I Vortragsabend. Wir wollen nicht verfehlen, auf den heute Dounerstag Abend 10 ½8 Uhr im Freiſchütz ſtattfindenden Experimental⸗ Vortrag beſonders hinzuwelſen. das Inſerat. [I Sport am Tivoli. Wir machen auf das Sonntag am Tivoli ſtattfindende Fußball⸗Wettſplel Sp. V. 09 1— Alemania Ilvesheim 1 beſonders aufmerſam. 9 Näheres beſagt & Geſangverein Liederkranz. Das am Sonntag Abend im Freifchütz ſtatigefundene Konzert nahm einen äußerſt befriedigenden Ver⸗ lauf. Die fehr gut einſtudterten Männerchbre kamen vortrefflich zur Geltung und zeugten von der Tüchtigkeit ſeines Dirigenten des Herrn Lehrer Beller, ſowie von der Hingabe der Sänger. Beſonders der ſehr dramatiſche Chor „Das Geiſterſchiff“ kam vollendet zur Wiedergabe. Das zur Aufführung gebrachte Volksſtiick„Der Menſchenfeind“ wurde in flotter Weiſe vorge⸗ führt und von den Zuſchauern dankbar aufge⸗ nommen. Auch der Humor kam durch einige humoriſtiſche Szenen zur Geltung und zum Schluß hielt ein ſchöner Ball die Anweſenden noch einige Stunden feſt. Zu erwähnen wär dabei die ſchöne Muſik der Kapelle Hanf, die durch Vortragen echter, deutſcher Tanzweiſen eine gemütliche Stimmung hervorrief. Alles in Allem kann man ſagen, war der Abend ein ſchöner und wird den, den großen Freiſchützſaal füllenden Beſuchern noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben. Amtlicher Teil. Betr.: Abgabe von Gas aus dem Gemeinde⸗ Gaswerk. Die Gaskommiſſion beſchloß in ihrer Sitzung vom 19. Januar 1923 den Gaspreis auf 240 Mk. ab 1. Januar 1923 für den cbm. zu erhöhen. N Betr.: Verſteigerung von Faſeltieren. Die Abgabe der heute verſteigerten Faſel⸗ tiere wurde nicht genehmigt. Neuer Termin zur Verſteigerung derſelben wird feſtgeſetzt auf Freitag, den 26. Jau. 1923 vorm. 9 Ahr Verſteigerungslokal: Sitzungsſaal des Rathauſes. Es ſet nochmals darauf hingewieſen, daß es ſich um einen verſchnittenen Faſeleber und um 8 Ziegenböcken handelt. Betreffend: Die Fürſorge für Kriegsbeſchädigte und Kriegshinterbliebenen. Auf Antrag des Reichsbundes der Kriegs⸗ beſchädigten wurde im Einvernehmen mit der Amtlichen Kreisfürſorgeſtelle Heppenheim hier⸗ ſelbſt eine Arbeitsvermittlungsſtelle für Schwerkriegsbeſchädigte und Kriegshinterbliebenen errichtet. Dieſelbe ſoll den arbeitsloſen Schwer kriegsbeſchädigten und Kriegshinterbliebenen zur Nachfrage nach Arbeitsplätzen zugänglich gemacht werden. Dadurch ſoll erreicht werden, daß dieſen das Auffinden einer Beſchäftigung und Verdienſtmöglichkeit erleichtert wird. Die Fürſorgeſtellen Heppenheim und Mann⸗ heim haben ihre Unterſtützung zugeſagt. Wir erſuchen daher etwaige Anträge auf unſerem Büro Nr. 27 zu ſtellen. Gleichzeitig wird die hieſige Arbeiterſchaft erſucht, geeignete offene Stellen und Arbeits⸗ plätze, die ſie in ihren Arbeltsſtellen ausfindig machen, uns umgehend mitzuteilen. Viernheim, den 24. Januar 1923. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Gemeinde kaſſe. Hiermit ergeht Mahnung auf die Gasgelder pro Oktober 1922 mit dem Bemerken, daß nach Ablauf von 10 Tagen Pfaudung erfolgt. Viernheim, den 25. Januar 1923. Jöſt, Rentmeiſter. Im Intereſſe der vielen Bruch⸗ und ſonſtig en Leidenden, ſei an dieſer Stelle ganz beſonders auf das Inſerat der Firma Ph. Steuer Sohn in heutiger Nummer hingewleſen. Der Weltruf dieſer Firma und ihres beratenden Arztes Dr. med. Kühner 11 5 dafür, daß jedermann beſtens bedient wird. N Am Donnerstag, abends 7½ Uhr spricht der Hypnotherapaut Auler im Saale Preischütz Viernheim in einem f Experimental-Vortrag über Psychotherapie(Hypnose und Suggestion) und deren Bedeutung: 90 in der Heilkunde b) im Leben des einzelnen Menschen e) im öffentlichen Leben d) in der Kriminalistik, Karten zu 180, 200 und 250 Mark im Vor ver- Kauf bei Cafe Brüägel, Drogerie Richter, Buchhandlung Sckweickart und an der Abendkasse. zur Abgabe jabe einer Ste b für die Veranlagung zur Einkommen und Kapitalertragsſteuer für das Kalenderfahr 1922 ſowie für die erſte Veranlagung zur Vermögens ſteuer und für die Veranlagung zur Zwangsanleihe. n N Zur Abgabe einer Steuererklärung ſind verpflichtet hinſichtlich der 0 A: Einkommenſteuer 1. alle im Finanzamtsbezirk Heppenheim wohnenden oder ſich dauernd oder nur vorübergehend aufhaltenden ſelbſtändig ſteuerpflichtigen Perſonen(Deutſche oder Nichtdeutſche), wenn ſie im Kalenderfahre 1922 ein ſteuerbares Einkommen von mehr als 400000 Mark bezogen haben;. 2. Steuerpflichtige, bei deren Veranlagung auf Grund eines regelmäßigen Wirtſchafts⸗(Geſchäfts⸗) Ab⸗ ſchluſſes das Ergebnis eines vom Kalenderjahr ab⸗ weichenden Wirtſchaftsjahres zugrunde zu legen iſt; 3. Steuerpflichtige, die Handelsbücher nach den Vor⸗ ſchriften des Handelsgeſetzbuches oder über den Betrieb der Land⸗ oder Forſtwirtſchaft geordnete Bücher führen und deren Geſchäfts⸗ oder Betriebsgewinn unter Berückſichtigung ihres Geſchäfts⸗(Wirtſchafts⸗) Ab⸗ ſchluſſes zu ermitteln iſt; 4. ſämtliche Perſonen, die, ohne im Deutſchen Reiche zu wohnen oder ſich aufzuhalten, im Finanzamtsbezirk Grundbeſitz haben, ein Gewerbe betreiben oder eine Erwerbstätigkeit ausüben. B: Kapitalertragsſteuer alle im Finanzamtsbezirk Heppenheim wohnenden oder ſich dauernd oder nur vorübergehend aufhaltenden ſelbſtändig ſteuerpflichtigen Perſonen(Deutſche oder Nichtdeutſche), wenn ſie im Kalenderjahre 1922 oder in dem in dieſem Kalenderjahr endenden Wirtſchafts⸗ (Geſchäfts⸗) jahr, ſowelt es für die Einkommenſteuer⸗ veranlagung an deſſen Stelle tritt, bezogen haben a) Diskontbeträge von Wechſeln und Anweiſungen ein⸗ ſchließlich der Schatzwechſel, ſoweit es ſich um Kapttal⸗ anlagen handelt, b) Erträge aus ausländiſchen Kapitalanlagen(insbe⸗ ſondere Dividenden, Zinſen von feſtverzinslichen Wertpapieren, von Darlehn, Hypotheken uſw.) und zwar auch dann, wenn dieſe Anlagen zum Betriebs⸗ vermögen gehören. Inhaber oder Mitinhaber der der Anſchaffung und der Darlelhung von Geld dienenden Unternehmungen, die auf Grund des§ 76 des Reichsſtempelgeſetzes ange⸗ meldet oder einer angemeldeten Unternehmung gleichge⸗ ſtellt ſind, haben, ſoweit es ſich um Erträge handelt, die der Unternehmung zugefloſſen ſind, nur die Erträge aus ausländiſchen Wertpapieren(nsbeſonderen Dividenden, Anleihezinſen uſw.) anzugeben.. C: Vermögenſteuer und Zwangsanleihe 1. alle im Bezirk des Finanzamts Heppenheim wohnenden oder ſich dauernd oder nur vorübergehend aufhaltenden ſelbſtändig ſteuerpflichtigen Perſonen(Deutfche oder Nichtdeutſche); 2. juriſtiſche Perſonen des öffentlichen und des bürger⸗ lichen Rechts ſowie alle Berggewerkſchaften nicht rechtsfähige Perſonenvereinigungen, Anſtalten, Stif⸗ tungen und andere Zweckvermögen, ſofern ſie den Sitz oder den Ort der Leltung im Inland haben, alſo insbeſondere Erwerbsgeſellſchaften(wie Aktien⸗ geſellſchaften, Kommanditgeſellſchaften auf Aktten, Geſellſchaften mit beſchränkter Haftung, Kolonial⸗ geſellſchaften), Erwerbs⸗ und Wirtſchaftsgenoſſen⸗ ſchaften, eingetragene Vereine, nichts rechtsfähige Perſonenveretnigungen, die Erwerbszwecke verfolgen (außer Geſellſchaften, bei denen die Geſellſchafter als Unternehmer des Betriebes onzuſehen ſind, z. B. offene Handels- und Kommandtdtgeſellſchaften), Stiftungen, Anſtalten und Zweckvermögen, wenn ſie am Stichtag ein Vermögen von mehr als 200000 Mark beſitzen. Stichtag iſt der 31. Dezember 1922; für Betriebe, bei denen regelmäßige jährliche Abſchlüſſe ſtattfinden, tritt auf Antrag des Steuer⸗ pflichtigen, an den dieſer auch für künftige Veranlagungs⸗ zeiträume gebunden bleibt, der Schluß des letzten Wirtſchafts⸗(Geſchäfts⸗) jahres. Zur Abgabe einer Steuererklärung ſind ferner ver⸗ pflichtet ohne Rückſicht auf die Höhe des Vermögens und ohne Rückſicht auf die Staatsangehörigkeit, Wohnſitz, Aufenthalt, Sitz oder Ort der Leitung alle natürlichen und juriſtiſchen Perſonen ſowie Perſonenvereinigungen und Bermögensmaſſen, die nach§ 3 des Vermögen⸗ ſteuergeſetzes mit ihrem inländiſchen Grund⸗ und Betriebs vermögen ſteuerpflichtig ſind(beſchränkt Steuerpflichtige). I. b Die hiernach zur Abgabe einer Steuererklärung Verpflichteten werden aufgefordert, die Steuererklärung unter Benutzung des vorgeſchriebenen Vordrucks im Laufe des Monats Februar 1923 bei dem unterzeichneten Finanzamt einzureichen. Vordrucke für die Steuerer⸗ klärung können von dem unterzeichneten Finanzamt be⸗ zogen werden. Die Steuererklärung iſt ſchriftllch—zweck⸗ mäßig eingeſchrieben— einzurelchen oder mündlich vor dem Finanzamt an den bekannten Amtstagen abzugeben. In Abſchrift ſind beizufügen unverkürzte Bilanzen mit Gewinn- und Verluſtrechnung und ferner bei juriſtiſchen Perſonen Geſchäftsberichte, Niederſchriften über Mit⸗ gliederverſammlungen und ähnliche Belegſtücke. Die Pflicht zue Abgabe der Steuererklärung iſt vom Empfang eines Vordrucks der Steuererklärung nicht abhängig. Die Abgabe einer Steuererklärung bei dem unter⸗ zeichneten Finanzamt iſt nicht erforderlich, ſoweit die unter A, B und C genannten Perſonen die Steuer⸗ erklärung bei einem anderen Finanzamt abgegeben haben. III. ö ihm obl 0 * Wer die Friſt zur Abgabe der Steuererklärung verſaumt, kann mit Geldſt a ziwanzig⸗ g zogenen Steuer oder bis 100 fünffachen Betrage der hinterzogenen Zwangsanlelhe beſtraft ( 53 des Einkommenſteuergeſetzes, 8 12 des Kapftal⸗ ertragſteuergeſetzez, 8 38 des Vermögenſteuergeſetzes,§ 28 des Geſetzes über die Zwangsanleihe, 88 359 ff. der Reichsabgabenordnung). Auch ein fahrläſſiges Vergehen gegen die Steuergeſetze wird beſtraft.