Viernheimer Zeitung Viernheimer Bürger⸗Zzeitung Viernheimer Volksblatt Geſchäfts⸗Anzeiger Erſte und älteſte Zeitung am Platze. Vereins⸗Anzeiger Sale 80h, Die 10 geſpaltene Peu⸗ eile 800.— Mk. für lokale und 400.— Mk Amtsblatt der Heſſ. Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim für auswärtige.— Die Reklame⸗Zelle Inſerate ſinden im„Viernheimer Anzeiger“ wirkſamſte Verbreitung. 1 dem rangſtuſenmäßigen Piepmatz mager ab- nt oder don einer. wiederherſzellung vo„. elohnt: er war und fühfte ſich als Rädchen die e, Hineingefetht: alle waven zuet Jahre ſpäter, im Jahre lors, bebt er che enen e von Schlage die Beamten don eiult ei e ae en deſſen reibüngsfreient, gewiſſenhaften Funk⸗ 1 Der Dierſtetd alt gear een Jahres 15 1 655 0 Andrang üonieren das Wohl des Ganzen abhing. Und ee 1500 ben Geltelhen und aden von dem ersten Nerigen das ging allem anderen vor. Treu, deutſch din der 5 5 N etteler, 1JJJJ%%%0%0%%%%// ᷣͤùἈu!t!T!TTT.TT. cherlich, von außen beſehen) aber auch ein ue VBelis der Familie“ viches geit ihnenus; tternodizen eingekleidet wurden, vier Theologie⸗ llein wenig rührend, ja tragiſch. Dann ka⸗ der eiſernen Vfticht. Und für Lockunge fedenten aus der Diözeſe Münster. Von da breitete nen Krieg und Umwälzung. Kam ein Drun⸗ es Feindes! Beförderung, Geld. Sicherhen, ſich der Orden in Preußen und Heſſen wieder aus. der und Drüber, das Sekretäre zu militäri⸗ ba zuur ein hößniſches Lachen, das on⸗ In allen Ländern, beſonders in Baden und ſchen Vorgeſetzteu Geheimer Räte machte, be⸗- nieſte gefeſſelt uud vit Kolbeuſtößen Württemberg, hielt man noch ein Menſchenalter ſehlsgewohnte Vorſteher zu ſtrammſtehenden 5 ße geſchleppt oder hei Nacht und No: lang die Tore verſchloſſen, bis ſie ſich in den neu⸗ Landſturmrekruten. Es kam die Berührung. der Heerftraße ausgeſetzt werden, ien gebildeten Volksſtaaten 5 ſelbſt öffneten. Nach die Vermiſchung mit Valkselementen von leich⸗ ces and ſorglich gehegten Hausrat ver: kaum zwanzigjähriger Ruhe mußten 1875 die Ka⸗ terer, weniger verautwortungsbewußter Le⸗ ieren, Mit ingrimmiger Bewunderung ehen puziner in Preußen von neuem zum Wanderſtabe ie n mußten. 17 6 0 0 5 1 1 Bwei Jahre ſpäter, im Jahre 1853»»Sport am Tivoli. Bei den letzten Spielen hat Sport⸗Verein d Reſul⸗ tate erzielt. Am Mittwoch S. V. 09— Erſatz⸗Liga Waldhof 3:3, am Samstag S. V. 00— Turn⸗Verein Lampertheim 5 21, am Sonntag S. B. 09— Erſatz⸗Liga Bür⸗ ſtadt 7:0. S. V. 09 1. Igd.— Lampert⸗ heim 1. Igd. 5: 1. 0 J. N. * Um die Kreismeiſterſchaft der A Klaſſe im Odenwaldkreis. ei den Schlußſpielen der 4 Gaumeiſter der A⸗Klaſſe im Odenwaldkreis am letzten Sonntag um die Kreismeiſterſchaft ging der Meiſter vom a Gau Bergſtraße„Olympia“⸗Lorſſch mit 10 Redaktion, Druck u. Verlag: Joh. Martin Punkten ungeſchlagen als Kreismeiſter hervor. 1 275 Viernheimer Nachrichten N Viernheimer Anzeiger“ erſcheint vöchenllich dreimal: Dienstags, Donners⸗ lags und Samstags. Der monatliche Bezugspreis beträgt 4000 Mk.— Durch die Poſt bezogen monatlich 5000.— Mk, 600.— Mk.— Vel öfteren 10000 0 Rabatt.— Beilagen: pro 100 1000.— Mk. Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 36 n.— bensauffaſſung, kam der Einblick in die Be⸗ amtenpſychologie anderer Länder, wo„ge⸗ ſchmiert“ wurde und fünf gerade war. Es kamen nach dem 9. November Angehörige freier Berufe in die Beamtenlaufbahn. Und es kam die Geldentmertung, der Zifferntaumel, die Spekulationswut, es wurden die„mündel⸗ ſicher“ angelegten Erſparniſſe oder Erbteile zu lächerlichen Bagatellen, indes am Neben⸗ pult ein Kollege mit ein paar Aktien Millio⸗ när wurde. Und: ganz oben war die Spitze abgebrochen; die weltenfern, aber doch uner⸗ ſchütterlich als Perſonifikation des friderizia⸗ niſchen„Dienſtes am Staate“ dem Bau Halt gegeben hatte. So ſchien der alte Beamte miniſzenz n. Da und dort noch in eee erbolten, aber vergrämt, berzwe nich und der Welt und deshalb unproduktiv in ſeinem zwangläufig fortgetrie⸗ benen Tun. Rinasum kam eine neue Gene⸗ alion hoch, die ihre Zeit nahm, wie ſie war; ſich organiſierte, eigene Intereſſen gegen den Stagt vertrat. Nebenintereſſen und Nebengee⸗ günen nachgisg, vielleicht die ſtrenge Necht⸗ t nut verlachte und ſah, wie jeder S ſten vorankam. Und“ das Pu hltttüm ſchimpfte und schrieb.„Offene Briefe“ an die Zeitungen, wenn einer mal dieſe Niederlaſſungen waren um die Wende des 18. „ nichts zugelernt.. ſcheint nicht zu and 19. Jahrhunderts dem Untergange geweiht. ßen, daß der Obrigkeitsſtaat aufgehört hat Die letzten Kapusinerklöſter hob Preußen noch im B. mal andere Luft um die Ohren wehen 5 5 1 8 f 1 9 1 in Bayern ſchon wieder freie Hand hatten. Abe“ Da, brachen die Franzoſen in das Ruhrge⸗ much in Preußen wurde man vorübergehend wiede edartiſch nach der Dienſtvorſchriſt verfuhr: Mſſen.. uw. uſw /.. biet ein. Jeder Deutſche tat dort ſeine Pflicht: Bergmann im düſteren Schacht, Werleiter im Nontor, Kauſmann im Laden— jeder! Aber tauſendfach tat ſie der Beamte, vom erſten Tae ab bis beute. Gebeimrat und Sekretär, ßen, beſſer geſagt, in Bayern ausnehmen, wurde wieder eröffnet im weſtfäliſchen Städtchen Werne im Jahre 1851, und har von Mitbrüdern aus Tirol und Holland. So das Itanzoſen und Belgier. Meir scheint, en ift an der Beit, daß auch wir es ſehen: wir ahn 10 e ene den, reu, deu unt weiß Gatti 0— penfions⸗ * * Vom Kapuzinerorden. In dieſen Tagen wurden es 70 Jahre, daß der Kapuzinerorden in Norddeutſchland wieder ein Noviziat eröffnen konte. Der heutigen Geno⸗ vation müſſen die Kloſtertürme des letzten Jahr⸗ hunderts vorkommen wie eine Tyrannei aus den Zeiten roheſter Barbarei. Das deutſche Volk be⸗ ging ein himmelſchreiendes Unrecht an feinen größten Wohltätern, die ihm chriſtliche Ziviliſation brachten und erhielten, an den Klöſtern. Der Kapuzinerorden, der erſt gegen Ende des 16. Jahr⸗ hunderts außerhalb Italiens Grenzen mit Kloſter⸗ gründungen begann, wurde im 17. Jahrhundert von faſt ſämtlichen katholiſchen Fürſten auf dem Gebiete des heutigen Deutſchland eingeführt. Rund 150 Kapuzinerklöſter wurden im 17. Jahrhundert in Deutſchland gegründet, davon über 60 mitten in den troſtloſen Zeiten des dreißigfährigen Krie⸗ zes, von 1618 bis 1648. Im 18. Jahrhundert kamen noch weitere 50 Klöſter hinzu. Und alle Fahre 1834 auf, während ſeit 1826 die Kapuziner duldſamer, wenn auch nicht aus Liebe zur katho⸗ liſchen Sache. Das erſte Kapuzinerkloſter in Preu⸗ Deutſchland, wenn wir kus die Leiden Zeit hinaus erſpart bleiben, damit ſie in gleicher greifen und in Holland, Bayern, Tirol, England und Amerika ihre Zuflucht nehmen, bis ſie 1887 ihre alten Klöſter wieder aufſuchen konnten. Heute zählt die rheiniſch⸗weſtfäliſche Kapuziner⸗ provinz 19 Niederlaſſungen mit 260 Mitgliedern. Bie, erſtreckt ſich über ganz Deußſchfand niit Aus⸗ nahme von Bayern, das ſeine eigene Provinz mit 26 Niederlaſſungen und 550 Mitgliedern hat. Lehr⸗ anſtalten für Knaben. die dem Orden beitreten wollen, hat die rheiniſch⸗weſtfäliſche Provins er⸗ richtet in Bocholt für Norddeutſchland, in Bens⸗ heim und Zell a. H. bei Offenburg für Süddeutſch⸗ land. Da jede Kapuzinerprovinz, die über genü⸗ gende Kräfte verfügt, eine äußere Miſſion über⸗ nehmen muß, ſo hat auch die rheiniſch⸗weſtfäliſche Provinz ihre Heidenmiſſion, und zwar in Kanſu, Nordchina. Der ganze Kapuzinerorden umfaßt zur Zeit 53 Provinzen und 879 Klöſter mit rund 10 000 Mitgliedern. 1115 Patres und Brüder, ſo daß auf jeden zehnten Kapuziner mindeſtens ein Miſſionar kommt. In der Heidenmiſſion wirken Hoffen wir, daß dieſen Söhnen des hl. Franzis⸗ des 19. Jahrhunderts auf lange Weiſe am Wiederaufbau von Land und Volk teil⸗ nehmen können, wie ſie dies jederzeit, beſonders im dreißigjährigen Kriege, getan haben! mlalratzen 989000 soht Prell ntseiong 520 Wenn- Schlafzimmer Huchen, EHnzelmöpel aller Art staunend billig Mobelhaus Huntermann, H 3,. Jede Uhr repariert in eigener Werkſtätte ſchnell, gut und billig L. Krug Lorſcherſtraße Der Meiſter vom Gau Mannheim„Vorwärts“ Mannheim, kam mit 7 Punkten an 2. Stelle. Den 3. Platz belegte der Meiſter vom Neckar⸗ Gau— Heidelberg⸗Kirchheim mit 6 Punkten. Der Meiſter vom Elſenz⸗Gau, Bammenthal brachte es nur auf 1 Punkt und mußte ſich mit dem letzten Platz begnügen. * Zu Gunſten der Freiw. Sanitäts⸗ Kolonne findet morgen Mittwoch Abend 6 Uhr auf dem Sportplatz hinterm Gaswerk ein Freundſchaftsſpiel zwiſchen„Amieitia 09“ und„Sport⸗Klub 12“ Mannheim ſtatt. 