5. des Zeitungsgeldes. ſat Unſere eee fangen 7 0 75 1 5 das Abonnementsgeld pro Junk einzukaſſteren. Den Betrag von 4000 Mk bitten wir berelt zu legen. Arecht ſehr dürften wir bitten, den Zeitungsboten beim Inkaſſo keine Schwlerigkelten zu bereiten, denn dleſe ſowohl als auch der Verlag ſind nicht ſchuld daran, daß die Zeitung immer und immer wieder aufſchlagen muß. Die Schwierigkeiten im Zeitungsgewerbe ſind anſich ſchlimm genug, worüber ſich der Uneingeweihte keine rechte Vor⸗ ſtellung machen kann. Auf die Mitteilung des Deutſchen Zeitungsverleger⸗Vereins, die wir an anderer Stelle dieſer Nummer zum Abdruck bringen, ſei beſonders hingewieſen. Ein guter Gedanke. Wie ſchon aus der Zeitung bekannt, muß die Kranken⸗ Zuſchußkaſſe„Eintracht“ ſich der ungünſtigen Zeitverhältniſſe wegen auftöſen. Nun ſchlagen einige Mitglieder dieſer Kaſſe vor, das noch vor⸗ handene Vereins⸗Vermögen den hleſigen Barm⸗ herzigen Schweſtern zur Verfügung zu ſtellen. Wir zweifeln nicht im mindeſten daran, daß ſich auch die übrigen Mitglieder genannter Kaſſe dieſem Vorſchlag anſchließen, zumal auch das Krankenhaus mit ſeinen meiſt bedürftigen In⸗ 2 n, Sean J auſ die de Ann Kit Tanz⸗Unterbaltung morgen Sonntag von nachm. Wetter; darauf Verſam ch M Ein 4 Uhr im Saftladen zum grünen Laub werden 4 Uhr Verſammlung der Unteren A tellung Die ½7 Uhr. Meſſe iſt für d die Mitglieder aufmerkſam gemacht. der Jünglings⸗Sodalität im„Löwen“. der Wallfahrt.„ e e e f 5 1. An dieſem Tag iſt gem. hl. Kommunio Der Verein Deutscher Zeitungsverleger e 1 15 4 1 0 1 für die erſte ire e eee eaf lenk aug aden Nancher Seherg gahiteg fe ae Schlte der Hen dane Kult une Side begehen Halten ien dale ¼7 uhr 3. S A. für 1 Krieger Franz Sax. Beicht für d Aren ert. ptverſammtung zu Breslau ein Diensta g: 46 Uhr 3. S.A. für f Krieger eicht für dieſe Kinder Samſtag 2 Uhr. ſtimmig beſchloſſen, die Zeitungsleſer ſchon heute Chriſtooh Faltermann. 1— i Kirchl. Anzeigen der Evaug. Gemeinde von der unumgänglichen Notwendigkeit außer⸗ 1 0 1 Bezugsprelserhöhungen am 1. Juli 9 eee 17 0 für Joh 9 1 e für das Zei⸗ 110„ Sophle geb. Hofmann Sonntag, den 24. Juni(4. S. p. Trin.) f a un gehörige. ö 5 g 81 j f N N , ne die 1 Mehrbrlaſtung der e e e 1 e 95 8 0 ec each: wobl ;; 1 0 75 eh. 5 Abends 8 Uhr: Ki ikaliſe its⸗ Zeitungen nur zu einem geringen Bruchteil wett Donnerstag: ¼6 Uhr beſt. Amt für Peter Samak gan en ee. Montag, den 25. Juni Abends 8½ Uhr Uebungsſtunde des Kirchenchors. der neuen Viernheimer Volksblatt Inſeratenpreiſe: Die 10 geſpaltene Petit⸗ gale 300.— Mk. für lokale und 400.— Mk. für auswärtige.— Die Reklame⸗Deile 600.— Mk.— Vei öfteren Wiederholn Rabatt.— Beilagen: pro 100 1000.— Mk. Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 36 4450. Jahrg. Viernheimer Zeitung— Viernheimer Bürger⸗Zeitung f Geſchäfts⸗Anzeiger Erſte und älteſte Zeitung am Platze. Vereins⸗Anzeiger Amtsblatt der Heſſ. Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Inſerate ſinden im„Viernheimer Anzeiger“ wirkſamſte Verbreitung. Piernheimer Nachrichten er„Viernheimer Anzeiger“ erſcheint JJchentlich dreimal: Dienstags, Donners⸗ as und Samstags. Der monatliche kezugspreis beträgt 4000 Mf.— Durch Poſt bezogen monatlich 5000.— Mk. N. daktion, Druck u. Verlag: Joh. Martin Pyſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M. eee — M 71 eruſprecher r 217 Amt Hiernbeim. i Juni 1923 gemacht werden konnte. Irnerhalb weniger 8 Dienstag, den 26. Juni 192 Wochen iſt bereſte im Anfang dieſes Monats Friedel, Ehefrau Anna Maria geb. Englert, 3 ee der Preis des Zeltungspapiers von rd. 15 Millionen auf rd. 25 Millionen Mark für den Wagen geſtiegen. Da die Preisbildung des Papieres tufolge der Mitverwendung von aus⸗ ländiſchem Halz von dem Dollarkurs ſtark beein⸗ —— —— belderſ. Eltern u. Angeh. ½7 Uhr beſt. E.⸗A. für Krieger Nikolaus Bähr und beiderſ. Großeltern. Freitag: ¼6 Uhr geſt. Segensmeſſe für Joh. Georg Werle 1. und beiderſ. Eltern. fängnis und 24 Milliarden Geldſtrafe erlaſſen. Der Proteſt ſchließt:„Je größer die Drangſale, um ſo ſchärfer wird der Widerſtand und der ge⸗ Walther Rathenau Untererhebſtelle. Die inkernalionale Lage. ſaſſen durch die Teuerung ſehr zu leiden hat.— Man muß den wackeren Männern für ihren gutgeſinnten Vorſchlag öffentlich danken! +Evangeliſche Gemeinde. Der evang. Verein hält am Sonntag, den 24. Juni in der Kirche eine Wohltätigkeits⸗Veranſtaltung ab zum Beſten und zur Erhaltung der Kleinkinderſchule Kirchenchor, Jungfrauen⸗ und Schülerchor, ſowie künſtleriſch geſchulte Kräfte aus Viernheim und Weinheim(Orgel, Violine, engliſches Horn und Oboe) werden mitwirken. Alle chriſtlichen Llebeswerke ringen gegenwärtig um ihre Existenz.„Soll das unſere eingehen?“ Dann beweiſe ein jedes ſeinen guten Willen auch durch die gute Tat. Schweſterſtation braucht aber nicht bloß Geld, ſondern mehr noch wärmſtes Intereſſe. nahme und Intereſſe wird am einfachſten und durch Kommen Wohltätigkeitsveranſtaltung am Sonntag Abend Darum kaufe man nicht bloß Karten, ſondern man komme! und Krankenpflege. Nein! natürlichſten bezeugt 8 Uhr. Eintrittskarten werdeu. Unſere flußt wird, ſo muß im Zuſammenhang mit den zwiſchenzeitigen Steigerungen der Kohlenpreiſe und der Markentwertung mit weiteren ent⸗ ſprechenden Papierpreisverteuerungen gerechnet ſchen Preisſteigerungen aller anderen Ksoſten der Tageszeitungen, vor allem des Nachrichtenweſens. Im Auslande haben ſich die Zeitungsleſer an das Vielfache der jetzt in Deutſchland geltenden Bezugspreiſe längſt gewöhnen müſſen ſchen Zeitungen und ihre Leiſtungen für die Volksgeſamtheit können nur erhalten werden bet Bezugspreiſen, kannten Teuerungsziffern weit überſchreitenden Mehrkoſten der Zeitungen gerecht werden. Dazu kommen die allgemeinen ſtürmi⸗ Die deut⸗ die einigermaßen den alle be⸗ Anteil⸗ zur 5. für Gottesdienſt⸗Ordnung der zatholiſchen Gemeinde Viernheim. 17 Uhr 1. hl. Meſſe. 7/8 Uhr 2. hl. Meſſe mit Predigt. Sonntag nach Pfingſten. Samstag: ½¼6 Uhr beſt. Amt für Nikolaus Engl. Fräuleln, am Dienſtag und Donnerſtag bei den Barmh. Schweſtern 6 Uhr hl. Meſſe. In der alten Kirche an Werktagen: Samstag: 6 Uhr geſt. Jahres⸗Gedächtnis für Wallfahrt nach Maria ⸗GEinſtedel wird die hl. Kommunion bereits um 6 Uhr ausgeteilt. Abgang des Kollekte am heutigen Sonntag iſt für den Martinus ⸗Verein. 1/7 Uhr beſt. E⸗A. für Krieger Mich. Hanf, Sohn von Franz Hanf 3. u. beiderſ. Großelt. Faltermann, Ehefrau Barbara geb. Kiß und Tochter Katharina. 1/7 Uhr heſt. Amt f. f Krieger Franz Hönig, Schwiegervater Chriſtoph Faltermann und vermißten Sohn Heinrich. i Am Montag und Mittwoch iſt bei den Stephan Adler 2., Ehefrau Anna Marta geb. Bauer, Enkel Gg. Hanf. Am Montag, Dlenſtag u. Mittwoch wegen Abſchlußarbelten geſchloſſen. Rächſte Zahl⸗ tage Donnerstag und Freitag. An Zah⸗ lung der VBrandſteuer und Abholung der Ge⸗ werbepatente wird nochmals erinnert. Gleichzeitig wird bekannt gegeben, daß lt. Verordnung des Heſſ. Miniſteriums, die Koſten des Mahn⸗ und Zwangsverfahrens nach den Sätzen des einfache Mahnung mindeſtens das doppelte Brlef⸗ porto= 200 Mk. den mit 4% berechnet. Reiches Anwendung finden d. ſiſt Höhere Schuldpoſten wer⸗ Es empfiehlt ſich deshalb alle Rückſtände an Reichs⸗ und Staatsabgaben alsbald zu er⸗ ledigen. Kirchner. Für die Teilnehmer an der Männer⸗ Extra⸗Zuges: 729 Uhr. Die Am nächſten Sonntag wird das Feſt des Bekanntmachung. Zwei größere Geldbeträge gefunden worden. Verlierer wollen ſich melden. Viernheim, den 23. Juni 1923. Heſſiſches nee Biernheim: u d wi g. f Fußball⸗Club Amicitia 09 Sportplatz hinterm Gaswerk. 