oft aut ech pf. eil. len aden 9 N Viernheimer Hievnljeimer Biernheimer Nachrichten Bezugspreis: 85 Pf. monatlich einſchl. Bringerlohn. Durch die Poſt bezogen Mk. 1.14 vierteljährlich Fernſprech⸗Nr. 20 Waffenſtillſtand! 0 Die Friedenstaube, die ſo lange hilflos über den ſtriegsſtürmen des Balkans in den höchſten Lüften irrte, ſcheint ein Plätzchen gefunden zu haben, auf dem ſie ſich wenigſtens einſtweilen niederlaſſen kann. Die türkiſche Regierung hat am Sonnabend folgende Waffenſtillſtands bedingungen, die von den beiderſeitigen Unterhändlern vorbereitet worden ſind, genehmigt: 1. Der Waffenſtillſtand wird für 14 Tage ge⸗ ſchloſſen; 2. die türkiſche und die bulgariſche Armee ver— bleiben in ihren gegenwärtigen Stellungen; 3. keine der beiden Parteien darf in den Be— feſtigungsarbeiten fortfahren oder Truppen- und Munitionstransporte vornehmen; 4. die belagerten Pläbe Adrianopel und Skutari werden während der 14 Tage in der Weiſe mit Lebensmitteln verſorgt, daß die Zufuhr der nötigen Lebensmittel von Tag zu Tag erſolgt. Der in das türkiſche Hauptquartier entſandte Kriegsberichterſtatter der„Preßzentrale“, Herbert F. Baldwin, meldet:„Von privater, abſolut vertrauens⸗ würdiger Seite erfahre ich, daß die Friedensverhand⸗ lungen nach der Unterzeichnung des Waffenſtillſtandes, von Dienstag an in Konſtantinopel fortge⸗ ſetzt werden ſollen, während die Bulgaren zuerſt dax⸗ auf beſtanden hatten, die Friedensverhandlungen in Sofia zu führen.“ In der internationalen Preſſe hat ſich daraus eine ungemein optimiſtiſche Stimmung entwickelt. In der Pariſer Preſſe war am Sonntag abend bereits die Behauptung im Umlauf, die Friedensverhandlungen ſollten ein direktes Bündnis zwiſchen der Türkei und Bulgarien zur Grundlage haben. Auch das Lon⸗ doner„Daily Chroniele“, das der gegenwärtigen Re⸗ gierung ſehr nahe ſteht, ſpricht von Geheimklauſeln, die der neue Friedensvertrag erhalten ſolle:„Eine dieſer Sonderbeſtimmungen bezweckt den gemeinſamen Schutz der Balkanſtaaten und der Türkei gegen etwaige 0 Oeſterreich⸗Ungarns oder ſonſt einer Groß— ma 250 In Rußland wird man, falls dieſe Mitteilung nicht beſtritten wird, wohl verſtehen, wer die„andere Großmacht“ iſt. Die Türken wollen ſich dann offen⸗ bar mit Hilfe der übrigen Balkanſtaaten gegen die Vergewaltigung durch Rußland ſchützen, und die Bul⸗ garen, Serben uſw. möchten ſich gegen Oeſterreich den wenigſtens mithelſenden Schutz der Türkei ſichern. Eine zweite ſerbiſche Armee auf dem Wege zur Adriaküſte. N Dezember.(Meldung der„Preßzen⸗ Aus ſicherer Quelle wird gemeldet, daß den ſerbiſchen Truppen, die bereits die — Eetinje, 2. trale.“ erſten Adriaküſte Rittergut Treſſin Roman von Robert Miſch. (Nachdruck verboten.) Der Okonomierat ſchien ſich jetzt für ſeine bisherige höfliche Haltung entſchädigen zu wollen. Er zog dermaßen über ſeinen Sohn her, nannte ihn einen Taugenichts, Jaulenzer, leichtſinnigen Phantaſten und unpraktiſchen Träumer, das Unglück ſeines Lebens, einen mißratenen Sohn, daß Fritz vor dieſem Fremden faſt in den Boden verſank vor Scham. Trotzdem ſchwieg er, denn er wußte, daß ſein Widerſpruch den Vater nur noch mehr reiste. Aber Tränen ohnmächtiger Wut ſtanden in ſeinen Augen. Platen ließ den Alten eine Weile ſchimpfen. Dann wußte er ſo geſchickt abzulenken, die Jugend im all⸗ gemeinen, die vom reifen Alter meiſt gar nicht verſtanden würde, und Fritz im beſonderen ſo witzig zu verteidigen, diet ihn Bruder und Schweſter voll Dankbarkeit an⸗ ickten. Aber der Alte, dem der übrigens recht ſaure Moſel zu Kopfe zu ſtiegen ſchien, oder der ſeine Autorität gleich am erſten Tage zeigen wollte, ließ ſich nur ſchwer be⸗ ruhigen. Immer wieder kam er darauf zurück, was Fritz für ein mißratener Schlingel ſei. „Betrunken haben ſie ihn mir ins Haus gebracht... raun und blau habe ich ihn damals geſchlagen... ja! Und damit Sie wiſſen, was das für ein Patron iſt' ſtatt ſeine Pflicht zu tun, lieſt er dumme Bücher und pinſelt Papier und Wände voll. Der Stock iſt das einzige Mittel, ihn zu regieren Mit wildem „Vater!“ Was beliebt, Junge?“ Eine kleine peinliche Pauſe entſtand. Etwas wie eine Kataſtrophe, eine Exploſion ſchwebte in der Luft. Aber ehe der junge Menſch ſich zu einer Torheit, einer er⸗ 9 en hatte hinreißen laſſen, nahm Platen ort: „Es tut mir leid, daß Sie mich gleich heute zum 101 Blick ſtarrte Fritz ſeinen Erzeuger an: 7 0 (Heſſiſch-badiſcher Grenzbote) Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Beilagen:„Sonntagsblatt“ und„Sonntagsfeier“ Annahmeſchluß für Inſerate: Größere ein Tag vorher, abends 5 Uhr; kleinere Redaktion, Druck und Verlag von Dr. Keil, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Dienstag, den 5. dezember 1012. nzeis Zeitung Rathausſtraße Nr. 19. Viernheimer Volksblatt Anzeigen: Die Petit⸗Zeile 15 Pfg. Reklamen 40 Pfg. Bei größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Gegründet 1884 morgens. erreicht haven, eine zwette ſerbiſche Armee Kommando des Generals Jankowitſch folgt. Die ſeindlichen Brüder. Der Berichterſtatter der„Preßzentrale“ meldet, daß zwiſchen Bulgarien und Griechenland wegen des Waffenſtillſtandes eine Verſtimmung eingetreten iſt, und daß Griechenland ſeine Antwort zurückhält. Dieſe Nachricht wird aus anderer Quelle beſtätigt: In bul⸗ gariſchen militäriſchen Kreiſen ſei man darüber auf⸗ gebracht, daß Saloniki von der griechiſchen Armee beſetzt wurde, obwohl die anrückende bulgariſche Strumaarmee bereits früher zur Stelle war und mit dem türkiſchen Oberbefehlshaber bereits ſeit 48 Stunden wegen der Uebergabe der Stadt verhandelte, ehe die Griechen erſchienen, um Saloniki zu beſetzen. Es heißt, daß Bulgarien entſchloſſen ſei, unter allen Umſtänden Anſpruch auf Saloniki zu er⸗ heben.