alp Fayre, außerdem wurve der 5 9 7 87 0 a. D. unter Polizeiauſſicht erfahren wegen Zuhälterei wurde vertagt. Im Prozeß Roſenberg 5 (Zurückhaltung von Schuhen zwecks Bewucher⸗ ung) erhielt der Angeklagte 10 Monate Gefäng⸗ nis und 2 Millionen Mark Geldſtrafe. Die zu⸗ rückgehaltenen Schuhwaren bleiben beſchlag⸗ nabmt. Gleichzeitig wurde dem Verurteilten die Handelserlaubnis entzogen. 5 Letzte Nachrichten. 1 In Bottrop wurde die Zeche„Presper 3“ wegen Verweigerung von Kohlenlieferung von belgiſchen Soldaten beſetzt. Dem Proteſtſtreik 55 Belegſchaft ſchloſſen ſich drei ander: Zechen In Eſſen, wo eine Boykottbewegung ein⸗ geſetzt hat, kam es in einer Wirtſchaſt zu einer Schießerei zwiſchen Schupo⸗Leuten und ſranzö⸗ ſiſchen Soldaten. Darauf wurde das Polizei⸗ präſidium mit ſtarkem Aufgebot militäriſch be⸗ ſetzt. Ter Vertreter des ausgewieſenen Polizeb⸗ präſidenten, der Kommandeur der Schutzpolizei und ein anderer leitender Beamter wurden ver⸗ haftet und nach Bredeney gebracht. Der im Ge⸗ bäude des Polizeipräſidiums lagernden Hun⸗ dertſchaft der Schupo wurden die Schußwaffen abgenommen.— Bürgermeiſter Dr. Schäfer, Direktor Bußmann von den Elektrizitätswer⸗ ken und Telegraphendirekttor Zehne wurden verhaftet und abgeführt. In Dortmund wurden der Oberbürger⸗ meiſter Dr. Eichhoff, der ſtellv. Kreisdirektor Reg.⸗Aſſeſſor Bicker, der Reichsbankvorſteher Dr. Müller und der Bahnhofsinſpektor Birk⸗ häuſer verhaftet und abgeführt. 5 In Recklinghauſen traten die Beleg⸗ ſchaften der ſtaatlichen Zechen zum Proteſt gegen die Verhaftung und Ausweiſung des Oberberg⸗ rats Ruſſel in einen 24ſtündigen Streik ein. Auf der Zeche Conſtantin der Große wurde Bergaſſeſſor Straster verhaftet. Die Beleg⸗ ſchaft trat in einen Proteſtſtreik ein. 9 Auf der Zeche Ewald wurde wegen Kohlen⸗ verweigerung der geſamte Betriebsrat verhaftet.“ Die Leiche des in Gelſenkirchen erſchoſ⸗ ſenen Oberwachtmeiſters Hutmacher wurde nach Dorſten, der Vaterſtadt des Toten, über⸗ führt. An der dortigen Beerdigung nahmen große Menſchenmaſſen teil, die am Schluſſe das Niederländiſche Dankgebet ſangen. Militäriſche Flieger warfen unterdeſſen Flugblätter ab. Der Bahnhof Brühl bei Köln, der von den Franzoſen beſetzt worden war, wurde auf eng⸗ liſchen Einſpruch wieder geräumt. a Wegen Grußverweigerung: in Oberhau⸗ 1 en ein Polizeihauptmann zu einem Monat Ge⸗ längnis und 200 000 Mark Geldſtrafe: 11 weitere Polizeibeamte zu je 8 Tagen Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe, in Hattingen ein Polizeiwachtmeiſter zu 30 Tagen Gefängnis. Weil ſie den Verkauf von Waren an die Be⸗ ſatzungstruppen verweigert hatten, wurden ver⸗ urteilt: drei Kaufleute in Herne und zwei Kaufleute in Bochum zu je 150 000 Mark Geld⸗ ſtrafe, der Kaufmann Rehſen in Bochum zu vier Monaten Gefängnis. 5 In der Verhandluag vor dem franzöſiſchen Kriegsgericht in Eſſen wurde Oberbürgermei⸗ ſter Havenſtein aus Oberhauſen zu drei Jahren Gefängnis ohne Strafauſſchub verurteitl. Der franzöſiſche Staatsanwalt hatte 10 Jahre Zuchtha us beantragt. Der Direktor des Rheiniſch⸗Weſtfäliſchen Elek⸗ trizitätswerkes Bußmann wurde zu 5 Mil⸗ lionen Mark Geldſtrafe verurteilt. 5 Pryteſte. Der Generalſuperintendent der Rheinlande, Dr. Klingemann, erhob gegen die harten Maßnahmen der Beſatzungsbehörden Proteſt.— Die Rabbiner Dr. Eſchelbacher⸗Düſſeldorf und Dr. Roſenthal⸗ Köln ſandten an den Regierungspräſidenten in Düſſeldorf ein Schrei⸗ ben, in dem ſie auf die Leiden der Bevölkerung hinweiſen und gleichfalls proteſtieren. Einigung der engliſchen giberalene — Wd. London, 17. Febr. Geſtern Haben ſich derr oltzei⸗ geſtellt. Das markt.) Zugeführt 166 Stück, verkauft 104 un Unterhauſe 70 len Parteien verſe melt eine R zugunſten der Verſchmelzung der beiden tionen unterzeichnet. Wenn dieſe Be Erfolg hat, würde die liberale Parte! im Un⸗ terhauſe 120 Abgeordnete zählen. Birkenau, 14. Febr. Ein ſehr geſuchter und gut bezahlter Artitel ſind eben die Lum pen. Ein auswärtiger Aufkäufer ließ durch bie Schelle bekannt machen, daß er pro Pfund 1 Mark zahle. Sofort ließ ein hieſiger Lumpen⸗ ſammler bekannt geben, daß er fürs Pfund 150 Mark zahle.— Bei einer kürzlich abgehaltene Holzverſteigerung kam ein Akazien⸗Schichthaufen auf 4050 000 Mark, früher 3—5 Mark. e Mörlenbach, 14. Febr. Die Jagd der kle nen Gemeinde Ober⸗Liebersbach mit 6 Bauernhöfen wurde kürzlich neuverpachtet. Da⸗ bei wurde ein jährlicher Pachtpreis von 575 000 Mark erlöſt, dazu kommen dann noch die hohen Steuern. Steigerer iſt ein Herr aus Mannheim. Der ſeitherige Pachtpreis war 250 Mark: die Faad war von einigen dortigen Bauern gepach⸗ — 1 e weg im Ludwigshafen en über alles Lob erhabe Ihr 3 Duett„Ueberliſtet“ war von hinrelßender Bühnenwirkung. Mit dem finan⸗ ziellen Erfolg dürfte der Verein ebenfalls zu⸗ frieden ſein. f e 5 8 + Wohltätigkeits Konzert des Geſangverein„Sänger⸗Einheit“ Viern⸗ heim. Um einer Ehrenpflicht Tribut zu zollen, veranſtaltete am verfloſſenen Sonntag der Ge⸗ ſangverein„Sänger Einheit“ Viernheim ein Wohltätigkeits⸗Konzert zu Gunſten der Ruhr- Hilfsaktion. Das Programm war künſtlerlſch ſehr wertvoll und ſinnreich zuſammengeſtellt. Gleich der erſte Chor„Landerkennung“ v. Erleg hinterließ tiefen Eindruck bei der zahlreich er⸗ ſchienenen Zuhörerſchaft. Nach demſelben er⸗ griff der erſte Vorſtand des Vereins Hr. Kru g das Wort zu einer kurzen Anſprache, in welcher er den Zweck des Konzertes klarlegte und endete in dem Gedanken, daß das deutſche Lled in Haldelsnacheichten. Mannheimer Produktenbörſe. An der heutigen Produktenbörſe war die eimmung bei ſtarker Zurückbaltung der Käufen 1 tchgeſchwächt und die Preiſe rückgängig. Verlangs würden für 100 Kilogramm alles in Tauſend Mark: Weizen 100115, Roggen 105110, Gerſts 100155, Inlandshafer 6080, Auslandshafer 9095, Mats 100, Wieſenheu 46—48, Luzerne⸗ kleeheu 50, Preßſtroh 4345, gebundenes Siroh 41—84, Weizenkleie 55, der Richtpreis für Wei, zenmehl lautet 220000 Mk. für die 100 Kilogr mit Sack, jedoch gab die 2. Hand bereits zu 140. 155 000 Mk. ab. Mannheimer Kleinviehmarkt. 5 Der Zutrieb betrug und es wurden für 50 ſtilogramm Lebendgewicht alles in Tauſend be, zahlt: 87 Kälber 9180. 2400: 180 Schweine(258 bis 340) 417 Ferkel e Stück 45140). Tende mit Kälbern lebbaft, ans verkauft. mlt Schwein zubig. mit Ferkeln ſebbaft.. — Weinheim, 17. Febr.(Schweine⸗ Stück. Milchſchweine wurden verkauft das Stück von 75 006 bis 110000 Mark, Läufer das Stück von 130 000 bis 200 000 Mark. Lokale Nachrichten. * Viernheim, 20. Febr. Marian. Jünglingsſodalität. Einen hochintereſſanten und lehrreichen Abend verſpricht die heulige Verſammlung des Jungmännerbundes. An Hand ſchöner Lichtbilder werden wir einen fachmänniſchen Vortrag hören über: Moderne Elektro⸗ technik und ihre Verwendung. Näheres im Inſeratenteil. Konzert des Männergeſang⸗ vereius. Das Wohltätigkeitskonzert des Männergeſangvereins verltef bei gutbeſetztem Hauſe in ſchönſter Welſe. Uns ſchien, als wäre der Verein wieder ganz auf der achtungsgebieten⸗ den Stufe, die er vor dem Kriege eingenommen hat, als er ſich auf den Geſangwettſtrelten einen erſten Preis nach dem anderen holte. Wie die herrlichen Chöre, ſo fanden auch die gutgewähl⸗ ten Stücke ein beifallfreudiges Publikum. Neu war das überaus wirkſame Melodrama:„Ich möcht erwachen beim Sonnenſchein“, das von 4 Darſtellern glänzend wiedergegeben wurde. Die Alpenidylle„Zwieſelalm“ war eln Meiſter⸗ ſtückchen der„Alten“. Unſer Lokalhumoriſt Hr. Jak. Müller war wieder ganz in ſeinem Element und verzapfſe als Vertreter der edlen Handwerks⸗ dieſer ſchweren Zeit Bindeglied ſein ſoll zwiſchen uns und unſern ſchwerbedrängten Brüdern an der Ruhr. Hierauf entwickelte ſich unter der ſchon ſo oft bewährten ſicheren Leitung von Hr. Fr. Wenger das Programm in reicher Fülle. Heimatlieder wie„Aus meiter Ferne“ v. Kießling „Unterm Lindenbaum“ v. Sturm.„Dort liegt die Heimat mir am Rhein“ v. Attenhofer und das immer wieder gern gehörte Rätſel v. Werth, weckten bei den Zuhörern Gedanken von Treue an ſeine Scholle. Aber auch dem mittleren Kunſtgeſang trug man Rechnung durch die Chöre „Nachtzauber“ v. Storch und„Die gebundene Nachtigall“ v. Neumann. Nun hörte man noch den frohen Wandersmann v. Mendelsſohn⸗Berth., das„Tanzlied“ von Nagler und den würdigen Ahſchluß bildeten die beiden hübſchen Chöre „Mariele, Maralle“ v. Neuert und das ſtürmiſch da capo verlangte„Juhelſa mei Dirnd'l“ v. Kremſer. Zwiſchen die Chöre waren in ange⸗ paßter Weiſe die Soliſten eingefügt und zwar die Herren Kühne(Flöte) Herr Lemnitz (Violine) und Herr Touſſaint(Klavier). Alles, Solis ſowle die Terzette waren von einer ſelten gehörten Reinheit und machten den Künſt⸗ lern alle Ehre. Zuſammengefaßt war dle ganze Aufführung künſtlerlſch und ſicher auch ſtnanziell ein ganzer Erfolg, für welchen den Ausführenden herzl. aufrichtigen Dank gebührt. Eingegangene Openden f. d. Kuhrgebiet Von den Arbeitern der Firma. Moenania A.⸗G, Viernheim Männergeſangverein„Harmonie“ (gelegentlich eines gemütlichen Bel⸗ ſammenſeins geſammelt). 11 100 Mk. Weitere Beiträge nimmt entgegen Die Geſchäftsſtelle dieſes Blattes. Amtlicher Teil. Betr.: Ankauf von engliſchen Kohlen. