Am Mittwoch, den 27. November will ich perſchiedene Almend⸗Grundſtücke ee laſſen. Valentin Stumpf 1 Nadfahror-Verein„Eintracht“ Viernheim. Am kommenden Sonntag, den 1. Dezember l. J., nach⸗ mittags punkt 1 Uhr findet im Lokal Gaſthaus zur Eintracht eine wichtige Mitglieder ⸗Verſammlung ſtatt. Tagesordnung: 1. Beſprechung über den diesjzhrigen Nenjahrsball, 2. Aufnahme neuer Mitglieder, 3. Verſchiedenes. Die werten Mitglieder werden mit Rückſicht auf die wichtigen Beratungsgegenſtände gebeten, vollzählich und pünkt⸗ lich zu erſcheinen. Der Vorſtand. Z. Schwarzen Walfisch. Empfehle vorzügliches helles Flaſchenbier ſowie Spezialhier aus d. Weinheimer Fürgerbranerei. la. Brauereiabfüllung. Jean Kirchner. ücke, Reden, Pro; Theate loge, Vorträge mit 2 und ohne Geſang für Krieger, Turn, Feuerwehr, Radfahrer, Geſaug und Verguügungsvereine. 6. O. Uhse, Berlin O. 27, runerWeg 95 Auswahlſendung. Verzeichniſſe umſonſt u. frei. 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März 1912 betr. die Aus führungsbeſtimmungen zur Gewerbeordnung iſt in Zu⸗ kunft jedem Antrag auf Erteilung eines Wandergewerbeſcheines die Photographie des Antragſtellers beizufügen. Bei gemein⸗ ſamen Wandergewerbeſcheinen(§ 60 Abſ. 3 der Gewerbeord nung, genügt die Photographie des Unternehmers, wenn dieſe nicht verhanden iſt, die eines Mitglieds. Die Photographie muß von Viſitenkartenformat unaufgezogen ähnlich und gut erkeunbar ſein, eine Kopfgröße von mindeſtens 1,5 cbm. haben und darf in der Regel nicht älter als 5 Jahre ſein. Die erteilten Wandergewerbeſcheine können in Zukunft nicht mehr bei Großh. Kreisamt in Empfang genommen wer⸗ den, ſondern ſind von den Geſuchſtellern bei dem Finanzamt abzuholen, woſelhſt auch die Stempelabgabe für die Scheine zu entrichten iſt. Wir bemerken ausdrücklich, daß der Gewerbebetrieb im Umziehen unter keinen Umſtänden eher begonnen werden darf als bis der Gewerbereibende mit Beſitze des Wande rgewerbe ſcheins iſt. Zuwiderhandlungen werden nach§ 248 der Gewerbe rbnung beſtraft. Mittwoch, den 27. ds. Mts. vormittags 11 Uhr werden auf dem Rathauſe dahier 1. Verſchiedene Allmendgrundſtücke auf die Dauer der Genuß ⸗ zeit in Pacht 2. das Eis in den gemeinh. Gewäſſern an die Meiſtbietenden 3. das Anliefern von 50 Zentner Dickrüben für das gemeinh. Foſelvieh 4. das Ausladen und Fahren des Wieſendüngers und 5. das Fahren des Bahnſchlittens pro Winter 1912/13 an die Wenigſtnehmenden verſteigert. Bet.: Die Handelskammerwahl 1912. Die Wahlprotokoll nebſt Anlagen für den Wahlbezirk Jampertheim lieat vom 26. bis 28. November einſchließlich auf der Großh. Bürgermeiſterei Lampertheim offen. Einwendungen gegen dieſe Wahl ſind bis längſtens 29. November bei der Großh. Handelskammer in Worms vorzu- bringen. Viernheim, den 23. November 1912. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. i Kühlwein. Bekanntmachung. Das Grenadierregiment Kaiſer Wilhelm J Nr. 110 hält am 3., 4., 5., 6., 7., 9., 10., 11., 12. und 13. Dezember d. Js. größere Schießübungen mit ſcharfer Munttion auf den Schießſtänden im Käferthaler Walde ab. Gefährdet iſt das Waldgelände in dem Abſchnitt Straße Waldhof— Pumpſtation— Sandtorf— Heſſiſche Grenze Korl⸗ ſtern Hütte— Schießſtand. Das Betreten dieſes Gelaͤndes iſt an den genannten Tagen von 8 Uhr vormittags bis 12 Uhr mittags und von 1 Uhr nachmittags bis 5 Uhr abends mit Lebensgefahr ver- bunden und wird daher verboten. Den Weiſungen der aufgeſtellten Poſten iſt unbedingt Folge zu leiſten. Die bezeichneten Straßen ſeſbſt ſowie der Weg längs der heſſiſchen Grenze können betreten werden. Königliches Kommando des 2. Badiſchen Grenadier⸗Regiments Kaiſer Wilhelm J Nr. 110. Vorſtehende Bekanntmachung bringen wir hiermit zur allgemeinen Kenntnis. Viernheim, den 21. November 1912. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Kü hlwein. Nachſtehende Bekanntmachung bringen wir hiermit zur allgemeinen Kenntnis. Viernheim, den 21 November 1912. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlweln. Bekanntmachung. Betr.: Gewerbmäßiges Schlachten in Viernheim. Nach 8 3 der Schlacht- und Fleiſchverkaufsordnung für den Kreis Heppenheim vom 30. Mai 1904 iſt den Metzgern und gewerbmäßig ſchlachtenden Perſonen das Schlachten auf der Straße, auf freien Plätzen, in Hefräumen, Schuppen, Tor⸗ fahrten, Scheuertennen, Hausgängen und Küchen unterſagt. Ausnahmen können unter beſonderen Umſtänden durch das Kreisamt geſtattet werden. Zuwiderhandlungen gegen dieſes Verbot werden nach§ 22 dieſer Polizeiverordnung mit Geld- ſtrafe bis zu 20 Mk. geahndet. Das„gewerbmäßige“ Schlachten umfaßt nicht nur die Fälle des auf Gewinn gerichteten, wieder ⸗ holten oder doch in der Abſicht der Wlederholung vorgenomme⸗ nen Schlachtens, wie z. B. das Schlachten der Wirte, die die Fleiſch⸗ und Wurſtwaren ganz oder tellweiſe wieder verkaufen, 5 ſondern es fallen darunter auch alle nicht nur für den Haus⸗ halt der ſchlachtenden Perſonen beſtimmten Schlach tungen, alſo auch die Schlachtungen von Landwirten, bei welchen Fleiſch oder Wurſt an andere Perſonen verkauft werden. Wir bringen dies mit dem Anfügen zur Kenntnis der Intereſſenten, daß Zuwiderhandlung n künftig zur Beſtrafung angezeigt werden. felle kauft fortwährend zu den höchſten Tagespreiſen Alfred Lublin. Heppenheim, den 13. November 1912. Grob Kreisamt Heppenheim. (gez.) v. Hahn. Miernh Piernheimer Nachrichten Bezugspreis: 0 Pf. monatlich einſchl. Bringerlohn. Durch die Poſt bezogen l. 1.14 vierteljährlich Fernſprech⸗Nr. 20 Ur. 158. Die„Entſpannung“. D Die direkte Kriegsgefahr ſcheint für Kultur⸗ Europa nicht mehr zu beſtehen. Zwar nehmen die Serben nach wie vor den Mund ſehr voll, und ihr Handlanger, der ruſſiſche Botſchafter in Belgrad, Hart⸗ wig, ſoll in ſeiner wichtigtueriſchen Weiſe zu den Journaliſten geſagt haben, ſie ſollten nur ihre Koffer packen. König Peter von Serbien iſt nun aber einſt⸗ weilen noch nicht berufen, trotz ſeineshochgeſpannten Selbſtbewußtſeins, das Rad der Weltgeſchichte zu dre⸗ hen, und darum gelten die Meldungen aus Wien, die von einer beruhigteren Auffaſſung der Lage reden, mehr als ſeine und des Herrn Hartwigs Redensarten. Man wird aber die optimiſtiſche Stimmung in Wien nicht überſchätzen dürſen. Am Mittwoch mittag harrte alle Welt mit Spannung auf die Beantwortung der Frage, ob der deutſche Reichskanzler zur kriegspoliti⸗ ſchen— ſo muß man ja wohl ſagen Z Lage Stel⸗ lung nehmen werde oder nicht. Der Reichstag war ſehr ſtark beſetzt, die Tribünen, wie ſtets in ſolchen Jällen, äußerſt ſtark beſetzt, aber der Kanzler ſchwieg, und das deutet an, daß der beruhigten Auffaſſung einſtweilen weniger Tatſachen als Stimmung zugrunde liegen. Hauptſache oabei iſt das Wiederauftauchen des verſchwundenen öſterreichiſchen Konſuls Prochaska, und die Erkenntnis, daß dieſer unbeſonnene Mann ſein Schickſal ſelber provoziert hat. Der„Zankapfel“. Der Konſul Prochaska, deſſen angebliche Ermor⸗ dung durch die Serben Schuld an der ganzen Aufre⸗ gung war, iſt nicht tot, er iſt in Uesküb eingetroffen, wo er eine Unterredung mit dem ihm entgegenge⸗ ſandten Konſul Edl hatte. Trotzdem wird Edl wahr⸗ ſcheinlich nach Prizrend weiterfahren, um feſtzuſtellen, weshalb Prochaska von der Verbindung mit Wien abgeſchnitten worden iſt. Eine ſolche Unterſuchung iſt allerdings nötig, denn der Mann ſoll in ſeinem Amts⸗ ſitze die Albanier gegen die Serben organiſiert und da⸗ mit die Angriffe der Serben auf ſein Haus provo— ziert haben. 