ausgezeichnet, daß an ihr zum erſten Male der Führer des Centrums, Windthorſt, mit den hervor⸗ ragendſten parlamentariſchen Vorkämpfern der Katho⸗ liken teilnahm. Es offenbarte ſich auf der Verſamm⸗ lung eine ſeltene Einigkeit der Katholiken vom Ar⸗ beiter bis zum Lenker des Centrums. Die Eintracht tat ſich nicht nur in kirchenpolitiſchen, ſondern auch in rein politiſchen Fragen hervor. Aachen iſt immer eine katholiſche Stadt geweſen. In Aachen erzählt jeder Stein von der Geſchichte jenes katholiſchen heiligen römiſchen Reiches, welches begann am Weihnachtsabend 800, als Papſt Leo III. in St. Peter in Rom die Kaiſerkrone auf das Haupt Karls des Großen ſetzte. Man empfindet das, wenn man das wiederhergeſtellte großartige alte Rathaus beſucht und dort an den Wänden des prunkvollen Kaiſergrabes die herrlichen Fresken betrachtet, die dieſe Szene ſo⸗ wie manche andere Begebenheit aus dem Leben des großen Kaiſers darſtellen, oder wenn man in den ge⸗ heimnisvollen märchenſchönen Dom eintritt und dort auf dem Hochchor den ſteinernen Kaiſerſtuhl anſtaunt, auf dem die deutſchen Kaiſer nach ihrer Weihe die Huldigung der Großen des Reiches entgegennahmen, wenn man den prachtvollen Schatz von Reichskleino⸗ dien betrachtet oder den Schrein, in dem die Gebeine des großen Karl heute noch ruhen. Das Münſter, das wundervolle Gotteshaus, iſt das köſtlichſte Kleinod der Stadt. Trotz oder gerade wegen ſeines auffallenden Mangels an Stileinheit macht es einen höchſt maleriſchen Eindruck. Wie eine mächtige Burg erhebt ſich unter einer ſehr hohen Kuppelwöl⸗ bung der Kern des Baues, das berühmte Oktogon. Es iſt der älteſte Teil des Münſters, der auf Karl den Großen zurückgeht. Die Grundform bildet ein Sechzehneck, der erhöhte Mittelbau ein Achteck. Um dieſen Kuppelbau liegt ein Kranz von Kapellen, nach Oſten hin ſchließt ſich das hohe gotiſche Tor mit farben⸗ reichen Glasfenſtern und ſchönen Gobelins, nach Weſten hin die Vorhalle und der darüber erbaute Turm an. Im Innern iſt das Oktogon neuerdings mit Marmor⸗ ſchmuck und Moſaiken glänzend ausgeſtattet, von der Kuppel hängt der rieſige Kronleuchter, ein Geſchenk Kaiſer Barbaroſſas, herab. In der ſogenannten un⸗ gariſchen Kapelle des Münſters wird der unermeßlich wertvolle Domſchatz aufbewahrt, zu dem erſtens zahl⸗ reiche Kleinodien von ungeheurer Koſtbarkeit und dann die ungewöhnlich reiche Reliqu ienſammlung, dabei auch die ſogenannten großen Heiligtümer, gehören: Die Win⸗ deln des Jeſukindes, das Lendentuch des Heilandes, ein Kleid der Muttergottes und das Enthauptungstuch des Täufers Johannes. Keine Kirche, auch keine in Nom, kann ſich rühmen, eine ſo wertvolle Sammlung von Reliquien Chriſt und Mariä zu beſitzen wie die Münſterkirche zu Aachen. Sie verdankt ſie Karl dem Großen, der ſich nach dem Morgen⸗ und Abendlande, nach den ehrwürdigſten Orten der Erde, namentlich nach Rom, Jeruſalem und Konſtantinopel wandte, um ſeine Stiftskirche mit berühmten Schätzen und Heilig⸗ tümern auszuſtatten. Kein Wunder, daß Aachen im Mittelalter zu den beſuchteſten Wallfahrtsorten der Welt gehörte. Was von der Zahl der Pilger, die aus den entfernteſten Ländern nach Aachen kamen, berichtet wird, grenzt ans Unglaubliche. Die einzelnen Nationen hatten für ihre Pilger ihre eigenen Quartiere, ihre eigenen Spitäler und Stiftungen. Bis in die neueſten Zeiten haben die Heiligtümer ihre Anziehungskraft auf Tauſende erhalten. Von Jahr zu Jahr(zuletzt im Jahre 1909) finden noch immer die ſogenannten Aachener Heiligtumsfahrten ſtatt. Die Heiligtümer ſind ein hehrer Schatz, ſeit mehr als einem Jahrtauſend