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kennt⸗ nis, daß der Gemeinderat in ſeiner Sitzung vom 13. d. Mts. den Ankauf von 210 Tonnen engliſcher Kohlen für das Gaswerk beſchloſſen hat. Die Lieferung dieſer Kohlen erfordert einen Aufwand von 40 630 000 Mk. ausſchließ⸗ lich Fracht und ſonſtigen Unkoſten. Die Be⸗ zahlung der Schuld erfolgt mittels Akzept in drei Raten. Um die Raten einhalten zu können, 7 700 Mk. haben. Konſumenten Vorauszahlungen auf Grun des Januarverbrauches derart zu ind, daß Verbraucher von 1—20 ebm, das 500 Mk., und diejenigen über 20 ebm. Gas= 700 Mk. pro ebm. zu bezahlen haben. Dasſelbe Verfahren findet auf die Abnehmer von Licht⸗ und Kraftſtrem Anwendung und zwar derart, daß bel einem Verbranch von 15 Kw.⸗St.= 800 Mk. und über 15 Kw.⸗St.= 1000 Mk. von den Konſumenten erhoben werden. Dieſes Ver⸗ wird von plelen Kommunen, insbeſondere von Mannheim ſchon längſt gehandhabt. Die Ge⸗ meinde ſelbſt hat dem Kraftwerk Rheinan, das infolge der Abſchnürung der Ruhfkohle gleich⸗ falls engliſche Kohlen anzukaufen genötigt war, einen Betrag von 8 Millionen Mark zur Ein⸗ deckung dieſer Kohlen und zum Bezug des er⸗ höhten Lichtſtromes bezahlen müſſen. Wlr bitten ſonach unſere Ortseinwohner uns in dieſer Angelegenheit keine Schwierig⸗ ketten bereiten und das Geld auf Anfordern be⸗ zahlen zu wollen, da ſonſt wir genötigt find, das Gas, bezw. Licht⸗ und Kraftſtrom ſofort abzuſtellen. Betr.: Förderung des Obſtbaues. i Wir machen die Beſitzer von Obſtbäumen darauf aufmerkſam, daß die Vertilgung der Raupenneſter in dieſem Jahre gründlich vor⸗ zunehmen iſt und bis längſtens 10. März 1923 beendet ſet muß, wobei wir bemerken, daß nach fruchtloſem Ablauf dieſer Friſt die Entfernung der Raupenneſter auf Koſten der Säumtigen veranlaßt wird. Die Vertllgung der in leicht erkennbaren Neſtern befindlichen Raup⸗ pen iſt jetzt am zweckmäßigſten durchzuführen. Die Neſter werden mit den Zweigen am beſten mit einer Raupenſcheere abgeſchnitten, ge⸗ ſammelt und ſofort verbrannt. Wir haben unſer Feldſchutzperſonal ange⸗ wieſen, die ordnungsmäßige Vernichtung zu über⸗ wachen und die Säumigen nach Ablauf dieſer Friſt, neben der Entfernung der Raupenneſter durch Beauftragte noch zur Anzeige zu bringen. Betr.: Feſtſetzung der Preiſe für Ammoniak⸗ waſſer, Koks, Gas und Teer. Die Gas⸗ und Elektriziätskommiſſion hat folgende Preiſe ab 16. Februar 1923 feſtgeſetzt: 1. Ammontakwaſſer 1200 Mark pro 100 Etter 2. Teer im Kleinberkauf 600 Mark pro Kilo 3. Koks 1. Sorte 13 000 Mark pro Zentner 4. Koks 2. Sorte 10 000 Mark pre Zentner 5. Gas 750 Mk. pro ebm. ab 1. Febr. 1923. Betr.: Faſelpiehhaltung; hler Erhöhung des Sprunggeldes. 0 Mit Rückſicht auk die außerordentlich hohen Ausgaben für Futterartikel pp. hat die Faſel⸗ kommiſſion die Sprunggelder ab 1. März 1923 wie folgt erhöht: 1. 2000 Mark für eine Kuh 5 2. 2000 Mark für ein Schwein 3. 300 Mark für eine Ziege. Für Ziegen wird dieſer Betrag bei jedem Sprung erhoben. 1 Heſſiſche n Viernheim. a m er th. Haran. Junopnos⸗- Sobald Heute Abend halb 9 Ahr im„Freiſchütz“ Thema: Moderne Elektrotechnik und ihre Verwendung(Lichtbilder). Referent: Dipl. lng. J. Rudershausen. Um zahlreiches und pünktliches Erſcheinen bittet Der Vorſtand. rammlung das unonannerdundsg. ö sefoll Pfd. 3200 f e Hans Heckmann Juwelen kauft und tauſcht ſtreng reell Aunmmer-Sommer Perlen, Schmuck a 40 ſachen, Brenn⸗ ie Gange g⸗Wäseherei biſſe, Uhren und ö liefert in 8 Tages ie hieſigen vereinigten Fuhrwerksbeſitzer ſehen ſich infolge der Teuerung gezwungen, die Löhne für Induſtriefuhren pro Stunde und gegen bar wie folgt zu erhöhen: Einſpännerfuhre Zweiſpännerfuhre 4000 Mk. 6000 Mk. Flärkewäsche Herrenlelbwüsche Annahms stelle: 4, 1, 2 Tropea e Cporterein 09 Viernheim Sportplatz am Tivoli. * 8 Uhr Sitzung 9 Uhr Zuſammen⸗ 25. Februar welche 5„Alemania“ Liga Sp. ⸗B. 09 1. Morgen Mittwoch Abend 5 Uhr Der Vorſtand. ſchnell, gut und billig 95 Krug, 8 Lorſcherſtrahe ue Tagespreiſe für Bruchg⸗ können. Id. 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Alter von 23—24 Jahren und fuhr mit dem 8 Uhr⸗ Zug nach Weinheim. i Bitte. Am letzten Freitag Abend löſte ſich ein junger Mann am Fahrkartenſchalter der Nebenbahn mit einem Zehn⸗ tauſendmarkſchein ſein Blllet. mwechſelte um. Bei der üblichen ſpäteren Abrechnung hat ſich dann herausgeſtellt, daß dem Beamten bei dieſem Umwechſeln ein Verſehen unterlaufen iſt, daß er anſtatt mit einem Fünftauſendmarkſchein mit einem Fünfzig⸗ 0 damit— auch die vom Eh geſpenſt— tauſendmarkſchein herausgezahlt hat. Der Fremde erhielt b ſonach 45000 Mk. zuviel heraus, muß, wenn ſie nicht wieder herbelzubringen wären. Es werden daher alle Ortseinwohner, die am letzten Freitag von außerhalb Beſuch ha ten, ſel es von Reiſenden oder ſonſtigen Perſonen gebeten, ſich bei der Nebenbahn Der dlenſttuende Beamte ie der Beamte erſetzen Es handelt ſich um einen Herrn im von 5001200 Liter Inhalt längliche Ferm stets vorrätig Nahe der neuen Derjenige, welcher denWald⸗ ge. 40 cc, Anbnial-Supephosphat 7e licherwelſe elngeſät 2 5 27% Kali, Kainit hat, möge ſich ſo.. 15 1 zelch kann z. Tagespreis abgeholt werden. Faullitlchſtoff, Amonia, ſo e alles auf Lager, ahren ſtellt keineswe 9 fahren ſt eswegs etwas Neues dar und Bengsprels beeägt 800 Nl.. Durch Redaktion, Druck u. Verlag: Joh. Martin i ſion, Tirard, beſagt: Viernheimer Nachrichten er„Viernheimer Anzeiger“ erſcheint Göcherklich dreimal: Dienstags, Donners⸗ tags und Samstags.— Der monatliche die Poſt bezogen monatlich 900.— Mk. Geſchäfts⸗Anzeiger zeig Viernheimer Zeitung— Viernheimer Bürger⸗Zeitung Erſte und älteſte Zeitung am Platze. Amtsblatt der Heſſ. Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Inſerate finden im„Viernheimer Anzeiger“ wirkſamſte Verbreitung. Vereins⸗Anzeiger Viernheimer Volksblatt Inſeratenpreiſe: Die 10 gespaltene Petit⸗ Zeile 50.— Mk, für lokale und 70.— Mk, für auswärtige.— Die Neklame⸗Zeile 200.— Mk.— Vei öfteren Wiederholungen Rabatt.— Beilagen: pro 1000 1000 5 Rathausſtraße Nr. 36 Geſchäftsſtelle: Fe ruſprecher Nr. 217 Amt Viernheim. * 22 Donnerstag, den 22. Februar 19223ñ Pyſtſcheckkonts Nr. 21577 Amt Fraulfurt a. M. I 40. Jah. — —.— 0 4 Zur Lage. Das gewaltige Ringen zwiſchen Frankreich und Deutſchland nähert ſich ſchnell dem Höhe⸗ punkte. Die Schärfe des Kampfes hat auf beiden Seiten erheblich zugenommen. Der Proteſtſtreik auf dem Mainzer Poſt⸗ und Telegraphenamt. E Mainz, 21. Febr. Das Hauptpoſtamt und das Telegraphen amt ſind geſtern von den Franzoſen beſetzt worden. Eine Bekannt⸗ machung des Vorſitzenden der Rheinlandkommiſ⸗ Der von den Beamten und Arbeitern der Poſt⸗ und Telegrabhenverwal⸗ tung erklärte Proteſtſtreik ſtehe im Widerſpruch mit der Ordonanz 53 der Rheinlandkommiſſion. Die Arbeit könne erſt dann wieder aufgenommen werden, wenn durch berufene Vertreter der Be⸗ amten und Arbeiter die Erklärung abgegeben worden ſei, daß ſie ſich dem Befehl der Beſatz⸗ ungsbehörde unterſtellen. 0 Zollweſen. Worms, 20. Fehr Geſtern Nachmittag 4 Uhr wurden die hieſigen Zollräume von den den zwe Hälfte des Januar gehandelt habe, alſo für eine wurde entlaſſen. Der Kaſſierer Sauerwein mußte Zeit, die vor der Stillegung der Eiſenbahn liege. Franzoſen beſetzt. Das deutſche Zollperſonal noch dableiben. Eiſenbahn. aufgenommene Zug Darmſtadt⸗Wolfskehlen wur⸗ de bei der Rückkehr in Griesheim von den Die Paſſagiere muß⸗ ten zu Fuß nach Darmſtadt gehen. Franzoſen beſchlagnahmt. Die engl. Räumung der Linie Neuß⸗ „Düren zu Gunſten der Franzoſen. Eine Drahtmeldung aus Düſſeldorf be⸗ ſagt, daß die Engländer die Linie Neuß⸗Greven⸗ Ueber Köln ſoll broich⸗Düren geräumt haben. täglich ein franzöſiſcher Verpflegungszug geleitet werden. Die Engländer haben die Franzoſen darauf hingewieſen, daß ſie über den Rhein ver⸗ fügen und auf dem Waſſerwege viel mehr Koh⸗ hatte. als auf dem 10 ängnis len ab transportieren könnten, Land! ede. ei Ruhrgebiet. In Eſſen drangen Franzoſen mit 20 Pan- 6 aufsver zerwagen in den Stadtteil Segeroth ein, wo weigerung zu 590 000 Mark Geldſtrafe, ein Poli— ſich das Hauptquartier der Eſſener Schutzpolizei befindet, und entwaffneten ſämtliche Schutzpoli⸗ hofsvorſteher von Dieſelben mußten ihre Wohnungen elche darauf Das fanzöſiſche Vorgehen iſt die Ablehnung eines in Sachen des Grußbe⸗ fehls ergangenen Ultimatums worden. Die ſtädtiſche Verwaltung, tionsvorſitzenden zeibeamten. räumen, wurden. Proteſt ein. Es ſteht zu erwarten, daß die aus mehr als 1000 Mann beſtehende Eſſener C hupo durch ſtarkes franzöſiſches Truppenaufgebot beſetzt. Ue⸗ ber 20 Tanks nahmen auf verſchiedenen Plätzen Zwiſchen zwei franzöſiſchen Offizie⸗ ren wurde der verhaſtete Gelſenkirchener Schupo⸗ die Stadt verläßt. Die Stadt Gelſenkirchen wurde Aufſtellung. Kommandant Kunow als Geiſel geführt. Durch Straßenanſchlag wurde kannt gegeben, daß die Beſetzung ſo lange dauern werde, bis die Hundert Millionen Mark Geld⸗ ſtrafe ahlt ſei. ſen. Luſtbarkeften wurden verboten. Von 7 Uhr bis 7 Uhr morgens iſt die Nicht⸗ ſperre gt worden. Poſt, Eiſenbahn und Finanzamt