1 Kein Waffenſtillſtand? Während eine gewiſſe Entſpannung in der öſter⸗ reichiſch⸗ſerbiſchen Streitfrage und damit eine. Beruhi⸗ gung der Weltlage allgemein angenommen wird, ſieht es auf dem Balkan nicht gerade beruhigend aus. Zwar hieß es in den Mittwochdepeſchen, es laſſe ſich ein gewiſſes Nachlaſſen der türkiſchen Forderungen er⸗ kennen, aber das ſind offenbar bulgariſche Wünſche. Solange man Adrianopel und die Tſchataldſchafeſtun⸗ gen nicht bezwungen hat, iſt der Augenblick für einen Frieden im Sinne Bulgariens kaum gegeben. So muß alſo auf beiden Seiten Neigung zu entſchloſſenem Weiterkampf beſtehen. Beſonders um Adrianbpel Rittergut Treſſin Roman von Robert Miſch. 14(Nachdruck verboten.) Mein Gott, er begriff es ja, daß Lisbeth jetzt oft verſtimmt und traurig war. Denn das war ſie, wenn ae auch ableugnete— oh, er hatte ein feines Gefühl afür. Wenn man das Paradies, den Himmel kennen gelernt und mußte dann wieder auf die armſelige Erde zurück oder vielmehr in die Hölle, die Treſſin hieß! Wenn man in allen Wonnen der Kultur und der Kunſt geſchwelgt, mit eleganten und gebildeten Menſchen verkehrt hatte— und dann nichts als ſchmutzige, grobe Bauernknechte und Mägde um ſich ſah und die grauen Fachwerkhäuſer der Dorfleute und die Ställe mit Vieh— pfui„Teufel! Dazu dieſer Vater, deſſen harte Fauſt ihnen beiden im Nacken lag. Der Sonntag war gekommen, etwas kalt, doch ſtrahlend heiter. Der Skonomierat erwartete den neuen An⸗ kömmling am Nachmittag. Aber es ſchlug gerade zehn von dem kleinen Dorfkirchlein, als die Kutſche des Klützower Löwenwirts in den Hof fuhr. Das war er gewiß; und da ſprang er auch ſchon aus dem Wagen, der mit zwei großen, eleganten Koffern be⸗ laden war. Die beiden Männer muſterten ſich neu— gierig. „Sehr nobel, faſt zu nobel!“ dachte der Alte.„Wird ſehr anſpruchsvoll ſein.. Na, man muß es eben probieren.“ f p. 9 75 wie ihn mir die Tochter geſchildert hat“, dachte aten. „Ich hatte Sie erſt nachmittags erwartet“, meinte der Okonomierat nach den erſten Begrüßungen und nachdem er Order gegeben, die Koffer hinaufzutragen. Ich habe den Frühſchnellzug benutzt. Ich wollte gern bei Tag ankommen, um noch etwas zu ſehen.“ a aber— der hat doch nur erſter und zweiter J Klafſe?“ fragte der Okonomierat erſtaunt. imer Miernßeimer Zeitung (Heſſiſch⸗badiſcher Grenzbote) Amtsblatt der Großherzoglichen Fürgermeiſterei Viernheim Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Annahmeſchluß für Inserate: Größere ein Tag vorher, abends 5 Uhr; kleinere ö Redaktion, Druck und Verlag von Dr. Keil, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. 1 nzeiger Viernheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 16 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Gegründet——— morgens. donnerstag, den 28. November 1012. 28. Jahrgang. handelt es ſich dave, und daruber verbreiten die Bul⸗ garen die ſeltſamſten Behauptungen. Da heißt es: Die Beſatzung Adrianopels nähre ſich bereits nur noch von Mehlteig. Und weiter: Ein ganzes Viertel Adria⸗ nopels und die Moſchee des Sultans Selim ſtänden in Flammen. Die Feuersbrunſt ſoll durch die bulga— riſchen Geſchoſſe hervorgerufen worden ſeien. Tie türkiſchen Friedensvorſchläge. Die Türkei hat ihre Hoffnungen bereits aufs äußerſte herabgeſtimmt. Die türkiſchen Delegierten wer— den neue Friedensvorſchläge überreichen, die ſolgender— maßen lauten: 1. Die Türkei bebält ihre Gebiete in Europa bis an die Maritza,. Adrianopel mit einbegriffen, d. h. alſo, die europäiſche Türkei öſtlich der Maritza, alſo auch Kirkkiliſſe und Lüle Burgas. 2. Die Türkei verlangt die Aufrechterhaltung der türkiſchen Souveränität über Albanien. 3. Die Türkei weigert ſich, irgendwelche Kriegs- entſchädigungen zu zahlen. 5 Beſonders ſeltſam mutet eine offenbar unrichtige Meldung des großen engliſchen der Regierung nahe⸗ ſtehenden Blattes„Daily Chroniele“ an, das erfahren habe, daß Griechenland mit der Türkei einen Separat⸗ Frieden abgeſchloſſen habe. Die wichtigſte Bedingung in dem Friedensvertrage ſei, daß Griechenland Salo— niki erhalte— Ernſthafte Leute glauben darnach alſo ſchon, daß die Griechen dem Kriegsglück der Bulgaren, von dem ja auch ihr Erfolg abhing, nicht mehr trauen. Gewerkſchaften und Enzyklika. Kongreß der chriſtlichen Gewerkſchaften. — Eſſen, 26. November. 1912. (Der heute begonnene außerordentliche Kongreß der chriſtlichen Gewerkſchaften Deutſchlands ſandte auf Vorſchlag des Vorſitzenden, des Abgeordneten Schiffer, folgendes Telegramm an den Kaiſer:„Ange⸗ ſichts der ernſten weltpolitiſchen Lage entbieten die zum außerordentlichen Gewerkſchaftskongreß in Eſſen(Ruhr) verſammelten Vertreter von 360 000 chriſtlich-natio⸗ nalen Arbeitern Eurer Majeſtät das Gelöbnis, in un⸗ verbrüchlicher Treue und Bereitſchaft für des Vater— landes Größe und des deutſchen Volkes Ehre jederzeit einzutreten.“ Der Vorſitzende, Abg. Schiffer, gab eine Erklärung über N unverbrüchliches Zuſammenhalten der evangeliſchen und katholiſchen Mitglieder ab: „Mögen ſich unſere Gegner noch ſo krampfhaft in Wort und Schrift, durch Wortklaubereien und Entſtellungen bemühen, die konfeſſionellen Leidenſchaften zu ent— feſſeln und Mißtrauen zu ſäen, es wird ihnen nie ge— lingen, die katholiſchen und evangeliſchen Führer und „Hm, hm, hm, was für eine ſonderbare Welt heut⸗ zutage! In dem Alter war er vierter gefahren... und er hatte doch die Erbſchaft in Sicht.— Ob er wohl mit ihm auskommen würde? Nein,„anhauchen“ konnte man den nicht, der ein Benehmen wie ein Graf hatte. Hol's der Teufel, das paßte ihm gar nicht! Und wenn der junge Herr nicht ſehr, ſehr tüchtig war, dann würden ſie ſich bald wieder voneinander trennen. „Sie wollen ſich nun natürlich ein bißchen ausruhen?