— Das ſind einſtweilen nur erregte Worte. Schlimmer ſieht aber eine Meldung freilich aus tür⸗ kiſcher Quelle aus, die direkt von einem Gefecht zwi⸗ ſchen Bulgaren und Griechen berichtet: „Bei Serres kam es zwiſchen Griechen und den Bulgaren wegen Beſetzung dieſer Stadt zu einem heftigen Gefecht. Die Griechen mußten ſich aus Serres nach einem Verluſt von 200 Toten zurück— ziehen.“ Auch nach anderweitigen Informationen ſind An⸗ zeichen vorhanden, daß die Eiferſüchteleien unter den unter dem Balkanſtaaten feſtere Formen annehmen. Jedenfalls dürfte die Teilung der Kriegsbeute nicht ſo glatt vor ſich gehen, wie es früher den Anſchein hatte. Die Vockbeinigkeit Griechenlands beſtätigt folgender Drahtbericht der„B.„Z. a. M.: — Konſtantinopel, 2. Dezember. Der Wäffenſlillſtand iſt noch nicht unterzeichnet, es ſind neue Schwierigkeiten ent— ſtanden. Offiziell wird erklärt, eine an dem Protokoll vor— zunehmende oder ſchon vorgenommene Aenderung ſolle den Aufſchub veranlaßt haben, in Wirklichkeit ſcheint die Ur— ſache der Verzögerung bei Griechenland zu liegen: die griechiſche Blockade der wichtigen mittelalbaniſchen Hafen ſtadt Valona(Avlona) gefährdet das Zuſtandekommen des Waffenſtillſtandes. Falls Griechenland die Blockade nicht aufhebt, iſt eine ſehr unangenehme Komplikation der Lage zu befürchten, da, wie man hier annimmt, Oeſterreich und Italien ſehr nachdrückliche Schritte gegen Griechenland unternehmen würden. Die Aufforderung, die Blockade auf⸗ zuheben, iſt an die griechiſche Regierung bereits ergangen, doch zögert Griechenland noch, dieſer Aufforderung nachzu⸗ kommen. 13 Um Albaniens Krone iſt bereits der ſchönſte Streit entbrannt. Genannt wurden neben den zahlreichen albaniſchen Prinzen auch ein deutſcher Herzog. Die Erholung der Türkei hat aber in albaniſchen Kreiſen noch andere Erwägungen auftauchen laſſen: 2 2 Zeugen eines Familienzwiſtes machen, Herr Okonomierat“ (das Herz pochte ihm dabei, denn er ſpielte jetzt dem Alten gegenüber va banque).„Ich kann nur annehmen, daß Sie meine Anſicht, meinen Rat hören wollen.“ „Ach was, ich denke nicht dran! Ihre Meinung iſt ſehr gleichgültig.“ Platen erhob ſich. 3 „Dann geſtatten Sie mir, daß ich mich zurückziehe?“ Der Alte blickte ihn überraſcht an. „Ach was— ſetzen Sie ſich! Jetzt ſoll's ja erſt ge⸗ mütlich werden.“ ö ö Platen hätte ihm beinahe ins Geſicht gelacht.— Eine ſchöne Gemütlichkeit„bei der umjeſtoßenen Petroleum⸗ lampe“, wie der Berliner Volkswitz eine ſolche Situation nennt. „Na übrigens, Ihren Rat, Sie Neunmalweiſer, wie man aus einem Bummelfritzen einen fleißigen Landwirt macht, den möchte ich doch hören. Lerne gerne auch noch was auf meine alten Tage.“ f „Ja, wiſſen Sie denn überhaupt, ob Ihr Sohn zum Landwirt paßt?“ fragte der Inſpektor ganz unbefangen und hielt dem Alten das Glas zum Einſchenken hin, trotzdem er den Krätzer miſerabel fand. Der Okonomierat ließ die erhobene Flaſche vor Er— ſtaunen ſinken. „Ja, zum „Weiß ich nicht. Neigungen an.“ Fritz und Lisbeth lauſchten atemlos. So hatte mit dem Vater noch keiner geſprochen. Und der Alte wurde nicht einmal grob, warf den Kecken nicht einfach zur Tür hinaus. 1 5 i „Anlagen— Unſinn! Reden Sie ihm bloß ſowas ein! In der Schule war er mittelmäßig... 1 „Will gar nichts bedeuten Die Muſterſchüler werden nicht immer etwas Beſonderes, und die Mittel- mäßigen bringen es oft am weiteſten.“ „Was, zum Henker, ſoll er denn überhaupt werden, wenn nicht Landwirt?“ „Das müßte man der Zeit überlaſſen. Jedenfalls er⸗ mir Teufel, was ſoll er denn ſonſt werden?“ Das käme auf ſeine Anlagen und eee Dezember. Neuerdings ver⸗ treten die Mehrzaghl der Albaneſen die Anſicht, daß es nicht opportun iſt, das Band mit der Türkei völlig zu zerſchneiden. Die Kandidatur eines Prinzen des Sultanshauſes für den Poſten eines Fürſten des auto⸗ nomen Albaniens wird aus verſchiedenen Gründen ver⸗ worfen. Dagegen richten ſich die Augen der Albaneſen auf zwei ägyptiſche Prinzen. Als Kandidaten für den Poſten werden der Bruder des Khedive, Prinz Mehmed Ali, und der Onkel des Khedive, Prinz Alt Fuad genannt. Der letztere iſt Rector magnificus der Univerſität Kairo. Der Prinz iſt eine hochgebildete und ſehr geachtete Perſönlichkeit. Er erhielt ſeine Erziehung in Italien. g Der Streit um Syrien. Nach dem Mißgeſchick der Türkei in Europa regt es ſich auch in Kleinaſien, und jene Mächte, die ſich bereits ſeit Jahren auf eine