1 Sonntag, den 7 1. Mannſchaft in Waldorf bei Frankfurt. 24. Juni Freund ſchaft⸗ Gpiele 2—3 Mſch. kombiniert, in Heddesheim. 1. Jugend gegen 1. Jugend Olympia Lampertheim. Abfahrt der Abmarſch der kb.„ Abfahcet der 1. Igd. 121 Staatsbahn 1. Mſch. 721 Staatsb. 1/21 im Loka Heute Abend ½9 Uhr Zuſammenkunft ſämtlicher Mannſchaften im Lokal. Voranzeigel Mittwoch, den 27. Juni, abends 6 Uhr Freundſchaftsſpiel Amleltia I.— Sport⸗Club 12 J.⸗Mhm. zu Gunſten der Freiwilligen Sanitäts⸗Kolonne, Der Spiel⸗Ausſchuß. Gluche mit 10 Jungen zu verkaufen. Friſch eingetroffen Rollmops Stück 1000 Mark Bruchhering 1 Pfund 4000— zu haben bei 10 Joh. K. Kücheneiurichtungen von 63009 weißes Schlafzimmer Diwan Sofa 95000 Chaiſel. Vertik. Dipl. Schreib⸗ tiſch 2 tür. Schränke Büffee Kinderbett ſo⸗ wie Fahrräder Näh- maſchinen ete, zu ver⸗ kaufen Klinger S 2, 6 Mannheim. Matrazen 96˙⁰⁰ Seht Drell Chalseloc. 7320 Wohn- Schlalzimmer Huchen, Finzeimöpel Aller Art staunend billig Jede Uhr repariert in eigener Werkſtätte ſchnell, gut und billig L. Krug Lorſcherſtraße gegen Frau Andr. Haas Friedrichſtr. 11 Kempf Ww. eee Die beleidigenden Worte, die ich ausgeſprochen habe 15 nehme ich bereu⸗ W U. Miernkeim Ur a Spielplan 23. und 24. Juni Achtung 1. Achtung 5 er große Senſationsfilm Apen Hsenhannhömg 6 Akte 6 Akſe 2. Abt. Lauernder Tod 5 1 1* Jedermann meiner Frau, Gleonore geb. Kalt, weder etwas zu leihen noch zu borgen, da ich für nichts hafte. Warne hiermit Viernheims und Umgebung Das gewaltige Filmwerk von großer Wucht iſt e intezeſſant. Ein Drama aus dem Leben Ualer der Uiebe i Nach dem vielgeleſenen Roman von Hedwig Courths⸗Mahler Niemand verſäume das wunder⸗ volle Programm. Kommen Sehen. Friedr. Martin 3. 75 Wperlen, Schmuck fte, Zahnge. hiſſe, Uhren und Pfandſcheine Juwelen kauft und tauſcht ſtreng günther Sommer A4, 1, 2 Treppen Mannheim. 5 allanten N weiterführe. fachen, Brenn- über reell 1 Frachter iefe, Anhüngezettel erhälllia in der Geſchüftsſtelle d. Bl. beginnen noue Privat- Handelsschule end zurück. Friedrich Bugert. 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Es wird mein Beſtreben ſein alle mir zugewieſenen Aufträge mit Sorgfalt N n Hierzu ſind alle Gönner des Vereins herzlich eingeladen. Geſang⸗Verein„Flora“. Morgen Sonntag, den 24. Juni, ab 4 Uhr Tanz- Unterhaltung im Saftladen zum grünen Laub bei Mitglied Träger Mitglieber ſowie Freunde und Der Vorſtand. far Ge werbe, Handel und Sehmaekveler Ausführung lisfert in kar- Hochachtend Vierakei rk arbeiten jeglicher Art Bekördes iu. sauberer, e- 20 Zeit u. Che gie einen Haustrunk Kaufen, probieren Sie meine überall beliebte Fruchtsaft Marke „Schnittertrank““ preis pro 100 Liter 15 000 Mark ohne Korbflasche. Issig. Press, Pachdruekerei 9 ö 8. 8 I Verlag des Nikolaus Martin 4. Waldstraße 1. Das billigste aller Getränke, 1 Hier bestens eingefährt. Franko Lieferung. Postkarte genügt. 1 22 zum Gedächtnis! Zur 1. Wiederkehr des Tages, da Rathenau den Kugeln irregeleiteter Fanatiker zum Opfer fiel, werden viele, deren Blick noch frei und unge⸗ trübt Menſchen und Dinge zu ſehen vermag, für den Mann, der ſein Beſtes dem Vaterland und ſeiner Rettung ſelbſtlos und fin hoher Geſinnung zur Verfügung gab, ein ſtilles Gedenken haben. Auch wir wollen dem Toten, der geiſtig und ſittlich zweifellos eine der hervorragendſten Erſcheinungen unſerer Zeit war, den Tribut unſerer Dankbarkeit zollen; es geſchehe dies mit der auszugsweiſen Wiedergabe eines Briefes Dr. Wirths über Rathe⸗ nau, der in dieſen Tagen im„Tagebuch“ veröffent⸗ licht wird. Das Denkmal, das er dem Freund und Mitarbeiter ſetzt, ehrt auch den geweſenen Kanzler. D. Schr. . Wirth über Rathenau. Rathenau war ein Sehender. Auch wenn es ihn noch ſo ſchmerzlich bewegte, er verſchloß ſeine Augen vor der Wirklichkeit nicht. Klar und deutlich erkante er die Kataſtrophe unſeres Volkes und trug auch in ſeinem Denken dem Unvermeidlichen Rechnung. Er hatte vom Dienſt am Staat, am Volke die denkbar idealſte Vorſtellung. Die Fragen des Gemeinwohls ſtanden bei ihm ſtets im Vorder⸗ grund. Rathenau wollte den Wiederaufbau, den Wiederaufbau Deutſchlands und Europas. Schon bald, nachdem ich die Leitung des Fin⸗ anzminiſteriums übernommen hatte, wurde mir Rathenau ein treuer Berater. Bei dem Umfang ſeiner Kenntniſſe und der geiſtigen Weite ſeiner Perſönlichkeit mußte er für die großen Fragen der deutſchen Politik praktiſch herangezogen werden. Er ſchien mir bei ſeinem ſtarken Ver⸗ mögen der konſtruktiven Erfaſſung der Probleme der berufenſte Wiederaufbauminiſter zu ſein. Er erkannte die Bedeutung der In duſtrie als eines politiſchen Faktors an; leider hat er nach dem Wiesbadener Abkommen bei der deut⸗ ſchen Induſtrie ſtarken Widerſtand gefunden. Er hat ſelten darüber geſprochen, wie tief ihn dieſer Widerſtand traf, aber das Gefühl, miß⸗ verſtanden und verkannt zu werden, verleidete ihm ſeine politiſche Tätigkeit. Dies war wohl der innere Grund dafür, daß er ſich nach der verhängnisvollen Entſcheidung über Oberſchle⸗ ſien wieder in ſeine wirtſchaftliche Wirkſamkeit zurückzog. Meinem Drängen gab er endlich nach und übernahm das Außen miniſterium, das objektiv für ihn die Stelle war, von der aus er alle ſeine Fähigkeiten entfalten konnte. Für den Poſten des Außenminiſters brachte er wie keiner die nötigen Vorbedingungen mit: Große Kenntnis des Auslandes und der in ihm maß⸗ gebenden Perſonen, Einführung in fremde Mentalitäten, univerſelle Betrachtungsweiſe wirtſchaftliches Preſtige, perſönliche Würde. Mit wahrem Feuereifer warf er ſich auf ſeine Miniſtergeſchäfte. Das Große dieſer Perſön⸗ lichkeit zeigte ſich beſonders in Cannes, wo er die Lage Deutſchlands vor dem internatio⸗ nalen Forum in ſelbſt von den Gegnern aner⸗ kannter, hinreißender Rede improviſiert dar⸗ ſtellte, zeigte ſich aber vor allen Dingen in Genua, wo er das zum erſtenmal nach dem verlorenen Kriege im Völkerkonzert vertretene Deutſchland würdig repräſentierte; ſeine Per⸗ ſon gehörte zu den wenigen Aktiva der deutſchen Politik in Genua. Wer dieſe Konferenz mitge⸗ macht hat, weiß, was dies bedeutet. Jeder Teilnehmer der Konferenz wird an jene denk⸗ würdige Schlußſitzung denken, in der Rathenau ſeine bekannte, mit dem Ruf„Pace Pace!“ ſchließende Rede hielt, die begeisterten Beifall auslöſte und ſelbſt Widerſtrebende in ihren Bann zwang. Jeder deutſche Teilnehmer hatte das Gefühl des Stolzes, Deutſchland ſo würdig vertreten zu ſehen. 1 5 5 Rathenau war ſich der Schwierigkeiten der deutſchen Außenpolitik bewußt, und niemals hat er geglaubt, daß die Entwicklung in Europa in kurzer eit in eine andere Richtung gedrängt Ameriia gegen den Pölferbund, für den lnllernaflonalen Schtedhgerichlshol. Paris, 22. Juni. Präſident Harding, der ſich auf einer Reiſe von Washington nach Alaska befindet, wird in den Städten, die er paſſiert, eine Anzahl von Reden halten. Geſtern hat er in St. Louis zum erſten Male geſprochen, und zwar über den Beitritt der Vereinigten Staaten zum internationalen Gerichtshof im Haag. Wer auf das Bei⸗ ſeiteſtehen der Vereinigten Staaten rechne— ſo erklärte er u. a.