“ verſuchte der Alte in recht wohlwollend höflichem Tone zu ſagen, da Höflichkeit anſteckend wirkt, wie das Um⸗ gekehrte auch. „Ausruhen von dem bißchen Jahren? Oh nein! Ich mache mich nur zurecht; und weil heute Sonntag iſt, haben wir gerade Zeit, uns alles in Muße zu betrachten — wenn es dem Herrn Okonomierat recht iſt.“ 1 Ja freilich war es ihm recht. Er brannte förmlich darauf, dem eleganten Muſterinſpektor aus Gurtſchinen ſeine Herrlichkeiten zu zeigen und ihm dabei etwas auf den Zahn fühlen. Hier in Pommern gab es auch Muſter⸗ güter, ſelbſt wenn man nicht die allerneuſten Methoden und Maſchinen anwendete. 5 Ungeduldig wartete er, rannte in alle Ställe, guckte in alle Scheunen, ob auch alles in Ordnung ſei, bis endlich der junge Mann wieder erſchien, in einer grauen, abgeſchabten Joppe, die Hoſen in hohen Reitſtiefeln, alles höchſt praktiſch, aber abgetragen, wenn der Träger auch ſelbſt darin„patent“ und vornehm ausſah. 5 Nein, das war kein„Oſſenknecht“, kein ordinärer „Stoppelhopſer“. Ob er aber ſo viel verſtand wie die „Oſſenknechte“, das ſollte er doch noch erſt beweiſen. Nun ging es in die Ställe, zuerſt zu den Pferden. Pferdeverſtand hatte er ja. Er ließ ſich jeden Gaul einzeln vorführen im hinteren Hof und taxierte ihn genau ab, wie ein alter, erfahrener Pferdehändler. Alter und Fehler, alles ſah, alles merkte er. Auch über die Fütterung und Wartung machte er ein paar recht ſachverſtändige Be⸗ merkungen. 1 i Dann gingen ſie zu den Wiederkäuern. Über Raſſe⸗ „Nun ja— ich bin natürlich zweiter gefahren.“ die Mttglieder der chriſtlichen Gewerkſchaften zu tren⸗ nen.“(Stürmiſcher Beifall.) Der Generalſekretär des chriſtlichen Gewerkſchaften, dann die durch die Enzyklika geſchaffene Lage. In der heutigen verwirrten Situation ſei ein Wort der Aufklärung notwendig, und dieſer Kongreß ſollte die Klärung bringen. Gegenüber der Einwendung der katholiſchen Fachabteilungen, die chriſtlichen Gewerk⸗ ſchaften hätten ſich bezüglich ihrer Stellung nach der religiös ſittlichen Seite nirgends programmatiſch und bindend feſtgelegt, verwies Redner auf die wieder⸗ holten Beſchlüſſe des Vorſtandes des Geſamtver⸗ bandes der chriſtlichen Gewerkſchaften. Weitere Garan⸗ tien und Verpflichtungen könnten die chriſtlichen Ge⸗ werkſchaften nicht übernehmen.(Lebh. Zuſtimmung.) Von einem deutſchen Biſchof, demgegenüber Redner dieſer Ueberzeugung Ausdruck verliehen hat, ſei ihm die Antwort geworden:„Mehr verlangt auch keine kirchliche Behörde!“(Lebh. Hört, hört!) Im übrigen müſſe geſagt werden, eine nach allen Richtungen hin, ſoziale, wirtſchaftlich und religiös in ſich abſolut voll⸗ Geſamtverbandes der Stegerwald⸗Köln, beſprach kommene gewerkſchaftliche Arbeiterorganiſation iſt in Deutſchland für gläubige Chriſten nicht möglich. Die Organiſationsmethode, wie ſie ſich zwiſchen den chriſt⸗ lichen Gewerkſchaften und dem Kartellverbande der katholiſchen Arbeitervereine herausgebildet hat, trägt unter den in Deutſchland obwaltenden Verhältniſſem der chriſtlichen Arbeiterwelt am vollkommenſten Rech⸗ nung.(Sehr richtig!) Beide Teile begrenzen ihre Auſ— gaben und ergänzen ſich gegenſeitig. Bei dieſer Arbeits⸗ methode haben ſich bisher keinerlei grundſätzlich bedenk⸗ liche Symptome oder praktiſche Schwierigkeiten gezeigt. In den chriſtlichen Gewerkſchaften ſind ſchätzungs⸗ weiſe 70000 evangeliſche Arbeiter organiſiert. Für die Ziele, welche die Bewegung verfolgt, kommt dieſe Zahl ſehr wohl in Betracht. Aber ſchließlich hat das Zählen der Konfeſſionszugehörigen innerhalb der chriſt⸗ lichen Gewerkſchaften kaum etwas zu bedeuten. Es handelt ſich ganz einfach um ein Zuſammenarbeiten, wie es die Arbeit in der Fabrik, im Bergwerk, auf dem Walzwerke jeden Tag mit ſich bringt, um ein Zu⸗ ſammenarbeiten, wobei höhere Intereſſen nicht ver— letzt werden. Die chriſtlichen Gewerkſchaften ſind in Deutſchland eine Minderheitsbewegung. Die ſozialde⸗ mokratiſche Bewegung hatte bereits einen großen Vor— ſprung, als die chriſtlichen Gewerkſchaften gegründet wurden. Die Stellung der chriſtlichen Gewerkſchaften neben dieſen ſozialdemokratiſchen Gewerkſchaften iſt darum naturgemäß eine ſehr ſchwierige. Die Arbeit⸗ geber, mit denen die berufswirtſchaftlichen Intereſſen⸗ vertretungen ſich auseinanderzuſetzen haben, find iw und Zuchtfragen kamen ſie in einen Disput; aber weiß der Teufel, der Kerl wußte über alles Beſcheid und hielt, 9255 keck zu ſein, mit ſeiner Meinung nicht hinter dem erge. Die andern hatten entweder dem Gebieter gegenüber keine eigene Meinung zu äußern gewagt, oder ſie hatten überhaupt keine. Es war ein ganz eigentümliches Gefühl für den Alten, ſich ſo widerſprechen zu hören. Bisher 25 er ja auch immer mehr verſtanden, als alle ſeine eute. Dann ging es zu den Schafen. Auch hier lobte der „Neue“ im allgemeinen, nannte Wolle, Zucht und Be⸗ handlung gut ja, vor ein paar Zuchtböcken geriet der junge Mann ſogar in Begeiſterung. Nur auf Aus— ſtellungen hätte er ſo etwas geſehen, was der Okonomie— rat zwar mit beſcheidenem Lächeln anhörte, was ihn aber innerlich ſehr ſtolz machte und dem neuen Ankömmling ſeine Zuneigung verſchaffte. Bei den Schweinen hätten ſie ſich aber beinahe wieder gezankt. Auf ſeine Schweinezucht war der Alte beſonders ſtolz. Aber ſeine Zuchteber lobte der junge Herr nur lau. Ganz hübſch, aber—— er empfahl eine andere Raſſe, ein anderes Futter, andere Wartung und Stallung; und der Okonomierat ſtritt darüber auf Leben und Tod mit ihm. Mit offenem Munde ſtanden die Knechte umher.„Det war'n Kierl der verſtand's. Und'n Maulwerk hat hei... und wie hei mit dem Ollen'rumſprang! Bannig hätt' hei's ihm geben!“ Aber der Alte, der ſie in ſeinem Eifer bisher nicht Teufel. hatte, jagte plötzlich die ganze Geſellſchaft zum eufel. „Entſchuldigen Sie, Herr Okonomierat“, ſagte Platen höflich,„daß ich ſo hartnäckig meine Anſicht verfechte. eier das ſind Fragen, die mich aufs lebhafteſte inter⸗ eſſieren.“ „Na, und nu möchten Sie das natürlich gleich alles bei uns einführen?“ (Fortſetzung folgt.) Deutſchland wohl mehr als zu drei Viertel nicht ratho⸗ liſch, auch in der Staatsverwaltung überwiegt bei weitem das evangeliſche Element. Stegerwald fährt dann fort:„Ich bin von dem Herrn Kardinal Kopp und dem Herrn Biſchof Dr. Schulte autoriſiert, dem Kongreß mitzuteilen, daß dieſe Meinung auch diejenige der Fuldaer Biſchofskonfe⸗ 70 910 ſchriſli en Geverdſchaft 1 8 Ai N n erkſchaften ſtets gerecht gewor⸗ en. Eine kirchl gebe ten in ihren ſchaften können nicht etwa geiſtliche Beiräte mitbrin⸗ gen bei Verhandlungen mit den Unternehmern. Viele der letzteren wie auch die Sozialdemokraten würden die Mitwirtung der Geiſtlichen bei Regelung fachlicher und gewerblicher Angelegenheiten ablehnen. Die chriſt lichen Gewerk chaften ſind, wie in Dresden ausgeführt wurde, nicht die ö n Arbeiterbewegung. Dazu gehören auch die konfeſſionellen Arbeitervereine Zwiſchen ihnen und den letzteren beſteht eine freund⸗ nachbarliche a emerng der beiderſeitigen Aufgabenge⸗ biete. Unſere Gewerkſchaftsb ung bedarf der end⸗ lichen Ruhe und beanſprucht rückhaltlos genau dieſelbe Achtung und Bewegungsfreiheit, wie ſämtliche gleich⸗ artigen Organiſationen der übrigen Stände. Das iſt unſer unbeugſamer Standpunkt.