* Viernheimer Nachrichten Der„Viernheimer Anzeiger“ erſcheint wöchentlich dreimal: Dienstags, Donners⸗ tags und Samstags.— Der monatliche Bezugspreis beträgt 800 Mk.— Durch die Poſt bezogen monatlich 900.— Mk. Redaktion, Druck u. Verlag: Joh. Martin 2 25 Fernſprecher Nr. 217 ö Amt Viernheim. Geſchäfts⸗Anzeiger Donnerstag, den Inſerate finden im„Viernheimer Anzeiger“ wirkſamſte Verbreitung. Immer noch härt auf bart! Durch die Beſetzung von Caub, Lorch und Königswinter werden die letzten freien deutſchen Stätten links des Rheins beſeitigt. Der„Petit Pariſien“ rechtfertigt dieſes Zugreifen auf die bisher unbeſetzten„Flaſchenhäflte“ mit der„allgemeinen Verfehlung Deutſchlands“. Das iſt eine Begründung, mit der ſich schließlich alles rechtfertigen läßt! N Nach einer Meldung aus Koblenz waren im altbeſetzten Gebiet bis zum 26. Februar 550 Perſonen ausgewieſen worden. „ ͤ%* Die engliſche Preſſe hat den Mut, Bo⸗ nar Law daran zu erinnern, daß die„wohl⸗ wollende Neutralität“ Englands nicht den Auf⸗ faſſungen entſpreche die vor 8 Jahren für den Eintritt des britiſchen Reiches in den Krieg maßgebend geweſen ſeien. Zum Mindeſten ſei es die Aufgabe der engliſchen Regierung, in Pa⸗ ris klarzuſtellen, was der Zweck und das Ziel der franzöſiſch⸗belgiſchen Sktupierung des Ruhr⸗ gebietes ſei. Sei man über die Abſichten Frank⸗ reichs im Klaren, dann werde ſich eher ein Weg finden, der aus dem furchtbaren Labyrinth wie⸗ der herausführe. Was will Frankreich? Auf dieſe Frage erhält man eine grundverſchiedene Antwort, je nach⸗ dem man Millerand und Poincare, oder andere Leute hört. Poincare hat am 12. Januar erklärt, Frankreich wolle ſich an der Ruhr lediglich die Kohlen holen, die Deutſchland ihm verweigere. Es beſtehe keineswegs die Abſicht, Deutſchland zu erdroſſeln. Mit dieſen friedlichen Gedanken iſt das, was ſich ſeitdem an der Ruhr abgeſpielt hat, nicht in Einklang zu bringen. Engliſche Blätter ſehen in den franzöſiſchen Abſchnürungs⸗ maßnahmen eine verſchleierte Annexion. Der ſtark verbreitete Londoner„Obſerver“ bringt eine Betrachtung über Frankreichs Vorgehen, die ſchärfer auch in Berlin nicht geſchrieben werden könnte. Trotzdem bleibt Bonar Law ruhig, als wenn in der Welt gar nichts vor ſich ginge! In Frankreich ſtbeint man Blättermeldungen unterdeſſen den Verſuch zu kachen, England in die Rührpartie geſchäftlich zu verſtricken. Man ſpricht von der Gründung einer franzöſiſch⸗engliſchen Geſellſchaft, die induſtriellen Werke im Ruhrgebiet erwerben und privatkapitaliſtiſch ausbeuten ſoll. Die fran⸗ zöſiſche Regierung, die an dem Gewinn teilneh⸗ me, werde Ruhrgebiets keine dauernde ſei. ung in London, ob engliſche Unternehmerkreiſe bereit ſeien, Konzeſſionen für von Zöllen, Bergwerken ete. von der franzöſiſchen Regierung zu erwerben. bloß Geſchwätz und was Tatſache iſt, wird ſich wohl bald herausſtellen.. *.* * Der Vollſtändigkeit halber ſei noch eine Mel⸗ dung verzeichnet, wonach Holland mittlung des Miniſters Karnebeek im Begriffe ſei, in der Ruhrfrage eine Einigung zu ſuchen. Eine Haager Meldung der Londoner„Daily Mail“ ſtellt eine ſolche Abſicht in Abrede, fügt jedoch hinzu, es hätten Erörterungen über dieſe Frage ſtattgefunden zwiſchen drei neutralen Mächten, die eine gemeinſame Aktion zu unter⸗ nehmen wünſchten, ſobald der pſychologiſche Au⸗ genblick dazu gekommen ſei. Wie legen dieſen Meldungen keine Bedeutung bei. Die Neutralen ſind viel zu zaghaft und auch zu ohnmächtig, um in der Ruhrfrage etwas Entſcheidendes zu wagen. 5 Ein weiteres Gerücht will wiſſen, der ameri⸗ kaniſche Botſchafter Harvey habe in einem engli⸗ ſchen Preſſeklub Mitteilungen gemacht, wonach Pröndent Harding einen fertigen Vermittlungs- pian in der Taſche habe. Es ſolle eine interaa⸗ tionale Finanzkommiſſion gebildet werden, deren Kontrolle Deutſchland vorbehaltlos annehmen müßte. Auch dieſes Gerücht deutet mehr auf Phantaſie als auf Wirklichkeit. Das offtziöſe„Echo de Paris“ gendwo aufgegriffene Gerüchte ungsabſichten der deutſchen Regierung, um zu erklären, daß Frankreich zund Belgien, wenn der Augenblick gekommen ſein werde, in welchem das Reich und die Induſtriellen nachgeben würden, ihr Konto endgültig regeln müſſen, indem ſie ihre Pfänder behielten, bis ihre Sache gewonnen ſei. Es iſt ſchlecht zu verſtehen, wa⸗ tum das„Echo de Paris“ nur von der Regier⸗ ung und von den Induſtriellen und nicht auch von den Arbeitern ſpricht. Nach den überein⸗ stimmenden Berichten der neutralen Preſſe iſt der Wille, in der Abwehr ſo lange unerſchütter⸗ lich zu verharren, bis ſich ein erträglicher Friede eröffnet, auf Seiten der dementiert ir⸗ Frei nach engliſchen welche die Durchführung dieſes Planes auch für den Fall garantieren, daß die Beſetzung des Nach einer an⸗ deren Meldung ſondiere die franzöſiſche Regier⸗ die Ausbeutung Was an dieſen Dingen durch Ver⸗ von Unterwerf⸗ Ruhrarbeiterſchaft am treffen. Das iſt eine Tatſache, in Frankreich vor dem Einmarſch in 25 4 Viernheimer Zeitung— Viernheimer Bürger⸗Zeitung Erſte und älteſte Zeitung am Platze. Amtsblatt der Heſſ. Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Vereins⸗Anzeiger Viernheimer Volksblatt Inſeratenpreiſe: Die 10 geſpaltene Petit⸗ eile 50.— Mk. für lokale und 70.— Mk. für auswärtige.— Die Reklame⸗Zeile 200.— Mk.— Vei öfteren Wiederholungen Rabatt.— Beilagen: pro 1000 1000 Mk, Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 36 —... C 1. März 1923 Pyſtſcheckkouto Nr. 21577 Amt Fraukfurt a. M. 40. Jahrg. —— wird nur, wer opfern kann! das Ruhrrevier freilich am allerwenigſten ge⸗ dacht hat! .**. Das Pariſer„Journal des Debats“ ſucht die Lage ſo darzuſtellen, als ob der deutſche Wider⸗ ſtand in der letzten Zeit ſich auf bloße formale Proteſte beſchränkt hätte und als ob infolge deutſchen Nachgebens die Zeit der Verhandlun⸗ gen näher rücke. Dieſe Auffaſſung des„Jour⸗ nal des Debats“ ſcheizit eine gewollte Selbſt⸗ täuſchung zu ſein, um die Frage anbringen zu können, ob die franzöſiſche Regierung, die ein geradezu myſtiſches Vertrauen genieße, auch über das Programm nachgedacht habe, das ſie bei Ver⸗ handlungen vorlegen wolle. Nach dieſem„Programm“ iſt am Dienstag worden. Das Unterhausmitglied Simon frug die Regierung, welchen Betrag Frankreich von Deutſchland verlangen werde. Bonar Law antwortete: Der Betrag wird zweifellos der ſein, der in der Londoner Konfe⸗ renz feſtgeſetzt worden war. Simon: Alſo der Berrag, der von England als unmöglich bezeichnet worden iſt. Bonar Law Jawohl, mein Herr! das Unmögliche auch heute noch als das fran⸗ zöſiſche Ziel hinzuſtellen, wird man von einem nahen Frieden noch nicht reden können! 