in Aachens Hut gegeben. Aachen hat ihn mit Stolz von Geſchlecht zu Geſchlecht vererbt„und er wird für alle Zukunft das Palladium Aachens bleiben. Außer dem Münſter und dem Rathauſe ſchmücken noch eine Reihe Denkmäler aus alter Zeit die Stadt. Zu erwähnen ſind vor allem das älteſte Rathaus Aachens, das ſogenannte Grashaus, die beiden mäch⸗ Tore, das Marſchiertor und das Ponttor, mit einigen alten Türmen, die ſtattlichen Reſte der frü⸗ heren Befeſtigungswerke. Eine Reihe von fehens⸗ werten ſchönen Kirchen zeugen von dem frommen Sinn der Vorfahren. Ein beſonders prächtiger Bau iſt auch das Stadttheater mit ſchönem klaſſiſchem Giebel. Mit dem Charakter der Bade⸗ und Luxusſtadt ver⸗ eint 00 in glücklicher Weiſe die Eigenart einer blü⸗ henden Gewerbeſtadt. In neuerer Zeit hat die Stadt einen induſtriellen Auſſchwung genommen; vor allem find ihre Tuch⸗ und Nadelſabriken berühmt, die ihre Er iſſe bis in ferne Kontinente verſchicken. Die Arbe iſt durchweg gut tlich geſinnt; daß wie die ſten anderen Aachen eine ſoz ialdemokratiſche Vertretung im Parlament bekommen 5 oliken Deut chl könnte, iſt in abſehbarer Zeit nicht zu befürchten. Der induſtrielle Einſchlag Aachens kann das Bild einer wirklich ſchönen Stadt nicht verwiſchen. Ein Kranz von grünen Hügeln mit ausgedehnten Waldungen rahmt das Ganze ein. Ein feſſelndes Bild! Möge der Zauber, der über der Stadt des großen Karl liegt, der Odem eines Jahrtauſends bedeutungs⸗ voller Geſchichte, der hier weht, und die Begeiſterung, die das Zuſammenwirken mit den Tauſenden gleichge⸗ ſtimmter Glaubensgenoſſen auslöſt, in dieſen Tagen der Generalverſammlung ihre Wirkung offenbaren, auf daß die Katholiken Deutſchlands ſeſter wie vordem zu⸗ ſammenſtehen in Liebe und Treue und von Aachen das Wollen und Vollbringen neuer großer Taten des ka⸗ tholiſchen Lebens mit heimbri ngen. t f INN programm und Nusſiebten. Eine Windthorſt⸗ Tagung. r eee e Es iſt naturgemäß, daß ſich die Kundgebungen einer Tagung„wie es der Katholikentag iſt, nicht in den Rahmen einer einzigen Ideengruppe bringen laſſen. Das katho⸗ liſche Leben iſt ſo vielſeitig und allumfaſſend, daß auch die Heerſchau der Katholiken ein ungemein vielſeitiges Bild tragen muß. Man hat jedoch ſeit einigen Jahren ver⸗ ſucht, der Tagung in gewiſſem Grade einen Stempel auf⸗ zudrücken durch die Erinnerung an große Männer der katholiſchen Vergangenheit. Im vorigen Jahre, in Mainz, erinnerte man ſich des großen katholiſchen Sozialpoliti⸗ kers Biſchofs Dr. Ketteler von Mainz. In dieſem Jahre wird die Tagung an das Andenken Windthorſts anknüpfen. Geheimer Juſtizrat Dr. Porſch, 1. Vizepräſident des Preu⸗ ßiſchen Abgeordnetenhauſes, Führer der ſchleſiſchen Katho⸗ liken„einer der berufenſten Schüler des großen Katho⸗ likenführers, wird ſeiner Wirkſamkeit für das katholiſche Deutſchland in einer großen Feſtrede gedenken. Auch bei der Präſidentenwahl wird ſeiner gedacht werden. Illuſtre Giäſte. N Der Tod des rheiniſchen Kirchenfürſten wirft natür⸗ lich ſeine Schatten auch auf die Aachener Tagung der deutſchen Katholiken. Aachen iſt zwar ein für ſich ab⸗ geſchloſſenes großes Intereſſengebiet, ſowohl von wirtſchaft⸗ lichem als auch geiſtigem und politiſchem Geſichtspulnkte, aber es gehört zur Diözeſe Köln. Die Verſuche Aachens, Sitz eines Biſchofs zu werden, ſind bisher nicht von Er⸗ folg begleitet geweſen, und zwar hauptſächlich aus ſeel⸗ ſorgeriſchen Gründen; die Bevölkerung dieſer überwiegend katholiſchen Gegend ſtellt nämlich außerordentlich viele Seelſorger, deren Arbeit für das ganze, bis zum Nieder⸗ rhein reichende Gebiet der