8 Weinheim, 23. Juni.(Schweine⸗ markt.) Zugeführt 393 Stück, verkauft 317 Stück. Milchſchweine wurden verkauft das Stück von 200000 bis 300000 Mark, Läufer das Stück von 350 000 bis 550 000 Mark. Amtlicher Teil. Betr.: Erhöhung der Gas⸗ Elektrizitäts⸗ und 3 Kokspreiſe. Die Gas⸗ und Glektrizitäts⸗Kommiſſion hat in ihrer Sitzung vom 25. Juni 1923 dle Preiſe für Gas, Koks und elektriſchen Strom wie folgt feſtgeſetzt: Koks ab 26. ds. Mts. auf 25000 Mk. pro Ztr. Nöten,, Ammoniakwaſſer ab 26. d. M. auf 2500 M. pro 100 Etter, Lichtſtrom ab 1. Juni l. J. auf 3000 Mk. pro Kwa. Kraftſtrom, 1. Juni J. auf 2800 Mk. pro Kwa. Gas ab 1. Juni l. Is. auf 1500 Mk. pro ebm Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Vergebung von Bauarbeiten. Für den Neubau einer Förſterwohnung in Hütten⸗ feld werden die Glaſer⸗, Schreiner⸗, Weißbinder⸗ und Schloſſerarbeiten zur öffentlichen Vergebung ausgeſchrieben. Bedingungen, Arbeitsbeſchreibungen und Zeichnungen liegen auf dem unterzeichneten Hochbauamt zur Einſicht offen und werden Angebots⸗Unterlagen zum Selbſtkoſten⸗ Angebote bis zum 30. Juni ds. preis abgegeben. Is., vormittags 10 Uhr einzureichen. Einige Pfund rd⸗ beeren abzugeben mit Vortrag. K. K. V. Donnerſtag ½/½9 Vereinsabend Weinh. Str. 15 Wohl⸗ abzuholen. ſagt die Exp. Zugelaufen ein Hund. Gegen Einrückungsgebühr N Wo? Fußball⸗Club Amicitia 09 Sportplatz hinterm Gaswerk. Mittwoch abend 8 Uhr Vorſtands⸗ 8 Sitzung i anſckließend Mitglieder⸗ nicht, er Turnerbund Viernheim. Wir bitten hiermit diejenigen Per⸗ Poder ſonſtige Geräte vom früheren 15 Turnverein im Beſitz haben, dieſe bis zum 30. d. Mts. bei Franz Lam⸗ * berth, Waſſerſtr. 15 abzugeben. Wenn folgt ſofortige Anzeige. Der Vorſtand. Verſammͤlg. im Lokal betreff Ausflug Heſſ. Hochbauamt Bensheim.. 1 Halls Vrennholzverſteigcrung Am Freitag, den 29. Juni 1923, vorm. 9 Ahr werden in Obere Wildbahn 14 am Bettelbuckel an der Kreuzung der Hemsbacher Straße mit Seeweg und Klippſteinſchneiſe öffentlich meiſtbietend verſteigert. Buthen, Scheiter: aus den Abtlg. Obere Wildbahn 21 rm. Eichen, Scheiter: aus den Abteil. Untere Wildbahn 16, 11, 13, Obere Wildbahn 26, 22, 23, 24. 359 rm. Buchen Kuüppel aus den Abteilg. Untere Wildbahn 16, 18 rm. Eichen Knüppel aus den Abtlg. Untere Wildbahn 11, 13, 77 rm. Buchen Aſt⸗ reiſig aus den Abtlg. Obere Wildbahn 18, 50 Wellen. Eichen Aſtreiſig aus den Abtlg. Untere Wildbahn 11, 13, 16, Obere Wildbahn 20, 13, 18, 15, 2520 25, 28, 18, 15, 17, 26, 22, 24. Obere Wildbahn 25, 26, 22, 23, 24. Obere Wildbahn 26, 23, 24. (ev. Geſchäftshaus) oder Wirtſchaft zu kaufen geſucht Off. u. B 5725 an D. Frenz G. m. b. H. Maunheim. kaufen Mannheim. 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Juni 1923. 0 eee 740 Werförſterei Lampertheim. Sportwagen, Wee Leiter⸗ und Kaſtenwagen wernheim! eingetroffen. I Joe 8 ö eee eee UND ARMEE INN 4 Nach Nor-, 2ER- U s. Manske AMA TIN nenn und der 5 Strasse 18 mit Torpedofreil. ferner Grammophon Stück 1000 Mark Bruchhering marinierte Stücke ee e Uruskarheften jeglicher Art Für Gewerbe, Handel und Behörden in sauberer, ge- schmaskveler Ausführung liefert in kur- 20 Zeit u. 2 müss ig. Preis. Buchdruckerei Joh. Martin Verlag des Viernheimer Anzeiger. — m 1 Kinderl. Ehepaar Maſchinenfaden und Handfaden ſowie Leinenſtern eingetroffen. Haarband noch ohne Preis- aufſchlag. J. K. Kempf Ww. eee Tagen Perlen, Schmuck ſachen, Brenn⸗ ſtifte, Zahnge⸗ biſſe, Uhren und fandſcheine über beſtehend aus zwei Zimmer u. Küche per ſofort. Näheres zu erfahren in der Exped. d. Bl. 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Nicht ſo ſehr die Markentwertung, als die fortdauernde Markſtürzung, die bei⸗ ſpielloſe Valutanot mit ihren gewaltigen Schwankungen ſind die Urſachen all der Schwierigkeiten, denen wir uns jetzt gegenüber geſtellt ſehen, und in dieſen Erſcheinungen lie⸗ gen auch die Wurzeln für gefährliche ſoziale und ßpolitiſche Entwicklungsmöglichkeiten. Eine Dispoſition über geſchäftliche und wirt⸗ ſchaftliche Dinge iſt weder dem Arbeitgeber noch dem Arbeitnehmer noch allen Geſchäfts⸗ leuten möglich. Irgend einen ſicheren Wert⸗ und Berechnungsmaßſtab beſitzt man nicht mehr. Die Kaufkraft des Geldes wechſelt von Tag zu Tag, ja von Stunde zu Stunde, und ein Dollarſtand bis 170 000, wie wir ihn jetzt gehabt haben mit einer mehr als 4000⸗ fachen Verſchlechterung zu der Mark von ehe⸗ dem zeigt nichts anderes, als die völlige Wert⸗ loſigkeit der gegenwärtigen Geldzeichen an. Darum trennt ſich auch ein jeder von dem Papiergeld von heute, die Flucht vor der Mark hat nicht nur diejenigen Kreiſe ergrif⸗ fen, die noch, die Möglichkeit haben, dieſes Papier in Effekten, Deviſen, Waren, Möbel, Geſchirr, und dergl. anzulegen, auch die gro— ßen Maſſen der handarbeitenden Bevölkerung wendet ſich mehr und mehr dem Naturalien⸗ Austauſch zu. Die Unſicherheit in allem, was man heute wirtſchaftlich unternimmt, und die gerade die Hausfrau förmlich zermürbende Ungewißheit der Preisgeſtaltung der wichtig⸗ ſten, zum Tagesbedarf gehörenden Lebens— mittel laſſen ganz verſtändlicherweiſe die For— derung immer dringender werden, auch für das Arbeitseinkommen, alſo für Löhne und Gehälter, Wertbeſtändigkeitsfaktoren einzu— ſchalten. Es iſt nur die Frage, ob Gold oder wertbeſtändige Löhne. Das ſind zwei ſehr unterſchiedliche Dinge. Goldlöhne würden bedeuten, daß vor ihrer Einführung alle Einkommens⸗, aber naturgemäß auch alle Preisverhältniſſe ſich nach der Außengeltung der deutſchen, alſo nach dem Dollarſtande rich— ten. Wir würden zu unerträglichen Verhält⸗ niſſen kommen ſchon um ſoviel, weil dann die Geſtaltung von Löhnen und Einkommen, überhaupt allen Zufälligkeiten und auch Ma⸗ chenſchaften der Spekulation überantwortet wäre. Was wir aber brauchen, ſind wertbe⸗ ſtändige Löhne. Dazu iſt es notwendig, daß wir wirtſchaftlich im Innern zuvor ins Reine kommen, und durch einen beſonderen, jeweils raſch und einfach zu errechnenden Inlands⸗ index, den notwendigen Maßſtab für dieſe Lohngeſtaltung erhalten. Das iſt die Forde⸗ rung des Tages. Aber auch darüber muß man ſich klar ſein, daß ein ſolcher wertbeſtän⸗ diger Lohn nur ein Uebergangsſtadium cha⸗ rakteriſieren könnte, bis zu dem Punkte, da die Stabiliſierung der Währung die Frage der Wertbeſtändigkeit ohnehin löſt. Alles, was jetzt getan werden kann, iſt alſo nur eine Zwiſchenlöſung, und kann nur auf die Zah⸗ lung einer Zwiſchenwährung hinauslaufen. ** 9 Ein neuer verbeſſerter Lebenshaltungsindex. Die Frage der wertbeſtändigen Entlöhnung. Berlin, 25. Juni. Die Beſprechungen zwi⸗ ſchen den Arbeitgebern und den Ar⸗ beitnehmern über die Frage des wert⸗ beſtändigen Lohnes führten inſofern zu einem rgebnis, als die Schaffung eines Engliſcher Beſuch im Ruhrgebiet. Zur Konltole der Irunzoſen? Ein engliſcher Oberſt mit Adjutant auf An⸗ weiſung Baldwins. Eſſen, 25. Juni. Am Samstag erſchienen bei der Eſſener Stadtverwaltung ein engliſcher Oberſt, der von einem Oberleutnant als Adjutanten begleitet war. Die Herren gaben an, daß ſie imamtlichen Auftrage nach Eſſen gekommen ſeien, um ſich über den Stand der Lebensmittelverſor⸗ gung des Ruhrgebietes zu informieren. Sie wurden hierauf zum Leiter des Ernäh⸗ rungsdezernats der Stadt Eſſen, Beiggordne⸗ ter Dr. Krolik, geführt, dem ſie ein Sehreiben des engliſchen Oberkommiſſars bei der Rhein⸗ landkommiſſion vorlegten, nach dem auf Wei⸗ ſung des britiſchen Premierminiſters Bald⸗ win beide Herren zu einer Informationsveiſe über die Lebensmittellage im Ruhrgebiet er⸗ mächtigt ſeien. Beigeordneter Dr. Krolik gab ihnen hier⸗ auf die gewünſchten Aufſchlüſſe an Hand amt⸗ licher Unterlagen. Die beiden Herren dank⸗ ten für die Erklärungen und verſicherten, daß die Darlegungen auf ſie einen tiefen Ein⸗ druck gemacht hätten und daß ſie für Weiter⸗ leitung an die engliſche Stelle ſorgen würden. Hierauf begaben ſich die beiden Herren zur Firma Krupp und ließen ſich Aufſchlüſſe über die wirtſchaftliche Lage und über die Arbeits⸗ verhältniſſe bei Krupp geben. 