— der vergeſſe, daß es für die Vereinigten Staaten Verpflichtungen gebe, denen ſie ſich nicht entziehen könnten; außerdem dürfe man nicht vergeſſen, daß noch eine gewiſſe kommerzielle Abhängigkeit der Vereinigten Staaten von den anderen Ländern beſtehe. Für den Beitritt Nord⸗ amerikas zum internationalen Gerichtshof ſeien allerdings zwei Vorbedingungen uner⸗ läßlich: Zunächſt müſſe der Gerichtshof ſo aufgebaut werden, daß er über jeder Art eines Verdachtes, als handle es ſich um einen Gerichtshof des Völkerbundes ſtatt eines Weltbundes, ſtehe und daß dies auch prak⸗ tiſch zum Ausdruck komme. Das Land ſo entſchieden wie nur je gegen den Völkerbund, es könne ſich aber dem Gerichtshoſe anſchlie⸗ ßen, ohne den Völkerbund zu unterſtützen, obwohl es vorzuziehen wäre, wenn der Ge⸗ diefe den wirtſchaftlichen Boykott zu ver⸗ hängen. Schweizer Bürgern, die nicht den werktätigen Klaſſen angehören, ſoll die Ein⸗ reiſe in die Sowjetrepublik verweigert wer⸗ den. Die in der Schweiz befindlichen Ver⸗ treter ruſſiſcher Handelsfirmen ſollen abberu⸗ fen und alle gſchäftlichen Verhandlungen ruſſiſcher Firmen mit ſchweizeriſchen Firmen abgebrochen werden. i Die ukrainiſche und georgiſche Regierung werde ſich vermutlich dieſem Wirtſchaftsboy⸗ kott anſchließen. Die Miniſterkriſe in Belgien. Paris, 22. Juni. Die aus Brüſſel vorlie⸗ genden Meldungen laſſen noch immer kein Ende der Regierungskriſe abſehen. Herr Theunis der die Hoffnung, das Kabinett bilden zu kön⸗ nen, nicht aufgegeben hat, ſoll erklärt haben, daß er nicht vor Montag oder Dienstag ſeine defini⸗ tive Entſcheidung treffen könne. 8 Landau, 22. Juni. Vor dem franzöſiſchen Kriegsgericht ſind geſtern u. a. folgende Fälle verhandelt worden: Oberbürgermeiſter Leiling aus Speyer war einer Uebertretung der Ver⸗ ordnung 162 angeklagt, weil er an die Bahn⸗ übergänge keine Schrankenwärter ge⸗ ſtellt hatte, wodurch ein tödlicher Unglücksfall entſtand; er wurde zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. richtshof vollkommen vom Völkerbund ge⸗ treunt würde. Das könne auf zwei Acten geſchehen: Zunächſt wäre es möglich, den Ge⸗ richtshof zu ermächtigen, ſelber die Ausfül⸗ lung ſeiner Vakanzen vorzunehmen, denn es könne doch ganz einfach die Befugnis, die Richterwahlen vorzunehmen, vom Völker⸗ undsrat und der Völkerbundsverſammlung auf die Mitglieder des Gerichtshofes über⸗ tragen werden. Das ausſchließliche Vorrecht des Völkerbundes, die Rechtſprechung des Ge⸗ richtshofes anzurufen, könne entweder abge⸗ ſchafſt oder jedenfalle auf gewiſſe Mötalieder oder Mitgliedergruppen des Gen shofes übertragen werden. Indem Nordamerika ſeine Bedingungen für den Beitritt zum Ga⸗ zichtshof ſtelle, begehe es leinen unfreund⸗ lichen Akt, ſondern es wahre nur ſeine na⸗ tionale Selbſtändigkeit. Dieſe Bedingungen entſprächen dem aufrichtigen Wunſch, durch freimütige, aber enge Beziehungen zu den übrigen Staaten zur Wiederherſtellung der internationalen Stabilität beizutragen. Ein päpfiſſches Dolument über die internationale Lage? Rom, 22. Jan. In vatikaniſchen Kreiſen meldet man die bevorſtehende Veröffenltichung eines wichtigen päpftlichen Dokumentes über die internationale Lage.(Die Beſtätigung der von uns nicht kontrollierbaren Nachricht bleibt abzu— warten. D. Schr.) Ruſſiſcher Wirtſchaftsboylott Uber die Schweiz Moskau, 22. Juni. Der Rat dr Volks⸗ kommiſſare hat im Zuſammenhang mit dem nach der Ermordung Worowskis entſtandenen Gegenſatz mit der Schweiz beſchloſſen, über erreicht worden: eine allgemeine politiſche E nt“ ſpannung, ein Wachſen der Erkenntnis vom guten, ehrlichen Willen Deutſchlands! Er wußte, wie wir alle, die wir uns mit dieſen Dingen beſchäftigen, daß man nur Schritt für Schritt vorwärtskommen kann, u. daß es eine langwierige Aufgabe iſt, Deutſchland politiſch und wirtſchaftlich freizumachen. b Die Kugel hat ſeinen lauteren Abſichten und ſeinem ſtarken Können ein frühzeitiges Ende ge⸗ macht. Seit ſeinem Tode liegt ein Schatten über Deutſchland und der Welt, und man hat den Eindruck: bereits zurückgelegte Strecken müſſen wieder von vorn begangen werden. ö Die Lebensmittelverſorgung im Ruhrgebiet. Teilweiſe Beſſerung.— Neue Maſſenverhaftungen. Berlin, 22. Juni. Aus dem Ruhrgebiet wird werden tönne. Aber eines war mit ſeiner Hülfe gemeldet: Durch die Freigabe des Bahnhofs Dort⸗ N28 Dr Rhein und Ruhr. reine Antwort auf die engliſchen Fragen. Mitteilung Baldwins. London, 22. Juni. Der Miniſterpräſi⸗ dent erklärte geſtern im Unterhaus alle Nach⸗ richten, wonach der engliſche Fragebogen be⸗ reits mündlich beantwortet ſei, für unrichtig. Das engliſche Kabinett habe von einer amt⸗ lichen franzöſiſchen Antwort noch keine Kennt⸗ nis erhalten. Paſſiver Widerſtand bis zum letzten. Eſſen, 22. Juni. Der Gewerkſchaftsver⸗ ein Chriſtlicher Bergarbeiter, der die chriſt⸗ lich⸗nationalen Bergarbeiter umfaßt, nahm in verſchiedenen Orten des Ruhrgebiets bei Konſerenzverhandlungen Stellung zu dem Thema„Die Entſcheidung an Rhein und Ruhr“. In allen Verhandlungen kam der einmütige Wille zum Ausdruck, an dem paſ⸗ ſiven Widerſtand bis zum letzten feſtzuhalten. Ueberall wurde erkannt, daß die verſchärfte Abſchnürung und die Lebensmittelblockade der Franzoſen das Ziel haben, die Ruhrbe⸗ völkerung zum Kapitulieren zu zwingen. Dies gälte es abzuwehren. Die chriſtlichen Bergarbeiter würden an ihrem bisherigen Abwehrwillen unbedingt feſthalten und auch weiterhin ihre Pflicht tun. „Unter den franzöſiſchen Bafonetten wird nicht gearbeitet!“ Eſſen, 20. Juni. Der Geſamt-⸗Angeſtellten⸗ und Arbeiterrat der Gewerkſchaft Langenbrahm hat einen Proteſt gegen die Verurteilung des Generaldirektors Hein zu fünf Jahren Ge⸗ — eee—————— mund geſtaltet ſich die Lebensmittelzufuhr etwas günſtiger. Heute früh liefen auf n Bahnhof zwei Milch züge ein. In Getſenkirchen iſt infolge der Beſetzung die Lebensmittelverſorgung noch ſehr evſchwert. Die Lebensmittel müſſen mit Laſtautos Lerangebracht werden. An der Oſtgrerze des Einbruchsgebiets iſt der Eiſenbahnverkehr von Ham m bis Dortmund wieder aufgenommen worden. Die Bahnhöfe Vor⸗ halle und Volmarsheim ſind von den Franzoſen wieder geräumt worden. Der Betrieb. wurde von deutſcher Seite wieder aufgenommen. In Bochum wurden geſtern mittag der Stadtbaurat Diefenbach, in Mengende der Hilfspolizeibeamte Niedfing, eine Reihe von Eiſen⸗ bahnern u. der Obermeiſter Finderhof verhaftet. In Langendreer verhafteten die Franzoſen weitere „. Noch * 26 Leute verſchiedener Berufe. 1 ſchloſſene Wille ſein! Unter den franzöſiſchen Bajonetten wird nicht gearbeitet! Wir wollen keine Knechsarbeit verrichten!“ Zur Bekräfti⸗ gung des Proteſtes werden die Belegſchaften der Gewerkſchaft in einen 24ſtündigen Proteſtſtreik treten. Eine Extratour des ſächſiſchen Miniſterpräſidenten. Dresden, 21. Juni. Nach einer Meldung des „Berliner Lokalanzeiger“ ſoll Miniſterpräſident Dr; Zeiger in einer Rede über die politiſche Lage u. a. geſagt haben, es ſei Zeit, den paſſiven Wider⸗ ſtand im Ruhrgebiet aufzugeben und bedin⸗ gungslos zu Verhandlungen zu kommen. Dem⸗ gegenüber wird von zuſtändiger Stelle erklärt, daß der Miniſterpräſident das Wort„bedingungslos“ nicht gebraucht habe, auch nicht dem Sinn nach; im übrigen trifft die Darſtellung des Blattes zu. Blulige 3wiſchenfälke. Berlin, 22. Juni. In Recklinghauſen! wurde in der vergangenen Nacht der Sohn(ö) des Konditors Feldhoff“ von franzöſiſchen Soldaten erſchoſſen. i f In der gleichen Nacht kam es in einer Wirtſchaft bei Recklinghauſen zwiſchen einem deutſchen Kriminalbeamten und zwei belgi⸗ ſchen Soldaten zu einem Wortweckſel. Der Kriminalbeamte hatte um 9 Uhr die Schlie⸗ zung der Gaſtwirtſchaft anbefohlen, worüber die Belgier ſo erboſt waren, daß ſie auf den Beamten eindrangen. Bei deſſen Verfolgung ſchoſſen die Belgier und trafen einen 60jäh⸗ rigen Mann, der tötlich verletzt wurde. Eſſen, 22. Juni. Die Belgier haben über Marl im Kreiſe Buer, wo(wie bereits ge⸗ meldet) bei