Krieger- Verein Viernheim. Zu der am Sonntag, den 18. d. M., nachmittags halb 4 Uhr im Gaſthaus zum Engel ſtattfindenden Gravelottefeier laden wir hiermit die Einwohnerſchaft Viernbeims ergebenſt ein. Der Mäunergeſaugverein und der Geſangverein „Harmonie“ werden durch Vortrag von Chören das Feſt verſchönern helfen. Der Vorſtand. Soldaten-Verein„Teutonia“ Viernheim. Die Kameraden werden hierdurch zu der am Sonntag, den 18. Auguſt, im Gaſthaus zum Engel ſtattfindenden Feier des Krieger Vereins freundlichſt eingeladen. Der Vorſtand. Militär- Verein„„ Germania“ Viernheim. Zu der morgen nachmittag im Gaſthaus zum Engel ſtattfindenden Gravelottefeier werden die Kameraden hiermit höflichſt eingeladen. Der Vorſtand. 55006800 Jupballklub Alemannia Pieruheim Sonntag, den 18. Auguſt, nachmittags 3 Uhr beginnend, findet im Lokal Gaſthaus„zum grünen Baum“ Mitteilung. Mache der hiesigen Einwohnerschaft die * höfl. Mitteilung, dass ich das Geschäft in unveränderter Weise weiterführe. Metzger⸗Innung Viernheim Um guütige Unterstützung bittet 90 verkauft von heute ab: 0 Frau Franz Diehl. 0 ſudescd 0b H. e de AKühfieisch 0.90 MI. C ben Jem Kun Geehrten tern, ſowie titl. Damen und Herren zur gefl. Kenntnis, daß ich am kommenden Dienſtag, den 20. Verein für kath. Kauf. Wohnung 15 er im Saale„Zum roten Löwen“ einen neuen leute und Beamten Tanz-Kursus 19 5 mitLaden beſtehend aus 4 Zimmern eröffne. Ich werde ſtets beſtrebt ſein, meinen Schüler ö 4 7 5 5 trale Eſſen⸗Ruhr.. n auf Zen ale uhr dem Gebiete der modernen Tanzkunſt gegenöoͤber gerecht zu Aus Nah und Fern. und Küche ſofort zu ver mieten. 1306 werden. Ich bitte die werten Eltern, mir ihre Tö Stellen vermittlung. Sühne anvert a öchter und* Heddesheim, 16. Aug. Dieſer Tage brach ein Geſchäftsſtelle Mannheimerſtr. 27 s en en mmumeldungen werden bel Von wem, zu erfragen in der Expedition d. Blattes. Niernheimer Anzeiger heimer Laden hieunheimer Jeitung Viernheimer Volksblatt is: Vezugspee(Heſſiſch-badiſcher Grenzbote) Anzeigen: monatlich einſchl. e Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim Die Petit⸗Zeile 18 Pfg. Bringerlohn. Reklamen 40 Pfg. 18 9 3 2 1 f Durch die Poſt bezogen Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Annahmeſchluß für Inſerate: Größere ein Tag vorher, abends 5 Uhr; kleinere ſpäteſtens 9 Uhr morgens. Bei größeren Aufträgen 4 114 viertelsährlich entſprechender Rabatt. f Fernſprech⸗Nr. 20 Redaktion, Druck und Verlag von Dr. Keil, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. Gegründet 1884 1 ereeeree, ö eee, 28. Jahrgang. Samstag, den 17. Auguſt 1912. das Tabernakel erbrochen worden. Die kleinen Hoſtien lagen zerſtreut im Tabernakel, der Speiſekelch fand ſich auch noch in demſelben vor, aber leer und zerdrückt, das Gefäß, in welchem die große Hoſtie aufbewahrt wurde, ſtand unter einer Kirchen- bank, aber der großen Hoſtie ſamt der Lunula beraubt. Es iſt noch nicht aufgeklärt, ob nur ein Raub vorliegt, oder ein beabſichtigter religſöſer Frevel. Auffallend iſt, daß außer der r— ae folgende Eingabe gemacht:„Großh. Staatsregierung wolle den Landſtänden wegen Durchbaues der Nebenbahn von Fürth nach Reichelsheim auf Staatskoſten noch in dieſem Herbſt Vorlage machen, alsbald aber mit der Elſenbahn-Gemeinſchafts⸗ verwaltung wegen Uebernahme dieſer Bahn und der weiter zu erbauenden Strecken Heppenheim⸗Fürth nud Wahlen⸗Fürth in die Betriebs⸗ und Finanz⸗Gemeinſchaft in Verbindung treten.“ mir und beim Saalwirt entgegengenommen Fremder hier bei dem Arbelter Wilhelm Brehm in der Woh⸗ Koſtenfrei für Mitglieder u. Ge⸗ 5 0 nung ein und ſtahl aus dem Glasſchrank den Betrag von Stellenloſenver⸗ Privatſtunden werden in meiner Behauſung jederzeit 100 Mk. Vereinsgelder. ſicherung. Hilfsfond. Witwen⸗ u. erteilt. Hochachtend! Waiſenfond. Günſtige Kranken⸗ „ Lampertheim, 16. Aug. Die Lampertheimer 4 unſer dies jähriges Sommerfeſt verbunden mit Preiskegeln, Preisſchießen und Kon⸗ zert ſtatt. Die verehrlichen Mitglieder ſowie deren Angehörige ladet hierzu hoͤflichſt ein Der Vorſtand. ooOOOOOOOOOOOOOOOOOO Männer ⸗Turn⸗Verein Viernheim. Heute, Samſtag, den 17. Auguft, abends halb 9 Uhr findet im Gaſthaus zum Schützenhof bei Mitglied Kirchner eine eußerordentliche Verſammlung ſtatt. Wegen Wichtigkeit der Tagesordnung iſt es Pflicht eines jeden aktiven und paſſiven Mitgliedes, zur Verſammlung zu erſcheinen. NB. Die Turnſtunde fällt an dieſem Abend aus. Adler, 1. Vorſitzender. Radfahrer-Verein„ Eintracht“ Viernheim. Morgen, Sonntag, den 18. I. Mts. beteiligt ſich unſer Verein an der in Ludwigshafen a. Rh. im Saal- ban(Inh. Scheuer) Gelertſtraße 58, nachmittags halb 3 Uhr ſtattfindenden außerordentlichen Generalverſammlung ö ſchäftsinhaber. 1 ö und Sterbekaſſe. Rechtsauskunft⸗ ſtelle. Wöchentliches Verbands- organ, Merkuria“, koſtenlos. Jahr- buch. Jugendabteilung. Vereins- an Herren zu vermieten. Hödliente Timmer Otto Schmidt, Schulſtraße. zimmer in der„Traube“. Auch kann die Stellenvermittlung von Nichtmitgliedern in Anſpruch ge— nommen werden. Nähere Auskunft erteilt Herr Johannes Engel Mannheimerſtraße 27. Häckſel⸗Maſchine Butter und Milch bei Holzſtraße 28. Stets frischer Käs, 9 9 hat zu verkaufen Jakob Helfrich 4. Ww. Ludwigſtraße 4. Bohnen, Gelbrüben, En⸗ divienſalat, 4 Stück 10 Pfg. Martin, an der Apotheke. Warnung. Warne hiermit Jedermann, meinem Sohne Sebaſtian welter etwas zu leihen und zu borgen, da ich für nichts] und aten genr illi mehr hafte. Ferner wurne] e Katalog kostenlos. r, Näh-, Lan.- u. Sprechmaschinen, 0 Drreig e e e u. plc“ „Apparate auf Wuns 1 Tellzenlun habt üdern v.! Bei Bar- liefern Fahrräder Schon 2 Mk. an. Fahrradzubehör ich vor weiteren ſchlimmen ee- eee Ausſagen, da ich ſouſt gericht⸗ liche Schritte tun werde. Adam Martin 6. Offeriere: Waren Fſt. Fleiſch- u. Wurſt- Pr. Pfälzer Kartoffeln Jean Knapp, ſehrer der Cauzkunfl 8———ů— ů— Geſchäfts⸗ Empfehlung. Der verehrlichen hieſigen Einwohnerſchaft, ſowie 0 meiner werten Kundſchaft zur gefl. Nachricht, daß ich neben meinem MPolſter⸗ und Tapezier⸗Geſchüft. ein ſtändiges Lager in allen gangbaren = Möbeln unterhalte.— Halte mich daher bei Bedarf von 9 4 tonpletten Wohn- und Shlaffünntrn, J Kücheneinrichtungen, lich Einzelumöbeln( beſtens empfohlen. 9 Civile Preiſe! Coulante Bedienung! Mein Lager befindet ſich Kühnerſtraße 18. Um geneigte Unterſtützung meines Unternehmens 0 bittend, zeichne Hochachtungs voll! 0 2 Kirmes findet in dieſem Jahre am 15. und 16. September ſtatt. „ Käfertal, 16. Aug. Die 5 ⅛ Jahre alte Tocht er eines Bohrmeiſters ſprang gegen ein Automobil, wurde von dieſem erfaßt und zu Boden geworfen. Das Kind trug einen Bruch des linken Unterſchenkels davon und wurde in ſeine elterlche Wohnung verbracht.— Im Käfertaler Walde hat ſich ein 40 jähriger verheirateter Gypſer aus Mannheim auf⸗ gehängt, wurde aber noch rechtzeitig abgeſchnitten. * Maunheim, 16. Aug. Der Verein deutſcher Oel- fabriken beabſichtigt für das verfloſſene Geſchäftsjahr eine Dividende von 91 Prozent zu verteilen. Heidelberg, 16. Aug. Bei Umwandlung des Lud⸗ wigsplatzes in gärtneriſche Anlagen ſtieß man auf Ueberreſte des Auguſt inerkloſters. * Heidelberg, 16. Aug. Ein ſchreckliches Unglück iſt heute Mittag hier paſſiert. Der 25jährigen Kranken⸗ ſchweſter Frieda Schmitt wurde, als ſie einen elektriſchen Fahr- ſtuhl benutzte, von den eiſernen Schiebetüren der Kopf zer- guetſcht. Als man die Verunglückte befreien wollte, ſtürzte 1 drei Stockwerke tief in den Fahrſtuhlſchacht und war ſo⸗ ort tot. * Doſſenheim, 16. Aug. Witwe Schreinermeiſter Peter Kraft beging dieſer Tage ihren 92. Geburtstag. * Weinheim, 16. Aug. Unſeren Wandervögeln wurde in Friedrichshafen eine hohe Ehre zu teil. Der König von Würtemberg, der zurzeit dort verweilte, ſah lt.„W. A.“ unſere Wandervögel vorbeimarſchieren und ließ ſich von ihnen ein Lied vorſingen. Mit anerkennenden Worten verabſchledete der König dann die Wandervögel, die unter Sang und Sal⸗ tenſpiel weiterzogen.— Bei dem Uhrmacher Philipp Dell in der Hauptſtraße wurde geſtern morgen gegen 3 Uhr einge⸗ brochen. Die Diebe raubten aus dem eingeſchlagenen Schau⸗ fenſter Schmuckſachen im Werte von 100 Mk. Als auf den erwähnten Lunula mit der Hoſtie keines der anderen Gefäße entwendet wurde. Der Dieb ſcheint ſeinen Einbruch zuerſt durch die Sakriſtei verſucht zu haben, wovon die ſtarken durch ein Brecheiſen verurſachten Beſchädigungen zeugen, dann aber, als die Sakriſtei nicht nachgab, durch die Seitentür in die Kirche eingedrungen zu ſein. Die Gendarmerie, welche ſofort in der Frühe herbeigerufen wurde, fahndet nach dem Verbrecher. » Sulzbach, 16. Aug. In der gleichen Nacht, als der Einbruch in Weinheim bei Uhrmacher Ad. Dell verübt wurde, wurde auch lt.„W. A.“ unſerem Ort von einer Diebesb ande ein Beſuch abgeſtattet und zwar drangen ſie in die Wirtſchaft zum„Ochſen“ ein, labten ſich an Speiſen und Getränken und verſchwanden dann mit einer Anzahl Hart- würſten, Schinken, Zigarren uſw., ſowie mit ſämtlichen Schlüſſeln. Geld fiel ihnen nicht in die Hände. Mit einem der geſtohlenen Schinken warfen ſie einem hieſigen Bauern die Fenſter ein. Der Knall weckte den Mann, er konnte aber nur noch Reißaus nehmende Geſtalten ſehen. Von den Tätern hat man noch keine Spur. * Bürſtadt, 16. Aug. Sein 25jähriges Dienſtjubi⸗ läum feierte in aller Stille der Glöckner Heinrich Brückmann. * Worms, 16. Aug. Hier hat ſich oberhalb des ſtädtiſchen Frauenbades ein unbekannter Arbeiter im Rhein ertr änkt. » Worms, 16. Aug. Der am Mittwoch eröffnete Obſtgroßmarkt war für den Anfang gut mit Obſt befahren und nahm einen zufriedenſtellenden Verlauf. Obſtgroßhändler aus Leipzig, Duisburg, Halberſtabt, Mannheim und andere Käufer hatten ſich eingefunden. Es wurden bezahlt für Aepfel 9, 11, 14 Mk., Falläpfel 3,50 Mark, Birnen, Williams Chriſtbirnen 18 Mk., Beſtebirnen 14,50 Mk., andere Birnen 9—14 Mk. Bühler und andere Frühzwetſchen 18 Mk., Zweiſchen, reife 10 Mk. Zum direkten Verſandt per Bahn Dieſem Antrag iſt eingehende Begruͤndung beigeſchloſſen. * Aus dem Odenwald, 16. Aug. Vor Gram geſtorben. Der Platzmeiſter Hch. Heeger in Weilbach iſt aus Gram über das Schickſal ſeines der franzöſtſchen Fremden- legion in die Hände geratenen Sohnes geſtorben. Der junge Mann war in Hamburg unter ganz merkwürdigen Umſtänden den franzöſiſchen Werbern in die Hände gefallen. Er traf mit zweien dieſer gemeingefährlichen Geſellen, die er nicht kannte, in einer Wirtſchaft zuſammen, wurde von ihnen be⸗ trunken gemacht und gab in dieſem Zuſtand ſeine Unterſchrift zum Eintritt in die Fremdenlegion. Als er am nächſten Tage ſeinen Rauſch ausgeſchlafen hatte, befand er ſich bereits auf einem franzöſiſchen Dampfer auf dem Meere. — Erbach(Odenwald), 16. Auguſt. Prämiier⸗ ungen. Die hieſige Bizirks-Sparkaſſe wird am 25. Auguſt, dem Namenstag des Großherzogs, an 47 Dienſtboten des Bezirks je 10 Wk. Prämien für bekundete Sparſamkeit, gutes Betragen und Sjährige treue Dienſte bei ein und derſelben Herrſchaft auszahlen. — Beerfelden, 16. Anguſt. Von unſeren Wald⸗ ungen. Der hieſige Gemeindewald umfaßt 1284 Morgen Hoch- und 436 Morgen Schälwald. In letzteren ſind noch die ſeit 1908 umkulturteu Flächen inbegriffen, ſo daß alſo hier mit der Abwirtſchaftung des leider nicht mehr rentierenden Schälwaldes Ernſt gemacht wird. Die hieſigen Waldwege einſchließlich der durch den Wald ziehenden Staatsſtraßen um⸗ faſſen eine Fläche von 72 Morgen, was deshalb intereſſteren dürfte, da man neuerdings über die vermehrte Aulage von Waldwegen wohl nicht mit Unrecht bittere Klage führt. * Rheinau, 16. Aug. Der zweitgrößte Kamin Europas. Auf der chemiſchen Fabrik Rhenania wird zurzeit eine große Reparatur am 123 Meter hohen Kamin vorgenommen, die von der Firma Louis Stock in Ja. Obstwein Weiffkraut. Wirſiug, 1 ohnen, Zwiebel et ner Liter 26 Pfg. 8 f 1 Beſtellungen nimmt entgegen Ferner gute Aepfel, Bir⸗ b nen und feinſte Süßrahm⸗ drachtel, Aukerwilt. butter zu billigſten Preiſen. LL Metagerei Georgi. HKeine Lärm der Beſitzer herbeieilte, waren die Diebe ſchon ver⸗ ſchwunden. Weinheim, 16. Aug. An Stelle des verſchollenen Profeſſors Glock wurde Profeſſor Hänlein aus Wertheim nach hier verſetzt. * Laudenbach, 16. Aug. Der von dem Zuge uber- fahrene Mann hat ſich als der 32jährige Geiſteskranke Joh. Poy erwieſen. * Hemsbach, 16. Aug. In der Nacht auf Donners⸗ verbunden mit Preiswanderfahren des Süddeutſchen Nadfahrer⸗Bundes. 0 5 Zuſammenkunft im Lokal und Abfahrt per Rad nach⸗ mittags halb 2 Uhr. Der Vorſtand. gelangten Obſt in 2 Waggon. Die Verkäufer hielten die Preiſe bis zum Schluſſe feſt. * Mainz, 16. Aug. Die Truppenſchau vor dem Kaiſer auf dem„zroßen Sand“ am Mittwoch nimmt bereite um 7 Uhr vormittags ihren Anfang. „ RNimbach, 16. Aug. Unſere Gemeinde hat jetzt den lang erſehnten Leichenwagen bekommen. — Aus dem Odenwald, 16. Auguſt. Fortſetz⸗ Bernburg a. S. durch den Monteur Karl John ausgeführt wird. Dieſer zweitgrößte Kamin Europas, der im Jahre 1901 von einer Duisburger Firma erbaut wurde, iſt in dieſem Frühjahr von einem Blitzſchlag beſchädigt worden. Die Reparaturarbeit der Leute in ſchwindelnder Höhe mit Hilfe eines Kunſtgerüſtes, das an Ketten befeſtigt iſt, wird von vielen mit großem Intereſſe verfolgt. » Vom Schwarzwald, 16. Aug. Schnee im Auguſt. In den höheren Lagen des Schwarzwaldes kommen 1 Fürsten Aexandel. Jeden Samstag Kinder-Pflege empfehle: 5 0 Pf. Kondensierte Milch Kinderschwämme Marke Milchmädchen in grosser Auswahl Kinderseife Kinderflaschen St 9 Beissringe Gummisauger Eichelcacao Kasseler Hafercacao Jchaun Eupfehle mein gut ſortlertes Lager in den modernsten Herren- u. Knaben-Filzhüten ſowie die neueſten Facons steifen Hüte, Zylinder- und Klapphüte. Alle Sorten Herren ⸗ Knaben- een e p. 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Eine Bauerngeſchichte aus dem Taunus von Fritz Ritzel. 34(Nachdruck verboten.) Wenn noch ein Funke von Groll in dem Herzen Chriſtians gegen den Beſucher glimmte, die liebe Stimme der Mutter löſchte ihn aus. Langſam trat der junge Mann zu Ferber, faßte ſeine Hand und ſagte in feierlich ernſtem Ton:„Hankunrad Ferber, wir wolle en Strich drunner mache, loßt alles begrawe un vergeſſe ſein! Unſer Herrgott werd Eich verzeihe, was Ihr an uns ge⸗ tan habt; wir wolle aach nit mehr dran denke!“ Von Rührung überwältigt, erhob ſich der Bauer und drückte, keiner Sprache mächtig, abwechſelnd die Hände von Mutter und Sohn. Endlich ermannte er ſich und flüſterte:„Ich dank dir, Chriſtian, ich dank dir, Lisbeth! Ihr gebt eme alte kranke Mann ſei Ruh wieder, unſer Herrgolt lohn's Eich! Gute Nacht, ich muß haam. Mei Leit wiſſe nit, wo ich bin.“ 5 Schwerfällig taſtete er mit dem Stock am Boden hin und ſtrebte der Tür zu. Auf einen Wink ſeiner Mutter faßte Chriſtian den gebrechlichen Mann unter die Arme und ſagte:„Ich geh mit Eich, Hankunrad, daß Ihr mir auf dem glatte Weg nit fallt. Hängt Eich feſt an meim Arm! Sol Jetzt kimmt der Tritt, baßt uff!“ N So traten ſie hinaus in die kalte Winternacht. Die bleiche Sichel des Mondes goß ihr mildes Licht über das ruhende Dörflein, über die wie Silber ſchimmernden erge; ſie umwob die auf dem Felſen thronende Ruine der Burg Oberſachſen mit zaubriſchem Schein, daß ſie ſich wie ein Märchenſchloß von dem ſternenbeſäten Nacht⸗ himmel abhob. 5 Einige erleuchtete Fenſterchen in den Nachbarhäuſern warfen ihren rötlichen Schimmer auf die glitzernde chneefläche, und feierlich drangen die Harmonien der rgel von dem Kirchlein herüber, in welchem der Weihnachtsgottesdienſt abgehalten wurde. Jetzt erſtarben ie rauſchenden Akkorde in zarten Windungen, und jubelnd wie die Verheißung künftigen Friedens ſetzte der Chor⸗ geſang a der Gemeinde ein: ung der Bahn von Fürth nach Reichelsheim. ö Der Abgeordnete Wergell⸗Relchefsheim hat an die Landſtände der Herr iſt geboren!“ Schweigend verfolgten die beiden Männer ihren Weg. Der Zauber der Mondnacht, die feierliche Weihnachts- ſtimmung hielten ihre Seelen umfangen und bannten die Worte auf ihren Lippen. An dem Krautnerſchen Hauſe angekommen, öffnete Chriſtian die Tortür und wollte ſich von ſeinem Be— gleiter verabſchieden, als dieſer, ſeinen Arm feſt packend, ihm leiſe in bittendem Tone zuraunte:„No, Chriſtian, willſt du nit meim Lenche guten Owend ſage, es butzt grad des Bäumche?