wurden von den Franzoſen beſeſtzt. Der Oberbahnhofsvorſteher und der Bahnkaſſen⸗ verwalter wurden verhaftet. Der Kaſſeninhalt in Höhe von 9—10 Millionen Mark wurde be⸗ ſchlagnahmt. Auf der Straße wurden die Ta⸗ ſchen von Paſſanten unterſucht und das vorge⸗ fundene Geld beſchlagnahmt. Unter den Durch⸗ ſuchten befanden ſich viele Vertreter großer aus⸗ wärtiger Firmen, welche in Gelſenkirchen Mil⸗ onenbeträge einkaſſiert hatten, die den Franzo⸗ ſen in die Hände fielen. Ruſſiſche Flüchtlinge für das Ruhrrevier? Der Mailänder„Corriere della Sera“ berichtet aus Neapel, im dortigen Hafen ſeien ruſſiſche Flüchtlinge aus Konſtantinopel durch franzöſiſche Schlepper gelandet worden. Die Ruſſen ſollten von Frankreich in das Ruhrgebiet zur Arbeits⸗ leiſtung transportiert werden. f g ö Freigeſprochen. Bankdirektor Ott von der Aheiniſchen Kre⸗ der wegen angeblicher Be. eitag verhaf⸗ Ter im Intereſſe des Arbeiterverkehrs wieder- Bröhl, ſämtlich aus Cle ve. von Franzoſen belegt durch hervorgerufen die Frakl⸗ der Stadtverorbnetenverſamm⸗ lung und die Vertreter der Gewerkſchaften legten von den Franzoſen be⸗ Die Kinos wurden geſchloſ⸗ rer der Deutſchnationalen, und tet worden war, wurde freigeſprochen, weil ſein Verteidiger Dr. Nathan den Nachweis führen konnte, daß der Angeklagte nicht gewußt habe, wozu die an eine Privatfirma überwieſene erhebliche Summe dienen ſollte. In Offenburg: Gerichtsaſſeſſor Ems⸗ heimer wegen Paßvergehens Verurteilt: Wegen Auszahlung von angeblichen Streik⸗ geldern bezw. Hilfeleiſtung verurteilte das Main⸗ zer Kriegsgericht eine ganze Reihe von Eiſen⸗ bahnern, Bankbeamten ete. zu Gefän nis⸗ ſtrafen von 10 Tagen bis zu zwei Monaten. Ein Fabrikant in Mainz, der ſein Lokal für die Auszahlung zur Verfügung geſtellt hatte, er⸗ hielt 50 000 Mark Geldſtrafe. Von Bankdirektoren, welche angeklagt waren, den Eiſenbahnern Gelder im Geſamtbetrage von 200 Millionen Mark vermittelt hätten erhielten: Reg.⸗Rat Meyer von der Diskontogeſell⸗ ſchaft in Mainz 25 Tage Gefängnis, Direktor Sieber von der Oberlahnſteiner Filiale der Diskontogeſellſchaft 45 Tage Gefäng⸗ nis. Von den Verteidigern wurde darauf hinge⸗ wieſen, daß es ſich nicht um Streikgelder, ſon⸗ dern um eine Teuerungszulage für die zweite * Die Beigeordneten Baak, Dr. Wulff und vom belgiſchen Kriegsgericht zu 14 Tagen Gefängnis, weil ſie den belgiſchen Zollbeamten kein Quartier ver- ſchafft hatten. Der Syndikus des Eſſener Einzelhandels⸗ ö verbandes, Dr. Guyenz, wegen eines Voiykott⸗ Zirkulars zu 2 Jahren Gefängnis und acht Millionen Mark Geldſtrafe; der Schupobeamte Klein wegen Widerſtand zu 1 Monat Gefängnis. Amtsgerichtspräſident Geheimrat Therſch aus Kreuzau ach zu 14 Tagen Gefängnis, weil er entſprechend der ihm vom Juſtizminiſter gegebenen Anweiſung die Aufnahme von politi⸗ ſchen Gefangenen in das Gefängnis verweigert Kreisdirektor Dr. Vairen zu 1 Jahr Ge⸗ ohne Strafaufſchub wegen angebli⸗ cher Beleidigung der Beſatzungsarmee. Amtmann Pauli in Mengede zu 2 Mo⸗ nate Gefängnis und 200000 Mark Geldſtrafe, ein Kaufmann in Witten wegen Verkaufsver⸗ zeibeamter in Dorſten wegen Widerſtands zu 9 Monaten Gefängnis und der Bahn⸗ Scharnhorſt, dieſer mit Strafaufſchub, zu 50 Tagen Gefänanis. Ausgewieſen: In Mainz: Reg.⸗Rat Buſch vom Ver⸗ kehrsamt, Eiſenbahnoberinſpeltor Grimm und Poſtdirektor Klingelhöfer.. In Speyer: Bahnhofsvorſteher Gönn⸗ heimer, Eiſenbahnverwalter Meier, Oberre— gierungsrat Butz. 195 In Düſſeldorf: Regierungspräſident Grützner wegen eines Proteſtſchreibens an den belgiſchen General in Duisburg in Sachen der Verhaftung des Oberbürgermeiſters Jarres. In Koblenz: Eiſenbahningenieur Glas⸗ macher, Eiſenbahnvorſteher Iſenrach und Forſtmeiſter Fuchs. In Ludwigshafen Reg.⸗Rat Rüſſel von der Eiſenbahnverwaltung; ferner die Reg.⸗ Bauräte Fay und Volker, Ober⸗Reg.⸗Räte Mattern, Hertel und Ro ſſi. In Dürkheim(Pfalz): Forſtmeiſter Wü ſt. In Bergzabern: Aſſeſſor Prieger und Oberſtleutant a. D. Schopp. In Germersheim: Bezirksamtmann Weibel und Forſtmeiſten Gümbel. In Zweibrücken: der Direktor des Haupt⸗ zollamtes. In Offenburg: die Amtmänner Maier und Müller. In Bruchmühlbach: Friedel. In Offenburg: Amtsrichter Dr. Heuß, weil er keine Gefängniszellen an die Beſatzung abtreten wollte. In Buer: mann. In Wiesbaden: Frhr. v. Stein, Füh⸗ Parteiſekretär Pfarter a. D. Becker, Oberzollinſpektor Bau⸗ mann und Oberzollſekretär Fuchs, Landrat Schlüter, Lehrer Kappus. Reichsbahnpräſi⸗ dent Halke, Polizeipräſident Krauſe, die Regierungsrüte Waldſchmidt und Schulz, Landgerichtsräſident Vollbracht, Baurat Wen del; f ö In Bernkaſtel(Moſel): die Amtsgerichts⸗ räte Dr. Winkler und Reinecke, Reg.⸗Rtat Offenberg, Kreisſchulrat Dr. Lieſenfeld und Kreisdirektor v. Naſſe. 5 In Trier: Oberpoſtdirektionspräſident Eiſenbahninſpektor Oberbürgermeiſter Zimmer⸗ Fehlberg, die Poſträte Herdes, Engel⸗ mann und Kießler, Poſtdirektor Scheich und die Telegraphendirektoren Diehl und Hultſch. In Bonn wegen Teilnahme an der Kund⸗ gebung für die heimkehrenden Induſtriellen die Studenten Willems, Keuten, Hyrion, In Höchſt a. M.: Paul Kohl. ſtellv. Bahnhofsvorſteher Scharz. In Kreuznach: Oberzollinſpektor Sti mer. In Oberhauſen: der Direktor der Gute⸗ hoffnungshütte Boecker und der Direktor Bol— lermann. Verhaftet: In Wiesbaden: Bahnoberkaſſenvorſteher Hammel, Oberbahnmeiſter Diehl, Bahn⸗ meiſter Bopp, Eiſenbahnoberinſpektor Bernd, Eiſenbahningenieur Norleger, Oberbahnmei⸗ ſter Aeſch, Oberbahnhofsvorſteher Hofmann und Schreibgehilfe Kilian. In Dortmund: Oberbaurat Liſt vom Dortmunder Hauptbahnhof. In Herne i. W.: Stadtbaurat Knöll we⸗ gen Verweigerung der Ausſtellung von Requſi⸗ tionsſcheinen auf Kohle. In Eſſen Syndikus Dr. Goyenz vom Detailiſtenverband wegen des Boykottbeſchluſſes. In Bottrop: Oberbürgermeiſter Dr. Bauer wegen Ablehnung von Regniſitionsbefehlen. In Oſterfeld: der dortige Bürgermeiſter. Siegburg: Kreisdirektor Stahl, Kreis⸗ ſorſtkaſſenrendant Albus. i In Eſſen: Bergaſſeſſor Stacker von der Zeche Konſtantin der Große. 5 Verboten. Die„Eſſener Volksztg.“ auf 15 Tage. Der„Bochumer Anzeiger“ auf 8 Tage. 1 Die„Rheiniſche Rundſchau in Koblenz auf 3 Monate. Poincaré im Kammer⸗ ausſchuß. Nach einer Drahtmeldung aus Paris hat Poincare im franzöſiſchen Kammeraus⸗ ſchuß über die Memelfrage, die Konferenz von Lauſanne und über den Einmarſch in das Ruhr⸗ gebiet ein dreieinhalbſtün diges Expo⸗ ſee gehalten. Die Lage in Kowno wurde als ernſt bezeichnet. Die Ruhrfrage wurde ei— gentlich nur geſtreift. Er ſagte, daß die Franzo⸗ ſen 2800 Quadratkilometer beſetzt hätten. Die Deutſchen hätten 1000 bis 1200 leitende Gruben⸗ und Hüttenbeamten. Frankreich habe 60 In⸗ genieure hingeſchickt. Es' würden auch engli⸗ ſche Ingenieure erwartet. Poincare geſtand zu, daß die Zahl der Eiſenbahnzüge von 1200 auf 70 herabgegangen ſei. Der Vorſitzende des Kammerausſchuſſes dankte Poincare für die feſte Haltung. Memerken: werte Aeußerungen Noyd Georges. Rach einer Drahtmeldung aus London wurde am Montag die Beſprechung über die Anträge, die von den beiden liberalen Parteien gemeinſam eingebracht waren, fortgeſetzt. Von der engliſchen Regierung wird gefordert, daß ſie den Völkerbundsrat veranlaſſen ſoll, Sach verſtändige zu berufen, welche ein Gutachten über die Fähigkeit Deutſchlands, Re⸗ parationszahlungen zu leiſten abgeben ſollen. N Der Antrag wurde durch das frühere Regie⸗ rungsmitglied Fiſher begründet. Die öfſent⸗ liche Meinung in England befürchte, daß man engliſcherſeits von Deutſchland eine Summe fordere, die über deſſen Zahlungsfähigkeit erheb⸗ lich hinausgehe und den Franzoſen als Vor⸗ wand diene, die Beſetzung der Ruhr auf unbe⸗ ſtimmte Zeit auszudehnen. a 1 Lloyd George führte aus, die Anträge der liberalen Oppoſitionsparteien ſeien nicht als Mißtrauensvotum gegen Frankreich aufzufaſſen. Für England bleibe ein Zuſammengehen mit Frankreich wertvoll, doch müſſe England nicht jede Handlung eines franzöſiſchen Militärs gutheißen. In der ganzen Wiederherſtellungs⸗ frage beſtehe Richts, was ein derartiges ſcharfes Vorgehen, wie es Frankreich er⸗ griffen habe, fordere. Wenn die gegenwärtig von Frankreich unternommenen Schritte ſich als ver⸗ geblich erweiſen würden, würden die Repara⸗ tionen verloren ſein. Hätten ſie aber Erfolg, dann würden die Koſten ſo groß ſein, daß Re⸗ parationszahlungen unmöglich blieben. Lloyd George fügte hinzu, es falle ihm ſchwer, zu glauben, Frankreich habe bei der Beſetzung der Ruhr einzig den Gedanken gehabt, ſich bezahlt zu machen. Er glaube, daß Frankreich andere Abſichten habe. Frankreich könne allerdings Deutſchland den Hals zuſchnüren dlooras hior auf eine Alluſtration des Pariſer Frankreich beiſtehen, Waffengewalt angreiſe. a dem Zuſtand des deutſchen Volkes Mitleid ha⸗ Müller, Bauer, Klauder und Kaiſer. Abgabe einer Erklärung Verhandlungen der engliſchen Regierung mit der (ob Lloyd „Journal“, in deſſen Nümmer vom 28. Januar 1923 anſpielen wollte? Die Red.), aber poſitive Reſultate würden dabei von Frankreich nicht er⸗ zielt werden können. England werde aber wenn Deutſchland es mit England müſſe mit ben und dürfe dem deutſchen Volke