ſch, natürlich f dieſer Abend bleiben. pt. Wie wit Einheit hmittags in zu Gunſten veranſtalten, älde bekannt jau. ub Viern⸗ mit großem Zerlenkämpfe ing der zwe im Sonnta men zwlſchen ringen wird. überfülltem k. Wunder! ſprache, im likum leiden ährend dez den Ringer⸗ t. Im ein⸗ Viernheim 1 Vorſprung Mannheim um uns mit dann einen igen konnte t zu ſchlagen jeden buchen nktgleichheit intereſſanter! il! A. M. chweine⸗ erkauft 168 rkauft das Läufer das k. Nann Zimmer Angebote erbeten. und 5 pital⸗ geben. inen⸗ tühl⸗ Der„Viernheimer Anzeiger“ erſcheint wöchentlich dreimal: Dienstags, Donners⸗ un können und müſſen. Peſetzt hat. f ſeſpielt haben, käme dann Milch ufn 0 Reihe. Sobald die Bevölkerung des Viernheimer Nachrichten tags und Samstags.— Der monatliche Bezugspreis beträgt 450 Mk.— Durch die Poſt bezogen monatlich 600.— Mk. Redaktion, Druck u. Verlag: Joh. Martin N 13 Fete fer n Geſchäfts⸗Anzeiger 4 eimer 9. Viernheimer Zeitung— Viernheimer Bürger⸗Zeitung Erſte und älteſte Zeitung am Platze. Amtsblatt der Heſſ. Bürgermeisterei und des Polizeiamts Viernheim Inſerate finden im„Viernheimer Anzeiger wirkſamſte Verbreitung. e Henlt au das Donnerstag, den 1. Vereins⸗Anzeiger Anzeiger Viernheimer Volksblatt Inſeratenpreiſe: Die 10 geſpaltene Petit⸗ Zeile 50.— Mk. für lokale und 70.— Mk, für auswärtige.— Die Reklame⸗Zeile 200.— Mk.— Vei öfteren Wiederholungen Rabatt.— Beilagen: pro 1000 1000 Mk. Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 36 F .——————%—— Februar 1923 n Fenn. M. 40. Jahrg. Ruhrgebiet! Zeichnet das — Neulſche Ballsopſer!“ Neues in Kürze: Nach vorliegenden Nachrichten iſt ab 1. Febr. die Einfuhr von Kohle und Koks ins unbeſetzte Gebiet unterſagt. Im beſetzten Gebiet ſpielt man mit der Gründung der„rheiniſchen Republik“. Der am 30. Januar in Kraft getretene verſchärfte Belagerungszuſtand begegnet im Ruhr⸗ gebiete großem Wlederſtande. Auf der in Beuthen⸗Roſenberg gelegenen Heinitz⸗Grube ereignete ſich geſtern früh eine große Grubenexploſion. Ungefähr 600 Bergleute ſind in der Grube eingeſchloſſen. Bisher konnten 150 Mann geborgen werden, ferner 35 Tote. Im Wormſer Gebiet iſt ein Eiſenbahner⸗ ſtreik ausgebrochen. Der Viernheimer Anzelger nimmt Spenden für das Ruhrgebiet entgegen. Hilfe für das Nuhrland. Frankreich hat in ſeinem wahnſinni⸗ gen Haß das deutſche Volk zum Entſchei⸗ dungskampf herausgefordert und das deut⸗ ſche Volk hat den Kampf aufgenommen, der für unſer waffenloſes Vaterland nur in rückſichtsloſem Widerſtand gegen die feind⸗ lichen Erpreſſungen beſtehen kann. Rück⸗ ſichtslos gegen uns ſelbſt muß dieſer Wi⸗ derſtand ſein, denn die Not des Tages darf ihn nicht brechen, weil wir nur zwi⸗ ſchen der Freiheit und dem Unter⸗ gang unter franzöſiſcher Säbelherrſchaft zu wählen haben. Seit zwei Wochen ſtehen unſere Brüder im beſetzten Gebiet im Kampf. hre herrliche Haltung und ihr unbeugſamer Wille, dem deutſchen Vaterlande die Treue zu halten, ſind über jedes Lob erhaben. Aufgabe des übrigen deutſchen Volkes iſt es nun, ebenfalls ſeine Pflicht zu tun und deshalb gebührt dem Reichslandbund, der eine großzügige Hilfsaktion für die Bevöl⸗ kerung des Ruhrgebiets eingeleitet hat, un⸗ ſer Dank. An das geſamte deutſche Landvolk ergeht ſein Aufruf zur Tat. Von den Worten, die ihnen unſere Treue bekunden, können unſere Frontkämpfer nicht leben, wir müſſen uns ihnen mit Taten würdig zei⸗ gen. Stadt und Land im unbeſetzten Deutſch⸗ land haben den letzten Biſſen mit den Helden an der Ruhr und in Weſtfalen zu teilen. Das iſt das erſte und wichtigſte, was wir Der Vaterlands⸗ ebe und der Opferfreudigkeit des deutſchen Landvolkes ſind wir gewiß, zumal ſich bei hrer Tagung die geſamte Landbundjugend für die Durchführung verbürgt hat. Der Worte und Bitten bedarf es in Deutſch⸗ lands Schickſalsſtunde alſo nicht. Jeder Landwirt weiß, daß, wenn jemals Opfer zu bringen waren, fetzt das größte ſich on ſelbſt verſteht. Es bedarf ledig⸗ ich eines Hinweiſes darauf, wie die Hilfs⸗ ktion wirkſam gemacht werden kann. Darüber erfahren wir, daß der„Reichs⸗ andbund“ bei der Reichsregierung die Re⸗ gelung der Lebensmitteltransporte nach dem eſetzten Gebiet und ihre Tariffreiheit durch⸗ Die Regelung der Spenden⸗ ammlung liegt bei den Bundesorganiſa⸗ ionen im Reich. Sie müſſen und werden ofort das Noötigſte 1 9 Den Landwirten iſt zu empfehlen, daß ſie einzeln der zu mehreren an die Stationen ihre Ppenden waggonweiſe zur Verladung bring⸗ hen und ſi ichen Bünde einigen. hierüber innerhalb der ört⸗ Die notwendigſten ebensmittel ſind zunächſt Hülſenfrüchte, ö Protgetreide, Schlachtvieh und Kartoffeln, nd wenn die Transportverhältniſſe ſich ein⸗ uſw. an en Gebietes ausreichend mit Lebens⸗ ſorgt 1 ſoll die Belieferung Ind ebtete und netzen, franzöſiſchen Schritte betroffen werden. Die Anſchrift für alle Liebesgaben iſt: Landwirt⸗ F e Weſtfalen, Zweigſtelle Min⸗ en. Zum koſtenloſen Transport bedarf es des amtlich(evtl. Gemeindevorſteher) be⸗ ſcheinigten Vermerks: Freiwillig geſpendete Gaben zur unentgeltlichen Verteilung durch die Landwirtſchaftskammer in Weſtfalen als Ruhrhilfe.“ G. M. Zur Lage. Von Günther Macketanz⸗ Berlin. In ſeinem 1919 erſchienenen Buche: „Der Betrug am deutſchen Volke“(bei J. F. Lehmann, München) ſagte der Frhr. d. Liebig:„Aus dem 4. Auguſt 1914(dem engliſchen Botſchafter geſtand Bethmann ein, daß ſeine Politik wie ein„Kartenhaus“ zuſammengebrochen ſei) hat das deutſche Volk noch nichts gelernt, aus dem 9. Novem⸗ ber 1918, wie die Wahlen(zur National⸗ verſammlung) zeigen, auch nichts. Wie der Zuſammenbruch ausſehen muß, aus dem das deutſche Volk etwas lernt, wiſſen wir nicht; aber ſo viel iſt ſicher: Die Zuſammenbrüche werden nicht eher ihr Ende finden, als bis das deutſche Volk einmal aus ihnen lernt.“ Nicht nur dieſer Satz, nein, das ganze Buch könnte heute geſchrieben ſein.