„Die im Druck noch nicht fertiggeſtehten Steuererklärungsvordrucke für Vermögensſteuer und Zwangsanleihe können vorausſichtlich erſt Anfangs Februar von den Finanzamt abgegeben werden“. e a Heppenheim, den 22. Januar 1923. Finanzamt. Reimherr. uin Bruchleidende un gleich welcher Art und Größe Ihre Leiden ſind, beſuchen Sie meinen Vertreter der Ihnen mein gleich einer ſchützenden Hand von unten nach oben wirkendes, Tag und Nacht tragbares, geſetzlich geſchütztes, auf ſeine Länge und Druck⸗ wirkung r ſelbſt einſtellbares r Univerſal⸗Bruchband a koſtenlos vorzeigen wird am: ö Sonntag, den 28. Januar, morgens von 912 in Viernheim, Gaſthof Fürſt Alexander und Montag, den 29., morgens von 8—11, in Lampert he im, Hotel Starkenburger Hof. Außerdem ſtehen folgende Muſter als Spezialarbeit zur Verfügung in für Bettnaſſer Ukinhalter Tag und Nacht Leibbinden 10 0 Munch tragbar Mutter vorfallbinden, Kothalter für Operierte und 1 Geradehalter Darmkranke! Krampfadern⸗Strümpfe Ueber 45000 Stück mit glänzendem Erfolge im Gebrauch Wiſſenſchaftl. Berater in allen ra d Mane Of. med. Aan hae B d. 5 4 Ph. Eteuet Gohn, Konſtanz deze 15 Spezialfabrik ſanit. 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Unorm-Tressen d.höchſten Tagespreiſe erzielen Mantel Donnerstag Abend ½9 Uhr Spiel⸗ Wohnungs⸗ Tauſch! Ein großes ſonniges Zimmer und Küche gegen 2 Zimmer und Küche gegen Umzugs vergütung zu tauſchen geſucht. Von wem? ſagt die Ausſchuß⸗ Sitzung 0 5, 25 1 Treppe Exped. d. Bl. und Zuſammen⸗ kunft der Fußballklub Amicitig 1909 (Sportplatz hinterm Gaswerk). 5 Prop.⸗Mſch. Sonntag, den 28. Jan., nachm. 3 Uhr: Alemania Ilvesheim 1 gegen S. V. 09 1 Normania Pfiffligheim 1— S W. 09 Prop.⸗M. in Pfiffligheim. Abfahrt mit der Staatsbahn 127 Uhr. S. C. Käfertal 3— S. V. 09 3 in Käfertal. Abfahrt 1216 O. E. G Am Sonntag, 28. Jauuar Verbands⸗ Wettſpiele der 1. und 2. M. gegen Hemsbach, in Hemsbach. Abfahrt wird im Lokal be- kannt gegeben. Beginn 1 Uhr. Der Vorſtand. Schrelbmaſchinen⸗ Plaß⸗ And Bezirks vertretungen Verſammlung im Freitag, abends 8 Uhr Spieler⸗ Lokal. Der Spielausſchuß. für erſtkl. Schreibmaſchinen an kapital⸗ kräftige Herren und Firmen zu vergeben, Bruno Lange, Büromaſchinen⸗ großholg., Karlsruhe⸗Mühl⸗ burg; Kaiſer-Allee 62. Schuhmacher-Zwangs-Innung des Kreises Heppenheim. In den letzten Tagen hat sich der Lederpreis mehr als verdoppelt, sodab das Nile Bodenleder auf 24000 Mark gestiegen ist; wir sehen uns daher ktezwungen ab heute den Preis für g 10 Herren-Sohien und Fleck 6000 Mk. buamen-Sonen und Fleck 6500 U. alle anderen ſe nach grüne zu berechnen, be. merken aber, 400 dieser 5 auch nur vorkbergehend ist; alle Renate teu müssen beim Abholen bezahlt werden; spätere Zahlung nach dem jeweiligen Tagespreis %%% der Vorstand. Druchsacnen jeder Art, fertigt die Buchdruckerei d. Bl. 5 Speiſezi Juwelen, Brillanten, Uhren eringe . Sie 5 Silberwaren. Reelle 1 7 f H. SosRoο-S Uhrmacher u. Juwelier Mannheim f 259 Telephon 442. 15. Sohlen er Küchen, Büch. Kleid, ⸗Klichen⸗ chränke, Matratzen, Chaſſel, Betten, Federb., Wach kon, e ene ee bott Kun die Poſt bezogen monatlich 600.— Mk. haben? Viernheimer gachrichten Der„Viernheimer Anzeiger“ erſcheint wöchentlich dreimal: Dienstags, Donners⸗ tags und Samstags.— Der monatliche Bezugspreis beträgt 450 Mk.— Durch Redaktion, Druck u. Verlag: Joh. Martin n Der Prozeß gegen die Zechenvertreter. Vernehmung der Angeklagten. Samstag, den 27. Januar 1923 Fernſprecher Nr. 217 Amt Wiernheim. Zunächft wird der Angeklagte Fritz Tyvf⸗ ſen vernommen. Vorſitzender: Geben Sie zu, daß Sie ſich geweigert haben, die Reparationskohlen wei⸗ ler zu liefern? Thyſſen: Ja. 5 Vorſ.: Was haben Sie zu Ihrer Verteidig⸗ ung anzuführen? f Thyſſen: Ich bin Deutſcher und bin ver⸗ pflichtet, den Geſetzen meines Vaterlandes zu ge⸗ horchen. Nach der Auffaſſung meiner Regierung iſt der Einmarſch der franzöſiſchen Truppen in das Ruhrgebiet nicht berechtigt. Ich will darum meinem Lande die Treue halten. Vorſ.: Iſt das alles was Sie zu ſagen Thyſſen: Ja. Vorſ.: Sie geben alſo zu, am 19. Januar ein⸗ viertel nach 11 Uhr die Kohlenlieferungen an die Reparationskommiſſion verweigert zu haben, wozu Sie den Befehl erhalten hatten? Thyſſen: Ja. Die Verteidiger Dr. Grimm und Lec⸗ lercg ſtellen darauf den Antrag, daß der An⸗ geklagte im einzelnen den Hergang der Dinge ſchildern könne. Der Angetlagte erhält hierzu das Wort und führt u. a. aus: Am Dienstag, 12. Januar waren General Denvignes und General Stemon in Eſſen und hatten eine Reihe von Induſtriellen zu einer Beſprechung geladen. Bei dieſer Sitzung war ich perſönlich nicht anweſend. Wie mir geſagt wurde führte General Denvignes aus, daß von jetzt ab nur noch die franzöſiſchen Beſehle Gel⸗ tung hätten und denjenigen Induſtriellen nichts widerfahren würde, die die Befehle ausſührten, daß aber bei Verſehlungen ihnen Arreſtation und Konfistation bevorſtänden. In der Sitzung am Sämstag, 13. ds. Mts., habe ich gegen dieſe Aus⸗ führungen des Herrn Generals Denvignes Stel⸗ lung genommen. Ich have ausgeführt. daß für mich als Deutſcher nur die deutſchen Geſetze Gül⸗ tigleit hätten und daß ich mich nicht dem ange⸗ drohten Zwange fügen könne. Dann ſind wir auf jene vorliegenden Fälle der Kohlenlieſerun⸗ gen eingegangen. Ich habe dem Vorſitzenden der franzoſtſchen Kommiſſion, Herrn Co ſſte, den Befehl des deutſchen Kohlentommiſſars vorgelegt, worin ſtand, daß Deutſchland die Reparations⸗ kohle nicht mehr bezahlen könne. Ich habe zu⸗ gleich im Namen der übrigen deutſchen Herren dieſer Beſtimmung wir ausgeführt, daß nach Kohlen, ohne Bezahlung nicht liefern könnten, daß wir aber Kohlen gegen Bezahlung liefern wollen, falls keine andere Verfügung des Reichs⸗ kohlenkommiſſars ergehen würde. Herr Coſte ſagte uns zum Schluß, wir möchten unſere Er⸗ klärung ſchriftlich mit Unterſchriſten verſehen ihm überreichen. Das iſt geſchehen. Nachdem er dieſe Erklärung erhalten und angenommen hatte, ſagte er, ich habe jetzt keine Veranlaſſung mehr, Ih⸗ nen Befehle zu erteilen. ren haben, ſoviel ich weiß, ſämtlich Anweiſung gegeben, die Kohlenlieferungen wieder aufzuneh⸗ men. Am Montag 15. Januar, kam morgens ein Telegramm des Reichskohlenkommiſſars an, worin jede Lieferung an Frankreich und Belgien verboten wurde, auch gegen Bezahlung. Man habe ſofort zu Beginn der Sitzung Herrn Aron dieſes Telegtamm vorgelegt und erklärt, daß wir gemäß unſerer ihm am 13. Januar überge⸗ benen und von ihm angenommenen Erklärung nunmehr nicht in der Lage wären Kohlen zu lie⸗ fern. Das iſt der Gang der Dinge. Dieſer Erklärung des Angeklagten Thyſſen ſchloſſen ſich ſämtliche übrigen Angeklagten an. Nachdem als einziger Bel aſt umngs zeuge der Adjutant des uunsgenerals Denvig⸗ nes kurz vernommen ee en, ar, machten die Entlaſtungszeugen, die von der Vertei⸗ digung benannt waren, ihre Ausſagen, welche im Weſentlichen die Erklärungen der Angeklag⸗ ten inhaltlich und wörtlich beſtätigten. Höhe⸗ punkte dieſer Vernehmung war der nochamls von Dr. Paul Wüſten höſfer dem Sohne des verhafteten Generaldirektors, geäußerte Wunſch, anſtelle ſeines Vaters den Platz auf der Anklage⸗ bank einzunehmen, und eine den politiſchen Kern der Verhandlung bloßlegende Aeußerung des Zeugen Direktor Wilhelm Späing Hamborn, des dortigen Bevollmächtigten des Thyſſen⸗Kon⸗ gderns. Er ſagte, daß er von Herrn Thyſſen um ein juriſtiſches Gutachten über die Gültigkeit der bveutſchen Geſetze erſucht worden ſei und daß er ihm darauf geantwortet habe: Das iſt eine Fra⸗ ge, die juriſtiſch ſehr ſchwer zu entſcheiden iſt, weil es noch niemals in der Welt meines Wiſ⸗ ſens vorgekommen iſt daß eine Heeres macht in ein im Frieden befindliches Gebiet ein⸗ m ſchiert it. 1 nter lebhafter Bewegung im Zuhörerraum der Vorſitzende den Zeugen zurecht tte, daß er nur die an ihn geſtellten 6 beantworten habe. 5 ach der Zeugenvernehmung hielt dann der ſtärſtaatsanwalt Kapitän Bad in, deſſen Geſchäfts⸗Anzeiger —— Tie anweſenden Her⸗ welger Viernheimer Zeitung— Viernheimer Bürger⸗Zeitung Erſte und älteſte Zeitung am Platze. Amtsblatt der Heſſ. Bürgermeisterei und des Polizeiamts Viernheim Inſerate ſinden im„Viernheimer Anzeiger“ wirkſamſte Verbreitung. eee Vereins⸗Anzeiger Viernheimer Volksblatt Inſergtenpreiſe: Die 10 geſpaltene Petit⸗ Zeile 50.