Viernheimer Nachrichten Der„Viernheimer Anzeiger“ erſcheint wöchentlich dreimal: Dienstags, Donners⸗ tags und Samstags.— Der monatliche Bezugspreis beträgt 2000 Mk.— Durch die Poſt bezogen monatlich 3000.— Mk. 0 4 Redaktion, Druck u. Verlag: Joh. Martin Geſchäfts⸗Anzeiger Viernheimer Zeitung— Viernheimer Bürger⸗Zeitung Erſte und älteſte Zeitung am Platze. Amtsblatt der Heſſ. Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Inſerate ſinden im„Viernheimer Anzeiger“ wirkſamſte Verbreitung. Vereins⸗Anzeiger Viernheimer Volksblatt Inſeratenpreiſe: Die 10 geſpaltene Petit⸗ Zeile 100.— Mk, für lokale und 200.— Mk. für auswärtige.— Die Reklame⸗Zeile 400.— Mk.— Vei öfteren Wiederholungen Rabatt.— Beilagen: pro 100 300.— Mk, 86 Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. Fernſprecher Nr. 217 Amt Viernheim. N 50 Pyſtſcheckkonto Nr. 21577 40. Jahrg. Amt Fraulfurt a. M. — Das kommende deutſche Angebot. 5 Berlin, 27. April. Ueber ein deutſches Angebot ſchreibt der ſozialdemokratiſche Parla⸗ mentsdienſt: Deutſchland werde ſich vorausſicht⸗ lich an allle alliierten Staaten wen⸗ den. Es ſei mit einem ziffernmäßigen An⸗ gebot zu rechnen, das im Rahmen des letzten deutſchen Vorſchlages für die Pariſer Konferenz gehalten ſein ſoll. Darüber hinaus werde ſich die Reichsregierung unter gewiſſen Vorausſetzun⸗ geen bereit erklären, die endgültige de ut⸗ ſche Leiſtungs fähigkeit von Autoritäten agabſchätzen zu laſſen. Es ſei ſelbſtverſtändlich, daß Deutſchland in dieſer Kommiſſion vertreten und daß ſie das Vertrauen Deutſchlands haben müſſe. Ueber die Garantiefrage herrſche noch nicht voll⸗ kommene Klarheit. Die Sicherheitsfrage dürſte eine Behandlung erfahren, der jeder Deutſche zu⸗ ſtimmen könne. Keine Garantieerklüärung des Reichsverbandes der Induſtrie. + Berlin, 27. April. Der Reichsverband der deutſchen Induſtrie teilt mit, daß keine erneute Garantieerklärung des Reichsverbandes und eine Zuſtimmung zu einem Angebot der deutſchen Re⸗ gierung vorliege. Dem Reichsverband ſei von ei⸗ nem neuen Angebot der deutſchen Regierung überhaupt nichts bekannt.— Nach Meldungen ei⸗ nes Berliner Morgenblattes ſollen ſich die Indu⸗ ſtrievertreter, die bekanntlich geſtern eine Tagung abhielten, dahin geäußert haben, man könne viel⸗ leicht auf der Baſis der Bergmanaſchen Vorſchläge zu einem erträglichen Ergebnis kommen, natürlich nur unter der Vorausſetzung, daß die Franzoſen ihre Gewaltpolitik aufgeben. Eine Beſtätigung der Meldung ließ ſich in den Nachtſtunden nicht erlangen. Franzöſiſche Stimmen zu den deutſchen Sach⸗ lieferungen. O Berlin, 27. April. Philipp Millet bringt im„Paris Midi“ eine Statiſtik der Reparations⸗ kommiſſion über die deutſchen Sachlieſerungen an Frankreich. Frankreich habe das Recht auf Lie⸗ ferungen im Werte von 950 Millionen. Es hätte jedoch noch nicht einmal 30 Prozent beſtellt, wäh⸗ rend die anderen Alliierten faſt ihre ganzen For⸗ derungen erhalten hätten. Millet erklärt die Entwicklung mit dem Reglerungswechſel in Frank⸗ reich. Briand und Loucheur hätten ein Programm der Sachleiſtungen aufgeſtellt gehabt. Poincare hätte dann ſechs Monate gebraucht, um zu erken⸗ nen, daß dieſen Abmachungen eine brauchbare Idee zu Grunde lag. Dann ſei es aber zu ſpät geweſen. Ueberaus wichtig ſind Aeußerungen über die gleiche Statiſtik, die Charles Gide wie⸗ dergibt: Frankreich hätte Deutſchland böſen Wil⸗ len bei ſeinen Zahlungsverpflichtungen vorgewor⸗ fen. Frankreich habe aber keinen beſſeren Wil⸗ len bei der Einkaſſierung ſeiner Forderungen ge⸗ zeigt. Deutſchlands Leiſtungen ſeien durch Frank⸗ reichs Verſchulden verhindert worden. Gide führt den Fall der ungenügenden Holzlieferungen an. die bekanntlich den Ruhreinmarſch nicht verſchul⸗ deten. Er bringt den Nachweis, daß die Einfuhr beutſchen Holzes beſchränkt und verhindert wurde, weil die fronzöſiſchen Unternehmer die deutſche Ronkurrenz nicht wünſchten. Dieſe Unternehmer hätten ſich Monopol fin den Wiederaufbau der zerſt! ten Gebiete reſerviert Jetzt wollten ſie auch ein Monovol für den Weltmarkt. Zur Lage. Die Einſtellung des Autoverkehrs. N * Frankfurt, 27. April. Die Oberpoſtdirektion Frankfurt hat infolge der durch die neue franzö⸗ ſiſche Verordnung eingetretenen Schwierigkeiten den Autoverkehr nach dem beſetzten Gebiet einſtel⸗ len laſſen. Meldungen von Einſtellungen des Autoverkehrs auf Grund der franzöſiſchen Ver⸗ ordnung, wonach jeder Autoverkehr, der den Zweck hat, die Eiſenbahn zu umgehen, verboten iſt, lie⸗ gen ferner aus Mainz und Kreuznach vor. * Speyer, 26. April. Der Provinzbelegierte 55 die an hat auf Grund der Verordnung 164 er interalltierten Rheinlandkommiſſion angeord⸗ net daß ab 28. April Mitternacht jeder Verkehr 15 sämtlichen Autopoſtlinien der Pfalz verboten . der Eiſenbahnverlehr im beſetzten Gebiet. Berlin, 27. April. Eine Meldung aus Köln 1 0 a Wusherall m dhe biet ſähe ahnhöſen lange Geleiſe mit berun⸗ ö ö tergewirtſchaſteten Lokomotiven. Auch in Bonn ſtänden auf einem Abſtellgleis 31 beſchädigte Lo⸗ komotiven. Auf den wichtigſten und leiſtungs⸗ fähigſten Güterbahnhöfen herrſcht vollſtändige Ruhe. Aus dem Ruhrgebiet. * Bochum, 27. April. Der franzöſiſche Gene⸗ ral hat der Stadt die ſchärfſten Repreſſalien an⸗ gedroht, weil eine franzöſiſche Fahnenſtange be⸗ ſchädigt worden iſt. In Caſtrop hat der fran⸗ zöſiſche General an den Kontrollſtationen ſeines Bezirks eine Verordnung onſchlagen laſſen, nach der die Eiſenbahnzüge an den Sperrſtationen an⸗ halten müſſen. Das Anhalten werde ſonſt mit Gewalt erzwungen. Die Lokomotivführer ſetzten ſich dabei der Todesgefahr aus. Alliiertes Vorgehen gegen die deutſche Schutzpolizei. * Berlin, 27. April. Im engliſchen Unter⸗ haus wurde der Premierminiſter gefragt, ob England ein Abkommen mit den Verbündeten über die Unterdrückung der Organiſation der deutſchen Schutzpolizei in militäriſche Gruppen getroffen habe. Die Antwort lautete bejahend. Von ſozialdemokratiſcher Seite wurde darauf hingewieſen, daß England ſelbſt erklärt habe, Deutſchland führe die Abrüſtungsbeſtimmungen des Verſailler Vertrages aus. Von Regierungs⸗ ſeite wurde erwidert, wahrſcheinlich handle es ſich um neue Tatſachen. Die engliſche Regierung ver⸗ füge aber nicht über neue Informationen. Dieſe Frage läge in der Hand des Botſchafterrates. Die Note gegen die deutſche Schutzpolizei. Berlin, 27. April. Ueber die Note, die ſich mit der deutſchen Schutzpolizei befaßt und die in⸗ zwiſchen in Berlin angelangt iſt, wird am Quay d' Orſay nach einer Pariſer Botſchaft übergeben worden ſein. Ueber den Inhalt der Note war in Paris nichts zu erfahren.. Zurückgewieſene Beſchuldigung. X Berlin, 27. April. Der„Temps“ hatte die Engländer beſchuldigt, daß der deutſche Wider— ſtand an der Ruhr von Großbritannien finanziert werde. Das hat nach einer Londoner Drahtung böſes Blut in der City gemacht.„Evening Stan⸗ dard“ erinnert den„Temps“ daran, daß London ein freier Geldmarkt ſei. England werde nicht deshalb das Bankgewerbe in London zum Still⸗ ſtand bringen und ſein Finanzſyſtem rutnieren, um eine Politik zu unterſtützen, die es ſelbſt nicht billige. Die Wahrheit ſei, daß ſich Frankreich ver⸗ rechnet habe.