ſeine Hilfe 1 nicht verſagen. In Ehrang: Bahnhofsvorſteher Elgen u. Miniſterpräſident Bonar Law lehnte die über die bisherigen franzöſiſchen Regierung ab. Die engliſche Regierung wird, wenn die Ar⸗ beiterpartei ſich den liberalen Oppoſitionspar⸗ teien anſchließt, 260 Stimmen gegen ſich ha⸗ ben. Bonar Law wird dann einen ſchweren Stand haben. Den Ausſchlag wird die Cham⸗ berlain⸗Gruppe geben, die aber auf Seiten der Regierung bleiben wird. Was ſteckt dahinter? Ein gefälſchtes Interview. Eine ſonderbare Drahtmeldung kommt aus Berlin. Darnach hat ſich die Reichsregierung veranlaßt geſehen, ein von dem weitverbreite⸗ ten engliſchen Wochenblatte„Sunday Times“ veröffentlichtes angebliches Inter view mit dem Reichskanzler Dr. Cuno als erfunden zu erklären. Der erſte Teil des langen Interviews iſt vollſtändig aus den Fingern geſogen. Der zweite Teil ſetzt ſich aus früheren Aeußerungen des Reichskanzlers über die Ruhrfrage zuſam⸗ men. Der Reichskanzler hat den Vertreter der „Sunday Times“ nicht geſehen und auch mit keinem anderen engliſchen Journaliſten eine Un⸗ terredung gehabt. Die Veröffentlichung hat in England großes Aufſehen hervorgerufen. Man wollte in England in den angeblichen »Aeußerungen des Reichskanzlers den erſten aktiven Verſuch erblicken, zu Verhandlungen zu gelangen. Die engliſche Preſſe, welche das Inter⸗ view für echt hinnahm, beeilte ſich, zu erklären, daß England bereit ſei, in der Ruhrfrage zu ver— mitteln. Es iſt kein Zweifel, daß die Fälſchung des Interviews zu politiſchen Zwecken er⸗ folgt iſt. Die Oeffentlichkeit hat ein Intereſſe daran, zu erfahren, welche Kreiſe hinter der Fälſchung ſtehen. In Berlin verſichert man auf das Beſtimmteſte, daß man dort von der Ver- öffentlichung der„Sunday Times“ vollſtändig überraſcht geweſen ſei und ſofort Veranlaſ— ſung genommen habe, dieſelbe als Fälſchung zu kennzeichnen. Reichskanzler g. D. Dr. Wirth zur Ruhrfrage. Der frühere Reichskanzler Dr. Wirth hat in einer Zentrumsverſammlung in Ulm auch die Geſchehniſſe an der Ruhr berührt. Nach einer uns zugegangenen Drahtmeldung erklärte Dr. Wirth, daß er mit der ganzen Zentrumspar⸗ tei der Ruhrpolitik der gegenwärtigen Regierung zuſtimme. Die Politik Dr. Cunos ſei eine Ver— tiefung der von ihm eingeleiteten Politik. Der Zweck des Widerſtandes an der Ruhr ſei die Schaffung einer Grundlage zu Verhandlungen. Die Reichsregierung müſſe darauf bedacht ſein, daß ſie den Augenblick, wo in Verhandlungen eingetreten werden könne, nicht verpaſſe. Reparationen In öffentlicher Parlamentsſitzung hat der engliſche Premierminiſter Bonar Law erklärt, daß Frankreich gerne Reparationen haben wolle, aber nicht möchte, daß Deutſchland ſo er⸗ ſtarke, daß es Reparationszahlungen leiſten könne. In dieſem Satze liegt der Schlüſſel für die franzöſiſche Politik ſeit 1918. Die 27 Millionen Goldmark für rückſtändige Kohlen- und Holzlieferungen ſtehen in keinem Verhältnis zu den direkten und indirekten Koſten, welche durch die Ruhrbeſetzung herbeigeführt werden, und verſchwinden geradezu, wenn man ſich vor Augen hält welche Ueber gewinne Frankreich aus den deutſchen Reparationslieferun⸗ gen gemacht hat. Der Franzoſe Delaiſi hat berechnet, daß für die deutſchen Kohlenlieferun⸗ zen an. Frankreich bis Ende Februar 1922 die Gütſchriften, auf Reparattonskonto 1489 288 000 Franken betragen haben, während die franzöſiſche Regierung für dieſe deutſchen Kohlen 2623 263 000 Franken eingenommen, mit⸗ hin einen Son dergewinn von 1134 000 000 Franken erzielt hat. a Das Manko in der Kohlenlieferung wäre nach deutſcher Auffaſſung überhaupt nicht dageweſen, wenn nicht mehrfach arözere Koblenſendungen der„Sunday Times“ 7 „„ FP wegen nicht zuſagender Sorte oder Qualität zu In rheiniſch⸗weſt⸗ rückgewieſen worden wären. fäliſchen Zechenkreiſen hat man ſchon vor Wo⸗ chen den Eindruck gehabt, daß beſtimmte franzö⸗ ſiſche Kreiſe wünſchten. Es liegt für Jeden klar zu Tage, daß Frank⸗ reich nicht die Ruhr beſetzen und gleichzeitig Re⸗ parationen haben kann. Die Franzoſen müſſen ſich darüber klar werden, ob ſie das eine oder das andere wollen. Darnach wird ſich ihre Politik gegenüber Deutſchland mit der Zeit ein⸗ ſtellen müſſen. ö Sozialüttiche Herüber und Hunder. Im Pariſer„Populaire“ hatte der franzöſi⸗ ſche Sozigliſtenführer Renaudel vorgeſchla⸗ gen, die deutſche Regierung ſolle ſich ſchon jetzt zu einer Diskuſſion über einen Ausweg in der Ruhrfrage entſchließen, gegen eine bindende Zu⸗ ſage von der anderen Seite, daß bei einem gün⸗ ſtigen Abſchluß der Verhandlungen das Ruhrge⸗ biet geräumt werde. Das Problem könne dann dem Völkerbund unter Mitwirkung Amerikas überwieſen werden. g Der ſozialdemokratiſche„Vorwärts“ in Berlin antwortet, die Schwierigkeiten auf der deutſchen Seite ſeien die geringſten. Leider aber habe man in Deutſchland aus der franzöſiſchen Preſſe den Eindruck gewonnen, als ob an den entſchei⸗ denden Stellen in Paris die Abſicht beſtände, das Ruhrrevier für abſehbare Zeit in der Hand zu behalten und als ob es in Paris zur Zeit keine Regierung gäbe, die bereit wäre, den Vor— ſchlag Renaudels zu erwägen. Der„Vorwärts“ ſtellt die Frage an Renaudel, ob derſelbe glaube, daß die franzöſiſche Regierung bereit ſei, den von ihm gewieſenen Weg zu betreten oder daß eine neue franzöſiſche Regierung in abſehbarer Zeit dazu bereit ſein werde. ö Wir regiſtrieren dieſes Herüber und Hinüber aus Chroniſtenpflicht. Ein praktiſcher Wert wohnt ſolcher Zeitungsſtrategie nicht inne. Wie man einſtweilen in Paris denkt, hat das„Jour⸗ nal“ recht deutlich ausgeſprochen. Poincare ver⸗ langt. vollſtändige Kapitulation. Eine ſolche Forderung iſt in Deutſchland nicht diskutierbar, auch nicht für ſolche deutſche Sozialiſten, die noch vom Internationalismus träumen. Ueberdies iſt feſtzuhalten, daß die franzöſiſchen Sozialiſten in erſter Linie Franzoſen und erſt in z wei⸗ ter Linie Sozialiſten ſind! Die Hebung der Mark. Der Dollar, der am 31. Januar auf rund 50 000 ſtand, war in der vergangenen Woche auf 17000 herabgeſunken. In den letzten Tagen hat der Dollar erneut Kletterungsverſuche unternom⸗ men und am Dienstag Nachmittag auch bereits ö wieder einen Stand von 25 000 erreicht. Am Mittwoch Morgen ſtand der Dollaß auf 23 000. Es beſteht alſo zwiſchen dem Stand zu Ende Januar und dem heutigen immer noch ein ge⸗ waltiger Unterſchied. Wie war dieſe Hebung der Papiermark trotz Ruhrbeſetzung möglich geworden? Kurz geſagt: die Urſache liegt in dem ſchnellen und geſchickten Eingreifen der Reichsbank auf Veranlaſſung der Reichsregierung. Schon die Ankündigung der Reichsbank, daß ſie allen denjenigen Banken die Kredite ſperren werde, die künftighin noch die für die allgemeine Volkswirtſchaft ungemein ſchädliche Beleihung von Deviſenbeſtänden vor⸗ nehmen, hat Wunder gewirkt. Der markt iſt ins Wanken gekommen. ungen verſchärfſen ſich auf die Mitteilung hin, daß die Reichsregierung neue geſetzliche Maß⸗ nahmen gegen die Bekämpfung der Deviſenſpe⸗ kulation vorbereite. Was aber doch den ſtärk— ſten Einfluß auf den Deviſenmarkt hatte, das war doch die planmäßige Abgabe von deutſche„Verfehlungen“ herbei⸗ Deviſen⸗ Die Abbröckel⸗ ßen Entſcheidung, auch die letzten renpreiſe dem Waffenſtillſtand nord ſranzöſiſche Induſtrielle Deblſen aus eigenen veſtanden, die 5 ö 5. U r 8 von der Reichsbank in der letzten Woche unter⸗ nommen worden iſt. Auf dieſe Weiſe iſt es ge. recht empfindlich auf den Dollarſtand einzuwirken. Und die Wirkung der Aktion wurde kungen, durch den Aufkauf deutſcher Mark an den aus⸗ ländiſchen Börſenplätzen, beſonders in Amſterdam und Newyork, noch verſtärkt. f 5 Es iſt nach innen, wie nach außen ganz ge⸗ wiß von einer nicht zu unterſchätzenden morali⸗ ſchen Bedeutung, wenn in der Zeit des Höhe⸗ punktes des Kampfes,— denn in dieſen ſind wir jet erſt eingetreten— eine kraſtvolle Stützungs⸗ aktion unternommen wird und von ſolchen ſicht⸗ baren Erfolgen begleitet iſt. Daß das nicht bis⸗ her ſchon durchgeführt wurde, lag an der Gold⸗ politik der Reichsbank, die aber jetzt offenſichtlich auf eine andere Baſis geſtellt worden iſt. So rich⸗ tig es iſt, daß die Reichsbank ihren Goldbeſitz krampfhaft feſthält, ebenſo notwendig iſt es, daß in der Zeit des Exiſtenzkampfes der letzten gro⸗ Reſerven da⸗ ran geſetzt werden müſſen, um dieſen Kampf zu beſtehen und dazu gehört, daß auch ein Teil des Reichsbankgoldes benutzt wird, um wirtſchaftspo⸗ litiſch einen Teil des großen im Ruhrgebiet als Zentrum ſich abſpielenden Kampfes der deut⸗ ſchen Nation um Leben und Exiſtenz organiſieren und beſtehen zu können. Der preußiſche Handelsminiſter hat die Han⸗ delskammern darauf hingewieſen, daß die Wa⸗ dem Steigen des Dollars ſich ſchneller anpaſſen als dem Fallen desſelben. Dadurch werde in der Bevölkerung eine große Beunruhigung hervorgerufen. Es müſſe der be⸗ ſtimmten Erwartung Ausdruck gegeben werden, daß die beteiligten Kreiſe ſich der durch die po⸗ litiſchen Verhältniſſe verſchärften beſonderen Verantwortung bewußt ſeien und den Verbrau⸗ chern die gebotenen Rückſichten entgegenbringen. Nach den Großhandels-Indexziffern ſind die Lebensmittel, Induſtrieſtoffe, die