Erklärung. Um einer Irreführung der hie⸗ ſigen katholiſchen Bevölkerung vor⸗ zubeugen, wird hiermit pfarramtlich erklärt, daß die Gottesdienſtordunng nur dem„Vieruheimer Anzeiger“ ge⸗ geben wird, und daß daher nur der „Viernheimer Anzeiger“ berechtigt iſt, Dem dieſelbe zu veröffentlichen. Ferleger der„Neuen Viernheimer Zeitung“ wurde dieſes ausdrücklich mündlich erklürt unter Angabe der Gründe, die früher au dieſer Stelle ſchon öfters hervorgehoben wurden und deshalb allgemein bekannt ſind. Wenn die„Neue Viernheimer Zeitung“ trotzdem die Gottesdienſt⸗ ordnung bringt, dann geſchieht dies ahne Ermächtigung u. gegen die ausdrückliche mündliche Erklärung von ſeiten des katho⸗ liſchen Pfarramtes. Das katholiſche Pfarramt: Wolf, Pfarrer. Bekanntmachung. Betr.: Rezeßbaufonds der Gemeinde Viernheim; hier Ge⸗ währung von Rezeßbauvergütungen pro 1913. Bezugs berechtigte Ortsbürger, welche Anſprüche an Ban- und Reparaturholz reſp. Vergütung dafür pro 1913 zu er⸗ heben gedenken, wollen ihre Anmeldungen bis 15. Anguſt 1912 bei uns bewerkſtelligen. Soweit Neubauten in Frage kommen, ſind zugleich die Pläne abzugeben. Ebenſo find auch alle diejenigen Bauten pp. nochmals zur Vergütung anzumelden, von welchen im Laufe des Johres Anzeige gemacht wurde, für die aber, weil nicht zur richtigen Zeit angemeldet, eine Vergütung bis jetzt nicht gewährt werden konnte Ausdrücklich wird noch darauf aufmerkſam gemacht, daß für Bauten keine Vergmungen gewährt werden können, welche nicht rechtzeitig zur Anmeldung gekommen ſind und daß die in der Anmeldung ſäumigen Bürger ſich die etwa daraus entſtehenden Nahteile ſelbſt zuzuſchreiben haben. Viernheim, den 1. Auguſt 1912. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Kühlwein. ohristlicher Familien- Kalender Jahrbuch des allgemeinen Vereins der christlichen Familien 20. Jahrgang. —.— Hyeis 50 g. 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Der Verſaſſer hat große Mengen des in die Schweiz ein⸗ geführten Gefrierfleiſches in der Praxis auf ſeinen Wert oder ſeinen Unwert zu prüfen gehabt, und er hat die Gelegenheit benutzt, eingehende wiſſenſchaftliche Unterſuchungen darüber anzuſtellen, ob und welche Ver⸗ änderungen durch den Gefrierprozeß am Fleiſch über⸗ haupt entſtehen, ſodann, ob und welche Veränderun⸗ gen das Gefrierfleiſch erleidet von dem Augenblick an, in dem es in den Handel kommt, bis zu dem Zeit⸗ punkte, in dem es verzehrt wird. Dieke Unterſuchun⸗ gen haben ergeben, daß durch den Gefrierprozeß das Fleiſch ſowohl an Geſchmack als auch an Nährwert we⸗ ſentlich beeinträchtigt wird. err Dr. Schellenberg be⸗ richtet nämlich über die Erfolge der bisherigen Ge⸗ frierfleiſcheinfuhr folgendes: „Mit großer Spannung war der Verkauf dieſer Fleiſchſorte von allen Kreiſen des ſchweizeriſchen Volkes, hauptſächlich aber der Städte- und Arbeiter— bevölkerung, erwartet worden. Der Abſatz ging aber beim Eintritt wärmerer Jahreszeit ſtark zurück, und im Laufe des Sommers hielt nur noch ein Metzger in Mit Eintritt des Winters 1911 trat erneut der Ruf nach behördlichen Maßnah⸗ men zur Linderung der Teuerung auf. In Zürich über⸗ gaben die Stadtbehörden den Gefrierfleiſchverkauf dem Metzgermeiſterverein mit der Verpflichtung der Abgabe zum Preiſe von 0,60— 0,90 Franes mit Knochen und 11,50 Franes ohne Knochen für das halbe Kilo⸗ gramm. Die erſten Winterſendungen fanden wiederum guten Abſatz, doch raſch geriet der Vertrieb erneut ins Stocken. Erkundigte man ſich nach der Urſache, ſo er⸗ hielt man ſtets die Antwort, daß der widrige Bei⸗ geſchmack oder das Herausfließen des Fleiſchſaftes, die geſchmackloſe Suppe, die trockene, ſtrohige Fleiſch⸗ beſchaffenheit und der im Verhältnis zur Qualität hohe Preis für eine weitere Verwendung im Haus⸗ halte nicht günſtig ſei. Im eigenen Haushalt angeſtellte, objektive Verſuche konnten dieſe Angaben beſtätigen. Wer einmal die Zerſetzungsſtoffe im Gefrierfleiſch ge⸗ koſtet hat, kauft nicht wieder, namentlich der Arbeiter- ſtand iſt vom Verbrauch des Gefrierfleiſches abgegan⸗ gen und wählt lieber die billigeren friſchen Fleiſch⸗ ſorten. Die Metzgermeiſter geben an, daß am we⸗ nigſten die unteren Klaſſen Abnehmer des Gefrier⸗ fleiſches ſind, vielmehr ſind dies der Mittelſtand, Koſt⸗ gebereien und Wirtſchaften. Gleiche Angaben erfährt man auch aus der Tagespreſſe. In der Stadt Zürich nimmt dementſprechend auch der dritte Stadtkreis, in dem vorwiegend Arbeiterbevölkerung wohnt, mit nur einem Drittel an dem Geſamtkonſum des Gefrier- 1 teil, und dieſe Zahl geht noch fortwährend zurück.“ Die Stimme ruft! Eine Bauerngeſchichte aus dem Taunus von Fritz Ritzel. 331(Nachdruck verboten.) Eilig ſchleppte das alte Weiblein einen Stuhl herbei, auf welchen ſich der Bauer unter Achzen ſchwer niederließ. Eine Weile hörte man nur das Keuchen des von dem an⸗ ſtrengenden Weg Ermatteten und das Ticken der Schwarz— wäͤlder Uhr, dann klangen feſte Männerſchritte im Vorplatz und Chreſtian betrat die Stube. Auch er wollte beim Anblick des Beſuches die Ollampe anzünden, wurde jedoch von der Mutter daran gehindert, welche ihm leiſe ſagte: „Der Hankunrad Ferber is do un will was mit uns redde. Loß des Licht! Sein Aage könne's nit verſrage!. „Der Hankunrad Ferber?“ rief Chriſtian überraſcht aus.„Des is jo en ſeltener Beſuch! Was verſchafft uns dann die Ehre, Herr Hankunrad Ferber, wenn mer froge därf? Sucht Ihr widder en Einſteher oder wollt Ihr uns widder Geld lehne? Dann habt Ihr den Weg um⸗ ſonſt gemacht— wir brauche kaans!“ N Wie ſchmerzhafte Stiche trafen den Bauer die höhnenden Worte. Traurig erwiderte er:„Du hoſt jo recht, Chriſtian, wenn du ſo mit mir umgehſt, ich hab's nicht beſſer an Eich verdient. Wenn du awer wüßt, was du mir antuſt mit deiner Spottred, dann tätſt du viel⸗ icht daran denke, daß ich en alter, kranker und faſt blinder un bin, dem man was nochſehe könnt. Denk dran, 0 es ſchun im Vaterunſer haaßt: Wie auch wir vergeben unſern Schuldigern!