der Paßreviſion zwei belgiſche Soldaten erſchoſſen wurden, den verſchärften Belagerungszuſtand verhängt. Als Täter ſollen zwei Deutſche in Frage kommen, die aufgefordert worden waren, ihre Päſſe zu zeigen. Statt deſſen ſollen ſie die Soldaten niedergeſchoſſen haben. Die Täter warſen ihre Röcke ab, 25 8 ſchwammen durch die Lippe und flüchteten ins unbeſetzte Gebiet. Die verhängten Sanktionen enthal⸗ ten außerordentlich ſcharſe Beſtimmungen. Die Wirtſchaften und Kaffees wurden auf drei Monate geſchloſſen. Die Straßenbahn muß für die Dauer eines Monats ihren Be⸗ trieb völlig einſtellen. Der Bürgermeiſter von Buer und ein Stadtrat wurden cls Geiſeln feſtgenommen. * 2 7 39 K 77 Gegen bie Deb ſen-pelulatlon. Verlin, 22. Juni. Auf Grund der Er⸗ gebniſſe der Beſprechungen mit den Wirt⸗ ſchaftsvertretern über die Frage der Mark⸗ ſtützung wird der Reichswirtſchaftsminiſter, der„Zeit“ zufolge, dem Reichstag demnächſt eine Denkſchrift vorlegen. Das Kabinett wird ſodann den geplanten Maßnahmen ihre endgültige Geſtalt geben. Bei den beſproche⸗ nen Maßnahmen handelt es ſich um eine Reihe von Eingriffen in den Deviſenhandel, die folgendermaßen zuſammengefaßt werden können: f 5 Allgemeines Verbot des Handels in aus⸗ ländiſchen Noten: Verbot des Handels in, Valutaeffekten, Reviſion der bereits erteil⸗ ten Deviſenhandelsbeſcheinigungen und unter Umſtänden Widerruf einer großen Anzahl davon; Einſchränkung der zum Deviſenhandel zugelaſſenen Banken auf 10 bis 15; Verbot des vor⸗ und nachbörs⸗ lichen Deviſenhandels, ſowie Zulaſſung lediglich einer Einheitsnotierung in der amtlichen Börſennotiz. ö f Wie das Blatt weiter erfährt, wird die neue Stützungsaktion der Mark mit der Be⸗ kanntgabe der neuen Devifenverordnung, zu welchem Zweck die Banken der Reichsregie⸗ rung einen hohen Betrag von Deviſen leih⸗ weiſe zur Verfügung ſtellen ſollen, einſetzen. Der Plan der Goldanleihe iſt noch nicht weit über das Stadium der Erwägung hinaus⸗ gediehen. N 10 * Der ſchlimmſte Jeind eines Volkes war nie und wird nie der ſein, der es von außen bedrängt, ſondern derjenige, der wenn es Gewalt von außen her erdukdet, es im Innern zerſpaltet und in innerer Zerklüftung der Willkür ſeiner äußeren Feinde preisgibt. Dies wird auch das Urteil ſein, welches vor der Geſchichte, ja vor dem Tribunal einer vielleicht nahen Zukunft die ganze nationaliſtiſch⸗völkiſche Bewegung in voller Schärfe treffen wird. Denn die Zukunft wird nicht darnach fragen, aus welchen Motiven heraus die Treibereien der nationaliſtiſchen Gruppen und Bünde entſtan⸗ den ſind, ſondern einzig und allein darnach, was dieſe Treibereien, die ſich in den letzten Wochen unheimlich verdichtet und geſteigert haben, für das Schickſal und den Wiederaufſtieg unſeres Volkes zu bedeuten haben. „Der Fall Schlageter, der von den nationali⸗ ſtiſchen Hetzern in der ſchlimmſten Weiſe für ihre Zwecke ausgebeutet wurde, und eine Reihe von Zwiſchenfällen der letzten Tage, aus denen man die„aktiviſtiſchen“ Tendenz dieſer Kreiſe erkennen konnte, haben wieder einmal die Ge⸗ fährlichkeit der nationaliſtiſch⸗völkiſchen Minier⸗ arbeit ſchlaglichtartig beleuchtet. Und es wäre wirklich lebhaft zu wünſchen, daß weite bürger⸗ liche Kreiſe unſeres Volkes aus ſolchen folgen⸗ ſchweren und in ihrer letzten Wirkung gar nicht abzuſehenden Fällen die nötigen Schlüſſe ziehen wollten. Denn es ſteht außer allem Zweifel, daß die Auffaſſungen, von denen ſich weite Kreiſe angeſichts ſolcher aktiviſtiſcher Unterneh⸗ mungen beherrſchen laſſen, dringend reviſions⸗ bedürftig ſind. Damit, daß man wie im Fall Schlageter ſo auch anderen Verſuchen gegen⸗ über, die in einmütig geſchloſſenen Widerſtand bewundernswert ausharrende Bevölkerung der Einbruchsgebiete in wilde Unbeſonnenheiten hineinzupeitſchen, immer wieder die Entſchluß⸗ kraft, den Mut und die Vaterlandsliebe dieſer Leute bewundert, iſts wahrhaftig nicht getan. Im Gegenteil: man erzeugt mit ſolcher Glori⸗ fizierung nur eine ſtimmungsmäßige Begünſti⸗ gung derartiger Sabotageakte gegen den paſ⸗ ſiven Widerſtand. i Mögen die Motive für dieſe„vaterkändiſchen“ Taten rein ſubjektiv betrachtet noch ſo einwand⸗ frei, ja anerkennenswert ſein, es kann dennoch nicht genug davor gewarnt werden, dieſe Stim⸗ mungen zu begünſtigen. Zugegeben, daß die lange Dauer des Abwehrkampfes im Zuſam⸗ menhang mit der fortſchreitenden Verſchlechte⸗ rung unſerer wirtſchaftlichen Verhältniſſe in vielen eine gewiſſe„exploſive“ Stimmung er⸗ zeugt, wenn wir aber unſere waffenloſe Abwehr tatſächlich zu dem politiſchen Erfolg bringen wollen, der Regierung, Parteien und Volk als Ziel vor Augen ſteht, dann iſt dafür die erſte Grundbedingung die Erkenntnis: daß wahre Vaterlandsliebe ſich nur darin betätigen kann, alles zu vermeiden, was unſeren Widerſtand 5 und letztlich zur Illuſion machen muß. Dazu rechnen wir die Sabotageakte der letz⸗ ten Tage, die ausnahmslos darauf hinauslau⸗ fen, die Bevölkerung des Einbruchsgebiets in noch unſäglichere Leiden zu ſtürzen und unter der Wirkung feindlicher Repreſſalien im Aus⸗ harren zu ſchwchen. In nicht geringerem Maße aber gehören hierher olle Beſtrebungen, deren Ziel es iſt, jene überhitzte nationaliſtiſche Geſinnungsatmoſphäre zu ſchaffen und auszu⸗ breiten. In der Tat: man greift ſich mit Ent⸗ ſetzen an den Kopf, wenn man auch nur einige wenige Zeugniſſe dieſer Geſinnung in die Hände bekommt. Vor uns liegt der Schlageter⸗ Leitartikel des„Völkiſchen Beobachter“, jenes ſüddeutſchen Zentralorgans des nationalſoziali⸗ ſtiſchen Vortrupps für dieſen„aktiviſtiſchen Patriotismus“, das ungeſtört tagtäglich die ge⸗ fährlichſten Hetzereien hinaustragen kann. Darin heißt es u. a. von Schlageter:„Er hat getan, was ein ganzes, verzweifeltes Volk, belogen im Innern, geknechtet von außen, tun mlüßte“; und weiter:„Er war einer jener Tauſenden von Männern, die erkant haben, daß das kommende Deutſchland nur auf einer innerlich wahren völkiſchen Grundlage erbaut werden kann, die London, 24. Juni. Der„Obſerver“ der⸗ öffentlicht einen vertraulichen Bericht publik Tirard vom 16. April 1923, in dem die Geſchichte der ſeparatiſtiſchen Bewegung Im Rheinland und Frankreichs Anteil an der Politik Dortens dargelegt wird. Der„Ob⸗ ſerver“ veröffentlicht dieſes überaus wichtige Dokument, weil er darin eine aufſchlußreiche Darſtellung einer fehlgeſchlagenen Politik erkennt, und in der Hoffnung, dadurch die Augenſelbſtder Fran⸗ zoſen zu öffnen. Der„Obſerver“ ver⸗ traut darauf, daß jeder unpartefiſche Leſer die Notwendigkeit des Fehlſchlags einſehen müſſe und fordert Frankreich auf, die Konſequenz zu ziehen. Der im„Obſerver“ mitgeteilte Geheimbe⸗ richt des franzöſiſchen Oberkommiſſars im Rheinland beginnt mit der Feſtſtellung, daß die früheren Berichte die verſchiedenen Kriſen behandelten, die die franzöſiſchen Beziehungen mit Dorten ſeit dem Monat Mai des Jahres 1921 durchgemacht haben, in dem der Verfaſſer des Berichts mit der Aufgabe be⸗ traut wurde, mit ihm in Fühlungzutre⸗ ten. Es heißt weiter, mit Unterſtützung des franzöſiſchen Oberkommiſſars ſei Dorten in der Lage geweſen, ſeine Anhänger zuſammen⸗ zubekommen, ihre Begeiſterung hoch zu halten, ſeine Propaganda zu verbreiten und Zet⸗ tungen zu gründen. Das Oberkom⸗ miſſariat habe jedoch ſein Zuſammenarbeiten mit Dorten offiziell nicht zugeben dürfen. „Man habe ja nichts mit Politik zu tun“, fügt der Verfaſſer des Berichts ironiſch hinzu und fährt fort, infolgedeſſen ſei Dorten all⸗ mählich auf das Niveau eines untergeordne⸗ ten Agenten in franzöſiſchem Solde herabge⸗ ſunken. Im„antipreußiſchen, aber durch und durch deutſchen“ Rheinland hätten Dortens Feinde es verſtanden, dieſe Tatſache als eine tödliche Waffe zur Beeinfluſſung der rheini⸗ ſchen Politik zu benützen. N Enthüllungen, die den Herren in Paris naturgemäß ſchwer auf die Nerven gehen! Man verlegt ſich darum auf die gewohnte Me⸗ thode des Anzweifelns und der ſcheinbaren Gleichgültigkeit gegenüber den vorliegenden Tatſachen. Mit Pathos in die Welt geſetzte —.