ſonſtigen In⸗ lands⸗ und Auslandswaren um gewiſſe Pro⸗ zente geſunken. Ueber das Aus maß die⸗ ſer Preisſenkung gehen die Aufſaſſungen der Käufer und Verkäufer naturgemäß auseinander, Die Lage des kleinen Verkäufers wird dabei vom Publikum oft ſehr ungerecht beurteilt. Erinnerungen. Als im Jahre 1871 nach dem deutſch⸗franzö⸗ ſiſchen Krieg die„Kommune“ in Paris aufſtand und eine Schreckensherrſchaft begründete, bor Bismarck ſeine Hilfe an, indem er durch Beſetz⸗ ung von Paris die Kommune in ihrem Entſtehen unterdrücken wollte. Jules Favre wies dieſes Anerbieten als Beleidigung zurück. In Paris ſeien nur Patrioten, aber keine Rebellen. * Während in Paris gegen Ende des Krieges 187071 die Hungersnot herrſchte, äußerte der franzöſiſche Deputierte Viktor Hugo:„Das Frank⸗ reich der Idee und des Degens wird ſich eines Tages unbeſiegbar erheben. Es wird Lothringen, Elſaß. den Rhein, Mainz und Köln wieder neh⸗ men. Nein, es wird Trier, Mainz, Koblenz Köln, das ganze linle Rheinufer wieder nehmen, Es wird ausruſen Deutſchland da bin ich! Sind wir Feinde? Nein ich bi. deine Schweſter! Die Völker bilden nur ein Volk. eine einzige Repu⸗ blik, vereinigt durch die Brüderlichkeit. Seien wir die vereinigten Stacten von Europa, die univerſelle Freiheit, der univerſelle Friede. Ich werde dir nie vergeſſen, daß du mich von mei⸗ nem Kaiſer befreit haſt, ich werde dich von dem deinigen befreien!“ In der Straßburger„Freie Preſſe“ iſt zu le⸗ ſen:„Wie hätte Frankreich diejenigen genannt, die von 1914 bis 1918, vom Einfall der deutſchen Truppen bis zu ihrem Abzug, preußiſchem Befehl Folge geleiſtet hatten? Verräter! Haben nicht franzöſiſche Kriegsgerichte noch vier Jahre nach Zenit ebeugt 4 Hat nicht Fran ö inze Welt angerufen als Zeuge r das gen. ſchreiende Unrecht, das an Ziviliſten gien und in Nordfrankreich verübt wurde, als man ſie zu Dingen zwingen wollte, die ſich gegen die 65 0 Frankreichs richteten? Hat nicht ganz von Roubaix, Lebas, zugejubelt der 1915 es ab⸗ lehnte, dem deutſchen militäriſchen Befehl, die ſtädtiſchen Arbeiter aufzufordern, der fremden Beſetzung Dienſte zu leiſten und der dafür drei volle Jahre im Innern Deutſchlands eingeker⸗ kert wurde? Hat nicht ganz Frankreich dem Brüſſeler Bürgermeiſter Marx zugejubelt, der dem Willen des Generals v. Biſſing trotzte und dafür nach Deutſchland verſchickt wurde? Hat nicht die geſamte franzöſiſche Preſſe jeden kleinen Maire, jeden Feldhüter, jeden Poſtbeamten, der in der bitteren Invaſionsperiode gegenſetzte, gefeiert? 1 In den„Unterredungen mit Bis⸗ marck“, geſammelt und herausgegeben von A. v. Unger(Verlag Richard Eckſtein Nachf., Ber⸗ lin), findet ſich folgende Erzählung: Der franzöſiſche Finanzminiſter Pouyer⸗Quer⸗ tier kam im Oktober 1871 nach Berlin. Die Ver⸗ ſailler Regierung hatte wenige Tage vor dem Termin, an dem die erſte halbe Milliarde von der Kriegskontribution fällig war, für die Deck⸗ ung dieſer Summe noch nicht geſorgt. Fünf franzöſiſche Bankiers hatten ſich wohl bereit er⸗ klärt, die Summe vorzuſtrecken, allein gegen eine Proviſion von 20 Millionen Frank. Thiers war darüber erzürnt, ließ den Finanzminiſter kom⸗ men und richtete an ihn die Forderung, nach Ber⸗ lin zu gehen. Pouver⸗Quertier ſträubte ſich an⸗ fangs, zeigte ſich aber ſchließlich zu der Reiſe he⸗ reit, jedoch unter der Vorausſetzung, daß ein nach acht Tagen widerrufbarer Vertrag mit den Bankiers abgeſchloſſen würde und er für alle Fälle eine Anweiſung auf eine halbe Milliarde erhielte. f Der Reichskanzler empfing Herrn Pouyer⸗ Quertier im erſten Augenblick ſehr brüsk. Nach kurzer Zeit ſtellte es ſich heraus, daß die Annah⸗ me, von der Fürſt Bismarck ausgegangen war, eine irrtümliche geweſen: der Fürſt bekannte das ſelbſt mit der entgegenkommendſten Liebenswür⸗ digkeit, und von da ab ging die Verhandlung ziemlich glatt. Von einer Verſchiebung der Zah⸗ lung wollte der Fürſt gar nichts hören. Endlich ſagte er zu dem franzöſiſchen Bevollmächtigten: „Sprechen Sie darüber mit dem Kaiſer, ich wer⸗ de Ihnen eine Aüdienz vermitteln und Ihrem Wunſche meinerſeits nicht hinderlich ſein.“ An demſelben Tage empfing Kaiſer Wilhelm den franzöſiſchen Bevollmächtigten mit ſeltener Auszeichnung. Der Kaiſer war vollkommen über die Verhandlungen aufgeklärt. Er äußerte wiederholt, die franzöſiſche Regierung ſei bisher ihren Verbindlichkeiten mit Loyalität nachge⸗ kommen, und als er ſchließlich den franzöſiſchen Bevollmächtigten entließ, geſchah dies in ſo wohl⸗ wollender Art, daß Herr Pouyer⸗Quertier ſofort nach Verſailles berichten konnte, er hoffe, die Negoziationen zu einem guten Abſchluß zu brin⸗ gen. Am nächſten Morgen gegen 7 Uhr befand ſich Herr Pouyer⸗Juertier, ſein Pariſer Ge⸗ wohnheiten entſprechend, noch im tieſſten Schlaf, als er plötzlich durch lebhafte Geſpräche im Ne⸗ benzimmer geweckt wurde. Er hatte ſich noch kaum den Schlaf aus den Augen gerieben, als die Tür ſchon geöffuet wurde und Fürſt Bis⸗ marck in ſeiner Küraſſierun form eintrat. Herr ungen. „Glauben Sie denn“, lachte der Reichskanzler, „daß ich mich vor einem nackten Mann fürchte?“ Ohne Umſtände nahm der Reichskanzler Platz und begann die Konverſation. „Sie haben gewonnen. Der Kaiſer geſteht Ihnen alles zu.“ 5 „Wie?“ fragte Herr Pouyer,„Sie haben noch geſtern Se. Majeſtät geſehen?“ „Geſtern“, antwortete Fürſt Bismarck,„nein, ſondern heute, es iſt ja ſchon 7 Uhr morgens.“ Und nun begann der Fürſt mit der größten abgeurteilt, weil ſie im Verdacht ſtanden,„mit den Deutſchen Geſchäfte gemacht zu haben“? Hat nicht ganz Frankreich Verachtung gezeiat für die⸗ Nonchalance die wichtigſten Fragen, um die es ſich handelte, zu beſprechen als ſäße er mit dem Diplomaten in ſeinem Kabinett. Es wurde Schreibzeua gebracht. und auf einem r kurzer Zeit waren die Ent ür rankreich dem ſozialiſtiſchen Bürgermeiſter ö„dem Deut⸗ ſchen“ auch nur den geringſten Widerſtand ent⸗ Pouyer⸗Quertier ſtammelte verlegen Entſchuldig⸗ kleinen H 115 nte natürlich ab. In f t.! zürfe fertig ſo daß die Sekretäre den Reſt beſorgen konnten. Nach den Verhandlungen bſtückte Herr Pouyer beim Fürſten. I n der Unterhaltung kam die Rede auf die Eiſenbahnen, und Fürſt Bismarck behauptete, die deutſchen Eiſenbahnen beförderten wohlfeiler als die franzöſiſchen. ſtritt das und meinte u. a.: 5 „Ja, ich habe für einen Extrazug von Köln nach Berlin 1500 Mark bezahlt. Ich beklage mich nicht gerade und verlange mein Geld nicht zu⸗ rück, aber Sie werden zugeben, keine wohlfeile Beförderung iſt.“ wiß auch Ihr Retourbillett bezahlt.“ 5 Herr Pouyer⸗Quertier beſtritt dies ebenſo hei⸗ ter. Aber wie erſtaunte er, Abreiſe auf dem Bahnhof erſchien und ſein Se⸗ kretär, der für ein Abteil ſorgen wollte, bezahlt. Die deutſchen Herren aus dem Auswür⸗ tigen Amt, die dem ten das Geleite gaben, meinten lächelnd: „Sie ſehen, der Fürſt war im Recht, als er ſagte, Sie hätten Ihr Retourbillett bezahlt.“— Und von da ab wiederholte ſich das bis an die franzöſiſche Grenze. Auf einer Station war ein glänzendes Diner für Pouner⸗Quertier und ſeine Begleiter ſerviert, ſo reichlich, als es nur ange⸗ ctehm ſein konnte, und als die Rechnung begehrt; ö 0 Herr Pouver-Quertier war von dieſer in ſo homori⸗ wurde hieß es, alles ſei ſchon bezahlt. ſtiſcherx Form angebotenen Aufmerkſamkeit ent⸗ zückt und, an der franzöſiſchen Grenze angelangt, ſandte er in beſter Stimmung an den Fürſten eine Deyeſche nach Berlin mit den wenigen Wor⸗ ten: Ich danke Ihnen, mein Fürſt; es iſt je⸗ denkalls angenehmer, von Ihnen zu gehen, als zu Ihnen zu kommen.“ Nelles Nec Die Eiſenverſorgung der Induſtrie im unbeſetzten Gebiet. In einer Sitzung der Mitteldeutſchen Gruppe 5 des Vereins deutſcher Eiſen⸗ und Stahlinduſtriel⸗ ler wurde mitgeteilt, daß die Eiſeninduſtrie noch! für ein halbes Jahr mit Eiſen verſehen ſei. Deutſchland reichlich mit Kohlen verſorgt. Der Reichskohlenkommiſſar erklärte einem Preſſevertreter, daß die innere deutſche Wirtſchaft reichlich verſehen Die Lieferungen aus England ſeien in vol⸗ 10 längere Zeit mit Kohlen ei. lem Gang. Deutſchland ginge keiner Kohlenka⸗ taſtrophe entgegen. Aus Ressen. * Reichspräſident Ebert hat an den Staats⸗ präſidenten Ulrich ein Dankſchreiben Jerichtet, in dem er u.“ zum Ausdruck bringt, aß die Ausſprache ſowohl den beiden Reich Riſtern, wie ihm ſelbſt eine Fülle perſönlicher Eindrücke die und Anregungen gegeben have, die fur weitere Behandlung der durch die gegneriſchen Aktionen erwachſenden Fragen von großem Wert ſind. Anderſeits hofft er, daß durch die Erklärun⸗ gen und Darlegungen der Reichsregierung die Stimmung und Haltung der Bevölkerung im bedrohten und beſetzten Gebiet noch weiter ge⸗ ſtärkt und gefeſtigt wurden, ſodaß wir in einiger Arbeit und entſchloſſenem Ausharren über die böſe Zeit zu beſſeren Tagen hinwegkommen werden. 