Bekanntmachung. Betr.: Viehzählung im Deutſchen Reiche am 2. Dezember 1912. Diejenigen Ortseinwohner, welche bereit ſind, in obiger Sache als Zahler mitzuwirken, werden erſucht, uns dies bis 22. November 1912, vormittags 11 Uhr, mitzuteilen. Betreffend: Ausſtellung von Wandergewerbeſcheinen zum Ge⸗ . werbebetrieb im Umherziehen. Diejenigen Einwohner unſerer Gemeinde, welche den Wandergewerbebetrieb in 19 18 fortſetzen oder zu beginnen be- ginnen beabſichtigen werden aufgefordert, ihre diesbezüglichen Anträge ſchon jetzt bei uns zu ſtellen. Im Verzögerungsfalle iſt es die Schuld der Gewerbetrei⸗ benden, wenn ſie nicht rechtzeitig in den Beſitz der Scheine gelangen. Nach den Vorſchriften der Ziffer 3 Abſ. 2 und 3 der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 4. März 1912 betr. die Aus führungsbeſtimmungen zur Gewerbeordnung iſt in Zu⸗ kunft jedem Antrag auf Erteilung eines Wandergewerbeſcheines die Phoꝛographie des Antragſtellers beizufügen. Bei gemein⸗ ſamen Wandergewerbeſcheinen(§ 60 Abſ. 3 der Gewerbeord nung, genügt die Photographie des Unternehmers, wenn dieſe nicht verhanden iſt, die eines Mitglieds. Die Photographie muß von Viſttenkartenformat unaufgezogen ähnlich und gut erkeunbar ſein, eine Kopfgröße von mindeſtens 1.5 ebm. haben und darf in der Regel nicht älter als 5 Jahre ſein. Die erteilten Wandergewerbeſcheine können in Zukunft nicht mehr bei Großh. Kreisamt in Empfang genommen wer- den, ſondern ſind von den Geſuchſtellern bei dem Finanzamt abzuholen, woſelbſt auch die Stempelabgabe für die Scheine zu entrichten iſt. Wir bemerken ausdrücklich, daß der Gewerbebetrieb im Umziehen unter keinen Umſtänden eher begonnen werden darf als bis der Gewerbereibende mit Beſitze des Wandergewerbe ſcheins iſt. Zuwiderhandlungen werden nach§ 248 der Gewerbe- ordnung beſtraft. Viernheim, den 12. November 1912. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlwein. 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Der„Tag“ veröffentlicht folgende Meldung ſeines Rorreſpondenten: — Konſtantinopel, 21. November. Die Verhand⸗ lungen der Bevollmächtigten zur Herbeiführung eines Waffenſtillſtandes auf Grund der bulgariſchen Bedin⸗ gungen fanden heute ſtatt. Tie Vorſchläge der Bal⸗ kanſtaaten wurden von der Pforte als unannehmbar bezeichnet. Der Oberkommandierende der türkiſchen Tſchataldſchaarmee Naſim⸗Paſcha wurde der Befehl er⸗ kellt, den Krieg fortzuſetzen. Die Verhandlungen über einen Waffenſtillſtand ſind alſo geſcheitert. Dem Konſtantinopeler Vertreter der„Daily Mail“ hat der Großweſir Kiamil Paſcha erklärt, die einzige Hoffnung auf den Frieden beſtehe jetzt darin, daß die Bedingungen von den Verbündeten wahrſcheinlich vor den erfolgloſen Angriffen auf die Tſchataldſchalinie aufgeſtellt worden ſeien. Vielleicht würden ſie jetzt ihren Standpunkt ändern, andernfalls dürfte der Krieg bis zur Erſchöpfung ausgefochten werden. Der Groß⸗ g bweſir verlas auch ein Telegramm, wonach die Cholera Vunter den Truppen an der Front nachlaſſe. Wiederbeginn der Feindseligkeiten. Die Feindſeligteiten, die während der Zeit der