Erzdiözeſe Köln von größter Erheblichkeit iſt. In Aachen hatte man natürlich auf den Beſuch des verſtorbenen Kirchenfürſten um ſo ſicherer ge⸗ rechnet, als Seine Eminenz Kardinal Fiſcher auch den Düſſeldorfer und den Eſſener Katholikentag mit ſeiner Anweſenheit beehrt hatte. Nun kam ſein plötzlicher un⸗ erwarteter Tod und machte dieſe Hoffnungen zuſchanden. Die Zahl der ſonſt zu erwartenden Herren Oberhirten iſt aber nicht geringer, als ſie es ſonſt zu ſein pflegte. Als Vertreter des biſchöftlichen Stuhles von Köln wird Herr Weihbiſchof Dr. Müller erſcheinen. Der als erfolg⸗ und einflußreicher katholiſcher Schriftſteller bekannte Biſchof der Diözeſe Rottenburg, wird ſogar an erſter Stelle unter den Rednern vertreten ſein. Ferner liegt eine beſtimmte Zuſage von Herrn Biſchof Schäfer, dem apoſtoliſchen Vikar von Sachſen in Dresden, vor. Wie immer ſeit langen Jahren werden zahlreiche Würdenträger des katholiſchen Ordensweſens erſcheinen. Auch das Ausland entſendet eine größere Zahl von Kirchenfürſten, beſonders das benach⸗ barte Belgien und Holland. So ſind angemeldet Biſchof Dr. Drehmans aus Roermond, Biſchof Rutten von Lüttich, Biſchof Koppen von Luxemburg, Biſchof Fallice von Nor⸗ wegen, Biſchof van de Wetering aus Utrecht. Auch Prinz Max von Sachſen hat ſein Erſcheinen zugeſagt, und Bi⸗ ſchof Geyer von Chartum in Oberägypten wird in einer der öffentlichen Verſammlung ſprechen. Zum Gedüchtuis des verſtorbenen Erzbiſchofs. Wegen der Trauer der Diözeſe um ihren Oberhirten wird das Programm der Tagung keine Einſchränkung erfah⸗ ren. Beſonders ſind auch auf Wunſch des Domkapitels die feſtlichen Veranſtaltungen beibehalten worden, doch iſt naturgemäß zu erwarten, daß die Feier ſtark durch den Ein⸗ druck der Trauer gedämpft werden wird. In der größten von den für Sonntag nachmittag nach dem Feſtzuge vorge⸗ ſehenen acht Arbeiterverſammlungen— zu denen in dieſem Jahre auch eine Kundgebung der katholiſchen Kaufleute tritt— wird Diözeſanpräſes Müller eine Gedächtnisrede auf den verſtorbenen Kirchenfürſten, warmherzigen Ar⸗ beiterfreund und vaſtloſen Förderer der Arbeitervereinsſache, halten. In der erſten öffentlichen Verſammlung wird der Präſident in ſeiner einleitenden Rede auf den Tod des Kar⸗ dinalerzbiſchofs Dr. Fiſcher zurückkommen. Da der Kardi⸗ nalerzbiſchof die Abſicht hatte, ſelber in der einleitenden Verſammlung zu ſprechen, werden die geſamten anweſenden Biſchöſe zur Erinnerung an den Verſtorbenen auf das Wort verzichten, ſo daß der biſchöfliche Segen ohne biſchöfliche Rede erteilt werden wird. Das Heim des Katholikentages. Für die Unterkunft der Berſammlung hat die Firma Strohmeyer in Konſtanz, die den Bau von vergänglichen Rieſenhallen für Kongreſſe und große Veranſtaltungen ſeit Jahren als Spezialität betreibt, und die bereits wiederholt dem Katholikentage das Heim er⸗ baut hat, geſorgt. Die Halle, die man diesmal, wiederum mit einem Aufwande von einem halben Hunderttauſend Mark, bauen mußte, weil Aachen keine Lokale hat, die Rieſentagungen dieſer Art aufnehmen könnten— wie Dort⸗ mund mit ſeinem Fredenbaum, Mannheim mit feinem Nibe⸗ kungenſaale, Mainz mit ſeiner Stadthalle uſw.