“(Lebhafter andauern⸗ der Nach leb Nach lebhaft ausgedehnter Debatte ſchlug Abg. Giesberts vor, ben 5 Nan 5 Aufruf an die chriſtlich⸗nationale Arbeiterbewegung zu erlaſſen, treu zur Fahne der chriſtlichen Arbeiter⸗ bewegung zu halten. Das wurde einſtimmig ange⸗ nommen. Den Schluß bildete dann die Annahme einer RNe⸗ ſolution, in der der Dresdener Beſchluß voll beſtätigt und betont wird: Die chriſtlichen Gewerkſchaften ſind mit dem wirt⸗ ſchaftlichen und nationalen Leben Deutſchlands aufs engſte verknüpft, ſie ſind die einzige Organiſation, die ſich neben der ozialdemokratiſchen Bewegun eine entſcheidende Bedeutung verſchafft hat. Sie ſind in Deutſchland eine ſoziale, wirtſchaftliche und na⸗ tionale Notwendigkeit, Staat und Volksgemeinſcha haben ein Lebensintereſſe daran, daß nicht die an nationale, dem Chriſtentum feindliche Sozialdemo⸗ kratie eine alleinherrſchende Monopolſtellung in der deutſchen Gewerkſchaftsbewegung erlangt. An der Organiſationsform und der künftigen Wirkſamkeit der Gewerkſchaſten wird aus dieſen Erwägungen heraus 12 5 geändert werden, wir arbeiten weiter wie bis⸗ er. Darauf wurde der Kongreß geſchloſſen. Biſchöfe und Gewerkſchaften. Die Interpellation verſchiedener umſtrittener Stellen der Enzyklika über die Arbeiterorganiſationen ſeitens der in Fulda verſammelt geweſenen Herren Biſchöfe, die Generalſekretär Stegerwald auf dem Ge⸗ werkſchaftskongreß in Eſſen mitteilte, hat folgenden Wortlaut: 1. In dem Satz:„Die ſoziale Frage und die mit ihr verknüpften Streitfragen über Charakter und Dauer der Arbeit, über Lohnzahlungen, über den Arbeiter⸗ ſtreik ſind nicht rein wirtſchoftlicher Natur und ſomit nicht zu denen zu zahlen, die mit Hintanſetzung der kirchlichen Obrigkeit beigelegt werden können,“ iſt die letztere Wendung nicht ſo zu verſtehen, als ob die kirchliche Obrigkeit beanſpruche, mit der praktiſchen Er⸗ ledigung ſolcher Fragen in einzelnen Fällen irgendwie befaßt zu werden. Die Wendung beſagt vielmehr, daß die Kirche das Recht und die Pflicht habe, zu derartigen Streitfragen, inſoweit ſie das Sittengeſetz berühren, auch ihrerſeits Stellung zu nehmen und durch Hin⸗ weis auf die richtigen Grundſätze die in Betracht kom⸗ menden Gläubigen vor ſittlich-religiöſen Schäden zu bewahren. 2. Der Satz:„Hieraus folgt, daß derartige ſoge— mannte konfeſſionell⸗katholiſche Vereinigungen ſicher⸗ lich in katholiſchen Gegenden und außerdem in allen anderen Gegenden, wo anzunehmen iſt, daß durch ſie den verſchiedenen Bedürfniſſen der Mitglieder genü— gend Hilfe gebracht werden kann, gegründet und auf jede Weiſe unterſtützt werden müſſen“, beſteht überall dort als eine Vorſchrift des apoſtoliſchen Stuhles zu Recht, wo nicht die für Deutſchland bezüglich der chriſt⸗ lichen Gewerkſchaften gemäß den Wünſchen der Biſchöfe vorgeſehene Ausnahmeſtellung zutrifft. Eine Auftei⸗ Iung der deutſchen Diözeſen, deren Biſchöfe für ihr ganzes Diözeſangebiet um Zulaſſung der chriſtlichen Gewerkſchaften gebeten haben, in ſolche Gebiete, wo das Feld der Berliner Richtung ſein ſoll, und in andere Gebiete, wo chriſtliche Gewerkſchaften exiſtieren dürfen, iſt in der Enzyklika durchaus nicht angeordnet worden. Eine ſolche Aufteilung des Diözeſangebietes brächte, wie der Heilige Vater gerade verhüten will, erſt recht Wirrwarr und Unfrieden. 3. Die Mahnung des Heiligen Vaters an die Bi⸗ ſchöfe,„ſorgfältig das Verhalten dieſer Vereinigungen zu beobachten und darüber zu wachen, daß den Katho⸗ liken aus der Anteilnahme an ihnen kein Nachteil er⸗ wächſt“, erklärt ſich in ihrem letzten Teil von ſelbſt und in ihrem erſten Teil aus dem vorhergehenden Satz, an den ſie mit dem Wort„darum“ angeſchloſſen iſt. Es wird niemand den Biſchöfen das Recht be⸗ ſtreiten können, ſich zu orientieren über irgendwelche Organiſationen, alſo auch die hier in Rede 1 chriſtlichen Gewerkſchaften, ob 118 grundſätzlich oder tatſächlich zu Kirche oder kirchlichen Lehren in Ge⸗ genſatz treten. Die Beobachtungspflicht der Biſchöfe bezieht ſich nicht auf die wirtſchaftliche Tätigkeit der chriſtlichen Gewerkſchaften, ſondern darauf, ob den ka⸗ tholiſchen Arbeitern aus der Mitgliedſchaft kein ſitt⸗ Iich⸗religiöſer Schaden erwächſt. 4. Bei dem Satz:„Sollte unter ihnen noch irgend⸗ eine Schwierigkeit entſtehen, ſo iſt zu deren Löſung der gewieſene Weg folgender: Sie ſollen ſich an ihre Biſchöfe um Rat wenden, und dieſe werden die Sache an den apoſtoliſchen Stuhl berichten, von welchem ſie entſchieden wird“, iſt nicht gemeint, daß gewerk⸗ ſchaftliche Schwierigkeiten von den Biſchöfen dem Hei⸗ ligen Vater zur Entſcheidung vorgelegt werden ſollen. Es handelt ſich vielmehr, wie aus dem Vorhergehen⸗ iche Beaufſichtigung der Gewerkſchaf⸗ f Einzelmaßnahmen bei Vertetung der Arbeiterintereſſen wäre undurchführbar. Die Gewerk⸗ gelaſſenen Religionsgeſellſchaft den ſich ergibt, lediglich um die väpſtliche Mahnung an die deutſchen Katholtten, fortan bei etwaigen Mei⸗ nungsverſchiedenheiten auf dem richtigen Ander wege zu bleiben und die Bekämpfung untereinander einzuſtellen. Es iſt ae das Recht der Katholiken, in ihren Gewiſſensangelegenheiten den Rat bezw. die Entſcheidung ihrer kirchlichen Oberen einzuholen. 