9 858 Die Regierungskriſe ſcheint jetzt einer L 5. ung zuzuſteuern. Finanzminiſter Henrich hat ſich endgültig zum Bleiben entſchloſſen. Das erledigte Juſtizminiſterium ſoll von ei⸗ nem Mitglied der Deutſchen Volkspartei beſetzt werden. Man nennt den Abg. Oſann. Die anfangs durch den Staatspräſidenten ſehr ſtark in den Vordergrund gedrängte Miniſterkandida⸗ tur des Herrn Oberbürgermeiſters Köhler würde damit erledigt ſein. Ein Erfordernis der Menſchlichkeit. Durch die ſeitherige mehr von politiſchen Geſichtspunk⸗ ten, wie von Gerechtigkeit und Billigkeit beein⸗ flußte Regelung der Einkommensvorbältucſſe Die Glocke von Cckhofen. Eine ſeltſame Geſchichte von Anna v. Panhuys. 26 gen“, erwiderte ſie raſch. Lothar von Brunkendorff beobachtete die Verwirrung der Schloßfrau mit leichtem Be⸗ fremden. Hatte er ſie beleidigt? Ein etwas peinliches Schweigen entſtand und der Mann empfand das Schweigen la⸗ „Ich will Sie aber nun nicht länger ſtören, gnädige Frau“, ſagte er und machte ſtend. eine Bewegung aufzuſtehen. Eliſabeth hatte ſich inzwiſchen wieder zu⸗ rechtgefunden. „Bleiben Sie doch noch ein wenig, Herr von Brunkendorff“, bat ſie freundlich,„laſſen es Sie Sie uns noch plaudern. Oder zieht ſchon an die Arbeit?“ Lothar von Brunkendorff dachte erleichtert, Eliſabeth daß er ſich in ſeiner Annahme, zürne ihm, geirrt habe. „Mit meiner Arbeit werde ich leider viel zu raſch fertig“, geſtand er mit komiſchem Seuf⸗ „Unter uns geſagt, ziehe ich die Fer⸗ tigſtellung des Bildes ſchon ſo weit hin, wie es ſich nur halbwegs mit meinen Anſichten über Es ge⸗ fällt mir nämlich hier ungewöhnlich gut und ich nützte Ihre gütige Gaſtfreundſchaft des⸗ rau.“ zer. Anſtand und Pflicht vereinen läßt. halb ſo unverſchämt aus, ankddge Eliſabeth lächelte. „Nun, da Sie 67 5(Nachdruck verboten.) „Ich will mir Ihren Rat einmal überle⸗ herzerquickend ehrlich ſind, ſoll Ihnen vergeben ſein.“ Sie ſtrich mit glät⸗ tenden Fingern über die Falten ihres Kleider⸗ rockes.„Hören Sie, Herr von Brunkendorff, wenn es Ihnen hier wirklich ſo gut gefällt, ſo möchte ich meine Gaſtfreundſchaft ganz gern noch etwas ausdehnen. Sie müßten dann al⸗ lerdings den Auftrag übernehmen, noch mein Bild zu malen.“ Und als müſſe ſie noch die Gründe für dieſen Wunſch angeben, erklärte ſie:„Alle, die einmal Herren und Herrinnen auf Eckhofen geweſen, haben von ihres Er⸗ denlebens Spur ein Bild ihrer Perſon hinter⸗ laſſen. Im Ahnenſaal bilden ſie eine ſtumme aber feſt zuſammengehövende Geſellſchaft. Ich meine, wenn ich einmal gehe, dann ſoll mein Bild nicht fehlen, und ſoviel Eitelkeit iſt doch in mir, mich lieber malen zu laſſen, ſo lange ich noch jung bin, als damit zu warten, bis ich alt geworden.“ Lothar von Brunkendorff ſtreckte Eliſabeth ſtürmiſch die Hand entgegen. „Mit dieſem Auftrag machen Sie mir ein förmliches Geſchenk. Ich danke Ihnen für die Verlängerung meiner Ferien!“ Wie ein übermütiger junger Burſche rief er es. Er ſchaute zum Himmel auf. „Sehen Sie, gnädige Frau, ob der mir ge⸗ wordenen frohen Botſchaft ſtrahlt der Him⸗ mel noch viel blauer als vordem und die Sonne tanzt, wahrhaftig, die Sonne tanzt.“ Eliſabeth ſchüttelte beluſtigt den Kopf. „Da hätte die Sonne aber viel zu tun, wenn ſie jedesmal tanzen ſolle, wenn ein Ma⸗ ler gebeten wird, ein Bild zu malen.“ „Jedesmal“, lachte er,„nein, jedesmal tut ſie das auch nicht, nur in ſeltenen und wun⸗ dervoll beglückenden Ausnahmefällen“ i Eliſabeth ſtand haſtig auf, aber auf ihren Wangen blühte ein feines Rot. fand er, er war wieder der a fie doe ee on dene, acht, vertie 0 „Wir reden noch darülber, jetzt aber will ich ins Haus, aüf Wicderſdhen bein Nea vicht den Kop 11 0 zen iat dee e 10 Schon wandte ſie ſich zum Gehen und Lo⸗ thar von Brunkendorff blickte ihr nach, bis das ſchwarzfaltige Gewand, das ſie umhüllte, im Schloßtor verſchwand. f Was war das nur? fragte es in ihm wie mit tauſend Stimmen, was war das nur? Was bedeutete der haſtige Aufbruch, was be⸗ deutete das Rot auf dem ſonſt ſo gleichmäßig blaſſen Frauenantlitz? Ein Rätſel gab es ihm auf, glühende Antlitz. Ein Gedanke wagte ſich hervor, flatterte heran wie ein ſcheues Vöglein, aber Lothar von Brunkendorff wagte es nicht feſtzuhalten. Denn es konnte doch nicht möglich ſein, daß— Es konnte doch nicht möglich ſein, daß die ſtolze, blaſſe Schloßfrau ihm ein heimliches, wärmeres Gefühl entgegenbrachte. Er ſprang auf. Tolle Gedanken plagten ihn hier am hellen, frühen Morgen; am ein⸗ 1 7 war es, er lachte ſich ſelber gründlich aus. Wie verfiel er nur plötzlich auf ſo eine tolle, ee Idee? Eliſabeth von Valberg — und er. Er lachte wirklich laut auf und dann brach er jäh ab und ging tiefer in den Park hin⸗ ein, ſein Denken mußte erſt einmal wieder in ruhiges Fahrwaſſer treiben, eher mochte er nicht ins Schloß zurückkehren, denn ſo, wie ihm jetzt zumute war, konnte er Eliſabeth von Valberg nicht beim Frühſtück gegenüberfſtzen. Nach einem alleen Dauermarſchf lte, und als ſuche dieſes er⸗ er ein Gegen e Arbeit. Arbeit befreite ihn immer am ſchnell- ſten von ſchwerfälligen Gedanken. Vor dem Frühſtück hatte Ilſe Haldow noch Gelegenheit, ſich über Eliſabeth zu wundern. Dieſe kam in ihr Zimmer und machte ihr den Vorſchlag, ſie möge ihr doch einmal das Haar ſo aufſtecken wie ſich ſelbſt. Was bedeutete das? Was war denn Eliſabeth gefahren? Natürlich behielt ſie jede erſtaunte Frage für ſich, denn ihr mußte ſtets daran liegen, der Herrin von Eckhofen gefällig zu ſein. und in ganz kurzer Zeit umrahmte das Haar Eliſabeths Stirn in genau ſo tiefen, ſanft ge⸗ ſchwungenen Linien, wie ſie ſich um Ilſes Stirn legten, und um Eliſabeths blaſſe Ohr⸗ muſchel lockte es ſich wie ein Geſpinſt von dunkelgetöntem Rotgold. Ilſe war faſt verblüfft, wie die neue Haar⸗ tracht Eliſabeths Geſicht veränderte, und Eli⸗ ſabeth ſelbſt ſchaute mit einem Gemiſch von Staunen und Befriedigung ihr Spiegelbild an. Lothar von Brunkendorff erfüllte ſie; es war doch ein angenehmes Gefühl, hübſch zu ſein, und hübſch ſah ſie nun aus. In dieſer neuen Anordnung wirkte Haar ſo, 800 ſie es plötzlich auch nicht mehr ein bißchen Jüngeren eine Erklärung für ihre plötzliche Eitelkeitswallung zu geben. 00 8 200 in Ilſe Haldow beſaß geſchickte Hände Eine jäh aufſteigende Dankbarkeit für ihr äßlich fand. Es drängte ſie, der Fortſetzung folgt.) haben ſich die verſchiedenen Parteien gemeinſamen Antrag an die Regierung gewandt. Wie verlautet, ſoll u. a die Ueberweiſung der Nutznießung des Gutes Romrod gebracht 1 er et e ee gegenüber dteſer on ablehnend. Herr Pouyer⸗Quertier be. fee a— daß das auch „Oho“, ſcherzte der Fürſt,„da haben Sie ge⸗ als er bei ſeiner? die Nachricht brachte, es ſei bereits ein Salonwagen franzöſiſchen Bevollmächtig⸗ Dezember 1922 bei allen Urkunden und Anträgen, buch, das Handels⸗ oder Güterrechtsregiſter vor⸗ noch mit Mil 18 in Zu⸗ 66 länger eren ehr N 5 ligen Großherzog die erſor⸗ rich zum Lebensunterhalt für ſich ſeine Hausangeſtellten zukommen zu laſſen, in einem in Vorſchlag verhält 4 0 170 us Nah und Fer. Gerichtskoſten und Notarskoſten. Vielfach iſt man im Publikum der Meinung, bei einer Reihe von Rechtsgeſchäften könne man ſeine Zwecke auf einem billigeren Wege erreichen, als wenn man zum Notar gehe. In dieſer Annahme werden häufig Gerichte oder Ortsgerichte bei Aufnahme oder Beglau⸗ bigung von Löſchungen und Ceſſionen in An⸗ ſpruch genommen. Aus dem gleichen Grunde laſſen Banken und Kaſſen ihre Kunden Geld und Kredithypotheken unterſchreiben und reichen dieſe Urtunden nach vollzogener Beglaubigung der Unterſchriften direkfñt vom Grundbuchamt zur Eintragung ein. Dasſelbe Verfahren wird aus demſelben Geſichtspunkte heraus von Kaufleuten bei Anträgen geübt, die zum Handelsregiſter ein⸗ gereicht werden müſſen. Immer glaubt man, eine Verringerung der Koſten erreicht zu haben. Eine derartige Anſicht iſt ſchon ſeither nur teilweiſe richtig geweſen; für heſſiſche Rechtsſa⸗ chen trifft ſie in der Folge überhaupt nicht mehr zu. In Heſſen wird nach einem Geſetz vom 29. hie zum Zwecke der Eintragung in das Grund⸗ gelegt werden, neben den normalen Gerichtsko⸗ ſten ein beſonderer Zuſchlag in Höhe der Stem⸗ pel, Gebühren und Pauſchſätze erhoben, die für eine gerichtliche oder notarielle Beurkundung in dieſem Falle zu erheben geweſen wären. Genau ſo wird auch bei Anträgen auf Erteilung von Erbſcheinen oder Teſtamentsvollſtreckerzeugniſſen verfahren. i In allen dieſen Fällen zahlt das Publikum, das die Entwürfe von anderer Seite herſtellen, die Unterſchriften beglaubigen läßt und die Ur⸗ kunden und Anträge ſelbſt einreicht, zunächſt nicht oder weniger als beim Notor. Nachträglich wird aber alles, was der Notar für die Tätigkeit er⸗ halten hätte, vom Gericht mit den übrigen Ko⸗ ſten nacherhoben. Der Geſetzgeber will das Notariat ſtützen und den Gerichten die zeit⸗ raubende Bearbeitung von Schriftſtücken erſpa⸗ cen, die nicht von einem Sachverſtändigen ord⸗ nungsgemäß entworfen oder aufgenommen ſind; er denkt aber auch an das Publikum ſelbſt. Die⸗ ſes ſoll in derartigen Angelegenheiten, die, wie die Gewährung von Hypotheken. die Gründung einer Handelsgeſellſchaft, die Erteilung einer Prokura und dergleichen für die Beteiligten von der weittragendſten Bedeutung ſind, nicht am ſalſchen Platze ſpiren, ſondern ſich der Hilſe der gachverſtändigen Organe bedienen, die ihm der Staat zur Perfügung ſtellt Es iſt alſo am richtigſten und billigſten, in al⸗ ſen Urkundsangelegenheiten zu einem