2 r Die Beſlien! Eine Statiſtik des Schreckens. Seit Beginn der militäriſchen Invaſion an der Ruhr ſind durch Angehörige der Beſatzungs⸗ mächte 64 Deutſche getötet, darunter nicht wenige nach vorausgegangener ſchwerer Folter, außerdem eine Reihe von Kindern. 52 000 freie Reichsangehörige, Beamte, Arbei⸗ geber und Arbeitnehmer, Private aller Berufe, Kinder in den erſten Lebenstagen, Greiſe und Greiſinnen über 80 Jahre haben ſeit dem 11. Januar 1923 Haus und Heimat verlaſſen müſ⸗ ſen. 707 Jahre Freiheitsſtrafen wurden verhängt, davon allein 486 Jahre über öffent⸗ liche Beamte und Angeſtellte. Hunderte von Deutſchen ſchmachten in Gefäugniſſen und Zuchthäuſern oft unter entwürdigendſten Ver⸗ hältniſſen. Ueber 2500 Zeitungsverbote, teils für Dauer, teils für vorübergehende Zeit, ſind ergangen; die noch erſcheinenden Zeitungen unterſtehen Kontrollmaßnahmen, die jede freie Meinungsäußerung ausſchließen. Nach amt⸗ lichen Feſtſtellungen(Dentſchrift des Reichs⸗ miniſters Oeſer) war die Zahl der Sittlichkeits⸗ verbrechen, die ſich Angehörige der Beſatzungs⸗ truppen am Rhein und an der Ruhr ſchuldig gemacht haben, bereits im April d. J. auf 170 angewachſen. Welch eine Fülle von Schmerz, Leiden, Scham und Kummer umfaßt dieſe kurze Ueberſicht! „Kommandant Roſe in Händen belgiſcher Mordbuben. Berlin, 25. Juni. Das deutſche Rote Kreuz hat von ſeinem Delegierten nachſtehenden te⸗ legrapaſchen Bericht erhalten: ö „In meiner Gegenwart lieferten Belgier in das Gefängnis in Sterkrade den furchtbar mißhandelten und geſeſſelten Korvettenkapitän Hans Roſe aus Eſſen mit ſchweren Kopfwun⸗ den ein. Ich habe einen Arzt und Anwälte beſtellt. An dem Aufkommen des Kapitäns wird gezweifelt. Die neuen belgiſchen Maß nahmen gefährden aufs äußerſte die Lage der in der belgiſchen Zone wohnenden Deutſchen.“ neuen verbeſſerten Lebenshaltungsindex von allen beteiligten Kreiſen als notwendig er⸗ kannt wurde. Ueber die Frage, ob künftig eine automatiſche Anpaſſung der Löhne und Gehälter an den neuen Index erfolgen ſoll, iſt bisher noch keine Entſcheidung getroffen worden. Die Unternehmer ſprachen die Be⸗ Das vorſtehende Telegramm iſt ſofort an das Internationale Rote Kreuz⸗Komitee in Genf weitergegeben worden mit dem Zuſatz: „Das Deutſche Rote Kreuz erhebt ſchärfſten Prote'! gegen dieſe unmenſchlichen Brutali⸗ täten und erbittet ſofortiges Eingreifen.“ Ka⸗ pitän Roſe war einer unſerer hervorragend⸗ ſten U-Bootführer. Beſonderes Aufſehen er⸗ regte ſeine Leiſtung im Oktober 1916. mals war in Newyork ſein Uboot eingelaufen. Schon nach zweiſtündigem Aufenthalt lief es wieder aus, ohne Brennſtoff und anderes Ma⸗ terial ergänzt zu haben, und kam glücklich zu⸗ rück. a Maſſenausweiſungen aus Pirmaſens. Pirmaſens, 25. Juni. Im Laufe des geſt⸗ rigen Sonntags erhielten 25 Perſonen aller Stände und Berufe Ausweiſungsbefehle, die ſich auch auf ihre Familien erſtrecken. Der Grund der Ausweiſungen iſt unbekannt. Die Ausgewieſenen ſind heute früh auf drei Auto⸗ mobilen unter ſpontanen Kundgebungen der Bevölkerung abtransportiert worden. Abermals ein Bankraub. Aus dem Ruhrbezirk, 25. Juni. heim beſetzten die Franzoſen und beſchlagnahmten die dort Banknoten im Geſamtbetrage von ſchötzungs⸗ weiſe 4 bis 8 Milliarden. n In Neul vorhandenen Zum Fall Goerges. Barmen, 23. Juni. Der Regierungsprä⸗ 5rützner, hat an den engliſchen Köln ein Schreiben gerichtet, in dem er der engliſchen Regierung anheimgibt, im letzten Augenblick in Anſehung des Gutes„menſchlicher Geſinnung und 21 7 herzigkeit und des Vernunftgebots politiſcher 5 Bar zur Erhaltung des bedrohten Lebens des zum Tode verurteilten Landwirtſchaftslehrers Goerges zu gehen. Es heißt dann: Die Vollſtreckung des neuerlichen Todesur⸗ teils würde die Beginn der Ruhraktion bis zum heutigen Tag, allerdi Aufrech als die ltung „ gezeigt hat, derart ſchweren Belaſtung unterwerſe das von Ihrer Regierung angeſtrebte vernunftgemäße Ziel eines endgültigen wah⸗ ren Weltfriedens nach einer jahrelangen Pein aller Kulturvölker hinausgeſchober ird wurde. 1 05 eit, daß weit 8 Vorriicke Juni. geſtern erneut pon den Franzoſen be wi den. Zwei Kompagnien Jäger haben die Zollgebäude am Bahnhof bezogen Runkel, an der Bahn nach Wetzlar liegend, erhielt ein franzöſiſches Quartierkommando. Eſſen, 25. Juni. Am Samstag nachmit⸗ tag beſetzten die Franzoſe, das Phönixwerk in Hörde. Die Arbeiter ußten die Werk⸗ ſtätten verlaſſen. Gegen end räumten die Franzoſen unter Hinterlaſſung von Tor⸗ wachen das Werk und übernachteten in einem Schulgebäude in Hörde. Sonntag früh zogen die Truppen erneut nach dem Phönixwerk, wo Ingenieure die Lagerbeſtände aufnahmen. Augenblicklich halten die Truppen das Werk noch beſetzt. ee eee ee eee fürchtung aus, nen Indexlöhne preisſteigend wirken werde. Sollte eine Einigung innerhalb der Zentral⸗ arbeitsgemeinſchaft über die Frage unmöglich ſein, ſo wird der Reichsarbeitsminiſter ent⸗ Da⸗ die Reichsbank]Erei Wege zur Rektung aus der Not? g (Finanzielle Wochenſchau.) Die Börſenlage der verfloſſenen Woche.— Die neue„Stützungsaktion“ für die totkranke Papier⸗ mark.— Die Regierung läutet ſchon zuvor die große Glocke— ein willkommenes Signal für die „Eingeweihten“.— Bedenken und Zweifel an der Durchſchlagskraft der neuen Maßnahmen.— Und das liebe Ausland?— Der„Lohn“ der Anſtändig keit: Die Lumpen im Vorteil!— Einige Erkennt⸗ niſſe und Ratſchläge.— Dr. M. 5 Mit einem Dollarſtande von über 150000 ſetzte die Börſe zu Beginn der abgelau⸗ f Woche ein u. gab damit für den erſten Bör⸗ ſentag das Signal zu einer neuen Auſwärtsbewe⸗ gung der Aktienkurſe, die durch Käufe des Aus⸗ landes, insbeſondere in Werten der weſtlichen Schwerinduſtrie, auf die man es neben chemiſchen Werten in erſter Linie wieder abgeſehen hatte, führ⸗ ten. So erreichten beiſpielsweiſe Harpener einen Kurs von 2 Millionen Prozent Die Zprozentige Reichs ihe ſtieg in Berlin, ebenfalls mit unter dem Einfluß von Auslandskäufen, faſt auf das Doppelte ihres vorherigen Standes und erreichte 38000 Prozent, was die deutſchen Inhaber dieſer Papiere zum Feſthalten bewegen ſollte. Die vom Reichskanzler mit den Vertretern der Bankwelt eingeleiteten Verhandlungen zwecks Beſ⸗ ſerung der Mark, von denen man ſogar berichtete, daß ſie ein Grund zu einer Beſſerung des New⸗ vorker Markkurſes geweſen ſein ſollen, drückten licht nur am Mittwoch außerordentlich ſtark auf ſe, ſondern waren das weſentlichſte in ſei⸗ irkungen noch nicht abſehbare finanzielle gnis der Woche(ſ. unten!). Das Publikum, das ſich in den letzten Wochen heftig an die Börſe ezirksdelegierten in]! gemeinſamenſu Zweckmäßigkeit“ jeden, aber auch jeden Weg niedri ſtändigungsbereitſchaft, B die das deutſche Volk an Ruhr und Rhein ſeit dings jetzt und auch künftig unter de des paſſiven Widerſtands dae ſeines] Mi einer ſſich edle und r herangedrängt hatte, um ſich gegen die Markent⸗ wertung zu ſchützen, neigte jetzt zu Abgaben, was zweifellos Banken und neu hinzugekommenen Käufern ſowie dem Auslande und allen jenen, die die Sachlage richtig beurteilen, willkommene Gele⸗ genheit gab, ſich noch verhältnismäßig günſtig ein⸗ zudecken. Die Rückgänge des herausgekommenen Materials erreichten bis zu 50 000 und ſogar 100 000 Prozent und vereinzelt mehr und berühr⸗ ten alle M g i er Börſe auch das er weiteren deutſcher »k, was ebenfall rs Für Deviſen und Noten erg ſtarke Beunruhigung aus der geplanten gro⸗ 1 ie Mark zu ſtützen. Der auf den igen Newyorker Kurs mit etwas itil zende Dollar bewegte ſich