Aufteilung der Türkei vorbereiten und ihr Augenmerk auf Syrien geworfem haben, ſind bereits in unangenehmſter Gegnerſchaft. Es ſind das England und Frankreich: — Paris, 2. Dezember. Dem„Temps“ wird aus der großen ſyriſchen Hafenſtadt Beirut gemeldet, daß die Muſelmanen in Syrien, namentlich die zahlreichen algeriſchen Einwanderer, eine eifrige Propaganda zu⸗ gunſten der Beſetzung Syriens durch die Engländer entfalten. Der Kommandant des engliſchen Kreuzers „Barham“ habe am 10. November dem Gouverneur von Syriſch-Tripolis erklärt, daß engliſche Mannſchaf— ten, falls ſie zur Herſtellung der Ordnung an Land geſchickt würden, endgültig dort bleiben würden. Vor kurzem ſei der Sekretär des Lord Kitchener in Beirut, Damaskus, Jaffa und Haiffa-in muſelmaniſchen Ver⸗ ſammlungen erſchienen. Ueberall ſei dasſelbe Ziel ins Auge gefaßt worden.. * 13 2 Die Cholera im Kriege. 5 Mitteilungen aus Konſtantinopeler ärztlichen Kreiſen beſtätigen, daß die Cholera fortgeſetzt wei— tere Gebiete erfaßt, ſo daß die Entſendung weiterer ärztlicher Hilſe dringend notwendig ſei. Nach⸗ dem von Wien aus eine Reihe von Aerzten nach So⸗ ſia entſandt worden iſt, um von dort aus die Cholera⸗ herde aufzuſuchen, plant man auch von deutſcher Seite bei Fortdauer des Krieges die Entſendung weiterer Ex— peditionen, vor allem innerer Mediziner. Unterdeſſen finden auf die Initiative des Chefs des ſerbiſchen Militärſamariterweſens, Dr. Londermayer, hin in Bel⸗ grad wiſſenſchaftliche Aerztekonferenzen ſtatt, um Er⸗ fahrungen auszutauſchen und an der Hand der vor⸗ gekommenen kliniſchen Fälle wiſſenſchaftlichen Gewinn daraus zu ziehen. ö * ö Konſtantinopet, 2. zwingt man das nicht gewaltſam. Ich ſollte erſt Kauf⸗ mann werden wie mein Vater. Dann ſtudierte ich Chemie und ſattelte zuletzt zur Landwirtſchaft um. Auf der Schule war ich auch nur ſo ſo; und ich ſchmeichle mir, trotzdem ein recht tüchtiger Landwirt geworden zu ſein!“ „Soll ſich erſt ausweiſen!“ brummelte der Alte vor ſich hin und klingelte zum Erſtaunen der Anweſenden nach einer zweiten Flaſche— diesmal Rheinwein,„eine feine Marke“, wie er rühmte. „Nee, mein Lieber— mein Vater und Großvater waren Landwirte, ich bin es, und ſo ſoll es mein Sohn auch werden.“ „Na, das iſt doch kein Grund. Wir leben doch nicht im alten Agypten, wo der Sohn den Beruf des Vaters er— greifen mußte.“ „Na ja, das ſind ſo die neumodiſchen Ideen von Individualität und Freiheit und ſolch Zeugs. Mich hat mein Alter ſtreng gehalten, ſage ich Ihnen. Ich hätte muckſen oder meine Pflicht nicht tun ſollen, den Deibel auch! Störriſche Pferde zwingt man mit der Peitſche.“ „Na, ein Menſch iſt kein Pferd; und wenn ein Menſch in ein gewiſſes Alter kommt, hilft Güte und die Ent⸗ wicklung des Ehrgefühls viel mehr“, ſagte Platen ruhig, ba er langſam den recht anſtändigen Nierſteiner oſtete. Der Alte ſaß ganz ſtarr da; er war über ſich ſelbſt erſtaunt. Dieſer junge Herr, ſein Inſpektor und Unter⸗ gebener, widerſprach ihm einfach immerzu, und er wurde nicht grob. Die Sache amüſierte ihn; und dann konnte er eigentlich gar nicht grob werden. Der Menſch ſagte das alles ſo liebenswürdig verbindlich. „Übrigens, das mit dem Pferdebeiſpiel, Herr Okonomie⸗ rat“, lenkte Platen von dem verfänglichen Thema ab,„das ſtimmt auch nicht ganz. Sehen Sie, da hatten wir in Gurtſchinen einen jungen Trakehner...“ Und nun ſchilderte er die Erziehung des Pferdes ſo amüſant und ſpannend, daß der Alte voll Intereſſe lauſchte. Mährend die beiden Herren ſich in das Pferdethema ver⸗ tieften, entfernten ſich die Geſchwiſter unbewerkt. (Fortſetzung folgt.) Sonderberichterſtatters des„Matin“ aus Rleka wurde Kronprinz Danilo von Montenegro vorgeſtern Lei einem Sturm auf die türkiſche Stellung bei Skutari ſchwer verwundet. Der Prinz ſei nach der Ambu⸗ lanz gebracht worden, wo eine Unterleibsoperation hätte vorgenommen werden müſſen.— Kronprinz Da⸗ nilo iſt am 17. Juni 1871 in Cetinje geboren worden. Er iſt das dritte Kind des Königs. Der Kronprinz iſt im Frieden Befehlshaber des ſtehenden Heeres. Er iſt ſeit dem 15. Juli 1899 verheiratet mit der Herzogin Jutta von Mecklenburg⸗Strelitz. Kinder ſind der Ehe nicht entſproſſen. Bei Beginn des Balkan⸗ krieges übernahm er den Oberbefehl über diejenigen Truppen, die zum Vormarſch gegen Skutari beſtimmt waren. Bei ihnen befand ſich auch der König und die übrigen Prinzen. Zeutrumsverſammlung in Viernheim am 1. Dezember 1912. Am Sonntag nachmittag fand im großen Saale des Gaſthauſes zum Freiſchütz eine gut beſuchte Zeutrumsverſammlung ſtatt. Der hochwürdige Herr Pfarrer Wolf eröffnete die Ver⸗ ſammlung mit einem Rückblick auf die letzten Wahlen, die ſo glänzend für uns verlaufene Landtagswahl und dle Reichstagswahl, bei welcher wir leider weniger gut abgeſchnitten hatten. Er be⸗ grüßte mit herzlichen Worten die beiden Redner, Herrn Land⸗ tagsabgeordneten Wiegand Heppenheim und Herru Rechtsanwalt Geißner⸗Darmſtadt. Herr Landtagsabgeordneler Poſtmeiſter Wieg aud ent⸗ wirft ein recht anſchauliches Bild der letzten Landtagswahl und der daran anknüpfenden