- Eine franzöfiſche Proteſtnote in Vurbereitung. * Berlin, 27. April. Nach der Meldung einer ranzöſiſchen Nachrichtenagentur ſteht für Kächſte Zeit ein Schritt Frankreichs bevor, in dem die Dienstag, den 1. Mai 1923 4 Private, zuſammen Verhängung des Belagerungszuſtandes. A Eſſen, 26. April. Ueber Hattingen wurde der Belagerungszuſtand verhängt. Der Verkehr auf der Straße bei Nacht iſt verboten. In Herne wurde der Belagerungszuſtand verſchärft. Eine Anzahl Wirtſchaften iſt auf Befehl geſchloſſen worden. * Bingen, 27. April. Ausgewieſen wurden: Kommerzienrat Boehringer und Sohn aus Oberingelheim und Fabrikant Dr. Bo pp aus Freiweinheim. 4042 Perſonen bis zum 15. April ausgewieſen. Berlin, 27. April. Im Hauptausſchuß des preußiſchen Landtags beſprach geſtern der preu⸗ ßiſche Miniſterpräſident Braun die Verhältniſſe an der Ruhr und teilte mit, daß nach dem bis zum 15. April vorliegenden Material im altbe⸗ ſetzten Gebiet 3886 Reichs-, Staats⸗ und Ge⸗ meindebeamte und 156 Private, zuſammen alſo 4042 Perſonen ausgewieſen worden ſeien. Im neubeſetzten Gebiete ſeien 816 Beamte und 26 842 Perſonen ausgewieſen. Rechne man die Familien der Betroffenen hinzu, ſo komme man auf eine Zahl von rund 20 000 Menſchen, die aufs allerſtärkſte in Mitleidenſchaft gezogen worden ſind. Verhaftet wurden außer⸗ dem 687 Beamte und 85 Privatperſonen. Verur⸗ teilt waren bis zum 15. April von franzöſiſchen und belgiſchen Kriegsgerichten etwa 250 Perſo⸗ nen. Von dieſen erhielten im neubeſetzten Gebiet die Verurteilten insgeſamt 75 Jahre, 2 Monate und 2 Tage und die Verurteilten im altbeſetzten Gebiet 11 Jahre, 10 Monate, 10 Tage, alle Ver- urteilten zuſammen alſo 87 Jahre, 1 Monat und 2 Tage Gefängnis. An Geldſtrafen wurden bis- her verhängt etwa etwa 1200 Millionen Mark. Die Ruhrſpende. * Eſſen, 27. April. Bisher ſind 2880 Waggon Lebensmittel und außerdem an Geldbeträgen 880 Millionen Mark von der Ruhrſpende zur Ver⸗ teilung gelangt. 5 985 1 Kleine Meldungen. a Poincare und Millerand empfingen geſtern Marſchall Foch. Dieſer Empfang ſteht mit der Reiſe des Marſchalls nach Polen im Zuſammen⸗ hang. Der ungariſche Miniſterpräſident Graf Bethlen wird demnächſt nach Rom kommen, um die ita⸗ lieniſche Regierung für einen internationalen Kre— dit von 20 Millionen zu intereſſieren, der Ungarn von den Mächten verſprochen worden ſein ſoll. Graf Bethlen wird ſich auch nach Paris und Lon⸗ don begeben. Die Beſprechung der gemiſchten amerikaniſch⸗ ö ſpaniſchen Kommiſſion zur Wiederanbahnung der ö 7 gegen das Verhalten Deutſchlands gegenüber der Militärkontroflkommiſſton des Generals Nollet, der Deutſchland angeblich Schwierigkeiten bereite, Proteſt erhoben wird. Demgegenüber wird von zuſtändiger Seite betont, daß die deutſche Re⸗ gierung'den Militärkontrollkommiſſionen niemals Schwierigkeiten bereitet habe. ſondern daß ſie lediglich die franzöſiſchen und belgiſchen Mitalie⸗ der dieſer Kommiſſionen auf die infolge des Ein⸗ marſches in das Ruhrgebiet aufgetretene große Beunruhigung aufmerkſam gemacht und ihnen nahegelegt hat, dieſer Volksſtimmung bei der Ausübung ihrer Kontrolltätigkeit Rechnung zu tragen. 5 1 Ausweiſungen. * Mainz, 26. April. Heute Vormittag wurde der heſſiſche demotratiſche Landtagsabgeordnete Schreiber ⸗Niederingelheim, verhaftet und ausgewieſen. 1 Bingen, 26. April. Von der Beſatzungsbe⸗ hörde ausgewieſen wurden: Direktor Kelg von der Baugewerkſchule, ſowie die drei Lehrer Weiß Grob und Frieß. 3000 Eiſenbahner ausgewieſen. g Berlin, 26. April. Ueber die Ausweiſung der deutſchen Eiſenbahner berichtet der„Intran⸗ ſigeant“ aus Düſſeldorf, daß bisher 3000 Beamte mit ihren Familien das beſetzte Gebiet verlaſſen haben. 75 558 ausgewieſene heſſiſche Staatsangehörige. Darmſtadt, 26. April. In der heutigen Landtagsſitzung machte Finanzminiſter Henrich die Mitteilung, daß ſeit Beginn der Ruhraktion aus dem beſetzten Heſſen 368 Reichsbeamte, heſſiſche Staatsbeamte, 24 Gemeindebeamte und 110 ſonſtige Staatsangehörige ausgewieſen wor⸗ den ſeien mit zuſammen 1230 Familienangehö⸗ rigen. Verboten: f „ Mainz, 28. April. Die Mainzer„Volkszei⸗ tung“ iſt erneut auf ein Viertelfahr(bis 26. Juli) verboten worden. Verhaftung zweier Zechendirektoren. * Duisburg, 27. April. Von der belgiſchen Beſatzungsbehörde wurde der Direktor bei den Aheiniſchen Stahlwerken in Duisburg ⸗Meiderich Dr. 105 elner der verantwortlichen Leiter des . 17 8 in das belgiſche Gericht nach k, 8 bura 56 diplomatiſchen Beziehungen zwiſchen Mexiko und den Vereinigten Staaten wird am 10. Mai eröff⸗ et werden Die Konferenz in Laus anne. n Lauſanne, 27. April. wurde über den Artikel 81 des alliierten Ver— tragsentwurfes verhandelt. Die Türken ſollen die Liquidierung der deutſchen, öſterreichiſch-un⸗ gariſchen und bulgariſchen Güter vornehmen. Die Türken erklärten, keine Einwendungen gegen den Verſailler Vertrag zu erheben, doch könne man ihnen nicht zumuten, die Rolle von Ausführungs⸗ organen der Entente zu übernehmen. Die Frage müſſe von den Beteiligten direkt geregelt werden. Die Alliierten ſchloſſen ſich grundſätzlich dieſer Auffaſſung an. Mulkſches eich. Die Feier des 1. Mai. Berlin, 25. April. Die Reichsregierung hat hinſichtlich des Dienſtes der Beamten, Angeſtellten In der Hauptſache und Arbeiter der Reichsbehörden und Reichsbe⸗ triebe am 1. Mai folgende Regelung getroffen. In den Ländern in denen der 1. Mai als geſetz⸗ licher Feiertag landesrechtlich anerkannt iſt, iſt auch in den Reichsbehörden und Betrieben auf die Landesgeſetzgebung Rückſicht zu nehmen. In den Ländern in denen der 1. Mai nicht als ge⸗ ſetzlicher Feiertag gilt, haben Beamte Angeſtellte und Arbeiter, welche zwecks Teilnahme an einer Feier am 1. Mai dem Dienſt oder der Arbeit ſernbleiben wollen rechtzeitig bei ihren Dienſt⸗ vorgeſetzten um Befreiung vom Dienſt nachzuſu⸗ chen. Solchem Anſuchen iſt grundſätzlich überall ſoweit zu entſprechen, als dadurch die notwendige Fortführung des Dienſtbetriebs nicht in Frage geſtellt wird. Bei der Entſcheſdung über derar⸗ tige Geſuche ſoll nicht engherzig verfahren wer⸗ den. Die hiernach beantragte und bewilligte Freizeit iſt bei. ten und Angeſtellten auf den Erholungs ur! anzurechnen. Das gleiche kann auf wee irbeitern geſchehen. Wird 5 5 0 Aich: ausdrücklich um Anrechnung auf den Erholungsurlaub nachgeſucht, ſo wird für die Dauer der Arbeitsverſäumnis 4005 hicht gewährt. In Betrieben, in denen Dienſtbefrei⸗ ung zur Befriedigung religtöſer Bedürfniſſe an ſtaatlich nicht anerkangten Feiertagen ohne An⸗ e e i oder ohne ng ge rt wir ilt das für den 1. Mai. 8 e e Die Beſchwerde der Deutſchvöltiſchen. Berlin, 27. April. Der Staatsgerichtshof hat auf die Beſchwerde der Deutſchvölkiſchen reiheitspartei gegen das Verbot des Miniſters Seyering dahin entſchieden, daß das Verfahren bis zur Erledigung der Unterſuchung gegen Roß⸗ bach ausgeſetzt werde. Landungskataſtrophe eines Zeppelins. * Berlin, 27. April. Das Zeppelinluftſchiff „3 4“, das nach dem Verſailler Vertrag an Frank⸗ reich ausgeliefert werden mußte,, wurde in der Nähe von Toulon beim Landen zerſtört. Die Beſatzung konnte gerettet werden. Zur Beſchlagnahme von 175 Millionen 5 in Recklinghauſen. * Recklinghauſen, 27. April. Auf den vom Magiſtrat der Stadt Recklinghauſen wegen der Beſchlagnahme von 175 Millionen Mark Stadt⸗ bankgelder eingereichten Proteſt erwiderte der ſranzöſiſche General, daß er dem Prozeß keine Folge geben könne da es ſich bei dem Geld um Summen handle, die zur Bezahlung der ſtreiken⸗ den Eiſenbahner beſtimmt geweſen ſeten. Das genüge, um die Beſchlagnahme zu rechtfertigen. ino 0 aan. Der Prozeß gegen dichon weiter vertagt. + Warſchau, 27. pril. Wie bekannt wird, iſt der Prozeß gegen den Patriarchen Tichon in Moskau, der am 24. April beginnen ſollte, wie⸗ derum auf unbeſtimmte Zeit vertagt. Die türkiſe Truppen in Syrien. London, 27. ril. Nach einer„Times“ ⸗ Meldung aus Ca wird von Reiſenden, die aus Syrien zurüc m, mitgeteilt, daß die Ke⸗ maliſten an der Greuze von Nordſyrien Truppen zuſammenziehen. Eine türkiſche Diviſion ſei in Ajas, etwa 10 Meilen von der ſyriſchen Grenze entfernt, aufgeſtellt. Auf fraagzöſiſcher Seite ſtehen dem Vernehmen nach zwei Diviſionen Se⸗ negaltruppen bereit, um zur Verſtärkung der Gar⸗ niſon Alexandrette eingeſchifft zu morden. Eine italieniſche Stimme zu Curzons Rede. Berlin, 27. April.