“ Betroffen von dem veränderten Weſen des Bauern, der ihm bei ihrer letzten Unterredung ſo höhniſch die r gewieſen hatte, verharrte Chriſtian in Schweigen. Ein ſeltſames Gefühl von Mitleid überſchlich ihn, als er die gebrochene Geſtalt des ehedem ſo ſtarken und trotzigen tannes im Dämmerdunkel vor ſich ſah, ein Bild der Hinfälligreit und Schwäche. So hatte er dieſen alten ann noch nie geſehen. ö 6 Und was ſprach derſelbe von innerem Weh, welches durch die höhnenden Worte vorhin geweckt worden war? ä (Heſſiſch⸗badiſcher Grenzbote) Amtsblatt der Großherzoglichen gürgermeiſterei Viernheim Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Annahmeſchluß für Jnſerate: Größere ein Tag vorher, abends 5 Uhr; kleinere ſpäteſtens 9 Uhr morgens. Rathausſtraße Nr. 19. Mittwoch, den 14. Auguſt 1912. Der„ſtrohige“ Geſchmack des Gefrierfleiſches er⸗ klärt ſich dadurch, daß der Fleiſchſaft verloren geht. Dieſer enthält aber gerade die Beſtandteile, die den würzigen Geſchmack friſchen Fleiſches ausmachen, näm⸗ lich die anorganiſchen Fleiſchſalze, die Muskel- und Blutfarbſtoffe und gelöſte Eiweißſtoffe. Dieſe Umſtände ſprechen wohl wenig für die Ein⸗ fuhr des Gefrierfleiſches. Dann ſind aber die Preiſe derart hohe, daß man für dieſes oben angegebene Geld friſches Fleiſch von ſaſt derſelben Menge erhält. Sieben Reichstagserſatzwahlen haben bereits feit dem Zuſammentritt des neuen Reichs⸗ tages ſtattgefunden. Gleich nach den allgemeinen Wah⸗ len mußte für den doppelt gewählten Grafen Miel⸗ zynski in Pleß⸗Rybnik eine Erſatzwahl vorgenommen. werden, wobei der Pole Pospiech ſiegte. Um die gleiche Zeit verzichtete in Siegkreis-Waldbröl der Centrumsab⸗ geordnete Becker zugunſten des in Köln unterlegenen Herrn Trimborn. Das Mandat blieb ebenſo in den Händen des Centrums wie Münſter⸗Coesfeld, wo an Stelle des zum bayeriſchen Miniſterpräſidenten er⸗ nannten Freiherrn von Hertling der Abgeordnete Dr. Gerlach gewählt wurde. Die nächſte Erſatzwahl war dann bekanntlich Varel-Jever, wo die Volkspartei mit Hilfe der Nationalliberalen das Erbe Albert Traegers mit Dr. Wiemer behauptete. Dann wurde durch Man— datsniederlegung des Abgeordneten Roeren das Man⸗ dat von Saarburg-Merzig vakant, das vom Centrum mit dem Abgeordneten Werr ebenfalls behauptet wurde. Die ſechſte Reichstagserſatzwahl war die von Hagnow⸗ Grevesmühlen, bei der die Fortſchrittliche Volkspartei das Mandat dem konſervativen Handwerker Pauli mit Hilfe der Sozialdemokratie entriß. Der Ausgang war angeſichts der Stimmenverhältniſſe unvermeidlich. Die ſiebente Reichstagserſatzwahl wurde durch den Tod des bayeriſchen Bauernbündlers Bachmeier in Pfarrfirchen nötig. Auch hier blieb der Beſitzſtand unverändert, da Liberale und Sozialdemokraten für den Bauernbündler eintraten, ſo daß das Centrum, das in früheren Zeiten den Wahlkreis wiederholt inne hatte, ihn nicht an ſich zu reißen vermochte. Die achte Reichstagserſatz⸗ wahl wird demnüchſt in Hagenau im Elſaß ſtattfinden. Sie iſt erforderlich geworden durch den Tod des Abge⸗ ordneten Will(elſ. Centrum). Der Wahlkreis iſt un⸗ beſtrittener Beſitz der elſaß-lothringiſchen Centrums⸗ partei. Politiſche Rundſchau. 0 Berlin, 12. Auguſt. Er — Der Kaiſer und die Kaiſerin ſowie die Prinzeſſin Viktoria Luiſe nahmen am Sonntag vor⸗ mittag an dem Gottesdienſt in der Schloßkapelle in Wilhelmshöhe teil. Zur Frühſtückstafel waren geladen der kommandierende General des 11. Armeekorps Ge— , y Was bedeutete es, daß der ſtolze Bauer ſagte, er ſähe ein, daß er die wegwerfende Behandlungsweiſe verdient habe? War die Reue über ihn gekommen? Suchte der alte Mann Frieden und brachte er vielleicht— es durchflutete Chriſtian eine heiße, wohlige Empfindung— von Magdalen ein Lebenszeichen? Mit angehaltenem Atem harrte der junge Mann der weiteren Entwicklung der Dinge. Hankunrad Ferber hatte den Kopf auf die Hand ge⸗ ſtützt und fuhr mit zitternder Stimme fort:„Lisbeth, Chriſtian, ich bin herkumme un will widder gut mache, was ich Eich domols angeton hab! Do in dem Beitel ſein die zwaahunnertfufzig Gille ſamt Zinſe un Zinſes⸗ zinſe bis uff de heitige Tag. Der Deiwel hot die Philippine, unſer Herrgott verzeih's ihr, verblendet, daß ſie Eierm verunglückte Vatter de Schuldſchein aus ſeim Büchelche genumme hot; der Deiwel hot mich verblendet, daß ich Eich nit gleich widder gewe hob, was Eier war. Unrecht Gut gedeiht nit. Ich hab's an mir gemerkt. Wißt Ihr, was es baaßt, ſich ſelbſt was vorwerfe zu müſſe? Unſer Herrgott ſoll Eich devor bewahre, daß Ihr des kenne lernt! Er hot mich hart geſtraft mit der ewige Angſt in dene lange Jahre, daß was erauskäm; was ich ausgehalle hab, es war die zwaahunnertfufzig Gille wahr⸗ haftig nit wert! Lisbeth, du waaßt, wie ich mich domols verſchwore un verhaaße hab, ich hätt kaa Geld von deim Mann krieht. Blind wollt ich werrn, hab ich geſagt, wenn ich den Lenhard an dem Dag bei mir geſeh hätt Unſer Herrgott läßt nit mit ſich ſpotte. Halbblind bin ich ſchun: wie lang werd's dauern, dann is es for immer Nacht— Nacht, dunkel Nacht! Kaa Berg un kaa Wälder, kaa Häuſer un kaa Menſche, nit mehr das Geſicht vun meim Lenche— nix mehr ſoll ich ſehe! Och Gott, es is zu hart, zu hart!“ f 5 Im krampfhaften Schluchzen erſtickten die gebrochenen Laute; das ſchheibende Weh, welches in der Bruſt dieſes Mannes ſo lange gewühlt und gebohrt hatte, es machte ſich jetzt in erſchütternden Klängen Luft, wie ſie nur ein aufs äußerſte gepeinigtes Menſchenhers hervorbringen kann. —— Viernheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Gegründet 1384 28. Jahrgang. neral der Infanterie Fretherr von Scheffer⸗Boyadet, Intendant Graf Byland-Rheydt und der Oberbürger⸗ meiſter von Kaſſel Dr. Scholz. :: Ein Erfolg des deutſchen Botſchafters in Ton⸗ don. Der deutſche Botſchafter Baron Marſchall von Bieberſtein hat nach einem franzöſiſchen Blatt einen Erfolg betreffs einer engliſch⸗deutſchen Zuſammenarbeit im Orient erzielt. Zwiſchen der Deutſchen Bank und der engliſchen Company Lyn ſchBrothers iſt nämlich über die Schiffahrt auf dem Tigris und Euphrat eine Ver⸗ ſtändigung zuſtande gekommen. Beide beſaßen bekannt⸗ lich das Schiffahrtsrecht auf den genannten Flüſſen, die Deutſche Bank jedoch nur zu dem Zweck, Material und Konſtruktion der Bagdadbahn an Ort und Stelle zu bringen. Die Deutſche Bank ließ dies durch die engliſche Company beſorgen. Die türkiſche Regierung verlangte aber, daß die Deutſche Bank den Transport ſelbſt beſorge. Um Difſerenzen mit der Pforte aus dem Wege zu gehen, legte ſich Freiherr von Marſchall ins Mittel, und es gelang ihm, eine engliſch⸗deutſch⸗tür⸗ kiſche Geſellſchaft zu bilden, die den geſamten Trans⸗ port auf dem Tigris und Euphrat übernimmt. :: Tie Ermordung des Deutſchen Opitz. Die „Köln. Ztg.