“ Da erinnerte ſich Chriſtian der harten Worte, welche er damals am„roten Kreuz“ der jungen Frau entgegen geſchleudert hatte. Wie tief hatte er ſchon ſeine Heftigkeit bereut, denn nach reiflicher Überlegung erſchien ihm das Anerbieten Magdalens doch nicht ſo kränkend für ihn, wie er dies in der erſten Wallung aufgefaßt hatte, be⸗ ſonders wenn er erwog, daß die junge Frau ſo weit ging, ihr Eigentum zu opfern, nur um die Ehre ihres Vaters vor einem Flecken zu bewahren. Er empfand, daß nur ein durchaus edler Charakter zu einer ſolchen Handlungsweiſe fähig ſein konnte, und hatte ſchon öfter dem Gedanken Raum gegeben, bei erſter Gelegenheit Magdalen um Verzeihung für ſeine heftigen Worte zu bitten, ohne natürlich von ihrem ſelbſtloſen An, erbieten Gebrauch zu machen. Jetzt wäre die Gelegenheit gekommen geweſen— der Vater ſelbſt lud ihn zum Nähertreten ein, forderte ihn auf, der ehemaligen Geliebten entgegenzutreten. Aber würde das charakterfeſte, ſtolze Weib ihn nicht zurückweiſen? Das Offnen der Haustür und ein auf die Schneefläche des Hofes fallender Lichtſchein machte ſeinen Zweifeln ein Ende. Auf der Schwelle ſtand, das Geſicht von Lampen⸗ ſchein umfloſſen, die Geſtalt ſeiner Träume und muſterte wie zweifelnd die beiden jetzt in den Hof tretenden Männer. „Des Kunze Chriſtian?“ ſtammelte ſie verwirrt, und helle Röte überflog ihre Wangen. 1 „Ehre ſei Gott in der Höhe, jetzt häufige Schneefälle vor. „Er hot mich vun der Kerch haamgebrocht; do will er dir nur guten Owend ſage un dei Bäämche emol be⸗ trachte“, erwiderte ihr Vater.„Du därfſt ihm ruhig die Hand gewe, Lenche, wir ſinn jetzt ganig, gelle?“ Wie es gekommen war, ſie wußten es nicht. Chriſtian hielt Magdalen in den Armen, die ſich weinend an ſeine Bruſt ſchmiegte und ſeinem tröſtenden Zureden:„Sei mir net mer bös, Lenche“, unter Schluchzen immer wieder entgegnete:„Ich hab dich jo ſo lieb, Chriſtian, ich wär jo geſtorwe, wenn du nit kumme wärſt!“ Dann ſtanden ſie droben in der Wohnſtube, in welcher die Lichter des kleinen Tannenbaumes ſtrahlten, und ließen die Glückwünſche der guten Frau Krautner und ihres Mannes über ſich ergehen. Auch die alte Lisbeth war von Lips herbeigeholt worden und wurde nicht müde, Magdalen für ihr früheres abweiſend kühles Weſen um Verzeihung zu bitten und ihr zu verſichern, wie willkommen ſie ihr als Tochter ſei, denn wohl hätte ſie die ganze Zeit gemerkt, daß Chriſtians ganzes Sinnen und Denken ihr, Magdalen, allein gehöre. Pom Kirchturm klangen die Weihnachtsglocken zur Beſcherung, und vom nachbarlichen Schulhauſe hörte man aus der Wohnung des Lehrers zu den dünnen Tönen eines alten Klaviers von friſchen Kinderſtimmen geſungen das alte Weihnachtslied:„Es iſt ein' Roſ' entſprungen aus einer Wurzel zart.“ Mit glückſeligem Lächeln auf dem faltigen Angeſicht lauſchte der alte Hankunrad den lieben Weihnachtsklängen. Noch konnte er die beiden kräftigen Geſtalten in dem Lichte des Chriſtbaumes eng aneinander geſchmiegt ge⸗ wahren, und mit langſamen Schritten und geöffneten Armen an ſie herantretend, ſchloß er die Glücklichen mit den Worten an die Bruſt:„Kinner, des is die ſchönſte Weihnachte, wo ich in meim ganze Lewe mitgemacht hab!“ (Schluß folgt.) beo Aachen, 15. Auguſt 1912. Heute morgen ging es früh und friſch an die Ar⸗ beit. Noch war trotz der„Ueberſtunden“ der geſchloſſe⸗ nen Verſammlung von geſtern ein außergewöhnlich ſtarkes Material aözuarbeiten, wie ja überhaupt die geſchloſſenen Verſammlungen mit ihrer Beratung der mannigfaltigen Anträge von Jahr zu Jahr an Be⸗ deutung gegenüber den Vortragsverſammlungen am Abend gewinnen. Heute ſtand zur Beſprechung zunächſt ein grund⸗ legender Antrag über das a Volksſchulweſen. Darin heißt es u. a.: Der katholiſchen Kirche muß, abgeſehen von dem ihr ſelbſtverſtändlich ausſchließlich zuſtehendem Recht, den Re⸗ Agionsunterricht zu erteilen und deſſen Erteilung zu über⸗ wachen, derjenige Einfluß auf das Schul⸗ und ziehungs⸗ weſen gewährt werden, deſſen ſie zur Erfüllung des gött⸗ lichen Auftrages, die Völker zu lehren und zu erziehen, bedarf. Insbeſondere muß darum verlangt werden, daß das Recht der Kirche auf Ueberwachung der geſamten re⸗ kigiös⸗ſittlichen Erziehung durch eine entſprechende Teil⸗ nahme an der Schulaufſicht geſetzlich gewährleiſtet wird. Es iſt ernſte Pflicht aller Kreiſe der katholiſchen Be⸗ völkerung, für die Einrichtung und Förderung konfeſſio⸗ neller Schulen und Erziehungsanſtalten einzutreten. Die Katholiken werden aufgefordert, angeſichts der durch die neuere Geſetzgebung, namentlich Preußens, den Ge⸗ meinden eingeräumten Rechte und Pflichten betreffs der Schulunterhaltung dafür Sorge zu tragen, daß die Gemein⸗ den und ſonſtigen Selbſtverwaltungsorgane insbeſondere auch die für die Schulverwaltung eingerichteten Organe nur mit ſolchen Männern beſetzt werden, welche die Aufrecht⸗ erhaltung und Förderung konfeſſioneller Schuleinrichtung verbürgen. f Der Antrag wurde unter lebhaftem Beifall ein⸗ ſtimmig ohne Debatte angenommen. Ebenſo ein wei⸗ terer Antrag, der den engeren Zuſammenſchluß der akademiſch gebildeten Katholiken empfiehlt. Die Ver⸗ handlung wandte ſich dann den Anträgen auf För⸗ derung der deutſchen Geſellſchaft für chriſtliche Kunſt in München zu. In der Debatte führte Profeſſor Buſch⸗ München aus daß die Katholiken auf einer chriſtlichen Kunſt beſtehen müſſen, aber auch auf einer katholiſch⸗chriſtlichen Kunſt. Das Wort katholiſch bedeutet für uns den Inbegriff unſeres ganzen geiſti⸗ gen und ſeeliſchen Empfindens, von dem eine wahre Kunſt durchdrungen ſein muß.(Lebhafter Beifall.) Der Antrag wird angenommen. Der nächſte Antrag betrifft die freiwillige Volks⸗ bild ungsarbeit, die durch Errichtung öffentlicher Büche⸗ reien auf katholiſcher Grundlage unter Mithilfe des Vereins vom heiligen Karl Borromäus in Bonn ge⸗ fördert werden ſoll. In der Begründung führt der Generalſekretär Braun dieſes Vereins aus, daß es den Kampf gegen die ſchlechte glaubens⸗ und ſittenloſe Lite⸗ ratur gelte. Es muß gewarnt werden vor dem por⸗ nographiſchen Schmutz und vor allem auch vor den naturwiſſenſchaftlichen und populär⸗mediziniſchen Bü⸗ thern. Auch die teuren Moderomane gehören in dies Gebiet. Leider ſtehen weite Kreiſe des katholiſchen Volkes dieſer Frage noch gleichgültig gegenüber. Der Antrag wird angenommen. Es folgt die Beratung eines Antrages gegen die volksvergiftenden Auswüchſe der Kinematographen⸗ theater. In dem Antrage wird der Kulturwert der Lichtbühne anerkannt, jedoch zur Bekümpfung der Auswüchſe gefor— dert, daß die maßgebenden Inſtanzen in Staat und Ge⸗ meinde Sorge tragen, auf dem Wege der Geſetzgebung oder der Verordnung die Gefahren des Kinos aufzuheben oder wenigſtens einzuſchränken. Ferner ſollen die für gute Volkserziehung beſorgten Vereine oder Einzelperſonen durch Zuſammenſchluß Einfluß zu gewinnen ſuchen auf die Lei⸗ tung der Kinos und beſonders auf das Herſtellen und Ver⸗ leihen der Filme. Die Vorführungen im Kino ſowohl für das Volk als auch für Schule und Jugendpflege ſollen auf volkserzieheriſcher Grundlage fruchtbar gemacht werden. Oberlandesgerichtsrat Reichstagsabg. Marx⸗Düſſel⸗ dorf betont, daß es ſich hier um eine Erſcheinung des modernen Lebens handle. Es iſt gerade die Sache der deutſchen Katholiken, den Erſcheinungen des mo⸗ dernen Lebens nicht fernzubleiben, ſondern in den Gang der Entwickelung und Weltgeſchichte einzugreifen. Wir dürfen das Kind nicht mit dem Bade ausſchütten. Wir ſind durchaus modern, der Katholizismus iſt ſtets modern und die modernſte Religion, die es gibt, und er wird in 100 Jahren noch ebenſo modern ſein wie heute. (Stürmiſcher Beifall.) Wir müſſen daher die moderne Erſcheinung des Kinematographentheaters zu beherrſchen und zu bezwingen ſuchen. Sollte es uns nicht gelin⸗ gen, auf die Darbietungen der privaten Kinos einzu⸗ wirken, ſo werden wir dazu übergehen, ſelbſtändig Kinos zu errichten.(Beifall.) Religionslehrer Dr. Berg⸗Aachen: Wir wollen dem Schundfilm den Kampf anſagen. In den Kinemato⸗ graphentheatern finden wir keine echte Heiterkeit, ſon⸗ dern nur Hampelmannuhumor ohne künſtleriſchen Wert. Die ſogenannten Rührſtücke ermangeln allen künſtle⸗ riſchen Inhalts. Die Senſationsfilms bedeuten gerade⸗ zu eine Anleitung zum Verbrechertum. Das Kinema⸗ tographentheater iſt vielſach verantwortlich zu machen für die vielen Roheitsdelikte der Jugend. Wirklich gute Volksunterhaltung wird bedroht durch nicht ein⸗ wandfreie Kinovorführungen. Die Kinos ſind Ver⸗ dummungs⸗ und Verbildungsanſtalten für das Polk 2 995 Im Weſen des Kinos ſind aber dieſe Miß⸗ nde nicht begründet, an ſich könnte das Kino ein Bildungsfaktor ſein, und dafür werden wir eventuell ſorgen.(Großer Beifall.) 5 Der Antrag wird angenommen. N Hierauf kommt ein Antrag über die katholiſche Preſſe e zur Beratung. e e Angeſichts der fortgeſetzten, mit ſtets erneuter Wucht erfolgenden Angriffe der glaubens⸗ und kirchenfeindlichen Preſſe auf die chriſtliche Weltanſchauung und der Ver⸗ N idealem deutſchen Nationalgut, welche jene im Geiſte der materialiſtiſchen Weltanſchauung arbeitenden, mit reichen Mitteln ausgeſtattete und deshalb gut bediente und ein⸗ flußreiche Preſſe auch in katholiſchen Kreiſen anrichtet,— wogegen kein anderes Mittel wirkſamer angewendet werden rann als die Förderung der katholiſchen Tagespreſſe— erachtet die 59. Generalverſammlung der Katholiken Deutſch⸗ lands in Uebereinſtimmung mit früheren und auch der 58. Generalverſammlung es für eine heilige Pflicht jedes deutſchen Katholiken gegenüber der Geſamtheit der Katho⸗ liken Deutſchlands, die katholiſche Tagespreſſe in jeder Be⸗ ziehung auf das kräſtigſte zu unterſtützen und ſie dadurch in den Stand zu ſetzen, nicht nur— wie bisher ſchon in erfolgreicher Weiſe geſchehen iſt— die chriſtlichen Ideale noch wirkſamer zu verteidigen, ſondern auch dem Bedſürf⸗ niſſe der katholiſchen Leſer an Nachrichten, Leſeſtoff und Belehrung auf wirtſchaftlichem, künſtleriſchen Gebiete Rech⸗ nung zu tragen und ſo das Halten von Organen anderer Richtung oder ſogenannter farbloſer Zeitungen entbehrkich zu machen. Ohne irgendwelche anderen Mittel und Wege ausſchließen zu wollen, empfiehlt die 59. Generalverſamm⸗ lung der Katholiken Deutſchlands zur Förderung des ka⸗ tholiſchen Preſſeweſens folgendes: 1. Unterſtützung der Redaktionen der katholiſchen Zei⸗ tungen mit Nachrichten und Beiträgen, beſonders ſolchen, welche den wirtſchaftlichen Bedürfniſſen des Leſerkreiſes jeder Zeitung entſprechen, wobei die gewerblichen, indu⸗ ſtriellen und handeltreibenden Volksteile in erhöhtem Maße zu berückſichtigen ſind. 2. Allgemeines Halten einer katholiſchen Zeitung in jeder Familie und unermüdliches Eintreten für die Verbrei⸗ tung der katholiſchen Zeitung und Gewinnung von Abon⸗ nenten derſelben durch eifrige und andauernde öffentliche und private Propaganda. 3. Zuwendung von Anzeigen und Reklamen an die ka⸗ tholiſchen Zeitungen mindeſtens in demſelben Maße wie an die Zeitungen anderer Richtungen. 4. Vermeidung des Haltens und jeglicher direkten und indirekten Förderung der glaubens⸗ und kirchen⸗ ſowie der autoritäts⸗ und ſtaatsfeindlichen Zeitungen, auch wenn ſolche unter dem Deckmantel einer farbloſen Zeitung oder mit der ſelten zutreffenden Bezeichnung als unabhängige, unparteiiſche oder varteiloſe Zeitungen in die Erſcheinung treten. 5. Beanſpruchung einer der Gleichheit vor dem Geſetz und der Gleichheit der Steuerlaſten entſprechenden glei⸗ chen Behandlung der katholiſchen Zeitungen ſeitens der ſtaatlichen und kommunalen Behörden binſichtlich der Zu⸗ teilung von Anzeigen und allgemein intereſſierenden Nach⸗ richten. 6. Fortgeſetzte Aufklärung in jeder Vereins⸗ und ſonſti⸗ gen Verſammlung von Katholiken über die Rotwendjgkeit der Unterſtützung der katholiſchen Zeitungen. über den Charakter der verſchiedenen. im beſonderen Falle für die Verſammlung in Betracht kommenden Zeitungen und über die vorſtehend angegebenen und ſonſtigen Mittel und Wege zur Erreichung der Unterſtützung. 7. Gründung katholiſcher Preſſevereine nach Düſſel⸗ dorfer Muſter, worüber Auskunft und Statut von Herrn Rechtsanwalt Bewerunge in Düſſeldorf zu beziehen iſt. Reichstagsabg. Oberlandesgerichtsrat Marr⸗Düſſel⸗ dorf empfiehlt dieſen Antrag beſonderer Unterſtützung. Wenn katholiſche Leute ohne zwingenden Grund das „Berliner Tageblatt“ in die Hand nehmen, dann ſteigt einem das Blut in den Kopf. Man kann für welche Weltanſchau⸗ ung immer ſein. Aber, wer in ſo prinzipieller, grund⸗ ſätzlicher und konſequenter, ja, geradezu gemeingefährlicher Weiſe auf einer materialiſtiſchen Weltanſchauung fußt wie dieſe Preſſe, die ſich den Anſchein gibt, als ob ſie noch einer ſtaatserhaltenden Partei diene, die aber, wie kaum eine andere, dem Umſturz und der Vernichtung jeder geiſtlichen und ſtaatlichen Autorität dient, darf von uns nicht nur links liegen gelaſſen, ſondern muß von uns bis auf das Meſſer bekämpft werden!(Stürm. Beifall.) Der Antrag wird angenommen. Es wird nun zur Neu- bezw. Wieder⸗ Wahl des Zentralkomitees des Katholikentages geſchritten. Es werden u. a. ge⸗ wählt: Graf Droſte⸗Viſchering, Reichstagsabgeordneter Fürſt Löwenſtein, Fabrikbeſitzer Brandts⸗M. Gladbach, der Vorſitzende des Volksvereins für das katholiſche Deutſchland, Verleger Franz Bachem⸗Köln, Landtags⸗ abgeordneter Cahensly-Limburg, weiter die Reichs⸗ tagsabgeordneten Graf Galen, Gröber, Dr. Hitze, Marx, Dr. Pieper, Schädler, der Präſident des diesjährigen Katholikentages Juſtizrat Schmitt⸗Mainz und der Führer der katholiſchen Lehrerbewegung Oberlehrer Brück⸗Bochum. Nicht wiedergewählt wird Reichstags⸗ abgeordneter Graf von each Zum Ort des nächſten Katholikentages wird Metz gewählt. Vierte öffentliche Verſammlung. bee Aachen, 15. Auguſt 1912. Der Schluß! Und welch einer! Würdiger und eindrucksvoller hätte die Tagung nicht enden können. Es herrſchte eine Stimmung, wie man ſie ſelbſt auf den Katholikentagen ſelten findet. P. Cohausz, der Je⸗ ſuit, hielt heute eine„Konferenz gegen den Umſturz“, ſo gewaltig, von ſo andauernder ſtärkſter Wirkung, daß die Rieſenhalle immer wieder unter den Bei⸗ fallsſtürmen erzitterte und erdröhnte. unächſt ſprach der bayeriſche Landtagsabg. Kgl. Gymnaſiallehrer 4 Stang ⸗ Würzburg über a „Die Kulturwerte des Bonffatlusbereins“: Die Religion iſt nicht nur die höchſte Stufe aller Kul⸗ tur, ſondern auch die befruchtende aft aller anderen Kulturgebiete. Indem alſo der Bonifatiusverein alle edlen Kräfte des katholiſchen Polkes 1 9 ſchaffensfrohem Wirken aufruft und zuſammenfaßt, vollbringt er ein vollgerüttelt Maß von turarbeit. zwei großen Ackerfeldern blü⸗ hen und reifen die S einer Arbeit. Raſtlos iſt er bemüht, den tigen Boden unſerer Diaſporagegenden 1 anzubauen, in ſeine Erde die Saatkörner der kchoſftiſchen Ideale zu ſtreuen, ihn mit der P. der chriſtlichen Liebe zu 14 Aber a m Ackerland derer, die hier mitarbeiten, ſproßt aus ſolcher Tätigkeit eine ——— 9 reiche Fülle von Früchten für ſie ſelbſt. Die Dia 1 ſind nicht ſo ſehr die zurückgebliebenen 99813 er in der Zeit der Glaubensſpaltung von den Woben neuer konfeſſioneller Geiſtesſtrömungen überfluteten ehe⸗ dem katholiſchen Lande, als vielmehr Gebilde, die infolge der wirtſchaftlichen und ſtaatlichen Notwendigkeiten in kon⸗ 3 feſſionell andersgeartete Gegenden ſich eingeſchoben haben. Das Suchen nach neuen Erwerbsmöglichkeiten, die moderne Verkehrsentwicklung, die große, moderne Völkerwanderung auf wirtſchaftlichem Gebiete, die von Oſten nach Weſten, von Süden nach Norden flutet, das ſind die Urſachen. Unzählig viele haben infolge dieſer Wanderung den Zu⸗ fan meung mit dem alten Glauben verloren. Dazu kommt nun als Wiederbringer verlorener Kulturwerte der Bonifa⸗ tiusverein, und aus Staub und Schutt läßt er das Bild ihrer Glaubensheimat wiedererſtehen mit ihrem unvergleichlichen Frieden; er läßt die verſchütte⸗ ten Bäche wieder rauſchen und die verſunkenen Glocken wieder erklingen. Iſt das nicht menſchenbeglückendes Tun, roßzügige Kulturarbeit? Mag die Gunſt des Glückes, der leiß der Hände und die Kraft des Geiſtes denen, die der Glaubensheimat entriſſen wurden, den ganzen Reichtum äußerer Güte in den Schoß ſchütten, oder mögen ſie in harter Arbeit von der Hand in den Mund leben, in ihrem Innern erſterben nicht die Stimmen, die den Sehnſuchtsruf nach einer höheren, über die platte Alltäglichkeit empor⸗ ſtehenden, befreienden Macht erklingen laſſen. Dieſe bren⸗ nende Sehnſucht ſtillt der Bonifatiusverein. Aus dem Bo⸗ den der Diaſporabauten erheben ſich neue katholiſche Kir⸗ chen wie a ſteingewordene hohe e katholiſcher Himmelsſehn⸗ ucht, aber auch katholiſcher Opferwilligkeit, und im der Kirchen erheben ſich als Morgengabe des Bonifatius⸗ vereins neue Schulen, wo katholiſcher Religionsunterricht zarte Kinderſeelen mit den Blumen der Religionswahr⸗ heiten ſchmückt. Und es kommen, vom Bonifatiusverein ins Land gerufen, katholiſche Ordensſchweſtern, die dienend aam Krankenbett den ſüßen Troſt ihres Schatten Gebetes in die müden Herzen gießen, und es erſtehen, aus dem ſpendend frohen Opfergeiſt des Bonifatiusſammelver⸗ eins geboren und genährt, die katholiſchen Waiſenhäu⸗ ſer und Kommunikantenanſtalten. An die Stelle der ver— ſtorbenen Mutter tretend, und den Platz des toten Vaters ausfüllend, lehren die Waiſenanſtalten die zarten kleinen Kinderhände ſich zum Gebet falten, und die Kommuni— kantenanſtalten erfüllen die unvergleichlich ſchöne Aufgabe, die erwartungsfrohen Kinderſeelen vorzußereiten für den be⸗ glückendſten Gang des jungen Lebens. Iſt das nicht ein prächtiges Sonnenland wahrer Seelenkultur, das der Bonifatiusverein erſchließt?