„Stampa“ beſchäftigt ſich, ſo hören wir aus Rom, eingehend mit Cur⸗ zons Oberhausrede. Wenn Deutſchland auch 40 Milliarden anböte würde dieſes Anerbieten wahr⸗ ſcheinlich von England günſtig aufgenommen, aber die Reparationskommiſſion wäre ſich deshalb noch lange nicht einig. Man würde Frankreich und Belgien auf einer England, Japan und viel⸗ leicht Italien auf der anderen Seite ſehen. Franzöſiſche Forderungen. * Paris, 27. April. Im Elyſee fand ein Ka⸗ binettsrat ſtatt, in dem Poincare über die Lage an der Ruhr Bericht erſtattete. Der „Temps“ verlangt, daß die Interalliierte Rhein⸗ landkommiſſion die Forderung erhebe, daß Rei⸗ ſende aus dem unbeſetzten Deutſchland nach dem neubeſetzten Gebiet mit einem Paß verſehen ſein müſſen.. Die argentiniſche Ruhrſpende. * Buenos Aires, 27. April. Die argentiniſche Ruhrſpende hat bis zum 16. Febr. nach Deutſch⸗ land 550 000 Peſos überwieſen. Das ergibt nach deutſchem Tageskurs die ſtattliche Summe von 6 Milliarden 350 Millionen Mark. Demokratiſierung des Völkerbundes. Kopenhagen, 27. April. Profeſſor Schük⸗ king hat an der Kopenhagener Univerſität eine Vortragsreihe mit einer Anſprache über das Völker cht eröffnet. Er trat für eine Demokrati⸗ ſierung des Völkerbundes und für die Einfüh⸗ rung eines Weltparlaments ein. Heſfiſcher vundlag. n Darmſtadt, 24. April. Präſident Adel ung wies vor Eintritt in die Tagesordnung auf die Ruhrbeſetzung hin. Ausgewieſen ſind allein aus dem beſetzten heſſiſchen Gebiet 680 Familien mit insgeſamt rund 2500 Köpfen. Das heſſiſche Par⸗ lament ſteht dem Abwehrkampf im Weſten am nächſten. Mit einem Dank an all die Bewohner im beſetzten Gebiet und mit einer Mahnung an alle, den Brüdern im beſetzten Gebiet nicht nur mit Worten, ſondern in tätiger Liebe beizuſtehen. ſchloß Präſident Adelung ſeine Anſprache. Auf eine kleine Anfrage des Abg. Schian(D. Vpt.) erwidert Finanzminiſter Henrich, daß eine Beſchleunigung der Auszahlung der Witwenge⸗ hälter im Rahmen des Möglichen angeſtrebt wer⸗ e.— Es wird darauf in die Tagesordnung einge⸗ treten. Zunächſt werden die 28 erſten Punkte nach Art. 32 der Geſchäftsordnung zur Kenntnis des Landtags gebracht. Abg. Ebner(Kom.) pro⸗ teſtiert gegen die ausgiebige Ausnutzung dieſes Paragraphen, der das Plenum des Landtags völlig ausſchalte. Zum mindeſten müſſe er eine mündliche Berichterſtattung erlangen.— Präſi⸗ dent Adelung widerſpricht dem. Das Haus habe lediglich Kenntnis 5 den Beſchlüſſen des Aus⸗ ſchuſſes zu nehmen. Sämtliche verleſenen Regie⸗ rungsvorlagen ſind vom Finanzausſchuß einſtim⸗ mig genehmigt. Es werden folgende Erſatzwahlen ohne De⸗ batte vorgenommen: An Stelle des Aba. Herbert 2 95 den erſten Ausſchuß: Abg. Hofmafffi⸗ ö ſchuß an Stelle dieſes Abg. 0 den britten Aus⸗ ß: Abg. Felder: an Stelle des Abg. Obenaue“ in den dritten Ausſchuß: Abg. eiber, an Stelle des Abg. Obenauer in den Ernährungs⸗ beirat Abg. Urſtadt: an Stelle des Abg. Obenauer al Schriftfthr Abg. Schreiber. 1 N Den Antrag des Erſlen Ausſchuſſes, Abänder⸗ des Art. 1 des Geſetzes, die Tagegelder und ehe der Landtagsabgeordneten vom 20. ezember 1921 betreſſend empfiehlt der Ausſchuß zur Annahme. Demnach erhalten hieſige Abge⸗ ordnete 8000 Mark Tagegeld, auswärtige 12000 Mark und eine Uebernachtungsgebühr von wei⸗ teren 12000 Mark rückwirkend ab 1 Fanuar 1923. Den Antrag des Abg. Nuß, die im Vorberei⸗ tungsdienſt ſtehenden Staatsdienſtanwärter ins⸗ beſondere die Studienreſerendare betreffend, emp⸗ fiehlt der Ausſchuß in der Form anzunehmen, daß die Regierung erſucht wird bei der Reichsregie⸗ rung dahin zu wirken, daß die Staatsdienſtan⸗ wärter, insbeſondere die Studienreferendare in ihrer Vorbereitungszeit beſſer als Gruppe 7 be⸗ ſoldet werden. Abg. Nuß(3Ztr.) begrüßt dieſen Beſchluß des Finanzausſchuſſes.— Abg. Sturm⸗ fels(Soz.) hält den Antrag im Intereſſe des Aufſtiegs aller Tüchtigen für begrüßenswert.— Abg. Kindt(Deutſchnatl.) begrüßt ebenfalls den Antrag und regt eine beſſere Bezahlung aller Staatsdienſtanwärter an die ſich in einer ähn⸗ lichen Vorbereitungszeit befinden. Der Antrag der Abg. Ebner und Roth, Vor⸗ ſchußzahlung an die Beamten und Staatsarbeiter betreffend, wird durch dis Regierungsantwort für erledigt erklärt, nachdem Abg. Ebner(Kom.) ſich auch mit ihr zufrieden erklärt hat. Die Regierungsvorlage, die Dienſtbezüge der Staatsbeamten. Lehrer uſw. betr. fordert ledig⸗ lich eine Gutheißung der bereits in Wirkſamkeit getretenen Erhöhungen der Beamten uſw. Ge hälter. Der Ausſchuß iſt jedoch mit der Einfüh⸗ rung der Sonderzuſchläge für beſonders teure Orte. die eine Verſchärfſung des OOrtstlaſſenſy⸗ ſtems iſt nicht einverſtanden.— Abg. D. Dr. Diehl(Deutſchnatl.) unterſtreicht die Ausführun⸗ gen des Berichterſtatters daß nämlich nicht nur keine Milderung, ſondern eine Verſchlimmerung des ganzen Ortsklaſſenſyſtems von dem Reich aus diktiert werde. Die ohnehin durch das Ortsklaſ⸗ ſenſyſtem geſpaltene Beamtenſchaft werde dadurch weiter auseinandergeriſſen. Der Landtag müſſe ſcharf gegen dieſe Dinge die ſich zu einem Unfug ausgewachſen hätten Stellung nehmen.— Abg. Dr. Oſann(T. Ppt.): Die Reichsgeſetzgebung binde auch dem Landtag die Hände. Wohl ſei es nützlich gegen die Gleichmacherei des Reiches Einſpruch zu erheben, aber er glaube nicht daß man zurzeit in Berlin geneigt ſei den Intereſſen und Perhältniſſen Heſſens Rechnung zu tragen. Er erinnere bei dieſer Gelegenheit an ſeinen An⸗ trag auf beſchleunigte Vorlage der Novelle zum Beamtenbeſoldungs.— Die Abg. Herbert(ztr.) und Stork(Soz.) ſchließen ſich dem Einſpruch gegen die weitere Differenzierung der Beamten⸗ gehälter an.— Abg. Reiber(Dem.) weiſt darauf hin, daß immer weitere Kreiſe der Landbeamten durch das beſtehende Syſtem verbittert würden. — Finanzminiſter Henrich: Die Regierung brau⸗ che ihrer Stellung zum Ortsklaſſenſyſtem nicht mehr zu betonen. Die Begründung der Maß⸗ nahme des Reiches(Ruhreinbruch Teuerung im beſetzten und angrenzenden Gebiet uſw.) treffe für Heſſen nicht zu. So bedeutende Preisunter⸗ ſchiede beſtänden hier nicht. Aber im Jutereſſe der Beteiligten hätte die Regierung auf Anfrage dem Reiche einzelne Orte namhaft machen müſſen, denn ſonſt wäre Heſſen ganz leer ausgegangen. Die Novelle zum Beamtenbeſoldungsgeſetz ſei in Vorbereitung und gehe ihrem demnächſtigen Ab⸗ ſchluß entgegen.— Die Regierungsvorlage wird einſtimmia angenommen. Der Antrag der Abgeordneten Engelmann u. Genoſſen. die Durchführung der Beſoldungsord⸗ nung betr. wird durch die Regierungsvorlage für erledigt erklärt; ebenſo der Antrag des Abg. Hoffmann⸗Alzey, Nachzahlung der Dienſtbezüge bei Beſoldungserhöhungen betr. und der Antrag der Abg. Kaul und Genoſſen, die Auszahlung der Beamten⸗ und Lehrergehalte betr. Abg. Ebner(Kom.) kritiſtert die Haltung der Beamtenvertreter im Landtage die es an Taten fehlen ließen.