“ meldet aus Tauger: Der Deutſche Opitz iſt einer Verbrecherbande die teils zu Fuß, teils be⸗ ritten die Umgegend von Marrakeſch durchſtreifte, be⸗ gegnet und von ihr ermordet worden. Der Eigentümer des Gartens, in welchem die Leiche gefunden wurde, erklärte, eine Kopfwunde geſehen zu haben. Er ver⸗ barg die Leiche in einem Waſſergraben, ver⸗ brannte ſie aber ſpäter in einem Ziegelofen, aus Furcht, in die Angelegenheit verwickelt zu werden. Drei Leute von der Bande ſind verhaftet zwei der eigentlichen Mörder ſind nach Rehamna entflohen. Alles wird verſucht, um ſie zu faſſen. Die noch vor⸗ handenen Ueberreſte der Leiche ſind nach Marrakeſch ge⸗ bracht worden. Europäiſches Ausland. Belgien. 1 Die holländiſche Regierung will den Panzerkreu⸗ zer„Jakob van Heemskerck“ nach Antwerpen entſen⸗ den, um das Felgiſche Herrſcherpaar bei ſeinem Einzuge in Antwerpen zu begrüßen. Die deutſche Re⸗ gierung ſoll die Abſicht haben, den Zeppelinkreuzer „Viktoria Luiſe“ zu dem gleichen Zweck nach Ant⸗ werpen zu entſenden. 9 Ler Abſchl beben Der hluß der ſpaniſch⸗franzöſi en Marokkoverhandlungen ſoll bevorſtehen A niſterpräſident Poincaree wird das Abkommen gleich nach ſeiner Rückkehr aus Rußland unterzeichnen und Jſich nach San Sebaſtian begeben, wo er von König Alfons empfangen wird. König Alfons wird dann ſpäter Paris einen offiziellen Beſuch abſtatten. mn* Die alte Lisbeth hatte ſchon längſt ihr Taſchentüchlein hervorgezogen und wiſchte ſich die Rührungstränen aus den Augen. Chriſtian war durch die Beichte ſeines früheren Widerſachers in einen ſeltſamen Zuftand verſetzt worden. Es war ihm, als dürfe er als Mann das ſchwere Leid, welches jener ihm und den Seinen zugefügt hatte, nicht ungeſühnt laſſen, als müſſe er den in dunklen Stunden gefaßten Schwur, dem Betrüger das Leid heimzuzahlen, unbedingt erfüllen. Er glaubte, hart bleiben zu müſſen; doch aller Wille, ſich zur Härte anzuſpornen, ſank vor dem überquellenden Mitleid mit dem von einem ſelbſtver⸗ ſchuldeten Geſchick ſo ſchwer Heimgeſuchten zuſammen. Der einſt ſo bitter Gehaßte hatte, ohne von ihm dazu gezwungen zu ſein, ſich ſelbſt in ſo unerhörter Weiſe erniedrigt, daß er als Bittender kam; das beſſere Selbſt, welches ein Leben lang in dem jetzt Reuigen vom Un⸗ kraut der niederſten Leidenſchaften, dem Geiz und der Habſucht, überwuchert wurde, es war jetzt ſieghaft hervor⸗ gebrochen und hieß den Mann gut machen, was er einſt geſündigt. Durfte er, Chriſtian, da die Hand zurück⸗ ſtoßen, die ſich ihm entgegenſtreckte? Und war der Mann nicht der Vater ſeiner noch immer innig geliebten Magdalen, der Vater des Weibes, welches eher auf ſeine Liebe verzichtet hatte, als die heilige Kindespflicht zu verletzen, die Kindespflicht, deren Erfüllung in dieſem Falle eine Mitſchuld an der einſtigen Verfehlung der Eltern war? Und wie hatte ſein früherer Gegner vorhin geſagt? Denk dran, was im Vaterunſer ſteht:„Wie auch wir vergeben unſern Schuldigern!“ In dieſe Gedanken verloren, fühlte Chriſtian auf ſeiner Schulter die Hand der Mutter, die leiſe heran⸗ getreten war und ihm jetzt mit tränenerſtickter Stimme zuraunte:„Chriſtian, liewer Bub, ſag ihm doch aa gut Wort! Du ſiehſt jo, was der arm Mann aushält!“ Fortſetzung folgt.) Begrüßung am Abend. Nach den großen Feſtverſammlungen ergoſſen ſich die vielen Tauſende in die Straßen der Stadt. 5 alte Stadt Aachen iſt ziemlich eug gebaut uld auch nicht ſehr groß. Infolgedeſſen waren die Straßen in des Wortes verwegenſter Bedeutung„ſchwarz von Menſchen“. Der Weg aus der Stadt durch das Pont⸗ tor zur Feſthalle war um 7 Uhr herum faſt nicht zu paſſieren, und die Feſthalle ſelbſt war längſt vor Be⸗ inn der Begrüßungsverſammlung um 8 Uhr gänz⸗ lich beſetzt, ſo daß ſogar Sänger, die am Abend mit⸗ wirken ſollten, nur auf Umwegen Eingang erhalten konnten. Auf der Präſidiumstribüne hatte ſich die ganze Reihe der kirchlichen Würdenträger zuſammen⸗ gefunden. Zunächſt ſang der Chor von 700 Sängern unter Leitung des Kanonikus Monſignore Nekes eine Feſthymne in Begleitung eines Militärorcheſters. Dann 3 von 5 die Eröffnung mit einer Rede des Präſidenten Winmands: Lokalkomitees Dr. 2 Gelobt ſei Jeſus Chriſtus! Der chriſtkatholiſche Gruß ſei das erſte Wort, das zur Eröffnung des Katholikentages in der alten Krönungs⸗ und Kaiſerſtadt geſprochen wird. Ave Maria, Kaiſerin! Das ſei der zweite Gruß! Er gilt unſerer Stadtpatro⸗ min, und gleichermaßen grüßen wir ſie heute als Kaiſerin und Mutter, als Patronin der Generalverſammlung. Gleichen Weges zogen all die römiſch⸗deutſchen Kaiſer zur Kaiſerkrönung. N Gleiche Straße zog mehr denn einmal der große Korſe in ſeine Lieblingsſtadt Aachen, ziehen all die Tauſende frommer Wallfahrer ſeit Jahrhunderten alle ſieben Jahre, um unſere heiligen großen Reliquien zu beſuchen und zu verehren.. N„ Müſſen wir doch heute des hochſeligen Kardinals und Erzbiſchofs in Trauer gedenken, der ſo gerne zu uns gekommen wäre, der ſo oft von der Tagung ſprach und mehr als einmal, zuletzt im Hoſpital Burtſcheid. mir herzliche Segenswünſche mit auf den Beg gab und uns ſeinen Segen ſpendete, damit unſere Vorarbeiten gut und erfolgreich verlaufen möchten. Wir weihen ihm heute noch einmal ſtilles, treues, from⸗ mes Gedenken, unſerm Kardinal, nicht zuletzt als dem Vertreter der Autorität. Autorität! Wort, bei vielen ohne Klang und Be⸗ deutung hetuzutage; Wort, mancherorts zum Geſpött ge— worden. Wir Katholiken Deutſchlands erneuern heute im Angeſicht unſerer Biſchöfe . Belöbnts, der Autorität zu gehorchen, Wehorfam und Liebe unſerer von Gott geſetzten Obrigkeit erweiſen. 195 Und noch eine andere öffentliche Erklärung! In unſeren Tagen, wo alles, was man mit Verdrehung, Verleumdung nur erdichten kann, unſerem Klerus angehängt wird, da wollen wir es laut und deutlich ausſprechen, daß wir Ka⸗ tholiken wünſchten, daß Klerus und Laien die Hände feſter noch ineinanderlegen.