— Mk. für lokale und 70.— Mk. für auswärtige.— Die Reklame⸗Zeile 200.— Mk.— Vei öfteren 10001000. Rabatt.— Beilagen: pro 1000 1000 M. Nr. 36 Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Pyſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M. — 40. Jahrg. Ausführungen durch den Schall einer in de. Nähe des Gerichtsgebäudes marſchierenden Mi⸗ litärmuſit anfangs unverſtändlich blieben, ſein Plaidoyer Er berief ſich auf den Paragraph 18 des Anhangs zum Friedensvertrag und ſtellte. unter Hinweis hierauf die Beſetzung des Ruhr⸗ gebiets als eine zu Recht beſtehende Repreſſalie zur Erzwingung der im Friedensvertrag und ſeinen Zuſatzverträgen vorgeſchriebenen deutſchen Leiſtungen hin. Die Berufung der Angeklagten auf den Art. 44 und 52 der Haager Konvention, daß die Bevölkerung nicht verpflichtet ſei, an Kriegsunternehmungen gegen ihr Vaterland teil⸗ zunehmen, ſei hinfällig, weil es ſich bei: der im Ruhrgebiet befindlichen Armee nicht um eine feindliche Heeresmacht im Sinne der Haager Be⸗ ſtimmungen handle, ſondern um eine Olkupa⸗ tionsarmee, deren Maßnahmen nur die Aufrecht⸗ erhaltung der öffentlichen Dienſte bezweckten. Nachdem der Staatsanwalt im Einzelnen die Verfehrungen der Angeklagten gegen die in der Anklage genannten Paragraphen rechtlich erläu⸗ tert hatte, wies er darauf hin, daß die Angeklag⸗ ten durch die Anweiſung des Reichskohlenkom⸗ miſſars in eine ſchwierige Lage verſetzt worden ſeien. Die deutſche Regierung habe, nachdem die Ruhrbeſetzung zu Recht erfolgt ſei, kein Recht, ſolche Befehle an die Zechenbeſitzer zu erteilen. Die Verantwortung und moraliſche Schuld falle auf die Reichsregierung zurück. Nach den geſetz⸗ lichen Beſtimmungen ſei eine Geldſtrafe möglich. Eine ſolche Geldſtrafe würde auch ſei⸗ ner Anſicht nach ſowohl dem Recht Frankreichs auf Beſtrafung wie auch der beſonderen Lage der Angeklagten wohl entſprechen. Als Hauptverteidiger der Angeklagten erhielt Dr. Grimm, das Wort zu ſeinem Plädoyer. Der Artikel 63 des Militärſtrafgeſetzes ſetze als Grundlage für die Gerichtsbarkeit von Kriegsge⸗ richten ein feindliches Territorium voraus. Das ſei aber nicht der Fall, weil das Ruhrgebiet nicht Feindesland ſei. Außerdem beziehe ſich der Pa⸗ ragraph auf rein militäriſche Vergehen, die aber hier nicht in Frage kämen. Der Verteidiger ſchloß ſeine glänzend aufgebaute und in vollen⸗ deter Rhetorik vorgetragene anderthalbſtündige Rede mit einem hochpolitiſchen Blick auf das Reparationsproblem. Folgender Appell an den Gerichtshof krönte das Werk der Verteidigung: „Ein alter rechtsphiloſophiſcher Schriftſteller Ahrens hat einmal folgendes ſchöne Wort geſpro— chen:„Die Würde iſt der abſolute Wertmeſſer der menſchlichen Perſönlichkeit, und die Ehre iſt der Ausdruck der Würde.“ Sie ſind Offiziere. In dieſem Augenblick ſind die Augen der ganzen Welt auf dieſen Saal gerichtet Was werden Sie tun? Werden Sie die Haltung dieſer Herren achten, die nicht die erſten Beſten ſind, ſondern Perſönlichkeiten erſten Ranges, Pe ſönlich⸗ keiten, die den Stolz unſeres 9, bilden. Nobleſſe oblige. Dieſe Herren hier(auf die An⸗ geklagten deutend), Leben, durch ihre Arbeit und durch ihre wohl⸗ verdiente Ehre eine ganz beſondere Stellung in Deutſchland haben, haben auch ganz beſondere Pflichten. Sie können keine Verräter ſein. werden niemals Verräter ſein. Nie und nimmermehr werden ſie ihrem Lande eine Ent⸗ Dees Das werden ſie ſtets ableh⸗ auseinandergelegt habe. nen, wie das jeder andere Meuſch an ihrer Stelle 0 N 121 5 i . 1 Getreu ihrem Ge Präzidenzfall geſchaſſen, der Deutſchland in dem täuſchung bereiten. gleichfalls abgelehnt hätte. wiſſen und den Grundſätzen, von denen ſie ſich immer haben leiten laſſen, werden Sie Ihnen er⸗ klären, wie ſie gern und ohne eine Minute zu zögern, ſich ihm zur Verfügung geſtellt haben.— Sie werden, meine ich, Ihnen ſagen: Hier ſtehen Beftrafen ie 1 tag Mainz verlaſſen. einem Jahr Gefängnis verurteilten Herern Dr. Schlutius 1 f 1 g 5 wurden gleichfalls er wolle keine Gnade für die Angeklagten, ſon⸗ dern den ganzen Freiſpruch. wir, wir können nicht anders handeln. Sie uns, wenn Sie glauben, uns verurteilen zu können. Unſer Widerſtand aher wird weiter⸗ beſtehen bleiben. Der Verteidiger erklärte, Während der Rede erſchien der des Publikums im Saal. g Auch die übrigen deutſchen Verteidiger, Ju⸗ ſtizrat Dr. Friedemann(Eſſen), Juſtizrat Wallach(Eſſen) u. Dr. Neumann(Mainz) kamen zu der Forderung des uneingeſchränkten Freiſpruchs der Angeklagten. Ter franzöſiſche Anwalt Leclerc(Nancy) appellierte an die franzöſiſche Gerechtigkeit, die vor den Au⸗ gen Europas nicht in den Dienſt einer Militär⸗ juſtiz geſtellt werden dürfe. Die Ruhrbeſetzung ſei zu Recht erfolgt, aber das Vorgehen gegen die Angeklagten habe keine Rechtsgrundlage. Sie hätten den Befehlen und das ſei ein Fall von force majeure. Prof. Parſch(Berlin) behandelte die Frage vom Standpunkt des internationalen Rechts und widerlegte die franzöſiſche Theſe vom Recht der alleinigen Beſetzung der Ruhr. a Rechtsanwalt Dr. Grimm betonte gegenüber dem franzöſiſchen Anwalt die Rechtswidrigkeit ö der Aktion im Ruhrgebiet. g Das Gleiche tat Fritz Thyſſen in einer Erklärung. 5 0 Nach halbſtündiger Pauſe verkündete der Ge⸗ vichtahunf das 0 ö ren Freilaſſung man beſtimmt rechnete, ſich die Kundgebungen vor duſtriellen Die Kundgebungen dauerten bis in die ſpäter die Ve zu dem Gebäude Zutritt. vor dem Juſtizgebäude drei Panzerautos auf. des Mainzer wird. nach der heutigen Valuta die durch ihr vorbildliches ee e e 5 mit ausgezeichneter Dialektik politiſche Bedeutung des ganzen Prozeſſes 83jährige Vater Thyſſens unter lebhafter Bewegung in temperamentvollen Ausführungen ihre Regierung gehorcht, bekannten Vorgänge Urteil:. Der Gerichtshof ſprach die Angeklagten von der Hauptanklage der Verweigerung der Kohlen⸗ lieferungen frei, verurteilte ſie aber, weil ſie dem Befehl der Requiſition nicht nach⸗ gekommen ſeien, zu Geldſtrafen. Es erhiel⸗ ten: Thyſſen 5100 Francs, Tengelmann 6020 Francs, Wüſtenhöfer 8640 Frances, Keſten 15 632 Franes, Spindler 47752 Frs., Olfe 224062 Frs. Geldſtrafe. Die Höhe der Strafe berechnet ſich nach dem doppelten Preis der angeforderten Kohlen. In die Verleſung des Urteils klangen die patriotiſchen Lieder der nach Tauſenden zählen⸗ den vor dem Juſtizgebäude demonſtrierenden Menge hinein. 4 Bei dem Erſcheinen der Angeklagten, mit de⸗ ſetzten dem Zentralhotel, wohin ſich die Großinduſtriellen nach ihrer Frei. laſſung begeben hatten, in noch größerem Aus⸗ maße fort. Eine vieltauſendköpfige Menge brach⸗ te unter Abſingen vaterländiſcher Lieder den In⸗ ſtürmiſche Ovationen dar Abendſtunden. Das Gerichtsgebäude, in dem am Abend noch andlung gegen den Direktor des Düf⸗ ndesfinanzamts Dr. Schlutius und den Ber ksdirektor Dr. Raifſeiſen ſtattſinder. iſt vom Militär ſtreng abgeſperrt. Niemand hat Gegen 8 Uhr fuhren ſeldorfe * A. n Es wird uns beſtätigt, daß gegen das Urteil Gerichts Reviſion eingelegt Wenn auch die verhängten Geldſtrafen eine halbe Mil⸗ liarde 6500 Millionen) Mark ausmachen, ſo ſteht das Urteil doch im umgekehrten Verhältnis zu den vorhergegangenen Maßnahmen(Verhaf⸗ tung, Abtransport nach Mainz, Inhaftierung in Einzelzellen). Unſer Berichterſtatter hatte Gelegenheit, nach der Urteilsverkündung mit einem hervorragenden Berliner Rechtslehrer, der ſich zur Zeit in Mainz befindet, Rückſprache zu nehmen. Der Rechtsgelehrte bezeichnete das Urteil als eine prinzipielle Entſcheidung von hoher politi— ſcher Bedeutung. Dadurch, daß die Großindu— ſtriellen von der Beſchuldigung, Reparationskoh⸗ lenlieferungen verweigert zu haben, und dadurch daß ſich das Urteil nur auf den Tatbeſtand der Nichtleiſtung von verlangten Requiſitionen be— zog, alſo eine Frage untergeordneter Natur, ſei der Kern des ganzes Prozeſſes, das Reparations— problem, in den Hintergrund geſchoben worden. Das ſei zweifellos der Erfolg der geſchickten und ausgedehnten deutſchen Verteidigung, welche das Problem des Prozeſſes an der richtigen Stelle angefaßt und Für die Weiterentwick— lung der Dinge im Ruhrgebiet ſei dadurch ein Geiſteskampf um ſein gutes Recht noch von gro— ßem Nutzen ſein werde. Darin liege die hohe und beſonders des gefällten Urteils. **.