— Aba Reiber(Dem.!) verwahrt ſich gegen dieſe Vorwürfe.— Aba. Werner [Deutſchnatl.) ſtellt richtig dan in den Reichstaas⸗ 12 5 Die Unterſchiede ſeien name f Beſoldungsgruppen ſehr groß. Da könne recht 25 noch ausgeglichen werden.— Zu dem Antrag er Abgg. Diehl⸗Hochweiſel und Genoſſen Ver⸗ gütung der Verwalter von Poſthilfsſtellen betr., beantragt der Ausſchuß bei dem Reichspoſtmigi⸗ ſterium dahin vorſtellig zu werden, daß auch die jährliche Vergütung von 1200 Mark nicht ausrei⸗ chend ſeien und der Geldentwertung angepaßt werden müßten.— Abg. Diehl Bbd.) beleuchtet die unhaltbaren Verhältniſſe bei den Poſthilfs⸗ ſtellen und beklagt das mangelnde Entgegenkom⸗ men der Oberpoſtdirettion.— Zu dem Antrag der Abgg. Dr. Werner und Genoſſen die Ueber⸗ fremdung des heſſiſchen Haus⸗ und Grundbe⸗ ſitzes betr. beantragt der Ausſchuß, die Porlage des Verzeichniſſes aller derjenigen Grundſtücke, die. in Heſſen an Ausländer verkauft worden ſind.— Abg. Werner(Dem.) unterſtützt dieſes Verlangen. Staatsrat Schwarz ſtellt baldige Vorlage in Ausſicht. Der Antrag wird angenommen.— Der Antrag des Abg. Dr. Büchner die Erhaltung der Lokalbahn Offenbach⸗Frankfurt a. M. betr., wird einſtimmig angenommen ieee Die Regierungsvorlage. Entwurf eines Ge⸗ ſetzes, die Deckung des Geldbedarfs für außeror⸗ dentliche Staatsausgaben betr., wird in zwei Leſungen ohne Debatte einſtimmig ongenommen. — Der Antrag der Abgg. Hofmann ⸗Seligenſtadt und Knoll, Zugverbindung Offenbach⸗Frankfurt a. M. betr. wird einſtimmig angenommen eben⸗ ſo der Antrag des Abg. Neff, Verbeſſerung der Bahnverbindung auf der Nebenbahnlinie Hetz⸗ bach Beerfelden im Odenwald betr. deſſen Dinglichkeit Abg. Wünzer„D. Vpt.) beſtätiat und dabei auf die bedauerliche Tatſache der Einſtel⸗ lung der Bahn Reinheim Reichelsheim hinweiſt mit der Forderung, daß die Süddeutſche Eiſen⸗ bahngeſellſchaft zur Weiterführung angehalten werden müſſe. Der Antrag der Abgg. Glaſer, Dr. Dehlinger und Gen., Unterhaltung der Rhein⸗ fähre bei Nordheim und Rhein⸗Dürkheim betr., wird abgelehnt. Um das deutſche Angevot.. Berlin, 28. April. In ſozlaldemokratiſchen Kreiſen will man wiſſen, daß das deutſche Ange⸗ bot den Alliierten Dienstag oder Mitt⸗ woch überreicht werden wird. Am Samstag werde ſich das Reichskabinett in erſter Beratung mit der Note beſchäftigen. Für Sonntag ſei ein Empfang der Parteiführer geplant. Am Montag ſoll das Kabinett die endgültige Formu⸗ lierung vornehmen. Es heißt, es ſollen 20 Mil⸗ liarden Goldmark und genau bezeichnete Garan⸗ tien angeboten werden zuzüglich einer beſtimmten Summe, die unter gewiſſen Vorausſetzungen von Autoritäten feſtgeſetzt werden ſoll. + Berlin, 27. April. Im„B. T.“ tritt ein Anonymus dem bedenklichen Irrtum der interna⸗ tionalen Einſtellung entgegen, als könne der Weltfriede durch ein möglichſt hohes Angebot Deutſchlands mit einem Schlage hergeſtellt wer⸗ den. Der deutſche Reichskanzler gehe von ernſten und gewiſſenhaften, aber auch von zutreffenden politiſchen Erwägungen aus, wenn er ſich nach⸗ drücklich weigere, ein Angebot zu unterbreiten, das die dauernde Leiſtungsfähigkeit der deutſchen Wirtſchaft überſteigt. Wäre Dr. Cuno gewiſſen⸗ los genug, einer augenblicklichen Erleichterung zuliebe ein Angebot zu machen, dann ſtünde die Welt in ſehr kurzer Zeit vor der gleichen Situa⸗ tion wie gegenwärtig. Ein weiterer Irrtum ſei, daß Deutſchland finanziell Frankreich ſanieren könne. Dazu habe Deutſchland ſich im Kriege zu ſehr erſchöpft. Es habe durch den Waffenſtill⸗ ſtand den Friedensvertrag, insbeſondere auch durch die Beſetzung zu ſehr eingebüßt, um trotz ſeiner größten Anſtrengungen eine ſolche Aufgabe en ſet. Wee ſche helnlich, daß Regierung 1 der Reparationsfra 5 Anfang der nächſten Woche erfolgen kann, Verhandlungen über das Angebot länger gedauert 5 haben, als zuerſt angenommen wurde. Es be⸗ daß die nächſten Schritte der deutſchen Regierung werden, in der Deutſchland den Vorſchlag machen wird, eine beſtimmte Summe zu zahlen. Berlin wird ſich nur unter beſtimmten Bedingungen be⸗ weit erklären, Deutſchlands Leiſtungsfähigkeit von einem internationalen Ausſchuß von Sachverſtän⸗ d n abſchätzen zu laſſen, in dem Deutſchland von einem Mitglied vertreten ſein muß. Frankreichs Vorausſetzung— Aufgabe des * paſſiven Widerſtands. 1770 7 i Berlin, 28. April. Die franzöſiſche Regie⸗ rung hat beſchloſſen, durch ihre diplomatiſchen Vertreter in den verbündeten Hauptſtädten erklä⸗ ven zu laſſen, daß ſie nicht in Verhandlungen mit Deutſchland eintreten werde, ſolange der paſſive Widerſtand fortdauere.— Zu dieſer Frage wird aus Paris ergänzend gemeldet, daß man am Quay d'Orſay erklärt, daß Verhandlungen mit Deutſchland undenkbar ſeien ſolange an der Ruhr und im Rheinland infolge des paſſiven Wider⸗ Randes eine Art Kriegszuſtand herrſche. Minde⸗ ſtens für die Dauer etwaiger Verhandlungen müſſe die Reichsregierung die Vorſchriften über den paſſiven Widerſtand aufheben. Frankreich habe aber nicht die Abſicht, eine offizielle Note in dieſer Frage nach Berlin zu richten. 15 1 15 M τ= 10 5 Eine Sitzung der Neparatiunskommiſſion. WParis, 28. April. Die Reparatlonskommiſ⸗ * löſen zu können. ſton hielt geſtern eine Sitzung ab. Die gefaßten Beſchlüſſe wurden geheim gehalten. h Die Pariſer Preſſe zu dem deutſchen Angebot. „* Paris, 27. April. Faſt alle Blätter, die ſich mit der geſtrigen Sitzung des franzöſiſchen Kabi⸗ netts beſchäftigen, zeigen die unverkennbare Ten⸗ denz, die erwarteten neuen deutſchen Reparations⸗ vorſchläge noch vor deren Veröffentlichung in Bauſch und Bogen abzulehnen und zu mißkredi⸗ tieren. Der„Temps“ ſchreibt, es ſei außeror⸗ dentlich zweifelhaft, ob Deutſchland wirklich dis⸗ kutierbare Vorſchläge mache. Jede Eröffnung von Beſprechungen ſei ausgeſchloſſen, wenn nicht der paſſive Widerſtand im Ruhrgebiet ſofort auf⸗ gehoben würde. Deutſchland habe ſich zu unter⸗ werfen. Das gleiche meint der„Matin“, wenn er ſagt, Verhandlungen ſeien ſolange unmöglich, wie Deutſchland ſich nicht als beſiegt erkläre, die Feindſeligkeiten nicht einſtelle und ſein Kriegsma⸗ terial nicht ausliefere. Das bedeute für den ge⸗ genwär! en Fall, daß alle Verordnungen der Reichsregierung zur Anſtachelung des deutſchen Widerſtandes annulliert und öffentlich desavouiert werden müßten. Die Organiſationen, die aus dem Ruhrgebiet abgewandert ſeien, vor allem das Kohlenſyndikat, müßten dorthin zurückkehren. Alle Urheber von Gewalttätigkeiten müßten von der Reichsregierung ebenſo ſtreng verfolgt wer⸗ den, wie von den Franzoſen.. 