1*** ö Inzwiſchen gehen die Dinge an der Ruhr weiter. zu. Das Eingreiſen wird härter. Die Ab⸗ wehr wüchſt an Entſchloſſenheit, 11 Auch im beſetzten badiſchen Land ſteht die Be⸗ völkerung in geſchloſſener Abwehr. Der in Of⸗ fenburg verhaftete Gendarmeriewachtmeiſter Kai⸗ ſer gab der Stimmung, die in der Beamtenſchaft und in allen übrigen Teilen des deutſchen Vol⸗ kes im beſetzten Gebiet herrſcht, einen treffenden Ausdruck, indem er auf die Frage, ob er ſich den ſranzöſiſchen Befehlen unterſtellen wolle, er⸗ klärte:„Mein Recht kann man mir mit Gewalt nehmen, aber meine Ehre niemals. Ich wandere mit Stolz ins Gefängnis, eher als mich als eid⸗ brüchigen, ehrloſen Menſchen anſehen zu laſſen.“ 1 5 Zur Lage. Miniſter Severings Rede in einer ſozialdemo⸗ kratiſchen Verſammlung. 1 O Berlin, 27. Febr. Wie aus Berlin gemel⸗ det wird ſprach dort der Miniſter Severing in einer ſozialdemokratiſchen Verſammlung über die Vorgänge im Ruhrgebiet. Poincare ſähe ſchon jetzt ein, daß Foch nichts erreichen könne. Die Erfüllungspolitit von 1919—21 ſei der rechte Weg geweſen. Wir hätten gezeigt daß wir nicht weiter können und hätten das ganze Ausland auf unſerer Seite. Frankreich ſei iſoliert. Nach all den Zurückweiſungen unſeres guten Willens habe die Reichsregierung keine Verxanlaſſung. ihre Hand zu Verhandlungen auszutrecken. Der Geiſt werde über die Bafonette ſiegen. Unſere ſcharfen Waffen ſeien unſer Recht. Der Kampf im Ruhrgebiet dürfe nicht durch Umtriebe im Innern Deutſchlands geſtört werden. f Vorgehen gegen deutſche Parlamentarier. Ak Berlin, 27, Febr. Wie aus dem Ruhrge⸗ biet gemeldet wird, hat die franzöſiſche Eiſen⸗ bahnkontrolle in Scharnhorſt den Reichs⸗ tagsabgeordneten Dr. Hugo bei ſeiner Ausreiſe aus dem Ruhrgebiet aus dem D-Zug herausge⸗ holt und unter bewaffneter Bedeckung zur Wache gebracht wo ſich Dr. Hugo einer Vernehmung und einer Durchfuchung ſeines Gepäcks unter⸗ ziehen mußte. Nach dreiſtündiger Haft wurde dem Abg. geſtattet, ſeine Reiſe fortzuſetzen. Seine Feſtnahme erfolgte auf Grund eines franzöſiſchen Befehls, wonach deutſche Abgeordnete, die in das Ruhrgebiet reiſen, als„Agents provocateurs“ behandelt werden ſollen.. Der Milliardenfang. e Hagen i. W., 26. Febr. Die 128 Milliar⸗ ben Mark der Reichsbank, die vorgeſtern den Franzoſen in die Hände fielen. waren durch Laſtautos in das Ruhrgebiet gebracht worden. Die vierköpfige deutſche Begleitmannſchaft iſt in Haft genommen worden. Wb. Paris, 27. Febr. Die Unterſuchung über die Beſtimmung der 12 Milliarden Mark die von den Franzoſen beſchlagnahmt worden ſind, iſt noch nicht abgeſchloſſen. Es ſcheint aber, daß 800 Millionen für die engliſche Beſatzungshe⸗ hörde in Köln beſtimmt waren. Man glaubt, P. aß der 0 05 als Unterſtützung der werden ſollte. Hochöfen nur noch 14 unter Feuer, Longwy von 54 höchſtens 16.— Die Lage in auch im engliſchen Unterhauſe gefragt größere ſein. Wenn Bonar Law ſich veranlaßt gefühlt hat, age geführt. Die Gegenſätze ſpitzen ſich immer mehr Das Deutſche Volksopfer ſei Deine Opferſtelle! Die Wirkung des Ruhr⸗Einmarſches. Im Bezirk Lothringen befinden von 66 im Bezirk der belgiſchen Kalkinduſtrie wird immer ſchwieri⸗ ger. Die Produktion iſt auf die Hälfte zurück⸗ gegangen. Im Ruhrgebiet. Wd. Eſſen, 27. Febr. lage im Ruhrgebiet zu Wochenanfang war in⸗ folge der Beſchlagnahme zahlreicher Lokomotiven und weiteren Eiſenbahnmaterials durch die Franzoſen ſchwierig. Die Rheinſchiffahrt ruht vollſtändig. Es iſt den Franzoſen bisher nur ge⸗ lungen, einige zweifelhafte Elemente gegen Ge⸗ währung eines Tagelohnes von 50 000 Mark als Schifſsbeſatzung anzuwerben. Auf der von den Franzoſen von der engliſchen Beſatzung neu übernommenen Strecke Düren⸗Aachen ereignete ſich Samstag ein Zuf Militär⸗ und Güterzug Es ſollen dabei 7 e Wo. Bochum 27. Febr. Die Vorfälle in der Handelskammer und im Landratsamt, wo Durch⸗ juchungen nach Wertpapieren ſtattfanden haben zu einer bedeutenden Zuſpitzung der Der Telephon⸗ und Telegra⸗ ohenverkehr mit Bochum iſt vollſtändig unterbro⸗ hen. Der franzöſiſche General hat einen. Befehl ꝛrlaſſen, der in ver geſamten Innenſtadt den Verkehr auch bei Tage nur denjenigen Perſonen zeſtattet, die in den betr. Straßen wohnen oder dor etwas zu tun haben. Hierzu ſind beſondere Ausweiſe notwendig. Sämtliche Geſchäfte mit Ausnahme der Apotheken müſſen geſchloſſen bleiben. Die Straßenbahn darf keine Paſſagiere mitnehmen und nicht halten. Um 8 Uhr abends haben die öffentlichen Lokale zu ſchließen. O Bochum, 27. Febr. Die Beerdigung des erſchoſſenen Bauarbeiters Robert Roſe in Bo⸗ chum hat unter ungeheurer Teilnahme der Be⸗ völkerung ſtattgefunden. Ebenſo ſind in Ober⸗ hauſen die beiden erſchoſſenen Polizeibeamten unter gewaltiger Beteiligung aller Schichten des Voltes zur letzten Ruhe beſtattet worden. Bochum, 27. Febr. Zehn führende Ge⸗ ſchäftsleute, die ſich zu einer Beſprechung über Berufsfragen verſammelt hatten, wurden feſtge⸗ nommen und abtransportiert.— Zahlreiche Pri⸗ vatautomobile wurden beſchlagnahmt.— In Kupferdreh wurden 260 Millionen Mark be⸗ ſchlagnahmt, die als Lohngelder für die Zeche „Adler“ beſtimmt waren.— In Recklinghauſen wurde ein Kurier der Regierung von Münſter verhaftet.— Die Kommuniſten, die ſich bisher vollſtändig unbehelligt gefühlt hatten, werden jetzt auch angefaßt. Das kommuniſtiſche„Ruhr⸗ Echo“ iſt für mehrere Tage verboten worden. In Aplerbeck wurde der kommuniſtiſche Agi⸗ tator Becker verhaftet, der Flugblätter verbrei⸗ den wollte. Der mit ihm reiſende kommuniſtiſche Abgeordnete Stöcker iſt den Franzoſen ent⸗ kommen. Aus dem badiſchen heſetzten Gebiet. In Schutterswahl, Bohlsbach und Walters⸗ meier wurde die Ablieferung von Waffen ver⸗ langt und mit Hausſuchung gedroht. Einem Mädchen in Offenburg, das ſich mit Franzoſen eingelaſſen hatte, wurden die Zöpfe abgeſchnitten. 1 Wo. Oſſenburg, 27. Febr. Der Oberbürger⸗ meiſter von Offenburg hat die franzöſiſche Auf⸗ forderung, die Polijei unter franzöſiſchen Befehl zu ſtellen, abgelehnt. Der Gendarmeriewacht⸗ meiſter Flößer wurde verhaſtet. 1. Roxheim, 25. Febr. Oekonomierat Fren⸗ wurde ausgewieſen. 0 bebe Mannheim, 24. Febr. Der holländiſche Dampfer„Haſſia⸗ wurde von einem franzöſiſchen Zollboot im Mühlau⸗Hafen gekapert. Das An⸗ hängeſchiff, welches mit 147 Tonnen Wein aus dem Rheingau beladen war, wurde nach Lud⸗ wigshafen abgeſchleppt. Deulſches Rei Beſtätigter Freiſpruch. 