— Wenn es heute nur recht viel geleſen würde, da⸗ mit unſer Volk wenigſtens aus dem letzten Zu⸗ ſammenbruch, dem der Erfüllungspolitik, et⸗ was lernt! Die„Voſſiſche Zeitung“ fordert die „Pazifizierung“ der oberſchleſiſchen Grenz⸗ bevölkerung, auͤſtatt der ſo notwendigen He⸗ bung des Widerſtandswillens gegen die dro⸗ henden, neuen polniſchen Uebergriffe. Die⸗ ſes Blatt kann den Feinden die Anwendung von Gewalt ſcheinbar nicht leicht ge⸗ nug machen. Das„Berliner Tageblatt“ erklärt:„Einſichtige deutſche Wirtſchaftspo⸗ litiker haben, auch an dieſer Stelle(B. T.) einem deutſch⸗franzöſiſchen Zuſammengehen auf induſtrieller Baſis bereits ſeit langem das Wort geredet.“— Spotten ihrer ſelbſt und wiſſen nicht wie. Einſichtige Polttiker haben ſtets gerade auf die Unſinnig⸗ keit dieſer wirtſchaftlichen Verſtändigungs⸗ verſuche hingewieſen, weil Frankreich ohne Rückſicht auf ſeine Wirtſchaftslage rein macht volitiſche Ziele verfolat. Aber die einſichtigen Wirtſchaftspolitiker“ des„Ber⸗ liner Tageblattes“ haben in Deutſchland den Ausſchlag gegeben und deshalb kam der Ein⸗ marſch ins Ruhrgebiet, wie der Reichskanz⸗ ler vor dem„ehrbaren Kaufmann“ in Ham⸗ burg eingeſtehen mußte, für ihn und den Großteil des deutſchen Volkes„längſt vor⸗ hergeſehen und doch unerwartet.“ Des⸗ halb die verſpätete Erkenntnis, daß Frank⸗ reich nicht„wirtſchaftliche, ſondern poli⸗ tiſche Ziele im Auge“ habe. Ein verhäng⸗ nisvolles Wort! Verhängnisvoll, weil die politiſche Weisheit des„Berliner Tageblat⸗ tes“ den Deutſchen bisher immer„unerwar⸗ tet“ in die politiſchen Ereigniſſe hinein⸗ ſchlittern ließ. Und jeder Kanzler, der dieſe Gefahr nicht erkannte, iſt bisher geſcheitert! Ueber dieſen unerfreulichen Erſcheinun⸗ gen ſteht turmhoch der trutzige Widerſtands⸗ wille des erwachten deutſchen Volkes. Vor⸗ bildlich die Ruhrbevölkerung und ihre Ar⸗ beiterſchaft. Als Taten im Inland: Der Beſchluß der Bühnenleiter, keine welſchen Stücke mehr zu ſpielen, die Hotels beher⸗ bergen keine Franzoſen und Belgier mehr: die Feindesware wird verbannt, der Reichs⸗ Landbund hat eine großzügige Lebensmit⸗ tellieferung an die Ruhrbevölkerung einge⸗ leitet und die Landbundjugend ſteht mit ihrem heißen vaterländiſchen Denken dahin⸗ ter und wird für ihre Durchführung ſorgen. Schon zeigen ſich die erſten Erfolge unſeres Widerſtandes. Faſt täglich müſſen die Fran⸗ zoſen Zugeſtändniſſe machen und die Pa- riſer Blätter empfehlen bereits„Verhand⸗ lungen“. Dennoch, Poincaré vergreift ſich an den Lebensmitteln der Ruhrbevölkerung, er hat ſeine Hoffnungen noch nicht auf⸗ gegeben. Der Reichskanzler hat erklärt, es gibt kein Verhandeln, ſolange die Fran⸗ zoſen und Belgier im Ruhrgebiet ſtehen. Aber in der„Voſſiſchen Zeitung“(Nr. 35) empfiehlt Georg Bernhardt, als ſchriebe er in einem um Frankreich be⸗ ſorgten Blatt, bereits ebenfalls die Ein⸗ leitung von„Verhandlungen“. Wird ſich das deutſche Volk noch einmal von den jü⸗ diſchen Verhandlungsſchalmeien betören laſ⸗ ſen? Wenn der Zuſammenbruch der Erfül⸗ lungspolitik nun endgültig der letzte geweſen ſein ſoll, dann gibt es nur eine politiſche Weisheit für den Deutſchen, die ihm in dieſer Lage frommt: Das Kleiſtwort Aufruf 1 Der franzöſiſche Imperialismus hat entgegen den geſchloſſenen Velträgen freies deutſches Land im Ruhrgebiet vergewaltigt und ſo die Schranken durchbrochen, die die Verträge den Be⸗ ſatzungsmächten auferlegt haben. Welle der Empörung geht durch unſer Land. Damit iſt es nicht getan. Worte und papierne Proteſte ſind billig, Taten find unbedingt notwendig. Durch die Abſchnürung von der Kohle wird Arbeitsloſigkeit elnſetzen, eine ſchwere, trübe Zeit ſteht uns bevor. Wir müſſen große Not zu Opfer lindern, bringen, die über unſere durch Einbringung von Volksgenoſſen hereingebrochen die darf und Lebensmittel um iſt. Niemand Geld ſich ausſchließen. Wahre Vaterlandsliebe äußert ſich in Taten und in Opferfreudigkeit. Wir müßſen das Wenige, was vorhanden iſt, mit denen teilen, die garnichts mehr haben. Unſer Erb⸗ feind hat ſeine eiſerne Hand auf das Herz unſeres wirſſchaftlichen Lebens gelegt, um zum ent⸗ ſcheidenden Todesſtoß gegen uns auszuholen. verloren. Gelingt derſelbe, dann ſind wer alle rettungslos In dieſer ſchweren Stunde ſind wir auf Gedeih und Verderb miteinander verbunden. Wir kämpfen unſeren letzten Kampf, den wir mit aller Eutſchloſſenheit, Hin⸗ gabe und Opferwilligkeit zu führen genötigt ſind. Die Forderung iſt: Tätige Hilfe und der eiſerne Wille, unſeren bedrängten Volksgenoſſen zur Seite zu ſtehen. Ich richte daher an alle meine Mitbürger und Mitbürgerinnen die herzlichſte und drin⸗ gendſte Bitte, ihre Unterſtützung unſeren armen Volksgenoſſen nicht verſagen zu wollen und ihr Scherflein in dem Maße ihres Könnens beizutragen. Die Opferwilligkeit und Gebefreudigkeit hat ſich ſchon in wiederholten Malen in unſerer Gemelnde auf das Glänzendſte bewährt, ſodaß ich auch vorlfegendenfalls mit Beſtimmtheit darauf rechne, daß das edle Menſchenwerk mit Erfolg gekrönt werden wird, Zur Entgegennahme von Gaben iſt die Bürgermeiſterei, die Geſchäfts⸗ ſtelle des Viernheimer Anzeigers ſowle Herr Buchbindermeiſter Johann Schweikart dahler bereit. Der Bürgermeiſter: Lamberth. * aus der„Hermännsſchlacht“:„Ich wirr die höhniſche Dämonenbrut nicht lieben! So⸗ lang“ ſie in Germanien trotzt, iſt Haß mein Amt und meine Tu gen d Rache!“ 1 ö „Rettet den Mittelſtand.“ Der Brandenburgiſche Landbund (Nr. 3 vom 3. Januar) führt unter der obigen Ueberſchrift Beiſpiele für das ge⸗ waltige Elend des früheren Mittelſtandes hilfe. Das ganze deutſche Land bedroht er mit wirtſchaftlicher Not und Teuerung. Gewalt und Anrecht iſt unſerem Volke angetan worden. Eine und an. Die„regierenden“ Kreiſe verſagen dieſer entſetzlichen Not gegenüber völlig. Durch die Landbünde geſchieht ſchon viel zur Ab⸗ „Patenſchaften“ für Bedürftige und „Landbundküchen“ heißen die erloſenden Worte. Dieſe müſſen indeſſen noch viel mehr dem Bedürfnis angepaßt werden. Der bit⸗ terſten Not in der eigenen erreichbaren Um⸗ gegend ſoll und muß abgeholfen werden, nicht durch gelegentliche Spenden, ſondern durch regelmäßige Zuwendungen. Das kann jeder Landwirt, mindeſtens aber jeder mittlere und größere Beſitzer. Die eigenen Wirtſchaftsſorgen dürfen dabei nicht allzu ſehr mitſprechen. Es ſoll daher kein Land⸗ bündler verſäumen, ſich ſofort mit der Kreis⸗ organiſation nach dieſer Richtung hin zu verſtändigen oder ſich mit den Hausfrauen⸗ vereinen des Kreiſes, mit der Altershilfe uſw., in Verbindung zu ſetzen, um Zerſplit⸗ terung der Kräfte zu vermeiden. Es muß heißen: Kein Weg in die Stadt ohne einen gefüllten Ruckſack, keine Fuhre in die Kreis⸗ ſtadt, ohne ein entſprechendes Paket für den oder die Paten. Dieſe Tätigkeit iſt nicht nur eine Hilfe für die Notleidenden, ſondern auch ein Mittel, um die leider immer noch beſtehende Spannung zwiſchen Stadt und Land allmählich, aber ſicher auszugleichen. „Landarbeit muß auch Gemeinſchafts⸗ arbeit ſein!