—, iſt eine der ſchönſten Leiſtungen der genannten Firma. Die Faſſade wirkt wie ein Monumentalbau von erdrickender prächtigſter Gewalt, und die innere Einrichtung bietet die möglichſte Bequemlichkeit, insbeſondere auch in bezug auf Akkuſtik, die nach den bisherigen Proben zu urteilen den Stimmen ⸗ der Redner den Weg bis in die äußerſten Ecken ſichern und damit die ſonſt ſo leicht bei ſchlechter Akuſtik auftretende Unruhe in den entfernteren Teilen des Saales bannen wird. Die Halle, die genau 58 000 Mark koſtet, liegt direkt vor dem Ponttor, dem Städtiſchen Muſeum an der Nordecke der Stadt. Es iſt ein ungemein ſtattlicher und ſolider Bau. Vor der Front grüßt eine gewaltige Chriſtusfigur in hoh⸗ prieſterlicher Tracht, ein Hochrelief, einladend die Hände ausſtreckend. Kommt man in den Saal, ſo fällt der Blick auf ein gewaltiges Bild der majeſtas dei, rings von Strah⸗ len umgeben. Die Halle umfaßt zirka 7000 Plätze, dar⸗ unter 1500 Stehplätze. Drei Galerien ſind für Frauen ein⸗ gerichtet; zweimal mußten dieſe wegen des ſtarken An⸗ dranges vergrößert werden, und trotzdem ſind heute alle Plätze für Frauen ausverkauft, ſo daß Frauen keinen Zu— tritt mehr erlangen können. Die Tribüne für Ehren⸗ gäſte iſt wie gewöhnlich an der Breitkeite. An ſie ſchließt ſich die Tribüne für die Studenten, die natürlich auch in dieſem Jahre wiederum ſehr zahlreich vertreten ſein werden. e.% E ber est n r e be! va Am Mittwoch und Freitag abend waren in der Halle große Proben der muſikaliſchen Veranſtaltungen für die Begrüßungsfeier am Sonntag, an der über 700 Sänger teilnehmen werden. Die Proben waren jedesmal bis auf den letzten Platz ausverkauft, und es zeigte ſich, daß bei gutbeſetztem Hauſe eine blendend ſchöne Akuſtik in dem Saale herrſcht. T eee e 1 be eee ee Corbereitungen. ea eee Die Stadt Aachen, dieſe katholiſchſte Großſtadt des Reiches, nimmt ſich natür⸗ lich ihrer Gäſte mit beſonderem Intereſſe an. Sie hat, wie das bei Kongreſſen mehr und mehr Sitte zu werden ſcheint, Samstag abend, dem Vorabende der Tagung, eine feſtliche Veranſtaltung vorgeſehen, und zwar insbeſondere für die Mitglieder der Preſſe. Die Veranſtaltung beginnt mit einer Beſichtigung der Stadt, des Rathauſes, der Bäder uſw., unter Führung des Kurdirektors Herrn Heil und findet ihren Abſchluß in einem Gartenfeſte mit Frei lichttheater am Abend auf dem Lousberg, der prächtigen Erholungsſtätte der Aachener im Norden der Stadt. Für Unterkunft iſt geſorgt. Es iſt hier vorzügliche Organiſationsarbeit geleiſtet wor den, daher größte Zuverſicht. 1000 000 Fremde wird man aufnehmen können. Der Andrang wird ſehr groß ſein; im vorigen Jahre in Mainz hielt man es für eine große Errungenſchaft, daß 800 neue ſtändige Mitglieder gewonnen worden ſind. In dieſem Jahre ſind ſchon jetzt zirka 1000 neue ſtändige Mitglieder hinzugekommen, ſo daß nun— mehr ee eee eren n über 7000 ſtändige Mitglieder e dem Katholikentage dauernd angeſchloſſen ſind. 1 Wie ſtark der Andrang aus Belgien und Holland, ſein wird, geht daraus hervor, daß von den 200 Plätzen für Journaliſten zirka vierzig allein von belgiſchen und holländiſchen Kollegen in Anſpruch genommen ſind. Für die Preſſe iſt diesmal in der Weiſe geſorgt, wie es ſeit Jahren vergeblich verlangt, aber meiſtens von der Polizei nicht genehmigt worden iſt: Der Raum für die Preſſe iſt gänzlich von dem Zuhörerraum abgeſchloſſen, ſodaß die Preſſeleute ſich bei ihrer mühſeligen Arbeit nicht immer erſt durch die herandrängenden Zuhörer bahnen müſſen, wenn ſie zum Telephonieren oder zu anderen Ar beiten ihre Plätze verlaſſen müſſen. Keine Auguſtinusvereins⸗Verſammlung. Die Organiſation des Katholikentages beweiſt in dieſem Jahr noch nachdrücklicher als früher, daß die gewaltige Heerſchau der Katholiken Deutſchlands kein Centrumspar— teitag iſt; denn die einizige Stelle, wo eine freie Aus ſprache über die politiſche Lage ſtattfand, die reiflich über außerhalb des offiziellen Programms des Katholikentags lag, die Auguſtinusvereins⸗Verſammlung, fällt diesmal