0 8 Leipzig, 27. Febr. Die Offenburger Frei⸗ prechung v. Killingers wurde vom Reichs⸗ gericht beſtätigt. Bekanntlich war v. Killinger beſchuldigt worden, die Flucht der Mörder Erz⸗ bergers begünſtigt zu Prozeß tauchte der Name v. mieden auf. 755 Killinger erneut Die Verkehrs⸗ enſtoß zwiſchen einem eine vporanſchläge. ſem Augenblick haben Im Rathenau⸗ Ausland. Obligatoriſcher Religionsunterricht in Eſtland⸗ O Reval, 28. Febr. Bei der allgemeinen Volksabſtimmung in Eſtland wurde die Frage des obligatoriſchen Re! gionsunterrichts in den Schulen bejahend titſchieden. Die Stimmen; birbeit war ſebr o ß. Amerika will einen neuen Völkerbund. Die„United Preß“, eine im Allgemeinen ver⸗ läßliche Nachrichten⸗Agentur, meldet, daß die amerikaniſche Regierung bereit ſei, ſich an der Gründung eines neuen Völkerbundes zu beteili⸗ gen, der ſich die Aufgabe ſtelle, die Aufrechterhal⸗ des Friedens zu ſichern. Nus Hessen. Aus Starkenburg, 26. Febr. Der Pro⸗ vinzialtag der Provinz Starkenburg hielt heute im ſtädtiſchen Rathausſaale unter Vorſitz des Provinzialdirektors Geheimrat Beſt eine außerordentliche Sitzung ab, um die Neuwahlen für den Provinzialausſchuß vorzunehmen und den durch die Zeitverhältniſſe bedingten Nach⸗ tragsvoranſchlag zu beraten. In den Propinzial⸗ ausſchuß wurden gewählt: von der ſozialdemokr. Partei: die ſeitherigen Mitglieder Gemeinde⸗ rechner Schäfer⸗Mühlheim a. M., Regierungsrat Karcher⸗Darmſtadt, und neu Bürgermeiſter Ritzel in Michelſtadt und Oberbürgermeiſter Krantz in Offenbach. Deutſchnatl. Partei: das ſeitherige Mitglied Geh. Oberconſiſtorialrat Dr. Bernbeck, ſowie Gaſt⸗ und Landwirt Heid in Wald⸗Mi⸗ chelbach. Deutſche Volkspartei: das ſeitherige Mitglied Rentner Schmidt⸗Weißgerber; für das Zentrum: Bürgermeiſter Rech⸗Offenbach. Dann wurde der Voranſchlag beraten, der ſich gegen den genehmigten Voranſchlag um etwa 64 Mil⸗ lionen Mark erhöht, darunter für die Kreisſtra⸗ ßen um etwa 49 Millionen. für die allgemeine Verwaltung um aaderthalb Millionen und für die Propinzialſiechenanſtalt um 13,5 Millionen Mark. Die Ausgaben gründen ſich auf die von den Kreisverwaltungen vorgelegten Nachtrags⸗ Neubaukoſten für Straßen ſind nicht berückſichtigt. Die Mehrkoſten ſetzen ſich zuſammen aus Nachforderungen aus dem Kreiſe Bensheim 3 05 000 Mark, Darmſtadt 4366 670 Mark. Dieburg 6394000 Mark, Erbach 8 535 000 Mark, Groß⸗Gerau 8 646000 Mark Heppenheim 7356000 Mark und Kreis Offenbach 5349 000 Mark. Nach lebhafter Ausſprache. zu der ins⸗ beſondere die vier Vertreter der kommun. Partei Veranlaſſung gaben, wird der Voranſchlag gut⸗ geheißen. Der Antrag des Provinziglausſchuſſes zur Beſchaſfung außerordentlicher Mitel für be⸗ ſondere Ausgaben einen Krodit 200 Millionen Mark durch Ausgabe von In haberſchuldverſchrei⸗ bungen zu beſchaffen geht nach eingehender Aus⸗ ſprache zur noch taligen Prüfung an den Pro- binzialausſchuß zurück, ebenſo der Antrag auf Beitritt der Provinz zu der kommunalen Lan⸗ desbank. Aus Nah und Fern. g S* Darmſtadt, 26. Febr. Der Seniorchef der hieſigen Wetlfirma E. Merck, Chemiſche Fabrik, Geheimer Medizinalrat Dr. phil. Dr. med. H. c. Dr. Ing. h. e. Emanuel Auguſt Merck, iſt heute nacht nach längerem Leiden im Alter von 68 Jahren geſtorben. Er war ig weiten Kreiſen auch auf wiſſenſchaftlichem Gebiete eine hochge⸗ achtete Perſönlichkeit. O Darmſtadt, 26. Fehr. Ein tödlicher Unfall ereignete ſich geſtern auf dem Kapellplatz. Ecke Müßhlſtraße. Ein etwa acht Jahre alter Knabe, Sohn eines in der Nähe wohnenden Arbeiters, hatte ſich an einen laugſam fahrenden Straßen⸗ bahnwagen gerne ſteßen los, als es um die Kurve ging und ſorong' Seite. In die⸗ kam aus der Niederramſtädter⸗ Straße ein Perſonenauto überfuhr den Knaben, ſodaß der Tod infolge einer Schädelverletzung ſofort eintrat. A Griesheim bei Darmſtadt, 25. Febr. Raſch erwiſcht wurden die Raubgeſellen, die in der vorigen Woche abends in das Warenhaus des Kaufmanns Löb dahzer eindrangen und den In⸗ haber einen ſchon befahrten Mann unter Bedroh⸗ ungen, nachdem ſie ihn gefeſſelt hatten, zur Her⸗ ausgabe ſeines Geldes zwangen worauf ſie un⸗ ter Mitnahme von Waren aller Art im Geſamt⸗ werte von über einer Million Mark Wert ver⸗ her Val Sie konnten nunmehr auf dem Gie⸗ er Bahnhof ſeſtgenommen und nach dem Un⸗ terſuchungsgefängnis Doermſtadt eingeliefert wer⸗ den. Es ſind die Arbeler ind Bergarbeiter Fr. Wehmhöfer aus Oberhauſen, Franz Dembsky aus Königshütte und Andreas Riega aus Bök⸗ kingen. Sie werden wohl vor dem nächſten en im Mär z zur Aburteilung kom⸗ n. g „ Pfungſtadt, 26. Febr. Ein grauſiger Lei⸗ chenfund wurde am Samstag durch den Sohn eines hieſigen Landwirtes auf dem Wege durch das Torfmoor nach ſeinem Acker gemacht. Er ſah aus einem niederen Waſſertümpel Teile eines Menſchen hervorragen und ſtellte feſt daß es die Leiche einer Frau war, die anſchei⸗ nend ſchon 0 Zeit im Waſſer gelegen hat. S Gießen, 25. Febr. Die Wahlen zum Stu⸗ dentenausſchuß an der Landesuniverſität tung einen vönigen Sieg che ringes Der Freie Hochf ich ſeiner Liſte nur vier Prozent aller Stimmen. Die waffenſtudentiſchen Korporationen ſind im Beſitz von 54 Prozent aller Sitze und damit der abſoluten Mehrheit des Ausſchuſſes. Frankfurt, 26. Febr. Die jugendliche Scheckfälſcherin E. Gutfahr dahier, die dieſer Tage feſtgenommen wurde, hat ſich außerdem, wie ſich jetzt herausſtellt, auch auf dem Gebiet des Diebſtahls ete. betätigt. Sie hat nicht weni⸗ ger wie etwa für vier Millionen Mark Waren bei der Firma, in der ſie in Stellung iſt, entwendet in einem Kaufhauſe Bücher ge⸗ ſtohlen und auch die Ver wandten, bei denen ſie kurze Zeit zu Beſuch war, um wertvolle Schmuck- ſachen ete. geſchädigt. Ein großer Teil der ge⸗ ſtohlenen Gegenſtände konnte wieder herbeige⸗ bracht werden. 0 Hanau, 25. Febr. Der Bote einer Dia⸗ mantſchleiferei, der ein Päckchen mit einem Pla⸗ ſtinarmreif im Werte von etwa zwanzig Millio⸗ nen Mark zur Poſt bringen wollte, wurde auf offener Straße von zwei Buürſchen überfallen und ihm das Paket, das er unter dem Arme trug, abgenommen. Die Räuber konnten verſchwinden. Frankenthal, 25. Febr. Ein 48jähriger Ar⸗ beiter wollte auf den bereits im Fahren begriffe⸗ nen Lokalzug ſpringen, geriet unter die Räder und wurde ſo ſchwer verletzt, daß alsbald der Tod eintrat. O Aus der Pfalz, 25. Fehr Ab 1. März gilt für Milch ein Stallpreis von 500 Mark.— Der Perſonenzugverkehr iſt auf faſt allen Strecken der Pfalz eingeſchränkt worden. Aus der Pfal⸗, 26. Febr. Die Lebens⸗ mittelverſorgung der Pfalz iſt auf abſehbare eZit hinaus ſichergeſtellt. Es befinden ſich aus⸗ reichende Brotgetreidevorräte in der Pfalz, ſo⸗ daß für die Brotgetreideverſorgung, obwohl die Pfalz als Juſchußgebiet nich ſeloſt über ausrei⸗ chendes Protgetreide verfügt, keine Gefahr be⸗ ſteht und auch bei einer vorübergehenden voll⸗ ſtändigen Abſperrung vom rechtsrheiniſchen Mut⸗ terlande eine Stockung in der Brotverſorgung nicht eintreten wird. Auch für eine ausreichende Fettperſorgung iſt Vorſorge getroffen. Ebenſo für die Verſorgung mit den übrigen Nahrungs⸗ mitteln. N D Karlsruhe, 26. Febr. In einem Herren⸗ bekleidungsgeſchäft erbeuteten Einbrecher Her⸗ renſtoffe im Geſamtwert von 50 bis 60 Mil⸗ lionen Mark. Wd. Münſter i. W. 26. Febr. Infolge fal⸗ ſcher Weichenſtellung fuhr heute 12 Uhr der Eil⸗ zug 127 Köln— Osnabrück im Güterbahnhof Münſter auf eine Lokomotive. Hierbei wurde ein [Schaffner vetötet, der Zugführer und Loko⸗ motivführer ſchwer drei weitere Schaffner leicht verletzt. Auch Reiſende ſollen leicht verletzt ſein. 6 Vermiſchles. Die Landgewinnung in Deutſchland durch Urbarmachung von Oed⸗ und Moorländereien macht große Fortſchritte. Es wurden ſchon im Vorjahre allein über 122 000 Hektar Moore ein. gedeicht, und zwar in Oſtfriesland. Hannover, Schleswig⸗Holſtein, am Draunſee uſw. Jetzt werden auch die Arbeiten an der Nordſeeküſte aufgenommen. Cine neue Funk⸗Großſtation wird von der Marconi⸗Geſellſchaft in Kanada errichtet werden, um eine unmittelbare drahtloſe Verbindung zwiſchen der amerikaniſchen Oſtküſte und Auſtra⸗ lien herzuſtellen. 