im weit on Verlauf der Börſe unter Schwankungen 5 1 1 4 an ts und kam bis auf 130 000, um ſchließlie 1 00 zu enden. Bezeichnend war, daß ts der bevorſtehenden„Stützungsaktion“ die der allgemeinen S iche der idendenwerte unberührt blieben und! igerungen erzielen konnten. Am nerstag ſtanden die Beſprechungen ig und der Reichsbank mit den ikunternehmungen und ſonſtigen en im Mittelpunkt des Intereſſes. der Prozentſatz von Deutſchen, die e um Dollar- und Deviſenkurſe ele wußten überhaupt, daß De⸗ f ausländiſche Plätze und auf aus⸗ en? Und heute? Iſt es nicht ein Zeugnis höchſter wirtſchaftlicher Spannkraft des deutſchen Volkes, wenn es, um ſeine vom Untergang bedrohte wirtſchaftliche Exi— ſtenz zu ſichern, Werte des Auslands zu erwerben iſchen unter dem Drucke des h mehr und mehr verſagen? in ſolches Streben ſchel⸗ un heute mit aller Si⸗ cherheit ermeſſen, ob die Einſtel⸗ lung von Regierung und Reichsba nk in dieſen Fragen die richtige iſt oder nicht? Die nächſte Zukunft wird es erweiſen! Eines kann man aber heute ſchon ſagen: Eines iſt aber immer noch ſchön bei uns in Deutſchland: wenn Regierung und Reichsbank etwas vorhaben, was die Regelung des Wirtſchaftsverkehrs und die Börſe betrifft, dann hängen ſie es rechtzeitig vor⸗ her an die große Glocke, damit es diejenigen, die es angeht, auch noch recht ſchön ausnützen können. Merkt denn die Reichsbank die ſofortige gegenteilige Wirkung einer ſolchen Oeffentlichkeit nicht? Da die Reichsbank es abgelehnt hat, die Deviſenzentrale auf ſich ſelbſt zu übernehmen, iſt ſie natürlich gezwungen, ſich privatwirtſchaftlicher Bankkreiſe zu bedienen. Darf man ohne weiteres unterſtellen, daß dieſe Bank⸗ kreiſe die Sache anders als unter dem berufs⸗ mäßigen geſchäftlichen Geſichtspunkt, den wir an ihnen gewöhnt ſind und den wir ihnen deshalb auch gar nicht übel nehmen können, betrachten Daß die neue Stützungsaktion der Mark außer Berlin alles übrige zur„Provinz“ gemacht hat, hat zweifellos der ganzen Sache der Berliner De⸗ viſenzentrale den Charakter einer im Geiſte gewalt⸗ 10105 zentraler Kriegswirtſchaft getroffenen Monopolmaßnahme gegeben, die letzten Endes zugunſten der großlapitaliſtiſchen cher m ausgehen muß gleichgültig ob ſie glückt ober miß⸗ ſcheiden. glückt. Die Abb ngigmachung des künftigen Er⸗ e werbs ausländiſcher Zahlungsmittel von einer viel, ieicht etwas verſchärften Handelskammerbeſcheini⸗ gung hat 1615 bisher keine Freunde gebot enn man nur die Handelskammmerbeſcheinigung gehabt hat konnte man Deviſen kaufen, ſoviel man te, und man erzählt z. B. von Zigarren⸗ fabriken, die in der geſchäftsſtillen Zeit ſtatt des ſtilliegenden Fabrikations⸗ das Deviſengeſchäft betrieben haben ſollen; Jedenfalls war die Handelskammererlaubnis, wie die Finanzämter überall zugeben müſſen, keinerlei Damm, um den Deviſenverkehr in geregelte Bah⸗ nen zu bringen. Leuten, die einen früher ſchon ge⸗ pflegten Verkehr mit dem Auslande nicht nachwei⸗ en konnten, war jene Möglichkeit zu unmittel⸗ 0 barem Deviſenerwerb abgeſchnitten, obwohl doch 95 10 der Krieg eine Unzahl von e e en ö t neu geſchaffen hat, die jetzt ſelbſtändig müſſen, während ſie vorher Beamte, Offiziere waren. Dieſe haben doch auch ein zu leben und wenn ſchon 1 1 0 vor dem Krieg mit dem Ausland verkehrt ſind, die Möglichkeit offen ſtand, unter dem Deckmantel ihres Geſchäftes praktiſch Deviſenſpeku⸗ lation zu treiben, warum ſoll gerade 0 Leuten, die es viel nötiger haben, eine Möglichkeit dazu abgeſchnitten ſein? Dabei ſteht doch feſt, daß heute jede Spekulation, die mit eigenen Mitteln getrieben wird, nichts weiter iſt als ein ſtets nur teilweiſe wirkſamer Kampf um die Erhaltung der Sachwerte. Weil eben für viele Leute, die über keine gusreichenden Beträge verfügten, um Aktien zu erwerben, die Notwendigkeit beſtand, ſich vor der Geldentwertung zu ſchützen, hat das Deviſen⸗ verkehrsverbot ſchon in ſeiner bish. Form zu einem unerlaubten Zwiſchenbetrieb geführt, der ſo weit eingeriſſen iſt, daß ſelbſt Sachverſtändige geben mußten, daß er für unſere Verhältniſſ:) das Normale ſei! Das Verbot konnte alſo doch nur dadurch durchbrochen werden, daß diejenigen, denen der Deviſenverkehr erlaubt war, ihre Werte an die, denen er nicht erlaubt war, in einem wilden aber ane Handel weiterveräußerten. Nur durch die größeren Wechſelabſchnitte auf das Aus⸗ land iſt wahrſcheinlich das Banknotenmaterial aus dieſem, das der Kleinverkehr braucht, in genügen⸗ der Menge ins Inland gekommen. Es will ſchon etwas heißen, daß man ſich nach dem bisherigen Mißerfolg in der Regelung des Deviſenverkehrs jetzt noch viel ſchärfer daran ge⸗ wagt hat, das Problem zu löſen. Wie das Publi⸗ kum die Sache anſieht, d. h. daß es in Deutſchland ſehr viele Menſchen gibt, welche der Anſicht ſind, daß bei der Aktion vor allen Dingen für die Ban⸗ ken etwas herauskommt, zeigte die Börſe bereits am Freitag in der Bewertung der Bank⸗ aktien; ſie ſtiegen infolge dieſer Bewertung erheblich im Kurſe. Daß man in Verbindung mit der vollzogenen Zentraliſation des Deviſenverkehrs in Berlin eine neue Dollarſchatzan⸗ leihe auflegen will, iſt bekannt geworden. Von der wirkſamſten Maßnahme zur Beſſerung unſerer Mark, die auf geradem Wege zum Ziele führen müßte, von der Stillegung der Notenpreſſe, ſpricht jedoch kein Menſch. Wenn wir aus ſtärkeren Grün⸗ den anderer Art die Stillegung der Notenpreſſe nicht durchführen können, wegen des. Elends der: Ruhrbeſetzung, die andauernd die größten Mittel verſchlingt, ſo hat doch eine weit ſchwächere Maß⸗ nahme doch wenig Wahrſcheinlichkeit für einen großen Erfolg. Dieſes Ergebnis der Deviſenzen⸗ trale kann aber auch dadurch kaum geſteigert wer⸗ den, daß eine neue Dollarſchatzar eihe aufgelegt wird. Geht dieſe an die Käufer„eraus, ſo wan⸗ dert dafür Papiergeld nach Berlin zur Reichs⸗ bank, wo es ſo ſchon zuviel vorhanden iſt und wo immer neues dazu gedruckt wird. Iſt dann die Reichsbank nicht gezwungen, ſich ihres Ueberfluſſes durch Deviſenkauf wieder zu entledigen, dann taucht aber die Mark in verſtärktem Maße dafür wieder im Verkehr auf und ihr Wert wird durch dieſe Flut erneut und ebenſo unbarmherzig ge⸗ drückt, als wenn die von uns ſtammenden Milliar⸗ den der Franzoſen und die übrigen in den Händen des Auslandes befindlichen Markbeträge an die Börſen geworfen werden. Wir haben den Weg des ſchrankenloſen Papiergeldneudrucks beſchritten und haben ihn noch nicht verlaſſen und Lürfen jetzt nicht ſo tun, als ob es gar nicht ſo wäre und als ob die Mark nicht zurückgehen könnte. Wer erin⸗ vert ſich nicht der letzten Stützungsaktion der Reichebank, als der Dollar noch auf 20 000 ſtand? »Wie aber will man, wenn man ſchon glaubt, den inländiſchen Verkehr durch Monopolgewalt meiſtern zu köunen, aber mit Hilfe dieſer Deviſenzentrale des ausländiſchen Verkehrs in unſerer Mark Herr werden? Genügt hier auch ein einfaches kriegs⸗ äßiges Machtwort, das man im Mirtſchaftslehen ach Möglichkeit vermeiden ſoll? Können wir die arknotierungen in Newyork entſcheidend und auernd beeinfluſſen, können wir den Kurs des Dollars und der übrigen fremden Währungsein⸗ heiten bei uns unabbänaia von den Notierungen pon Newyork und den ärzten Auslundsgorſen geſtalten? Können wir in Newyork did Inte vention an der Börſe mit ausreichenden Mitten durchführen, daß wir Newyork den Markkurs pari⸗ ſtätiſch mit, unſerem Berliner Kurfe diktieren kön Kürſe nach Angebot und Nachfrage regulieren, wenn wir nicht ſelbſt in genügender Stärke dort 195 die Mar als Käufer auftreten können. Ein olches Auftreten wäre uns aber heute nur mög lich, wenn wir ſagen könnten, daß wir heute über 105 aktive Zahlungsbilanz, oder genauer geſagt, über eine Zahlungsbilanz verfügen könnten, deren Paſſivität ſich wenigſtens von heute ab nicht mehr verſchlechtern würde. Dann würde die Sache der Deviſenzentrale und der Einheitsnotierung; in Berlin dem Auslande gegenüber gut ausſehen und vertretbar ſein. Imp Inlande würde aber die Neuregelung auch dann