ganz fort. Viele Ausländer ſind angemeldet, aus Holland, Belgien beſonders. Mit Rück ſicht auf dieſe iſt die Offenhaltung der Läden geſtattet, weil man im Ausland die Sonntagsruhe nicht kennt, und mög⸗ lichſt vielſeitige und ausgedehnte Einkäufe bei uns im Intereſſe der nationalen Volkswirtſchaft ſehr wünſchens⸗ wert ſind. Der Verband der katholiſchen kaufmänniſchen Vereine hatte dagegen proteſtiert, weil man es den katholiſchen Angeſtellten unmöglich macht, an der Kundgebung für ihren Glauben im Feſtzug ſich zu beteiligen. Der Verband der katholiſchen Kaufleute hat darauf beim Katholikentag einen Antrag eingebracht, daß in Zukunft die Ortskomitees recht zeitig Eingaben bei der Polizei machen ſollen; man wil die erweiterte Sonntagsruhe aber höchſtens nach dem Feſt zug für Zigarren und Lebensmittel zulaſſen. Der Ver⸗ band der katholiſchen kaufmänniſchen Vereine wird mi Rückſicht darauf, daß eines ſeiner leitenden Mitglieder in den Vorſtand des Katholikentages berufen werden wird, ſich nämlich ſtärker als früher an dieſem Feſtzug betei⸗ ligen. Alle Vereine ſind aufgefordert worden, ihre Banner zu entſenden, und ſie werden dieſer Aufforderung auch zahlreich entſprechen. 0„ Der Feſtzug i f ö am Sonntag nachmittag iſt wohl die wichtigſte Veranſtaltung des Katholikentages überhaupt. Er hat den Beweis zu erbringen, daß die Anteilnahme an der alljährlichen Heer⸗ ſchau der Katholiken wirklich allgemein iſt, daß dieſe Tagung wie keine andere ſich der Anteilnahme der breiteſten Volks⸗ kreiſe erfreut. Darum iſt man natürlich in den Tagen vor der Verſammlung aufs äußerſte geſpannt über den Einlauf der Anmeldungen von Vereinen und ſonſtigen Körperſchaf⸗ ten. In dieſem Jahre tagt die katholiſche Heerſchau in einem ſehr lebhaften, dicht beſiedelten Induſtriegebiet, und nur einige Bahnſtunden weiter liegt das größte Induſtriegebiet der Welt. Die Erwartungen waren daher von vornherein ſehr hoch geſpannt, nach dem bisherigen Stande der An⸗ meldungen mußten aber bereits ſo ſehr weitgehende An⸗ ſprüche an die Leiſtungsfähigkeit der Eiſenbahn geſtellt wer den, daß dieſe kaum dem Andrange gerecht zu werden ver, mag. Die Zatl der Extrazüge geht bereits über hundert hinaus, und die Bahn hat eine ſehr weit ausgebaute Orga⸗ niſation zur Ausſchiffung der ſtark beſetzten Züge getroffen. Auf jeden Fall wird auch am kommenden Sonntag der dröhnende Schritt der Arbeiterbataillone durch die Welt irren, zum Schrecken derer, die die Arbeiterbataillone gegen die beſtehende Ordnung mobil machen möchten. Mitleid iſt eine taube Blüte, Wenn es nach Lohn und Nutzen frägt, 15————. Das Reich der Frau. I e—— von Herzen glücklich zu ſein im Kleinen, I 9 — 1 Und was iſt das für eine Güte, Die ihre Gaben wägt. —— E Das Panier im Wandel der Seiten. Immer wieder ſtoßen wir auf die Erſcheinung, daß alte, längſt begraben geglaubte Moden wieder dem Staube der bergeſſenheit entriſſen und einer Seit aufgezwungen werden ſollen, die ſo gar nicht mehr mit ihnen in Einklang zu bringen iſt. Das war Anfang des Jahres 1912 auch der all mit den panierkleidern, die in dieſer Zeit 90 die Geſtalt anzunehmen drohten, die ihnen in den Jahren 1882 und 1883 gegeben wurde. Aber die hohen wülſte um die Hüften, die vor 30 Jahren 180 3 der Stolz mancher Modedame waren, konnten den Srauen aus unſeren Tagen durchaus nicht gefallen, dazu war ihr Blick durch die Empirelinie, die ſchlanken ſch taten Si und glatt anliegenden Röcke für den ſchlanken Stil zu ſehr geſchärft worden. weit weniger noch gelang die Piedergeburt der pPaniers aus dem 16. Jahrhundert und derjenigen aus