Kämpfe im heſſiſchen Parlamente. Das Zentrum hatte bei deu Landtagswahlen wieder gut abge⸗ ſchnitteu und durch die uns naturgemäß durch Sinnesverwandt⸗ ſchaft zugewieſene Verbindung mit dem Bauernbund und den rechts ſtehenden Nationalliberalen haben wir im verfloſſenen Landtag viel erreicht und werden auch noch im nächſten Land- tag die Beſchlußfaſſung über das Schulgeſetz im Sinne der chriſtlichen Weltordnung löſen. Durch eine ſolche Arbeitsgemein- ſchaft dieſer drei Parteien ſehen wir einer erſprießlichen Tätig; keit in ſozlaler, wirtschaftlicher und religlöſer Hinſicht entgegen. Redner berichtete ſodann über die Vorgänge bel der feierlichen Eröffnung des Landtags, welcher die Sozialdemokraten fern⸗ blieben, über die Anträge, welche das Zentrum gleich in den erſten Sitzungen einbrachte, welche die Beachtung des Hauſes fanden, über den ganzen Rattenkönig der Anträge der Sozialdemokraten (u. A. Trennung von Staat und Kirche, Beſeitigung des Religionsunterrichts aus der Schule, Erleichterung des Aus⸗ trittes aus der religiöſen Gemeinſchaft, Religlonsgenoſſenſchaften ſollen ihre Bedürfniſſe durch ihre eigenen Mitglieder beſtreiten), welche aber die verdiente Ablehnung erfuhren, ferner über die Wirkungen des neuen Wahlg ſetzes und über den Haushaltungs stat des Großherzogtums Heſſen. Bisher war die finanzielle Lage unſeres Großherzogtums eine geradezu troſtloſe. Unter den 425 Millionen Schulden waren 361 Millionen Eiſenbahn⸗ ſchulden. Es waren eben Eiſenbahnen gebaut worben, welche nicht als rentabel bezeichnet werden können. Dieſe Schulden- laſten erfordern einen Zinſenaufwand von über 20 Millionen Mark. Wie drückend dieſe Schulden für uns ſind, erſieht man am beſten daraus, daß auf den Kopf der Bevölkerung bei uns in Heſſen 354 M. kommen, und wir dadurch au der Spitze der deutſchen Bundesſtaaten marſchieren; in Preußen entfallen auf den Kopf der Bevölkerung nur 235 M. Bei dem nun eingebrachten Schuldentilgungsgeſetz hat das Zentrum im aus⸗ gle chenden Sinne hervorragend mitgewirkt, indem es dann weiter für tunlichſte Erſparniß in den Ausgaben eintrat, auch für die Entlaſtung der ſchwächeren und Belaſtung der ſtärkeren Schulden kämpfte. Der Herr Abgeordnete kam darauf auf die unerquickliche Jungferurede eines freiſinnigen Abgeordneten zu ſprechen, welcher ganz ohne Grund ſchwere unſtichhaltige Beſchuldigungen gegen die Regierung vorbrachte, ferner auf die von linksliberaler Seite ins Haus geſchleuderte Ver⸗ unglimpfung des Oberhauptes der katholiſchen Kirche aus An⸗ laß ſeines Motuproprius, weiter auf die aus ſozialdemokra- tiſchem Lager ſtammende ganz unerhörte Beſchimpfung der von jedem Kalholiken ſo innig verehrten Gottesmutter Maria. Bei den Einzelberatungen nahmen einen größeren Raum die Verhandlungen über die Schulfrage ein und wir haben die Genugtuung, daß mit uns im Sinne der chriſtlichen Volks⸗ ſchule ſowohl die Parteien unſerer Arbeitsgemeinſchaft arbeiten, wie auch daß die Regierung uns in dieſem Streben nicht hin- derlich ſein wird, wie aus den hocherfreulichen Erklärungen des Regierungsvertreters am 8. März im Landtage hervor- ging. Bei der Beratung der Ausführungsbeſtimmungen zum Viehſenchengeſetz konnten wir im Sinne der Landwirtſchaſt, wie wir dies ſtets getan, eintreten und ich habe ſpeziell Ver⸗ anlaſſung genommen, die Wünſche aus der Bürgerſchaft Viern⸗ heims zur Geltung zu bringen, wobei mir Milderung und Verbilligung der Laſten in Ausſicht geſtellt wurde. Ganz hervorragend hat ſodann noch die Zentrumspartei Heſſens mit⸗ gewirkt bei der Beratung und Beſchlußfaſſung über das Ge⸗ ſetz betreffend die Aufbeſſerung der Beamtengehälter und Lehrer- beſoldungen. Allerdings war es uns nicht möglich, die von uns vorgeſchlagene Aufbeſſerung von 15 Prozent zur Beſchluß⸗ faſſung zu bringen, es konnten nur 141 Prozent Aufbeſſerung erreicht werden. Dieſe hierdurch hervorgerufene Mehrbelaſtung ſoll durch neue Steuern, welche den kleinen Mann nicht treffen (Automobilſteuer, erhöhten Stempel bei Jagdverſteigerungen) wieder ausgeglichen werden. Wie das Zentrum in wirtſchaft⸗ licher Beziehung ſegensreich gewirkt hat, ſo wird es auch in Zukunft in dieſem Sinne weiter für des Volkes wahre mate · riellen Jutereſſen bemüht ſein, getren ſeinem Prinzip, allen Volksklaſſen gerecht zu werden. Aber auch ganz beſonders wird es nicht in ſeinen Arbeiten nachlaſſen, für die geiſtigen Güter unſeres Vaterlandes treu zu kämpfen, eingedenk unſerer bewährten Devſſe:„Für Wahrheit, Freiheit und Recht“. Dieſe ſchlichten und inhaltreichen Ausführungen unſeres ver · dienten Abgeorbneten löſten großen Beifall in der Ver⸗ ſammlung wach, welchem unſer Herr Pfarrer Wolf ſofort Ausdruck verlieh, indem er dem Herrn Land⸗ 1 tagsabgeordneten für ſeine klaren, gediegenen Worte dankte und dem Wunſche Ausdruck verlieh, daß der Herr Ab⸗ geordnete noch recht viele Jahre in unſerem Wahlkreiſe eine ſo ſegensreiche Täligkeit wie im verfloſſenen Jahre entfalten möge. Es ſtellte ſodann Herr Hofmann eine Anfrage und Bitte bezüglich des Viehſeuchengeſetzes an den Herrn Abge⸗ ordueten, deren Unterſtuͤtzung dieſer nach Möglichkeit zuſagte. Als zweiter Redner betrat ſodann Herr Rechtsanwalt Geißner⸗Darmſtadt die Rednertribüne. Mit großem rhetoriſchen Schwunge behandelteer, während ſein Vorredner über die Politik im Heſſenlande geſprochen, die Politik im Reiche. Vor 3040 Jahren war Deutſchland nur eine kontinentale, eine euro · päiſche Macht, in den letzten Jahren iſt es aber zu einer Weltmacht geworden u. wir ſind gezwungen, infolge des immenſen Zuwachſes unſerer Bevölkerung und infolge der rieſigen Ausdehnung un- ſerer Induſtrie Weltpolitik zu treiben. Wir haben durch un⸗ ſer Bündnis mit Italien und beſonders mit Oeſterreich ein Wort in der Weltpolitik mitzuſprechen und dieſes feſte Zu- ſammenhalten des Dreibundes hat gerade jetzt wieder ſich ſo recht wirkſam gezeigt, indem es einen Weltkrieg mit ſeinem unausſprechlich grenzenloſen Unheil für die ganze ziviliſterte Welt verhütete. Daß wir ſo ſtark in der Welt daſtehen, verdanken wir mit an erſter Stelle unſertr Heeresbereitſchaft, welche uns die Aunahme unſeres neuen Heeres⸗ und Marine budgets brachte, wozu gerade das Zentrum in hervorragender Weiſe mitgewirkt hat. Es war dieſe Annahme unſerer Mili⸗ tärforderungen ein Ereignis von der weittragendſten Bedeu- tung, eine eminent nationale Tat, welche das geſamte Aus⸗ land, und beſonders unſere lieben Nachbarn in Frankreich, England und Rußland, mit Staunen und auch mit Neid er- füllte. Das Zentrum darf das Lob der Reichsregierung und den Dank für dieſe hervorragend patriotiſche Tat auch ſpeziell für ſich in Anſpruch nehmen. Auch die Frage der Deckung der Mittel für dieſe Verſtärkung unſerer Heereßmacht wurde im Reichstage in befriedigendem Sinne gelöſt, ohne bie ſchwa⸗ chen Schultern zu belaſten. Reduer verbreitete ſich ſodann über die vorgeſchlagene Erbſchaftsſteuer, die Beſitzſteuer und den vermittelnden Deckungsantrag des Zentrumsabgeordneten Erzberger. Nachdem auf dieſe Weiſe die Zentrumspartei für die Sicherheit des Reiches nach Außen in ſo hervorragender Weiſe mitgewirkt, wird es auch in Zukunft nicht uachlaſſen, ein ſtarkes, mächtiges deutſches Reich zu erhalten, eingedenk des Ausſpruches„Willſt du den Frieden erhalten, ſo halte dich kriegsbereit“. Es gibt nun aber Leute, die auch den Frieden wollen, aber dazu die ſonderbarſten Mittel anwenden, mit Schlagwörtern, Flugblättern und Maſſenverſammlungen operieren. Sie wiſſen ja, wen ich meine. Wo haben dieſe Maulhelden irgend ein Mal eine wirkliche Tat zum Wohle des Reiches geleiſtet? Es iſt ſehr wohlfeil, durch blutrünſtige Reden das Volk aufzuwiegeln, aber wenn es gilt, mal eine das Vaterland errettende Tat zu vollführen, dann verſagen dieſe angeblichen Volksbeglücker. Ja, geradezu ſtaatsgefährlich iſt ihr Tun, wie jetzt wiederum der Sozialdemokrat Scheide mann ſo eklatant bewieſen hat, als er, der einſtmalige Reichs⸗ tagsvizepräſtdent, vor unſeren Erbfeinden in Paris Hochverrat trieb. Die Nationalliberalen, welche dieſen deutſchen„Patrioten“ ſ. Z. zum Vizepräſidenten des Reichstags gewählt haben, muͤſſen noch nachträglich hierüber blutrot vor Scham werden. Was will dann ferner das widerſinnige Zeug heißen, welches die Sozialdemokraten in ihrem Flugblatt„Krieg dem Kriege!“ zutage fördern, worin fie den Kaplialismus als den Urheber der Kriege hinſtellen? Wahrlich, weder im italleniſchtürkiſchen und mal gar nicht im jetzigen Balkan⸗Krieg war das Kapital der Veranlaſſer des Kriegs, ſonderrn beſonders letzteren haben hochmütige Fürſten ganz finanzſchwacher Länder inſzenirt. Dann kommt weiter der franzöſiſche Sozialdemokrat Jaures nach Berlin und wiegelt dort die deutſchen Genoſſen auf zum Hochverrat und darauf gebt er nach Hauſe, lacht ſich ins Fäuſtchen über die dummen Deutſchen, welche ſich am Gängel⸗ bande führen laſſen, und dann hält er in der franzöſiſchen Kammer fulminante Reden über die Verbeſſerung der franzöſiſchen Wehrkraft gegen den deutſchen Erbfeind. Redner beſpricht die Reichstagswahlkämpfe, die Vorgänge bei der Wahl des Reichstags-Präſtdiums, er weiſt darauf hin, wie ganz beſonders das Zentrum die Forderung der Thronrede von Ausbau der ſozialen Geſetzgebung zu ſeiner Haupttätigkeſt gemacht habe, er kommt auf die Teuerung und die dagegen angewaadten Mittel zu ſprechen, erörtert die Zucker- Konvention, die mit den Geſetze in Konflikt ſtehenden Aeußerungen des preußiſchen Kriegminiſtcers über dos Offizlersduell und endlich die auf Grund einer unvorſichtigen Aeußerung des Kaiſers ſo brenuend gewordene elſaß lothringiſche Frage. Es iſt nicht möglich, all die herrlichem Aus führungen und intereſſanten Schilderungen der wichtigſten Stimmungsbilder ans dem verfloſſenen Reichs⸗ tag, wie ſte Redner bot, in Form eines kurzen Referates zu Papier zu bringen. Dazu iſt eine Zeſtung auch nicht da, ſonſt würde der Beſuch der Verſammlung ja auch überflüſſig ſein. Wir wollen noch zum Schluß erwähnen, in welch über⸗ zeugender Weiſe der Herr Rechtsanwalt motivierte, wie nach dem letzthin bekaunt gewordenen Chikanirungen der Ordensleute aus des Reiches Hauptſtadtund