(Lebh. Beifall.) Doch er darf in dieſer Kulturarbeit nicht ermüden, denn die Glaubensnot der modernen Zeit wird immer drohender. Ein feuriger Bonifatiusmut muß uns beſeelen, und eine heilige Bonifatiuskraft, welche unerſchrocken die Arthiebe führt gegen die Wodanseiche des modernen Freidenker— tums. An dem leuchtenden und wärmenden Lichte der Re— ligion in den Diaſporagegenden erwärmen ſich aber auch andere Kulturmächte: Die Wahrheit zieht in neuen Bahnen in die Herzen ein, von der einfachen Fiebel des Volks ſchülers angefangen bis hinauf zur gehaltvollſten Lite⸗ ratur. Der Bonifatiusverein bemüht ſich, den Diaſpora⸗ brüdern bis in die entlegenſten Dörflein hinein die geiſtige Koſt der Lektüre zu verſchaffen und die Bildungsmöglich⸗ keiten zu verſtärken. In erſter Linie muß der Byonifatius⸗ verein natürlich für katholiſchen Elementarunterricht ſorgen; aber gar manches Talent, das ſonſt verborgen ge— blieben wäre, hat er auch in die Lage verſetzt, ſich den höheren Studien zu widmen. An dieſes Tätigkeits⸗ gebiet ſchließt ſich die Sorge um die Sittlichkeit spflege an. Die von ihm entſandten Geiſtlichen haben durch ihre Lehre und ihr Beiſpiel manchen aus ſittlicher Verderbnis in das Licht der heiligmachenden Gnade emporgezogen. Was konnte auch nachhaltiger auf das ſittliche Tun der Diaſporagenoſſen einwirken als die glänzende Reihe von Männern, Frauen und Jungfrauen, die im Dienſte der Charitas vor ihren Augen Gott ihr ganzes Leben weihten. Die chriſtliche Liebe baut Weseke ſie geht in die ütten der Armen und in die Dachſtuben der Großſtadt⸗ Fäuſer um die Wunden zu heilen, die des Lebens rauhe Geißel dem Menſchenherzen ſchlug. Daß er den ſozialen Frieden bringt, iſt die ſegenvollſte Kulturwirkung des Bo⸗ nifatiusvereins; er baut damit einen wirkſamen Schutz⸗ wall gegen den Anſturm der umſtürzleriſchen, in den Di⸗ aſporagegenden gottesgeſährlichen ſozialiſtiſchen Gedankenwelt; denn nur durch die Gotteskräfte des Chriſtentums wird die ſoziale Frage wahrhaft gelöſt werden. Es iſt ein herrliches Neuland der Kultur, das der Bonifatiusverein in den Diaſporagegenden erſchließt. Möge lein Katholik ſich fern von der Mitarbeit halten.(Lebh. Zuſtimmung.) Durch ſie zieht er in ſein eigenes Herz die wärmenden Strahlen der göttlichen Gnade. An dich vor allem akademiſche Jugend, deren ſchönſter Schmuck eine friſche eiſterungs⸗ freudigteit und ein ungeſtillter Tatendrang iſt, ergeht mein Appell, daß du die Reihen des akademiſchen Bonifatiusver⸗ eins ſtärkſt!(Beifall.) An dich katholiſche Frauenwelt, deren lieblichſte Zierde ſoziale Hilfsbereitſchaft ildet, laſſe ich den Ruf erklingen: Laſſe die Hände nicht müde werden, die für den Tiſch des himmliſchen Königs die 1 4 N05 bilddurchwirkten Decken bereiten und für den Dienſt 1 nem Gezelte, das er in der Fort aufſchlägt, 15 e Gewänder herrichten.(Fortgeſetzter 767005 ö nd ihr, die ihr im Bonifatiusverein ſo manche, d U wertlos dünkenden Dinge ſammelt, erlahmt nicht in dem Streben, die Bau ae Waiſenhäuſer und Kommunikan⸗ tenanſtalten und die Mittel für ihre Unterhaltung aufßie bringen. Und du, 5 katholiſches Volk, mehre 15 Scharen der Mitarbeiter des Bonifatiusvereins und ſche 28. Jahrgang. Nr. 94. 59. Generalverſa Telegramm des hl. Vaters. Es boo Aachen, 13. Auguſt 1912. Aus Rom iſt beim Katholikentage folgendes Tele⸗ gramm eingegangen: i „Der Heilige Vater hat mit großer Freude die Be⸗ zeugung Eurer kindlichen Anhänglichkeit und beſonders die Geſinnung der völligen Hingabe gegenüber dem Apo— ſtoliſchen Stuhl und ſeinem oberſten Lehramt, die ihm von den der verſammelten deutſchen Katholiken ent— gegengebracht wird, entgegengenommen und begleitet dieſe Verſicherung mit ſeinem Apoſtoliſchen Segen, den er als Zeugnis der kindlichen Gnadengeſchenke und zum Zeugnis des päſtlichen Wohlwollens der dortigen Generalverſamm— lung von Herzen erteilt. Kardinal Merry del Val.“ Jahrestag des Volksvereins. rute midrgen“ ging den Trroeten ver„onen tages ein feierliches Requiem für Windthorſt im Mün⸗ ſter, zelebriert vom hochw. Herrn Weihbiſchof Dr. Mül⸗ ler, voraus. Die Gedächtnispredigt hielt Landtagsab— geordneter Stiftsprobſt Dr. Kaufmann⸗Aachen. Darauf folgte in der Feſthalle die Generalverſammlung des Volksvereins. Wiederum war die Rieſenhalle bis auf den letzten Platz beſetzt. Die Tribüne zierte die ganze Reihe der in Aachen anweſenden Herren Biſchöfe. Freu— dig begrüßt wurde das Erſcheinen des neueingetroffenen Biſchofs von Bulgarien. Die Eröffnung der Tagung erfolgte durch den Abg. Juſtizrat Trimborn, und zwar wegen des Um⸗ fanges der Arbeiten ohne Förmlichkeiten. Sogleich er⸗ hielt das Wort der Vereinspräſident Fabrikbeſitzer Franz Brandts: In das Jahr 1912, das Jahr der 22. Generalverſamm— lung des Volksvereins für das katholiſche Deutſchland, fällt der hundertjährige Geburtstag Wind horſts, des Gründers und weiland Ehrenpräſidenten unſeres Vereins. 750 000 Mitglieder ſtehen heute im Geiſte an ſeinem Grabe und ge⸗ denken ſeiner in einem aus warmem Herzen kommenden Me— mento. Wir Mitglieder des Volksvereins haben nun heute in be⸗ ſonderer Weiſe des ſozialen Windthorſts zu gedenken, ſeines Einfluſſes auf die ſoziale Entwicklung Deutſchlands und auf die Stellungnahme der Katholiken zu der„großen Frage der Gegenwart“. Sein klarer Blick in die Zukunft erzeugte in ihm den feſten Willen, den Katholiken im Volks⸗ verein eine Organiſation zu geben, die ihnen unter vollſter Wahrung ihres katholiſchen Standvunktes eine weſentliche Erweiterung Für ihre Beteiligung an allen ſozialen und wirtſchaftlichen Fragen ſowie für ihre Mitarbeit auf allen geiſtigen Gebieten verſchaffen ſollte. Vor allem wollte er auch die auf katholiſcher Seite vorhandenen Kräfte Jam⸗ meln, um den dem Staate wie der Kirche feindlichen Um⸗ ſturzbeſtrebungen, deren Wachſen er vorausſah, einen feſten Damm entgegenzuſtellen. Dieſen Damm mit bauen helfen, ſollte eine der erſten Aufgaben des Volksvereins ſein. Windthorſts ſoziale Geſinnung entſprang ſeinem katho⸗ liſchen Denken und Empfinden. Religiöſität und Sittlich⸗ leit im Volke waren ihm Vorbedingung für geſunde ſoziale Zuſtände. Der gute Chriſt und der tüchtige Staatsbürger waren ihm unzertrennlich. Hochanſehnliche Verſammlung! Auch darf ich Windthorſt zu Ehren heute nicht unter⸗ laſſen, der Pfingſtenenzyklika des h. Vaters vom Jahre 1905 Erwähnung zu tun. Sie ſpricht ebenfalls von dem univerſellen Charakter des Volksvereins. Der hl. Vater ſagt, daß der Volksverein einer in allen Ländern gleichmäßig ge⸗ fühlten Notwendigkeit Rechnung trage. Zugleich empfiehlt er ihn den Katholiken aller Länder, in denen ſich dieſelben Bedürfniſſe herausſtellen und wo die gleichen Gefahren vorhanden ſind, als Muſter. Fragen wir nun beim Volksverein ſelbſt an, ob er aller⸗ wege Windthorſts Geiſt hat führend ſein laſſen. Derſelbe antwortet: Der Volksverein hat ſich die Schulung und Er⸗ ztiehung des Volkes zum Ziele geſetzt, um es zu befähigen, allen Aufgaben des beruflichen und öffentlichen Lebens ge— recht zu werden. Seine Toleranz hat es Windthorſt ermöglicht, als überzeugter Katholik in einem überwiegend evangeliſchen Staate Miniſter und vertrauter Berater ſeines evangeliſchen Königs zu werden; ſo hat auch der Volksverein, ſein Teſta⸗ mentsvollſtrecker, ſeit 21 Jahren bei energiſcher Wahrung der katholiſchen Intereſſen gemeinſam mit allen denen gear⸗ beitet, die aus anderer Weltanſchauung heraus gemeinſame für das Volksganze fruchtbringende Ziele verfolgten. Gewiß iſt es unnötig, auch nur ein Wort zu ſagen über die Auf⸗ richtigkeit des Windthorſtſchen Katholizismus. Bekannt iſt, daß Windthorſt, der in den ſiebziger Jahren mit beiſpielloſer Energie und Konſequenz den Kampf gegen die Vergewalti⸗ gung der Gewiſſen erfolgreich führte, in der Religion Kraft für ſeine Arbeit und Stab und Stütze ſuchte. Wie rührend ſind feine Bitten an ſeine Glaubensgenoſſen, ihn durch ihr Gebet bei ſeiner ſchweren Arbeit zu unterſtützen. So hat auch der Volksverein die Religion zum Fundamente ſeiner Arbeit gemacht. Er iſt ein Verein der Katholiken, ein katholiſcher Verein, der Schutz und Förderung der reli— giöſen Ueberzeugung und Vertiefung des religiöſen Lebens anſtrebt. Für das, was die apologetiſche Abteilung des Polksvereins bis jetzt zur Bekämpfung des Unglaubens ge⸗ 0 hat, rufe ich unſere Biſchöfe und Prieſter als Zeu— gen an. bei Danken wir heute unſerm großen Führer, deſſen Ge⸗ beine unter dem himmelanſtrebenden Gewölbe ſeiner Ma⸗ rienkirche ruhen, dadurch, daß wir in ſeinem Volksvereine treu weiterarbeiten. Beherzigen wir ſtets ſeine Mahnung, 5 er ſeinem Volksverein mit auf den Weg gab: Der Volks⸗ dene e muß ſeinen Weg finden bis ins letzte Dorf, unn en heiligen Glauben zu ſchirmen und die chriſtliche Geſell⸗ ſcahksordnung zu erhalten zum Heile von Kirche und Vater⸗ — Sogleich nahm das Wort Direktor Dr. Hohm zum Geſchäftsbericht: 1 Die Buchungen der Geſchäftsführer des Volks⸗ ereins für das Vereinsjahr(Kalenderjahr) 1911 ſchließen nach den Schlußrechnungen mit 665 802,46 Mark ab bei ener Mitgliedſchaft von 690 149 Perſonen im genannten Jahre. Die Abrechnung der Zentralſtelle läuft von Mitte 155 Mitte des Jahres. Sie nahm ein aus Mitgliederbei⸗ rägen von Julf 1911 bis Juli 1912 552 194,82 Mark; an ſonſtigen Geldern 48 538,12 Mark, ſo daß ihre Einnggme 5 ganzen mit 600 732,94 Mark abſchloß. Von den Aus⸗ 00 en der Zentralſtelle entfielen auf perſönliche und ſach⸗ 9 9e Aufwendungen und 1 1 85 der Zentralſtelle ſelbſt oſition 1 bis 7 des geſchäftlichen Berichts) 373 249,69 185 auf die Aufwendungen für die Filialen und die Larenaitlichen F 04 und Agitationsſtellen im 955 hosten 8 bis 10) 117 398,08 Mark, auf das Soziale rchiv in Berlin, die ſoziale eee der jungen deten und das Sekretartat Sozialer Studentenarbeit katholiſche Volk hat nie verſagt, viernheimer Anzeiger: mmlung der K atholiken Deutſ chlands. Samstag, den 17. Auguſt 1912. pendien und Miſſionen(Poſition 11 bis 13) 72 409,33 Mark, 1 daß zum Hausfonds in Berlin und München je 18 000 ark und zum Ausgleichfonds beim Volksvereinsverlag ein Reſt mit 1482,84 Mark beigetragen werden konnte. Ge⸗ 9199 dem vom Vorſtande e Voranſchlag von 91112, der einen Fehlbetrag befürchtete, kann uns die⸗ ſer Ausgleich befriedigen, wenn auch ein fünf⸗ prozentiger Rechnungsüberſchuß, wie wir ihn zu eren nen haben, bei einer ſtets in Kriegsbereitſchaft ſtehenden Organiſation mit ſo enormen dauernden Ausgaben und don deen ſten find icht 489 995 durch Agita⸗ halten ſind, n als beſonders günſtig be⸗ ichn, e a be Ranis ſe⸗ er au ei beſcheidenen Jahreserträgniſſen zu den Reſerven hoffen wir, Feine Aufgaben gesdach en 18 blei⸗ ben. edes Jahr wird ſeine Laſt zu tragen wiſſen. Das wenn unſere Führer es zu der Fahne des Volksvereins riefen. Noch im letzten Jahre ſind dieſem Rufe 27346 neue Mitglieder ge⸗ folgt, darunter 10 107 aus Bayern rechts des Rheines, 1868 aus dem linksrheiniſchen Bayern, 3421 Badenſer, 1578 Württemberger, 868 Heſſen, 150 Sachſen, 114 Olden⸗ burger, 170 Elſaß⸗Lothringer und 9220 Preußen, dar- unter, um preußiſche Provinzen zu nennen, an der Spitze 3607 Weſtfalen, 3265 Rheinländer, 1298 Hannover, 509 Weſtpreußen, 171 Oſtpreußen, 664 Sachſen, 507 Branden—⸗ burger. Abgenommen haben nur Schleſien um nahezu 1000 und kleinere Staaten und Provinzen um noch etwa 300 Mitglieder. Insgeſamt zählten unſere Liſten Ende dieſes Jahres 728 073 Mitglieder. Daß Raum und Rahmen des kaufmänniſchen und techniſchen Betriebes, wie er Ende der neunziger Jahre war, von einer ſolchen Entwicklung geſprengt werden mußte, iſt leicht zu verſtehen. Der Vorſtand ſchritt daher von 1902 ab raſch nacheinander zum Ausbau des Generalſekretariats in ein dreigliedriges Direktorium, zur Anpaſſung des Sta⸗ tuts an die erweiterte Arbeit, zur Gründung einer Geſell⸗ ſchaft mit beſchränkter Haftung als Trägerin des Vereins⸗ vermögens, wie für den Abſchluß der Rechtsgeſchäfte, ſo⸗ wohl dem Perſonal gegenüber, wie mit Kunden und Lieſe⸗ ranten; endlich 1905⸗06 zum Bau eines eigenen Bureau⸗ hauſes und 1906⸗07 zur Anlage einer Druckerei für die umfaſſende literariſche Produktion der Zentralſtelle, die damals mit 18, zumeiſt auswärtigen Druckereien arbeiten mußte. Heute nimmt das Volksvereinshaus mit ſeinen In⸗ ſtituten einen Gebäudeblock ein, der an vier Straßen ſtößt; an der einen wohnt die Lichtbilderei⸗Geſellſchaft mit be⸗ ſchränkter Haftung mit einem Dutzend Beamten und Ange⸗ ſtellten, an der anderen die Druckerei mit 81 gewerblichen Arbeiten und das Sekretariat Sozialer Studentenarbeit mit etwa zehn ſtändigen Arbeitskräften, an der dritten die„Weſtdeutſche Arbeiterzeitung“, G. m. b. H. mit den Sekretariaten der Verbände der katholiſchen Arbeiter⸗ und Arbeiterinnenvereine, insgeſamt neun literariſch und red⸗ neriſch tätigen Kräften und entſprechendem Bureauperſo— nal, während die Front der Sandſtraße durch die Bu⸗ reaus des Volksvereinsverlags und der Zentralſtelle einge— nommen wird. Wie iſt das alles geworden? Wie hat M.⸗Glad⸗ bach das erreicht?— Wir? M.⸗Gladbach? Nein! Das 128 Ihr, die Ihr das Große ſchafft! Ihr, die Ihr zu den Verſammklungen kommt, die Ihr die Schriften leſet, die Ihr lernt und organſſiert, die Ihr mit der Zentrale denkt und fühlt und agitiert! Ohne Euch iſt unſer Haus ein kahles Gemäuer. Nur Eure Wünſche und Hoffnungen machen es heimiſch in ſeinen Gängen, Bureaus und Sälen. Euer Wille zieht 160 Menſchen täglich zur Arbeit, und wollt Ihr, daß M.⸗Gladbach weiter arbeitet, wie es ge— arbeitet hat, gut, wir tun unſere Dienſte. Der Vorſitzende Reichstagsabgeordneter Trimborn brachte ein Hoch auf den Präſidenten des Katholiken⸗ tages Juſtizrat Schmitt⸗Mainz aus, in das die Ver⸗ ſammlung begeiſtert einſtimmte, und begrüßte dann die erſchienenen Kirchenfürſten. 1 Präſident Juſtizrat Schmitt bezeichnete es unter ſtürmiſchem Beifall der Verſammlung als ganz ſelbſt⸗ verſtändlich, daß das Präſidium des Katholikentages zu erſcheinen habe, wenn die Garde exerziere.(Lebh. Beifall.) Sodann nahm namens der anweſenden Erz⸗ biſchöfe und Biſchöfe Weihbiſchof Dr. Müller⸗Köln das Wort: Wir ſind gerne Zeugen dieſer großartigen Kundgebung des Volksvereins für das katholiſche Deutſchland, weil wir alle einig ſind in der Verwirk⸗ lichung der Ziele, zu deren Erreichung der Volks⸗ verein vor 22 Jahren gegründet wurde. Der Volks⸗ verein für das katholiſche Deutſchland iſt der wich⸗ tigſte Verein, den es gibt, denn er ſoll den Zuſammen⸗ ſchluß aller deutſchen Katholiken ſein.(Stürm. Beif.) Er ſoll dafür ſorgen, daß der chriſtliche Geiſt in un⸗ ſerer Zeit durch den materiellen Geiſt, der heutzutage in der Welt herrſcht, nicht erſtickt wird. Er ſoll weiter dafür ſorgen, daß dem wahren chriſtlichen Geiſt die Herrſchaft in un⸗ ſerer Zeit erhalten bleibt.(Stürm. Beifall.) Der hochwürige Herr Redner erteilte ſodann der Verſammlung den biſchöflichen Segen. Mit lebahftem Beifall begrüßt, ergriff hierauf der Reichstagsabgeordnete Graf Praſchma das Wort. Er ſchilderte zunächſt die Aufgaben der Katholiken auf dem Gebiete der Familie und der Schule und ſtreifte auch das jetzt ſo aktuell gewordene Thema der Volksvermehrung. Er forderte die katholiſchen Frauen und Mütter auf, in den Kindern nicht eine Laſt, ſondern ein Glück zu ſehen.(Stürm. Beifall.) Er fährt dann fort: Es iſt ein ſonderbarxes Bild, wenn der Liberalismus, der doch ſo gern die Herrſchaft des Großlapitals gelten laſſen möchte, ſich mit den Sozialdemokraten verbindet, die den Kommunismus predigen. Wie dieſe beiden Parteien ihre verſchiedenen Beſitztheborien mit einander in Einklang bringen wollen, kann uns gleichgültig ſein. Die Haupt- ſache iſt, daß ſie nicht zur Macht kommen.