“ Stickſtoffpreiſe. Die mit Wirkung vom 12. Januar 1923 in Kraft getretene Erhöhung des Preiſes für rheiniſch⸗weſtfäliſche Fettförderkohle hat eine Erhöhung der bis auf weiteres hier⸗ auf abgeſtellten Stickſtoffdüngerpreiſe not⸗ wendig gemacht. Eine Verordnung des Reichsminiſters für Ernährung und Land⸗ wirtſchaft ſetzt die neuen Preiſe mit Wir⸗ kung vom 12. Januar 1923 feſt, nachdem der beim Reichsminiſterium für Ernährung und Landwirtſchaft beſtehende Düngeſtick⸗ A eh dieſer Regelung zugeſtimmt hat. Die neuen Preiſe betragen für 1 Kilo⸗ gramm Prozent Stickſtoff: Schwefelſaures Ammoniak, ge⸗ wöhnliche Ware 2 255.40 M. Schwefelſaures Ammoniak, ge⸗ darrt und gemahlen 2 309.20 M. Natronſalpeter 2 720.70 M. Die übrigen Salpeterſorten 2 255.40 M. Kalkſtickſtoff 2 007.00 M. Demnach ſind die Stickſtoffpreiſe rund um das 1700fache des Friedenspreiſes ge⸗ ſtiegen, während ein Doppelzentner Brot⸗ getreide zurzeit das 1260fache(bei vier Fünftel Umlage und ein Fünftel Markt⸗ getreide) erreicht hat, das iſt erſt knapp drei Viertel der Stickſtoffpreisſteigerung. l Anſere Ernährung. Von Oberfinanzrat Dr. Bang. Die Strangulierung der deutſchen Volksernährung iſt die eigentliche Sklaven⸗ kette von Verſailles. Hier iſt der Naſenring, an dem wir willenlos der für uns beſtimm⸗ ten Zukunft entgegengeführt werden ſollen. Es iſt offenbar, daß wir vor dieſer Zukunft— gegenüber der das Heute noch ein Himmelreich iſt— nur dann bewahrt bleiben, daß wir nur dann wieder hoch kommen und frei werden können, wenn trotz aller Schwierigkeiten und Hinderungen eine möglichſt weitgehende Verſelbſtändi⸗ gung der Volksernährung erreicht wird. Daß uns dazu nur eine Verbreite⸗ rung, Hebung und Förderung der land⸗ wirtſchaftlichen Erzeugung verhelfen kann, iſt ſo ſelbſtverſtändl'ch, daß dieſer Gedanke die Wege zu ſeiner Verwirklichung au⸗ ſterhalb jeder Parteipolitik ſtehen ſollte tere“ nich 8 iſ ia es de u gur geht und daß es der Prüfungen und Leiden noch nicht genug ſind. 1 Man kann vielmehr ſagen, daß un⸗ ſere marxiſtiſche e mit ihrem Haß gegen alle liegenden Werte bisher alles getan hat, um die Geſundungsbewegung zu unterbinden. Die Novemberperordnungen laſten genau ſo ſchwer auf der Landwirt⸗ ſchaft wie auf der Induſtrie und würden bei ihr noch viel zerſtörender gewirkt haben, wenn nicht eine geſunde wirtſchaftliche Selbſthilfebewegung eingeſetzt hätte, wie wir ſie vorbildlich 3. B. im Pommerſchen Land⸗ bund oder in der hervorragenden Schöpf⸗ ung und Leiſtung der Arbeitsgemeinſchaft Dithmarſchen vor uns haben. Da iſt gezeigt worden, was der deutſche Gedanke trotz aller Feſſeln und Verfolgungen vermag, wenn er nur will. 0 Verſailles hat unſere Ernährungs⸗ grundlage ſtark verkürzt, hat uns wertvollſte Ernährungsgebiete geraubt und uns zugleich gezwungen, in dem verkleinerten Deutſchland auf den Quadratkilometer mehr Menſchen zu ernähren, als es früher das reich be⸗ üterte, große Deutſchland nötig hatte(frü⸗ er 125, heute 128). Deshalb ſind heute 50 v. H. Deutſche, alſo die Hälfte unſeres Volkes, auf Einfuhr fremder Nahrungsmit⸗ tel angewieſen, falls ſie nicht der Unter⸗ ernährung, ja, z. T. dem Verhungern an⸗ heimfallen ſollen. Bei vorkriegsmäßiger Er⸗ nährung würde das einen Einfuhrbedarf oon etwa 11 Goldmilliarden ausmachen, nach heutigem Gelde etwa 30 Billionen Mark. Bei der Hungerernährung von heute rechnet die Regierung(Note vom 7. 4. 22) n Weurſchen offenvar immer noch z immer noch mit einem Minimaleinfuhrbe⸗ ö darf von 2,5 Milliarden Goldmark, das ſind 7—8 Billionen Mark. Unſere reine Nahrungsmitteleinfuhr iſt deshalb geſtiegen ö von 8 v. H. im Jahre 1913 auf 38 v. H. im Ordnung, vom Jahre 1921, und ſie wird im letzten Jahre ö noch weiter geſtiegen ſein. Der Wert der Nahrungsmitteleinfuhr umfaßt beinahe den geſamten Paſſivſaldo der Handelsbilanz. Ein wahrhaft erſchütterndes Ergebnis! Erſchwerend fällt bei der Landwirt⸗ ſchaft ins Gewicht ihr Mißbrauch durch die marxiſtiſche Zwangswirtſchaft, mit der un⸗ N ſere„billigen“ Induſtriearbeitslöhne er⸗ reicht, alſo unſer billiger Induſtrieexport bezahlt wurde. Iſt der Erfolg der Zwangs⸗ N wirtſchaft denn ein anderer als der, daß die Erzeugniſſe der nationalen Arbeit unter ö Wert ans Ausland gehen, ihm alſo z. T. ge⸗ ö ſchenkt werden? Auch die Getreideumlage kommt ſchließlich nicht den Deutſchen, ſon⸗ dern dem Auslande zugute! Dazu kommt die mehr und mehr auch in der Landwirt⸗ ſchaft hervortretende Wirkung des wirt⸗ ſchaftlichen Selbſtmords durch unſere marxi⸗ ſtiſche, auf Enteignung abgeſtellte Steuerge⸗ ſetzgebung und obendrein die geradezu teuf⸗ liſche, weil heimliche, Enteignung durch un⸗ ſer Falſchgeld, durch das auch und gerade in der Landwirtſchaft das Betriebskapital in einem Umfange zerſtört worden iſt, daß für die nächſte Beſtellung höchſt gefährliche Pro⸗ duktionsrückgänge zu befürchten ſind. Die Reichtumstäuſchung durch die heimliche Markzerkleinerung hat unter unſeren Bau⸗ b ern genau ſo lange vorgehalten und zur Vorkohrung allen. Wir baftsbilder geführt. wie unter den anderen Berufsſtänden. Auch in der Landwirtſchaft hat dabei der Geld⸗ ſchwund nicht nur als Wirtſchaftsſchwund, ſondern auch als Moralſchwund ge⸗ wirkt— ein beſonders ernſtes Kapitel! Denn Sitte und Volkstum haben ihre ſtärkſte Wurzel in der natürlichen Bodenverbunden⸗ heit. Wäre die Wurzel ernſtlich krank, ſo wäre alles aus. Die daraus ſich ergeben⸗ den Verpflichtungen für alle verantwortli⸗ chen Führer und Freunde der Landwirtſchaft 5 aber auch für alle anderen Volksteile liegen es uns nicht mehr über die Lippen. ö heute wiſſen wir— und wüßten wir es nicht, nur Ausdruck und Auswirkung des g und Vertreter den guf der Hand. ö avant