Wafſenſtillſtandsverhandlungen eingeſtellt waren, ſind wieder aufgenommen worden, und zwar ſowohl zu Waſſer als auch zu Lande. — Konſtantinopei, 21. November. Die Bulgaren griffen heute erneut das Zentrum der Tſchataldſcha⸗ linie an. Sie wurden von den Türken zurückgeſchlagen. In Konſtantinopel wurde der Kanonendonner gehört. Es ſcheint nach dieſer und anderen ähnlich lau⸗ tenden Meldungen bei Tſchataldſcha vorläufig nur ein Artilleriekampf entbrannt zu ſein. Bei den Türken iſt die Mutloſigkeit, die ſie befallen hatte, gewichen, zumal, ſeitdem ſie einige Erfolge auſweiſen können. Die Bulgaren dagegen haben, wie bulgariſche Gefan⸗ gene in Konſtantinppel erzählt haben ſollen, ſchwere Verluſte in der letzten Zeit gehabt. In ihrem Lager herrſche viel Ruhr und Cholera und Mangel an Le⸗ bensmittel. Aus den Berichten aller Kriegskorreſpon⸗ Rittergut Treſſin Roman von Robert Miſch. 121(Nachdruck verboten.) Es mußte alſo gehorcht werden. Es änderte ſich auch nichts in den letzten Tagen. Herr Platen war heiter wie immer, wenn auch ein wenig zerſtreuter. Lisbeth zeigte ſogar eine fieberhafte Luſtigkeit, als wolle ſie die letzten Stunden noch recht auskoſten. „Als ſie aber am Nachmittag des letzten Tages ihre Sachen einpackte, ſchlich ſie müde und blaß von den Schränken zum Korb, vom Korb zu den Schränken, ohne etwas zuſtande zu bringen, die Mundwinkel wie zum Weinen herabzogen. Das Fortgehen bereitete ihr Weh, bitteres Weh. Auch am Abſchiedsabend wollte trotz der verſchiedenen Sektflaſchen welche die Profeſſorin mit weiblicher Schlau⸗ heit aufs Eis geſtellt hatte, keine rechte Heiterkeit auf⸗ koramen. Sogar Herr Platen machte recht matte Witze und ſchien nachdenklich und verlegen. Man trennte ſich ſpät und recht kühl, und die Pro⸗ ſeſſorin wäre ohne Platens Verſicherung, daß er morgen auf dem Bahnhof ſein würde, vor Zorn über ihn geplatzt. Als er fort war, eilte ſie Lisbeth in ihr Zimmer nach und nahm ſie in ihre Arme. Fragen und ſagen mochte ſie nichts. Da war jedes Wort überflüſſig. Lisbeth reiſte am nächſten Morgen ab. Der Aufent⸗ halt war wunderſchön geweſen; ſie dankte den Verwandten n Herzen; aber jetzt war ihr todestraurig zu⸗ niute. Herr Platen erſchien zur Abfahrt, elegant und heiter wie künmer und überreichte ihr lachend ein Rieſenbukett. Man hob ſie in ihr Coupé, diesmal natürlich zweiter Klaſſe; der Zug dampfte ab, und ſie winkte mit dem W ſo lange, bis ſie die Drei nicht mehr ſehen e. Wann zog ſie ihren Schleier vors Geſicht und weinte leiſe, aber bitterlich hinter der Zeitung, die ſie ſich Amtsblatt der Groſtherzoglichen Bürgerme Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen: 99nßSFFᷓFT᷑üF!k* (Heſſiſch⸗badiſcher Gre uzbote) * iſterei Viernheim „Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Annahmeſchluß für Juſerate: Größere ein Tag vorher, abends 5 Uhr; kleinere f nzeig Miernheimer Jeitung * Viernheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 16 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entfprechender Rabatt. Gegründet 1884 morgens. 