(Beifall.) Das Band, welches ſie einigt, iſt der Kampf gegen den Glauben, und darum finden ſich auch die Freidenker zu ihnen. Man ſpricht vom„Klerikalismus“, aber man be⸗ kämpft jede poſitive Religion. Das geſchah früher nur auf den Kathedern, jetzt trägt man dieſen Kampf ins tägliche Leben hinein. Die Entfachung des Furor pro⸗ teſtantieus iſt ein Hauptmittel dieſer Blockfreunde. Durch 90 hofft man die chriſtlichen Konfeſſionen zu trennen. uch ble erwachſen dem Volksverein beſondere Aufgaben. Er muß den Kampf führen für die chriſtliche Schule. Liberale, Sozialiſten und Freidenker erweitern ihren Ein⸗ uß auf die ule immer mehr, darum haben ſie ſich la geeinigt. Bei dieſer Entwicklung kommt man mit Beten nicht aus, man muß auch intenſiv arbeiten. Mit Halb⸗ heiten kommt man heute nicht durch, dazu iſt die Konkur⸗ renz zu r auf katholiſch⸗ſoziale Vereine, ſoziale Kurſe, Sti⸗ ührig. Zum Schluß ſprach Reichstagsabgeordneter Graf Praſchma ſich dafür aus, daß der Volksverein das Verſtändnis ſür ſoziale Angelegenheit in allen Volkskreiſen wecken möchte. Dann werden wir erreichen, daß die großzügig angelegte deutſche Arbeiter⸗ politik verſöhnend wirkt.(Stürm. Beifall.) f Mit einem Schlußwort des Abg. Trimborn erreichte die Verſammlung, der u. a. Prinz Max von Baden und Landgräfin Anna von Heſſen beigewohnt hatten, ihr Ende. 1 — 5175 r NN 7 ppi J Dritte geſ chloſſene Verſammlung. bec Aachen, 13. Auguſt 1912. Gegen Mittag tagte im überfüllten Saale des Aachener Kurhauſes die dritte geſchloſſene Verſammlung unter dem Vorſitz des 2. Vizepräſidenten, Kaufmanns Weber⸗ Kray. Die Verhandlung geſtaltete ſich zu einer großen Kolonial⸗ und Miſſionsdebatte. Zur Beratung gelangten die verſchiedenen Anträge über die Heid nmiſſion. Einen Antrag, der die allge⸗ meine Unterſtützung der Miſſionsvereine verlangt, be⸗ gründete Juſtizrat Dr. Karl Bachem⸗ Berlin. Er führte dazu aus:„Von autoritativer Seite iſt kürzlich und zwar im Gouvernementsrat von Deutſch⸗Oſtafrika die Auffaſſung vertreten worden, der Staat ſei ein geborener Heide (Pfuirufe), der Staat müſſe über den Religionen ſtehen. Demgegenüber müſſen wir nachdrücklichſt den chriſt⸗ lichen Charakter unſeres Staats hervorheben und die Notwendigkeit der chriſtlichen Miſſionstätigkeit.(Stür⸗ miſcher Beifall.) Gerade dem Islam gegenüber iſt das notwendig.“(Erneuter ſtürm. Beifall.) In der Diskuſſion ſprach Landrat Freiherr v. Dal⸗ wigk, der ſich als früherer Pflanzer aus Oſtafrika vor⸗ ſtellte. Er betonte, daß die chriſtlichen Neger höhe⸗ ren Kulturwert beſitzen im Vergleich zu den islamiti⸗ ſchen. Alle chriſtlichen Miſſionen und ſogar die mate⸗ rialiſtiſchen Kolonialpolitiker erklären den Islam für eine große Gefahr. Die Strömung, die Afrika den Afrikanern erhalten wiſſen will, ſtützt ſich hauptſächlich auf den Is lam. Gegenüber der Wirkſamkeit des Islam iſt die Stärkung der chriſtlichen Elemente unter den Anſiedlern der Kolonien eine dringende Notwendigkeit. Die Kaufleute und Anſiedler und auch die Regierungsangeſtellten in den Kolonien ſtehen den Miſſionen bedauerlicherweiſe oft feindlich gegenüber. Hier iſt auch für den katholiſchen Adel eine Aufgabe geſtellt, und namentlich der Maltheſer⸗ orden ſollte ſich ſtets an ſeinen Urzweck erinnern und ſeine Ritter hinausſchicken zum Kampf gegen den Islam, wenn auch nicht mit dem Kampfſchwert, ſo doch mit den Waffen des Friedens. Die katholiſchen Miſſionare ſind wegen des Autoritätsprinzips des Katholizismus die beſten Erzieher für die Eingeborenen. Beifall.) Nach weiterer Debatte, an der ſich u. a. Abgeord⸗ neter Erzberger, P. Acker, Fürſt Löwenſtein, P. Kilian, Biſchof Jürgens von Bombay beteiligten, wurde der Antrag angenommen. Schließlich wurde ein Antrag angenommen, dahin⸗ ehend, daß der Generalverſammlung der Katholiken Deutſchlands alljährlich, ſoweit tunlich, in allen Ge⸗ meinden eine Nachverſammlung folge. Damit erreichte die dritte geſchloſſene Verſamm— lung ihr Ende. Zweite öffentliche Verſammlung. bec Aachen, 13. Auguſt. Der ſtundenlange heftige Landregen, der ſeit den früheſten Morgenſtunden über Aachen herniedergeht, hat auf den Beſuch des Katholikentages in keiner Weiſe vermindernd eingewirkt. Genau ſo wie geſtern zogen in der fünften Nachmittagsſtunde wieder ungezählte Scharen zur Feſthalle. Den Vorſitz führte heute erſter Vizepräſident Graf Henckel von Tonnersmarck. Er eröffnete die Ver⸗ ſammlung mit dem katholiſchen Gruße und erteilte dann ſogleich das Wort dem Reichstagsabgeordneten Dr. Mayer⸗München über „Die Pilſcht der Katholiken zur wirksamen Be⸗ tängung im wirtschaftlichen Leben“ Ich möchte Sie heute führen zu mächtigen Hochöfen und Zechen, zu gigantiſchen Stahlwerken, Hüttenwerken un! Walzwerken, zu großen Fabriken und ſtillen Kontoren, ja. zu den Handelsplätzen am Meere. Deutſchland hat jährlich 800 000 Köpfe Bevölkerungsüberſchuß. Es muß alſo entweder Menſchen oder Waren exportieren, da die Landwirtſchaft nur einen kleinen Teil des Bevölke⸗ rungsüberſchuſſes aufnehmen kann. Ohne die wirtſchaft⸗ liche Entwicklung müßten Millionen Deutſcher ihre Exiſtenz im Auslande ſuchen. So wird dieſe induſtrielle und kommer⸗— ielle a Expanſion eine Notwendigkeit. Vom chriſtlichen Standpunkt aus iſt dieſe Entwicklung weder gut noch böſe, ſie iſt aber wie jede wirtſchaftliche Betätigung eine„Himmelsleiter, auf der jeder nach Belieben aufwärts⸗ oder abwärtsſteigen kann“.. i Wie hat ſich nun der kotholiſche Volksgeiſt gegenüber dieſen Veränderungen verhalten? Die letzte Berufszählung beſtätigte, was man ſchon lange wußte, daß die deutſchen Katholiken in den einträglicheren Erwerbsarten— in In⸗ duſtrie und Handel— aus verſchiedenen Urſachen hinter ihrem Bevölkerungsanteil zurückſtehen Zum Teil iſt das auf die geographiſche Verteilung— Katholiken We e in den ackerbautreibenden Gegenden— zurückzuführen. ei⸗ ter kommt in Betracht die ſyſtematiſche Zurückſetzung katho⸗ liſcher Bewerber nicht bloß im Staatsdienſt, ſondern auch in den privaten Berufen. Die Säkulariſation der Kirchen⸗ güter hat die Katholiken um eine Milliarde Vermögens⸗ werte ärmer und dadurch die Ausbildungsmöglichkeit 1 0 ringer gemacht. Dazu kommen noch einige andere Mo⸗ mente pie hier Beachtung finden mögen. In der Land⸗ wirtſchaft überragen die Katholiken den Bevölkerungspro⸗ tſatz erheblich.(36,5 Prozent gegen 44,2 Prozent. n ſelbſtändigen Landwirten aber N Ne Zahl ge⸗ nau dem Bevölkerungsanteil; alſo ſte die Katholiken da acht Prozent mehr ländliche Dienſtboten, als ihnen e zukommt. Dieſelbe Erſcheinung der geringeren wirtſchaftlichen Selbſtändigkeit der Ka⸗ N tholiken zeigt ſich auch in der Induſtrie und im Gewerbe. Im Berg⸗ bau und Hüttenweſen überragen die Katholiken ihren Bevöl⸗ dewungsanteil um 22,5 Prozent. Sie ſtellen alſo im Bergbau tien Hütbenweſen die a großen Arbeitermaſſen, e rungteren aber an letzter Stelle unter allen Aöedo⸗ nan, was die Zahl der Selbſtändigen angeht. ſon⸗ ders ungünſtig ſteht es für die Katholiken in Handel und Verkehr. Da bleibt ihr Iſtanteil gegenüber dem Sollanteil um 6,6 Prozent zurück, beim Waren- und Produktenverkehr ar neun Prozent, und bei der Gruppe Geld- und Kre⸗ tverkehr ſogar um 21 Prozent.(Hört, hört!) Somit haben die Katholiken an den Früchten des induſtriellen und kommerziellen Aufſchwunges erheblich geringeren An⸗ teil, als ihnen nach der Bevölkerungsziffer zukommt. Soweit dieſe Erſcheinung auch auf die ſtärkere Betäti⸗ gung der Katholiken in der Landwirtſchaft zurückzuführen iſt, ſo ſind wir doch weit entfernt, darin einen Mangel zu erblicken, denn im Gegenſatz zu Handel und Induſtrie iſt die f Landwirtſchaft ein N der Volks⸗ raft. Aber was ſollen wir zu der ſchmerzlichen Erſcheinung ſagen, daß die Katholiken in Handel und Induſtrie vorwie⸗ gend nur in der Arbeiterklaſſe und auch da nicht überall nügend vertreten ſind? Daß ſie zurückſtehen, wo höhere Bildung, wo Unternehmungsgeiſt erforderlich iſt— in den kaufmänniſchen und induſtriellen Mittelſchichten und in der Gruppe der Selbſtändigen! Wir haben zu wenig katholiſche Offiziere des Wirtſchaftslebens. Die Gegner machen uns den Vorwurf der Weltfremdheit, iſt ſo alt wie das Chriſtentum. Er tönte ſchon hinein in das Martyrium Tauſender Chriſten im römiſchen Am 15 theater. Daß die Betätigun des Menſchen im Diesſeits ſeiner ewigen Zweckbeſtimm g unterzuordnen iſt, iſt ſelbſt⸗ verſtändlich un Jilt ganz ebenſo für gläubige Proteſtan⸗ ten und gläubige Juden. Gott ſelbſt hat den Erwerbstrieb ſin die Seele des Menſchen gepflanzt. Habſucht, Unehrlichkeit, Ausnutzung des Nebenmenſchen ſind dem Katholiken ver⸗ boten. Aber ſind denn dieſe Verirrungen das Weſen des modernen Wirt⸗ ſchaftslebens? (Lebhafte Zuſtimmung.) Letzten Endes wird es immer hei⸗ :„Ehrlich währt am längſten!“ Wer darum behauptet, der Glaube ſei ein Hemmnis für die wirt⸗ ſchaftliche Betätigung, der kennt den Glauben nicht. Was find dann aber die Gründe unſerer e Rückſtändig⸗ eit? Neben den bereits angeführten ift zu betonen eine ge⸗ wiſſe Indolenzgegen Neuerungen. Freiherr v. Hertling ſagt darüber: „Wir können nicht von der Luft leben, während wir für unſer Heil wirken. In dieſe Zeitlichkeit hineingeſtellt, finden wir uns unausweichlich verwickelt in alle mög⸗ lichen zeitlichen Bedürfniſſe und das ganze Syſtem der Veranſtaltungen zu ihrer Befriedigung. Da heißt es: Rüſtig Hand anlegen und nicht in falſchverſtandener Fröm⸗ migteit die Dinge gehen laſſen, wie ſie gehen. Wirt⸗ iftlicher und ſozialer Niedergang wäre die Folge eines ſolchen Quietismus.“ Daher fort mit der Indolenz! Bei der Berufswahl muß darauf geachtet werden, die Eltern ſollen ihre Kinder nicht ausſchließlich in die überfüllten Gelehrtenberufe ſchicken, und daß die neue Handelshochſchule in dem katholiſchen Aachen ſo ſchlecht beſucht wird, das muß aufhören!— Denn wenn die jungen Leute fleißig und tüchtig ſind, wird ihnen Handel und Gewerbe ein gutes Sprungbrett zu höhe⸗ ren Stellungen ſein. Das gilt beſonders für jene Katho⸗ liken, die in Induſtriegegenden wohnen. Daher vermehrte Berückſichtigung der techniſchen und kaufmänniſchen Be⸗ rufe bei der Berufswahl! Manches techniſche und kauf⸗ männiſche Talent verkümmert in dem falſchen Boden eines verkehrten Berufes. Fähige Leute gibt es unter uns zu Tauſenden, ſie ſind nicht ſeltener als in andern Konfeſſionen. Aber ſie müſſen herausgeholt werden, und dabei müſſen alle Inſtanzen, die Geiſtlichen, dann der Verband der katholiſchen kaufmänniſchen Vereine, dann der Albertus⸗Magnus⸗Verein mitwirken. Nicht minder auch die katholiſche Tagespreſſe. Nur ſo kann es gelingen, daß wir in den induſtriellen und kaufmänniſchen Berufen all⸗ mählich in den Platz einrücken, der unſerem Bevölkerungs⸗ anteile entſpricht. Dazu gehört aber klare Erkenntnis dieſer Notwendigkeit und ein ernſter, eiſerner und beharrlicher Ville. Auch der wirtſchaftliche Kampf iſt in unſern Tagen ein Stück Glaubenskampf geworden, in dem wir ſiegen mollen eingedenk des Wortes des heiligen Paulus:„Alles iſt Euer, Ihr aber ſeid Chriſten!“(Lebh., langanhaltender Beifall und Händeklatſchen.) Unmittelbar darauf folgt der Vortrag des Herrn Gymnaſialdirektor N Werra⸗Münster j. W. . U über „issenschaftliche Betätigung und Aufgabe der deutschen Katholſken“: Der Weg zur Anteilnahme am geiſtigen Leben der Nation, zum Einfluß in der Oeffentlichkeit, zu den höheren Beamtenſtellen führt bei uns in Deutſchland nun einmal durch die höheren Schulen und die univerſitäten, und ein Volksteil, der nicht ſucht, ſeine Söhne durch dieſen Entwickelungsgang hindurchzubringen, verurteilt ſich ſelbſt zur Bedeutungsloſigkeit. Deshalb müſſen wir dieſen Weg mehr als bisher beſchreiten, und das iſt bisher nicht ganz ohne Erfolg geſchehen. Nach 30jähriger Schulpraxis kann ich beſtätigen, daß nirgends die nichtkatholiſchen Schüler den katholiſchen geiſtig überlegen geweſen wären, auf mangelnde Veranlagung iſt alſo die Rückſtändigkeit der Katholiken nicht zurückzuführen. Worin liegt ſie denn aber begründet? Vielleicht in der katholiſchen Religion mit ihrem Jenſeits⸗ charakter, wie es vielfach von der anderen Seite behauptet wird? Dem ſteht entgegen, was die katholiſche Kirche all die Jahrhunderte für die Wiſſenſchaft unbeſtritten ge⸗ leiſtet hat. Die Statiſtik hat gezeigt, daß im Sturm der Säkulariſation mehr als eine Milliarde Mark den Katholiken genommen wurde. Dazu kommt die ſyſtematiſche Zurückſetzung der Katholiken in Geſetzgebung und Verwaltung, dazu die ſchweren Schläge des Kulturkampfes. Wenn ein Volks⸗ teil unter ſo überaus ungünſtigen Umſtänden mit zäher Kraft und Ausdauer ſich aufrecht erhielt, ſo muß das als ein glänzendes Beiſpiel hingeſtellt werden.(Langanhalten⸗ der ſtürm. Beifall.) Und es wird beſſer. Seit 25 Jahren hat ſich die Zahl der katholiſchen Gymmnaſiaſlen verdoppelt, der Realſchüler verdreifacht. 1886 ſtanden 82 Prozent proteſtantiſchen nur 18 Prozent ka⸗ Photliſche Schüler gegenüber, heute ſind ſie auf 26 Prozent geſtiegen und bleiben nur noch 9 Prozent hinter dem pro⸗ zentualen Anteil der Katholiken an der Bevölkerung zurück. Leider ſieht es auf den Realanſtalten noch kläglich aus. Die Krgatun Lafen iſt ſchwer. Das fehlende Recht auf das Studium Theologie mag manches bewirken. Aber ſchließlich verdienen die Realanſtalten bei ihrem zwei⸗ felloſen Vorzug für die techniſchen Berufe, für Han⸗ del und Induſtrie größeres Intereſſe. Und gerade Handel und Induſtrie bieten heute weit beſſeres Vorankommen, als 0 ſtark überfüllten wiſſenſchaftlichen Berufe.(Sehr richtig. An dieſer Stelle ſei auch ein Wort über das „ſtudierte Proletariat“ 0 geſagt. Gewiß iſt eine Ueberfüllung, in einzelnen Be⸗ rufen, ſogar eine nicht unbeden iche vorhanden. Aber für uns wäre es töricht, wollten wir die Heilun des Uebels durch die Zurückhaltung gerade unſeres Nachwuchſes vom Studium verſuchen. Solange die Nichtkatholiken dieſen Weg nicht beſchreiten, dürfen wir uns erſt recht nicht zurückdrängen laſſen.(Lebh. Zuſtimmung.) Wenn eine Verminderung der Studierenden an ezeigt erſcheint, ſo darf ſich dieſe nicht ſo vollziehen, daß die Anhänger einer Konfeſſion denjenigen der anderen allein das Feld über⸗ laſſen. Darum müſſen wir darauf hinarbeiten, daß erſtens nur wirklich talentvolle Jünglinge, die die Ausſicht auf wirklich tüchtige Leiſtungen bieten, zu akademiſchen Studien veranlaßt werden.(Lebh. Zuſtimmung.) Und dann dür⸗ fen wir die Unterſtützten nach Ablauf ihrer Studien nicht während der längeren Wartezeit im Stich laſſen.(Zuſtim⸗ mung.) Für unſere akademiſche Jugend aber heißt es: jetzt erſt recht mit aller Kraft und mit allem Eifer ar⸗ beiten, es allen anderen zuvorzutun, durch ein glänzendes Examen die eigene Tüchtigkeit zu beweiſen.(Sebh. Zu⸗ ſtimmung.) Leider iſt die ſchmerzliche Beobachtung zu machen, daß zahlreiche gebildete Katholiken abſeits von ihren. Glau⸗ bensgenoſſen ſtehen und eine bedenkliche Gleichgültigkeit egenüber katholiſchen Fragen an den Tag legen. Um dieſe bſeitsſtehenden wieder zu gewinnen, hat man freie Ver⸗ einigungen gegründet, die neuerdings in einer Zentrale zu⸗ ſammengeſchloſſen ſind und deren Arbeiten haben erfreu⸗ lichen Erfolg gehabt und ermutigend auf den jungen katho⸗ liſchen Nachwuchs der gebildeten Stände eingewirkt. Redner ſchließt: Gewiß bleibt uns noch viel zu tun, aber wir haben die erfreuliche Gewißheit, daß es entſchieden vor⸗ wärts geht. Wenn wir der Fahne der ie ac im katholiſchen Deutſchland folgen, dann ſoll ſie auch das Zeichen des Kreuzes tragen, als Symbol der Vereinigung don Glauben und Wiſſen. Unter dieſem Zeichen wollen wir, unter dieſem Zeichen werden wir ſiegen.(Langanhaltender, ſtürmiſcher Beifall.) Das Unglück auf dem Stahlwerk Hoeſch warf auch ſeine Schatten auf die heutige Verſammlung. Als es dem Leiter der Verſammlung, dem 1. Vizepräſidenten Grafen Henckel von Donnersmarck mitgeteilt wurde, las er das Telegramm vor und fügte hinzu:„Wir ſind durch dieſe Mitteilung in tiefſte Trauer verſetzt.(Zu⸗ ſtimmung.) Handelt es ſich doch um unſere Brüder, die auf dem äußerſten Vorpoſten unſerer wirtſchaftlichen Betätigung ſtehen. Ich fordere Sie daher auf, ſich mit mir zum Zeichen der Trauer zu erheben.“— Die Verſammlung erhebt ſich. In dieſem Au enblick läutet es zum Angelus. Weihbiſchof Dr. Müller⸗Köln, der das Gebet ſpricht, ſchließt daran eine Bitte für die verſtorbenen Opfer dieſer Kataſtrophe. Dritter Redner des Abends, von der Rieſenver⸗ ſammlung ſchon bei ſeinem Erſcheinen ſtürmiſch begrüßt, war Profeſſor Dr. Mausbach-Münster J. W. mit einem Vortrage über: „Der Kampf gegen die moderne Sittenlosſgkeit, eine Kulturaufgabe des deutschen Volkes“: In tiefernſtem Mahnruf forderten vor vier Jahren die am Grabe des heiligen Bonifazius verſammelten deut⸗ ſchen Biſchöfe auf zum Kampfe gegen die unheimlich wach⸗ ſende Macht der Unſittlichkeit, die„ſich ins Licht des Tages wagt mit unbefangenſter Miene, als wage ſie etwas ganz Naturgemäßes und Selbſtverſtändliches, erfinderiſch in immer neuen Künſten und Mitteln zur Verführung, in immer neuen und raffinierteren Formen der Fleiſches⸗ luſt.