Auf dem kürzlich in Köln abge⸗ haltenen Parteitag des rheiniſchen Zentrums hat der bekannte Zentrums⸗ abgeordnete Univerſitätsprof. La u⸗ ſcher, eine große Rede gehalten, in der er eiren umfaſſenden Ueberblick über die Kulturpolitik unſerer Tage gab. Wir geben der Wichtigkeit des Themas wegen die Rede nach dem Be⸗ N ö richt der K. V. im folgenden wieder. Von all den Nöten, die den deutſchen Men⸗ ſchen und das deutſche Volk bedrängen, drückt keine ſchwerer als ſeine geiſtige, ſeeliſche Not. Vor dem Krieg und mehr noch in der tücki⸗ ſchen Umarmung des nachher ſo treuloſen Siegerglücks war uns Geibels ſtolzes Wort, daß am deutſchen Weſen die Welt geneſen muß, ſehr geläufig, allzu geläufig. Heute will Denn ſo würde jeder neue Tag es uns in die Ohren ſchreien— daß dieſes deutſche Weſen ſelber krank, ſchwerkrank, todkrank iſt. Das iſt an unſerem furchtbaren Geſchick das Furchtbarſte, Es gibt aber etwas, was noch furchtbarer iſt. Das iſt die Verkennung der wahren Urſache, des eigentlichen Sitzes der Krankheit. Man muß ſehr kurzsichtig ſein, um nicht zu ſehen, daß jedem düſtern politiſchen, wirtſchaftlichen, ſozialen Problem unſerer Zeit ein ſittliches Problem ſteht, daß ſie einzeln und insgeſamt Maſ⸗ von der fittlichen lebendigen Chriſtentum der Geſinnung und der Tat ſind, der ſich im deutſchen Volke ſeit Jahrzehnten vollzogen hat. Wann ſind die Germanen ein Kultur⸗ ſenabfalls volk geworden, wann haben ſie den weltge⸗ ſchichtlichen Schritt getan, der ſie an die Spitze der europäiſchen Menſchheit führte? Als dem germaniſchen Wildling das Edelreis des Chriſtentums aufgepropft wurde, als die ger maniſche Kraft ſich vor dem Kreuze beugte. Und ſeit wann ſind ſie von dieſer ſtolzen Höhe herabgeglitten? Seit ſie dem Kreuze die Ge⸗ folgſchaft aufgekündigt haben. Und wo ſtehen wir heute?„In Fährden und in Nöten zeigt erſt ein Volk ſich echt.“ Ein deutſcher Dichter hat das Wort geprägt, uns Deutſchen von heute treibt es die Schamröte ins Geſicht! Das ſind Gedankengänge, denen man auf politiſchen Parteitagungen nicht allzu oft be⸗ gegnet. können ſie nicht befremden oder gar als un⸗ gebetene und unerwünſchte Gäſte abgewieſen Aber auf einer Zentrumstagung werden. Das Zen chriſtliche allererſt um iſt zu Die Kulturpartei. Pflege und die Verteidigung der chriſtlichen Kulturgüter, das iſt ſeine höchſte und weſent⸗ lichſte Aufgabe. Es kann dieſe Aufgabe nicht preisgeben, ohne ſich ſelber den Boden unter den Füßen fortzuziehen. Dieſe Aufgabe war es in erſter Linie, um derentwillen vor mehr als einem halben Jahrhundert die Zentrums⸗ partei gegründet wurde. Der einmütige Wille, eur Löſung dieſer Aufgabe zuſammenzuſtehen, if jederzeit das Band geweſen, das ſie zuſam⸗ inenhie n. Man hat das Zentrum oft genug eingeladen, ſich aufzulöſen und ſeine Anhän⸗ 9.* anderen politiſchen Gruppen zuzuführen, zu denen ſie nach ihrer wirtſchaftlichen und ſozialen Schichtung ge⸗ Ma donne zutyſickſchwockto and zuriick 5 b 0 wirtſchaftliche und ſoziale 2 Fahnenflucht, weil ſie höhere und höchf ker, die Güter der chriſtlichen Kultur, g den würde. Sie dürfen nicht ſchutzlos gelaſ⸗ ſen; nicht preisgegeben werden, ſie wären es aber, wenn ihre vornehmſten Träger, Reli⸗ gion und Kirche, in Staat und Reich nicht mehr den Schütz einer ſtarken Zentrumspar⸗ tei genießen würden. Darum brauchen wir das Zentrum, wir brauchten 0 g auch dann, wenn nicht gebieteriſche politiſche, Notwendigkeiten nach einer ſtarken Partei und Mitte riefen.“ Anderſeits aber folgt aus dieſem Sachver⸗ halt, daß das Zentrum nie verſagen darf, wo immer chriſtliche Kulturgüter der Pflege und des Schutzes bedürfen. Wo immer es gilt, die Gedanken und Grundſätze des Chxriſten⸗ tums im politiſchen, ſozialen und wirtſchaft⸗ lichen Leben zur Geltung und Durchführung zu bringen, da muß das Zentrum auf dem Plan ſein. Die Zentrumspartei hat ſich dieſer ihrer Aufgabe nie entzogen, ſie hat ſie nach beſten Kräften erfüllt. Und eben dadurch wurde ſie befähigt zu einer Politik, die Volk und Vater⸗ land zum Segen gereicht, eben dadurch iſt ſie eine im beſten Sinne des Wortes ſtaatserhal⸗ tende Partei geworden und geblieben. Wem verdankt es die Zentrumspartei, daß ſie nach der Umwälzung, mit der ſie nichts zu tun hat, mit ſo wundervoller Sicherheit ſofort die Ein⸗ ſtellung und Operationslinie fand, die uns die deutſche Einheit gerettet und den Bürger⸗ krieg verhütet hat? Einzig und allein der unfehlbar ſicheren Orientierung, die ihr die kriſtallklarxen Sätze der chriſtlichen Staats⸗ lehre darboten. Und das iſt nur ein, aller⸗ dings ein beſonders überzeugendes Beiſpiel dafür, wie echte Zentrumspolitik einfach in der Anwendung chriſtlicher kulturpolitiſcher Probleme beſteht. In der Frühzeit ſeiner Geſchichte hat ſich das Zentrum kulturpoli⸗ tiſch vor die Aufgabe geſtellt, den Angriff des omnipotenten Staates auf die Freiheit und ſelbſtändige Lebensentfaltung der Kirche ab⸗ zuwehren, den Angriff des ſich paritätiſch nennenden, aber ſcharf antirömiſch und anti⸗ katholiſch orientierten Staates gegen Rom und die katholiſche Kirche. Es war der Kampf, der unter dem Namen Kulturkampf in die Annalen der deutſchen Geſchichte eingetragen bleibt. In dieſer Form, mit der einſeitigen Angriffsfront gegen Rom, gehört der Kultur⸗ kampf der Geſchichte an. Heute haben wir einen anderen Kulturkampf zu führen. Heute gilt es den Anſturm auf jede poſitive Religion, auf das Ganze des Chriſtentums und der chriſtlichen Kultur abzuwehren. Das hängt zuſammen indirekt mit dem Maſſenabfall von der religiöſen Weltbetrachtung und Lebens⸗ anſchauung, direkt mit dem rieſenhaften An⸗ ſchpellen des Sozialismus, der für ſeine weſenttlich antireligiös eingeſtellte Kul turtheorie und Kulturpolitik der willigen Ge⸗ folgſchaft des Linksliberalismus in weitem Umfange ſicher ſein kann. Daß das Zentrum unter dem Zwang unabweislicher politiſcher Notwendigkeit ſich entſchließen mußte, mit dieſem Sozialismus eine politiſche Arbeitsgemeinſchaft einzugehen, die auf die Dauer nicht gelöſt werden kann, ohne daß alles in Trümmer zu gehen droht, das iſt eine wahrhaft tragiſche Lage, und eine immer wie⸗ * Cineuerung der Geſell Wenn wir auf die Geſellſchaft von heute blicken, ſo iſt gewiß vieles, was uns mit einer großen und heiligen Freude erfüllen muß; denn jede Kultur, jede echte Kultur, d. h. die Verkörperung desjenigen, was eine Zeit an. ſittlichen und ſozialen Kräften in ſich birg., iſt eine Freude für die Menſchen, denn es iſt eine Annäherung an Gott, an das größte und einzige Kulturideal, und jede Annähe⸗ rung an Gott bringt auch Freude, Frieden und Glück für die Menſchheit. Wenn man aber daneben hineinſieht, in die Tiefen der Geſellfchaft, aus der heraus der Schrei der Verzweiflung und der Armut gellt, und man ſchaut hinein in einen bodenloſen Abgrund der Verkommenheit, dann meint man wirk⸗ lich, man müßte, wenn die moderne ungläu⸗ bige Kultur uns die Frage vorlegte, die einſt Libanius an einen Chriſten ſtellte:„Was macht der Sohn des Zimmermanns von Na⸗ zareth?