5. Die Wendung im vorletzten Abſchnitt der En⸗ zyklika:„Wo in Anbetracht der Ortsverhältniſſe die kirchliche Obrigkeit es für gut befunden hat, ſolche Gewerkſchaften unter gewiſſen Vorſichtsmaßregeln zuzu⸗ laſſen“, bedeutet keine Einſchränkung gegenüber der generellen Faſſung, in der im Abſchnitt„in dieſer Hinſicht“ die Zuläſſigkeit der chriſtlichen Gewerkſchaf⸗ ten für die deutſchen Diözeſen erklärt worden iſt. Politiſche Rundſchau. — Berlin, 27. November. N:: Tas Erbrecht des Reiches bei teſtamentsloſen Erbſchaften außerhalb des engeren Rahmens der Fa⸗ milie wird ſeit einigen Jahren von einem Juriſten in Aſchersleben verlangt. Dieſe Beſtrebungen, die be⸗ reits verſchiedentlich im Reichstage erörternd geſtreift worden ſind, ſollen jetzt Gegenſtand angeſehener deut⸗ ſcher Wiſſenſchaftler werden, worin es heißen wird: „Nach dem Rechtsbewußtſein der Gegenwart haben die entſernten Verwandten kein großes moraliſches Recht auf die Erbſchaft als jeder Fremde, als die Ge⸗ ſamtheit. Es erſcheint deswegen im Hinblick auf die wachſende Ausdehnung der Aufgaben des Deutſchen Reiches recht und billig, wenn ſolche im Grunde herren⸗ loſe Erbſchaften nicht mehr als ein unverdienter Ge⸗ winn lachender Erben, ſondern dem Reiche zugewieſen werden. Die Beſtrebungen der verbündeten Regierun⸗ gen, das Erbrecht nach dieſer Richtung fortzubilden, ſtehen im Einklang mit längſt gewonnenen Ergebniſſen der Volkswirtſchafts⸗ und Staatsrechtslehre und im Einklang mit der Volksüberzeugung. Wir erwarten von einer Aenderung der teſtamentsloſen Erbfolge zu⸗ gunſten der Geſamtheit anſtelle der entfernteren Ver— wandten eine Entlaſtung der unteren Klaſſen der Be⸗ völkerung, eine gerechtere Verteilung der materiellen Glücksgüter für den Todesfall, Stärkung der vater⸗ ländiſchen Geſinnung und eine beträchtliche, ſtetig fort⸗ ſchreitende Beſſerung der Reichsfinanzen.“ Die Kund⸗ gebung iſt unterzeichnet von Nationalökonomen u. a. Conrad in Halle, Harms in Kiel, Guſtav v. Schmoller, Max Sering und Adolf Wagner in Berlin, ſerner Bekker in Heidelberg, Binding in Leipzig u. v. a. Die Herren haben mit dieſen Ausführungen zweifellos recht, aber ſie ſchießen mit Kanonen nach Spatzen. Bei der Beratung der Beſtimmungen über die Ver⸗ wandtſchaftsbegriffe und das Erbrecht im Bürgerlichen Geſetzbuch iſt die Sache bereits ausgiebig erörtert wor⸗ den, weil man damals das jetzt erſtrebte Ziel mit einem Federſtrich hätte erreichen können. Damals iſt aber berechnet worden, daß dieſe Maßregel nur 15 Millionen Mark, alſo bei dem 3⸗Milliarden⸗Etat des Reiches nur eine Kleinigkeit, einbringen werde. Da⸗ neben hat man dann noch mit der Wahrſcheinlich⸗ keit zu rechnen, daß alsdann jeder, der etwas zu vererben hat, beim Nichtvorhandenſein direkter Leibes⸗ erben rechtzeitig ein Teſtament machen wird, ſo daß 52 dieſen wenigen Millionen nicht viel übrig Etbt. „. Schule und Religion. Tie Verhandlungen des ſächſiſchen Landtages über den neuen Volksſchulgeſetz⸗ entwurf nehmen einen tieftraurigen Verlauf. Ver Be⸗ richt der„Zwiſchendeputation“ der Zweiten Kammer zeigt das recht grell. Was zunächſt den Religions⸗ unterricht ſelbſt anbelangt, ſo hat die Zwiſchendeputa⸗ tion gegen die Stimmen der Konſervativen beſchloſſen, daß der zu erteilende Religionsunterricht im Geiſte der betreffenden Kirche„ohne Bindung an den Buchſtaben der Bekenntnisformel“ durch le⸗ bendige Einführung in das Leben und die Lehre Chriſti an der Hand der Heiligen Schrift zu erteilen ſei. Jatho und Genoſſen haben damit einen glänzenden Sieg erfochten. Mit Recht ſagt die„Deutſche Tages⸗ zeitung“ dagegen:„Iſt das Bekenntnis bindend, ſo muß ſein Wortlaut beſtimmend ſein, nicht das, was man hineinlegt oder willkürlich herauslieſt.“ Auf⸗ rechterhalten iſt freilich weiter der Grundſatz der Kon⸗ feſſionsſchule. Der ſozialdemokratiſche Antrag, daß die Schulen nicht konfeſſionell zu trennen ſeien, iſt erfreulicherweiſe abgelehnt worden. Dagegen iſt in bezug auf die Diſſidentenkinder ein Beſchluß gefaßt worden, den wir durchaus nicht billigen können. Die Vorlage hatte die Beſtimmung getroffen, daß Kin⸗ der ſolcher Diſſidenten, die kaner Religionsgeſellſchaft angehören, am Religionsunterricht einer im Lande zu⸗ l a teilnehmen ſollten. Wenn die Erziehungspflichtigen die Wahl einer ſolchen Religionsgemeinſchaft unterlaſſen oder verweigern wür⸗ den, ſollten die Kinder am Religionsunterricht der von ihnen beſuchten Schule teilnehmen. Die Zwiſchen⸗ deputation hat grundſätzlich beſchloſſen, daß Diſſi⸗ dentenkinder vom Religions unterricht der Schule zu befreien ſind, aber auf Wunſch der Erziehungs⸗ pflichtigen am Religionsunterricht der Schule oder einer im Lande zugelaſſenen Religionsgeſellſchaft teilnehmen können. Damit iſt der Willkür der ſozialdemokratiſch irregeleiteten urteilsloſen Maſſen Tür und Tor ge⸗ öffnet. Es iſt darnach zu erwarten, daß in abſehbarer Zeit Religionsunterricht in den rein ſozialiſtiſchen Be⸗ zirken des„roten Königreichs“ überhaupt verſchwin⸗ den wird. Die Verantwortung trägt dafür dann die liberaliſierende Mehrheit des Landtages. ! Sozialdemokratiſche Rohheiten.„Religion iſt Privatſache“ für die Genoſſen, wenigſtens nach ihren Worten. Nach ihren Taten hat wan ſie anders zu beurteilen: — Stuttgart, 26. Novemper. In Hoſyerrnweirler, Voer⸗ amt Aalen, ſah man, nach der„Ipf⸗ und Jagſtzeitung“, am 17. November bei Tagesanbruch das Bild des gekreu⸗ zigten Heilands am Miſſionskreuz auf dem Kirchhofe mit einer roten Mütze und einer roten Kranzſchleife ver⸗ hängt. 5 1) Die rote Mütze war über das Haupt ge⸗ ſtülpt.(1 Die kleinen Genoſſen im Lande haben richtig ka⸗ piert, was die Phraſe:„Religion iſt Privatſache“ heißen ſollte. Ganz wie Friedrich Wilhelm Weber ſagt:„Glück zur Brut, die Kreuzzerbrecher brechen auch die Königsthrone.“ 11! Freude war in Freiſiuns Hallen! Das ſort⸗ ſchrittliche Annoncenblatt„Berliner Tageblatt“ brinat Kämpf(Vp.) entſchieden. die Mitteilung, daß die Soztaldemorraten in Augs⸗ burg II das Landtagsmandat des verſtorbenen Genoſſen Rollwagen gegenüber dem rechtsnationalliberalen Fa⸗ brikdirektor Tafel mit liberaler Hilfe behauptet haben, unter großer fetter Leitartikel⸗Ueberſchrift. Dahingegen bringt es den glänzenden, 110 glänzenden konſervati⸗ ven Wahlſieg in Kammin⸗Greifenhagen in Pommern, das den Herren in Berlin doch weit näher liegt, ganz beſcheiden ohne Ueberſchrift an einer Stelle, an der die Nachricht wie ein Nachtrag zu der Freudennachricht über die Augsburger Wahl wirkt. Deutlicher kann man ſeine Sympathien und Abneigungen ohne Worte ſchlecht zum Ausdruck bringen. : Tie weſtafritaniſche Negerrepublik„Liberia“, die vor hundert Jahren von ehemals in Nordamerika als Sklaven beſchäftigt geweſenen Negern gegründet wurde, iſt ſeit langem Gegenſtand des Zankes und Streites zwiſchen den Großmächten, die dieſen recht ſruchtbaren und gut kultivierten Landſtrich an ſich reißen möchten. England und Frankreich ſind am eifrigſten an dieſer ſtillen und„friedlichen“ Eroberungsarbeit, und um ihr ſchlechtes Gewiſſen zu beſänftigen, beſchuldigen ſie immerzu andere Länder derſelben Abſicht. Beſonders Deutſchland iſt dieſer Verdächtigung ſcharf ausgeſetzt, ſo jetzt wieder. Wie die Pariſer Zeitung„Preß Co⸗ lonial“ erfahren haben will, hat das deutſche Haus Wietersheim vom Senat der Republik Liberia die Er⸗ laubnis erhalten, eine Eiſenbahn im Staate Liberia zu bauen. Dieſe Bahn ſoll von der Küſte an der Einmündung des St. Paul abgehen und ſich bis nach Franzöſiſch⸗Guineg erſtrecken.