15 Die deutſchen Leiſtungen an Belgien. Berlin, 27. April. Nach einer Meldung des Variſer„Oevre“ aus Brüſſel, hat der belgiſche Finanzminiſter über die bisherigen deutſchen Leiſtungen an Belgien durch das Wiesbadener Reſtitutionsbüro Mitteilungen gemacht. Nach ſeinen Angaben erhielt Belgien Leiſtungen im Werte von etwa 3 Milliarden Franken. Dazu sommen noch Wertpapiere und beträchtliche Zah⸗ zungen in ausländiſcher Währung, für die eine endgültige Umrechnung in Franken noch nicht er⸗ fͤlgt iſt. st aber trotzbdem kaum ein Zweifel darüber, t Form einer Note an alle Alliierten erfolgen iark gutgeſchrieben worden; Frankreich er⸗ bielt im Jahre 1922 Lieferungen im Werte von 209 064 100 Goldmark, England 167 801 700, Italien 107 702 306, Belgien 65 696 700, Griechenland 4519 500, Serbien 116 882 500, Rumänien 14 582 700, Portu⸗ aal 9 367 300 Goldmark. ö Die Ronferenz in Lausanne. E Laufanne, 28. April. eee wurde die Frage der Abtretung der Friedhöfe auf Gallipolis an die Alliierten, die je Türkei nur unter Zuſage gewiſſer Kontroll⸗ N ſtimmungen zuſtehen will an eine beſondere Kommiſſion verwieſen. General Pellet reiſt nach Paris, um über ſeine Beſprechungen mit den Türken zu berichten. Die Franzoſen Konzeſſionen Cheſterkonzeſſionen angeboten, in Kleinaſien für die wenn Frankreich gen infolge des Krieges nur zur Hälfte durchge⸗ 1 Es ſoll ſich um ei⸗ führten Anleiheplan fortſetzt. f zien bedeutenden Wirtſchaftsplan handeln. um der Türkei die franzöſiſche Unterſtützung auf der Fonferenz zu ſichern. Kredſthüfe für die Landwirtschaft. Auf einen Antrag des Abg. Blank(Ztr.) beir. Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft folgende Antwort zu:„ 8 2805 betreffend den Antrag der Abg. Blank, agner und Genoſſen betr., die Gewährung eines Fredits von 1 Milliarde Mark an die Landwirt⸗ ſchaft, beehren wir uns folgendes ergebenſt zu er⸗ widern. akk: 1 200 des Herrn Reichsminiſters für Ernährung und Landwirtſchaft zur Sicherung der Düngemittel⸗ beſchaffung durch die Zentralen landwirtſchaftli⸗ chen Organiſationen eine Bürgſchaft für Kredite, welche die Reichsbank an die preußiſche Zentral⸗ genoſſenſchaftskaſſe zur Weitergabe an die Be⸗ zugs vereinigung der deutſchen Landwirte Gmbĩ. Berlin und an deren Geſellſchafter zum Zwecke der Durchführung der landw. Düngerverſorg⸗ ung gewährt, in Höhe von insgeſamt 9 Milliar⸗ den Mark für die Zeit bis zum 31. März 1923 übernommen. Die Bürgſchaft bezieht ſich ledig⸗ kich auf das Schuldverhältnis zwiſchen der preu⸗ ßiſchen Zentralgenoſſenſchaftskaſſe und der Reichs⸗ bank. Außerdem iſt beſtimmt, daß der Kredit nur zur Bezahlung des Düngemittelumſchlags Verwendung findet und daß die Abgabe der Düngemittel an die Landwirte nur gegen ſofor⸗ tige Barzahlung erfolgt. Die Bürgſchaft des Reiches erliſcht am 31. März 1923, auch wenn bis dahin der Kredit von der Preuß. Zentralge⸗ noſſenſchaftskaſſe noch nicht abgedeckt ſein ſollte. Die von dem Herrn Reichsfinanzminiſter hin⸗ zugefügte Vorausſetzung für die Bürgſchaftsüber⸗ nahme, daß vom preußiſchen Finanzminiſterium in gleicher Höhe und für die gleiche Zeit der Reichsbank gegenüber Bürgſchaft geleiſtet wird, iſt durch entſprechende Bürgſchaftsübernahme des preußiſchen Finanzminiſteriums erfüllt. Der Herr Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft gibt zu erwägen, ob nicht zur Sicherung der Düngemittelverſorgung durch die zentralen landwirtſchaftlichen Organiſationen auch diesſeits in der Weiſe beigetragen werden könne, daß nach dem Vorgang der preußiſchen Regierung eine entſprechende Garantie der Landesregierung für die von der Reichsbank der preußiſchen Zen⸗ tralgenoſſenſchaftskaſſe gewährten Düngemittelkre⸗ dite übernommen werde, ſoweit eine Lieferung und Finanzierung der Düngemittel durch die Bezugsvereinigung der deutſchen Landwirte und die preußiſche Zentralgenoſſenſchaftskaſſe für die heſſiſchen Landwirte durch die heſſiſchen landwirt⸗ schaftlichen Oraaniſationen in Frage kommt. Die Die Glocke von Eckhofen. Eine ſeltſame Geſchichte von Anna v. Panhuys. Ilſe zog ein ſpöttiſches Geſicht. ihre Hoffnungen nur in alle vier Winde flattern laſſen wie Papierfetzen ohne Wert. „Schloßherrin“, es klang prachtvoll, chen genießen es am beſten, bürftete ſich leicht über das dachte Ilſe. gelockert hatten. getan, ehe Eckhofen ſich für ſie auſtat. Eliſabeth teure Kleider ben„Reichtum“. Flüchtig irrten ihre Gedanken zu dem einfa⸗ drei Zimmern ihre Ge⸗ danken zu Hans Kurſchmann in dem weißen das in ſeinen und flüchtig chen Elternpaar, zufrieden hauſte irrten Doktorhauſe drunten im Dorſe. Sie ſah den Doktor kaum noch, er träumte ſie nachts von ihm und ſeinen Küſſen. Nicht daran denkten, nicht daran. Wer geit verſcheuchen können! Sie lachte ſich im Spiegel an und nahm ein ein wenig davon auf Kleid und Haar zu Fläſchchen Veilchenduft, um mit dem Zerſtäuber übertragen. „Krrr— knack, Krrr— knack!“ Und nach ei⸗ ner Weile abermals„Krir— knack!“ Ilſe ſchrak zuſammen. Was war das für ein Es war gut, das er ſich ncht an die Schloßherrin heran⸗ wagte; hatte er das getan, dan könnte ſie ſelbſt fort⸗ . ſo ſtark und vornehm. Das Leben iſt lang, und die Rei⸗ Sie lichtgoldene Haar, aus dem ſich ſeitlich ein paar Schimmerſträhnchen Oh, nur nicht arm ſein und in kleinen Verhältniſſen leben, wie ſie es vordem Seit ihr und Schuck geſchenkt, ſeit ſie ſich immer mehr an die Anrede„gnädiges Fräulein“ gewöhnt, hatte ſie einen Vorgeſchmack von der wahren tiefen Bedeutung der zwei Sil⸗ ging ihr ebenſo aus dem Wege wie ſie ihm, aber zuweilen ein lohnendes Ziel erſtrebt, muß jede Gefühlsweich⸗ Sie faßte ſich raſch. Unſinn! es konnte ja niemand an die Wand⸗ vertäfelung, die Wohnzimmertür war genau ſo feſt verriegelt wie hier die nach dem Flur füh⸗ rende Schlafzimmertür. Geiſter gab es nicht, und ausgewachſene Menſchen kriechen nicht durch Schlüſſellöcher. Sie war durch die ſtändige Erwarfüng, 3p ihre Pläne gelängen, ſchon ganz nervös gewor⸗ den. Irgendein Laut von draußen hatte ſie er⸗ ſchreckt. 5 Sie warf nicht einmal einen Blick durch die halb zugemachte Tür, die Schlaf- und Wohn⸗ zimmer verband und ließ noch einmal eine feine Wolke des Veilchenduftes auf Kleid und Haar niederſtäuben. So, nun wollte ſie Brunkendorf ſuchen gehen. Leichtfüßig von der Sicherheit, heute blendend ſchön zu ſein, durchdrungen und angeregt, über⸗ ſchritt ſie die Schwelle. Ihr Auge ſchaute zu⸗ nächſt unwillkürlich auf die Stelle der Vertäſe⸗ lung, die eigentlich die Geheimtür war. Alles in Ordnung! Wirklich, ſie war nervös, daß ſie das Geräuſch von vorhin auch nur eine Minute lang zu beunruhigen vermocht hatte. Sie wandte ſich dem Ausgang zu, aber ihr Fuß blieb, als hielten ihn unſichtbare Mächte feſt, auf einem Fleck haſten. Neben bei der Tür nach dem Flur, auf einem Stuhle ſaß der Mann, mit dem ſich noch eben ihre wichtigſten Gedanken beſchäftigt hatten, ſaß Lothar von Brunkendorf. ö 1 „Wie ſind Sie denn hier hereingekommen?“ ſtammelte ſie und dann dachte ſie, ſie habe viel⸗ leicht doch vergeſſen, die Türe abzuriegeln, und eine leiſe Röte breitete ſich über ihre Wangen. Aber nein, ſie konnte beſchwören, den Riegel vorgeſchoben zu haben. wiederholte ſie gelegenhett kann raſch erledigt ſein.“ Iflſe wurde d blaß 17 Da keine Antwort erfolgte, Der Maler ſah ſie mit einem eigentümliche Geräuſch geweſen? Beinahe, als ob ſich die ge⸗ Fe ane Tür ap zetan hätte. ihre Frage. Blick an, der ſie erſch. „Wahricheinlleh 1 e eee langt, wie man eben auf normalem Wege in ein Zimmer zu gelangen pflegt.“ „Die Tür iſt doch verriegelt geweſen,“ ſagte Ilſe und rührte ſich wie gebannt noch nicht von der Stelle. „So,“ Lothar v. Brunkendorff ſprach mit un⸗ terdrückter Stimme,„meinen Ste zugertegelt zu haben? Ich kann mich nicht irren.“ Er ſtand auf und drückte auf die Klinke nieder. Die Tür bewegte ſich nicht. „Stimmt, Fräulein Haldow, die Tür iſt verrie⸗ gelt, alſo liegt der Irrtum auf meiner Seite und bin ich doch möglicherweiſe als Luft durch die Spalte gehuſcht oder durchs Fenſter hereingeklet⸗ tert.