(Lebh. Beifall.). Tobe nur, Unglaube und ſogenannter freier Gedanke, das katholiſche Volk ſteht ü auf der Wacht vor ſeinem Klerus, 9 wohl wiſſend, daß beim Kampfe gegen Prieſter und Altar auch zum Anſtrum geblaſen wird gegen Zepter, Krone und Thron. Der Redner entbietet dann den Vertretern ais allen Gauen des Reiches und aus dem Auslande und ebenſo aus allen Ständen freundliche Grüße, gedenkt dann des unvergeßlichen Katholikenführers Ludwig Windthorſts und zeigt dann, daß der Katholizismus ſſich immer erwieſen habe als das: mächtigſte Bollwerk gegen den Umſturz. Leider wird dies nicht überall anerkannt. Wir Ka⸗ tholiken find ſtets davon durchdrungen geweſen, daß mit der Hochhaltung der eigenen Ueberzeugnug die f Achtung vor fremder neberzeugung verbunden ſein muß. Wir wollen gern und treu mit all denen zuſammenarbeiten, die mit uns ein Volkstum, eine Geſchichte, eine Sprache und eine nationale Kultur haben. gegen den Unglauben in Schule und Kirche, in Staat und Volt ohne unſere religiöſe Ueberzeugung gegenſeitig anzu⸗ taſten, zum Wohle unſeres Volkes, unſeres geliebten gemein⸗ ſamen Vaterlandes. Ich ſage geliebten Vaterlandes, weil man vor nicht allzu langer Zeit und, wohl nur aus der zornigen Aufwallung des Augenblicks heraus, national weniger zuverläſſig nannte. Dieſe ſchwere Beleivigung der Katholiken Deutſchlands ſollte man ungeſcheut zurücknehmen, da dafür jeder Schat⸗ ten eines Beweiſes fehlt.(Lebh. Zuſtimmung.) ö Kundgebung für den hl. Vater. g Wir ſtehen feſt zu Kaiſer und Reich! Es iſt mir eine hohe Freude, dies gerade hier in Aachen ausſprechen zu können, wo unſer geliebter Kaiſer an der Schwelle des Mün⸗ ters vor mehreren Jahren ein ſo herrliches Glaubens⸗ enntnis ablegte, als er ſagte, daß er ſich, ſeine Fa⸗ milie und ſein Volk unter den Schutz des Kreuzes ſtelle. Wir danken dir, erlauchter Sproß der Hohenzollern, daß du Deutſchlands Macht und Kraft groß erhalten und ge⸗ ſtärkt haſt und uns des Friedens herrliches Gut ſolange bewahrteſt. Gott ſchütze dich, dein Haus, dein Volk! Wir lieben unſern Kaiſer, wie unſer hochſeliger Kar⸗ dinal und Erzbiſchof es getan, dem Seine Majeſtät ſo recht herzlich zugetan war, weil er echt und wahr patriotiſch war. Gleichwie aber der heimgegangene, geliebte Tote die Liebe zu Kaiſer und Reich verband mit unwandelbarer Treue gegen den heiligen Stuhl und mit herzlicher Liebe zum heiligen Vater, ſo ſtehen auch wir deutſche Katho⸗ liten in Treue feſt zu Rom.(Stürm. Zuſtimmung und Bei⸗ fall.). Edter Prieſtergreis auf Petri Thron, den die Wforten der Hölle nicht überwältigen werden, dir danken wir aufs neue, daß du uns des wahren Glaubens Gut ſo treu be⸗ wahrt hast. Weir ſtehen treu und unwandelbar ſeſt en falt in Liebe, Daukbarkeit und Verehrung.(Stürm. Bei⸗ 9 Und wenn wir uns jetzt erheben und des Papſtes 1 80 Kaiſers gedenken und die nde erheben, ſo ſei es w 171 1 zum Schpure vor der ganzen Welt, 425 1 wir F was wir ſind, treue Katholiken un e Deutſche. e Heiligkeit, unſer glorreich regierender heiliger Vater, an it X., und Seine Majeſtät, unſer geliebter Kaiſer elm II., ſie leben hoch, hoch, hoch! Die Verſammlung ſtimmte dem Redner in lang⸗ andauernder Beifallskundgebung zu. Nachdem die Muſik wiederum einiges zur Hebung des Abends beigetragen hatte, begrüßte namens der Stadt Oberbürgermeiſter, Geh. Oberreaierunasrat Dr. Belrman bie Verſammiung. Er errnnerre an ote ſruye⸗ ren Katholitentage in Aachen und wünſchte der Ta⸗ Echt im Namen der Aachener Bürgerſchaft erſprieß⸗ von Rednern. Vertreter aller Gaue Deutſchlands und Angehörige ten Grüße aus ihrer en der Wehen der Organiſation der Katholiken zur Verteidigung der chriſtlichen Schule. glänzenden Rede des Biſchof Dr. v. Keppler⸗Rottenburg folgte die kinder, 25. Dezember 1811 und 17. Januar 1812. Hundert Jahre ind vergangen, ſeit 929 8 99585 unſer Ruhm und unſer Stolz geworden ſind. Im vorigen Jahre haben wir in Mainz, wo Wilhelm Ema⸗ nuel Freiherr von Ketteler dem Auferſtehungstage entgegen ammlung in Deutſchland tagen, ohne daß man des katho⸗ ſten Verlauf ihrer Arbeiten. 5 Im Laufe des Abends ſprach noch eine lange Reihe zahlreicher fremden Nationen überbrach⸗ Heimat. i beginnen die eigentlichen Arbeiten mit 993 3 1. öffentliche Verſammlung. Nach der Eröffnungsrede des Präſidenteu und einer 1 Windhorst-Gedachinssrede Geheimrat Dr. Porsch- Breslau: Ketteler— Windthorſt! Zwei reichbegabte Menſchen⸗ deren Geburtsſtunde nur wenig auseinander lag: uns der liebe Gott dieſe Männer klummert, ſein Säkularfeſt gefeiert. Und nun feiern Leute Windthorſt an der Stätte wo er im Jahre 1879 zum erſten Male eine deutſche Katholikenverſammlung be⸗ ſucht hat, um dann ein volles Jahrzehnt hindurch dieſen Tagungen einen unauslöſchlichen Stempel aufzudrücken. „Wenn das katholiſche Deutſchland die unſterblichen Verdienſte dieſes Mannes in dankbarer Liebe ſich ins Gedächtnis zurückruft, wird es ſeinen hundertſten Geburtstag in würdiger Weiſe feiern, ſagt unſer hl. Vater in ſeinem herrlichen Brieſe an das Lokalkomitee. Nun ſoll ich hier ſein Gedächtnis feiern, weil ich einer der wenigen noch Lebenden bin, die unter feiner Führung bämpften. Aus Windſhorſt 1879 hier ſprach, ſtand er auf der Höhe ſeines parlamentariſchen Anſehens, und er bezeich⸗ nete es als eine Pflicht der Dankbarkeit, derer zu gedenken, „deren Erbſchaft wir übernommen“. Mit demſelben Rechte ſage ich heute: Es darf erſt recht keine katholiſche Ver⸗ hen Mannes Windthorſt gedenkt, dem von der Vorſehung beſchieden war, den ganzen ſchweren Kampf durchzukämpfen, in deſſen Anfängen ſchon Mallinckrodt uns entriſſen wurde. Ich betonte: des„katholiſchen“ Mannes Windthorſt, 1 denn in perſönlicher Zuſpitzung ſachricher, ſcharfer Kämpfe hat man 1255 gerade dieſen Vorzug abſtreiten wollen. Für viele im gegneriſchen Lager gilt es als ausgemacht, daß Windthorſt nur ein Welfe war, der ſich die katholiſche Maske nur vorband, um welfiſche oder unſachliche, höchſt perſön⸗ liche Ziele zu verfolgen. Selbſtverſtändlich war, daß Windt⸗ horſt„ 1 ſeinem angeſtammten Monarchen Anhänglichkeit bew e, als ein widriges Geſchick dem Monarchen den Bron raubte. Welcher Staatsminiſter welchen Landes würde anders handeln? Und Windthorſt hat das nie ge⸗ leugnet. Er hat das in einer ſcharſen Debatte einmal dem 1 Bismarck ausdrücklich erklärt, aber hinzu 8 ügt: „Im Glück dem monarchiſchen Prinzip wäher zu ſt„ iſt nicht wer, e ſchnwerer iſt es im Unglück!