den Kleinſtaaten wir im deutſchen Reiche noch recht weit davon entfernt ſind, keinen Kulturkampf mehr zu haben, wie im Gegenteil noch in der regſten Weiſe ein ſtiller Kulturkampf forttobt, ein Kampf, der viel gefährlicher iſt wie der offene. Gerade die in den letzten Tagen bekannt gewordene Auslegung des Jeſuitengeſetzes durch den Bundesrat hat uns Katholiken wieder ſo recht zum Bewußtſein geſührt, wie wir Katholiken uns behandeln laſſen müſſen, wenn man ru⸗ hige für die Autorität kämfende Prieſter, welche im drutſch⸗ franzöſiſchen Krieg ſich mit Ruhm bedeckt hatten und dekoriert wurden, zuerſt ganz aus ihrem Vaterlande vertrieben, wie ihnen dann ſelbſt ihre ſeelſorgliche Tätigkeit faſt ganz unterbunden wurde. Geradezu widerſinnig iſt es, den Jeſuiten die ſchrift⸗ ſtelleriſche Tätigkeit gnädigſt zu erlauben, wo eben nichts zu erlauben iſt, weil Jedermann ohne Erlaubnis ſo viel ſchrift⸗ ſtellern kann wie er will, wenn er nur einen Verleger findet. Wir deutſche Kathliken wollen aber uns trotz dieſer Abwelſung nicht mutlos machen laſſen und nicht ruhen und raſten, immer wieder unſere Stimmen zur Abſchaffung dleſes traurigen Ausnahmegeſetzes zu erheben. Wir wollen weiterhin unſere Geißner, welcher hier alten Forderungen auf Gleichberichtigung 5 und Freiheit auf der ganzen Linie immer wieder erneuern, bis wir endli einen Sieg davon getragen haben, wie wir einen glänzendern nicht erlangen können. Dieſe mit großer Begeiſterung nnd mit oratoriſcher kraft dargebotenen Ausführungen des Herrn Rechtsanwaltz in Viernheim ſeine Jungfernrede auf politiſchem Gebiete hielt, erregten einen mächtigen Sturm der Begeiſterung. Herr Pfarrer Wolf nahm die Gelegenheit wahr, dem Herrn Referenten herzlich zu danken und ihm den Wunſch der Zentrumsleute Viernheims zu unterbreiten, daß, da er ſich hier ſo vorteilhaft durch ſeine hervorragende rheto⸗ riſche Leiſtung eingefuhrt habe, er noch öſters wiederkommen möge, um uns für unſere hohen Aufgaben zu begeiſtern. Der Herr Pfarrer ſchloß daran noch manche beherzigengwerte Worte an die Zentrumsmänner, beſprach die günſtigen Steuer. verhältniſſe trotz der Heeresvorlage, beleuchtete das bezüglich der ſog.„Liebesgaben“ getriebene unwürdige Spiel und kam gleichfalls auf die durch den Bundes ratsbeſchluß betreffs der Jeſuiten den Katholiken angetane Schmach zu ſprechen. Gegen die Jeſuiten muß das Ausnahmegeſetz beſtehen bleiben; aber die ausgeſprochenen Staatsfeinde wie die Anarchisten und die ſchlimmſten Hetzer wie die evangeliſchen Bundesbrüder läßt man weiter ihr ſchlinmmes Handwerk treiben. Auch notoriſche Gottesleugner, wie Dr. Horneffer in München und Dr. Mau⸗ renbrecher, dürfen ihre verderblichen Lehren dem deutſchen Volke öffentlich vorführen, während man fromme, gottesgläu⸗ bige und monarchiſch geſinnte Ordensleute aufs peinlichſte ver⸗ folgt. Sodann verlas der hochwürdige Herr Pfarcer eine Reſolution, welche mit großer Begeiſterung von der Verſamm⸗ lung angenommen wurde. Sie lautet:„Die heute am 1. Dezember im Gaſthaus zum Freiſchütz tagende Verſammlung der Zentrumspartei Viernhelms proteſtlert in tiefſter Ent⸗ rüſtung gegen die neueſte Auslegung des Jeſultengeſetzes durch den Bundesrat. Sie gelobt aufs neue, ihre zuſtändigen Volksvertreter in ihrem Kampfe um die Gleichberechtigung der deutſchen Katholiken tatkräftig zu unterſtützen.“ Kurz nach 7 Uhr ſchloß nach einem kräftigen Apell zur treuen Anhänglichkeit an die Zentrumspartei der Herr Vor⸗ ſitzende die ſo glänzend verlaufene Verſammlung. Politiſche Rundſchau. — Berlin, 2. Dezember. — Der Kronprinz, der von den Beiſetzung feier, kichkeiten der Gräfin von Flandern zurückgekehrt iſt, ißt mit der Kronprinzeſſin nach Oels gereiſt. — Die Prinzeſſin Olga Eliſabeth von Sachſen⸗Alten, burg hat ſich mit dem Leutnant im preußiſchen Leibküraſſier⸗ regiment I, Grafen Karl Friedrich von Pückler, verlobt, — Der neugewählte altkatholiſche Biſchof, Dr. Georg Moog, wird am heutigen Dienstag vom Oberpräſidenten der Aheinprovinz vereidigt werden. 1 — 1. :: wWürſt Lichnowsku über de deutſch⸗enaliſchen Be⸗ ige Der de 2 ter in London Furſt ztehungen. Der beurſche Bo af 10 5 nh Kichnowsky hat auf einem Bankett ſeine erſte hre liche Rede in England gehalten, in der er 1 er benutze mit Freuden die Gelegenheit, darauf hir zuweiſen, daß England und Deutſchland Seite an Seite für die Aufrechterhaltung des europäiſchen Frie⸗ dens arbeiteten und daß die politiſchen Beziehungen der beiden Mächte niemals vertraulicher und aufrich⸗ tiger geweſen wären als gegenwärtig. Es werde immer ſein aufrichtigſter Benn ſein, dieſen glücklichen An⸗ fang ſeiner amtlichen Tätigkeit in London weiter zu entwickeln zum Heil beider Nationen. N : Die Abſtimmung über das ſozialdemokratiſche Mißtrauensvotum gegen den Kanzler. Aus der amt⸗ lichen Liſte der namentlichen Abſtimmung im Reichstage am Sonnabend ergibt ſich folgendes: Gegen den An⸗ trag ſtimmten die Parteien der Rechten(auch Welfen und Elſäſſer), das Centrum und die Nationallibe⸗ ralen; dafür ſtimmten die Sozialdemokraten, Fort⸗ ſchrittler(außer dem Abgeordneter Heckſcher) und die, Polen, von denen allerdings die mehr nach rechts gerichteten Abgeordneten fehlten. Der Abſtimmung haben ſich enthalten die Konſervativen von Böhlen⸗ dorff und von Bonin, die Centrumsabgeordneten Fer⸗ vers und Müller⸗Fulda, die Nationalliberalen Kölſch. Krömer und Marquart, der Präſident Dr. Kaempf und der Abgeordnete Graf von Poſadowsky⸗Wehner⸗ Gefehlt haben 73 Abgeordnete, darunter der jüngſte nationalliberale Hoſpitant Schröder. Von den Feh⸗ lenden hätten vorausſichtlich 41 mit Nein und 32 mit Ja geſtimmt. Bei vollbeſetztem Hauſe wäre alſo der ſozialdemokratiſche Antrag mit 215 u gegen 172 Stimmen abgelehnt worden. 