“ Ilſe wollte lächeln, aber das Spottfunkeln in den Augen des Mannes nahm ihr alle Sicherheit. Er ſtand hoch und aufrecht neben der Tür. Nun machte er eine leichte Verbeugung. „Wollen Sie mir nicht wieder Platz anbieten, Fräulein Haldow, und ſich ſelbſt auch ſetzen, da⸗ mit wir gemütlich das Thema beſprechen, das mir ſo am Herzen lag, daß ich Sie ohne Ihre Einladung abzuwarten, aufſuchte.“ In Ilſes Geſtalt kam Bewegung. Was war nur mit Lothar von Brunkendorff, er benahm ſich, als wäre ſein Geiſt krank. „Können wir das Thema nicht draußen im Park oder in einem der für alle Schloßbewohner zugänglichen Räume beſprechen, Herr von Brun⸗ kendorff?“ fragte ſie, und wollte auf die Türe zu. ———— 2 Er vertrat ihr den Weg. 5 „Mein Fräulein, ich bin kein Verrückter und auch kein in Sie Verliebter, alſo brauchen Sie ſich keiner Furcht hinzugeben. Ich bin nur hier, um eine Rechnung mit Ihnen zu begleichen, oder richtiger einen Pakt zu ſchließen. Die An⸗ Das wurde erſt zu Anfang des vorigen Jahrhunderts in Deutſchland vollſtreckt. Ein Bauer mit Namen Mothas mußte den letzten Scheiterhaufen be, ſteigen, nachdem die juriſtiſche Fakultät der Uni⸗ verſität Jena den Spruch verkündet hatte, Delinquenten mit dem Feuer vom Leben zu⸗ Tode zu bringen“.— Der Bauer Mothas wa, übrigens kein Mörder, ſondern ein gefährlicher Brandſtifter.— Nachdem der Landesherr von ſeinem Begnadigungsrecht keinen Gebrauch ge⸗ macht hatte, wurde der arme Sünder unter Be⸗ achtung ſpätmittelalterlicher Formen zum Schei⸗ terhaufen geführt. Die männliche und weibliche Schuljugend war im Zuge zur Richtſtätte erſchie⸗ nen und ſang einige geiſtliche Lieder.— Tau- ſende und aber Tauſende ſahen dem traurigen Schauſpiel zu. 6 6 1 1 2950 5 1 0 über Deutſchlands Grenzen hin leinmuſenm zu 1 „Es wäre mir unangenehm, wenn Sie ein Dienſtbote aus meinrn Zimmern komme ſähe.“ Nun luchelte er gar. „Wenn das Ihre größte Sorge iſt, Fräulein Halbow! Seien Sie überzeugt, ich verpflüchte mich, wenn unſere Sache geregelt iſt, wieder Luft oder klettere unſichtbar hier zum Fe ja überzeugen, ob Sſe ſichſ N ersten Stockwerts hinümter und trete dann damit Sie in keiner Weiſe durch Dienſtboten⸗ klatſch verärgert werden können, nach einer Weile aus dem Gartenhäuschen. ruhigt?“ Sind Sie nu be⸗ (Fortſetzung folgt.) Kleine Geschſchten. Der letzte deutſche Scheiterhaufen. letzte Todesurteil durch Verbrennen „des, Siebzehn Jahrhunderte alter Wein. Welt wird 0 haft zu gewährenden Kredite Auf der Lauſanner Türken haben den 5 ochen fe 1 lilgehaltenen Waren Trebitbilſe für die Landwittſchaft ging ihm vom her bezeichneten Art auf dem Wochenmarkt in Auf das gefällige Schreiben vom 16. Dezember nich iſt. 2 4 „Der Herr Reichsfinanzminiſter hat auf Anregung bar angebracht iſt. kſetzt. Die Po a l urchführung der Verordnung angewieſen. Es . 0 amaſchke. n. Futtermitteln, Saatgut und ingsbekämpfungsmitteln für den Weinbau kracht kommenden genoſſenſchaftlichen Orga⸗ fan e des Landes— nämlich der Landwirt⸗ haftlichen Zentralgenoſſenſchaft e. G. m. b. H farmſtadt und der Landwirtſchaftlichen Ein⸗ u. ee des Heſſ. Bauernvereins G. m. b. H. Lorſch wurde feſtgeſtellt. daß für eſſen die Bürgſchaftsſumme des Staates von 1 illiarde Mark bis zum 30. Nopember ds. Is. ne Ausdehnung der auf Grund dieſer vom eich und den Ländern übernommenen Bürg⸗ 6 auf die Bezüge Futtermittel, Saatgut und Schädlingsbe⸗ pfüngsmitteln für den Weigbau und auf die 0 eil bis zum 30. November ds. Is. vorgeſehen erden müß te. f Diem Reichsminiſterium für Ernährung und andwirtſchaft wurde hiervon 0 unter Stellung itſprechenden Antrags Kenntnis gegeben. Den Abſichten des Antrags der Abg. Blank, Pagner und Gen. dürſte durch die im vorſtehen⸗ n erörterten Maßnahmen im weſentlichen ent⸗ Preſsauszeichnung van Waren. 5 Das Miniſterium ſchreibt: unter dem 23. April 1923 iſt von dem Mini⸗ rium für Arbeit und Wirtſchaft eine Verord⸗ 5 ing über die Preisbeſchilderung von Gegen⸗ inden des notwendigen Lebensbedarfs erleſſen ſorden. Dieſe beſtimmt. daß die im Kleinhandel der in der Verordnung ſarkthallen oder im Straßenhandel dem Publi⸗ m ſichtbar ausgeſtellt oder angeprieſen werden, it Preisſchildern zu verſehen ſind, aus denen r genaue Verkaufspreis der einzelnen Ware er⸗ Der Preis iſt tunlichſt für ein ganzes fund, Kilogramm Liter, Meter, Stück oder eine ſtige handelsübliche Einheit der Ware in deut⸗ ch lesbaren Zahlen, in deutſcher Währung an it ſichtbarer Stelle anzugeben. hilderung iſt nicht erforderlich, wenn die Ware heffelsfrei bezeichnet in einem Preisverzeichnis üfgenommen iſt das an einem dem Publikum in der Straße aus ſichtbaren Stelle Auf Zuwiderhandlungen gen die Vorſchriften ſind empfindliche Strafen Die Polizeibehörden ſind zur ſtrengen upfiehlt ſich, für die in Betracht kommenden Ge⸗ häſtsinhaber, insbeſondere der Ladenbeſitzer, ſich it den betreffenden Vorſchriften vertraut zu achen und ſie genau zu beachten. tere, ee 171 Aus Hesgen. Heſſiſche Arbeitsgemeinſchaft für Sied⸗ lungsweſen. 0 Man ſchreibt uns: Am 21. April ds. Is. hielt Stockheim in Oberheſſen die heſſiſche Ar⸗ eitsgemeinſchaft für Siedlungs⸗ eſen,. eine außerordentliche Vorſitzende Büdingen, Herr Oberjuſtizſekretär das Vorſtandsmitglied hrer der Arbeitsgemeinſchaft ing und Pachtung zu löſen und ſich dem eichsnerband landwirtſchaftlicher lein betriebe in Berlin itgliedern angeſchloſſen; rmeriſcher Grundlage im Sinne von Herrn Dr. mmt ſandszeitſchrift, die„Land wacht“. In erung des Reichsſiedlungsgefſetzes, Dies in der Preſſe häufig erwähnt und noch häu⸗ ger angegriffen wurde, das jedoch aus allen eilen Deutſchlands oft begeiſterte Zuſtimmung Ob⸗ und wird folgender Reſolution zugeſtimmt:„O dohl wir überzeugt ſind, daß auf dem Gebiete er Siedlung im Intereſſe der Volksernährung icht genug geſchehen iſt, ſo halten wir es bei den zorgängen an der Ruhr für angebracht den ntrag zur Herbeiführung eines Volksbegehrens N Wir wollen aber zu gegebener eit im Verein mit den Gewerkſchaften, Boden⸗ kformern und allen Siedlerverbänden einen ge⸗ rückzuziehen. ſeinſamen Antrag zur Herbeiführung eines ollsbegehrens zur Verbeſſerung der Landge⸗ tze wieder aufnehmen“ Heſſiſcher Landtag. „ Darmſtadt, 27. April.(Kurzes Stimmungs⸗ ild.) Mit dem letzten Dienstag iſt das Ple⸗ um des heſſiſchen Landtags auf einige Wochen uſammengetreten. Es muß anerkannt werden, aß die größeren politiſchen Parteien und ihre führer zuſammen mit der Regierung ſich des Frnſtes und der Tragweite der gegenwärtigen zage bewußt ſind und auch dieſem Bewußtſein ſtechnung tragen wollen. Lelder wird dieſe ver⸗ wortungsbewußte Zuſammenarbeit in unwür⸗ iger Weiſe durch das unverantwortliche Auftre⸗ der kommuniſtiſchen„Fraktion“, beſtehend aus er ſtattlichen Zahl von 2 Abgeordneten, des herrn Ebner und der Frau Roth, geſtört. derrſchaften wurden insbeſondere von den Zen⸗ msabgeordneten Hoffmann⸗Alzey und Nuß die Schranken gewieſen. Am Donnerstag be⸗ gann die politiſche Generaldebatte über den Etat. Sie wurde eingeleitet durch einen nüchtern⸗ſach⸗ ichen Vortrag des Finanzminiſiers Feurich. Dann am Herr 5 1 in einey langen und eiten Rebe olle erzähle was er auf dem Her⸗ 5 Ihm folgte der ruhige und beſonnen⸗ N 5 8 weiten Tag Zent J 0 eligenſtadt Die Preisbe⸗ deutlich ——— n Mitgliederver⸗ mmlung ab. Die Fragen, die zur Behandlung anden, waren der Anſchluß an eine Reichsorga⸗- ſation, Wahl eines Verbandsorgans und das oltsbegehren zur Abänderung des Reichsſied⸗ Ungsgeſetzes. Referate zu dieſen Fragen hielten der Walther 0 Herr andwirt Fähler aus Leeheim und der Geſchäſts⸗ Herr Chriſtaller s Jugenheim. Es wurde