“ Daneben ſage ich dem verehrten Heran: Auferlegte Unter⸗ tanenpflicht at ſchwerer zu erfüllen als angeborene. Rück⸗ haltlos hat ſich Windthorſt auf den Boden der Verfaſſung des Deutſchen Reiches und Preußens geſtellt und mit makel⸗ loſer Treue unter den ſ. chwierigſten Verhältniſſen den von ihm auf die Verfaſſung geleiſteten Eid gehalten. Und wenn man nun ſagt, Windthorſt habe ſich nur eine katholiſche Maske n 0 6 95 d wenn in Bismarcks Erinnerungen W rſt als re⸗ ligtös ungläubig bezeichnet wird, dann müſſen wir, die wir ihn dennen, mit aller Entſchiedenheit vor der Welt erklären: 4 Nein, er war nicht ungläubig! 1 95 5 iner Freude hat ein ihm verwandtſchaftlich na ſtezender Mann, der einen ganz anderen religiöſen und politiſchen Standpunkt einnimmt, vor kurzem öffentlich er⸗ klärt, daß Bismarck mit ſeinem Urteil Windthorſt„bitteres Unrecht“ antue. Windthorſt ſei ein treuer Anhänger der katholiſchen Kirche geweſen. b e ac dd aus einer alten katholiſchen Familie, er ffühlte ſie traditionell dem katholiſchen Glauben verbunden und wahrte dieſe Tradi⸗ tion in ſeiner eigenen Familie. Während der Jahre, wo er im katholiſchen Konſiſtorium der Diözeſe Osnabrück als vorſitzender Rat wirkte, beſaß er das volle Zutrauen der katholiſchen Geiſtlichkeit. Bei ſeinem Abſchiede aus dieſer Stellung bezeugte der Weihbiſchof ihm ausdrücklich: 7 755 Diözeſanklerus ſchätzte ihn und vertraute ihm mehr als irgend einem andern.“ Mit 37 Jahren wurde Windthorſt in die te Hannoverſche Kammer gewählt, die kaum zu einem Zeynter aus i beſtand. Hier proteſtierte Toe ee e eber ehe und Seewelker der Riege e un Vel ach et. 80 wurde er Miniſter, und von ihm: 59. General Verſammlung der Aatholiken Deutlchlands. Kirche ſtets kräftig vertreten und iſt überhant der ent⸗ ſchiedeuſte und uuerſchrockenſte Vorkämpfer der katho⸗ liſchen Sache in Hannover.“ Windthorſt in einer Zeit, wo er es wirkl nice Ae e e Mast voraubinden. wo vi mehr ſein Auftreten ars sraryortr vas ungeergnetſte Mitter war, 1 für ſeine Sonderintereſſen Geſchafke zu machen. Als Windthorſt ſpäter in das preußiſche Abgeord⸗ netenhaus eintrat, ſtand er gleich mit in der erſten Kämpfer⸗ reihe, als der a Kulturkampf wetterleuchtete. Es war im Februar 1870 bei der Debatte wegen des Mog⸗ biter Kloſterſturmes, als Windthorſt einmütig mit Mallinck⸗ rodt und Reichensperger für die angegriffenen Rechte der Katholiken eintrat. Und er blieb nun bet dieſen ſeinen neuen reunden und trat auch bald der eben begründeten Cen⸗ Pao des preußiſchen Abgeordnetenhauſes bei. Die Centrumsfraktion des e t Windthorſt von An⸗ fang an mi ndet. Es f wahr, wenn ee wirb, Windthor ſthabe ſich im Centrum eine Armee eine Zwecke aus der Erde geſtampft. Andere hatten dre; eee Und erſt als der e Kampf auf Tod und Leben gegen 900 dad 15 bereit vollem Gang war und Mallinckro en getreuen e entriſſen wurde, da wurde Windthorſt der an⸗ erkannte Führer dieſer Armee. Führer wachſen nicht mitten im Frieden, ſie wachſen nur im Gewühr der Schlacht hat Windthorſt ſelbſt ſpäter einmal geſchrie⸗ ben. Es war keine Kleinigkeit, damals Centrumsmann zu ſein. Man behandelte ſie wie Reichsfeinde, mied ſogar ihre Geſellſchaft. Windthorſt hat das nicht berührt, er ſtand unerſchrocken an der Spitze und kämpfte für die Freiheit und Rechte der Kirche und die Gleichberechtigung ſeiner Glaubensgenoſſen mit vollſter Aufbietung aller ſeiner Kräfte unter Verzicht auf ſeine häusliche Bequemlichkeit und trau⸗ tes Familienleben, bis in ſein hohes Alter; er kämpfte unter voller Preisgabe ſeiner e 5 i Anſehens.(Lebh. Beifall.) Das dürfen wir ihm 15 ee olnfruchtbare Prinzipienreden zu halten, war nicht ſeine Art. Er wußte, daß die Politik die Kunſt des Erreichbaren iſt, und trieb ſtets praktiſche Politik. Unter Vermeidung aller perſönlichen Angriffe und kleinlicher Nörgeleien kämpfte er nur für das Recht.(Lebh. Zuſtim⸗ mung.) Er trieb ö nie Oppoſition der Oppoſition wegen, im heftigſten Kampfe ſann er ſchon auf den Frieden 8 ſah 1 einen erbittertſten Gegner dem Manne, aus deſſen Hand er den zukünftigen Frieden erwartete. Windt⸗ horſt wußte, daß Bismarck den Kampf aufgeben werde, ſo⸗ bald er erkannte, daß die ſiegreiche Durchführung un⸗ möglich war, und als 1890 Fürſt Bismarck aus dem Amte ſcheiden mußte, bedauerte Windthorſt das lebhaft, weil er ſicher war, daß ein Bismarck klug genug geweſen wäre, auch noch die Reſte der nung zu beſeitigen.(Sehr Hund allgem. Zuſtimmung. N N wah ig Windthorſt im cherbſt 1879 zum Katholikentag nach Aachen kam, hatte er einen beſonderen Grund. Das Cen⸗ trum hatte unter Windthorſts Führung im vorhergehenden Sommer eine neue 5 ö Zollpolitik mit dem Fürſten Bismarck ö eingeleitet; es hatte dies getan, obwohl Bismarck noch nichts von den Kulturkampfgeſetzen zurückgenommen hatte, und nun wollte Windthorſt dem katholiſchen Volke in Aachen klarmachen, daß das Centrum unbedingt dieſe Haltung ein⸗ nehmen müßte. Er wies den Katholiken die wirtſchaft⸗ liche Notwendigkeit der neuen Zollpolitik nach, und er fand volles Verſtändnis dafür, daß das Centrum ſich nicht wei⸗ gern dürfe, Maßnahmen zu fördern, die das allgemeine Intereſſe gebiete. Daß Windthorſts Haltung auch vom kir⸗ chenpolitiſchen Standpunkt aus klar war, hat die folgende Zeit bewieſen. Damals hat Windthorſt in ſeiner Schluß rede ſeine große Freude ausgeſprochen über die Einigkeit der Katholiken und geſaat:. „Nur Einigkeit 8 51 lden win uns zum Siege verhelfen; wer Zwietra⸗ äen will, ie nach men Dafürhalten ein Verräter an der guten Sache der katholiſchen Kirche.