der Seit Cudwig XV. und XVI. ſollten die dadurch. Anxegungen nicht ſpur⸗ los verloren gehen. Wenn auch die genannten hiſtori⸗ ſchen paniers, ſowie die der achtziger Jahre keine Gnade vor den Augen unſerer Schönen fanden, ſo ent ⸗ wickelte ſich aus ihnen doch bald eine unſerer Seit mehr entſprechende Form, die nichts mit den Salbeln, Vertugadins, den maſſenhaften Volants, Schletfen und Ile 16 0 N. 4 Schleifchen, noch mit den Stoffanhäufungen unterhalb— der Taille zu tun hatten, iſt doch auch die eng einge⸗ Und dennoch — will mir fürwahr als ein Großes erſcheinen. ll 1 1 16 12, XVI. die ſie vorher vielleicht kaum vom„Börenſagen“ kannten, bekommen den richtigen Blick für die ihnen bisher noch verborgen geweſenen Naturſchönheiten und Geſchmack und Sxeude an einfache, natürliche verhältniſſe. bäter und Mütter, denen es nicht beſchieden iſt, weitere Reiſen mit den Kleinen zu unter ⸗ nehmen, ſollten wenigſtens die Sonntage möglichſt von morgens bis abends mit ihnen im Sreien ver. bringen. Der folgende Montag iſt ja ſchulfrei, da können ſie dann von der Ermüdung ausruhen, die anfangs den des wanderns Ungewohnten oft noch bei den mit etwaigen Panderungen verbundenen Ausflügen befällt. An einzelnen Hachmittagen der woche ſollten ebenfalls kürzere Ausflüge unter nommen werden, und wer über etwas Gartenland verfügt, ſollte den Tag über möglichſt ganz dort leben. Außer dem vorgeſchlagenen gibt es nun ja noch ſo mancherlei Mittel und Wege, die Sommer- ferien in rechter Weiſe auszunutzen, die von jedem, je nach Stand und Vermögen, in Anſpruch ge nommen werden können, es muß dabei immer nur der Hauptzweck im Auge behalten werden, die Kinder ihre Serien vor allem dazu verwenden zu laſſen, wozu ſie ihnen gegeben ſind, nämlich zur wirklichen Erholung des Körpers und Geiſtes. B. G. e w 0 Der ſpre chende Kater Peter Alupka! Die kulturellen Sortſchritte unſeres Jahrzehntes grenzen faſt ans Unglaubliche. And das nicht allein in bezug auf die Menſchen, nein, auch die Tiere beweiſen uns, daß ſie noch weit entwickelungs⸗ fähiger find, als wir je für möglich gehalten.„Pferde denken, Hunde und Ratzen ſprechen! Die Sprachfähigkeiten des„geſtiefelten Katers“ ſind uns im Märchen allerdings nichts Neues, und den „Biddigeigei“ im Trompeter von Säckingen kennen wir ja auch als ein logiſchdenkendes, ſprachbegabte⸗ Tierchen! Daß aber all' dieſe, dem Firn eines Dichters entſprungenen Märchen einſt in die Tat um ⸗ c At 95. 5 5 N 7 7 5 vf.. N ſchnürte Taille, die zu den Paniers alter Zeiten ge.“. hörte, gänzlich bei uns von der Bildfläche verſchwun⸗ den. Unſer modernes Panier verdient kaum dieſen Namen, da es im Grunde genommen nichts iſt als eine geraffte Tunika, die am Caillenſchluß leicht eingereiht, trotzdem der in den letzten Jahren ge⸗ wohnten Schlankheit unſerer Damen wenig Abbruch tut. Gefällig fließen die leichten Salten um den Körper und bieten dem eiligen Vorwärtsſchreiten unſerer jetzigen Generation kein Hindernis, beengen nicht die genau abgezirkelten Sitze in der Straßen- und Eiſenbahn oder die eines anderen modernen Vehikels, während ſchon von den unter 1 und 2 gebrachten Panierkleidern aus den achtziger Jahren des vorigen Jahrhundert ſicherlich nicht die gleiche Anzahl Damen in unſeren modernen Sahrzeugen Platz finden könnte, ohne die bauſchigen Stoffwogen ihrer Robe zu zerdrücken. Beſonders für leichte Stoffe, wie Voile, Tüll, Colienne, Chiffon, Crèpe de Chine und ähnliche duftige Gewebe eignet ſich der moderne Panierſchnitt vorzüg⸗ lich. Selbſt die dabei angewandten ſchmalen, leicht eingereihten bolants und die ſchmal