— Das Blatt fügt hin⸗ zu, daß, falls dieſe Abſicht verwirklicht werde, ſich das franzöſiſche Eiſenbahnnetz in Afrika in ungünſtiger Lage befinden werde. Beſonders die Bahn von Ean⸗ kan nach Beyla würde dadurch äußerſt benachteiligt werden.— Natürlich ſoll damit der franzöſiſche Na⸗ tionalhaß gegen Deutſchland mobil gemacht werden. Wie die Dinge liegen, haben Deutſche am wenigſten Ausſicht, in Liberia Konzeſſionen zu erlangen. Heer und Marine.“ § Eine aus vierzig Kriegsſchiffen beſtehende deutſche Hochſeeflotte unter dem Kommando des Admirals b. Holtzendorff iſt im Kattegat eingetroffen. Sie wird am Donnerstag nach der Nordſee weiter dampfen, um dort eine fünftägige taktiſche Uebung vorzunehmen. Eurnväiſches Ausland. Spu nuten. E Die Kammer hat jetzt dem Geſetzesvorſchlag zuge⸗ ſtimmt, durch welchen der Witwe des ermordeten Miniſter⸗ präſidenten Canalejas und ſeinen Kindern der erbliche Her⸗— zogstitel und die Würde eines Granden von Spanien ver⸗ liehen worden iſt. ö Deutſcher Reichstag. [IJ Berlin, 26. November. Die Wiedereröffnung der Reichstagsarbeiten voll⸗ zog ſich heute ungewöhnlich ruhig. Kein großer Tag mit Fahrt im Feſttagsſchmucke zum Schloſſe, nicht ein⸗ mal eine überfüllte Tribüne des Publikums. Der Reichstag iſt eben in dieſem Herbſt nicht der erſte, der preußiſche Landtag iſt dieſas Mal eher zuſammenge⸗ treten und hat ſogar ſchon große Tage gehabt. So gab man ſich heute ganz, als ſei man längſt mitten in der Arbeit. Viel Staat war freilich nicht zu machen; die Beſetzung war ſchlecht und die Tagesordnung die gefrorene Gleichgültigkeit. Als der erſte Vizepräſi⸗ dent, der ja jetzt infolge der Mandatsniederlegung des bisherigen Präſidenten Kämpf die Reichstagsge⸗ ſchäfte zu führen hat, Profeſſor Dr. Paaſche, die übliche Gedächtnisanſprache auf die verſtorbenen Mitglieder des Hauſes gehalten hatte, wandte man ſich einer Petition über die reichsgeſetzliche Regelung des Irrenweſens zu. Dabei wollte es der Zufall, daß dieſer Reichstagswinter mit einer Jungfernrede begann. Der für den bayeriſchen Miniſterpräſidenten in Münſter i. W. nachgewählte Medizinalrat Dr. Ger⸗ lach ſprach dazu an erſter Stelle; die Unruhe im Hauſe war jedoch ſo groß, daß man auf der Tribüne nichts von ihm verſtand. Es handelte ſich um die Regelung der Materie dahin, daß die Unterbringung einer Perſon im Irrenhauſe oder ähnlichen Inſtituten nur kraft richterlicher Ermächtigung erfolgen darf. Da⸗ mit erklärten ſich auch Dr. Struve(Vp.) und Baſſer⸗ mann(natl.) einverſtanden, worauf der Wunſch der Petenten erfüllt wurde. Eine lange Ausſprache gab es dann bei einer Petition über die reichsgeſetzliche Regelung der Binnenſchiffahrtsintereſſen. Trotz ſehr weitgehender Meinungsverſchiedenheiten war man ſich dennoch einig in der Erledigung des Gegenſtandes durch Uebergang zur Tagesordnung, da eine reichsge⸗ Pe Regelung ohnehin bevorſteht. Beſſer kamen die eſtrebungen auf Verſchärfung der Beſtimmungen über den Offenbarungseid zum Ziele. Nach längerer Rede des Abg. Rechtsanwalts Dr. Bell, der vor allem eine Statiſtik über die Zahl der Offenbarungseide verlangte, überwies man die Petition der Regierung als Material. In gleicher Weiſe gelangte eine Petition über die Veteranenfürſorge zur Verabſchiedung.— Am Mitt⸗ woch wird das Haus das Präſidium wählen und dann in die Beratung aller Interpellationen eintreten; man erwartet eine Erklärung des Kanzlers vor Beginn der Sitzung über die internationale Lage. Darnach kommt zunächſt die Teuerungsinterpellation. e J Been, 27. Novemvper. Das Haus weiſt infolge der Wahl des Präſidenten eine gute Beſetzung auf. Vizepräſident Dr. Paaſche eröffnete die Sitzung um 1¼ Uhr. Als erſter Punkt 1 auf der Tagesordnung die Wahl des Präſidenten, ie eine Stunde in Auſpruch nahm. Die Nationallibe⸗ ralen hatten ſich in Fraktionsſitzungen für den Abg. Es wurden 371 Stimm⸗ zettel abgegeben. Davon waren 117 weiße Zettel. Es blieben alſo noch 254 Zettel. Von dieſen entfielen auf den Abgeordneten Kämpf 190 Stim⸗ men, auf den Abgeordneten Dietrich 60 Stimmen. Es waren zerſplittert 4 Stimmen. Kämpf iſt mit⸗ 170 gewählt und nimmt die Wahl an. Der Reichs anzler erſchien um 2 Uhr. Auf ue Wunſch wurde 1 0 in die Teuerungsinterpellation eingeteten. Der eichskanzler erklärte ſich bereit, die Interpellation u beantworten. Dagegen will er die terpellation Poſſeman über die auswärtige Lage auf einem von ihm zu beſtimmenden Termin beantworten. 5 21 * dur Heruhigung. In den letzten Tagen gingen wieder beunruhigende Ge- rüͤchte um von einem drohenden Krieg zwiſchen Oeſterreich und Serbien, eventuell einem Krieg zwiſchen Serblen und Rußland. Wie unſere Leſer auch an anderer Stelle leſen können, iſt keine Sorge zur Beunruhigung vorläufig vorhanden. Die Streitpunkte zwiſchen dieſen Mächten, welche die Beunruhigung hervorrlefen, ſind ja wieder glücklich beigelegt. Was nun die gemeldeten Aufrufe zur Kriegsbereitſchaft angeht, ſo hat jeder verbündete Staat, im Falle der Bedrohung ſeines Bundesge- noſſen die Pflicht, ſich kriegsbereit zu halten. Eine Kriegs⸗ bereltſchaft schließt aber doch noch keinen Krieg ein. Wie wir aus den letzten Depeſchen erſehen, beſteht zur Zeit keine Ge⸗ fahr eines Krieges zwiſchen Deutſchland und einer anderen Macht. Deutſche Patrioten. Bei der vor den Toren von Paris in Saint Gervais kürzlich abgehaltenen ſozialiſtiſchen Proteſtverſammlung gegen den Krieg erklärte der deutſche Reichstogsabgeordnete, Exprä⸗ ſident des deutſchen Reichstags, Scheidemann, daß im Kriegsfalle das deutſche Proletariat nicht auf die franzöſiſchen Brüder ſchieße. Und das war der oberſte Repräſentant des deutſchen Volkes, Reichs⸗ tagspräſident, gewählt von„National“liberalen! Ob ſich die Liberalen nicht doch nachträglich ſchämen! Ein deutſcher Reichstagspräſident, der mit dem Verſprechen des Hochverrats im Ausland hauſteren geht, welch ein Bild! Lokale Nachrichten. Viernheim, 28. Nov. * Gemeinderatsſitzung. Es findet morgen, Freitag, nachmittag 3 Uhr eine Gemeinderatsſitzung ſtatt. Goldene Hochzeit. Am Montag beging in aller Stille das Ehepaar Landwirt Jakob Niebler den Tag der goldenen Hochzeit. Wir gratulieren mit dem Wunſche, daß es auch ſeine diamantene Hochzeit feiern möchte. Auszeichnung. Herrn Hauptlehrer Jakob Illert in Gernsheim, einem geborenen Viernheimer, wurde aus An⸗ laß des Geburtsfeſtes Sr. Kgl. Hoheit des Großherzogs das Ritterkreuz 2. Klaſſe des Verdienſtordens Philipps des Groß mutigen verliehen. * Aruſtädter Geldlotterie. Die Ziehung der 6. Arnſtädter