* Die Induſtriellen haben Donnerstag Vormit⸗ Die am ſpäten Abend zu S Geheimrat Raiffeiſen auf freien Fuß geſetzt und verlaſſen. und haben Mainz ebenfalls Das Urteil gegen den Bergwerks- direktor Raiffeiſen. 5 Mainz, 24. Jan. Bergwerksdirektor Raiff⸗ eiſen wurde vom Kriegsgericht des General— ſtabs der franzöſiſchen Rheinarmee wegen Ue— bertretung von Anordnungen der Beſatzungsbe— hörde zu einem Jahr Gefängnis mit Strafauf⸗ ſchub verurteilt. Das Urteil gegen Dr. Schlutius. 8 Mainz, 24. Jan. Der Präſident des Lan⸗ desfinanzamts Düſſeldorf, Dr. Schlutius, wurde vom Kriegsgericht des Generalſtabs der franzöſiſchen Rheinarmee zu einem Jahr Gefüng⸗ nis unter Ausſetzung des Strafvollzugs verur⸗ teilt. Der Anklage lagen die durch die Preſſe im Düſſeldorfer Landesfi⸗ nanzamt zugrunde. Dr. Schlutius hatte ſich ge⸗ weigert, die Unterlagen über die Oberfinanzkaſſe an die Beſatzungsbehörde auszuliefern. In Mainz. O Mainz, 25. Jan. Im Laufe der vergan⸗ genen Nacht ſind Truppen zum Sicher⸗ bheitsdienſt herangezogen worden. Morgen folgende Kleine Militärabteilungen marſchierten durch die Stra⸗ zen und die Gebäude, in denen Franzoſen woh⸗ nen, wurden überwacht. Noch geſtern Abend vourden am Hauptbahnhof im Anſchluß an eine Kundgebung drei Verhaftungen und vor em Juſtizgebäude eine Verhaftung vorgenom⸗ tunen. Bei den Kundgebungen am Hauptbahnhof ind vor dem Gerichtsgebäude ſowie in der Neu⸗ ö ſtadt am Schillercklatz kam es zu großen Men⸗ ſchenanſammlungen. Die Uebernahme der Polizeigewalt durch das franzöſiſche Militär. 5 12 Mainz, 25. Jan. Die franzöſiſche Be⸗ ſatzungsbehörde hat am heutigen frühen 5 Bekanntmachung durch Anſchläge erlaſſen: 757 80 5„Im Laufe des 24. Januar iſt die Ordnung in Mainz geſtört worden. Die deutſchen Orts⸗ behörden, hauptſächlich die Polizei, hat nicht ihr Möglichſtes getan, um den Kundgebungen vor⸗ zubeugen und die Ordnung herzuſtellen. Infol⸗ gedeſſen ſind unter Awendung des Artikels 13 der Vereinbarungen betr. Militäriſche Beſetzung der Rheinlande übernimmt der General⸗Platz⸗ lanmmandant in Mainz ab 25. Januar die Auf⸗ rechterhaltung der Ordnung. Die verfügbaren deutſchen Polizeikräfte, welche ſich auf dem Ge⸗ biet der Stadt Mainz befinden, werden ſeinem Kummando unterſtellt. Die militäriſchen Be⸗ hörden haben bis jetzt die größte Geduld gezeigt; ſie ſind entſchloſſen, jede Unordnung oder deren Verſuch rückſichtslos zu unterdrücken. Darum haben die Truppen den Befehl erhalten, von ih⸗ ren Waffen Gebrauch zu machen. Der General⸗Platztommandant gez. Marechal. 0 0 2 Zur Lage. Verboten. Die Mainzer ſozialdemokratiſche zung“ wurde für drei Tage verboten. Die Ludwigshafener Lohngelder in Höhe von 100 Millionen Mark ſind freige⸗ geben worden. Durch Gerüſteinſturz im Neubau von Rudolf Moſſe in Berlin ſind 95 Perſonen getötet und 25 ſchwer verletzt wor⸗ en. „Volkszei⸗ Reichsbank. * Aachen, 25. Jan. Auf der hieſigen Reichs⸗ bank haben die Franzoſen 6,2 Millionen Mark, bet weiteren Großbanken insgeſamt 8,8 Millio⸗ nen Mark beſchlagahmt. Requiſitionen bei den hieſigen Finanzämtern waren erfolglos. Zur Lage im Ruhrgebiet. Wd. Bochum, 25. Jan. Geſtern nachmittag wollten im hieſigen Telephonamt mehrere Franzoſen mit Gewalt die Störungsapparate wegnehmen. Zwei Schupobeamte traten ihnen gegen; darauf drangen 15 Fraazoſen in das Amt ein, um die beiden Beamten zu verhaften. 1 e de einer der„Franzoſen U 7 i der Schupobeamten mit dem Bajo⸗ nett zu durchbohren, während ein anderer deſſen Kollege mit Erſchießen behrohte. Die Schupo⸗ beamten verhüteten durch ihre Kalt lüligkeit weiteres Unheil. Wegen dieſes Vorfalles hat das geſamte Perſonal des Telegraphen⸗ und Fernſprechamtes ſofort ſeinen Dienſt verlaſſen; der Fernverkerh ruht vollſtändig. Um 12 Uhr nachts trat auch das Poſtperſonal geſchloſſen in den Ausſtand. Wachen verwehrten dem Publi— kum den Eintritt zum Poſtamt. Eiſenbahn. e Seit Donnerstag ſind fünf Bahnhöfe ſtillge⸗ legt. Der Verkehr nach allen Richtungen iſt arg ins Stocken geraten. Frankreich ſcgickt 750 fran⸗ zöſiſche Eiſenbahner. Auch aus Polen wil ſich Frankreich Unterſtützung holen. Der Zug, der die verurteilten Induſtriellen nach Eſſen brachte, war der letzte Zug, der von Düſſeldor, nach Eſſen gelangte. f Die„Köln. Ztg.“ berichtet:„Generalberg⸗ werksinſpektor Coſte fuhr bisher jeden Tag von Eſſen nach Düſſeldorf und zurück im Son⸗ derzug. Seit Dienstag weigern ſich die Elſen⸗ bahner trotz Strafandrohungen, den Zug weiter zu fahren. Sie hängen auch ſeinen Salonwagen icht an fahrplanmäßige Züge. Unter diefen Umſtänden muß Herr Coſte wie jeder andere in fahrplanmäßigen Zügen reſſen. Die Abwehr- stimmung der Eiſenbahner wird jeden Tag fe⸗ ſter und nachdrücklicher.“ 5 f Die Städte Langenberg und Wölfrath lind beſetzt worden. f Bei 0 0 Die tapfere Fran. „W. Berlin, 26. Jan. Geſtern haben die Franzoſen, wie die„D. A. 3.“ aus Düfſel⸗ orf hört, von der Frau eines verhafteten Oberregierungsrates die Liſte aller Beamten berlangt, die im Amt ihres Mannes beſchäftigt ſind. Dieſes Verlangen wurde mit den Worten abgelehnt⸗„Die Namen ſind mir nicht be⸗ kannt und wenn ſie mir bekannt wären, würde ſch ſie doch nicht preisgeben.“ ö Kundgebungen. ö 5 Mainz. = Paris, 25. Jan. Das„Echo de Paris“ erfährt aus Mainz, daß am geſtrigen Abend beutſche Manifeſtanten in das tzHotel de Hollande kt d Angleterre“ eingedrungen ſeien wo zahlrei⸗ che franzöſiſche Offiziere wohnen. Sie hätten das Orcheſter gezwungen, auf die Straße zu treten und dort das Deutſchlandlied zu ſpelen. Vor dem Hauptquartier ſeien daraufhin Maſchinen⸗ zewehre aufgeſtellt worden. ö 5 Trier. b Trier, 25. Jan. Aus Anlaß der Auswei⸗ ung von 10 höheren Beamten der verſchiedenſten erwaltungen von Trier fand heute mittag ein eſchloſſener Zroteſtſtreik ſämtlicher Arbei⸗ ter und Angeſtellten ſtatt. Die ſtudierende Ju⸗ denen ſich die 5 durch ſämtliche Straßen, patriotiſche Lieder ſingend. Wenn an einer Stelle die Volksmenge der franzöſiſchen Kavallerie auswich, ſammelte ſie ſich im nächſten Moment an der übernächſten Straßenecke die Demonſtrationen fortſetzend. Die Folge war die Verhängung des Belagerungszuſtandes. Der Stadtrat von Trier hat in einer beſon⸗ deren Sitzung den ausgewieſenen Oberhbürger⸗ meiſter v. Bruchhauſen auf Lebenszeit zu ihrem Oberhaupt ernannt. 1 Eſſen. i e Eſſen. 2. Jan. Durch die Straßen der tadt ziehen zahlreiche Demonſtrations⸗ ü nge, ſingen vaterländiſche Lieder und laſſen eutſchland hochleben. Die Franzoſen halten ſich m allgemeinen zurück. Unverkennbar iſt die timmung in hohem Maße erregt. ö Düſſeldorf. = Düſſeldorf. 25. Jan. Heute nachmittag heranſtalteten lt.„Frkf. Ztg.“ die ſtgatlichen Be⸗ mten wegen der Verurteilung und Ausweiſung des Präſidenten des Landesfinanzamts Dr. Schlutius eine Straßenkundgebung, die ſich zu einer gewaltigen Demonſtration anwuchs und ſchließlich einen ſtark franzoſenfeindlichen Cha⸗ rakter annahm. Die Demonſtranten erghielten Dauernd Zuzug aus allen Kreiſen der Bevöl⸗ kerung: insbeſondere geſellten ſich zu ihnen gro⸗ ße Scharen von Arbeitern die unter Ab⸗ ſingung von Liedern„Deutſchland, Deutſchland über alles“,„Die Wacht am Rhein“ und„Sieg⸗ reich wollen wir Frankreich ſchlagen“, durch die Straßen zogen. Dabei kam es ſchließlich zu Zu⸗ ſammenſtößen mit den Beſatzungstruppen. gend zog in geſchloſſenen Zügen, file Bevölkerung anſchloß, Der Binger Wald iſt vorläufig freigegeben worden. In Kreuznach und Aachen ſind ſämtliche Ta⸗ gesblätter verboten worden. Der Telephonverkehr mit Oberſtein iſt wegen des dortigen Streiks unterbunden. Oberbürgermeiſter und politiſche Parteien in Mainz mahnen durch Maueranſchlag die Bevöl⸗ kerung zur Ruhe. Aus der Pfalz. An alle Beamten der Forſtkammer wurde die Frage geſtellt, ob ſie bereit ſeien, ſich den fran⸗ zöſiſchen Befehlen, zu unterwerfen. Sänttliche Beamten verneinten. Die Ausweiſung von Dr. Schlutius und Geheimrat Raiffeiſen. Geheimrat Raiffeiſen und Dr. Schlu⸗ tius erhielten