3— Samstag, den 25. November 1912. Redaktion, Druck und Verlag von Dr. Keil, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. denten geyt hervor, daß die Bulgaren ſehr erſchöpft und ohne Reſerven ſeien. inn Türkenheer ſei dagegen wie züglich. Einſchiffung von 30 000 Griechen nach Tſchataldſcha. Daß die Griechen nach der Einnahme von Salo⸗ niki ihre Truppen, die im Weſten nicht mehr gebraucht würden, nach dem öſtlichen Kriegsſchauplatz befördern wollten, war bereits früher gemeldet worden. Dieſe Abſicht iſt zeitweiſe aufgegeben worden, weil die Ser⸗ ben bei Monaſtir der Unterſtützung der Armee des griechiſchen Kronprinzen bedurften. Nachdem nun die Serben die Türken geſchlagen haben, können die Griechen anderweitig verwendet werden. Ein Draht⸗ bericht der„B. Z.“ meldet: — Konſtantinopel, 21. November. 30 000 Trup⸗ pen ſind von Monaſtir nach dem Hafen Katarina abr marſchiert, wo ſie auf 50 Transportdampfern nach dem Golf von Saras eingeſchifft wurden. anſcheinend Der Geiſt umgewandelt vor⸗ Der Golf von Saros liegt nördlich der Darda⸗ nellen. Ein Seegefecht im Schwarzen Meer. — Konſtanmnopee, Zz z. Nobember. Ter Kreuzer „Hamidie“, der auf der Höhe von Derkos von ſechs bulgariſchen Torpedobooten angegriffen wurde, iſt am Vorverteil beſchädigt worden und ſoll bereits in den Bosporus eingelaufen ſein. Ein offizielles Telegramm des Kommandanten des Kreuzers beſagt: Nach dem Bericht unſerer Batterieoſſiziere wurden zwei bulga⸗ riſche Torpedoboote durch das Feuer unſerer Artillerie zum Sinken gebracht, ein drittes beſchädigt, konnte aber entfliehen und ſeuerte aus einer Entfernung von zwei Meilen zwei Torpedos auf uns ab. Der österreichisch-serbische Konklikt. Die Wiener Meldung, wonach eine mildere Beur⸗ teilung der ſerbiſchen Forderungen in der öſterreichi⸗ ſchen Diplomatie Platz gegriffen habe, findet keine Beſtätigung. Oeſterreich⸗Ungarn iſt nach wie vor feſt entſchloſſen, für die Geltendmachung ſeiner Inter⸗ eſſen auf dem Balkan mit größter Entſchiedenheit auf⸗ zutreten. Es ſoll nichts unverſucht bleiben, um dies auf friedlichem Wege zu ermöglichen; allein dei der herrſchenden Spannung muß man ſich darauf gefaßt machen, daß dieſer Aktion auch militäriſcher Nachdruck verliehen werden dürfte. In Belgrad aber gewinnt, wie gemeldet wird, ſelbſt in leitenden ſerbiſchen Kreiſen langſam die Auffaſſung an Boden, daß das ſtacre Feſthalten an der urſprüng⸗ lich von ſerbiſcher Seite ins Auge gefaßten Löſungs⸗ form der Hafenfrage unter dem obwaltenden, immer ofſenkundiger zutage tretenden Meinungsumſchwung in der e Oeffentlichkeit keine zuverläſſige Ge⸗ währ für die Befriedigung der ſerbiſchen Wünſche und der ſerbiſchen Intereſſen biete. Allerdings muß hierbei feſtgeſtellt werden, daß das Schwergewicht der rn Der Herr Okonomierat ſaß in ſehr ſchlechter Laune an ſeinem Schreibtiſch. Der Februar neigte ſich ſeinem Ende zu. Der Winter war milde geweſen, das Frühjahr zeigte ſeine erſten Vorboten. Der Landmann rührte und rüſtete ſich nach ſeiner Winterruhe zu friſcher Arbeit. Er mußte durchaus einen neuen Inſpektor haben. Das Gut, das er erſt im vorigen Jahre durch ein Vorwerk mit Ziegelei arrondiert hatte— ſein Nachbar, der Graf, den ſeine Herren Söhne langſam ruinierten, hatte es billig hergegeben, weil er Geld brauchte— das Gut war in den letzten Jahren ſtändig gewachſen. Und er fühlte ſich nicht mehr jung genug, es wie früher allein zu bewirt⸗ ſchaften. 