Geldlotterie wurde wegen ungenügenden Los⸗Abſatzes auf 30. und 31. Januar 1913 verlegt. — Offene Stellen für Dienſtper ſonal. Der ſtädtiſche Arbeitsnachweis, weibliche Abteilung, in Worms am Rhein, Hagenſtraße 11, hat wieder eine große Anzahl guter Stellen für Köchinnen, Zimmer-, Haus- und Alleinmädchen zu beſetzen. Es bietet ſich für Mädchen eine günſtige Gelegen- heit, einen guten Platz koſtenlos zu eehalten. Mädchen, welche gewillt ſind, in Worms oder Umgebung Stellung anzunehmen, wollen Zeugnisabſchriften nebſt Bild an die Arbeitsvermitte⸗ lungsſtelle unter Angabe der Lohnanſprüche einſenden. Jede gewünſchte Auskunft wird dort erteilt. Die Vermittlung iſt unentgeltlich. Es beſteht bei der genannten Anſtalt die Ein⸗ weihung. gnügter geworden iſt. Die Aufführung der Theaterſtücke und die Verloſung trugen nicht minder dazu bei. im Laufe des Jahres öfters gehalten, ſchließen die Vereins⸗ mitglieder enger aneinander und bringen neue Mitglieder. Solche Abende — Wald⸗ Michelbach, 27. Nov. Orgel⸗Ein⸗ Unſere neue Orgel, die wohl ſchon geraume Zeit in Gebrauch iſt, erhielt nun durch Herrn Geiſtl. Rat Dekan Miſchler aus Heppenheim unter den üblichen Feierlich⸗ keiten die kirchliche Weihe. * Gorxheim, 27. Nov. In vorvergangener Nacht nach 11 Uhr wurde beim Wirt Schäfer, als dieſer ſeine Wirt ⸗ ſchaft geſchloſſen hatte, eingebrochen. Der Täter erbrach eine Schublade und entwendete das darin erhaltene Geld, das aber bloß aus einigen Mark Kleingeld in Kupfer⸗ und Nickelſtücken beſtand. Schon vor acht Tagen war in derſelben Wirtſchaft ein Einbruch verſucht worden, wobet aber der Einbrecher durch den Wirt verſcheucht wurde. — Von der Bergſtraße, 27. Nov. Tabak⸗ preiſe. Diejenigen Tabakbauern, die ihren Tabak anfangs dieſes Monats zu 30—32 Mk. pro Zentner abſetzten, taten wohl gut daran; denn ſeit mehreren Tagen ſchon iſt zu dieſem Preiſe keine Kaufluſt mehr vorhanden. Wurden doch ſchon in den letzen Tagen viele Partien unter 30 Mk. abge⸗ ſetzt. Einesteils durfte wohl auch die Qualität mitſpielen und anderſeits auch die große Quantität von Tabak, die dieſes Jahr erzeugt wurde. * Hamburg, 27. Nov. Die ſchwediſchen Jouraliſten haben auf ihrer Relſe durch Deutſchland als einzige Fabrik der Pflanzenfett- und Margarine Induſtrie die Palminwerke H. Schlink und Cie. A.-G. in Hamburg beſucht. Ueber den Eindruck, den die ſchwediſchen Jouraliſten gewonnen heben, ſchreibt das angeſehene Stockholmer Abendblatt: Das Pro- gramm des geſtrigen Tages brachte den Beſuch der Firma H. Schlink und Cle. A.-G., Fabrik in Wilhelmsburg. Dort iſt die Hauptwerkſtatt für Fabrikation von Pflanzenfett unter dem Namen„Palmin“ und Pflanzenbutter⸗Margarine„Palmona“. Die erſtere Sorte verwendet man zum Kochen und Backen, die letztere iſt ähnlich der Kuhbutter an Farbe, Geruch und Ge ſchmack und iſt vortrefflich zum Butterbrot. Beide werden an⸗ gefertigt aus Kokosnußfett(Kopra), das in großen Mengen nach Hamburg aus den Tropen eingefuhrt wird. Wir hatten Gelegenheit zu ſehen, welche außerordentliche Sauberkeit beob⸗ achtet wird bei der Herſtellung, die von Anfang bis zu Ende automatiſch vor ſich geht. Hände kommen mit der Kunſtbutter nicht in Berührung, die ſich auch durch große Dauerhaftigkeit, erprobt bei Polarexpeditionen uſw., ausgezeichnet. — Singen(Hohentwiel), 27. Nov. Julius Maggi wurde 66 Jahre alt, jüngſt in Kempttal- Lindau zur letzten Ruhe beſtattet. Mit ihm iſt ein Mann aus dem Leben ge⸗ ſchieden, der außergewöhnliche Begabung und Intelligenz mit raſtloſer Arbeitsfreudigkeit und ſeltener Tatkraft in ſich vereinte. Urſprünglich Beſitzer mehrere Mühlen, beſchäftigte er ſich an. ſangs der 80er Jahre auf Grund umfangreicher Studien mit dem Problem, raſch herſtellbare, vollwertige und dabei billige Volksnahrungsmittel zu ſchaffen. Nach langwierigen Verſuchen und Ueberwindung großer Schwierigkeiten erfand er die bekannten Erzeugniſſe, die in der Folge ſeinen Namen in alle Weltteile getragen haben. Anregung und Förderung fand er hierbei durch die„Schweizeriſche gemeinnützige Geſellſchaft,“ die ſich den gleichen Fragen zugewandt hatte und erſte Vertreter der Wiſſenſchaft zu ihren Mitgliedern zählte. Namentlich war es richtung, daß Mädchen, welche ihre Stelle durch den Arbeits; nachweis erhalten haben und etwa zwei Jahre auf derſelben verbleiben, Geldprämien erhalten. So konnten im vergangenen Jahre etwa 12 Mädchen, im Vorjahre 15 Mädchen mit Prämien bedacht werden. » Feſttage im Jahre 1913. Im nächſten Jahre fallen die Feſttage ſehr früh. So iſt Faſtnacht ſchon am 2. Februar, Oſtern am 23. März und Pfingſten am 11. Mai. * In Amerika verſtorbene Heſſen. Frau Anna Maria Fetter, 80 Jahre alt, aus Heſſen⸗Darmſtadt, in Pitts⸗ burg. Sie wanderte als 5jähriges Kind mit ihren Eltern aus Deutſchland aus und hinterläßt jetzt in Amerſka 8 Kin⸗ der, 27 Enkel und 9 Urenkel; Kaſpar Lotz, 74 Jahre alt, aus Steinau, in New-Haven; Frau Friederike Fiſcher, 44 Jahre alt, geborene Reiſer, in Buffalo N. Y. Aus Nah und Fern. * Heddesheim, 27. Nov. In der Nacht von Sonn- tag auf Montag wurde an dem Neubau des Hausmetzgers Jakob Schaaf hier, an der Straße nach Großſachſen, eine Anzahl Fenſterſcheiben eingeworfen. Der Schaden iſt ca. 5 Mk. Die Ermittelung des oder der Täter dürfte ſehr ſchwer fallen, da der Bau etwas vom Dorfe entfernt ſteht und die nächſten Nachbarn keine beſtimmten Angaben wegen Verdacht aussprechen körnen. » Fraukeuholz(Pfalz), 27. Nov. Der Schloſſer und Maſchinenführer Eduard Muller hat einen ſteuerbaren Propeller ſowohl für Flieger wie für Lenkballons erfunden. Eine für die Luftſchiffahrt ſehr wichtige Erfindung. — Heppenheim, 27. Nov. Prämiierungen. Der landwirtſchaftliche Bezirksverein erteilte an 12 Faſeltier⸗ halter des Kreiſes Prämien im Geſamtbetrag von 206 Mk. in Einzelnbeträgen von 8, 10 und 20 Mk. Birkenau, 27. Nov. Die heſſiſche Regierung hat nunmehr die Verwendung von jugendlichen Perſonen unter 16 Jahren als Treiber bei Jagden verboten. Zuwiderhandlungen werden mit Geldſtrafen bis zu 500 Mk. geahndet. * Fürth, 27. Nov. Auch in Fürth findet der Volks⸗ verein immer mehr Verbreitung und neue Freunde. Das hat ſich am Sonntag Abend bei Abhaltung des Familienabends gezeigt. Der Saal im Gaſthaus„Zum Odenwald“ war bis zum letzten Platz beſetzt und Freude und Begeiſterung herrſchte nicht bloß bei den Worten des Pfarrers, der die Bedeutung des Familienabends ſchilderte, ſondern auch bei den Dar⸗ bietungen der Geſangsabtellung des Vereins unter Leitung des Herrn Elſenhauer, der mit großem Eifer in kurzer Zeit 8 fettig brachte, daß der Abend ein genußreicher