beſchloſſen, die bis⸗ erige Verbindung mit dem Reichsbund für Sied⸗ 0 anzuſchließen. zieſem Reichsverband ſind z. Zt. 7 Landes- oder ovinzielle Organiſationen der Pächter Klein⸗ auern und Siedler mit zuſammen über 100 000 er ſteht auf bodenre⸗ Unſere heſſiſche Organiſation über⸗ auch deſſen neu herauskommende Ver⸗ der rage des Volksbegehrens für Ab än⸗ Die e a nur N 8 ö s beſetzten Gebiet Heitkritt vom S 1 höhung erfahren. die Beſchaffung Volkspartei aus übte. Für die Demo Herr Reiber. Wortführer 5. u partei war Herr Dr. Oſann, der in temperament⸗ voller Weiſe ſich hinter den Reichwirtſchaftsmini⸗ ſter Tr. Becker ſtellte. Alles in allem hat man den Eindruck: der Worte ſind genug gewechſelt. Unſere Zeit verlangt Taten und Opfer! * 42. Sitzung. Mittwoch, 25. April. Die Heil⸗ und Pflegeanſtalt in Goddelau war heute wieder die Zielſcheibe gänzlich unbegründete Angriffe des Kommuniſten Ebner, der insbeſondere den Chefarzt Dr. Schnei⸗ der und Herrn Dr. Peter ſchwer angriff. Im Laufe der weiteren Ausſprache kamen u. a. auch die Unruhen zur Erörterung, die ſich anläß⸗ lich der Rathen audemonſtration in Heppenheim a. d. B. zugetragen hatten. Eine Reihe von Demonſtranten iſt nachts etwa um 12 Uhr in der Wohnung des Prof. Schnellbächer erſchienen, um ihn in„freundlicher Weiſe“ auf⸗ zufordern, ſeine angebliche Aeußerung:„Es iſt gut, daß der Saujud Rathenau tot iſt“, zurückzu⸗ nehmen. Tie Leute wurden inzwiſchen abgeur⸗ teilt und erhielten größere Geldſtrafen. Sie ſchei⸗ nen unter der Einwirkung des Alkohols gehandelt zu haben. Abg. Ebner(Komm.) ſpielte bei der ruſſiſchen Sowjet⸗„Gerechtigkeit“. von den Abag. Kindt(Dutl), Nutz(tr.), Kaul (Soz.) Werner(Dnatl.), Reiber(Dem) und Dingeldey(D. Mpt.) eneragiſch zurückgewieſen. Der Zentrumsahgeordnete Nuß ſagte ihm insbe⸗ ſondere unter allgemeiner Zuſtimmung, daß die ſbner'ſchen Reden„zum Fenſter hinaus“ ange⸗ ſichts des Ernſtes der Lage nur mit tiefer Be⸗ ſchämung angehört werden könnten und daß ſie eine unverantwortliche Zeit⸗ und Geldverſchwen⸗ dung ſeien. Das Haus ſei es müde, derartige Wahlreden länger über ſich ergehen zu laſſen. Trotzdem„arbeitet“ der Kommuniſt in ſeinem Sinne weiter. Abg. Lutz(Soz.) bemüht ſich, die etellen. Schluß der Mittwochsſitzung 1,30 Uhr. Nächſte Sitzung Donnerstag. Jugendgerichtsgeſetz. Wir wollen im folgenden nicht Kritik an den einzelnen Beſtimmungen die⸗ ſes Geſetzes üben, ſondern uns lediglich auf eine Wiedergabe ſeines weſentlichen Inhalts ———— ſchränken. i Ein Jugendlicher iſt, wer über 14, aber noch nicht 18 Jahre alt iſt. ehe er 14 Jahre alt geworden iſt, iſt nicht ſtrafbar. Ein Jugendlicher, der eine mit Strafe bedrohte Entwicklung unfähig war, das Ungeſetzliche erforderlich ſind. Hält das Gericht Erziehungs⸗ maßregeln für ausreichend, ſo iſt von Strafe abzu⸗ ſehen. Als Erziehungsmaßregeln ſind zuläſſig: 1. Verwarnung, 2. Ueberweiſung in die Zucht der Erziehungs⸗ berechtigten oder der Schule, 3. Auferlegung beſonderer Verpflichtungen, 4. Unterbringung, 6. Schutzauſſicht, 6. Fürſorgeerziehung. Hat ein Jugendlicher eine mit Strafe bedrohte Handlung begangen, ſo gelten für die Strafbemeſ⸗ ſung folgende Vorſchriften: Statt auf Todesſtraſe oder auf lebenslängliches Zuchthaus iſt auf Ge⸗ fängnis von einem bis zu 10 Jahren, ſtatt auf e Feſtungshaft iſt auf Feſtungshaft von 1 bis zu 10 Jahren zu erkennen. Sind andere trafen angedroht, ſo iſt die Strafe zwiſchen dem geſetzlichen Mindeſtbetrage der anzuwendenden Strafart und der Hälfte des Höchſtbetrages der an⸗ drohten Strafe zu beſtlimmen. Iſt Zuchthaus⸗ ſtrafe angedroht, ſo tritt an ihre Stelle Gefängnis⸗ ſtrafe. In beſonders leichten Fällen kann von Strafe abgeſehen werden. Das Gericht kann die Vollſtreckung einer Freiheitsſtrafe ausſetzen, damit ſtandigteit der Jugendgerichte. Vie Jugendſchöf⸗ fen werden auf Vorſchlag des Jugendamtes ge⸗ wählt. Die Bearbeitung der Jugendſache iſt bei der Staatsanwaltſchaft tunlichſt in den Händen beſtimmter Beamten zu vereinigen. In allen Ab⸗ ſchnitten des Verfahrens in Jugendſachen ſollten, die Organe der Jugendgerichtshilfe zur Mitarbeit herangezogen werden. Die Verhandlung vor dem Gericht einſchließlich der Verkündung der Entſchei⸗ dung iſt nicht öffentlich. Dem geſetzlichen Vertre⸗ ter des Angeklagten, dem Verletzten und ſeinem zeſetzlichen Vertreter ſowie dem Ingendamt iſt der Zutritt zu geſtatten. Anderen Perſonen kann der Zutritt geſtattet werden. Unterſuchungshaft iſt nur gu vollziehen, wenn ihr Zweck nicht durch undere Maßregeln erreicht werden kann. Muß ein Jugendlicher in der Unterſuchungshaft mit an⸗ deren Gefangenen in einem Raume untergebracht werden, ſo iſt Vorſorge zu treffen, daß er nicht ſittlich gefährdet wird. In wichtigen Fällen, be⸗ ſonders bei verwickelter Sach⸗ und Rechtslage ſoll dem Beſchuldigten von Amtswegen ein Verteidiger beſtellt werden. Bei den Ermittlungen ſind mög⸗ licht frühzeitig die Lebensverhältniſſe des Be⸗ chuldigten ſowie alle Umſtände zu erforſchen, die! mr Beurteilung ſeiner körperlichen und geiſtigen] iger dienen können. In geeigneten Fällen oll insbeſondere dann geſchehen, wenn der olgug eine Eraſehungsmaßregel a0 150 Debatte wieder den wilden Mann und Hüter der Es wurde! Affäre in Heppenheim möglichſt harmlos hinzu⸗ Am 16. Februar 1923 hat der Reichstag ein für die geſamte Rechtspflege und für die Jugendfür⸗ ſorge wichtiges Geſetz verabſchiedet, nämlich das be⸗ N 7* 2 FE ee eee im Sinne des Geſetzes Wer eine mit Strafe bedrohte Handlung begeht, Handlung begeht, iſt nicht ſtrafbar, wenn er zur Zeit der Tat nach ſeiner geiſtigen oder iter den Tat einzuſehen oder ſeinen Willen dieſer Einſicht gemäß zu eſtimmen. Hat ein Jugendlicher eine mit Strafe bedrohte Fandlung begangen, ſo hal das Gericht zu prüfen, ob Erziehungsmaßregeln der Verurteilte ſich durch gute Führung während Lier Probezenn Stkaſerlaß verdienen kann. Dies lauf der Probezeit wird die Straſe erlaſſen, wem der Verurteilte ſich bewährt hat. Hat der Ver⸗ urteilte ſich nicht bewährt, ſo wird die Vollſtreckung der Strafe angeordnet. Der Strafvorlzug gegen einen Jugendlichen iſt ſo zu bewirken, daß ſeine Erziehung gefördert wird. Jugendliche wer⸗ den von erwachſenen Gefangenen vollſtändig ge⸗ trennt gehalten.. Straftaten von Perſonen, die gur Zeit der Er⸗ hebung der Klage jugendlich find, gehören zer Zu⸗ ſoll eine arziliche unterſuchung des Beſchütoiße herbeigeführt werden. Die Eltern des 15 ſchuldigten ſind, wenn es ohne erhebliche Schwierigkeiten geſchehen kann, zu hören. In der Hauptverhandlung wird ihnen auf ihr Verlangen! das Wort erteilt. Ein Fragerecht ſteht ihnen. uicht au. 15 Halldelsnacheichlen. Mannheimer Produktenbörſe. Mannheim, 26. April. An der heutigen Produktenbörſe herrſchte feſte Tendenz. Es war jedoch ziemliche Zurückhaltung zu beobachten. Verlangt wurden bahnfrei Mannheim für je 100 Kilogramm(alles in 1000 Mark): Weizen 135 bis 140; Eoggen 105—110; Gerſte 95—105; Hafer 65 bis 90; Mais 120—130; Wieſenheu 42—44; Klee⸗ heu 50; Preßſtroh 42—43; Biertreber 55: Wei⸗ zenmehl Richtzreis 220; Weizenkleie 50: Bund⸗ ſtroh 3940. Mannheimer Kleinviehmarkt. * Mannheim, 26. April. Zum heutigen Klein⸗ viehmarkt waren zugeführt: 88 Kälber, 113 Schweine, 841 Ferkel und Läufer. Bezahlt wur⸗ den pro Pfund Lebendgewicht für Kälber 2200 bis 3000 Mark; für Schweine 3000—3500 Mark und für Ferkel und Läufer pro Stück 100 000 bis 230006 Mark. Tendenz: mit Kälbern ruhig, langſam geräumt; Schweine mittelmäßig, kleiner Ueberſtand; Ferkel und Läufer lebhaft. Der dies⸗ jährige Maimarkt findet am kommenden Sonntag und Montag ſtatt. In Der Mehlpreis. Die Süddeutſche Mühlen⸗ vereinigung hat den Richtpreis für Weizenmehl Spezial 0 unverändert auf 210000 M. feſtgeſetzt. 