heſſiſchen Notar oder zu einem heſſiſchen Gerichte zu gehen. Wer ſich einer anderen Hilſe bedient, die er benfalls vergüten muß, zahlt unter allen Um⸗ tänden mehr: hierzu gehört auch die Tätigkeit ines nichtheſſiſchen Notars. Zieht man dieſen ju, ſo kommen zu den heſſiſchen Gerichts⸗ und Notarsgebühren noch deſſen Gehühren und auch die Stempelgebühren des nichtheſſiſchen Staates hinzu.. O Aus Startenburg, 16. Fehr. Bei der heu⸗ igen Geſchworenenausloſung, bei der zum er⸗ ten Mal auch eine Frau zur Ziehung kam, vurden u. a. folgende Namen gezogen: Benning, J. M., Geometer in Offenbach: Weintrud, Ro⸗ zert Ehefrau Eliſe geb. Langsdorf in Offenbach; Büdinger Gg. 2., Tüncher in Zwingenberg: Jung Phil. 3., Landwirt in Offenthal; Stoeckicht Jul., faufmann in Offenbach; Baumert J. Ant., Wie⸗ zemeiſter in Offenbach; Dingeldein W., Bürger⸗ neiſter in Gronau: Tardt R. G., Elektrotechniker n Offenbach: Paiberger V., Zigarrenarbeiter n Lorſch; Ott F., Metzger in Klein⸗Auheim: Frühwein A. E., Kaufmann in Münſter; Klein Fr. F., Portefeuiller in Offenbach: Trautwein, 5., Gärtner in Jugenheim; Hufnagel Ph., Ar⸗ hitekt in Offenbach: Hammel H., Sattler in Rumpenheim; Emler G., Maſchinenführer in Bürſtadt. Heppenheim a. d. B., 16. Febr. Regierungs- zat Kreisamtmann Dr. Grosholz iſt vom 1. März ab dem Miniſterium der Finanzen zur Aushilfeleiſtung bei dem Landesſiedelungsamt jur Verfügung geſtellt worden. Bensheim, 16. Febr. Profeſſor Heinrich Metzendorf, ein auf dem Gebiet des Woh⸗ nungsbaues nicht nur in ſeiner Heimat, ſondern mich in weiteren Kreiſen, beſonders auch im heinland geſchätzter Architekt, iſt geſtern einem jängeren Leiden erlegen. i = Birkengqu, 14. Febr. Ein ſehr geſuchter und gut bezahlt Artikel ſind eben die Lum ⸗ den. Ein auswactiger Aufkäufer ließ durch die Schelle bekannt machen, daß er pro Pfund 120 Mark zahle. Sofort ließ ein hieſiger Lumpen⸗ ſammler bekannt geben, daß er fürs Pfund 150 Mark zahle.— Bei einer kürzlich abgehaltene Holzverſteigerung kam ein Akazien⸗Schichthaufen auf 40—50 000 Mark. früher 3—5 Mark. a Mörlenbach, 14. Febr. Die Jagd der klei⸗ nen Gemeinde Ober⸗Liebersbach mit 6 Bauernhöfen wurde kürzlich neuverpachtet. Da⸗ bei wurde ein jährlicher Pachtpreis von 575 000 Mark erlöſt, dazu kommen dann noch die hohen Steuern. Steigerer iſt ein Herr aus Mannheim. Der ſeithe e Pachtpreis war 250 Mark; die Jad war von einigen dortigen Bauern gepach⸗ Laudenbach a, d. B., 16. Febr. Im benach⸗ barten Weiler Bal zen bach wurde durch die anhaltenden gewaltigen 0 0 800 das Wohn⸗ haus des Landwirts Schwöbel vom Waſſer ſod unterſpült, daß es zuſammenſtürzte. Durch das Krachen der Balken wurde man des Unglücks noch rechtſeltig gewahr und konnten die Möbel 8 e ett werden. Auch das an. gebaute ede hat ſchwer gelitten. a 1 ichelſtadt, 19. Febr. Der i 1 Fleiſchkonſums der unreelle Zwiſchenhandel, tiefen Wurfgraben und wurde durch dieſe Vorſchrift 75 „den. lenverſicherung. aus ungenügend. daher nach wie vor eine ſicherung. noch weiter verſchlechtert. 0 Deut lands iſt 110 bereſts zu ſehr maßen Saad Bons 8 die lebe. Worms i 1 5 1 e om f. 0 trlebe 5 heim, treiberei wurden au 8 Händler verhaftet. Der e stück Vieh über 1 Million Mark, der andere an en Sglachvießhol l e zweieinhalb Millionen Mark ver⸗ ien 1 71% Die„Pfälzer IAtgg teiligten Mitgliedern des Zentralverbandes chriſt⸗ lage auf allen Gebieten manche Geſchäfte notlei⸗ licher Tabararbeiter Deutſchlands den, braucht einen nicht wunderzunehmen. des Rückgangs des Dollars Speyer, 19. Febr. ſchreibt: Daß bei der gegenwärtigen hohen Preis⸗ Trotz iſt nirgends eine Verbilligung zu erblicken. ſchließen, wie berichtet wird. Der Rückgang des iſt im allgemeinen beträchtlich, weil die Preiſe unheimlich ſteigen. Meiſt iſt es der ſeine Hände zwiſchen Bauern und Metzgern hält. In Kai⸗ ſerslautern z. B. ſind jetzt 11 Metzgereien außer Betrieb; in Burgalben iſt die örtliche Metzgerei „Gutach, 19. Febr. Der 28fährige verheira⸗ tete Bürogehilfe Georg Grimm geriet auf dem Heimweg in der Tunkelheit in den etwa 2 Meter von dem raſch fließenden Waſſer in die unter der Straße durch⸗ ſührende Dohle geriſſen, wo er elendiglich er⸗ = Gelnhauſen, 20. Febr. Bei Kaltenborn wurde der 75jährige Iſenburgiſche Oberförſter Ries von einem unbekannten Wilddieb er⸗ ſchoſſen geſchloſſen. trank. . Trier, 20. Febr. In Malborn wurde ein Jagdhüter von einem Arbeiter totgeſchla⸗ gen. Frankfurt a. M., 16. Febr. Auf der Stra- ßenbahn ſind fortab zu zahlen: für eine Fahrt bis 2 Kilometer 250 Mk., 5 Klm. 350 Mk. und über 5 Klm. 400 Mk.— Der frühere Gärtner und jetzige Krankenpfleger Guſtav Werner wurde unter der Anſchuldigung verhaftet, an ſei⸗ ner Frau Giftmordverſuche begangen und meh⸗ rere ſeiner Pflegebefohlenen durch Einſpritzung von Gift ſo behandelt zu haben, daß dieſelben nach längerem Siechtum geſtorben ſind. e 60 Millionen Mark für einen Hengſt. Wäh⸗ rend der höchſte in Deutſchland gezahlte Preis für einen Hengſt vor drei Wochen noch 10 Mil⸗ lionen Mark war, wurden auf der oſtfrieſiſchen Hengſtverſteigerung in Aurich jetzt für einen Hengſt 60 Millionen Mark geboten. Für meh⸗ rere Tiere wurden je 30 bis 50 Millionen gelöſt, Brand einer Irrenanſtalt. = Nepwyork, 19. Febr. In Manchattan erlitten bei dem Brande einer Irrenanſtalt 22 Inſaſſen und 3 Pflegeſchweſtern den Flammentod. Räuberei. Wd. Berlin, 16. Febr. Das Poſtamt Teltos bei Berlin iſt durch mehrere junge Burſchen, die mit Armeepiſtolen verſehen und maskiert waren und in das Amt eindrangen, um Millionen Mark beraubt worden. Die Räuber, die im Auto davonfuhren, konnten noch nicht ermittelt wer⸗ Deulſches Reich. Eine wertbeſtändige Anleihe. O Berlin, 21. Febr. ſter hat mit auswärtigen Bankfirmen ein A b⸗ kommen getroffen, wonach wertbeſtändige Schatzanweiſungen in Höhe von 200 Millionen Goldmark zur Auflegung kommen. Zunächſt kommen 50 Millionen Goldmark, die von der Reichsbank garantiert werden, zur Ausgabe. Die zahlung erfolgt mit Deviſen und ausländiſchen Noten. Es werden auf den Inhaber laufende Stücke bis zu 1(einem) Dollar herunter ausge⸗ geben. Zuchthaus für Wucherer und Preistreiber. Berlin, 21. Febr. Im Haushaltsausſchuß des Reichstags wurde bei der Beratung des Notgeſetzes aus Anlaß der Ruhrbeſetzung be⸗ ſchloſſen, daß Perſonen, welche lebenswichtige * Sachen ohne Genehmigung an das Ausland lie⸗ fern, zu Zuchthaus bis zu 5 Jahren und zu unbegrenzter Geldſtrafe zu verurteilen ſind. Schleichhändler und Prelstreiber ſollen zu Zuchthaus bis zu 15 Jahren verurteilt werden. Ein Antrag auf Todesſtrafe wurge abgelehnt. Auszand. Das engliſche Unterhaus hat den Zuſatzantrag der Liberalen; der die Räumung von Meſopotamien fordert, mit 273 gegen 167 Stimmen abgelehnt. 0 Soziales. Die neue Grundlohnerhöhung in der Kran⸗ Durch die Verordnung des Reichsarbeitsminiſters vom 2. ds. Mts. iſt der Höchſtgrundlohn in der Krantenverſicherung, der bisher 1800 Mark pro Tag betrug, auf 3600 Mk. feſtgeſetzt worden. Die Beſchlußfaſſung über die Erweiterung der Lohuſtuſen hat der Kaſſenvor⸗ ſtand vorzunehmen. Wird gleichzeitig auch eine Umgeſtaltung der bisherigen Lohnſtufen vorge⸗ nommen, ſo iſt hierzu die Zuſtimmung des Ober⸗ verſicherungsamts erforderlich. Die erhöhten a e 90 10 1970 ſondern erſt vom 29. Tage na em Inkrafttreten ſchluſſes zu gewähren. Die Feſtſetzung des Höchſtgrundlohnes auf 3600.— Mark iſt im Hin⸗ blick auf die derzeitigen Arbeitseinkommen durch⸗ die Verſicherten beſteht weſentliche Unterver⸗ Aber auch den Krankenkaſſen bringt Für e nicht 1 0 geſteigerten Aufwendungen Sachleiſtungen, wie Arzthonorar, Medikamente, r und dergl. leiſten zu nnen. Zur Arbeitsloſtoteit in der Tabakinduſtrie. Die Geſchäftslage in ber Tabakinduſtrie hat ſich In allen Bezirken triebsſtillegungen gekommen. etriebsſti ngen ſind eſonder 2 1 ee 5 5 en auf d e hatte an einem teilweiſe arbeitslos. Das Metzgerge⸗ loſen arbeiteten 92 Prozent bis Stunden; 109 werbe z. B. hat ſchwere Zeiten durchzumachen. Mehrere pfälziſche Metzgereien mußten die Läden chentlicht vers. f Der Reichsfinanzmini⸗ des Vorſtandsbe⸗ die Mittel, die erforderlich ſind, um 10 ö r chen Lande und an keinen Verteyrsſtranen liegen. In den Stammbetrieben wird die Produktion mehr oder minder aufrecht erhalten. Wie trau⸗ rig es um die Geſchäftslage in der Tabakinduſtrie beſtellt iſt, geht aus nachſtehenden Zahlen her⸗ vor: Von den an der Arbeitsloſenzählung be⸗ waren Ende Januar 25,2 Prozent völlig und 56,1 Prozent Von den teilweiſe Arbeits⸗ Prozent bis 16 Stunden; 55,5 Prozent bis 25 Stunden und 4. Prozent über 24 Stunden wö⸗ Die Zahl der völlig Arbeits⸗ loſen würde phedeutend größer ſein, wenn Ralle Mitglieder, die von Betriebsſtillegungen be⸗ troffen worden ſind, von der Arbeitsloſenzahlung hätten erfaßt werden können. legungen haben aber an mehreren Orten dazu geführt, daß ſich Ortsgruppen des oben genann⸗ ten Verbandes auflöſten.! Dieſe kommen für die b Arbeitsloſenzählung nicht mehr in Be⸗ tracht. groß im beſetzten Gebiet. Hier Die Betriebsſtil⸗ Die Arbeitsloſigkeit iſt ganz beſonders N a ſind nur noch wenige Betriebe vorhanden, die beſchränkt ar⸗ beiten laſſen können. Die große Mehrzahl der Betriebe iſt infolge Abſatzmangels geſchloſſen. 