nach der Mainzer Verhandlung einen Aus weiſungs befehl ausgehändigt. Sie wurden noch am gleichen Abend außerhalb des beſetzten Gebiets gebracht. Ueber ihre Weg— führung äußerten ſie ſich einem Darmſtädter Journaliſten gegenüber, daß ſie beim Verlaſſen des Gerichtsgebäudes nochmals von franzöſiſchen ken bedeckten Wolldecke, läßt ſich kaum ſchildern. heute ſchwerde bei dem die Zelle beſichtigenden Gene⸗ ral, konnten wir uns aus dem Hotel ſelbſt ver⸗ pflegen laſſen, nachdem wir am erſten Tage nur eine dünnwäſſerige Linſenſuppe zernen Kumpen erhalten hatten. der Verhaftung Gold, Uhr Taſchenmeſſer, ſowie den Paß habe ich bis heute nicht zurück⸗ erhalten. ſchluß hieran folgenden Vorgänge charakteriſtiſch. in unſerer Abweſenheit. Reichsregierung beigegebene Anwalt teilte mit daß ich von der Anklage wegen Unbotmäßig⸗ ſcharfe Antwort gegeben hatte), im übrigen aber zu einem Jahre Gefängnis mit bedingtem Straſauſſchub verurteilt worden Ich könne fetzt gehen. Ich wollte mich mit mei⸗ nem anweſenden Sohne nach dem Hotel zu den vorher abgeurteilten Angeklagten begeben, wurde aber plötzlich von einer Anzahl franzöſiſcher Gen⸗ darmen umrinat Trard ſungsbeſehl porgezeigt. in Mainz anweſend und iſt alſo ſungsbefehl ſchon vorher erteilt worden, man nicht annehmen will daß ein Blankoformu⸗ lar ausgefüllt wurden dann kurzer Hand jeder in ein Auto ge⸗ ſchoben und fort ging es in raſcher Fahrt über die Rheinbrücke, dann über die Koſtheimer Main⸗ brücke, wie ich feſtſtellen konnte in der Richtung nach Groß-Gerau oder Frankfurt. Frage, wohin die Fahrt gehe, Antwort. Walde. der einſamen Straße. nicht in der Lage, in ſeinem krankhaften Zuſtan⸗ de irgend einen Weg beide etwa 63 Jahre alt. Zeit beratſchlagt hatten, wurden wir endlich durch das Herankommen des Herrn G. aus der kalten regneriſchen Nacht erlöſt nachdem wir im Gan⸗ zen ſiehen Tage in franzöſiſcher Haft hatten ſitzen müſſen. Schlutius die patriotiſche Kundgebung der Main⸗ el Bewohner vor dem dortigen Juſtizgebäude feſt. kommen. Die Heimfahrt der Induſtrieellen. Bergwerksleitern, franzöſiſchen haben, kam hier mit ſtarker Verſpätung an, da er auf jeder Zwiſchenſtation durch gewaltige Ovationen wurde. hatte ſich gegen halb 11 Uhr in Koblenz ein⸗ gefunden, und es kam dort zu begeiſterten Kundgebungen, Köln kam es zu einem Empfang von über 1 amse überreichten olpaten feſtgenomn wurden, das mit ihne derthalbſtündiger Fahrt wurde Raiffeiſen und Dr. Schluti g raße zwiſchen Griesheim und Darmſtadt, fern von jeder menſchlichen Wohnung ausgeſetzt, während das Auto zurückfuhr. Nach kängerem Warten wurden die beiden Herren von einem Auto angetroffen, deſſen Beſitzer, Herr Caſtell aus Mainz, ſie nach Darmſtadt brachte. Unſer Darmſtädter Mitarbeiter konnte am Donnerstag früh die Herren auſſuchen und er⸗ hielt von Herrn Dr. Schlutius,(Herr, Ge⸗ heimrat Raiffeiſen iſt leidend und bedarf der größten Ruhe), eine e in gehende Schilder⸗ ung ihrer Verhaftung, Verurteilung und wek⸗ teren Behandlung, von der wir Folgendes her⸗ vorheben wollen: Schon die Behandlung im Mainzer Gefängnis, einer kleinen ſchmutzigen Zelle mit eiſerner Bettſtelle, ſchmutzigem zerriſſe⸗ nem Strohſack und einer mit eiterigen Blutflek⸗ Der franzöſiſche Aufſeher frug am nächſten Mor⸗ gen hohnlachend:„Wieviel Wanzen haben Sie Nacht abgeſchoſſen?“ Auf unſere Be⸗ in einem höl⸗ Die mit bei abgenommmenen Gegenſtände, Geld und Schlüſſel, Unſere Verurteilung und die im An⸗ 0 ge ſind Die Urteilsperkündung Der mir ebenſo erfolgte von der mir (weil ich einem franzöſiſchen Major eine freigeſprochen. ſei. und es wurde und Degoutte mir ein von unterſchriebener Auswei⸗ Beide Herren ſind nicht der Auswei⸗ wenn ich worden iſt. Raiffeiſen und Auf meine erhielt ich keine Plötzlich hielt das Auto mitten im Wir mußten heraus. wir ſtanden auf Geheimrat Raiffeiſen war Wir wir zurückzulegen. Nachdem ſind einige Mit großer Genuatuung ſtellt Dr. Er hofft, daß bald wieder andere Zeiten Eine Triumpffahrt. un Köln, 25. Jan. Der Zug mit den ſechs die geſtern vor dem Kriegsgericht in Mainz geſtanden a der Bevölkerung Eine beſonders aufgehalten große Menſchenmenge auf dem Bahnſteig Auch hier in wältigendem Eindruck. Eiſenbahnbe. Herrn Thyſſen und ſeinen 5 7 ie K. 3.“ noch fol ber 7100 kangſan en 8. enlief, überfluteten die Menſchenmaſfen Zwiſchenbahnſteige, ſo daß der Verkehr im Haupt⸗ bahnhof für geraume Zeſt ſtillgelegt wurde. Von allen Fenſtern und Dächern der benachbar⸗ ten Häuſer, von den Wagendächern und aus der zuſammengedrängten Maſſe ungezählter Tauſen⸗ der umjubelte die ſtürmiſche Begeiſterung die Wirtſchaftsführer des bedrängten und bedroh⸗ ten Rührgebiets. Das Deutſchlandlied, die Wacht am Rhein und niele vaterländiſche Lieder mehr ließen die Halle erzittern, Heimkehrenden kurze ehrenvolle ße gewidmet hatte. als man den Ehre Willkommengrü⸗ Einen rieſenhaften Blumen⸗ ſtrauß ſpendete das Bahnhofsperſonal, und als man den Induſtriellen— zu deren Empfang der Ehrenteppich des Kölner Hauptbahnhofs über den Bahnſtekg gelegt worden war— mühſam den Weg über den Baynſteig zum Bahnhofsaus⸗ gang bahnte, da wollte der Jubel ſchier nicht i 117 e e e Kundgebung, a e Köln ſeit Jahren nicht me ah nicht mehr ſehen durfte. 8 1 1 e Eſſen, 25. Nov. Von den Großinduſtrſel⸗ len, gegen die geſtern vor dem Mainzer Schieds⸗ gericht verhandelt wurde, hat Thyſſen noch geſtern Abend in Begleitung ſeines Vaters Au⸗ guſt Thyſſen, Mainz verlaſſen. Die übrigen traten heute morgen die Rückreiſe an und ſind gegen 5 Uhr nachmittags in Eſſen angekom⸗ men. Sie wurden am Bahnhof von einer un ⸗ gehenren Men ſchenmenge empfangen, die beim Einlaufen des Zuges in brauſende Hochrufe ausbrach und im Anſchluß daran das Deutſchlandlied und die„Wacht am Rhein“ ſang. Die Verurteilten, die infolge der Ueber⸗ füllung des Bahnſteigs längere Zeit den Zug nicht verlaſſen konnten, begrüßten vom Wagen⸗ fenſter ab“ ihre Angehen un Wreunde, die ihnen Kränze und Blumen ten. Die Ovationen der angeſammelten enge wie⸗ derholten ſich währenddeſſen immer von neuem ſchließ lich bahnte ihnen eine Kette von Bergſchü. lern eine ſchmale Gaſſe, durch die ſie auf den Bahnſteig gelangen konnten. Auf dem Weg durch den Bahnhof ſetzten ſich die Kundgebungen fort. Der große Platz vor dem Bahnhof war ebenfalls von unüberſehbaren Men ſchenmaſſen angefüllt, die noch lange Zeit nachdem die Verurteilten ſich entfernt hatten in erregter Stimmung zuſammenblieben. Der Praoteſt des Kölner Kardinals. Köln, 25. Jan. Se Eminenz Kardinal Erzbiſchof Schulte hat lt.„K. V.“ an den Hl Vater Pius 11. einen Proteſt gegen die bru⸗ talen Gewaltakte Frankreichs gerichtet, der durch die nicht nur über pflichttreue Beamte, die ſich weigern, Landesverräter zu werden, Frauen und Kinder diefer Beamten. Vater wurde gebeten, ſeinen Einfluß kürzung des frevelhaften von Frankreich erneuer⸗ ten Kriegszuſtandes einzuſetzen. Deutſcher Reichstag. Berlin, 25. Jan. grauſame Strafen verhängt werden, ſondern auch über die Der Hl. zur Ab⸗ i die u Der Reichstag trat heute faſt vollzählich zu⸗ 5 ſammen, entgegen den ſonſtigen Gepflogenheiten, daß am erſten Tage noch ein großer Teil der Abgeordneten noch nicht anweſeud iſt. Die Er⸗ regung die das deutſche Volk durchzittert, hat ſelbſtverſtändlich auch im Reichstag ihre Rück⸗ wirkung. Bei allen Parteien war lediglich die Beſetzung des„Ruhrgebiets Gegenſtand der De⸗ hatte. Einig war man ſich in der Empörung über dieſen neuen Verſuch, deutſches Gebiet entgegen dem Verſailler Vertrag zu beſetzen. Dieſer Stim⸗ mung kam auch der Reichsfinanzminiſter Her⸗ mers nach in ſeiner Rede über den Reichshaus⸗ haltsplan für 1923. Er wies auf die vallſtändige Zerrüttung der deutſchen Finanzen hin. Es ent⸗ flebe im ordentlichen Haushalt ſchätzungsweiſe 1 1 0 ü * alle ihr zu Gebote ſtehenden Mittel rrichtung eines gt ud Eiſentruſts hinzielte edingte Vorherrſcha 0 Die Reichsregierung w in d ſten Tagen mit einer größeren 1 000 erung den der zur Beſeitigung der wirtſchaftlichen Sch Ruhrbeſetzung an den Reichstag herantreten. Der Miniſter gedachte dann der Leiden der Be⸗ wohner des Ruhrgebiets. Die ohnehin nicht gusreichenden Lebensmittel würden zum Teil von dem Militär mit Beſchlagnahme belegt und die ohnehin außerordentlich hohen Preiſe würden weiter ſtart heraufgetrieben und die Verſorgung der Bevölkerung werde immer ſchwieriger. Die erfreuliche Hilfs⸗ und Opferbeceitſchaft dürfe ſich jevoch nicht auf Hergabe von Geld, Lebensmitteln und dergl. beſchränken, ſondern der Ernſt und die Not der Zeit zwinge das geſamte deutſche Volk zur Enthaltſamkeit, insbeſondere zur Ein⸗ ſchränkung aller Luxusausgaben! Dem werde ein in Vorbereitung befindliches Notgeletz Rech⸗ nung tragen. Zur Erleichterung der Milchver⸗ ſorgung für Kinder werde die Regierung drei Milliarden Mark anfordern. Von einer Bereit⸗ willigkeit der franzöſiſchen Regierung, Deutſch⸗ lands Lage objektiv zu würdigen, hätte man noch nie etwas gemerkt. Deutſchlannd könne vielmehr mit Fug und Recht gegenüber Frankreich den Vorwurf der fortgeſetzten Böswilligkeit erheben. Die franzöſiſche Regierung ſei jedem Verſuch einer direkten Ausſprache mit Vertretern der deutſchen Regierung und der deutſchen Wirtſchaft ausgewichen und habe damit jede Möglichkeit zur Verſtängigung vereitelt. 