noch die allergrößten Be⸗ denken und Schwierigkeiten haben. Die anerkann ten Käufer von Deviſen werden ihren Bedarf jetz bei der Zentrale in Berlin aufgeben müſſen, gerad aber jene Kreiſe, welche bisher ſchon Deviſen' mi! Hilfe von fremden Mitteln in ſpekulativer Abſich gekauft haben. werden aus Sorge, bei der zweß fellos durch die Zentrale betätigten Rationierung 10 kurz zu kommen, ein Mehrfaches ihres tatſäch⸗ ichen Bedarfes anmelden. um das zu bekommen was ſie wollen. Die Folge dabon wird ſein, daf bei der Zentrale ein viel zu großer Geſamtbedarſ eingeht, daß der Anſtändige wie immer zu kurz kommt und daß ein ganz falſches Bild bom wirkl. Bedarf entſteht, der niemals feſtſtellbar ſein wird. Ob gegenüber ſolchen Schwierigkeiten die Deyiſen⸗ zentrale auch nur über die Anfangszeit ihrer Wirk⸗ ſamkeit hinwegkommen wird können, muß der Er⸗ folgt zeigen, der Verſuch iſt nun, n. zw. zum zmei⸗ tenmale und mit ſchärfſten Mitteln gewagt. Die Verantwortung hat die Reichsbank. Wenn er noch⸗ mals mißlingen ſollte, iſt es. auch hinſichtlich des Anſehens der Reichsbank und der Regierung, viel ſchlimmer, als wenn er nicht unternommen würde. Daß eine Gefahr des Mißlingens auch heute wieder beſteht, wird kein Einſichtiger leugnen wollen. Im Falle eines Mißerfolges werden im Augenblicke der Wiedereinſtellung des zentralen Verkehrs die⸗ jenigen Inſtitute den größten Teil der Deviſen in der Hand haben, die jetzt mit der Durchfſihrung der Zentrale betraut ſind. Das heutige Monopol wäre ohne Nutzen geweſen, ja die vom Deviſenver⸗ kehr inzwiſchen ausgeſchloſſen geweſenen ſchwäche⸗ ren Kreiſe wären dadurch unzweideutig geſchädigt, da ſie dann erſt wieder zu geſtiegenen Preiſen ein⸗ kaufen könnten.. Die Stärke oder Schwäche unſeres wirtſchaftlichen Lebens gegenüber dem Auslande, alſo die Aner⸗ kennung des Wertes unſerer Mark, hängt nicht von banktechniſchen Manipulationen, auch nicht von großen Banktransaktionen ab, dieſe können viel⸗ leicht einmal vorübergehende Erleichterungen ver⸗ ſchaffen. Dauernd verbeſſert oder verſchlech'ert können dieſe Verhältniſſe nur durch die Ein⸗ und Ausfuhr, durch Produktion und Abſatz der Indu⸗ ſtrie und des Gewerbes werden, die Deoiſen ſchaf⸗ fen, wenn ſie an das Ausland liefern. Deshalb erſcheint es wohl faſſch, die Hoffnungen auf eine dauernde Beſſerung unſerer wirtſchaftlichen Lage an Regierungs⸗ und Bankmaßnahmen zu knüpfen. Ratſchläge für die nächſte Zeit: Gute Aktien be⸗ halten, insbeſondere auch Großchankaktien. Wer über genügende Barmittel verfügt, kann letztere heute wohl unbedenklich kaufen(In der Folgezeit ſollen hier regelmäßig ohne Verbindlichkeit kurze Winke gegeben werden.) f f Aus dem Reich sschulansſchüß! Aus dem Reichstage ſchreibt man un: Im Reichsſchulausſchuß iſt es jetzt an der Tagesordnung, zur Feſtlegung eines Satzes ſtundenlange Debatten zu führen. Bei den derzeitigen Verhandlungen ſteht ja auch die Bekenntnisſchule zur Diskuſſion. 7 Nachſtehender Satz aus einem Antrag der bürgerlichen Arbeitsgemeinſchaft war heute Streitobjekt:„In den örtlichen Schulverwal⸗ tungen(Schuldeputationen, Schulpflegſchaf⸗ ten, Schulvorſtänden) haben Vertreter der Religionsgeſellſchaften, für die innerhalb der Gemeinden Bekenntnisſchulen beſtehen, Sitz und Stimme. Die Sozialdemokraten verlangten zunächſt von der Regierung Aufſchluß über die Ver⸗ hältleiſſe bezüglich der Schulverwaltungen in den einzelnen Ländern. Die Regierung er⸗ nen, oder wird ſich New was das n= lichſte ift, nicht um Ibn dene e die n klärte, zu ſolchen Aufſchlüſſen nicht in der Lage zu ſein. dem Vertreter der Vereinigten Sozialdemo⸗ kraten, Dr. Löwenſtein, vorbehalten, eine um kange Verzögerungsrede über dieſes Kapitel zu halten, worin er u. a. die Beſtellung eines Pfarrers als Vertreter einer Religionsgeſell⸗ ſchaft in der Schuldeputation oder Schulpfleg⸗ ſchaft als Unſinn bezeichnete; denn Ver⸗ kreter einer Religionsgeſellſchaft könnten auch Laien ſein. Er war ſich dabei nicht bewußt, daß auch ſein Parteigenoſſe Hoffmann(Kai⸗ ſerslautern) als ehemaliger bayeriſcher Kul⸗ tusminiſter in ſeiner Verordnung vom 28. Auguſt 1919 über Schulpflege(Paragraph 5, Abſatz 2) den Pfarrer als Vertreter des Be⸗ „ in die Schulpflegſchaft eintreten ieß.. f Wie aber die bayriſche Schulgeſetzgebung Dr. Löwenſtein auf die Nerven geht, bewies ſein Ftoßſeufzer:„Mit Schaudern haben wir, es erlebt, daß Bayern in der Schulfrage im⸗ mer wieder Einſpruch erhebt und Schwierig⸗ keiten macht!“ Ein Vertreter der ſächſiſchen Regierung ſchloß ſich den Ausführungen des Herrn Dr. Löwenſtein durchaus an; darüber, war niemand erſtaunt. Abg. Marx(3tr.) bezeichnete die Rede Löwenſteins als ein Maſchinengewehrfeuer, mit vielen Blindgängern. Löwenſtein müſſe die Meiſterſchaft zugeſprochen werden, Schwie⸗ rigkeiten herausſchälen zu können, wo ſolche bisher nicht vorhanden waren. In ſeinen weiteren Ausführungen ſtellte er die diesbe⸗ züglichen Verhältniſſe an der preußiſchen Schulgeſetzgebung feſt. Abg. Weiß(Dem.) — offenbar von den ſozialdemokratiſchen Aus⸗ führungen ſtark beeinflußt— erklärte, daß die Schuldeputationen in Preußen und die Schulpflegſchaften in Bayern bezüglich der Kompetenz nicht auf eine Linie geſtellt werden könnten. Es müſſe alſo für den umſtrittenen Satz des bürgerlichen Kompromiſſes(das auch von ſeinem Fraktionskollegen Dr. Külz un⸗ terzeichnet iſth eine neue Faſſung gefunden werden. Die demokratiſchen Vertreter wür⸗ den ſich bei der Abſtimmung über den jetzigen Wortlaut enthalten. Ein Antrag Dr. Löwen⸗ ſtein auf Vertagung und Heranziehung der Ländervertreter zum Aufſchluß über die Schulverwaltungsverhältniſſe der Einzelländer wurde abgelehnt. Staatsſekretär Schulz ver⸗ ſicherte, während der Reichstagspauſe ſchrift⸗ liche Aufklärung bei den Regierungen der Länder einholen zu wollen. In der Abſtim⸗ muna wurden drei ſozialdemokratiſche An⸗ träge abgelehnt und der eingangs zitierte Satz über die Zuſammenſetzung der örtlichen Schulverwaltungen mit 13 bürgerlichen gegen 9 ſozialiſtiſchen Stimmen angenommen, wo⸗ bei ſich die Demokraten der Stimme ent⸗ hielten. 1 Zum Schulkampf in Sachſen. Bisher fand in den acht katholiſchen Mehr⸗ heitsſchulen der Südlauſitz die bekannte Gebets⸗ verordnung unſeres Kultusminiſters keine An⸗ wendung. Ganz plötzlich verlangt man jetzt unter ſchweren Strafandrohungen, daß das Schulgebet unterlaſſen werde, nur um die kom⸗ muniſtiſchen Freunde zufriedenzuſtellen. Es handelt ſich ja dabei nicht allein um das Schul⸗ gebet. Es ſollen vielmehr dieſe acht katholiſchen Schulen ihres konfeſſionellen Charakters ent⸗ kleidet werden. Daher iſt der Kampf entſchie⸗ durchgeführt werden. Lange Zeit hat Kultus⸗ miniſter Fleißner zum Schulſtreik geſchwiegen Endlich mußte er aber doch auf die vielen An⸗ den aufgenommen und wird bis zur Neige n ünloſes Stammeln. Er nennt den Schal, ſtreik frivol, unmvraliſch und ungeſetzlich. Fri⸗ vol aber iſt nicht der Streik, da er die heiligſten Intereſſen überzeugter Katholiken wahren ſoll, wohl aber das Vorgehen der Regierung. Auf „offene Briefe“ will er nicht antworten. Das iſt ja ſehr bequem, ſicher aber nicht tapfer. In der Südlauſitz hahen zahlreiche Verſammlungen ſtattgefunden. Ueberall zeigte ſich der entſchloſ⸗ ſene Wille zum Durchhalten. Selbſt ſozialdemo⸗ Fatiſche Eltern beteiligen ſich. am Schulſtreik. Auch von proteſtantiſcher Seite wurden Ver⸗ ſammlungen abgehalten und den katholiſchen Eltern ihre Sympathie im Kampfe um ihr Recht ausgeſprochen. In einem Falle haben es die Kommuniſten verſucht, die Verſammlung zu ſtören. Sie werden es wohl nicht wieder wagen, da ſie fühlen, daß ſie einer feſten Ent⸗ ſchloſſenheit gegenüberſtehen. Folgen der Schußtloſigkeit. Münſter, 24. Juni. In der Nacht zum Sonntag iſt auf das Gebäude des ſozialde⸗ mokratiſchen Organs„Der Volks⸗ wille“ ein Bombenattentat verübt worden, wo⸗ bei das Druckereigebäude mit den Druck⸗ und Setzmaſchinen vollſtändig zerſtört wurde. Die ſofort aufgenommene Fahndung nach