“(Stürm. Beifall.) Von da an war Windthorſt ſtändiger Beſucher der Katholikentage; er hatte den Wert der verſönlichen Berührung mit inlän⸗ diſchen und ausländiſchen Glaubensgenoſſen und des gemein⸗ ſamen Zeugniſſes für die katholiſche Sgche kennen gelernt. Oft hat er nun auf den Katholikenverſammlungen geſproch⸗ chen, und was er ſagte, war ſo klar, ſo beſtimmt, 90 wohlerwogen, ſo aus dem Borne tiefer Lebensweisheit ne reicher Erfahrungen, aus der intimen Kenntnis der Ver⸗ hältniſſe des öffentlichen Lebens heraus, daß die Mitglieder unſerer Verſammlungen ihn mit Begeiſterung begrüßten, ſo oft er die Rednertribüne betrat, und mit Andacht ſeinem Vortrage lauſchten. Vor allem legte er Wert darauf, ar. Schluſſe jeder Tagung einen Ueberblick zu geben über ihr Verhandlungen und darüber hinaus über die Lage des iber ſtes, die ihm ein Gegenſtand ſteter Sorge war, und 5 die Lage der katholiſchen Kirche in unſerem Vaterlande. * 4 ie 2 8 Katholikentage ſind nicht da zur Behandlung rein politiſcher den. h e dae ber in drei Punkten begegnen ſie m 5 bungen der pärkomentariſchen Vertreter des aon Volkes: Einmal, ſoweit es ſich um die Freiheit der 7 g handelt, dann in dem Kampfe um die Freiheit des Un 102 richts und der chriſtlichen Erziehung und drittens bei den Bemühungen, die ſoziale Frage einem Ausgleich auf 85 Boden des Chriſtentums zuzuführen. Auf allen Aden 105 bieten hat Windthorſt auf den Katholikentagen bedeu aun Reden gehalten. Zwei Fragen bewegten ihn in dem 88. Jahre ſeines Lebens beſonders: Einmal war es die Sorg um ein friedliches. Verhältnis zu den e e ende ſhorden vaugeliſche Bund war eben gegründe en. 10 Windehorſt riet, man ſolle gegen deſſen Angree durch friedliche und belehrende Zurückweiſungen 8 18 angreifen ſolle man nicht, ihm auch keinen katholiſchen bord weltlicher Natur entgegenſetzen, weil dann die Schlach 18 nungen beider Konfeſſionen vollſtändig hergeſtellt ſe 0 Statt deſſen wurde nun dank ſeinem ta die Ir Ein 1935 ein Verein gebildet mit dem Zwecke,„die 10 0 0 und Umſturzbeſtrebungen auf ſozialem Gebiete zu bekämpfe die chriſtliche Geſellſchaftsordnung zu verteidigen“. war der ange vor ſeinem Tode m uns zugerufen: 0 rettet die chriſtliche Schule, bren! 73 1890 brachte ftultusminiſter von Goßler Zwei re ſpäter Alesbu er Sonntagsblatt ſchrieb damals Aer hal iu ber mam vie mechte ber athsſiſ chen 5 Herrſ des Staates ee ee darre⸗ 4* 9 ſtenerdgre Spaniens, hat die„Eſpada“ mit dem Aeroplan⸗ nanderommen dleſes Geſetzes hat Windthorſt mt aller Kraft gewirkt, er hat buchſtäblich den letzten Reſt ſeiner Kräfte für dieſen Kampf eingeſetzt, weil er überzeugt war, daß dieſes Geſetz zum Schaden von Staat und Kirche ausſchlagen würde. Nach einem Tagewerk, das einen Jüngling ermattet hätte, ging er in acht Arbeitswochen 26 mal abends bis zehn oder elf Uhr in dieſe Kommiſſion und arbeitete dort mit Kopf und Herz in führender Stellung. Er erlebte noch den Troſt, daß das Geſetz vertagt wurde, was einem Begräbnis gleichzuſetzen war. Es war wirklich keine ka⸗ tholiſche Maske, welche Windthorſt ſich vorgebunden hatte, er war, wie Mallinckrodt ſchon im Auguſt 1867 in einem Briefe an ſeinen Schwager ſchrieb,„ſehr echt“. Windt⸗ horſt hat dieſes Wort ſein ganzes Leben lang wahrge⸗ macht.(Lebh. Zuſtimmung.) Wahr iſt aber auch, was jetzt das verehrungswürdige Oberhaupt unſerer heiligen Kirche zu unſerer Freude und lebhaften Genugtuung aüsge⸗ ſprochen hat, indem es Windthorſt bezeichnet„als den großen Vorkämpfer und Verteidiger des katholiſchen Glau⸗ bens und des Rechts, der durch ſeinen religiöſen und laute⸗ ren Charakter, durch Klugheit und mannhafte Tugend auch den Beſten ein leuchtendes Vorbild war.“(Stürm. Zu⸗ ſtimmung.) Dafür wird das katholiſche Volk Deutſchlands ihn immer in dankbarem Gedächtnis halten und ſeiner Seele in dankbarer Liebe ihr Gebet widmen.(Langanhalt. ſtürm. Beifall und Händeklatſchen.) Hierauf wurde die Verſammlung nach einigen ge⸗ ſchäftlichen Mitteilungen mit den katholiſchen Grüßen zeſchloſſen. Scherz und Ernſt. tt Eine Benefizheirat. Aus Theaterkreiſen wird uns folgendes luſtige Geſchichtchen erzählt: Extra-Benefizvor⸗ ſtellungen für ſolche Schauſpieler, die einen Ehebund ab⸗ ſchließen, ſind längſt aus der Mode gekommen, zu Kotze—⸗ bues Zeiten waren ſie jedoch noch allgemein üblich. Daraus verſtand der bekannte Schauſpieler Karl Zimmermann einſt — wie er ſelbſt zugab—„ein Geſchäftchen zu machen“. Seine Gläubiger konnten längſt nicht mehr befriedigt wer— den, und Zimmermann klagte ſeiner Wirtſchafterin, einer alten unbeholfenen Frau, ſein Leid.„Für mein Leben gern,“ entgegnete die treue Hausgenoſſin teilnehmend, „würde ich Ihnen helfen, aber mir fehlen die Mittel da⸗ zu.“„Wirklich, Marietta?“ fragte überraſcht der jetzt plötzlich fröhlich geſtimmte Künſtler,„dann mußt du mich heiraten; ich bekomme dann ein Benefiz!“— Tatſächlich wurde bald die rauung eingegangen, und die damit ver— bundene Benefizvorſtellung brachte große Einnahmen, mit denen der Schauſpieler ſeine dringendſten Verpflichtungen decken konnte.— Uebrigens ſoll ſich die Ehe recht glücklich ge— ſtaltet haben, und da die ehemalige Wirtſchafterin ihren Gatten zur Sparſamkeit erzog, konnte dieſer auf ſeinem Sterbebette noch beteuern, daß er ohne„Benefizheirat“ kein vernünftiger Menſch geworden wäre. tk Wie der Mikado einen preußiſchen Offizier ohne Stie⸗ fel empfangen wollte. In den ſiebziger Jahren des vo— rigen Jahrhunderts war der preußiſche Oberſtabsarzt Dr. Müller nach Japan beurlaubt worden, um dort die Ein— richtung einer militärärztlichen Akademie zu leiten. Er wollte es nicht verſäumen, bei dem jungen Herrſcher die übliche Antrittsviſite zu machen, und ließ ſich in voller Uniform bei dem Mikado anmelden. Die Hofbeamten be— lehrten jedoch Dr. Müller, daß er nach japaniſchem Brauche unmöglich mit Stiefeln bekleidet, ſondern, man vergegen⸗ U e ſich einmal das Bild, in Strümpfen vor dem Herr⸗ ſcher erſcheinen müſſe. Dr. Müller wollte aber abſolut nicht einſehen, warum er als preußiſcher Offizier nicht ſeine vollſtändige Ausrüſtung anlegen dürfe. Es wurde hin und her geſprochen, bis der Offizier endlich energiſch ſol⸗ gende Erklärung abgab:„Seine Majeſtät der deutſche Kaiſer haben mir aufgetragen, Seiner Majeſtät dem Kaiſer von Japan in voller Uniform meine Aufwartung zu machen, und zur preußiſchen Uniform gehören die Stiefel!