5 0 Durch das Haus ging nach dieſer Feſtſtellung des Miniſters eine lebhafte Bewegung. Der Mi⸗ niſter wies ferner auf die e 0 langwierigen Reparationsverhandlungenn „ ee hin die von deutſcher Seite im Geiſte der Ver⸗ ſtändigung bis zur äußerſten Möglichkeit trotz der Drohung mit der Beſetzung des Ruhrgebiets geführt worden ſeien. Mit erhobener Stimme erklärte der Miniſter, daß die deutſche Regierung mit unbedingter Entſchloſſenheit anwenden Gewaltpolitik Deutſch⸗ werde, um die Ziele der 95 0 Es wäre eine land gegenüber zu vereiteln. Schmach ſon dergleichen, wenn wir un⸗ ter dem Druck von militäriſchen Befehlen uns dazu zwingen laſſen ſollten, den franzöſiſchen Gewalthabern dazu behilflich zu ſein, Zahlungen oder Lieferungen aus dem beſetzten Gebiet her⸗ auszuholen. Entſchloſſener Widerſtand ſei ſchon deshalb nötig um mit einem weiteren Jrrglau⸗ ben einmal gründlich aufzuräumen, nämlich, daß man aus Deutſchland alles hergusholen könne, wenn man ihm nur die Daumenſchrauben an⸗ ſetze. Die Brutalität der militäriſchen Gewalt⸗ haber ſchrecken nicht vor der verabſcheuungswür⸗ digen Abſicht zurück, die Beamten einzuſchüchtern. Aber auch dieſer Verſuch werde zerſchellen. Wir ſtehen mitten in der Finſternis und ſehen nicht, wie lange der Leidensweg ift, den unſer Voll nach ſo vielen ſchweren Jahren noch weiter ins Ungewiſſe gehen muß. Aber wir ſind entſchlof⸗ ſen, mit der Ruhe des guten Gewiſſens dieſen Weg zu gehen, weil nur er uns zum Lichte und zur Freiheit führen kann. Wir werden der Ge⸗ walt nicht weichen. In dieſem Entſchluß iſt die Reichsregierung mit dem ganzen deutſchen Volke eins. Der Miniſter brachte noch einmal den ſchwer bedrängten Brüdern an der Ruhr den heißen Dank der Regierung zum Ausdruck Ihr leuchtendes Beiſpiel beſtärke uns in dem Mut zum Ausharren und zur Zuverſicht auf einen endlichen Sieg unſeres zuten Rechts. Wärmſten Dank und herzliche Anerkennung ſprach der Miniſter auch den un⸗ ier ſchwerſter Bedrückung arbeitenden Beamten und Angeſtellten aus. Das deutſche Volk— ſo ſchloß der Miniſter— ſchöpft ſeine Kraft aus den alten unzerſtörbaren Wurzeln unſeres Volkstums, aus der unver⸗ »rüchlichen Treue zum Reiche und Lande und aus der Stärke einer unüberwindlichen Liebe zu unſerem teueren Heimatboden. Lebbafter Beifall und Händeklatſchen auch auf den Tribünen, folgte der Rede des Miniſters. Als erfter ter in der Ausſprache kam der Die doe don Kcßhofen. Eine ſeltſame Geſchichte von Anna v. Panhuys. 15. gen herumärgern mußte. recht erſchienen, um das viel zu Kinderfräulein zu entlaſſen. nach ihr, und ſo unbequeme dem Hauſe. In der letzten Familie hatte die älteſte, ſie ſähe abſcheulich aus, ſo„gefärbtes“ Haar trüge ein denn daß das Haar gefärbt ſei, ſähe jeder, ſo helles Haar habe niemand, dem dunkle Augen und Das nei⸗ diſche häßliche Geſchöpf hatte ſie laut ausge⸗ ſie könne doch armen Kinderſräulein die Schönheit mit auf den Le⸗ bensweg gebe, die ſie einem reichen Mädchen, häßliche Haustochter zu ihr geſagt, anſtändiges Mädchen überhaupt nicht, dunkle Brauen im Geſicht ſäßen. lacht und ihm dann geſagt, nichts dafür, daß die Natur einem das nichts zu tun brauche, verſagt. Sie hatte natürlich ſofort ihren Bündel mit einem ſtolzen, ſpöttiſchen Lächeln aus dieſem ſchnüren müſſen, aber ſie ging dafür Haufe. Die Zeit, in der ihr dergleichen geſchah, lag hinter ihr, ſie war über Nacht ſelbſt Dame (Nachdruck verboten.) Die Stellungen, die ſie inne gehabt, ehe ein günſtiger Wind ſie hierher getrieben, waren fremdearm. Da war ſie nur das Kinderfräu⸗ lein geweſen, das ſich mit ungezogenen Bäl⸗ Lange hatte man ſie außerdem nirgends geduldet, der jeweiligen Hausfrau und Mutter war der erſtbeſte, oft an den Haaren herbeigezogene Grund gerade auffallende Den Damen war ſie zu ſchön, die Gatten guckten zu viel ö„Vergleiche“ ſchafft man am beſten ſo bald als möglich aus geworden. innerungsgedanken durch den Kopf gehuſcht. Anwillkurlich nächelte ſie. Das ermunterte den Doktor, weiterzureden. „Liebes Fräulein, mir brennt etwas auf der Seele, was ich Ihnen ſagen muß. Eher finde ich keine Ruhe, ehe Sie nicht wiſſen—“ In Ilſe brach der Uebermut durch. „Ach, Herr Doktor, müſſen Sie mich denn unbedingt in Ihr Vertrauen ziehen. Ich bin nämlich gar nicht neugierig veranlagt.“ Ter arme Doktor kam durch den Einwurf wieder aus dem Text, aber Ilſe dachte, die Haäuptſache iſt es, Zeit gewinnen, heute ſollte er die Frage, die ſie ja vorher kannte, noch nicht an ſie richten. Zappeln ſollte er, zap⸗ peln, ſie durfte ſich jetzt wohl ſo ein kleines Liebesspiel leiſten. Es machte ihr diebiſchen Spaß, ein wenig den großen, kräftig ausſehen⸗ den Doktor zu necken. Ehe aber Hans Kurſchmann ſich zum drit⸗ ten Angriff zu rüſten vermochte, kehrte Eliſa⸗ beth zurück. Da mußte er ſich für heute be⸗ ſcheiden; doch das nächſte Mal wollte er ſich Gewißheit holen, ob er hoffen durfte. Das war er ſeiner Ruhe ſchuldig. Er lief ja in der letz⸗ ten Zeit herum wie ein verliebter Student im erſten Semeſter. Nachdem er ungefähr noch eine knappe Viertelſtunde verweilte, verabſchiedete er ſich. Dankend hatte er noch vorher die Einladung der Schloßherrin, am nächſten Abend zum Tee zu kommen, angenommen. 5 Ein Liedchen ſummend, ſtieg er den ſanft abwär:s führenden Bergweg ins Dorf hinun⸗ ter. Wo ſich der Weg zur Landſtraße ver⸗ breitete, blieb er ſtehen und wandte ſich zu⸗ nenſpendende klare Tag doppelt zur Geltung brachte, in ſich aufzunehmen. Begeiſterung packte ihn. Wie hatte Mutter Natur dieſes Fleckchen Erde doch ſo reich bedacht! Wenn er ein be⸗ gnadeter Maler geweſen wäre, hätte er ſie wieder und immer wieder gemalt, die Heimat, bis ſeine Bilder allen Beſchauern von der Schönheit ſeiner Heimat gepredigt hätten. Wenn er ein Dichter geweſen wäre, hätte er in gleitenden, tönenden, alle Menſchen in den Bann zwingenden Verſen den Reiz der Heimat beſungen, bis in den Menſchenherzen die Sehnſucht nach den Taunusbergen ſo ſtark geworden, wie einſtens die Sehnſucht der aus dem Garten Eden verjagten erſten Menſchen nach ihrem Paradieſe. Ein Lächeln zuckte um ſeinen Mund, über dem ein kurzgeſtutztes braunes Bärtchen ſaß. Was ihm nur für Gedanken kamen. Wenn er ein Maler geweſen wäre! Wenn er ein Dichter geweſen wäre! Wenn, wenn! Er war aber nur der Landarzt Hans Kurſchmann, der ſelbſt, wenn er über das nötige Talent ver⸗ fügte, keine Zeit zum Malen und Dichten hätte erübrigen können. Er hatte ja ſo viel, in ſeinem Berufe zu tun, und wenn im Dorfe Eckhofen gerade kein Kranker nach ihm rief, ſo war er ſicher in einem der benachbarten Dörfer oder Gutshöfe anzutreffen, denn ringsum in der ganzen Gegend holte man glaubte an ſein Können, vertraute ihm, und das tat unendlich wohl. f Ein frohes, befriedigtes Aufatmen hob] ſeine Bruſt. ö 1 Er wollte gar nichts weiter ſein als ein rück, die Schönheit der Gegend, die der ſon⸗ Landarzt, er beneidete keinen ſeiner ehemali⸗ gen Kommilitonen, von denen einer in einer Großſtadtpraxis ſaß und ſich von nervöſen Großſtadtmenſchen eingebildete Leiden vor⸗ klagen laſſen mußte. Vater und Großvater hatten im kleinen dörflichen Doktorhauſe von Eckhofen gewohnt, ihre Kranken geheilt, auch viele dem ſtets auf der Lauer liegenden Tod überlaſſen müſſen, bis ſie dann ſelbſt zur Ruhe gegangen. S ſchliefen auf dem kleinen Dorffrfedhof, d Kreuze drüben von der Talſen kn ruhig herüberſchauten. f Hans Kurſchmann ſetzte den weiter. hauſe bleiben, bis er ſich zu Vater und Groß⸗ vater geſellte, und vielleicht würde ein Sohn nach ihm ſeinen Erdenplatz einnehmen. Landärzte eine Generation nach der ande⸗ ren und keiner darunter, dem der Ehrgeiz die Flügel hob, um ihn hinausfliegen zu laſſen aus der Dorfebene in die weite, große, lär⸗ mende Welt, hinaus auf den rieſigen Kampf⸗ platz, wo man ſich erbarmungslos und mit kräftigem Hieb zu einem durchfocht und dabei niedertrat, was ſchwächer war als ian ſelbſt und einem den Weg ver⸗ ſperrte. Blickte zurück und blickte in die Runde. Mit allen Sinnen nahm er abermals das Ge⸗ ſamtbild in ſich auf. ihn, wenn ärztlicher Rat vonnöten. Mane Auch er wollte im kleinen DD erhöhten Stand Wieder blieb der Doktor ſtehen. Gortſetzung folgt.) Alle Frauen lieben ſchöne Kleider. Darum färben ſie alles ſelbſt ee e i die be den ind. 5 Rheinlandkommiſfion. 