——— ſchaftlichem Nationalgefühl Kräfte ſchlummern, denen die Begriffe Ehre und Würde nicht hohle Worte, ſondern die das ganze Leben beſtimmen⸗ den Mächte find.“ Man kann ſich angeſichts ſolcher Verblendung, die ſich zudem nicht genug an geſchwollenen Phraſen berauſchen kann, nur fragen, ob dieſe Leute denn tatſächlich und ernſt⸗ lich das deutſche Volk mit ſich ſelbſt gleichſtellen oder— ob es ihnen darum geht, ihre Partei⸗ aktion um jeden Preis, auch um den der ver⸗ hängnisvollſten Schädigung des Vaterlandes zu betreiben. Aus dieſen und zahlloſen gleichge— ſtimmten Aeußerungen ſpricht doch nur der politiſche Deſperado, jener leider nicht ſeltene Schlag von jungen Leuten, die im Krieg, ob⸗ ſchon ohne feſte Lebensrichtung, raſch Führer wurden, nach dem Krieg aber nicht die Kraft und den zähen Willen beſaßen, den Anſchluß an das ſchaffende Leben zu finden. Zweifelnd und verzweifelnd an ihrer Exiſtenzfähigkeit, wurden ſie der völkiſch⸗nationalſozialiſtiſchen Bewegung eine leichte Beute und heute ſind ſie die gefähr⸗ lichſten Einpeitſcher, die mit allen und— wie der Münchener Hochverratsprozeß dargetan hat — wahrhaftig nicht ſehr einwandfreien Mitteln die geſchloſſene Front des deutſchen Volkes zu ſprengen trachten. Das ſind dieſelben Leute, die noch vor wenigen Monaten mit der Dolch⸗ ſtoßlegende politiſche Geſchäfte zu machen ſuch⸗ ten, heute aber führen ſie den Dolchſtoß gegen Volk und Vaterland! wiſſen, daß nur in unbändigem und leiden⸗ an Gebeinberint Aude.— Bendin Dolle— Jumöſſde Wicnihungsveruhe des Oberkommiſſars der franzöſiſchen⸗ Ne⸗ 7. frähese Ergüſſo über din fpanzöſiſchen be⸗ gde ngsweiſe Muehe henna haben die Herren anſcheinend vergeſſen! Der Pariſer Korveſpondent der„Frankf. Ztg.“ drahtet über die Wirkung der Veröf⸗ fentlichungen in Paris folgendes: Die Parſſer halbamtliche Preſſe verſucht dem vom„Obſerver“ veröffentlichten Ge⸗ heimberlcht des Herrn Tirard über die Förderung der rheiniſchen Separa⸗ tionsbewegung durch die franzöſiſche Regierung jede Bedeutung abzuſprechen. Wie unbequem hier die Enthüllung empfunden wird, zeigen die Bemühungen, die Echtheit des Dokuments in Frage zu ſtellen. Es ab⸗ zuleugnen, wagt man allerdings nicht, und ſelbſt der„Temps“ beſchränkt ſich auf die Er⸗ klärung, er„glaube nicht“, daß in den Ar⸗ chiven des Außenminiſteriums ein derartiger Bericht des Herry Tirard exiſtiere. In dem Leitartikel, der die Wirkung dieſer Veröfſent⸗ lichung verwiſchen ſoll, heuchelt das Blatt helle Entrüſtung darüber,„daß ein Menſch mit geſunden Sinnen glauben könne, daß die franzöſiſche Regierung die ſeparatiſtiſche Be⸗ wegung im Rheinlande mit dem Ziele der Zerſtückelung Deutſchlands unterſtütze oder ermutige“. Immerhin darf man feſtſtellen, daß der„Temps“ heute die ſeparatiſtiſche Be⸗ wegung als einen Unſinn und als undurch⸗ führbar bezeichnet. Die Reparationsfrage. Mee ſtanzäſiſche Berſchleppungskallik. Paris, 23. Juni. Der engliſche Botſchafter in Paris hat geſtern abend dem Quai d'Orſay eine Mitteilung ſeiner Regierung überbracht und im Anſchluß daran eine Unterredung mit Herrn Poincars gehabt.„Echo de Pa⸗ ris“ und„Matin“ geben zu, daß dieſer Schritt erfolgt ſei, um die von Frankreich verſchlepp⸗ ten Verhandlungen über die deutſche Note in lebhafteren Gang zu bringen. Nach der glei— chen Quelle ſoll Poincaré erklärt haben, daß er nichts unternehmen könne, bevor eine Be⸗ endigung der Miniſterkriſe in Brüſſel zu⸗ ſtande gekommen ſei. Die franzöſiſche Regierung läßt heute die Gerüchte von einer deutſchen Ini⸗ tiative zur Einleitung von Sonder⸗Ver⸗ Nur wer f f ſal auf. Mögen dieſe nationalſozialiſtiſchen Deſperados vom Schickſal aufgegeben ſein, ſie werden mit all ihrem„unbändigen und leiden⸗ ſchaftlichen Nationalgefühl“ das deutſche Volk nicht in die Verzweiflung treiben. Denn die übergroße Mehrheit des Volkes hat erkannt, daß der deutſche Weg nicht der der nationalen Leidenſchaft und einer nach Gewalt und einem Ende mit Schrecken drängenden Verzweiflung iſt, ſondern der eines zähen und geduldigen Ringens um die nackte Exiſtenz des Reiches, die von dieſen nationaliſtiſchen Saboteuren des paſſiven Widerſtandes leichten Herzens aufs Spiel geſetzt wird. Aber es iſt an der Zeit, der⸗ art verblendete Gedanken und Pläne, die, zumal in der gegenwärtigen Situation auch klare Köpfe in einen ähnlichen Fatalismus zu bringen drohen, wie ihn das Schlagwort vom„Unter⸗ gang des Abendlandes“ verurſachte, gründlichſt auszuräumen! Die Regierung greife wie bis⸗ her feſt zu, wo ſie dieſer Verhetzung habhaft werden kann, das Volk aber halte ſich ſtets vor Augen, daß alle dieſe nationaliſtiſchen Exzeſſe insbeſondere im Zuſammentreffen mit der un⸗ ausbleiblichen und natürlichen Gegenwirkung von links zur Zerſetzung führen und dann— worauf der Franzoſe ſchon ſeit vier Jahren lauert!— ein zerrüttetes Land der franzöſiſchen Gewalt vollkommen in die Hände ſpielen i rklärung der Gewerkſchaften. Bielefeld, 24. Juni. Vertreter aller Ver⸗ bände des Deutſchen Gewerkſchafts⸗ bundes aus dem Einbruchsgebiet haben ge⸗ ſtern erneut Stellung genommen zu der durch den Einbruch ins Ruhrgebiet und die damit in engſtem Zufammenhang ſtehenden franzö⸗ ſiſchen Vernichtungs⸗ und Eroberungspläne geſchaffene Lage. Sie erklären in vollſter Ein⸗ mütigkeit: i N 0 1. Eine Aufgabe des paſſiven Wi⸗ derſtandes, der wirkſamſten moraliſchen Waffe unſerer ſchwer bedrängten Volksgenoſ⸗ ſen, kann er ſt dann in Frage kommen, wenn der Druck der brutalen fremden Militärge⸗ walt von uns genommen und annehmbare, unſere Gleichberechtigung anerkennende Ver⸗ handlungs⸗ und Verſtändigungsgrundlage ge⸗ ſichert iſt. ö 2. Den von der fremden Willkür durch Verurteilungen, Ausweiſungen und ſonſtige Schikanen betroffenen Angehörigen weihen wir unſer herzlichſtes Mitgefühl und unſere wärmſte Sympathie. Wir werden alles tun, um ihr Loos nach Kräften zu er⸗ leichtern. Vor allem werden wir den paſſiven Widerſtand nicht eher aufgeben, als bis das von Franzoſen und Belgiern verübte brutale Unrecht wieder rückgängig gemacht iſt. 3. Durch die Lahmlegung faſt des ganzen Eiſenbahnweſens im inneren Indu⸗ ſtriegebiet geſtaltet ſich die Ernährungslage für dieſes Gebiet täglich gefahrdrohender. Wo bleibt die Stimme des Weltge⸗ wiſſens angeſichts der Tatſache, daß die franzöſiſchen Gewaltpolitiker Millionen von friedlichen Menſchen dem Hunger entgegen⸗ treiben zur Erreichung ihrer verderblichen Pläne? 