1 51? Ermäßigung der Zementpreiſe in Sſd⸗ deutſchland. Zur Verordnung des Reichswirt⸗ ſchaftsminiſters ſind die Höchſtpreiſe für 10 000 Lilo Zement ahne Fracht und Werdener das. Gebiet des füddeütſchen Zementberbal es von 1710 120 M. auf 1625 000 M. ermäßigt worden. „“ Die Nähgarnpreiſe wieder herabgeſetzt. Die Vertriebsgeſellſchaft deutſcher Baumwollnähfaden⸗ fabriken Näbgalndertrieb) hatten am 20. April uf 2800 Prozent heraufgeſetzten Aufſchlag auf die Gruene vom 12 März zurückgezogen, ſodaß der Auſſchlag von 2500 Prozent unverändert be⸗ ſtehen bleibt. 39 Lokale Nachrichten. * Viernheim, 1. Mal. * 50jähriges Jubiläum der Jüng⸗ lings⸗Sodalität. Auf die heute Dlenſtag Abend im Freiſchütz ſtattfindende Ehren⸗ mitglieder⸗Verſammlung wird hier⸗ durch nochmals aufmerkſam gemacht. Wenn alle mithelfen, winkt das Feſt umſo ſchöner zu werden. Deshalb Ehrenmitglieder, heute abend alle in den Freiſchütz! * Das Künſtlerkonzert des Män⸗ ner⸗Geſangvereins am vergangenen Sonntag hatte einen glänzenden Beſuch aufzuweiſen. Ueber den Verlauf des Konzertes kommen wir in nächſter Nummer noch beſonders zurück. [I Lernt ſtenographieren. Auf den heute abend in der Götheſchule beginnenden Unterrichtskurſus wird an dieſer Stelle nochmals aufmerkſam gemacht. I D. H. B. Am Mittwoch, den 2. Mai, findet unſere regelmäßige Zuſammenkunft ſtatt. Es wird in dieſer ſehr eingehend über die heu⸗ tige Tarif⸗ und Wirtſchaftslage geſprochen. Un⸗ ſere Mitglieder erhalten Auskunft über das Ver⸗ halten bei Kündigungen, Einführung der Kurz⸗ arbeit und der Lohnſicherung In Anbetracht der wichtigen Punkte iſt es für jeden Kollegen von Nutzen am Mittwoch abend zu erſcheinen. Auch die Mitglieder der dem„Hedag“ ange⸗ ſchloſſenen Verbande ſind eingeladen. Näheres in der Anzeige der heutigen Rummer. L. X. Lohnſteuer. Nach der Abrundungs⸗ verordnung vom 31. März 1923, die in den nächſten Tagen im Reichsgeſetzblatt veröffentlicht wird, ſind die im Wege des Steuerabzugs vom Arbeitslohn einzubehaltenden Beträge künftig anf die nächſten vollen zehn Mark nach unten abzu⸗ runden. Dies gilt ohne Rückſicht auf die Lohn⸗ zahlungsperiode(Tagelohn, Wochenlohn uſw.) bei jeder nach dem 20. April 1923 erfolgenden Lohnzahlung. § Weinheim, 28. April.(Schweine⸗ markt.) Zugeführt 514 Stück, verkauft 358 Stück. Milchſchweine wurden verkauft das Stück von 80000 bis 140000 Mark, Läufer das Stück von 150 000 bis 320 000 Mark. Der„Viernhelmer Anzeiger“ kann jederzeit bel unſeren Austrägern und in unſerer Geſchäftsſtelle abonn⸗ niert werden. Wir bitten um rege Unterſtützung. Der Verlag. J Rege die wee in unde fen on gen u böchſtens auf fünf Juhre zu bemeſſen. Nach Ab⸗ SGemeinderals⸗Sitzung ö vom 27. April. Der Gemeinderatsſitzung am Freltag abend, welche unter dem Vorſitz des Herrn Bürger⸗ meiſters Lamberth ſtattfand, wohnten folgende Herren bei: Belgeordneter Noos, dle Gemeinde⸗ räte Bender, Brechtel, Ecker, Helbig, Hook, Hof⸗ mann, Klee 1, Klee 2, Mandel J., Mandel M., Mandel S., Neff, Niebler, Riehl, Schalk, Seigel, Schneider, Winkenbach und Zöller. 1. Neubildung der Wohnungskommiſſion. Für die Folge fungiecen Herr Weber als Vorſitzen⸗ der, Herr Ecler und Herr Riehl als Beiſitzer.— 2. Abfuhr von Sand in der Kirchenſtraße. Die Gemeinde hat höhere Sätze für die Sand⸗ abfuhr verlangt. Unter dieſen Umſtänden ver⸗ zichtet der ſeitherige Abnehmer auf denſelben.— 3. Geſuch des P. Wedel um Ueberlaſſung eines Lagerplatzes am Gaswerk. Da noch genügend Platz vorhanden, wird das Geſuch genehmigt.— 4. Regelung der Straßenbeleuchtung. Da die Anſchaffungskoſten einer Schalttafel zur Zeit ſehr hoch ſind beſchließt das Kollegium, eine tele⸗ foniſche Nachtverbindung zwiſchen Gaswerk, Poſt⸗ amt und Polizei einzurichten.— 5. Bereit⸗ ſtellung von Notſtandsarbeiten. Ueber dieſen Punkt wurde vom Herrn Bürgermeiſter eingehend referiert. Unſere Gemeinde zählt zur Zeit 600 Arbeitsloſe. Dem Antrage der ſoz. Partel, für Arbeitsgelegenheit beſorgt zu ſein, wurde vom geſamten Kollegium rückhaltlos zugeſtimmt. Die von der Baukommiſſion vorgeſchlagenen Arbeiten. wie Ausbeſſerung der Feldwege, Herſtellung von Straßen, Reinigen der Tränken, ſollen ſofort aufgenommen werden. Wegen Herſtellung der Straße von Viernheim nach Lampertheim ſollen ſofort neue Schritte unternommen, ferner ſoll die Fabrikation von Zementſteinen, ſobald das Ma⸗ terial vorhanden, in Angriff genommen werden.— 6. Von der Baugenoſſenſchaft ſollen dieſes Jahr s Doppel⸗ und 3 Einfamilienhäuſer erbaut werden. Hiefür wurden vom Staat wieder ent⸗ ſprechende Mittel zur Verfügung geſtellt.— 7. Geſuch des Inſtituts St. Mariä um einen Zuſchuß für die Kochſchule. Der Gemeinderat gibt hiezu ſeine Einwilligung. Eine Kommiſſton, beſtehend aus den Herren Brechtel, Neff, Schneider und Zöller, wird mit dem weiterem betraut. Die zubereiteten Speiſen ſollen an ärmere Kinder ausgegeben werden.— Lernmittel⸗Freiheit. In Zukunft ſoll mehr darauf geſehen worden, daß nur an wirklich Bedürftige die Bücher abgege⸗ ben werden ſollen, damit die Koſten nicht ins ungeheuere geſteigert werden. 5 Amtlicher Teil. Betr.: Die Tätigkeit der Wohnungskommiſſion; hier die Bekämpfung der Wohnungsnot. Nachdem der Gemeinderat in ſeiner Sitzung vom 27. v. Mts. die Neubildung der Wohnungs⸗ kommiſſion vorgenommen hat, bringen wir hier⸗ mit zur Kenntnis, daß die Sprechſtunden der Wohnungskommiſſion feweils Mittwochs, erſt⸗ mals am 2. ds. Mts. nachmittags 5½ Uhr im Sitzungsſaale des Rathauſes ſtattfinden. Die Wohnungskommiſſion ſetzt ſich zuſammen aus: 1. Herr Kaufmann Jakob Weber als Vorſitzender. 2. Die Herrn Gemeinderäte Ecker uud Riehl als Beiſitzer. Die Kommiſſion arbeitet ſelbſtändig und wurde mit dem nach den beſtehenden Beſtim⸗ mungen zuſtehenden Rechten ausgeſtattet. Es iſt daher nicht mehr angängig duß ſich Wohnungs⸗ ſuchende oder ſolche, die einen Tauſch vorzunehmen beabſichtigen, an den Unterzeichneten wenden, da er mit der Sache jetzt nichts mehr zu tun hat. Es iſt auch nicht angängig, daß Wohnungsſu⸗ chende die Mitglieder der Wohnungskommiſſion in ihrer Wohnung privat aufſuchen, um ihre Wünſche denſelben zu unterbreiten. Die Woh⸗ nungskommiſſton legt Wert darauf, daß dies öffentlich bekannt gegeben wird, um unliebſa me Abweiſungen zu vermeiden. Betr.: Erwerbsloſenfürſorge. Nach Verfügung des Kreisamts Heppen⸗ heim iſt die Kontrolle der Arbeitsloſen täglich vorzunehmen. 0 Wir ſetzen deshalb die Kontrollzeiten wie folgt feſt: a jeden Montag von 10—12 Uhr vormittags Dienstag„ 10—12„ 1 Mittwoch„ 2—4„ 5 Donnerstag, 10—12„ 1 „ Freitag„ ee„ Dieſe Meldezeiten ſind unter allen Um⸗ ſtänden pünktlich einzuhalten. Mündliche Ent⸗ ſchuldigungen werden nicht mehr angenommen. Dieſe müſſen ſtets durch ſchriftliche Unterlagen bewieſen werden. Verſpätete oder verfrühte Meldungen gelten als nichtig. Die Sprechſtunden für ſämtliche Arbeits⸗ lofen finden nur während den angegebenen Terminen ſtatt. Heſſiſche e Viernheim. a m berth. Gemeindekaſſe. Nächſten Donnerſtag muß der Zahl⸗ tag ausfallen. Am Freitag Jahlſtunden wle verſchtedentlich bekannt gemacht. Vlernhelm, den 1. Mai 1923. Jöſt, Rentmelſter.