den Tätern iſt bisher ohne Erfolg geblieben. Ausland. Reparationspläne. Paris, 25. Juni. Das„Journal“ ſchreibt zur Reparationsfrage, die Reparationskom⸗ miſſion(ſoll wohl heißen, deren franzöſiſche Delegation) habe ſich mit verſchiedenen Repa⸗ rationsplänen, die deutſcherſeits ent⸗ worfen worden ſeien, beſchäftigt. Der eine dieſer Pläne ſei der des Dr. Litwing. Das Blatt glaubt zu wiſſen, daß dieſer Plan die Zuſtimmung der franzöſiſchen Sachverſtändi⸗ gen gefunden habe, da ſie den Standpunkt vertreten, daß eine Aneihe, die garantiert werde durch das geſamte deutſche Privatver⸗ mögen, Aufnahme finde. Der zweite Plan rühre von Dr. Hans Heymann her, der die Schaffung eines Aufbauinſtituts vorſehe Auch der Plan Hachenburg, der eine Kredit gemeinſchaft vorſehe, habe eine günſtige Auf⸗ nahme gefunden. Die deutſche Regierung tue ſo, als ob ſie dieſe Pläne nicht kenne. Es wäre vielleicht deshalb opportun, ſie ihr ins Gedächtnis zurückzurufen. Die Brüſſeler Kriſis. Noch immer keine Löſung. Paris, 25. Juni. Das Journal des De⸗ bats erfährt aus Brüſſel über die belgiſche Min ſſterkriſis, man ſei der Löſung keinen Schritt näher gekommen und die Frage der vlamiſchen Univerſität in Gent und das Problem der Dienſtzeit hätten bis jetz noch keine Löſung gefunden. Wenn ſich bis Mittwoch die Gruppen nicht geeinigt hätten werde Theunis dem König mitteilen, daß er auf die Kabinettsbildung verzichte. Do die„ eſis noch keine Löſung gefunden habe, ſei die heutige Kammerſitzung auf unbe⸗ limmte Zeit vertagt worden. dee enthüllen Rheinlandpläne. Natürlich wird dementiert. Paris, 25. Juni. Der Quay d'Orſay ver⸗ Lltentlicht ein Kommuniaus. wonach die Echt ͥͥͥ PP Wie wir vergeben unſern Schuldigetu. Roman von E. Krickeberg. Nachdruck verboten. Als dann ihr Mann ſo plötzlich an der Lungenentzundung ſtarb, teilte ſie es den Sei⸗ nen pflichtſchuldigſt mit, aber auch dies erſchüt⸗ iernde Ereignis vermochte nicht den Sinn des Vaters zu ändern. Er wollte dem Sohn die Familiengruft öffnen, aber deſſen Frau nicht geſtatten, ihren Fuß auf Drewensbergſchen Wrund und Boden zu ſetzen.— Da verzichtete ie mit dem Bewußtſein, in ihres Mannes Sinn zu handeln. So ruhte ihr Gatte als einziger Drewensberg in fremder Erde, und pie eigenen Eltern hatten ſeinem Sarge nicht rinmal das Cieleit gegeben. Sie würde es nuch nicht gelitten haben— ihr Herz war ver⸗ ſteint in ſeinem Schmerz. Ihr einziger Troſt war es, daß ſie nun dei Lebzeiten der alten Leute würde abgeſchloſ⸗ Familie nichts Non ihr, und ihres Sohnes Rechte konnten ſie wNr nicht rauben.— Ein Jahr lang hatte „van ſie auch in Ruhe gelaſſen— dann aber ötzlich mit dem Auftauchen dieſes Eberhard vnn Drewensberg war ſie wieder mitten hin⸗ n worden in den Strudel der Fami⸗ enzwiſtigleiten; und jetzt war die Angſt und Not der vergangenen Zeit mit allem Unge⸗ zen haben mit allem, was zu der Hrewensberg gehörte. Sie verlangte kim zu neuem Leben erwacht. 1 Um ibre Qual noch zu verſtärken, plau⸗ derte Heini fortwährend von dem„neuen On⸗ kel“, der eine wichtige Erſcheinung in ſeinem jungen Leben bedeutete. Ob er bald wieder⸗ kommen, und wann er kommen würde? Ob er auch ganz gewiß die Trauben bringen, und auch nicht von der Leiter fallen würde, wenn ſie ſo hoch hingen? So ging es in einem fort, und er wollte ſich nicht zu Bett bringen laſ⸗ ſen, bis„Bnlerchen Harto“ gekommen war, und er ihm die große Neuigkeit brühwarm er⸗ zählen konnte. Als„Väterchen Harto“— eigentlich hieß er Hartkopf, aber ſeitdem Heini ſeinen Na⸗ men in das bequemere Harto abgekürzt hatte, war der richtige in den Hintergrund gedrängt — dann endlich erſchien, empfing ihn Anita mit einem„Gott ſei Dank! Ich komme um vor Aufregung und Sorgen!“ Sie hatte ſich fei vorgenommen, ruhig zu ſein. Bernbard Hertkopf liebte es nicht, wenn ſie ihrem Temperament nachgab, aber das war ſtärker als ſie. Er ſah ihre Aufreg⸗ ung ſofort. 5 „Nun—“ begütigte er,„hat es einmal wieder übergekocht? Kind „O, wenn Sie wüßten, Harto, wie er mich geplagt hat.“ b „Laſſen Sie mich nur wenigſtens erſt ab⸗ legen.“ 5„%% Er beellte ſich keineswegs damit, h er und Palelo ſehr umſländlich Zvlinde Garderobenſtänder, bürſtete kunſtgerecht vor dem Spiegel die wenigen grauen Haare vom Hinterkopf über den kahlen Scheitel und trat dann langſam zu ihr ins Zimmer. Ein hoher, ſehr hagerer Mann mit einem ausgeprägten irtloſen Schauſpielergeſicht. Scharf ſprang die lauge, gerade, ſchöngeſchnittene Naſe aus dem hohlen Antlitz mit dem grau⸗gelben Teint. Die Augen lagen tief in ungewöhnlich großen Höhlen unter der überhängenden Stirn und den grauen buſchigen Brauen. Ihr Blick ſchaute klug und kühl und gleichgültig in die Welt, mit der ihr Beſitzer längſt abgeſchloſſen hatte. Er war ei Mann, der nichts mehr vom Le⸗ ben erwartete und nichts mehr verlangte. Sein ſchwarzer, langſchößiger Rock war c ben Nähten bereits etwas fadenſcheinig, aber von tadelloſer Sauberkeit, wie ſeine ganze würdige Erſcheinung. Würde und Sauberkeit waren überbaupt auf den erſten Blick die her⸗ vorſtechenden Eigenſchaften des ehemaligen Schauspielers. Ohne den ſchwarzen Rock, die tadelloſe Krawatte und den blitzblanken Zy⸗ linder war der alte Hartkopf ſchlechterdings nicht zu denken. 0 10 Anita hatte ſich in die Sofgecke unter das Bild ihres Mannes geſetzt. Sie nahm ſich zu⸗ ſammen, um ruhiger zu ſcheinen, aber an der nerhöſen Art, mit der ihre Finger am T ſchentuchzipfel zerrten, erk Da unterbrach ſie ihn ſchon.„Gefürchtet habe ich ihn eigentlich nicht, Harto, es war mir nur unangenehm, mit ihm zuſammenzu⸗ treffen. Daß eine Einigung nicht möglich ſein würde, wußte ich ja im voraus.. aber jetzt, glaube ich, fürchte ich ihn.“ Hartkopf ſah ſie ſcharf an:„Demnach hat er ſich auf den ſchroff⸗feindſeligen Standpunk⸗ ſeiner Eltern geſtellt?“ „Ja— und nein oder doch ſicher ja. Er weiß es nur zu verbergen— hat er⸗ ſucht, Heini an ſich zu ziehen. Vielleicht will er ihn mir rauben, um mich hintenherum zu treſſen!— Aber das Schrecklichſte für mich iſt zunächſt dieſe fürchterliche Aehnlichklit mit Heinz.— Denken Sie, Harto, er iſt durcha 1s nicht hübſch und faſt düſter ernſt. 9 8 gleicht er auffallend ſeinem ſchöy 11 teren Bruder.“ N „Das müßte Sie doch eigentlich milder ge⸗ gen ihn ſtimmen.“ „Im Gegenteil!“ fuhr ſie auf,„es belei⸗ digt,— es kränkt mich Bangen ein.“ 5 Hartkopf beobachtete ſie mit ſeinen klugen Augen, wie ſie mit den zitternden Händen da⸗ Taſchentuch faſt zerriß von dernden Ble ken um ſich starrte i lee n e, ee ür, l, ie ſind ſo aufgeregt, Anita, daß ich Sie haben Ihre Sache herilih ſchlah⸗ ſchen Reg ten Glaube des engliſchen Blattes getäuſcht“ wor⸗ den ſei(). 5 bſerver“ t tlichten Do r die Beziehungen der franzöſi⸗ ſtegierung zur ſeparatiſtiſchen Bewe⸗ gung des Dr. Dorten im Rheinlande beſtrit⸗ wird. Es wird erklärt, daß„der gute Die„Frankf. Ztg.