1 Wäre nur der Fritz ein paar Jahre älter und tüchtiger, ſtatt ſo ein fauler Schlingel, der am liebſten träumend oder leſend im Graſe lag. 5 So mußte er ſich mit einem Fremden herumärgern. Und was das ſchlimmſte war, die Sorte wurde immer anſpruchsvoller und leiſtete immer weniger. Früher, als er jung war und ſelbſt Inſpektor, ehe er ſich mit Hilfe einer kleinen Erbſchaft und einer reichen Heirat, durch raſt⸗ loſen Fleiß und äußerſte Sparſamkeit ſo hoch gebracht, früher, da war ein Inſpeltor mit allem zufrieden. Ein Kämmerchen genügte ihm damals als Wohnung, und ans Eſſen ſtellte man auch nicht ſolche Anſprüche wie heute. Jetzt mußte alles fein und elegant und vom Beſten ſein, Zimmer und Koſt. Und behandelt wollten ſie ſein wie die Fürſten. Waren ihm nicht ſchon ein paar von den Kerls fort⸗ gelaufen, weil er ſie„angehaucht“ hatte, und weil ihnen das Eſſen nicht ſchmeckte, das er doch ſelber aß? Und ſchimpften ſie dann nicht in der Nachbarſchaft herum und machten ihn ſchlecht? B————— immerhin eine ſolche beanſpruchen, Nee Aber das allerſchlimmſte: wer was konnte und ſeinen Mann ſtand, der verlangte ein Gehalt, mit dem man früher zwei ſolche Kerle hätte bezahlen können. Und die billigeren taugten nichts, waren zweifelhafte, weggejagte, unfähige Subjekte. 0 Das hatte er dem Vermittler nach Berlin geſchrieben. Und was antwortete ihm der Menſchs a 28. J ahrg Ang · Staatsgewalt augenblialich nicht in Belgrad, ſondern im Hauptquartier des Oberkommandos liegt, und daß 105 N Meinungsumſchwung wohl erſt nach eendigung der militäriſchen Operationen in Ausſich 0 O Ausſich geſtellt werden kann. 1195 itiſche R* Politiſche Rundſchau. — Berlin, 22. November. — Kaiſer Franz Joſeph iſt von Budapeſt wieder nach Wien abgereiſt. — Der Eiſenbahnminiſter v. dem Ruhrgebiet begeben, offenbar, genmangels perſönlich zu Breitenbach hat ſich nack um die Frage des Wa⸗ unterſuchen. 5 5 e :: Ter Beſuch des öſterreichiſchen Thronfolgers in Vertin. Am Freitag morgen um 10.15 Uhr iſt der öſterreichiſche Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand zum Beſuche des Kaiſers auf dem Anhalter Bahnhof in Berlin eingetroffen. Der Beſuch, der, als die Ein⸗ ladung erging, noch keine beſondere politiſche Bedeu⸗ tung hatte, kann jetzt im Hinblick auf die Weltlage auch wenn beſon⸗ dere Verabredungen politiſcher Natur nicht zu treffen ſind. Es dokumentiert jedenfalls in bewegter Zeit das herzliche Verhältnis, das zwiſchen dem Kaiſer und dem öſterreichiſchen Kaiſerhauſe andauernd beſteht. Der Thronfolger wurde auf dem Bahnhof vom Kaiſer in Empfang genommen. Um 11 Uhr wohnte der Kaiſer der Rekrutenvereidigung des Gardekorps im Luſtgarten bei. Zu Ehren des Erzherzogs fand um 12.45 Uhr im Schloſſe eine Frühſtückstafel ſtatt. Die Abreiſe des Kaiſers und des Erzherzogs und der übrigen zur Jagd geladenen Gäſte erfolgte um 2 Uhr