1 Zur Lage. Die Stillegung des Mainzer Poſt⸗ und Telegraphenamtes. Mainz, 21. Febr. Zum Zeichen des Pro⸗ teſtes gegen die Verhaftung des Poſtdirektors Klingelhöfer waren die beamt abe 185 Poftbeamten fllasſe 90—110 600 geſtern Morgen 8 Uhr in einen 5 ſtündigen Streik getreten. Währenddeſſen wurde das Poſt⸗. und Telegraphenamt von den Franzoſen beſetzt. Der Poſt⸗ und Fernſprechverkehr ruht vollſtändig. Die Banken hatten geſtern zum Proteſt ge⸗ gen die Verurteilung des Bankdirektors Meyer geſchloſſen. Zollweſen. Mainz, 21. Febr. Die Mainz ſind von der Beſatzungsbehörde; fernt worden. In Ludwigshafen iſt bisher ein Ein⸗ griff in das Zollweſen nicht erfolgt. In der Pfalz haben die Franzoſen Zollkontrollen einge⸗ richtet. bei den Rheinübergängen in Ludwigsha⸗ fen, Germersheim und Wörth. Eiſenbahnunfälle im beſetzten Gebiet. Bei Düren ereignete ſich ein Zuſammenſtoß, der mehrere Tote und Verwundete im Ge⸗ folge hatte. Die Strecke zwiſchen Aachen und Düren wurde durch eine Zugentgleiſung für längere Zeit un⸗ paſſierbar. Zwiſchen Köln und Bonn ſtieß eine Lokomo⸗ tive auf einen Zug. Der Verkehr iſt dadurch für eine Zeitlang unterbrochen. Durch einen Zugzuſammenſtoß zwiſchen Kre⸗ feld und Dülken iſt die Strecke auf 1—2 Tage geſperrt. Erhebliche Koöhlenreſerven. Berlin, 21. Febr. Von zuſtändiger Seite wird beſtätigt, daß es in den letzten Wochen ge— lungen iſt, erhebliche Kohlenvorräte anzuſam⸗ meln. Aus dem Ruhrgebiet. Der ausgewieſene Amtmann von Datteln wurde in der Nähe der Grenze des beſetzten Ge— bietes verhaftet und nach Recklinghauſen ge⸗ bracht. In Bochum zog ſtarkes Militär ein und beſetzte das Poſt amt. Das franzöſiſche Ulti⸗ matum, unter militäriſchem Befehl zu arbeiten, wurde abgelehnt. Der Poſt⸗ und Fernſprech⸗ verkehr liegt ſtill. N Aus dem Saargebiet. Der Geſchäftsführer ges Hirſch-Dunckerſchen Angeſtelltenverbandes, Walter Großmann, wurde aus dem Saargebiet ausgewieſen. 5 Verhaftet: Direktor der Reichsbanknebenſtelle in Ober- ſtein a. d. Nahe wegen Bereitſtellung von an— geblichen Streikgeldern. Ausgewieſen: N a Polizeirat Meininger in Pirmaſens. Verboten: Das„Berliner Tagebl.“ für dauernd Konferenzen in Paris Nach einer Drahtmelvung aus Paris wird der belgiſche Miniſterpräſident Theunis eine Beſprechung mit Poincare haben, die ſich auf die Frage einer beſonderen Währung für das beſetzte Gebiet beziehen ſoll. In einem franzöſiſchen Miniſterrat, an wel⸗ hem auch Oberkommiſſar Tirard teilnahm, wurde von neben Ausweiſungen und Sanktionen gegen ſolche Städte geſprochen, die der deutſchen Regierung gehorſam bleiben. Tirard wies darauf hin, daß ſich in dem beſetz⸗ ten Geiete eine gewiſſe Unruhe zeige. 100 Millionen Franken Ruhrkredite. Paris, 21. Febr. Der Miniſterrat hat ge⸗ ſtern den Entwurf, der die Bewilligung von 100 Millionen Franken Ruhrkredite vorſieht, geneh⸗ 5 Handelsnachrichten. Auf den„Gold⸗ und Brillantenhöfen“. Berliner„Voſſ. Zig.“ ſchreibt: Alles iſt in 703 letzten Tagen im Preiſe zurückgegangen: Raffee, Reis, Haferflocken, ſogar Butter 10 garine, Eier, und ſelbſt die ebenfalls überm 195 hohen Kartoffelpreiſe haben aufgehört zu 0 en. Nur auf dem Viehbof— Gold⸗ und Bril⸗ ꝛMun s Aufwandes, den e re Frauen treiben— bleiben die eiſe„feſt“. „ Und Fleiſchmarkt liegen, wi 55 weer fle beben. als für das ganze [Zum Viehmarkt waren aufgetrieben: lich regelmäßig ausgezahlt würden. o wie die eee er N 9 wan spreiſe ſeſtzufetzen: und vann vor Geich mit 9055 Leuten, die ſie überſchreiten. Außerdem wird es Aufgabe unparteiiſcher Groß⸗ und Gemeindeſachverſtän⸗ diger ſein, den ganzen Vieh⸗ und Fleiſchhandel einmal zu ſtudieren, um dem Unfug ein Ende machen zu können, daß das Fleiſch durch vier und fünf Hände geht, ehe es an den Verbrau⸗ cher gelangt. ** Mannheimer Produttenbörſe. Bei mäßigem Beſuch war die Tendenz der Produktenbörſe ſtetig. Gefordert wurden, bahng⸗ frei Mannheim, für die 100 Kg. lalles je. 1000 Mark) Weizen 100 bis 108, Roggen 92 bis 95, Braugerſte 90 bis 98; Jilandhafer 60 bis 78. Auslandshafer 90 bis 100; Mais 105; Wieſen⸗ heu 46 bis 48; Luzernekleeheu 50: Preßſtroh 43 bis 45; gebundenes Stroh 41 bis 43; Weizen⸗ kleie 53 bis 55. Der Mühlenrichtpreis für Wei⸗ zenmehl ſtellt ſich auf 175 000 Mark, die zweite Hand gab zu 145 000 bis 150 000 Mark die 100 Kg. ab.— Bei einer Verſteigerung von 10 000 Kg. Weizenkleie erfolgte der Zuſchlag zu 53 000 Mark für die 100 Kg. ee Mannheimer Viehmarkt. kaufleute, Regierungs⸗ 996 9605 5 Großvieh, davon: 116 Ochſen, 195 Farren, 685 Kühe und Rinder, ferner 238 Kälber, 115 Schafe, 786 Schweine. Preiſe für 50 Kilo Lebendgewicht: Schſen: 1. Klaſſe 220— 240 000 /, 2. Klaſſe 180⸗ 918 200 000 /, 3. Klaſſe 160—170 000 A, 4. Klaſſe 110440 000 /; Farren: 1. Klaſſe 180200 000 4, 2. Klaſſe 160180 000 A1, 3. Klaſſe 130⸗ bis 460 000 /; Kühe und Rinder: 1. Klaſſe 220. bis 240 000 /; 2. Klaſſe 180—200 000 J, 3., Flaſſe 150170 000 /, 4. Klaſſe 120—140 000 AMI, 5. 4%; Kälber: 160—240 000%; Schafe 30—110 000 /: Schweine: 1. Klaſſe 280⸗ dis 300 000 /, 2. Kloſſe 280—290 000 /, 3. Klaſſe 280— 290 000, 4. Klaſſe 260—280 000, 5. Kl. 240260 000 /, 6. Klaſſe 240280 000. Markt⸗ verlauf: mit Großyich ruhig, nicht geräumt; mit Kälbern mittelmäßig, ausverkauft; mit Schwei⸗ nen ruhig, Ueberſtand. a Die otlage der Geisilichen. In den letzten Jahren war in der Preſſe viel⸗ ſach die Not geſchildert worden, unter welcher die katholiſchen Geiſtlichen infolge der Teuer⸗ ung und der durchaus ungenügenden Beſoldung zu leiden hatten. Inzwiſchen iſt für die Diözeſe Mainz eine neue Beſoldungsordnung für die katholiſchen Geiſtlichen vom 1. April 1922 an beröffentlicht worden. Danach kommen für den Grundgehalt zwei Gruppen in Frage. Gruppe eee eee eee V entſpricht der Gruppe 10 der Reichsbeſoldungs⸗ ordnung, Gruppe 2 der Gruppe 11 der Reichs⸗ beſoldungsordnung. Pfarrer, Pfarrkuraten. Pfarrverwalter, Benefiziaten und Rektoren be⸗ ziehen einen Grundgehalt nach Gruppe 1. Etwa 50 Pfarrer in großen Gemeinden in Stadt und Land werden mit Recht nach Gruppe 2 beſoldet. Der Grundgehalt ſteigt von zwei zu zwei Prie⸗ ſterjahren. Die Kapläne erhalten eine Grund⸗ vergütung, die nach der Anzahl der Prieſterjahre verſchieden hoch iſt und ſich zwiſchen 75 bis 100 Prozent des Anfangsgrundgehaltes der Gruppe 1 bewegt. Zu dieſem Grundgehalt der Geiſtli⸗ chen tritt noch ein Teuerungszuſchlag in der Höhe, wie er den Reichs⸗ und Staatsbeamten gezahlt wird. Die Kapläne müſſen für Unter⸗ haltung(Koſt, Licht, Feuer, Abnutzung der Mö⸗ bel und Wäſche, Dienſtperſonal uſw.) 50 Prozent ihrer Geſamtbezüge an den Pfarrer oder Haus⸗ haltungsvorſtand abgeben. Dieſe hier kurz geſchilderte Gehaltsregelung der katholiſchen Geiſtlichen wäre nun recht ſchön und gut, wenn— ſie nicht lediglich bis jetzt auf dem Papier ſtände, wenn die Gehalte auch wirk⸗ 8. 2 In Wahr⸗ heit haben die Geiſtlichen mit eigenem Haus⸗ halte erhalten nach Abzug der Steuern: anfangs Oktober 27280 Mark, Ende November 45 390 Mark und im Monat Februar durch telegraphi⸗ ſche Anweiſung zwiſchen 110 000 bis et 150 000 Mark, je nach Zahl der Prieſterjahre Ortsgruppen. Dazu kommen bei Pfarrern auf dem Lande noch einige Tauſend Mark Einkünfte aus dem Pfründegut, die aber am Schluſſe des Rechnungsjahres verrechnet werden. Wenn wir von den verhältnismäßig wenigen Pfarrern abſehen, welche trotz der hohen Ausla⸗ gen aus ihren Weinbergen, und jenen, we noch der ſchwierigen Auseinanderſetzung mit ihren Pächtern aus ihrem Pfründegut einen ge⸗ nügenden Unterhalt ziehen konnten, ſo muß geſagt werden, daß kein kath. Geiſtlicher, Pfarrer oder Kaplan, von ſeinem Gehalte auch nur entfernt die einfachſten Lebensbedürfniſſe beſtreiten konnte, es ſei denn, er hätte eine gute Seele in Amerika! Dazu kommt der überaus be⸗ klagenswerte Zuſtand, daß ſämtliche Auszahlun⸗ gen jedesmal erſt ſtattfinden, nachdem eine ge⸗ waltige Teuerung, wie z. B. die letzte, die Preise für alle Gegenſtände ſo ſtark in die Höhe ge⸗ ſchneſtt hatte. Wenn der Geiſtliche ſeine Schul⸗ den bezahlt hatte, was blieb ihm dann fürs Le⸗ ben noch übrig? Soviel, daß er ſich nicht mehr eine Soutane. Soutanelle oder ſonſt ein Klei⸗ e kaufen konnte, ohne erneut Schulden zu machen. Wo bleibt noch Geld übrig, Geiſtliche ſich auch ein Buch kaufen d ge auf der Höhe bleiben kann? Umgekehrt ſickert durch, daß man vereinzelt bereits Bücher ver⸗ kauft, um ſich noch einigermaßen über Waſſer zu halten. Theologiſche Zeitſchriften und Zeitungen wurden abbeſtellt. Nächſtens können die Redak⸗ tionen auch einen Fonds errichten, aus dem man den Geiſtlichen wenigſtens den Bezug der letzten Zeitung noch ermöglicht. Hielt gar Krankheit im Pfarrhauſe ſeinen Einzug, kamen Doktor⸗ und Apothekerrechnungen, dann wußte man gar nicht mehr die Koſten zu beſtreiten. Und nun die ernſte Frage: Wer trägt an dieſen ſammervollen Zuſtänden die Schuld? Die kirchliche Behörde, der Diözeſan. lirchenvorſtand, die heſſiſche Regierung, die Ab⸗ geordneten? Wir wollen 5 Frage unent⸗ ſchieden laſſen, aber doch ſopie alle ſagen: Wenn maßaebenden Stellen end lie?