gefalteten Pliſſees nehmen dieſen paniers nicht den Eindruck gefälliger Schlankheit. Es ſcheint demnach, daß die ſchon ſo lange prophezeiten weiten Kleider immer noch hinter den Ruliſſen bleiben. Um ſo mehr aber behauptet ſich die wenig oder gar nicht eingeſchnürte Taille zum Pohle des ganzen Srauenkörpers, bei dem jetzt 60 bis 68 em Caillenſchluß durchaus noch für ſehr eng gehalten wird, während die Taillen in früheren Jahr⸗ hunderten, ja ſelbſt noch Ende des vorigen, oft bis zu 48 em zuſammengeſchnürt und ſchön gefunden wurden. Der Schönheitsbegriff iſt eben auch nicht ſtagnierend, ſondern wechſelt mit den jeweiligen Moden und fügt ſich ebenſo den Anforderungen der Seit wie unſere geſamte Lebensweiſe. Daß nun die modernen Panierkleider nicht immer ein und demſelben Schnitt folgen, ſondern recht vielſeitig in bezug auf Sorm, Stoff und Ausſtattung ſein können, bedarf wohl kaum der Erwähnung, iſt „Vielſeitigkeit“ doch die parole der Mode heutzu⸗ tage, kann es doch vorkommen, daß wir in einem Baällſaal oder Geſellſchaftszimmer jetzt kaum zwei Toiletten ſehen, die ſich völlig gleichen. Wir finden im Gegenteil immer wieder andere Eigenarten, da es jetzt ja auch durchaus nicht mehr als unangenehm auffallend empfunden wird, wenn nicht alle einer Schablone folgen, ſondern jede ſich bemüht, ihre Individualität zum Ausdruck zu bringen. Und das iſt ſehr zu befürworten, denn es gibt gute Gelegenheit zur freieren Entfaltung unſerer Phantaſie, G bildet den Geſchmack, ſtärkt die Selbſtändigkeit und macht uns unabhängiger von dem Einfluß unſerer Schneiderin, deren Anſichten über das, was für uns paſſend oder unpaſſend iſt, in den genannten Sällen nicht mehr allein maßgebend für uns zu ſein braucht. Helene Grube. wie ſollen unſere Kinder die Sommerferien verbringen! In unſerem Seitalter„des Kindes“ wird ſicherlich viel getan, der kleinen Welt auch die Serien zweck⸗ mäßig zu geſtalten. Serienkolonien, Serienwanderungen, Austauſch von Schülern in den Serien ermöglichen es der ſchulpflichtigen Jugend, in Gottes friſcher, freier Hatur den Blick zu ſchärfen, die Muskeln zu ſtählen, durch neue Eindrücke mancher⸗ lei Anregung zu erhalten, und üben vor allem, da die Kinder dabei meiſtens unter der Aufficht von ehrern und anderen vorbildlichen perſönlichkeiten ſtehen, auch einen ſittlichen Einflutz auf ſie aus. Immerhin aber können leider noch nicht alle dieſer Abbildung 5. Modernes panierkleid. wohltätigen Einrichtungen teilhaftig werden. Viele müſſen die Serienzeit im Eltern. hauſe verleben, und nicht immer wird ſie dort nutzbringend für Körper und Geiſt verbracht. Manche möchten den Rindern in dieſer Seit alle möglichen ber⸗ gnügungen zugänglich machen, geſtatten ihnen täglich den Beſuch aufreibender Jahrmärßte, die oft gerade während der Sommerferien an vielen Orten ſtatt⸗ finden und längere Seit währen, wie z. B. in Dresden die Dogelwieſe, ſtatt ſie zu Couren in ſbald und Seld zu veranlaſſen. wWohlhabendere Eltern führen die größeren Kinder ſogar ſchon auf Rennplätze oder ſuchen andere Orte mit ihnen auf, an denen ihre Sprößlinge in aufgeputzten Kleidern wie die Er⸗ wachſenen einherſtolzieren und vor lauter Surcht, die feinen Anzüge zu verderben, ſich kaum zu bewegen getrauen. Andere wieder, die ihrer häuslichen Behaglich⸗ keit den Rücken gewandt haben, ſuchen mit den Kleinen vornehme Seebäder oder Kurorte auf, in denen es von Sremden wimmelt und wo ein Paſten und Treiben, ein Jagen nach bergnügungen aller Art herrſcht, daß angegriffene und abgearbeitete Nerven ſich dabei ſtieineswegs erholen können, ſondern noch mehr