0 In Hamburg bekommt fetzt ein Bäckergeſelle vom Alter von 21 Jahren an einen Wochenlohn von 80 500 Mark. Ein neuer 30 Klm. langer Kanal ermöglicht jetzt Schiffen bis 3000 Tonnen und mit den größ⸗ ten Abmeſſungen die Fahrt direkt bis Brüſſel. Die Breite des Kanals beträgt 40 bis 100 Meter, die Tiefe 6,5 Meter. In Brüſſel ſelbſt ſind groß⸗ artige Hafen⸗Anlagen im Bau, u. a. eine Ver⸗ längerung des Kais um 600 Meter. Einer deutſchen epochemachenden Erfindung iſt jetzt das Patent erteilt worden. Es handelt ſich um ein eigenartiges Verfahren zur Herſtel⸗ lung von Hüten, Lampenſchirmen, Kiſſen, Gar⸗ dinen u. v. a., durch welches Glaswolle oder Glasfäden auf ein Grundgewebe aus beliebigen Fäden aufaewebt werden. Zur Verwertuna die- Dfe Cſocſte von Cekhoſen. Eine ſeltſame Geſchichte von Anna v. Panhuys. 28. als ſie. Ob ſie Eliſabeth nicht doch rücktreten. Eliſabeth verfügte über Reichtum; es war klüger, wenn ſie verwandtenlos blieb. Ilſe lachte innerlich. Sie würde keine Torheit begehen und ſichl be ſie]„Du irrſt Dich,“ wollte Ilſe rufen. D wollte ſchweigen. Aber eine prickelnde Frage⸗ feng 1 luſt gönnte es ihr noch nicht, ſich völlig zu be⸗ durch Geſchwätzigkeit Schaden bereiten, ſcheiden. Ehe ſie ſich an dieſem Abend von Eliſabeth trennte, fragte ſie ſo beiläufig, woher Eliſa⸗ beth denn wiſſe, daß Sybille von Gaudenz, die mit einem Künſtler geflohen ſei, in der Fremde ſtarb. So etwas wäre doch niemals ſicher, wenn man nicht beglaubigte Papiere darüber beſäße. Vielleicht lebe ſie noch oder jener Künſtler; vielleicht hatte ſie Kinder. Eliſabeth begriff nicht, weshalb Ilſe auf das Thema zurückſprang; aber die romantiſche Flucht des Liebespaares beſchäff te wohl den phantaſtiſchen Mädchenkopf. f „Sie ſind verdorben, geſtorben“, entgegnete die Schloßfrau. ch weiß das, weil nach ſichtes und der Schädelform, (Nachdruck verboten.) Alſo Eliſabeth war wirklich ſehr nahe mit dem Maler, den ein Zufall ins Schloß ge⸗ bracht, verwandt und niemand wußte darum einen kleinen Wink geben ſollte? Aber wozu, ſchließ⸗ lich wuchs ſich Lothar von Brunkendorff noch zu einem Verwandten aus, der bei der ſpät entdeckten Baſe allerlei Vorteile ſuchte, und ſie ſelbſt mußte dann als Fremde vor ihm zu⸗ einem Herrn ſtcbung bet seh ber l der Firma„Kriſtaleo f Die drahtloſe Telegraphie fin det im 10 9 8 eine viel größere Verwendung As bei uns, ob⸗ wohl hier die Technit auf 17 ter Stufe ſteht. In den Vereinigten Staareii beſitzt ſogar ſchon die Polizei vollſtändige drahtloſe Telefon⸗Anla⸗ gen, die zum Teil in Autos untergebracht ſind. Hierdurch iſt es möglich, von Verbrechen uſw. ſofort viele Stellen zu benachrichtigen. Welt und Wiſſen. Der Verbrecher ⸗ Typus. Der italieniſche Gelebte Lombroſo hat bekanntlich behauptet, daß alle Verbrecher, beſonders in Hinſicht ihres Ge⸗ eigenartige Merk⸗ male aufweiſen, daß man deshalb von einem be⸗ ſonderen Verbrecher⸗Typus ſprechen könne. So 3. B. ſollten gewohnheitsmäßige Diebe eine kurze und breite Naſe haben, Mörder ein gläſernes, kaltes und ſtarres Auge uſw. Jüngſt hat nun aber der Arzt des engliſchen Staatsgefängniſſes in Packhurſt, Dr. Goring, das Ergebnis jahre⸗ langer Studien veröffentlicht die das Gegenteil beweiſen. Danach gibt es keinen beſonderen Verbrecher⸗Typus. Tauſende von Perſonen, die ein ſog. Verbrechergeſicht haben, ſind tadelloſe Charaktere und ebenſo gibt es Tauſende notori⸗ ſcher Verbrecher, denen jeder das größte Ver⸗ trauen entgegenbringen würde, wie es ja auch nur zu oft im Leben geſchieht. Wohl aber ſo hat Dr. Goring feſtgeſtellt, ſind einige Durch⸗ ſchaitts⸗Merkmale bei Verbrechern auffallend,. B. iſt das durchſchnittliche Körpergewicht bei Verbrechern bedeutend niedriger als das der ganzen übrigen Bevölkerung. Alle anderen Ma⸗ ße, die in Betracht kämen, ſtimmen vollkommen mit denen anderer Menſchen überein, namentlich die Schädelform, der Geſichtsausdruck und auch die geiſtigen Fähigkeiten. 5 gz Eine„dicke Berta“ in Indien. Im„Cal⸗ wer Miſſions⸗Magazin“ Nr. 2 iſt ein Rieſenge⸗ ſchütz abgebildet, in deſſen Rohröffnung ganz be⸗ quem ein kleiner Hinduknabe ſitzt. Das Geſchütz muß alſo ein mächtiges Kaliber haben, das das⸗ jenige unſerer dicken Berta von einſt noch über⸗ trifft. Es ſtammt ſchon aus dem Jahre 1597, iſt türkiſchen Urſprungs und befindet ſich auf der Löwen⸗Baſtion der Stadt Bidſchapur in Süd⸗ Maratta. Der Rieſenmörſer genießt göttliche Verehrung und wird„Malti Maidon“ genannt. Ein merkwürdiger See. in See, deſſen Spiegel um ca. 200 Meter gef iſt, iſt der Ruckwa⸗See im früheren Deut, Dſtafrika. Zu dieſer ſeltſamen Beobachtung zelangte der For⸗ ſchungsreiſende Egon F. Kirſchſtein kurz vor dem Weltkrieg. Er unternahm einen Abſtieg vom Unjika⸗Plateau nach dem Ruckwa⸗See und be⸗ merkte in einer Höhe von 200 Meter über dem Spiegel des Sees Konglomerate, Kalke uſw., die nur als Sedimente angeſprochen werden konnten, welche dieſer See vor langen Zeiten abgelagert hat. Der Spiegel des Sees muß alſo früher 200 Meter höher geweſen ſein als jetzt Da man auch beim Nyaſſa⸗See eine bedeutende Senkung feſtgeſtellt hat, ſo läßt ſich annehmen, daß beide Seen einſt zuſammengehangen haben, vielleicht Na in Verbindung mit dem Tanganjila⸗See ſtanden. Für die Frauenwelt. e„Erkenne dich ſelbſt“— ſo ſtand über dem berühmten Tempel zu Delphi im alten Griechen⸗ land, mit Bezug auf das Geiſtige des Menſchen. „Erkenne dich ſelbſt“ ſollte auch jeder Menſch ſich zur Regel und Richtſchnur machen in Bezug auf ſeinen leiblichen Körper. Wer ſich ſelbſt gut be⸗ obachtet, braucht kaum die Aerzte zu fragen, was er tun und was er laſſen ſoll; ſein eigenes Be⸗ finden und ſeine Beobachtungen geben ihm die beſte und genaueſte Antwort.„Was dir gut be⸗ kommt, das tue was dir ſchlecht bekommt, das laſſe!“ So einfach und unbedeutend dieſe Regel klingt, ſo vielfach wird dagegen geſündigt und verſtoßen. Wer ſie befolgt, wird ſeine Geſund⸗ heit bewahren denn er vermeidet die Schädlich⸗ keiten. Der Körper reagiert gegen alle Einflüſſe durch Wohl⸗ oder Uebelbefinden! Eine Kindergarten⸗Stadt. In Hinſicht des Kindergartenweſens dürfte die Stadt Brünn in der Tſchecho⸗Slowakei wobl einzia daſteben. Die Onkel Chriſtians Tod der Erbfolge wegen Aufrufe in den geleſenſten europäiſchen und überſeeiſchen Zeitungen erlaſſen wurden, die ergebnislos blieben.“ Sie legte den Arm um des Mädchens Schulter.„Siehe, kleine Ilſe, wenn meine von mir nie gekannte Tante Sy⸗ bille noch lebte oder Nachkommen von ihr, dann wäre ich doch jetzt nicht die Herrin von Eckhofen. Eckhofen iſt Majorat und nach Baron Chriſtian von Gaudenz mußte die Erbfolge an ſeine älteſte Schweſter oder nach deren Tod an ihr erſtgeborenes Kind fallen. Da aber alles, was mit Tante Sybille zuſam⸗ menhängt, verſchollen iſt, ſo wurde ich, die ein⸗ zige Tochter von Baron Chriſtians zweiter und jüngſter Schweſter, die Fideikommißinha⸗ berin. Nein, nein“, ſie ſchüttelte den Kopf, „es ſtimmt ſchon, ſie ſind verdorben, geſtor⸗ N.