5 :: Zum Kampf um die Gehaltserhöhung in Elſaß⸗ Lothringen. Bei der Beratung der Beamtenbeſoldung hielt die Kommiſſion auch in dritter Leſung an den meiſten Abſtrichen an den Gehältern der höheren Be⸗ amten feſt. Die elſäſſiſch⸗lothringiſche Regierung be⸗ hielt ſich ihre endgültige Stellungnahme bis zur voll⸗ ſtändigen Beendigung der dritten Leſung vor. Deutſcher Reichstag. Berlin, 30. November. Die Abſtimmung über das ſozialdemokratiſche Miß⸗ trauensvotum für den Kanzler hatte ſehr an Bedeu⸗ tung verloren, nachdem die Antragſteller den Wort⸗ laut auf die einfache Beteuerung zurückgeſchraubt hatten, daß des Kanzlers Haltung in der Teuerungs⸗ frage„nicht den Anſchauungen des Reichstages ent⸗ 1 Die Tribüne war nichtsdeſtoweniger ſtark be⸗ etzt, und auch die Beſetzung des Hauſes spar äußerſt zufriedenſtellend. Nachdem das monotone Geſchäft des Zetteleinſammelns beendet und die Skrutatoren mit den ſeltſamen Urnen ſich zum Präſidenten begeben und die Auszählung vorgenommen hatten, wurde feierlich verkündet. Abgegeben wurden 323 Stimmen, davon mit ja 140, mit nein 174, der Stimme enthalten haben 8 9 Abgeordnete. Der ſozialdemokratiſche An⸗ trag iſt alſo abgelehnt.— Damit war die Sitzung ſo gut wie beendet; Tribünen und Haus verfielen der„Landflucht“, als das Haus ſich dann dem zweiten wuntte der Tagesbronung, zuwandte, 9 901 zweiten 5 0 des Ge gennäpkſe über ammenſtoß von Schiffen, ſowie übe die Bergung und Hilſeleiſtung in Bede 1 ger Thema für S er Beratung des 110 der Sozialdemokrat riß die gelangweilten 0 110 9 übe worten und ſtar Tabak gewürzten Anſprach Genoſſen etwas Leben in die Bude zu 5 biegen Der Geſetzentwurf wurde, ſetzentwurf, an eine Kommiſſion überwieſen, und dann war Schluß. ialiſten, aber nur für dieſe. Bei etzes über Kinderſaugflaſchen holte e zwei Ordnungsrufe. Das rer ein wen aupt die mit leich wie der etzentwurfſs über in ergiebi⸗riats zurück. aus ihrer len Kraft⸗ Unter ſchallender Heiterkeit des ganzen Reichstags führt in ſeiner Rede der Sozialdemokrat Ledebour der Erhaltung des Friedens auf die Bemühungen des internationalen Proleta⸗ Ledebour tadelt die Kanzlerrede auch des⸗ wegen, 00 ſie 10 i 1 6077 für Oeſterreich⸗Ungarn ſei. prachen dann no taatsſekretär Kinderlen, welcher 5 i bie Rede Ledebour widerlegte, Spahn(3.) und Graf Kanitz 105 1375 agel Heddeshetm ſtakiftnden, in Sachen des Feldchen tag 3 Uhr findet eine Gemeinderatsſitzurg ſtatt. Auf lber Tagesordnung ſtehen die in der letzten Sitzung unerledigt ge⸗ bliehenen Punkte. 0 tung unerledigt ge Schwurgericht, Morgen, Mittwoch, wird vor dem Schwurgericht in Darmſtadt die Verhandlung gegen 50 pflegen. oſtſcheckge⸗ * Zur Berichtigung. Die Balkaufrage im Reichstage. Nach den überaus beruhigenden Aeußerungen des eng; liſchen Botſchafters Fürſten Lichnowsky in ſeiner Samſtags⸗ Rede in London uber Deutſchlands und Englands Zuſammen⸗ gehen war man ſehr geſpannt, was geſtern der deutſche Reichs⸗ kanzler im Reichstage ſagen werde knapp, dürr, aber ſehr bedeutungsvoll. Er ſagte: Als wir Großmächte den Kampf im Balkan als unvermeidlich anſahen,] mit der haben wir vor allem darauf hingewirkt, ihn zu lolallſteren. Ich kaun wohl die be⸗— ſtimmte Hoffnung ausſprechen, datz dies auch weiter gelingen werde. eigniſſen im Balkan zwar nicht unmittelbar beteiligt, aber an der ökonomiſchen Geſtaltung der Dinge am Balkan ſind wir ſehr weſentlich direkt intereſſtert. Wir hoffen, daß unſer in Frieden mit den Balkanmächten auseinanderkommt. Wenn aber einer unſerer Bundesgenoſſen bei der Geltendmachung ſeiner Intereſſen entweder direkt oder auch indirekt von dritter Seite angegriffen und damit in ſeiner Exiſtenz bedroht werden ſollte, dann würden wir unſerer Bundespflicht getreu feſt und entſchloſſen an ſeine Seite zu treten haben. Und dann würden weir zur Wahrung unſerer eigenen Stellung in Europa zur Verteidigung unſerer eigenen Zukunft und Sicherheit fechten. bei einer ſolchen Politik das ganze Volk hinter uns haben Dies iſt bisher gelungen. Bundesgenoſſe Oeſterreich werden. Nachdem ſchon vor Beginn bank die Sitzung verzögert hatte, Tagesordnung Wir wurden an den Er⸗ leidet werden. * Gemeinderatsfitzung. Am Donnerstag nachmit · Lokale Nachrichten. () Vieruheim, 3. Dez. über die Gemeinderatsſitzung am Freitag nicht Anlaß zu Miß- deutungen geben kann, haben wir noch Folgendes hinzuzufügen: Herr Gemeinderat Genoſſe Schmitt durch ſpater