vom Anhalter Bahnhoſ. Die Jagd ſelbſt findet am Sonnabend vor⸗ mittag ſtatt, nachmittags reiſen Kaiſer und Erzher⸗ zog nach Potsdam Zurück. e bern Ein Ukas des Zaren. E Petersburg, 21. November. Eine Verfügung des Krieg⸗miniſters hat folgenden Wortlaut:„Einige Militärs beteiligen ſich an der Verbreitung von Ge⸗ rüchten über Kriegsvorbereitungen und über eine an⸗ geblich in Rußland vorbereitete Mobilmachung, und machen andere Leute ſtutzig durch nichtbegründete An⸗ gaben, die im Zuſammenhang mit den Ereigniſſen auf der Balkanhalbinſel gebracht werden. Der Kaiſer ge⸗ ruhte, mir zu befehlen, Maßnahmen zu ergreifen, um einer ſolchen Erſcheinung ein Ziel zu ſetzen. In Er⸗ füllung des allerhöchſten Willens erſuche ich die Chefs der Truppenteile, der Verwaltungen und der Anſtal⸗ ten der Militärreſſorts, die ihnen unterſtellten Mili⸗ tärchargen davon in Kenntnis zu ſetzen, daß für den Fall ähnlichen, für Militärs unverzeihlichen leeren Geſchwätzes Strafen bis zum Dienſtausſchluß zur An⸗ wendung kommen werden. er „Für nichts iſt nichts. Die Herren müßten heute ſo viel lernen und ſtudieren. Wer was könnte, der fühlte ſich eben und wollte danach bezahlt ſein.“ Keine Treue, keine Anhänglichkeit mehr an den Brot⸗ herrn. Sein letzter, mit dem es ja noch ſo ziemlich ge⸗ gangen war, wenn man ihm auf dem Nacken ſaß, hatte ihn einfach im Stich gelaſſen, weil er eine beſſere Stellung bekommen konnte. Nachträglich hatte er das erſt erfahren. Darum war ihm der Menſch gleich mit der Kündigung gekommen, als er ihn„angehaucht“. Es lagen ihm einige Briefe von Bewerbern vor; aber alle machten ſie zu hohe Anſprüche, oder die Zeugniſſe waren mäßig. Einer war ein notoriſcher Trunkenbold, der andere ſackgrob(das beſorgte er ſelber). Der dritte verſtand von der Brennerei nichts; und gerade dazu brauchte er ihn nötig. Einen hatte er ſich neulich zur Probe kommen laſſen. Das war ein ganz überſtudierter Menſch, anmaßend und ſelbſtbewußt. Der fand einfach alles ſchlecht und verkehrt auf Treſſin, wollte alles auf den Kopf ſtellen, entwickelte einen ganzen Plan zu einer vollſtändigen Revolution. Alles, aber auch alles ſollte mit Maſchinen gemacht werden, mit den allerneueſten, die noch gar nicht erprobt waren. Der Kerl rechnete ihm vor, wie koloſſal die Erträgniſſe ſich ſteigern würden— aber freilich, Kapital mußte man hineinſtecken. Der ODkonomierat hatte ihn mit einem grimmigen Lächeln angehört und war dann ſackſtedegrob geworden, ſo daß der junge Mann ganz beſtürzt ſeinen Koffer packte und ſchleunigſt wieder abfuhr. Nun war da heute morgen aus Berlin ein großer Schreibebrief mit Zeugniſſen und Photographie gekommen, von einem Herrn Platen. Auch ein Junger. Aber die Zeugniſſe waren ſehr gut. Zuerſt hatte er auf einem märkiſchen Rittergute praktiſch gelernt, nachdem er die landwirtſchaft⸗ liche Hochſchule in Berlin abſolviert; dann war er zum Freiherrn von Rochlitz auf Gurtſchinen in Oſtpreußen ge⸗ kommen— berühnite und großangelegte Muſterwirtſchaft, Stelle ſtand, ſapperlot, der verſtand ſeine Sache! bekannter Züchter, vielfach prämiiert. Wer da an erſter (F. f.)