“ Es er⸗ folgte hierauf eine ernſte Beratung des Mikados mit ſeinen erſten Würdenträgern, die dahin endigte, daß man Dr. Müller erlaubte, das kaiſerliche Audienzzimmer in voller Uniform zu betreten. Somit konnte Oberſtabsarzt Dr. Müller den Ruhm für ſich in Anſpruch nehmen, der erſte geweſen zu ſein, der mit ſeinen Stiefeln den Palaſt des Mikados entweiht hat. alk Der Todeskampf des Fliegers Latham mit dem Büffel. Der„Newyork Herald“ hat jetzt eine Depeſche aus Brazzaville erhalten, die über den Tod des berühm⸗ ten Fliegers Latham weitere Einzelheiten berichtet. In die⸗ ſer Depeſche heißt es: Am 25. Juli 7 Uhr morgens befand ſich Latham auf dem rechten Ufer des Chari bei den Strom⸗ ſchnellen des Gayes. Er war nur von einem Eingeborenen begleitet. Latham hatte im Verlaufe der Jagd ein Rhf⸗ nozeros verwundet, als ſein Jagdgewehr plötzlich explo⸗ dierte. Er ergriff ſchnell ſeinen Karabiner und gab dem wütenden Tiere den Reſt. In dieſem Augenblick tauchte vor 1 0 ein Büffel auf, der bis dahin in dem hohen Graſe 'erborgen gelegen hatte. Latham feuerte mit ſeinem Ka⸗ rabiner auf das Tier, verletzte es aber nur leicht. In ra⸗ 1 Wut ſtürzte der Büffel auf den Jäger, gab ihm 770 furchtbaren Stoß mit den Hörnern und warf ihn drei⸗ A die Luft. Latham ſtieß einen Schrei aus und blieb orm i der Erde liegen. Seine Leiche iſt nach Fort Ar⸗ hon ault gebracht und dort beerdigt worden. Latham war ben 93 einmal von einem wilden Büffel verletzt wor⸗ gſeitun fen ieh hinzugefügt werden, daß nach der Anſicht dars iccher Jäger der wilde Büffel das bei weitem furcht⸗ e Jagdtier des ſchwarzen Kontinents iſt. Mn t Ter Toreador als Aviatiker. Der ſpaniſche Stier⸗ iſer Mazzantint, der Soyn eines der veruymteſten ungleich ſchwerer und gefährlicher iſt, flüchten. Materielle Grunde tonnen für den Berufswechſer ſchwerlich in Frage kommen, denn das Gewerbe des Tore⸗ adors wirft zurzeit reichlich mehr ab, als heutzutage, wo die Aviatik den Kinderſchuhen entwachſen iſt, ſelbſt die Gro⸗ ßen im Reiche der Fliegerkunſt einzunehmen pflegen. So verdiente beiſpielsweiſe von den Helden der Kampfarena Guerita rund 250 000 Mark pro Jahr, Revale in 38 Corridas 115 000 Mark, Mazzantini ſen. in 29 Corridas 100 000 Mark, Bombita heimſte in fünfzehn Nachmittagen mühelos 200 000 Mk. ein, und Albageno brachten die 42 Stiere, die er abgeſchlachtet hatte, die runde Summe von 180 000 Mark ein. Alles in allem opfert Spanien den 23 Torreadors von Ruf, die es beſitzt, jährlich vier Millio⸗ nen Mark. Nichtsdeſtoweniger erklärte der junge Mazzan⸗ tini, der jetzt der Arena den Rücken gekehrt hat, daß es im Aeroplan bei einer Stundengeſchwändigkeit von 130 Kilometern eine Kurve zu nehmen, als den wildeſten Kampfſtier zu fällen. tk Ein Kampf zwiſchen Faſan und Buſſard. Ein Jäger, der auf dem Anſtande zufällig Zeuge eines Kampfes zwi- ſchen Faſan und Buſſard wurde, beſchreibt dieſes gewiß recht ſeltſame Erlebnis in der„Deutſchen Jägerzeitung“: „Die Zeit vertrieb ich mir durch Beobachtung der ein⸗ zelnen Faſanenhähne, die mit ihren Hennen durch das nied— rige Gras marſchierten. Da ließ plötzlich einer der Hähne einen mir ganz fremdartigen Warnungsruf laut hören. Hin⸗ blickend gewahrte ich einen Buſſard, der über dem Hahn einige Male kreiſte und dann in ſauſendem Fluge auf dieſen, eigentlich drei Schritte neben ihm, zur Erde ſtieß. Einige Sekunden äugten ſich die veiden Vogel ſtarr an, dann ſtürzte der Faſanenhahn in blinder Wut auf den Gegner, und es entſpann ſich ein von mir bisher noch nie beobachte⸗ ter Kampf zwiſchen Huyner⸗ und dtaupvoger. Der Hayn gackerte unausgeſetzt und focht mit Sporn und Schnabel in wahrhaft ritterlicher Weiſe. Der Buſſard hingegen blieb ſtumm und brauchte— ſoviel ich ſehen konnte— nur ſeine Fänge. Ja ſogar die Faſanenhenne verhielt ſich nicht ganz paſſiv, ſondern ſtürzte jedesmal, wenn die beiden Strei⸗ tenden zu einem förmlichen Knäuel geballt ſchienen, herzu, als wollte ſie ihren Gemahl freſſen. Dabei breitete ſie den Stoß fächerartig aus, ähnlich einer Hühnerſchwanz⸗ taube, und ſträubte die Kragenfedern. Endlich mochte ihr die Sache doch zu unheimlich vorkommen, denn ſie ſtand auf und ſtrich nach einer etwa hundert Meter entfrenten Fichtendickung. Obgleich der Hahn nun allein war, gab er den Kampf doch nicht auf, ſondern prallte noch ſieben⸗ oder achtmal mit dem gefährlichen Feind zuſammen. Beim letzten Male ſchien er aber doch einen empfindlichen Schlag abbekommen zu haben, denn er ſtieß einen kurzen Klage⸗ ton aus, erhob ſich dann und ſtrich ebenfalls nach der ſchon vorerwähnten Fichtendickung. Der Raubvogel folgte ihm, vermochte den Hahn aber nicht einzuholen. tf Eine ſchöne Sitte herrſchi in der Gemeinde Lieben⸗ cal bei Kroſſen. Die jungen Leute helfen dort, obgleich ſie während der Ernte mehr als ſonſt zu tun haben, allein⸗ ſtehenden Witwen. Sonntag früh 4 Uhr erſcheinen ſämtliche Burſchen und Mädchen bei den Witwen zur Arbeit. Die Burſchen michen, holen das Getreide vom Felde, die Mäd⸗ chen helfen das Getreide binden, aufladen uſw. Unter Ge⸗ fang und Frohſinn werden von dieſen arbeitsfreudigen Hilfskräften in Ermangelung anderer Arbeitskräfte die Erntearbeiten unentgeltlich, ſchnell und gewiſſenhaft be⸗ ſorgt. Nur das eine iſt nicht ſchön, daß es juſt an einem Sonntag geſchieht. Kindermoden. uer vertauſcht, N.. u. um aus der Arena in die Wolken zu Bearbeitet und mit Abbildungen verſehen von der Internationalen Schnittmanufaktur, Dresden⸗A. Reichhaltiges Modenalbum und Schnittmuſterbuch à 60 Pf. daſelböſt erhältlich. Sie ſind ins heimiſche Neſt zurückgeflogen, die kleinen Wander— und Hugvögel, die bei Beginn der Ferien voll brennender Ungeduld kaum den Tag erwarten konnten, an dem der Flug ins Weite ging. Tief gebräunt, ein wenig verwildert und in nicht mehr ganz einwand— freier„Toilette“ ſind ſie eingezogen, um mit dem harten Muß der Schulbank zu ſanfteren Sitten zurückzukehren. Aber auch den Müttern blühen KMulturaufgaben, wenn es zunächſt auch nur äußerliche ſind. Haben doch Waſſer, Luft und Sonne nicht zu beſeitigende Erinnerungen an der Uindergarderobe zurückgelaſſen, und mancher unüberbrückbarer Riß, manch unheimlich gähnendes Loch wiſſen von dem Temperament des Ferien genießenden Wildfanges zu erzählen. Da heißt es denn zu Schere und Nadel greifen, um wenigſtens für die nächſte Zeit noch das Brauchbare zu retten. Erſt dann geht man zur Tagesordnung, den mancherlei Neuanſchaffungen, über, für die man bereits unter— wegs ſo manche Anregung empfangen. Boten doch die Strand— promenaden und die eleganten Sommerfriſchen eine ſolche Fülle reiz— voller Ideen auch für das kleine Volk, daß vor den kritiſchen Augen der Großſtadtmutter ſich ein nied— liches Kleidchen nach dem anderen aufbaute, die ſämtlich den Stempel der Schlankheit trugen. Denn juſt wie bei den Großen muß auch hier alles ſchlank und beinahe gradlinig ſein, und