zeigte, nicht ſtichhaltigen Aus führungen über die Frei⸗ ledigte Dinge, die aber in keinem Zuſammenhange ſtanden, und die digender Natur zu ſein ſchienen. nahm darum Veranlaſſung, ſich energiſch gegen ſolche Anwürfe zu verwahren. Weil aber immer wieder Herr Gemeinderat Ae 1 1 10 0 1980 ene gehörige Dinge einging, ſogar drohte, im Wahlkampf im Feühjahr dieſe ſeine 1 Mitteilungen zur Agitation zu benützen, pellen die Herren Preis Wirſeauan, Du Du, hieſtgen Mezger daher ben Gemeinderäte Hook und Haas die Sitzung, da Herrn Schmitt! herabgeſetzt trotz ſeiner unberechtigten Anwürfe nicht das Wort een g wurde. Wir haben den Eindruck gewonnen, daß infolge dieſer fortwährenden Anrempelungen Schmitts die Sitzung beſchluß⸗ unfähig wurde und möchten mit der Mehrheit der Gemeinde- ratsmitglieder die Hoffnung hegen, daß ſolche unliebſamen Szenen vermieden werden möchten. Gemeinderat ſowohl wie Gemeindeverwallung ſind von dem Beſtreben geleitet, für das Gemeindewohl Erſprießliches zu leiſten, es ſollten dann aber Ich bin überzeugt, daß wir] dieſe löblichen gemeinnützigen Arbeiten ihnen auch nicht ver⸗ Winters⸗Einzug. Der Winter, deſſen Anfang im Kalender auf den 21. Dezember feſtgeſetzt iſt, hat nun auch in unſerem wärmeren Suͤddeutſchland Einzug gehalten mit einem leichten Schneefall am Freitag Nachmittag und geſtern Nacht. Geſtern früh zeigte ſich die Natur im weißen Winter⸗ kleide. Die Temperatur iſt der Jahreszeit entſprechend. Der Verſchönerungs und Verkehrsverein hat, wie wir hören, jetzt 421 Mitglieder. Trotzdem im letzten der e Ae N Vierteljahre 80 neue Mitglieder hinzugekommen ſind, 10 zu ſeine, wie ſich wünſchen, daß die Zahl 500 erreicht würde. » Liebesgaben. Für den Linchenban in Stettiu gin⸗ Damit unſer kurzer Bericht brachte er gegen Schluß der Sitzung beim Punkte„Rezeßangelegenheiten“ wiederum eine gen ein. Ung. 2.—, Ung. 2.—, Ung. 1.—, M. H. 1—. Seine Worte waren[Reihe von ſchweren Anwürfen vor, über längſt er⸗ Wir bitten um weitere Gaben. belei-⸗ * Mannheim, 2.. 81 Herr Gemeinderat Hook 5 Dez. Das Zeppelin⸗Luftſchiff Viktoria Lutſe unternahm am Samstag eine militäriſche Fahrt von 4 Stunden nach Malnz, Speyer, Ma nnhein, die Bergſtraße entlang nach Frankfurt. Seit ſeiner Indienſt⸗ ſtellung hat das Luftſchiff 225 Fahrten ausgeführt. des Rindfleiſches von 96 auf 90 Pfg. pro Pfund * Darmſtadt, 2. Dez. Die Ausſtellung„Der Menſch“ wurde von rund 200 000 Perſonen beſucht. Ueber 100 000 Karten wurden zu ermäßigten Preiſen abgegeben. Der Kinematograph war von über 20 000 Perſonen beſucht. Marktbericht. Weinheim, 30. Nov. Schweinemarkt. Zu- geführt: 231 Milchſchweine, verkauft alle, das Paar zu 26—38 Mark. Zugefuͤhrt 25 Läufer, verkauft alle, das zu 41—59 Mk. 17 0 ——* 5 9 e“ 5 4155 1 .. o Net we F macht 45 Sorten Suppenwürfel sie sind die besten! Bohnen Ziergerste ZEiernudeln Zierriebele Zierspatzle Ziersternohen Erbsen grün Erbsen fein Erbs m. Speck Erbs m. Schink Erbs m. Ohren Erbs m. Gemüse Frankfurter Curry Krebs 3 * Jakob Kraut MANNHEIAA Altnekanntes Spezialgeschäft für billigen soliden Einkauf von * Spezialität: Byeites ti. Uhren Gold- u. Silber- Waren Bei Barzahung 5% entra abet. S Peller 10 PfRE. Frühling Pilz Geflügel Reis Gemüse Reis m. lulienne Gerste Reis m. Tomaten Goulasch Rumford Gries Sago Grünkern 7 Schwaben Haferflocken Spargel Hausmacher Tapioka Kartoffel Tapioka-Julienne Königin Tomaten Linsen Weibertreu Pariser Zlumenkohl Feine Julienne Mockturtle 3 Teller 15 Pfg. Ochsenschwanz Wildpret . e 8 . 0 2 Todes-Anzeige. Verwandten, Freunden und Bekannten die ſchmerzliche Nach— richt, daß heute morgen 9 Uhr plötzlich nach kurzem Krankſein unsere teure Mutter, Großmutter, Schwiegermutter und Tante Barbara Diet geb. Rühner im 54. Lebensjahre sanft im Herrn entschlafen ist. Frau 4 Viernheim, den 2. Dezember 1912. Die trauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 4. Dezember, nachmit— tags 3 Uhr vom Trauerhause aus statt. n hat zu verkaufen Lorenz Roos. + 1, 3 Reife Michschweine] acht, e dan hene en Bekanntmachung. Dienſtag, den 3. und Mittwoch, den 4. Dezember jedes⸗ mal Nachmittags 2 Uhr, werden auf dem Rathauſe hier, die von dem Gemeindepfandmeiſter, für die Gemeinde und die Be⸗ reicher Katalog gratis Geflügelpark Häfner, Halnstadt 89(Bade n) Trauringe Jedes Brautpaar erhalt ein hub- „ohes Geschenk Giſeulicht nach Profeſſor Kromaher Cehſfnet v. 8 Uhr morg.— 9 Uhr abends. ue 5 5 1 5 Haarkrankheiten wie: Haaraus 5 f krelsförmlge 40 a e de eee busttel Liehtheil- Institut Elektron, zur M 3, 3 Mannheim. Vis-d- vis dem Restaurant z., Wilden Mann“, Inh.: Dir. Heinrich Schäfer. Telephon Nr. 4320. wee, zirksſparkaſſe Lorſch in Beſchlag genommenen Pfänder verſteigert. Viernheim, den 30. November 1912. Groß. Bürgermeiſterei Viernheim. Kühl wein. A. Oeser Photographisches Atelier u. Vergrösserungsanstalt Hauptstr. 77 Weinheim relefon 249 Aeltestes Geschäft am Platze. Sonntags von 8— 12 Uhr. ee Weihnachts⸗Prämie für unſere Leſer! Das hochintereſſante Werk„Die Kloſterorden der kathol. 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