“ Unſere Oberhirten weiſen hin auf die ſittliche Durch⸗ ſeuchung eines großen Teiles der literariſchen und künſt⸗ leriſchen Produktionen, auf die Organiſation des Laſters, in den Großſtädten und die von dieſen Krankheitsherden ausgehende Vernichtung der Volksmoral, auf die Anſteckung und Gefährdung der Jugend an Bil⸗ dungsſtätten, im Heere, in Fabriken, bis ins Paradies der Kindheit hinein. Es läßt ſich nicht leugnen, daß inzwi⸗ ſchen eine Reaktion der Volksſeele, eine heilſame Erſchütterung des öffentlichen Gewiſſens ein⸗ getreten iſt. Gewiß iſt auch früher viel gegen die Ge⸗ ſetze geſündigt worden, die Natur und Chriſtentum für das Gebiet des Geſchlechtslebens feſtgelegt hat, aber nie in dem Umfange wie heute. Wir ſtehen einer neuen Ethik gegenüber, die in Hunderten von Romanen geprieſen wird. Naturforſcher und Aerzte, „Plauderer“ weitverbreiteter Zeitungen, und ſelbſt moderne Frauen erklären, die chriſtliche Moral bedeute einen le⸗ bensfeindlichen Zwang für die„zarteſten Triebe“. In Wirk⸗ lichkeit kommt die Reform, die man wünſcht, einem Rückfall in heidniſche Zuchtloſigkeit gleich. Die chriſtliche Auffaſſung des Menſchen betrachtet den Geſchlechtstrieb nicht als etwas Sündhaftes, der Schöp⸗ fer ſelbſt hat die Fähigkeit und den Trieb den Menſchen eingepflanzt, aber auch das Geſetz neigegeben: Die Beger ſoll unter dir ſein, und du ſollſt über ſie herrſchen! Die Ehe es im Intereſſe der Würde des einzelnen unverrückba⸗ rer Normen bedarf, die auch der höchſtſtehendſte Menſch, 5 reſpektieren hat. Und man gibt zu, daß die katho⸗ iſche Auffaſſung, wonach die monogamiſche Ehe die einzige und lebenslängliche Form des Geſchlechtslebens iſt, ein „Ideal“ ſei, dem auch die heutige Sexualentwicklung zu⸗ ſtreben müſſe. Allein man verlangt Ausnahmen, und an⸗ ſtatt die irrenden, ſtrauchelnden Menſchen zu den Idealen emporzuführen, zieht man die Ideale ſelbſt auf das Niveau der traurigen Wirklichkeit herab.(Sehr wahr) Die Ehe iſt nach dem Chriſtentum die einzige Form erlaubten Ge⸗ ſchlechtsverkehrs. Dieſer Grundſatz bewahrt den Menſchen vor der Herrſchaft ungezügelter Laune und Leidenſchaft. Er gibt dem Weibe den einzig wirkſamen Schutz der Perſönlichkeit und der ſittlichen und ſozialen Gleich⸗ ſtellung mit dem Mann.(Lebh. Beifall.) Man ruft heute nach erweitertem Mutterſchutz, auch der ledigen Mütter, nach erhöhter rechtlicher Verantwortung für die mitſchul⸗ digen Männer; wie können aber Staat und Geſellſchaft ſol⸗ chen Rechtsſchutz nd gat wenn die Liebesverhältniſſe jede rechtliche Form und Faßbarkeit ablehnen? Und wie kann man das Gefühl der Verantwortlichkeit in den Männern heben, wenn man ihnen vorredet, jede ſtarke Leidenſchaft ſei unwiderſtehlich, die Enthaltſamkeit ſchwäche die volle Entfaltung des Menſchenlebens, ja die leibliche Geſundheit — Behauptungen, die überdies von der wahren Lebens⸗ und Heilkunde als lügneriſche Phraſen zurückgewieſen wer⸗ den. Nur da, wo ein Mann und eine Frau ſich die Hand reichen zu ausſchließlicher Liebe und lebenslänglicher Treue, nur da entſteht das Wundervolle, ein in ſich ge⸗ feſtigter Organismus der Familie, an deſſen Stand die zarten Blüten der kindlichen Liebe anſetzen und ſicher reifen können.(Leb. Beifall.) Nur bei dieſer Verſaſſung der Ehe ſteht die Gattin neben dem Gatten als wirklich gleich⸗ berechtigte Freundin, die ihre Hingabe durch ebenſo bin⸗ dende, wie unwiderrufliche Liebe und Treue belohnt ſieht Im Bunde der Ehe ſoll chriſtliche Hochachtung und Liebe alles niedere Streben verklären, die furchtbaren Zahlen der Scheidungsſtatiſtik beweiſen aber, daß aller Grund be⸗ ſteht, einer weiteren Auflöſung der Treue kräftig entgegen⸗ zuwirken. i neber 15 000 Eheſcheidungen verzeichnen wir alljährlich in Deutſchland, und auch bei dem katholiſchen Volksteile machen ſich die Einflüſſe der Zeit leider ſtärker als früher bemerkbar. Die modernſte Chelehre iſt die, die eine N kinderloſe oder kinderarme Ehe zum Beſtandteil der modernen Moral macht, die das„ero⸗ tiſche Glücksgefühl“ als Hauptſache hinſtellt. Aeußere ſoziale Notſtände ſind es meiſt nicht, die eine planmäßige Ver⸗ hinderung der Geburten herbeiführen, ſondern gerade in reichen und wohlhabenden Kreiſen iſt dies am meiſten ver— breitet; es iſt die Folge des Schwindens des unbedingten ſittlichen Pflichtgefühls, des Gottesglaubens, der Jenſeits— hoffnung. Der Sozialismus iſt hier wie in anderen Din⸗ gen der traurige Schüler und Agent der materialiſtiſchen Weltanſchauung, er iſt großenteils daran ſchuld, wenn wir jetzt in Frankreich ſehen, wie in jedem Jahre 35 000 Menſchen weniger geboren werden, ſo daß man mit Recht ſagen kann, daß Frankreich jedes Jahr eine Schlacht mitten im Frieden verliere. Wo Vater und Mutter im Kinde eine„Laſt“ erblicken, da werden ſie auch die wenigen Kinder nicht ſo tief und ſtark lieben wie andere Eltern, die im Kinde ein Geſchenk göttlichen Vertrauens und ein Pfand gegenſeitiger Liebe ſchauen. Auch in die Erziehungsarbeit ſtrömen mit den geſteigerten Anſprüchen belebende und helfende Kräfte. Die Kinder erziehen ſich gegenſeitig, indem die jüngeren von den älteren lernen, die verſchie— denen Talente und Charaktere zu ergänzen. Man verlangt jetzt vielfach eine gemeinſame Schulerziehnug der Geſchlechter. Nun, ſolange es noch Familien gibt, wo zehn, zwölf Kinder gemeinſam arbeiten und ſpielen, da haben wir die gemein⸗ ſame Erziehung, und zwar viel natürlicher und einwands⸗ freier, als ſie auf der Sekunda und Prima der höheren Gymnaſien erfolgen könnte.(Lebh. Beifall.) Auch für die wirtſchaftliche Exiſtenz bringt der Kinderreichtum oft harte Sorgen, aber dieſer Sporn und Stachel treibt wiederum wertvolle Kräfte empor, die ſonſt träge und ungenützt blei⸗ ben würden. Wie viele große Männer gibt es, deren Leben uns zeigt, daß eine entbehrungsreiche Jugend, ein Eltern⸗ haus, wo viele hungrige Gäſte ſich um den Tiſch drän⸗ gen, die beſte Schule der Tüchtigkeit, der Unternehmungs⸗ und Schaffungsluſt iſt?!(Allſeitiges Sehr wahr!) Wo aber wirkliche Dürftigkeit und Armut die Folge iſt, da liegt in ſolchen Notſtänden eine Aufforderung zu chriſtlicher Liebestätigkeit, eine Mahnung zu gerechter, umfaſſender Wohlfahrtspflege, ein Antrieb zum allgemeinen ſozialen und kulturellen Fortſchritt, nicht aber ein Grund zur Empfehlung des nationalen Selbſtmordes. (Lebh. Zuſtimmung.) Schauen wir uns hier in den Rhein⸗ landen um: Ein allgemeines Aufblühen der ganzen Ge⸗ gend iſt die wohltätige Folge der wachſenden Bevölkerung. Das Idealbild der Kultur iſt nicht die Ruhe, ſondern das Emporringen zu einer grö zeren Zukunft, nicht die genußreiche geſättigte Exiſtenz, ſondern das un ermüdliche Schaffen im Dienſte Gottes und der Menſchheit. Den ſchwärzeſten Schatten im Bilde der heutigen Kultur ſtellt die Proſtitution dar: Sie iſt der Gegenſatz zur chriſt⸗ lichen Menſchenwürde, Ehe und Familie, ihre Unter⸗ drückung iſt ein Problem, das zu löſen wir ſyſtematiſcher uns beſtreben müſſen als bisher.(Anhaltender ſtürm. Bei⸗ fall und Händeklatſchen.) Was dagegen geſchieht, darf aber nicht auf eine Locke⸗ rung der monogamen Ehe hinauslaufen, und es darf ande⸗ rerſeits die Unzucht nicht geſetzlich zulaſſen, nicht die Straße für die Jugendverführung ſchwächen und auch nicht die öffentliche Sittlichkeit verletzen. Zurückweiſen müſſen wir zunächſt den Gedanken, gegen ein ſo altes und eingewur⸗ zeltes Uebel könne aller Widerſtand nichts helfen. Es haben doch andere tiefeingewurzelte Mißſtände beſeitigt wer⸗ den können, wie die Leibeigenſchaft, die Peſt, die bru⸗ talen Körperſtrafen. Nur nicht verzagen. Vorbedingung iſt eine ſitttiche Wiedergeburt ves Geiſtes⸗ und Geſell⸗ ſchaftslebens. Von gewaltigem Eindruck auf das moraliſche Gefühl und auf die Sitten der geit iſt die Schaubühne. Auf ihr iſt leider heute der Geiſt des Böſen mächtiger als der des Guten; die Freunde des Theaters ſelbſt klagen, wie oft die moderne Schauſpielkunſt durch widerwärtige Stoffe, ſchamloſe Realiſtik, küſterne Berechnung ihren Beruf ent⸗ weiht. Vielleicht wird die ungeheure Konkurrenz, die den Theatern neueſtens durch den ſchnurrenden Filmapparat erwächſt, die leitenden Kreiſe zu ernſterem Nachdenken ſtim⸗ men, nicht nur nach der finanziellen, ſondern auch nach der moraliſchen Seite hin. Die echte Ariſtokratie des Standes und des Geiſtes hat ſich ſtets ausgezeichnet durch Schlichtheit und Einfach⸗ heit der Sitten. Solche müſſen wir vor allem anſtreben, und wir brauchen dabei vor allem die Hilfe der edlen Frauen. Als berufene Hüterinnen der Sitte, des Hauſes und der Geſellſchaft ſollen gerade ſie auch Prieſterinnen der moraliſchen Reinheit und Sittlichkeit ſein. Darum iſt die Mahnung an die Frauen, ſich nicht der äußerlichen Prachtliebe zu ergeben o alt wie das Chriſtentum. Wie viele Frauen aber ſche nen durch eitle, herausfordernde, leichtfertige Tracht alles tun zu wollen, die Sinne der Männer noch mehr aufzu⸗ 10 85 Möge darum unſere chriſtliche Frauenbewegung ſich Tyrannei der Mode nicht mehr gefallen laſſen, und unſere katholiſchen Frauen beweiſen, daß echte Schönheit und Anmut ſich wohl verträgt mit christlicher Strenge und Zartheit der Sitte. An alle katholiſchen Mei ner und Frauen geht alſo unſer Appell, die Reinheit Strenge und Idealität des ehelichen Lebens mit heilig Treue zu wahren. Von der religiös geheiligten Ehe ur 0 der gottgeweihten Jungfräulichkeit muß der Welt wiede das rechte Verſtändnis kommen für die ſittliche Not unſe⸗ rer Zeit und für die tiefſten Quellen ihrer Bekämpfung. (Lebh., langandauernder Beifall.) Gegen 8 Uhr wurde die Verſammlung mit dem ka⸗ tholiſchen Gruß geſchloſſen. Cl eee eee A neee ae Der Mittwoch begann mit einer Ehrung des Vorſitzenden des Zeutralkomitees, des Grafen Droſte-Viſchering, der an dieſem Tage ſein 80. Lebensjahr vollendet. 1 Die Miſſionsverſammlung, die am Mittwoch mor— gen den Veranſtaltungen des Katholikentages voraus— ging, bot ein nicht minder glänzendes Bild als die bei⸗ den großen Verſammlungen an den vorhergehenden Tagen. Wieder blickte man von der Tribüne aus über ein dichtes Meer von Köpfen. Die Einleitung und Er⸗ öffnung erfolgte durch Herrn Oſter⸗Aachen, den ver⸗ dienten Förderer des Miſſionsweſens. Den Vorſitz übernimmt alsdann Fürſt Aloys zu Löwenſtein. Er gedenkt zunächſt des heimgegangenen Kardinals Fiſcher, und läßt die Verſammelten für die Seelenruhe des Verſtorbenen ein Ave Maria beten. Darauf ſchildert er das Weſen der einzelnen Vereine, die für die Miſſions⸗ ſache wirken.. Da iſt zunächſt der Franziskus Kaverius⸗ Verein. Er hat bis jetzt ungefähr 300— 400 Millionen Mark aufgebracht. Seine Jahreseinnahme ſtellt ſich auf 7 Millionen Franes, wovon ein ſehr erheblicher Teil auf Deutſchland entfalle. In Bayern wirkt der Verein als Ludwigs⸗Miſſion. An zweiter Stelle iſt zu nennen das Werk der heiligen Kindheit. Es ſtammt aus Paris und iſt von Aachen aus auch über Deutſchland ver⸗ breitet. Dieſer Verein hat große materielle Erfolge erzielt durch die Pfennige der Kinder, er hat bisher 150 Millionen geſammelt, und zu Ehren Deutſch⸗ lands darf man ſagen, daß die deutſchen Kinder be— ſonders daran beteiligt ſind. Kein anderes Volk er⸗ reicht auch nur annähernd, was die deutſchen Kinder für dieſen Verein zuſammengebracht haben. An dritter Stelle ſteht der Afrika⸗Verein der deutſchen Katholiken, der ſeinerzeit als Anti⸗Sklavereiverein gegründet wor— den iſt. Er wirkt neuerdings ausſchließlich durch die Bekehrung der Eingeborenen. Viertens iſt die Petrus⸗ Claver⸗Sodalität zu nennen. Sie ſammelt ſeit 1894 Gelder und Paramente für die Miſſion und ſucht das Intereſſe für die Miſſion zu heben durch Verſamm— lungen, Veranſtaltung von Lichtbildervorträgen. Aus— ſtellungen uſw. Fünftens iſt zu nennen der Miſſions⸗ verein katholiſcher Frauen und Jungfrauen, früher in Fulda, jetzt in Koblenz. Er beſchränkt ſich ledig— lich auf Deutſchland und das weibliche Geſchlecht und ſtrebt beſonders durch Wort, Gebet, Schrift und Al⸗ moſen und durch Verehrung und Anbetung des gött— lichen Herzens für die Miſſionsſache zu wirken. Er kann jährlich rund 100 Millionen Mark abliefern. Der Verband der akademiſchen Miſſionsvereine end— lich hat weniger den Zweck, Gelder aufzubringen; bei dem ſchwachen Geldbeutel der Studierenden würde ſich das ohnehin verbieten(Heiterkeit), er will vielmehr den Verſtand und das Herz der jungen Studierenden für die Miſſionsſache gewinnen. Der Redner nennt dann noch eine Reihe lokaler Miſſionsvereine und dankt dann beſonders dem katholiſchen Lehrerverbande, der auf ſeiner Erfurter Tagung den Beſchluß gefaßt hat, daß die Lehrer mit Eifer in ihrem Wirkungskreiſe für die Weckung des Intereſſes für die Miſſionen tätig ſein ſollen. Die Lehrer haben ſich dadurch beſonderen Dank, verdient.(Beifall.) So hätte der Kindheit⸗Jeſu⸗ Verein nicht ſo viel erreichen können, wenn die Lehrer und Lehrerinnen nicht freiwillige Apoſtel des Miſſions⸗ weſens geweſen wären. Redner gedenkt dann des Prä⸗ ſidenten des Zentralkomitees, des Grafen Droſte⸗Viſchering, des jüngſten Geburts⸗ tagskindes. Graf Droſte⸗Biſchering, mit Beifall empfangen, dankte für die Begrüßung und führte aus, der Miſſions⸗ gedanke erweiſe ſich als ungemein fruchtbringend und als eine Aufgabe, die das katholiſche Deutſchland voll verſtand en habe. Er konſtatiere, daß der Verſuch eines allgemeinen Miſſionstages glänzend gelungen ſei, wie die Verſammlung zeige. Dank gebühre dem Fürſten Löwenſtein für ſeine Verdienſte um das Miſſionsweſen. Freilich wandle der Fürſt nur die Wege ſeines Vaters. Noch heute habe er ein Telegramm von Pater Rai⸗ mundus(ſo heißt der jetzt in einen Orden eingetretene alte Fürſt Löwenſtein) erhalten, der innigſten Anteil an den Verhandlungen nehme und wohl auch in ſeinem Gebet der Verſammlung gedenken werde. 1 Das Wort nahm dann ZBiſchof F. X. Geyer⸗Chartum (Zentralafrika): Liebe zu Jeſus und Gehorſam gegen ſeinen Befehl bil⸗ den das Weſen der Heidenmiſſion. Es gibt gottbegeiſterte Glaubensboten, die unter den verſchiedenſten Ver⸗ hältniſſen das Miſſionswerk ausüben. Bald beginnt der Miſſionar ſeine Arbeit bei den Kleinen, um zu den Großen aufzuſteigen, bald gewinnt er zunächſt die Ein⸗ [lußreichen, um die Niedrigen anzuziehen. In allen Fällen aber iſt die Liebe zu Jeſus, die erfinderiſch macht, in jeder Lebenslage die wichtigſte und allgemeine Miſſions⸗ methode. Der Kern iſt überall die Gottes⸗ und Nächſten⸗ liebe. Es gibt kein Volk auf Erden ohne Kenntnis Gottes, mehr als Gott aber beſchäftigt ſie die Furcht vor den böſen Geiſtern. Weit hinein in den nächtlichen Him⸗ mel des Heidentums zittert das Wetterleuch en des Sitten⸗ geſetzes vom Berge Sinai. Kommt nun der Miſſionar, da muß er zunächſt die ganzen Verhältniſſe aufs genaueſte Sag Dann muß er den Häuptling dafür gewinnen, 0 er ihm eine Niederlaſſung erlaubt, was durch die Pat auf. Geſchenke meiſt zu erreichen iſt. Und dann beginnt der Miſſionar mit dem Studium der Landesſprache. 1185 Verſchiedenheit der Sprachen ſcheint beſonders in Afrika wie eine Strafe Gottes. In einem Bezirke zum Beiſpiel ſpricht man mehr als vierzig verſchiedene Sprachen. Der Gang des Miſſionswerkes geſtaltet ſich bedeu⸗ . schwieriger dort, wo der Islam herrſcht. Mit ſeinem Fanatismus und ſeinem Kulturfirnis impo⸗ niert er den heidniſchen Weſen. Er verlangt wenig, ver⸗ ſpricht viel, und ſeine Sendlinge drücken auch noch ein Auge zu in bezug auf die Zahl der im Koran erlaubten geſetz⸗ mäßigen Frauen, auf den Faſtenmonat und das Verbot geiſtiger Getränke. Trotz aller Oberflächlichkeit wird der achernedaniſterte Heide für das Chriſtentum faſt unzu⸗ And d In einem großen Teile Afrikas findet man ſie 80 der Islam dringt ſtetig weiter vor von Norden nach üden und von Oſten nach Weſten. Die bisherigen Erfolge der mmiſtzonare in den deutſchen Schutzge⸗ ieten tend g der Katholiken Deutſ chlands. ſind glänzend, aber wir dürfen uns nicht auf unſere Kolo⸗ nialgebiete beſchränken. Unter den nichtdeutſchen Gebieten ſind die engliſchen jene, wo ſich die katholiſchen Miſſio⸗ nare am wohlſten fühlen. Bluts⸗ und Charakterverwandt⸗ ſchaften erleichtern den Verkehr mit den Engländern. Man hat gleich das Gefühl, es mit einem Vetter zu tun zu haben. Da England nur wenige katholiſche Miſſionare ſtellt, wäre es ſehr zu wünſchen, daß recht viele deutſche Miſſionare dorthin kämen. Ueberaus wichtig iſt die Unterſtützung der Miſſionsarbeit durch Geld. Die meiſten Miſſionare können nur das allernotwendigſte tun, weil ihnen das Geld zur Ausdehnung ihrer Unter⸗ nehmungen fehlt. Legionen von Miſſionen und Milliarden von Mark ſind aber außerſtande, die Heiden zu bekehren, wenn die göttliche Gnade fehlt. Um dieſe muß gebetet werden. Halten wir Herz und Sinn auf dieſen uns von Gott geſetzten Maßſtein gerichtet.