“ die Antwort geben:„Ich meine, er macht einen Sarg!“ Es hat in der Kulturge⸗ ſchichte Zeiten gegeben, die hoch geprieſen waren: ich nenne die Zeiten der franzöſiſchen Fönige. Das große Jahrhundert hat vieles ine gebracht, wovon die franzöſiſche Na⸗ * zum Teil jetzt noch lebt. Aber jene Tage d die Zeit, die folgte, haben auch den Keim elegt zum Verderben und zum Unglück jener Nation. Damals hatte es weniger Zeit und Schritte bedurft, bis die Macht des Unglau⸗ bens und der Sittenloſigkeit, die Voltaire, der Gottesleugner, und andere ausſäten, jenes entſetzliche Schauſpiel in der Notre⸗Dame⸗ Kirche hervorgerufen hatte, wo die raſenden * ſen— ich will nicht ſagen, was— auf den Altar erhoben und jubelten:„Dieſe go⸗ tiſchen Hallen haben heute zum erſten Male die Stimme der Vernunft gehört.“ Und ies dann ſpäter guss dien Abagvund die fran⸗ zöſiſche Revolution heraus⸗ und jenes Schafott emporſtieg, da war auf dieſem Schafott der letzte der Könige, der hier für die Sünden ſei⸗ ner Väter und für die Sünden ſeines Volkes büßte. Das war auch ein Sarg, und in die⸗ ſem Sarg ſank die damalige Geſellſchaft in den Abgrund des Elends. Gott möge ver⸗ hüten, daß ſolche Zeiten wiederkehren! Sie abzuwenden, dazu reichen die Kräfte dieſer Welt nicht aus. Eine Geſellſchaft ohne Reli⸗ gion, ohne Ideale, ohne ſittliches Leben kann wohl zerſtören, aber nicht aufbauen. Ein Volk ohne Gott iſt ein armes, ein verlorenes Volk!„Ein Volk“— ſo ſagte ein bedeutender Mann—„iſt im Verfall, wenn die drei Ele⸗ mente ſeiner Ziviliſation: Religion, Freiheit und Bildung, zurücktreten vor dem Streben nach Gewinn und Genuß.“ Wer einen Teil der heutigen Menſchheit auf dieſes Wort hin prüft, der kann ſich ernſter Bedenken und ſchwerer Befürchtungen nicht erwehren. So ſtehen wir denn zuſammen im Verteidigungs⸗ kampfe um unſer Höchſtes, was wir beſitzen. Sichern wir uns die Macht, mit der allein der Sieg errungen, die Welt überwunden und er⸗ neuert werden kann, jene Kraft, die am Pfingſttage aus der Höhe gekommen iſt: le⸗ bendiger, übernatürlicher Glaube, chriſtlicher ei vielen Nichtortsbürgern iſt heute das Stre⸗ ereitungen ſollen jetzt ſchon getroffen rd amtt die Ortskohlenſtelle mit Beginn 1 0555 Wirtſchaftsjahres in Funktlon treten ann. N 15 a Punkt 4. Der Antrag eines auswärtigen Zeitungsverlags, ſich als„Amtliches Verkündi⸗ gungsblatt der Bürgermeiſterei“ bezeichnen zu dürfen, wurde vom Gemeinderat auch in heutiger Sitzung mißbilligt. Dem Weinheimer Verleger wird bedeutet, daß er ſich in unrechtmäßiger Weiſe einen Titel zulegt, der zu unlauteren Geſchäfts⸗Manipulationen geeignet und daher ſtrafbar iſt. Herr G. R. Kirchner kennzeich⸗ nete die Situation noch im beſonderen u. geißelte die Taktloſigkeit, was man dem katholiſchen Viernheim alles zu bieten wagt. Ein Blatt, das kaum über einige Dutzend Abonnenten ver⸗ fügt, deſſen Wertloſigkeit für hier ſeine Spalten ſelbſt beweiſen, ſtempelt ſich aus eigenem Er⸗ meſſen zum Amtsblatt der Gemeinde Viernheim. Die Bürgermeiſterei wird beauftragt, die Rechte der Gemeinde zu wahren. Punkt 5. Holzdiebſtähle im Gemeindewald am Wieſenweg, hier Verkauf des Waldes. Obwohl eine Anzahl Tannen ſchon geſtohlen wurden kam das Kollegium dennoch zu der Anſicht, daß es zur Zeit nicht ratſam iſt den Wald zu verkaufen. Das Forſtperſonal ſoll zur ſchärferen Ueberwachung angehalten werden. Punkt 6. Anſtellung eines weiteren Büro⸗ beamten bei der Gemeindeverwaltung. Die Arbeiten der Bürgermeiſterei haben eine bedeu⸗ tende Vermehrung erfahren. Dazu kommt noch, daß bei der Geldentwertung die Gelder pünkt⸗ licher eingezogen werden müſſen. Die Notwen⸗ digkeit einer welteren Hilfskraft wird auch vom Kollegium voll anerkannt. Es wurde beſchloſſen, die Stelle auszuſchreiben und hiernach dem be⸗ fähigſten Bewerber dieſen Poſten zu übertragen. Dieſer muß hauptſächlich guter Stenograph und Maſchinenſchreiber ſein. Unter Punkt„Verſchſedenes“ gedachte der Herr Bürgermeiſter zuerſt der Ruhrbeſetzung, die die Lage noch weiter verſchärft und unſer teueres Vaterland noch tiefer in den Abgrund reiße. Um die unſäglichen Leiden unſerer Volksgenoſſen einigermaßen zu lindern, muß auch die Gemeinde ihr Scherflein dazu beitragen. Im weiteren verwies der Bürgermeiſter auf den ſchon erfolg⸗ ten Aufruf an die Einwohnerſchaft, worin er zur vaterländiſchen Tat und Opferbereitſchaft auffordere. Das Kollegium iſt ſelbſtverſtändlich dafür, daß die Gemeinde einen entſprechenden Betrag, der noch näher feſtgelegt wird, bereit⸗ ſtellt.— Ein weiterer Punkt betraf bie geſtoh⸗ lenen Geigen in der Schillerſchule, welche nach dem heutigen Beſchaffungswert ungefähr 64200 Mk. und 75000 Mk koſten. Dem Geſuch der beiden Herren Lehrer, um vorlagsweiſe Geneh— migung der Mittel zur Wiederbeſchaffung, gab das Kollegium ſelne Zuſtimmung.