erſchlaffen und ſomit der eigentliche Zweck der Sommerferien oft gänzlich verfehlt wird. Aber wie friſch und geſund, wie neugeſtärkt an Ceib und Seele kehren die von der Serienreiſe zurück, die dieſe Zeit an einem ruhigen, von der lauten verkehrsſtraße abgelegenen Ort zubringen, an dem die ſchulfreie Jugend den Tag unter fröhlichen Spielen und nervenſtärkendem Sport, wie Siſchen, Rudern, Schwimmen und anderen, dem Körper zuträglichen Uebungen verbringen kann. Sruchtbringend in jeder Hinſicht iſt auch der Aufenthalt auf dem ande, auf irgendeinem Bauerngut oder direkt im walde in einer Sörſterei. An dieſen Orten können die Kinder ſich mit dem Candleben und dem Leben im walde annt machen, dort lernen ſie die Tiere, die fuͤr unſeren Haushalt ſo unentbehrlich ſind, in der freien Natur kennen. Bort bereichern ſie ihre Kenntniſſe von Pflanzen, 1 1 peter Alupta, der ſprechende Rater. Abbildung J. Panierkl geſetzt würden, erſcheint wohl man wirklich ſprechen, unſer Peter Alupf das iſt bis jetzt das Repertoir dieſe ſchwarze Herrchen mit dem ſilberne nimmt. Tantfeſt und notenſicher „Der Mai iſt gekommen“,„Das Alſter“. Sür einen Rater als Anfa Katzengewohnheiten gänzlich abgel zum Mund Brüder uns N führt die darin befindliche Milch auf dieſe beiſe in den eune. Y eee Miauen, durch das uns andere Katzen, namentlich wenn ſie ihre Konzerte auf den Dächern unſerer Pohnhäuſer abzuhalten belieben, oft in nicht geringe Verzweiflung verſetzen, hat Peter gänzlich verlernt. Pill er ſeinem Mißfallen oder ſeiner Sreude Ausdruck geben, ſo geſchieht das durch nein, nein, nein. Miau ſpricht er auch nicht nach, wenn es ihm vorgeſprochen, ſondern beharrt bei ſeinem Hein. Bei einem amerikaniſchen Tee, der in damburg zum Beſten des dortigen Tierſchutzvereins in dem vornehmen Eſplanaden-Potel gegeben wurde, hat„Peterle“ fich glänzend be⸗ währt. Das ſchöne Tier erregte die gerechte Bewunderung aller Tierfreunde, und auch die peſſimiſtiſchſten Ceute mußten die Tatſache anerkennen, wirklich etwas noch„nie Dageweſenes“ geſehen und gehört zu haben. Ja, manche wurden durch das Benehmen des wohlgeſitteten, ſprechenden Katers veranlaßt, an ein Punder zu glauben! Doch wer ſich mit dem Seelenleben der Tiere beſchäftigt hat, wird wiſſen, daß alles durch natürliche Mittel und Wege vor ſich gegangen. Nun aber höre ich im Geiſte manche meiner lieben Ceſerinnen kopfſchüttelnd fragen:„Was hat denn das Tier mit unſerem ‚Reich der Srau' zu tun, in dem doch nur die Intereſſen der Srau vertreten werden ſollen?“ Pardon, meine Gnädigſten, es handelt fich hier nicht allein um das Tier, ſondern vor allem auch um die, welche ſich der Mühe unter⸗ zogen, die in dem Kater ſchlummernden Sähigkeiten zu wecken und zu bilden und auf wiſſenſchaftlicher Grundlage durch richtige Handhabung des Kiefers und das Siehen einiger Zähne des Tieres die Möglichkeit zu ſchaffen, daß es die ihm vorgeſprochenen Caute klar und deutlich nachſprechen konnte. Außerdem gehörte eine bewunderungswerte Geduld dazu, täglich mit dem Rater die Bpren en vorzunehmen, ohne die ſonſt bei Tierdreſſuren üblichen Schläge auszuteilen. Im Gegenteil iſt es nur der fich ſtets gleich bleibenden liebevollen Behandlung ſeiner Herrin, einer damburger Hahnärztin, zu verdanſten. daß ſich aus dem verhungerten. häßlichen, ſcheuen Kätzchen, als welches es von ſeiner Lehrmeiſterin auf der Straße aufgeleſen und dem ficheren ungertode entzogen wurde, ein ſo prächtiges, auffallend ſchönes Exemplar der Spezies„Katze entwickelt hat, das mit Menſch en zu reden verſteht und für Muſik ein ausgeprägtes Intereſſe zeig. 2