“ kommt nach eingehen. der Betrachtung der Sachlage zu folgender gierte der Aheinlandkommiſſion' in Wiesda⸗ aus dem amtlichen franzöſiſchen Bericht un⸗ mißverſtändlich hervor, daß Herr Tirard nicht der Verfaſſer, wohl aber der Uebermittler an die vorgeſetzten Stellen in Paris geweſen iſt, der damit auch die amtliche Verantwortung für den Bericht übernommen hat. Der Schrei⸗ ber des Dokuments erzählt von regelmäßigen Unterredungen und offenbar dauerndem Ver⸗ kehr mit Dorten. Daß davon bei Präſident Tirard keine Rede ſein kann, weiß man. Der Verfaſſer iſt alſo augenſcheinlich Herrn Ti⸗ rards politiſcher Vertreter, de. ilende Del und flößt mi i ö lacht ſich ins die Unabhängigkeit der Stellungnahme: ö 1 Für den, der die Verhältniſſe kennt, gehr Weiß das deutſche Volk? In der„Voſſiſchen Zeitung“(Nr. 283) ſchreibt Gg. Bernhard über„Die Freiheit der Preſſe“: „Weiß das deutſche Volk eigentlich, daß ſchlecht gerechnet 90 v. H. der deutſchen Preſſe heute im Beſitz induſtrieller Großunterneh⸗ mer und ihrer Tochtergeſellſchaften ſind? Weiß das deutſche Volk eigentlich, daß die Nach⸗ richten, die es in ſolchen Blättern lieſt, zum großen Teil von Korreſpondenzbüros gelie⸗ fert werden, die ebenfalls wieder dieſem Groß⸗ unternehmer und ihren Tochtergeſellſchaften gehören? Weiß das deutſche Volk, daß die bei⸗ den Zeitungskönige Hugenberg und Stinnes heißen, die in einer Reihe von ſolchen Schach⸗ telgeſellſchaften ſelbſt oder durch ihre Vertre⸗ ter zuſammenſitzen und die öffentliche Mei⸗ nung Deutſchlands ſowohl durch den Beſitz an Tageszeitungen, wie durch die ihnen gehö⸗ rigen Witzblätter, wie durch die von ihnen abhängigen Frauenzeitungen bis in die klein⸗ ſten Winkel beherrſchen? Hier liegt die Gefahr für die Unabhängigkeit der deutſchen Preſſe. Hier liegt die Gefahr für die Unabhängigkeit des Journaliſtenſtandes. Denn hier iſt über⸗ haupt kein Verleger mehr vorhanden, der mit verlegeriſchen Abſichten, um beſtimmten publiziſtiſchen Zwecken zu dienen, ſich mit ei⸗ ner Redaktion auseinanderſetzt. Hier tritt der Zeitungsbeſitzer in den Hintergrund und läßt ſeine Befehle durch angeſtellte Direktoren verteilen, die ihre Aufgaben ſo auffaſſen, wie ſie es als Vollſtrecker der Kommandogewalt in den Kriegspreſſeämtern übten, oder ſo, wie ſie ſie in früheren Stellungen als Syndiei von Intereſſenverbänden aller möglichen Brau⸗ chen zu üben hatten. Hier iſt eine Kontrolle der Oeffentlichkeit ausgeſchloſſen. Denn die Einwirkungen, die dieſe Zeitungskönige auf die öffentliche Meinung üben wollen, ſollen eben verſchleiert werden. Verſchleiert durch die Zeitungen, die ſich nach wie vor unabhän⸗ gig gebärden, die nach wie vor ſo tun, als ob ſie den Zwecken des Volkes dienten, während ſie in Wirklichkeit wirtſchaftliche Intereſſen— vertretung betreiben. Nur unklarer und ver⸗ logener, als das ehrliche Intereſſeuvertretun— gen zu tun pflegen. Das Publikum würde dieſe Zeitungen nicht mehr leſen, wenn es die Zwecke kennte, die ihre Beſitzer verfolgen, und deshalb müſſen ihnen dieſe Zwecke verborgen werden. In dieſen Großunternehmungen ſpielt der Journaliſt die Rolle des Angeſtell⸗ ten eines literariſchen Büros in einer kapita⸗ liſtiſchen Großunternehmung. Die meiſten von ihnen mögen das gar nicht wiſſen. Aber die, die es wiſſen, wünſchen aus dieſer unwür⸗ digen Stellung herausgerettet zu werden, und ſie appellieren an die Autorität des Staates, der verpflichtet iſt, die öffentliche Meinung und die Sachwalter dieſer öffentlichen Mei⸗ nung zu ſchützen. Wiſſen die Reichstagsabgeordneten eigent⸗ lich, die jüngſt erſt wieder das Notgeſetz für die deutſche Preſſe erweitert haben, daß heute die Abgaben, die die Induſtrie in ihrer Ge⸗ ſamtheit und die Landwirtſchaft in der Form der Holzabgaben zahlen muß, in der Haupt⸗ ſache dazu dienen, den Großinduſtriellen, die Zeitungen beſitzen, Subventionsgelder für ſolche Zeitungen zu ſparen? Wenn auch nicht der größte, ſo doch ein ſehr erheblicher Teil der Milliardenſummen, die monatlich die deutſche Preſſe aus dieſen Fonds, den Indu⸗ ſtrie und Landwirtſchaft aufbringen müſſen, empfängt, kommt den von der Induſtrie aus⸗ gehaltenen e Zahl der ſchwerinduſtriellen Zeitungsbeſitzer Fäuſtchen, daß der Staat, ſtatt . zu einung vor Be⸗ 105 für dieſen F u Volks c Faſt alle dieſe lätter betreiben die 10 te nationaliſtiſche ie einen verſteckt, die anderen offen. 1 a Urheber dieſer Hetze, laſſen ſtützen und die öffentliche 1 zu bewahren, ihnen die e e, want denen and ee besen Blättern zugute, und die kleine z den. Für die politiſche Deutung des Doku⸗ ments macht das keinen Unterſchied. Es han⸗ delt ſich in ihm ja nicht um private Maßnah⸗ men des einen oder anderen Herrn, ſondern um die offizielle Politik Frankreichs, die auf Loslöſung der Rheinlande von Deutſchland ausgeht und das in ſolchen inneramtlichen Berichten nicht abzuleugnen braucht. 28 Die Notlage der Religionsgeſellſchaflen. Folgender Antrag der Zentrumsabgeord neten Lange⸗Hegermann, Herold und Pönen hat im Ausſchuß zur Beratung des Landes ſteuergeſetzes Annahme gefunden: Der Reichstag wolle beſchließen, folgende Entſchließung anzunehmen: Der Reichsminiſter der Finanzen wird er ſucht, der Notlage der Religionsgeſellſchaften durch Gewährung von ausreichenden Dar lehen Rechnung zu trogen, die den Ländern in Höhe der jeweils zu erwartenden Steuerein⸗ 1 der Religionsgeſellſchaften zu gewähren ind.. 0% ᷑— Wm 5 ee ee, Nationaliſten gab es mehrere Blutiger Zuſammenſtoß zwiſchen Nationa⸗ N liſten und Arbeitern. Stettin, 26. Jani. Zu einem blutigen Zu⸗ ſammenſtoß zwiſchen ſozialiſtiſchen Arbeitern und Jungſturmleuten kam es in Gram⸗ burg. Als die dortige Ortsgruppe zur Feier ihres Stiftungsfeſtes durch die Stadt marſchierte, trugen einige Jungſturmführer Waffen. Die Arbeiter verlangten deren Abnahme, doch zeigte ſich, daß die Jungſturm⸗ führer Waffenſcheine beſaßen. Bei den Aus⸗ einanderſetzungen wurde ſchließlich geſchoſſen und ein Arbeiter durch einen Bauchſchuß ge⸗ tötet, ein anderer Arbeiter durch einen Bruſtſchuß ſchwer verletzt; auch auf ſeiten der Verletzte. Bonbengklentat in Wiesbaden. Frankfurt a. M., 23. Juni. Ueber das At⸗ tentat auf den Hauptbahnhof in Wiesba⸗ den erfahren wir folgendes: Die Bombe iſt im Schalterraum explodiert, und zwar kurz vor Abfahrt der Frühperſonenzüge, alt ein ſtarker Andrang zu den Fahrkartenſchal⸗ tern herrſchte. Es ſind nicht nur die ſämt, lichen Fenſterſcheiben der Eingangshalle zer⸗ trümmert, ſondern die Halle ſelbſt ſtark be⸗ ſchädigt, daß das Betreten des Bahnhofs von einer Nebenſeite aus geſchehen muß. Die Fahrkarten werden auf dem Perron verkauft Da der Bahnhof vollſtändig abgeſperr! iſt, läßt ſich die Zahl der Toten und Ver⸗ Man ſpricht von letzten nicht feſtſtellen. einem Toten und elf Perſonen, die ſchwer verletzt ſind⸗ Infolge des Attentats iſt über Wiesbaden die Straßenſperre von Uhr ab verhängt worden. Jede Ein⸗ Ausreiſe aus dem Stadtgebiet iſt Kurz nach dem Attentat ſoll ein gut gekleide⸗ ter jüngerer Herr beobachtet worden ſein, der ſich ſehr ſchnell vom Tatorte entfernte. Ob er mit dem Attentat ſelbſt etwas zu tun hat, ſteht allerdings dahin.. e 1 Neue Motolnlen. Berlin, 26. Juni. Aus dem Ruhrgebiet wird gemeldet: In Gladbeck wurde am 24 Juni auf der Holthauſer Straße ein Schuhmacher aus Horſt, ein Invalide, der im Krankenhaus Horſt Emſcher als Pflegling untergebracht war, von einem belgiſchen Po⸗ ſten erſchoſſe n. Ferner wurde in der Nacht ein Mann von etwa 49 Jahren, beſſen Per⸗ ſonalien bis jetzt noch nicht ermittelt worden ſind, an der Zechenbahn in der Nähe der Ber⸗ liner Straße ebenfalls von einem belgiſchen Poſten erſchoſſen. Die Belgier brachten die Leiche morgens ins hieſige Krankenhaus. Ueber das Schreckensregiment in Buer wird in Ergänzung der geſtrigen Nachrichten noch aus Eſſen gemeldet: Die Strafmaßnah⸗ men, die wegen Erſchießung eines belgiſchen Soldaten bei Lippransdorf über die Stadt Buer verhängt worden ſind, forderten bereits eine Reihe von Opfern und zwar 3 Tote und eine Anzahl Verwundete. Auf der Oſtfallen⸗ ſtraße wurde der 23 Jahre alte Johann Tom⸗ brink erſchoſſen. Er ſtürzte ſofort vor den Augen ſeiner Angehörigen nieder und ver⸗ ſchied einige Augenblicke nachher. Die Ange⸗ hörigen wurden, als ſie zur Hilfeleiſtung in den Vorgarten gehen wollten, ebenfalls mit Erſchießen bedroht. Der 22jährige Sohn der Witwe Weſemeyer aus der Eſſener Straße wurde auf der Treppe eines Hauſes erſchoſſen. Die Leiche wurde in das obere Stockwerk des Hauſes gebracht, wo ſie zurzeit noch von einem Doppelpoſten bewacht wird. Der dritte Tote heißt, Riekert. Er iſt ein alter Mann, der für für das Krankenhaus in Horſt Beſorgungen machte, wobei er erſchoſſen wurde. Ferner wurden mehrere Perſonen angeſchoſſen. In vielen Fällen wurden auch erleuchtete Fenſter eingeſchoſſen. e Die deutſchen Todesopfer des belgiſchen Be⸗ lagerungszuſtandes im Bereich von Buer und Marl mehren ſich. Heute nachmittag ſchoß in Buer ein belgiſcher Offizier auf den Zechen⸗ boten Prinzen, der von dem Offizier geſtoßen worden war und ſich dies in energiſcher Weiſe verbeten hatte. Prinzen war