4. Eine Rheinlandfrage im Sinne einer Aenderung des gegenwärtigen Verhält⸗ niſſes des Rheinlandes zum Reich und zu Preußen exiſtiert für uns nicht. Mit unſe⸗ ren lintsrheiniſchen Brüdern werden wir je⸗ den Verſuch einer Umgeſtaltung der ſtaats⸗ rechtlichen Formen, wie auch der Unterſtellung der Eiſenbahner unter fremde Hoheit ſchärfſten und dauernden Widerſtand ent⸗ gegenſetzen. Beſchlagnahme ſämtlicher Kohlen vorräte. Paris, 24. Juni. Eine neue Verordnung des Generals Degoutte ermächtige die in⸗ teralliierten Kontrollkommiſſionen, ſänt⸗ liche Kohlenvorräte auf den Halden des beſetzten Gebietes„zum Zwecke der Sicher⸗ ſtellung der Reparationslieferungen und der Bezahlung der Kohlenſteuer“ zu beſchlagnah⸗ men. Mit dem Augenblick der Beſchlagnahme, die in jedem einzelnen Falle der betreffenden Zeche bekanntgegeben wird, iſt jede Entnahme von Kohlen von den Halden ſelbſt für den eige⸗ nen Gebrauch des Werkes verboten. Zuwider⸗ handlungen werden mit Gefängnis bis zu 3 Jahren und Geldſtrafen bis zu 1b Millionen Mark beſtraft. Auf Antrag ſollen in Aus⸗ nahmefällen kleine Quantitäten durch die Kontrollkommiſſion freigegeben werden kön⸗ nen. Aus dem Reich. Erhöhung der Sätze der Erwerbsloſen⸗ Fürſorge. f Berlin, 23. Juni. Der Reichsrat nahm heute eine Verordnung an, welche die Höchſt⸗ ſätze in der Erwerbsloſenfürſorge vom 25. Juni ab um 80 Prozent erhöht; Der Spitzenlohn der Buchdrucker. Berlin, 23. Juni. Wie der Deutſche Buch⸗ druckerverein mitteilt, ſetzte die Tarifkom⸗ miſſion für die Zeit vom 23. Juni bis 6. Juli den Spitzenlohn auf wöchentlich 336 000 Mark feſt. Der Aufſchlag auf den ge⸗ genwärtigen Druckpreis beträgt 75 Pro⸗ pie Bedutung der neuen Verordnung über en Handel in Deviſen zum Ein- Pankverkehr durch die neuen Beſtimmungen 5 den Deviſenhandel außerhalb der Bör⸗ Erſucht, die Reichsregierung bei der Turch⸗ führung der beſchloſſenen en illegitimen Handel und die Schſar⸗ en Börſen zu unterſtützen, wie 6 ieichsregierung mit allen ihr zu Gebote ſteh⸗ den Mitteln ſolche Erſcheinungen Pollen neue Maßnahmen zu den Uebergangs⸗ Ihre Notwendigkeit ſich zweifelsſrei ergibt. piſenordnung ſind von der Regierung us.“ oveiteren N urch ſpekulative Auswüchſe vorbeugen ſollen; unächſt eine Auffüllung Pon 27 Millionen Dollar aus dem garantier⸗ en Betrage von 100 Millionen offen, den die, anken nunmehr nachzuholen haben. Der Reichskanzler hat nun lnzahl von Vertretern der Indu⸗ trie empfangen, um mit ihnen über eteiligung der Induſtrie ſowohl an der Auf⸗ bringung der erwähnten Summe, wie Pie Durchführung der übrigen zum Per Reichspräſident, anzler, niniſter Oeſer nach der Villa, die der ermordete Miniſter Rathenau in Grunewald es Toten, Frau Geheimrat Rathenau, das Paus als Rathenau⸗Stiftung [Pas Reich zu übernehmen. Die Uebernahme erfolgte ohne jede Feierlichkeit und Anſpra⸗ Purch die ſchönen Räume, die künftig den Rah⸗ diſche Arbeitsgemeinſchaft Breslau“ hatte ſich an 0 den Oberpräſidenten Das deutſche Volk iſt kein„verzweifelndes“. müſſen. zent. Wege zur Löſung des ſeeliſchen Problems des Sozialismus. Menſchen und Klaſſen von Menſchen haſ—⸗ ſen ſich nur dort, wo eine von der Menſchen— natur gewollte Lebensgemeinſchaft zerſtört deshalb perſönliche Entfremdung eingetreter iſt. In jder ſolcher Lebens⸗ und Schickſals. gemeinſchaft ſind die Glieder als Führer und Gefolgſchaft eingeordnet. Das zeigt ſchor deutlich die Familie, auch die kleinſte ſtaat⸗ liche und national Volksgemeinſchaft. Im ſozialen und wirtſchaftlichen Gemeinſchafts. lebn iſt es nicht anders.* „Zwiſchen Unternehmer und Arbeite dird dieſs Lebensgemeinſchafts⸗ und Treue⸗ berhältnis zwiſchen Führer und Gefolgſchaf; nicht ſchon hergeſtellt durch äußere Zugeſtänd⸗ niſſe an Löhnen und verkürzter Arbeitszeit an gleichberechtigter Mitwirkung im politiſcher Leben und in der Selbſtverwaltung paritäti cher ſozialer Einrichtungen; zumol wenn die rüher Beherrſchendn heute noch die Sozialj ſten fühlen laſſen, daß man ſich nur gezwun; gen und widerwillig darin füge, Nicht bloß oje Vertreter des Herreuſtandpunktes, de— Kapitalismus, ſondern im geſellſchaftlicher Leben, auch die meiſten Studierten haber immer noch nicht begriffen, daß der trieb hafte Giſt des Sozialismus der Lebenswille zu einer vollkommenen Volksgemeinſchaft iſt in der die einen vn den andern nicht mehr bloß als Mittel zum Geldverdienen ange ſehen werden. Vor dem Aufkommen des Geiſtes des Kapitalismus galt jedes Arbeits und Dienſtverhältnis vor dem öffentlicher Gewiſſen auch als eine Lebens- und Schick. ſalsgemeinſchaft, in der gegenſeitig Vertrauen Treue, Hilfsbereitſchaft, Teilnahme an menſchlichen Schickſal gegeben und empfanger wurde. Wo gegen dieſes Ideal geſündig wurde, geſchah es mit zuckendem Gewiſſen Dieſes Anrecht brachte auch der Geringſt, mit in das Arbeits⸗(und Dinſtverhältnis Darauf war er ſtolz, das überbrückte auch manche ſchroffe äußere Unterſchiede in den Lebenshaltung, die heute längſt beſeitigt gind Der Menſch mit ſeiner perſönlichen Ehre und Würde, mit einem naturgemäßen Anſpruch auf menſchlich Achtung, auf Wohlwollen ilfsbereitſchaft, Teilnahm 89 e 5 0 tung. Die Pflichten des Unternehmers aus dem Arbeitsverhältniſſe galten noch nicht als erfüllt mit der Lohnzahlung und der Einhal⸗ tung der Kündigungsfriſt. Dieſe rohe Auf⸗ faſſung des Arbeitsverhältniſſes als bloßes Geld⸗ und Verdienſtgeſchäft brachte der Geiſt des Kapitalismus und Abſolutismus in das wirtſchaftliche und geſellſchaftliche Gemein⸗ ſchaftsleben. Das aber verletzte tief innerlich, ſeeliſch diejenigen, welche früher in der Ar⸗ beitsgemeinſchaft auch eine Lebensgemein⸗ ſchaft, ein rein menſchliches Treueverhältnis von Führer und Gefolgſchaft fanden, daran ein rein menſchlich beglückendes Gut beſaßen. Die naturgemäße Antwort auf dieſe Abſto⸗ ßung und Zurückſtoßung war bei den Arbei⸗ tern der Klaſſenhaß des Sozialismus. Deſſen Vertreter nannten ſich die Enterbten, die Ausgeſtoßenen der Geſellſchaft. Klaſſenhaß vn 1 zu Mnſch iſt die naturgemäße Gegenäußerung verletzter Treue und Liebe; ſoziale Entfremdung kann nur zwiſchen ſol⸗ chen Platz greifen, die von Natur rein menſchlich zueinander gehören, zu einer Le⸗ bensgmeinſchaft und zu einem Treueverhält⸗ üiſe ſich beſtint fühler n 1 Arbeiter an ſeeliſcher Lebensgemeinſchaft in Arbeitsverhältniſſe neu aufzubauen haben ſoll das ſeeliſche Problem des Sozialismu gelöſt werden. Die durch die Sozialpoliti neu geſchaffenen Formen der Arbeitsgemein ſaft, der Tarifverträge und Schlichtungsaus üſſe ſollen äußere Formen der Regelun einer rein geſchäftsmäßigen Intereſſenorga niſation angeſehen, haben daher niemand be friedigt, die ſoziale Spannung nicht über wunden. Das iſt erſt möglich, wenn in ihnen der Geiſt einer neuen Volksgemeinſchaft von ind jetzt fertig beiden Seiten gepflegt wird. Luſtige Ecke. Gaunerhumor. Meiner ägerin, die nächtlicherweile faſt alle Hühner abgeſchlachtet u geſtohlen. Lediglich einen Hahn und eine bunt⸗ 4 2 e Henne ließen die nenen Marder auf K* 76 10 5 gender Aufſchrift geheftet:„ dem Lande wohnt, wurden kürzlich mach F i nge ſitzen. An die Eingangstür zum i Fagee ee die Diebe gelen gebe mit fol⸗ 40 den müſſen 05 en! Auf Wiederſehn in 1 daß Sie fortgehen, W 55 Heger die gpl. 3 Der Deviſenhandel. zin Rundschreiben des Reichskzypers an die 3 4 10 2 65 l 1 Berlin, 28. Juni. Der Reichskanz⸗ Länder. er erließ ein telegraphiſches Rundſchreiber in die Regierungen der Länder, 7 worin auf“ ö heitskurſe hingewieſen wird In dem Schreiben wird betont, daß, wenn, zuch möglicherweiſe dem Handel und 110% gewiſſe Schwierigkeiten erwathſen, hürden, dieſer Geſichtspunkt hinter das Er⸗ ordernis zurücktreten müßte, dem kurstreiben⸗ enſtunden entgegenzutreten. Ferner werden die Regierungen der Länder neuen Maß⸗ hahmen durch rückſichtsloſes Eingreifen gegen = auch die e ichtslos unterdrücken würde. Wie wir zu der Verordnung noch erfahren, beſtimmungen erſt dann erlaſſen werden, wenn Weitere Maßnahmen. Verlin, 23. Juni. Außer der neuen De perſchiedene Maßnahmen geplant, die einer Verſchlechterung des Markkurſes der Dol⸗ aranleihe. Zurzeit ſteht noch ein Reſt geſtern eine eine über Schutze der Währung zu treffenden Anordnungen Rückſprache zu nehmen. Jum Gedühinis