— Eine hoch⸗ erfreullche Mitteilung konnte der Herr Bürger⸗ meiſter ferner noch machen, daß der Marmelade⸗ prozeß mit dem Kommunal⸗Verband, zugunſten der Gemeinde entſchleden wurde. Die öffent⸗ liche Sitzung hatte damit ihr Ende. Lokale Nachrichten. * Viernheim, 1. Febr. * Der Katholiſch⸗Kaufmänniſche Verein hält heute einen Vereins⸗Abend mit Vortrag ab. Die Mitglieder werden hierzu herzlichſt eingeladen. orbereitu d f le 0 raft beſonders in der Familie!.. r die Erneuerung der Geſellſchaft im ſte ünd in der Kraft Ehriſti beginnen. ona ventura Krotz O. Pr.: c 3 Licht. Herder Freiburg.) Gemeinderatsſitzung zu Viernheim am 30. Januar 1923. Anweſend: Herr Bürgermetſter Lamberth und 19 Gemeinderäte. Die Tagesordnung Pourde wie folgt erledigt: ö Punkt 1. Erhöhung des Einzugsgeldes. hen vorhanden, das Ortsbürgerrecht zu erwerben. Piele glauben eben, daß es die beſte Kapitals⸗ anlage iſt, wenn man Bürger der Gemeinde wird. Nach dem Einkaufsgeld gegen früher nd dem Geldwert von heute war es bis in Hie letzte Zeit ſehr leicht möglich, in den Genuß eines Ortsbürgers zu kommen. Wenn auch die Wartezeit auf 10 Jahr bemeſſen iſt, ſo ergibt ſich doch die Frage, ob es für die eingeſeſſenen Ortsbürger nicht zu ſehr nachteilig iſt, wenn der Kreis der Nutzungsberechtigten immer größer wird. Die Kommiſſion hatte darum Bedenken und ſchlug vor, über die bereits feſtgelegte Er⸗ Pöhung von 100 000 Mk. noch hinauszugehen. Der Mehrheit kam der Kommiſſions⸗Vorſchlag echt ſympathiſch und ging auch noch über dieſen inaus. Herr G.⸗R. Zöller ſtellte den An⸗ rag, das Einkaufsgeld auf 500 000 Mk. feſt⸗ zuſetzen. Nachdem der Herr Bürgermeiſter da⸗ von Kenntnis gegeben hatte, daß gegen den erſt⸗ gefaßten Beſchluß, das Einzugsgeld auf 100000 Mk. zu erhöhen Einſpruch erhoben ſei, und zwar von Herrn Jörns, rät der Herr Bürgermeiſter, von einem übertriebenen Hinaufgehen abzuſehen. Die Gemeinde ſei berechtigt, den 25fachen Be⸗ rag des Friedensſatzes in Anrechnung zu bringen. Perr Zöller machte dann einen Vermittlungs⸗ vorſchlag von 350 900 Mark. Die Mehrheit Zentrum) ſtimmte für den Vermittlungsvorſchlag. Punkt 2. Einführung der Lernmtttelfreiheit. s lag ein Antrag vor, der die volle Lern⸗ mittelfreiheit wieder eingeführt wiſſen wollte. Herr Bürgermeiſter Lamberth konnte ſich für dieſen Antrag nicht entſchließen, da er die Ge⸗ einde um Milltonen leichter machen würde. Den gleichen Standpunkt nahm auch die Zen⸗ rumsfraktion ein. Aus den Reihen des Zen⸗ rums wurde jedoch der Wunſch laut, der auch n der Kommiſſion vertreten wurde, daß man den Kindern bedürftiger Familien die Lernmittel beſchaffen muß. Um eine Kontrolle zu haben, geſchehe dieſes am beſten durch Ausſlellung einer Beſcheinigung, dann ſei jeglichem Mißbrauch zum Schaden der Gemeinde vorgebeugt. Für die Antragſteller ſpricht Herr G.⸗R. Schneider, der deſſen Annahme empfahl, die Mehrheit ent⸗ chied ſich jedoch für die Beſchaffung der Lehr⸗ ittel nach den Vorſchlägen der Finanzkommiſſion. Punkt 3. Neubildung der Ortskohlenſtelle. Ein diesbezüglicher Antrag verlangt, daß behufs iner beſſeren Vertellung der Kohleu eine Orts⸗ ohlenſtelle gebildet werden ſoll. Das bisherige Bezugsſchein⸗Syſtem gäbe keine Gewähr, daß die Kohlen ordnungsmäßig verteilt werden. Auch allen jenen, die nicht in der Lage wären ſich nit ganzen Fuhren einzudecken, müßte Gelegen⸗ eit geboten werden, ſich nach hien Verhält⸗ iſſen zu verſorgen. Vonſeiten der Zentrums⸗ aktion fand dieſer Antrag wärmſte Unterſtützung. ee 2 eee. F Katholiſcher Arbeiter ⸗ Verein. „Wir haben einen neuen Präſidenten. Es lebe der Autorltätsgedanke.“ Das Haupt⸗ reſultat der Generalverſammlung iſt ſo auf die kürzeſte Formel gebracht. Mit großer Stimmen⸗ mehrheit wurde Herr Jakob Schloſſer zum Präsidenten gewählt. Er hat im Verlauf der Verſammlung ſeinen Wählern Proben ſeiner Energie und klaren Umſicht des öfteren gegeben. — Es lebe der ſo ziale Gedanke. Im letzten Jahre wurde ſchwer gearbeitet in der Bezugs⸗ vereinigung. Wleviel Nutzen den Mitgliedern gewährt wurde, davon haben Außenſtehende keine Ahnung. Der kathol. Arbeiter⸗Verein war mit 40 Mann betelligt an der Nothilfe. So wird hier geſchafft zum Wohl des Volkes und der Gemeinde, nicht mit Phraſen und Forderungen durch Taten. Es lebe das Vaterland! In der Stunde ſchwerſter Not ſchwören die kathol. Arbeiter unverbrüchlich Treue dem deutſchen Volk und Vaterland, inſonderheit unſeren Brü⸗ dern am Rhein und an der Ruhr.— Wir wollen ſein lein einig Volk von Brüdern in keiner Not uns trennen und Gefahr.— Wir wollen frei ſein wie die Näter waren, und lieber Tod, als in der Knechtſchaft leben.— Wir wollen trauen auf den höchſten Gott und uns nicht fürchten vor der Macht der Menſchen.— So gehe jeder ſeines Weges ſtill, und werb im ſtillen Freunde für den Bund. Und was in Zukunft muß er⸗ duldet werden, erdults! Laßt die Rechnung der Tyrannen anwachſen, bis ein Tag die all⸗ gemeine und beſondere Schuld auf einmal zahlt! Es lebe die katholiſche Tat! Winter ⸗ Konzert. Am Samstag, den 3. Februar 1923 hält die Tanz⸗ und Ver⸗ gnügungsgeſellſchaft„Edelweiß“ im großen Karpfenſaal ihr diesjähriges Winter ⸗Konzert ab. Dem Vorſtand iſt es gelungen, für den Abend ein reichhaltiges Programm zuſammen⸗ zuſtellen, ſo daß man auf einen genußreichen, mit geſundem Humor gewürzten Abend rechnen darf. Unter den Mitwirkenden wird uns noch außerdem unſer altbekannter, einheimiſcher Humoriſt, Herr Jakob Müller, mit einigen ſeiner neueſten Schlager beehren. f „Zum goldenen Karpfen“, K——, der Liebling Viernheims, ſteigt auf die Bretter.(S. Inſ.) +Hilfskaſſe des Reichsbundes. Morgen Freitag Abend Generalverſammlung im „Kaiſerhof“. Siehe Inſerat. der Viernheimer Anzeiger erhöht ſeinen Bezugs⸗Preis ab 1. Februar auf 800.— Mark. D 2230 Die Mannheimer Zeitungen ſetzten ihre Bezugspreiſe für Februar wie folgt feſt: Mannheimer Tageblatt 2400.— Mannh. General-Anzeiger und Neue Bad. Landes⸗Zeitung vorausſichtlich auf 2800 bis 3000 Mk.— Der„Weinheimer Anzeiger“ er⸗ höhte den Monatsbezugspreis auf 1800 Mark. * Vom Sterben der Zeitungen. Der in Lindenfels erſcheinende„Odenwälder Anzeiger“ wurde am 1. Januar eingeſtellt.— Der„Berg⸗ ſträßer Bote“ in Zwingenberg hat ſein Erſchei⸗ nen ebenfalls einſtellen müſſen. U 9 Milchpreis⸗Erhöhung. Nach einer vorliegenden Bekanntmachung mußte der Milch⸗ preis erhöht werden. Erhöhung des Druckpapierpreiſes. Der Druckpapier⸗Verband hat den Preis für das Kilo Zeitungspapier von 593 Mark auf 1170 Mark erhöht. Ein Wort darüber zu verlieren, dürfte dieſe Tatſache nur entkräften. Bekanntmachung. Betr.; Erhöhung des Milchpreiſes. Ab J. Febeuar 1923 wurden folgende Milch⸗ .. 250.