(Lebh., anhalten⸗ der Beifall.) Und nun erteile ich Ihnen den Segen des heiligen Vaters. N Hierauf ſprach Rektor Heinrich Jauſſen-Ohligs über Pflege des Miſſionsgedankens bei der Jugend. Hellauf lodert ſeit einiger Zeit die Begeiſterung für die Heidenbekehrung, aber noch gibt es weite ſKreiſe, die lau dieſer großen Aufgabe gegenüberſtehen. Dennoch muß die Miſſion Volksſache in vollem Umfange werden, und damit dies geſchieht, muß vor allem die Jugend mehr als bisher für ſie gewonnen werden. Die Eltern und die Lehrer müſſen dabei helſen. Die katho⸗ liſche Mutter ſoll die Kinder ſchon in der Jugend zu Mit— gliedern des Kindheit⸗Jeſu⸗Verein machen. Dann mag ſie ihnen erzählen von den Heidenkindern und der Tätigkeit der Miſſionare. So dringt der Sinn für Barm⸗ herzigkeit und Wohltätigkeit in das junge Herz, und es ent— ſagt von ſeinem kleinen Beſitz, um ihn für das große Werk zu opfern. So lernt das Kind den Opfermut, und aus dieſem erwächſt der Heldenmut für das Leben. Mit der Gabe verbindet ſich in der Familie das Gebet für die Miſ— ſion. Muß es nicht jeden rühren, daß jährlich 30 000 Heiden ſterben, ohne daß der Einfluß des Chri⸗ 5 ſie erreichte? Aus den Famtlien, die eifrig für ie Miſſion beteten, ſind ſchon viele 1 hervorge⸗ angen. Gemeinſam mit der Familie ſoll der Lehrer für Förderung der Heidenmiſſion auf die Jugend wirken. Die verſchiedenſten Lehrerkongreſſe haben das con betont. Der Religionsunterricht bietet immer wieder Gelegenheit, darauf hinzuweiſen, was unſere heldenmütigen Glaubens⸗ boten in den heidniſchen Ländern tun. Es ſind die Märtyrer unſerer Tage. Auge und Herz der Kinder weitet ſich, wenn der Lehrer bhineinleuchtet in das Elend des Heidentums und ihm die ein⸗ heitliche Gottes⸗ und Weltanſchauung des Chriſtentums gegenüberhält. Selbſtverſtändlich iſt nicht daran gedacht, daß die Miſſionskunde ein neues Lehrfach ſein ſolle. Der Unterricht im Katechismus, in der bibliſchen Geſchichte, die Kirchen-, Heiligen- und Weltgeſchichte ſowie die Geographie führen uns oft genug und oft von ſelbſt auf die Großtaten der Miſſionare in der Vergangenheit und Gegenwart. Wir fördern in der Schule die Pflege des Deutſchtums. Sind nicht unſere Brü⸗ der und Schweſtern, die zur Miſſionsarbeit hinauszogen, überall die wirkſamſten Pioniere deutſcher Geſinnung und Geſittung?(Sehr wahr!) In der Tat, die Förderung des Miſſionswerkes in der Schule iſt von nationaler Bedeu— tung. Zur Ehre meines Standes ſei es geſagt, daß es heute noch viele Lehrer und Lehrerinnen gibt, die ſich über— aus für das Miſſionswerk bemühen. Der Erfolg bleibt nicht aus. Ich verweiſe nur auf ein Beiſpiel, wo die Schulkinder ihrem Lehrer zu ſeinem Namenstage auf dem bekränzten Katheder eine Geldſumme niederlegten und einen Zettel mit der Aufſchrift:„Für ein Heidenkind, zu taufen auf den Namen des Herrn Lehrers.“(Bewegung.) 40 Mark werden pro Kpof unſerer Bedölkerung für Alkohol ausgegeben und nur 20 Pfennig für die Miſſionen.(Hört, hört! Lebh. Beifall.) Laßt uns beſſer werden, dann wird es beſſer ſein. Wer viel hat, gebe viel, und wer nur über weniges verfügt, gebe auch davon gern, dann wird jede Familie eine Hilfsſtation für die Miſſion, jede Schule zu einer Pflegeſtätte zukünftiger Miſſionsfreunde!(Allſeiti⸗ ger Beifall.) Vierte geſchloſſene Verſammlung. bec Aachen, 14. Auguſt 1912. Das ſehr umfangreiche Arbeitspenſum veranlaßte heute die Veranſtaltung einer weiteren geſchloſſenen Verſammlung um 3 Uhr nachmittags. Die erſte begann um 11 Uhr; ſie beſchäftigte ſich zunächſt mit den An⸗ trägen des zweiten Ausſchuſſes, die ſämtlich von Dr. Fe begründet wurden. Der erſte Antrag betraf ie „Jugendpflege“. Abg. Gerſtenberger meinte, daß auch die katholiſche Jugendpflege ſich in der Richtung der Wehrkraftbe— ſtrebungen bewegen ſolle. Die Jugend mache gern Ausflüge und körperliche Uebungen, und wenn das die katholiſche Jugendpflege nicht mitmache, dann gingen die jungen Leute zur Jung⸗Deutſchland⸗Bewegung über. Wenn man die Wehrkraftbeſtrebungen aufnehme, werde man auch die Unterſtützung der Militärbehörden durch Hergabe von Turnplätzen erhalten. Der zweite Antrag beſchäftigt ſich mit der Fürſorge für Zuziehende. In dem Antrag wird ausgeführt: „Als wirkſamſte Maßnahme hat ſich erwieſen, daß in den Städten eine katholiſche Zentralſtelle die Adreſſen der Zu⸗ ziehenden regelmäßig von den Meldeämtern ſich über⸗ mitteln läßt und dieſe den Pfarrämtern und weiterhin den katholiſchen Standesvereinen überweiſt. Dieſe müſſen dann die Verpflichtung übernehmen, eine genügende Zahl geſchulter Vertrauensperſonen mit der Aufgabe zu be— trauen, die zugezogenen Katholiken, vor allem die Fami⸗ lienvorſtände aufzuſuchen, mit den Einrichtungen der Seel⸗ ſorge bekannt zu machen und bei ihnen für den Eintritt in die katholiſchen Standesvereine, für das Halten einer katholiſchen Zeitung uſw. zu werben.“ Dazu beantragte Abg. Giesberts, der ſozialdemokratiſche Terrorismus mache es chriſtlich geſinnten Arbeitern in den Groß⸗ ſtädten unmöglich, Stellung zu finden, wenn ſie nicht en organiſiert ſeien. Demgegenüber ſei ie Errichtung von Auskunftsſtellen über Arbeitsge⸗ legenheit nötig: „Wenn wir weiter untätig zuſehen und uns die wan⸗ dernden Arbeiter entgehen laſſen, ſo iſt die Zeit nicht mehr fern, wo die Sozialdemokratie mit ihret Organiſation das Arbeitsmonopol in den Werkſtätten hat und ſagen wird: Erſt rot, dann Brot!(Sehr richtig!) Erſt organiſiere du dich bei uns, und dann wirſt du in der Werkſtatt geduldet. In dem Moment, wo der Mann das ſozialdemokratiſche Verbandsbuch ausgehändigt bekommt mit den üblichen Flug⸗ blättern, beginnt bei ihm die Periode der religiöſen Gleich— giltigkeit, und ſchließlich erfolgt ſein Abſchwenken zur Sozial- demokratie. Das wollen wir alle verhindern.(Lebh. Beifall.) In dem dritten Antrage wird eine g wirkſamere Beteiligung am Wirtſchaftsleben verlangt. Es ſoll angeſtrebt werden, daß möglichſt viele ſtrebſame, beſonders befähigte junge Männer dem kaufmänniſchen Stande und den induſtriellen Betrieben zugeführt werden und daß behufs Heranbildung zahl⸗ reicher leiſtungsfähiger Kräfte der Beſuch höherer Han⸗ dels⸗ und techniſcher Schulen wirkſam gefördert werde. Fabrikbeſitzer Lademann⸗Aachen empfiehlt in der Diskuſſion hierüber, den zum Kaufmannsſtande über⸗ gehenden jungen Katholiken eine recht gute Schulbil⸗ dung mitzubringen, damit die deutſche Großinduſtrie und die deutſchen Kaufleute ihre beſſer bezahlten Stellen mit Katholiken beſetzen können, was heute oft nicht möglich ſei. In der weiteren Diskuſſion wurde betont, daß auch die weiblichen Kräfte im Kaufmannsſtande eine Lehrzeit durchmachen müßten. Der vierte Antrag geht vom Verbande katholiſcher kaufmänniſcher Vereine Deutſchlands aus und beſchäftigt ſich mit der Frage der Privatangeſtellten. Er bezeichnet es für eine unerläßliche Pflicht des Staa— tes, die zu begrüßenden Selbſthilfebeſtrebungen der An⸗ geſtellten durch geſetzgeberiſche Maßnahmen zu unter⸗ ſtützen, namentlich durch weiteren Ausbau der ſozialen Geſetzgebung, durch die Sicherung des Vereinigungsrech⸗ tes, ferner durch die Errichtung einer öffentlichrecht- lichen Intereſſenbertretung. Dabei forderte Dr. Müſer, der Redakteur des Verbandsorgans der katholiſchen kaufmänniſchen Vereine, entſchiedenen Kampf gegen die Beſtrebungen, das Koalitionsrecht der Angeſtellten zu beſchränken. „Der fünfte Antrag empfiehlt die Gründung und Förderung katholiſcher Organiſationen, welche in ähn⸗ licher Weiſe wie die katholiſchen Geſellenvereine den jugendlichen Handwerkerinnen neben einer gediegenen religiös⸗ſittlichen Erziehung die ihnen erforderliche ge⸗ werbliche Ausbildung und ſoziale Schulung bietet und ihnen insbeſondere die Vorbereitung für die Meiſte— rinnenprüfung vermittelt. Auch der ſechſte Antrag beſchäftigt ſich mit den Angelegenheiten der katholiſchen Frauen; er fordert alle katholiſchen Frauen bezw. Frauenvereine auf, ſich dem Katholiſchen Frauenbunde anzuſchließen. Sämtliche Anträge wurden einſtimmig angenom— men. Im weiteren Verlaufe der Verſammlung, der um 3 Uhr nachmittags die 5. geſchloſſene Verſammlung folgte, gelangten de Anträge über Charitas, beſonders jener über die Berufsvormundſchaft, zur Beratung. Ferner nahm die Verſammlung einen Antrag an zu— dug ſten der neugegründeten„Freien Vereinigung für as katholiſche Teutſchtum im Auslande“, die kräftig unterſtützt und namentlich auch durch Spen⸗ dung von Büchern gefördert werden ſoll. In der De⸗ batte hierüber ſchilderte der Reichstagsabg. Gies⸗ berts Erfahrungen aus ſeiner letzten Vortragsreiſe durch Amerika. Man habe ihm dort allenthalben ge— ſagt, daß ohne den Katholizismus das Teutſch⸗ tum in Amerika längſt verſchwunden wäre. Das ſei ein Beweis dafür daß der der katholiſchen Kirche ſo oft gemachte Vorwurf der Internationalität nicht richtig ſei, ſondern daß die katholiſche Kirche vielmehr in dieſem Falle von großer Bedeutung für die Erhaltung des Deutſchtums im Auslande ſei. „Die Anträge, welche die Unterſtützung des Joſefs⸗ Miſſionsvereins, die Förderung katholiſcher Kinder⸗ horte und der Fürſorgevereine für die gefährdete männliche Jugend, ſowie der Unterrichtskurſe in der Fürſorgeerziehung verlangen, wurden mit geringen re⸗ daktionellen Aenderungen angenommen. Der folgende Antrag betraf die Unterſtützung des Vincenzvereins. Der Generalſekretär Dr. Löhr teilt mit, der Vin⸗ cenzuerein ſei daran, ſich immer mehr zu moderni⸗ ſteren. Oberlandesgerichtsrat Marx-Düſſeldorf ermahnt die Studenten, ſchon während ihrer Studienzeit dem Vincenzverein beizutreten: das werde ihnen ſpäter ſelbſt nützlich ſein, ſobald ſie in das öffentliche Leben treten. Der Antrag wurde angenommen. Der letzte Antrag bezog die„Bekämpfung der öffentlichen Unſittlichkeit“. Er lenkt die Aufmerkſam⸗ keit der Katholiken auf die Beſtrebungen und erfolg⸗ reiche Tätigkeit des Verbandes der Männervereine zur Bekämpfung der öffentlichen Unſittlichkeit und befür⸗ wortet wärmſtens für alle, namentlich für alle grö⸗ ßeren Städte die Gründung ſolcher Vereine und deren Anſchluß an den Verband. In der Diskuſſion führte Amtsgerichtsrat Lücking aus Köln aus: Man ſage nicht, daß in einzelnen, beſonders in kleinen Orten. gegen die Unſittlichkeit nichts zu tun ſei. Der deutſche Genius zeigte bis⸗ her zwei Seiten, Treue gegen Gott und die Sitten⸗ reinheit. Wenn dieſer deutſche Genius verloren iſt, dann geht auch das deutſche Volk zugrunde. Der Deutſche ſagt zwar, er fürchtet nur ſeinen Herrgott. Wenn das nur wahr wäre, dann hätten wir nicht alle Jahre eine neue Wehrvorlage. Man ſollte un⸗ ſeren Vereinen zur Bekämpfung der Unſittlichkeit das ſelbſtändige Klagerecht geben, wie das in England längſt der Fall iſt. Die Bekämpfung der Unſittlichkeit iſt ein Gebiet, auf dem die Konfeſſionen zuſammenarbeiten können. In dieſem Kampfe könnte auch der Adel etwas mehr tun. Mit der Erledigung dieſes Antrages ſchloß die Verſammlung. Dritte öffentliche Verſammlung. bee Aachen, 14. Auguſt 1912. „Der Beginn der dritten öffentlichen Verſammlung, die den Rieſenraum wieder ganz gefüllt fand, geſtaltete ſich zu einer D Dvation für den Grafen Droſte⸗Viſchering. Präſident Schmitt bringt dem 80jährigen unter jubelndem Beifall der Verſammlung die herzlichſten Glücwünſche dar. Wir danken dem Herrn Grafen für alles Gute, das er für unſere Kirche und für un⸗ ſere Verſammlung getan hat. Mit Freuden haben wir gehört, wie er uns heute morgen bei der Gratula⸗ tion erklärte, daß er ſolange bei uns bleiben werde, wie Gott ihm die Kraft dazu verleihen werde. Gott ſegne Sie, Herr Graf, und erhalte Sie noch lange in Ge⸗ ſundheit und Frieden für Ihre Familie, Vaterland, Kirche und uns ſelbſt.(Brauſender Beifall.) Der Prä⸗ ſident des Lokalkomitees Dr. Winands, überreichte dem Grafen ein Blumenarrangement. Der Graf erwiderte: „Ich bin erſchüttert und tief bewegt über die große Freundlichkeit und Güte des Herrn Präſidenten. Ich danke vielmals und richte den Appell an die deutſche Jugend, daß ſie jährlich den Katholikentagen beiwoh⸗ nen möge; dann werden die Katholikentage die Be⸗ deutung weiter behalten, die ſie heute haben.“ Präſident Schmitt forderte die Verſammlung zu einem Hoch auf den Jubilar„mit außerordentlicher Begeiſterung“ auf, und ſogleich evbebte die Rieſenhalle unter den Beifallsſtürmen. Als erſter Redner des heutigen Abends ſprach Reichstagsabgeordneter Glesberts-M.⸗Gladbach über „Welche Nufgaben stellt uns die Binnenwanderung der Bevölkerung?“: Hochanſehnliche Verſammlung! Die ſchnelle, faſt ſprunghafte Entwicklung unſeres Volts⸗ und Wirtſchaftslebens mit ihren Umwälzungen in der ſozialen Schichtung hat den deutſchen Katholiken in ſteigendem Maße neue große Aufgaben geſtellt: neue Auf⸗ gaben der Seelſorge, der Charitas, der ſozialen Für⸗ ſorge, des ſtaatsbürgerlichen Rechtes. Immer wieder er— gießt ſich der neberſchuß der ländlichen Bevölkerung in die Großſtädte. Umgekehrt dringt die Induſtrie immer mehr in die länd⸗ lichen Gegenden, bringt fremde Arbeiter, fremde Beamte in die bodenſtändige ländliche Bevölkerung. Die Bodenſtändigkeit unſeres Volkes geht zurück. Die Suche nach Brot und Arbeit zwingt Millionen von Menſchen, ihre Heimat zu verlaſſen und ſich in die Gebiete zu begeben, wo Induſtrie, Verkehr und Handel ihnen Arbeitsgelegen- heit und Brot bieten. Damit tritt zuerſt eine große Verſchiebung zwiſchen Stadt und Land ein. Während die landbautreibende Bevölkerung noch in den ſiebziger Jahren 50 Prozent der Geſamtbevölkerung ausmachte, beträgt ſie gegenwärtig kaum noch 30 Prozent. Von altersher hat mit Recht die bodenſtändige Bevölkerung als das Reſervoir und die ſtärkſte Stütze religiös⸗kirchlichen Sinnes und ſtaats⸗ bürgerlicher Tugenden gegolten und wird es auch in Zu⸗ kunft bleiben Aber wir müſſen auch die Wandernden erziehen und bilden. Aber wie dafür erziehen? In der Heimat iſt der Menſch mit hundert Klammern an ſeine Umgebung und ihr Milieu gefeſſelt. Draußen tritt das dergrund. Die Menſchen um ihn her zeigen wenig religiöſe Bedürfniſſe, viele gewohnheitsmäßige Untugenden, die er in der Heimat gelernt hat zu meiden und zu haſſen. Auf der Werkſtatt findet er Kameraden, denen der Begriff Kirche ein Fremdwort gewarden iſt, und die ihm zu beweiſen verſuchen, daß ſich ohne Gott und Kirche gut leben läßt. Kameraden auf der Werkſtatt treten an ihn heran und verlangen von ihm reine Wäſche, d. h. den Nachweis, daß er gewerkſchaftlich und politiſch organiſiert iſt. Dort iſt die * ti— 4 Parole:„erſt rot, dann Brot!“ Es kommen aber nicht nur Induſtriearbeiter in Frage. Auch die große Zahl der Privatbeamten, Handlungsge⸗ hilfen und Techniker, für ſie bringt die Wanderung in die Großſtädte und Induſtrieplätze ebenfalls große Gefahren für ihre religiöſe Ueberzeugung und ihr ſittliches Bewußt⸗ ſein mit. Welchen Gefahren die weibliche Bevölkerung ausgeſetzt iſt, iſt hinlänglich bekannt. Wir zählen in Deutſchland über 400 000 katholiſche Dienſtmädchen, wovon faſt die Hälfte in Großſtädten in Dienſt ſteht. Dazu kommt das immer ſteigende Heer der weiblichen kauf⸗ männiſchen Gehilfinnen und Privatbeamtinnen. Die erſte Gruppe bilden die Arbeiter, welche auf dem Lande wohnen, aber in der Stadt arbeiten und jeden Tag nach Hauſe fahren. Im Intereſſe des geſunden Wohnens iſt dieſe Erſcheinung zu begrüßen. Die ſich hierbei bilden⸗ den Gefahren können paralyſiert werden durch rechtzei⸗ tige Gründung und Förderung der katholiſchen Standes- vereine und chriſtlichen Berufsvereine in den in Betracht kommenden ländlichen Orten. Die zweite Gruppe ſind ſolche Arbeiter, welche nur die Woche einmal nach Hauſe fahren und werktags in der Stadt oder im Induſtriebezirk in der Nähe ihrer Ar⸗ beitsplätze in Koſt und Logis gehen. Für dieſe kommt noch beſonders in Frage die Regelung des Koſt⸗ und Logis⸗ weſens, welches eine ſo große Quelle von Gefahren für die meiſten dieſer Arbeiter bedeutet. Die dritte Gruppe ſind die ſogenannten Saiſonarbeiter. Bei ihnen liegt die Schwierigkeit im Schlafſtellenweſen, das vielfach traurige Verhältniſſe zeigt. Eine vierte Gruppe bilden die jugendlichen Abwandern⸗ deu, darunter auch unſere Handwerker. Für die Letzteren iſt durch unſere Geſellenvereine trefflich geſorgt. Schlimmer ſteht ſchon die Sache mit den jugendlichen une gelernten Arbeiter. Für dieſe haben wir eigentlich noch ſo recht keine Einrichtung. Gewiß haben wir Jugendvereine, die ihr Beſtes tun. In einigen Städten ſind auch Ledigen⸗ heime errichtet worden. Aber das alles iſt nur ein Tropfen auf einen heißen Stein. Hier muß nach ganz, anderen Wegen und neuen Mitteln geſucht werden, um eine entſpre⸗ chende Fürſorge einzurichten.. e e e s Eine fünfte Gruppe, die mit die bedeutungsvollſte für uns iſt, ſind die verheirateten Arbeiter, die mit ihren Familien in die Stadt oder in die Induſtriebezirke ziehen und dort ſeßhaft werden. Der Umzug einer armen Arbeiter⸗ familie bildet für ſich ein a Häuflein Armut, Elend und Enttänſchung. Teure und ſchlechte Wohnungen in zweifelhafter Umgebung, teure Lebensverhältniſſe, ungewohnte ſchwere Arbeit und oft unzureichender Lohn bilden die Quellen der Erbitterung und Unzufriedenheit. Dieſen Familien nachzugehen, iſt eine beſondere Pflicht ſowohl für die Charitas, als auch für die Seelſorge. 