“ 5 der Laut erſtarb ihr in der Kehle; es wäre ja Wahnſinm geweſen, jetzt noch eine einzige Silbe von dem preiszugeben, was ſie wußte. Denn wenn ſie ſprach, dann war es mit der Herrlichbeit auf Eckhofen vorbei, dann konnte Eliſabeth in den engen beſcheidenen Lebens⸗ kreis zurückkehren, darin ſie vor ihrer Erwek⸗ kung zur Schloßfrau gelebt, und ſie ſelbſt durfte wieder Kinderfräulein ſpielen oder im kleinen Elternheim warten, bis ſie Frau Dok⸗ tor wurde. Aber es war doch ein großer Un⸗ terſchied, ob ſich Hans Kurſchmann ſeine Braut aus der beſcheidenen Dreizimmerwoh⸗ nung ihrer Eltern holte, oder aus Schloß Eckhofen. Ein wahres Glück, daß ſie ſich dem Maler gegenüber nicht verraten hate kunft des Volkes ſorgen! langte ein Rippchen g durch ſeine Miniaturgeſtalt auf, unendl 0 Se 5 6 In allen 65 Kindergär 1 von denen fi die meiſten in eigenen Gebäuden befinden, wir⸗ ken 120 ſtaatlich geprüfte Kindergärtnerinnen, die ein penſions fähiges Gehalt und freie Wohnung erhalten. Noch nicht ſchulpflichtige Kinder wer⸗ den in allen Anſtalten vollſtändig koſtenlos auf⸗ genommen. Gegen 4000 Kinder erhalten auf dieſe Weiſe von klein auf eine ſyſtematiſche Er⸗ ziehung und werden zu geſunder Beſchäftigung angeleitet. So müßte man überall für die Zu⸗ Der ganz unendliche Segen der Kindergartenarbeit findet leider noch lange nicht die ihm gebührende Würdigung. Weibliche Aerzte in Ching. In China iſt man jetzt ſehr beſtrebt, weibliche Aerzte heranzu⸗ bilden. Gegenwärtig ſtudieren an amerikaniſchen Univerſitäten 44 junge Chineſinnen auf Staats⸗ koſten Medizin. Eine chineſiſche Dame, Frau Dr. Dama⸗Kui, hat ein Krankenhaus in Tokio ge⸗ gründet und im ganzen Lande eine Anzahl Apo⸗ theken eingerichtet. Das Krankenhaus iſt haupt⸗ ſächlich beſtimmt zur Ausbildung von Kranken⸗ pflegerinnen. 8* * Eingeknickte Eier laſſen ſich bekanntlich nicht gut kochen, das Eiweiß quillt an den Druckſtellen heraus und das Waſſer dringt in das Ei hinein. Man kann aber auch Knickeier durchaus tadel⸗ los in Salzwaſſer kochen, wenn man ſie zuvor in Seidenpapier einwickelt. Uleisheit. Die Hauptſache iſt der Fleiß, denn dieſer gibt nicht nur die Mittel des Lehens ſondern er gibt ihm auch ſeinen alleinigen Wert.(Schiller.) 41 Es werden die Sachen nicht durch Uebereilung gebeſſert.(Goethe.) * Freiheit iſt der Ehren Hort, überkrönet Werk und Wort.(Altes Sprichwort.) Vieles Leſen macht ſtolz und pedantiſch, vie⸗ les Sehen macht weiſe, verträglich und nützlich. Ihtenberg.) Laß Herz und Augen brennen Wer wandert je zuviel? Du wirſt zuletzt erke Es war der Weg dein Ziel. Kalbeck.) M den Gerabtsanl n Ein Rippchen„mit“ für 100 000 Mark. Es war zur Herbſtmeſſe, als in einem Bierlokal auf der Kaiſerſtraße 800 bis 1000 Perſonen zu Mittag ſpeiſten und 24 dienſtbare Geiſter mit Kochen, Anrichten und Servieren beſchäftigt wa⸗ ten. Da kam ein Reiſender aus Mannheim, der am Vortag in Magdeburg ein Eſſen mit zwei Gängen für 160 Mark verzehrt hatte, und ver⸗ „mit“. Das Rippchen fiel die paar Kar⸗ toffeln waren aus zwei Kartoffeln zuſammenge⸗ ſchnitten, das Sauerkraut mag reichlich geweſen ſein, es bot wenigſtens keinen Anlaß zur Be⸗ ſchwerde. Das Rippchen war aufgewärmt. Der Reiſende hielt das Dargereichte für einen Skan⸗ dal und beſchwerte ſich beim Kellner. Das Ripp⸗ chen„mit“ koſtete dreihundert Mark. Der Gaſt machte Anzeige. Es wurde nachkalkuliert, daß der Wirt nur 232 Mark hätte rechnen dürſen und einen Strafbefehl von einer Woche Gefängnis und 8000 Mark Geldſtraſe wurde dem Gaſthalter beſchert. Er erhob Einſpruch, mußte aber vor der Wucherabteilung des Amtsgerichts die trübe Erfahrung machen daß man hier noch genauer rechnete. Staatsanwalt Poth meinte, es handle ſich um ein Typ echter Nepperei und es müſſe ſchon toll ſein, wenn ein Reiſender, der als Sachverſtändiger gelten könne, ſich zu einer An⸗ zeige entſchließen konnte für die man ihm nur dankbar ſein könne. Wenn die Meſſebeſucher über die Preiſe empört ſeien, ſo geſchehe das angeſichts des vorliegenden Tatbeſtandes mit Recht. Er beantrage 2 Wochen Gefängnis und 300 0900 Mark Geldſtrafe. Der Angeklagte beſtritt, ein Nepplokal zu beſitzen und bezog ſich darauf, daß er Stammkunden aus ſehr geachteten Krei⸗ Gewinns von ſonders alt, ſch der Kupferwerke in Anaconda ſchlecht und taten klein waren, h. nicht zur Laſt gelegt. Er ging de es ein anſtändiges Rippchen war. Aus ef Pfund Schweinefleiſch laſſen ſich beguem Rippchen herſtellen. Der Preis je Stück betrug danach 107 Mark, mit Zutaten 111,70 Mark. Hier⸗ zu kamen 17 Prozent Speſen auf den Einkaufs⸗ preis und 10 Prozent Unternehmergewinn. Der Umſatz betrug nach den Angaben des Angeklag⸗ ten 17.92 Millionen Mark, die Generalunkoſten 2.59 Millionen Mark, der Reingewinn 1.44 Mil⸗ lionen Mark. Alles in allem durfte das Ripp⸗ chen mit Zutaten und Beilagen 160 Mark koſten Der Angeklagte habe aber faſt das Doppelte ge⸗ nommen. Der Ruf des Geſchäfts des Angeklag⸗ ten ſei kein ſchlechter. Eine hohe Geldſtrafe für ihn ſei am Platze, 100 000 Mark ſeien für ihn ja auch nicht viel. Er habe die Meßlage ausgenutzt, * Viel hilft viel.„Denke dir nur, Männchen die Putzmacherin ſagte, in dieſem Hute ſähe ich um zehn Jahre jünger aus.“—„Dann hätteſt du gleich zwei dieſer Hüte kaufen ſollen!“ Briefkasten. H. H. Die deutſchen Verluſte im Weltkriege beziffern ſich nach amtlicher Feſtſtellung an To⸗ ien und Vermißten auf 1 808 255 bei rund 13 Millionen Kriegsteilnehmern. Von je 7 Mann iſt alſo 1 im Felde geblieben. B. M. Z. Wo ſich jetzt der Berliner„Eiſerne Hindenburg“ befindet? Er wurde an einen Alt⸗ händler verkauft und tauchte zuletzt in Newyork als Sehenswürdigkeit auf. Er wurde alſo ver⸗ ſchachert. f i P. S. Sie fragen, wie hoch der höchſte Fa⸗ drikſchornſtein der Welt bei Freiburg in Sachſen ſei. Dieſer iſt 140 Meter hoch, aber nicht mehr der höchſte der Welt. Dies iſt der Schornſtein in Amerika mit 178,3 Meter Höhe, danach folgt noch der der Maſechinenfabrik von Saganoſaki in Iipan mit 167 Meter. f Handelsnachrächten. Höchſtpreiſe für Zement. 15 Nach Mitteilung des Reichswirtſchaftsmini⸗ ſters beträgt der Höchſtpreis für Zement ohne Fracht und Verpackung ab 12. Februar 1923 1 710 128.— Mark. Die Vergütung für den Han⸗ del iſt in dieſen Preiſen— bei Abnahme von 10 000 Kg. Zement enthalten. Beim Kleinver⸗ kauf dürfen zu obigen Höchſtpreiſen bei Abgabe bis zu 2500 Kg. 30 v. H., bei Abgabe bis zu 5000 Kg. 20 v. H., bei Abgabe bis zu 9950 Kg. 10 v. H. zugeſchlagen werden. Die Kleinverkaufszuſchläge ſind gleichfalls Höchſtpreiſe im Sinne des Höchſt⸗ preisgeſetzes. Die Umſatzſteuer iſt in den Höchſt⸗ preiſen enthalten. Mannheimer Produktenbörſe. Die Produktenbörſe verkehrte in ruhiger Hal⸗ tung. Verlangt wurden für die 100 Kilogramm bahnfrei Mannheim(alles in 1000 Mark) deut⸗ ſcher Weizen 113 bis 115, ausländiſcher Weizen 140, Roggen 100, Gerſte 95 bis 100 Hafer inländ 65 bis 85, ausländ. 