1 100 rlangte ſchar⸗ til, Die Offen 0 f orderung, um erhinterziehung zu vereiteln. Dagegen die ungerechte Umſatzſteuer nicht weiter werden. Redner verlas dann eine An⸗ g an die franzöſiſche Propaganda im Ruhr, 0 Mittelpunft der Aktion ſei danach die Bearbeitung der Arbeiter. Es werde betont, daf die Gewerkſchaften gewonnen werden müßten Die Arbeiter gehorchten, ſo hieße es in der An⸗ weiſung, ihren Sekretären 1 dieſe müßten gewonnen werden. Die Arbeiter des Ruhrre, viers führen aber ihren Abwehrkampf nur fü die Republik und gegen die Zwangsherrſchaſt Redner fragte, wie lange die Ententemäüchte noch untätig zuſehen wollten. Die alleinige Schuld an dieſem Krieg im Frieden trage die Politik Poin⸗ cares. Der demokratiſche Abgeordnete Koch ⸗Weſer gab namens des Zentrums, der Deutſchen Volks⸗ partei, der Demokraten und der Bapyriſchen Volkspartei eine kurze Erklärung ab und bemerkte, daß es zwecklos ſei, zu den Einzelhei⸗ zen des Etats heute Stellung zu nehmen. In der wärtigen Politik ſei es richtiger, einmütig zu ndeln als zu reden. Die Regierung ſei dazu erufen, zu führen, aber niemand ſonſt. Die Haltung der Regierung in der auswärtigen Po- tik habe die Billigung der von ihm vertretenen Varteien. Allein in der Kraft und in ver Eir⸗ kracht des deutſchen Volkes liege ſeine Holiuung Deulſches Reich. die Die Eiſenbahn hat in der Zeit vom 1. April bis 31. Dez. 1922 einen Ueberſchuß von 2,89 Milliarden Mark gebracht. N . In Paris. 0 Man ſpricht von Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen Militär und Zivil. Ein Teil der Pariſer Preſſe beginnt eine ſcharfe Kritik.„Journal des Debats“ erinnert Poincare daran, daß er für Reparationen, icht aber für Eroberungen an die Ruhr ziehen wollte. Das„Echo de Paris“ bezweifelet, daß Poincare und Millerand die richtigen Männer ſeien die Frankreich jetzt brauche. Man wirft der Regie⸗ rung vor, daß ſie die Ruhr⸗Aktion mangelhaft vorbereitet und den Widerſtand nicht von vorn⸗ herein in Rechnung gezogen habe. Ein anarchiſtiſches Attentat. Paris, 23. Jan. Der Generalſekretär der franzöſiſchen Ligue d' Action ſrancaiſe Mariot lato, iſt geſtern nachmittag in der Redaktion der„Action Francaiſe“ von einer jungen An ar⸗ chi ſtin Germaine Berthon, die glaubte, Leon Dau det vor ſich zu haben, durch Revolverſchüſſe getötet worden. Die Mörderin verſuchte Selbſtmord zu begehen, verletzte ſich aber nur ungefährlich und wurde verhaftet. Die Tat ſoll aus Rache über den Tod eines Süngers na⸗ mens Lauff erfolgt ſein, der vor einigen Tagen in Reims infolge von Mißhandlungen geſtorben iſt. Die Royaliſten haben geſtern abend auf das Attentat hin die Redaktionen der„Oeuvre“, der„Ere Nouvelle“ und der„Humanite“ ge⸗ ſtürmt, wobei ſie mit Keulen⸗ und Stockhieben alles kurz und klein ſchlugen. Verhaftungen vorgenommen. Die„Action Francaiſe“ beſchuldigt Deutſchland, das Attentat veranlaßt zu haben. Deutſchland wird halt fü Alles verantwortlich gemacht! a Der deutſche Gegenwert des Goldfranken bei der Gebührenerhebung im Auslands⸗Paket⸗, Beitungs⸗, Telegramm⸗ und Fernſprechverkehr iſt mit Wirkung vom 22. Jauar an auf 5000.— Mk. feſtgeſetzt worden. nis iſt auch bei der Wertangabe auf Paketen und Briefen ſowie auf Käſtchen mit Wertangabe nach dem Ausland anzuwenden. Nähere Auskünfte erteilen die Poſt⸗ und Telegraphenanſtalten. Aus Nah und Fern. Frankfurt a. M., 23. Jan. Eine Fahrt mit der Straßenbahn ſoll künftig koſten: 2 Km. 80 Mark. 5 Km. 120 Mark, über 5 Km. 140 Mark. 5 0 Der Abzug der Amerikaner. Der Kommandierende amerikaniſche Gene⸗ ral Allen verabſchiedete in einem Befehl die amerikaniſchen Beſatzungstruppen. Er hebt her⸗ vor, daß mit tiefer Zuneigung in den Herzen für die Verbündeten und mit Sympathie für die früheren Gegner der höchſte Ehrgeiz der 7 00 855 geweſen ſei, Gerchetigkeit walten zu Aus Koblenz wird der.„Frkf. Ztg.“ ge⸗ chrieben,„Die Koblenzer Bevölkerung be⸗ auert die Zurückziehung der amerikaniſchen Truppen und das damit verbundene Ausſcheiden des Vertreters der Vereinigten Staaten aus der 25 Sie verbindet damit im 1 des Weltfriedens den Wunſch daß die eimkehrenden Amerikaner ihren Landsleuten i drüben offen von der politiſchen und wirtſchaft⸗ lichen Not de deutſchen Volkes erzählen, die ſie vier Jahre hindurch beobachten konnten, und an deren Linderung ſie mit beſtem Willen mitgear⸗ arbeitet haben. In dieſer Erwartung ſind die g e gern bereit, die Zeit der amerika⸗ niſchen Beſetzung in ihren Geſchichtsblättern nicht unter der Rubrik„Feind im Land,“ zu verzeichnen.“„ O Waunheimer Rleinviehmarkt. Am Klein⸗ viehmarkt betrug der Auftrieb: 152 Kälber, 115 Schweine 670 Ferkel und Läufer. Bezahlt wurden für 50 Kilo Lebendgewicht: Kälber 100150000, Schweine 190 bis 220000, Ferkel und Läufer pro Stück 3565000 Mk. Tendenz: mit Kälbern mittelmäßig, ausverkauft, mit Schweinen ruhig, Ueberſtand, Ferkel und Läufer ruhig, A Maonheimer Produktenbörſe. ö Prodi tenbörſe war die Tendenz ſeſt. Dennoch wurde das Geſchäft durch die ungeklärte polltiſche Lage be⸗ einflußt, Verlangt wurden filr 100 Kilogramm waggon⸗ 90 ab Mannheim für Weizen 85000 86000 Mk., für Roggen 71000 73000, Gerſte 63 000.67 000, ini. Hafer 40000 50000, Mais 368600. 90000, lofes Wiesheu 30000 81000, Luzernklechen 31¼%8, Preſſſtroh 27000 20000, gebundenes Stroh 24000 000, Weizenmehl N 40 200 105 koſtete 198000 Mk., Weizenkleie mit Sack ihr ten. 1 157 Viernheim, 27. Jan. Kath. Männer⸗Verein. Wie aus dem Annoncenteil erſichtlich findet unſer Famillen⸗ Abend am nächſten Sonntag Abend ſtatt; dies⸗ mal bereits um ½8 Uhr präzis, damit der Schluß um 11 Uhr, der pollzeilich angeordnet iſt, pünktlich ſtattfinden kann. Dem Ernſt der Zelt entſprechend iſt die ganze Veranſtaltung auch ernſtlich geſtimmt. Was wahre, echt Ehrlſtliche„Mutterllebe“ vermag, zieht in ergreifendem Sinne an unſeren Augen vorüber, und wird allen auf's neue die Wahrheit in's Herz hineinprägen:„So du noch eine Mutter haſt, dann danke Gott und ſei zufrieden“. Möchte doch kein Mitglied des Männer⸗Vereins für ſich und ſeine Familienangehörigen dieſe Stunden der Erbauung und gemütlichen Zuſammen⸗ ſeins verſäumen. Da elne Verloſung bei den heutigen Teuerungs⸗Verhältniſſen geradezu unmöglich iſt, wird ein kleiner Betrag als Ein- tritt für jede Perſon erhoben. Hoffentlich ver⸗ 900 1. morgen Sonntag, nachmittag 4 Uhr im Gaſthaus zum Löwen ſeine diesjährige ordentliche General⸗ verſammlung ab. zahlt Es wurden zwölf Dieſes Umrechnungsverhält⸗ fügt auch der diesjährige Familienabend wie die früheren über ein voll beſetztes Haus. Der Kath. Arbeiter⸗Verein hält —Anfallrenten⸗Erhöhung. Die Poſt mit Wükung vom 1. Dezember 1922 in vierfacher Höhe aus: alle Renten der gewerb⸗ lichen Berufsgenoſſenſchaften, der See-Verufs⸗ genoſſenſchaft, der Reichsausführungsbehörde für Unfallverſicherung und der Reichsbahndirektionen einſchl. Reichsbahngen eraldirektionen, ſofern die Anwelſungen vor dem 1. Dezember ausgeſtellt ſind und uber den 31. Dezember 1922 laufen. Erhöht werden jedoch nur ſolche Renten, die auf einen Geſamtbetrag von monatlich 800 Mk. oder mehr lauten. Die Nachzahlung für Dezember und Januar findet zuſammen mit der Februar⸗ zahlung ſtatt. Um Unſtimmigkeiten zu vermeiden, werden den in Betracht kommenden Renten⸗ empfängern in den nächſten Tagen die Quittungen für Februar einſchl. Nachzahlung durch die Briefträger zugeſtellt. Bei bestehenden Zweifeln wolle man Rückſprache beim Poſtamt halten. ö Oer Reichsbund der Kriegsbe⸗ ſchädigten hält morgen Sonntag Nachmittag 2 Uhr im Gaſhaus zur Germania eine Vor⸗ ſtandsſitung und um 3 Uhr eine Mitglieder⸗ verſammlung mit wichtiger Tagesordnung ab. (Siehe Inſerat). [] Neujahrskonzert des Männer⸗ geſangvereins. Der Verein wiederholt am Sonntag, 4. Febr. ſein Neujahrskonzert. Durch die Wiederholung ſoll vor allem den paſſiven Mit⸗ gliedern und Freunden des Vereins Rechaung getragen werden, welche auf Neujahr keine Plätze bekommen konnten. Näheres folgt in einem Inſerat. f* Die Vereinigung der Kleinland⸗ wirte hält morgen Sonntag Nachmittag 2 Uhr ihre Generalverſammlung im Gaſthaus zum Storchen ab. Näheres im Inſeratenteil. ö— Die Heſſ. Landes⸗Wanderbühne beehrt uns wieder am 7., 8., 9. Februar mit ihrem Gaſtſpiel und zwar kommen diesmal Sphakeſpeare„Romeo und Julta“, Leſſings „Nathan der Weiſe“ und Laronge„Dr. Claus“ zur Vorführung. Wir wünſchen der Wander⸗ bühne auch dlesmal ſo vollbeſetzte Häuſer wie bei ihrem Gaſtſpiel im Dezember vorigen Jahres. Näheres ſiehe Inſerat. * Turnerbund. Morgen Sonntag Nach⸗ mittag 1 Uhr Generalverſammlung im Gaſthaus zum Freiſchütz.