und vor ⸗ auch der bekannte Arzt und Fabrikinſpektor Dr. Schuler-Mollis, der ſofort die volkswirtſchaftliche Bedeutung dieſer Erfindungen erkannte. Dank ſeiner hervorragenden Geiſtes⸗ und Charakter⸗ eigenſchaften fand Julius Maggi alsbald rüchtige Mitarbeiter, mit deren Hilfe er das junge Unternehmen aus kleinen An- fängen heraus zur höchſten Blüte führte. Er begründete ferner die weit und breit als muſtergiltig bekannte Maggi'ſche Guts⸗ wirtſchaft. Die Fabrik der beutſchen Maggi⸗Geſellſchaft be⸗ findet ſich ſchon ſeit den 90er Jahren in Singen am Hohen ⸗ twiel. Die Stadt verdankt ihre raſche Entwicklung zum großen Teil dieſem ausgedehnten und noch immer im Wachſen befind- lichen induſtriellen Werke, deſſen kaufmänniſche Leitung und Organiſation ſeit 1898 ihren Sitz in Berlin hat. Weitere bedeutende Fabriken und Geſellſchaften hat Julius Maggt u. a. in Bregenz, Wien, Mailand und Paris errichtet. Seine Mitarbeiter, die heute an der Spitze des Maggi⸗Unternehmens ſtehen, führen das Lebenswerk des Verſtorbenen in ſetuem Sinne fort. Aus Weſtdeutſchland. — Saarbrücken, 26. November. Im benachbarten Scheidt tötete die Frau eines Arbeiters ihr 5 Monate altes Kind dadurch, daß ſie ihm mit einem Raſier⸗ meſſer den Hals durchſchnitt, worauf ſie ſich ſelbſt die Pulsadern öffnete. Im ſterbenden Zuſtande wurde die Frau vorgefunden. Zerrüttete Familien⸗ verhältniſſe ſollen der Beweggrund zu der Tat ge⸗ weſen ſein. — Vonn. 26. November. Das Oberbergamt in Bonn hat dem Bankhaus Simons u. Co. in Düſſeldorf die Bergwerksgerechtſame für 20 200 000 Quadratmeter im Kreiſe Malmedy zur Gewinnung von Gold übertragen. Die Uebertragung ſetzt ein abbauwürdiges Vorkommen von Gold voraus. — Köln, 26. November. Der Subdirektor einer Kölner Verſicherungsgeſellſchaft wurde unter der Be⸗ ſchuldigung verhaftet, etwa 100 000 Mark mehreren Firmen dadurch unterſchlagen zu haben, daß er Waren bezog und ſie zu Schleuderpreiſen weiterverkaufte. — Küln, 26. November. In dem Orte Zueſchen wurde ein Dienſtknecht, der einen Ochſen heimtranspor⸗ tieren ſollte, von dem Tiere derart mitge⸗ ſchleift, daß der Knecht nach wenigen Augenblicken ſtarb. Als der Vater des Verunglückten die Nachricht von dem Tode ſeines Sohnes erhielt, wurde er vom Herzſchlage getroffen. Er war ſofort tot. i — Köln, 26. November. In Köln⸗Ehrenfeld ſtürzte an dem Bau der Eiſenbahnüberführung ein Gerüſt ein. Sechs Bauarbeiter wurden dabei ſchwer verletzt. — Tüſſeldorf. 26. Novbr. Das dreijährige Söhn⸗ [Straße dem Mädchen Olſzewska mit einer chen einer auf der Koilnerſtraße wohnenden Famttie Bade in Abweſenheit der Eltern im Bette mit Streich⸗ lzern geſpielt Plötzlich geriet das Bett in Brand und der Knabe erlitt entſetzliche Brandwunden, die iw Krankenhauſe ſeinen Tod herbeiführten. N — Oberhauſen, 26. November. Bei den Stadt⸗ verordnetenwahlen in der erſten und zweiten Abteilung wurden die bürgerlichen Kompromißkandi⸗ daten faſt kampflos gewählt. — Eſſen⸗Ruhr, 26. November. Die Eſſener Be⸗ ratungen über die Verkehrsſtockungen haben den Erfolg gehabt, daß zur Erweiterung des Bahnhofs Hohenbudberg, zur Anlage eines Leerwagenbahnhofs und zum viergleiſigen Ausbau der Strecke Uerdingen— Friemersheim insgeſamt 15 Millionen Mark vorge⸗ ſehen ſind. Aus Stadt und Land. * Ter größte Baumwollſpinnereibeſitzer der Welt, Knight, iſt in Providence auf Rhode Island im hohen Alter von 86 Jahren geſtorben. Er begann, nachdem er, kaum 23jährig, ein armes Mädchen, Louiſa Webſter, geheiratet hatte, ſeine Karriere als kleiner Angeſtellter der Firma Cranſtno. Schließlich ſtanden 20 der größten Baumwollunternehmungen unter ſeiner Kontrolle, und Kugiht beherrſchte als unumſchränkter Diktator den Markt. Das rieſige Vermögen, das er hinterlaſſen hat— es wird auf etwa 600 Millionen Mark ge⸗ ſchätzt—, fällt an Verwandte, da Robert Knight kinder⸗ los geſtorben iſt. . Vom Newyorker Polizeiſkandal. Die vier des Mordes an dem Spieler Roſenthal überführten Ver⸗ brecher Gyp the Blood, Whitney Lewis, Lefty Lonie und Dago Frank ſind zur Hinrichtung auf elektriſchem Wege verurteilt worden, die in der mit dem 6. Januar nächſten Jahres beginnenden Woche vollzogen wer⸗ den ſoll. ö e — Ein Mörder zum Tode verurteilt. Das Schwur⸗ gericht 3 in Berlin verurteilte den zwanzigjährigen Handlungsgehilſen Roman Pietroszewski, der den 65⸗ jährigen Rentner Fuß in Berlin mit einer Schnur erdroſſelt und beraubt hatte, zum Tode. 1585 * neberſchtvemmungen in Spanien. Faſt aus allen Teilen Spaniens werden ſehr ſchwere Unwetter⸗ ſchäden berichtet. Der Ebro iſt über ſeine Ufer ge⸗ treten und hat bei Tortoſa mehrere Häuſer fort⸗ geriſſen. Viel Vieh, beſonders Schafe, iſt er⸗ trunken. Bei Oviedo iſt der Nalon zum wilden. reißenden Strom geworden, der mächtige Bäume entwurzelt und die Aecker auf weite Strecken verheerte. Acht Brücken ſind zerſtört, der Bahndamm iſt fort⸗ geriſſen. Aus Santander meldet man Ueberſchwem⸗ mungen im Tale des Saja. Einige Dörfer ſind ſchwer bedroht. Auch mehrere Perſonen ſind ertrunken. Es wütete zugleich ein heftiger Sturm. Keine Nachrichten. Der Arbeiter Bus in Tarnow hat auf offener Axt den Kopf geſpalten, weil es ſich geweigert hatte, ihn zu heiraten.. Der Buchhalter Siegmund Petri in Ofen-Peſt ver⸗ wundete ſeine Frau und ſeine Schwiegermutter durch vier Revolverſchüſſe, weil die Frau ſich geweigert hatte, länger mit ihm zuſammen zu leben. „ Weihnachtsgaben. Der ruͤhrige Verlag von Otto Maier in Ravensburg erfreut uns zum diesjährigen Weih ⸗ nachtsmarkt wieder mit ſehr ſchönen empfehlenswerten Neu⸗ heiten. Da iſt vor allem zu nennen aus„Spiel und Ar- beit, allerband anziehende Beſchäftigungen für die Jugend“ N. 55. Elektriſcher Strommeßap parat, ferner das ſehr lehreiche Schriftchen N. 52 Skiund Skilauf, weiter N. 51 Kleiner Kriegshafen und Kriegs⸗ ſchüffe als Knabenſpielzeug. Dieſe Heftchen ſind mit Modellbogen und vielen Bildern geſchmuͤckt und dazu mit einer ſehr verſtändlichen und lehrreichen Anleitung verſehen. Sie ſind im Preiſe ſehr billig bei dem vielen, was geboten wird. Sehr empfehlenswert iſt auch das Poſtkarten⸗Malbuch, luſtige Tierbilder, ſowie aus Otto Roberts Reform⸗Modellier⸗ bogen„die kleine Stadt,“ 6farbige Taſeln. Wir können die Werke des Verlages von Otto Maier in Ravensburg nur be; ſtens zur Anſchaffung empfehlen. Gottesdienſt- Ordnung der israelitiſchen Gemeinde Viernheim. 30, Rovember. 20. Kislef. e 410 Uhr Wochenabſchnitt: Wajeschef „ Morgen 88“ Uhr „ Nachmittag 330 Uhr „ Ausgang 520 Uhr Wochentag⸗Abend 54% Uhr 1 Morgen 715 Uhr Mittwoch abend, Beginn des Weihefeſtes. Chanuka. —. O lerab les Ne 27887.