Schwerkriegs⸗ beſchädigter und Vater von fünf Kindern. Gelſenkirchen, 26. Juni. Der Belagerungs⸗ zuſtand in Marl und Buer iſt verſchärft worden. Die Urſache iſt eine neue Bluttat, und zwar ſoll heute ein belgiſcher Poſten er⸗ ſchoſſen worden ſein. Gennaues läßt ſich noch nicht feſtſtellen. Beide Orte ſind von der Außenwelt ſo gut wie abgeſchnitten. Man muß bedenken, daß während der Sperrzeit auch Aerzte, Hebammen uſw. die Straßen ſorgung der heiden Gemeinden mit den not⸗ wendigſten Lebensmitteln aufs ſchwerſte be⸗ droht. Ein beſtialiſcher Akt. Gelſenkirchen, 26. Juni. Am Samstag abend ½11 Uhr wurde die 17jährige Ehe⸗ frau des Bergmanns Otto Tielmann, die ihr bier Monate altes Söhnchen zu ihren Schwie⸗ gereltern zur Erholung gebracht hatte und wege von einem franzöſiſchen Eiſenbahner und zehn franzöſiſchen Soldaten angehalten und von jedem dieſer Wüſtlinge verge⸗ waltigt. Außerdem raubten ihr die Fran⸗ zoſen aus der Handtaſche 98 000 Mark, und wei Pakete. Schließlich mißhandelten ſie die Aermſte mit Fußtritten. Ein Deutſcher, der Geld dadurch vor jener rapiden Entwertung 1 die ſie am meiſten gefördert haben urch die Unruhe, die ſie mittels ihrer Preſſe in die deutſche Oeffentlichkeit tragen. Dieſe Unruhe entwertet das Geld und ſchafft den chwerinduſtriellen Preſſebeſitzern doppelte und 0 Profite. Und um dieſe 191 5 mög⸗ reifache Profite. Un lichſt auf di er zu gan e in dee Bohle gehen mer de Büblen Bedienſtete zu insgeſamt 14 Jahren 3 Mo⸗ nicht betreten dürfen. Außerdem iſt die Ver⸗ f ſich auf der Rückreiſe befand, auf dem Heim ſie von Kray nach Hauſe begleiten wollte, wurde ſchwer miß handelt Das Wüten gegen die Eiſenbahner. Köln, 26. Juni. Soweit bis jetzt feſtge⸗ ſtellt werden konnte, ſind ſeit Beginn des Ruhreinfalls folgende Zwangsmaßnahmen gegen Eiſenbahnbedienſtete zu verzeichnen: Aus ihren Wohnungen vertrieben wurden 1708 Bedieuſtete mit ungefähr 5000 Ange⸗ börigen. Aus dem beſetzten Gebiet ausgewie⸗ ſen wurden 1156 Bedienſtete mit ungefähr 3000 Angehörigen. Verhaftet wurden 264 Bedienſtete. Von Kriegsgerichten wurden 63 naten und 25 Tagen Gefängnis, ſowie 350 000 Mark Geldſtrafe ver eilt. Zwei Bedien e wurden getötet. Weitere 600 Ausweiſungen aus dem Bezirk Mainz. Mainz, 26. Juni. Aus dem Bezirk Mainz ſind heute 600 Eiſenbahner mit Familien von den Franzoſen ausgewieſen worden.“ Der Hausrat wurde beſchlagnahm. Auch ein amerikaniſcher Informgtions⸗ 5 Beſu ch. 8 Im Auftrage des amerikaniſchen Ernährungs⸗ miniſters.. Eſſen, 26. Juni. Geſtern abend erſchienen im Auftrag des amerikaniſchen Ernährungs⸗ miniſters die amerikaniſchen Profeſſoren Gol⸗ der und Hutchinſon bei dem Lebensmitteldezer⸗ nenten der Stadt Eſſen und informierten ſich eingehend über die Lebensmittelverſorgung und das Transportweſen. Die Herren waren aus Berlin gekommen, wo ſie vom Ernäh⸗ rungsminiſter Dr. Luther empfangen worden 1 waren. 9 Planmäßige Ausraubung von Induſtrie⸗ a werken. Genf, 26. Juni. Der„Temps“ meldet, daß die glliierte Ingenieurkommiſſion des Ruhrgebietes eine Liſte von 19 Induſtriewer⸗ ken an den Miniſterrat eingereicht hat, deren Beſchlagnahme für Reparationszwecke vorge⸗ ſchlagen wird. Dem„Temps“ zufolge iſt die Verfügung der Beſchlagnahme aller Kohlenvorräte auch auf den Befehlsbereich der Kommandantur Mainz und der Pfalz ausgedehnt worden. 6 Flanlteichs Rheinland pläne. London, 26. Juni. Der Kölner Bericht⸗ erſtatter des„Daily Chronicle“ erklärt, er ei davon überzeugt, daß die Franzoſen ihre auf die Schaffung einer Rheiniſchen Republik gerichtete Politik fallen gelaſſen hätten und daß ihre Politik mehr zu einer Annexionspoli⸗ tik geworden ſei. Der neueſte Plan der Fran⸗ zoſen gehe dahin, das Rheinland einſchließlich des Eſſener Bezirks zu behalten. Infolge der Enthüllungen des„Obſerver“ ei mit der Mög⸗ lichkeit zu rechnen, daß die Entwicklung der Dinge im Rheinland von franzöſiſcher Seite bechleunigt und die Welt bereits in den näch⸗ ten zwei oder drei Wochen vor eine vollendete Tatſache geſtellt werde. „Ein Teil der Preſſe befaßt ſich weiterhin mit dem vom„Obſerver“ veröffentlichten franzöſiſchen Geheimbericht. Eine Reuter⸗ Meldung beſagt, ein nachdrückliches franzö⸗ ſiſches Dementi behaupte, daß das vom„Ob⸗ ſerver“ veröffentlichte Dokument nicht exi⸗ ſchriften und Witzblätter— in Bewegung ge⸗ fetzt, um die wenigen noch unabhängigen Blät⸗ ter Deutſchlands zu verdächtigen. Deshalb ſollte das Journaliſtengeſetz nicht bloß eine Forderung der Journaliſten, ſondern auch derjenigen Verleger ſein, die ſich der Würde ihres Standes und der Pflicht bewußt ſind, ſtiere. Dennoch wurde es von den engliſchen Blättern als ſicher augeehen, daß Frankreich verſuche, das Rheinland von Deutſchland zu trennen. ö Ne lichigge deulſche Anlwork. Sevexing zur Rheinlandfrage. Elberfeld, 25. Juni. Der rheiniſche Pro⸗ vinziallandtag iſt heute Mittag um 2 Uhr 45 im Rothaus zu Barmen zuſammengetre⸗ ten. Die Tagung eröffnete der preußiſche Miniſter des Innern Severing, der fol⸗ gendes auskſihrte: Wohin führt der Weg? Es iſt niemand hier, der uns dieſe Frage beantworten könnte. Wir gehen den Weg weiter, weil wir wiſſen, daß es keinen ande ren Weg gibt. Würden wir den Widerſtand aufgeben, den wir bis jetzt dem Einbrecher geleiſtet haben, dann hätten wir nicht nur den Krieg, ſondern auch den ehrlichen deut⸗ ſchen Nachkrieg verloren. Die franzöſiſche Regierung wird binnen kurzem Gelegenheit erhalten, zu den Plänen der franzöſiſchen. An⸗ nexionspolitiker Stellung zu nehmen. Sie wird erklären müſſen, ob ſie die Pläne dieſer Poli⸗ tiker billigt oder nicht. Unſere Stellungnahme iſt klar. Wir erklären derartige Pläne ein für alle Mal als undiskutabel. Ich kann nur wiederholen, daß das Rheinland uns nicht ſeil iſt, und daß es nichts in der Welt gibt, was das rheiniſche Volk und das rheiniche Land zu einem Schachergeſchäft bei den Ver⸗ handlungen machen könnte. Das gilt für Annexionen in Form. Steckbrief gegen Dorten. Leipzig, 26. Juni. Wie wir erfahren, hat das Reichsgericht einen neuen Steckbrief wegen Hochverrats gegen Dr. Dorten in Koblenz erlaſſen. Gleichzeitig wurde das Ver⸗ fahren gegen Dr. Dorten vom beauftragten Wen ee des Reichsgerichts ein⸗ geleitet. Die Zeugenvernehmungen ſollen ſchon in den nächſten Tagen beginnen. Aus dem Reich. Die neue Deviſenordnung. Die Ausführungsbeſtimmungen fertiggeſlellt. Berlin, 26. Juni. Die Ausführungsbe⸗ ſtimmungen für die neue Deviſenordnung ſind bereits fertiggeſtellt und werden hente oder morgen das Reichskabinett beſchäftigen. Der Reichsverband der deutſchen Induſtrie und die großen Orgauiſationen des Handels wurden von der Regierung erſucht, ihrerſeits zur Markſtützung in materieller Weiſe beizutragen. Reichsarbeitsminiſterium und wertbeſtändige Entlohnung. ö Berlin, 26. Juni. Ueber die Verhandlun⸗ gen im Reichsarbeitsminiſterium vom 25. Juni wegen der Wertbeſtändigkeit der Löhne erſchienen in der Preſſe Notizen, wonach der Reichsarbeitsminiſter von ſich aus auf geſetz⸗ lichem Wege vorgehen werde, falls eine Eini⸗ gung innerhalb der Zentralarbeitsgemein⸗ ſchaft über die Durchführung der Anpaſſung der Löhne und Gehälter an den verbeſſerten Index nicht erzielt werden ſollte. Das könnte irrtümlich dahin verſtanden werden, daß das Reichsarbeitsminiſterium ſchon jetzt entſchloſ⸗ ſen ſei, eine Anpaſſung an den Inder durch ein Geſetz vorzuſchreiben. Das Reichsarbeits⸗ miniſterium weiſt demgegenüber ausdrücklich darauf hin, daß es zu der Frage, wie die An⸗ paſſung durchzuführen ſei, noch nicht endgül⸗ tig Stellung genommen habe. Die bisherigen Verhandlungen dienten lediglich 105 Klärung der verſchiedenen Meinungen. Endgültige Be⸗ ſchlüſſe ſind bisher nur hinſichtlich der Ver⸗ beſſerung des Index gefaßt worden. Die Maßnahmen gegen den Wohnungs⸗ 1 mangel. 1 N 19700 wie private. un die ſie als Verleger gegenüber der Oefſentlich⸗ Me Berlin, 20, i. Der Wohnungsausſchu des Reichstas Beratungen ü abends 8½ und geſperrt. Deffenlliche Gebäude unterliegen ebenſo ben 90