— Mk. „ 1„ ab Odenwälder Aufkäufer 287.50 Mk. „ 1„ ab Sammelſtelle. 330.— Mk. Viernheim, den 1. Februar 1923. Heſſiſche Vürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. prelſe feſtgeſetzt: für 1 Ltr. ab Stall Infolge des Eiſenbahnerſtreins iſt unſere Korreſpondenz heute ausge⸗ blieben. Drum auf, N N N n e ECC e AAB U-A Aker Nr ED ASB An L neER ine ö Næch NogD-, ZENTRAI.- UND So- 7 8 0 95 N 5 15 12 1 64255 0 i 7* 75 l 5 AFRIKA, OSTASMEi USW. [Sillige Befsrderungũber deutsche und ausländische Höfe.— e ee II Klasse mit Spelse- und Redchs aal. Erstklassige Saſon- u. Kalütendampfer Etwa würdentliche Abfahrten von Mans une NACH NEW Vonk ˖ Ausxunpte und Orne ksachen dure NAM SURG- AMERIKA LINIE Hans und deren Vertreter in: Viernheim: Johann Schweikart Rathaus- Strasse 16 7 Gebetzeiten der jüdiſchen Gemeinde. 3. Februar 17. Schebat Sabat⸗Anfang 45 Uhr Morgen 830 Uhr Nachmittag 350 Uhr „ Abend 61 Uhr Wochentag⸗Abend 600 Uhr „ Morgen 700 Uhr Wchenabſchnitt B'ſchallach 0 ö Die Glocke von Eckhofen. Eine ſeltſame Geſchichte von Anna,; e eee v. Panhuys.* 17.(Nachdruck verboten.) Eliſabeth von Valberg ſah klug und auch hübſch aus, ihre jüngere Freundin aber ſchien aus einem Märchenbuche herausgeſchnitten zu ſein, denn ſo ſüß und blond und lieblich wa⸗ ren die Feen und Elfen in den Märchen⸗ büchern. Ilſe lachte innerlich. Beim Himmel, die⸗ ſer Münchener Maler, der eigentlich äußerlich mehr einem Offizier oder Landjunker glich als einem Vertreter ſeiner Kunſt, ſtarrte ſie ja förmlich verblüfft an. „Ich habe Herrn von Brunkendorff ſchon mitgeteilt, daß ich dich als unſeren warnenden guten Schloßgeiſt gemalt wünſche, liebe Ilſe“, ſagte Eliſabeth, nachdem ſie die beiden einander vorgeſtellt, und ſchob ihren Arm durch den der Jüngeren.„Und nun, da Herr von Brunkendorff dich geſehen, ſchlage ich vor, wir zeigen ihm, bevor wir zu Tiſch ehen, auch gleich die richtige ſchöne Polin, das heißt ihr Bild.“ Der Maler war ſofort einverſtanden, und a Bab man ſich denn zu dritt in den Ahnen⸗ aal. Eliſabeth hatte dieſen Saal ſeit jenem Tage, da ſie darin mit dem alten Valentin zuſammengetroffen, nicht mehr betreten. Das Bild der Brunislawa hing ziemlich weit links, und zwar in einer matten Beleuchtung, ie ihm etwas ſeltſam Anziehendes Verſſeh weiten Wellen um das ſchöne Geſicht und um Eigenſchaft als Kinderfräulein entgegengetre⸗ roſiges Antlitz zu heben, in dem ſchwarz⸗ ſamtene Augen wie milde dunkle Sterne glänzten. Die hellblonden Haare fielen in die ſchmalen Schultern und hingen, wie flok⸗ kige Seide über das weiße Gewand, das nicht die geringſte Verzierung aufwies. Auch war auf dem Bilde der ſchönen Polin nicht das winzigſte Schmuckſtück zu entdecken. Eliſabeth fand die Aehnlichkeit zwiſchen Ilſe und der auf dem Bilde Dargeſtellten nun doch noch größer, als es ihr vordem geſchie⸗ nen, und der Maler äußerte ſich, er ſei ſehr erſtaunt. „Wenn ich nicht ſähe, daß dieſes Bild ſchon über hundert Jahre alt wäre, ſo würde ich wirklich glauben, Sie hätten dem Maler dazu geſeſſen, nur habe er ſie nicht vollſländig getroffen, gnädiges Fräulein, ſagte er und ſein ſchönheitsaufſaugendes Malerauge ſtreifte über Geſicht und Körper des jungen Mäd⸗ chens hin. i „Gnädiges Fräulein!“ Die Anrede gefiel Ilſe Haldow. Dumm, daß der Doktor ſie nicht auch ſo anredete, aber das kam daher, weil ſie ihm zum erſten Male noch in ihrer ten war, während ſie dem Maler von Anfang an als Freundin der Schloßfrau galt. Das war ein großer Unterſchied. Eliſabeth e 0 bei der Anrede„gnädiges Fräulein“, die Ilſe zuteil wurde, auf, doch gleich fiel ihr ein, daß der Maler ſich von ſeinem Standpunkte aus ja gar keiner ande⸗ bemerkte ſie, mit welcher ruhi ſtändlichkeit Ilſe dieſe ihr d ren bedienen konnte, aber mit Verwunderung Selbſtver⸗ W ch völlig unge⸗ Wie aus einem ganz unnatürlichen, feinen wuhigen Dämmern ſchien ſich ei ſhönes Wehe Anede ee Sie hat das Zeug dazu, Dame zu ſein, dachte Eliſabeth flüchtig. Lothar von Brunkendorff ſchenkte bei die⸗ ſer Gelegenheit auch den anderen Bildern eine kurze Aufmerkſamkeit, dann aina man zum Mittagsmahl, das heute mit Rückſicht auf die Ankunft des Malers ſo ſpät angeſetzt war. Bei Tiſch hatte Lothar Brunkendorff Ge⸗ legenheit, die beiden Frauen eingehender zu beobachten. Frau Eliſabeth gefiel ihm, trotzdem ihr Weſen von einer etwas zu kühlen Freundlich⸗ keit war, doch beſſer als die ſo liebenswürdig lächelnde Ilſe. Und es durchzuckte ihn auf⸗ fällig, weshalb die Schloßfrau ſich der ſchönen jungen Freundin gegenüber ſelbſt ſo ſehr in den Schatten ſtellte. War die weibliche Eitel⸗ keit in ihr ſo wenig entwickelt. Die Jüngere hatte ſicher nicht verfehlt, erſt gründlich vor dem Spiegel auszuproben, auf welche Art ihr Blondhaar am kleidſamſten das Geſicht um⸗ rahmte. Klein⸗Herbert ſaß nicht mit am Tiſch, er hatte, um nicht aus der Ordnung zu kommen, ſchon vorher gegeſſen, aber gleich nach dem Mahl kam er herein und ohne Scheu gab er Lothar von Brunkendorff die Hand. „Du kannſt Bilder malen, nicht wahr?“ fragte er, und als er die Antwort erhielt:„Ja, mein Junge“, ſagte er vergnügt:„Ach, dann male mir auch ein paar, bitte aber recht bunte, und dann zeige mir, wie man das . ich will dann auch gleich welche ma⸗ zig zwitſcherte der Kleine ſe 3. Man unterdrückte e i vor de Lothar Brunkendorff zog den Kleinen dicht zu ſich heran. „Weißt Du, Herbert, ich male nur ſehr langſam, und da würde es ziemlich lange dauern, bis ich ein paar Bilder fertig kriege, aber ich gebe Dir Farben und einen Pinſel, und da malſt Du Dir ſelbſt welche, ſo viele Du willſt.“ Der Kleine ſtrahlte über das ganze Geſicht und fragte:„Haſt Du die bunten Farben in der Taſche?“ Der Mann lachte nun doch. „Nein, aber in meinem großen Farbkaſten, den ich aus München mitgebracht habe; Du kannſt ja nachher mit in mein Zimmer kom⸗ men, damit ich ihn Dir zeigen kann.“ Die Ausſicht begeiſterte den Kleinen vol⸗ lends, und eine Viertelſtunde ſpäter ging er, ſein Händchen feſt in die Hand des Malers ſchiebend, mit dieſem auf das Zimmer. Halloh, gab das einen Jubel und ein Staunen, als ihm nun gezeigt ward, was alles dazu nötig war, ein Bild zu malen. Nun wollte Herbert aber gleich anfangen, die Malerei zu erlernen, und wehrte ſich kräftig, als ihm ein kleiner Aufſchub vorgeſchlagen wurde. 