[Slehe Inſerat. Sport— Atletik. Am vergangenen [Sonntag weilten die Mannſchaften des Stemm⸗ und Ringklubs in Waldhof zum fälligen Retour⸗ kampf mit dem dortigen Bruderverein. Die hieſigen erledigten Waldhof im Stemmen mit über 100 Punkten Vorſprung. Auch die Ringer⸗ mannſchaft konnte mit 6 Siegen als Steger heimkehren.— Morgen Sonntag findet der Großkampftag Mannheim⸗Nord— Viernheim ſtatt.(Siehe Zuſerat). Herr Wachtmeiſter Grimm wurde nach Großkarben bet Friedberg verſetzt. Mit ihm ſcheideſ ein allzeit pflichttreuer Beamter der Gendarmerle⸗Station aus unſerm Ort. * Radfahrerverein„Eintracht“, Die Generalverkammlung findet morgen Mittag halb 1 Uhr im Vereinslokal ſtatt. Kirchliche Anzeigen der ey. Gemeinde Viernheim. An der Sonntag, den 28. Januar 1923.(4. S. n. Eplph.) Vorm. 10 Uhr: Gottesdienſt. Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt. Abends 8 Uhr: Jugendvereinigung⸗ und Jung⸗ frauenverſammlung. Montag, den 29. Januar 1923. Abends 8 Uhr: Uebungsſtunde des Kirchenchors. Die Gottesdienſte werden in geheiztem i Raum gehalten. * 1 4 Gottesdienſt⸗Orbnung der katholiſchen Gemeinde Viernheim. Sonntag Septuageſime. ½½7 Uhr 1. hl. Meſſe. 8 Uhr 2. hl. Meſſe mit Predigt. 10 Uhr Hochamt mit Predigt. 10 Uhr Kinder ⸗Meſſe. 1 Uhr Kindergottesdienſt. 2 Uhr Andacht. Nach der Andacht Verſammlung der Jung⸗ frauen⸗Congregation. In der neuen Kirche an Werktagen: Montag: 7 Uhr beſt. S.⸗A. f. Mar. Froſchauer, Großeltern Gg. Adler, Ehefrau Magd. geb. Adler und Kaspar Froſchauer und Ehefrau Magd. geb. Hoock. 1/8 Uhr Requiem für den in Lorſch 7 Valentin Sax. Dienstag: 7 Uhr beſt. Amt für Joh. Haas 11, Ehefrau Kath. geb. Weidner und Angehörigen. 1/8 Uhr beſt. E.⸗A. für Alumnus Adam Hoock, Vater Franz Hooch und Angehbrigen. Mittwoch: 7 Uhr beſt. S.⸗A. für Math. Dewald 2., Ehefrau Eliſe Winkler, Söhne Franz und Michael, Tochter Anna geehl. Jäger. 8 Uhr beſt. S⸗A. für Michael Kempf 7., Ehefrau Eliſabeth Schneider, beiderſ. Eltern. Donnerstag: 7 Uhr beſt. Amt für Joh. Kühlwein 7., Eltern, Schwiegereltern und Anverwandte. 8 Uhr E.⸗A. für ledig 5 Juliana Renner, beſt. von ihren Schulkameraden. Freitag: 7 Uhr beſt. Amt für 1 Kongreganiſtin Anna Kempf, beſtellt von der Jungfrauen⸗ Kongregation. 8 Uhr beſt. Amt für 7 Kongregantſtin Juliana Renner beſt. von der Jung⸗ frauen⸗Kongregation. Samstag: 7 Uhr beſt. S. ⸗A. für Valentin Bugert, Ehefrau Eva geb. Müller, beiderf Eltera, 8 Uhr beſt. S.⸗A. für Franz Knapp, Ehefrau A. M. Kempf und Angehörigen. Am Montag und Freitag iſt bei den Engl. Fräulein; am Dienstag und Donnerstag bei den barmh. Schweſtern 7 Uhr hl. Meſſe. f Am Freitag vor dem 1. Amt findet die Weihe der Kerzen ſtatt. Am Samstag wird der Blaſius⸗-Segen ausgeteilt in der Reihenfolge: zuerſt Kinder, dann Erwachſene. Am Donnerstag ½6—7 Uhr Beichtge⸗ legenheit. Freitag abend 6 Uhr Herz⸗Jeſu⸗Andacht Nächſten Sonntag General- Kommunion für die Mitglieder der Jünglings⸗Sodalität. In der alten Kirche an Werktagen: Donnerstag: 7 Uhr beſt. S.⸗A. für mehrere Stlfter. Antererhebeſtelle Montag, Mittwoch und Freitag Zahltage, am Montag werden haupt⸗ ſächlich Amſatzſteuer⸗ Vorauszahlungen für das 3. und 4. Quartal, ſowie Brand⸗ ſteuer, Gerichtsgebühren und Strafen erhoben.. Einkommenſtever- und Kirchenſteuerbeſcheide werden an dieſem Tage nicht verrechnet. Kirchner. Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Betreffeud: Höchſtpreiſe für Brenn- und Heizſtoffe: Für den Kreis Heppenheim werden mit Wirkung vom 12. Januar 1923 ab folgende Höchſtpreiſe für Brenn- und Heizſtoffe feſtgeſetzt: Büch doe Mk. Feimußlohlen DI!!! 4500.— Mk. Eßnußkohlen Ill.. 4805.— Mk. Eßnußkohlen III... 4660.— Mk. Fett⸗Stückkohlen. 4435.— Mk. Mager⸗Stückkohlen. 4520.— Mk. Anthracitnußkohlen II.. 5210.— Mk. Anthracktnußkohlen III. 4795.— Mk. Gießereikokts. 4915.— Mk. Brechkoks-l. 5425.— Mk. Brechkoks Il. 5155.— Mk. Braunkohlenbriketts.. 2330.— Mk. Die Preiſe verſtehen ſich für elnen Zentner in Barzahlung frei vor's Haus des Verbrauchers. 155 Vom Eiſenbahnwagen abgeholt je Ztr. 22 Mk. billiger. a Fuhrenlieferungen von 30 Zentnern an ermäßigen ſich um 22 Mark für den Zentner. Die Preiſe für Eiform⸗ und Steinkohlenbriketts werden noch bekannt gegeben. Wer die feſtgeſetzten Höchſtpreiſe überſchreitet oder wer der Aufforderung der zuſtändigen Behörde zum Verkauf von Vrenn⸗ und Heiz⸗ ſtoffen, für die Höchſtprelſe feſtgeſetzt ſind, nicht nachkommt, wird beſtraft. Heppen helm, den 19. Januar 1923. Heſſ. Kreisamt Heppenheim. J. V.: Dr. Grosholz. Dle vorſtehende Bekanntmachung bringen wir hiermit zur Kenntnis unſerer Ortseinwohner. Den Kohlenhändlern wird genaue Heachtung empfohlen. Bekanntmachung. Betreffend: Ab lieferung des 3. und 4. Sechſtel der Getreideumlage aus der Ernte 1922. Unter Bezugnahme auf unſere Bekannt⸗ machung vom 2. Januar ds. Js. betr. Preiſe für Umlagegetreide aus der Ernte 1972, abge⸗ druckt im Verordnungsblatt Nr. 5 vom 11. Januar 1923, machen wir hlermit bekannt, daß das 3. Sechſtel des abzuliefernden Getreides ſofort und das 4. Sechſtel bis ſpäteſtens zum 31. Januar ds. Js. bei den zuſtändigen Sammelſtellen abzuliefern iſt. Heppenheim, den 16. Jauuar 1923. Heſſ. Kreisamt(Kommunalverband) Heppenheim Pfeiffer. Vorſtehende Bekanntmachung bringen wir zur Kenntnis der Intereſſenten. Wir erſuchen dringend die Ablieferung ſofort zu bewerkſtelligen, anſonſt wir gezwungen ſind das Beitreibungsverfahren gegen die Säumigen einzuleiten. Betr. Holzliſte. Die Holzliſte liegt vom Montag, den 20. dſs. Mts ab drei Tage lang zur Einſicht der Beteiligten und Entgegennahme etwaiger Einwendungen bei uns Zimmer 26 offen. Viernheim, den 27. Januar 1923. Heſſiſche Vürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Nutzholz⸗Verſteigerung. Freitag, den 2. Februar 1923, vorm. 9 Ahr werden im Gaſthaus zum Freiſchütz zu Viernheim aus den Domanicl⸗ wald⸗Diſtrikten Am Jägerhaus, Kirſchenſchlag und Renngarten verſteigert: Stämme: Akazie II- V Kl. 6 St. 1,92 Fm., Kiefern,(Schnittholz) II—IV. Kl. 10 St. 8,67 Fm. Weißtanne und Wey⸗ moutskiefern 1 V. Kl. 14 St. 4.37 Im. Kiefern V. Kl.(meiſt zu Sparren ge⸗ eignet) 10 St. 1,94 Im. Oerbſtaugen: Kiefer 550 St. 15,88 Im. Nutzknüppel: Kiefer: 136 Rm.(2,5 und 3 m lang, Legner u. Gartenpfoſten), ſowie 8,4 Rm. Akazien und Weymoutskiefern Scheit und Knüppel. 5 Heſſ. Oberförſterei Viernheim. Geſchäftliches. f Mit zehn Millionen Mark Kapital wurde von der offenen Handelsgeſellſchaft Lactowerk Gebr. Schredelſeker, Nahrungs⸗ und Genußmittel⸗Fabrik, die Lactowerk Aktiengeſell⸗ ſchaft gegründet. Es handelt ſich um eine Familiengründung. Den Vorſtand bilden die Herren Zureda, Merklinger, Schredelſeker jr. in Horchheim bei Worms. Dem Aufſichtsrat ge⸗ hören die Herren Schredelſeker ſen., Landtagsabg. R. A. Nuß, Worms, Bankier Kühling(Lüſcher & Co.) Baſel an. Junger ledig. Mann ſucht heizbares möbliertes Zimmer mit oder ohne Koſt. Gefl. Angebote an die Geſchäftsſtelle dieſes Blattes erbeten. Willſt du im Beutel nicht den Dalles So merk' dir Freundchen über alles: Am teuren Schuhwerk und am raren, Mußt Du durch Gummiſohlen ſparen! Biſt du in ehelichen Banden Die Stiefel deiner 12 Trabanten Beleg damit— auch die vom Eh'geſpenſt— Du ſparſt dabei, wie nirgend ſonſt! Doch merk': dieweil die Qualität Nicht ſelten äußerſt niedrig ſteht Sei zur Deviſe dir empfohlen: Verlang Diana-Gummiſohlen! Zu haben bei: C. Groß, Rathausſtr. 56 im Hauſe Roſental. Heute Samstag ab 8 Uhr: Fortſetzung des ſpannenſten aller —— Epiſoden⸗Filme ber biopendg Arista 5. fen Atte Die treibende Mine 6 Akte Ferner: Ein nächtlicher Beſuch. Spielplan für Sonntag ab 7 Uhr Das große Weltdrama Sodoms Ende Ein Drama in 5 ergreifenden Akten. a EDDIE POL 0 dem Hama gegen benermacnt Eddie Polo's Abenteuer im wilden Weſten. Demnächſt Harry Piel, Das ſchwarze Cuvert.