100 bis 110 Mais 115, Wie⸗ ſenheu 44 bis 45, Rotkleeheu 50 bis 53, Preßſtrol 43 bis 46 gebundenes Stroh 40, Biertreber 65 Weizenmehl Spezial 0 200, Weizenkleie 50 bis 55. Die zweite Hand gab Weizenmehl zu 160 000 Mark die 100 Kilogr. ab. Mannheimer Viehmarkt. Zum Viehmarkt am Montag betrug der Auf⸗ trieb und es wurden für die 50 Kg. Lebendge⸗ wicht beahlt:(alles in tauſend Marks: 89 Ochſen 115 bis 240, 121 Bullen 135 bis 20 341 Küh⸗ und Rinder 95 bis 245, 159 Kälber 200 bis 250 41 Schafe 80 bis 110, 444 Schweine 260 bis 280 Tendenz: mit Großvieh ruhig, Ueberſtand. mi Kälhorn lebhaft geräumt, mit Schweinen ruhig langen geräumt. 5 Humoriſteſches. *, Die Peſſimiſtin.„Leb wohl leb wohl, lie be Margot, ich muß jetzt in's Ruhrgebiet! So bald wir geſiegt haben, ſchreib ic dir!“—„Mo dieu mon dieu, dann bekomm' ſch niemals einen Mochte er ſein Daſein nur weiter damit] Ab ausfüllen, Bilder zu pinſeln; der Platz au ſen habe. Eckhofen war beſetzt. Hatte er bisher nicht erfahren, auf welches Recht er Anſpruch er⸗ heben konnte, ſo würde er es nun vorausſicht⸗ lich auch nicht mehr erfahren. Eliſabeth wußte und ahnte nichts von Sy⸗ bille von Gaudenz' Sohn, er wußte und ahnte nichts von dem Fideikommiß und Ilſe behielt um ihres Vorteils willen ihr Wiſſen für ſich. Sie atmete tief auf, als ſie ſich in ihrem Zimmer befand. Vorläufig bedrückte ſie die überraſchende Entdeckung, die ſie ſo plötzlich gemacht, doch. Beim Himmel, welch ein Zu⸗ fallsſpiel! Der richtige, rechtmäßige Beſitzer von Eckhofen wohnte als bezahlter Maler, der ſich noch wunder wie geehrt durch die Gaſt⸗ freundſchaft fühlte, auf dem Schloſſe und hätte doch mit Zuhilfenahme von ein paar Fami⸗ lienpapieren ſelbſt der Schloßherr ſein kön⸗ nen. Beinahe lächerlich war das. Stoff für ein Luſtſpiel— und doch bitter ernſt. Und ſie, Ilſe, reckte ihre Schlankgeſtalt höher, ſie be⸗ ſaß die Macht, ihm den Platz zu geben, der ihm gebührte, wenn ſie wollte. 8 Aber ſie wollte nicht.. 5 Oder doch? In ihren Augen glimmte ein Fünkche auf, das dem ſonſt ſo ruhig klaren Blick etwas Falſches gab. f Oder doch? Würde Lothar von Brunken⸗ dorff ſie nicht reichlich belohnen, wenn ſie ihm offenbarte, was ſie wußte? f N Aber nein, weg mit dem Gedanken, Eliſa⸗ beth war ihre Freundin, deren Güte war ihr nicht er die Gebete 10 abe e 1 wie bö Um minderwertige Ware habe es ſich Brief von dir!“ dernen war. ſekten, die nach der Hand, die ſie ver n wollten, ſtachen. 5 f 1 5 Ein gründliches Nachdenken war die Frage ſchließlich wert, wie weit die Erkenntlichkeit Lothar von Brunkendorffs wohl gehen würde, wenn ſie ihm anvertraute, was allem An⸗ ſchein nach zurzeit niemand außer ihr wußte. Niemand außer ihr! Beim Himmel, wie⸗ viel Macht verſchloß ſie mit ihren Lippen. Einige wenige Worte von ihr nud Eliſabeth mußte nach kurzen Herrſchertagen von ihrem Thron herunterſteigen, einige wenige Worte von ihr und Lothar von Brunkendorff war der reichſte Schloßherr weit und breit. Aber ſie würde dieſe Worte nicht ſprechen; wie ein ſtarkes Siegel hielt ihr feſter Wille die Worte eingekerkert für immer. Ein eigen⸗ tümliches Empfinden war es aber doch, über ſolche Macht zu verfügen! Sie lächelte auf ihre ſchlanken weißen Hände nieder. Darin hielt ſie nun das Geſchick von zwei Händen. Mit ihren ſchlanken weißen Händen konnte ſie die Zukunft von zwei Men⸗ ſchen nach ihrem Gutdünken formen. Sie ſank in einen tiefen Seſſel und lehnte den Kopf gegen die Lehne. Eine wunderliche und erſtaunliche Geſchichte war es, deren Fä⸗ den ſie nun mit ihren Fingern lenken konnte. O, wäre Eliſabeth von Valberg nicht ſo gut * in dieſer Stunde alles. Schade, da Kurſchmann 9055 nicht in Lothar 0 r kendorff wandeln konnte— ſchade, da der Sohn der Sybille Gaudenz warl Gonſtzung felgt Sie waren wie zudringliche In⸗ iu p e e 990 0 ah gang 3 Leid und eignes Lieben ö utſche hoch ein Wort geſchrieber Vaterland!. eber Werktagsarbeit und Bemihen, Ueber Geiſtesforſchen muß es glühen: 15 Vaterland e der 78475 Alles, was ein eigen Sein geſchienen, Ilt nur da, dem Ganzen froh zu dienen: N. Vaterlandt hoch auch der Parkejen Brände, Dieſes Wort eint aller, aller Hände: 88 Vaterlandet Heber eignen Sinn und eignes Leiden Hat der, Dercſche'ſtolß ein Wort geſchriebe Vaterland. 97 5 0 15 905 Wir halten es ja nie erkannk, Wie groß du biſt, o Vaterland Wirſchatten es ja nie gewußt, Wie goldesreich die deutſche Bruſt. See lan ja noch immerfort alten Nibelungenhort, Und ſahen nicht, wie tief und gut Er; in des Volkes Herzen ruht. Wir hatten es wohl nie erkannt, Wie herrlich unſer deutſches Land, Bis wir von harter Not erwacht. Und weit die Augen aufgemacht. Da wurde es uns plötzlich klar, Was unſer Volk, was Deutſchland war! Da klang es laut ins Land hinein: O Stolz, o Wonne, deutſch zu ſein! e Wort ſteht wie ein Morgenrot ö Der Zukunft über Leid und Tod! Jetzt haben wir es ja erkannt, B ie groß du biſt, o Vaterland! 1 2: Der Stenographenverein Gabels⸗ berger entfaltet auch weiter eine ſehr erſprieß⸗ liche Tätigkeit. Durch die eingerichteten Unter⸗ richtskurſe iſt den ſich für dieſe Kunſt interes⸗ ſierenden Damen und Herren am hieſigen Platze Gelegenheit gegeben, dieſe vollſtändig zu erlernen. Neben den Anfängerlehrgängen finden regel- mäßig Fortbildungskurſe ſtatt, in denen den Mitgliedern die Vervollkommnung in der ſteno⸗ graphiſchen Fertigkeit ermöglicht wird. Der letzte Anfängerkurs wurde mit einem Schön⸗ und Richtigſchreiben abgeſchloſſen. Das Er⸗ gebnis war die Auszeichnung vom 24 Arbeiten mit Preiſen. Der gegenwärtige Fortbildungs⸗ kurſus hat eine große Teilnehmerzahl aufzu⸗ weifen. Der Verein wird in dieſem Jahre ſein 25jähriges Stiftungsfeſt feiern und damit den Bezirkstag und ein größeres Wettſchreiben ver⸗ binden. Seit 15 Jahren ſteht der Verein unter der Leitung des Herrn Verwaltungsinſpektors Alter. Der Mitgliederſtand hat die Zahl 150 bereits überſchritten. Am 11. v. Mts. hielt der Verein unter der Leitung des 2. Vorſ. Herrn L. Winkenbach in der Schilketſchule eine eindrucksvolle Gabelsberger-Jeler ab, wobei Herr L. Reinhardt einen Vortrag über den Kampf und Sieg des Melſters Gabelsberger hielt. Der nächſte Anfängerlehrgang des Ver⸗ eins wird ſofort nach Oſtern beginnen. Die nähere Bekanntmachung erfolgt alsdann im Anzeigeteil. * Schonut die Palmkätzchen. Nie⸗ mand wird etwas dagegen haben, wenn jemand, der die ganze Woche nicht ins Freie kommt, am Sonntag ein paar Zweige mit heimnimmt. Mlt tiefem Bedauern ſieht aber der Naturfreund, daß jetzt ſchon wieder manche Weidenſtöche durch Abreißen der Palmkätzchen auf's ſchändblichſte zugerichtet ſind. Soviel bekannt iſt, ſind die Weiden unter geſetzlichen Schutz geſtellt, und es iſt verdienſtvoll, wenn von Amts⸗ und Schul⸗ ſtuben aus das nötige getan wird. Die Palm⸗ kätzchen ſind aber nicht nur ein herziger Früh⸗ lingsſchmuck, ſondern ſie bieten auch den Blenen den für die Ernährung der Brut unentbehrlichen Blütenſtaub dar. Die Weiden ſind alſo für die Entwicklung der Bienenvölker höchſt wichtig. Es wird gewöhnlich zu wenig gewürdigt, welchen Nutzen, die Blenen der Landwirtſchaft und brei durch die Beſtäubung der Obſtbäume, ucher, des Lewats uſw. gewähren. Bienen, viel Fruchtanſag! Darum: „Reißt keine Weidenblüten ab!