5 Maß bat im Anfang das Schwergewicht einer vorbeugenden Tätigkeit gelegt auf das a unſere Aufmerkſamkeit auf dem Lande zu richten haben, das iſt die Erziehung der Jugend zu überzeugten, charakterfeſten Chriſten. Ohne Rückſicht darauf, ob ſchließlich der Junge einmal vom Lande abwan⸗ dert oder nicht, ſollte in den ländlichen a Zung fall. 1 0 ſtändige apologetiſche Schulung und Gz ung ſtatt⸗ nden. 1 f Aber richtig iſt, daß die e E Fürſorge auf dem Lande allein nicht ausreicht. Endlich lenke ich dann die Aufmerkſamkeit auf die Für⸗ orge für das pe Logis⸗ und Schlafweſen. In den letzten Jahren ſind in manchen Induſtrieſtädten ſolche Heime gegründet worden. Sie funktionieren meiſtens vorzüglich, nur müßte die Sache großzügiger angefaßt wer⸗ den. Leider ſpielt hier die Geldfrage eine große Rolle. Aber ich meine, wenn die Charitas. Seelſorge, Standes⸗ vereine. Gemeinden und öffentlichen Körverſchaften zu⸗ ſammenwirken, um ſolche Heime zu gründen, ſo werden auch die Invalidenverſicherungsanſtalten wohl bereit ſein, für dieſen Zweck Gelder zur Verfügung zu ſtellen, wie ſie es für die Wohnungsgenoſſenſchaften und Baugenoſſenſchaf⸗ ten tun. Ich komme nun zum Schluß. Der katholiſche Volksteil leidet unter der modernen Wanderung am allermeiſten. Be⸗ kanntlich ſtellt die ländliche Bevölkerung durchweg den grö⸗ ßeren Prozentſatz. Bedenken wir, was verloren geht an jedem einzelnen, der der Kirche entfremdet wird. Alles. was Schule und Elternhaus, was Selſorge und Charitas mühveoll auf die Erziehungsarbeit des einzelnen geleiſtet haben, iſt in dem Moment verloren, wo der Wandernde in der Fremde ſeiner Religion entfremdet wird und dem politiſchen Radikalismus zum Opfer fällt. Vergeſſen wir nicht, daß dieſe andere Miſſionstätigkeit, die Glaubens- genoſſen im eigenen Vaterlande zu erhalten, nicht vernach⸗ läſſigt werden darf. An dieſer Miſſionstätigkeit ſollen wir alle mitwirken, und wenn wir ernſtlich wollen und handeln, wird der Erfolg auf unſerer Seite ſtehen.(Lang⸗ anhaltender, ſtürmiſcher Beifall.) Präſident Kaufmann Jakob Weber benutzte die Giesbertsſche Rede zu einer großen Kundgebung ſür die nationale Arbeiterbewegung. Er ſagte:„Wir ſtehen unter dem friſchen Eindruck der ernſten, tiefgehenden Ausführungen des Vorredners. Er hat uns ein Problem aufgerollt, deſſen Bedeutung und Schwere uns allen bewußt iſt. Ich begrüße es. daß darüber ein anerkannter Arbeiterführer geſprochen hat, ein Angehöriger eines Standes, der die Notwen⸗ digkeit der verlangten Reformen am eigenen Leibe zu erfahren Gelegenheit hat. Er hat uns viele Mittel ge⸗ nannt, aber vielleicht hat er ein Hauptmittel zu wenig hervorgehoben. Ich meine den ehernen Schild, den machtvollen Schutz, den unſere nationale gläubige Ar⸗ beiterſchaft bildet.(Brauſender Beifall.) Angeſichts dieſes wichtigen Problems möchte ich dies nachholen. Wir deutſchen Katholiken wiſſen, daß die gläubige Arbeiterſchaft das feſteſte Bollwerk gegen den Um⸗ ſturz und die Revolution bildet. Darum bringe ich namens der auf dieſer Generalverſammlung vertretenen deutſchen Katholiken den nationalen auf treugläubigem Boden ſtehenden Arbeitern ohne Unterſchied ihrer Or⸗ ganiſationsform den Ausdruck größter Hochachtung und herzlichen Dankes entgegen.(Stürm. langanhaltender Beifall.)“ Es folgt dann die Rede des Herrn Volksſchullehrers Langenberg ⸗Köln 1— über „Jugendpflege als Stütze für Thron und Altar“. Gleichwie im 13. Jahrhundert eine endloſe Schar von Kindern auszog, um das heilige Land aus tiefſter Not zu befreien, ſo ſehen wir heute die Welt begeiſtert zu einem neuen Kinder⸗Kreuzzuge, der das heilige Land der Kindheit aus harter Not erlöſen will, befreien will von dem Andrang feindlicher Scharen, die mit allen Künſten und Liſten wohl bewaffnet ſind. Albenthalben regt ſich ein edler Eifer, der Jugend zu helfen. Ganz beſonders hat die Kirche die bedrohte Jugend durch die katholiſchen Jugendvereine zu fördern verſucht. Ein Miniſterialerlaß vom Jahre 1911 ſtellt der Jugendpflege die Aufgabe der„Heranziehung einer frohen. körperlich leiſtungsfähigen, ſittlich tüchtigen, von Gemeinſinn und Gottesfurcht, Heimats⸗ und Vaterlandsliebe erfüllten Jugend.“ Gottesfurcht und Vaterlandsliebe ſind die Sterne, die unſerer Jugend voranleuchten müſſen. Tendenzloſe Jugendpflege iſt ein Brot, das nicht nährt, ihre Früchte werden Männer ſein, die zu ſchlwankenver Zeit auch ſchwankend geſinnt ſind. Edle Unterhaltung und Körperpflege ſind nur ein Teil der Jugendpflege. Tendenzlos kann die Ju⸗ gendpflege ſchon deshalb nicht ſein, weil die Sozialdemo⸗ kratie bereits 70000 Jugendliche zum Klaſſenkampf heran⸗ gebildet hat, deren religiöſes Empfinden verſpottet, Vater⸗ landsliebe ertötet, Autoritätsloſigkeit heranzieht. Die Ju⸗ gend ſoll aber werden eine nie ſchwankende Stütze für Thron und Altar. Wir müſſen den heranwachſenden Menſchen befähigen, den guten Kampf zu kämpfen. Die Diesſeitsmoral, die weitver⸗ breitete Sucht des Genießens führen zu unmännlicher Weich⸗ lichkeit, zu geiſtigem Sklaventum. Wir brauchen Männer mit goldenem Herzen, freier Stirn und feſtem Rückgrat, und zu deren Erziehung iſt Betätigung im Lebenskampfe unter ernſter Führung notwendig.(Beifall.) Jugendpflege ſetzt unter dieſen Umſbänden raſtloſe Ar⸗ beit voraus. Mit ſchönen Reden iſt hier der Jugend nicht gedient. Wer die Jugendpflege in den Dienſt von Thron und Altar ſtellt, der muß die Jugendpflege zur Grundlage einer Arbeit machen, und darum verlangen wir ein kon⸗ ſe onekles Fundament der Jugendpflege. Kein änderes Mittel kann uns die Religion erſetzen, nur im wahren criſt⸗ lichen Weiſte, der unſerem deutſchen Weſen ſo ſehr enkſprſcht, liegen die Elemente unſeres Vokkstums. Nur wenn wir uns deſſen bewußt bleiben, wird das Kaiſerwort wahr werden: „Einſtens wird an deutſchem Weſen i Doch die ganze Welt geneſen.“ f Vor allem müſſen wir den Zögling in ſeinem Beruf er⸗ tüchtigen und ihn zur rechten Berufsfreude erziehen. Daneben muß der Körper geſund erhalten und ge ftigt werden. Da der größte Teil der Jugendlichen in Fabriken arbeitet, mit mancher jugendlichen Kraft Raubbau getrie⸗ ben wird, frühzeitiger Alkoholgenuß, Rauchen uſch. die Jugend entnerven, ſo müſſen Turnen, Spiel, Wandern, Schwimmen, Rudern, Hilfe ſchaffen, wobei dann auch die Willenskraft geſtärkt wird. Man hüte ſich aber vor der Heranzüchtung eines falſchen Ehrgeizes durch Wettlämpfe, damit nicht Eportfexe groß werden, bei denen das Gehirn in die Waden gerutſcht ö 1 d. fall.) im.„ Henterſch die Jugendpflege nicht erſchapft. Wichtig in i d Mithilfe bei der Berufswahl, reift, damit er eine gewiſſenhafte Ausbildung erlangt, amit er vor ſittlichen Schäden bewahrt bleibt. Das gilt beſonders von denen, die vom Lande in die Stadt ab⸗ wandern, nicht minder auch von den jungen Leuten, die zum Militär einrücken. Bei dieſen möchte ich ganz be⸗ ſonders die Rekrutenexerzitien empfehlen, die ſchon vielen Segen geſtiftet haben. Dann aber gilt es vor allem jenen u helfen, die bereits auf ihrem Wege zum Sedan ein ee erlitten haben, die der um ſich greiſenden Genuß⸗ und ſergnügungsſucht, ſchlechten Theatervorſtellungen, den Ge⸗ fahren der Kinotheater und den Verführungen der Männer des Umſturzes und des Unglaubens zum Opfer gefallen ſind. Wer ſoll die Arbeit leiſten? Elternhaus, Kirche und Schule, dieſer heilige Dreibund zum Schutze des Jugendlandes, in heiliger Eintracht ſollen ſie walten im Lande der Jugend! Und da ein großer Teil der Jugendpflege in den Bereich der Fortbildungs⸗ ſchule fällt, ſo müſſen wir für eine religiöſe und vater⸗ landstreue Grundlage dieſer Schulen ſorgen.(Beifall.) Da⸗ neben aber haben andere Eilande den jungen Weltenſtürmer aufzunehmen. Da iſt zuerſt der katholiſche Jünglingsver⸗ ein. Er betreibt neben der religiöſen und geiſtigen Fortbil⸗ dung der Mitglieder eine edle Geſelligkeit und vernünftige Körperkultur. Neben dieſen ſelbſtändigen chriſtlichen Ju⸗ gendvereinen verdienen Anerkennung und Förderung die Jugendabteilung der Standesvereine und weiter auch der katholiſche Lehrerverband.(Lebhafter Beifall.) Was hier für die männliche Jugend geſagt iſt, das gilt auch für die weibliche Jugend, wenn auch unter veränderten Verhältniſſen. Der Herr ruft uns ſelbſt in dieſer wichtigen Sache auf zum Kampfe. Die Jugendpflege muß Sache des ganzen Volkes werden. Von Aachen aus trug einſt Karl der Große das Licht des Glaubens in Germaniens dunkle Wälder. Hier ſtellte unſer glorreich regierender Kaiſer Wilhelm(I. an heiliger Stätte ſich ſelbſt, ſein Land und ſein Volk unter den Schutz des Kreuzes. Von hier gehe der Ruf zu einem neuen Kinverkreuzzug brauſend durch die Lande und wecke in Millionen Herzen ein Echo des alten Ausrufes:„Gott will es!“(Langanhaltender ſtürmiſcher Beifall.) Letzter Redner des Abends war Herr Abg. Pfarrer Knebel⸗Mannheim mit einem Vortrag über 5 7 „Stellung und Nufgabe der katholischen Frauen im Leben der Gegenwart“: Windthorſt ſagte hier im Jahre 1879:„Der Einfluß der Frauen auf alle Lebensverhältniſſe iſt ein ungewöhn— lich großer, und wenn wir die Geſchichte ſtudieren, ſo werden wir Männer bekennen müſſen, daß die Frauen von Eva an bis auf unſere Zeit ſehr oft einen grö⸗ ßeren Einfluß auf den Gang der Weltgeſchichte ge⸗ habt haben, als wir ſtolzen Söhne Adams.“ Der Name Eva trieb zur Sündflut, trieb die Menſchen zur Verzweif⸗ lung, und wieder durch ein Weib, durch Maria, die Jung⸗ frau und Mutter, ſollte der Welt Rettung und Heilung werden. Hoch aufgerichtet ſteht unſere Zeit vor den Seel⸗ ſorgern, einer Rieſenmaſchine gleich, aber die Maſchine iſt heißgelaufen, und der trockenen Reibungsflächen ſind ſo viele. Die heißen Wettläufe gefühlloſer Konkur— renz, die Ichmenſchen oben und die Klaſſenkämpfer unten. Wo bleibt da die Frau? ü Sie, die mit feinem Verſtande vermitteln ſoll, die Menſchen einander näherbringen ſoll, die das Oel der Men⸗ ſchenliebe aufträufelt, wo Haß ſich reibt. Sie darf nicht länger untätig ſtumm und teilnahmslos zuſehen. 5 Vor wenigen Monden verſammelten ſich die deutſchen Frauen in einem Kongreſſe in Berlin. Nach einem groß⸗ zügigen Programm kamen ſie alle, Frauen aller Klaſſen, aller Berufe, aller Konfeſſionen. Aus allen Reden klang tiefes Verſtändnis für die Bedürfniſſe unſerer Zeit, der Wille zur Mitarbeit über die Frauenintereſſen hinaus. Mißbilligend gehen ſie vorüber an dem Treiben berüch⸗ tigter ausländeriſcher Frauenrechtlerinnen, beſtimmt ableh⸗ nend an dem ſozialiſtiſchen Klaſſenkampf, mit großem Ver⸗ ſtändnis für die 5 ſoziale Forderung unſerer Zeit,. die der Frau beſondere Aufgaben in der Säualingsſterb⸗ lichkeit, im Familienleben der gewerbstätigen Frauen, in den Wohnungsverhältniſſen, in der ſchulentlaſſenen Groß— ſtadtjugend ſtellt. ö Mütterlichkeit— Nächſtenliebe! Das iſt das Oel, das der knarrenden Geſellſchafts⸗ und Wirtſchaftsmaſchine fehlt. Heil uns, daß es uns nicht an klugen Frauen fehlt, denen dieſes Oel der Nächſtenliebe nie ausgeht, weil es aus der ſtärkſten Quelle, aus der Gottesliebe entſpringt. So werden unſere Frauen die He⸗ rolde der chriſtlichen Weltanſchauung In der Frauenbewe⸗ gung, und nur im Geiſte Chriſti wird auch dieſe Frage zu löſen ſein. Die moderne Wiſſenſchaft behauptet zwar, Chriſtus ſei endgültig begraben, aber die Vertreterinnen unſerer chriſtlichen Frauenbewegung haben ihnen entgegen⸗ gehalten.„Es iſt unſerer Zeit nicht würdig, nur die Frage zu ſtellen: Was werden wir eſſen, und womit werden wir uns kleiden. Wir haben auch geiſtige Bedürfniſſe und verlangen für ſie den Spielraum der Ewigkeit!“ Die antt⸗ chriſtliche Richtung in der Frauenbewegung entſpringt dem Klaſſenkampf, und dieſer entſpringt dem Haß, dem ſchrillen Mißton in der ſozialen Ordnung.(Lebhafter Beifall.) Der Redner ruft dann die Frau auf zum Kampfe gegen die überhandnehmende Unſittlichkeit und wirft dann einen Blick„in das Wollen und Wirken unſerer deutſchen, unſede katholiſchen Frauen, die mit helläugigem Verſtehen in di Zukunft ſchauen.“ 2——— Ehret die Frauen! n ſpricht begeiſtert:„In allen chriſtlichen Zeitalter, d e ber Reinheit und ihres Fortſchrittes bemerken wert waren, gab es unbedingte Willfährigkeit, gebarſeen Hingabe des Liebenden an ſeine Herrin.“ Und mit Wieden nennen wir das glückliche Zeiten. Im Chriſtentum ſaiten ſich, Mann und Frau als zwei gleich ſchöne Lichtgeſta 155 ab auf dem Goldgrund ihrer Ewigkeitsbeſtimmung, 51 Kinder Gottes. Die Frau iſt dem Manne gleichwer 15 wenn auch nicht gleichartig. Frauenwürde und Frauenwert en und fallen mit der Würde und dem Werte der Ahier⸗ ulichkeit. Aus den 1 0 der aber pe Klo 05 frauen ſtrahlt innerer Friede. Wo der Wert dieſes Jwird ſäulichteits deals geſunken iſt, da ſinkt die Frau, 115 ab⸗ zum Geſchlechtsweſen, iſt auf den Mann angewieſen, a e hängig von ihm, alſo minderwertig.(Lebhafte Zuß mung.) Dann kommen die Kolliſionen zwiſchen degch hilfe gatten und die Ratloſigkeit führender Frauen, hier der dle u ſchaffen. Die Kirche hält die Unterordnung un 50 Autorität des Mannes nicht nur für von Wott g 0 ſondern für naturgemäß und e ee 15 ber Geſellſchaft, ob groß, ob klein, die gemeinſame Sander den folgt, wich denkbar iſt ohne eine Autorität g enü einzelnen Gliedern. Selb verſtändlich kann auch d durch falſchen Autoritäts Kan die Frau du uldigen Gehorſams fehlen. Aber 1 956 Panzid, 550 nur deſſen Anwendung. ) 5 9 die erſte Seelſorge fer die andernden einſetzen. a Land. imatgemeinde en e V Hauptaufgabe, auf die wir damit der Jugendliche den für ihn vaſſenden Beruf er⸗ Morgen gehen die Arbeiten des Katholitentages zn Ende. ee nicht r an Geld und tatkräftigen Werken für ſeine Zie Wlan, Viele hunderttauſend Halme der Küͤltur, B ost lich parte Saaten, wollen und können in der Diaſpora wachſen und reifen, gebt ihnen nur den befruchtenden Regen opferwilliger Tatem und den wärmenden Sonnenſchein der chriſtlichen Liebe.(Langanhalt ö 118 b atſchen(Langanhaltender ſtürmiſcher Beifall Dann kam der rhetoriſche Höhepunkt d N in einer Rede des Jeſultenſterg Won l een Cohausz-Köln über „Der Atheismus und dle soziale Gefahr“: Der 12. Januar 1912, der Tag der Reichst N ließ für Deutſchland einen neuen politischen Tug ubteihen⸗ den Tag der ſozialen Revolution. Alle Welt iſt bemüht, zu ergründen, wo die treibenden Kräfte des nahen Um⸗ ſturzes liegen. Man ſucht die Lebensverhältniſſe der är⸗ meren Schichten aufzubeſſern, den Patriotismus zu fördern; aber alle dieſe Maßnahmen verfangen nichts, wenn man nicht die Axt an die Wurzel des Umſturzes legt. Der Atheismus iſt die Wurzel des Revolutionismus! Gott iſt das Zentrum des menſchlichen Lebens, ohne ihn ſtürzen alle ſozialen Werte aotiſch zuſammen.