15 Zum Glück fand Lothar Brunkendorff in 1 Koffer ein Schächtelchen mit leiſtiften, er ſchenkte ſie ſeinem neuen Schü⸗ ler, der dafür auf die 1 verzichtete, was Brunkendorff mit Rückſicht au welzen Anzug ſehr ratſam ſchen. Gortſebung folgt) 4 bunten , Auna von Akane. (Zu ihrem 70. Geburtstag.) Anna von Krane beheht am 26. Januar 1923 ihren 70. Gebur Rag. Sie iſt vielen Tauſenden von Leſern als Erzählerin inhalts⸗ reicher, erhebender Legenden und Romane bekannt, und die Leſer würden es nicht ver⸗ ſtehen, wenn der Ehrentag ohne einen Blick auf das reiche Lebenswerk der Dichterin vor⸗ übergehen ſollte. Und wer nur gelegentlich eines ihrer Bücher zur Hand bekommen hat, weiß vielleicht nicht einmal, wie impoſant ihr Geſamtwerk ſich darſtellt, nicht bloß an Um⸗ fang, auch bezüglich des tiefen Ideengehalts und der Wirkung. Denn wer dem Schaffen dieſer Unermüdlichen ſeit den Anfängen fol⸗ gen konnte, der weiß, daß er in ihr keine der vielen„beliebten Erzählerinnen“ zu ſehen hat, ſondern eine ernſtlich an der Aufwärts⸗ entwicklung des Menſchen ſchaffende Perſön⸗ lichkeit, einen Geiſt, der ſein Talent als Mit⸗ gabe einer Sendung betrachtet und demgemäß es eifrig vervollkommnete und betätigte. Erſt 75 hat ihr die Oeffentlichkeit für die ſelbſt⸗ 'oſe Hingabe an ihr Werk gedankt, und es macht einen Eingeweihten nichts ſchmerzli erſtaunen, als wenn er, oft gar bei Gebilde⸗ den, von dem Glücke und dem Ruhm bekann⸗ ter Dichter ſchwärmen hört, da er weiß, daß ſmeiſt bittere innere und äußere Kämpfe und 5 5 der Kern des dichteriſchen Prozeſſes * Ats ſie am 23. Jamtar 1863 als Sproß zu gehörte weder die Malerei, zu der ſie ſich hingezogen fühlte, noch die Dichtung. Von ihrer dunklen Kindheit als Halbwaiſe nach frühem Tod der Mutter, unter einem nerven⸗ kranken Vater und einer ſeltſamen Erziehe⸗ rin, berichtet ſie in dem nachdenklichen Buche „Wie ich mein Leben empfand“. Aber auch ihre erſten Bücher ſind voll von der Schwer⸗ mut des aus dem Neſt gefallenen Vogels, und wenn vielleicht noch ein Band Lyrik der Dich⸗ terin geſammelt erſcheint, wird man dieſen düſteren Klageton um eine zerſtörte Jugend noch ergreifender vernehmen. Doch eines ſäte die pädagogiſche Peinigerin der jungen Ba⸗ voneß, ohne es zu wollen: indem ſie mit dem Kinde in bigottem Eifer immer wieder die Bibel las, ſenkten ſich Ehrfurcht und Liebe zu dem Buch der Bücher in das Jugendherz. aus dem ſpäter im Farbenſchmelz der Dich⸗ tung Legenden und Geſchichten ſproßten. Mit dem Ueberſchreiten der dreißiger Jahre er⸗ vegte die von Jugend auf ſehr religiöſe Dich⸗ terin dadurch einen heftigen Sturm des Un⸗ willens in ihrer ſtreng lutheriſchen Umge⸗ bung, daß ſie in Konſta nz zur katholiſchen Kirche konvertierte. Nachdem ſie dann in Düſſeldorf Malunterricht genommen und erkannt hatte, daß die Malerei nicht ihre Le⸗ bensaufgabe ſein könne, regte ſich mehr und mehr der Trieb literariſcher e mehr aus einem faſt zufälligen und ſpieleriſ iſchen Kraft erkannt und gepfl. 1 ae 5 55 bothelgchen Shergturlehen e 0 a die tiefgläubige erſunkenheit ihr r 0 15 n An⸗ laß, bald aber als der Ausdruck ihrer bildne⸗ geweſen; Gefühls ſtand ihr höhe als die kühle, aer 1 D chem u i m⸗ ßer. 5 empfunden werden, und nicht jedes Gemüt, zumal kritiſch veranlagt, war darauf eingeſtellt. In ihren Legendenbüchern tritt die liebevolle Verſenlung in Zeit und Ver⸗ hältniſſe des Feiligen Landes, ſeine Kultſtät⸗ ten, Einrichtungen, ſeine Menſchen und ſeine Natur genußvoll in die Erſcheinung, und in der Ausgeſtaltung mancher Nebenfigur des Evangelienberichtes hat ſie vielen erſt die Augen geöffnet für das Lebendige der Tat⸗ ſachen aus Chriſti Gnadenzeit. Dem, der Kranes Bücher kennt, ging ge⸗ wiß das Bild einer unter Opfer und Eutſa⸗ gung ſchoffenden, echt chriſtlichen Künſtlerin auf. Iſt es nicht reich, dieſes Schaffen, das ganz durchtränkt iſt vom Ideengehalt des Ka⸗ tholizismus, und entſagungsvoll, daß es die billiger hängenden Kränze anderer Stoffe, die mehr Erfolg verſprechen, verſchmähte? So viele ſchon in Anna von Kranes Büchern Er⸗ hebung und Tröſtung fanden, der Siebzig⸗ jährigen wird es eine Freude und eine Be⸗ friedigung ſein, zu wiſſen, daß der Pulsſchlag der Erhebung und jede Auſwallung der Freude, den ihr Werk in uns erregte, einen Dank auslöſt für die, die es ſchuf. Und ſo ver⸗ klärt die Kunſt ihren Ehrentag, ihre Kunſt, von der ſie bekannt:„Sie iſt eine demütige Magd des Herrn.“ 1 cue e, e. L. K. e—. 8* ermiſchtes. Eine Wellumſegelung in den Lüften. Der erſte„Luftdroſchkenkutſcher“, der Flie⸗ ger Alan J. Cobham, der bereits viele lange Geſchäftsflüge mit Reiſenden ausgeführt hat, beabſichtigt im März einen Flug um die Welt zu wagen. Er wird dabei begleitet ſein von „* Mackenzie Grieve, der bereits Hawker bet ſer⸗ nem Verſuch, den Atlantiſchen Ozean zu überfliegen, im Jahre 1921 begleitete. Die Reiſe ſoll quer durch Mitteleuropa über Wien nach Konſtantinopel gehen, dann nach Bag⸗ dad und Indien, quer durch Indem nach China, dann nach Japan, den Aleuten⸗Inſeln, nach Vancouver, Neufundland, den Azoren, Liſſabon und wieder nach London zurück. Cob⸗ ham hofft, dieſen Flug rund um die Welt in etwa 60 Tagen zu vollenden. Ein indiſcher Welthafen. An der Oſtküſte von Indien wird ſetzt ein Haſen, der zu den beſten der ganzen Welt ausgeſtattet werden ſoll, angelegt. Dieſer neue Hafen Vizagapatam liegt auf dem halben Weg zwiſchen Kalkutta und Midras und iſt eine unbedingte Notwendigkett, denn der Ha⸗ fen von Madras bietet bei Uaweltern den Schiffen keinen ſicheren Schuz und es gibt dezhelb überhaupt keine Zufluchtsſtärte für Schiffe zwiſchen Colombo und Kalkutta. Die Pläne für die Erbauung des Hafens werden bereits ſeit vielen Jahren erwogen, ſollen aber jetzt allmählich zur Ausführung kommen, und wenn nach 15—20 Jahren die ganze An⸗ lage geſchaffen iſt, wird Vizagapatam. 195 Anſicht der Sachverſtändigen einer der beſten Häſen der Welt ſein.„ eee Wagesſpruch. Laß dich von den Ungewittern Dieſes Lebens nicht erbittern! Bald auf neuerſtandnen Blüten Wird die Frühtingsſonge zittern