Ralgenaus. Die Rathenau⸗Stiftung. Uebernahme durch die Reichsbehörden. Berlin, 23. Juni. Heute mittag haben ſich der Reichs⸗ der Reichsaußenmini⸗ ter Dr. von Roſenberg und der Reichsinnen⸗ bewohnte, begeben, um dort von der Mutter für chen in Form eines einfachen Rundgangs men für wiſſenſchaftliche Veranſtaltungen der teichsbehörden uſw. abgeben ſollen. Polizeipräſident und Rathenaufeier. Eine begrüßenswerte Belehrung von Rechtsfanatikern. mit der Beſ ö einer Rathenau⸗FJeier durch das Kartell republila⸗ niſcher Studenten öffentliches Aergernis erregen ] deſſen Pflichten erblicken könne. Er begrüße im Gegenteil und ſehe eine Fördern n Breslau, 23 Juni. Die ſogenannte„Vaterläu⸗ der Provinz Niederſchleſien chwerde gewandt, daß die Veranſtaltung () müſſe und daß insbeſondere eine aktive Betei⸗ ligung des Polizeipräſidenten von Bres⸗ lau an dieſer provokatoriſchen Veranſtaltung den Pflichten ſeines unparteiiſchen Amtes widerſpräche. Der Oberpräſident hat erwidert, daß er in der aktiven Beteiligung des Polizeipräſidenten ay ein Gedenkfeier zu Ehren eines von Fanatikern er deten Reichsminiſters keinen Widerſpen X„„„„ 3 8 15 Der Feind in Baden. 5 Leopoldshaſen beſetzt. Karlsruhe, 24. Juni. Heute früh er⸗ chienen in Leopoldshafen franzöſiſche Quar⸗ iermacher, um für 2 Offiziere, 4 Unteroffi⸗ ſiere und 60 Mann Quartier zu machen. Ihre Ankunft wurde auf 12 Uhr in Ausſicht ge⸗ tellt. Die Truppe traf per Motorboot, von Pfortz in der Pfalz kommend, um 2 Uhr ein. deopoldshafen liegt etwa 20 Kilometer nörd⸗ ich Karlsruhe an der Strecke Karlsruhe⸗Gra⸗ zen⸗NReudorf. Es beſindet ſich dort ein klei⸗ ter, für den großen Schiffahrtsverkehr ſchon ange nicht mehr benutzter Hafen. ö Die Rheinbrücke bei Maxau geſperrf. Karlsruhe, 23. Juni. Die Rheinbrücke bei Maxau iſt ſeit heute morgen von den Fran⸗ joſen für jeglichen Verkehr ge⸗ perrt worden. Dieſe Sperrung ſoll in Zu⸗ ammenhang gebracht werden mit der Ent⸗ Aeiſung eines franzöſiſchen Güterzuges in der Pfalz. i„ Offenburg, 23. Juni. Nachdem die Ge⸗ neinde Ebersweier die Geldſtrafe von 5 Mil⸗ onen Mark und die Gemeinde Windſchläg die ihrige im Vetraoe von 10 Millionen Mark, bine weitere 10 Millionen Mark zur Wieder⸗ dachung des Eiſenbahngleiſes bezahlt ha⸗ ſt die Verkehrsſperre in den Gemeinden Windfe ind Ebersweier und auf der Land⸗ lraße Oſſenburo-Appenppeier-Zimmern-Ren⸗ en etſpas gemildert, aber noch nicht aufge⸗ ben worden. Die Verkehrsſperre beſteht imer noch zwiſchen 8 Uhr abends und 5 Uhr norgens. Der Kommandant des Offenbur⸗ jer Gebiets erklärt, daß dieſes Verkehrsverbot. erſt dann ganz aufgehoben wird, wenn ſich die Bürgermeiſter der Gemeinden Offenburg, Windſchläg, Appenweier und Bohlsbach den Vorſchriften der Interalliierten Kommiſſion fügen, die auf die Ueberwachung der Eiſen⸗ bahnen durch ein armbandtragendes deutſches Perſonal, welches mit Ausweiskarten ver⸗ ſehen ſein ſoll und dem franzöſiſchen Kom⸗ mandanten bekannt ſein muß, Bezug haben. Ferner wird das Verbot erſt aufgehoben, wenn die durch die franzöſiſche Behörde vor⸗ genommene Unterſuchung über die Miſſetä⸗ er des Sabotageakts beendet ſein wird. Offenburg, 23. Juni. Der franzöſiſche Kommandant ſchreibt die Grasverpachtung auf dem der deutſchen Eiſenbahnverwaltung gehörigen Gelände aus. Gleichzeitig teilt er, mit, daß diejenigen Perſonen, die bereits Gras zemäht und teilweiſe ſchon heimgebracht ha⸗ ben, nachträglich ausfindig gemacht werden und den Pachtpreis zu zahlen haben. Aus Nah und Fern. Stetten a. k. M.(Die davonge⸗ laufenen Hämmel.) Nach einer Be⸗ kanntgabe des Polizeipräſidiums fehlt dem Schafhalter Böckle eine Hammelherde von 32 Mark, die offenbar von Schäfern aus dem auf dem Schießplatz Heuberg gelegenen Pferch ab⸗ getrieben worden iſt. f i Bauarbeiter) in Leopoldshöhe bei Lör⸗ Die Bauarbeiter ſind in den Streik getreten, tags die Arbeitsſtätte und demonſtrierten. Die Stück im Werte von mindeſtens 30 Millionen Schopfheim.(Der Streik der dach hat ſich auch auf Schopfheim ausgedehnt. obwohl die Tarifverhandlungen zwiſchen Ar⸗ zeitgebern und Gewerkſchaften zum Abſchluß jekommen waren. , Waldshut.(Eine Zigeunerge⸗ ellſchaft) von 5 Perſonen wurde hier ver⸗ haftet, die einem Landwirt auf dem Hotzen⸗ vald während des Bettelns 350 000 Mark; peſtohlen hatte. 2 U Bonndorf.(Freibeuter deut⸗ cher Not.) Seit einigen Wochen treiben ich auf dem Schwarzwald verdächtige Perſo⸗ ien umher, die vorgeben, aus dem beſetzten gebiet ausgewieſen zu ſein. Der Gendarme⸗ ie iſt es geſungen, bei Görwihl drei Mitglie⸗ er der Bande, zum Teil ſchwere Jungen, feſt⸗ uneh men.„„ G Teuberbiſchofsheim.(Bei der Bür⸗ ermeiſterwahl)— ſeit April ds. Is. ar der Roſſen unbeſetzt— wurde der aus! inheim? fende Oberreviſor Eugen bold zm Bezirksamt Schönau i. 3., mit 44 ron m aßgegebenen Ciemmen wählt. i „“ Karlsruhe.(Die ſtädtiſche Stra⸗ ßenbahn) hat dn Tarif um rund 100 Prozent erhöht; die kürzeſte Strecke, die bis⸗ her 800 Mark koſtete, iſt mit 1500 Mark zu bezahlen.„ „ 0 Mannheim.(Beim Spielen) ſchleuderte ein 17jähriger Stellwerkſchloſſer Im 15jährigen Kaufmannslehrling K. Hel⸗ ler eine Feldflaſche an die Stirne. Der Ge⸗ trffene erlitt eine ſo ſtarke Verletzung, daß er daran ſtarb. f a Pforzheim.(Große Aufregung) herrſchte geſtern unter der hieſigen Arbeiter⸗ ſchaft, da ſich unter ihr die Nachricht verbreitet hatte, die Arbeitgeber hätten den neueſten Schiedsſpruch über die Löhne im Schmuckge⸗ werbe abgelehnt. Ungefähr 7000 Arbeiter und Arbeiterinnen verließen im Laufe des Vormit⸗ Forderung auf Anerkennung des Schiedsſpruchs wurde erfüllt. Trotzdem kam es um die Mit⸗ tagsſtunde zu einem Demonſtrationszug, der die noch in den Betrieben befindlichen Arbeiter auf die Straße rief. Am Nachmittag wurde in vielen Betrieben wieder gearbeitet. 2 Waldshut. Mehlſchieber im Kommunalverband.) Die Strafkam⸗ mer hier verhandelte am Mittwoch und Doc nerstag die Mehlſchiebung beim Kommunal⸗ verband Schönau, die im vorigen Jahr gro⸗ ßes Aufſehen erregt hatte. Angeklagt waren Oberamtmann Dr. Hagenunger, Geſchäfts⸗ führer Räuber und der Müller Kern von Zell i. W. Die Anklage legte ihnen in ver⸗ ſchiednen Fällen Preistreiberei, Kettenhan⸗ del, Nahrungsmittelfälſchung, Betrug und Unterſchlagung zur Laſt. Das Gericht ver⸗ urteilte Räuber zu 1 Monat Gefängnis und 600 000 Mark Geldſtrafe, Kern zu fünf Mo— naten Gefängnis und 300 000 M. Geld— ſtrafe Hagenunger wurde freigeſprochen. 21: Leopoldshöhe, bei Lörrach. Eine Kirſchenſchlacht.) Die Bauarbeiter auf der Leopoldshöhe, die hier in großen Zahl an den künftigen Wohnhäuſern der ba— diſchen Eiſenbahner in Baſel beſchäftigt ſind getreten. Wie immer, befinden ſich unter ihnen auch eine Reihe zweifelhafter Elemente vor allem mit dem Plündern der Kirſchbäum ausfllllen. Letzten Mittwoch nachmittag kamm es zwiſchen etwa hundert Streikenden zu einer Art Kirſchenſchlacht. Die Streikenden griffen die Landwirte an, warfen die Leitern um, vertrieben die Eigentümer von ihren Aeckern und demolierten die Leitern, ſowie nuch einzelne Bäume vollſtändig. Die Land⸗ wirte holten Hilfe aus dem Dorf herbei und es entwickelte ſich ein kleines Gefecht mit den üblichen Schießereien, in deſſen Verlauf die ungebetenen Gäſte zurückgedrängt wurden. Die Einwohnerſchaft von Leopoldshöhe droht, falls nicht ein verſtärkter Polizei⸗ und Gen⸗ darmerieſchutz zur Inzuchthaltung der frem⸗ den Elemente von der badiſchen Regierung zugeſagt werden, ſie ſich durch die Bildung eines Selbſtſchutzes helfen werden. ( Stuttgart.