“ * Eutſcheidungsſpiel um die Gau⸗ Lmeiſterſchaft zwiſchen D. J. K. Viernheim und Bürgel in Darmſtadt 1:2(Eckverhältnis 4:2). Das mit großer Spannung erwartete Spiel um obige Melſterſchaft kam am letzten Sonntag in Darmſtadt zum Austrag, in welchem Viernheim knapp mit 1:2 unterlag. Trotz⸗ dem dle hieſige Slf ſeinem Gegner techniſch ſowie ſchinem Zuſfammenſplel welt überlegen war, mußte ſie ſich der wilden Splelweiſe Bürgels wegen beugen und den Sieg preisgeben, dazu noch dle korrekte Leitung des Schleds⸗ lchters, von Bürgel, welcher d ganz beſonders zum Sſeg ver⸗ nach wird f 11. Spiel noch hoffen inm iederholung kommen und und wünſchen der 1. D. J. K.⸗Elf hierzu recht viel Glück ſowie ein weiteres Blühen und Gedeihen. 8 * Handlungsvollmacht erteilt wurde dem Beamten der Süddeutſchen Disconto⸗Geſell⸗ ſchaft A.⸗G., Filiale Weinheim, Herra Adam Flöſer in Weinheim. Derſelbe iſt berechtigt, in Gemeinſchaft mit einem der Direktoren der Filiale Weinheim zu zeichnen. * Erhöhung der Fahrpreiſe bei der O.⸗E.⸗G. Ab 1. März 1923 werden bei der Oberrheiniſchen⸗Elſenbahn⸗Geſellſchaft die Fahrpreiſe durchſchnittlich um 50% erhöht. Erhöhung d. Militärverſorgungs⸗ gebührniſſe R. und H. Vom 1. März an haben die Empfänger von Militärverſorgungs⸗ gebührniſſen R. und H. den dreifachen Betrag der für Februar zahlbaren Bezüge zu erhalten. Nachdem die Umrechnungsarbeiten beendet ſind, werden den in Betracht kommenden Empfängern in den nächſten Tagen die Quitt⸗ tungen über die noch zahlbaren Unterſchieds⸗ beträge durch die Briefträger zugeſtellt werden. Um die fälligen Beträge möglichſt raſch in den Beſitz der Empfänger zu bringen, wird am Montag, den 5. März, von 8—11½ vorm. und von 2— 5½ Uhr nachm., ein be⸗ ſonderer Schalter für die Rentenzahlung geöffnet ſein. Es darf auch von ſämtlichen Renten⸗ empfängern erwartet werden, daß eine pünktliche Abholung erfolgt. inmal zur W Gemeinderatsſitzung zu Viernheim am 27. Februar 1923. Unter dem Vorſitze des Herrn Bürger⸗ meiſter Lamberth waren folgende Herren er⸗ ſchienen: Beigeordneter Roos; Gemeinderäte Bender, Brechtel, Ecker, Helbig, Hoock, Hof— mann, Kempf, Kirchner, Klee 1., Klee 2., Mandel J., Mandel M., Mandel S., Neff, Niebler, Riehl, Schalk, Schneider, Seigel und Winkenbach. Beraten und beſchloſſen wurde: 1. Errichtung von Beamtenwohnungen in Viernheim. Die Gemeinde iſt ihrerſeits außerſtande, für die Beamten der hieſigen Polizei Wohnungen zu beſchaffen. Der Staat wurde davon in Kenntnis geſetzt. ſchlag, der Staat möge ſich ein eigenes Polizei⸗ gebäude erſtellen, lehnte dieſer ab. Er iſt vielmehr bereit, Mittel für den Bau von Dienſtwohnungen zur Verfügung zu ſtellen, wenn die Gemeinde ein entſprechendes Dar⸗ lehen zur Verfügung ſtellt. Vorſchlag erklärte ſich das Kollegium einver⸗ ſtanden. Es dürfte demnach ein Dienſtge— bäude hier erſtellt werden, wenn die Zeit⸗ verhältniſſe nicht anders beſtimmen. 2. Ankauf von engliſchen Kohlen für das Gaswerk. Die Kohlen, die zum großen Teil bereits ſchon hier, müſſen ſchnellſtens bezahlt werden. Die Lieferanten drängen, obwohl bei Kaufabſchluß von einer ſofortigen Zahlung nicht die Rede war. Es dreht ſich um 40 Millionen Mark. Die Herren Bürgermeiſter Lamberth und Rentmeiſter Jöſt werden zur Unterzeichnung des Accepts bevollmächtigt. 3. Haftpflichtverſicherung der Gemeinden des Kreiſes. Mit der Direktion der Haft— pflichtverſicherung, bei welcher die Gemeinde verſichert iſt, ſoll ein neuer Entwurf ausge⸗ arbeitet werden, der alles für die Gemeinde Wichtige enthalten und die Verſicherungs—⸗ beiträge den heutigen Geldverhältniſſen an⸗ paſſen ſoll. 4. Beſchaffung einer Nähmaſchine für die Schillerſchule, Bei dieſem Punkt entſpinnt ſich eine längere Debatte, weil die Näh⸗ maſchine ohne den Gemeinderatsbeſchluß ab— zuwarten, angeſchaft wurde. Dieſelbe koſtet 175000 Mark. Einige Herren bezweifeln, ob die Gemeinde zur Anſchaffung verpflichtet. Die Genehmigung der Mittel wird deshalb bis nach Auhörung des Schulvorſtandes zurückgeſtellt. 0 5. Feſtſetzung der Gas- und Strompreiſe. Ein diesbezüglicher Antrag wünſcht, daß alle Gas⸗ und Strompreis⸗Veränderungen, ſoweit dieſe von der Gas- u. Elektrizitätskommiſſion vorgenommen werden, dem Plenum des G.⸗R. zur nochmaligen Prüfung vorzulegen ſind. Die Mehrheit des G.⸗R. ſteht auf dem Stand⸗ punkt, daß die Regulierung der Preiſe wie ſeither von der Kommiſſion geſchehen ſoll. Die Anſicht, als würden die Preiſe aufs ge⸗ radewohl feſtgelegt, iſt vollſtändig irrig, die Feſtſetzung geſchieht ſtreng nach kaufmänniſchen Grunbdſätzen. In der weiteren Diskuſſion wurde auch die Frage aufgeworfen, ob das Gaswerk vom Gemeindebudget nicht getrennt und ganz auf eigene Racſung eingeſtellt werden ſoll, um ſo rationeller zu arbeiten. Vorläufig bleibt alles noch beim alten. 6. Die Handhabung des Ladenſchluſſes in der Gemeinde; hier wird ein ſchäferes Durchgreifen von der ſoz. Fraktion verlangt, das aber von der Mehthelt des G. R. ab⸗ 1 0 wird. Das ſei Sache der Polizei⸗ ehörde. 900 Einſparung von elektriſchem Strom. Es liegt ein Autrag vor, der die 0 elektriſchen Stromes bei der Straßenbeleuch⸗ tung bezweckt. Der Verbrauch betrug im Den Vor⸗ Mit letzterem, vergangenen Monat allein eine balbe Million Mark. Um eine Erſparung e ſoll eine Klingelanlage auf der Polizeiwache errichtet werden, um von hier aus mit dem Gaswerk die Straßenbeleuchtung zu regeln. Der Gemeinderat willigte ein. Morgen Abend ſoll die Beratung weiter⸗ gehen. * Ueberfall. Auf das Poſtam in DTelto iſt am 15. Februar, abends nach 6 Uhr, ein Ueberfall durch 8 vermummte Perſonen verübt worden. Den Tätern ſind rund 1294 000 Mk. in bar und rund 159 000 Mk. in Wertzeichen in die Hände gefallen. Unter Wertzeichen befindet ſich eine beträchtliche Menge an Einkommenſteuermarken, davon für 22 500 Mk. zu 50 Pfg. und für 10 000 Mk. zu 1 Mk. Bei verdächtigen Wahrnehmungen(Verſuch des Umtauſches der Wertzeichen uſw.) iſt ſofortige Jeſtnahme der betreffenden Perſon zu veran⸗ laſſen und dem hieſigen Poſtamt telegraphiſch Meldung zu erſtatten. Als Belohnung ſind 100 000 Mk. für Ergreifung der Täter und 10% des Wertes der wiederherbeigeſchafften Wertzeichen ausgeſetzt. Amtlicher Teil. Betr.: Lichtbildervortrag für das Ruhrgebiet. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kennt⸗ nis, daß am kommenden Samstag, den 3. März, abends 8 Ahr, im Gaſthaus zum „Löwen“ ein Lichtbildervortrag über das Ruhr⸗ gebiet und ſeine Induſtrie von Herrn Poſt⸗ Sekretär Süß, der durch ſeine langjährige Tätigkeit das Ruhrgebiet auf das beſte kennt, gehalten werden wird. Das Eintrittsgeld be⸗ trägt 100 Mk. Der Reinertrag fließt der Ruhr⸗ hilfe zu. Mit Rückſicht auf die Wichtigkeit des Vortrages, der in der Vevölkerung Verſtändnis wecken und die Opferfreudigkeit wachhalten ſoll, bitten wir unſere Otseinwohner um einen recht zahlreichen Beſuch des Vortrages. Die Durchführuug des Reichsmieten⸗ Geſetzes. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kennt⸗ nis, daß die Wohnungskommiſſion iu ihrer geſtrigen Sitzung nach Anhörung der Vermieter⸗ und Mieterorganiſation die Hundertſätze zur geſetzlichen Miete für den Monat Februar wie folgt feſtgeſetzt hat: a) für Steigerung der Zinſen 500% b) für Betrlebskoſten.. 600%, e) für laufende Inſtandſetzungsarbeiten 1200% d) für große Ae e e 650% Zuſammen 2500% Es iſt ſonach für den Monat Februar der 26 fache Betrag der geſetzlichen Grundmiete zu entrichten. Da verſchiedene Zweifel darüber aufge⸗ taucht ſind, wie die Grundmiete berechnet wird, geben wir nachſtehend hierüber nochmals Aufſchluß: Bei Berechnung der geſetzlichen Miete iſt von dem Mietzins auszugehen, der für die mit dem 1. Jult 1914 beginnende Mietzeit ver⸗ einbart war(Friedensmiete). Der in der Friedensmiete für Betriebs- und Inſtandſetzungs⸗ koſten enthaltene Betrag iſt abzurechnen. Die geſetzliche Miete ſetzt ſich ſonach zuſammen aus der Friedensmiete minus 20 9% für Betriebs⸗ koſten; z. B. die Friedensmiete war am 1. Juli 1914 im Monat 15 Mark, ſo errechnet ſich die geſetzliche Miete auf 12 Mark.(200% von 15 Mark iſt gleich 3 Mark). Die ſo er⸗ rechnete Miete multipliciert mit den jeweilig feſigeſetzten Zuſchlägen ergibt den monatlichen Mietzins. Für den Monat März lfd. Is. wurde der Zuſchlag wie folgt feſtgeſetzt: 4 a) für Steigerung der Zinſen 70% b) für Betriebs koſten 5 e 309% c) für laufende Inſtandſetzungsarbeiten 1800% d) für große Inſtandſetzungsarbeiten. 830% Betr.: Es iſt ſonach für den Monat März der 36 fache Betrag der geſetzlichen Grund miete zu bezahlen. 5 Für gewerbliche Räume wurde gemäß 8 10 Anſatz 2 des Reichsmietengeſetzes für den Monat Februar ein beſonderer Zuſchlag von 1000% und für den Monat März 1923 ein ſolcher von 1400% zur Grundmlete feſtgeſetzt. Gegen dleſe Feſtſetzung ſteht den Interes⸗ ſentenvertretungen innerhalb 2 Wochen beim Kreisamt das Einſpruchsrecht zu. Wird inner⸗ halb dieſer Friſt ein Einſpruch nicht eingelegt, ſo gelten dieſe Sätze als genehmigt. Wird Einſpruch eingelegt, ſo hat die Aufſichtsbehörde nach Anhörung des Mieteinlgungsamtes und den Intereſſenvertretungen die Hundertſätze zu beſtimmen. Betr.: Notſtandsmaßnahmen zur Unterſtützung von Rentenempfängern aus der Inva⸗ lidenverſicherung. g i Wir haben die neuen Bezüge für die Sozialrentner mit Wirkung vom 1. Jan. 1923 ab zur Zahlung aagewieſen. Welter erhalte ſolche eine außerordentliche Beihilfe. Dle Auszahlung ber Bezüge wird in den nächſten Tagen erfolgen. f Heſſiſche Wege e Viernheim. Zuſammen 3500% Der„Viernheimer Anzeiger“ kann jederzeit bei unſeren Austrägern und in unſerer Geſchäftsſtelle abonn⸗ niert werden. Wir bitten um rege Unterſtützung. Der Verlag. 1 Untererhebeſtelle Das Büro bleibt am Freitag und Sams⸗ tag noch geſchloſſen. Dafür finden nächſte Woche vier Zahltage ſtatt und zwar am Montag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag. Kirchner. Bekanntmachung. Betreffend: Die Bekämpfung des übertriebenen Aufwands. Auf die im Abdruck folgende Verordnung des Geſamtminiſteriums vom 30. Januar 1923 und des Miniſteriums des Innern vom 9. Febr. 1923 ſowie des Kreisamts Heppenheim vom 15. Febr. 1923 weiſen wir beſonders hin und empfehlen die ſtrikte Befolgung der dain ent⸗ haltenen Anordnungen, da wir gegen Zuwider⸗ handelnde unnachschtlich mit Strafanzeigen vor⸗ gehen werden. Beſonders machen wir die Wirte darauf aufmerkſam, daß Uebertretungen der Polizeiſtunde bis zu 100000 Mark beſtraft werden und das im Wiederholungsfalle Wirte die Entziehung ihrer Wirtſchaftskozeſſion zu ge⸗ wärtigen haben. Dieſelbe Strafe tritt ein, wenn Wirte Glücksſpiele in ihren Lokalen dulden. Die Ausrede des Wirts, nicht gewußt zu haben, daß in ſſeinem Lokale Glücksſpiele veranſtaltet wurden, iſt gegenſtandslos, da der Wirt oder ſein Stellvertreter unter allen Umſtänden wiſſen muß, was in ſeinem Lokale vorgeht. Viernheim, den 27. Februar 1923 Heſſ. Polizeiamt Viernheim Ludwig. Berordnung zur Bekämpfung übertriebenen Aufwands. Vom 30. Januar 1923. Auf Grund des Artikels 9 der heſſiſchen Verfaſſung vom 12. Dezember 1919 wird ver⸗ ordnet: Artikel 1. Das Miniſterium des Innern iſt ermächtigt, die nötigen Anordnungen zu treffen, um über⸗ triebenen Aufwand, Mißbrauch alkoholiſcher Ge⸗ tränke und die Veranſtaltung von Luſtbar⸗ keiten, die im Hinblick auf den Ernſt der Zeit Aergernis zu erregen geeignet ſind, zu verhüten. Artikel 2. 3 widerhandlungen gegen die gemäß der Vorſchrift des Artikels 1 erlaſſenen Anordnungen des Miniſtertums des Innern werden mit. Geld⸗ ſtrafe bis zu 100000 Mk. beſtraft. Im Falle der Uneinbringlichkeit der Geldſtrafe finden die einſchlägigen Vorſchriften des Strafgeſetzbuches und des Reichsgefetzes zur Erweiterung des Anweandungsgebiets der Geldſtrafe und zur Ein⸗ ſchränkung der kurzen Freiheitsſtrafen vom 21. Dezember 1921(Reichsgeſetzblatt S. 1604) Anwendung Darmmuadt, den 30. Januar 1923 Heſſiſches Geſamtminiſterium 1 gez.: Ulrich, Henrich, v. Brentano, Raab. Auf Grund der vorſtehenden Verordnung des Geſamtminiſteriums zur Bekämpfung über⸗ triebenen Aufwands vom 30. Januar 1923 wird Folgendes angeordnet: 1. Die von den Polizeibehörden feſtgeſetzte Polizeiſtunde gilt bis auf weiteres auch für ge⸗ ſchloſſene Geſellſchaften, Vereine uſw. Theatraliſche Vorſtellungen, Vorſtellungen in den Lichtſpieltheatern, Feſtlichkeiten und Luſt⸗ barkeiten aller Art müſſen bis 11 Uhr abends beendet ſein. 5 Art. 223 des P Str. G. B. bleibt un⸗ berührt. 4. Zuwiderhandlungen gegen die vor⸗ liegenden Anordnungen werden gemäß Art. 2 der vorſtehenden Verordnung des Geſamt⸗ miniſteriums beſtraft. Auf Grund derſelben Be⸗ ſtimmung iſt zu beſtrafen: a) wer in einer Schankſtube oder an einem öffentlichen Vergnügungsort über die gebotene Poltzeiſtunde hinaus verweilt, ungeachtet ob der Wirt, ſein Vertreter oder ein Polizei⸗ beamter ihm zum Fortgehen aufgefordert hat, b) wer alt Wirt, Saalbeſitzer nſw. es duldet, daß ſeine Gäſte über bie gebotene Polizei⸗ ſtunde hinaus verweilen, e)zwer eine Tanzbeluſtigung, die nach der Ver⸗ ordnung vom 19. Dezember 1899/2. 1. 1901 der Jenehmigung bedarf, ohne diele Geneh⸗ migung veranſtaltet. Darmſtadt, den 9. Februar 1923 Heſſiſches Miniſterium des Innern gez. von Brentano Heppenheim, den 15. Februar 1923. Betreffend: Wie oben. Das Kreisamt Heppenheim an die Bürgermeiſtereien, die Gendarmerien des Kreiſes und das Polizelamt Viernheim. Zur Ausführung der vorſtehenden Not⸗ verordnung und der hierzu ergangenen Anord⸗ nungen beſtimmen wir das Folgende: 1) Die Polizeiſtunde iſt für alle Gemeinden des Krelſes auf 11 Uhr abends feſtgeſetzt. Es iſt