(Lebh. Bei⸗ fall.) Sucher ſind wir Menſchen hinieden unſer ganzes Leben. Wie das einzige Weltmeer alle Flüſſe der ganzen Erde an ſich zieht, ſo ſtreben alle Menſchen hin zu Got denn Gott iſt das Licht. Was ſoll denn ſbrſt dle Menſchheil Der Kulturſtrom rauſcht, aber er ver⸗ Die Menſchheit baut, aber das Reſultat hinieden erſtreben? läuft im Sande. find Ruinen. Wie eine Eintagsfliege auf dem Weltmeer wird der Menſch ſich am Tageslicht ergötzen, um ſchließlich am Abend zu verglimmen. arum lautet vielfach das neue Programm: Laſſet uns eſſen und trinken, denn morgen müſſen wir ja doch ſterben! Aber man überſah im Feſtes⸗ taumel, daß man hinter ſich eine Hydra züchtete, lüſtern, ert n e e mit ihren Schlangenarmen jählings zu erſticken. Wo Götter ſterben, werden Dämonen Der erſte Dämon heißt Mammon. den Gegenruf Erwerb. Von Gottes Mund geſprochen, hatte das Wort„Erwerb“ unzählige vielfach tatenlos ſchlum⸗ mernde Geiſter geweckt und den Fortſchritt geweckt; aber die neue Richtung verwandelte das Segenswort in einen Fluch, weil ſie die Erwerbsluſt ins Unendliche ſteigerte. Wer hinieden nichts erwarb, hatte ja umſonſt gelebt. Aber der Machthunger ſtieß auf Schranken. Der Aermere ſetzte ſich zur Wehr, und unter dem Gottes⸗ glauben lebte er ſicher. Als aber an Stelle Gottes Ge⸗ botes die Macht als Geſetz trat, da war für„Mein“ und„Dein“ kein Platz mehr. Es kam die Zeit der großen Panamafkandale, der Bänkkräche, der Werftprozeſſe, der grauenhafteſten Proſtitution, der Poſtdiebſtähle und Bankberaubungen. Für Gold iſt eben alles feil. Und da ſchreit nun aber der Arme gegen die Vergewaltigung auf. Mit ſteigender Erbitterung ſehen die Maſſen ihre eigene Verkümmerung und der Großen Bereiche⸗ rung. Die einzige Macht, die beſänftigend die Rechte der Erbitterung auf den Armen legte, war die Religion; ſie allein hielt das Streben nach einer Löſung der ſozialen Frage in friedlichen Wegen und wehrte Bomben und Brand⸗ fackeln von den Paläſten ab. Nicht bloß an die Paläſte der Reichen ſchreibt ſie„Du ſoll nicht ſtehlen!“, ſondern auch an die Hütten der Armen, und ebenſo„Du ſollſt nicht töten!“ Und wo der Gottesglaube noch regierte, da ſchritt ein Engelpaar mit Friedensſchalmeien durch die Lande, Er⸗ gebung und Zufriedenheit! So verſtand es die Religion, den ärmeren Schichten freie Bahn für ihre berechtigten unternehmungen zu ſchaffen, und auf der anderen Seite durch ihre mahnende Gerechtigkeit und verſöhnende Ergebung vor Ausſchreitungen zu hüten. Gerechtigkeit, Ergebung und Zufriedenheit waren die Schutzgeiſter der Welt. Aber wo einſt Friede und Ergebung wohnten, ſah man den Geiſt des Neides des In⸗ grimms, des Haſſes und der Rache wühlen. Und aus der 11 wurde unerſättliche Gier. Man hatte nur Dc geboren. Das Wort Genuß weckte f ein Spottlied auf den alten Gott 10 den Aermeren und ein hohes Lied auf die Diesſeits⸗ And d d die Machtmoral in den oberen Zehntauſend. 10 dieſes hohe Lied endete in einen ſchrillen Mißklang. 0115 man Goethes Liebesentgleiſungen mit ſeiner„großen Pee zu rechtfertigen ſuchte, da fragte Bebel, warum denn dieſe Moral nicht auch für die anderen gelte.„Wenn wir, dann Ihr!“ klang es überall. Die Volkshaufen von 1848 antworteten auf die Frage der Machthaber: Was wollt Ihr? 1 wollen teilen!“ Mit Abſchlagszahlung geben ſich 5 Maſſen nicht mehr zufrieden. Auf die Expropriation des Volkes durch wenige Uſurpatoren folgt die Euxpropriation der Machthaber durch das Volk Zu bannen ſind die alſo gerufenen Geiſter nicht durch die 1 Menſchlichkeit und Brüderlichkeit, ſondern nur ie 3 Verantwortlichkeit vor einem höheren Richter. Aach die Achtung vor Recht und Pflicht verſagt. denn ohne ten geſetzgebenden Gott werden Recht und Pflicht zu einer 21 Formel, und die Autorität ſchützt nicht mehr, Jon ie Könige nicht mehr Herolde des göttlichen Willens, 550 nur Mandatare des Volkswillens ſind, ſeit Lieb⸗ Wehre einem Bismarck zurufen konnte:„Kanonen und Ge⸗ die re gehorchen nur der Hand, die ſie gebraucht, und ſe Hand gehört uns!“ g Nicht Gewehre, ſondern die Gewiſſen retten die Welt! e bewiſſen aber untergräbt der Atheismus. Und damtt Male er Totengräber unſerer Geſellſchaftsordnung. Dutzende 00 ward mit Königsblut das vergoſſene Gottesblut be⸗ posten und noch immer ruht die Mordluſt nicht. Die Vor⸗ 0 engefechte in Portugal, am Bosporus, im fernen China 15 es uns.(Lebh. Beifall.) den Mongtel Aber den Phan Wee sinken fe e ate es 6 en Ozean:„Wir ſinken!“ nte es von der ſinkenden„Titanic“ her. g. Ja, auch wir finken! ſang der ſterbende Rieſe:„Näher, mein Gott 15 die eum ein d fe ne Panſtef⸗ Sit 2. des bn in, da me anier!“ Sin 0 lerne von der finkenden„Titanic“! e dem Exil und bete. Ein Meyer⸗Benfey meinte vor einigen Jahren, man ſei in Deutſchland über Gott zur Tages⸗ ordnung übergegangen. Ein freventliches Wort! Nein, noch betet die deutſche Nation zu Gott, und es muß Ernſt wer⸗ den mit der Erhaltung der Religion. Die 5 Neligion iſt das Lebensmark der Nation. Darum Freiheit für die Religion, Freiheit für die kon⸗ feſſionelle Schule, Freiheit für die Kirche für die reli⸗ giöſe Erziehung! Und wenn die Machthaber uns dieſe Hilfe verſagen, dann helfen ihnen Kanonen und Gewehre nichts, dann werden alle gebrechlichen Mauern moderner Pädago⸗ gik fallen, und die Sturmflut wird ſich ins Land ergie⸗ ßen. Die deutſchen Katholiken ſtehen treu zu ihrem Gott, und darum zu ihrem angeſtammten Kaiſerhauſe.(Stürm. Beifall.) Wir ſtehen wie eine heilige Phalanx vor Thron und Alter, und wenn die Bruſt, vom Blei getroffen, keucht, dann wird die Hand noch im Fallen das Banner umklammern, auf dem geſchrieben ſteht:„Mit Gott!“ Und darum auch:„Für König und Vaterland!)(Langanhälten⸗ der ſtürmiſcher Beifall und Händeklatſchen.) Es war ein ſeltenes Schauſpiel, das dieſe Rede und ihre Aufnahme bot. Die Jeſuiten hatten zu dieſem N gegen den Umſturz einen ihrer ſchneidigſten Re ter und Fechter vorgeſandt. Der noch recht ju⸗ gendliche Weſtfale mit der ſo ſehr ſympathiſchen Er⸗ ſcheinung, dem klaren Blick und der anſprechend⸗anre⸗ genden Stimme trug ſeinen ſo ſcharf ausgearbeiteten Gedankengang mit einer Gewandtheit vor, die die Ver⸗ ſammlung von Anfang an zu ſtürmiſchem Beifall und ſpäterhin zu toſenden Kundgebungen und Hochrufen veranlaßte, die gar kein Ende nehmen wollten. Nachdem ſich der Beifallsſturm gelegt hatte, nahm der Präſident Schmitt⸗Mainz Schlussrede: Wir ſind am Ende unſerer Beratungen angekommen. Laſſen Sie mich einen Rückblick auf die ganze Tagung werfen. Da möchte ich zunächſt aus der Windthorſt⸗Gedächtnisrede einige Geſichtspunkte hervorheben: Windthorſt war ein glü⸗ hender Liebhaber unſeres deutſchen Vaterlandes, für deſſen Macht und Herrlichkeit er ſederzeit alles einzuſetzen bereit war, ein gottgläubiger Mann, ein frommer Katholik, der Vater des Polksvereins. Er lebte nur ſeiner Aufgabe: der Vertretung der Intereſſen unſerer Religion und der Bekämpfung der Irrtümer und Umſturzbeſtrebungen auf ſozialem Gebiete. Das„ceterum cenſeo“ ſeiner Ausfüh⸗ rungen war immer die Betonung der Notwendigkeit der Einigkeit unter den deutſchen Katholiken, und wenn er heute von ſeiner Himmelshöhe aus uns ein Wort zurufen könnte, ich bin überzeugt, es würde lauten: 15 1 „Seid einig, einig, einig!“ 1 Da laſſen Sie uns heute am Schluſſe unſerer herrlich ver⸗ lauſenen Aachener Tagung zuſammentreten, uns die Hände reichen und den Schwur leiſten: Daß wir die Einigkeit bewahren wollen, die Einigkeit, dieſes einzige Mittel, durch das wir uns die gebührende Stellung im Leben zu erhalten vermögen.(Lebh. Beifall.) 51 In herrlichen Worten ſind uns auf dieſer Tagung Rufe Gott zurück aus . da Work zur A e e, Pflichten und Aufgaben der Katholiken auf allen Gebieten geſchildert worden. Es wird nicht leicht fein, alles, was Sie hier an Anregungen vernommen haben, ſo im Gedächtnis zu behalten, daß Sie es daheim Ihren Mitbürgern erzählen können. Es wird auch nicht möglich ſein, daß jedermann einen ſtenographiſchen Be⸗ richt bekommt. Deshalb möchte ich hier die Anregung geben, der Volksverein möge ſeine Aufgabe darin erblicken, einige der ſchönſten Reden in Broſchürenſorm ins Volk zu tragen. Er würde dadurch ſehr viel Gutes unter das Volk bringen. Tragen Sie die Beſchlüſſe in alle Gaue unſeres deut⸗ ſchen Vaterlandes, damit feſtigen Sie die Einigkeit, die uns deutſche Katholiken umſchließt, und erneuern das Ge⸗ fühl der Zuſammengehörigkeit aller Katholiken vom Mee⸗ resſtrande bis zu den Alpen und von den Vogeſen bis zur Weichſel. Was nützen die ſchönſten Reden, wenn wir ſie nicht in Taten umſetzen?(Lebh. Beifall.) Hier wer⸗ den die Schlachtpläne entworfen, aber die Kämpfe und Schlachten müſſen draußen vom katholiſchen Volke geſchla⸗ gen werden.(Stürm. Beifall.) Und nun wende ich mich an Sie, meine Damen. Sie ſind deutſche Frauen, und Sie wiſſen, daß die alten Deutſchen bei ihren Kämpfen von ihren Frauen begleitet wurden, daß die Männer von ihren Frauen angeeifert und angefeuert wurden, bis der Sieg errungen war. Wohlan denn, zeigen Sie, daß Sie echte deutſche, katholiſch Frauen ſind!(Lebh. Beifall.) Es handelt ſich um einen aufgezwun— genen Kampf, den wir kämpfen müſſen, um einen Kampf um die heiligſten Güter, um die Religion, um unſere Kinder, um unſeren Familien. Mit wahrer Freude hat mich der warme Beifall erfüllt, den Sie bei meinen Ausführungen über die Ordensfrage geſpendet haben, und ebenſo erfreut haben mich die vielen Zuſchriften, die ich darüber in der Zwiſchenzeit erhalten habe. Ganz beſonders erfreut hat mich daraus ein Tele⸗ gramm, weil es zeigt, wie dieſe meine Ausführungen von einfältigen und frommen Kindern aufgefaßt wurden. Es lautet:„Die Marienkinder vom Saere-Coer danken der 59. Generalverſammlung für ihr unermüdliches Beſtreben, die verbannten Orden dem deutſchen Vaterlande wieder⸗ zugeben. Sie verſprechen, durch beharrliches Gebet die Arbeiten der Generalverſammlung zu unterſtützen.“ Ein Hoch dieſen lieben Aachener Marienkindern, die dieſes Te⸗ legramm geſchickt haben. Sie haben damit allen anderen ein leuchtendes Beiſpiel gegeben. Es iſt mir dann von einer Seite vorgeworfen wor⸗ den, ich ſei bei meinen Ausführungen über das Jeſuiten⸗ geſetz nicht gerecht geweeſen, weil ich das Jeſuitengeſetz als Ausnahmegeſetz ö nicht ſcharf genug charakteriſiert habe. i Dieſer Vorwurf ſtimmt nicht. Meine ganze Rede hatte als Ausgangspunkt den Standpunkt der Gerechtigkeit. Wir laſſen uns von dieſem Standpunkt nicht abbringen, denn das Fundament für unſere Forderung heißt: Gleiches Recht für alke! Wir haben nur ein Aus nahmegeſetz, und darum gilt das beſonders gegen das Jeſuttengeſetz.(Stürmiſcher Bei⸗ 1 Als die„Titante“ ſank und alle Hoff ig ſchwand, da fall.) Ich frage: Iſt es gerecht, wenn man uns vor Beginn Deutſche fürchten Gott und ſonſt nichts au 1 Wenn das wahr iſt, dann iſt es nicht e einer kleinen Handvoll Männern gegenüber nicht anders zu helfen weiß, als daß man ihnen die Grenzen verſchließt. Ich habe auch geleſen, Ihr Beifall zu meinen Ausführungen ber die Jeſuiten ſei nicht echt geweſen, er ſei provoziert geweſen.(Heiterkeit.) Ach Gott, das iſt ein ſehr billiger Troſt! Dann war vielleicht auch der Beifall nicht echt. den Sie ſoeben Pater Cohauß entgegengebracht haben. (Immer wieder ausbrechender Beifall. Präſident Schmitt klatſcht ſelbſt mit. Der Beifall bricht immer wieder von neuem aus.) So, das war die beſte Quittung!(Heiterkeit 50 10 0 wohl: Zwei Herzen und ein ag! wei h Ihrer Zuſtir 0 der i d e 0 Zuſtimmung ſicher, wenn zehntauſend Herzen und ein einziger S 1 (Jubelnder Beifall.) wa e Die herrlichen Tage von Aachen brachten ein Bild der Einigkeit und Geſchloſſenheit der deutſchen Katholiken, eine erneute Beſtätigung der Einheit und Geſchloſſ i des katholiſchen Volkes mit fenen Epiſkopat. deni Zuſtimmung.) Es wird niemandem gelingen, einen Zwie⸗ ſpalt hervorzurufen zwiſchen den Biſchöfen und dem treuen katholiſchen Volke.(Stürmiſcher Beifall.) Wir ſind dem 1 3 Dank ſchuldig, daß er ſo zahlreich n unſeren Veranſtaltungen wärmſten Antei 1 g f nteil genommen hat. Der Redner betont, daß die Gefühle andersdenkender nirgends verletzt worden ſeien, dank der Stadt Aachen, dem Lokalkomitee, den Teilnehmern des Feſtzugs und den Rednern, weiſt dann den Vorwurf zurück, daß die politiſche Vertretung des katholiſchen Volkes in Aachen in Geheim⸗ ſitzungen getagt haben ſollte und ſchließt dann: Laſſen Sie uns jetzt Herz und Auge erheben zu Gott und ihm danken für all den Segen, den er dieſer Tagung geſpendet hat. Laſſen Sie uns heute am Feſte ihrer Him⸗ melfahrt der lieben Gottesmutter danken für ihre Für⸗ bitte bei Gott.(Beifall.) Dankerfüllten jubelnden Her⸗ zens wollen wir Gott preiſen. Stürmiſche Zuſtimmung.) Unbegrenzte Hingabe an Gott, unſeren Glauben und die Kirche, unauslöſchliche, nie ſich ändernde Liebe und Ver⸗ ehrung, unwandelbare Treue und Gehorſam gegen den 5 n 7815 das war das Leitmotiv, das ſich a Reden dieſer herrlichen Tagu indu e hat.(Der Redner fährt mit 1 Saen 80 9 Herrgott, Allmächtiger, dir leben wir, Herrgott, Barm⸗ herziger, dir ſterben wir, Herrgott, Allgütiger, dein ſind wir tot und lebendig heut und immerdar. (Toſender, immer wieder einſetzender Beifall. Die Verſamm⸗ lung iſt aufgeſprungen und bringt dem Präſidenten eine jubelnde Ovation.) Der Dank an den Pväfidenten. Weihbiſchof Dr. Müller⸗Köln: Einen Dank hat der Präſident vergeſſen: den für ſich ſelbſt. Wir danken ihm für alle die Mühe, der er ſich unterzogen hat, und dieſer Dank möge darin beſtehen, daß wir für den geliebten Herrn Präſidenten beten. Möge Gott dieſen braven deutſchen Mann und ergebenen Sohn ſeiner Kirche noch recht lange am Leben erhalten.(Anhaltender, brauſender Beifall.) Auf Aufforderung des Präſidenten erteilen dann die anweſenden Biſchöfe der Verſammlung den biſchöf⸗ lichen Segen. Mächtig durchbrauſt dann der Ambroſia⸗ niſche Lobgeſang die Rieſenhalle, und dann ſchließt die 59. Katholikenverſammlung mit einem fröhlichen „Auf Wiederſehen im nächſten Jahre!“ des Präſidenten. Neben⸗Verſammlungen. Der Albertus⸗Maguus⸗Vereim zur Unterſtützun render deutſcher Katholiken war Anker dem Wvgſig des Abg. Hartrath zuſammen. Oberpfarrer Bruders Köln teilte mit, daß der Verein heute über fämtliche deutſchen Diözeſen verbreitet ſei, und bislang insgeſamt über 705 600 Mark an ca. 2000 Studierende ausgegeben habe. 1911 habe er eine Einnahme von nahezu 100 000 Mark gehabt. Redner appelliert an den Wohltätigkeitsſinn der wohlhaben⸗ den katholiſchen Familien. Er betont, daß man nicht ein Gelehrtenproletariat heranzüchten wolle, aber man könne die höheren Berufe doch nicht ausſchließlich den Anders⸗ gläubigen überlaſſen. Der Verein ſei der Auffaſſung, daß wir nicht nur Prieſter, ſondern auch tüchtige katholiſche Aerzte, katholiſche Richter, katholiſche Beamte und katho⸗ liſche Techniker gebrauchen. In dieſer Verſammlung empfahl Fräulein Oberlehrerin Schmitz⸗Aachen den Hildegardis⸗Verein zur Unter⸗ ſtützung ſtudierender katholiſcher Frauen. Der deutſche Verein vom heiligen Lande nahm einen Vortrag ſeines Generalſekretärs Monſignore Richen ent⸗ gegen, der in Paläſtina geweſen iſt und die wirtſchaftlichen und kulturellen Verhältniſſe erforſcht hat. Der Redner iſt außerordentlich optimiſtiſcher Auffaſſung. Er meint, durch friedliche Durchdringung und Koloniſation könne Paläſtina vielleicht in einem Jahrhundert dem katholiſchen Glauben und vielleicht gar dem Deutſchtum gewonnen werden. Aus den Reihen der in Paläſtina tätigen Miſſionare wurde der Wunſch nach Aufbringung weiterer Mittel für das Schulweſen zum Ausdruck gebracht. Der Verband katholiſcher kaufmänniſcher Vereinigum⸗ gen, deſſen langjähriger Vorſitzender ſich im Präſidium des Katholikentages befindet, hielt bei Gelegenheit dieſer Tagung eine geſchäftliche Beratung ab. Bei dieſer Gelegen⸗ heit wurde durch Dr. Müſer, den Redakteur des Verbands⸗ blattes, die Auffaſſung abgelehnt, daß der Verband ſich von einer beſtimmten Richtung der Arbeiterorganiſationen habe ins Schlepptau nehmen laſſen; der Verband ſei durchaus ſelbſtändig. Der 4. Kartelltag des Verbandes katholiſcher Vereini⸗ gungem an techmiſchen Schulen begeent ſich in ſeiner Verſammlung im Anſchluß an einen Vortrag von Dr. Beuſch⸗M.⸗ Gladbach mit den wirtſchaftlichen und ſozialen Problemen des Technikerverbandes. Dr. Beuſch proteſtterte gegen Bebels Auffaſſung vom„Stehkragen⸗Prole⸗ tariat“; der Privatbeamte ſtehe nach ſeiner ganzen Lebens⸗ ſchaſtldg ſeiner Berufsſtellung im Mittelſtande. ne wirt⸗ aftliche Lage verſchlechtere ſich jedoch, mehr als die Hälfte aller techniſchen Angeſtellten b weniger als 3400 Mark Gehalt. Daher ſei ein leichen eee notwendig. Neben der n wirt ſHafclcher Beſſerſte lung dürfen die allgemeinen Aufgaben, Standesbildung, nicht vernachläſſigt werden. Der katholiſche akademiſche Abſtinentenverband nahm einen Vortrag von Dr. med. Schmüdderich und von duthel ſchen uſtnenten dene dem bekannten 8 der atholiſchen enten u entgegen. 8 171855 derich meinte: Die katholiſche ſtinenzbeweg ſei not⸗ wendig d wirtſchaftlichen Hebung der Katholiken, aus Sparſamkeitsrückſichten und zur 9 geſchäftlicher Tüch⸗ tigkeit. Unter den Juden ſei die Abſtinenz ſehr weit ver⸗ des Kampfes die beſten Waſſen fortnimmt?(Beifall.)„Wir breitet. Zwiſchen! holismus und Ges bertretung be⸗ ſtehe eine enge Verbindung. 1 g 51 f 1