(Ein Poſtinſpektor als Geldbriefmarder.) Das Schwur⸗ gericht hat den 40jährigen Poſtinſpektor Willy Bley von Stuttgart wegen Unter⸗ ſchlagung zahlreicher Briefe aus Amerika zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus, ſechs Jahren Ehrverluſt und 100 000 Mark Geldſtrafe verurteilt. Die Verhandlung ergab, daß Bley neben ſeinem Dienſte noch in erheb⸗ lichem Umfange Lebensmittelſchiebungen be⸗ trieb, mit Holz ſpekulierte und ſonſtigen Han⸗ del mit Gewehrſchäften, Kupferdraht uſw. ausführte. Als er verhaftet wurde, fand man bei ihm 37 Dollar, ine Million Sow⸗ jetrubel, 1660 Schweizer Franken uſw. 5 Eizlehung der Künder zur Hausarbeit. Soll den Kindern die Liebe zur Hausarbeit zur feſten Gewohnheit werden, dann muß die Er⸗ ziehung dazu ſchon im vorſchulpflichtigen Alter einſetzen. Je mehr ſie ſich von beſtimmten Ge⸗ boten fernhält, um ſo leichter führt ſie zum er⸗ wünſchten Ziele. Zum Beiſpiel wird es einem Dreijährigen ſchon viele Freude machen, morgens beim Aufräumen des Schlafzimmers, Schlapfpan⸗ toffeln oder Morgenſchuhe vom Abend„Väter⸗ chen“ oder„Mütterchen“ an den beſtimmten Platz zu bringen und am Abend beim Vorrichten für die Nacht ebenfalls wieder vor das Bett zu ſtellen. Zuſammenrollen der Bettvorleger, Einräumen umherliegender Toiletteutenſilien wie Kämme und Bürſten an ihren beſtimmten Platz, ebenſo das Wegtragen gebrauchter Strümpfe, Taſchentücher, Herrenfeinwäſche uſw., alles das ſind kleine Beſor⸗ gungen, die dem Kinde gleichſam im Spiel beige⸗ bracht werden können, um ſie ihm bald zur feſten Gewohnheit zu machen. Sehr früh kann auch das Kind ſchon zum Putzen und Abreiben der eigenen Schuhe, wie zu denen der Eltern und Geſchwiſter angehalten werden. Spöter mag das Gießen der Blumen mit einem zu dieſem Zweck beſchafften Kännchen, das Abtrocknen der Löffel, Meſſer und Gabel und ähnliche leichte Arbeiten mehr folgen. Immer aber ſollten alle dieſe Forderungen mehr in Form einer Bitte, als in Form eines Befehls vorgebracht werden. Bald wird das Kind an der eigenen Tätigkeit ſo große Freude empfinden, daß es ganz ſelbſtverſtändlich zu größeren Pflichten übergeht. 2 ĩͤ.— Beamte. Wir leſen in der„B. Z. am Mittag“:- Eckig und unverbindlich, von Schaltergeiſt, ingſtarrigem Bürokratismus und Rangſtufen⸗ Eiferſucht getränkt, aber ehrenfeſt, unbeſtech⸗ ich, pflichttreu und gewiſſenhaft bis aufs J. Tüpfelchen— ſo ſteht der deutſche Beamte im 3 Querſchni Lerturteile aus der Vor⸗ ſind wegen Lohnforderungen in den Streil i riegszeit in unſerer Erinnerung. Gemeinhin raute man ihm nicht viel Initiative, nicht e 15 leine bdiel ſelbſtändige Entſchlüſſe zu les ſei denn, welche die freie Zeit jetzt mit Feldfrevel und daß ſie im Regloment vorgeſchrieben waren). ber noch weniger ein Unrecht. Denn ob auch ae wir vergeben unſern Schuldigen. Roman von E. Krickeberg. Nachdruck verboten. „Heini“, rief die Mutter erſchrocken,„aber chämſt du dich nicht?“ Und in ihrer alten innahbaren Haltung zu ihrem Schwager ge⸗ andt: „Ich denke, Herr von Drewensberg, wir mit unſeren Geſchäften und wiſſen genau, wie wir miteinander daran ſind.“ „Ich gehe ſchon, gnädige rau—— lebe wohl, Heini!“ „Adieu. Onkelchen.— Und du kommſt uld wieder mit den Trauben?“ „Sehr bald, wenn es deine Mama gubt.“ b Anita ſtand wie auf Kohlen. Am liebſten Nutte ſie die Hand feſt auf den dreiſten kleinen Ichnabel gepreßt. Sie war ganz rot vor Scham und Entrüſtung. Empfand denn Eber⸗ zardt von Drewensberg nicht ſelber die bit⸗ re Fronie darin, daß das Kind ſo harmlos 1 ſeinen Todfeind zum Wiederkommen ein ud? 15 0 5 „Sie haben mit heute Ihre Abſicht, mei⸗ dem Sohn ſein Recht zu rauben, deutlich ge⸗ geſprochen.— Ich wüßte keinen Grund 1 Beſuches.“ Das klang er⸗ Er hob raſch und energiſch den Kopf.„Ich will niemand ein Recht rauben. Ich bin ge⸗ kommen, es zu ſuchen. Leben Sie wohl, Frau 14771% Er ſtockte, es war ihm jetzt unmöglich, die ſteife Anrede zu brauchen, und ſeine Hand ſtreckte ſich ihr unwillkürlich entgegen. Aber ſie verbeugte ſich kalt und förmlich. N „Adieu, Herr von Drewensberg.“ „Und du kommſt bald wieder, Onkel? Und dit bringſt auch die Trauben mit? Eine blaue und eine weiße— eine ganz kleine bloß..“ Hein ſchlüpfte mit dem Onkel in den Kor⸗ ridor Die junge Frau hörte draußen ſein Plaubermäulchen luſtig weiter ſchwatzen und fiel ſie auf einmal wieder die marternde Angſt, ihr Kind könne ihr eines Tages verloren gehen. Hatte man nicht ſchon oft davon gehört, daß Familien die Kinder unliebſamer Verwandten an ſich gezogen, ſie ihren Eltern entfremdet — entwendet hatten, um ſie ganz in ihre Ge⸗ walt zu bekommen? Und war nicht Eberhardt von Drewens berg, der das Kind ſo lebhaft an den eigenen Vater erinnerte, auf dem beſten Wege, des Knaben Liebe zu erwerben? Wa⸗ rum ſollte man Heinz von Drewenbergs Sohn nicht in die ariſtokratiſche Familie aufnehmen, ſobald er ohne die obſkure Mutter, die Komö⸗ dientin mit der dunklen Vergangenheit kam. Wünſchen der Familie zu lenken und zum Verzicht auf das Majorat zu bewegen. dem Onkel freundlich antworten. Und da über⸗ Mau würde es ſchon verſtehen, ihn nach den würde ſich wehren wie eine Löwin, wenn man ihr mit Liſt oder Gewalt ihr Kind rauben wollte. Aber wie konnte ſie ſich dagegen ſchüt⸗ zen, wenn man es mit Liebe tat? Wenn man ganz leiſe, unmerklich eine Entfremdung zwi⸗ ſchen Mutter und Sohn herbeiführte und auch nährte? „Und für Mama bringſt du auch eine mit, und für Väterchen Harto, nicht wahr, Onkel?“ plauderte Heini draußen. Da hielt ſie ſich nicht länger, ſie ſtieß die Tür auf und erblickte den Knaben, wie er ſeine Arme zärtlich um den Hals des Onkels geſchlungen hielt, der e liebreich über ihn beugte. Jetzt neigte ſich Eberhard auf die Stirn des Kleinen und küßte ſie. „Heini!“ ſchrie ſie auf. Eberhard richtete ſich empor und beider Augen begegneten ſich, die ihren flammend vor Entrüſtung, die ſeinen ernſt, und weich, und traurig,—— to traurig, daß ſie erſchrak. Sie trat langſam in das Zimmer zurück, und er verließ das Haus 2. Kapitel. Aufregung hatte Anita gepackt und jagte ſie ruhelos in der Wohnung umher. Was ſollte darous werden? Vor ihr ſtand wieder lebendig das ganze Leid ihrer Ehe, das ſie jenen Leuten ver⸗ Die gequälte Frau ſtöhnte leiſe auf. Sie Wie ſollte das enden? Ein Fieber der dankte. Als Heinz die Eltern um ihren Segen zu ſeiner Verheiratung bat, hatten ſie ein un⸗ umwundenes„Nein“ geantwortet, und ſo ſehr der Sohn auch flehte, ein hartes, kaltes, durch nichts gemildertes„Nein“ blieb die einzige Antwort. Man ſchickte ihm alle Briefe uner⸗ öffnet zurück mit der Weiſung, das würde ſo lange geſchehen, bis er ohne die unwürdige Frau an ſeiner Seite zu den Eltern zurück⸗ kehrte. Trennung von ihr um jeden Preis, lautete thre Forderung.—— Da blieb ihnen nichts anderes übrig, als einander zu heira⸗ ten, auch ohne der Eltern Einwilligung. Aber Heinz hatte nicht aufgehört, auf eine Sinnes⸗ änderung ſeiner Angehörigen zu hoffen, und als die Geburt des Kindes in Ausſicht ſtand, ließ ſie ſich durch ihres Mannes Flehen er⸗ weichen, trotz der widerfahrenen Kränkung noch einmal ſelber an das Herz der Eltern zu po⸗ chen, ſtie zu bitten, doch wenigſtens erſt die verhaßte Schwiegertochter kennen zu lernen, ehe ſie ſie ganz verdammten. Dieſen Brief, den ſie in tauſend Qualen ihrem Stolz abge⸗ rungen halte, erhielt ſie uneröffnet zurück. Da⸗ mit war die Sache abgetan für immer, für ſie wie für ihren Mann. Denn wenn Heinz die eigenen Kränkungen auch vergeſſen konnte, das verzieh er ſeinen Eltern nicht, daß ſie die Mufter ſeines Kindes wie eine Ehrloſe be⸗ handelten. 16 1 Gortſetzung folgt.)