damit er ja die moderne Kürze erreicht und ſich als totſchick präſentiert, muß der kurze Rock von ſeiner Länge ſogar noch ein Beträchtliches hergeben! Leider wird gerade hier ſehr viel gegen den guten Geſchmack und den Anſtand geſündigt, denn man ſieht ſogar größere Mädchen mit ſolch über⸗ trieben kurzen Röcken, die völlig die Knie und oft noch mehr frei— laſſen, herumſtelzen; noch ſchlimmer aber wirkt ſolch kurzes Kleidchen beim Sitzen, ſo daß man oft nur die Kinder bedauern kann, deren Mütter ſich zu ſolchen indezenten Ueber⸗ treibungen hinreißen laſſen. Und dabei iſt, recht verſtanden und richtig angewendet, die heutige Kindermode ſo hübſch, daß ſich gerade hier viel Erfreuliches ſchaffen läßt. Neben dem franzöſiſchen Genre, der ſich durch kleine Hoketterien und zierliche Garnituren verrät, macht ſich eine beſondere Vorliebe für amerikaniſche Moden geltend, die, echt kindlich, gerade durch ihre Einfachheit der kindlichen Erſcheinung und auch dem deutſchen Geſchmack völlig angepaßt ſind und ſich nebenbei leicht herſtellen laſſen. Bei dieſen ſchlichten Kleidern ſind es oft nur ein paar Goldknöpfe, ein Bortenbeſatz, ein grellfarbiger Lackleder gürtel oder ein flotter Kragen, die den Schick des Ganzen hervorzu— heben wiſſen. Da hat man ganz glatte, viereckig ausgeſchnittene Kittelchen mit Kimonohalbärmel, tiefverlegtem Gürtel und hemdartigem Schlitzverſchluß, den eine Stickerei oder Goldknöpfe betonen. Bei anderen, die leicht bluſig gehalten ſind, läuft der Seitenſchluß bis zum Saume, und der Gürtel markiert die leicht verkürzte Taillenlinie. Das bloße Hälschen(denn halsfrei ſind ſie faſt alle) umgibt ein breiter, flacher Batiſtkragen oder ein paſſenartiger Beſatzteil, deſſen pliſſee— umrandete Konturen dann leicht auf das eingeſetzte Halbärmelchen fallen. In dieſem einfachen Genre iſt auch das nette, für ein Schul⸗ mädchen beſtimmte Kleidchen Nr. 5297 gehalten, das, eu kräftie— delfterblauen Wollſtoff, mit ſchwarzen Friſé-Unöpfen une eine Blende um den Ausſchnitt verziert war. Vorn wie im Rücken durch Modell Nr. 5297. —— 2— * Modell Nr. 5289. ein breites, aufgeſtepptes, ſchürzenartiges Teil vervollſtändigt, wird dieſes oberhalb der Taillenlinie durch den Gürtel feſtgehalten. Dieſe glatte Form eignet ſich auch für die großen Schottenkaros, die im Winter wieder eine große Rolle ſpielen dürften, obwohl ſie in der Kindergarderobe nie aus der Mode gekommen. Auch die wieder be⸗ liebten Pliſſeefaltenröckchen, die mit einfarbigen Bluſen nette Schul⸗ kleider ergeben, wird man, ebenſo wie die Uittelchen der Kleinen, viel in farbenfreudigen Schottenmuſtern ſehen, die dann höchſtens einen andersfarbigen Vorſtoß oder ein paar Gold- oder Kriſtall— knöpfchen zum Ausputz brauchen. Einen breiten Raum nehmen die kurztailligen Kleidchen ein, die faſt alle Kinder(die beſonders ge⸗ wichtigen höchſtens ausgeſchloſſen!) reizend kleiden. Und daß ſie ſich nicht immer in der gleichen Schablone bewegen müſſen, das zeigt das niedliche Modellchen Nr. 5289, bei dem die kurze Taillengürtung auf die Rückſeite verlegt iſt, die Front aber ſich als breite, glatte, mit Kreuzſtichkanten verzierte Vorderbahn präſentiert. Für beſonder- ſchlanke Kinder ſind dieſe Kleidchen mit breitem Kragen oder bluſigem Leibchen vorteilhafter, unter welch letzterem dann noch ein Unter⸗ bluschen getragen werden kann. Da ſich die Mode gern in Extremen be— wegt, ſo hat ſie neuerdings die langtailligen Kleider wieder in Gnaden aufgenommen und damit den Unterſetzten und beſonders Hräftigen einen großen Gefallen getan. Denn es läßt ſich nicht leugnen, daß der tiefverlegte Gürtel die Geſtalt länger und ſchlanker er⸗ ſcheinen läßt. Der Phantaſie ſteht hier betreffs der Garnituren ein weites Feld offen, Spitzenbertchen, duftige Kragen und allerlei zier— licher Krimskrams werden reichlich verwendet, ja, man ſucht ſogar hier die Idee des drapierten Rockes auf eine mehr originelle als geſchmack⸗ volle Art zu verwerten: eines der neueſten Modelle hatte nämlich eine ſehr lange, unten überbauſchende Bluſe, unter der ein glattes Paſſen— teil hervorfiel, das ſich auf ein ſehr kurzes Pliſſeefaltenröckchen legte. Das Ganze erinnerte durch ſein Ueber— bauſchen und das Faltenröckchen an jene neueſte Rockform, deren überhängende, unten abgebundene Tunika auf einen Pliſſeevolant fällt. Dieſes Uebertragen einzelner Moden der Großen auf den Anzug der jüngſten Dämchen iſt immer ein gefährliches Experiment.„Schön iſt anders“, könnte man darum auch von ſo manchem Tunikakleide ſagen, das den ohnehin kurzen Rock meiſt noch unproportionierter erſcheinen läßt. Wie kindlich und nett wirkt dagegen unſer Feſtkleidchen Nr. 5298, das bei aller Eleganz nichts aufdringlich Geputztes hat. Hierfür kommen nur ganz weiche, dünne Stoffe in Frage, die nicht bauſchen, während das ſoutachierte Bolero und der Rockbeſatz aus kompakterem Material, wie Tuch, Sammet und Seide beſtehen müſſen. Die neuen Herbſtmäntel trägt man viel in Sammet und mit kurzer Taille, während einfachere Formen aus Flauſch- und doppel⸗ ſeitigen Stoffen ſich durch große, oft zipfelige Kragen und unten abgerundete Vorderteile auszeichnen. In Tuchmänteln iſt die große Farbenfreudigkeit auffallend; Hochrot, Mittelblau, Dunkelgrün ſind Farben, denen man öfters begegnet. Und es läßt ſich nicht leugnen, daß die kleinen Purzel allerliebſt in ſolch buntem Ueber- zieher ausſehen“ M. H. Modell Nr. 5298. Als größte Neuheit für die Frauenwelt finden die„Favorit Schnitte“ für Selbſtverfertigung ſowie Moderniſierung aller Arten Kleidungsſtücke eine immer ſteigende Verwendung. Die Vorteile, die dieſe vorzüglich paſſenden, leicht verwendbaren Schnitte bieten, ſind aber auch ſo in die Augen ſpringende, daß keine Frau, die ſie kennen lernte, ferner darauf verzichten will. Die Auswahl, der Schnitte erfolgt nach dem großartig ausgeſtatteten„Favorit⸗-Moden⸗Album“, welches viele Hunderte neueſter Modelle enthält, alſo mehr bietet, als das Abonnement einer Modenzeitung, und nur 60 Pf., franko 70 Pf., koſtet. Zu beziehen iſt dasſelbe durch die„Internationale Schnittmanufaktur, Dresden⸗N.“ oder deren Agenturen. Preis würdig im Einkauf! Kräftig im Geschmack! Sparsam im Cebrauch! Das sind die Haupteigen- schaften des„Kornfranck“. ————— ů—üũ—ỹä————